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.... Der Prozess um das Werk des Galileo Galilei - G/Geschichte

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seit dem Dekret generell untersagt gewesen, sich über Kopernikus´ Theorien zu äußern, auch nichthypothetisch. Dies veränderte <strong>Galileo</strong> <strong>Galilei</strong>s Lage dramatisch, denn dadurch hätte er gegenAnweisungen der Inquisition verstoßen, was ein ungleich schwereres Delikt bedeutete.Im Oktober 1632 wurde er schließlich vor <strong>das</strong> Heilige Offizi<strong>um</strong> geladen. Aufgrund seinesGesundheitszustan<strong>des</strong> erreichte er Rom erst im Januar 1633, wo er im Haus <strong>des</strong> Botschafters derToskana untergebracht wurde. Er genoss milde Bedingungen und war nur zweimal für kurze Zeitin Haft, dabei über einen persönlichen Diener und Essen aus der Botschaft verfügend. <strong>Der</strong>Großherzog war ihm weiterhin wohlgesonnen und setzte sich für ihn ein. Wieder und wieder fragteihn die Inquisition in den folgenden Monaten nach den Umständen der Druckerlaubnis und war<strong>um</strong>er die (vermeintlichen) Anweisungen von 1616 dabei nicht erwähnte.Eine weitere Kommission <strong>des</strong> Heiligen Offizi<strong>um</strong>s war nach erneutem Studi<strong>um</strong> <strong>des</strong> „Dialog“ derAnsicht, <strong>das</strong>s <strong>Galilei</strong> gegen <strong>das</strong> Dekret verstoßen hatte, auch nach der Auslegung <strong>des</strong> Briefes vonBellarmin. Die Fadenscheinigkeit seiner hypothetischen Darstellung wurde ihm zur Last gelegt.<strong>Der</strong> Vorsitzende der Kommission ersuchte dar<strong>um</strong>, <strong>das</strong>s man sich außergerichtlich einigen würde,was stattgegeben wurde. <strong>Galilei</strong> galt so nicht als Verurteilter der Inquisition, sondern sollteöffentlich seinen Fehler eingestehen und bekennen, <strong>das</strong>s man seine Schrift falsch, im Sinne <strong>des</strong>Kopernikus, auslegen könnte.Am 10. Mai 1633 legte <strong>Galilei</strong> seine nach den Wünschen der Kommission gestalteteVerteidigungsschrift vor, doch ahnte er nichts von dem, was ihn erwarten würde. <strong>Der</strong> eigentlichbestens informierte toskanische Botschafter, sein Mittelsmann, vermittelte ihm nur die positivenNachrichten. Zwischendurch waren allerdings <strong>Galilei</strong>s alte Gegner aktiv geworden, verbreitetenfehlerhafte Abschriften, angebliche blasphemische Äußerungen und weitere fragwürdigeDok<strong>um</strong>ente, die angeblich von <strong>Galilei</strong> stammen sollten.Papst Urban VIII. hatte mittlerweile genug von der Auseinandersetzung und den Streitigkeiten. Erbefahl <strong>Galilei</strong>, unter Androhung von Folter (welche bei alten Leuten nicht angewandt wurde, auchwurde <strong>Galilei</strong> wohl niemals ein Folterinstr<strong>um</strong>ent zur Einschüchterung gezeigt), seine wahrenGründe für <strong>das</strong> Publizieren <strong>des</strong> „Dialog“ zu nennen. Zudem solle er der kopernikanischen Lehreabschwören, sich dazu nicht mehr äußern, durch <strong>das</strong> Heilige Offizi<strong>um</strong> verhaftet werden und der„Dialog“ auf den Index kommen.<strong>Galilei</strong> wusste davon nichts, als er am 21. Juni vor die Inquisition trat. Er bekam dreimal die selbenFragen zu seinem <strong>Werk</strong> vorgelegt, die er im Sinne der Kirche beantwortete. Mit einem gutenGefühl dürfte er aus dieser Verhandlung gegangen sein. Als er am nächsten Tage <strong>das</strong> Maultier und<strong>das</strong> Bußgewand sah, muss es ein Schock für ihn gewesen sein. <strong>Galileo</strong>, als gläubiger Christ seinerZeit, muss jedoch innerlich einen Weg gefunden haben, sich damit abzufinden und <strong>das</strong> Urteil derKirche demütig und endgültig zu akzeptieren.<strong>Der</strong> Machtmissbrauch der Kirchenvertreter wurde ihm zur Verhängnis, sie ließen sich von seinenGegner instr<strong>um</strong>entalisieren und für ihre Absichten einspannen. <strong>Der</strong> Vorwurf der „Häresie“ trafnicht zu, schließlich hatte <strong>Galilei</strong> nicht gegen ein Dogma verstoßen. Die Abschwörungsformelversuchte zudem, die Auslegung <strong>des</strong> Dekrets von 1616 nachträglich zu Recht zu rücken. <strong>Galilei</strong>blieb bis an sein Lebensende ein Gefangener der Inquisition, allerdings unter angenehmenBedingungen. Er durfte nach einem halben Jahr nach Florenz ziehen und weiter an der neuenPhysik arbeiten. Seine 1638 erschienene Publikation der „Discorsi“ ließ er vorsichtshalber inHolland drucken, doch hatte die Kirche keine Einwände. Zwischen 1637 und 1639 erblindete<strong>Galilei</strong>, konnte dank seiner Mitarbeiter aber bis kurz vor seinem Tod am 8. Januar 1642weiterarbeiten. Er liegt in der Kirche Santa Croce in Florenz begraben. Erst 1728 fand derEngländer James Bradley den konkreten Beweis für die Richtigkeit <strong>des</strong> kopernikanischenWeltbil<strong>des</strong>.

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