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eines Stadt buch

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<strong>eines</strong> S ta d t <strong>buch</strong>


Vergangenheit und GegenwartLänder - Menschen - WirtschaftKl<strong>eines</strong> <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>von Königshütte OberschlesienH erausgegeben im A u fträ g e desv O be rb ürg erm eiste rsv o n Büchereidirektor Richard ßchmidtVerlag für Sozialpolitik,-Wirtschaft und Statistik, jPau^Schmidt, BerlinPaul G aertner, Buchhandlung,. Köni,gshütte OS.1941 i'-OCjI


KLEINESSTADTBUCHVONKÖNIGSHÜTTEOBERSCHLESIENHerausgegebenim Aufträge des Oberbürgermeistersvon Büchereidirektbr Richard Schmidt4Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, Paul Schmidt, BerlinPaul G a ertn e r, Buchhandlung, Königshütte OS.1941


S \ o q \a .1 2 t - HSboDie Herkunftsstellen der Bilder sind im einzelnen im Bilderverzeichnis aufgeführt. Die Ausstattungund Herstellung des Buches überwachte G raphiker W illy H e i e r-K attow itz, der auch den Einbandzeichnete.G edruckt wurde das Buch in der Druckerei des NS.-G auverlages Oberschlesien G.m.b.H., Kattow itzDie Buchbinderarbeiten besorgte C. Miarka in N ik o la i O/S.


Rathaus am A do lf-H itle r-P la tz


'D e r Raum, den heute die <strong>Stadt</strong> Königshütteumfasst, ist die W iege der oberschlesischen Industrie.Hier begannen v o r 150 Jahren Friedrichsdes Grossen bedeutenden M inister Heinitz undReden den staatlichen Steinkohlenbergbau. Hierentstand die erste m it D am pfkraft betriebeneKokshochofenanlage des europäischen Festlandes.Indem damals G ra f v. Reden die Verhüttung derErze auf der Kohle begründete, schuf er dieG rundlage einer industriellen Entwicklung, die erstjetzt einer neuen, umfassenden Entfaltung entgegensieht.Tag und N acht rollen Kohlenzüge ihreschwarze Fracht ins Reich und w eithin in die europäischenLande. Roheisen q u illt aus den Hochöfender Hütten. Und Stunde um Stunde schmiedenHunderte von Männern an gigantischen M a­schinen härtesten Stahl. Hier produziert ein Stickstoffwerk einen hochbedeutsamen W irksto ff. Hiererzeugt ein gewaltiges K raftw erk die elektrischeEnergie fü r Tausende von Maschinen. A rbeit, rastloseA rb e it ist der Rhythmus dieser <strong>Stadt</strong>, heuteGrosstadt, v o r 71 Jahren noch eine „K o lo n ie “ derG rube und Hütte. In rasendem Tempo verlie f ihreGeschichte seit ihrer <strong>Stadt</strong>werdung. Die altenKönigshütter, die schon dam als „vom N orden undvom Süden zusammengeschneit und geblasenw urden“ , erhielten Jahr fü r Jahr neuen ZuwachsOberbürgermeister E,„St Schroeder - “ " Ä e n “ , t l i . SGrössenwahn bem ächtigte sich in der Zeit des tiefsten Niederganges Deutschlands dieser <strong>Stadt</strong>.M it allen M itteln sollte das deutsche Leben erdrosselt und die Spuren deutscher Vergangenheitvernichtet werden. A b e r es zeigte sich, dass die harte A rb e it m it Kohle und Eisen auch dieDeutschen dieses Raumes hart gemacht hatte, und dass sich das deutsche Leben trotz aller Unterdrückungbis zur siegreichen Befreiung durch den Führer behauptete. So können w ir auf vielenalten G rundlagen, die der P olenterror nicht vernichten konnte, weiterbauen. Seit einem Jahrkommt w ieder hundertfacher Zuwachs aus allen deutschen Gauen.A lle diese alten und neuen Königshütter Bürger werden nun zusammenwachsen müssenim W illen, diese <strong>Stadt</strong> aus ihrer Eigenart und V ergangenheit heraus zu der ihnen gemässen Heim atstadtzu machen. Dieser W ille zum H eim atwerden bedarf als seiner stärksten Stütze der Heim atkunde.Sie zu verbreiten bei den alten und neuen Bürgern ist dies „K leine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ geschaffenworden. Vom ersten Bekanntwerden unserer A bsicht zur Herausgabe dieses „<strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>es“ zeigtesich ein so allgem <strong>eines</strong> und brennendes Interesse in weitesten Kreisen unserer Bevölkerung, dassw ir zu einer über das ursprünglich beabsichtigte Mass des W erkes w e it hinausgehenden Ausgestaltungerm utigt wurden. N icht nur jene, die hier ihren W ohnsitz aufschlagen w ollen, auch Handelund G ewerbe im Reiche widm en Königshütte ihre Aufm erksam keit. Und diejenigen, die aus den


deutschen Gauen hier zur A ufb auarbeit antraten,haben das Bedürfnis, von Königshütte in ihre alteHeim at zu berichten und eine Vorstellung vonder <strong>Stadt</strong> zu verm itteln, die sich ja nicht darinerschöpft, dass sie bei K attow itz liegt und dass eshier nur Gruben und Hütten, Rauch und Russ gibt.So soll denn dieses „K leine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ein plastisches Bild der <strong>Stadt</strong> von ihrem w irtschaftlichen,politischen A ufbau und ihren geistigenKräften verm itteln. Und dieses Bild soll beider Jugend dieser <strong>Stadt</strong> erst recht an Farbe undForm gewinnen, w eil doch sie es ist, fü r die w irjetzt den A ufbau nach langer Leidenszeit beginnen.Es w ird die A ufg abe der Lehrerschaft sein,unsere Jugend heim atkundig zu machen. Um aberden vielen aus dem Reiche zu uns gekommenenErziehern M a te ria l in die Hand zu geben, w a r esnotwendig, die Geschichte dieser <strong>Stadt</strong> in einembreiteren Auszug darzustellen; auch vom G rafenv. Reden, von Kalide und anderen bedeutendenM ännern der Heim atstadt musste etwas Näheresgesagt werden. M ancherlei „W issenswertes“ undvielerlei „N achw eise“ dürfen in solch einem„<strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>e“ nicht fehlen.So möge denn dieses „S tadt<strong>buch</strong>“ Kundevon unserer Industrieheim at in die W e lt hinaustragenund die Bürger m it stolzem Heimatsinnerfüllen. Es soll in ihnen die V erpflichtung erwecken,aus den Naturschätzen der Heimat, ausKohle und Eisen, aus dem Segen der schwerenA rb e it ein stolzes Gemeinwesen aufzubauen, eineKreisleiter W ilhelm Schneiderdeutsche <strong>Stadt</strong> Königshütte zu gestalten, die inTreue zum Führer und im Einsatz fü r das herrlich : Grossdeutsche V aterland hinter keiner <strong>Stadt</strong>des Altreiches zurücksteht.Heil Hi ler!Kreisleiter (M. d. R.)O berbürgerm eister


'■M?- ^ ^ 5 ^p * ^ " - 7 ' s? f ^ 3 r r » T 7 « ' * ' * " * * * r e * v n & n^ ,/ v •, ^ * 1 w / •?Jasgu ■* i v k a ^jL L . -. ^ , . .. „ — “ -Aus der Geschichte der <strong>Stadt</strong> Königshütte OberschlesienBearbeitet von Büchereidirektor Richard Schmidt,i.Die am 5. September 1939 ins Reich heim gekehrte <strong>Stadt</strong> Königshütte ist m it ihren rund132000 Einwohnern die an Bewohnerzahl grösste der oberschlesischen Industriestädte. Ihre G e­schichte ist eng verknüpft m it dem preussischen Bergbau in Oberschlesien. Ihre Geschichte ist dieGeschichte der „K önigsgrube“ , vor allem aber der „K önigshütte“ , die der <strong>Stadt</strong> den Nam en gabund <strong>eines</strong> der grössten Industriewerke Oberschlesiens ist.Als <strong>Stadt</strong>gem einde ist Königshütte, verglichen mit anderen Städten Oberschlesiens, eineganz neue Gründung. Es sind gerade 71 Jahre her, seitdem unserer <strong>Stadt</strong> <strong>Stadt</strong>rechte verliehenwurden. Königshütte ist also noch ein paar Jahre jünger als die N achbarstadt K attow itz, die imJahre 1940 ihr 75-jähriges Bestehen feierte. A ber tro tz der fast gleichen Zeit der Entstehung dieserbeiden Städte besteht ein w ichtiger Unterschied in der A rt ihrer Entstehung. K attow itz w a r vorseiner Erklärung zur <strong>Stadt</strong> eine seit fast 300 Jahren bestehende selbständige Landgemeinde, die sichseit den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts allerdings sehr rasch entwickelte, dabei in ihreräusseren Gestaltung städtischen C harakter annahm, w obei dann die <strong>Stadt</strong>erklärung nur eine Formsachew ar. Der Um fang der neuen <strong>Stadt</strong> deckte sich dort im allgem einen m it den Grenzen desehem aligen Dorfes Kattow itz. Die alte Dorfbevölkerung ging m it ihrem G rundbesitz in der <strong>Stadt</strong>bevölkerungauf.9


Anders w a r es bei Königshütfe: H ier bildete den Siedlungskern eine einzelne Industrieniederlassungund ein Bergwerk: die „K önigshütte“ und die „K önigsgrube“ . Durch ihr Bestehenseit dem letzten Jahrzehnt des ausgehenden 18. Jahrhunderts und durch ihre Entwicklung gabensie den unm ittelbaren Anlass zur G ründung von A rbeiter- und Beamtensiedlungen. Diese A rb e ite r­siedlungen entstanden — w ie die beiden Hütten- und Bergwerksunternehmungen — auf den W ald -und Feldmarken alte r Landgemeinden, deren Grenzen gerade in unm ittelbarer Nachbarschaftdieser Siedlungen zusammenstiessen. Es gab also v o r Begründung des königlichen Hüttenwerksgar keine Siedlung auf dem G ebiete, die die im Jahre 1868 zur „S tadt Königshütte“ erklärte, ausden mannigfachsten einzelnen Neusiedlungen bestehende. Siedlungsfläche umfasste.Die H üttenkolonien standen m it dem Schicksal der Altgem einden, a u f deren Grunde sieerbaut wurden, in keinem ursächlichen Zusammenhang; sie hatten ihre Entstehung den königlichenUnternehmungen der Königshütte und Königsgrube zu verdanken. M an kann daher hier nicht vonM utter- und Tochtergem einden reden. Die Koloniegründungen waren höchstens A doptivkinder, undzw ar solche, die den A ltgem einden (ihren Pflegeeltern) geradezu aufgezwungen wurden, w ie dieGründungsgeschichte der <strong>Stadt</strong> erweist. Die Besiedlung dieser Kolonien erfolgte nicht von der A ltgemeindeaus; die Siedler wurden ihnen von der Hüttenverw altung überwiesen und sind o ft vonweither, „vom Süden und vom N orden zusammengeschneit und geblasen w orden“ .W e r die Geschichte dieser <strong>Stadt</strong> verstehen w ill, w ird darum über die Zeit der Entstehungdes Kgl. Hüttenwerkes hinaus die Vergangenheit der Siedlungslandschaft, in die das Hüttenwerkhineingesetzt w orden w ar, in die Betrachtung einbeziehen. Denn das G elände, auf dem die Königshütteentstand, w a r kein N iem andsland und die älteren Besitzverhältnisse des späteren <strong>Stadt</strong>bezirkssind k<strong>eines</strong>wegs geschichtlich unbedeutend. Auch hat das ständige Anwachsen der <strong>Stadt</strong> die ihrbei der <strong>Stadt</strong>erklärung gegebenen Grenzen durchbrochen und die nächstliegenden älteren Nachbargemeinden in sich aufgenommen. Und diese Gemeinden haben eine viel ältere Geschichte,die man nicht übergehen kann. Ueberdies stammt ein nicht geringer Teil der alteingesessenen <strong>Stadt</strong>bevölkerungaus den eingem eindeten Altgem einden. Zur Beurteilung und Erklärung des Menschentumsder heutigen <strong>Stadt</strong> ist die Kenntnis älte rer Entwicklungsvorgänge, die auf den späteren Zustando ft bestimmend einw irkten, von nicht geringer W ichtigkeit.10


II.Die Kohle ist es, die das Landschaftsbild Oberschlesiens bestimmte. Eisenerze, Zink- undBleierze haben an der G estaltung dieses Raumes auch ihren A nteil, aber, „sow eit bis jetzt geologischeForschungen reichen, treten an keiner zweiten Stelle der Erde Steinkohlenflöze von solcherM ächtigkeit, Güte und Reinheit in so grösser Regelmässigkeit und Ausdehnung auf. Flöze von w e­niger als 2 m M ächtigkeit, die in anderen Kohlenrevieren bereits als sehr starke gelten, werdenin Oberschlesien Kaum nutzbar gemacht. Die durchschnittliche M ächtigkeit der in Oberschlesiengebauten Kohlenflöze beträgt 4— 6 m reine Kohle, nicht selten aber kommen Flöze von 9— 12 mM ächtigkeit v o r“ (Gothein).Der Beginn des Bergbaues ist in Dunkel gehüllt. Und im hohen M ittela lter, gar nochum 1700 muss das heutige <strong>Stadt</strong>gebiet ein w ald- und wiesenreiches, welliges Hügelland gewesensein, dessen lieblichen Täler keine grössere Siedlung aw fw iesen.Die Geschichte des Beuthener Landes, zu dem unser heutiges <strong>Stadt</strong>gebiet einstmals gehörte,erzählt, dass es das m etallglänzende, silberhaltige Bleierz gewesen ist, das man bei der la ndw irtschaftlichenBearbeitung des Bodens fand, das die erste Ansiedlung von Bergleuten veranlasste.Zum ersten M ale werden oberschlesische Silbererzbergleute auf Königshütter Boden bei Chorzow(jetzt: Königshütte-Ost) in einer Urkunde des Papstes Innozenz II. vom Jahre 1136 erwähnt. (SieheSeite 67). Höchstwahrscheinlich haben die schlesischen Fürsten und Bischöfe den durch die deutschenLande reitenden und fü r Schlesien werbenden Vögten auch den A uftrag gegeben, fü r den Silbererzbergbautüchtige und erfahrene Bergleute anzuwerben und m itzubringen, um die schon bekanntenSilberschätze des Landes besser nutzen zu können.Bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts muss im Beuthener Lande eine verhältnismässigdichte Besiedlung vorhanden gewesen sein, denn damals (1230) erhielt Beuthen eine <strong>Stadt</strong>mauer,1254 deutsches Recht und seit 1247 durften die Bewohner das Bleierz fre i gewinnen. Diese Rechtsverleihungensprechen fü r den verhältnismässig grossen Um fang des Silber- und Bleierzbergbauesim dam aligen Beuthener Lande. Diese Rechtsverleihungen sprechen aber auch dafür, dass dieBevölkerung freie deutsche Siedler waren, die den menschenleeren Raum m it seinen m eilenweitenW äld ern rodeten und pflügten und dabei unter der Ackerkrum e das glänzende Erz fanden.Der verheissungsvolle A nfang des Erzbergbaues im Beuthener Lande hielt nicht lange vor.M ancherlei Schwierigkeiten bedrängten ihn. V o r allem w ird man der W asserzuflüsse nicht Herrgeworden sein. Bis heute ist das W asser der Feind des oberschlesischen Bergbaues geblieben.S treitigkeiten unler den Bergleuten über die gewonnenen Silber- und Bleierze und ebenso mitden G rundherren und der O rtsgeistlichkeit über den Zehnten haben den V erfa ll des Bergbauesbeschleunigt. Und was in den späteren Jahrhunderten immer w ieder charakteristisch fü r diesesLand ist, nämlich der Streit um den Besitz Schlesiens und Oberschlesiens zwischen den anliegendenReichen, hat die w irtschaftliche und kulturelle Entwicklung immer w ieder gestört und oftm als garvernichtet. Die Urkunden der Q uellensam m lung zur Geschichte der <strong>Stadt</strong> Königshütte aus der hierbezeichneten Zeit sind in ihrer Sprache: deutsch, lateinisch, böhmisch und polnisch, ein getreuesSpiegelbild der dam aligen Herrschaftsverhältnisse.Im 6. Jahrhundert hatten sich Fürsten polnischer H erkunft des Landes Schlesien bemächtigt,die der deutschen Bevölkerung polnische Sprache, polnische Sitten und Gebräuche aufzwangen.Durch Teilung des Landes unter die Söhne der Fürsten bildete sich eine grosse Reihe von Fürstentümern,deren Besitzer sich sämtlich „H e rzoge in Schlesien“ nannten, aber die O berherrlichkeitPolens anerkennen. Die Schwäche all dieser „H e rzöge“ zwang zur Anlehnung an die jeweilsstärkere Macht. Unter Boleslaus C hrobry w a r Schlesien ein Teil des polnischen Reiches. Der deutscheEinfluss ist aber niemals erstorben. Mehrere M ale w eilten auch deutsche Kaiser im Lande,so 1157 Friedrich Barbarossa, um ordnend in die polnischen Angelegenheiten einzugreifen. 1163machte sich Schlesien mit der Rückkehr der W ladislaiden und ihrer Einweisung in den Besitz desLandes selbständig und löste sich von Polen. Es kam 1235 zum Trentschiner V ertrag, in dem Polenfeierlich a lle r Rechte auf Schlesien entsagte.11


Zur Ruhe aber kam das Land nicht. Der M ongoleneinfallverwüstete w eithin die G efilde undSiedlungen. Zahllose Erbfehden beunruhigtenjahrzehntelang die w irtschaftliche und kulturelleEntwicklung. Der Silber- und Bleierzbergbau verkümmertefast ganz.Johannes, König in Böhmen, der Blinde genannt,bemühte sich indessen, das durch häufigeTeilungen w eiterhin geschwächte Schlesien unterseine O berherrschaft zu bringen, was ihm auchgelang. Im Jahre 1327 trugen ihm auf seine A n­regung alle Fürsten m it Ausnahme derer vonSchweidnitz und Jauer ihre Lande zu Lehen an.Sie behielten aber die wichtigsten der fürstlichenRegalien, darunter auch das Bergregal, zur eigenenVerfügung. Der polnische König Kasimir bestätigtedieses Abkom m en und tra t alle seineRechte an den böhmischen König Johannes ab.Dessen Sohn und N a chfolger Karl IV. erhielt durchseine Gem ahlin, die Erbin von Schweidnitz undJauer, auch diese Fürstentümer. So kam 1355 ganzSchlesien an die böhmische Krone, was durchV erzicht des Königs Ludwig von Polen a u f allebisherigen Rechte in Schlesien b e krä ftig t wurde.Der erste Schlesische Herzog, der den KönigW enzel von Böhmen aus dem Hause der Przemyslidenals seinen O berherrn anerkannt hatte,w a r Kasimir von Beuthen. Seit 1289 vollzog sichder Lehnanschluss an Böhmen und dam it anDeutschland immer fester. Die O ppelner „Fehde“brachte aber noch einmal viel Unglück über dasLand. Und 1428 musste Oberschlesien den erstengrausamen Hussiteneinfall über sich ergehen lassen.„W a re n die Verwüstungen schon gross, sowurden sie fast noch schlimmer beim zweitenRaubzuge im Jahre 1430. G leiw itz, BischofstalV or O rt in einer oberschlesischen Steinkohlengrube (Ujest), Tost, Peiskretscham und das Kloster Him ­m elwitz wurden geplündert und in Brand gesteckt.Erst 1431 gelang Herzog Konrad von Oels durch nächtliche Ueberrum pelung die Befreiung vonG leiw itz. Rybnik w urde 1432 bei einem neuen Durchzuge der Hussiten erobert und musste 1433ebenso w ie Beuthen----- w iedergew onnen werden. Auch in der Folgezeit des 15. Jahrhunderts hatteOberschlesien unter den böhmischen W irre n viel zu leiden, bis schliesslich M atthias Corvinus vonUngarn Schlesien von sich abhängig machte. Die W o h lfa h rt des Landes ging unter der O berherrschaftstammesfremder Fürsten immer mehr zurück. Einige Teile des Landes wurden sogar fürJahrhunderte verloren, so das Fürstentum Severien östlich von Beuthen und das Herzogtum Auschwitz “ (Lachotta).Unter den schlesischen Fürsten befand sich ein M a rk g ra f G eorg von Brandenburg. Er stammteaus der brandenburgischen N ebenlinie Anspach— Bayreuth und w ar ein Enkel des brandenburgischenKurfürsten A lbrecht Achilles. Von seinem O heim , dem König W ladislaus von Ungarn undBöhmen, erhielt er die Anw artschaft auf O ppeln, w o der letzte Piast regierte. Auch die A n w a rtschafta u f Ratibor wusste er sich zu sichern und kam 1521 in den M itbesitz des Landes. Im Jahre


1524 brachte er mit des Königs Ludwig von Böhmen und Ungarn landesherrlicher Genehmigungdas Fürstentum Jägerndorf durch Kauf an sich. „1526 w urde ihm vom böhmisch-ungarischen KönigLudwig die Herrschaft Beuthen ,auf zwei Leiber’ gemeinsam m it Herzog Johann von O ppeln, übertragen.Ferdinand von Habsburg, der Bruder Karls V., der seinem Schwager Ludwig in der H errschaftüber Böhmen und die N iederlande gefolg t w ar, beliess M a rk g ra f G eorg 1531 im pfandweisenBesitz von O ppeln und Ratibor auch fü r seine Nachkom men, w ährend fü r Beuthen die Bestimmung,auf zwei Leiber' bestehen blieb.“ M a rk g ra f G eorgs Sohn und N achfolger G eorgFriedrich hatte w iederholt von den Kaisern Ferdinand I. und M axim ilian II. die Belehnung des FürstentumsJägerndorf erhalten und vererbte dieses auf den M arkgrafen Joachim Friedrich, den späterenKurfürsten von Brandenburg, der es 1603 seinem zweiten Sohne Johann G eorg als abgeteiltesErbe überliess. Er tra t zw ar den Besitz an, aber die kaiserliche Bestätigung blieb ihmversagt.Die mit Jägerndorf verbundenen Herrschaften Beuthen und O derberg wurden im Jahre 1618durch das Urteil des höchsten schlesischen Gerichtshofes, des O ber- und Fürstenrechts, dem M arkgrafenab- und dem Kaiser zuerkannt. Er w eigerte sich, die Entscheidung anzuerkennen. Da sichJohann G eorg zur Partei des von den böhmischen Landständen zum König von Böhmen erwähltenKurfürsten Friedrich von der Pfalz hielt, w urde er 1623 durch Kaiser Ferdinand II. in die Achte rk lä rt; sein Fürstentum Jägerndorf (mit Beuthen und O derberg) verlieh der Kaiser tro tz des W id e r­spruchs des kurfürstlichen und m arkgräflichen Hauses von Brandenburg anderw eitig. Die H errschaftBeuthen m it der <strong>Stadt</strong> Beuthen und der Freien Bergstadt Tarnow itz verpfändete KaiserFerdinand II. im Jahre 1623 an den aus der Zips stammenden Lazarus Henckel von Donnersmarck,an den die Herrschaft, da die Pfandsumme nicht bezahlt werden konnte, 1629 endgültig fiel.Friedrich der Grosse erhob beim Tode des Kaisers Karl VI. Anspruch auf das Fürstentum Jägerndo rf und dehnte seinen Anspruch zugleich auf die Fürstentümer Liegnitz, Brieg und W ohlau aus,die in Folge der zwischen dem Herzoge Friedrich zu Liegnitz und Brieg und des brandenburgischenKurfürsten Joachim II. im Jahre 1537 geschlossenen Erbverbrüderung nach dem Tode des im Jahre1675 verstorbenen letzten Herzogs von Liegnitz hätten an Brandenburg fallen sollen, aber vomHause Habsburg den Brandenburgern vorenthalten wurden.In der Zeit des Brandenburgers G eorgs des Frommen beginnt die eigentliche Geschichtedes oberschlesischen Bergbaues. Er nahm sich des um T arnow itz w ieder aufblühenden Bergbauesschützend und förde rnd an. Von Tarnow itz, der „fre ie n Bergstadt“ (1526), w o ein „B ergam t“ dieerste „B ergordnung“ (1528) dieser G egend überwachte, ging in der Folge die bergbauliche undindustrielle Entwicklung aus, als Preussen unter Friedrich II. von Schlesien Besitz nahm.13


III.Nach dem Frieden von Hubertusburg, am 15. Februar 1763, der dem Königreich Preussendas schlesische Land endgültig, fest und seitdem unangefochten einfügte, begann Friedrich derGrosse mit dem A ufbau des neuen Landes. W ie er in allen Zweigen des öffentlichen Lebens überalldie Hand anlegte, um das W o h l seiner Untertanen geistig und m ateriell zu heben und die Q uellenregen W irtschaftslebens zu erschliessen, so w a r es ihm auch nicht entgangen, dass Schlesien inseinen Bodenschätzen eine unerschöpfliche Fundgrube des W ohlstandes barg.Durch die Zersplitterung Schlesiens in viele Fürstentümer, durch die von den Gutsherrschaftenausgeübten Rechte, durch die hin und her wechselnden landesherrlichen O brigkeiten w areine bunte Fülle von Bergrechten entstanden. Jeder Bergherr bestellte sein eigenes Bergamt durcheinen Bergmeister und die ihm nach Bedarf beigeordneten Geschworenen als verleihende, beaufsichtigende,A bgaben erhebende und richtende Behörde, die in freien Bergstädten (so auch in Tarnowitz)mit dem M agistrat verbunden war. Eine geregelte O beraufsicht über den Bergbau, einezielstrebige Förderung des gesamten Bergbauwesens w ar nicht möglich.14


Friedrich II. begann den A ufbau Schlesiens mit der Errichtung der Schlesischen Kriegs- undDom änenkammer in Breslau, die auch die oberste Provinzialbehörde für den Bergbau wurde.Diese Bergbehörde hatte zunächst in Oberschlesien recht wenig A rbeit, da der Bergbau im BeuthenerLande v ö llig darniederlag; der G alm eibergbau, der sich inzwischen in Oberschlesien entwickelt hatte, w ar in den Händen der dazu vom Kaiser privilegierten von Giesche’schen Erben,die dem Staate keine Abgaben, sondern nur dem G rundherrn einen Förderzins zu zahlen hatten;der Bergbau auf Steinkohlen w ar der W illk ü r der Grundherren überlassen und so gut wie unbekannt.2ur allgemeinen Regelung der bergrechtlichen Verhältnisse in Schlesien erschien es FriedrichII. zunächst einmal geboten, die V ie lfa lt der bestehenden Bergrechte durch eine einheitlicheGesetzgebung zu beseitigen und die G rundlage für ein neues Aufblühen zu schaffen. Deshalbbefahl Friedrich im A nfang des Jahres 1769 die Bearbeitung einer P rovinzialbergordnung fü r Schlesien.Die Vorarbeiten leistete der Justizminister v. Carmer, der sich des Gutachtens der BreslauerKriegs- und Dom änenkammer bediente. Der preussische Finanzminister von Hagen übergab denEntwurf von Carmers einer Kommission, der die Geheimen O berfinanzräte Reichardt und Ernst,der Kriegsrat W loem er und der Bergrat G erhard angehörten. Aus den Beratungen und Nachprüfungendieser Kommission an O rt und Stelle in Schlesien entstand die „R evidierte Bergordnungfür das souveräne Herzogthum Schlesien und für die G rafschaft G latz“ , die am 5. Juni 1769 durchAllerhöchste Genehmigung Gesetz wurde.lautet:Der Zweck und das Ziel der Bergordnung ist in einer „P räam bel“ ausgesprochen, die„W ir, Friedrich, von Gottes Gnaden König in Preussen u. s. w., u. s. w., Thun kundund fügen hierm it jederm änniglich zu wissen•. nachdem der allerhöchste G ott Unser souverainesHerzogthum Schlesien und G rafschaft G latz mit allerhand Bergwerken gesegnethat, selbige aber bisher nicht überall bergmännisch genutzet und gebrauchet, und W ir a lle r­höchst selbst versichert sind, dass in diesen Provinzen noch viele nützliche M ineralien verborgenliegen, deren Entdeckung, Betreibung und Zugutmachung dem Lande einen wesentlichenV ortheil verschaffen w ird, auch die von Unseren V orfahren christmildesten G edächtnisses,von w eyland Herzogen Johannes zu Ratibor und O ppeln, und M arggrafen Georgenzu Brandenburg, als Herzogen von Jägerndorf A o. 1528, fü r die F ürsten tü m er O ppeln,Ratibor, Jägerndorf, w ie auch der Herrschaft Beuthen publicirte und von M arggrafen G eorgeFriederichen zu Brandenburg, Herzogen zu Jägerndorf den 20. O ctober 1599 erneuerte,ingleichen die auf Silberberg A o. 1539 von Joachim Friedrich, Johann und G eorge, G e­brüder Herzogen zu M ünsterberg publicirte, und vom Kaiser Leopold A o. 1676 confirm irte,und die fü r Reichenstein von Herzog Heinrichen zu M ünsterberg em anirte, und vom KaiserLeopoldo 1676 confirm irte, selbst die von Kaiser Rudolpho II. A o. 1577 für das HerzogthumSchlesien, und von eben diesem Kaiser unterm 24. M ärz 1578 fü r die G rafschaft G latz erlasseneBergordnungen theils unhinlänglich und unbestimmt sind, theils nicht gehörig abserviret w o rde n; so haben w ir daher fü r gut und nöthig gefunden, sothane Bergordnungenrevidiren, und eine nach den jetzigen Umständen auf alle A rten von Bergmarken, zur Beförderungderselben eingerichtete Bergordnung fü r das souveraine Herzogthum Schlesienund die G rafschaft G latz verfassen zu lassen.“Die Ueberzeugung von dem Vorhandensein vieler nutzbarer M ineralien, die Vernachlässigungihrer Hebung und Auswertung, die Unzuträglichkeiten, die Unbestim mtheit und N ichtbeobachtung der bestehenden Berggesetze, sowie die N otw endigkeit, Erwerbsquellen fü r die Bevölkerung zu schaffen, haben den Erlass der neuen Bergordnung veranlasst. Sie „le g te die Rega litä t der Steinkohle erneut fest, überliess dagegen die Eisenerze der freien Verfügung des Grundeigentüm ers. Die G rundbesitzer erhielten ein Vorbaurecht, das .1790 in einM itbaurecht um gew andelt wurde. Jedermann durfte auf frem dem G runde schürfen, mutenund die Verleihung der gefundenen M aterialien beantragen. Jedoch musste dem G rundbesitzer15


vor der Verleihung das M itbaurecht zur H älfte angeboten werden. Von den 128 Kuxen <strong>eines</strong> Bergwerksentfielen je 61 auf den Lehnsträger und den M itbauberechtigten, je zwei mussten fü r denG rundherrn, fü r Kirche und Schule und fü r die Knappschaftskasse gebaut werden. A ls Bergwerkssteuerw urde der Zehnte vom Erlöse der abgesetzten Produkte erhoben.“ Die wichtigste Bestimmungder „R evidierten Bergordnung“ w a r die Einführung des Direktionsprinzips. „S obald eine Zecheverliehen und bestätigt w ar, übernahm die Staatsbehörde den ganzen Betrieb und die Leitung desBergwerks. Sie regulierte den Bau, stellte die A rbeiter, Steiger und Schichtmeister an, schrieb diezur Bestreitung der Kosten erforderlichen Zubussen aus und legte den Eigentümern Rechnung.Dieses D irektionsprinzip hatte in der A nlaufszeit der oberschlesischen Bergwirtschaft seine besondereBedeutung. Der in den Kinderschuhen steckende Bergbau w urde in einheitliche Bahnen gelenkt,man konnte U n ren ta bilität und Leerlauf ausschalten und grosse Betriebserfahrungen sammeln.“Später freilich v e rlo r das D irektionsprinzip seinen W e rt und erwies sich, als der Bergbau in stürmischeEntwicklung geriet und der Bergwerkseigentüm er über Betrieb und Haushalt s<strong>eines</strong> Eigentumsnicht verfügen konnte, ohne G enehm igung der Staatsbergbeam ten, als eine unerträgliche Hemmung.Das Gesetz vom 12. M ai 1851 änderte die Bevormundung durch die Bergbehörden, diein der Folge durch w eitere Gesetze, Deklarationen, Verordnungen vö llig beseitigt wurde. Die altefriderizianische Bergordnung von 1769 fand schliesslich im allgem einen Berggesetz vom 24. Juni1865 ihre Ablösung und Neusetzung. Der Bergwerksbesitzer blieb der Einwirkung der Bergbehördeauf die G ewinnung und Benutzung der M ineralien nicht w e iter unterw orfen, als zur W ahrung derfortschreitenden Förderung, der Sicherheit der Baue, der O berfläche im Interesse des Privat- undöffentlichen Verkehrs, des Lebens und der Gesundheit der A rb e ite r notwendig ist.Friedrich II. bedachte nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung des Bergbaues, er leiteteauch eine grosszügige S ozialpolitik ein durch eine „Instruktion wegen Errichtung und Führung derKnappschaftskasse“ vom 20. N ovem ber 1769 und durch ein „G ene ralprivileg iu m fü r die Bergleuteim Herzogtum Schlesien und in der G rafschaft G latz“ vom 3. Dezember 1769. Es bestätigte oderverlieh den Berg- und Hüttenleuten, die dam als in hohem Ansehen standen, Freizügigkeit, Befreiungvom M ilitärdienst, von E rbuntertänigkeit und persönlichen kommunalen Lasten, ein forum privilegatumin Bergwerkssachen beim O berbergam t, freies Schürfrecht, Krankenlohn, freien Abzug, Zehrpfennigfü r die W anderung und Aufnahm e ins Knappschaftsinstitut. Erst nachdem sie v o r der B ergbehördeden Treue- und Gehorsamseid abgelegt hatten, durften sie sich Berg- und Hüttenleutenennen und die verliehenen Vorrechte in Anspruch nehmen. Die Bergknappen einer G rubenbelegschafthatten seit jeher m ilitärähnlichen Charakter. Sie trugen eigene Uniform en m it streng überwachtenAbzeichen, führten Insignien, Fahnen und Bergmusik. An ihrer Spitze standen keine Beamten,sondern „B e rg o ffiz ie re “ , die bei feierlichen Aufzügen beritten waren. W ie die friderizianischeArm ee M ilitärkolonien schuf, in denen verheiratete Soldaten wohnten, so gründeten die Bergknappenihre Kolonien. Und in diesen Kolonien hatten sie keine kommunalen Pflichten, allerdingsauch keine Rechte, Der G rubenbesitzer w a r souverän und hatte fü r alle Bedürfnisse seiner G e fo lg ­schaft zu sorgen und Fonds zur Bestreitung der Knappschaft zu schaffen. Bis w e it in die N euzeithinein genossen die Berg- und Hüttenleute ein hohes Ansehen. Diese W ertschätzung ging leiderin der Z eit des Industrialism us der Jahrzehnte um 1900 verloren. Jetzt stellt der N a tion also zialismusden Bergmann w ieder auf seinen hohen Platz, auf den er k ra ft seiner Leistung fü r das Volksganzegehört.Die staatliche W irtschaftslenkung Friedrichs richtete sich nicht nur auf den Bergbau; sieplante neben der Erzeugung von Rohstoffen, auch Stätten der V erarbeitung zu schaffen und N ebenindustrienzu fördern.So verdient festgehalten zu werden, dass Friedrich der Grosse die Absicht hatte, in denunerschöpflich grossen Wäldern des dam aligen Oberschlesien, die auch unser <strong>Stadt</strong>gebiet nochbedeckten, eine H olzw arenindustrie ins Leben zu rufen. Friedrich w o llte darüber hinaus der oberschlesischenIndustrie eine recht breite Basis geben. „So sollte in Gross-Strehlitz eine Strumpf- undTuchfabrik, bei W erder eine S tahlfabrik, bei Brinitzka eine G lashütte angelegt werden. In G leiw itz16


w o llte er eine Fabrik fü r H albbaum w olle und Halbleinen sehen, in T arnow itz eine Kunstschreinerei.M yslow itz legte er nahe, die Hutmacherei auszubauen und neue M eister heranzuziehen. Schliesslichw o llte er in Oberschlesien eine Spielwarenindustrie nach N ürnberger A rt begründen, die nachseiner M einung gute A bsatzgebiete gehabt hätte. Leider sind die weitschauenden Pläne Friedrichszum grössten Teil deshalb nicht verw irklicht worden, w eil sich in Oberschlesien bei der Strukturder Bevölkerung keine Fabrikanten fanden und auswärtige sich nicht zur Niederlassung in demneu erworbenen G ebiete Preussens entschliessen konnten. Bekannt ist die W eigerung der Donauwö rth er Nähnadelm acher, sich nach Oberschlesien zu begeben und d o rt eine gleichartige Industriezu beginnen. So blieb die oberschlesische Industrie fast bis in unsere Tage hinein beklagenswerteinseitig auf die M ontanindustrie beschränkt und hatte bei schlechten Konjunkturen keine Ausweichmöglichkeiten“ (Lachotta).17


G ra f RedenO berberghauptm ann G erhardIV.Um die Verhältnisse des schlesischen Bergbaues festzustellen und zu prüfen, ob und wieer belebt und w o neue M öglichkeiten seiner Aufnahm e vorhanden wären, schickte Friedrich II.im Jahre 1768 eine lm m ediatkom m ission nach Schlesien, die der Geheime Finanzrat Reichardt undder Bergrat G erhard führten. In ihrem Berichte schilderten sie den damals umgehenden Bergbau,wiesen die Entwicklungsm öglichkeiten nach und gaben die M ittel und W ege zur Hebung des Bergbausan. ln dem Bericht der lm m ediatkom m ission w a r auch zum ersten M ale von der SteinkohleOberschlesiens die Rede. „S eit unvordenklichen Zeiten“ sollte Freiherr von Stechow bei Ruda nachSteinkohlen gegraben haben. Die Rudaer G rube des Freiherrn von Stechow erhielt 1770 den Namen„B randenburg-G rube“ (nach der märkischen Heim at des Freiherrn). Sie ist w ohl die älteste oberschlesischeG rube und seit 1718 bis heute im Besitz der G rafen von Ballestrem. Im Jahre 1781finden sich Nachrichten, dass bei Hultschin Steinkohlen gegraben wurden. V o r 1768 soll schondie Emanuels-Segen-Grube der Standesherrschaft Pless bestanden haben. Im Beuthener Lande beiChorzow bestanden zwei G ruben, die das „H ospiz zum Hl. Geist“ in Beuthen ausnutzte und vonder lmmediatkommission in Betrieb gefunden wurden. Von einem nennenswerten Steinkohlenbergbaukonnte also damals nicht die Rede sein. W ie gering man damals den W e rt der Steinkohle bemass,beweist der Preis von 2 Kreuzern fü r die Tonne ( = 4 Breslauer Scheffel), die in jener Zeit in derG rafschaft G latz gezahlt wurden. Der M angel an technischen Kenntnissen hatte die Schwierigkeitendes Bergbaues noch nicht überwinden gelehrt. Der Holzreichtum Oberschlesiens zwang nochnicht zu der N o tw endigkeit, ein S urrogat fü r das H olz als Brennm aterial zu suchen. W o überhauptSteinkohlen gefunden wurden, beschränkte sich der A bbau auf das Ausgehende der Flöze. Hinderlichw a r vor allem der Umstand, dass die Gutsherrschaft das Recht auf Steinkohlen besass. Die H errschaftaber gestatte Bauern, die Lust zum Bergbau hatten, gegen Zins oder sonstige Dienste nicht


nur auf den ihnen zugehörigen Rusticalstellen, sondern auch auf dem Grund und Boden der Gutsherrschaftselbst Steinkohlen zu bauen, oder sie vereinigten sich m it den Bauern zu einer gem einsamenG ewinnung. Führte dies einerseits zu unwirtschaftlichem Betrieb, so hatte doch die G em einsamkeitder Interessen fü r den Gutsherrn den V orteil, dass er Zinsen und Dienste von den Bauerngewann und durch die Bauern auch den Bergbau g e fördert sah, w eil diese durch die A bfuhrder Kohlen den Absatz in w eitere Gegenden bewirkten, die Bauern dagegen den Genuss etw aigerAusbeute erw arben, besonders aber durch die Verfahrung der Kohlen die Ausnutzung ihres G e­spanns erreichten.Die Ende 1770 beim Bergbau beschäftigte Mannschaft zählte einschliesslich der Tagelöhnernur 247 Mann. Den Bergleuten fehlte es an Erfahrungen und an Geschick, ja selbst Beamte mitausreichenden Kenntnissen mangelten, eine rissliche Darstellung der G rubenbaue durch M a rkscheiderfand nicht statt, ordnungsmässige Rechnungen wurden nicht gelegt, ein richtiges M assfür Steinkohlen w a r ebenso wenig w ie eine Taxe fü r den Zehnt norm iert. Diese Verhältnisse fanddie lm m ediatkom m ission vor. Sie veranlasste die Aufnahm e neuer Bergwerke und suchte das V o r­handensein ab bauw ürdiger Lagerstätten nachzuweisen, aber sie beschränkte sich vornehm lich aufdie Aufsuchung m etallischer Bodenschätze, während ihr die Bedeutung des Steinkohlenbergbauesnoch verschlossen blieb.M it der Durchführung der neuen Bergordnung aber und der Errichtung des schlesischenBergamtes begann ein neuer Aufschwung. Der König selber erkannte alsbald die W ichtig keitdes Bergbaues und machte die Bevölkerung in einem Publicandum vom 9. Dezember 1769 aufseine Vorkehrungen zur Förderung des Bergbaus (Bergordnung, O berbergam t) aufmerksam. Fernerbemühte er sich, eine gründliche wissenschaftliche und technische Ausbildung bei den Bergleutenzu verbreiten. Seine ausgedehnten Privilegien (vom 3. Dezember 1769) und die Stiftung einerKnappschaft (am 20. N ovem ber 1769) förderten die Bildung <strong>eines</strong> tüchtigen und zufriedenen A rbe iterstandes.Lange Zeit blieb die Aufm erksam keit der Bergbehörden und der Bevölkerung vorzugsweiseauf den im ganzen wenig ergiebigen metallischen Bergbau gerichtet. Die Bedeutung des Steinkohlenbergbausw urde immer noch nicht erkannt.Dem G rafen Friedrich W ilhelm von Reden blieb es Vorbehalten, die schlesische Industrieauf die Steinkohle zu begründen. M it bewunderungswürdiger Energie hat er fast 23 Jahre langdem schlesischen O berbergam te vorgestanden und den Anstoss zu den grossartigen Schöpfungender M ontanindustrie Oberschlesiens gegeben.Ausgestattet m it einem reichen Schatz von technischen Erfahrungen und wissenschaftlichenKenntnissen, die er sich unter der Leitung s<strong>eines</strong> Oheims beim Harzer Bergbau und durch sorgsameStudien auf der U niversität G öttingen, w ie durch Bereisung deutscher, belgischer und englischerBerg- und Hüttenwerke erw orben hatte, w a r Friedrich W ilhelm Freiherr von Reden auf Veranlassungs<strong>eines</strong> Oheims, des Chefs des preussischen Bergwesens Freiherrn von Heinitz, durch FriedrichII. unter Ernennung zum O be rb erg rat im Jahre 1778 als M itglied bei dem Bergwerks- undHüttendepartem ent des G eneraldirektorium s eingetreten. H einitz sah in Reden die geeignete Persönlichkeit,die die notw endige künftige Belebung des schlesischen Bergbaues ins W e rk zu setzenvermöchte. Im Jahre 1779 erfolgte eine neue Bereisung Schlesiens durch eine preussische Ministerialkomm ission, an der auch H einitz und Reden teilnahm en. Sie haben sich beide sehr sorgfältigauch in unserem G ebiete umgesehen. Es ist bewundernswert, w ie rasch Reden zu einer richtigenW ürdigung der vorhandenen reichen Naturschätze kam. So sagte er z. B. über die Eisenerz-Lagerstättenin Oberschlesien: „Ich traue m ir zu behaupten, dass, wenn entweder bloss der G ra f HenkelscheFundus Eisenerze enthielte, dennoch m it denen, welche er enthält, ganz O ber- und N iederschlesien,ja alle in Königl. Preussischen Landen belegenen W erke auf eine unabsehliche Reihevon Jahren m it den erforderlichen Schmelzmaterialien versehen werden könnten, oder wenn derG raf Henkelsche Fundus auch nicht eine Spur davon hätte, dennoch der übrige Theil von O be r­schlesien diesen hinreichend ersetzen w ürde.“


Die Friedrichsgrube in T arnow itz um das Jahr 1800. — Unter dem Turm im Keller stand die erste„Feuerm aschine“ .„B ekanntlich“ — lautet der Bericht w eiter — „haben viele Herrschaften seit langen Jahrenihr Erz, oder wenigstens einen Theil desselben auf ihrem Fundo gefördert. Bloss der Ungewohnheit,nach mehreren zu suchen, oder der Bequemlichkeit, solches von T arnow itz holen zu können,dabei dem geringen Fuhrlohne, auch überhaupt dem bisherigen schläfrigen Betriebe der W erkeist es beizumessen, dass so viele und noch dazu die vorzüglichsten Erze unbenutzt gebliebensind. Jetzt aber wachen die Gutsbesitzer aus dem Schlafe a u f; viele, durch das Beispiel W enigererm untert, suchen und finden Erz. V orzüglich ist man hierin im Rosenbergschen, w eil solches amweitesten von T arnow itz entfernt ist, glücklich g e w e s e n ...“ „U e be rh au pt halte ich diese A rt vonweissen, etwas stahlartigen Eisensteinen, welche sich im Creuzburger, Rosenberger, Lublinitzerund Oppelnschen Kreise finden, fü r sehr ergiebig und von vorzüglicher Güte. N ur w ird es nöthigsein, deren Verschmelzungsart und Verarbeitung noch näher zu s tu d ie re n ....“Im Anschluss an seine Schlesienreise wurde Friedrich W ilhelm von Reden am 21. O ktober1779 als S iebenundzw anzigjähriger zum D irektor des Schlesischen O berbergam tes ernannt.Friedrich der Grosse stellte zw ar erhebliche Summen zur Hebung von G ewerbe und Industrie zurVerfügung, den Bergbau aber w o llte er privaten Kräften überlassen. Auch der M inister Heinitzw a r gegen Staatsbetriebe. Reden aber hatte klar durchschaut, dass der oberschlesische Bergbaunicht länger auf das Erwachen privaten Unternehmergeistes w arten, dass die private Initiativenur durch M usterbeispiele geweckt werden könne.Ihm schien gerade die industrielle Entwicklung dieses armen, abgelegenen Landes die dankbarsteund wichtigste A ufgabe, gross und schwierig genug fü r seine Schaffenskraft und Arbeitslust.20


Redens Lieblingsplan w a r die W iederbelebung des Tarnow itzer Bergbaus, die durch eineKabinettsorder Friedrichs des Grossen vom 7. September 1783 angeordnet worden ist._ Das grösste und in seinem Erfolge sehr glückliche Unternehmen ist die W iederaufnahm edes Bleierzbergbaues auf der Tarnow itzer „Friedrichsgrube“ (seit 1786 so genannt) gewesen. Manhatte schon einige Schächte ohne Erfolg abgeteuft, als man am 16. Juli 1784 mit dem Rudolphinen-Schachtedie Bleierzlage in sehr edler Beschaffenheit auffand. Dieser Fundschacht ist alsder Ausgangspunkt nicht nur des Tarnow itzer Bergbaues, sondern in m ehrfacher Beziehung auchder ganzen oberschlesischen B e rg w e rksin d u strie zu betrachten. Teils in starken W asserzuflüssen,teils in dem schwimmenden G ebirge, das dem Absinken der Schächte unsägliche Schwierigkeitenentgegenstellte, teils auch in der grossen Unregelm ässigkeit der Erzverbreitung, wodurch manviele, o ft fruchtlose Versuchsarbeiten ausführen musste, ehe man fü r die w eiteren Anlagen einAnhalten gewann, stiess man auf ganz ausserordentliche Hindernisse. Reden hat hier eine Umsicht,eine Ausdauer, eine T atkraft entw ickelt, die man um so mehr bewundern muss, wenn manberücksichtigt, dass alle Hilfsm ittel ganz neu zu schaffen w aren; überall w a r es seine Persönlichkeit,welche unm ittelbar eingriff.Der neue Tarnow itzer Bergbau liess sich sehr gut an und versprach auch reiche Erträge.Immer w ieder aber störten starke W assereinbrüche das begonnene W erk.Vergebens hatte man m it grossen Kosten durch Rosskünste die W asser zu bew ältigen versucht.Reden erw og eine gründliche A bhilfe . Er schickte, nachdem der König die M ittel kurz vordem Tode b e w illig t hatte, den Bergassessor Bückling nach England, um d o rt eine Dampfmaschineeinzukaufen. Es w a r dies die zw eite Dampfmaschine, die von England nach Deutschland kam ;die erste w urde etwas früher a u f dem Königl. Kupferschieferbergbau bei Rothenburg an der Saaleerrichtet. Die aus England stammende Maschine ist a u f dem W asserwege nach O ppeln und von daauf dem Landwege nach T arnow itz gebracht w orden. Am 4. A p ril 1788 kam sie in G ang. Sie hobbei einem 14-maligen Kolbenwechsel in der M inute 60 Kubikfuss W asser aus 96 Fuss Schachtteufe,zeigte also eine K raft von etwas mehr als 10 Pferden. Die „Feuerm aschine" der Friedrichsgrubew a r die Sensation ihrer Zeit. Noch v o r der gleichaltrigen bei Hettstedt im M ansfeldischen arb eitendenbestellt, w a r sie tatsächlich die erste des europäischen Festlandes. Von nah und fern kamenFachleute nach Tarnow itz, um sie in Betrieb zu sehen und ihre W irkungskraft kennen zu lernen.Unter den Besuchern befand sich 1790 auch Goethe. W egen der dam aligen Verw icklungen in derTürkei bestand drohende Kriegsgefahr zwischen O esterreich und Preussen, und Herzog Karl Augustvon W eim ar w a r nach Schlesien gekommen, w o er als preussischer G eneral den Befehl über eineBrigade übernahm. G oethe fo lg te ihm nach, in Breslau lernten sich der Dichterfürst und Redenkennen und fanden G efallen aneinander. Da Goethe damals in Ilmenau in Thüringen die W ie d e r­aufnahm e des Bergbaues eingeleitet, aber ebenfalls grosse W asserschwierigkeiten hatte, nahmender Herzog und G oethe die Einladung gern an, in T arnow itz die Massnahmen zur Bewältigungder W asser m it H ilfe der Feuermaschine zu besichtigen. Am 4. September 1790 trafen die hohenGäste in T arnow itz ein, w o sie den Betrieb m it regem Interesse ansahen. Nach seiner Abreiseschrieb G oethe das in das Fremden<strong>buch</strong> eingeklebfe Epigramm:Fern von gebildeten Menschen, am Ende des Reiches,wer h ilft euch Schätze zu finden und sie glücklich zu bringen ans Licht?N u r Verstand und Redlichkeit helfen, es führen die beidenSchlüssel zu jeglichem Schatz, welchen die Erde verw ahrt.Inzwischen hatte Reden die W iederherstellung des G otthelf-S iollens in A n g riff genommen,dessen Betrieb man m it einer Dam pfkunst von 20 Z oll C ylinderw eite beschleunigte. Der Stollen,der m it der offenen Rösche eine Länge von 1692 Lachtern hatte, w urde schon im Jahre 1803 v o llendet.Eine unm ittelbare Lösung der Erzlage wurde dam it nicht erreicht, auch nicht beabsichtigt,sondern auf seinen Endpunkt kam eine Maschine von 60 Z oll Cylinderdurchm esser zu stehen, diedie ganzen Grubenwasser (22% Fuss hoch) a u f den Stollen hob. M it diesem Punkte stand das


gegen 3000 Lachter lange und400 bis 700 Lachter breite Netzvon tiefen Strecken in V erbindung,die mit G egenörtern undmit H ilfe m ehrerer Dampfkünsteausserordentlich schwunghaftbetrieben, im Jahre 1806 m itjenem Haupfmaschinenschachtezum Durchschlage kamen, undihm 5— 600 Kubikfuss W asserin der M inute zuführten. Nachden Erfahrungen m it der Tarnowitzer Dampfmaschine machtesich schon 1792 der aus demHarz nach Oberschlesien eingewanderte Holzhausen daran,Dampfmaschinen in O berschlesienselbst zu bauen. Sie w u r­den anfänglich zu M alapane,dann auf dem G leiw itzerW erke hergestellt. Zu den erstenMaschinen liess man dieD am pfcylinder noch aus Englandkommen. Ausser den beidenvorhin angeqebenen (20und 60 zölligen) Dampfmaschinensind errichtet: 1791 eine40 zöllige, 1793 eine 48 zöllige,1796 eine 40 zöllige, 1798 eine24 zöllig e und 1804 eine 24 z ö l­lig e ; davon w aren zwei derkleineren Maschinen noch nachaltem Prinzip, alle übrigen aber,w ie auch die 60 zöllige, diezuerst im <strong>Stadt</strong>revier stand undhier im Jahre 1802 in Gangkam, nach Boulton-W attscher-Construktion. Sie haben teilsauf der Friedrichsgrube beiTarnow itz, teils auf anderenPunkten, wohin sie versetztwurden, lange Zeit vorzüglichgearbeitet; insbesondere hatdie 60 zöllige Maschine w ä h­rend <strong>eines</strong> 30-jährigen Betriebeskeiner Reparatur bedurft,die ihren Gang mehr als einigeTage unterbrochen und somiteine Betriebsstörung herbeigeführthätte.:m - * .?Wf/(: Ar-, ~ ■i#■ jd .p —i-sg : , 4-— '■ ■ J, *’*■*»»* «^etr4*S ***


BDasses in Oberschlesien Steinkohlen gab, wusste man,A ber niemand dachte daran, sie für Feuerzwecke in grösseremAusmasse zu verwenden. Es gab ja riesige W äld er, die genugHolz lieferten, das in M eilern zu H olzkohle zubereitef wurdeund die Hochöfen der dam aligen Zeit wurden ja mit H olzkohlebetrieben.In England hatte G ra f von Reden die ersten Koksöfenkennen gelernt. Sein praktisch technischer Sinn und sein wissenschaftlicherScharfblick erkannte durch eingehende Studiender Verhältnisse sehr bald, welche Bedeutung der oberschlesischenSteinkohle fü r eine neu aufzubauende heimische Eisenindustriehaben könne. Reden brauchte die Steinkohle fü r seineDampfmaschinen, die eine Unmenge von Holzkohlen verschlangen,deren Preis inzwischen ständig anstieg. Darum g a lt es,die Steinkohlenschätze zu heben. Er übersah klar, dass diebisher bestehenden Hochöfen- und Eisenwerke fü r eine Umstellungvon H olzkohle auf Steinkohle kaum in Frage kamen.„In kluger Ueberlegung suchte er daher nach M öglichkeiten,die in ihrer späteren Durchführung schon so gigantisch waren,dass sie in ihrem Kern bis heute einen wesentlichen Bestandteilder oberschlesischen M ontanindustrie bilden. Reden, der nunschon reiche Erfahrungen über den geologischen A ufbau desLandes gesammelt hatte, w o llte bewusst eine VerlagerungM aschinenbau-Direktor Holzhausen der A rbeitsstätten vornehmen und vollzog in klarer Konsequenzden Ruck nach dem Teile Oberschlesiens, der später das jetzigeIndustrierevier werden sollte. Sein Entschluss begründete nichtf a iiM iw im wiüi bm Mii.i '.i ii ji u i iuji im -m r i’| |nur e'ne Steinkohlenindustrie, auf ihr sollte sich für die Folgeauch das eisenindustrielle W erden aufbauen. Dass gleichzeitigdas Zink eine w ichtige Rolle in Oberschlesien zu spielen. 41 begann und die Intensivierung des Steinkohlenbergbauesgeradezu forderte, w ar ein grosses Glück für das oberschlesi-—► ! . . » sehe Land“ (Lachotta).m w m m m & W H c. Der kümmerliche Zustand, in dem Reden die schlesischer . % | Eisenindustrie fand, erweckte in ihm den lebhaften Wunsch,auf den soeben von dem Forst-Departem ent übernommenenI «•** * « i H l W erken des Staates (M alapane und Creuzburgerhütte), die&>&■» p L J ? sich auch in keiner befriedigenden Lage befanden, verbesserteBetriebseinrichtungen zu treffen, um dam it teils den Ertrag-•JFJli r * . ’ dieser W erke zu erhöhen, teils in ihnen fü r die Privatwerke_ j T W a m S S S B tf p - S ’- jä } Beispiele der Nachahm ung aufzustellen.I ' W i f V: ^.as wichtigste Bestreben Redens ging dahin, in O ber-3§ U X 9 & s^ le s ie n *•'« S teinkohlenförderung m it der Erzeugung von Roh-‘ ~ S H r f i eisen zu verbinden. Zunächst begannen gründliche Versuche,g M p g « | g n zur Erbldsung von Roheisen Koks zu verwenden. Der Eng-


Am 11. N ovem ber 1789 begannen in M alapane die Versuche m it dieser Kohle. Die V ersuchehatten ein befriedigendes Resultat. M an hatte den Betrieb m it Holzkohlen angefangen, imsteigenden V erhältnis Koks zugesetzt und dann während jener 5 W ochen m it Koks allein geschmolzen.Zuerst zeigte sich das Eisen rotbrüchig, nach einem Zusatz von Hochofenschlacke abervon guter Beschaffenheit, w ie die auf Creuzburgerhütte angestellten Schmiedeversuche ergaben.Bevor aber der Bauplan zu dem projektierten Koks-H ochofenbetriebe bearbeitet wurde,ging Reden nochmals nach England, w o er längere Zeit auf den Eisenwerken verw eilte und sichüber viele Einzelheiten unterrichtete, die fü r die pro je ktierte A nlage von Nutzen sein konnten.Ein Bericht Redens vom 20. M ärz 1791 enthält den ausführlichen Plan zur A nlage zw eier Kokshochöfenund einer vollständigen Eisengiesserei; ein Plan, von dem Reden in diesem Bericht sagte,dass er ihn seit 12 Jahren nie aus den Augen gelassen habe. Um sich aber, sagt er darin weiter,von der Brauchbarkeit der verschiedenen oberschlesischen Steinkohlen zu überzeugen, w o llte erin M alapane noch einmal ein Probeschmelzen veranstalten.Das Probeschmelzen zu M alapane, w o inzwischen ein kräftiges Cylindergebläse angelegtw ar, fie l sehr ungünstig aus, was teils in der unrichtigen Behandlung des Ofens, teils in der Unhaltbarkeit des Gestelles lag. M an hatte aber dabei w ichtige Erfahrungen gemacht, die bei einemw iederholten Versuche benutzt wurden. Dieser begann am 20. Januar 1792 und w ährte bis gegenM itte Februar; es wurden nacheinander Koks aus Kohlen von H eiduk (Königsgrube), von der gewerkschaftlichenHedwigsgrube (bei Chorzow) und von Zaborze (Separatbau der Königin-Luise-Grube) benutzt. Reden w a r persönlich dabei und leitete die A rbeiten. Es kamen zw ar nocheinzelne Störungen vor, der A usfall w a r aber in je d e r Hinsicht befriedigend. Dam it w a r die A n­wendung der Kolcse aus oberschlesischer Steinkohle zur Roheisenerzeugung in Oberschlesienentschieden.Reden w o llte das Hüttenwerk bei G leiw itz anlegen. Für G le iw itz sprach das G elingen<strong>eines</strong> besseren Aufschlusses auf der Königin-Luise-Grube, die Vorbereitungen zur A nlage <strong>eines</strong>schiffbaren Stollens, sowie des Zabrzer und des Klodnitzkanals. Auch kam in Betracht, dass inG leiw itz und dessen Umgebung die A rbe iter leichter Unterkommen konnten, man also hier desBaues von Familienhäusern enthoben w ar. In der Ausführung des Baues aber, der sich a u f nureinen Hochofen beschränkte, dagegen auf eine grössere Giesserei ausdehnte, fanden sich vieleSchwierigkeiten. Das durch W asser betriebene Cylindergebläse kam aus England, alle sonstigenGusswaren lieferte M alapane. Im September 1796 w urde zw ar der erste Hochofen — der ersteKokshochofen des europäischen Festlandes — angeblasen, musste aber w ieder ausgeschurt werden,bis am 3. N ovem ber 1796 der regelmässige Betrieb begann.24


V.Als die Voraussetzung einer gedeihlichen Hüttenindustrie sah Reden das Vorhandenseingeeigneter Steinkohlen an. Die Steinkohlengruben sollten überdies in der Nähe der erwähltenHüttenstandorte liegen. Zu der dam aligen Zeit gab es in Oberschlesien 12 Hochöfen, 28 Frischfeuer,34 Luppenfeuer und 27 Eisenhämmer, die nun statt des Holzes die Steinkohle als Brennmaterial verwenden sollten.Zwei G ruppen von Steinkohlenbergwerken schieden sich damals schon voneinander. Dieeine umfasste die G ruben in der freien Standesherrschaft Pless. Um das Jahr 1800 förderten fürden Fürsten Pless drei Gruben m it 156 A rbeitern 23370 Tonnen Kohlen im W erte von 2674 Thalern.Die zw eite G ruppe schloss die Reihe der gewerkschaftlichen G ruben in sich. Ihre Förderung hatsich nur langsam gesteigert. Im Jahre 1783 gab es 2 G ruben, die 4000 Tonnen im W e rte von1 000 Thalern förderten. Das w a r unbedeutend. Das H olz der oberschlesischen W ä ld e r w a r haltimmer noch allzu b illig , um es beim Hausbrand und anderen Feuerungen durch die Kohle zu verdrängen.Noch im Jahre 1800 betrug die gesamte oberschlesische Förderung, einschliesslich derGruben des Staates, auf das Mass von 1845 berechnet, nur 106000 Tonnen. Erst im A nfang desvorigen Jahrhunderts begann eine nennenswerte Steigerung der Produktion, die innig zusammenhängtmit dem A ufblühen des Betriebes auf den Eisen- und Zinkhütten und m it der allgem einerenAnwendung der Dampfmaschine zur Förderung und W asserhaltung, fü r die man M aschinenkräftenötig hatte, wenn die Flöze in grösserer Tiefe gelöst werden sollten. Auch die Verbesserung derAbsatzwege durch den K lodnitzkanal und 1842 durch die oberschlesische Eisenbahn, die nachund nach in das Kohlengebiet vordrang und direkte Bahnanschlüsse bot oder mittels der im ganzenG ebiet verzw eigten Rossbahn die Verbindung m it den Hauptlinien herstellte. Die Vervollkom m nungdes Maschinenwesens gestattete in immer grössere Tiefen vorzudringen. Das Zusammenlegenkleinerer A bbaufe ld er zu grossen Bezirken machte überdies die Maschinenanlagen nutzbarer.Der M angel an ausreichender A rbe itskraft zwang einerseits zur Anw endung von Pferden zur Förderungin den G ruben, gestattete andererseits aber auch die Bewegung grösserer Massen. Die Einführungvon Separationen nach verschiedenen Korngrössen der Kohle diente der Kundenbedienungund somit auch der Steigerung der Förderung. Im Jahre 1815 förderten 20 Gruben m it 347 A rb e i­tern 311403 Tonnen im W e rte von 58075 Thalern. A ber schon 1823 w a r die Zahl der betriebenenG ruben auf 33 gewachsen, die mit 1441 A rbeitern 1 463152 Tonnen Kohlen im W erte von 316512Thalern förderten. Die Steigerung der Förderung hat in den folgenden Jahrzehnten ständig zugenommen.Reden brachte auch die Giesche’schen Betriebe dazu, das Calcinieren (Rösten) des Galmeis,das bisher m it H olz geschah, m it Steinkohlen zu betreiben. Den wichtigsten Schritt aber tat Reden,indem er fü r die staatlichen H üttenwerke zu M alapane, C reuzburgerhütte und Tarnow itz nacheigenen Kohlengruben suchte. G erade die N otw endigkeit, fü r die Dampfmaschinen der „Friedrichsgrube“, w ie fü r den Betrieb der „Friedrichshütte“ bei T arnow itz Brennm aterial zu schaffen, gabden stärksten A ntrieb, in nächster N ähe ein Steinkohlenbergwerk zu errichten. So stellte er nebendie bisherigen zwei G ruppen oberschlesischer Kohlenbergw erke die dritte G ruppe der fiskalischenSteinkohlengruben.A u f den damals bestehenden Staatswerken w a r eine Produktion ins Leben gerufen worden,die tro tz der erheblichen A ufw endungen, die die Ausrichtungsarbeiten und die Maschinenbautenerforderten, reiche Ausbeuten brachte; Ausbeuten, durch die Reden in Stand gesetzt wurde, anderweitsgrossartige Pläne zu verfolgen, ohne den M eliorationsfonds in Anspruch zu nehmen. Ueberdiesw a r die Friedrichsgrube bei T arnow itz die Pflanzschule fü r eine tüchtige Knappschaft, wiefü r heranzuziehende G rubenbeam te gew orden; man hatte dort die ersten W asserhaltungsmaschinenund den ganzen Pumpen-Einbau e rp robt und nun w a r es schon leichter, auf anderen, neuen W e r­ken dergleichen Anlagen auszuführen.Nachdem Reden die Zustimmung des Königs erw irkt hatte, die Hüttenwerke auf die V erwendungder Kokse umzustellen, begann er m it Schürfversuchen in dem Raume zwischen den25


Flözkarte


heutigen Städten Hindenburg und Königshütte. Bei Zabrze (heute Hindenburg) fand man ein mächtigesSteinkohlenflöz von ausgezeichneter Kohlebeschaffenheit. Es w a r die O berbank des nachdem O be rb erg rat G rafen Einsiedel benannten „E insiedelflözes“ in der Nähe der Kolonie Paulsdorf.Den G rubenbau dieses Flözes nannte man „K önigin-Luise-G rube“ . Die Kohle dieser 1791begonnenen G rube w a r backfähig und zur Verwendung beim Schmelzprozess im Hochofen geeignet.Zu derselben Zeit, im M ai 1791, begannen auch in der Gegend des heutigen Königshüttezwischen den dam aligen D örfern Chorzow, Lagiewnik und O ber-H eiduk die Schürfversuche. Die,obw ohl nur mageren, aber festen, stückreichen, bis 3 Lachter und darüber mächtigen, ausgezeichnetreinen Steinkohlenflöze mit ihrer regelmässigen flachen A blagerung, bei der m it mässigerSteigerfeufe ein grosses Feld trocken zu legen war, machten eine starke und b illig e K ohlenförderungmöglich.Da, w o heute der Bahnhof Königshütte-M itte steht, genau an derselben Stelle, w o dasStationsgebäude errichtet wurde, begann am 7. M ai 1791 der Bergbau der „K önigsgrube“ m it demersten Schacht, der den Namen „W ilhelm schacht“ erhielt. Hier hatte man einen Maschinenschachtvon 75 m Teufe niedergebracht. A u f dem dadurch erschlossenen Felde, das m it Diagonalen v o r­gerichtet w urde, dienten Förderwagen der Förderung, die auf einem hölzernen Gestänge liefen,und ein mit Pferden betriebener Fördergöpel. Das Flöz, das man im W ilhelm schachte abbaute, istdas noch heute abgebaute Hängendste der drei mächtigen Königsgrubenflöze, nämlich das späternach O berberghauptm ann G erhard benannte „G e rh a rd flö z “ .N icht viel später als der W ilhelm schacht entstand in dem sogenannten Lagiewniker W aldeder „Pelagiaschacht“ , der das 40 bis 50-zöllige „P e la g ia flö z “ aufschloss.Die zu milde Beschaffenheit der Kohle a u f dem W ilhelm schacht, sowie die bedeutendenWasserzuflüsse im Pelagiaschacht machten alsbald das Aufgeben dieser Baue notwendig. Inzw i­schen waren durch Bohrungen w eitere Flöze m it geeigneter Kohle aufgeschlossen worden. Es kamzu den Schachtanlagen „Schuckmann“ , „K ron prin z“ und „Prinzessin“ zwischen N eu-H eiduk und Nomiarki (südlich des heutigen Knappschaftslazaretts). Es w a r das „H eintzm annflöz“ , das man abbaute.Die Schachtförderung geschah mittels Haspel in Scheffelgefässen und Fördertonnen von2,8 cubikfuss Inhalt. Die W asserhaltung w urde teils durch Handpumpen, teils durch Aufziehender W asser in Kübel und Tonnen reguliert. Das Resultat des ersten Betriebsjahres konnte nur unbedeutendsein. Zehn, überwiegend aus Niederschlesien übergesiedelte Bergleute, förderten 36925Ztr. Kohlen. Die Kohle w urde fü r 2 Groschen, 7 Vs Pfennig je Zentner Stück- und 1 Groschen,Sy2 Pfennig je Zentner Kleinkohle an die staatlichen W erke in Tarnow itz verkauft. Im Jahre 1790hatten alle damals bestehenden G ruben zusammen nur 610 Tonnen gefördert.Die bisher unter der Benennung „P rinz Carl zu Hessen“ betriebenen G rubenanlagen erhieltenEnde 1791 den Nam en „K önigliche Kohlenzeche“ . Der Nam e „K önigsgrube“ wurde imJahre 1800 verliehen.Eine Zeitlang v e rlie f der G rubenbetrieb ungestört; aber mit der weiteren Ausdehnung derBaue stellten sich durch vielfache Unregelmässigkeiten und Störungen in der Flözlagerung erheblicheSchwierigkeiten ein. Hinzu kamen ständig wachsende Wasserzuflüsse. M itte 1793 legte mandie Schachtanlagen still, um auf Rudaer G elände einen lohnenderen Betrieb zu eröffnen. Hier hatteman bis zum Ende des Jahrhunderts durch viele Bohrungen festgestellt, dass O ber- und N iederbankdes Einsiedelflözes nach O st und W est bis zum jetzigen Hindenburg-O st bzw. bis zur Kunzendorfe r Landstrasse abbauw ürdig anhielten. V o r allem aber tra f man bei Poremba und Zabrzeauf vie r mächtige Flöze, die die Nam en G eorg, Heinitz, Reden und Pochhammer erhielten. DieKohle dieser Flöze w a r zur V erkokung zu m ild, aber deshalb besonders zur Kesselheizung derW asserhaltungsmaschinen geeignet. Das Einsiedelflöz dagegen lieferte eine schöne stückreiche Kohle,die zur Koksgewinnung brauchbar w a r und sowohl in M alapane als auch in der inzwischen gegründetenG leiw itzer Hütte Absatz fand.27


PferdegöpelHandgöpelDer bei Poremba entstandene „O sw aldschacht“ kam 1796 zum Erliegen, da das W asserauch hier überhand nahm. Da w andte man sich der W iederaufnahm e des alten Lagiewniker Bergbauesin der Nähe des W ilhelm schachtes zu. Es entstanden die beiden Schächte „M oses“ und„W ilh e lm in e “ .W ohl stieg die K ohlenförderung von Jahr zu Jahr (die Königsgrube beschäftigte 1810 schon97 Mann und förd e rte 30699 Tonnen), aber die W asserhaltung machte immer w ieder Schwierigkeiten.Man suchte nach Entwässerungsmöglichkeiten. Ein W eg dahin w a r die A nlage des Hauptschlüssel-Erbstollens,der nach den Plänen des oberbergam tlichen Dezernenten Pochhammer erbautund am 18. O kto be r 1800 in Anwesenheit des Staatsministers Freiherrn von Hardenberg feierliche rö ffn et wurde. Dieser Stollen ist auf dem ganzen Kohlengebirgszuge über das Feld der „K önigin-Luise-Grube“ hinaus in 68-jähriger A rb e it bis in das Feld der Königsgrube vorgetrieben worden.Hier w urde er 1868 bei einer Länge von 13 km in der Nähe des Krugschachtes verstuft. 1807 beschlossman auch die Schiffbarm achung des Stollens, um die Kohlen auf dem W asserwege direktnach dem G leiw itzer Hüttenwerke und später über den schon unter Friedrich dem Grossen begonnenenund 1812 fertiggestellten Klodnitzkanal w eiter bis zur O der zu bringen. 1822 w a r die Schiffbarmachungvollendet, nachdem der Klodnitzkanal 1810 bis an das Stollenmundloch herangeführtworden w ar. Bis zum Beginn des Tiefbaues im Jahre 1838 ist dieser Beförderungsweg fast ausschliesslichbenutzt worden.Für die Königsgrube bedeutet das Jahr 1797 den A nfang einer neuen Periode der Entwicklung.Denn in diesem Jahre schritt man zur A ufstellung einer Dampfmaschine zur W asserhaltung.Die erste Dampfmaschine der Königsgrube hat in der Nähe der heutigen Kalidestrassebeim Koloniehause Nr. 8 bei einem „M aschinen-Schachte“ gestanden.Der steigende Bedarf an Steinkohle fü r die Tarnow itzer W erke und fü r die KöniglicheEisengiesserei bei G leiw itz sowie fü r die bereits im Bau befindliche Königshütte veranlasste dieG rubenverw altung zu weiteren Betriebsverbesserungen im Interesse einer Produktionssteigerung.Eines dieser produktionssteigernden M ittel w a r die Einrichtung <strong>eines</strong> Pferdegöpels zur Schachtförderung,der 1800 auf dem sogenannten „G öpelschachte“ in Betrieb gesetzt wurde. Später fo lg teein Pferdegöpel a u f „Strohschacht“ .28


Die zweite Verbesserung bestand in der Einrichtung der P ferdeförderung innerhalb derG rube; dadurch konnten die Kosten der Streckenförderung erheblich verm indert werden. Dadurchgelang es auch, den A rbeiterm angel teilweise zu mildern und grössere Mengen zu fördern. Das erstePferd ist am 13. September 1802 a u f „Henriette-Schacht“ eingehängt worden.Die U nzulänglichkeit der beiden Pferdegöpel zur Schachtförderung sah man damals schonein, aber erst 1814 kam es zur A ufstellung einer Förderdam pfm aschine auf dem „Einsiedelschachte“der Königsgrube. 1819 stand die zw eite Dam pfförderm aschine auf „Lyda-Schacht“ .M it den beiden Schachtanlagen „Einsiedel“ und „L yd a “ erreichte man die damals tiefsteBausohle von 18 Lachter im Heintzm annflöz.Das unruhige Kriegsjahr 1806 hat zw ar die D orfbew ohner von C horzow und die „K o lo ­nisten“ der Königsgrube und Königshütte im W ald w in kel von Lagiewnik die drückende Last desHungers und der Teuerung nicht spüren lassen. A ber von den 125 Mann der Belegschaft sind docheine Reihe zu Festungsdiensten eingezogen worden. Auch an den Pferdebestand der Königsgrubelegte die Kriegsfurie Hand an. Denn Pferde brauchten die Reste der schlesischen Besatzung mehr,als überhaupt aufzutreiben waren. Und so mussten halt vom G öpel- und vom Strohschacht, woje ein Pferdegöpel zur Schachtförderung im Betrieb w ar, die Pferde zur Bespannung von Kriegsfahrzeugenweggenom m en werden. Selbst das Pulver zum Sprengen, das man vorfand, wurdeeingefordert und zunächst nach G leiw itz gebracht. W eder W agen noch Pferde, noch auch dieFuhrknechte kamen zurück, denn die Landesverteidigung brauchte alle drei aufs nötigste.Bis zum Jahre 1822 w a r der Königsgrube kein genau abgegrenztes A bbaufeld zugewiesen.Das A bbaufeld w a r damals noch überall bergfrei. Die Abgrenzung erfolgte durch Kabinettsordervom 18. Juli 1822. Sie legte zwischen den Ortschaften Schwientochlowitz, Lagiewnik, Bittkow,Baildonhütte und Heiduk eine Fläche von rund y2 qkm fest, also ein A real von 11 400 M orgen(6646200 Q uadratlachter). Die Feldesbegrenzung ist durch den dam aligen O berberghauptm annG erhard am 30. Juli 1822 an O rt und Stelle vollzogen worden.Noch heute spricht man von einem östlichen und westlichen Felde der Königsgrube. DieScheide w ird durch die durch Königshütte führende Strasse Beuthen— K attow itz gebildet. Das östlicheFeld der Königsgrube ist bis zum Jahre 1840 (dem 50. Betriebsjahre der Grube) noch nichtabgebaut worden. In diesem Jahre hatte man bisher insgesamt 8200000 Tonnen Kohlen gefördert.M it der „Hedwigsschachtanlage“ w urde im Jahre 1841 der A bbau des östlichen Feldesbegonnen. 1846 folg ten die Schächte „B ü lo w “ und „Josefa“ .Die wenigen W asserzuflüsse sind bis zur Inbetriebnahm e der 24-pferdigen Karstenschachtmaschineim Jahre 1848 durch die Fördermaschine auf Bülow zu Sumpfe gehalten worden. Da aberder Anschluss der Königsgrube an den von Zabrze vorgetriebenen Hauptschlüssel-Erbstollen, derder Entwässerung dienen sollte, noch Jahre lang (bis 1868) ausstand, eine Verm ehrung der G rubenwasseraber bei der zunehmenden Ausdehnung der Baue sicher w ar, so w urde durch die A u f­stellung einer zweiten W asserhaltungsmaschine (der „v o n der Heydt-M aschine“ ) im Jahre 1850 deretwaigen G efahr des Ersaufens vorgebeugt.Die fortschreitende ansehnliche Erweiterung der Königshütter W erke, besonders aber dieinzwischen dem V erkehr übergebene Oberschlesische Eisenbahn, durch die dem Absatz der Bergwerksprodukte neue M öglichkeiten erschlossen wurden, liessen eine Produktionssteigerung in grösseremMasse als wünschenswert erscheinen. Neue Schachtanlagen wurden notwendig. Zunächst entstand1853 auf dem W estfelde der „Jakob-Schacht“ . G leichzeitig wurde im östlichen Felde der„I. Erbreichschacht“ ins A bteufen genom m en; er w a r 1857 vollendet und blieb fo rta n der Hauptförderschachtdes Ostfeldes.Bereits im Jahre 1837 entstand im Scharnhorstschacht ein G rubenbrand. Im jetzigen H auptfeldehatte man im Jahre 1853 w ieder m it Bränden zu kämpfen. Dichtung der Tagebrüche undVerschluss der Strecken durch Dämme reichten nicht aus, da das Feuer an einigen Stellen durchdie Sicherheitspfeiler durchbrannte. Ein um fangreicher Hauptm auerdam m erst konnte die umgehendenBaue schützen.29


BahnschachtAls die Zweigbahn Schw ientochlow itz— Königshütte— Beuthen gebaut wurde, ist der „Bahnschacht“ins A bteufen genommen worden, der 1860 den Kohlenversand auf der Eisenbahn aufnahm.Die Eisenbahn erw eiterte das Absatzgebiet erheblich bis w e it über die Grenzen der Provinz hinausnach Berlin, M agdeburg, Frankfurt a. O., Posen, Stargard i. P. usw. Im Jahre 1862 stieg der V ersandauf der Eisenbahn auf 2571 378 Zentner. Durch die Ermässigung des Frachttarifs auf deroberschlesischen Eisenbahn im Jahre 1863 erw eiterte sich der Absatzkreis ansehnlich, dass, um nichtm it der Produktion hinter der N achfrage erheblich zurückzubleiben, die A nlage <strong>eines</strong> zweitenFörderschachtes fü r den Kohlenversand auf der Eisenbahn notwendig wurde. Es entstand im selbenJahre der „II. Erbreichschacht“ . Besondere Kohlenseparationen und schnelle Verladeeinrichtungenförderten die Absatzsteigerung noch mehr.Von wesentlichem Einfluss aber a u f die notw endig gewordene grössere Feldesvorriclitungund die dadurch erm öglichte Steigerung der Kohlengewinnung w a r der im O kto be r 1863 erfolgteDurchschlag des Sfollen-Hauptorfes m it dem G egenorf und die dadurch endlich erreichte W asserlösungder Königsgrube auf natürlichem W ege,So erreichte denn auch die Produktion des Jahres 1863 die Flöhe von 2675220 Tonnen,Der Gewinn bestand in 211 973 Thalern 12 Silbergroschen 3 Pfennigen.Bis zum Jahre 1863 sind sämtliche Baue der Königsgrube über und in der Hauptschlüssel-Erbstollen-Sohle umgegangen. Jetzt aber ging man zum Tiefbau über. Und durch die In a n g riff­30


nähme der beiden „v o n Krug-Schächte“ im östlichen und durch das A bteufen des „H arnisch“ - und„Am elung-Schachtes“ im westlichen Felde wurden die ersten Schritte zur Lösung und Gewinnungder mächtigen K ohlenlager unter der Stollensohle getan.Indem die K ohlenförderung sich vom Jahre 1864 an ununterbrochen bedeutend steigerte,erreichte sie im Jahre 1867 schon die ausserordentliche Höhe von 15110731 Zentnern, wurde sie1868 aber noch um 1 125211 Zentner übertroffen, da sie in diesem Jahre auf die bisher von keinemBergwerk der Erde erreichte Höhe von 16235942 Zentnern stieg.Das A bsatzgebiet der Königsgrube hat sich in derselben Zeit bis in die nördlichen Teileder preussischen Ostseeprovinzen, dem nordöstlichen Teile Polens und nach Ungarn erw eitert.Der immer mehr wachsende Bedarf und die N achfrage nach Kohlen machten im Jahre 1868 dieA nlage der beiden „Bismarckschächte“ bei O ber-H eiduk notwendig, die durch Schächte in Dombund Bittkow ergänzt wurden.Seit ihrem Bestehen hat die Königsgrube bis zum Jahre 1869, dem Jahre der <strong>Stadt</strong>gründung,nahezu 173 M illionen Zentner Steinkohlen mit einem Reingewinn von über 7% M illionen Thalerngefördert.Förderzahlen der Königsgrube17911801181118211831184118511861187118811891190119111921193119401 849 t9 061 t28146 t37 192 t46 296 t47 345 t79 761 t414 841 t830 301 t895 900 t1 231 472 t1 841 937 t2 307 088 t1 832 051 t2 225 399 t2 718 619 t31


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Bei der festlichen Eröffnungsfeier des Betriebes des Eisenhüttenwerkes Königshütte am 26.O kto ber 1802 schrieb der O berberghauptm ann G ra f von Reden in das Fahr<strong>buch</strong> der Hütte dieW o rte ein: „A us nichts ist hier ein W e rk entstanden, welches jährlich fünfzigtausend Thaler inUm lauf setzet, eine unkultivierte G egend belebet und die entfernten Königlichen Provinzen mitdem ohnentbehrlichen Bedarf an Roheisen, Hüttenguss und G ranuliereisen versorget.“Der Eindruck, den die Hütte a u f die damaligen Festteilnehmer und auf viele spätere Besucher,w ie O be rb erg rat Karsten, Fürst Hohenlohe, O berforstm eister von Roeden, Kammerpräsident v. Hoym,Kabinettsminister von Hardenberg, Staatsminister Freiherr vom Stein, Finanzminister von Bülow u. a.machte, w ar stets imposant.In der Tat w a r die G ründung der Königshütte ein Epoche machendes Ereignis in der G e­schichte der preussisch-deutschen Industrie, denn die Kgl. Hütte w a r die erste m it D am pfkraft betriebeneKokshochofenanlage des europäischen Festlandes. Der Bau der Königshütte bildete denAbschluss und die Krönung des von Friedrich dem Grossen begonnenen Gründungswerks, durchdas die oberschlesische Bergwerks- und Hüttenindustrie ins Leben gerufen wurde.Die Geschichte der Königshütte ist ein Stück Geschichte der <strong>Stadt</strong>. Ein kurzer Ueberblicküber ihre Entwicklung möge hier folg e n :Als Friedrich der Grosse von Schlesien Besitz nahm, w a r auch das Eisenhüttenwesen einunbedeutendes G ewerbe, das nur zur V erw ertung des sonst ganz wertlosen Holzes von den Gutsbesitzernm it unvollkom m enen Einrichtungen ausgeübt w urde und das sich zum Teil noch auf dieDarstellung <strong>eines</strong> sehr m inderw ertigen Stabeisens beschränkte. W o h l zählte man im Jahre 1750in Schlesien bereits 14 Holzkohlenöfen und 40 Frischfeuer nebst 31 Luppenfeuerri, aber die gesamteRoheisenproduktion erreichte nicht über 25000 Ztr. jährlich, die lediglich den oberschlesischen Bedarfdeckten.Durch seinen O berforstm eister Rhedanz liess nun Friedrich der Grosse in den Jahren 1754und 1755 tro tz der Kriegsunruhen die beiden Hochofen- und Frischfeueranlcigen M alapane undC reuzburgerhütte errichten. Auch die Einrichtung des „Bergwerks- und Hütten-Departements“ alsA bteilung des „G ene raldire kto riu m s“ , in Berlin, die im Jahre 1769 „R evidierte Bergordnung fürdas souveräne Herzogtum Schlesien und die G rafschaft G latz“ , das „G ene ra lp rivile g iu m “ wegenErrichtung der Oberschlesischen Knappschaftskasse haben zur Förderung des Bergbaus in Schlesienerheblich beigetragen. Insbesondere sicherte im Jahre 1780 ein V erbot der Einfuhr frem den Eisensin die Provinzen Kur- und Neum ark, Pommern, Schlesien, M agdeburg und H alberstadt den Absatzdes inländischen Hüttenbetriebes. Dadurch blieben dem Lande jährlich eine halbe M illio n Thalererhalten, „d ie bis dahin für frem des Eisen bezahlt w aren“ . Das V erbot bew irkte w eiter, „dass in entlegeneGegenden des Landes Kultur kam, und dass der W e rt der oberschlesischen Landgüterund Forsten, die von der V erw ertung des Holzes zum Betriebe der Eisenhütten Nutzen zogen,um 30% erhöht w urde, ohne dass der Konsument sein Eisen höher als ehedem das ausländischebezahlen d u rfte“ . Um die Erzeugungskosten der Bergwerks- und H üttenprodukte niedrig zu haltenund so ihren Absatz zu erleichtern, hielt es von Heinitz nach den Grundsätzen des M erkantilism usfü r notwendig, einerseits die A rbeitslöhne so niedrig w ie möglich zu halten, andererseits aber dafürdie W o h lfa h rt der A rb e ite r zu sichern. Deshalb verschaffte er ihnen besondere Rechte, Freiheitenund V orteile durch Verbesserung der Fonds der Knappschaftsvereine, durch den Bau von Lazarettenund Kornm agazinen und namentlich durch den Bau von Arbeiterw ohnungen auf solchenBerg- und Hüttenwerken, die sich in abgelegenen oder schwach bevölkerten Gegenden befanden,so also auch in Oberschlesien.ln einem Berichte von H einitz’ an den König aus dem Jahre 1786 heisst es, dass in O be r­schlesien in 44 Hochöfen jährlich 165000 Zentner Roheisen und Gusswaren fa b riz ie rt und diesesw ieder in 168 Hämmern zu Schmiedeeisen verarbeitet werde. Der Eisenhüttenbetrieb bringe jährlich400000 Thaler in Z irkulation, seit das oberschlesische Eisen an Stelle des schwedischen nach


der Neu- und Kurm ark und nach Pommern versandt werde. Er sei überzeugt, dass dieser Haushaltin seinem jetzigen Flor beständig bestehen könne und dass es niemals w eder an Erz nochan H olz zu Kohlen fehlen werde. Das Erz sei von vorzüglicher Güte. Der Holzbestand a u f einemFlächenraum von 50 Q uadratm eilen könne den Bedarf der Eisenhütten im Betrage von 125000K laftern Kohlenholz befriedigen, wenn forstmässiger Betrieb, wie in Niederschlesien, eingeführtwerde.Von der Verwendung der Steinkohle w a r also bis dahin noch nicht die Rede.Tatsächlich ist im Jahre 1800 die Produktion in Oberschlesien auf 273940 Zentner Eisenalle r A rt im W erte von 1 201 750 Thalern gestiegen.Selbst nach England sind 1788 bereits 11 700 Zentner ausgeführt worden. Die Q ualitätdes oberschlesischen Eisens w ar eine anerkannt vorzügliche geworden und den besten ausländischenProdukten an die Seife zu stellen. Schon kamen Bestellungen auf Brücken, Dampfmaschinen,34


eiserne Blasewerke, Räder, C ylinder; eine ganzkom plette V orrichtung zum Abgiessen, Ausbohrenund Abdrehen eiserner Kanonen und zur A n fe rtigungleichter eiserner Lafetten w a r bei G leiw itzvorhanden; die mechanischen W erkstätten in G le i­w itz und M alapane lieferten Dampfmaschinennicht nur an die eigenen W erke und an das Inland,sondern auch arössere Maschinen fü r dasAusland, und die Produkte der preussischen Eisenindustriegingen über den ganzen Kontinent undüber den O zean, als von Heinitz im Jahre 1802starb.Der Chef des Preussischen Bergwerks- undHüttendepartem ents von Heinitz hätte den A u f­schwung der oberschlesischen Hüttenindustrienicht bew irkt, wenn ihm nicht ausgezeichnete M itarbeiterzur Seite gestanden hätten. Einer dieserM itarb eite r w a r der spätere O be rb erg rat Bückling,der die damals von Watt und Boulton verbesserteFeuer- und Dampfmaschine in Preussen bekanntmachte und bald ähnliche Maschinen durch dengenialen M aschinenbaudirektor Holtzhausen inM alapane und später in G leiw itz erbauen liess.Der bedeutendste M itarb eite r von Heinitzw a r aber sein N e ffe , der Freiherr von Reden,der ja der Begründer der oberschlesischen Industriegeworden ist. A u f manchen Reisen durchdeutsche, englische und schottische Berg- undHüttenwerke hatte er sich namentlich in Englandüber den Steinkohlenbergbau und die Verkokungder Steinkohlen, sowie über ihren Gebrauch zumFriedrich An.on Frhr. von Meinte S U M l E Ä Ärung der Bergwerks- und Hüttenmaschinen, denausgebreiteten Gebrauch der Dampfmaschine und über die besten M ethoden beim Bau von W egenund Kanälen unterrichtet.Als von Reden im A p ril 1780 mit kaum 28 Jahren sein A m t als D irektor des SchlesischenO berbergam tes in Breslau antrat, begann er den A ufbau des fiskalischen Bergwerks- und Hüttenbetriebesin Oberschlesien. Seiner Initiative ist die A ufstellung der ersten Dampfmaschine zurW asserw ältigung auf der Friedrichsgrube bei Tarnowitz zu danken. Die N otw endigkeit, fü r denschnell wachsenden Dam pfm aschinenbetrieb der Friedrichsgrube, w ie fü r den Betrieb der Friedrichshütteund der G leiw itzer Hütte Brennm aterial zu schaffen, hatte bereits zur A nlage vieler Steinkohlengrubenzwischen Zabrze und C horzow geführt. M inister v. H einitz w o llte anfangs die Kohlenfü r die Staatswerke von Privatgruben beziehen; von Reden aber befürw ortete die Eröffnung einerKohlengrube auf königliche Kosten. Sein Promemoria vom Jahre 1786 hat folgenden W o rtla u t:„Es ist unm öglich“ , sagte er, „von der Leichtigkeit und Ergiebigkeit und so unerwartetenals sonderbaren Gestalt des Baues einen B egriff zu geben. M an muss die Grubenbefahren und über die Schätze, welche die N a tu r m it verschwenderischer Freigebigkeithierhergelegt hat, erstaunen. Die Mühe dieser Befahrung ist nicht gross, da die Schächtenur 3 bis 6 Lachter w e it und die sodann stehen gelassenen Pfeiler und sparsam ange-


W ilhelm Knippel: „G esam tansicht der Königshütte“ . -^--'Lithographie um 1860.brachte, aber desto massivere Zimmerung dient zur hinlänglichen Sicherheit des Baues.Ueberall gibt es m ergelartigen Eisenstein, w ie in England. Der Sandstein ist zu G estellsteinengeeignet. In der Nähe der Flöze ist feuerbeständiger Ton zu G lasöfen, Lehm undZiegeln und Kalksteinen zum Bauen und zur Düngung. Nirgends finden sich Kalk und Kohleso nahe w ie hier. W elche Aussichten fü r die Kultur des Landes und fü r die anzulegendenFabriken! W elche Sicherheit fü r die hiesige E isenfabrikation! A lle Zw eifel, welche ichehedem in die Nachahm ung der englischen Verfahrungsarten, nämlich Koakschmelzen undGebrauch des Koaks bei der Zaineisenfabrikation hegte, verschwinden jetzt, da Menge,W o h lfe ilh e it und Güte der Kohle, sowie die Hilfsm ittel zu ihrer Benutzung und namentlichder Verschleiss der Produkte gesichert sind. Die Kohlen gehen an dem Przemsastrom, deroberhalb die Brinitza genannt w ird, zu Tage aus. Sie sind von vorzüglicher Güte und demersten Anschein nach über einen Lachter mächtig. Der Strom ist so mächtig w ie die M a la ­pane und hat hinreichendes G efälle. Er ist bis in die W eichsel m it leichten Kosten schiffbarzu machen, w ie denn auch schon jetzt Bauholz und Matetschen darauf geflösst werden.V erstärkter Absatz des Roheisens nach der M ark, Gusswarenbedarf, Stabeisen nach Englandgeben hinreichende Beschäftigung fü r einen nach englischer M anier m it Steinkohlenbetriebenen Hochofen. Unm öglich kann die Voraussetzung gew agt erscheinen, dass dereinstunter dem unm ittelbaren Schutze und durch die kräftige Unterstützung der preussischenM onarchen ein Etablissement zu Stande kommen und erhalten werden sollte, dergleicheneinzelne Particuliers in England mehrere nur in wenig Jahren errichten, belebenund unter minder günstigen Bedingungen nicht nur zu einem hohen G rade der Vollkom m enheit,sondern auch zu einem reichen Ertrage bringen. Ich finde ein unbeschreibliches V ergnügenin der V orstellung dieser vielleicht noch sehr entfernten Zukunft und freue michim voraus der Zeiten, w o belebte Industrie, schnellere Z irkulation und Kultur diesen ungeachtetenW in ke l zur Perle der preussischen Krone erheben und dessen Bewohner aus armengedrückten Sklaven zu gebildeten und glücklichen Menschen umschaffen werden.“


Um diese Zeit kam König Friedrich W ilhelm II. zur Regierung, der dem 1786 in den G rafenstanderhobenen v. Reden die Erlaubnis zur A nlage von königlichen Gruben bei Zabrze, O ber-Lagiewnik und C horzow gab. Es hatte sich nämlich inzwischen mehr und mehr herausgestellt, dassdie Holzbestände Oberschlesiens doch nicht überall dem zunehmenden Bedarf der Hütten an H olzkohlengenügen konnten, wenigstens zeigte sich die Kgl. Forstverwaltung den Eisenhütten gegenüberbei der Zuteilung von K ohlholz immer zurückhaltender und knapper. Um so e ifrig e r wurdennunmehr die Studien wegen Einführung des englischen Koks-Hochofenbetriebes im Bergdepartementbetrieben, die ja schliesslich befriedigend ausfielen.A u f die Schmelzversuche in M alapane folgte der Bau einer Kokshochofenanlage bei G le i­w itz, die auf die W asserkraft der Klodnitz gegründet war. Hier ist der erste O fen am 21. September 1797 angeblasen worden. Der Erfolg veranlasste König Friedrich W ilhelm III., am 15. N o ­vem ber 1797 die G enehm igung zur Inangriffnahm e der V orarbeiten fü r ein grösseres Eisenhüttenwerk m it Dam pfm aschinenbetrieb zu erteilen. Dieses W erk sollte den steigenden Bedarf an Roheisender bei G leiw itz gegründeten Eisengiesserei decken. Der Bauplatz fü r das neue W erk wurdeauf dem Felde der Steinkohlengrube bei O ber-Lagiew nik und Chorzow an einem Punkte gewählt,der nach vorangegangenen sorgfältigen Untersuchungen des G ebirges als der reichhaltigste fürdie Kohlengewinnung ausgem ittelt w ar. Dass hier auch Kalksteine in nächster Nähe von Chorzowmassenhaft vorhanden waren, w a r bereits von G raf Reden festgestellt, aber auch fü r den Erzbezuglag der O rt besonders günstig, indem nicht nur die Tarnow itzer und Beuthener Brauneisenerzeund die Toneisenerze bei Zalenze und K ochlowitz in entsprechender Nähe zur Verfügung standen,sondern auch noch die reichen Erzvorkommnisse im dam aligen Neuschlesien, das im Jahre 1793/95zu Preussen gekommen war.N icht ohne Bedenken w a r die W a h l des O rtes in bezug auf das Vorhandensein der erforderlichenBetriebswasser. Das W asser fü r den Dam pfkesselbetrieb der Königshütte sollte ausdrei kleinen Süsswasserteichen (Chrobokteichen) in der Nähe der Hüttenanlage, deren Bezug mansich gesichert hatte, entnommen w erden; das fü r die Dampfmaschine nötige Wasser hoffte manaus der Kohlengrube zu beziehen, aus der es durch eine Dampfmaschine zu Tage gehoben werdensollte.Eine besondere Sorge erforderte die wohnliche U nterbringung der A rbeiter. Die schonseit mehreren Jahren im Betriebe befindliche Königsgrube sowie einige andere umliegende Privatgrubenhatten zw a r damals schon eine grössere A nzahl von Bergleuten in jener Gegend in Beschäftigung,aber deren W ohnungsverhältnisse waren aus verschiedenen Gründen sehr ungünstig.Bekanntlich führte der Staat nach der schlesischen Bergordnung das D irektorium säm tlicher kön iglichenund gewerkschaftlichen G ruben, w obei er überall die Bergleute nach seinem Ermessen, ohneKonkurrenz der Grubenbesitzer, zur A rb e it anlegte. Von den Einwohnern der D örfer, die meistuntertänige Leute der Gutsherren waren, konnten wegen ihrer V erbindlichkeiten gegen die letzterennur wenige zur Bergarbeit herangezogen w erden; man musste die A rbe iter grösstenteils von auswärtsherholen. Bei dem geringen Interesse und der geringen Fürsorge, welche die G ew erkschaftender privaten Kohlengruben den ihnen ohne ihr Zutun zugewiesenen A rbeitern angedeihenMessen, konnten aber die „A usländer“ zunächst nur auf königlichen Gruben angelegt werden, weilsonst jeden A ugenblick ihr Entweichen zu befürchten stand, und erst, nachdem die Umständees zulässig und zweckmässig erscheinen Hessen, wurden die Leute auf Privatwerke verp flan zt;die Bergbehörde konnte somit w eniger Veranlassung finden, a u f die Sesshaftigkeit der Bergleutehinzuarbeiten. Die Stellung derselben gewann bei der völligen A bhängigkeit a lle r Bergarbeit vonder Bergbehörde soviel Aehnliches m it der Stellung des M ilitärs, dass man beide Stände in jederBeziehung ähnlich behandelte, w ie ja auch das Privilegium von 1769 den Bergleuten ebensolcheExemptionen w ie den Soldaten zugestanden hat und w ie andererseits das Bestehen dieses Privilegiumssie ebensowenig w ie die Soldaten als M itglieder der Gem eindeverbände erscheinen liess.Ihre Freiheit von Diensten und Kommunallasten erweckte die Eifersucht der Gemeinden um so mehr,als die wachsende Zahl der vermögenslosen bergmännischen Einlieger den D örfern zur Last zu fallendrohte. Die Bergleute wurden deshalb ungern geduldet und sie hielten sich, wie ein Bericht des37


Die Königshütte um 1820. — Lithographie von M ondrooberschlesischen Bergamts sich ausdrückt, unstät und flüchtig auf den D örfern auf, von den Gemeindenv e rfo lg t und unterdrückt, insoweit sie nicht in den Zechenhäusern ein äusserst elendesUnterkommen fanden.Neben diesen Zuständen auf den Steinkohlengruben im heutigen Königshütter Bezirk, derenBeseitigung die Bergbehörde übrigens durch mehrere ernste Massregeln versuchte, boten die A r­beiterverhältnisse am Ende des 18. Jahrhunderts auf den älteren königlichen Eisenhütten, z. B.in M alapane, ein glänzendes Bild. H ier w a r man von A nfang an bestrebt, die A rbe iter sesshaftzu machen. Die Hüttenleute, welche seiner Zeit meist m it grossen Kosten zur Einwanderung ausdeutschen Provinzen bewogen waren, hatten bei G ründung der W erke auf fiskalischem Terrainentweder königliche W ohnungen mietweise erhalten, oder es waren ihnen von fiskalischem TerrainBaustellen bis zu 2 M orgen A cker oder W aldboden erblich gegen Entrichtung <strong>eines</strong> bestimmtenGrundzinses überlassen, insoweit sie dieselben nicht durch Kauf erw arben. Im letzteren Fallehatten sie ihre Häuser nach eigenem Ermessen unter Beihilfe der vom W erk beschäftigten Bauhandwerkerund Beamten gebaut, w ährend gleichzeitig die Hüttenarbeiten von ihnen verrichtetwurden. Nach V ollendung der Häuser waren sie sofort in das eigene Heim eingezogen.Das A real, auf dem jene Kolonien entstanden, w a r von den Ländereien der alten G e­meinden auch in kom m unaler Beziehung gänzlich abgetrennt. Die einzelnen Kolonien entwickeltensich zu besonderen Gem einden, die in und neben einem G utsbezirk bestanden, der das W erkselbst m it den fiskalischen Beamten- und M eisterwohnungen umfasste. Das O berbergam t und anseiner Stelle die Hüttenäm ter übten als V ertreter des Fiskus, als des Dom inialbesitzers, die zurgutsherrlichen O b rig k e it gehörigen Befugnisse aus. Im übrigen waren die M itglieder der neuenGemeinden bei der V erw altung ihres Gemeinwesens von A nfang an selbständig und autonom ,und die schädlichen Einflüsse, welche in Oberschlesien bei der Konkurrenz von A rbeitern und Bauernso vielfach hervortraten, konnten in diesen Kolonien nie zur G eltung gelangen.Die Arm en- und K rankenpflege machte bei der Zugehörigkeit der A rbe iter zur Knappschaftskassekeine Schwierigkeiten, dem Schulbedürfnis und Kirchenwesen w urde grösstenteils aufKosten des Fiskus als Dom inialherrn unter Beihilfe der Knappschaftskasse Rechnung getragen, undzur Beschaffung der notwendigsten Lebensbedürfnisse an N ahrung und Kleidung w a r seitens desHüttenamts auf die Heranziehung tüchtiger G ewerbetreibenden Bedacht genommen, welche durchG ewährung ähnlicher V orteile, w ie die oben geschilderten, zur Ansiedelung in den Kolonien bewogenwurden.Unter der Gunst dieser Verhältnisse hatte sich auf den königlichen Hüttenwerken in O b e r­schlesien ein A rbeiterstand entw ickelt, w elcher den besten in Preussen an die Seite gesetzt werdenkonnte, und es lag nun bei G ründung der Königshütte nahe, von diesen Stämmen geeignete Leuteauf das neue W e rk zu verpflanzen. Dies konnte aber nur geschehen, wenn man ihnen ähnlicheVerhältnisse w ie in ihrer Heim at bot.Demgemäss w urde auch in Königshütte sofort m it der Bildung <strong>eines</strong> eigenen Gutsbezirksfü r das W e rk und fü r die Beamten- und A rbeiter-K olonie vorgegangen, zu welchem zuvörderst39


ca. 18 M orgen O ber-Lagiew niker Terrain angekauft und zusammengeschlagen wurden, und fürwelchen G ra f Reden unter dem 9. Februar 1798 die in dieser „durstigen Gegend so unentbehrliche“besondere Schank-, Schlacht- und Backgerechtigkeit beantragte und erhielt. Jenen Erwerbungensind in den nächsten Jahren noch mehrere A nkäufe vom Dominium und von den GemeindenChorzow, O ber-, M ittel- und N ieder-Lagiew nik und von N ieder-H eiduk sowie von Schwientochlowitz gefolgt, deren Feldmarken in der Nähe des Bauplatzes der Königshütte ursprünglich zusammenstiessenund sich zum Teil umschlangen. A lle diese Erwerbungen wurden dem G utsbezirk Königshütteangegliedert, bis dieses V erfahren lange nach der A ufhebung der E rbuntertänigkeit und derR obotpflicht später ausser Uebung gekommen ist.Am 31. M ai 1798 w urde der Bau der A rbeiterko lonie in der heutigen „Kalidestrasse“ vonacht Familienhäusern m it je fü n f W ohnungen fü r die Königshütte begonnen. Da aber G ra f Redenw iede rho lt berichtete, es sei grosse N o t, die Leute unterzubringen, so wurden bald w eitere N eubautenb e w illig t und ausgeführt.W ährend des Baues der Kolonie im Jahre 1798 fertigten W edding und Baildon, ein schottischerH ütteningenieur, welcher zu W eddings Unterstützung hierzu besonders engagiert w ar, dieZeichnungen und Anschläge fü r die Hochofenanlage und fü r die Maschinen selbst, und nachdemG ra f Reden dieselben dem Könige bei dessen Besuch der Tarnow itzer Hütte in dem genanntenJahre persönlich vorg elegt hatte, beantragte er mit Bericht vom 9. Dezember 1798 die Ausführungdes Baues, indem er einen Ueberschlag der Selbstkosten des auf dem neuen W e rk zu gewinnendenRoheisens vorlegte, welcher einen M inderaufw and von ca. 6 Sgr. pro Ztr. gegen die Kostender Roheisenerzeugung in G leiw itz nachwies.Alsdann erfolgte eine Kabinettsorder vom 17. Februar 1799, in der auf Grund der vorgelegtenPläne und Berichte des O berbergam tes1. die bereits v o rlä u fig durch das Reskript vom 15. N ovem ber 1797 erteilte Genehmigungzum Bau bestätigt,2. die sofortige Erbauung von zwei Hochöfen m it den dazu erforderlichen und bereitsprojektierten Nebengebäuden g e b illig t und bestimmt wurde,3. dass dieses W e rk den Nam en „K önigshütte“ erhalte.Die Ausführung der Hochofenanlage fand genau nach den Anordnungen der Kabinettsorderstatt. Die Hütte w urde an die G rube so nahe als m öglich gelegt und m it ihr durch eineneisernen, nach der Hütte zu abfallenden Schienenweg in Verbindung gesetzt, so dass die Kohlenaus dem Schacht unm ittelbar in die Kohlenwagen gestürzt und nach der Koksbank gebracht w erdenkonnten. Die Koksbank w a r vom H auptförderpunkt der G rube nicht w e it entfernt. Ein einzigesPferd konnte den ganzen K ohlenbedarf fü r zwei im Betriebe befindliche Hochöfen täglich von der-G rube heranbringen. Zur Verkokung waren ausschliesslich Stückkohlen bestimmt, die mittels M eilerbetriebabgeflam m t wurden. Die Kleinkohle diente zur Kesselheizung. Die beiden zuerst erbautenHochöfen erhielten eine Höhe von 40 Fuss und eine Kohlensackweite von 11 Fuss 4 Z oll;beide waren durch eine gemeinsame Giesshütte m iteinander verbunden und jeder mit einem besonderenG ichtturm e versehen.Zur Zuleitung des Wassers von der Steinkohlengrube, die inzwischen (1800) den Namen„K önigsgrube“ erhalten hatte, w urde eine Rösche gebaut, die in ein Regulierungs- und Sammelbassinmündete, aus dem es der Dampfmaschine durch eine Leitung zugeführt wurde. Die Süsswasser-Entnahmeaus den Chrobokteichen erwies sich bald als unzureichend. An Stelle dieserTeiche w urde 1808 in einem bei der Hütte gelegenen Tale ein künstlicher Sammelteich — dergrosse Hüttenteich — angelegt, der zur Aufnahm e der Tage- und Kondensationswasser von denMaschinen diente und aus dem die Kesselspeisewasser entnommen wurden.Die Haupteisenerzlagerstätte, ein meist erdiger und m ulm iger Brauneisenstein, tritt in O b e r­schlesien in dem M uschelkalkzuge, der gleichzeitig der Träger des Galmeis und der Bleierze ist,an der G renze s<strong>eines</strong> liegenden und m ittleren Gliedes, des Sohlenkalks und des Dolom its, auf und40


Entwurf der Hochofenanlage der Königshütte 1798. — Ansicht von Norden.erscheint hier in nesterförm igen unregelmässigen Lagern und Kluftausfüllungen von der verschiedenstenAusdehnung bis zu einer M ächtigkeit von 40 Fuss, namentlich in der G egend von Tarnowitzund Beuthen.Von den übrigen in Oberschlesien auftretenden G ebirgsform ationen bieten die Steinkohlenformationen, der Keuper, Jura und die T ertiärform ation Vorkom m en guter Eisensteine, die meistin Form toniger Sphärosiderite über den grössten Teil von Oberschlesien sporadisch verbreitet sind,und die, o ft zusammenhängende Flöze bildend, in nierenförm igen A blagerungen Vorkommen, oderals einzelne Knollen den diesen Formationen angehörenden Tonlagen eingebettet sind.Der Eisengehalt der Eisenerze streift meist sehr nahe die Grenze der Schm elzwürdigkeit;auch verunreinigt ein hoher Kieselerdegehalt die Erze, was die Verschmelzung erschwert. Und obwohl auch die Steinkohlen Oberschlesiens, die grösstenteils zur Klasse der Sand- und Sinterkohlengehören und bei weitem nicht die fü r die Eisendarstellung geeignete Q u a litä t anderer Bergreviereerreichen, beruht die Stärke der oberschlesischen Eisenhüttenindustrie auf dem N ebeneinandervorkommenergiebiger Erzlager und m ächtiger Steinkohlenflöze, auf ihrer ausserordentlich leichtenG e rin n b a rk e it, auf dem Umstande, dass sämtliche Schm elzm aterialien Erz, Kalk, Steinkohle, aufkleinem G ebiet zusam m engedrängt Vorkommen, sowie endlich auf der Reinheit der Erze von schädlichen,die Güte des darzustellenden Produkts beeinträchtigenden Beimengungen.Die Erzanfuhr ist schon während des Baues der Hochöfen von einer grossen Menge vonGewinnungspunkten aus eingeleitet w orden, die seitens des Bergamtes in T arnow itz m it Duckelbauund Haspelschächten in A n g riff genommen waren. Besonders werden genannt die Erzförderungenbei Rudy-Piekar, N a klo, Radzionkau und Bobrow nik im Tarnow itzer Erzrevier und bei Bendzin,Dom brow a, Zagorze, Sielce in Polen und bei M yslow itz und im Beuthener W ald e. Die A nfuhrerfolgte durch Fuhrwerk zunächst auf Landwegen, später a u f den Chaussen, die von den Kreisenund von der Bergbau-Hilfskasse angelegt wurden. Das A nfahren der Erze bot den A ckerw irtenvon C horzow einen erwünschten N ebenerw erb und die Bauern hatten sich daher im Laufe derZeit gelegentlich bei G rundstücksverkäufen an die Hütte das Recht auf „V ektu ra nz“ hypothekarischzusichern lassen.Auch fü r die A b fu h r des Roheisens zur Giesserei bei G leiw itz und des Granuliereisenszum Bleihüttenbetriebe in Tarnow itz w a r man a u f eine Verfrachtung durch Landfuhrwerk angewiesen.A ber bereits v. H einitz und G ra f Reden planten den Bau einer Kunststrasse zwischen derKönigshütte und der Eisengiesserei in G leiw itz. Sie ist 1829 ausgeführt worden. A u f der Strassesollte ein eiserner Schienenweg den schnellen und billigen Transport von Eisen und Kohle nachdiesem Z entralpunkt verm itteln und in G leiw itz der Klodnitz-Kanal die Verbindung zur O der her-41


Entwurf der Hochofenanlage der Königshütte 1797. — Ansicht von Süden.stellen. Im N ovem ber 1806 w a r der Kanal von Laband aus schiffbar, aber erst 1823 konnten dieO derkähne nach Erweiterung der Schleusen herankommen. Es mag sein, dass der Kanal, trotzder W arnungen W eddings m it unzureichenden M itteln gebaut, von vornherein grosse M ängel gehabthat; das grösste Uebel lag aber in der sehr kurzen Zeit, die die obere O der nur zu beschiffen istund in dem A ufenthalt, den die Schiffe dort in den vielen Schleusen neben den M ühlwerken erlitten.Sehr o ft ist das Eis des Kanals noch nicht aufgetaut gewesen, wenn die Frühjahrswasserder O der bereits abgelaufen waren und in vielen Jahren ist während der Johanni-W asser dieFahrt auf dem Kanal durch Schleusen-Reparaturen unterbrochen worden. Steinkohlen können aberw eder ein Umladen, noch einen langen A ufenthalt ertragen, ohne an Ansehen und Güte zu verlieren.Darum hat die Kanalanlage für den oberschlesischen Kohlenbergbau nicht den erw artetenErfolg gehabt. Bis in unsere Tage hinein blieb der Kanal ein Problem, das jetzt durch die grosszügigeA nlage des „A dolf-H itle r-K a n a ls“ gelöst ist und später einmal ergänzt w ird durch die V erbindungm it der Donau und der W eichsel.Nach der Baugenehmigung vom 17. Februar 1799 hat der A ufbau der Königshütte alsbaldbegonnen. Neben der Hütte entstand ein Am tsgebäude m it der D irektorw ohnung und eine Kolonievon 18 Familienhäusern zu je fü n f W ohnungen, denen bald noch zwei neue und ein Schulhausfolgten. Auch die Verw altung w a r organisiert. An der Spitze des Hüttenamtes stand der O berhüttenbauinspektorW edding. Unter anderen stand ihm der H üttenfaktor Kalide (der V ater desBildhauers Theodor Kalide) zur Seite. Kalide wurde die Leitung des Hochofenbetriebes der Königshütteübertragen; ihm w a r zugleich als Schirhtmeister die A ufsicht über den Erzbergbau fürG leiw itz und Königshütte übertragen, der bis dahin dem Bergamt bei T arnow itz unterstellt gewesenw ar. Später übernahm er als Hütteninspektor die M aterialienverw altung des W erkes, bis er 1836in dem Hause Ecke Kalide-H indenburgstrasse starb.Die M aschinen-O beraufsicht führte der geniale M aschinenbauer Holtzhausen in G leiw itz,die allgem eine Leitung des neuen W erkes, ebenso die Hauptrechnungsführung stand nach wie vordem Hüttenam t der Eisengiesserei bei G leiw itz zu, derartig, dass beide Anlagen wirtschaftlichals ein Ganzes betrachtet wurden, w ie ja auch Her bei weitem grösste Teil des in Königshütteproduzierten Eisens von der umfangreichen Eisengiesserei bei G leiw itz verbraucht wurde. An A r­beitern waren einschliesslich der auf den Eisenerzförderungen angelegten Bergleute, die ausserhalbwohnten, 173 Mann beschäftigt. Der durchschnittliche tägliche A rbeitslohn <strong>eines</strong> A rbeitersstellte sich auf 10 Sgr. Die unverheirateten A rbeiter wurden in einem Zechenhause gegen Entgeltgespeist. Nach dem Rechercheprotokoll des Hüttenrats A b t von 1802 wurden die Nahrungsm itteldurch das Hüttenam t von Lagiewnik, C horzow und Beuthen geholt. Die Ausführung von Anstaltenauf G rund der Back-, Schlacht- und Braugerechtigkeit w urde als erforderlich angeordnet.


Im Herbst des Jahres 1802 konnte dievom Könige genehm igte A nlage der Königshütteals vollendet angesehen werden. Das Anblasendes ersten Hochofens, den man Reden-Ofen genannthatte, geschah am 25. September 1302 undam 27. September 1802 w urde zum ersten M aleabgestochen, „w o b e i das Eisen ungewöhnlich flüssigw a r und ein . weisslich graues Korn hatte“ .Im Jahre 1802 ist auch der v. H einitz-O fen in Betrieb gesetzt worden. Diese beiden O efen warenfür die erste A nlage vorgesehen. In den Jahren1805— 1807 wurde der dritte (W edding) O fen gebaut,um beständig zwei O efen in Betrieb zuhaben, wenn einer der beiden ersten einmal ausfiel und um dem fortdauernden M angel an Roheisenin der G leiw itzer Eisengiesserei abhelfenzu können. 1818 kam der vierte O fen hinzu.Die Entwicklung der schlesischen Hüttenin den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundertsist v o r allem dem O berberg- und H üttenrat KarlJohann Bernhard Karsten zu danken. Er w a r ' 'von Reden im Jahre 1803 nach Schlesien gesandt f f l M B iworden, um seine chemischen Kenntnisse auf die ’ '! rVerbesserung der Hüttenprozesse anzuwenden. * l | i . E yEr verstand es, die wissenschaftliche Erkenntnis u ' j ;mit der praktischen Anwendung zu verbinden, v * HG anz besonders widm ete er der Darstellung des H S h I Imetallischen Zinks aus G alm ei seine Aufm erksam - I \keit. Der G alm ei wurde bisher ausschliesslich zur M a WSSM essingfabrikation benutzt, nachdem er zuvor ■ H H l H wgeröstet oder calciniert w ar. Dass man m etalli- ff"..-.' ,-fflsches Zink aus G alm ei gewinnen könne, erkannte ------------S— M W W wzuerst der H üttenfaktor Ruhberg, der im Jahre . . _ • , • i \»# i1806 aus dem an den Eisenhochorenwänden abge- Johann Friedrich W eddingsetzten Zinkschwamm zu W essola im FürstentumPless das Zink abdestillierte. Er hielt das Verfahren geheim. A ber es gelang Karsten, sich Kenntnisdavon zu verschaffen. Dann stellte er selbständig Versuche an und gewann schliesslich aus Galm eiZink. Bereits 1809 schritt er zum A ufbau einer fiskalischen Zinkhütte unter dem Namen „Lidogniahütte“(nach Karstens G attin Lida so benannt) auf dem Terrain der Königshütte. Hier ist die Zinkdarstellungaus G alm ei überhaupt zuerst regelmässig betrieben worden. Später erhielt die Hüttedie A ufgabe, die N a turalabgabe zu verhütten, die durch den Fiskus von den G alm eigruben erhobenwurde.In Preussens schwerster Zeit widm ete sich Karsten auch der Nutzbarm achung des Eisenhüttenwesenszur Darstellung von Gewehrarm aturstücken und M unition.Von M alapane aus w urde die Arm ee in den Jahren der Befreiungskriege mit Gewehren,Büchsen und dem erforderlichen Zubehör versehen, auf der Kgl. Eisengiesserei bei G leiw itz aberfand die Darstellung von Geschützen und Geschossen statt. Hier ist auch 1813 das Eiserne Kreuzgegossen w orden. Als däs Land 1809 von den Franzosen geräum t w ar, wurden die Flammöfenund Kupolöfen der G leiw itzer Giesserei zuweilen ausschliesslich m it der Fabrikation von G e­schützen und Geschossen, einpfündigen bis zw ölfpfündigen Kartätschkugeln beschäftigt, besondersim Jahre 1813, da die Arm ee an M unition M angel litt.


Diese A rbeiten, m it denen die EisenindustrieOberschlesiens in verhängnisvoller Zeit dem Staatden besten Dank fü r ihre Belebung abstattete,nahmen einen bemerkenswerten Teil der Roheisenproduktionder Königshütte in Anspruch.A ber auch durch Ausdehnung des Gusses fürBrückenbau, Bildgiesserei und besonders für denHausbedarf wusste Karsten die W erke zu beschäftigen.Im Jahre 1805 hatte man Versuchegemacht, die Brauchbarkeit der gusseisernen Kochgeschirredurch Auskleidung m it einer haltbarenguten Emaille zu erhöhen. Diese Versuche w urden1812 von glücklichem Erfolge gekrönt, so dasseine W erkstatt fü r Poterieguss angelegt werdenkonnte, die sich später zu einer der grösstenDeutschlands ausgebildet hat und die der Königshüttereiche Beschäftigung zuführte, besondersnachdem es 1821 dem Hüttenmeister Eck gelungenw ar, die Emaille bleifrei herzustellen.Trotz a lle r politischen und wirtschaftlichenW irren jener Zeit hatte die Königshütte genugzu tun. N ur im Kriegsjahr 1807 geriet der Betriebwegen Geldm angels und wegen Unsicherheitins Stocken. Ein französischer O ffiz ie r, Duperon,hatte im N ovem ber 1806 sogar die Bestandsgelderaus der gemeinschaftlichen Hüttenkassein G leiw itz abgeholt und polnische O ffiziere,mit Namen Trepka und G ra f M orstin, hattenm it einigen Trupps polnischer Soldaten zu derselbenZeit und im A p ril 1807 die Königshüttebeunruhigt.Die Einführung der G ewerbe- und Handelsfreiheit in Preussen anstelle des friderizianischenProhibitivsystems und das Eindringen englischerW aren nach der Aufhebung der Kontinentalsperrehatten zw ar auf die Beschäftigung undO berberg- und H üttenrat C. J. B. Karsten den Gang der schlesischen Hütten, speziell derKönigshütte, deren Produkte wegen ihrer A rt undvorzüglichen Güte den M arkt behaupteten, keinendirekten Einfluss. W o h l aber haben jene Vorgänge in der Folgezeit der englischen Industrie einengrossen Vorsprung v o r der deutschen verschafft und so ihren Einfluss später auch auf die Königshütteausgeübt.A u f W edding fo lg te im Jahre 1819 der O berhütteninspektor Ernst M artini als Dirigentder Königshütte. Er hat den vierten Hochofen, den G erhard-O fen, 1820 fertigg estellt und dieProduktion von 28 000 auf 73 000 Zentner gesteigert. M artin i erw arb sich noch dadurch besondereVerdienste um das W erk, dass er „d e r Ungem ütlichkeit des Lebens“ , die schon Heinitz mehrfachbeklagt hatte, zu steuern suchte. So w urde im Jahre 1820 eine Posthalterei zur regelmässigenPostverbindung m it Beuthen auf der stark benutzten Strecke von Breslau über M yslow itz nachKrakau angelegt. Es fo lg te die A nlage <strong>eines</strong> Gasthauses „Z u r Königshütte“ „zu Gunsten dergrossen Menge von jungen Leuten, die sich hier mit dem Studium des G ruben- und Hüttenbetriebesbeschäftigten“ . Dieses verhältnismässig vornehm ausgestattete und lange Jahre hindurch gut geleitete


Hütteninspektor EckO berhütteninspektor M entzelEtablissement w urde im oberschlesischen Bergwerksbetrieb bald der Zentralpunkt <strong>eines</strong> fröhlichen,geselligen Lebens.Die A rbeiterzahl der Hütte hatte sich inzwischen auf 203 Mann m it 121 Frauen und 369Kindern verm ehrt. M an schritt in den ersten 20er Jahren zur A nlage einer neuen Kolonie„C h a rlo tte n h o f“ in der A rt, dass man innerhalb des Gutsbezirks Königshütte einer Anzahl A rbeiternBauplätze überwies, auf denen diese sich fü r eigene Rechnung ansiedelten. Auch das im Jahre1810 gebaute Lazarettgebäude w urde erheblich erw eitert, ebenso die Schule. Endlich w urde nachden Entwürfen Schinkels um 1840 eine evangelische Kirche gebaut und 1844 eingeweiht.Die Schaffung des Deutschen Zollvereins (1834) und die Auswirkungen der Aufhebung derLandbinnenzölle und der Accise öffneten den inneren M arkt und steigerten den Eisenverbrauch.Die w irtschaftliche Lage der Königshütte blieb fortgesetzt gesund; aber ein Fortschritt kann nichtverzeichnet werden, da der G ew erbebetrieb in Deutschland auf Handwerk, Hausarbeit und


M anufaktur beschränkt blieb; der Gebrauch und die Fabrikation der Dampfmaschine blieb wenig genutzt.Und überdies blieb auch das Holzkohlenroheisen gefragt. Der dam alige O berhüttenverw alterReil, der als Schüler Karstens diesem 1819 in Breslau als O berbergam tsleiter gefo lg t w ar, warntevor einer Ausdehnung des Steinkohlenbetriebes in Königshütte. Er berichtete 1828 nach Berlin,dass die W aldbesitzer Oberschlesiens grosse Aufforstungen vorgenom m en hätten, so dass derHolzkohlen-, Hochofen- und der Frischfeuerbetrieb in Oberschlesien noch a u f lange Zeit gesichertsei. A ber auch fü r ihren derzeitigen Bestand fand die Industrie bei der Regierung wenig Fürsorge.Die Absatzwege blieben m angelhaft. Der 1823 fertiggestellte K lodnitzkanal erfüllte dieAnsprüche nicht; es stellten sich Stockungen im Absatz von Kohle und Eisen ein. Die Löhne derA rbe iter gingen zurück. Auch die W ohnungsverhältnisse der A rb e ite r verzeichneten keinen Fortschritt.Für die anwachsende Zahl der A rbe iter sind nach C harlottenhof keine neuen Koloniengebaut w orden. Es tra t W ohnungsnot ein. Besonders aber in der Umgegend des W erkes, w oin den 20-er Jahren eine glänzende Zinkkonjunktur eine starke Verm ehrung der A rbe iterb evölkerungzur Folge gehabt hatte, w a r eine W ohnungsnot entstanden, die jeder Beschreibung spottete.Es kam vor, dass die massenhaft heranziehenden A rbeiterfam ilie n in den zu W ohnungszweckenhergerichteten Röschen der Zinkhütten wohnten, nicht zu reden von der massenhaftenU eberfüllung der in der Nähe der W erke vorhandenen Q uartiere. Ausgehend von den G rundsätzendes seit Hardenberg herrschend gebliebenen Systems des „laisser fa ire ” hatte man dieSorge für das häusliche Leben der herangezogenen A rb e ite r diesen selbst und dem Unternehmungsgeistder Bevölkerung überlassen; es entwickelten sich dadurch sehr schlimme Zustände,die erst in den 50-er Jahren eine Besserung erfahren haben.Der Betriebserfolg der Königshütte sank 1838 von 114000 Zentnern des Vorjahres auf87 000 Zentner, da die Königsgrube die erforderlichen Steinkohlen nicht liefern konnte. DasHüttenam t begann über Absatzm angel zu klagen. G ra f Hugo Henckel von Donnersmarck erbautein den Jahren 1835/38 das Konkurrenzunternehmen der Laurahütte im N a chb arort Siem ianowitz(heute Laurahütte) und übernahm eine grosse Zahl der besten H üttenarbeiter der Königshüttemit dem Hüttenmeister N aglo.Zu all diesen Schwierigkeiten im Betriebe kam um diese Zeit das Eindringen von schottischemGiesserei-Roheisen nach Deutschland zu ausserordentlich billigen Preisen. Dieses Roheisenkam bis auf die Giessereien in Oberschlesien und verdrängte schliesslich das inländischeRoheisen auf den eigenen Hütten.Unter diesen Verhältnissen hatte der Hüttenmeister Eck den M ut, die Betriebsleitung derHochöfen von Königshütte zu übernehmen. Er änderte den Betrieb so viel als m öglich dahin ab,dass die Hochöfen nicht mehr w ie bisher vorw iegend Giessereiroheisen, sondern ein zur V era rbe i­tung in Frischfeuern geeignetes Produkt erzeugten. Zum Raffinieren der siliciumreichen Erzeugnisseaber w andte er statt der mit Koks betriebenen englischen R affineriefeuer G asflam m öfenm it Steinkohlenfeuerung an, die von ihm erfunden und konstruiert waren. Das flüssige Roheisenwurde direkt aus dem Hochofen in die Gasflammöfen abgestochen und m it hochgespanntem Gebläsewindaus scharf stechenden Düsen behandelt. Das graue Koksroheisen wurde dabei inweisses, gefeintes Eisen um gewandelt. Der Erfolg Ecks w a r durchschlagend.Das Aufkom m en der Eisenbahnen in Europa gab auch der Königshütte neuen A ntrieb.Der N a chfolger des 1834 scheidenden Oberberghauptm annes G erhard, der O berberghauptm annv. Veltheim , erliess unter dem 16. Juli 1835 eine Verfügung an das O berbergam t zu Breslau, inder er auf die Pläne zur Anlegung von Eisenbahnen in den östlichen Provinzen der M onarchiehinweist und fo rd e rt, die A nfertigung von gewalzten eisernen Schienen in Schlesien vorzubereiten,dam it der künftige Bedarf gedeckt werden könne. Der Plan zur A nlage der Puddlingshütte und46


Königshütte vom Redenberg um 1860. — Nach einem alten Stich.des W alzw erkes auf der Königshütte auf dem schon seit 1828 bezeichneten Platze solle schleunigstw ieder aufgegriffen und baureif gemacht werden. Bei der neuen Planung möge man davonausgehen, dass alle A rb e it vom Feinmachen des Roheisens bis zur gänzlichen Vollendung derSchienen, auf der Königshütte vorgenom m en werde. Die erforderlichen Dampfmaschinen solleman, um keine Zeit zu verlieren, aus England beziehen.Den A uftrag zur Durchführung dieser Pläne erhielt im Jahre 1843 der O berhütteninspektorCarl Rudolf M entzel als N a chfolger des Hüttendirektors M artini. M entzel ist durch vielseitigewissenschaftliche Interessen ausgezeichnet; er erfand z. B. die hüttenmännische Erzeugung desmetallischen Cadmiums; er machte sich auch durch mehrere Verbesserungen im Metallhüttenwesenbekannt; er w a r ebenfalls ein e ifrig e r Erforscher der geologischen Lagerungsverhältnisse O b e r­schlesiens.Vom Jahre 1838 bis 1844 ist die nach dem dam aligen M inister benannte Alvenslebenhüttegebaut worden, in einer Zeit, da Deutschland von billigem ausländischem Eisen überschwemmtwurde. Das Königshütter Eisen konnte sich aber behaupten, und als der Zollverein eine durchgreifendeAenderung der seit 1818 gültigen Zollbestimmungen fü r Eisen durchsetzte, w ar mit demSchutz der inländischen Industrie auch der neue Aufstieg gewährleistet.Die 1844 fertiggestellte „Alvenslebenhütte” tra t in die günstigste Konjunktur ein und unterdem 30. Dezember 1845 erhielt das O berbergam t bereits den A uftrag , eine Beschleunigung derFabrikation oder eine Erweiterung der Alvenslebenhütte, oder endlich den völligen Neubau einerHütte nebst Erweiterung der Hochofenanlage um zwei O efen in Erwägung zu ziehen und auch dieBeschaffung der erforderlichen Kohlen und Erze sicherzustellen.Die Durchführung dieses A uftrages ist durch m ancherlei Umstände immer hinausgezögertworden. Einmal w o llte Friedrich W ilhelm IV. die V orteile der Eisenkonjunktur, die er zum Teil47


durch den Zollschutz veranlasst hatte, nicht in Konkurrenz m it den Privatwerken zur Erweiterungder fiskalischen Hütten ausnutzen. Dann hatten die fiskalischen Hüttenkassen noch nam hafteSchulden aus V orjahren abzutragen, die die Ueberschüsse der Konjunkturzeit verbrauchten, ehesie „e xtra o rd in ä re Ueberschüsse" nachweisen konnten. Dann w ieder sind es die politischen Unruhender 48er Jahre gewesen. Ein anderm al brauchte das M inisterium die schon bewilligtenG elder plötzlich zu dringenden anderen Aufgaben. Auch die 1851/52 geführten Verhandlungenwegen Verkaufs der Königshütte an Privatunternehmer führten zu grösser Unsicherheit über dieauszuführenden A rbeiten in den Beamtenkreisen.Unter diesen schwankenden Verhältnissen musste es in Köriigshütte besonders grosse Freudeauslösen, als der König sich entschloss, bei der Feier des 50-jährigen Jubiläums des W erkes am25. September 1852 persönlich zugegen zu sein und an diesem Tage zugleich der Enthüllung <strong>eines</strong>Denkmals fü r den G rafen Reden auf dem sogenannten Redenberge bei Königshütte beizuwohnen.G elegentlich der Feier, die der damals herrschenden Cholera wegen auf den 29. August 1853 verschobenwurde, wurden auch die Erweiterungsarbeiten fü r die Alvenslebenhütte w ieder besprochenund in Gang gebracht. Vom Jahre 1853 ab bis zum Jahre 1860 erfolgte der Erweiterungsbau,der praktisch einem vollständigen Neubau der gesamten Königshütte gleichkam und einen Kostenaufwand von nahe an M illionen Thalern erforderte. Das W e rk erhielt im wesentlichen dieG estalt, die es im Jahre 1869 beim Uebergang in den Privatbesitz hatte.W ährend der zeitgemässe Ausbau der Königshütte verzögert w orden w ar, hatte diePrivatindustrie einen glänzenden Aufschwung erlebt. Dem ersten Jahrzehnt nach Einführung derEisenzölle im Jahre 1804 verdanken die meisten noch heute bestehenden grösseren EisenhüttenOberschlesiens ihre Entstehung: die Falvahütte, Friedenshütte, Eintrachthütte, Sophienhütte, Baildonhütte,Herminenhütte, Hugohütte, Donnersmarckhütte. Neben 5 Kokshochöfen und 2 H olzkohlenhochöfenauf königlichen W erken bestanden im Jahre 1853 in Oberschlesien 18 Kokshochöfenund 61 Holzkohlenhochöfen auf Privatwerken.Zur Sicherung des Eisenerzbedarfs schritt man im Laufe der N eubauzeit der Königshüttezum Erwerb einer grossen Zahl von Eisenerzfeldern, unter denen u. a. eine Reihe grössererFörderberechtsame auf G räflich Henckelschen Territorien, namentlich bei Radzionkau und Carlshof,sowie auf den G utsländereien von M ittel-Lagiew nik zu nennen sind.Zur Befriedigung des W ohnungsbedürfnisses der A rbe iter schritt man endlich zur A nlagegrösserer A rbeiterko lonie n, nachdem durch einen M inisterialerlass vom Jahre 1853 fü r die Kgl.W erke in Oberschlesien aus Staatsmitteln 60 000 Thaler b e w illig t w aren, während gleichzeitig80000 Thaler aus der Bergbauhilfskasse in Anspruch genommen wurden. Die A rbeiterzahl derKönigshütte hatte sich von 1818 bis 1853 von 135 auf 840 verm ehrt. Die A rb e ite r veranlasste man,selbst zu bauen. M an schenkte den Baulustigen unter gewissen Bedingungen von dem zur K olonisationausersehenen und erw orbenen M ittel-Lagiew niker G elände je einen Bauplatz von entsprechenderGrösse, eine Bauprämie von 200 Thalern und einen Bauvorschuss von 500 Thalern.Dam it führten die A rb e ite r unter Zuhilfenahm e eigener M ittel ihre Häuser nach den ihnen vorg e­schriebenen Bauplänen aus. A u f diese W eise entstanden seit 1853 bis 1858 in Königshütte fürHütten- und G rubenarbeiter 104 Besitzungen von je 4- ibis 8-Familienwohnungen. 1869 hatte dieKönigshütte ca. 200 derartige W ohnhäuser erstellt.Die Erwartungen, die man von dem grossartigen Neubau der Königshütte gehegt hatte,erfüllten sich nicht. Ein unaufhörlicher W echsel der Bau- und Betriebsbeamten sowie der D irektorenwährend der Bauzeit, die in die Privatindustrie hinüberwechselten, hatte einen ungünstigenEinfluss auf die Anordnungen der A nlage hinsichtlich des Ganges der Fabrikation, der Transportverhältnisseusw. zur Folge. V ielerlei kostspielige Abänderungen waren später unvermeidlich.48


Auch die Fabrikationsbedingungen hatten sichwährend der Bauzeit in ungünstiger W eise verschoben.Die ungemein starke N achfrage nachEisenerzen fü r die zahlreichen, in den 50-er Jahrenneu erbauten Hochofenanlagen hatte die M itgewinnungw eniger guter Erzmittel und som it eineallgem eine Verschlechterung der Eisenerze imEisengehalt zur Folge gehabt. Seit ihrem A n ­schluss an die Oberschlesische Eisenbahn lernteferner die Königsgrube den Eisenbahndebit alseine sehr angenehme Absatzgelegenheit nebender Lieferung an die Hütte schätzen und die Ausleseder für die Hütte besonders geeigneten Kohlenwurde weniger sorgfältig ausgeführt, so dassKlagen der Königshütte über die K ohlenqualitätan der Tagesordnung waren. Endlich hat dieFertigstellung des Hauptschlüssel-Erbstollens vonZabrze bis zur Königsgrube der Königshütte einstark vitriolisches Grubenwasser als Betriebswassergebracht, während die reineren W asserzuflüsse derG rube durch den Stollen nach Zabrze abflossen.Trotz mancherlei Vorrichtungen zur Entsäuerungder W asser und der teilweisen Ersetzung durchsüsse Tageswasser litten die Dampfkessel derKönigshütte stets grosse N ot. Eine Dam pfdruckerhöhungw a r aus Sicherheitsgründen nicht m öglich.Hinzu kam, dass eine erhebliche Teuerungsämtlicher Bau- und Betriebsm aterialien währendder 50-er Jahre auch die Selbstkosten der Produktionerhöhten. Schliesslich tra t noch einschwerer Rückschlag in der Eisenkonjunktur ein.Das Verdienst, die Königshütte aus diesenschweren Verlegenheiten herausgeführt zu haben,gebührt dem seit 1860 an die Spitze der Bergverwaltung gestellten M in isteria ld irektor und O berberghauptm ann Krug von N idda. Er liess durchtüchtige Beamte der Leitung der Königshütte, w ie Hüttenmeister Richter, Bergassessor Ulrich, HüttenmeisterJüttner u. a. wesentliche Betriebsverbesserungen durchführen. Eine besondere Leistungder Königshütte w a r damals die Erzeugung von Eisenbahnschienen mit aufgeschweisstem Feinkornkopf,durch die die englische Konkurrenz auf dem deutschen Schienenmarkt v ö llig aus demFelde geschlagen wurde. In dieser Z eit fand auch die Einführung der Bessemerstahlerzeugungauf der Königshütte statt.S orgfältige Untersuchungen über die oberschlesischen Eisenerzvorkommen hatten ergeben,dass gerade auf der benachbarten Feldmark Chorzow ausserordentlich mächtige Ablagerungenvon phosphorarm en Brauneisenerzen vorhanden waren, deren ausschliessliche Benutzung sich dieKönigshütte sicherte. A u f der Ausbeutung dieser Ablagerungen beruhte in den nächsten Jahrzehntenein grösser Teil des gesamten Betriebes der Königshütte. Da bei der fast unm ittelbaran die Hütte anstossenden, aber sehr zerstreuten Lage der m it A ufdeckarbeit zu gewinnenden Erzedie Benutzung von Schienenwegen zur Hütte nicht praktisch erschien, so entwickelte sich hierneben dem sonst üblich gewordenen Rossbahnbetrieb w ieder eine ausgedehnte Vekturanz derC horzow er Bauern, die unter ihrem Schulzen Fietzek fü r diesen Zweck eine förm liche G esellschaftbildeten. Ihr Verkehr gab der Hochofenanlage der Königshütte in dieser Zeit ein besonderesG epräge.


Dam pfkessel-Anlage fü r die Königshütte 1802.Die geschäftliche Lage der Königshütte hatte sich zw ar in der zweiten H älfte der 60-erJahre zum Besseren gewendet, trotzdem w urde die Absicht, den V erkauf des W erkes baldigstdurchzuführen, von der Bergverwaltung niemals aufgegeben. Man sah die A ufg abe der Hütte,Musteranstalt fü r die Privatindustrie zu sein, als e rfü llt an. Ein W ettbew erb mit den Privathüttenerschien nicht im staatswirtschaftlichen Interesse. Der Betriebsdirigent der fiskalischen Hüttenwerkehatte auch niemals diie Freiheit der Entscheidung, die den D irektoren der Privathüttenbei Konjunkturänderungen zustatten kamen. Und dadurch, dass die Königshütte bereits seit fastzwei Jahrzehnten gewissermassen unter ‘dem Hammer stand und den dadurch mitverschuldetenhäufigen Beamtenwechsel, waren die Verhältnisse und die Aussichten des W erkes erheblich verschlechtert.Die allgem eine preussische H andelspolitik machte endlich w ieder einer freih ändlerischenRichtung Platz,, die die Eisenzölle herabminderte.M it dem V ertrage von 1868 hatte Oesterreich eine teilweise Erleichterung der Eiseneinfuhrzugestanden, indem der Roheisenzoll von dem Satze von 42 Kreuzern w ieder auf 25 Kreuzerherabgesetzt wurde. Der Eisenabsatz nach Oesterreich w a r lebhafter geworden, und so standgerade fü r Oberschlesien augenblicklich eine günstigere Konjunktur in Aussicht. Dies hatte zur50


Längen-Durchschnitt von der Königshütte 1802.Folge, dass im Jahre 1868 wiederum einige hervorragende Industrielle Oberschlesiens m it neuenKaufanträgen wegen der Königshütte an die Bergverwaltung herantraten. Nun glaubte diese nichtlänger mit der Abstossung des Hüttenwerks zögern zu dürfen, und die Verkaufsverhandlungenwurden energisch in A n g riff genommen. Indessen noch eine Schwierigkeit schien sich dagegenaufzutürmen, nämlich die Frage der Gestaltung der Kommunalverhältnisse der zu der Königshüttegehörigen Kolonien, die in eigentüm licher W eise m it dem Terrain des fiskalischen Dominiums Königshütteim Gemenge lagen.Bei der allm ählichen Erweiterung des W erkes waren die A rbeiterkolonien nicht mehr wieanfangs ausschliesslich auf fiskalischem Gutsterrciin, sondern meist auf angekauften Ländereiender Nachbargem einden angelegt. W ährend die Summe der Gruben- und H üttenarbeiter auf denKönigshütter W erken nebst Fam ilienm itgliedern vom Jahre 1840 bis 1864 von 1195 auf 8963 Personengewachsen w ar, hatte sich die Einwohnerzahl auf dem G utsgebiet in derselben Zeit nurvon 778 Einwohnern auf 1144 verm ehrt. Die übrigen A rb e ite r hatten in den wenig leistungsfähigenalten Dorfgem einden und in den neu gebildeten kleinen Gemeinwesen der NachbarschaftW ohnung gefunden, denen dam it die V orsorge fü r alle kommunalen Bedürfnisse des bei weitemgrössten Teils der Arbeiterschaft der Königshütte aufgebürdet w ar. M an zählte einschliesslich desDominialbeziirks der Hütte z w ö lf derartig e Einzelgemeinwesen in der Umgebung des W erks. Dieausserordentlichen Schwierigkeiten, die sich in dsr Befriedigung der kommunalen Bedürfnisse jederA rt in Bezug auf Polizei, Kirche, Schule, Arm enpflege und namentlich auch bezüglich der Beschaffungdes immer knapper werdenden Trinkwassers ergaben, erheischten aufs dringendste eineA bhilfe, und da man es nicht fü r zulässig hieSf, das W e rk in Privathände übergehen zu lassen,ohne vorher O rdnung in diese Verhältnisse gebracht zu haben, so w urde die baldige Zusammenfassungjener Kolonien in eine <strong>Stadt</strong>gem einde m it vo lle r Städteordnung beschlossen. Diesewurde, tro tz vie ler Proteste, von den meisten Betailigten als eine lebensfähige erkannt, w obei man


auf eine starke Heranziehung der Königsgrube und der Königshütte, sowie der OberschlesischenEisenbahn zu den Kommunallasten rechnete.Nachdem die <strong>Stadt</strong> gegründet war, wurde auch der V erkauf der Hütte — nach einemgänzlich missglückten Versuch, im W ege mündlicher Versteigerung, der m it Rücksicht auf dieKommunalverhältnisse ein allzu niedriges, unannehmbares G ebot g e lie fe rt hatte, — im W ege derschriftlichen Submission durchgesetzt, und am 1. Januar 1870 ging das W e rk m it allem Zubehör,namentlich auch m it allem Besitz an Erz- und Kalksteinfeldern in das Eigentum des G rafen HugoHenckel von Donnersmarck auf N a klo über, zu einem Kaufpreise von 1 003000 Thaler, w obei einFeldesteil der fiskalischen Steinkohlengrube König in Grösse von 695 000 Q uadratlachtern, der derHütte am zugänglichsten gelegen w ar, als Zubehör mit überwiesen wurde.Der Ratgeber, der den G rafen Hugo Henckel zu diesem G eschäft veranlasst hatte, w arder D irektor Richter von der dem G rafen selbst gehörigen Laurahütte. Dieser w a r früher alsH ilfsarbeiter des H üttendirektors Paul in Königshütte als fiskalischer Beamter beschäftigt gewesenund w a r in die Verhältnisse des W erkes genau eingeweiht. Er hatte m it der ihm eigenen genialenKom binationsgabe die grossen V orteile durchschaut, die der Erwerb dieses, wenn auch inder öffentlichen Meinung stark kom prom ittierten Staatswerks bei seiner Vereinigung mit der Laurahüttein einer Hand bieten konnte. Die üble Meinung von dem W e rt der Königshütfe w a r aberso stark, dass der G eneraldirektor der preussischen Besitzungen des G rafen Hugo Henckel, derBergrat Ficinus, es ablehnte, das W e rk in seinen Verwaltungskreis mit zu übernehmen. Dieseswurde hierauf als eine besondere A bteilung unter dem Namen „D as Berg- und HüttenwerkKönigshütte” dem Geschäftskreis der österreichischen Besitzungen des G rafen angegliedert unddem G eneraldirektor Valerius Ritier in W ien unterstellt. Richter tra t als W erksdirektor an dieSpitze des W erkes, indem er aus dem Direktorium der Laurahütte ausschied und die Betriebsleitungbezw. Inbetriebsetzung des bisher der Königsgrube, nunmehr der Königshütte zugehörigenFeldesfeiis dem Bergassessor Junghann übertrug.Schon im ersten Jahre gelang es Richter, den Beweis von der Richtigkeit seiner Ansichtüber den W e rt des angekauften W erkes zu liefern. Es erbrachte im Jahre 1870 einen Ertragvon über 400000 Thalern, und gestützt auf diese Leistung, w urde es ihm leicht, ein Konsortium zubilden, das das Berg- und Hüttenwerk Königshütfe, in Verbindung m it der Laurahütte nebst einemca. 1 M illio n Q uadratlachter grossen Feldesteil der Hugo Henckel’schen Steinkohlengrubenfelderbei Laurahütte, gegen einen Kaufpreis von 6 M illionen Thalern vom G rafen Hugo Henckel erw arbund unter B eitritt des G rafen eine Aktien-G esellschaft „V ere in igte Königs- und Laurahütte, Aktien-Gesellschaft fü r Bergbau und H ütienbetrieb zu Berlin” zur Bewirtschaftung dieser O bjekte bildete.Die Uebergabe erfolgte am 1. Juli 1871.Die D irektion der A ktiengesellschaft wurde dem G eneraldirektor Richter übertragen, derentsprechend dem Sitze der Gesellschaft seinen W ohnsitz in Berlin nahm. Die D irektion derKönigshütte und der G räfin Lauragrube übernahm der Berg- und H üttendirektor Junghann.52


VII.Die Landschaft, in der die <strong>Stadt</strong> Königshütte liegt, ist eine w ellige Hochebene. Nach altenUrkunden und Karten dehnte sich hier „grenzenlos“ ein stiller, dichter W a ld „nach allen Seiten“aus. Eine Siedlung nur w ird um das Jahr 1100 bereits erwähnt, nämlich das D orf Chorzow. Etwasspäter ist auch schon das D o rf Lagiewnik in den Karten verzeichnet.Noch im Jahre 1780 bedeckte W a ld und Buschwerk das Stückchen Erde, w o die Feldmarkender Gemeinden Chorzow, Lagiewnik, Heiduk und Schwientochlowitz zusammenstiessen, auf dem sichheute die <strong>Stadt</strong> Königshütte erhebt. Damals noch beachtete niemand die unermesslichen Schätzean Kohlen, die die Erde barg und hier und da gar zu Tage anstand. W o heute fast 250000 M enschengedrängt zusammen wohnen, lebten damals in der menschenleeren Gegend kaum 1 000 Einwohner.So zählte C horzow nach der amtlichen Zählung von 1783 nur 356, Lagiewnik 248, Heiduk147 und Schw ientochlow itz 179 Einwohner. Die den Höhenrücken bedeckenden W ä ld e r hiessender C horzow er und Lagiewniker Kiefern- und Fichtenwald. A u f den südlichen Abhängen breitetensich zahlreiche Hutungen aus, a u f deren Jagd- und Hutungsrechte samt Eichelmast laut „Teilungszetteln“aus den Jahren 1592, 1672, 1682 und der Kaufurkunde von O ber-Lagiew nik vom Jahre 1789die anliegenden O rtschaften O ber-, M ittel- und N ieder-Lagiew nik, O ber- und N ieder-H eiduk undKlein-Schwientochlowitz ihre Ansprüche erhoben. Die westliche Senke an den drei Q uellenbächender C harlottenhofer Rawa, wurden von der „Schw ientochlow itzer D om brow a“ , den W äldern „Z a-fawcze“ , „O g ro d e k “ und den Rodungen „P ieniow ka“ und „P niaki“ eingenommen. An diesen dreiRawabächen verzeichnet die Hohmannsche Karte vom Jahre 1736 drei Teiche, deren Abflüsse ineinen M ühlenteich münden. Das w a r die „G erlatka-M ühle“ und der „M ühlensee“ , wie sie in der„H errschaftlichen Specifikation vom Jahre 1723“ genannt werden.Diese M ühle ist die älteste Siedelung in der „S chw ientochlow itzer D om brow a“ , bis sie ihrBesitzer, der Bedrückung s<strong>eines</strong> Gutsherrn, Wrochem, müde, 1728 selber in Brand steckte unddann über die Grenze entwich.Bald darauf begegnen w ir hier einer anderen Siedlung, der „S chw ientochlow itzer B ergfreihe it4, die im Anschlag von der kontributablen Pertinentien des Dorfes Schw ientochlow itz vom53


Jahre 1747 neben den drei O rtsanteilen: O ber-, M ittel- und N ieder-Schw ientochlowitz als selbständigervie rte r O rtsteil genannt, und deren Ertrag an G etreide und Vieh mit 9 Thlr. 12 Sgr. und derdrei anderen A nteile m it 408 und 127 und 138 Thlr. eingeschätzt w ird.W ie ihr Nam e „B erg fre ih eit“ besagt, verdankte sie ihre Entstehung, ähnlich wie Eigut undLigota (abgeleitet von Ulga = Erleichterung, Bergfreiheit) einem bergmännischen Unternehmen, anscheinendden Erzgräbern, die die benachbarten alten Eisenwerke, w ie A ltham m er (1395), Bogutzkeroder K attow itzer Hammer (1486), Kokocziniec (1650), mit Eisenerzen versorgten und so der altenund w ieder von Herzog Johann von O ppeln und dem M arkgrafen G eorg von Brandenburg, Besitzernder Herrschaft Beuthen, am 30. A pril 1526 den Bergleuten neugewährten Bergfreiheiten te ilhaftigwurden, nämlich,„dass sie kein ambtmann, vo g t oder richter, sie seien geistlich oder w eltlich, edel oderunedel, auch des bergwerks arbeiter nit vergew altigen noch misshandeln, sondern sieschützen, schirmen und bei recht behalten soll. W ir geben ihnen auch die Gnad und dieFreiheit, dass sie unsere W asserfluss hifen, mal- und prettm ülen, pochwerken gebrauchenmögen, dass sie unsere W ä ld e r genissen, hauen, auch weg und strassen haben und davonden gebührlichen zehnten geben“ .Als Fundstellen der Eisenerze, besonders der in unserem Kohlengebirge vorkom m endenund durch Duckelbau gewonnenen Toneisensteine, waren damals bekannt: die im „Schadokholz“bei Eigut, die Holde, d. h. Halde, nach der die Zalenzer Halde ihren Namen füh rt (Vergl. HohmannscheKarte 1768), ferner die von Kochlowitz, Radoschau und endlich die Brauneisenerzlagervon Chorzow, M aczejkow itz und die in „Szerokie Doty“ bei M ittel-Lagiew nik.W ann die Schw ientochlow itzer Bergfreiheit entstanden und w ieder eingegangen ist, lässtsich nicht nachweisen, aber sie schlief nur den Dornröschenschlaf. 1818 taucht ihr Nam e neu auf.Nachdem nämlich der alte Blei- und Silberbergbau bei T arnow itz 1784 w ieder aufgenom ­men w orden w a r und die seit dem 19. Januar 1788 d o rt im Betrieb befindliche erste „Feuermaschine“die Reste der dortigen W ä ld e r zu verzehren drohte, betraute der Staatsminister von Heinitz, gestütztauf die hier an den Ausbissen der Flöze bereits bekannten Kohlenfunde, z. B., die der„B randenburggrube“ bei Ruda, der „J a d w ig a “ bei C horzow etc., einen Berggeschworenen 1790 mitder Auskundschaftung der hiesigen Kohlenlager.Diesem glückte es noch, in demselben Jahre im C zarnaw katale bei Zabrze und 1791 hierbei N om iarki in e lf M eter Tiefe ein K ohlenflöz on drei M eter M ächtigkeit zu erschürfen, w o raufdann dort die „Luisengrube“ und hier die Schächte „Schuckmann“ und „Prinzessin“ abgeteuft wurden.Da aber die beiden letzteren Schächte unter zu grossen Wasserzuflüssen litten, w urde schon 1795auf der Höhe des Lagiewniker W aldes, w o sich jetzt der Bahnhof Königshütte befindet, der neueW ilhelm schacht m it einer W asserhaltungsmaschine errichtet und am 24. Juli 1800 die bisherigesogenannte Königliche Kohlenzeche m it dem Namen „K önigsgrube“ belegt.Das Hauptm otiv ihrer Entstehung w ar, wie schon erwähnt, die „Feuermaschine“ mit demerforderlichen Heizm aterial zu versorgen. In welcher W eise dies geschah, illustriert ein Verm erkin den dam aligen C horzow er Ablösungsakten, nach denen der dam alige Probst Bojarsky bis 30 StückOchsen hielt, deren grösster Teil zur A nfuhr von Steinkohlen nach der Friedrichshütte bei Tarnowitzfü r die „Feuermaschine“ benutzt wurde.Da aber die hier erschlossenen unerschöpflichen Kohlenflöze über dieses erforderlicheMass w e it hinausgingen, anderseits der anderw eitige Kohlenverbrauch infolge der Voreingenom m enheitdes Volkes, bei dem das Verbrennen der Steinkohle als Beschleunigung des W eitendes unddeshalb als Sünde galt, selbst tro tz der schon von Friedrich d. Gr. am 25. A p ril 1775 darauf zugesichertenhohen Prämien von 1 bis 100 Thlr. noch sehr gering w a r und über die Verwendung in denSchmieden, Ziegeleien und Brennereien kaum hinausging, sah sich der Bergfiskus gezwungen, weitereVerwendungsm öglichkeiten zu erproben.54


Die Königshütte im Jahre 1810. — Nach einem alten Stich.Reden w a r es, der die Verwendung der Steinkohle statt des Holzes zur Erzeugung vonRoheisen betrieb. Da die naheliegenden Eisenerzfelder von N aclo, Radzionkau, Tarnow itz, Lagiewnik,Zalenze u. a. reiche Schätze boten und hier ausreichende Mengen von Kohlen vorhanden waren,so sollte neben der Königsgrube (deren Flöze seit 1791 abgebaut wurden) auch eine Eisenhütteentstehen. Und da die in M alapane und in der G leiw itzer Hütte 1795 angestellten Versuche, beimH ochofenbetrieb nach englischem V orb ild durch Verkoken entschwefelte Steinkohle zu verwenden,vollen Erfolg hatten, erhielt Reden am 15. Novem ber 1797 die Königliche Genehmigung zur Anlage<strong>eines</strong> Kokshochofenwerkes neben der „K önigsgrube".Die erste Sorge des O berbergam tes in Breslau w a r die Erwerbung von Grund und Bodenaus den Dom inial- und Rustikalanteilen der umliegenden Gemeinden. Schon am 7. M ai 1798 verkaufteder Propst Cyrillus W assow icz in Chorzow das Feld und die Fischteiche Slupnia Panskaund Spollyska nebst M asikow ietz, zusammen 12% M orgen gegen einen jährlichen Zins von 40 Thalern.Vom Gutsbesitzer M ikurek aus M ittel-Lagiew nik erw arb das O berbergam t w eitere 16 M orgenzu 24 Thalern und im Jahre 1800 noch 9 M orgen zu je 16 Thalern zur A nlage einer Eisenhütte und55


zur Errichtung von A rbeiterkolonien. Für diese bshielt sich Mikusch bei Errichtung einer Schänkedas Verlagsrecht von G etränken vor.W enige Tage nach dem Erwerb der Chorzower G ebietsteile w urde bereits am 31. M ai 1798mit dem Bau der ersten A rbe iterko lon ie „Königshütte“ begonnen. Acht Häuser m it je 5 W ohnungenentstanden dort, w o sich heute die Kalidestrasse befindet. Diese Koloniehäuser bilden denGrundstock der heutigen <strong>Stadt</strong> Königshütte. Das Hüttenam t, als staatliches Verw altungsorgan fürseine Kolonie, die als souveräne O rtschaft bestand und deren Bewohner w eder kommunale Rechtenoch Pflichten hatten, errichtete 1802 eine Simultanschule fü r die Kinder der Beamten und Bergleute,ferner ein Am tsgebäude m it Direktorwohnung. Schliesslich erhielt das Hüttenam t auch dieSchank-, Schlacht- und Backgerechtigkeit. 1804 entstand eine Postanstalt. Für die Evangelischenwurde 1836 im Schulhause ein Betsaal eingerichtet. Der Pastor von Beuthen versah die Seelsorgebis 1844 die Elisabethkirche fe rtig w ar. Die Katholiken besuchten je nach der Lage ihres W ohnortesdie Kirche in Beuthen oder in Chorzow. Sie erhielten erst 1852 eine Kirche, die Barbarakirchein der Hindenburgstrasse und 1856 die erste katholische Schule (Volksschule II). Im Jahre1810 baute man das erste Knappschaftslazarett. Als sich dieses als unzulänglich erwies, wurde eszur Schule um gewandelt, an der zwei evangelische Lehrer w irkten. Anstelle des alten Lazarettsist dann ein neues fü r 100 Kranke erbaut und 1840 bezogen worden. Es w a r Eigentum der Hauptknappschaftskasseund fü r die Knappschaft des G leiw itzer, Beuthener und M yslow itzer Reviersbestimmt.Die „K olonie Königshütte“ zählte 1802 bereits 18 Familienhäuser, wuchs 1810 auf 21 und1812 auf 27 Familienhäuser an. Seit 1816 wurde der Postkurs Breslau— Krakau nicht mehr überBeuthen— Bendzin, sondern über Beuthen— Könicshütte— M yslow itz nach Krakau gelenkt.Das G elände der Königshütte hat schon am 26. N ovem ber 1802 eine Erweiterung um 12650Q uadratlachter W ald la n d westlich der Hütte erfahren. V erkäufer w a r der G utsherr von Schalschaaus O ber-Lagiew nik, der das W ald la n d gegen I 100 Thaler und Lieferung von 5 000 ScheffelnStaub- und 1 200 Scheffeln Stückkohle fü r seine herrschaftlichen Ziegeleien abtrat. Das fü r die künftigeHalde bestimmte Grundstück sollte binnen 2 Jahren vom W ald e geräum t werden. Im nächstenJahre schloss die Hütte m it dem Gutsherrn von Schalscha einen weiteren V ertrag ab, und zwarauf Entnahme von jährlich 5000 Kübeln Eisenerz zu je 2 Sgr. pro Kübel. Am 2. August 1804 überliessvon Mikusch der Königshütte auch das Brauurbar und die Schankgerechtigkeit gegen einenjährlichen Kanon von 40 Thalern. 1803 und 1809 erw arb die Hütte w eitere 33% M orgen gegeneinen Erbzins von je 2 Thalern von der Dorfgem einde C horzow zur Errichtung <strong>eines</strong> künstlichenTeiches und 1812 von Herrn von Schalscha 5 Morgen zur A nlage der sogenannten „Kohlenstrosse“nach Beuthen und am 23. M ärz 1816 w eitere 113 M orgen W ald la n d _ fü r 4800 Thaler, a u f demdann später, 1836, die Häuser der Kolonie „O ber-Lagiew niker B ergfreiheit“ errichtet wurden. DieKolonie bestand aus 18 Häusern, die schlüsselfertig fü r je 500 Thaler an die Bergleute abgegebenund von diesen dann m it 10 v. H. am ortisiert wurden.Seit 1802 ist der Erzbedarf ständig gewachsen, dam it stieg auch die Förderung der Steinkohle,die von den verschiedenen Eisen- und Zinkhütten in steigendem Masse verbraucht wurde.N otw endigerw eise erwachte auch die rra g e nach aen besten VeiKehrs-, den An- und Abfuhrwegenfür Kohlen und Erze von G rube zu Hütte.Reden plante zunächst einen schiffbaren Stollen (ähnlich dem „Fuchsstollen“ bei W a ld e n ­burg) nach dem Klodnitzkanal. Die Fertigstellung dieses 1799 begonnenen, Hauptschlüssel-Erbstollengenannten Kanals von fast 13 km Länge schritt so langsam vorw ärts, dass er die Königsgrubeerst 1863 erreichte. Die anderen Pläne einer Kohlenbahn von 1804 und 1816 scheiterten, da sichdas Dam pfm aschinenm odell als zu schmalspurig und zu schwach erwies. Als letztes M ittel bliebjetzt nur noch eine gute Steinstrasse übrig.Am 9. August 1818 schloss nun das O berbergam t, das durch den H üttenbaudirektor W eddingvertreten w ar, mit dem Schw ientochlow itzer Gutsherrn Porembski einen Erbpachtkontrakt ab aufUeberlassung von G elände von 441 Ruten Länge, zusammen 13,5 M orgen, zu je 40 Thalern zur An-56


Barbarakirche in der Hindenburgstrasse.läge einer Kunststrasse, die nach Zabrze führen sollte. Der O berbauinspektor Lehmann der Königshüttehat die Strasse alsdann gebaut. Anlässlich der Reise des dam aligen Kronprinzen undspäteren Königs Friedrich W ilhelm IV. von G le iw itz nach Königshütte erhielt die Strasse den Namen„Kronprinzenstrasse“ . Sie hat heute noch in den Gemeinden, durch die sie führt, diesen Namen,ln Königshütte heisst sie jetzt Hindenburgstrasse.Dem neuen Verkehrswege schmiegte sich bald eine ganze Reihe neuer Siedlungen an.Den A nfang dam it machte das O berbergam t; es erw arb am ebendemselben 9. August 1818 vondem Gutsherrn Porembski „am dritten W äldchen“ der zu errichtenden Kunststrasse ein Stück Land,142 Ruten lang und 28y2 M orgen gross, für eine jährliche Pacht von 54 Thl. 10 Sgr. zur Etablierungeiner Kolonie. Sie erhielt den Namen „S chw ientochlow itzer B ergfreiheit“ . Ursprünglich zähltesie 11 Häuser, die Eigentum der A rbe iter waren. Die Kolonie unterstand dem Hüttenamte, dasnamens des Bergfiskus die Dom inialrechte ausübte.Im weiteren Anschluss an die neue Strasse errichtete die Königshütte auf dem nördlichvon Schw ientochlow itz gelegenen Hügel Kam ionka einen neuen Schacht, der nach der PrinzessinCharlotte, der Schwester W ilhelm s I., und späteren Gem ahlin des Zaren N ikolaus I. „C h arlo tte n­schacht“ benannt wurde. Um den hier beschäftigten A rbeitern ein nahes Heim zu bereiten, verpflichtetesich G utsherr Porembski laut V ertrag vom 13. M ärz 1823 „im rechten W inkel zur Kolonie57


,Schwientochlowitzer B ergfreiheit’ gegen M itta g “ die neue Kolonie „C h a rlo tte “ mit acht Schrothäusernzu erbauen. Jedes Haus erhielt 4 M orgen W ald la n d gegen einen jährlichen Grundzinsvon 2 Thalern pro M orgen. Die Häuser, zu deren Errichtung Porembski einen Zuschuss von 50Thalern je Haus von der Bergbau-Hilfskasse erhielt, durften nur an Knappschaftsgenossen veräussertwerden. Die Kaufsumme betrug 130 Thaler je Haus, wovon 65 Thaler sofort und der Restin Raten von 2 Thalern je M onat zu leisten waren. Im Jahre 1845 zählte die Siedlung 18 Häuserund 257 Einwohner. 1854 erfuhr die K olonie C harlotte eine Erweiterung, indem laut V ertrag vom27. A p ril 1854 die Gutsherrschaft Schwientochlowitz dem Bergfiskus einen östlich der alten Koloniegelegenen Hutungsfleck von 18 M orgen ab tra t und dafür je 100 Thaler pro M orgen und die Tagbaulichkeitendes beim Bau des Hauptschlüssel-Erbstollens entstandenen Martinschachts bei Lipineerhielt. Die erworbenen 18 M orgen überliess der Fiskus laut V ertrag vom 13. September 1854 geschenkweise24 auf der Königsgrube beschäftigten Bergleuten unter der Bedingung, dass jederauf dem ihm überwiesenen Grundstücke unter darlehnsweiser G ewährung von Vorschüssen ein Hauszur Aufnahm e von Bergleuten erbaut. So entstand 1854—56 auf den Brüchen in der Richtung derHalde die Kolonie „N e u-C h arlotte nhof“ . Beide A nteile der C harlottenkolonie (nicht zu verwechselnmit dem heutigen Charlottenhof), samt Pniaki unterstanden der Schwientochlowitzer G utsverw altung,aber der Königshütter P olizeiverw altung, bis sie, und zw ar die beiden „C h a rlo tte n h o f“ und„S chw ientochlow itzer B ergfreiheit“ einerseits und Pniaki andererseits gemäss den Gesetzen vom31. Dezember 1842 und 29. M ai 1861 „b e tre ffs V erpflichtung zur A rm enpflege bzw. Bildung vongeschlossenen Gem arkungen behufs besserer Veranlagung zur Grundsteuer“ zu eigenen G em eindebezirkenim G utsverbande Schw ientochlow itz erhoben w orden sind. M it der Entstehung des V o r­werks C harlottenhof um 1824 und nachdem der Charlottenschacht nach dem Einstellen der Förderungnur noch ein Luftloch des Hauptschlüssel-Erbstollens gew orden w ar, tra t der Nam e „C h a r­lo tte " gegen „C h a rlo tte n h o f“ ganz zurück.Im Jahre 1830 begannen Verhandlungen m it dem G rafen Henckel von Donnersmarck überdie Errichtung einer Kolonie „P n ia ki“ auf Schw ientochlow itzer Grunde. 139 M orgen sind in denJahren 1836—38 in 3— 7 M orgen grossen Parzellen an 25 Erbpächter vergeben worden. JederSiedler hatte je M orgen 1,5 Thaler Pacht zu zahlen und nach Erbauung des Hauses von jedemKammermann 1 Thaler Zins zu entrichten. Laut Rezess vom Jahre 1851 wurden die Stellen gegenZahlung einer durch 56% Jahre zu leistenden Rente von zusammen 215 Thalern freies Eigentumihrer W irte . 1840 zählte die Siedlung 20 Häuser und 145 Einwohner, 1849 waren es 30 Häuser und251 Einwohner.Infolge des Gemeinheitsteilungsgesetzes vom 7. M ai 1821 kam auch die alte gemeinsameW aldhutung zur A ufteilung, w obei nach den Hutungsablösungsrezessen vom Jahre 1824 und 1826auf den Besitzer von O ber-H eiduk, Erdmann Sarganek, von O ber- und M ittel-Lagiew nik 17 und 22M orgen entfielen. Diese Flächen, die noch v o r der Uebergabe von dem darauf befindlichen K iefernwalde abzuholzen w aren, wurden durch weiteres G utsfeld abgerundet und 1826 bis 1834 an 25 Erbpächterm it 1 bis 9 M orgen bei einer Anzahlung von 6 bis 250 Thalern und einem jährlichen G rundzinsvon 2 Thalern je M orgen vergeben. Jeder Kolonist verpflichtete sich, innerhalb dreier Jahre einHaus darauf zu erbauen, fü r jeden Einlieger ein Schutzgeld von 1 Thaler und bei jeder Besitzveränderung5% Laudemium an die Gutsherrschaft zu entrichten. Diese Last ist am 7. Februar 1857 durchein Rentenkapital von 1226 Thalern 20 Silbergroschen abgelöst worden. So entstand dichtanschliessend an die Hüfte, in der Linie der späteren Kaiser-, der heutigen Adolf-Hitler-Strasse, dieK olonie „Erdm annswille“ . Zu ihrer w eiteren örtlichen Ausstattung erhielt sie 1836 eine gutsherrlicheA rrende, die spätere „U rbansglocke“ , 1847 eine A potheke und 1848 die sogenannte „Aktienchaussee“nach dem 1845 entstandenen Bahnhof „K önigshütte in Schw ientochlow itz“ . 1852— 57 wurden die erbzinslichenStellen durch Zahlung einer Rente abgelöst.Den Hutungsseparationen zwischen den einzelnen Gemeinden folgten 1837 die zwischen denGutsherren und den bäuerlichen Interessenten zwecks Ablösung der Hutungs-und W aldnutzungsrechte.Nach _ solch einem Zumessen und Zuteilen von A ckerparzellen entstand die M ittel-Lagiew nikerK olonie „N o m ia rk i“ . Bei ihrer Eingemeindung nach Königshütte zählte sie 20 G ebäude m it 173Einwohnern.58


Unterdessen entstanden im Anschluss an die „K olonie Königshütte", die „Kronprinzenstrasse"und die „Beuthener Kohlen-Strasse“ auf dem benachbarten Lagiewniker Boden zahlreiche neue Siedlungen,die m it dem W achsen der Hütte, dem Ausbau der Chaussee Königshütte— Chorzow im Jahre1835— 37 und Königshütte— Domb im Jahre 1854, der Einführung der Eisenbahn 1845 und der Erschliessungdes O stfeldes der Königsgrube 1848 zu volkreichen Kolonien mit den amtlichen NamenKolonie O ber-, Süd-, M ittel-Lagiew nik „P n ia ki“ und „W a n d e lb e rg “ geworden sind. Diese und dieübrigen Kolonien erhielten 1825 einen eigenen gemeinsamen Friedhof und wurden bald infolge derErrichtung der beiden Kirchen (der evangelischen im Jahre 1844 und der katholischen Barbarakircheim Jubiläum sjahr der Hütte 1852) zum M ittelpunkt des kirchlichen Lebens auch fü r die Gemeinden dernächsten Umgebung.Die ständig steigende A rbeiterzahl verursachte eine fühlbare W ohnungsnot. Der G rubenfiskussah sich nach neuen Siedlungsgrundstücken um. In N ieder-H eiduk lag am „SchwarzenG raben“ ein Mühlengrundstück, die „C harlottem ühle“ , die 1812 abbrannte, w obei der BesitzerC hrobok m itverbrannte. D arauf ging die M ühle auf seinen Sohn Stanislaus über; dieserverkaufte sie 1817 fü r 566 Thaler an einen gewissen Klimsa, der die Tochter M arianne des StanislausC hrobok geheiratet hatte. Nach weiterem Besitzwechsel kam die M ühle am 1. M ärz 1855 fü r 8000Thaler an den G rubenfiskus, der das Grundstück im Jahre 1856— 58 mit je 90 Q uadratruten an29 Häuer m it der Bestimmung überliess, auf jedem Platze ein Haus nach Anweisung der G rubenbeamtenzu erbauen und zu m öglichst vielen Arbeiterw ohnungen einzurichten. Diese unter G ew ährungvon Bauprämien und Bauvorschüssen in 6 Parallelstrassen entstandene neue Arbeitersiedlungwurde vom V olke, entsprechend ihrem Ursprung und ihrer Lage, „Klim sawiese“ genannt. Schon1866 erhielt sie eine eigene Knappschaftsschule. Dasselbe Jahr brachte der Kolonie einen weiterenAufschwung und zw a r durch einen grossen Zuzug von Bergleuten aus dem Hultschiner Ländchen, diedes Krieges wegen ihre Arbeitsstellen im O strauer Revier verloren hatten und sich nun hier niederliessenund so die Zahl der Häuser bis 1868 von 29 auf 58 verdoppelten.Die älteren Erwerbungen des Hüttenfiskus w urden dem im Jahre 1802 angelegten Hypothekenfoliumder Königshütte selbst zugeschrieben, fü r die späteren aber ist der Besitztitel in den Hypothekenbüchernder D örfer und Rittergüter, von denen Abtretungen erfolgten, berichtigt worden. DieserUmstand ist fü r die Entwicklung der Gemeindeverhältnisse von Königshütte von W ichtigkeit. Zweiverschiedene Siedlungsgruppen waren entstanden. Der eine Bestandteil der künftigen <strong>Stadt</strong>gemeindeist aus jedem Verbände m it anderen Gemeinden oder Gütern abgelöst w orden (das w a r das A realder eigentlichen „K önigshütte“ m it 250,59 M orgen und die Kolonie „S chw ientochlow itzer B ergfreiheit“mit 39 M orgen, zusammen rund 290 M orgen). Der andere Bestandteil, der aus verschiedenen Besitzungender angrenzenden Rittergüter und Gemeinden zusammengesetzt w ar, blieb, obgleich imBesitze der Königshütte, im Guts- und Gem eindeverband. Diese m it anderen Gemeinden noch inkommunalem Verbände stehenden Siedlungen warenin der G em einde M ittel-Lagiew nik die Kolonien:„M ittel-Lagiew niker-P niaki“ , „N o m ia rk i“ , „M ittel-Lagiew niker C olonie“ und „W a n d e lb e rg ";in der G em einde O ber-Lagiew nik die Kolonien:„O ber-Lagiew niker-B ergfreiheit“ , „O ber-Lagiew niker C olonie“ und „Süd-Lagiewnik“ undin der G em einde N ieder-H eiduk die Kolonie:„Klim saw iese".1840 waren auf fiskalischem G runde 110 G ebäude mit 778 Einwohnern vorhanden; 1852 erst 114 G e­bäude aber m it 744 Bewohnern und 1864 zählte man 183 G ebäude m it 1144 Einwohnern.Es bleib t also nur der Schluss übrig, dass die durch den Fortschritt der Hütte notwendig gewordeneVerm ehrung der A rbeiterbevölkerung der unm ittelbaren Nachbarschaft der Königshütte zurLast gefallen sein muss. Denn die Königlichen W erke beschäftigten 1840 an A rbeitern 459 Personen,die mit Fam ilienangehörigen eine Bevölkerung von 1195 Personen ausmachten. A u f fiskalischem Bodenwohnten aber nur 778 Personen. 1852 wurden 1146 A rbe iter beschäftigt. M it Fam ilienangehörigenwaren es 2629 Seelen, aber nur 744 wohnten auf fiskalischem Boden. 1864 beschäftigte man bereits59


3627 A rbe iter m it 5336 Fam ilienangehörigen, so dass insgesamt 8936 Seelen gezählt wurden. Jedochnur 1144 Personen wohnten auf dem Boden des Hütten- und Grubenfiskus.Die Gesamtzahl der von der Hütte und G rube gelohnten A rbe iter nebst ihren Angehörigenw a r also allm ählich so gewachsen, dass auf fiskalischem Boden nur knapp 13% wohnen konnten.Der grösste Teil der anderen musste sich in nächster Nachbarschaft der Arbeitsstätte in den angrenzendenGemeinden ansiedeln. Diesen Gemeinden oblag nun die Vorsorge fü r alle kommunalen Bedürfnissedieser A rbeiterbevölkerung. Von den auf diese W eise in der Nähe der Königshütte entstandenenKolonien, die ausschliesslich von solchen Personen bevölkert wurden, deren T ätigkeit alsA rbeiter oder G ew erbetreibende in mehr oder m inder direkter Beziehung zu den Industriewerkenstanden, bildeten wenige schon früh selbständige Gemeinden w ie C harlottenhof (auf Schwientochlowitzer Dom inialgründ unm ittelbar neben der zur Königshütte gehörenden Schwientochlowitzer Bergfreiheit.1840 erst 257 Einwohner, 1864 aber schon 1232!), Erdmannswille (auf O ber-H eiduker Dominialterraindich't neben der Kolonie Königshütte. 1840 m it 272 Einwohnern, 1864 m it 509) und Pniaki(auf Schwientochlowitzer und Chropaczow er D om inialland. 1849 m it 251 Einwohnern. 1864 mit 273).Neben diesen selbständigen, mit dem Besitztum der Königshütte im Gemenge liegenden, neuentstandenen Gemeinden bildeten sich um diese und zwischen ihnen eine Menge anderer Kolonien.Sie entstanden auf Grund und Boden, der meist von den benachbarten Rittergütern erw orben w ar60


Totalansicht der Königshütte um 1870. — Nach einer Skizze von H. A. Littmann.und nach der Besiedelung den entstandenen Rustikalfeldm arken einverleibt wurde. Ein grösser Teildieses Koloniegeländes w ar von der Königshütte direkt fü r Siedlungszwecke erw orben w orden; aberauch private Interessenten hatten für gewerbliche Zwecke im Dienste der IndustriebevölkerungGrund und Boden erw orben.Zu diesen G ruppen von Kolonien kamen noch eine ganze Anzahl von Besitzungen, die vereinzeltzwischen diesen in buntem Gemenge auf Schwientochlowitzer, O ber- und N ieder-H eidukersowie C horzow er Boden lagen.Die Entstehungsgeschichte der <strong>Stadt</strong>gemeinde Königshütte stellt in der Tat ein eigenartigesSiedlungsproblem dar. Und die G ründung der <strong>Stadt</strong> w a r bislang ohne Beispiel. Als in späterenJahren sich die grossen Landgemeinden Altwasser in Schlesien und Schöneberg bei Berlin an denM agistrat der <strong>Stadt</strong> Königshütte wandten mit der Bitte um Einsendung der <strong>Stadt</strong>gründungsakten, umzu erfahren, „w ie man es macht“ , um <strong>Stadt</strong> zu werden, werden sie daraus nicht viel fü r sich habenlernen können, da hier die Verhältnisse ganz anders lagen, als in jenen Gemeinden.Das Bedürfnis, aus diesem Gemenge von Kolonien ein mehr oder w eniger einheitlichesGanzes zu bilden, w ar schon bald füh lba r und ist seitens der übergeordneten Behörden als dringendesBedürfnis angesehen worden. Es lag ja auch nahe, alle diese Kolonien, deren Bewohnerals Beamte und A rbe iter sämtlich von der Hütte und G rube lebten, deren übrigen Bewohner durchihr G ew erbe oder sonstige Beschäftigung untereinander und m it den W erksangehörigen dieselbenkommunalen Bedürfnisse hatten, zu einem geschlossenen Gemeinwesen zu vereinigen. Die Frage derLeistungsfähigkeit einer neuen Gemeinde, die Frage der Schaffung <strong>eines</strong> durch eine städtische V erfassungbedingten grösseren Verw altungsapparates und die Errichtung der damals noch fehlendenöffentlichen G ebäude schien nicht schwierig zu erledigen. Man hatte unter den an der <strong>Stadt</strong>gründungInteressierten die Ueberzeugung gewonnen, dass die beabsichtigte N eubildung sich zu einerlebensfähigen und nützlichen gestalten würde und dass ihre Fortentwicklung für die Zukunft reichlicheFrüchte verhiess. M an zw eifelte nicht, „dass dem gewöhnlichen G ange der Dinge nach derBegründung der <strong>Stadt</strong> Königshütte ein Aufblühen des G ewerbebetriebes und Verkehrs, Herstellungder bis dahin äusserst m angelhaften öffentlichen O rdnung, Ausbreitung von Gesittung und Bildungund die G ewinnung <strong>eines</strong> neuen Schutzortes für die gedeihliche Pflege deutschen Lebens in Kraftund selbstgeschaffener O rdnung zur Folge haben würde.“Es muss damals ein wunderliches Gemenge von W iese und W a ld , von Gruben und Haldenund rauchenden Hüttenschloten und leuchtenden Hochöfen neben planlos hingesetzten und geschmacklosgebauten Siedlungshäusern gegeben haben. Dörfliche und städtische Bauformen schoben61


sich durcheinander und der äussere A nblick der künftigen <strong>Stadt</strong> w a r denkbar hässlich und planlos.A ber die V erfechter der <strong>Stadt</strong>gründung wiesen mit Recht darauf hin, „dass schon an vielen O rteneine aufblühende Industrie den G lauben beseitigt hat, dass nur in eng aneinander gebauten W ohnplätzendie Bewohner solch gleichartige Interessen und Bedürfnisse haben können, um die Bedingungenstädtischen Lebens gelten zu lassen und dass mehr als Tage und Entfernung, die Verteilungder Rechte und Pflichten, sowie die M öglichkeit einer gleichmässigen Lebensordnung städtische V erfassungenzum Q uell gesunder Lebensentwicklung machen." Die Rechtsverhältnisse aber der neu zugründenden Gem einde gestalteten sich höchst m erkwürdig. Es verstand sich nach dam aligen Rechtsanschauungenvon selbst, dass die fiskalischen Grundstücke aus dem kommunalen Verbände m it denGuts- und G em eindebezirken, aus denen sie erw orben waren, sofort austraten. A ber andererseitsbildete der fiskalische Grundstückskom plex in sich ebenfalls keinen Kom m unalverband. Die V erfassungder preussischen Landgemeinden, berechnet auf eine G em einschaft bäuerlicher Besitzer,passte durchaus nicht auf die neue O rtschaft, in der der Fiskus zunächst w ohl der einzige G rundbesitzer,und zw ar kein bäuerlicher, w ar. Es hätte nun nahe gelegen, die O rtschaft als Gutsbezirk,den Fiskus als Gutsherrn zu behandeln. A llein diese Auffassung hat der Fiskus bis zuletzt beharrlichabgelehnt, verm utlich deshalb, w eil sie ihm die Pflicht auferlegt haben w ürde, die Kosten der Kommunalverwaltung zu tragen. Bisher hatten die Bewohner fiskalischen Bodens weder kommunale Rechtenoch Pflichten. Das Kgl. W e rk w a r souverän. Da indessen der O rt eine V erw altung haben musste,so gestaltete sich der tatsächliche Zustand, ganz wie in einem G utsbezirk, dahin, dass der Vorstandsbeamtedes Königlichen Hüttenwerks die ihm ohnedies dienstlich untergebene Bevölkerung auch inihren kommunalen Verhältnissen regierte und die Kosten der Verw altung aus fiskalischen M ittelnbestritr. Es blieb dem Fiskus nichts anderes übrig. Es ist bemerkenswert, dass der Beuthener Landratvon Tischowitz in einer Denkschrift vom 30. Juni 1850 als vorläu fige Lösung der kommunalen V erhältnissedie Bildung einer „Landgem einde Königshütte“ ansah und die <strong>Stadt</strong>erklärung auf spätereZeiten verschoben wissen w ollte. Die vorgesehene Landgemeinde wies im allgem einen bereits denspäter verw irklichten Um fang der <strong>Stadt</strong> Königshütte auf, w o llte aber darüber hinaus im W esten auchnoch die O rtschaften Chropaczow (Schlesiengrube), Schw ientochlow itz und Schwarzwald in den geplantenBezirk des „D o rfe s“ Königshütte einbeziehen. Aus dieser Landgemeinde Königshütte ist nichtsgeworden. W enn der O rt eine Landgemeinde nicht sein konnte und ein G utsbezirk nicht seinsollte, so fehlte es ihm an einem festen Rechtsboden, so gab es keinen Rechtstitel, unter dem mandie Bewohner des fiskalischen Grundstückskomplexes zu Steuerleistungen hätte heranziehen können.Uebrigens werden die Kosten nicht bedeutend gewesen sein, da Knappschaft und Bergbauhilfskasseund Freikuxgelderfonds erhebliche Zuschüsse leisteten.Dennoch muss die Kostenlast dem Fiskus bald unbequem geworden sein. Anders ist dieErscheinung nicht zu erklären, dass man neue A rbeiterkolonien, w o deren G ründung nötig wurde,nicht in „K önigshütte“ , sondern fast ausschliesslich auf dem G runde der benachbarten Guts- oderG em eindebezirke angelegt hat. Die G rundflächen, die man, meist aus den Gutsbezirken, ankaufteund parzellenweise den A rbeitern überliess, wurden, nachdem sie von diesen m it Häusern bebautwaren, dem nächsten G em eindebezirk einverleibt. So kam es, dass die Bevölkerung von Königshüttek<strong>eines</strong>wegs in dem Verhältnisse zunahm, in dem Bergbau und Hüttenbetrieb sich steigerten. Nachamtlichen Angaben verm ehrte sich die Bevölkerung von „K önigshütte" in dem Zeiträum e von 1840bis 1864 von 778 Seelen auf nur 1144, also um 45,2 Prozent, während in dem gleichen Zeiträum e dieRoheisenproduktion der Hütte von 79191 Zentnern auf 462 692 Zentner oder um 439 Prozent, dieProduktion der G ruben von 279 586 Tonnen auf 3163 354 Tonnen oder um 1032 Prozent, die Zahl dervom Hütten- und G rubenbetrieb lebenden A rbeiter einschliesslich Familie von 1195 auf 8963 also um650 Prozent, die Bevölkerung des Kreises Beuthen überhaupt um 175,54 Prozent sich vermehrte. Von1840 bis 1864, in der Zeit <strong>eines</strong> ungeheuren Wachstums der Industrie, w a r der Prozentsatz der in„K önigshütte“ vom Hütten- und G rubenbetrieb lebenden Personen von 65,18 auf 12,76 gesunken.A ber auf die Dauer w a r die Zurückstellung einer Bevölkerung nicht durchführbar, die m it allen Bedingungenihres Daseins auf die grossen Industrieanstalten zu „K önigshütte“ angewiesen w ar. Jemehr sich die Bevölkerung verm ehrte, desto mehr Uebelstände ergaben sich aus der zerstreutenLage der Ansiedelungen. Das Ineinanderlaufen der Bezirksgrenzen, die missliche Konkurrenz so vieler62


Die Eisenwalzwerke der Königshütte um 1870. — Nach einer Skizze von H. A. Littmann.P olizeiobrigkeiten, die barbarischen Zustände des Schulwesens — alles dieses machte eine N euregelungder Gem eindeverhältnisse unabweislich. Lange widersetzte sich der Fiskus den seit denfünfziger Jahren hervortretenden Plänen der Gründung einer <strong>Stadt</strong> Königshütte. (Schon im Jahre 1853hatte der dam alige Landrat des Kreises Beuthen von Tischowitz das Statut einer Gem eindeverfassungfü r Königshütte und Umgebung vorg elegt; die Flüttenverwaltung w idersprach; sie widersprachauch 1856, als der Plan aufs neue aufgenommen wurde). Man fürchtete das Entstehen einer grossenGemeinde, welche die ganzen Arbeiterm assen hätte umfassen müssen, die man den Nachbargem eindenzugeschoben hatte. M an wusste wohl, welche Fülle von Bedürfnissen ihrer Befriedigung harrte —w ar doch seit Jahren jede noch so nötige M ehrausgabe für Schulzwecke von dem Fiskus, der eineRechtspflicht zu solchen Ausgaben nie anerkannt hat, abgelehnt worden. Sassen doch in einerSchulklasse kurz vor G ründung der <strong>Stadt</strong> 232 Kinder; hatte doch die neue <strong>Stadt</strong> nichts Eiligereszu tun, als 9 neue Klassen zu errichten. M an wusste wohl, dass die zerstreute Lage der zu gründenden<strong>Stadt</strong> die Verwaltungskosten sehr erhöhen müsse. Ein im Jahre 1857 gem achter Versuch,wenigstens einen gem einschaftlichen P olizeibezirk bei fortbestehender Trennung der G em eindeverbändeins Leben zu rufen, scheiterte an den Schwierigkeiten, zwischen den beteiligten G utsherrschaftenund dem Kgl. Hüttenfiskus eine angemessene Regelung zustande zu bringen. Die V erhandlungenzogen sich erfolglos bis zum Jahre 1861 hin, wann endlich der P olizeibezirk gebildetwurde. A ber schliesslich waren die Verhältnisse mächtiger, als der W ille . Es fand sich nämlich nochein bergtechnischer G rund, der zur A nlage einer <strong>Stadt</strong> hindrängte. Die Ausdehnung des G rubenbetriebesführte häufige Kollisionen mit den regellos angelegten Ansiedelungen herbei und machtedie Aufstellung <strong>eines</strong> einheitlichen Bebauungsplanes dringend notwendig, der seinerseits w ieder eineinheitliches Gemeinwesen zur Voraussetzung hatte. Daher nahmen 1865 die M inisterien für Handelund G ewerbe und des Innern die Städtegründung in die Hand. Aus der Bevölkerung wurden Protestelaut, der P rovinziallandtag w arnte: vergebens, die G ründung w urde ins W e rk gesetzt. Ueberdie finanzielle Leistungsfähigkeit der neuen Gemeinde stellte man amtlich eine Berechnung auf,deren Ergebnis w ar, dass die W erke und die Eisenbahn stets 2A , die Bürgerschaft Ya a lle r G em eindeabgabenw ürde zu tragen haben. M an vernahm eine Anzahl von Interessenten (übrigens nicht ausden Kreisen der A rbeiter), die dem Plane beistimmten, nachdem sie, w ie Ohrenzeugen belichten,nochmals die bündige Versicherung g e fordert und erhalten hatten, dass die W erke stets % allerGemeindelasten tragen würden. Sehr gelegen kam die G ründung der <strong>Stadt</strong> den Gutsherrschaften,63


die nunmehr die Kosten ihrer Polizeiverw altung der <strong>Stadt</strong> zuschieben konnten. Diese Herren, diefrüher ihre patrim onialen Polizeigewalten so eifersüchtig gehütet hatten, dass sie sich nicht einmalüber die Bildung <strong>eines</strong> gem einschaftlichen Bezirks hatten einigen können, waren jetzt so ungeduldig,dass sie nicht einmal die O rganisation der <strong>Stadt</strong> abw arfen w ollten und eine Frist festsetzten, innerhalbder die P olizeigew alt ihnen unter allen Umständen abgenommen werden müsse.Die Schwierigkeiten, die bei der Gründung der neuen O rtschaft auftauchen würden, sindin den Berichten des Landrats von Beuthen O/S. vom 27. M ärz 1858 und 18. Januar 1861 ausführlichdargestellt w orden. Nach jahrelangen Verhandlungen wich der W iderstand des Berg- und Hüttenfiskuseiner besseren Einsicht. Es w a r der dam alige O berberghauptm ann Krug von Nidda, derim Jahre 1865 den Landrat von Beuthen Hugo S o l g e r veranlasste, die Bildung einer <strong>Stadt</strong>gemeindeKönigshütte bei den M inistern für Handel und G ewerbe und des Innern aufs neue in A n ­regung zu bringen.Im Abgeordnetenhause wurde nämlich dem Fiskus vorgehalten, dass er durch seinen W e ttbewerbm it der Privatindusfrie letztere schädige. Auch zeigte es sich immer deutlicher, dass privateUnternehmungen geschäftlich, w irtschaftlich besser fortschreiten können als fiskalische. Die BemühungenSolgers hatten diesmal Erfolg. Der Fiskus sagte sich: Ich verkaufe das Hüttenwerk;da brauche ich die grossen Lasten der Neueinrichtung einer städtischen Gesamtgemeinde nichtzu übernehmen, und den armen Dorfgem einden, die sich jahrelang auf meine Kosten abgequälthaben, tue ich wenigstens bei meinem W e g tritte einen G efallen, wenn ich die <strong>Stadt</strong>gemeindeKönigshütte genehmige. G eheim rat Junghann schrieb zw a r: „D ie Bergverwaltung hielt den Zweck,als M usterw irtschaft fü r Privatunternehmen zu dienen, fü r erledigt und suchte das Hüttenwerkzu verkaufen. — Da man es nicht fü r zulässig hielt, das W erk in Privathände übergehen zu lassen,ohne vorher O rdnung in die verw ickelten Gemeindeverhältnisse gebracht zu haben, so wurde diebaldige Zusammenfassung jener Kolonien in eine <strong>Stadt</strong>gem einde m it v o lle r Städteordnung beschlossen.“A ber „Fiskus ist w eder ein w ohlw ollender G rundherr, noch ein gefühlvoller A rb e itgeber.Er ist eine moralische Person und kennt als solche keine Regungen des Herzens, welcheseinen Nachbarn zugute k o m m e n ... Arm enpflege, Kommunal- und Polizeiverw altung, alles diesverursacht den Gemeinden und Gutsherrschaften des Kreises ungewöhnliche Kosten, denen sichFiskus, wo es irgend die Gesetzgebung gestattet, zu entziehen sucht und zu denen er, das Schreckgespenstder Oberrechnungskam m er in der Perspektive, nicht mehr beiträgt, als er nach einemStreit um Heller und Pfennig durchaus zahlen muss.“ Diese W o rte sind 1860 von dem dam aligenKöniglichen Landrat Hugo Solger in Beuthen O/S. geschrieben worden, indem er zum Beleg seinerW o rte ausdrücklich auf das Beispiel des fiskalischen Gutsbezirks Königshütte hinwies.W a r das Anwachsen der einzelnen Arbeitersiedlungen um die Königshütte in der erstenH älfte des 19. Jahrhunderts eine natürliche, der Entwicklung des Königlichen Hüttenwerkes proportionelleund parallele Erscheinung, so ist die Bildung der <strong>Stadt</strong>gemeinde Königshütte aus dem „K o n ­glom erat von H üttenkolonien“ (wie es in den Berichten heisst) ausschliesslich das W e rk des zie l­bewussten und gegenüber der mächtigen Industrie sehr energischen Landrats Hugo Solger. W ir lesenmit Bewunderung in der Quellensam m lung zur Geschichte der <strong>Stadt</strong>, w ie sich Hugo Solger durchunzählige Hindernisse Bahn brach, wie er die bestehende Gesetzgebung, die sich in diesem Falleseinen Plänen hindernd in den W eg stellte, nach einer Lücke absucht, durch die er sein Ziel erreichenkönnte; w ir verfolgen den zähen Kam pf dieses Mannes, bis endlich auch die höchsten Instanzennachgaben und die königliche Unterschrift unter die <strong>Stadt</strong>gründungsurkunde gesetzt war. In einerausführlichen Denkschrift vom 24. M ai 1867 hat Landrat Hugo Solger das Für und W id e r einer <strong>Stadt</strong>gründunge rö rte rt und so überzeugend die N otw endigkeit der Bildung der neuen Gemeinde begründet,dass jeder W iderstand erlahmte.Die unter dem 18. Juli 1868 ergangene königliche Bestätigung ist unter dem 17. A p ril 1869seitens des Herrn O berpräsidenten der Provinz Schlesien wie fo lg t veröffentlicht w orden:Nachdem des Königs M ajestät m ittelst der Allerhöchsten O rdre vom 18. Juli v. J.,welche w örtlich lautet:64


A u f den Bericht vom 11. Juli ds. Js. w ill ich hierdurch, bei Rückgabe der AnlagenI. genehmigen, dass m it dem selbständigen G utsbezirke des Hüttenwerks Königshütte,im Kreise Beuthen O/S., folgende angrenzende Bestandteile benachbarterGuts- und G em eindebezirke, als:1) die zum G utsbezirk Schwientochlowitz gehörige Kolonie C harlottenhof,2) die im G utsbezirk O ber-H eiduk gegründete Kolonie Erdmannswille,3) die dem G utsbezirke Schwientochlowitz angehörige Kolonie Pniaki,4) die auf M ittel-Lagiew niker Gutsbezirks-Terrain gegründeten Kolonien M ittel-Lagiewniker Pniaki, N om iarki, M ittel-Lagiew niker Kolonie und W andelberg,5) die auf O ber-Lagiew niker Gutsbezirks-Terrain errichteten Kolonien O ber-Lagiewniker Bergfreiheit, O ber-Lagiew niker Kolonie und Süd-Lagiewnik,6) die auf N ieder-H eiduker Gutsbezirks-Terrain gelegene Kolonie Klimsawisnaoder N ieder-H eiduk (Nummer 378 bis 409, 412 bis 468 der zurückfolgendenP astorff’schen Karte), und die auf derselben Karte mit den Nummern341 bis 369, 371 bis 377 Gezeichneten, zum Dorfgem einde-Verbande Nieder-Heiduk gehörigen Besitzungen,7) die dem G utsbezirke O ber-H eiduk angehörigen Grundstücke Nr. 370 bis 410und 411 der gedachten Karte,8) die unter Nr. 2 der Karte verzeichnete Parzelle des Gutsbezirks Schwientochlowitz,9) die zum Bezirk der Landgemeinde C horzow gehörigen Besitzungen Nummer159, 161 bis 169, 469 bis 528 der Karte nebst den zugehörigen Ländereien,unter Abtrennung von ihrem bisherigen Gutsbezirks- oder Gem eindeverbande,zu einem einheitlichen Kommunal- und Polizeibezirke vereinigtw erden, undII. diesem vereinigten Kommunal- und Polizeiverbande die Verfassung als <strong>Stadt</strong>gemeinde,nach der Städteordnung fü r die östlichen Provinzen der M onarchievom 30. M ai 1853 unter Beilegung des Namenshierdurch ertheilen.B a d Ems, den 18. Juli 1868.„<strong>Stadt</strong> Königshütte“(gez. Wilhelm).Für den M inister des Innern.(gegengez. v. d. H e y d t).A n den M inister des Innern!Die V ereinigung der darin sub I. nam haft gemachten Guts- und Gem eindebezirks-Theile m it dem selbständigen G utsbezirke des Hüttenwerks Königshütfe zu genehmigen,und dem so zu bildenden einheitlichen Kommunal- und Polizeiverbande die Verfassungals <strong>Stadt</strong>gem einde nach der Städteordnung fü r die östlichen Provinzen der M onarchievom 30. M ai 1853 unter Beilegung des Namens„<strong>Stadt</strong>Königshütte“zu ertheilen geruht haben, und die Ausführung der vorgedachten Allerhöchsten O rdre dieKonstituirung sowohl der <strong>Stadt</strong>verordneten-Versam mlung als auch der M agistrats-Kolegiie rfolgt, auch die sonst nöfhigen vorbereitenden Regelungen bew irkt sind, ist nunmehr


der Zeitpunkt für die w irklich erfolgte und vollendete Einführung der Städteordnungin Königshütteder 1. M ai ds. Js.anzusehen, was hierm it in Gemässheit des § 85 der Städteordnung vom 30. M ai 1853 zuröffentlichen Kenntnis gebracht w ird.Breslau, den 17. A p ril 1869.Der Königliche W irkliche Geheime Rath und Ober-Präsidentder Provinz Schlesiengez. Schleinitz.Durch Kabinetts-O rdre vom 20. Juni 1884 ist der Nam e „S tadt Königshütte“ in „KönigshütteOberschlesien“ um gew andelt worden.M ittels A llerhöchster Kabinetts-O rdre aus Baden-Baden vom 18. O kto be r 1869 hat Se. M a­jestät der König von Preussen der <strong>Stadt</strong> Königshütte das hier abgebildete W appen verliehen, dasdas Kgl. Herolds-Am t zu Berlin entwarf.Lange Jahre noch blieb die „S tadt Königshütte Oberschlesien“ im Verbände des LandkreisesBeuthen O/S., an dessen Geschichte sie von A nfang an A nteil hatte. Durch Verfügung des HerrnMinisters des Innern vom 12. M ärz 1898 ist die <strong>Stadt</strong> vom 1. A p ril 1898 ab aus dem BeuthenerLandkreise für ausgeschieden erklärt w orden und bildet seit dieser Zeit einen selbständigen <strong>Stadt</strong>kreis.Im Jahre 1873 liess der M agistrat das <strong>Stadt</strong>gebiet durch M arksteine begrenzen. Dam it w araber der Um fang der Gem einde k<strong>eines</strong>falls endgültig festgelegt. Denn bereits Ende 1871 beschlossder Kreistag von Beuthen, die K olonie Q ber-H ayduk m it dem Bismarckschachte nach Königshütteeinzugem einden; 1873 w a r dieses Projekt noch nicht durchgeführt, und der M agistrat gab sichder Hoffnung hin, „d ie Kgl. Regierung werde das ursprüngliche Projekt w ieder hersteilen, da nichtabzusehen ist, weshalb dasselbe, welches vor Jahresfrist durch allseitige Genehmigung als gutanerkannt worden ist, nach dieser kurzen Zeit unter gleichen Verhältnissen dem öffentlichen Interesseentgegenstehen sollte“ .Im Jahre 1879 machte die <strong>Stadt</strong>verwaltung den Versuch, das G rubenfeld der G räfin-Laura-G rube einzugemeinden. Der Versuch scheiterte trotz der anfänglich guten Aussichten auf Erfolgan dem W iderstand des Kreises K attow itz in der M inisterialinstanz. Die von seiten des Herrn Landratsv. W ittken zu Beuthen gleichzeitig angeregte Ausgemeindung der <strong>Stadt</strong>teile Klimsawiese, N o-m iarki und Pniaki, die zur V erkleinerung des <strong>Stadt</strong>gebietes und Verm inderung der Einwohnerzahlder <strong>Stadt</strong> geführt haben würden, kam über die ersten Stadien der Verhandlung nicht hinaus.Der Um fang des <strong>Stadt</strong>gebietes blieb seitdem lange Jahre hindurch unverändert. Erst 1934sind die Grenzsteine erneut versetzt worden. Diesmal waren es nicht kommunale Gründe, diedie <strong>Stadt</strong>grenzen änderten, sondern politische M otive. Am 1. A p ril 1934 schritten die polnischenM achthaber zur Eingemeindung der D örfer C horzow und Neuheiduk. M an hoffte a u f diese W eisedie bei künftigen W ahlen immer noch zu erw artende deutsche M ehrheit (zumal nach der nationalenErhebung im Reich) verhindern zu können.Das D orf Chorzow (heute: Königshütte-Ost) gehörte vor 1922 zum Landkreise Beuthen,in polnischer Zeit zum Landkreis Kattow itz. 1930 hatten die Polen die Gemeinde M aciejkow itz(443 ha) m it 2023 Einwohnern der Gem einde C horzow eingegliedert. Jetzt sollte diese grössereGemeinde C horzow zu „K rölew ska-H uta“ geschlagen werden, um den deutschen C harakter der<strong>Stadt</strong> v ö llig zu verwischen und jede Erinnerung an den alten Namen „K önigshütte" auszutilgen.Man übertrug den Namen „C h o rzow “ auf die gesamte neue Gemeinde und w ählte das W appenvon Chorzow als <strong>Stadt</strong>wappen. Auch auf diese W eise sollte die Erinnerung an das deutsche Königshütteverwischt werden. Das C horzow er W appen ist nun doch nicht so polnisch, wie man glaubenmachen w ollte.66


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C horzow und das m it ihm früher vereinigte Domb (heute <strong>Stadt</strong>teil von Kattow itz) erscheinenvon Beginn der historischen Nachrichten an (1136) als G üter des Klosters des „O rdens vom HeiligenG rabe" zu M iechow. Diese Ordensniederlassung zu M iechow w a r eine deutsche Niederlassung.Der A b t und sämtliche Konventsm itglieder waren Deutsche. Dem deutschen A bte Heinrich wurdeseinerzeit das D orf C horzow zur Aussetzung nach deutschem Recht übertragen. ' Ein späterer A btHeinrich spielte im sogenannten Aufstand der Deutschen im Krakauer Lande von M iechow aus einehervorragende Rolle als Deutschtumsführer. Es ist darum höchst wahrscheinlich, dass die Neuaussetzungder beiden klösterlichen G üter C horzow und Domb gegen Ende des 13. Jahrhunderts nichtnur auf deutschrechtlicher G rundlage erfolgte, sondern dass diese neuen D örfer damals auch direktvon deutschen Bauern angesiedelt und angelegt w orden sind. C horzow und Domb bilden m it anderen,ursprünglich deutsch besiedelten D örfern des Beuthener Landes w ie : Deutsch-Dom browka, Kamin,Deutsch-Beckern, Rossberg, Schömberg ( = Schönberg), Lagiewnik u. a. einen Kranz ursprünglichdeutscher Siedlungsdörfer um die gleichfalls deutsche <strong>Stadt</strong>gründung Beuthen.Ueber die Geschichte des Dorfes Chorzow schreibt Dr. P. Hübner folgendes:„Ebenso w ie das ganze erste Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung fü r Schlesienein weisses, unbeschriebenes Blatt ist, so sind auch die Uranfänge von Chorzow in einundurchdringliches Dunkel gehüllt. Ueber die Gründung und Entstehung fe h lt jeder Anhalt,keine Urkunde ist vorhanden, die darüber Aufschluss geben könnte.Nach den ältesten Nachrichten und dem übereinstimmenden Urteil der Geschichtsforscherwaren es Slawen, die nach der im 4. und 5. Jahrhundert erfolgten V ölkerw anderungOberschlesien besiedelten. Auch C horzow ist eine uralte slawische G ründung, in derDeutsche erst nach dem Einfall der M ongolen (1241) ansässig wurden.In der Geschichte w ird C horzow zum ersten M ale im Jahre 1136 erwähnt.Am 7. Juli 1136 bestätigte Papst Innocenz II. zu Pisa dem Erzbischof Jakob von Gnesengewisse Besitzungen und Einkünfte, darunter den Zehnten vom Eisen, die diesem aus Schlesienund aus dem Beuthener Land zuste'nen.In dieser Urkunde, die übrigens noch heute erhalten ist und sich im Kapitelarchivin Gnesen befindet, heisst es:Item v illa ante Bitom, quae Zuersow dici- „Ebenso soll das D orf vor Beuthen, welchestur, cum rusticis, argenti fossoribus, cum C horzow genannt w ird, mit den Bauern, mitduabus tabernis nonnisi ad archiepiscopi den Silbergräbern, mit 2 Gasthäusern derpertinet jurisdictionem . alleinigen G erichtsbarkeit des Erzbischofsunterstellt sein.“Eine Fülle interessanter, wissenswerter Tatsachen kann man aus dieser Urkundeschöpfen. Zu unserem grössten Erstaunen erfahren w ir, dass Chorzow auf eine 800 Jahrealte Geschichte zurückblicken kann. W e r w ürde in der hiesigen Gegend, in der zahlreicheO rtschaften erst der verhältnismässig jungen Kohlen- und Hüttenindustrie ihr Entstehen verdanken,eine Gemeinde verm uten, die ein solch ehrwürdiges A lte r aufw eist!A uffallend ist die Schreibweise des Ortsnamens Zuersow, deren sich die ältestenUrkunden bis etwa um das Jahr 1300 bedienen. Von da ab lautet der Ortsname Charzow,vereinzelt aber taucht auch K arzuff und G arow auf. Nach einer früher verbreiteten A n­sicht ist C horzow von tchorz = Iltis, verächtlich aber auch Feigling, Hasenfuss, abzuleiten.Um Chorzow, so erklärte man, waren dichte W äld er, in denen furchtsame, scheue Bewohner Unterschlupf fanden. Diese Deutung erscheint aber sehr gesucht und unwahrscheinlich.Einen besseren Anhaltspunkt fü r die A bleitung bietet die in der erwähnten Urkundeangewandte Schreibweise des Ortsnamens Zuersow. Es liegt sehr nahe, diesen Namenvon zw ierzq = das w ilde Tier abzuleiten. Danach w äre C horzow der O rt, w o viel W ildanzutreffen ist. Diese Annahm e gew innt an W ahrscheinlichkeit, wenn w ir uns erinnern,


Bauernhäuser in Königshütte-Ost (Chorzow).68dass der polnische Herzog Boleslaus C hrobry (992— 1025) sich in der Gegend von Beuthenein Jagdschloss errichtet haben soll, wozu er sich eine besonders w ildreiche Gegend ausgesuchthaben w ird.W ie die Urkunde vom Jahre 1136 w eiter ergibt, gehörte das Beuthener Landund dam it auch C horzow in kirchlicher Beziehung zum Erzbistum Gnesen, eine auffallendeTatsache, die aber leicht erklärt werden kann: Als nämlich der deutsche Kaiser O tto III.im Jahre 1000 eine W a llfa h rt zum G rabe des heiligen A d a lb e rt in Gnesen unternahm,hatte er, w ie G rünhagen in seiner Geschichte Schlesiens berichtet, in Eilau bei Sprottaueine Zusammenkunft mit dem polnischen Herzog Boleslaus Chrobry. Die Folge dieses Zusammentreffensw a r die Loslösung Polens von dem deutschen Erzbistum M agdeburg sowiedie Errichtung einer selbständigen kirchlichen O rganisation für ganz Polen unter dem ErzstiftGnesen.Fast zu gleicher Zeit wurde auch das zum polnischen Reiche gehörige BistumBreslau gegründet, das sich selbständig und ohne Anlehnung an ein deutsches Bistum ent-


wickelte. Die Abgrenzung der beiden Bistümer Gnesen und Breslau w urde lange Zeithinausgeschoben, bis endlich Papst G regor VII. zur Regelung der verw orrenen G renzverhältnisseeinen Legaten entsandte. Die genauere Festsetzung der Grenzen geschah erstim Jahre 1123 durch den Kardinal Aegidius von Tusculum, den Legaten des Papstes C alix II.Durch päpstliches Privileg erfuhren die Grenzbestimmungen des Legaten Aegidius in Pisaam 7. Juli 1136 ihre Bestätigung. In dieser hierüber aufgenommenen Urkunde w ird dasBeuthener Land und Chorzow dem Erzbistum Gnesen zugewiesen.N u r etwa 100 Jahre noch 'blieben das Beuthener Land und C horzow beim ErzbistumGnesen. Etwa um das Jahr 1250 kamen Beuthen und Chorzow zur Diözese Krakau,der sie bis in die neueste Zeit angehörten. Erst im Jahre 1821, also erst nach 80 jährigerpreussischer Herrschaft wurden die Dekanate Beuthen und Pless dem Bistum Breslau einverleibt.Politisch gehörten das Beuthener Land und C horzow im A nfang des 11. Jahrhundertszum Königreich Polen, ohne jedoch einen Bestandteil der ebenfalls zum p o ln i­schen Reiche gehörenden Provinz Schlesien zu bilden. In Polen regierte damals HerzogBoleslaus III. Bei Polen verblieb auch das Beuthener Land, als im Jahre 1163 dasG renzland Schlesien fü r immer bis auf den heutigen Tag vom Königreich Polen getrenntw urde und eigene von Polen unabhängige Herzöge aus dem Geschlechte der Piasten erhielt.Das Beuthener Land blieb unter polnischer Herrschaft noch bis zum Jahre 1179,w o König Casimir II. die G ebiete von O swi^cim und Siwierz (das spätere Neu-Schlesien)nebst dem Beuthener Lande an den schlesischen Herzog M iecislav von Ratibor abtrat.Seit diesem geschichtlich bedeutsamen Zeitpunkt ist das Beuthener Land gänzlich von Polenlosgelöst, von da an beginnt seine Zugehörigkeit zu Schlesien, mit dem es ununterbrochenseit 750 Jahren verbunden ist und dessen Geschicke es bis zum heutigen Tage geteilt hat.Die Urkunde von 1136 gibt uns ferner Aufschluss darüber, dass in Chorzow wienoch heutigen Tages Ackerbau getrieben wurde, und zwar scheint der Ackerbau die Hauptbeschäftigungder Bewohner gebildet zu haben. Dafür spricht der Umstand, dass dieBauern an erster Stelle genannt werden. Erst in zw eiter Linie werden die Silbergräberund der Silberbergbau erwähnt. Die Urkunde stellt dam it unbestritten das älteste geschichtlicheZeugnis dar, das über den Bergbau nicht bloss in Oberschlesien, sondern in Schlesienüberhaupt vorhanden ist. Selbst der uralte Bergbau von Schmiedeberg, Kupferberg, G oldbergund Reichenstein w ird erst durch spätere Urkunden bezeugt.Die C horzow er Gegend w a r reich an Silbererzen, der Bergbau wurde jedoch balddurch Eindringen grösser Wassermassen lahm gelegt und als nicht mehr lohnend aufgegeben.Erst vie r Jahrhunderte später begann man in der C horzow er Gegend w ieder Bergbauzu treiben und zw ar grub man Bleierz. Nach den vorhandenen Urkunden mutete manin den Jahren 1532— 1553 im C horzow er Revier nicht w eniger als 109 Schächte fü r Bleierz.Später um das Jahr 1597 wurde auch Eisenerz gewonnen.Dass schliesslich die Bewohner von C horzow bereits im Jahre 1136 an Durst litten,beweist die Erwähnung zw eier Tabernen (Gasthäuser). Es fehlen allerdings w eitere A n­gaben, insbesondere darüber, was es dort alles zu trinken gab. Die S ilbergräber von Chorzowwerden w ohl zu ihren hauptsächlichsten Besuchern gezählt haben. Bemerkenswertist dabei die Tatsache, dass die in der päpstlichen Urkunde vom Jahre 1136 erwähntenGasthäuser noch heute bestehen. Diese noch heute allgem ein als „bischöflich“ bezeichnetenGasthäuser sind das Dom inialgasthaus von Kaluza an der nach Laurahütte führendenChaussee, sodann das früher W olf'sche, jetzt Suchan'sche Gasthaus. W ir dürfen mit Rechtbehaupten, dass diese beiden Gasthäuser die ältesten Gasthäuser nicht bloss O berschlesiens,sondern ganz Schlesiens, vielleicht sogar von ganz Deutschland sind.Leider fand die erste Blütezeit von Chorzow ein jähes Ende, als im Jahre 1241der alles verheerende M ongolensturm durch das Land brauste. Chorzow wurde in einen69


Trümmerhaufen vertf/andelt. Die Tataren, so heisst es in einer noch vorhandenen, bei derRegierung in O ppeln befindlichen Urkunde vom Jahre 1257, wüteten gegen die DörferC horzow und Domb derart grausam, dass nur die kahlen Felder und der Nam e der O rtschäftenverblieben, oder w ie die C hronik sagt:Sevierunt etiam fe rro et igni in villas Charzow et Domb ita crudeliter, ut tantumnudae areae earundarum villarum et nomen rem anserint.“Die Besitzverhältnisse blieben bei C horzow seit dem 13. Jahrhundert, in dem es aus unmittelbarem herzoglichen Besitz in den des Klosters zu M iechow gelangte, unverändert die gle i­chen. Besitzer und G rundherr w a r seitdem immer das Kloster zu M iechow, das dem Hospitalmeisterdes „Hospizes zum heiligen G eist“ v o r Beuthen, einem O rdensm itgliede, die Verw altung und Nutzniessungder D örfer C horzow und Domb übertrug.Nach dem Einfall der Tataren schenkte der Herzog W ladislaus von O ppeln und Ratiborim Jahre 1257 dem M iechow er Probst die Felder in der Absicht, dass er diese neuen Ansiedlernzuweise. Die Schenkungsurkunde vom 24. Juni 1257 ist in einer nach einer Kirchenvisitation zu Chorzowhinterbliebenen Urkunde vom 27. September 1792 ausdrücklich erwähnt. Der Herzog W la ­dislaus (1230— 1286) hat dem Kloster M iechow erlaubt, die beiden D örfer Chorzow und Dombnach deutscher Dorfverfassung neu zu gründen. Das Kloster M iechow nun w a r seit der EroberungJerusalems durch Sultan Saladin im Jahre 1187 der Sitz des G eneralabts der Jerusalemer G rabhüterKreuzherren m it dem doppelten roten Kreuz. Die zum Besitz des Klosters gehörenden Dörfer,also auch Chorzow, trugen das W appen des Klosters. Uebrigens gehörte Chorzow später zurG rundherrschaft des Hospitals in Beuthen, dem der Herzog von Beuthen, Kasimir (1289— 1312),auf „e w ig e Zeiten Freiheit gegeben von allen Zahlungen und Steuern, nämlich von der Pflugsteuer,von der Kuh, vom Schweine, vom Bergbau, vom Fuhrwerk, von der G ew alt des Kastellans undseiner R ichter___ “ .Die Einwohner von C horzow wurden alsbald w ohlhabende Bauern, und durch die Jahrhundertehat sich das C horzow er Bauerntum bis heute erhalten.Die bei der Eingemeindung von Chorzow am 1. A p ril 1934 ebenfalls zu Königshütte geschlageneGem einde Heuheiduk entstand aus den Kolonien: „B ankero ttkolonie“ , „S chlafhauskolonie!


senden Einwohnern. Die Schw ientochlow itzer G em eindevertreter und Gem eindeschöffen sprachensich fü r ein W eiterbestehen einer selbständigen Gem einde aus und traten dafür ein, dass mansich mit allen M itteln um das <strong>Stadt</strong>recht bewerben solle, das sich Schwientochlowitz mit seinenfast 30000 Einwohnern schon redlich verdient habe. Es gab aber auch andere, die es fü r v o rte ilhafterhielten, wenn Schw ientochlow itz gleichzeitig m it Bismarckhütte zu Chorzow eingemeindetwurde. Sie befürchteten, dass G ross-Chorzow die schwächere Gemeinde Schwientochlowitz fö rm ­lich erdrücken werde, und dass es dann nur noch ein paar Jahre dauern würde, bis die G rosstadtauf natürlichem W ege und durch wirtschaftliche Verhältnisse bedingt, auch diese Gemeinde verschluckthabe.Es kam w eder zu einer neuen <strong>Stadt</strong>gründung noch zur Eingemeindung nach Chorzow(Königshütte). Schw ientochlow itz blieb D orfgem einde und ist zum Landkreis K attow itz geschlagenworden.Inzwischen kam der Krieg. Das oberschlesische Land ist w ieder ins Reich zurückgekehrt.Energisch und gründlich begann der Neu-A ufbau. Eine grosszügige und weitschauende Raumordnungw ird nicht ausbleiben. O b die Grenzsteine der <strong>Stadt</strong> stehen bleiben werden, ist dabei einenicht unwesentliche Frage.71


Königshütte am Abend. — O elgem älde von Rudolf Kober.VIII.„So erscheint denn“ , heisst es in der Denkschrift des Landrats Solger von Beuthen, „d iebeabsichtigte N eubildung einer <strong>Stadt</strong>gem einde Königshütte als eine lebensfähige und nützliche.Ihre Fortentwicklung verspricht fü r die Zukunft reichliche Früchte und w ird, dem gewöhnlichenGange der Dinge nach, ein Aufblühen des G ewerbebetriebes und Verkehrs, Herstellung der bisheräusserst m angelhaften öffentlichen O rdnung, Ausbreitung von Gesittung und Bildung und die Begründung<strong>eines</strong> neuen Schutzortes fü r die gedeihliche Pflege deutschen Lebens in K raft und selbstgeschaffenerO rdnung zur Folge haben.“Die junge <strong>Stadt</strong>gemeinde ist ehrlich bemüht gewesen, die ihr gestellten Aufgaben_zu meistern.Und wenn es ihr auch nicht gelungen ist, allen A nforderungen zu genügen und die junge<strong>Stadt</strong> auf den Standpunkt ihrer alten Nachbarstädte zu heben, so lag es nicht an ihrem W illen,sondern an ihrem Können, das überall und immer beeinträchtigt w orden ist durch den M angelan denjenigen M itteln, die dazu unentbehrlich waren und die man tro tz der im § 1 der Landgemeindeordnung vom 14. A p ril 1856 vorgeschriebenen Auseinandersetzung unterlassen hatte, ihrm itzugeben, als man sie in die W e lt setze, w eil — wie es in der Solgerschen Denkschrift heisst


„d ie Verw altung der Polizei fortan ex lege dem Bürgermeister der <strong>Stadt</strong> zufallen w ird, fü r Arm enpflegeund Schule aber der W e g fa ll der bisherigen Leistungen der Gutsherrschaft m it dem W e g ­fa ll des durch die Bewohner ihrer Bezirke hervorgerufenen Bedürfnisses, zu dessen Befriedigungauch die Gem einde m it beitragen muss, com pensirt werden durfte.“ .Die junge <strong>Stadt</strong> w a r also nackt und bloss ins Leben gesetzt worden, ihre M itg ift bestandnach der darüber aufgestellten Zusammenstellung vom 23. September 1863 und dem Protokollvom 24. September 1863 nur in einigen Plätzen, W egen, Brücken und Kanälen, einem alten evangelischenund zwei katholischen Schulgebäuden, zusammen m it 17 Klassenzimmern, zum angeblichenW e rte von 91 990 Thalern und 17 Lehrerdienstwohnungen nebst G eräten, im W erte von 1 530 Thalernund 2722 Schulkindern (d. h. 160 Schulkindern je Klasse), einigen W asserleitungen, W asserständernund Brunnen alten Musters, 89 Thalern 19 Silbergroschen G rabstellengeldern, die zur Erhaltungund Ausstattung des evangelischen Friedhofes zu verwenden waren und je einer Baustelle für dasRathaus und fü r ein neues Schulgebäude.Reich w ird man diese Ausstattung gerade nicht nennen können, am wenigsten, wenn manerw ägt, welche Lasten an diese geknüpft w urden und welche Aufgaben der jungen <strong>Stadt</strong>in die W iege gelegt w orden w aren, indem man ihr gleichzeitig 13912, überwiegend demA rbeiterstande angehörige Einwohner m it ihren Bedürfnissen m itgab und die Aussicht, dass dieZahl der Einwohner im Laufe der kommenden Jahre erheblich wachsen würde.Die <strong>Stadt</strong> w a r auf ihre eigene Steuerkraft angewiesen, um die Kosten der städtischenV erw altung zu bestreiten. „D as Einkommen der G rube, Bütte und Eisenbahn“ , so nahm Solger an,„v e rh ä lt sich zu dem der Bürgerschaft w ie 4 zu 1,4 und hätten dieselben also zu dem m it 3738Thalern berechneten Ausgaben in demselben Verhältnis beizutragen. Nach dieser V erteilung würdenauf die Bürgerschaft nur 969 Thaler entfallen. Letztere würden also mehr als % der Kommunalabgaben,die Bürgerschaft aber fü r die Herstellung des städtischen Kom m unal-Verwaltungs-Apparatesnoch nicht % der Kosten beizutragen haben.W enn auch die aufgestellte beispielsweise Berechnung in W irk lic h k e it nur teilweise zutreffensollte, so ist doch ersichtlich, dass der städtische Haushaltsplan, selbst wenn er in A nerkennungdes Bedürfnisses, so Vieles neu zu schaffen und der zerstreuten Lage des O rts ungewöhnlichhoch ausfallen sollte, den künftigen Bürgern nicht unerschwingliche Lasten auferlegen w ird .“W enn so der Fiskus erreicht hatte, die Gemeindelasten nicht allein tragen zu müssen,so erwies sich doch die H offnung des dam aligen Beuthener Landrats Hugo Solger alsbald alstrügerisch. Und die Königshütter merkten sehr bald, was es kostet, städtischer Bürger zu heissen.Schon der erste Etat der <strong>Stadt</strong> erforderte 90000 M ark, wovon durch Gemeindesteuern 85815 M arkzu decken waren (Solger hatte 3738 Thaler = 12114 M ark angenommen!). Die Einwohnerzahlnahm sprunghaft zu. Sie stieg von 9000 im Jahre 1867 a u f 13912 im Jahre 1869, ohne jedochsteuerkräftiger zu werden. Sie stieg w eiter bis auf 40050 Personen am 12. N ovem ber 1893 undmit diesem Anstieg stieg das Bedürfnis der <strong>Stadt</strong> von 90000 M ark im Jahre 1869 auf 660875 M arkim Jahre 1893/94, wovon 467156 M ark durch Gemeindesteuern aufgebracht werden mussten.„D ie finanzielle Lage der Einwohner hielt dam it nicht gleichen Schritt, denn der Zuwachsdes Einwohnerbestandes verm ehrte immer nur die Zahl der A rbeiter, die wohlhabenden Geschäftsleutedagegen wurden immer weniger. Und Rentner oder Pensionäre verm ieden nicht nur die <strong>Stadt</strong>,sondern diejenigen, die es hier wurden, verliessen sie, und zw ar nicht nur deshalb,_w eil die <strong>Stadt</strong>mit ihrem Rauch, Russ und Staub und der A erm lichkeit ihrer Einwohnerschaft w enig Anziehendeshat, sondern deshalb, w eil mit der Abnahm e der W ohlhabenheit der Bevölkerung und infolgeungünstiger Jahre fü r die Industrie die Gemeindesteuern eine Höhe erreichen mussten, die ihnennicht behagte.W ährend sich also die Zahl der Einwohner verdreifachte, das dadurch hervorgerufenekommunale Bedürfnis mehr als versiebenfachte, und die aufzubringenden Gemeindesteuern mehrals verfünffachte, blieb das W achstum der Steuerkraft, namentlich bei der G rube, Hütte und Eisenbahnverhältnismässig und derart zurück, dass der zur Deckung des Bedürfnisses zu erhebende


Zuschlagssatz von 125% der Klassen- und Einkommensteuer im Jahre 1869 bis auf 478% im Jahre1880/81 stieg, dann w ieder auf 300% im Jahre 1883/84 herunterging, um vom nächsten Jahre abw ieder bis auf 406% im Jahre 1887/88 zu steigen und dann w ieder bis auf 250% im Jahre 1892/93herabzugehen und im Jahre 1893/94 w ieder auf 250% der Einkommen- und 75% der Realsteuerzu steigen.“ Der Gemeindesteuerzuschlag zur Klassen- und Einkommensteuer hat im Durchschnittder Jahre 1869/1887 253% betragen.So hatte sich Hugo Solger in seiner Denkschrift vom 24. M ai 1867 nicht geirrt in der A n ­nahme, dass der <strong>Stadt</strong> aussergewöhnlich hohe Ausgaben erwachsen würden aus der Aufgabe, daszerstreute und zerrissene Siedlungsgebiet in eine städtische G em eindewirtschaft zu nehmen. Getäuschthat ihn aber die Hoffnung, dass die ungewöhnlich hohen Ausgaben des <strong>Stadt</strong>haushaltsfü r die künftigen Bürger nicht unerschwinglich sein würden. Die Lasten sind nach und nach zu einerHöhe angewachsen, dass sie den Bürgern je länger je mehr unerträglich werden mussten und dieVerarm ung nicht aufzuhalten war.Es hat nun nicht an V orw ürfen gegen die Königshütter gefehlt, die damals die Gründungder <strong>Stadt</strong> erlebten und g e b illig t hatten. M an hielt ihnen v o r „es sei ihr Wunsch und Strebengewesen, städtische Bürger zu werden, sie hätten unbesonnen gehandelt und es sich nunmehr selbstzuzuschreiben, wenn ihre G ründung keine glückliche geworden sei, weil sie schon damals hättenerkennen müssen, dass die Einwohner der zukünftigen <strong>Stadt</strong> nicht w ohlhabend genug seien, um sichden Luxus <strong>eines</strong> städtischen Gemeinwesens gönnen zu können“ .Als die V orw ürfe nicht verstummten und die junge <strong>Stadt</strong> immer w ieder nur schwer undkaum imstande w ar, die Kosten ihres Gemeinwesens aufzubringen, sah sich der dam alige BürgermeisterG irndt im Juni 1887 veranlasst, in einer „D enkschrift betreffend die Begründung der <strong>Stadt</strong>Königshütte O/S., ihre Bedeutung im öffentlichen I nteresse und ihre Entwicklung namentlich in w irtschaftlicherund finanzieller Beziehung innerhalb der ersten 18 Jahre ihres Bestehens, d. i. in denJahren 1869 bis 1887“ der Königlichen Staatsregierung kla r zu machen:„1. dass die <strong>Stadt</strong>gemeinde Königshütte O/S. nicht auf Wunsch oder Drängen der Einwohner,sondern auf Betreiben der Staatsbehörden und namentlich auf Anregung des Herrn M i­nister für Handel und G ewerbe und des Innern gegen den W iderspruch der Einwohner begründetworden ist;2. dass die Begründung im öffentlichen Interesse für notwendig erachtet worden unde rfo lg t ist,a) um geordnete Zustände innerhalb der grossen Anzahl der auf einem engen Raumezusam m engedrängten, im Gemenge liegenden und teils verschiedenen, teils keinenKommunalverbänden angehörigen, im Interesse der fiskalischen Gruben- und Hüttenwerkeerrichteten und reich bevölkerten A rbeiter-K olonien zu schaffen;b) um die dem Bergfiskus und einigen Gutsbesitzern obliegenden Schul-, Polizei-,Arm en- und sonstigen kommunalen Lasten auf die Einwohner, zu deren Gunstensie zu tragen waren, zu übertragen;c) um durch Begründung <strong>eines</strong> neuen Schutzortes fü r die gedeihliche Entwicklung undPflege deutschen Lebens, deutscher Sitte, deutscher K raft in selbstgeschaffener O rd ­nung, Gesittung und Bildung zu verbreiten und dem Aufblühen des G ewerbebetriebesund des Verkehrs Vorschub zu leisten;3. dass bei Begründung der <strong>Stadt</strong> die durch § 1 des Gesetzes vom 14. A pril 1856 be tre f­fend die Landgemeindeordnung in den östlichen Provinzen vorgeschriebene Auseinandersetzungzwischen den Beteiligten seitens der Staatsbehörden nicht fü r erforderlich erachtet, und der <strong>Stadt</strong>gemeindedaher das ihr zukommende A bfindungskapital fü r die Uebernahme der Schul-, Polizei-,Arm en- und sonstigen kommunalen Lasten von den bisherigen Trägern derselben entzogen w o r­den ist;74


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4. dass die junge <strong>Stadt</strong> den ihr durch ihre Begründung aufgelegten Aufgaben nach bestenKräften und unter grossen O pfern naohgekommen ist;5. dass jedoch die bei ihrer Begründung seitens der Staatsbehörden gehegten Erwartungenund bei den Verhandlungen ausgesprochenen Zusicherungen in Bezug auf die Verteilung der kom ­munalen Lasten Zwischen den Industrie-Anstalten und den physischen Personen sich nicht erfüllthaben, vielm ehr diese Lasten zum überw iegenden Teile den Letzteren zugefallen sind;6. dass die physischen Personen fast ausschliesslich aus A rbeitern und gering besoldetenBeamten bestehen, welche nicht imstande sind, über das Mass des G ewöhnlichen hinüber gehendeKommunallasten auf die Dauer zu tragen;7. dass infolge der rapiden Zunahme dieser A rbeiterbevölkerung und der N otw endigkeit,Vieles, was bisher nicht vorhanden und nicht entbehrlich w ar, neu zu schaffen, sowie infolge desfortgesetzten W achsens namentlich der Schul-, Polizei- und Armenlasten und der Schuldenzinsendie Bevölkerung nach und nach in einer Höhe mit Kommunalsteuern hat belastet werden und v o r­aussichtlich in Zukunft noch mehr w ird belastet werden müssen, dass sie denselben binnen kurzemunterliegen, und nach und nach der vollständigen Verarm ung zugeführt und dass die bereits in re i­cherem Masse vorhandene U nzufriedenheit immer grösser werden muss.8. dass die junge <strong>Stadt</strong>gemeinde eigene M ittel zur Beseitigung der vorhandenen und fürdie Zukunft drohenden Uebelstände nicht hat, auch aus eigener K raft nicht herbeischaffen kann,eine w eitere Einschränkung der schon auf das Aeusserste bemessenen Ausgaben des <strong>Stadt</strong>haushaltes<strong>eines</strong>teils nichts W esentliches zur A bh ilfe beitragen, andernteils aber mit der der <strong>Stadt</strong> obliegenden,beziehungsweise durch ihre Begründung ihr aufgelegten Pflichten und Aufgaben und mitden Zwecken ihrer Begründung nicht vereinbar erachtet werden kann;9. dass auch von einer Besserung der Lage der Industrie eine wesentliche Steigerung ihrerFinanzkraft fü r die <strong>Stadt</strong>ge-meinde nicht mit Sicherheit zu erhoffen ist, da solche in ungewisser,nicht absehbarer Zukunft Liegt, vielleicht auch niemals, und, wenn sie eintreten sollte, nur vorübergehendeiintreten w ird, das Gemeindesteuergesetz vom 27. Juli 1885 aber namentlich der Heranziehungder Staatseisenbahnen der <strong>Stadt</strong>gem einde Königshütte, bei deren Bahnhöfe nur sehr geringe Ausgabenan Löhnen und G ehältern anwachsen, obw ohl er einer der gewinnbringendsten ist, im besonderenMasse nachteilige Grenzen gesetzt, und den Bergwerken das Recht der Abschreibungfür die Verm inderung d'er Substanz zugesprochen hat;10. endlich, dass zw eifellos in irgendeiner W eise W andel und Besserung der Verhältnisseder <strong>Stadt</strong> geschaffen werden muss, wenn sie ferner bestehen, die Steuerkraft der Einwohnerschafterhalten und der Eingang der Staatssteuern gesichert bleiben und die Einwohnerschaft nicht v o llständigerVerarm ung verfallen soll, und dass daher nicht aus Billigkeitsgründen, sondern auch weilder Staat die <strong>Stadt</strong>gemeinde Königshütte nicht nur im öffentlichen Interesse, sondern auch im besonderenInteresse der Entlastung des staatlichen Bergwerks- und Hüttenbesitzes gegründet undgeschaffen hat, — auch die Staatsregierung vor allen die moralische und rechtliche Pflicht hat mitihr zu G ebote stehenden M itteln die finanzielle K raft der <strong>Stadt</strong> in geeigneter W eise und in demerforderliche Masse zu stärken.“Auch die Bürgerschaft w andte sich in einer Petition um Staatshilfe an die Königliche Staatsregierungund verwies auf die Tatsache, dass schon am 18. Februar 1869 270 Haus- und G rundbesitzerin einer Im m ediateingabe Sr. M ajestät den König um Zurücknahme der AllerhöchstenKabinettsordre vom 18. Juli 1868, die die <strong>Stadt</strong>gründung befahl, gebeten hatten und nun die Hilfedes Staates erwarteten.Am 1. M ärz 1889 ging vom dam aligen O ppelner Regierungspräsidenten von Bitter folgendeA n tw o rt ein: „Dem M agistrat eröffne ich auf die an den Herrn M inister des Innern gerichtetenVorstellungen vom 1. Juli v. J. (M 3171 und 3172 im A ufträge desselben sowie im A ufträge desHerrn Ministers der öffentlichen A rbeiten, der geistlichen, Unterrichts- und M edizinal-Angelegenheitenund der Finanzen, ergebenst, dass von der Bewilligung <strong>eines</strong> Beitrages aus Staatsfonds zu denKosten der Allgem einen Verw altung der <strong>Stadt</strong> Königshütte, den bestehenden Grundsätzen gemässabgesehen werden muss.76


K raftw erk in Königshütte-Ost.Ingleichen erscheint der A ntrag der städtischen Behörden wegen Einverleibung des im G e­m eindebezirk C horzow belegenen Feldes der G räfin - Laura - G rube und der im Gem eindebezirkeN eu-H eiduk belegenen fiskalischen Bismarckschächte in den S tadtbezirk Königshütte bei den W id e r­sprüchen der Beteiligten zu einer weiteren Erörterung umsoweniger geeignet, als ein öffentlichesInteresse im Sinne des § 2 der Städte-Ordnung vom 30. M ai 1883 fü r diese Bezirksveränderungnicht erkennbar ist.W as sodann die von dem M agistrat in Königshütte befürw ortete Bewilligung <strong>eines</strong> Beitragesaus Staatsfonds zu den Kosten der dortigen Volksschulen b e trifft, so d a rf derselbe umsomehrals erledigt angesehen werden, als — w ie nunmehr festgestellt ist — , an die <strong>Stadt</strong> Königshüttegemäss dem Gesetze vom 14. Juni v. J. zum Einkommen der Lehrerstellen an den dortigenVolksschulen ein Staatsbeitrag von jährlich 16400 M ark zu zahlen ist, auch die <strong>Stadt</strong>gemeindezu den Unterhaltungskosten der Volksschulen nicht unwesentliche Beiträge aus dem Freikuxgelderfondsund von der Synagogengem einde zufliessen.“So blieb die Steuerkraft der Königshütter Bürger die alleinige G rundlage des <strong>Stadt</strong>haushaltes.Die hohe steuerliche Belastung der Einwohner herabzusetzen, gelang nicht, und stets liest77


man in den Schlussbemerkungen der Verw altungsberichte Sätze w ie : „dringe nd zu wünschen ist,dass die Kgl. Staatsregierung, die allein die Zusammenlegung der Einzelortschaften zur <strong>Stadt</strong> unddie G ründung der <strong>Stadt</strong> veranlasst, aber die neue <strong>Stadt</strong> nackt und bloss, ohne fundiertes Vermögen,allein auf die Steuerkraft angewiesen, in die W e lt gesetzt hat, ihrer M utterpflichten nicht vergisst,sondern in Zukunft stets daran erinnert, dass ihre Unterstützung zur Erfüllung der Aufgaben der<strong>Stadt</strong>verwaltung, insbesondere bei Tragung der Schullasten und zur A rrondierung des vielfach zerrissenenW eichbildes und der spinnenfussartigen sich nach allen Seiten ausdehnenden Gemarkungdringend erwünscht und notwendig ist.“ (1903).* * *V or der <strong>Stadt</strong>gründung waren die Schulverhältnisse in Königshütte ziemlich m angelhaft.Zwar hatte das Hüftenam t im Jahre 1802 eine Simultanschule für die Kinder der Beamten undBergleute errichtet, aber m it der wachsenden Bevölkerungszahl den Ausbau des Schulwesens nichtgefördert. Erst am 10. 11. 1856 w urde die erste katholische Volksschule in der dam aligen Kronprinzenstrasse(heute Hindenburgstrasse) mit vier Lehrkräften eröffnet. Eine evangelische Schulemit zwei Lehrern bestand bereits seit einigen Jahren. In Klimsawiese w ar fü r die Kinder der Bergleuteeine fiskalische W erkschule erbaut. In den Lagiewniker Kolonien und in Pniaki waren sogenannte„H ilfschulen“ in M ietslokalen untergebracht. C harlottenhof und Erdmannswille besassenkeine Schule. Die Kinder der N iederheiducker und C horzow er G ebietsteile mussten die entlegenenund überfüllten Schulen ihrer M uttergem einden aufsuchen. Eine der Hauptsorgen der neuen <strong>Stadt</strong>gemeindew ar es, das Schulwesen in O rdnung zu bringen und auszugestalten. Es vergeht kein Jahr,w o nicht neue Schulsorgen entstanden. Die Verw altungsberichte des M agistrats seit Gründung der<strong>Stadt</strong> berichten immer w ieder von der N otw endigkeit, Schulen auszubauen, Schulen neu zu bauen,neue Lehrerstellen zu schaffen. Immer und immer w ieder musste der M agistrat auch darauf hinweisen,dass die Schullasten unerträglich hoch waren.1907 heisst es im Bericht, dass die Kommunalsteuer, die als hoch bezeichnet werden muss,„le id e r in absehbarer Zeit eine wesentliche M inderung nicht erfahren kann, da die enorme Steigerungder Schullasten die Erhöhung der Steuerkraft fü r sich allein in Anspruch nimmt. Es tut dringendNot, dass der Staat den unter den Schullasten besonders leidenden Industriestädten mehrwie bisher mit Zuschüssen zur Seite steht und dass Massregeln getroffen werden, die eine gleichmässigeVerteilung der Schullasten durch ganz Preussen erm öglichen“ . Und im Jahre 1908 berichtetder M agistrat, dass die Ausgaben fü r die Schulen wiederum nicht unbedeutend gestiegenund jetzt derartig hoch seien,78„dass die anderen Aufgaben der <strong>Stadt</strong>verwaltung notleidend geworden sind und viele fürdas Gedeihen der <strong>Stadt</strong> notwendige A rbeiten und Einrichtungen zum Schaden der Entwicklungder <strong>Stadt</strong> zurückgestellt werden müssen. Dabei wachsen diese Ausgaben für dieSchule ständig und werden von Jahr zu Jahr drückender. Es ist bisher trotz aller Versucheder Industriestädte nicht gelungen, eine gerechtere Verteilung der Schullasten in ganzPreussen durch Besoldungskassen pp. zu erreichen. Es muss aber bald etwas hierin geschehen,sonst werden die Lasten unerträglich. Staatszuschüsse, die mangels genügendzur Verfügung gestellter M ittel einmal unzureichend sind und deren Gewährung dann vondem diskretionären Ermessen der Staatsregierung abhängig fü r alle Gemeinden, eine unsichereist, genügen nicht mehr zur Erleichterung der Schullasten auf die Dauer bei ihrersteigenden Tendenz. Trotzdem das Schulwesen als Gegenstand der Aufgaben der Kommunenin Preussen einen unvergleichlichen Aufschwung genommen hat und trotzdem die<strong>Stadt</strong>verwaltungen mit ganzer Liebe und grossem Verständnis sich dieser A ufgabe gewidm ethaben und dies auch gern w eiter tun würden, bleibt den Industriestädten, wenn nicht baldandere M ittel zur Erleichterung der Schullasten gefunden werden, nichts anderes übrig,als den Ruf auf Uebernahme der Volksschulen durch den Staat zu erheben. W ie ungleichdie Verteilung der Schullasten in Preussen sich darstellt, geht aus der Zahl der Schulkinderin den Gemeinden auf Tausend Einwohner am klarsten hervor. In manchen Gemeinden


kommen w eniger als 100 Schulkinder auf 1 000 Einwohner, in unserem Industriebezirk mehrals 200. W enn nun noch hinzugefügt w ird, dass die Steuereinnahmen in unseren Industriegemeindenprozentual bedeutend geringer sind als in nicht industriellen Gegenden, so istdeutlich, w ie verschieden die Schullasten die Etats der Städte belasten. Hier ist H ilfe dringenderford erlich“ .Und wiederum heisst es im Schlusswort des Verwaltungsberichts fü r das Jahr 1909:„D ie Schullasten sind infolge der Verm ehrung der Lehrerstellen und der Erhöhungder Lehrergehälter leider nicht unbedeutend gestiegen, wenn auch mit grossem Dank diew eitere Unterstützung des Staates bei Tragung der Volksschullasten anerkannt werden muss.Die Aussichten in die Zukunft sind keine rosigen und für das Jahr 1910 hat leider deshalbeine Steuererhöhung um 10% Zuschläge erfolgen müssen. Der bei weitem grösste Teilder Einnahmen der <strong>Stadt</strong> muss zu Ausgaben für die Schulen verw endet werden. Im Interesseder Hebung unseres Ostens muss hier eine Aenderung eintreten; entweder muss,wie im vorigen Bericht ausgeführt ist, die Schule zur Staatsschule gemacht werden oderes müssen andere W ege zur besseren und gleichmässigeren Verteilung der Schullasten aufdie einzelnen Gemeinden des preussischen Staats gefunden werden. Der jetzige Zustand,dass eine ärm ere Industriegem einde allein infolge der grösseren Zahl ihrer Schulkinderbedeutend höhere Kosten für ihr Schulwesen aufwenden muss, als eine gleich grosse undsteuerkräftigere Gemeinde, und dass dieser Unterschied häufig 100 und mehr Prozentbeträgt, ist ein Unding; eine gleichmässige Entwicklung der Gemeinden zu Kulturwerkenist dabei unm öglich; die ärm ere Industriegem einde muss bei solchen Zuständen immerw eiter Zurückbleiben und ihre Einwohner müssen trotz höherer Steuerzuschläge vieles entbehren,was den m it Schulkindern w eniger gesegneten Gemeinden infolge geringerer Ausgabenfü r ihr Schulwesen leicht geboten werden kann.Baldige H ilfe tut not, sonst leidet entweder das Schulwesen oder die andere Kulturin den schwer belasteten Gemeinden zum Schaden des G anzen.“Noch ein H ilfe ru f des M agistrats verdient in diesem Zusammenhang ausführlich zitie rtzu werden, da er die besondere volkspolitische Lage beleuchtet. Es heisst in der Schlussbemerkungdes Verwaltungsberichts von 1905:„Insbesondere übten die ständig steigenden Schullasten in dieser Beziehung einensehr ungünstigen Einfluss aus. Und trotzdem hat die <strong>Stadt</strong>verwaltung stets G ewicht daraufgelegt und tut dies heute mehr w ie je, nur das Beste fü r ihre Schulen gut genug sein lassen,w ie dies die neu errichteten Schulgebäude, die inneren Einrichtungen derselben und diewenn auch noch immer hohe, doch bedeutend verm inderte Klassenfrequenz dartun. Die<strong>Stadt</strong>verwaltung ist der Ansicht, dass durch gute Schulen das Deutschtum in den vom Polentummehr und mehr bedrängten Industriabezirk am besten aufrechterhalten und gestärktw ird. A ber es erscheint auch als eine der ersten Pflichten des Staates, hierin den schwerbelasteten Gemeinden des oberschlesischen Industriebezirks durch höhere Zuschüsse undUnterstützungen beizustehen, mehr als dies bisher geschehen ist. Ebenso w ie die Staatsverwaltung, wenn auch sehr spät trotz aller eindringlichen Mahnungen die polnische G efahrfü r den oberschlesischen Industriebezirk endlich hat anerkennen müssen, ist es nun auchihre Pflicht, die deutschen Interessen mehr und mehr zu schützen und zu stärken, dam itdie äusserste südöstliche Ecke des preussischen Staates ihren w ichtigen und staatserhaltendenAufgaben stets gerecht werden kann.“Der M agistrat hat sich seiner A ufgabe, ein geordnetes Schulwesen zu schaffen, nicht entzogen,sondern trotz a lle r Schwierigkeiten Jahr fü r Jahr neue Schulen aufgebaut. In erster Linierichtete sich der A ufbau des Schulwesens auf die Volksschulen. Bereits im zweiten Jahre seit der<strong>Stadt</strong>gründung trug die Gem einde die Lasten fü r 34 Lehrerstellen, die 2745 Kinder zu betreuenhatten. 13832 Taler und 7 Silbergroschen musste die <strong>Stadt</strong> für die Volksschulen aufbringen.79


Die Sorge fü r die Jugend der G ruben- und Hüttenstadt beschränkte sich nicht auf dieBetreuung in der Schule allein, sondern g riff darüber w e it hinaus. Die städtische V erw altung suchteden ungünstigen häuslichen Verhältnissen nach M öglichkeit entgegenzuwirken. So finden w ir in derChronik schon früh Hinweise auf die segensreiche A rb e it von Kinderbew ahranstalten, von Kindergärtenund Spielschulen in allen <strong>Stadt</strong>teilen.Seit 1900 liess die <strong>Stadt</strong> die ihren Schulen anvertrauten Kinder durch Schulärzte überwachenund bei gesundheitlichen Schäden ärztliche H ilfe anordnen. Die „schulärztlichen Berichte“ habendem M agistrat stets w ichtige Fingerzeige fü r hygienische Verbesserungen gegeben.Um den Schulkindern, die fast sämtlich im Elternhause keine Badegelegenheit hatten,G elegenheit zum Baden zu geben, ist in den 1904 neuerbauten Schulgebäuden an der Schützenstrasse,Peterstrasse und an der Gneisenaustrasse (und später auch an anderen Schulen) je eineBrause-Badeanstalt errichtet worden. Das Baden fa n d .in der Regel während einer Turn- oder Spielstundestatt. „D ie Kinder badeten sehr gerne und nur wenige wünschten be fre it zu werden. Fürdie meisten w a r eine öftere Reinigung nicht nur eine W o h lta t, sondern eine N otw endigkeit.“Im Jahre 1902 begann der Vaterländische Frauenverein mit der Einrichtung von Kindervolksküchen,von denen je eine im südlichen und nördlichen <strong>Stadt</strong>teil während des W inters unterhaltenwurde. Hunderte von bedürftigen Kindern haben so Jahre hindurch unentgeltlich eine warm e Speisungerhalten.Der körperlichen Ertüchtigung nicht nur der Schulpflichtigen diente die Einrichtung derVolks- und Jugendspiele.Im Jahre 1901 w a r die <strong>Stadt</strong> zum ersten M ale bemüht, einer Anzahl körperlich zurückgebliebenerKinder die Segnungen <strong>eines</strong> mehrwöchigen Landaufenthalts unter A ufsicht von Lehrernzu erm öglichen. Diese „F erienkolonien“ siedelten sich einmal in Ketschdorf bei Schönau, Bez. Liegnitz,dann aber regelmässig in Bad Ziegenhals an.Zu den W ohlfahrtseinrichtungen, die der Jugend der <strong>Stadt</strong> zum Besten dienten, gehörteauch die Einrichtung von „Sprachheilkursen“ fü r Stotterer und mit sonstigen Sprachfehlern behaftetenSchulkinder, die seit 1899 von Zeit zu Zeit abgehalten wurden.Um 1900 hatte sich „das Bedürfnis fühlbar gemacht, diejenigen Schulkinder, welche, ohneIdioten zu sein, doch so schwache Geistesanlagen besitzen, dass sie dem gewöhnlichen Unterrichtin der Volksschule nicht zu folgen verm ögen und dadurch nur störend und hemmend auf den Unterrichtin der letzteren w irkten, getrennt zu unterrichten. Trotz der besonders hohen M ittel, welchegerade unsere <strong>Stadt</strong> fü r Schulzwecke aufw andte — es werden etwa die H älfte der gesamten G e­meindesteuereinnahmen fü r Schulzwecke hergegeben — , entschloss sie sich, doch diesem Uebelstandeabzuhelfen und eine Hilfsschule für schwach befähigte Kinder zu errichten“ , die 1900 in demG ebäude der Volksschule 1 untergebracht w ar.Als die Ideen des dänischen Rittmeisters a. D. von Clauson-Caas über die Betätigung desin jedem Menschen liegenden Arbeitstriebes und die Unterstützung des Hausfleisses durch Einführungleicht auszuführender Handarbeiten über die engen Grenzen s<strong>eines</strong> Vaterlandes hinaus sichverbreiteten, wurden seine nützlichen Ideen in unserer heimatlichen Provinz durch Herrn von Schenkkendo rff - G ö rlitz aufgegriffen und weiter^ ausgebildet. A u f seine Anregung hin entstanden baldhier und da die sogenannten Handfertigkeitsschulen, in denen den Heranwachsenden Knaben G elegenheitgeboten w urde, ihren T ätigkeitstrieb in praktischer und geordneter W eise zu betätigen,Hand und Auge durch A nfertigung von fü r Schule und Haus nützlicher Gegenstände zu üben,sich dadurch fü r den künftigen Beruf allgem ein vorzubereiten und einen Teil der freien Zeit in fürGeist und Körper fördernder W eise zuzubringen. Der dam alige Landrat des Kreises Beuthenw ar es, der „d ie N ützlichkeit und nachhaltige Einwirkung der bisher noch unbekannten H andfertigkeitgerade fü r unsere lose Industriejugend erkannte“ . Die Kreisverwaltung beschloss, in Beuthenund Königshütte je eine Handfertigkeitsschule ins Leben zu rufen und die hierfür nötigen M ittelzu bew illigen. Aus Königshütte w urde der Lehrer Duda am Seminar fü r Knabenhandaibeit inLeipzig fü r Papparbeit, H obelbankarbeit und Kerbschnitzerei ausgebildet. Am 1. O kto be r 1888 kam80


Industrielandschaft in Königshütte-Ost.es dann zur Eröffnung der Schule. Sie w ar anfangs in Gebäuden von Volksschulen in der Bismarckstrasse,dann in der Kronprinzenstrasse, in der K attow itzer Strasse und schliesslich in eigens fü r siehergestellten Räumen des neuerbauten Seitengebäudes der Volksschule in der Tempelstrasse untergebracht,w o sie neun Jahre hindurch bestand. M it dem Ausscheiden der <strong>Stadt</strong> aus dem LandkreisverbandBeuthen wurde die Handfertigkeitsschule von der <strong>Stadt</strong> übernommen und erfreute sichbesonderer Fürsorge der städtischen Behörden. Sie erhielt in Räumen des neuerbauten Feuerwehrdepotszwei helle grosse Räume, in denen sie ab 1. O kto be r 1906 geblieben ist. Die Schüler erhieltenanfangs den U nterricht M ittw och und Sonnabend nachmittags unentgeltlich, ebenso die M aterialie n; später ist ein monatliches Schulgeld von 30 Pfg erhoben worden. Die angefertigten G egenständeblieben Eigentum der Schüler. Der Eifer, den Lehrer und Schüler von A nfang an bewiesen,fand die Anerkennung der Bürgerschaft und der Behörden. Der Fleiss der Schüler wurde durchAusstellung der A rbeiten und durch Prämien (bis 1901 als Prämien Taschenuhren und W ecker,später eine Bergfahrt in die Bielitzer Berge) gefördert.6 81


Für die Mädchen begannen 1901 besondere Haushaltungsschulkurse in dem neu erbautenSchulhause an der Schützenstrasse. Seit 1904 ist der Unterricht in den zur Volksschule gehörigenHaushaltungsschulen obligatorisch geworden. Das Ziel w ar, den Mädchen Kenntnisse und Fertigkeitenbeizubringen, die zur Führung <strong>eines</strong> kleinen Haushalts notwendig sind. „Es zeigte sich, dassdie Lust und Neigung der Schülerinnen zum Kochen grösser w ar als zur Ausübung der übrigenpraktischen A rbeiten“ in dem seit 1900 eingerichteten Handarbeitsunterricht.Als im Jahre 1912/13 eine Fleischteuerung eintrat, sah sich der M agistrat veranlasst, dieBevölkerung m it der Verwendung der Seefische im Haushalt bekannt zu machen. In den städtischenHaushaltungsschulen sind deshalb Lehrkurse über Fischzubereitung a lle r A rt für Frauen undschulentlassene Mädchen a lle r Bevölkerungsschichten mit Unterstützung der grossen Seefischhandlung„N o rd see“ eingerichtet worden.Vorübergehend hat die am 1. August 1900 eröffnete „Industrieschule" der staatlich geprüftenIndustrielehrerin Elise Jakoby bestanden, in der Handarbeit, Wäschezuschneiden undMaschinennähen, Schneidern und U nterricht in kunstgewerblichen Fächern (Maien, Brennen) erteiltwurde.Die städtischen Behörden widm eten ihre A ufm erksam keit auch den Einrichtungen zur Fortbildungder schulentlassenen Jugend. Den A nfang machte im Jahre 1869 die Königshütte mit derErrichtung einer „Sonntags- und Fortbildungsschule“ für die jugendlichen A rbeiter und G ehilfendes Hüttenwerks, weil man dam it eine q u alifizie rte re A rbeiterschaft zu erhalten hoffte.Die Gründung einer gewerblichen Fortbildungsschule fä llt in das Jahr 1888. Die erste A n­regung dazu gab der Lehrer Kaufmann, der Vorsitzende des Gewerbevereins. Er stellte in einerVorstandssitzung am 2. Juli 1888 den A ntrag zur Errichtung einer Zeichenklasse für H andwerker­lehrlinge. Es fehlte seitens der Handwerksm eister nicht an heftigen gegnerischen Stimmen. Nach­dem aber eine Summe von 210 M ark jährlich garantiert wurde und der G ewerbeverein selbst einenJahreszuschuss von anfangs 62 M ark, später von 75 M ark b e w illig t hatte, konnte am 28. O ktober1888 nicht nur die zuerst geplante Zeichenklasse, sondern auch eine Klasse fü r Deutsch und Rechneneröffnet werden. Der Unterricht fand im ersten Jahre nur Sonntags von 1 bis 3 Uhr in der V olksschuleI statt. Jedoch schon 1889 wurden die U nterrichtslokale in die Schule IV — jetzt XIV —und der Unterricht für Deutsch und Rechnen auf 2 W ochentage von 8 bis 10 Uhr abends verlegt.Der Zeichenunterricht wurde w e iter von 1 bis 3 Uhr Sonntags erteilt. Der Besuch des Unterrichtsw ar den Lehrlingen freigestellt.Langsam, aber stetig schritt die Entwickelung der neuen Bildungsstätte des Handwerksfort, obw ohl einige Innungen sich noch immer ablehnend verhielten. Durch Ausstellungen vonSchülerarbeiten, namentlich von Zeichnungen, w urden noch fernstehende Handwerksmeister c(e~Wonnen, durch Prämiierung fleissiger Schüler ein besserer Schulbesuch erzielt. A llein die Klagenüber das geringe Interesse der M eister an der geistigen Hebung ihres Nachwuchses sowie überden schlechten Schulbesuch der Lehrlinge verstummten nicht. Die Uebernahme der Fortbildungsschuledurch die <strong>Stadt</strong> und ihre Um wandlung in eine obligatorische, von der der Herr M inisterdie w eitere Zuwendung der Beihilfe abhängig gemacht hatte, sollten die gewünschte A bhilfebringen. A llein der M agistrat lehnte einen diesbezüglich vom G ewerbeverein 1895 gestelltenA ntrag m it der Begründung ab, dass die schlechte Finanzlage der <strong>Stadt</strong> eine w eitere Belastungdes <strong>Stadt</strong>säckels nicht zulasse. Da in der Fortbildungsschule bereits ein D efizit von 102,50 M arkentstanden w ar, teilte der Vorstand des Gewerbevereins dem M agistrat am 24. A pril 1898 mit,dass er wegen unzureichender M ittel den U nterricht der gewerblichen Fortbildungsschule bis aufweiteres einstellen müsse. Es gelang jedoch bald, den unhaltbar gewordenen Zustand der gewerblichenFortbildungsschule zu regeln. Am 27. A p ril 1898 beschloss der M agistrat, den Fehlbetragzu decken, die Fortbildungsschule vom G ewerbeverein zu übernehmen und der Forderungdes Herrn M inisters entsprechend in eine obligatorische umzuwandeln. Am 15. August 1898 istdie gewerbliche Fortbildungsschule unter Aufsicht des M agistrats auf Grund <strong>eines</strong> Ortsstatuts neu82


Industrielandschaft in Königshütte.eröffnet worden. Da die Forderung des Herrn Ministers e rfü llt w ar, gewährte er 1899 einenjährlichen Zuschuss von 3 600 M ark und zur Beschaffung der erforderlichen Einrichtungsgegenstände,Lehr- und Lernmittel eine einm alige Beihilfe von 1 080 M ark. Die bisher äusserst ungünstiggelegene Unterrichtszeit konnte nur Erfolge zeitigen, die w eder in erziehlicher noch inunterrichtlicher Hinsicht befriedigten. Darum w urde 1901 der Zeichenunterricht des Sonntags aufdie Zeit von 11 bis 1 Uhr, der W ochentagsunterricht auf die Stunden von 6 bis 8 Uhr verlegt.Die Bäckerklassen, die bisher von 5 bis 6 Uhr nachmittags, also während der Schlafenszeit derLehrlinge unterrichtet wurden, erhielten 1904 Tagesunterricht von 1 K bis 3 K Uhr, der später auchfür die Barbierklassen von 2 bis 4 Uhr eingeführt w orden ist.Am 1. A p ril 1905 tra t die gewerbliche Fortbildungsschule infolge beruflicher G liederungder Klassen in ein neues Stadium ihrer Entwickelung ein, nachdem bereits 1904 durch Verfügungdes Herrn Ministers die Zeichenklassen beruflich gestaltet worden sind. Aus der noch stark andie alte „W iederholungsschule“ erinnernden Fortbildungsschule ist eine „Fachschule“ geworden,in der der Beruf des Lehrlings den leitenden Gesichtspunkt fü r die Klassenbildung und fü r denUnterricht bildet, so dass der gesamte U nterrichtsbetrieb auf Grund der lebendigsten Anschauungsich um das Berufs- und Lebensinteresse des Schülers dreht. Die Berufskunde ist das Hauptfachgeworden, zu dem die übrigen Unterrichtsdisziplinen: Lesen, Schreiben, Rechnen und die Buchführungdie Stellung von Hilfsfächern annahmen. Die Schüler brachten dem fachkundlichen Unterrichtein grösseres Interesse entgegen, w eil sie sich dadurch in ihrem Berufe geförde rt sahen.


Die immer schärfere Konkurrenz, die sich namentlich in den letzten Jahren des vorigenJahrhunderts auf allen G ebieten des geschäftlichen Lebens bem erkbar machte, brachte jeden einsichtigenKaufmann zu der Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Tätigkeit des Einzelnen sowie eineHebung des ganzen Standes ohne eine gediegene praktische und theoretische Berufsbildunggeradezu unmöglich sei. Um nun dem Nachwuchs nach M öglichkeit in dieser Beziehung entgegenzu kommen, wurde auf Veranlassung des kaufmännischen Vereins eine kaufmännische Fortbildungsschuleins Leben gerufen, die am 24. M ärz 1897 m it 42 Schülern e rö ffn et wurde. Dassteigende Bedürfnis nach Fortbildung brachte bald eine Erhöhung der Stundenzahl von 2 auf 4mit sich. Unterrichtsfächer waren Deutsch, Rechnen, Korrespondenz und einfache Buchführung.Der U nterricht fand abends von 7 K bis 9'A Uhr statt. M it Beginn des Schuljahres 1903 wurdedie wöchentliche Stundenzahl auf 6 erhöht; jeder Schüler sollte jährlich 40 X 6 = 240 Stundenerhalten. Das Lehrerkollegium w urde verstärkt, der Abendunterricht abgeschafft und auf nachmittagsvon 2 bis 4 Uhr verlegt. Freilich machte ein kleiner Teil der Kaufmannschaft gegen dieseMassnahme energisch Front. Einzelne Chefs suchten sich ihrer Verpflichtung, ihre Lehrlinge in dieSchule zu schicken, ganz oder teilweise zu entziehen, indem sie diese als Laufburschen, A r­beiter u. a. ausgaben oder vorze itig „freisprachen“ , unter der Bedingung, dass sie mindestensfür die „geschenkte“ Zeit gegen geringes Entgelt w eiter blieben. Um diesen Umgehungen entschiedenbegegnen zu können, w urde für die kaufmännische Fortbildungsschule ein neues O rtsstatutausgearbeitet, das am 1. Juni 1904 in K ra ft trat. Die W irkung w ar eine geradezu fra p ­pierende. Schon am 1. August 1904 musste eine 4., am 1. O kto be r eine 5. Klasse neu errichtetwerden. Die Schülerzahl stieg über 80. M it der Errichtung einer Vorstufe am 1. A pril 1905 gelangtedie Entwicklung der kaufmännischen Fortbildungsschule zu einem gewissen Abschluss. DieAnstalt erhielt einen neuen Lehrplan fü r 3 aufsteigende Klassen m it einer Vorstufe. Um demw iederholten Wunsche der G astw irte zu entsprechen, wurde am 26. Novem ber 1905 eine Fachklassefür G astw irtslehrlinge angegliedert. Und um die Herren Chefs fü r die Fortbildungsschulemehr und mehr zu interessieren, gelangten Zeugnisbogen zur Einführung. Am 14. N ovem ber 1906erhielt die Schule die oberen Räume des neuerbauten Feuerwehrdepots zu ständigen Klassenzimmern.„U m Frauen und Mädchen G elegenheit zu geben, sich in kaufmännischen W issenschaftenund Fertigkeiten gründlich auszubilden, ohne unnötig hohe Ausgaben, w ie sie in Privatschulengleichen Zwecks erfo rd e rt werden, machen zu müssen, wurde von den städtischen Behörden beschlossen,zu Ostern 1906 eine „Handelsschule fü r Frauen und M ädchen“ zu errichten. Sie wurdeim G ebäude der höheren Mädchenschule untergebracht. Zum Eintritt in den Unterkursus wurdedie A bsolvierung der O berklasse einer mehrklassigen Volksschule, zum Eintritt in den Oberkursusdas Zeugnis einer neunklassigen höheren Mädchenschule verlangt. Deutsch, Schreiben, Buchführung,W echsellehre, Rechnen, Stenographie, Maschinenschreiben, Erdkunde, deutsche, fra n zösischeund englische Korrespondenz waren die Unterrichtsfächer. Vom Jahre 1910 ab führtediese Anstalt den Namen „Städtische Handelsschule“ und nahm auch Schüler auf.Auch das Fachschulwesen bedarf der Erwähnung. Am 23. Juli 1856 wurde hier durch denBergrat Herold vom ßergam t Tarnow itz eine Bergschule gegründet und am 4. N ovem ber 1856mit 20 Schülern eröffnet. Sie sollte der V orbereitung junger Bergleute fü r die Bergschule zu Tarnowitz dienen. Bis zum 1. Juli 1864 hat diese Schule bestanden. Drei Jahrzehnte später, seit1895, gab es dann eine Berg-Vorschule, die der Bergfiskus unterhielt. In ihr wurden an einigenNachm ittagen der W oche solche junge Leute unterwiesen, die nach m ehrjähriger, gleichzeitigpraktischer Ausbildung im Bergmannsberufe die Bergschule in Tarnow itz besuchen wollten.Auch die Königshütte schritt 1867 zur Einrichtung einer „Hüttenschule“ . In der Lohnhalleder Hütte wurden vorm ittags von 8 bis 10 Uhr und Sonntag nachmittags von 2 bis 3 Uhr unterrichtsfähigejunge A rb e ite r im A lter von 15 bis 18 Jahren von Hüttenbeamten und Lehrern inDeutsch und Rechnen, in M athem atik, G eom etrie, Physik, Chemie, Maschinenkunde und Zeichnenunterrichtet. Denjenigen Schülern, die den U nterricht m it Erfolg besuchten, wurde in Aussicht gestellt,bei Besetzung von Unterbeam tenstellen an der Hütte berücksichtigt zu werden.


Gymnasium in der dam aligen Tempelstrasse. Heute ist in diesem G ebäude das Arbeitsam tuntergebracht.85


Bei dem in den neunziger Jahren immer fühlbarer werdenden Lehrermangel an den Volksschulenschritten manche Gemeinden zur Selbsthilfe. So eröffnete die <strong>Stadt</strong> Königshütte auf A n ­regung der Kgl. Kreisschulinspektion am 9. A p ril 1888 als behördlich genehmigtes Privatunternehmenin Räumen der Volksschule V eine Präparandenanstalt zur V orbildung des Lehrernachwuchses.Seit dem 1. A p ril 1904 galt diese A nstalt als „ausserordentlicher staatlicher Präparandenkursus“, der bis in den W eltkrie g hinein manchen jungen Mann in den Lehrerberuf hineingeführthat.M it dem Staatlichen Gymnasium w ar seit dem 1. O ktober 1898 ein „Sem inar zur praktischenAusbildung der Kandidaten fü r das Lehramt an höheren Schulen“ verbunden. Zu Ostern 1922sind in Königshütte auch „Kurse zur V orbildung fü r die M ittelschullehrerprüfung“ durchgeführtworden.Im O kto be r 1892 begann die hiesige H andarbeitslehrerin Wahl Kurse, um in den städtischenVolksschulen einen einheitlichen, planmässigen Handarbeits- und Haushaltungsunterricht herbeizuführen.1894 entwickelte sich daraus ein Kursus zur V orbereitung auf die staatliche Handarbeitslehrerinnenprüfung,der seit 1903 ganzjährig durchgeführt w orden ist. Im O kto be r 1905beschloss der M agistrat die Uebernahme dieser Kurse auf die <strong>Stadt</strong>. Am 15. N ovem ber 1905 fanddie feierliche Eröffnung der zu einem Handarbeits- und Haushaltungslehrerinnen-Seminar erw eitertenA nstalt statt, die alsbald den Namen „Städtisches technisches Lehrerinnen-Seminar“ führte.Das „Technische Seminar“ bereitete seine Schülerinnen auf die Prüfungen vor, deren Bestehenzur Anstellung als Handarbeits-, Haushaltungs- und Turnlehrerinnen an einer öffentlichen Schulebefähigten.Noch eine Fachschule muss erw ähnt werden, das ist die „Oberschlesische Polizeischule",die am 4. Januar 1913 e rö ffn et w orden ist. Als Schulhaus diente das alte ehem alige Krankenhausin der Tempelstrasse (heute: Horst-Wessel-Strasse) Nr. 25, das für die Zwecke der Polizeischule umundaufgebaut w orden ist.Nachdem die <strong>Stadt</strong> Königshütte m it dem Jahre 1868 die Einwohnerzahl von 14 000 überschrittenhatte, regte sich auch das Bedürfnis nach einer höheren Unterrichtsanstalt, zumal dieVerkehrsverbindung mit der Kreisstadt Beuthen mancherlei zu wünschen übrig liess und aus diesemG runde der Besuch der höheren Lehranstalten Bsuthens fü r die Kinder der wohlhabenderen Bürgerund G ruben- und Hüttenbeamten unserer <strong>Stadt</strong> sehr erschwert war. A u f Anregung des O berbergamtesBäumler und des Hauptmanns a. D. Schimmelpfennig w urde deshalb am1. O kto be r 1869 die „Fam ilienvereinsschule fü r Knaben“ mit 32 Schülern in zwei Klassen gegründetund in dem dam aligen Koloniehaus N r. 11 (später Nr. 2) eingem ietet. Diese privateKnabenschule bereitete ihre Schüler bis zur Q uarta <strong>eines</strong> Gymnasiums vor.A u f Veranlassung der Kgl. Regierung haben die städtischen Behörden die Uebernahmeder Schule auf den städtischen Etat beschlossen und den Ausbau zu einem Vollgym nasium beantragt.Das Bedürfnis einer solchen A nstalt hatte sich schon 1871 aus der Grösse der <strong>Stadt</strong> undder Frequenz der Schule ergeben; man hoffte m it dem Gymnasium eine Stätte zu schaffen,„durch welche A ufklärung und Bildung unter die hiesige Bevölkerung getragen werden_ kann,welche zur gedeihlichen inneren Fortentwicklung unseres Gemeindewesens und des nationalenBewusstseins dringend notwendig ist.“ Am 1. O kto ber 1872 ist die private höhere Knabenschulevon der <strong>Stadt</strong>gemeinde übernommen worden. Sie w urde vorlä u fig in gemieteten Räumen, diedem Bergfiskus gehörten, untergebracht und umfasste eine Vorschule und die Klassen Sexta bisO bertertia. Am 1. A p ril 1874 w urde eine Sekunda eröffnet. Die Erhebung der Schule zu einemGymnasium gelang noch nicht. Die Regierung zog die Leistungsfähigkeit der <strong>Stadt</strong> zur Tragungder Kosten in Zweifel. Nachdem der M agistrat diese Zw eifei zerstreut hatte, machte die Regierungdie Genehm igung abhängig von der Elem entarlehrerbesoldung, die die Regierung zubemängeln Anlass zu haben glaubte.„W enn w ir nun auch geglaubt haben“ , so heisst es im Verw altungsbericht, „indieser Beziehung schon Hinreichendes getan und durch die bisherigen Leistungen fü r dieElementarschule hinlängliche G arantie geboten zu haben, dass w ir weiteren Forderungen86


\Das frühere Lyzeum am Eichendorffplatz.Heute: „Clara-Schumann-Schule“ . Deutsche Oberschule für Mädchen.der Kgl. Regierung nachgekommen sein würden, so werden w ir, um endlich die Stellungunserer höheren Lehranstalt zu fixieren, auch diese Forderung erfüllen müssen. W irkonnten nur nicht erw arten, dass diese Angelegenheit als ein Hindernis fü r die Anerkennungdes Gymnasiums angesehen werden würde, da, unabhängig hiervon, uns in einemanderen Reskripte m it Zwangsmassregeln gedroht w ird, wenn die G ehaltsforderungen nichte rfü llt werden. H offentlich w ird dies aber das letzte Hindernis sein, denn je länger dieAnerkennung hinausgeschoben w ird, je länger also die Schule ihren provisorischen Charakterbehält, desto w eniger w ird sie besucht sein, obgleich sie schon jetzt über 140 Schülerzählt. Der Staat hat w ahrlich nicht das geringste Interesse an der Errichtung einer höherenBildungsanstalt unter der hiesigen Bevölkerung, die zum grossen Teil aus Beamtenund A rbeitern des fiskalischen Bergwerks besteht, darum haben w ir doch die Hoffnung,dass zum Beginn des neuen Schuljahres die A nstalt als Gymnasium w ird erö ffn et werdenkönnen.“Die Industrie der <strong>Stadt</strong> hat die Erhebung der höheren Knabenschule zu einem vollausgebautenGymnasium stark ge fördert und jährliche Zuschüsse zugesagt. Die Verhandlungen m it derRegierung über die Errichtung <strong>eines</strong> Gymnasiums fanden endlich ihren Abschluss. Am 15. O ktober87


1877 ist das Königliche Gymnasium feierlich e rö ffn et worden. Einige Jahre noch trug die <strong>Stadt</strong>die Lasten des Gymnasiums allein, bis es gelang, das Gymnasium am 1. A pril 1874 zu verstaatlichen.Die Regierung zahlte der <strong>Stadt</strong> einen Unterhaltungskostenzuschuss von 6 000 RM. jährlich,wogegen die <strong>Stadt</strong> die V erpflichtung übernahm, fü r ihre Rechnung ein Gym nasialgebäude herzustellenund dem Staate zu übergeben. Für den Bau des Gymnasiums hat die <strong>Stadt</strong>gemeinde durchVertrag vom 7. M ai 1885 von den Bergkommissar Tempel'schen Erben das Grundstück (Grund<strong>buch</strong>N r. 1151) in der Tempelstrasse von 51 A r 40 Q uadratm eter Flächeninhalt fü r 15 934 M ark käuflicherworben.Bis zum N eubau w a r das Gymnasium in MietsräumenEcke der Tempel- und Meitzenstrasse Nr. 7 untergebracht.des Fränkel’schen Hauses an derAm 21. Juni 1889 hat der dam alige preussische Kultusminister Dr. v. G o s s I e r den G rundsteinzu dem neuen Gymnasium gelegt, das am 7. A pril 1891 dem Staate übergeben wurde.Zu A nfang der neunziger Jahre machte sich in der Bürgerschaft der <strong>Stadt</strong> der Wunschgeltend, die Errichtung einer lateinlosen Realschule in die W ege geleitet zu sehen, da für vielejunge Leute, die sich dem berg- und hüttenmännischen Berufe zuzuwenden gedachten, eine humanistischeBildung nicht notwendig erschien. A u f Anregung <strong>eines</strong> hier privatisierenden M athem a­tikers kam zunächst ein Realschul-Verein zustande, der die G ründung einer Realschule betreibenw ollte. Die städtischen Behörden erklärten sich bereit, sich m it einem Gesuche um die Errichtungeiner lateinlosen Schule an die Staatsbehörden zu wenden. Nachdem die Schulbehörden dieBedürfnisfrage bejaht hatten, begann man im Sommer 1896 mit der Einrichtung einer Realsextaund mit Beginn des Sommersemesters 1897 m it der Eröffnung einer Realquinta. Die <strong>Stadt</strong>gemeindeübernahm die Verpflichtung, am Gymnasium auf ihre Kosten den Anbau <strong>eines</strong> sechsklassigenRealschulgebäudes einschliesslich der gesamten inneren Einrichtung zu errichten. Dasneue G ebäude ist am 21. September 1898 dem Staate übergeben worden. Nach drei Jahrenw ar der Ausbau der Realschule abgeschlossen und 1902 als lateinlose Realschule anerkannt mitder Berechtigung, die Reife fü r 0 II einer O berrealschule zu erteilen.Die Verbindung des Gymnasiums und der Realschule unter einer Leitung und in einemG ebäude erschwerte die A rb e it beider Anstalten. Die Räume des Gymnasiums reichten nach 1900fü r die wachsende Schülerzahl bald nicht mehr aus, es mussten Miietsräume hinzugenommenwerden, zuerst in dem Hause Tempelstrasse Nr. 3 und vom 1. Januar 1908 zwei Räume im HinterhausTempelstrasse 7.Da aber die Schülerzahl ständig anstieg, musste an eine grössere Erweiterung gedachtwerden. Es w urde beschlossen, die Realschule zu einer O berrealschule zu erw eitern und fürdiese auf Staatskosten ein neues G ebäude in der Nähe des Bismarckringes zu erbauen. Die<strong>Stadt</strong> musste zur H älfte des W ertes den Bauplatz hergeben und hatte ihren Zuschuss fü r beideAnstalten nach und nach auf 20 000 M ark zu erhöhen.Gleich nach Ostern 1908 ist mit dem Bau des O berrealschulgebäudes in der heutigenMoltkestrasse begonnen worden. Seit 1914 w a r die A nstalt mit der O berprim a voll ausgebaut.Für die Töchter der <strong>Stadt</strong> ist eine höhere Schule verhältnismässig spät geschaffen worden.Die A nfänge der höheren Töchterschule liegen in der 1876 von Fräulein Xenie Dynnebiereröffneten Töchterschule. A llein, der A nstalt w urde seitens der Eltern so wenig Vertrauen entgegengebracht,dass sie w ieder aufgegeben werden musste. Infolgedessen bildete sich am 25.M ärz 1879 unter dem Vorsitz des dam aligen Knappschaftsarztes Dr. med. Wagner ein Kuratorium, das die Konzession zur Errichtung einer höheren Töchterschule fü r alle Konfessionenbei der Kgl. Regierung zu O ppeln beantragte. Unter dem 10. A p ril 1879 wurde der LehrerinSelma N e u m a n n die Genehmigung zur Eröffnung der Schule erteilt. Die junge Anstalt erfreutesich <strong>eines</strong> guten Besuches. Schon im ersten Jahre zählte sie 103 Schülerinnen. Die Mietsräumean der W ilhelm strasse genügten aber alsbald der ständig wachsenden Schülerinnenzahl nichtmehr. Deshalb begann man im Jahre 1893 m it dem Bau <strong>eines</strong> neuen Schulgebäudes an der88


Girndtstrasse, das am 27. M ärz 1893 eingeweiht wurde. Nach 21-jährigem Bestehen ist die Schulevon dem Mädchenschulverein am 1. A pril 1900 auf die <strong>Stadt</strong> übernommen worden. Die Anstaltzählte damals 215 Schülerinnen.Das bisherige G ebäude der Schule auf der Girndtstrasse (jetzt Jahnstrasse) w ar alsbaldwegen der weiteren Zunahme der Schülerinnenzahl auch nicht mehr ausreichend, so dass 3 Unterrichtsräumein einem Privathause gem ietet werden mussten. Die städtischen Körperschaften beschlossendeshalb, ein neues Schulgebäude an der G üttler- und Scharnhorststrassenecke (amM oltke platz — heute Eichendorffplatz — ) zu errichten. Im Herbst des Jahres 1905 ist m it demNeubau der höheren Mädchenschule begonnen worden, die den Namen „Cäcilienschüle“ erhielt.Ostern 1907 wurde sie bezogen. Der Ziegel-Rohbau mit den Sandstein-Fassaden am heutigenEichendorffplatz beherbergt jetzt die Deutsche Oberschule fü r Mädchen.# * V'Neben dem Ausbau des Schulwesens richtete sich die Aufm erksam keit des M agistrats seitden achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf die Förderung von Volksbildungseinrichtungen,die einerseits aus dem wachsenden Kulturbedürfnis heraus wünschenswert erschienen, andererseitsgegenüber der sich ausbreitenden polnischen A gita tio n zur Festigung des deutschen Volkstums notwendigerrichtet werden mussten. Zwar bestanden in Königshütte zahlreiche Vereine, die vate r­ländische, gem einnützige und gesellschaftliche Interessen pflegten, aber „abseits von den zahlreichenVereinen in <strong>Stadt</strong> und D orf stand der grosse V olksteil der oberschlesischen A rbeiter, Handwerker,kleinen G ewerbetreibenden und Angestellten, deren Lebensumstände die Zugehörigkeitzu einem, die geistige und leibliche Kultur wirksam fördernden Verein nicht gestatteten, die aberdas Bedürfnis unterhaltender und belehrender Anregung nicht minder tie f em pfanden als dieanderen Berufs- und Bildungsklassen“ .. . „Seitdem der gesetzliche Arbeiterschutz die SonntagsundFeiertagsruhe herbeigeführt hatte und auch die W erktage durch einen zeitigen Schluss derA rbeit längere Feierabende darboten, musste es als eine naheliegende A ufgabe der Gesellschafterscheinen, anständige G elegenheiten zu einer geistigen Erholung und Erfrischung für die V olkskreisezu schaffen, die in den Genuss dieser Arbeitsruhe gekommen waren, sie abzulenken vondem öden Geschwätz und dem ungesunden Dunstkreise der Schankstube und Herz und Sinn füredlere Genüsse em pfänglich und begehrlich zu machen. Die im allgem einen reizlose Gegend O b e r­schlesiens, die wenig zur N aturfreude anregt, die Lockungen der Gasthäuser, deren äusserer Komfort sich ungleich rascher zu heben pfle gt als die W ohnungsverhältnisse der A rbeiter sich bessern,der sich immer mehr aufdringende Kam pf gegen den das sittliche Gefühl abstumpfendenSchnapsgenuss mussten um so mehr den Versuch nahe legen, die Gedanken des Volkes auf edlereErholungs- und Bildungsinteressen zu lenken. Und w o das soziale Gewissen hinreichend geschärftw ar, bekannte man ferner ehrlich die N otw endigkeit, den so vielfach durch V orurteile getrenntenKlassen der Bevölkerung einen gemeinsamen Boden fü r Unterhaltung, Belehrung und Fortbildungin geistiger w ie leiblicher Beziehung zu schaffen und so ein einigendes Band zwischen ihnenzu knüpfen“ . (Küster).Solch ein Volksunterhaltungsabend hatte lange Jahre das typische Programm: kurze A n ­sprache des Leiters, Solo- und Chormusikstücke, ein volkstüm lich belehrender Voirtrag, gemeinsameGesänge, Darbietungen von Reigen-, Frei- und Geräteübungen von Turnvereinen und eine kleinetheatralische A ufführung. In Königshütte hat die Verw altung der Königsgrube seit 1900 regelmässigUnterhaltungsabende für ihre Belegschaft durchgeführt.* * *In den Volksunterhaltungsabenden hat das deutsche Lied eine besondere Pflege gefunden.„D ie M ännerchöre, in denen wiederum die Lehrerschaft stark vertreten w ar, wie die unter Beteiligungder weiblichen Jugend auftretenden gemischten Chöre haben bei den Zuhörern die Erinnerungan alte Lieder wachgerufen, die Kenntnis neuer verm ittelt und immer reichen Beifall geerntet".(Küster).Königshütte hat den Ruhm, das erste oberschlesische Gesangsfest veranstaltet zu haben.Ueber 300 auswärtige Sänger haben an diesem Feste, das unter Leitung des Königlichen M usik­89


direktors Rudolf Tschirch aus Berlin stand, teilgenom m en. „Das Fest ve rlie f glänzend und ergabeine G eldeinnahm e von 532 Thalern 2lA Silbergroschen, d. s. 1 596 M ark 25 Pfennig“ . Achtundzwanzig Jahre später (am 15. Juni 1884) hatten sich wiederum die Gesangvereine des oberschlesischenIndustriebezirks zu einem Gesangsfest auf dem Redenberge eingefunden. Die W ahlder <strong>Stadt</strong> Königshütte als O rt der Gesangsfeste w a r eine Anerkennung fü r die Leistungen derGesangvereine der Bergknappen und Hüttenleute. M an hat behauptet, der Oberschlesier singe gern,und Königshütte sei eine m usikliebende <strong>Stadt</strong>. Lange Jahrzehnte hindurch hat sie diesen Ruhmverteidigt.Für Konzerte sorgten damals die Kapellen der Königlichen Berginspektion und der Königshütte.Die Kapelle der Königsgrube spielte lange Jahre hindurch an schönen Sonnabend-Nachmittagen unentgeltlich auf dem Ringe, die der Königshütte Sonntags mittags unentgeltlich im Hüttenpark.In der W intersaison gab es „neben besseren Konzerten regelmässig Volkskonzerte zu b illigenEintrittspreisen“ .Unter den Königshütter Gesangvereinen gewann ein Verein w eit über den <strong>Stadt</strong>bereichhinaus G eltung und Bedeutung, das w a r der Lehrergesangverein unter der musikalischen Leitungvon G erhard Fischer. M it seiner A rb e it begann Ende 1906 das eigentliche gesangskulturelle Lebender <strong>Stadt</strong>, das in erster Linie von der Lehrerschaft geschaffen und getragen wurde. G erhard Fischerhatte auch ein „M usikinstitut“ aufgebaut, das in der Girndtstrasse (heute Jahnstrasse) untergebrachtw ar. Nach dem frühen Tode des hochbegabten und erfolgreichen Chormeisters Fischer übernahmFranz Kauf die N achfolgerschaft im Lehrergesangverein und im M usikinstitut. Bis zum W eltkriegehat der Lehrergesangverein hervorragende C horarbeit geleistet. Dann kam mit dem Verluste dieser<strong>Stadt</strong> an Polen auch sein Ende. Im Protokoll<strong>buch</strong> des Vereins lesen w ir: „Dem ersten Chronisten,der diese vielbew egte Vereinsgeschichte zu schreiben begonnen hat, w ird nichts w eltenfernergelegen haben als der Gedanke, dass einst sein N a chfolger auf den letzten Blättern schreibenw ird vom jähen, tragischen Ende des einst so stolzen Lehrergesangvereins Königshütte. Die heim atliche<strong>Stadt</strong>, die deutscheste von allen., w ard Deutschland entrissen und einem M achthaber ausgeliefert,dem deutsche Kultur wenig gilt. Es kom m t fü r alles, was deutsch heisst, hierzulande eingrosses Sterben, auch für das deutsche L ie d .......... “ Der Chronist, der die allgem eine tiefe N iedergeschlagenheitjener Zeit in seine Zeilen einfliessen lässt, sollte nicht recht behalten.Seit der Uebernahme durch Polen schritten die deutschen Vereine zur Sammlung. So beschlossender M ännergesangverein, der M usikverein und der Lehrergesangverein sich zu gem einsamerA rb e it unter dem Namen „C horvereinigung“ zusammenzuschliessen. Ueber hundert Sängerblieben unter Franz Kaufs Leitung der deutschen C horpflege treu und Messen das deutsche Liednicht ersterben. Die bedeutendsten Schöpfungen deutscher M eister (Matthäuspassion, Jahreszeiten,Schöpfung, deutsches Requiem u. a.) waren im Graf-Reden-Saal zu hören und liessen die Hoffnungnicht ersterben, dass <strong>eines</strong> Tages doch die Heim kehr kommen werde. M änner w ie Bialas, Ringmann,Rodewald, Cwienk haben der Erhaltung und Pflege deutscher Musik in schwerster Zeitihre besten Kräfte gewidm et. Als Franz Kauf nach zehnjähriger Tätigkeit sein D irigentenam t in derChorvereinigung aus gesundheitlichen Gründen niederlegen musste, übernahm der um das oberschlesischeM usikleben hochverdiente N achfolger Meisters im K attow itzer Meisterschen GesangvereinProfessor Fritz Lubrich auch die Leitung der C horvereinigung, die dem Meisterschen Gesangvereinoftm als w ertvolle Ergänzung und H ilfe leistete.* * *Um die Jahrhundertwende begannen die Bemühungen um den Aufbau <strong>eines</strong> Theaterwesens.Bis w e it in die achtziger Jahre hinein ist Königshütte im allgem einen wohl zu klein gewesen,um grössere Theaterdirektionen anzulocken. A ber vielen M arionetten- und Puppenspielern,Bauchrednern, Artisten, Tierdresseuren und derlei Leuten w ird die <strong>Stadt</strong> ein gern abzugrasendesFeld gewesen sein. In alten Zeitungsbänden und Theateralm anachen finden sich zw ar ab 1847 rechtinteressante Repertoirangaben von „T heaterdirektionen" w ie C. N achtigall, A dolph Stegemann,F. Reindel, Eduard Pick u. a., aber erst seit 1901 gewinnt das Theaterleben in Königshütte festere90


Formen. Am 10. August 1901 wurde in einer Konferenzvon Vertretern der Industrie, des Staatesund der Gemeinden die G ründung <strong>eines</strong> „O b e r­schlesischen VolkstheaJers“ beschlossen, das durchBeiträge des Staates, der Industrie und der G e­meinden getragen werden sollte. W ir haben hierden ersten Versuch <strong>eines</strong> von den Behörden unterstütztenund überwachten Volkstheaters, und wennman w ill, den V o rläufe r des heutigen O berschlesischenLandestheaters. Als Sitz des Volkstheaterswurde Königshütte bestimmt. Den Vorsitz im Kuratorium(„A ufsichtsrat“ ) führte der KönigshütterO berbürgerm eister. Sein Etat betrug jährlich60 000 M ark. Das Personal zählte rund 30 Schauspieler.Am 9. O kto be r 1901 fand in G egenw arthoher staatlicher und städtischer Behördenleitersowie zahlreicher Industrievertreter und Ehrengästedie feierliche Eröffnung des O berschlesischenVolkstheaters statt. Es ist bemerkenswert,dass die Polen dem Volkstheater in Königshütteihr „Liebhabertheater“ entgegensetzten und vonhier aus im Dienste der polnischen Propagandadirigierten.Bei seiner Begründung fand das V olkstheatermanche Anfeindungen, doch setzte es sichdurch und bewährte sich in den oberschlesischenIndustrie- und Bauerndörfern. In der Spielzeit1905/1906 konnte das oberschlesische Volkstheaterin 198 Vorstellungen von 86 verschiedenen Stückenbereits 125 000 Besucher nachweisen. Der Mann,der das Theater auf eine beachtliche Höhebrachte, w a r Julius Ricklinger. Als Spielstättendienten die Säle von Leubuscher und W andel u , . _ . n . „und SDäter der grosse Saal des Hotels „G ra f Hotel „G ra f RedenReden“ .* * *Am Neujahrstage 1941 waren es 40 Jahre, seit das von Franz O ppaw ski in Königshütteerrichtete Hotel „G ra f Reden“ seiner Bestimmung übergeben wurde. Franz O ppawski, der sichvor 53 Jahren in Königshütte als K olonialkaufm ann niederlies, kaufte zunächst die alte „W a n d e le i“auf, um dann an den Bau des Hotels heranzugehen. Der Rohbau kostete allein 500000 JL, Pflasterungund Kanalisation des damals noch fast unbewohnten <strong>Stadt</strong>viertels verschlangen w eitere25000 tJIJi. Hinzu kamen noch die vielen Tausende, die zur Inneneinrichtung notwendig waren.Durch die Schaffung dieses W erkes hat sich der Erbauer, Franz O ppawski, der heute im 79. Lebensjahresteht, grosse Verdienste um die <strong>Stadt</strong> erw orben. W ährend der Polenzeit hatten freilichdie Pächter manche bittere Pille schlucken müssen. Die Schikanierungen gingen soweit, dass manes fe rtig brachte, das Hotel m it dem Saal und der Gaststätte wegen angeblicher B aufälligkeitzu schliessen, um dem Deutschtum die letzte Unterkunftsstätte zu nehmen. Die <strong>Stadt</strong>verwaltungplant nun grosse Umbauten und M odernisierungen. W ir werden alsdann eine vorbildliche HotelundGaststätte besitzen m it schönen Repräsentationsräumen und einem akustisch hervorragendenKonzertsaal.91


Neben dem Oberschlesischen V olkstheater und den Konzerten erfreuten sich die vomLehrerverein eingerichteten V orträge, sowie die von einem Komitee zu geringen Eintrittspreisen veranstaltetenwissenschaftlichen V orträge, die von Professoren der Breslauer Universität gehaltenwurden, grösser Beliebtheit. Die V orträge wurden im Jahre 1912/13 durchschnittlich von 400 Personenbesucht.* * +Seit den neunziger Jahren begannen hier und da einzelne Gemeinden m it der Einrichtungvon V olksbibliotheken, deren Zahl sich bis 1903 so verm ehrte, dass sich der Zusammenschluss zu einem„V erbände oberschlesischer Volksbüchereien“ em pfahl, den der verdienstvolle Lehrer Karl Kaisigim A ufträge der O ppelner Regierung begründete und leitete.Königshütte weist seit dem Jahre 1897 eine Volksbücherei nach, die von einem Volksbibliotheksverein,an dessen Spitze der O berbürgerm eister stand, unterhalten wurde. Bis zum 3. N o ­vem ber 1905 w ar die Bücherei in gemieteten Räumen, Teichstrasse 5, untergebracht. Seit diesemTage befand sie sich in grossen, hellen Räumen im Erdgeschoss der Feuerwache, BeuthenerStrasse 19. M it der Bücherei w a r ein geräumiges, den Anforderungen der dam aligen Zeit entsprechendesLesezimmer, das ungefähr 80 Lesern Platz gewährte, verbunden. Fast 8000 Personen habenim Jahre 1909 dieses Lesezimmer besucht. Auch die Benutzung der Bücherei w ar so stark, dass 1906die Errichtung einer zweiten Volksbücherei notwendig wurde. Diese ist zunächst (2. Januar) w iederin den alten Büchereiräumen der Teichstrasse, dann aber (1. Juli) „im südlichen S tadtteil“ , d. h.in der Girndtstrasse (heute Jahnstrasse) Nr. 3, dem früheren M ädchenschulgebäude, untergebrachtworden. Im Jahre 1910 zählten beide Büchereien 7004 Bände, die eine A usleihziffer von 65399 erreichten.Bis zum Jahre 1917 sind die Königshütter Volksbüchereien nebenamtlich verw alte t worden.Dann erfolgte jedoch ihre Kommunalisierung und Leitung durch eine hauptam tlich tätige Berufsbibliothekarin.Die erste B ibliothekarin w a r Fräulein Elfriede Auras. Sie hat unter M ithilfe derV olontärin, Frl. Seiffert, und der V erbandsbibliothekarin, Frl. Synowitz, den gesamten Büchereibetriebauf neuzeitliche Betriebsformen umgestellt.Bismarckhütte, das damals noch zum Kreise Beuthen gehörte, gründete drei Büchereienin den verschiedenen O rtsteilen, die von einem Bürgerverein unterhalten wurden. Daneben bestandeine W erksbücherei der Bismarckhütte. Im Jahre 1909 wurden in diesen vier Büchereien40 000 Bände ausgeliehen; das w a r fast doppelt soviel, als die dam alige Einwohnerzahl!M it den Volksbüchereien in Bismarckhütte w ar die Bücherei in Neu-Heiduk organisch verbunden.Sie bestand seit 1887 und ist am 1. A p ril 1911 wie die Bismarckhütter Büchereien „k o m ­m unalisiert“ worden. Bis zu diesem Jahre hatte die Bücherei in Neu-Heiduk bereits 82182 Bücherausgeliehen. Die Bücherei der Gem einde Neu-Heiduk ist die älteste Bücherei des Bezirks gewesen.Am 1. Februar 1888 wurde der erste Stam m katalog für die dam aligen Gemeinden und Neu-Heidukangelegt. Ausgabestelle w a r das Vereinslokal W o lff des Bürgervereins.Auch die C horzow er Volksbücherei erfreute sich seit ihrer Gründung im Jahre 1900 regenZuspruchs. 1 033 ständige Leser weist der Bericht vom Jahre 1909 nach. Zu Beginn des W eltkriegeszählte die Bücherei in C horzow 1 856 Leser. 3 773 Bände erzielten eine A usleihziffer von 9 335.Am 21. M ai 1910 ist in W enzlow itz eine Volksbücherei als Zweigbücherei von Chorzoweingerichtet worden. K der D orfeinw ohner waren Leser, denen 500 Bände zur Verfügung standen.Es ist nicht unwichtig, daraufhinzuw eisen, dass der „V erband oberschlesischer Volksbüchereien“in Königshütte eine Zentralstelle fü r Bibliotheksbedarf errichtete, die der Hauptlehrer a. D.Jelitto leitete und von der die den Bibliotheken nötigen einheitlichen Formulare und sonstigenäusseren Einrichtungsgegenstände bezogen w erden konnten.Als mit der G enfer Entscheidung auch Königshütte an Polen fiel, begann für das Volksbüchereiweseneine harte Zeit. Der „V erband deutscher Büchereien in Polen“ , der sich der Erhaltung,Festigung und weiteren Ausbreitung des Volksdeutschen Büchereiwesens annahm, hat auchdie Büchereien in Königshütte in seine O bhut genommen. Zwar mussten die deutschen Büchereienaus ihren bisherigen Räumen weichen, es gelang aber, in Bismarckhütte einen mutigen Verm ieter92


zu finden, der eine deutsche Bücherei in seiner W ohnung, Richthofenstr. Nr. 34 aufnahm. Die KönigshütterBücherei fand im Hause des „K uriers“ eine Heimstätte. In Chorzow, in W enzlow itz undin Neu-Heiduk mussten die deutschen Büchereien den polnischen weichen.W as das deutsche Buch in der Leidenszeit der <strong>Stadt</strong> den Bürgern bedeutet hat, w ird demnächsteinmal dargestellt werden.* * *„Unte.r den Einrichtungen der ausserschulischen V olksbildung haben auch bei uns die „JugendundVolksspiele eine grosse Rolle gespielt. Am 3. September 1902 traten zu Bismarckhütte, demW ohnsitz des um die oberschlesische Spielbewegung schon damals besonders verdienten LehrersM ichael Münzer, 50 Lehrer des Industriebezirks auf G rund der Ueberzeugung, „dass das deutscheJugend- und Volksspiel keine Spielerei, sondern eine ernste A rb e it im G ewände jugendlicherFreude sei , zu einer „S pielvereim gung“ zusammen, die sich schon am 16. A p ril 1904 zu dem a llgemeinen„Oberschlesischen Spielverbande“ erw eitern konnte. M an erstrebte die Hebung von VolksundJugendspielen durch Veranstaltung von W ettspielen und Spielfesten, durch Einwirkung auf dieöffentliche M einung zur Schaffung von Spiel- und Eislaufplätzen und Schwimmanstalten, durch Unterstützungder O rtsgruppen mit Spielgeräten und enge Fühlung mit dem Zentralausschuss fü r JugendundVolksspiele in Deutschland. Das erste Königshütter „V olksspielfest“ fand am 14. September 1902auf dem Redenberge statt. Zwei Jahrzehnte hindurch ist von Königshütte aus die oberschlesischeSpielbewegung gelenkt und g e fördert worden. An anderer Stelle dieses Buches w ird die Lebensarb e it des Königshütters M ichael M ünzer ihre W ürdigung finden.* * *An W ohnungen, insbesondere an kleinen A rbeiterw ohnungen, w ar ständig M angel. Denndie Bevölkerung nahm ständig und schnell zu. Neubauten dagegen waren selten. 1880 tra t einbesonders fühlbarer W ohnungsm angel ein, als durch den Erlass einer O berpräsidialverordnung überdas Kost- und Q uartiergängerw esen ein grösser Teil von ledigen A rbeitern gezwungen wurde,sich besondere W ohnungen zu mieten, da sie nicht alle in den vorhandenen Schlafhäusern derG rubenverw altungen U nterkunft finden konnten. Der plötzlich entstehende W ohnungsbedarf lösteeine gewerbsmässige W ohnungsproduktion aus. Die dam aligen Bauordnungen, die die Errichtunghoher Häuser zuliessen, sowie die fast unbeschränkte M öglichkeit Seitenflügel und Hinterhäuserzu bauen, begünstigten die Bodenspekulation. Die Folge w ar, dass die Erhöhung der Grundstückspreise,der Aufschliessungskosten sowie das Gewinnstreben von Bauunternehmern und Hauseigentümernein immer stärkeres Steigen der M ieten bew irkten, von den Kellerwohnungen angefangenbis zu den „herrschaftlichen“ W ohnungen.In den nächsten zehn Jahren ist w ohl erheblich gebaut w orden; so zählte man Ende 1887im <strong>Stadt</strong>bezirke 7091 W ohnungen, so dass bei 32134 Einwohnern in jeder W ohnung 4,6 Personenwohnten. Doch blieben die kleinen und m ittleren W ohnungen immer knapp, w eil deren Errichtungeinen zu geringen wirtschaftlichen A nreiz bot. „D ie W ohnungen werden gut bezahlt“ , heisst esin den Verwaltungsberichten, „so dass das in Häusern angelegte K apital sich gut verzinst. Für Bauplätze,die, wenn auch nicht in allzu grösser, aber genügender Anzahl vorhanden sind, werdenPreise erzielt, die in den letzten Jahren eine steigende Tendenz verfolgen“ .Schon damals, um 1900, musste die Polizei gegen einen Uebelstand einschreiten, der trotza ller Bemühungen bis heute noch nicht beseitigt ist: gegen die W ohnungen in den Kellern undin den Dachgeschossen. Ueber 200 solcher ungesunden W ohnungen mussten 1904 auf G rund einerO rts-Polizei-Verordnung vom 26. O kto be r 1877 bzw. der Regierungs-Polizei-Verordnung vom 9. Juli1881 polizeilich geschlossen werden und sind ein Jahrzehnt hindurch geschlossen geblieben. DieHausbesitzer haben freilich immer w ieder versucht, diese geschlossenen W ohnungen erneut zu vermieten,so dass sich die Verw altung zu einer regelmässigen K ontrolle veranlasst sah.W enn im Durchschnitt auch 4,6 Personen auf eine „W ohn un g“ entfielen, so gab es auchdamals schon Einraumwohnungen, in denen mehr als 10 Personen hausten. W enn darum einmalein Neubau fe rtig wurde, ist es kein W under, dass die frischen W ohnungen schon vor A b la u f derdamals gesetzlichen Trockenfrist von 5 M onaten verm ietet und bezogen wurden. Die Behörde


glaubte, gegen die Eigentümer der Neubauten m it Zwangsmassregeln vorgehen zu müssen, „danamentlich bei Errichtung während einer Regenperiode oder zur Herbstzcit diese Neubauten nichtgenügend austrocknen und hierdurch leicht Anlass zum Ausbruch von Krankheiten gegeben w ird “ .Im Jahre 1904 w ird auch über „eine Anzahl von W ohnungen in alten sogenannten Blockhäusern“geklagt: „D ie W ohnungen in diesen Häusern entsprechen nicht den bestehenden Vorschriften; dieRäume haben nur eine ganz geringe Höhe (etwas über 2 m) und daher nur geringen Licht- undLuftzutritt.“ Blockhäuser dieser A rt bestanden in den <strong>Stadt</strong>teilen Klimsawiese, N om iarki und Pniaki,sowie in der Knappengasse.Noch eine andere Unsitte machte sich seit 1900 bre it; das w ar „eine ungesunde Verm ehrungvon Läden, insbesondere in den N e benstrassen,.......... so dass viele solcher Läden leerstehenund häufig nach einigen Jahren zu W ohnungen umgebauf werden mussten.“ „W ahrscheinlich“ ,so heisst es in den Verw altungsberichten, „ist die Ursache dieser Ladenbauten darin zu suchen,dass die Hypothekenbanken bei Anleihung solcher mit Läden versehenen Häuser den M ietw ertder Läden hoch anrechnen und infolgedessen höhere Hypothekendarlehen bew illigen, als em pfehlenswertist.“ Die <strong>Stadt</strong>verwaltung hat w iede rho lt v o r dem Bau von Läden gewarnt, ohne dass sieErfolg erzielte.Der V erw altungsbericht vom Jahre 1907 konnte feststellen, dass sich die <strong>Stadt</strong> in baulicherHinsicht in den letzten 16 Jahren stark entw ickelt habe. Jedes Jahr sei eine grössere Anzahlneuer W ohngebäude errichtet worden, die gesündere W ohnungsverhältnisse schaffen halfen. Da diebisherigen ortsstatutarischen Bestimmungen nicht ausreichten, habe man ein neues O rtsstatut betre f­fend die Anlegung und Veränderung von Strassen und Plätzen erlassen, und um Klarheit überdie Verpflichtung zur Zahlung von Strassenbaukosten zu schaffen, wurde nach eingehender Prüfungder Strassenverhältnisse ein Verzeichnis der historischen und nicht historischen Strassen angelegt.Durch die A nlage neuer Strassen ist die Baulust geweckt worden. A u f schöne Fassadenlegte man bei den Neubauten besonderen W ert. Zwischen der K attow itzer- und Tempelstrasse entstandein neues besseres W ohnviertel. In der Kaiserstrasse (jetzt Adolf-Hitler-Strasse) machten alteGeschäftshäuser neuen modernen Platz. Der damals (1908) gegründete W ohnungsbauverein errichtetein der Gneisenaustrasse prächtige Häuserreihen. Auch die Industrieverwaltungen schrittenseit 1900 zur Errichtung von W ohnhäusern in den verschiedensten <strong>Stadt</strong>teilen.M it dem Jahre 1912 setzte eine erneute Verschärfung des W ohnungsm angels ein, derniemals behoben w orden ist. Und als der W e ltkrie g kam, ruhte jede Bautätigkeit, die auch unterpolnischer Herrschaft nicht w ieder auflebte.Zur Schaffung gesünderer W ohnungsverhältnisse fü r ihre A rbe iter hat auch die Berg- undHüttenverw altung der V ereinigten Königs- und Laurahütte sowie der Königliche Bergfiskus beigetragen.Beide bauten eine Anzahl solider Familienhäuser und pachteten von städtischen G rundbesitzerneine Reihe Häuser, deren W ohnungen gegen geringe M iete an A rbeiter und Angestelltevergeben wurden. Die Bergverw altung der Königshütte und die Kgl. Berginspektion „haben fürjedes der Familienhäuser entweder am Hause selbst oder in unm ittelbarer Nähe G ärten angelegtund diese so eingeteilt und abgegrenzt, dass jedem M ieter ein Teil ohne Entgelt abgegeben werdenkonnte. Die Bergverw altung lieferte auch Bäumchen und Sträucher fü r die G ärten, auch liess sieden Familien Lauben kostenlos bauen“ . Die Berginspektion sowie die Hüttenverw altung richtetenauch fü r einen Teil ihrer unverheirateten A rb e ite r Schlafhäuser ein, die dam aligen hygienischenAnforderungen entsprachen.Von segensreichen Folgen w a r der Entschluss der G räflich Hugo Henckel von Donnersmarck’schen Berg- und Hüttenverw altung im Jahre 1870, an der K attow itzer Strasse einen Teich, den„H üttenteich” , anzulegen. Die aus der Teichanlage gewonnene Erde w urde auf der gegenüberliegendenSeite der K attow itzer Strasse zum A u ffü lle n einer Senke benutzt. Und hier entstand 1873der „H ü ttenpark” , der eine beliebte Erholungsstätte gew orden ist. Auch der neue „R ing“ (heuteA dolf-H itler-P latz) ist 1870 geschaffen worden.94


HüttenparkVier Jahre später (1874) erpachtete die <strong>Stadt</strong> von dem Oberschlesischen Knappschaftsvereinzu Tarnow itz den 3 M orgen 155 Q uadratruten grossen Redenpark, der heute eine Zierdeder <strong>Stadt</strong> ist. Die <strong>Stadt</strong>chronik berichtet von einer Königshütter Dampfmühle, die 1874 noch jährlich120 000 Zentner Roggen und W eizen verarbeitete, der aus der näheren Umgebung stammte.1878 sollen noch 338 ha Acker- und G artenländereien, 11 ha W iesen, 34 ha W eiden und Hutungenvorhanden gewesen sein. A u f der 613 ha grossen Gesamtfläche zählte man im Sommer desselbenJahres noch 658 A pfelbäum e, 1540 Birnbäume, 607 Pflaumbäume, 1667 Kirschbäume, 18 W alnussbäume.Und im Jahre 1885 schoss der Pächter der städtischen Jagd auf den hiesigen Feldmarken:26 Hasen, 8 Rebhühner, 11 W achteln, 5 W iesel, 1 w ilde Ente, 4 Krammetsvögel, 1 Raubvogel,1 M öve, 1 W asserhuhn und 2 Eisvögel.Aus M angel an M itteln konnte für Verschönerungs- und Prommenadenanlagen nur weniggetan werden. „D ie Einwohnerschaft w ird sich" so heisst es im Verw altungsbericht von 1894, „indieser Beziehung auch iange noch auf bessere Zeiten vertrösten müssen, und dürfte der Verw altungdarum, w eil sie die nach ihrer Ansicht hoch genug angespannten Steuerkräfte zu schonen bereit ist,ernste V orw ürfe nicht gemacht werden können . . .“ .Die grosse Sorge der jetzigen <strong>Stadt</strong>verwaltung ist es daher geworden, G rünflächen zuerhalten und neue zu schaffen. Der nationalsozialistischen <strong>Stadt</strong>führung blieb es Vorbehalten,nach dieser Seite hin die Durchführung einer grosszügigen Planung zu beginnen und in Verbindung95


Neubau des Städt. Krankenhauses im Jahre 1904.mir dem ausserordentlich starken Kleingarienwesen, das 1905 auf vereinsmässiger G rundlage inraschem Anstieg begann, eine m öglichst zusammenhängende, lückenlose Verbindung aller G rünflächenzu schaffen, die in einem neu aufgeforsteten <strong>Stadt</strong>w alde am Redenberg und im „SchweizerTal“ ihre Krönung finden sollen. N icht gelingen w ird es freilich, Königshütte zu einem Badeort zumachen, der es um 1830 gewesen ist. Dort, w o heute die Lobestrasse ist, befand sich das „A m a lie n ­bad“ des Dr. Bannerth. Eine solehaltige Q uelle lieferte das Heilung bringende W asser gegen Gicht,Rheuma und Frauenleiden. Ein lieblicher, baum reicher Park muss den zahlreichen Besuchern einangenehmer A ufenthaltsort gewesen sein. Durch den G rubenabbau tra t dann W assermangel ein;1850 ist die Solequelle versiegt und der Ruf als Badeort w ar dahin.Badeanstalten befanden sich fü r die Gruben- und Hütten-Beamten und -A rbeiter in denW erken. Für die übrige Einwohnerschaft w ar eine Badeanstalt, jedoch nur fü r die Sommermonate,im Hüttenteiche eingerichtet. Ausserdem hielt der Kupferschmiedemeister R. Aust in der K attow itzerStrasse Nr. 8 „W annenbäder m it Douche für den Privatgebrauch” gegen billige Vergütung zur V erfügung.Bis heute ist es auch auf diesem G ebiete sozial-hygienischer Einrichtung nicht besser geworden.Königshütte braucht neben dem Freischwimmbad auf dem Redenberge ein grösseres,moderneres, und vor allem aber ein neuzeitliches Hallenschwimmbad.96


Das alte Rathaus am Ring.Krankenhäuser oder krankenhausähnliche Einrichtungen befanden sich bis w eit ins 19. Jahrhunderthinein im Besitz von religiösen Gemeinschaften oder in Privathänden. Die Städte gingenerst allm ählich dazu über, eigene Krankenanstalten zu gründen. In Königshütte w a r es nicht anders.Als erstes „Krankenhaus“ diente ein im Jahre 1854 vom Hüttenfiskus fü r Arbeiferw ohnungenbestimmtes Haus in der Beuthener Strasse 15. Zwei G iebelstuben dieses Hauses waren als Krankenstubenfü r solche Personen reserviert, die ihren Unterstützungswohnsifz nicht in Königshütte halten.Die Kur- und Verpflegungskosten wurden von denjenigen Arm enverbänden eingezogen, die zurUnterstützungszahlung verpflichtet waren. Als im Jahre 1867 die Cholera ausbrach, rie f man zurPflege der Cholerakranken „G ra u e Schwestern“ herbei, denen man in diesem Hause eine W ohnungeinräumte.Dieses „Krankenhaus“ genügte alsbald nicht mehr den Anforderungen. Man schritt zurSelbsthilfe. Das katholische Kirchenkollegium erw arb mit fre iw illig e n Spenden der Königshütter vomO ber-Bergam t das Haus Beuthener Strasse 15 zuerst mietweise und später käuflich. Das „K rankenhaus“mit zwei G iebelstuben erw eiterte sich so beträchtlich zu einem Privatkrankenhaus, dem ersten„Sf.-Hedwigs-Krankenhaus".7 97


Auch dieses konnte mit dem Anwachsen der Bevölkerung nicht Schritt halten. Darum errichteteman im Jahre 1872 in nächster Nähe des ersten „Krankenhauses“ , ebenfalls in der BeuthenerStrasse, ein neues „St.-H edw igs-S tift“ m it 30 Betten. W e il aber dieses Haus durch den G rubenabbaubedroht schien, w urde es im Jahre 1890 an die Bergverwaltung verkauft. Dafür entstand1891/92 an der Peterstrasse ein grosses neues Krankenhaus, das 1898 bedeutend erw eitert worden ist.8460 Kranke sind hier in den Jahren 1893 bis 1901 verp flegt worden. Der berühmte O perateurGeheim er Sanitätsrat Professor Dr. W ilhelm W agner hatte in diesem „St.-Hedwigs-Krankenhaus"seine Privatklinik.Im Jahre 1873 schritt man zum Bau <strong>eines</strong> Städtischen Krankenhauses in der dam aligenTempelstrasse N r. 25, das am 1. Juni 1875 mit 40 Betten in Betrieb genommen wurde. Bis 85 Bettenkonnten aufgestellt werden. Und lange Jahre hindurch genügte es den Bedürfnissen. A ber im Frühjahr1901 stellte eine Revision fest „dass das Krankenhaus zu klein ist. Dass es sowohl in bezug aufdie Lagerung der Kranken, als auch insbesondere in bezug auf die gesteigerten Anforderungen derm odernen Hygienie und der übrigen medizinischen W issenschaft nicht mehr ausreichend w a r“ .Man plante einen Neubau an der Scharnhorststrasse, der am 12. Juli 1904 mit 130 Betten eingeweiht w orden ist. Aus dem alten Krankenhaus in der Tempelstrasse Nr. 25 wurde durch UrnundAusbau im Jahre 1912 ein Polizeischulgebäude. Durch mancherlei Um- und Ausbauten hat sichdas Krankenhaus w ohl immer w ieder den Verhältnissen angepasst, aber bald nach dem Kriege istdie N eubaufrage w ieder aufgetaucht, die erst jetzt ihre Lösung finden w ird.Neben der Gem einde schuf der oberschlesische Knappschaftsverband zunächst in derRichterstrasse und später im G ebäude des Hüttenamtes ein besonderes Lazarett. Erst später wurdehart an der <strong>Stadt</strong>grenze, im dam aligen O ber-H eiduk, ein Knappschaftslazarett mit 150 Betten errichtet,das noch heute segensreich w irkt.Als die neue <strong>Stadt</strong> gegründet w ar, begann die V erw altungstätigkeit in einem Hause derRingstrasse, w o das Rathaus mietweise untergebracht w ar. Der Grundstein zum heutigen Rathausist am 15. Juli 1874 gelegt worden. V iele Jahrzehnte hindurch sind von diesem, gegenüber anderenobersohlesischen <strong>Stadt</strong>häusern immerhin repräsentativen Rathause aus, die Geschicke der <strong>Stadt</strong>geleitet worden.Schon im Jahre 1900 w a r die Erweiterung des Rathauses, dessen Räume für die sich mitder wachsenden <strong>Stadt</strong> stets vergrössernde Verw altung nicht mehr ausreichten, in Aussicht genommenund zw ar auf dem neben dem Rathaus gelegenen freien Platze am Ringe bis zur Meitzenstrasse.Durch die Zumietung je einer Etage des Nebenhauses in den Jahren 1902, 1903 und 1905 konnte dergeplante Neubau noch einmal hinausgeschoben werden. Doch wurde dadurch nur vorübergehendA b h ilfe geschaffen. Zur Erlangung von Plänen wurde 1905 eine „K onkurrenz“ unter den deutschenA rchitekten ausgeschrieben. Im Jahre 1907 hat man dem dringenden weiteren Bedarf an V erw altungsräumendadurch abgeholfen, dass der Ratskeller aufgegeben und seine Räume für Bürozweckeumgebaut wurden. Ausserdem w urde das Standesamt aus dem Rathaus nach dem alten Gebäudeder höheren Mädchenschule in der Girndtstrasse (heute Jahnstrasse) verlegt, das durch Auszug derTöchterschule in den am heutigen E ichendorffplatz errichteten Neubau fre i geworden w ar. Ein“erheblicher Platzmangel bestand nach w ie vor, so dass der Plan der Rathauserweiterung w eiterve rfo lg t werden musste. Ein entsprechender Entwurf nebst Kostenanschlag w urde 1907 im Bauamtausgearbeitet. Als der W eltkrie g kam, stand die Ausführung des Rathauserweiterungsbaues bevor;er musste, w ie schon oft, verschoben werden. Erst 1928 kam die Ausführung der vorliegendenPläne zustande.Aus dem Bedürfnis nach einw andfreier Schlachtung und der N otw endigkeit, die M öglichkeitvon Infektionen immer mehr einzudämmen, beschloss die <strong>Stadt</strong>verwaltung, einen Schlachthof zuerbauen. Am 18. N ovem ber 1901 fand in G egenw art geladener Ehrengäste, der städtischen K örperschaftensowie der hiesigen und der benachbarten Fleischer-Innungen die Eröffnung des städtischen98


Eingang zum Sfädt. Schiachthof.Schlachthofes statt. Die Kosten der Herstellung der Schlachthofanlage haben einschliesslich G runderwerb 1 117 913,74 M ark betragen. Im Laufe der Jahre sind eine ganze Reihe von Erweiterungenund Ergänzungen notwendig gewesen. Die M odernisierung der technischen und hygienischenAnlagen w ird auch jetzt w ieder in Fluss kommen müssen, nachdem zur Polenzeit ein Stillstandeingetreten war.W ochenm ärkte spielen fü r die Versorgung der Bevölkerung in jeder <strong>Stadt</strong> eine bedeutendeRolle. Die Jahr- sowie die W ochenm ärkte sind seit <strong>Stadt</strong>gründung auf dem „R inge“ und den denRing umgebenden Strassen abgehaiten w orden. M it dem Anwachsen der Bevölkerung „tra t dasBedürfnis der Herbeischaffung der erforderlichen Lebensmittel aus immer weiteren Entfernungenund hierm it die N o tw en dig keit zu Tage, die fü r die Lebensmittelversorgung der <strong>Stadt</strong> bestehendenEinrichtungen den gesteigerten A nforderungen auch in sanitärer Hinsicht entsprechend zu verbessern“ .Man dachte an die Errichtung einer M arkthalle, w eil die Lebensmittel in einer gedeckten Hallesauberer bleiben, die gesundheitspolizeiliche A ufsicht dadurch besser ausgeübt werden kann, dieW aren dem Verderben w eniger ausgesetzt, auch die Käufer und V erkäufer dem W e tte r und derErkältung in einer gedeckten Halle nicht preisgegeben sind, w ie auf dem freien M arktplatz. H auptsächlichsollte die Halle zum Schutze der Verkaufsw are v o r den Einwirkungen von Sonne, Staub,Regen, Hitze und Frost dienen. N icht w eniger sollte durch den Bau der M arktha lle das Kaufen undVerkaufen erleichtert werden, da alle W a re übersichtlicher geordnet werden kann, als auf demoffenen M arkte. Die M arkthalle sollte überhaupt beiden Teilen, Käufern w ie V erkäufern von Nutzen,sie sollte ein gemeinnütziges, kein bloss finanzielles Unternehmen sein. Von diesen Gesichtspunkten7‘ 99


M arkttag auf dem Ring (heute: A dolf-H itler-P latz) 1905.ausgehend, haben die städtischen Körperschaften am 14. Februar 1902 und am 5. M ärz 1903 dieErbauung einer M arkthalle auf dem der <strong>Stadt</strong> gehörenden G elände zwischen Schlachthof undBeuthener Strasse beschlossen. M it dem Bau ist sofort nach der Beschlussfassung begonnen undder Bau so g e fördert worden, dass er bereits am 16. August 1905 seiner Bestimmung übergebenwerden konnte. 640 000 M ark hat der Bau gekostet. A ber Königshütte w a r die erste unterden oberschlesischen Städten, die eine M arkthalle erhielt. Heute noch entbehren einige Nachbarstädtediese Einrichtung. Es ist übrigens bem erkenswert, dass die erste M arkthalle im Reiche 1865in Stuttgart erbaut w orden ist; später folgten Frankfurt a. M ain, Berlin, Leipzig und einigeandere Grosstädte. ,M it der Errichtung der <strong>Stadt</strong> übernahm der M agistrat auch die Verpflichtung, sich des Feuerlöschwesensanzunehmen. Anfangs begnügte man sich m it fre iw illig e n Feuerwehren, die für jedeneinzelnen Brand entlohnt wurden. Auch „d ie A rbeiter-C olonnen zum Drücken der Spritzen usw.sowie die Pferde wurden der Feuerwehr seitens der <strong>Stadt</strong> gestellt“ . Ferner schaffte die <strong>Stadt</strong> alleFeuerlöschgeräte an und die Uniform en fü r die Feuerlöschmänner. Das Spritzenhaus stand im Rathaushofe.Hier w urde auch eine ständige Brandwache unterhalten. Um die Jahrhundertwende aberschritt man zur Bildung einer Berufsfeuerwehr. 1904 begann der Bau des Feuerwehrdepots in derBeuthener Strasse 19. „A m 6. N ovem ber konnte das neue Heim der Feuerwehr bezogen werden.Der Umzug von der alten nach der neuen Feuerwache w urde gemeinsam mit der fre iw illig e n Feuerwehr unter M itführung der G eräte bei Fackellicht unter V o ra n tritt einer M usikkapelle und Bewirtungim neuen Heim in feierlicher W eise begangen“ . Auch die Feuerlöschgeräte wurden ergänzt.Die erste A utom obilspritze ist im Jahre 1912 angeschafft worden.Um dieselbe Zeit entstand das städtische Pfandleiham t, das seit dem 18. O kto be r 1906 einerecht segensreiche soziale A rb e it geleistet hat. Im selben Jahr erbaute man das Gewächshausauf dem Redenberg. Einige Jahre früher, am 6. A pril 1902, begann die <strong>Stadt</strong>sparkasse ihre T ätigkeit.Von 1902 bis 1905 baute man am Alters- und Kinderheim.N icht nur die <strong>Stadt</strong>verwaltung baute für öffentliche Einrichtungen besondere Gebäude,auch die übrigen Behörden folgten.100


M arkttags-V erkaufsstände auf dem Ring um 1905.So entstand im Jahre 187879 das Am tsgerichtsgebäude und 1880 das Gerichtsgefängnis.Im M ärz 1905 bezog die Reichsbanknebenstelle, die seit 1899 in M ietsräumen an der Tempelstrasseuntergebracht war, ihre städtischerseits neugeschaffenen Räume an der dam aligen Parkstrasse.* * *Eine Postanstait gab es in Königshütte schon im Jahre 1804; sie w ar dem Postamt G leiw itzunterstellt. Am 1. O kto b e r 1849 ist eine „P ostexpedition III. Klasse“ und im Jahre 1856 eine solcheII. Klasse, im Jahre 1874 dann ein „Postam t I. Klasse“ geschaffen worden. Im Jahre 1865 ist mitder Postanstalt eine Telegraphenstation vereinigt worden.Tägliche Postverbindung bestand 1882 mit der Station Schwientochlowitz der O berschlesischenEisenbahn durch täglich 4 Personen- und 1 Botenpost, ferner mit den Bahnhöfen Chorzow101


und Beuthen O/S. der Rechten-Oder-Ufer-Eisenbahn. Nach C horzow verkehrten täglich 3 Botenpostenund nach Beuthen wurden täglich einmal Briefpostsendungen durch V erm ittlung der Eisenbahnschaffnerbefördert.M it dem 1. Juli 1886 hörte die Personen- und Botenpost auf. Von diesem Tage an sind diePostsendungen direkt durch die Eisenbahn b e fördert worden.Das Kaiserliche Postamt befand sich 1882 noch in der Kaiserstrasse im Hause des HerrnN. Danziger. Ausserdem bestanden 8 Verkaufsstellen, die 1882 4905 M ark umsetzten. 12 Postbriefkästenwaren im <strong>Stadt</strong>bezirk verbreitet. In demselben Jahre sind 764154 Briefe, Postkartenund Drucksachen durch die Königshütter Post be fördert und zugestellt worden. 2 288 465 M arkwurden durch Postanweisung eingezahlt und 676 817 M ark durch Postanweisung in Königshütte ausgezahlt.50 996 Pakete musste die Post befördern. Man sieht, dass der Geschäftsverkehr in Königshüttesehr rege war.Ende 1892 zog die Post in ein reichseigenes G ebäude in der dam aligen Kaiserstrasse um,wo sie noch heute untergebracht ist.W enige Jahre nachdem 1835 zwischen N ürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahnfuhr, ist auch in Oberschlesien das „D am pfross“ den Schienenweg gezogen. 1842/43 w a r die StreckeBreslciu-Oppeln fe rtig , bis 1845 w urde die Strecke von O ppeln bis Schwientochlowitz in Betriebgenommen, die 1847 über M yslow itz hinaus bis zur russischen Grenze führte.So hatte die dam alige Königshütte und Königsgrube vom Bahnhof „Königshütte in Schwientochlow itz“ aus Anschluss an die Eisenbahn. 1870 entstand eine Zweigbahn von Schwientochlowitzbis zum Bahnschacht der Königshütte; sie diente dem sehr bedeutenden Kohlen- und G ütertransport.Etwas später w urde sie bis Beuthen durchgeführt und erhielt hier Anschluss an die Rechte-Oder-Ufer-Bahn.Seit dem 27. O kto be r 1872 w urde auch die Personenbeförderung zugelassen.Inzwischen w a r der G üterverkehr erheblich gewachsen und die Erweiterung des Bahnhofsimmer dringender geworden. Daher sah sich die Eisenbahnverwaltung im Jahre 1889 genötigt, aneine Verbesserung ernstlich zu denken. Anstatt jedoch die Erweiterung des Bahnhofs in Aussichtzu nehmen, fasste man seine Entlastung ins Auge. Man plante, um den Königshütter und Schwientochlowitzer Bahnhof zu entlasten, eine unm ittelbare Eisenbahnverbindung zwischen den BahnhöfenC horzow und K attow itz herzustellen. Dadurch w äre Königshütte von der H auptlinie abgeschnittenw orden, w oran auch die Einrichtung von Pendelzügen zwischen C horzow und Schwientochlowitznichts geändert hätte. Der M agistrat hat die Ausführung des Projektes mit Entschiedenheit zuverhindern versucht. Als die hiesigen Stellen nicht nachgaben, blieb dem dam aligen O be rb ürg ermeisterG irndt nichts anderes übrig, als das Abgeordnetenhaus zu bemühen, dem gerade (1890)der Entwurf <strong>eines</strong> Gesetzes betr. die Erweiterung und Vervollständigung des Staatseisenbahnnetzeszur Beratung vorlag. Die Eingabe des M agistrats ist in mancher Beziehung aufschlussreich für diedam aligen wirtschaftlichen Verhältnisse der <strong>Stadt</strong>, weshalb sich ihre vollständige Zitierung em pfiehlt.Sie lautet:„In dem dem hohen Hause der Abgeordneten gegenw ärtig vorliegenden Entwürfe <strong>eines</strong>Gesetzes betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staatseisenbahnnetzes w irdseitens der Kgl. Staatsregierung in § 1 unter III Nr. 1 fü r die V ereinigung der Bahnhöfe derfrüheren Oberschlesischen und der Rechteoderufer-Eisenbahn in Beuthen O/S. sowie deranschliessenden Strecken bis C horzow und Herstellung einer Bahnverbindung Chorzow-K attow itz die Summe von 5 400 000 M ark gefordert.Als dies durch die Zeitungen bekannt wurde, musste die Einwohnerschaft der <strong>Stadt</strong>Königshütte sich durch den Plan der Herstellung einer Bahnverbindung C horzow -K attow itzschmerzlich berührt fühlen. Sie musste besorgt werden fü r ihre fernere Entwicklung, wiefür ihre Zukunft überhaupt, die dadurch gefährdet erscheinen, dass die geplante Ver-102


Die erste oberschlesische M arkthalle im Jahre 1905.bindung unm ittelbar bei der <strong>Stadt</strong> vorübergeführt werden soll, ohne sie mit einem Bahnhofezu berühren, dass die günstige G elegenheit, die <strong>Stadt</strong> an eine Hauptbahn anzuschliessen,die nie wiederkehren w ird, ungenutzt vorübergehen, und dass die <strong>Stadt</strong> nunmehr fü r alleZukunft an einer unbedeutenden Zweigbahn, einer ehem aligen Kohlenbahn, ohne unm ittelbarenAnschluss an den W eltverke hr verbleiben soll.Die <strong>Stadt</strong> Königshütte O/S., im Jahre 1869 auf G rund der allerhöchsten Kabinettsordrevom 18. Juli 1868 durch Zusammenlegung verschiedener, von A rbeitern der fiskalischenW erke bewohnten Gemeinden und G utsbezirke und von Teilen solcher m it 13 911 Einwohnerngegen den lebhaften W iderspruch derselben im öffentlichen Interesse gegründet,ist leider zu spät in die Reihe der oberschlesischen Städte getreten, als dass sie bei demBau der Oberschlesischen oder Rechteoderufer-Bahn hätte Berücksichtigung beanspruchenkönnen. Es ist deshalb gewiss nicht ihr Verschulden, wenn sie damals nicht Bahnhof einerdieser Bahnen geworden ist.103


Inzwischen hat sich die <strong>Stadt</strong> zu einer M ittelstadt entwickelt, welche bei der Volkszählungi. J. 1885 32 072 und bei der letzten Personenstandsaufnahme im N ovem ber v. J.34 507 Einwohner gezählt hat. Sie ist dadurch die viertgrösste <strong>Stadt</strong> in der Provinz Schlesienund die grösste des Regierungsbezirks O ppeln geworden und steht verm öge der Entwicklungihrer Berg- und Hüttenwerke nicht zurück gegen die anderen Städte des oberschlesischenIndustriebezirks, wenn ihre Einwohner auch zumeist nur A rbe iter jener W erke sind.Trotzdem ist in den Eisenbahnfahrplänen ihr Nam e nur an einer Zweigbahn zu finden,während die N a chbardörfe r Schw ientochlow itz und C horzow in denselben auf den Hauptbahnenprangen, und müssen die Reisenden auf diesen Bahnhöfen umsteigen, um auf dieHauptbahn bzw. von dieser nach Königshütte zu gelangen, und auf dem Bahnhof Königshüttesich m it Einrichtungen genügen lassen, welche w e it hinter denen der N achbarbahnhöfezurückstehen.Alles dies sind Verhältnisse, wie sie gegenüber einer <strong>Stadt</strong> von annähernd 35000 Einwohnernherabdrückender w ohl nicht gedacht werden können. Dennoch sind sie bislangvon der Einwohnerschaft m it stiller Ergebung und in Bescheidenheit getragen w orden, weildie gegebenen Verhältnisse zur Zeit tatsächlich unabänderlich erschienen. Sie sind jedochso getragen w orden zugleich in der zuversichtlichen H offnung, dass bei sich bietenderG elegenheit seitens der Eisenbahnverwaltung selbst darauf ernst Bedacht werde genom ­men werden, die in industrieller Beziehung so bedeutende <strong>Stadt</strong> mit dem W eltverkehrein eine dieser Bedeutung und ihrer Grösse entsprechende V erbindung zu bringen.W id e r Erwarten soll dieses nach dem G esetzentwurf nicht geschehen. Deshalb glaubenw ir ferner nicht in Zurückhaltung verharren zu dürfen. Denn wenn die <strong>Stadt</strong> Königshütteauch nur eine A rbeiterstadt ist, so ist sie es in der Hauptsache doch einzig und alleindadurch, dass ihre Industriellen nur der Kgl. Staatsfiskus und die V ereinigte Königs- undLaurahütten-Aktiengesellschaft sind, von denen jener die Erträgnisse seiner Bergwerkein die Staatskasse einbezieht, w ährend die A ktiengesellschaft den Reingewinn ihrer Hüttenwerke als D ividende in alle W e lt zerstreut und dass bei der m angelhaften Eisenbahnverbindungeine Kleinindustrie, sowie der Handel im allgem einen und dam it der fü r jedesGemeinwesen unentbehrliche M ittelstand sich nicht hat entwickeln können, sowie dassin fo lg e dieser Tatsachen bisher die G em eindesteuer zeitw eilig über 400% der Staatseinkommen-und Klassensteuer betragen und im Durchschnitte der letzten 10 Jahre sich auf rund350% behauptet hat, was jeden, der nicht auf G rube und Hütte angewiesen ist, davonabhält, in Königshütte sich niederzulassen.Deshalb und w eil w ir der Ansicht und zuversichtlichen H offnung sind, dass durchAnschluss der <strong>Stadt</strong> Königshütte an eine Haupteisenbahnlinie die Zukunft derselben einebessere werden w ird, insofern dieser Anschluss die Heranziehung und Entwicklung einerKleinindustrie, die Belebung von Handel und W andel und dam it die Begründung und K räftigung<strong>eines</strong> m ittleren Bürgerstandes und als Folge hiervon die Herabsetzung der Gem eindesteuernauf eine erträgliche Höhe m öglich machen w ird , wenden w ir uns vertrauensvollan das hohe Haus der Abgeordneten mit der dringenden Bitte gehorsamst:Hochdasselbe w o lle gelegentlich der bevorstehenden Beratung des Staatseisenbahn-Erweiterungsgesetzes hochgeneigtest zu Gunsten der <strong>Stadt</strong> Königshütte O/S. dahin wirken,dass die Abkürzungslinie C horzow — K attow itz ihr nicht zum Nachteil gereiche, dass vie l­mehr der Hauptbahnverkehr zwischen der Oberschlesischen und der Rechteoderufer-Eisenbahnentwederüber den bestehenden Bahnhof Königshütte O/S. der Linie Beuthen — Schwientochlowitzoderüber einen auf Königshütter Feldmark an anderer geeigneter Stelle neu anzulegendenBahnhof geleitet werde.


Bahnhof Königshütte Oberschlesien im Jahre 1903.W ie dies zu erm öglichen, werden nur Sachverständige feststellen können, und befindenw ir uns nicht in der Lage, in bestimmter W eise vorzuschlagen. W ir können vielm ehr nurAndeutungen machen und haben uns erlaubt, dies in der angehängten Lagezeichnungzu tun. In derselben haben w ir, w ie einerseitsa) die geplante A bkürzungslinie C horzow — Kattow itz, so auch andererseitsb) drei Linien fü r die Leitung des Hauptpersonen- und G üterverkehrs zwischen derOberschlesischen und der Rechteoderufer-Eisenbahn, wie w ir sie fü r möglich erachten,in geeigneter W eise durch von einander verschiedene Zeichen zu veranschaulichen versucht.Sollten durch die Ausführung der angedeuteten Linien, was nicht ausgeschlossen ist, auchw irklich höhere Kosten entstehen, so dürfte das nur unbedeutend sein, jedenfalls abervon der Ausführung nicht abhalten dürfen, da es sich um die Erfüllung nicht unberechtigte r und nicht unbilliger Wünsche, sowie um die Zukunft einer <strong>Stadt</strong> handelt, die in w enigenJahren 40000 Einwohner und darüber zählen w ird und schon jetzt die viertgrösste<strong>Stadt</strong> der Provinz Schlesien und die grösste des Regierungsbezirks O ppeln ist, einer <strong>Stadt</strong>,die vor 20 Jahren staatlicherseits im öffentlichen Interesse für notwendig erachtet und105


egründet w orden ist und allein schon um deshalb notwendig auch erhalten und w eiterentw ickelt werden muss, wenn den auf die G ründung gesetzten Erwartungen w eiter Genügegeschehen soll.Der M agistratG i r n d tErster Bürgermeister.“Diese Bittschrift hatte nicht den erstrebten Erfolg. W ohl wurde vom Abgeordnetenhauseder Anspruch der <strong>Stadt</strong> als berechtigt anerkannt, indessen nahm es den vorliegenden Gesetzentwurf an und erklärte die Bittschrift in der Sitzung vom 23. A p ril 1890 als hierdurch erledigt.Nunm ehr galt es fü r den M agistrat, in dem alsdann eingeleiteten Verfahren zur landespolizeilichenPrüfung der Bahnstrecke K attow itz— C horzow den Versuch, das Projekt zu Fall zu bringen,m it allen zu G ebote stehenden M itteln zu w iederholen. M it Unterstützung der Königsgrubeund der G ewerkschaft v. Giesches-Erben, deren Bergbauinteressen durch das Projekt berührtwurden, gelang es, ein neues, die alte Linie C h orzo w —-Königshütte — Schwientochlowitz innehaltendesProjekt auszuarbeiten, das am 19. A p ril 1894 die landespolizeiliche Genehmigung erhieltund 1900 zur Ausführung kam.Der Personenbahnhof fü r Königshütfe der Strecke Schwientochlowitz— Beuthen w a r anfangsin Chorzow. 1872 erhielt die <strong>Stadt</strong>m itte endlich auch einen Personenbahnhof, dessen Gebäude1885 renoviert und vergrössert w urde und, w ie die Chronik m it Stolz verm erkt, eine Bahnhofsrestaurationerhielt. Lange Zeit „existierten Schnellzüge fü r Königshütte nicht; es musste, da auchAnschlusszüge an die in C horzow haltenden Züge zum Teil nicht gefahren wurden, der Anschlusszu Fuss oder W agen gesucht werden auf schlechten, in frem der Feldmark liegenden Landwegen“ .Viele und schwierige Verhandlungen waren notwendig, ehe die Eisenbahnbehörde eine Verbesserungder Verkehrsverhältnisse zubillig te und Eil- und Schnellzüge auch in Königshütte halten liess.N icht anders w a r es mit dem Bahnhofsgebäude. A ber die Räumlichkeiten des Bahnhofs, so heisstes im V erw altungsbericht von 1890, „haben sich schon seit Jahren als unzulänglich erwiesen.W iederholte Vorstellungen bei den zuständigen Eisenbahnbehörden fanden leider wenig W o h l­w ollen, führten indessen nach und nach doch einzelne Verbesserungen herbei, die allerdings denberechtigten Ansprüchen bei weitem nicht genügten“ . Jahr fü r Jahr machte der M agistrat V o r­stellungen bei der Eisenbahnverwaltung wegen der U nzulänglichkeit der Bahnhofsanlage. Im Jahre1902 hatte man endlich Erfolg. Der Umbau des Bahnhofs Königshütte begann; er w urde 1903 demBetrieb übergeben und bestand aus sechs verschiedenen einstöckigen Gebäuden. A ber schonim selben Jahre heisst es im V erw aitungsbericht: „O b die Bahnhofsgebäude sich als ausreichenderweisen werden, erscheint schon jetzt zw e ifelhaft, umsomehr, als die Einwohnerzahl von Königshütteständig im W achsen ist; es ist nicht zuletzt auch aus Schönheitsrücksichten zu beklagen,dass ein den örtlichen Verhältnissen so wenig Rechnung tragender Bahnhofsbau zur A ufführunggelangt ist.“ 1905 w urde immer noch ein angemessener Plattenbelag und die Ueberdachung derBahnsteige vermisst, die dann 1907 endlich gebaut wurde. W ohl sind eine Reihe von An- undUmbauten bis zum W eltkrie ge notwendig geworden, im allgem einen aber blieb der Bahnhof von1902 erhalten, an dem auch die Polen nichts änderten. Heute dürfte die Bahnhofsfrage w ohl endlichbefriedigend gelöst werden.Die Zweigbahn S chw ientochlow itz— Beuthen O/S. führte mitten durch die <strong>Stadt</strong> und teiltesie in einen nördlichen und einen südlichen <strong>Stadt</strong>teil. Eine V erbindung zwischen beiden zu schaffen,w a r eine ständige A ufgabe des M agistrats. Man schuf eine Eisenbahnunterführung in der Lobestrasse,die 1903 auf ihre jetzige Breite erw eitert wurde. Neben der Unterführung der Eisenbahnbaute man eine Ueberführung, die sogenannte „G erm aniabrücke". Sie wurde 1877 fertiggestellt,1903 neu gebaut und dabei verbreitet. Heute w ird sie w ieder einer gründlichen Erneuerung unter­106


zogen und den verkehrsmässigen Ansprüchen der neuen Zeit angeglichen. Die „G erm aniabrücke“hatte einen V o rlä u fe r in Form einer hölzernen Laufbrücke, der sogenannten „Schwabenbrücke“ .Sie stand an derselben Stelle, w o jetzt die „Freiheitsbrücke“ steht. Ueber sie führte die Krugstrasse,die früher die Verlängerung der Ringstrasse durch das Hüttenwerk nach dem evangelischen Friedhofebildete. V or dieser hölzernen Brücke stand übrigens das Koloniehaus Nr. 1, hinter diesemlagen die Häuser Nr. 2 bis 8, die im Jahre 1871 infolge Zusammenbruchs des Feldes zum Abbruchkamen. Das Koloniehaus Nr. 8 erhielt darauf die Nr. 1. Im Jahre 1900 sind dann eine Reiheanderer Häuser der Kolonie „K önigshütte“ in der Kalidestrasse abgebrochen worden, um städtischenG ebäuden Platz zu machen.* * *Eine nicht geringe Sorge musste die <strong>Stadt</strong> ihren Strassen zuwenden, die zur Zeit der <strong>Stadt</strong>gründungmehr oder w eniger Dorfstrassen glichen. Die Pflasterung der Hauptstrassen begann 1872mit der Pflasterung der K attow itzer und der Schwientoohlowitzer Strasse, die zum dam aligen „B ahnhofKönigshütte in Schw ientochlow itz“ führte. Auch der Fiskus beteiligte sich an der Pflasterungeiniger Strassen. Neue Strassen (so nach Süd-Lagiewnik und auf dem „W a n d e lb e rg e “ nach demRedenberg) waren auch schon in den ersten Jahren der <strong>Stadt</strong>gründung notwendig. Der M agistratbemühte sich überdies, nicht nur v o r den Häusern, sondern auch in der ganzen Länge der Bürgersteige„T ro tto irp la tte n “ legen zu lassen. Bald aber zwang die „trü b e Finanzlage der <strong>Stadt</strong>" dieBauverwaltung zur Beschränkung auf die notwendigsten Ausbesserungen. „N eubauten von einigerBedeutung konnten nur im Jahre 1877/78 vorgenommen w e r d e n .... In den folgenden Jahrendurfte nur W eniges, und zw ar nur das neu geschaffen werden, was unabweisbar notwendig war.Dies w a r die Fertigstellung der Strasse vor dem neuen Rathause, die Fortsetzung der in den V o r­jahren begonnenen Regulierung der Chausseegräben und Bürgersteige an der Beuthener Strasse,die Aufschüttung und Befestigung des neuen Ringplatzes und der Ausbau der Strasse zum 'Bahnhofeder Oberschlesischen Eisenbahn, bezüglich deren die <strong>Stadt</strong>gem einde nach siebenjährigemStreite mit der D irektion der Oberschlesischen Eisenbahngesellschaft schliesslich durch Entscheidungdes Kreisausschusses zu Beuthen O/S. vorbehaltlich etw aiger Civilansprüche gegen die genannteEisenbahn im V erw altungsstreitverfahren endgültig veru rte ilt w orden ist, die Strasse auszuibauenund in die städtische Unterhaltung für immer zu übernehmen.“ Erst um 1890 bis zum W eltkrie gekonnten einige Strassen gepflastert oder chaussierf werden. Neu angelegt wurden in der Zeitvon 1894 bis 1899 die Eck-, G raben-, Flur-, Ziegelei-, Nom iarkistrasse und der neue Ring. In dieserZeit entstanden auch die Strassendurchlegungen: Bismarck-, Wasser-, Junghann-, Ladewig-, Karl-,Friedrich-, Tempel-, G irndt-, Peterstrasse. Die meisten Strassen sind in den Jahren 1900 bis 1903gepflastert worden. Die Gesamtlänge des städtischen Strassennetzes erreichte 1903 rund 38,7 km.Es w ird eine reizvolle A ufgabe sein, demnächst einmal in einem besonderen „Strassen<strong>buch</strong>e“ dieBau- und Lebensgeschichte der Königshütter Strassen darzustellen.* * *Zu einer sorgfältigen Strassenunterhaltung gehört auch eine regelmässige gründliche Strassenreinigung.Die Reinigung der Strassen durch die Grundstückseigentüm er, die o ft nur unregelmässigund m angelhaft ausgeführt wurde, musste auch in Königshütte schon bald nach der <strong>Stadt</strong>gründungstädtischerseits übernommen werden. Die trübe Finanzlage aber der siebziger und achtziger Jahrezwang die Bauverwaltung o ft zur Beschränkung der Strassenreinigung. Die Strassensprengung istin den Jahren um 1880 fast ganz eingestellt worden.* * *In der Erkenntnis, dass eine Anhäufung von Haushaltsabfällen auf den Grundstücken einegesundheitliche G efahr fü r die Einwohnerschaft bildete, hat auch die junge <strong>Stadt</strong> Königshüttebald eine M üllabfuhr eingeführt und durch O rtssatzung geregelt. Das Müll ist damals in allen107


möglichen, teils undichten, teils deckellosen Gefässen oder in besonderen Gruben im Hofe gesammeltworden und w urde dann in offenen oder nur unvollkom m en geschlossenen W agen abgefahren.Die Einführung neuzeitlicher staubverhütender Abfuhrsystem e und die Aufbew ahrung desM ülls in dichten, geschlossenen Behältern bis zur A bfu hr ist bis heute nur Stückwerk geblieben.Ebenso bleibt der nationalsozialistischen <strong>Stadt</strong>führung die Frage der M üllverw ertung zu lösen übrigund das M üll nicht einfach als lästigen, wertlosen Stoff in Lehm-, Sand- und Kiesgruben odersonstigen G eländevertiefungen abzuschütten.* * *Manchmal gingen riesige G rubenfelder zu Bruche und verursachten in den 70er Jahrenerheblichen Sachschaden. So wurden die A nw ohner der Karlstrasse im Jahre 1889 in nicht geringeAufregung versetzt, „als unter furchtbarem Dröhnen ein Teil der Strasse etwa fü n f M eter im G eviertin die Tiefe ging, einen nach innen sich erw eiternden Trichter bildend“ . Die O effnung hatteeine Tiefe von 14 m und erw eiterte sich immer mehr. V iele Gespanne hatten Tag und Nachtzu tun, um die Erdmassen heranzuschaffen, die die Bruchstelle zuschütten sollten.Im Jahre 1938 ging das G elände am heutigen E ichendorffplatz plötzlich in die Tiefe.Die Senke ist heute noch nicht ganz w ieder ausgefüllt. Die Folgen des Grubenabbaues machensich jetzt in dem Fehlen geeigneten Baugeländes bem erkbar. Die N o tw en dig keit einer harm onischenAbstimmung der Bebauungsabsichten der <strong>Stadt</strong> und der Abbauinteressen der Gruben istseit einem Jahrzehnt immer brennender geworden.* * *Die Strassen der dam aligen Gemeinden und „K o lo n ie n “ um die Königshütte hatten durchwegkeine Nachtbeleuchtung. Einzelne Strassen der neuen <strong>Stadt</strong> sind um 1870 durch Petroleumlampenbeleuchtet worden, da die Gasanstalt der Vereinigten Königs- und Laurahütten - A. G. dasnotwendige Gasquantum nicht liefern konnte. Seit 1872 kam es dann zu einem G aslieferungsvertrag.Bis zum Jahre 1879 erleuchteten 185 Gaslaternen und 42 Petroleum laternen die Strassen der <strong>Stadt</strong>.Die der Grösse und zerstreuten Lage der <strong>Stadt</strong> angemessene A nzahl der Nachtlaternen musstevon da ab „und zw ar m it Rücksicht auf die über die <strong>Stadt</strong> infolge des N iederganges der Industriehereingebrochene Finanznot behufs Erzielung von Ersparnissen auf das allernotw endigste Massherabgem indert werden, und sind deshalb 31 N achtlaternen zu A bendlaternen gemacht w o r­d e n ........ “ . 1887 brannten schon 190 Gas- und 66 Petroleum laternen. 1893 brannten 301 Gaslaternen,Die Petroleumlampen waren abgeschafft. Auch die Gasbeleuchtung der Strassen fandim Jahre 1898 ihr Ende. Am 1. O kto ber 1898 ist die G asleitung ausser Betrieb gesetzt worden.An die Stelle der G aslaternen traten elektrische Bogen- und Lichtglühlampen. So brannten 1899bereits 89 elektrische Bogenlampen und 526 elektrische G lühlam pen, deren Strom die VereinigteKönigs- und Laurahütten - A. G. lieferte. Auch die Einwohner schlossen sich dem elektrischen Stromnetzmehr und mehr an. N ur die entlegenen <strong>Stadt</strong>teile Klimsawiese, N om iarki und Pniaki musstensich noch m it Gas begnügen. Klimsawiese z. B. hat erst 1912 elektrisches Licht erhalten.• * * *M it der Einführung der elektrischen Beleuchtung fä llt auch die Eröffnung der ElektrischenStrassenbahn Königshütte— Domb— K attow itz zusammen, die am 8. O kto be r 1898 zum ersten Maleverkehrte. Ausserdem sorgten fü r den V erkehr die der Oberschlesischen Dampfstrassenbahn-Gesellschaft und der K attow itzer Kleinbahn-Aktiengesellschaft nach K attow itz, Bismarckhütte, A n to ­nienhütte, Beuthen, G leiw itz und Laurahütte führenden elektrischen Strassenbahnen, deren Betriebin den ersten Jahren nach der Eröffnung seit 1897 (nach Beuthen 1894) viel zu wünschen übrigliess, insbesondere, als sie noch mit Dam pf betrieben wurden. Die N iederschrift im Verwaltungs-108


Industrieanlagen in Königshütte-Ost.bericht von 1898 bis 1907: „D och bleibt noch manches in der Bedienung der Züge, der Ausstattungder alten W agen, der noch schnelleren A ufeinanderfolge der Züge zu wünschen übrig",könnte heute ebenso geschrieben sein!* * *Für jede <strong>Stadt</strong> ist die Frage der Versorgung mit gutem Trink- und W irtschaftswassereine lebenswichtige Frage. Anfangs entnahmen die Bürger ihr W asser den Brunnen. 1882 besassdie <strong>Stadt</strong> 53 öffentliche Brunnen und W asserständer, zu deren Speisung ein Rohrnetz von 17074M eter Länge erforderlich war. M it dem fortschreitenden Bergbau versiegten die Brunnen mehrund mehr. Und im M ai 1879 bereits musste das der <strong>Stadt</strong> gehörige W asserwerk wegen unzureichenderW asseransammlung in den Sammelbrunnen ausser Betrieb gesetzt werden, nachdem dieBerg- und Hüttenverw altung der Vereinigten Königs- und Laurahütten - A. G. unter gewissen Bedingungendie V erpflichtung übernommen hatte, einen Teil der Kronprinzen-, Bismarck-, BeuthenerundPeterstrasse m it Trink- und W irtschaftswasser, teils unter Benutzung der vorhandenen städtischen,teils durch A ufstellung neuer W asserständer zu versorgen. Der W asserm angel machte sichseit Beginn der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an vielen Stellen des oberschlesischenIndustriebezirks mehr und mehr bem erkbar; es fehlte nicht nur an dem erforderlichen Trinkwasserzur Versorgung der Bevölkerung, sondern auch die industriellen W erke litten M angel an demzur Versorgung der Dampfkessel notwendigen Süsswasser. Um zu verhüten, dass ein tatsächlicher109


Ein Modehaus (Zuber)in der Adolf-Hitler-StrasseNotstand einträte, beauftragte der Herr M inisterfür Handel und G ewerbe durch Erlass vom 19.M ärz 1873 das Königliche O berbergam t zu Breslau,Erhebungen über den Stand der W asserversorgungim oberschlesischen Industriebezirk anzusiellenund gegebenenfalls Vorschläge zu machen,auf welche W eise dem vorhandenen W assermangelgesteuert werden könnte. Insbesondere liessdie Regierung die Frage prüfen, ob die im oberschlesischenIndustriebezirk vorhandenen undzur Zeit benutzten W asserquellen in bezug aufihre Beschaffenheit den A nforderungen genügten.A ll diese Erhebungen hatten das Ergebnis, dassdie Versorgung des oberschlesischen Industriebezirksunzureichend wäre, und dass ferner dieH älfte der vorhandenen Wasserquellen ein fürTrinkzwecke wenig brauchbares Wasser lieferte.A u f Grund der in diesem Sinne vom O be r­bergam t zu Breslau und von der Regierung zuO ppeln erstatteten Berichte erkannten die HerrenM inister für Handel, G ewerbe und öffentlichenA rbeiten, des Innern und der geistlichen Unterrichts-und M edizinalangelegenheiten die N otw endigkeitder Schaffung einer allgem einen W asserversorgungfür den oberschlesischen Industriebezirkan. M it der Leitung der hierfür erford erlichenV orarbeiten betrauten sie durch gem einsamenErlass vom 14. M ai 1878 den Herrn O be r­präsidenten der Provinz Schlesien und stelltenihm fü r diesen Zweck 50 000 M ark zur V erfügung.Die H älfte dieser Summe wurde aufdie Fonds der staatlichen Bergverwaltung übernommen.Für die Ausführung der V orarbeitenw urde der Königliche Baurat Salbach aus Dresdengewonnen, dem besondere Erfahrungen bei derAusführung von W asserversorgungsanlagen zurSeite standen. Salbach wies zunächst darauf hin, dass die W asserläufe der Brinitza, Przemsaund Klodnitz, an deren Nutzbarm achung man g-edacht hatte, sowohl in bezug auf die Menge alsauch auf die Beschaffenheit des in ihnen vorhandenen Wassers nicht in Frage kämen. Dagegenmachte er darauf aufmerksam, dass in der oberschlesischen Triasmulde W assermengen zur V erfügungständen, welche bereits durch verschiedene Bohrungen aufgeschlossen wären. So hattez. B. die Hohenlohesche Verw altung in dem sogenannten Scharfschen Steinbruch bei Zawadadrei Bohrlöcher zu Nutzungszwecken niederbringen lassen, aus denen nach dem Durchsinken derunteren Triasschichten grosse W assermengen in vorzüglicher Beschaffenheit w ie aus artesischenBrunnen emporschossen und über Tage ausgossen. Baurat Salbach schlug daher vor, in derGegend von Zawada einen Tiefbrunnen auszuteufen, und von hier aus den oberschlesischenIndustriebezirk m it W asser zu versorgen. Dieser Vorschlag w urde durch die drei Ressortministerin dem Erlass vom 29. M ärz 1880 genehm igt und zu seiner Ausführung 50 000 M ark zurVerfügung gestellt. Das von Salbach vorgeschlagene Bohrloch kam in den Jahren 1880 bis 1882zur Ausführung.Den Staatsbehörden lag nun daran, das wasserführende Bohrloch gegen W asserentziehungdurch bergmännische A rbeiten zu sichern. Insbesondere besorgte man, dass ihm bei110


N iederbringen von M utungsbohrlöchern ein Teil des Wassers entzogen werden könnte. Um dieszu verhindern, bestimmte das Königliche O berbergam t zu Breslau durch die Bergpolizeiverordnungvom 23. Juli 1880 (Am tsblatt der Königlichen Regierung zu O ppeln 1880, Stück 31, Seite 211),dass innerhalb des daselbst beschriebenen Bezirks, m it dem man die Ränder der wasserführendenSchichten zu überdecken glaubte, alle Schürfarbeiten bis auf weiteres untersagt wären, sofernnicht vorher die besondere Genehmigung des zuständigen Revierbeamten dazu eingeholt wäre.W ährend diese V orarbeiten für eine allgem eine W asserversorgung des oberschlesischenIndustriebezirks vorgenom m en wurden, w a r der W asserm angel, verstärkt durch eine Reihe trockenerSommer, immer fühlbarer geworden. Nam entlich machte er sich in der <strong>Stadt</strong> Königshütteund deren Umgebung bem erkbar. „ W ir sind bereits so w e it“ , trug der W o rtfü h re r der Königshütterdem 1863 in Königshütte weilenden ,Handelsminister Itzenplitz vor, „dass die Verm ögenderenW asser kaufen müssen, aber selbst um schweres G eld kein W asser zu kaufen bekommen. DieAerm eren müssen sich schon des Nachts an den Brunnen aufpflanzen, um einer dem anderen dasWasser wegzustehlen, w obei es im G edränge häufig zu Tätlichkeiten kommt. In sanitätspolizeilicherBeziehung machen sich schwere Misstände geltend. Die Feuerversicherungen w ollen keineVersicherung mehr aufnehmen, w eil kein W asser zum Löschen da ist. Die 1000 Kinder in den hiesigenSchulen em pfinden den Mangel an W asser aufs em pfindlichste. Die Reinlichkeit, das Fundamenteiner gesunden Erziehung, kann von uns gar nicht verlangt w erden.“ Der M inister ordnetedie A nlage von W asserständern in ganz Königshütte an. Um diesem Notstand zu steuern, hatteder Bergfiskus zw ar die im Freundschaftsschacht der Königsgrube zu Tage gehobenen W asser der<strong>Stadt</strong> zur Speisung der vorhandenen W asserleitung zur Verfügung gestellt, doch w a r diese Massnahmenur als v o rlä u fig gedacht, da sich die N otw endigkeit ergab, den Schacht w ieder dem Betriebe nutzbarzu machen. Infolge des in Königshütte zu einer Entscheidung drängenden Notstandes konnte mit derW asserversorgung der <strong>Stadt</strong> auf das Zustandekommen der allgem einen W asserversorgung vonZawada her nicht gew artet w erden; es wurde vielm ehr der Bau einer besonderen W asserleitungnach Königshütte beschlossen und hierfür die Verwendung des in dem tiefen Friedrichsstollen desKöniglichen Blei- und Silberbergwerks Friedrich bei Tarnow itz vorhandenen Wassers ins Augegefasst. Das W asser sollte in dem etwa 3 km südlich von der <strong>Stadt</strong> Tarnow itz gelegenen Glückhilfschachtdurch eine Pumpe zu Tage gehoben und alsdann in das G ebiet von Königshütte geleitetwerden. Dieser Plan erfuhr insofern eine Aenderung, als später nicht der Glückhilfschacht,sondern der etwa 1 km östlich von ihm gelegene A dolfschacht der Friedrichsgrube zur W asserhebungbenutzt wurde. Der Bergfiskus hatte an der W asserversorgung von Königshütte und derbenachbarten O rtschaften aus dem G runde ein besonderes Interesse, w eil das Versiegen derBrunnen in der <strong>Stadt</strong> in der Hauptsache auf den staatlichen Bergbau zurückgeführt wurde. Hierzukam, dass das Königliche Steinkohlenbergwerk König selbst lebhaft unter dem M angel an gutemW asser für Kesselspeisezwecke litt, da ihm hierfür nur das durch Kalk entsäuerte und starkgipshaltige Grubenwasser zur Verfügung stand. Die Folge dieses schlechten Kesselspeisewasserswaren häufige Betriebsstörungen. Die Kosten der W asserleitung Adolfschacht-Königshütte wurdenaus diesem G runde v ö llig auf die Fonds der staatlichen Bergverwaltung übernommen. In denEtats der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung für die Jahre 1882 bis 1885 wurden für die Ausführungdes Projektes insgesamt 696 000 RM. bew illigt. Ehe man an die Ausführung ging, nahmman um fangreiche Messungen und Untersuchungen der W asser des tiefen Friedrichstollens vor.Diese ergaben, dass die Menge der Stollenwasser stark wechselte und je nach der Jahreszeitund den W itterungsverhältnissen zwischen 12 und 25 cbm in der M inute schwankte; auch erwiessich das W asser nicht immer fre i von organischen Beimengungen, die auf den Betrieb derFriedrichsgrube zurückgeführt werden mussten. Es wurde daher auf die Verwendung des Stollenwassersverzichtet und, um ein einwandfreies und beständiges W asser zu erhalten, in der Zeitvon Juli 1884 bis A p ril 1885 in dem neben dem A dolfschacht gelegenen Maschinenschacht einBohrloch gestossen, durch das reichlich W asser erschlossen wurde. Am 18. O kto ber 1884 nachmittags5 Uhr 15 M inuten tra f das so lang ersehnte W asser ein und w urde von der Bürgerschaftm it lautem Jubel begrüsst. Die Freude muss recht gross gewesen sein, wenn der Bürger-Verein sogar ein „W asserfest“ veranstalten konnte und in Erinnerung an diesen Tag künftig immer111


w ieder zu feiern gedachte. Das W asser wurde der Chronik zufolge als „k ris ta llk la r und vonangenehmstem Geschmack" geschildert.Da die Zuflüsse des ersten Bohrloches bald nicht mehr ausreichten, wurde in den Jahren1887 bis 1888 ein zweites Bohrloch neben dem Adolfschacht niedergebracht, durch das nahezu6 cbm W asser in der M inute erschlossen wurden.Die Leitung Adolfschacht-Königshütte führt über Neu-Repten, Städtisch-Dom browa, Beuthen,Hohenlinde nach Königshütte. In M ittel-Lagiew nik (jetzt Hohenlinde) wurde ein W asserturm von500 cbm Inhalt errichtet; die O berkante des Behälters liegt bei + 319 m N. N. Zunächst versorgtedie W asserleitung lediglich die <strong>Stadt</strong> Königshütte nebst den dazu gehörigen Kolonien unddie Schachtanlagen des Königlichen Steinkohlenbergwerks König. In den folgenden Jahren wurdesie alsdann nach Süden bis O ber- und N ieder-H eiduk (jetzt Bismarckhütte) und Schwientochlowitzund nach Osten bis C horzow und W enzlow itz verlängert; auch die Ortschaften O ber- und M ittel-Lagiewnik (jetzt Hohenlinde) erhielten Anschluss.Eme hochbedeutsame Angelegenheit jeder Gem einde ist die Beseitigung ihrer SchmutzundAbwässer, ist die Reinigung der A bort- und A bfallgruben.Die Fäkalien wurden damals im ganzen Bezirk in gemauerten oder betonierten Grubeninnerhalb der einzelnen Grundstücke angesammelt. Die Entleerung der Dünger- und Senkgrubengeschah bis in die W eltkriegsjahre hinein durchweg auf pneumatischem W ege in Abfuhrtonnen.Die A bfu hr besorgten teils Abfuhrunternehm er, teils beseitigten die einzelnen Hausbesitzer selbstden G rubeninhalt nach ihren naheliegenden Gärten. In den neunziger Jahren hielt ein Privatunternehmereinen geruchlosen W agen mit Gasverbrennung, den er gegen Entschädigung verlieh.Seit 1899 unterhielt auch die <strong>Stadt</strong> eine A bfuhranstalt und veranlasste die Hausbesitzer, sich desprivaten und städtischen A bfuhrw agens zu bedienen, dam it durch die W egschaffung der Fäkalienund durch die Reinigung der Gruben die Nachbarn möglichst wenig belästigt wurden. Die Reinigungder Senk- und Dunggruben gab aber Irotz zahlreicher Bestrafungen immer w ieder zuKlagen Anlass und o ft genug musste bei verhältnismässig vielen Hausbesitzern durch polizeilicheMassnahmen die Reinigung erzwungen werden.Der G rubeninhalt ist auf die in der Nähe der <strong>Stadt</strong> liegenden Aecker und Gärten geschafftworden. Da jedoch in den wenig umfangreichen Landschaften und gärtnerischen Betriebendie Jauche nicht untergebracht werden konnte, entstanden o ft und meist in den Sommermonatendie ärgsten Misstände durch überfüllte G ruben bei stockender Abfuhr.Auch die A bleitung der W irtschafts- und Regenwässer aus den einzelnen Grundstückenmachte mehr und mehr Sorge. Die A bleitung geschah bis 1902 vorw iegend in offenen oder überdecktenRinnen nach der Strasse hin. In den Strassenrinnen flössen die W asser zum Teil aufsehr langen W egen, bis sie durch einen unterirdischen Kanal oder durch einen offenen W asserlauf aufgenommen wurden.In den dichter bebauten <strong>Stadt</strong>bezirken, w o die Strassen in den letzten Jahren neu gepflastertoder befestigt wurden, sind gleichzeitig zeitgemässe Kanäle eingebaut worden, die fürdie Aufnahm e alle r Schmutzwässer w ie der Regenwässer eingerichtet waren und in den nächstenoffenen V orflu te r ausmündeten. Als Hauptabflussadern bestanden im nördlichen <strong>Stadt</strong>teil der sogenannte„Schwarze G raben“ und in der südlichen <strong>Stadt</strong> der sogenannte „S uezkanal“ . Beide G räbenführten damals alle W ässer aus dem <strong>Stadt</strong>bezirk heraus. Die dam aligen unterirdischen A b ­leitungseinrichtungen waren teils gem auerte Kanäle, teils Zementbeton- oder Tonrohre. Die o f­fenen G räben hatten auf einigen Strecken m it Holz befestigte Seitenwände, meist waren jedochSohlen und W ände unbefestigt.Der „Schwarze G raben“ beginnt im nördlichen <strong>Stadt</strong>teil („Süd-Lagiewnik“ ) auf der Höheöstlich der Beuthener Strasse. Sein Lauf führte südostwärts durch einen dichtbebauten <strong>Stadt</strong>teilüber Privatgrundstücke hinweg, kreuzte die Kronprinzenstrasse (heute: Hindenburgstrasse) undmündete nach einem etwa 3,5 km langen Laufe unterhalb der dam aligen Kolonie „N o m ia rk i“ in112


An der Rawadie Rawa. Innerhalb der bebauten Grundstücke w ar der G raben schon damals teilweise überdeckt.Der offene Lauf des „Schwarzen G rabens“ m it seinem sehr schmutzigen W asser besassnahezu auf der ganzen Strecke mit Brettern und Pfählen befestigte Böschungen. Da das Q uerprofil des Grabens an einigen Stellen zur A bführung der W ässer unzureichend w ar, kamen nichtselten Ueberflutungen der U fer vor. Das überfliessende W asser konnte aber auf dem anliegendentie fe r liegenden G elände nicht w eiter abfliessen. So bildeten sich zu beiden Seiten desGrabens Seen und Teiche, in denen das stehenbleibende W asser nach und nach versickerte undverdunstete. Da auch die Schlachthausabwässer, die allerdings, wenn auch nicht ausreichend geklärtwurden, in den „Schwarzen G raben“ geleitet wurden, muss der Geruch nicht gerade angenehmgewesen sein.Der „Suez-Kanal“ begann an den Klärteichen der Vereinigten Königs- und Laurahüttesowie des Krug-Schachtes und bildete hauptsächlich den V orflutkanal fü r die W ässer der genanntenW erke. In seinem oberen Laufe w a r der Kanal teils ausgebaut und überdeckt, teilsoffen. V or seiner Einmündung in den Rawabach bei Klimsawiese w ar der „S u e z -K a n a l“ aufeiner Länge von etwa 1,5 km offen. Die Böschungen wurden ebenso w ie beim „SchwarzenG raben“ mit H olzbrettern befestigt. Auch der „Suez-Kanal“ litt an Ueberflutungen.Die H auptvorflut fü r die Abwässerung bildet noch heut die Rawa. Dieser W asserlaufsetzt sich aus einer Anzahl von Q uellenbächen zusammen; bei Lipine und beim Bahnhof M orgenrothfinden sich die ersten Bachgräben. Im <strong>Stadt</strong>gebiet kommen der „Schwarze G raben“ und der„Suez-Kanal“ hinzu, denen sich w eiter abwärts Zuflüsse von Schwientochlowitz, Bismarckhütte, Zalenze,Brynow, A lfredgru be usw. anschlossen. Bei Schabelnie vereinigt sich die Rawa mit dem damaligendeutsch-russischen Grenzfluss Brinitza, der sich dann als „Schwarze Przemsa“ und „Przemsa“in der Nähe des dam aligen preussischen Ortes Neu-Berun in die W eichsel ergiesst.Bis 1875 ist das Rawawasser ein klares und fischreiches Gewässer gewesen. Eine grosseMenge von Teichen, in Schwientochlowitz angefangen, und eine grosse Anzahl von Stauwehrenerm öglichten die Verw ertung des Rawawassers zu Antriebszwecken. Das rund 19,6 m betragende113


G efälle wurde durch W assermühlen und ein mit W asserkraft betriebenes Hochofenwerk bei Kattowitz, dem sogenannten „B ogutzker Ham m er“ ausgenutzt. Dieser „H am m er“ stellte einen H olzkohlenhochofendar. Er ist bis in die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts betrieben worden.Später, nach der A nlegung der Hüttenwerke und der immer w e iter um sich greifenden Grossindustrie,wurden die W assermühlen kassiert und die m it den Stauwehren verbundenen Teiche zurein industriellen Zwecken verw andt; und zw ar zum Speisen von Dampfkesseln, Kühlwasserzwecken,fü r Puddeleien, Stahlwerke, Hochöfen, W alzw erke usw. Der Rawabach und die durchihn gebildeten künstlichen Teiche wiesen noch immer klares und r<strong>eines</strong> W asser auf und enthielteneinen grossen Fischreichtum. Die alten Einwohner von Klimsawiese und Bismarckhüttewerden sich neben dieser Tatsache auch noch darauf zu erinnern wissen, welchen grossen Zulaufdie in diesen grossen Teichen befindlichen Badeanstalten im Sommer hatten. Das W asser desRawabaches blieb deshalb so klar und rein, w eil er nur die W assermengen seiner Quellzuflüsseund die N iederschläge s<strong>eines</strong> etwa 90 qkm betragenden Niederschlagsgebietes übernahm. A b ­wässer sind bis zum Jahre 1875 so gut w ie gar keine der Rawa zugeführt worden. Insbesonderewurden die Abwässer des fiskalischen Steinkohlenbergwerks „K ö n ig “ in Königshütte durch densogenannten Schlüsselerbstollen unter Durchquerung der W asserscheide zwischen der Przemsaund der Klodnitz, bezw. der W eichsel und der O der, dem K lodnitzkanal bei G leiw itz zugeführt.M an w o llte damals nach dem Bau des Klodnitzkanals durch Zuführung der Abwässer der fiskalischenBergwerke „K ö n ig “ in Königshütte und „K ö n ig in “ in Zabrze die Schiffbarkeit des Kanalsvon dem veränderlichen W asserstand der Klodnitz unabhängig machen. Freilich hatte man dam itgerechnet, dass die Beschaffenheit der Grubenabwässer gleichbleibend sein würde. Erst im Laufeder Jahrzehnte stellte sich heraus, dass sich die Q u a litä t dieser Abwässer mit dem A lte r derG rubenbaue verschlechterte. Die Chemiker stellten fest, dass durch die Verw itterung und Auslaugungdes in der Kohle eingesprengten Pyritts (Schwefeleisen) eine direkte Umsetzung inSchwefelsäure (Hs SO 4) erfolgt. Ein derartiges Abwasser musste a u f die maschinelle A nlage derköniglichen Hütten, die aus dem Kanal das W asser entnahmen, und auf den Fischreichtum denungünstigsten Einfluss ausübten. M an entschloss sich daher, die Abwässer des fiskalischen Bergwerks„K ö n ig “ in Königshütte, die besonders viel Säure enthielten, dem natürlichen Flusslauf derRawa zuzuführen. Von diesem Zeitpunkt an datiert die erste Verunreinigung des Rawawassers.Es ist verständlich, dass sich die A nlie ger und die Besitzer der Teiche eine derartige Veränderungdes Wassers nicht g u tw illig gefallen Hessen. Und als später auch die anderen Bergwerke mitihren Abwässern die Beschaffenheit des Rawawassers immer mehr verschlechterten, sind einegrosse Anzahl von Prozessen bei den ordentlichen Gerichten angestrengt worden. V iele Beschwerdenerreichten die zuständigen Behörden. Es kam w ohl zu Vergleichen und Entscheidungen,aber die Abwässerungsverhältnisse der Rawa sind von Jahr zu Jahr ungünstiger geworden. Dennzu den Abwässern der Berg- und Hüttenwerke kamen von Jahr zu Jahr mehr auch diejenigenvon Beizereien, Benzolfabriken und Teerproduktengewinnungsanstalten. Auch die Abwässer derGemeinden, der Schlachthäuser, Krankenhäuser u. dergl. m. haben die Beschaffenheit des Rawawassersausserordentlich verschlechtert.An wärm eren Tagen gährte und brodelte es in diesem schlammigen W asser. Bei derZersetzung stiegen freiw erdende Gasblasen auf und platzten an der O berfläche. UebelriechendeDäm pfe verbreiteten sie. W eder Fisch noch Pflanze konnten in diesem W asser gedeihen. DieAnw ohner des Rawabaches wissen zu berichten von Tierleichen und von toten Katzen, Ratten,Federvieh, Hunden usw., die häufig auf den schwarzgelben Fluten dahintrieben.M an hat dem Rawabach daher den berüchtigten Namen „K lo a ka m axim a“ von O be r­schlesien gegeben. Trotz der geradezu ekelerregenden Beschaffenheit des Rawawassers kam esvor, dass dieses W asser in heissen Sommern in fo lg e Trinkwassermangels fü r W irtschaftszweckevon der ärm eren Bevölkerung benutzt wurde. Es ist deshalb nicht verw underlich, wenn eineTyphusepidemie die Folge w ar. Auch die umliegenden Brunnen mussten für Trinkwasserzweckeallm ählich ausscheiden. Das Bachbett der Rawa verschlammte auf seiner ganzen _ Länge immermehr. Die U fer hatten, abgesehen von wenigen sehr kurzen Strecken, unbefestigte, teilweiseRasenböschungen. Vielfach waren die U fer durch Hochwasser abgerissen. An solchen Stellen114


Erklärung'Plan von Königshütte.1. Rathhau h D 5.2. Königl. BarginnpoctionD 4.8. HQttenamt D, E 4.4. Königl. Gymnasium D 55. Kaiserliches PostamtD 4.6. Kgl. Amtsgericht D 5.7. Amtegerichtagef&ngnissD 6.8. Höhere TöchterschuleC 5.Ö. Städtisches KrankenhausD 5.10. Evangelisches W *io*nhausE 5.11. Katholisches WaisenhausC 3.12. Volkssch&le I D 8.13. H C 8.14. m e 8.15. IV u. V IC 8.16. V D 5.17. V II u. V III0 2.17a. IX C 5.18. St. Hedwigstift D 8,19. Knappschaft:)] azarethC 6.20. Evangelische KircheD 8.21. Kathol. St. BarbarakircheC 8.22. Kath. St. HedwigkircheC 6.23. Synagoge D 4, 5.24. Bahnhof KönigshdttoD 4.25. Bahnhol' SchwientochlowitzA 7.26. Bahnhof Chorzow E 1.27. Denkmal des Ministersv. Reden F 5.28. Gedenktafel z. E. an denBildhauer ProfessorKalide D 3.29. Hötei Waodnl D. E 5.80. Hötel zur KönigsbOtt^D 8.31. Hötel zum schwarzenAdler D 4.82. Springbrunnen D 4.83. Löwen-Apotheke D 5.34. Adler- , D 3.85. Wasserthurm mitHoch-Reservoir, zur grosaonfiskalischen Waueerleitunggehörig C I.


ildeten sich im Bach A blagerungen, die den regelmässigen Abfluss der Wassermengen hinderten.Die beteiligten Behörden sahen sich veranlasst, endlich W andel zu schaffen. Eine grosseMenge von Projekten fü r die Regulierung der Rawa und im Zusammenhang dam it für die Trinkwasserversorgungdes oberschlesischen Industriebezirks wurden in A n g riff genommen. Das Problemder Trinkwasserversorgung ist im Laufe der Jahre befriedigend gelöst worden. A ber dasProblem der Rawaregulierung und die der Abw ässerableitung muss heute noch eine befriedigendeLösung finden.M it dem Beginn der Kanalisation im Jahre 1903, die von Jahr zu Jahr erw eitert wurde,und dem sich Durchsetzen der W asserklosetts, der Verbesserung der Kläranlagen bei allen industriellenBetrieben, sind die hygienischen Verhältnisse in der <strong>Stadt</strong> ausserordentlich verbessertw orden; sie werden erst recht unter der neuen deutschen <strong>Stadt</strong>führung m ustergültig geregeltwerden.Das Jahr 1871 brachte eine ungeheure A ufregung in die <strong>Stadt</strong> durch die Arbeiter-Unruhen.Der Anlass w a r recht sonderbar. Eine oberbergam tliche Verordnung vom 26. 11. 1870 schrieb dieK ontrolle der auf den Bergwerken beschäftigten A rbeiter v o r; jederzeit mussten Zahl und Personder beschäftigten A rbe iter zu erm itteln sein. Im rheinisch-westfälischen Industriebezirk hatte mandie M arkenkontrolle eingeführt. Sie bestand darin, dass jeder über oder unter Tage beschäftigteA rbeiter eine M arke besitzt mit einer Nummer, die der in der A rbeiterliste geführten Nummerentspricht. Die M arke musste er beim A n tritt seiner Schicht beim Kontrollbeam ten abgeben undbeim Verlassen des W erkes w ieder in Empfang nehmen. Als es am 26. Juni 1871 zur Durchführungder heute so selbstverständlichen M arkenkontrolle kam, weigerten sich die zur Schicht kommendenA rbeiter, die M arken zu entnehmen; ein grösser Teil verlies die Arbeitsstätte und am nächstenTage begannen bedauerliche Zwischenfälle und Plünderungen, die mit m ilitärischer G ew alt niedergeschlagenwerden mussten und bis zum 15. August 1871 den Belagerungszustand nach sich zogen.Die K ontrollm arken aus Messing hatten nämlich die Bezeichnung K. G. N r.... ( = Königs-Grube Nr....).Die A rbeiter deuteten diese Buchstaben als „Kam inski-G rundm ann“ . Kaminski w a r ein altka tholischerGeistliche und Grundm ann galt als arbeiterfeindlich. W e r die M arke nahm, so ging dasGerücht, der stimme fü r die Absichten des Kaminski und Grundmann. Die A rbeiterschaft w ar unzwe ifelh aft von der polnisch orientierten W ochenschrift „K a to lik “ fanatisiert, und polnische A g ita ­toren benutzten die G elegenheit zu chauvinistischer A gitation.Im Jahre 1875 lebte die Kaminski-Psychose erneut auf. Infolge <strong>eines</strong> Gerüchtes, dass deraltkatholische Pfarrer Kaminski aus K attow itz in den hiesigen Schulen Religionsunterricht erteilensolle, w urde die A rbeiterbevölkerung so aufgeregt, dass viele Frauen und M änner sich am 10. M ai1875 vor den Schulen versammelten und m it Ungestüm die Herausgabe der Kinder verlangten.Da man dieses Verlangen ablehnte, nahmen die Frauen eine bedrohliche Haltung an. Es kamzu Ausschreitungen, deren w eitere Ausbreitung nur durch das Einschreiten der Polizei und <strong>eines</strong>M ilitärkom m andos verhindert werden konnte. Die H auptbeteiligten — meist Frauen — sind verhaftetund mit 6 W ochen bis zu 9 M onaten Gefängnis bestraft worden.Das 1871 eingezogene „M ilitär-W a chko m m ando“ w urde erst am 1. A p ril 1881 abberufen,als Beuthen O/S. eine Garnison erhalten hatte.Den bisherigen Unruhen lagen in erster Linie religiöse M otive zugrunde, die sich mit p o l­nischer A gita tio n mischten. Sozialistische Tendenzen waren nicht bem erkbar, denn bis 1882 vermochtedie Sozialdem okratie in Königshütte keinen Boden zu gewinnen. Zum ersten M al spürteman hier die sozialdem okratische A gita tion im Jahre 1889. Als am 5. M ai 1889 auf verschiedenenZechen des Gelsenkirchener Kohlengruben-Reviers unter den Bergleuten ein Ausstand ausbrach, dersich in kurzer Zeit auf das rheinisch-westfälische Kohlenrevier ausdehnte, sprang der Funke auchnach Schlesien über. Er zündete zuerst auf der G lückhilfsgrube im W aldenburger Revier, w o 4000Mann streikten. Trotz a lle r behördlichen Vorsichtsmassregeln „w u rd e von dem verheerenden Elementeein Funke auch nach dem sonst friedliebenden Oberschlesien getrieben, welcher am 16. M aiDeutschlandgrube tra f und hier zündete“ . M ehrere gewerkschaftliche Gruben folgten und bald116


Freibad am Redenberg.dehnte sich der Streik auch auf die fiskalischen Zechen der Königsgrube aus. Am 18. M ai 1889weigerten sich ungefähr 150 Bergleute des Bahnschachtes einzufahren, obgleich die Berginspektionbei der letzten Löhnung den G edingelohn der Häuer und Schlepper um 30 bzw. 20 Pfg. für dieSchicht erhöht hatte. Sie rotteten sich v o r dem Zechenhause des Bahnschachtes zusammen, begabensich sodann in die G rubenanlage und versuchten hier den Z utritt zum Förderschacht abzusperren,um so das Einfahren anderer Bergleute und die Fortsetzung der Förderung zu verhindern.Durch kräftiges Einschreiten der Beamten wurden indes die Streikenden herausgetrieben; dieselbenfassten nun wiederum vor dem Zechenhause Stand. Da ein anderer grösser Teil der Bergleute,welche früh einfahren sollten, gar nicht auf der G rube erschien, musste der Betrieb des Bahnschachtesaufgehoben werden. G leichzeitig m it dem Bahnschacht wurde die Förderung der ebenfallsfiskalischen Bismarckschächte unterbrochen, w o ebenfalls ein vollständiger Ausstand ausgebrochenw ar. Die Ausständigen dieser beiden Schächte, denen sich noch feiernde Bergleute vonder Deutschland- und der M athilde-G rube angeschlossen hatten, begaben sich nun gegen M ittagnach den ebenfalls fiskalischen Krugschächten. Hier besetzten die Massen die Zugänge zu den117


Schächten und beschlossen, a u f die unter Tage arbeitenden Kameraden der Krugschächte zu wartenund das Einfahren der fü r die Nachtschicht bestimmten A rbe iter zu verhindern. G ütliche Verhandlungender Direktoren der G rube m it den A rbeitern hatten keinen Erfolg. Es blieb, nichts anderesübrig, als M ilitä r zur Verstärkung der städtischen Polizei heranzuholen. Beuthener, G leiw itzer undKoseler B ataillone traten an und besetzten die Gruben in und um Königshütte.Die Bergleute bemühten sich inzwischen auch in Berlin bei den M inisterien um die Durchsetzungihrer Forderungen. „Sie verlangten eine mässige Lohnerhöhung und wünschten vo r allemdie bisher zw ölfstündige Schicht in eine zehnstündige um gewandelt zu sehen. Sie erklärten, dieG edingesätze würden nicht e rfü llt und die tägliche A rbeitszeit sei eine 12—14-stündige. Die Löhneseien zu niedrig; ein Häuer verdiene durchschnittlich nur 2,00— 2,50 Mk., ein Schlepper aber 1,50bis 1,75 M k. täglich. Auch komme in Betracht, dass in Oberschlesien auf einen Häuer immer zweiSchlepper käm en; diese würden erst im vorgerückten A lfe r Häuer, o ft g a r nicht. A u f den M onatkämen 25 Schichten, und dam it könnten bei den bestehenden Preisen die Familien nicht auskommen.Ihre W ünsche gingen dahin: Die Häuerlöhne sollten bis 3,50 M k. und die fü r Schlepper auf2 M k. erhöht w erden; dann habe man wenigstens die M öglichkeit, das Leben zu fristen. W eiterklagten sie, die Löhne fü r nicht vollgeladene W agen würden w illkü rlich angerechnet; man solledoch den w irklichen Inhalt vo ll berechnen. Auch würden jetzt viel höhere Leistungen verlangt.Früher hätten vie r Bergleute 24 W agen zu 10 Centner gefördert, jetzt müssten drei Mann, Häuerund Schlepper, 54 W agen zu 10 Centner fö rd e rn ; trotz dieser M ehrarbeit wären die Löhne zurückgegangen,ehemals hätten sie täglich bis 4 M k. verdient. Gegen die Arbeitsordnung erhobensie folgende Beschwerden: Diese O rdnung enthält zu hohe und harte Strafen; dieselben werdenauch w illkürlich auferlegt. Z. B. heisst es d a rin : W e r mit M aterial, etwa Sprengstoff, nicht haushälterischumgeht, muss bis 6 M k. Strafe zahlen. Es müsse also eine Abänderung der A rbe itsordnungerfolgen. W e ite r kämen den Bergleuten die Segnungen der sozialpolitischen Gesetzgebung(Krankenkassen- und Unfallversicherung) nicht zugute. Früher hätten sie 1,50— 1,60 Mk. gezahlt, jetztaber 3 M k. Früher w ären kleine Beiträge zur Beschaffung von Schulbüchern fü r die Kindergegeben worden, das sei ihnen jetzt entzogen worden. Das mache böses Blut. Eine Hauptbeschwerdesei die, dass dem invaliden A rbe iter der Invalidenlohn vorenthalten werde. W enn sich ein A rbeiterinvalide melde, so erkläre das der Knappschaftsarzt fü r Simulation. Ein von dem A rbeiter beiG ericht angestrengter Prozess nütze nichts, auch wenn dasselbe die Beschwerde fü r berechtigterklärt, da nach den Statuten der Knappschaftsarzt, der erste technische Bergbeamte und derKnappschafts-Aelteste zu entscheiden hätten. Es seien also Richter und Kläger in einer Person vereinigt.W egen Krankheit würden die Bergleute plötzlich entlassen und fänden keine A rb e it mehr.Sie wünschten m it Rücksicht hierauf, dass auf den Abkehrscheinen keine Bemerkungen mehr gemachtwürden. Ferner verlöre der so entlassene A rbe iter sofo rt alle Knappschaftsbeiträge.“Nachdem einige Beschwerden und W ünsche der A rbe iter befriedigt w orden waren, konnteder Ausstand am 4. Juni 1889 als beendet angesehen werden. Die Truppen kehrten in ihre G arnisonenzurück. Die Rädelsführer, sozialdem okratische Agenten aus dem W aldenburgischen, büsstenden Ausstand durch hohe Zuchthausstrafen.In der N acht vom 5. zum 6. N ovem ber 1899 legten ungefähr 250 Puddler der Königshüttedie A rb e it nieder, w eil ihnen die beantragte Lohnerhöhung von 25% nicht b e w illig t wurde. DieHüttenverw altung blieb fest und die Puddler mussten am 7. N ovem ber die A rb e it w ieder aufnehmen.In den folgenden Jahren kam es zu Arbeitseinstellungen bei Ziegeleiarbeitern, bei M aurernund Tischlern, die ebenfalls durch sozialdem okratische Agenten vom Zaune gebrochen waren.Ein grösserer Bergarbeiterstreik begann w ieder am 1. August 1907 auf sämtlichen Schächtender fiskalischen Königsgrube. Zusammenstösse zwischen Streikenden und Polizei blieben nichtaus. Als die 5 000 Streikenden keinerlei V o rte ile erreichten, brachen sie am 9. August den w ildenStreik ab. Bis zum Zusammenbruch Deutschlands 1918 ist es zu grösseren Streiks nicht gekommen.Dagegen verzeichnet die C hronik im Jahre 1909 Aussperrungen von 463 Bauhandwerkern,die durch Vergleich endeten. G erade im Baugewerbe hat es seit der Jahrhundertwende einenständigen A rbeiterm angel gegeben. Die M aurer und Zim m erer wurden aus dem' Leobschützer und118


Schigelände im <strong>Stadt</strong>walde.Neustädter Kreise und anderen Gegenden Oberschlesiens und Oesterreichisch Schlesiens herangeholt.A llm ählich bildete sich die G ewohnheit heraus, dass zur Bauzeit die Bauarbeiter ausdiesen Gegenden von selbst ins Industriegebiet kamen und der M angel behoben war.Zu den Tiefbauarbeiten musste man galizisch-polnische, steiermärkische, ruthenische unditalienische A rbe iter heranholen, da der Bedarf aus der hiesigen Gegend nicht gedeckt werdenkonnte.Auch an „zuverlässigen Dienstboten“ wurde seit 1898 der M angel immer fühlbarer.O effentliche Arbeitsnachweisstellen bestanden vo r dem W eltkrie ge nicht, „dagegen habender Landwehr- und der Kriegerverein je eine Arbeitsstelle für Vereinsangehörige errichtet.“Auch andere Heimsuchungen blieben der <strong>Stadt</strong> nicht erspart. Im Jahre 1867 brach eineC holeraepidem ie aus, die sich 1874 und 1898 w iederholte. Von den 120 Krankheitsfällen im Jahre1874 endeten 44 m it tödlichem Ausgang. Im N ovem ber 1871 wüteten die Pocken in der <strong>Stadt</strong>.Von 400 Erkrankten mussten 50 sterben. Einige Jahre später (1876) tra t der Typhus epidemisch aufund ford e rte Jahre hindurch (bis 1910) seine O pfer. Die Kurve der Erkrankungen und Todesfällezeigte ein lebhaftes A u f und Ab. Seit den achtziger Jahren waren Scharlach und Diphtheritisständige, recht unangenehme Gäste der <strong>Stadt</strong>. Unter den Kindern endeten die Erkrankungen oft119


mit dem Tode. Die Chronik verzeichnet Zahlen, die erschrecken machen; so starben 1905 von147 Erkrankten 51 an Diphtherie, 1906 von 528 Scharlachkranken 140, 1909 von 579 Erkrankten 118,1912 mussten von 175 Personen noch 21 sterben. Man kann sich vorstellen, dass die Bevölkerungmit banger Sorge e rfü llt w ar, zumal auch andere Krankheiten wie Masern und Ruhr sich zu Epidemienverdichteten. Das Jahr 1882 z. B. brachte eine Ruhrepidemie. In der Zeit vom 9. Julibis 31. O kto be r erkrankten 158 Personen, von denen 83 ihr Leben lassen mussten. Und im Jahre 1900zählte man 400 M asernkranke, von denen 14 starben.Grosses Entsetzen, Angst und Sorge brach über die Königshütter herein, als am 19. N o ­vember 1904 der erste Fall von G enickstarre auftrat. 319 Personen erkrankten, 203 starben.1905 brachte man 157 von 210 Erkrankten zur letzten Ruhe. Bis Ende 1909, wann der letzte Fallmit tödlichem Ausgang verzeichnet ist, forde rte jedes Jahr viele O pfer und mancher Königshüttererinnert sich heute noch dieser fürchterlichen Jahre, die fast ganz Oberschlesien heimsuchten. Fastm ittelalterliche Formen nahm damals der Volksbrauch an: die Kirchen füllten sich wie nie zuvor,die Bittmessen mehrten sich und manch einer gelobte eine W a llfa h rt nach Piekar, Annaberg undCzenstochau, wenn ihn oder seine A ngehörigen die grausame Krankheit verschone.Das politische Gesicht der <strong>Stadt</strong> vor dem W eltkrie ge w ird auch durch ihr Vereinswesencharakterisiert. Der V erw altungsbericht vom Jahre 1912 zählt unter den 188 Vereinen folgendebesonders auf:„M ilitä rvere in e sind: der Kriegerverein, der Landwehrverein, der M arineverein, der G ardeverein,der Verein ehem aliger Jäger und Schützen, der Verein ehem aliger Pioniere und Verkehrstruppen,der A rtillerie vere in, der Verein ehem aliger Ostasiaten und A frikaner, der Verein ehem aligerElfer, der Verein ehem aliger 23er, der Verein ehem aliger M oltkefüsiliere —• 38-er, der Kameradenvereinehem aliger 63er.Politische Vereine sind vorhanden: Der Bürgerverein, der freisinnige W ahlverein, die poln i­schen Vereine Kölko, Turnverein Sokol, die sozialdem okratische freie Turnerschaft, der polnischekatholische Verein unter dem Schutze des hl. Joseph (letzterer für den <strong>Stadt</strong>teil Klimsawiese), fernerder sozialdem okratische Verein, der W acht-Straz-Verein, der bürgerlich-dem okratische Verein(Barthsche Richtung) und der polnisch-katholische Kasinoverein. Ausserdem befanden sich hierZweigvereine der sozialdem okratischen Verbände der Berg- und H üttenarbeiter in Bochum, derM aurer Deutschlands in Ham burg, der Transportarbeiter in Berlin, der H olzarbeiter in Stuttgartund des polnisch-sozialdem okratischen Vereins fü r den W ahlkreis Beuthen O S ./- Tarnowitz.An Genossenschaften waren zu verzeichnen: Die Handwerker Spar- und Darlehnsbank,die Produkten-, Spar- und Darlehnsbank fü r das Fleischergewerbe, der Spar- und Darlehnsvereinder Gemeindebeam ten von Königshütte O/S. und Umgegend, die Spar- und Darlehnskasse für Lehrerund Beamte zu Königshütte, der Schrebergartenverein (Genossenschaft mit beschränkter Haftung),die Deutsche V olksbank und die polnische Volksbank (Bank Ludowy).Für das kulturelle und politische Leben einer <strong>Stadt</strong> sind ihre Zeitungen von grbsser Bedeutung.Königshütte hat eine nicht uninteressante Zeitungsgeschichte.Unter den polnisch orientierten Zeitungen nimmt der „K a to lik “ die erste Stelle ein. Redaktionund V erlag sind im Jahre 1881 von N ik o la i nach Königshütte verlegt worden. V erleger w arein W eltpriester namens Radziejewski, als verantw ortlicher Redakteur zeichnete ein gewisser Jaschik.G edruckt wurde das Blatt in der Buchdruckerei von Franz Ploch. Im Verw altungsbericht der Jahre1878— 1882 steht der Satz: „Beschlagnahmen haben nicht stattgefunden, jedoch sind gegen denverantw ortlichen Redakteur mehrfach Untersuchungen eingeleitet w orden“ . Im Juli 1885 siedelteRedaktion und Druckerei des „K a to lik “ von Königshütte nach Rossberg bei Beuthen O/S. über.Hier in Beuthen stellte er dann 1932 sein Erscheinen ein.Neben dem „K a to lik “ erschien kurz vor seinem W egzug dreim al wöchentlich die polnische„G azeta kato licka“ , die von der St. H yazinth-Aktiendruckerei heraüsgegeben und gedruckt wurde.Am 31. M ärz 1910 stellte diese „G a z e ta “ ihr Erscheinen ein. Bei Franz Ploch ist ein weiterespolnisches Blatt gedruckt worden, das sich „G örnoslq zak", Pismo dla ludu katolickiego (Der O b e r­120


schlesier, Zeitschrift fü r das katholische Volk) nannte. Als V erleger zeichnete Theodor Szczepanski,als Redakteur B. Koraszewski. Die Zeitschrift erschien zum ersten M ale am 1. Januar 1888; sieging im A p ril 1889 in den Besitz der Firma Koraszewski und Kotula und am 1. Juli 1889 in denBesitz des Redakteurs Zborek über, hörte aber mit dem 1. Januar 1890 auf zu erscheinen.Vom M ärz 1890 an erschien eine neue polnische W ochenschrift unter dem Titel „P rzyjacielgörnikow i hutniköw “ (Berg- und H üttenarbeiterfreund), die sich jeglicher Polemik zu enthalten,mit S orgfalt alles, was das Verhältnis zwischen A rbeiter und A rbeitgeber trüben könnte, vermeidenund politische und religiöse Erörterungen ihren Spalten fernhalten zu w ollen versprach.Seit dem 1. N ovem ber 1909 gab es dann noch eine vierzehntägig erscheinende Schrift„W zajem na Pomoc“ („A rb e ite rh ilfe “ ), und seit dem 23. M ärz 1912 die W ochenschrift „T ygodnikk a to licki“ (Katholische W ochenschrift). A lle diese periodischen Schriften haben sich wegen ungenügenderAbonnenfenzahl nicht durchsetzen können, genau so wie das vom 15. September 1887 biszum Januar 1888 im V erlage des Tuczynski erscheinende V olksblatt unter dem Namen „M iaruskatolicki („D er katholische K äm pfer“ ). Selbst die deutsch und polnisch geschriebene W ochenschrift„D e r Berg- und Hüffenm ann“ im V erlage von Franz Ploch existierte nur zwischen 1878 und 1903.Im Januar des Jahres 1869 ist das erste Lokalblatt unter dem Namen „K önigshütter A nzeiger“vom Buchdruckereibesitzer Ferdinand Ehmke aus Erdmannswille in der Kaiserstrasse (jetzt A d o lf-H itle r-Strasse) gegründet worden. Es erschien als Tageszeitung im Q uartform at. Bereits am 25. August desselbenJahres wechselte der Besitzer. Der Steindruckereibesitzer J. P. M arkefka in der dam aligenRichterstrasse übernahm Druckerei und V erlag. A nfang A pril 1870 hat der „K önigshütter A nzeiger“seinen Titel in „K önigshütter S tadtblatt“ um gewandelt. G leichzeitig erschien er von da ab in Folioformat m it einer Sonderausgabe „Strassen-Anzeiger“ , der am Tage des Erscheinens an den Strassenecken„a ffic h ie rt“ (ausgehangen, angeschlagen) wurde. Als am 12. O kto ber 1871 die Karl Miarka'scheBuchdruckerei vom Buchdrucker Franz Ploch gepachtet wurde, hat das Lokalblatt w ieder den ursprünglichenTitel „K önigshütter A nzeiger“ angenommen. In der Zeit vom 6. A pril bis 18. M ai 1872ist er vorübergehend in der von W ollenberg käuflich erworbenen, nach Beuthen O/S. übergesiedeltenM a rk e fk a ’schen Buchdruckerei gedruckt worden, bis Franz Ploch seine eigene Druckerei eröffnethafte. Am 25. M ai 1872 erscheint die erste „in der Ploch'schen O ffiz in gedruckte Nummer mitdem N ebentitel „Laurahütter A nzeiger“ . Von da wurde das Blatt wöchentlich zweim al ausgegeben.Bereits vom 1. A p ril 1873 an konnte der „A n ze ig e r“ dreim al wöchentlich erscheinen. Am 30. September 1875 erhielt der „K önigshütter A nzeiger“ den Titel „K önigshütter Zeitung“ und erschienim Folioform at. M it Ausnahme der Tage nach einem Sonn- und Feiertage kam die „KönigshütterZeitung“ vom 1. A p ril 1884 ab täglich heraus. 1900 änderte sie ihren Namen in „D e r O berschlesier(Königshütter A bendpost)“ . Im Januar 1904 ist diese Tageszeitung vom „K önigshütter T ageblatt“aufgekauft und zu einer Zeitung vereinigt worden.Das „K önigshütter Tageblatt“ erschien erstmalig am 1. O kto be r 1885. V erleger w a r die Firma R. G iebler und R a d e k jn der dam aligen KrugstrasseNr. 4. Schon am 1. A p ril änderte es seinen Namen in „K önigshütter A nzeiger“ um underschien unter redaktioneller Leitung von Buchhändler R. G iebler nur noch dreim al wöchentlich.W egen zu geringer Abonnentenzahl ist de r „A n ze ig e r“ dann am 1. A pril 1889 eingegangen.Seit dem 1. M ärz 1899 erschien w ieder ein „K önigshütter Tageblatt“ als täglich erscheinendeZeitung, die der Buchdruckereibesitzer M axim ilian H autzinger herausgab.Der Buchdruckereibesitzer Franz Ploch hat in der Zeit von 1878 bis 1904 eine W ochenschriftunter dem Titel „K önigshütter S tadtblatt“ herausgebracht. Vom 3. O kto be r bis 8. Dezember1909 erschien ein Blatt, das sich „D e r oberschlesische V olksfreund“ nannte. Im Jahre 1910 gab esfü r kurze Zeit ein „Oberschlesisches V olksblatt“ .Die Zeitung, die heute noch erscheint, ist die am 4. M ärz 1907 gegründete Tageszeitung„D e r oberschlesische K urier", der in den ersten M onaten bis 1908 „K önigshütter V olkszeitung“ hiess.Der „K u rie r“ w a r in der Leidenszeit der <strong>Stadt</strong> ein tap fe rer W ahre r der deutschen Interessen.Nach der Heim kehr ins Reich ist der „K u rie r“ zum amtlichen Bekanntmachungsorgan erkjärtworden. V o r dem W eltkrie ge diente als solches das „A m tsbla tt fü r den <strong>Stadt</strong>kreis KönigshütteO/S.“ . Es ist am 1. O kto be r 1899 zum ersten M ale erschienen und w urde jeden M ittwochund Sonnabend jedem Hausbesitzer auf <strong>Stadt</strong>kosten zugestellt.121


Und im Unglück — nun erst recht!Die deutsche <strong>Stadt</strong> Königshütte in der Zeit der Fremdherrschaft 1919— 1939.Es ist w ohl nur der auch w irklich in der Lage, das Ausmass und die V ie la rtig keit w ahrerUnglücksjahre zu erkennen, der in den Jahren von 1919 bis zur Befreiung, Septemberbeginn 1939,als aufrechter Deutscher in Königshütte lebte und sich in W ille n und Tat zu M utter Deutschlandbekannte. In jenen Jahrzehnten polnisch-französischer W illkürherrschaft, die eingeleitet wurdendurch das schwere Unglück, das der Zusammenbruch des zerrissenen, ohnm ächtig gewordenendeutschen Volkes heraufbeschworen hafte. Ein Deutschland, das einer W e lt von Feinden vier Jahrelang siegreich standgehalten hatte, lag, im wesentlichen von deutscher Zw ietracht ausgehöhlt,wehrlos am Boden. Und wie überall, namentlich an den Grenzen dieses Reiches, lauerten nur fin ­stere G ewalten, um unserem einst herrlichen V aterlande den Todesstoss zu versetzen. In einerZeit, da es sich „a lle n G ewalten zum T rotz" zu bewähren hiess, gab es nicht viele der Aufrechtenim Lande. Und doch: man durfte sie in Oberschlesien, diesem Spielball frem der Interessentenhaufen,gerade von 1919 bis 1939 suchen!Königshütte, das schon in den Befreiungskriegen dem preussischen V aterland aus den Reihenseiner schwielenharten Berg- und Hüttenm änner eine stattliche Schar tapfe rer Freiw illiger gestellthatte, von dessen M itkäm pfern an den Einigungskriegen 1864, 1866, 1870/71 allein im dam aligenFrankreich-Feldzug 12 W ackere auf der W ahlsta tt blieben, hatte auch Tausende seiner deutschenSöhne ruhmreichen A nteil am W eltkrie g nehmen lassen. An -allen Fronten, auf und unter allenW eltm eeren und sogar in der Luft waren es auch todesm utige Königshütter, vorw iegend Männerschwerer W erkarb eit, die sich heldenhaft bewährten. Man d a rf es zur Ehre gerade dieser <strong>Stadt</strong>sagen, dass nach der Heimkehr in ein zerbrochenes H eim atland kaum einer dieser M änner sichdurch die Sirenengesänge Korfanty'scher Propaganda breitschlagen liess, um in den Reihen sogenannterpolnischer Verbände die W a ffe n gegen die Brüder und Schwestern seiner oberschlesischenHeim at zu erheben. Es ist uns u. a. bekannt, dass Königshütter M arinesoldaten, die zu Beginndes W eltkrieges m it deutschen Kameraden anderer Gaue im fernen Tsingtau, Deutschlands damalsfernöstlichsten Stützpunkt verteidigten, selbst in japanischen Kriegsgefangenenlagern mit anderenOberschlesiern eine unanfechtbare Stimmabgabe fü r das V erbleiben der Heim at bei Deutschlanddurchsetzten. Unsere heutigen Bundesgenossen sorgten dafür, dass die Stimmscheine und Protokolleüber diese sicherlich seltsamste und fernste Abstim m ung zw ar nicht mehr rechtzeitig, docheinw andfrei in die Hände der „H ohen Interalliierten Kommission“ gelangten.Es ist auch bekannt, dass jene unserer Landsleute, die ein hartes Kriegsgeschick in fe in d ­liche Hände geraten liess, in der furchtbaren Eiswüste Sibiriens und in englischen oder französischenKriegsgefangenenlagern auch gegenüber schwerstem Druck standhielten und sich nicht dazuhergaben, in die Haller-Arm ee oder in irgendwelche tschechischen oder französischen Legioneneinzutreten. Dies muss, w eil es erwiesenen Tatsachen entspricht, von jenen Söhnen unserer <strong>Stadt</strong>gesagt werden, die in den ersten Jahren schweren, aber auch m annhaften Verteidigungskam pfesder deutschen Sache fernab der Heim at weilten.Die sogenannte „R evolution“ , die ihre Schlammfluten auch durch unsere Hüttenstadt wälzte,wurde — auch das ist ein Ruhmesblatt in der Gesinnungsbekundung unserer Königshütter — vonauswärts hereingetragen. Sie tobte sich bereits in den Novem berwochen 1918 vorw iegend zwischensogenannten Soldatenräten, Spartakus-G ruppen und polnischen Banditen aus. Besonders die „Sendboten“des durch deutsche G rosszügigkeit wiedererstandenen Polens waren land- und ortsfrem dund begannen erst spät den Boden der Heim at zu unterwühlen. Sie stützten sich wie, auch im übrigenOberschlesien, auf eine H andvoll sogenannter Polen, die meistens aus der Provinz Posen eingewandert waren und die in Herkommen, W esensart und Sprache kaum etwas mit dem typischenOberschlesier zu tun hatten. W ährend es bereits im Jahre 1917 gelegentlich <strong>eines</strong> Konzertes derpolnischen Chauvinistin und G eigerin Irena von Dubiska in K attow itz zu gesellschaftlich getarnten122


Dem onstrationen fü r Polen gekommen w ar, blieben in Königshütte solche zielbewusste und o ffe n ­k u n d ig e Kundgebungen anfangs vö llig aus.Doch w ie ein schwelendes Feuer frass der Ungeist dieser Zeit auch hier w eiter. Ein W e rkvolk,an D ü rftig keit gewöhnt, in kümmerlichen Behausungen gross geworden, durch ungeschickteund unzulängliche Lebensm ittelzuteilung o ft schwer vernachlässigt, von einer dünkelhaft überheblichenOberschicht in kulturellen Dingen meistens stiefm ütterlich beiseite gelassen, wurde namentlichauch von der Kanzel her allm ählich mürbe gemacht. Ein V olk, das in seiner Geistes- undSeelenhaltung nur zu o ft W achs in den Händen anderer gewesen — das g ilt im übrigen in vielenDingen fü r die ganze Zeit bis zur Befreiung — w a r kraft- und urteilslos genug, um in seinen Tiefenerschüttert zu werden.Am 3. Januar 1919 lieferte darum auch Königshütte den Beweis dafür, w ie sehr ein so irre ­geleitetes V olk — nebenbei gesagt mehr sein Abschaum und die ewigen M itlä u fe r — m it blindenAugen in sein Verderben stürzte. Zur A ufrechterhaltung der Ruhe und O rdnung und zur Sicherungder Betriebe w a r das Regiment der Reitenden Jäger aus M arburg, eine Truppe von hervorragendemFrontgeist, in Königshütte eingezogen. Man hatte diese stolzen Krieger bei ihrem Einzugin weitesten Volkskreisen dankbar willkom m en geheissen. Doch ultrarote und polnische Hetzerim Bunde m it den Häuptlingen des A rbeiter- und Soldatenrates brachten viel Untätige und M urrendeauf die Beine. Sie nahmen auf dem heutigen A d o lf-H itle r-P la tz in bezeichnenden Protestaufzügeneine drohende Haltung gegen die gering besetzte W ache im heutigen Verwaltungsbauder H erm ann-G öring-W erke ein. Posten und Patrouillen der äusserst beherrschten, im Schmuckeihrer soldatischen Ehrenzeichen befindlichen Jäger wurden erst angepöbelt, dann angegriffen.Um a u f die sich immer dichter zusam m enballenden Massen däm pfend einzuwirken, wurde ein M a­schinengewehr an einem offenen Fenster der dam aligen Berginspektion in Stellung gebracht.Im Nu flogen Steine auf das Haus und die Soldaten, krachten aus der Menge Schüsse. MehrfacheW arnungsrufe der Jäger fruchteten nicht. Die M eute setzte zum Sturm auf das G ebäude an.Da endlich erst fegte eine M G -Salve in die Luft, als der Ansturm heftiger wurde, in die Tiefe desüberschäumenden Platzes. 37 Personen, meistens die O p fe r ihrer N eugierde, blieben auf demfluchtartig geräum ten Platze liegen, 16 Tote und 21 meistens Schwerverwundete kostete diesererste A ufruhrtag in Königshütte. Die Jäger, die später auf Grund der politischen Entwicklung derDinge und a u f W eisung des sattsam bekannten roten Staatskommissars Hörsing Königshütteräumen mussten, waren auf lange Jahre die letzten Repräsentanten deutscher W ehrm acht.Um die gleiche Zeit w urde auch in Königshülte m it lebhaftem W id e rh a ll ein Ortsausschussder „Freien V ereinigung zum Schutze Oberschlesiens“ gegründet. Dieser Zusammenschlussa lle r deutschen Kräfte ohne Unterschied der Parteien und Konfessionen w a r der erste und geglückteVersuch, eine gemeinsame A b w e h rfro n t gegen die drohenden G efahren zu bilden, die uns damalsvon Versailles her in besonderem Masse nahten. Das Reich selbst w a r zu ohnm ächtig, um O b e r­schlesiens Schicksal allenfalls durch papierne Proteste aufzuhalten. S traffer und zielbewusster wurdedie A rbeit, die schliesslich der V orbereitung einer erfolgreichen Volksabstim m ung galt, in den„V ereinigten Verbänden heim attreuer O berschlesier“ .Polen leistete sich damals m it der gleichen Anmassung, die seine E robererpolitik stets ausgezeichnet,die gleichen Herausforderungen w ie vor seiner Katastrophe im Herbst 1939. Es fühltesich sicher genug, im Schatten von Clemenceau, W ilson und anderen „Friedensaposteln“ dasganze Oberschlesien von Kreuzburg bis Ratibor, von M yslow itz bis O ppeln zu fordern und diesesLand auch ohne Friedensdiktat sozusagen schon in Erbpacht zu nehmen. M it als erste Massnahmeverteilte die Klique um K orfanty bereits die wichtigsten A em ter und Posten unter sich. Es bleibtauch fü r Königshütte bezeichnend, dass sich der grosspolriische, ausgesprochen franko phile Kursder Posener Polen mit Dmowski und Paderewski an der Spitze niemals in Oberschlesien durchsetzenkonnte. A llenfa lls mit den plumpen W ahlfangm ethoden <strong>eines</strong> K orfanty — seine versprochenen Kühesind heute noch in unserem V olke unvergessen — gelang es W ojciech, allm ählich sein Stimmviehzu ködern. Dagegen breitete sich namentlich im alten Industriebezirk die W e lle teils deutsch-,123


teils polnisch-betonter Autonom iebewegung immer mehr gerade in den A rbeiter- und Kleinbauernkreisenaus. Das hatte meistens in den Personen der „Führerschaft“ dieser Separatisten ihren Grund.Mä nner w ie der von Korfanty-Söldlingen der „B ojöw ka polska“ meuchlings erm ordete TheophilK u p k a, der fü r einen Freistaat Oberschlesien an der Seite Deutschlands eintrat oder der nochin der Polenzeit rege tätig gewesene polnische Separatist Kustos hatten als Bodenständige ihrenstärkeren Anhang in unserem W erkvolk als selbst Korfanty. M it politischen Begriffen, die sich mitNamen w ie Pilsudski und H aller deckten, konnten auch unsere Königshütter in den ersten Jahrenihrer völkischen N o tze it kaum etwas anfangen.Die w ehrfähige deutsche Jugend, namentlich aus den Kreisen unserer Hüttenleute und derhöheren Schulen, strömte damals in das zum Schutze unserer Heim at aufgestellte OberschlesischeFreiw illigen-Korps und trug mit soldatischem Stolz das silberne Fichtengrün auf den Spiegeln ihrerFeldblusen. Dieses Schutzkorps, das sich namentlich in den blitzartigen Aufständen in entlegenenOrtschaften der Kreise Pless und Rybnik heldenhaft bewährte, stand unter dem O berkom m andodes unvergesslichen Sohnes der <strong>Stadt</strong> Pless, des G eneralleutnants H ö f e r, im ehernen Verbändejener ruhm gekrönten 117. Infanteriedivision, die in den letzten Tagen des Unglücksjahres 1918 auchin unserem Industriegebiet unter stürmischem Jubel der Bevölkerung ihren Einzug gehalten hatte.Besonders nach dem erzwungenen A bzug der deutschen Reichswehr-Grenzschutzformationen vorEinrücken der „H ü te r der A era der Freiheit und G erechtigkeit“ hat das OFK im wesentlichen undim Bunde mit der schon stark zerm ürbten deutschen Polizei die Sicherung von Menschen und Besitzin unserer Heim at erfolgreich durchgeführt.Die ersten Tage des Jahres 1919 standen auch in Königshütte ganz im Zeichen der W ahlenzur Deutschen Nationalversam m lung. Von den 5 Parteien, die sich damals um die Volksgunstbemühten, erhielten die Sozialdem okraten 14 514, die Katholische V olkspartei 9 302, die Deutschdemokratische V olkspartei 1 530, die Deutschnationale V olkspartei 1 424 und die UnabhängigenSozialisten 558 Stimmen. Bereits am Sonntag darauf, dem 26. Januar, gab es bei den W ahlenzum Preussischen Landtag bei ebenfalls fü n f W ahlvorschlägen folgende Ergebnisse: Sozialdem o­kraten 11 835, Katholische V olkspartei 8 620, Unabhängige Sozialisten 1 388, Deutschnationale 1386und Deutschdemokraten 1 155 Stimmen.Immer bedrohlicher wurden die Nachrichten aus dem H auptquartier der sogenanntenFriedensverhandlungen. Die Polen sorgten dafür, dass die allgem eine Unsicherheit bezüglich derpolitischen Zukunft unserer Heim at immer grösser wurde. M an verbreitete in wüster Pressefehde— voran die berüchtigte Beuthener „G renzze itung“ des Pan K orfanty — die Nachricht, dass O be r­schlesien und somit auch Königshütte ohne Abstimmung in seinem Gesamtumfang an Polen abgetretenwerden müsse.Doch die Polen und ihre M itlä ufer, die sich allm ählich aus den Mäuselöchern wagten,hatten nicht mit der stets lebendig gebliebenen A bw eh rkraft w a hrh aft deutscher Königshütter gerechnet!Unter der Losung „K ein G ew altfrieden, sondern Rechtsfrieden!“ (so bauten w ir einst aufunser gutes Recht!) erlebte Königshütte am 27. A p ril 1919 eine ebenso gew altige w ie in ihrer Auswirkung anhaltende Protestkundgebung. Zu ihr hatten kerndeutsche M änner, bewährte Persönlichkeitenvon Königshütte einberufen. Es waren dies: der dam alige O berbürgerm eister Brahl, derübrigens als greiser Freund seiner einstigen W irkungsstätte, der Eröffnung des deutschen Theatersder <strong>Stadt</strong> Königshütte im Herbst 1939 beiwohnte und herzlich begrüsst wurde, ferner der GeheimeSanitätsrat Dr. Hartmann, ein bekannter Politiker und G ründer des nationalen deutschen Aerztebundes,des „Hartm ann-Bundes“ , Prof. Dr. Doormann, die nicht minder bekannten M itbürger Jusczyk,Kucharz und Justizrat Schoekiel. Redner w ie der packende Politiker Dr. Hartmann, der spätereStudienrat Janocha, Prof. Dr. Doorm ann rissen die vieltausend Teilnehmer zu dem flammendenBekenntnis m it: „K önigshütte soll und muss bei Deutschland bleiben!“A ber in Versailles w o llte man durchaus anders und gegen die Stimme des heim atberechtigtenOberschlesiers. Den deutschen U nterhändlern hatten die rachgierigen Feinde auf Grundder Einflüsterungen von Paderewski und Konsorten die nahezu restlose Abtretung Oberschlesiens124


als Forderung unterbreitet. Als die Nachricht in Extrablättern in Königshütte verbreitet wurde,ging ein Sturm der Entrüstung durch alle deutschen Herzen! W e r nur irgendw ie konnte, der stürzteganz spontan auf die Strasse, Fahnen wurden gehisst, Spruchbänder gezogen, im Nu wuchsen dieunübersehbaren Kolonnen dem onstrierender Deutscher, die Schilder m it Abwehrlosungen zumGesang deutscher Lieder durch die Strassen trugen. Besonders eindrucksvoll w ar die Riesenkundgebung6000 deutscher Erzieher und Erzieherinnen, die in den Stunden, als diese Hiobsbotschaftdie Heim at erreichte, gerade eine Fachtagung in G leiw itz abhielten. Sie rissen mit dem Sturmihrer heiligen Entrüstung nicht nur in G leiw itz die kerndeutsche Bevölkerung mit. AusländischePressevertreter, die von polnischer Seite zum „Studium des w a hrh aft polnischen Charakters O b e r­schlesiens“ ins Land gelockt wurden, haben bis hin nach San Franzisco geradezu überrascht undüberstürzt berichtet, w ie sehr damals die deutsche Volksseele überkochte. Und doch ist es nirgendszu irgendwelchen Ausschreitungen gekommen, w eil ja deutsches Volksem pfinden damals wieheute niemals in jener barbarischen W eise ausufert, die stets die zw eifelhaften Kundgebungenunserer slawischen W idersacher begleitete.Eine Flutwoge von deutschen Massenversammlungen brauste über das deutsche Königshüttehinweg. Kein Saal reichte aus, w eder der riesige des „G ra f Reden“ noch jene des einstigen„H otel zur Königshütte“ , des „Deutschen Hauses“ , von Keins usw.Als aber der trübe Regenmorgen des 21. M ai, <strong>eines</strong> einzigartigen und unvergesslichenSonntags, em pordäm m erte, da wehten aus den Dachluken der ärmsten Arbeiterhäuser unsererN ordstadt ebenso w ie von den Rathäusern in Königshütte, Bismarckhütte, Chorzow, von den Türmenunserer Kirchen ebenso wie von Hochöfen, Fördergerüsten und Schornsteinen die geliebtenFahnen des einst so mächtigen Bismarck-Reiches. Da sammelten sich des M orgens in den überfülltenGotteshäusern deutsche Menschen zu inbrünstigem G ebet an den H errgott: „E rhalte unsdie geliebte Heim at bei M utter Deutschland! Herr, mach’ uns frei von a ll1 den Feinden, die unserenUntergang w o lle n !“In 6 unendlichen Marschsäulen w ogten 50 000. Königshütter —- das w a r jeder deutscheMensch, der sich auch nur auf den Beinen halten konnte! — trotz unaufhörlichen Regens durchalle Strassen unserer <strong>Stadt</strong>. Die G locken läuteten, Böllerschüsse krachten, Sirenen heulten. A u fTribünen, von den Rampen öffentlicher G ebäude, mitten im Gewühl leidenschaftlich erregter, umden Bestand der Heim at ehrlich besorgter Menschen standen auf W agen und Podesten wahre Volksredner,M änner, die aus W erkstätten und Gruben, Büros und Schulen gekommen waren. Sie w arfenauch in der Sprache unseres W erkvolkes die glühenden Losungen in das begeisterte, aufgew ühlteVolk. Sie w arben nicht m it scheinheiligen Versprechungen, denn M utter Deutschland w a r ja sterbensmüdund bettelarm geworden. A ber sie taten das, was bis aufs Blut gepeinigte Deutschein den folgenden Jahren wachsenden polnischen Terrors w ie ein heiliges G eloben in der Tiefedes Herzens bewahrten. Sie hämmerten a ll' das in die nicht wankend werdenden Seelen, was daan Kam pfparolen auf den Tafeln und Spruchbändern leuchtete: „M e h r als das Leben ist die Freiheit“— „Lieber den Tod als in der Knechtschaft leben“ — „Deutsch w ollen w ir bleiben“ — „In N o tund Tod treu zu Deutschland“ — „Für Recht gegen G ew a lt“ — „Deutschland, Deutschland, überalles“ . In den M ittagsstunden schwirrten fü n f deutsche Flieger von G leiw itz her über unserer <strong>Stadt</strong>.Sie w arfen jene Flugzettel ab, die dann an allen Häusern die eindeutige Sprache ehernen deutschenW ollens bekundeten. W e r a ll’ die Stunden m iterlebte, wenn auch triefend nass bis auf die Haut,wenn auch zum Schluss schier erm attet von lautem Rufen und unermüdlichem Singen und M arschieren,der w ird noch heute das unbändige Glücksgefühl spüren, das uns alle damals beseelte.Heut dürfen w ir von diesen Tagen um den 21. M ai 1919 behaupten: sie waren docheine leise W ende zum Besseren! Denn den Sklavenvögten an den grünen Tischen von Versaillesbangte es schliesslich doch, ein solches V olk und Land ungefragt in die Hände raubgieriger Todfeindezu spielen. Freilich, der „Sieg der gerechten Sache“ stand auch fü r unser Königshüttedamals bereits auf tönernen Füssen, denn w ir mussten es uns ja im geheimen' eingestehen: bei dem„A usverkauf“ Deutschlands w o llte man unter keinen Umständen ein Land von so unerschöpflichenBodenschätzen und W irtschaftsw erten w ie das oberschlesische Industriegebiet dem Reiche lassen.125


Damals gingen Telegramme folgenden Inhaltes bis zu M ister W ilson, dem obersten Krämerder „Friedensstifter“ . Sie enthielten das einm ütige Bekenntnis des deutschen Königshütte undlauteten:„V ie l tausend Bürger und Bürgerinnen von Königshütte OS. und Umgegend ohneUnterschied des Standes, des Berufes und Bekenntnisses erheben einm ütig die Stimmedes Entsetzens und der Empörung über die Friedensbedingungen, die dem deutschen V olkeaufgezw ungen werden sollen. Die geplante Zerstückelung des Reichsgebietes durch dieAbtrennung deutscher Landesteile, die Zerstörung alle r G rundlagen w irtschaftlicher A rbeitw ürde angesichts der Erschöpfung nach dem schweren Kam pf das deutsche V olk unrettbarins Elend stossen und zu langsamem, aber sicherem Hinsterben verdammen. Ganz besondersw ürde der A rbeiterschaft die Erwerbsgelegenheit vernichtet werden und die M öglichkeitendes Aufstieges w ürde ihr fü r alle Zeiten verloren gehen. Oberschlesiens Zukunftist untrennbar verknüpft mit der des Deutschen Reiches, seine Ablösung vom Reichskörperw ürde seine W o h lfa h rt zerstören und das Schicksal alle r seiner Bewohner einer dunklenZukunft ausliefern. W ir verlangen, dass das Selbstbestimmungsrecht geachtet w ird undein w a hrh afte r Rechtsfrieden das Zusammenleben und den Verkehr der V ölker untereinandersichert. Von der Reichsregierung erw arten w ir, dass sie sich den masslosen Forderungender Feinde nicht unterw irft. Die Bevölkerung unserer <strong>Stadt</strong> w ird in dieser schwerstenZeit treu und fest zu ihr stehen.“A llein diese w ahrhafte Volksentschliessung ist uns selbst heute noch ein getreues Spiegelbildvon der tragischen Hoffnungsschwere jener Tage. W ir Deutschen bauten w ieder einmal aufdas elem entare Rechtsempfinden und auf die politische A nständigkeit von Freund und Feindund... wurden umso sicherer die Beute dam aliger Verhältnisse. Denn es kam ja so, w ie esdiese Entschliessung in nüchternen W orten in Aussicht stellte: namentlich der A rbeiter, der damalsseiner radikal-gew erkschaftlichen „Führung“ so blindlings vertraute, bezahlte in Königshütte dieZeche fü r eine Zeit, da Deutschland es sich erlaubte, nach einem siegreich durchgestandenen Kriegohnegleichen schwach und vertrauensselig zu sein. W ir fühlten uns soweit sicher, dass w ir annahmen,solche spontanen W illensbekundungen, wie sie auch nach dem Demonstrations-Sonntag durchunser Land wogten, müssten ja denen, die fü r das „fre ie Selbstbestimmungsrecht der V ölker“ einzustehenVorgaben, beweisen, dass Oberschlesien nichts als deutsch ist und darum bei Deutschlandverbleiben müsse. Sogar die Königshütter <strong>Stadt</strong>verordnetenversam m lung beschloss am 9. Juli 1919einm ütig und unter dem drohenden Druck aufflam m ender Teilputsche in den Kreisen Pless undRybnik, sich gegen eine Besetzung Oberschlesiens durch die Polen zu wehren. Inzwischen hatteman den Feindmächten endlich doch das „hochherzige“ Zugeständnis einer Volksabstimmung inOberschlesien abgerungen.W enige Tage später brachen jene Putsche aus, die den A u fta k t zur systematischen undseither unaufhörlichen Beunruhigung der friedfe rtigen oberschlesischen Bevölkerung boten. Erstdem Einsatz deutscher W a ffe n g e w a lt — w ir denken hierbei an die M änner der M arinebrigadeEhrhardt, die zum Teil auch den heutigen <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte schützten — gelang es, in denTagen um den 18. August 1919, die engere H e in a t von den landfrem den Eindringlingen zu befreien.Es waren dieselben Banditen kongresspolnischer Herkunft, die auch in der Folge die A nstifterund Aushälter der Insurgentenaufstände gewesen sind. Ihnen galten am 15. August 1939 jene pom ­pösen Feiern, m it denen der berüchtigte W oje w ode G razynski seine 13-jährige G ew altherrschaftin Oberschlesien krönte. W e lc h ’ „g lo rre ic h e r“ A bgang, wenn man das bittere Ende bedenkt!Unter dem Schutze des Standrechts und zeitw eilig von einer Dem arkationslinie abgeriegelt, durfteKönigshütte einigermassen von ferne diesem Treiben des ersten Polenputsches zuschauen. Endlich,am 21. August, w a r die Ruhe im oberschlesischen Industrieraum wiederhergestellt. Sie sollte jedochnur eine Ruhe vor dem Sturm bleiben.Die Polen hatten aber auch in Königshütte unter Ausnutzung der schwachen Reichsgewaltund der wachsenden V olksnot den Boden unterm iniert. Spiegelbild dieser traurigen Erfolge w aru. a. das W ahlergebnis der S tadtverordneten-W ahlen vom 9. N ovem ber 1919. Damals erhielten126


ein Stimmen: die Katholische V olkspartei 6 909, die Sozialdem okraten (SPD) 2 808, UnabhängigeSozialdem okraten (USP'D) 2 092, N ationale V olkspartei 1 569, Bürgerpartei 848, polnische Volkspartei(erstmalig aufgestellt) 8168, polnische Sozialisten (PPS) 522. Vergleichen w ir diese Einzelergebnissem it jenen der W ahlen zur Nationalversam m lung 'bezw. zum Preussischen Landtag vomJanuar des gleichen Jahres, dann stellen w ir die fü r dam alige Zeiten typische A bw anderung dersozialdem okratischen und ultraroten K onjunkturritter in das polnische Lager fest. Es w ar mehreine m oralische als politische Scheidung der Geister, die nun auch in Königshütte eintrat. Zugleichwunde dam it in einer ausgesprochenen A rbeiterstadt wie Königshütte ein vernichtendes Urteil gegenjene „T aten” gesprochen, m it denen das Hörsing-Regime vergebens Ruhe und O rdnung zu bringenversuchte. Hätte dieser einstige Salonsozialist nicht den gelegentlichen Schutz der Bajonette opferwillig e r deutscher M änner gefunden, dann w äre unsere Heim at schon v o r Beginn der frem dlän dischenBesetzung ein Raub polnischer Horden geworden. Nach diesem Königshütter Gemeinde-Wahlergebnis erhielten an Sitzen: d ie Polen (erstmalig und auch in diesem Ausmass!) 20, die KatholischeVolkspartei 16, die deutschen Sozialisten 6, die Unabhängigen 5, die Deutschnationalen 2und die polnischen Sozialisten 1. Trotz diesem unerw artet ungünstigen Ergebnis erblickte dasden Polen so befreundete Frankreich in diesen G em eindewahlen (weil sie ja nicht, wie später,unter dem Druck des polnischen Terrors stattgefunden hatten), kurz vor der bereits festgelegtenBesetzung durch in te ralliierte Truppen einen — wie es w örtlich hiess — „unfreundlichen A kt undeine absichtliche Umgehung der von Deutschland unterschriebenen Verpflichtungen"'. Die Ironiedes Schicksals w o llte es, dass selbst lange nach der „E inverleibung" von Königshütte in die geweseneRepublik Polen die Ergebnisse bei den G em eindewahlen trotz systematischer Eingemeindungenvon N achbarorten m it überwiegend polnischer M ehrheit kaum jemals so bedenklich ausfielenw ie an jenem 9. 11. 1919. Am 2. Dezember 1919 erfolgte die Einführung der <strong>Stadt</strong>verordneten.Justizrat Schoekiel wurde als <strong>Stadt</strong>verordneten-Vorsteher w iedergew ählt, sein Stellvertreter der PolePiec, 1. Schriftführer der Pole Franz Grzes, dessen Stellvertreter der deutsche Rektor Arndt.Bei den am 30. Januar 1920 erfolgten M agistratswa'hlen wurden 6 Deutsche und 4 Polen zu unbesoldeten<strong>Stadt</strong>räten gewählt. Es waren dies: von der Katholischen Volkspartei Dr. Patrzek,Scharia, Czerny und W o lff, der Deutschnationale Schlegel und der Sozialist Klose.Der 1. Februar 1920 w a r auch fü r das treudeutsche Königshütte ein w a h rh a ft schwarzerTa,g. Damals tra f an einem trüben V orm ittag die französische Besatzungssoldateska — die berüchtigtenA lpenjäger — ein. Hatte man wenige Tage vorher die spärlichen Reste deutscher Grenzschutztruppenungemein herzlich verabschiedet, so ga lt den Todfeinden alles Deutschen schon beiihrem anmassenden Einzug mit schmetternden Ciairons die stumme Ablehnung und der eiskalteHo'hn deutscher Königshütter. Es b lie b den „lie b e n " polnischen M itbürgern Vorbehalten, die Gunstder Sklavenhalter von Versailles durch allerlei Gunstbezeugungen zu suchen, obw ohl auch hierdie Franzosen nur allm ählich irgendwelche G egenliebe bekundeten. In der Schule V an derGneisenaustrasse fanden die „Sohangeis” — w ie sie der Volksmund nach den V okabeln alterdeutscher Frontsoldaten nannte — ihr Q uartier. Es kam bald auch in Königshütte zu ebenso lächerlichenwie herausfordernden A uftritte n m it den die 'Reitpeitschen schwingenden Leutenants, mitden nur auf „fa ire I’am our” ausgehenden Rittern der G rande N ation. W ie ein Sturm der Entrüstungw ogte es auch durch Königshütte, als im August 1920 die Franzosen d ra u f und dran waren, O be r­schlesien zum Aufm arschgebiet ihrer H ilfsaktion fü r die von den Russen zu Paaren getriebenenPolen zu machen. A u f einen Hieb traten die Berg- und Hüttenmänner in den G eneralstreik undzogen unter dem Gesang deutscher Marschweisen nach 'Kattowitz, w o auf dem dortigen 'Friedrichsplatzjene gew altige Riesenkundgebung als Protest geknebelter deutscher Mensohen stattfand.Es w ar der unvergessliche 18. August 1920. Damals zog aus einem Königshütter W e rk eine schierendlose Kolonne von M ännern der Faust. Voran trugen sie rote Fahnen mit Hammer und Sichel.Doch was sangen sie m it der Inbrunst deutscher Herzen? „O Deutschland, hoch in Ehren!” M ögedieses kleine, aber w ahre Beispiel bestätigen, w ie es in W irk lic h k e it unter diesen Arbeitshemdenausschaute, welches deutsche H erz treu w ie nie zuvor unter den abgerissenen Kitteln schlug!W ährend es in K attow itz bald zu jenem von der W illk ü r anreitender französischer Husaren aufgestacheltenVolksaufstand kam, der die französische Besatzungsmeute eilends hinter den Stachel-127


.m m 2*5 l . Sclfaß c p i ö& erftH ePfdp „ t i i r l e f ft, ÖSfilff III!Eg c B f e r f i f t o b M i i n i ü s h n t t i ‘ 1... ® « s W # fte r f f t i i t e i i f t l l A e 4*1 c lu i^ * a ftr « ffÄifttst*e ftadt, dte fü% «Icafacfk tut, wird fe ie » iib »««* M « n wn«f ßeärn nmerMimvtm flr«Wet««« fremden' Stomim xu&eteitt. Unsere fiAnn/{ tnftMw»*>neu«iftfitfe«, £rfn»tfct die »dimeren !ia£e dtolfelk» m i ti*< Oute Würde.nie. daß Jft«* ÄkbImÄ* seid» ftMleßtt iutfs en&cr,als |*f W i t t « « « .jÖ ie deutschen Parteien und 9ewperi&(fmften. von M&n.f g § ft fit t c 0 f ,araht ihrer Kasernen verscheuchte, blieb es in Königshütte im allgem einen ruhig. Doch in zahllosenProtestversammlungen wurde auch hier der A bzug der Polen-Schützlinge verlangt. G ra f Gratier,der französische Befehlshaber in Oberschlesien, beantw ortete diese deutsche N otw ehr mitFeuerüberfällen französischer Panzer auf friedliche deutsche Menschen und liess im ganzen Industriebezirkwaffenlose deutsche M änner w ie lästiges Freiwild niederknallen. So sah die von GeneralLe Rond feierlich proklam ierte „A e ra der Freiheit und G erechtigkeit“ aus!A ber w ir arbeiteten nun auch in Königshütte, um wenigstens m it dem Stimmschein in derFaust zu beweisen, dass w ir uns als Kinder <strong>eines</strong> ohnmächtigen Reiches nicht unterkriegen lassenw ollten. Das unter der G esamtleitung von Landrat Urbanek - Beuthen gebildete „Plebiszitkom m issariatfü r Deutschland“ erhielt in dem aufrechten deutschen Studienrat Janocha in Königshütteseinen Unterkommissar. Er fand bald eine so grosse Menge fre iw illig e r und ehrenam tlicher M ithelfer,namentlich unter der Lehrerschaft, dass man an eine ruhige und gründliche V ora rbeit fürdie entscheidende Abstimmung schreiten konnte. Sein Geschäftsführer w ar Lehrer Idzinski, die Zentralein der Teichstrasse 14. A nfang Januar 1921 w ar es endlich so w eit, dass w ir erfuhren, wienun eigentlich abgestim m t werden solle. G eneral Le Rond setzte den 20. M ärz als Abstimmungs-Sonntag fest.Es schien, als sei der stündliche Terror von Polen und Franzosen ein wenig gebrochen.Dafür aber „w a rb “ man um die Seelen deutscher Menschen durch schamlosen W irtschaftsdruck.M an sorgte in den W erken bereits dafür, dass besonders aufrechte deutsche M änner und Ernährerihrer Familien, sofern man sie nicht gar schon wegen „geheim er U m triebe“ aus der Fleimat verwiesenhatte, fühlbare N o t litten. Und doch: allen G ewalten zum Trotz behauptete sich namentlichunser W e rkvolk so treu und ausdauernd wie nie zuvor! Eine Flut von W erbungen und V eranstaltungenbestätigte unseren unbeugsamen Lebenswillen. Denken w ir nur etwa an den „LustigenPieron“ , gegen den der polnische „K ocynder“ nicht mit konnte. O der an den „Schwarzen A d le r“ ,den der heutige Herausgeber der „Schlesischen Stimme“ (früher „D e r O berschlesier“ ), KarlSchodrok, zu einer scharfen W a ffe gegen Polenfrechheit und Franzosenanmassung geschliffen hatte.128


Auch „D e r Bund“ , das O rgan der Vereinigten V erbände heim attreuer Oberschlesier erschien.Die polnischsprachliche „W o la Ludu“ des erm ordeten Theophil Kupka besann sich auch auf diegemeinsame deutsche Sache. Kurzum: Königshütte ging gerüstet in diesen Kampf, und es w arendlich w ieder eine Lust, Deutscher zu sein, sich mit der Näherung auf den Abstimmungs-Sonntagfreudiger denn je zu Deutschland zu bekennen! Die Polen wurden merklich nervös, die Franzosenhorchten auf und schienen so etwas w ie M org enluft zu w ittern.Und dann der 20. M ärz 1921! Das w ar schier ein Feiertag fü r uns alle. Halten es fürewige Zeiten fest, dieses tro tz allem unerhört stolze Bekenntnis des „ärm sten, aber getreuestenSohnes“ zu M utter Deutschland, das einzigartige Abstimmungsergebnis der W erkstadt Königshütte:bei einem am tlich festgestellten Prozentsatz von 74,10 deutschen Stimmen waren 31 800 fü r Deutschland,doch nur 10 800 fü r Polen abgegeben w orden! Vergessen w ir auch nicht, dass der Anteilan auswärtigen, vorw iegend aus dem Reiche gekommenen Abstim m lern in Königshütte verhältnismässiggering w ar, jedenfalls bedeutend kleiner als der in. Kattow itz. Königshütte wies mit seinemAbstim m ungserfolg die höchste Zahl der deutschen Stimmen in allen rechts der O der gelegenenKreisen und Abstim m ungsorten au f!Der Abend des 20. M ärz 1921 brachte ganz plötzliche Freudenkundgebungen und sahdie Polen m it langen Gesichtern das W e ite suchen. Damals glaubten w ir — w eil w ir rechtem pfindendeund vertrauensselige Deutsche waren — nun müsste endlich die Zeit der Fremdherrschafteiner goldenen deutschen Freiheit weichen.Schon die Nachtstunden zum 21. M ärz belehrten uns <strong>eines</strong> anderen. Denn in den O rtenöstlich und südlich von K attow itz kam es bereits zu den V orläufern jenes 3. Polenaufstandes, derja kurze Zeit darauf auch über Königshütte schweres Leid brachte.Der Beginn jener schandbarsten polnischen W illkürherrschaft sah in Königshütte genau soaus wie auch in den N achbarstädten: polnisches Gesindel, meistens von irgendw oher heimlichim Schutze der Nacht hereinbesorgt, die Knarre am Bindfaden, in den abgerissenen Jacken Patronenund Pistolen, eine schmutzige A rm binde m it der „K rä h e “ (wie man den weissen A dler nannte)oder diesen G algenvogel an der kess aufgesetzten Rogatka: so „verb rüd erten“ sich die „B efreier“Oberschlesiens, die Horden Korfantys und des geheimen Aufstandshäuptlings „N o w in a -D o liw a “(dahinter verbarg sich der Posener G ra f M ilczynski) mit ihren Busenfreunden, den Franzosen!Man sah Szenen, die übrigens auch im Lichtbild festgehalten wurden, w ie sich diese polnischenStrauchritter sogar m it hohen französischen O ffizieren brüderlich die Hand reichten. Brachte derV orm ittag des sommerschwülen 3. M ai die Besetzung w eiter Teile unserer <strong>Stadt</strong> durch die A u f­ständischen unter v o lle r Billigung der Franzosen, so sorgte deutscher G egendruck dafür, dass dieInsurgenten schon am N achm ittag entw affnet werden mussten. Damals bezog so mancher polnische„H e ld “ unter den Augen der ergrim m t zuschauenden, aber doch recht betretenen Franzmännereine gehörige deutsche Abreibung. Doch die polnischen „Beam ten“ der von Herrn Le Rond „p a ritätisch“zusammengesetzten Abstimmungs-Polizei (Apo) sorgten andererseits dafür, dass ihre Schäfleinhinten herum von ihnen und sogar noch zusätzlich von den Franzosen die W a ffe n zurückerhielten.Bald gelang der Banditenstreich der „Besetzung“ des Hauptbahnhofes durch den übelbeleumundeten A lois Gruszka, der zum Dank fü r die wackere M ith ilfe den polnischen Apoistenden Polenadler an die deutsche Dienstmütze steckte. Der französische K reiskontrolleur Hertemann,ein Chauvinist und Deutschenfresser gewohnten Kalibers, erkühnte sich nach Verhängung des Belagerungszustandesdurch den französischen G eneral Leconte-Denis zu forscheren Ausschreitungengegen Deutsche. Auch in Königshütte hingen jene schandbaren roten M aueranschläge in fra n zösischerund lediglich deutscher Sprache, die besagten: w er m it der W a ffe in der Hand in der<strong>Stadt</strong> angetroffen w ird, w ird standrechtlich erschossen!Schon in den frühen Abendstunden des 3. M ai w a r Königshütte von dem Aufständischengesindelv ö llig eingeschlossen, die Zugangsstrassen nebst Eisen- und Strassenbahnlinien blockiert.In den Nächten gab es die üblichen Schiessereien, da ja ab 21 Uhr die Polen tun und lassenkonnten, was ihnen beliebte, die Deutschen jedoch auf G rund des Belagerungszustandes daheimsein mussten. Es w a r jene uns heut kaum glaublich vorkom m ende Zeit, da man, um aus Königs­


hütte etwa nach Kattow itz, Beuthen, Hindenburg oder gar Bismarckhütte zu gelangen, sich im p o ln i­schen Plebiszitkom m issariat einen Passierschein, die sogenannte „Przepustka“ , holen musste. Unddies unter den Augen der „H ü te r der Freiheit und G erechtigkeit“ , der Franzosen bezw. der Engländer.Auch w ir Königshütter fühlen uns an dieser Stelle ehrlich veranlasst, unseren heutigenitalienischen W affenbrüdern dafür zu danken, dass sie — angefangen von ihrem G eneral de M arinials M itglied der Interalliierten Hohen Kommission bis hin zum letzten Soldaten — in diesen Zeitenv ö llig e r Rechtlosigkeit auf der Seite des angestammten Rechtes beharrlich aushielten, dass siewie etwa v o r Cosel lieber den Heldentod starben, als sich zu Handlagern der Todfeinde desniedergetretenen deutschen Reiches und Volkes zu machen. V or allem ihre O ffiz ie re benahmensich ritterlich und höflich, dies auch im Gegensatz zu den schlacksigen Briten, die man damalsfälschlich fü r fa ire G aranten der Abstimmungs-Versprechungen hielt.Am 7. M ai wurde endlich die Königshütter Südstadt geräum t, w eil es die Insurgenten mitder Angst zu tun bekamen. Die N ordstadt, die reich an W ohnhöhlen und sonstigen Schlupfwinkelnw ar, w urde noch besetzt gehalten. Hier tobte sich ein brutaler Terror aus. W ir denkenauch noch an jenes plötzliche G lockengeläut in der Nacht zum 11. M ai, das eine angebliche Siegesfeier der Aufständischen einleitete. W orüb er man sich so freute, blieb ungeklärt. Doch als in derFolge des deutschen Sieges am A nnaberg nach dem 20. M ai die G üterzüge mit den „G e fa lle n e n “'aus den Reihen der industrieoberschlesischen Powstancys heim wärtsrollten, gab es bange Gesichterund die grosse Furcht v o r der Generalabrechnung. Dass sie und auch nur teilweise erst in denersten Septembertagen des Befreiungsjahres 1939 kam, w a r nicht die Schuld jener deutschen Königshütter,die mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten auf die lohnende G elegenheitw arteten, es den Strauchdieben heimzuzahlen.Inzwischen lag auch das endgültige, durch alle Verdrehungskünste nicht zu verkleinerndeAbstimmungsergebnis von Königshütte vor. Es ergab nunmehr 31 864 deutsche und 10 784 polnischeStimmen. Das am tliche Gesamtergebnis betrug — das w ollen w ir für ewige Zeiten ebenfalls festhalten— 709 348 deutsche und 479 747 polnische Stimmen.Inzwischen wuchs die seelische und w irtschaftliche N o t unserer Hüttenstadt ins Unermessene.Es fehlte in den langen W ochen des Abgeschnürtseins schon am Notw endigsten, an Fleischund Brot, ja sogar teilweise an Trinkwasser. Am 3. Juli 1921 sollte unter dem Druck des deutschenSelbstschutzes die <strong>Stadt</strong> von ihren Peinigern be fre it werden. Doch auch hier „fu n ktio n ie rte “ diegeheime Verständigung zwischen Franzosen, Engländern und Polen vorzüglich. Man besetzte nunmehrauch die Südstadt. W enn auch dieser Spuk nur zwei Tage dauerte, so hatten die polnischenBanditen genügend Zeit und E llenbogenfreiheit um deutsche Menschen zu quälen, sie auszuplündernoder gar irgendw o heimlich zu ermorden.Doch der düsterste Tag in unserer <strong>Stadt</strong>geschichte nahte erst. Es w ar jener 22. Juli 1922,da es die gegen jedes Recht vorgenom m ene Zerreissung m it sich brachte, dass polnische Soldateskaunter dem Kommando des G enerals Horoszkiewicz in jener <strong>Stadt</strong> Einzug hielt, jn derenW appen die Sinnbilder eindeutiger deutscher H erkunft und Herrschaft leuchteten. Dies w a r zurgleichen Stunde, als die deutschen Befreier der Reichswehr und Polizei —- in Beuthen unter demKommando des dam aligen Oberstleutnants und heutigen O berbefehlshaber des Heeres, G eneralfeldmarschall von Brauchitsch — in einem Regen von Blumen, unter wogenden Fahnen und zu hemmungslosemJubel der Bevölkerung ihren feierlichen Einzug nahmen.Unter einer Ehrenpforte, die man unter dem Zwang der Polen errichten musste, hiess<strong>Stadt</strong>rat N o ll den polnischen G ew althaber willkom m en. W ir lesen aus einem Bericht der dam a­ligen Z eit: „D e r G eneral antw ortete gleichfalls in deutscher Sprache und versprach auch derdeutschen Bevölkerung den Schutz des polnischen M ilitärs (!).“ Unter einer zweiten Ehrenpforteauf der heutigen Adolf-Hitler-Strasse erfolgte die stürmische Begrüssung der Fremdlinge durch dievon überall her zusammengetrommelten, angeblichen Polen und der Vorbeim arsch der Truppen.Vorher, am Redenberg, gab es bereits Szenen, die das deutsche Königshütte damals ahnen Messen,130


weichen Schreckenszeiten es entgegengehen müsse. Bei der Begrüssungsansprache des erwähnten<strong>Stadt</strong>rates w ollten sich polnische Furien auf den <strong>Stadt</strong>rat stürzen, w eil er es gew agt hafte, deutschzu sprechen.Schon im September 1922 gab es die ersten W ahlen und zw ar zum Schlesischen Sejm.Sie bestätigten in Königshütfe die unerschrockene Haltung der M ehrheit der deutschen Bevölkerung.Dam it w a r das Stichwort fü r alle jene, nicht nur geduldeten, sondern amtlich sogar angesporntenVerbrecher gefallen, die mittels der bald gefürchteten „Rollkom m issionen“ jedm öglichenDruck auf die verbliebenen Deutschen ausübten, um sie zu verdrängen. Es kam zu überstürztenVerkäufen alter deutscher Grundstücke und sonstiger Sachwerte, zu übereiltem Verlassen vonArbeitsplätzen und W ohnungen, zu Verhaftungen und V ertreibungen a lle r A rt. Besonders „rühm ­lich“ zeichnete sich dabei jenes G elicht aus, das da aus dem deutschverbliebenen Teil O berschlesiensals „E roberer“ in unsere Heim at einzog. Es durfte sich in einer W eise tummeln, die in krassestemW iderspruch zu allem versprochenen und vertragsmässig niedergelegten Recht stand.Noch leitete der dam alige O berbürgerm eister Brahl die Geschicke von Königshütte. Dochihm wurde bald ein 2. Bürgermeister beigegeben. Es w a r ein früherer Redakteur des einstmalsin Königshütte aufgezogenen, doch kläglich gestrandeten Hetzblattes „K a to lik “ , Paul Dombek.Vorher w a r dieser Pole, der sich anfangs einigermassen loyal verhielt und auch die Stimmen derdeutschen <strong>Stadt</strong>verordneten erhalten hatte, Bürgermeister der deutschen <strong>Stadt</strong> Lissa in Posen gewesen.A ber mit der angeblichen und anfänglichen „L o y a litä t“ des Pan Dom bek w a r es bald aus.Er verdrängte nach hinterhältigen Attacken zunächst den deutschen O berbürgerm eister, um endlichan dessen Stelle zu treten. Stolz durfte sich dieser Em porköm m ling „S tadtpräsident“ nennen. SeinStellvertreter wurde bald darauf der aus G alizien gebürtige, als A m tsrichter 1922 nach Königshütteeingewanderte Vinzenz Spaltenstein. Kurze Zeit darauf musste sich Dom bek einer O perationin Krakau unterziehen. Als er dort verstarb, wurde Spaltenstein sein N achfolger. Als G alizierw ar er ein typisches A b b ild jener m it geringster Habe nach dem reichen Oberschlesien gekom ­menen Polacken, die hier sehr rasch nach beliebter M ethode zu hohem W ohlstand gelangten.Es dauerte bis zum Jahre 1926, bis endlich die immer w ieder geforderten, auch immerw ieder in Aussicht gestellten Kom m unalwahlen in Königshütte stattfinden durften. Der Pole zögertehier besonders lange, w eil er ja wissen musste, dass diese <strong>Stadt</strong> tro tz seiner Entdeutschungspolitikimmer noch und in w eiter Zukunft eine überw iegend deutsche Bevölkerung hatte. Ist es nichtein geradezu klassischer Beweis fü r das beispiellose Unrecht, begangen an Oberschlesien undKönigshütte im besonderen, wenn die G em eindewahl eine fast /5 prozentige deutsche M ehrheitergab?! Von den 54 Sitzen nahmen 39 deutsche <strong>Stadt</strong>verordnete ein, darunter 32 M itglied er desVolksblockes der Deutschen W ahlgem einschaft und 7 jener deutschen Sozialisten, die in der Folgemehr und mehr als V ertreter der 2. Internationale eigene W ege gingen. Die restlichen 15 Sitzeverteilten sich auf die drei polnischen Fraktionen und die Kommunisten. Und w ie „ach te te“ derPole diesen eindeutigen Volksentscheid? Noch v o r der Einführung des neugewählten <strong>Stadt</strong>verordneten-Kollegiums liessen die Fremdlinge die damals freien Stellen des 2. Bürgermeisters und<strong>eines</strong> <strong>Stadt</strong>rates durch den G ewerkschaftssekretär Paul Dubiel und durch den G ewerkschaftsfunktionärJosef Adam ek besetzen. Erst nach erfo lg te r Bestätigung dieser „W a h l“ w urde derEinspruch zurückgewiesen und im A p ril 1927 die im N ovem ber 1926 gewählten <strong>Stadt</strong>verordnetenendlich in ihre Aem ter eingeführt. Bei der W ahl des Büros verlangten die Polen entgegen densogenannten parlam entarischen G epflogenheiten den Posten des <strong>Stadt</strong>verordneten-Vorstehers, w o lltenaber die übrigen Stellen des Büros den Deutschen überlassen. Diese Anmassung scheitertejedoch an dem einhelligen W ille n der Deutschen W ahlgem einschaft. Entgegen polnischen Q uertreibereienund Rechtsbeugungen w urde m it allen deutschen Stimmen V erlagsdirektor Josef Strozykzum Vorsteher gew ählt. Nun spielten die polnischen Bürgerschaftsvertreter das fü r sie bezeichnendeSpiel der gekränkten Leberwürste. Sie rannten lärm end aus dem Saal und verzichteten soauf die W ahl des übrigen Büros. Sodann wurden gew ählt: zum stellv. Vorsteher Senator KurtM ayer, zum Schriftführer Former Thomas G aw lik, zu dessen S tellvertreter Robert Buczek. D arauf versuchtendie Polen, diesem <strong>Stadt</strong>parlam ent m it allen gesetzlichen und noch mehr m it den ihnen


würdigen, unerlaubten M itteln die A rb e it am Gem einwohl unmöglich zu machen. N ur deutscherZähigkeit, gepaart mit weitschauender Klugheit, w a r es zu verdanken, dass dieses Kollegium biszum A b la u f seiner W ahlzeit am Leben und W irken blieb.Im Jahre 1931 erfolgten die nächsten Kom munalwahlen in Königshütte. Inzwischen warder Terror noch angestiegen. Seitdem ab 1926 ein W oje w od e G razynski mit ebenso fuchsschlauerwie brutaler A usrottungspolitik schrankenlos am Ruder w ar, schien die Sterbestunde fü r unser ostoberschlesischesDeutschtum gekommen. Eines der S piegelbilder der damals schon mehr als bedenklichenLage fü r das Deutschtum waren die Kom m unalwahlen. Und dennoch! Auch diesmalergab sich eine deutsche Parlamentsmehrheit. Von den 54 Sitzen erhielten die deutschen Parteien29, davon 24 allein die Deutsche W ahlgem einschaft und 5 die deutschen Sozialisten. Dierestlichen 25 Sitze fielen an die 4 polnischen Fraktionen und an die Kommunisten. Als wiederumV erlagsdirektor Strozyk zum S tadtverordnetenvorsteher gew ählt wurde, tobten die Polen in w ü­tendem W iderspruch. M an kannte diesen offenen und mannhaften Gegner, man fürchtete seinenEinfluss und hätte ihn gar zu gerne zu Fall gebachf. Auch, als man durch die 1934 vorgenom ­mene Eingemeindung von Chorzow ein weiteres Anwachsen des polnischen Einflusses in der denPolen so genehmen W eise erzielte, als man „K rolew ska Huta“ daraufhin in „C h o rzow “ umtaufte,arbeitete das <strong>Stadt</strong>parlam ent unter Strozyks Leitung im Sinne seiner deutschen M ehrheit. Das bliebso, bis der Pole dieses ihm verhasste Sprachrohr deutschen Bürgerwillens durch die AuflösungEnde Juli 1934 beseitigte.Am 1. Juli 1934 kam ausser C horzow m it M acziejkow itz auch die Gemeinde Neuheidukin den <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte. Anstelle des aufgelösten <strong>Stadt</strong>verordneten-Kollegium s tra t die vomW ojew oden verfügte kommissarische <strong>Stadt</strong>verwaltung. Von ihren 15 M itgliedern waren 3 alteingesessenedeutsche M itbürger und zw ar G aw lik, Mross und M utz. Der Rest bestand jedenfalls ausLeuten, die ganz im Fahrwasser Grazynskis nichts unversucht Messen, um Königshütte noch weiterzu verpolen. Bei den anschliessend erfolgten <strong>Stadt</strong>ratswahlen gelang es den Deutschen, dochnoch zwei am Gem einwohl rege interessierte Männer, Buczek und Jendralski, durchzusetzen. Nachdem W egzug des Schriftleiters Jendralski, den die Polen auf Grund seiner Tätigkeit im „O b e r­schlesischen Kurier“ zu mehrfachen Gefängnisstrafen verurteilt hatten, tra t Josef Lubina an dessenStelle.Immer w eiter gingen die unverhüllten Polonisierungsbestrebungen unserer Todfeinde. Umendlich doch eine nach aussen hin polnische Grossgemeinde zu schaffen, w urde am 1. A p ril 1939Bismarckhütte eingem eindet. Die Einwohnerzahl von Gross-Königshütte stieg zw ar auf rund 139 000und Königshütte w a r dam it die volksreichste Grosstadt Ostoberschlesiens und eine der grösstenim ehem aligen Polen überhaupt geworden. Doch der politische Erfolg w a r trotzdem nicht hundertprozentig.Es ist bezeichnend fü r die w ahre volkspolitische Lage in unserer <strong>Stadt</strong>, dass es diePolen nicht w ieder wagten, neue und längst fä llig e W ahlen zum <strong>Stadt</strong>parlam ent auszuschreiben,weil sie dam it rechnen mussten, dass diese W ahlen selbst noch im Jahre 1939 — einigermassenfrei und geheim durchgeführt — eine deutsche M ehrheit, mindestens aber einen viel zu grossendeutschen Stimmenanteil mit sich bringen würden. Sie mussten jede Massnahmen bekäm pfen, dienach aussen hin dem onstrierte, wie deutsch unser Königshütte auch noch nach 20 jähriger N otzeitund W illkürherrschaft war.W ie aber hatte man diese deutsche <strong>Stadt</strong> in ihrem äusseren A n tlitz verschandelt! A lle deutschenAufschriften mussten verschwinden, die deutsche Sprache wurde durch terroristische Massnahmenm öglichst unterdrückt, das deutsche Gemeinschaftsleben geknebelt. Es blieb den PolenVorbehalten, immer mehr der schmierigsten Kaftanjuden und der „G o ro ls “ (wie im Volksmund dieeingewanderten, äusserst prim itiven Polen aus den Ostgebieten hiessen) nach Königshütte hineinzulassen.A llein die Zahl der polizeilich gem eldeten Juden erreichte mehr als 5000, in W irk lic h ­keit aber trieben gut 10 000 ihr schäbiges Unwesen. W as sie gegenüber der einst so blühendenbodenständigen deutschen W irtschaft, namentlich für Handel und Handwerk bedeuteten, brauchtnicht erst näher gekennzeichnet zu werden. Sie waren eine genau so üble Schmutzkonkurrenzund feindselige Ueberfrem dung w ie alles Polnische überhaupt.132


Der Gebrauch der deutschen Sprache im Umgang mit den Behörden w ar durch ein Schandgesetzdes Schlesischen Sejm verboten, ja unter Strafe gestellt. Bis zum A b la u f des G enfer A b ­kommens, das in den Jahren von 1922 bis 1937 einen nur dürftigen Schutz gew ährt hatte, „d u rfte n "sich die <strong>Stadt</strong>verordneten der deutschen Sprache bedienen. Bei der Leitung der Verhandlungenwie im M agistrat, den Kommissionen und Deputationen sollte grundsätzlich und ausnahmslos nurPolnisch in W o rt und Schrift vorherrschen. Dank der bis zuletzt deutschen M ehrheit ist in Königshüttediese rigorose Sprachverordnung niemals in vollem Um fang zur Anwendung gelangt.Es w a r das ausschliessliche Verdienst deutscher M änner in unserer Bürgerschaftsvertretung,wenn das von den Zentralbehörden w ie auch von der W ojew odschaft bewusst vernachlässigteKönigshütte dennoch auch in der überwundenen Polenzeit einige W eiterentw icklung erlebte. W ä h ­rend ihrer Tätigkeit w urde das Rathaus erw eitert bezw. umgebaut. Es erfolgten die Neubautenu. a. der Handelsschule, der Volksschule XIV, des grossen Stadions am Redenberg.Doch auch diese <strong>Stadt</strong>verordneten und <strong>Stadt</strong>räte hätten gegenüber der immer drohenderwerdenden polnischen G ew altherrschaft nichts verm ocht, wenn sie nicht in engster Zusammenarbeitmit dem bis zum Schluss blühenden deutschen Gemeinschaftsleben gestanden hätten. Königshüttebekannte sich bis zur Zerreissung des gemeinsamen Heim atlandes w ie kaum eine andere <strong>Stadt</strong> zumDeutschtum in allen seinen Lebensäusserungen. Es hat sich diese Haltung auch in den 18 Jahrenpolnischer Zwangsherrschaft bewahrt. Dies w ird durch die Ergebnisse bei den W ahlen zum <strong>Stadt</strong>parlament sowie zum Schlesischen und Polnischen Sejm und Senat bestätigt. Die deutschen O rg a ­nisationen unserer <strong>Stadt</strong> waren festgefügt und kam pferprobt, besassen sehr erhebliche, auch trotzAbw anderung und Polenterror kaum ernstlich zurückgegangene M itgliederbestände. W o immeres ging, traten unsere deutschen O rganisationen geschlossen und in grösser Zahl auf. Ihre V eranstaltungen— nicht nur die geselligen Vereinsfeste — waren so rege besucht, dass selbst diegrössten Säle w ie der des „G ra f Reden“ meistens üb erfüllt waren. Aehnlich w ar es bei Parfeiveranstaltungen.Es gab eine stattliche Anzahl von w ahrhaften Grossveranstalfungen, bei denenviele Besucher wegen restloser U eberfüllung vergebens Einlass begehrten. Es w ar das Verdienstleitender Persönlichkeiten in der Führung unserer deutschen O rganisationen, dass den deutschenKönigshüttern bis zur Stunde der Befreiung ausreichende Räumlichkeiten zur Verfügung standen.Rechtzeitig und unter schweren finanziellen O pfern gelang es, Räumlichkeiten w ie den „G ra f Reden“und das Volkshaus an der Hindenburgstrasse fü r deutsche Veranstaltungen auf die Dauer bis zurBefreiung zu sichern. A ber auch private Saal- und Gaststättenbesitzer fanden tro tz schwersterpolnischer Schikanen und Boykottmassnahmen den Mut, den immer mehr verfem ten und verfolgtenDeutschen ihr Haus zu öffnen.Das deutsche O rganisationsleben blühte in Königshütte trotz rigoroser Massnahmen derPolen. Denken w ir nur an den einstigen M ännerturnverein, dessen standhaftes Festhalten m it demNamen des deutschen Blutzeugen Berthold H ildebrandt fü r alle Zeiten verbunden bleibt. O rg a n i­sationen der LeibesÜbungspflege und kulturelle Vereinigungen waren es in erster Linie, die sich dasRecht ungehinderter Betätigung selbst nach A b la u f des einigermassen schützenden G enfer A b ­kommens nicht nehmen Hessen. Denken w ir an die „C horvereinigung Königshütte“ , die im Bundemit dem Meister'schen G esangverein K attow itz es selbst noch im M ärz 1939, als der unverhüllteTerror gegen alles Deutsche immer deutlichere und herausforderndere Formen annahm, ermög-Jichte, ein dem onstrativ wirkendes W e rk w ie Hans Pfitzners Eichendorff-Vertonung der Kantate„V on deutscher Seele“ aufzuführen und dam it einen richtungweisenden Erfolg zu erzielen. V ergessenw ir auch unsere wackeren M ännergesangvereine, die Lobeda-Chöre unter Paul Drobek,das blühende Vereinsleben so mancher W erksgruppe nicht. Denken w ir hier auch an den vonden Polen m it so ausgeklügelten M ethoden heraufbeschworenen Theaterkrieg, der dam it endete,dass man Königshütte in der Spielzeit 1937/38 seinen zw ar veralteten, aber immer noch ausreichendenTheatersaal im „G ra f Reden“ wegen angeblich baupolizeilich beanstandeter Mängel_ schloss.Als das bodenständige Deutschtum die beharrlichen Abstecher-Gastspiele s<strong>eines</strong> m it ihm in Treueund Liebe verbundenen Oberschlesischen Landestheaters Beuthen im Festsaal der Eichendorff-Oberschule stattfinden lassen w ollte, wurde auch hier das deutsche Theater untersagt. Das treu­


deutsche Königshütfe hat allein schon a u f diesem G ebiet so ausdauernd und einm ütig um dieW ahrung seiner kulturellen Lebensrechte gekäm pft, dass dieser Abschnitt seiner Selbstbehauptunggenügt, um zu beweisen, w ie w a hrh aft deutsch Königshütte bis zum 1. September 1939 w ar. Dasdeutsche Büchereiwesen blühte, wenn auch räum lich und polizeilich beengt, der Deutsche Schulvereinund die vielen Elternvereine waren eine Schutzwehr gegen die Polonisierung unseres Nachwuchses.Die deutschen Sport- und W andervereine — so u. a. der Beskidenverein, der W in te r­sportverein, der Tennisklub — sorgten ebenfalls fü r eine Ertüchtigung von jung und a lt im Geistejener nationalsozialistischen Entwicklung, nach der sich das Königshütter Deutschtum innerlich immerklarer ausrichfete. W elchen Segen hat der H ilfsverein deutscher Frauen in den langen Jahrenmeistens auch stiller und verschämter deutscher V olksnot gestiftet! Vergessen w ir auch nicht dieVereine und Verbände der religiösen und caritativen Gem einschaftspflege im deutschen Geiste,den V erband deutscher Katholiken in Polen, den deutschen-katholischen Frauenbund. Sie alle standenim Deutschen Kulturbund, einer A bteilung des Deutschen Volksbundes w ie „ein einzig’ V olkvon Brüdern“ zusammen. A u f der gleichen Ebene entwickelte sich im Zuge der gesamtdeutschenpolitischen Entwicklung das Leben und W irken politischer deutscher Parteien. M ögen auch ihreinterneren Ziele von einander abgewichen sein, so waren sie doch in der Zielsetzung eins: derdeutschen Selbstbehauptung zu dienen und die Bahnen fü r künftige, bessere Zeiten zu ebnen.Es waren dies die Deutsche Partei, die Deutsche katholische V olkspartei, der Deutsche V olksblockund die Jungdeutsche Partei. Nam entlich die Jungdeutsche Partei als eine Partei kra ftvolle r Erneuerungsorgte dafür, dass der deutsche Nachwuchs aufgeschlossen w urde für das GrossdeutschlandA d o lf Hitlers.M it am wichtigsten aber w a r und blieb es, bereits die vorschulpflichtige Jugend unsererdurchweg ausgebeuteten, w irtschaftlich an den Bettelstab gebrachten Volksdeutschen Bevölkerungfrühzeitig und lückenlos dem deutschen Gem einschaftsleben zu erhalten.W a r es bereits eine unerhört schwere, aber doch gelungene A rbeit, durch die KönigshütterFürsorgegesellschaft im Hause K attow itzer Strasse 5 zwei deutsche Kindergärten zu schaffenund zu sichern, dort auch hauswirtschaftliche Kurse fü r die w eibliche schulentlassene Jugend trotza lle r Polenschikanen durchzuführen, so d a rf man den erfolgreichen Kam pf um die Eichendorff-Schule _als <strong>eines</strong> der besonderen Ruhmesblätter im Ringen um die Erhaltung des Deutschtumsin Königshütte würdigen. Dank wirksam er M ith ilfe von zuständigen Stellen der Deutschen Reichsregierungw a r es dem Deutschen Schulverein endlich gelungen, die Erlaubnis zum Bau <strong>eines</strong> sogenanntenMinderheits-Gym nasiums durchzudrücken. D afür wurde das Grundstück zwischen der heutigenGneisenau-, Eichendorff- und Horst-Wessel-Strasse fü r fast eine halbe M illio n Z loty erworbenund darauf die den Ehrennamen des oberschlesischen Heim atdichters Eichendorff tragende O be r­schule errichtet. Sie w a r eine der schönsten, in ihrer G esamtanlage grosszügigste deutsche Schuledes einstigen Polens und erhielt endlich als einzige deutsche Schule in diesem „K ultu rsta at“ dasRecht, auch öffentliche Reifeprüfungen zu veranstalten. Die Polen, die immer neue Forderungenan eine — w ie sie heimtückisch betonten — neuzeitliche Zweckmässigkeit des Bauvorhabens richteten,w ollten durchaus, dass die deutschen Schüler nach Besuch dieser Schule ihre Reifeprüfungart irgendeiner polnischen höheren Schule ablegen sollten. W as dies zur Folge gehabt hätte,w a r durch die traurigen Erfahrungen der vergangenen Jahre allüberall anderswo im gewesenenPolen bestätigt w orden: man liess die deutschen Prüflinge erbarm ungslos durchfallen und v e r­baute ihnen dam it die M öglichkeit einer geordneten Berufswahl. 1932 w a r es endlich so weit,dass die Eichendorff-Schule unter der Leitung von O berstudiendirektor Muschol ihre Pforten öffnete.Sie hat unter seiner Leitung bis zum Schluss als wahres deutsches K ulturbollw erk ihre vielartigenA ufgaben hervorragend e rfü llt und gehört nun zu den Oberschulen unserer <strong>Stadt</strong>.Auch im W irtschaftsleben w a r das Deutschtum in Königshütte e ifrig bemüht, namentlichden immer stärker zusammengeschmolzenen gewerblichen M ittelstand in seinem Kam pf um diekümmerliche Existenz zu unterstützen. In erster Linie waren es deutsche Bankinstitute, die hiereinen Schutzwall gegen die zunehmende Ueberfrem dung des Königshütter Handels und Gewerbesaufrichteten. Nennen w ir in diesem Zusammenhang die Dresdner Bank bezw. die Oberschlesische134


Discontobank, den Oberschlesischen Bankverein, die frühere V olksbank und die KönigshütterVereinsbank.Diese kurze Umschau, die ja nur bruchstückweise w ürdigen kann, was das Deutschtumin Königshütte an erhaltenden, aufbauenden und schützenden Kräften dank seiner natürlichenKonzentration aufbrachte, möge ausklingen in eine ebenso kurze Kennzeichnung der Lage desDeutschtums im letzten Jahr der polnischen Zwangsherrschaft. Hatte schon m it der M achtergreifungdurch A d o lf H itler im deutschen M utterland ein stetig wachsender Druck des feindseligenPolentums gegen alles Deutsche eingesetzt, so artete diese Depression seit der bedeutsamenFührerrede im A p ril 1939 in immer bedrohlicheren Chauvinismus aus. Ein Spiegelbild davon istder Terror gegen die einzige Königshütter Heim atzeitung, den „Oberschlesischen Kurier“ . Er, dertro tz polnischer Todfeindschaft seit 1922 die grösste deutsche Tageszeitung im dam aligen Polengewesen ist, hat in den Jahren der Fremdherrschaft und besonders nach 1933 nicht w eniger als434 Beschlagnahmen, V erbote und Prozesse über sich ergehen lassen müssen. Die Geldstrafen,Gerichtskosten und Anw altsgebühren erreichten die unerhört hohe Summe von 100 000 Zloty.In den letzten M onaten v o r der Befreiung durfte er ebensowenig w ie andere deutsche Zeitungenweder ausgehängt noch öffentlich feilgeboten werden. Unter seinen Schriftleitern, die fast allewegen ihrer treudeutschen Pflichterfüllung in polnische Gefängnisse gew andert waren, g ib t eseinen —■ Theo Kroczek — von dem erst kürzlich eine führende Reichszeitung berichtete, dass erder Deutsche sei, der in Polen „am längsten gesessen hat“ . V erlagsdirektor Strozyk, der inso ziemlich allen führenden O rganisationen und Einrichtungen des bodenständigen , Deutschtumsseinen Mann gestellt hatte, w urde schon 1934 ähnlich w ie Andreas Dudek und Dr. O tto U litzvon polnischen G erichten in ehrenkränkender W eise veru rte ilt und m onatelang in Untersuchungshaftgehalten. Selbst höchste polnische G erichte mussten schliesslich diese aufrechten Deutschtumsführer freisprechen.In den letzten Tagen des August w a r es in der so offensichtlich deutschen <strong>Stadt</strong> Königshüttenahezu unmöglich, auf der Strasse ein deutsches W o rt zu sprechen. Deutsche Geschäfte,obenan die Niederlassung des „Oberschlesischen K urier“ am A dolf-H itler-P latz, wurden m it Teerbesudelt, Zeitungsausträgerinnen verfolgt, ihrer Zeitungen beraubt und niedergeschlagen. In G e­schäfte und Gaststätten drangen „Stosstrupps“ der Aufständischen und der Jungpolen ein undwüteten unter den Augen einer bewusst untätigen Polizei w ie Kannibalen.Der Polenterror im eigenen H eim atland w a r bis zur Siedehitze gestiegen, als der Führerendlich die einzige exemplarische Strafe fü r soviel herausfordernde Deutschenverfolgung fand,den Krieg. Als in den frühesten M orgenstunden deutsche Flugzeuge unserer herrlichen Luftw affeauch über dem zu Tode erstarrten Königshütte hinwegbrausten und auf dem nahen Kattow itzerFlugplatz ihre Bombenlast zielsicher abw arfen, da ging tro tz alle r Todesnot ein beglücktes A u f­atmen durch die Reihen der deutschen Königshütter. Und trotzdem brachten die Stunden vom1. September bis zu jenem herrlichen Befreiungsm ontag, dem 4. September, noch schwerste N öteund Sorgen. Am 1. September wurden — w ie schon von langer Hand geplant — 60 der angesehenstenund tatfreudigsten deutschen M änner von Königshütte wie G aleerensträflinge verschleppt,w eil man sie auf G rund des Grenzzonengesetzes und des Kriegsrechtes in die Rokitno-Sümpfe„verb annt“ hatte. In W irk lic h k e it w ollte man sich dieser M änner, die meistens Fam ilienväter warenund deren A ngehörige in banger Sorge daheim vergingen, als Faustpfänder sichern und an ihnenwie ja auch kurze Zeit darauf an den 17 unschuldigen O pfern in M yslow itz, an den Zehpfausendenum Bromberg, die ganze W u t vertierten Polentums auslassen. N ur das gütige Geschick jäherBefreiung, erm öglicht durch die hemmungslose Stosskraft sieggewohnter deutscher Befreier, bewahrte auch Königshütte von grausigen Deutschenmorden. Die Königshütter Verschleppten gelangtennoch bis ins berüchtigte M yslow ifzer Zuchthaus. D ort fanden sie auf geradezu w ildro m antischeW eise die Freiheit. Einer von ihnen, der im Deutschen Volksbund w ie in der DeutschenTurnerschaft unvergängliche Verdienste erw orben hatte — Bertold H ildebrandt — fiel auf demHeimweg in das w ieder restlos deutsche Königshütte polnischen M ordbanditen zum O pfer. Alsvieltausend Königshütter in den M ittagsstunden des ersten Kriegssonntages in dem zuversichtlichen135


G lauben, die deutschen Befreier nahten aus der Richtung Beuthen, die Beuthener Strasse emporzur ehem aligen G renze Königshütter Landstrasse eilten, Hakenkreuzfähnchen in den Händen,wurden sie hinterrücks durch das Heckenschützenfeuer versprengter Aufständischer aus den Schrebergärtenbehelligt. M ancher deutsche Königshütter w urde hier noch das O p fe r <strong>eines</strong> jenerStrauchdiebe, m it denen erst deutsche W ehrm acht und Polizei restlos fe rtig wurden.Unsere W ehrm acht, die allübera ll m it dem Ausdruck fassungslosen Glückes und unbändigerFreude um jubelt wurde, hisste am M ontag-V orm ittag endlich auch auf dem KönigshütterRathaus die Reichskriegsflagge. Anstelle des m it vollen Taschen ebenso w ie G razynski und Konsortengeflüchteten „<strong>Stadt</strong>präsidenten“ G rzesik w urde V erlagsdirektor Strozyk von den Befreiernzur kommissarischen Leitung der <strong>Stadt</strong>geschäfte bestellt. Er sorgte im Bunde m it einem ta tfre u ­digen Arbeitsausschuss deutscher M änner dafür, dass sich die Umgestaltung des Lebens undTreibens in Königshütte in deutschen Bahnen rasch und reibungslos vollziehen konnte. An seineStelle tra t kurze Zeit darauf, berufen durch den Chef der Zivilverw altung, der vordem in W esermündetätig gewesene O berbürgerm eister Dr. Delius, der später dem Ruf deutscher Behördenals Sfadtpräsidenf nach A ntw erpen Folge leistete. Seitdem ist der frühere O berbürgerm eister vonSchneidemühl und einstige <strong>Stadt</strong>käm m erer von Breslau, Pg. Schroeder, Lenker der <strong>Stadt</strong>geschickevon Königshütte.Deutsches Gemeinschaftsleben blüht nun w ie nie zuvor im treudeutschen Königshütte.Niem als mehr w ird sich frem dländischer Ungeist hier austoben dürfen. M öge uns alle, die w irirgendw o am W ohle dieser <strong>Stadt</strong> rastloser W e rk a rb e it w irken, die Kenntnis einer stolzen deutschenV ergangenheit stets dazu verpflichten, m it ganzer K raft an der restlosen Gesundung und W ie d e r­gutmachung zu w irken. A u f unser Königshütte trifft jenes volkstüm liche W o rt zu, m it welchemeinst, in der Kam pfzeit um Deutschland, unser Deutschland-Lied ergänzt wurde.Denn das KönigshütterDeutschtum bew ährte sich, w ie erwiesen, getreu der Losung: „U n d im Unglück nunerst recht!“Kurt Mandel.136


Zwischen Kriegsbeginn und Neuaufbau.Nach Berichten von Dietrich Am elungk, A lfon s Belda, Paul Bensch, Hermann Biok, EwaldBitom, Ewald Cwienk, Dr. W a lte r Delius. A. Dudek, Emil Fröhlich, Cäcilie G rabarcz, Ewald G röner,Dr. Franz K illing, W ilhelm Kosmitzky, Fritz M irau, M ax Miuschol, Ernst Mücke, W ilhelm Peters,W 'ilhelm Rust, Friedrich Schlensog, Josef Strozyk, A lfre d Ulbrich, Paul W allek, O skar W auro,M aria W in kle rzusammengestelltvonRichard Schmidt.Schon seit dem Frühsommer des Jahres 1939 lastete eine Unruhe über dem oberschlesischenDeutschtum. Man spürte, dass etwas nicht in O rdnung w ar. Immer mehr w a r jedes kulturelle deutscheLeben so gut wie- erstickt. Die polnische K rim inalpolizei w a r geschäftig w ie selten zuvor. Die A u f­ständischen und Jungpolen rührten sich mächtig und organisierten ihre U eberfälle auf wehrloseDeutsche. In jedem deutschsprechenden Menschen sah man einen Landesverräter. Jeder Deutsche,der in irgend einer Form öffentlich im Deutschtum tätig w ar, spürte, dass er stärker unter Beaufsichtigungstand als sonst. Die Häuser, in denen Deutsche wohnten, w aren ständig von polnischerK rim inalpolizei mehr oder w eniger beaufsichtigt.Der deutsche Bevölkerungsteil, obw ohl innerlich bei jeder polnischen Schandtat aufs heftigsteerregt, zeigte sich äusserlich gelassen. Es konnte ihn nichts mehr erschüttern. M an hatte sichin den 17 Jahren polnischer Zwangsherrschaft an diese Zustände langsam gewöhnt. Die Falschheit,die hervorstechendste Eigenschaft am N ation alch ara kte r der Polen, feie rte Triumphe. So w ie diePolen es trieben, musste es ja zu der grossen Auseinandersetzung kommen. Und dann ging dergrosse Herzenswunsch der V ereinigung mit Deutschland in Erfüllung. Die täglich vom polnischenRundfunk und von der polnischen Presse aufgetischten Phrasen über die U nüberw indlichkeit Polenssorgten noch wenigstens fü r etwas Hum or in diesen schweren Tagen. In tausendfachen Eidenbei jeder polnischen Veranstaltung w urde geschworen, dieses Land bis zum letzten Blutstropfen zuverteidigen, und kamen diese Phrasenhelden nach Hause, dann machten sie sich an das Packen derK offer. Den Deutschen am O rt aber schwur man im Falle <strong>eines</strong> Falles bitterste Rache. G anz Königshüttesolle in die Luft gehen, und alles sei vorbereitet.ln den ersten Augusttagen berichteten polnische Zeitungen, dass polnische G renzer einigeM änner gefasst hätten, die W a ffe n von Deutschland nach Polen schmuggelten. Die Ermittlungensollten ergeben haben, dass die Deutschen in Oberschlesien einen Aufstand vorbereiten. Als einigeTage später in Scharley ein polnischer Polizeibeam ter von einem Deutschen, den er verhaften w ollte,angeschossen wurde, w a r das Signal zur V erhaftung von Hunderten von Deutschen in ganz O be r­schlesien gegeben. Am 15. August sah man von früh sieben Uhr an kleine Trupps von Polizeibeamtenauf der Strasse, die immer w ieder Deutsche nach dem Rathaus in das Polizeigefängnis brachten.Den Verhafteten w urde Hochverrat und bew affneter Aufstand zur Last gelegt. Schwer bewacht undgekettet sind diese V erhafteten in den nächsten Tagen vom Polizeigefängnis über den Ring nachder Brückenstrasse 5 geführt worden, um dort vernommen zu werden. W arum die Verhafteten d o rthingeführt wurden, erschien unverständlich, da die Vernehmung im Polizeigefängnis selbst durchgeführtwerden konnte. Dieses Hin- und Herführen sollte wahrscheinlich der polnischen O effentlichkeitG elegenheit geben, sich die deutschen V erbrecher anzusehen, sie zu beschimpfen, anzuspuckenund m it Steinen zu bewerfen, was auch in reichlichem Masse geschehen ist. Die aufrechte, ernste,gefasste Haltung dieser M änner hat manchem W ankelm ütigen den Rücken gestärkt. A lle Haussuchungennach W a ffe n und w ichtigen Papieren, alle Drohungen und Misshandlungen bei der V ernehmunghatte nichts Stichhaltiges gebracht, um den V erdacht des Hochverrats aufrecht erhalten zukönnen. Inzwischen schienen auch diplom atische Schritte die polnischen Behörden zur Zurückhaltung


zu mahnen. Es hiess, dass die englische Regierung die Massenverhaftung der Führer des Deutschtumsin Polen m issbillige, w eil man die Zeit zum Losschlagen noch nicht fü r gekommen hielt. Soentschloss sich dann die polnische Behörde, die V erhafteten (es waren dies: Engelbert Adam itz,Erwin Beck, Felix Beiner, A lfons Belda, H erbert Bonk, Franz G olczyk, Hans G rabarcz, RichardG ro ll, Helm ut und Erwin Hetmanczyk, Berthold H ildebrandt, Eduard Hocheisel, Gustav Kluge,August Lork, Emanuel M ajentny, Anton N ow ara, Josef Schary, Franz Schega, Karl Schlesinger,Erwin Slama, Emil W ieczorek, Elfred und Erich W o ifzik, Robert Zowada) w ieder fre i zu geben.Bei der Entlassung drohte man ihnen aber, dass man sie bald w ieder hole, dann aber ginge esauf den grossen Marsch nach dem berüchtigten K onzentrationslager Bereea-Kartuska. So warendenn alle gewarnt. Einigen gelang es darum auch, sich v o r der zweiten V erhaftung zu Kriegsbeginnrechtzeitig zu verbergen.Im deutschen Gewerkschaftshaus hatte sich seit M itte August 1939 das H auptquartier derAufständischen eingerichlet, nachdem man das Personal der deutschen A rbeitergew erkschaft verhaftetund v e rja g t hatte. Der deutsche W irt w urde als halber G efangener behandelt. Eine gründlicheHaussuchung hafte nichts von W affe n öder Bomben zutage gebracht. Von hier aus wurdendann die berüchtigten Streifen in die <strong>Stadt</strong> unternommen. Ein Teil der Aufständischen w urde alsH ilfspolizei abkom m andiert. Für die Deutschen gab es jetzt nur eine Losung: Ruhe und kalten Kopfbewahren und sich zu nichts hinreissen lassen.So kam der 1. September heran. Früh schon haften die Kam pfhandlungen an der Grenzebegonnen. Es w urde ernst. Deutsche Flugzeuge sah man hin und zurück die <strong>Stadt</strong> überfliegen.Später erfuhr man, sie hätten bereits gründliche A rb e it geleistet. Vergeblich schaute man nacheinem der vorher viel gepriesenen polnischen Flugzeuge aus. Der deutsche Bevölkerungsteilw artete m it Spannung a u f die angekündigte Rede des Führers, die mehr oder w eniger heimlichabgehört wurde. Kaum waren die letzten W o rte der Rede verklungen, als man aus den PolizeikommissariatenPolizeibeam te und Aufständische nach verschiedenen Richtungen in alle <strong>Stadt</strong>teileeilen sah. W as dies zu bedeuten hatte, wurde bald klar. Es begann die Jagd auf die Deutschen.Zunächst holte man die im Deutschtum führenden Personen heraus. Schwer bew affnet, m it aufgepflanztemBajonett traten je ein Polizeiibeamter und zwei Aufständische in die W ohnungen der betreffendenund forderten sie zum M itkom m en auf. A u f die Frage, w ohin es ginge, w urde den meistenvon ihnen gesagt, sie hätten nur ein Protokoll auf der W ache zu unterschreiben. Alles w ar gutvorbereitet. M onatelang vorher schon lagen die Namenlisten der Deutschen auf der P olizeidirektionmit ausgefüllten Verhaftungsbefehlen bereit. In den letzten Tagen noch hatt^ man eine Kontrolle durch Polizeiorgane veranstaltet, ob auch alle da seien. W e r nicht da w ar, wurde nunan allen möglichen und unmöglichen Stellen gesucht. Den Fam ilienangehörigen wurden die schwerstenStrafen angedroht, wenn sich die Betreffenden nicht sofort meldeten. Dann wurden sie wieVerbrecher durch die Strassen geführt, mitten durch die Massen der Flüchtlinge, die man aus denG renzdörfern bereits evakuierte. Die Absicht w a r klar. Man w o llte die Massen aufreizen. Rufewurden laut: „Führt sie nicht ab, an die W and sofort mit ihnen“ , usw.Doch die Massen blieben bis auf Einzelfälle teilnahmslos. Jeder hatte mit sich und seinenSorgen zu tun. Sammelstelle fü r die V erhafteten w a r der H of des Rathauses. Hier wurde ihnenzunächst ein Schreiben ausgehändigt, das entw eder einen Ausweisungsbefehl nach Stolin an derrussischen Grenze oder Internierung in einem Lager enthielt. Von einer V erhaftung w a r in diesemSchreiben nicht die Rede. Es w urde darin nur m itgeteilt, dass das G renzgebiet innerhalb 48 Stundenunter M itnahm e von entsprechender Bekleidung und V erpflegung zu verlassen sei. Als auf diesenVerm erk aufmerksam gemacht wurde, bekam man nur ein Achselzucken. Also hatte man etwasanderes vor. Den Empfang des Befehls musste man, o Ironie, auch noch bescheinigen. So warenungefähr 60 Mann nach und nach herbeigeführt worden. In Reihen zu Vieren, mit dem Gesichtan die W and, harrten sie der Dinge, die da kommen sollten. Kein lautes W o rt durfte gesprochenwerden. O bw ohl sie wussten, dass ihnen Schweres bevorstand, behielten sie Ruhe. Im Hofeselbst eifrige G eschäftigkeit. Akten wurden verbrannt, die man aus dem Rathaus herbeischleppte.Dazwischen M eldungen aus dem Lautsprecher <strong>eines</strong> Rundfunkgeräts. Der polnische Rundfunk meldete:Ham burg bom bardiert, die polnischen Truppen im Marsch auf Berlin die Grenzen über­138


Fschritten, M einungsverschiedenheiten zwischen Deutschland und Italien und dergl. Humbug mehr.Dann tauchte einmal das Gesicht des Herrn <strong>Stadt</strong>präsidenten G rzesik in einem Fenster auf, derhöhnisch lächelnd die Kolonne der O p fe r betrachtete. W enn er nur einen M onat hätte in dieZukunft schauen können, ob ihm das Lächeln nicht vergangen wäre? Die dort standen, warendoch alles ehrenwerte Bürger, unter ihnen G rauhaarige, die jahrzehntelang zum W ohle der <strong>Stadt</strong>gearbeitet hatten. A ber was kümmerte ihn das. Es waren eben Deutsche, und er w ar ja dieganzen Jahre einer der H auptdrahtzieher zur Vernichtung des Deutschtums gewesen.Nach stundenlangem W arten fuhr ein Autobus v o r dem Rathaus vor. Polizeibeam te in/o lle r Ausrüstung, schwer bepackt, brachten die eine H älfte der V erhafteten in den Autobus.An ihrer Ausrüstung konnte man erkennen, dass sie nicht mehr in die <strong>Stadt</strong> zurückkehren sollten.W ohin ging es? Kein Mensch wusste Bescheid, auch die Polizeibeamten nicht. Nach einer Stundewurden die übrigen abgeholt und ebenso ins Ungewisse befördert.In den Abendstunden w urde ein neuer Transport von V erhafteten nach dem Rathausgebracht. Es waren zum grössten Teil Deutsche aus Bismarckhütte. Da man sie nicht sofo rt abtransportierenkonnte, wurden sie ins Polizeigefängnis gebracht, vorher jedoch noch in schwererW eise misshandelt. M it Stöcken und Gum m iknüppeln w urde auf sie eingeschlagen, dass verschiedenevon ihnen aufgeplatzte Fingerspitzen hatten. Am nächsten M orgen wurden sie ebenfalls miteinem A uto fortgeschafft. Besser erging es dem Transport, der dann noch in den späten A bendstundenin der Polizeiwache in Neuheiduk zusammengebracht wurde. Unter diesen befand sichauch der 72-jährige allbekannte Fabrikbesitzer Sonsalla, früherer deutscher <strong>Stadt</strong>rat und ja hrzehntelangerBetreuer und V ater des M ännerturnvereins Königshütte. N ur dem schnellen V o r­dringen der deutschen Truppen und dem M angel an Beförderungsm öglichkeit hatte dieser Transportes zu verdanken, dass er nach Hause geschickt w urde m it der W eisung, sich ja nicht blickenzu lassen, da es sonst gebrochene Knochen gäbe.Inzwischen w aren die ersten Transporte bis nach M yslow itz gekommen. An eine W e ite r­beförderung w a r nicht zu denken. Die Eisenbahn hatte den norm alen V erkehr eingestellt und dieAutobusse würden fü r andere Zwecke gebraucht. Also, wohin mit den G efangenen? Kurzerhandwurden sie nach dem berüchtigten Isolierungslager gebracht. Hier ein Kopfschütteln der G efängnisleitung.Alles besetzt. Die Aufnahm e der fü n f m itverhafteten Frauen w urde glattw eg abgelehnt,da das G efängnis fü r Frauen nicht eingerichtet w ar. Also wurden sie ausgemustert und nach demPolizeigefängnis in M yslow itz geschafft, w o sie in einer Kammer unter dem Dache untergebrachtwurden. Der sie bewachende Polizeibeam te musste den Raum m it ihnen teilen, da andere Unterbringungsmöglichkeiten nicht vorhanden waren. Zu essen gab es w eder fü r den Beamten noch fürdie Gefangenen etwas. Dies w a r auch der G rund, dass der Beamte es erlaubte, dass eine zufälligauf der Strasse vorbeikom m ende Bekannte der einen G efangenen, die vom Fenster aus entdecktw orden w ar, die Gefangenen und den Beamten m it dem N ötigsten versehen durfte. Der ganzeBehördenapparat w a r schon am Zerfallen. W eisungen, was mit den weiblichen Gefangenen geschehensollte, konnte der Polizeibeam te nicht erhalten. Also entliess er sie nach 24 Stunden aufeigenen Kopf, um sich selbst schleunigst in Sicherheit zu bringen.Im Isolierungsgefängnis hatte man fü r die M änner durch Zusammenlegung nun doch einigeZellen freigem acht. Zu fü n f bis sechs Mann wurden sie nun in die Einzelzellen gepfercht. 23 Mannkamen in einen grösseren Raum, der gewöhnlich als Unterrichtsraum fü r die Gefangenen diente.Am nächsten M orgen waren es dort schon 36 M ann, da man die Bismarckhütter inzwischen auchschon herbeigebracht hatte. 36 Mann in einem Raum, ohne Decken, ohne Schlafgelegenheit, nurkurze Bänke, auf denen ein Ruhen unmöglich w ar. Die Behandlung w a r schlimmer als die derStrafgefangenen. Die Fenster waren wegen G asgefahr mit Papierstreifen abgedichtet und durftennicht ge öffnet werden. Zum Frühstück ein Pfund saures schwarzes Brot, das einem von einemglatzköpfigen Strafgefangenen m it einem richtigen Verbrechergesicht in die Hand gedrückt wurde.Für den sogenannten Kaffee gab es fü r 36 M ann 3 Schüsseln. Sie waren noch zu viel, da denmeisten beim A nblick der Brühe übel wurde. Jede Unterhaltung w a r untersagt. Daran hat sichnatürlich niemand gehalten. Die W ä rte r w aren alles andere als in rosiger Stimmung, bereiteten139


sie doch selbst schon alles zur Flucht vor. Dass sie ihre W u t die „H itle ro w c e “ spüren liessen,konnte man verstehen, und wehe, wenn nicht alles vorschriftsmässig in Reih und G lied stramm stand,wenn der Herr „O d d z ia lo w y “ die Zelle betrat.Am zweiten Tag, es w a r am Sonnabend, liess er durch Strafgefangene 4 Kannen W asserauf den Boden der Zelle giessen, w a rf zwei Läppchen von 10 cm im Q uadrat dazu und befahlsauber machen in 10 Minuten. M it vereinten Kräften w urde es von den Insassen auch geschafft.Dann kam der Befehl — Sachen abgeben. Dies machte stutzig. W as hatte man vor? W o llte mansich die wenigen Habseligkeiten der G efangenen aneignen, oder w o llte man sie nur in Unterkleidungihrem Schicksal überlassen. Als keiner Anstalten zur Sachenabgabe machte, erschien derInspektor und schrie mit wutverzerrtem Gesicht: „Lasst ihnen die Sachen, sie sollen sehen, dassdie Polen mehr Kultur haben als die Deutschen!“ Nun, die Kultur der Polen, die sogenannte p o l­nische Kultur, zum Unterschied von der übrigen W eltkultu r, kannten die G efangenen zur Genüge.Dass sie überhaupt als unbescholtene Menschen hier sassen, w a r ja ebenfalls Ausdruck dieserpolnischen Kultur. Das Schlimmste w a r die Sorge um die Angehörigen daheim ; um das eigeneSchicksal machte man sich wenig Kummer, man w a r auf das Schlimmste gefasst und bereit, es mannhaftzu tragen. Dass es schlimm werden sollte, bewies der Sonntagmorgen. Schon zu früherStunde erschien einer der W ä rte r und drohte: „H eute, ihr Pieronnes, kommt ihr zu den Engeln.“Als er ging, liess er sonderbarerweise die Zellentüren offen. W enige M inuten darauf — ein furchtbarerLärm im G efängnisgebäude, H ilferufe und Todesschreie, dazwischen Gewehrschüsse. Es warenbange M inuten, die die Herzen der deutschen M änner beschlichen. Also sollte es doch hierzu Ende gehen.Kurz v o r der Erlösung von polnischer Brutalität, denn davon w ar man fest überzeugt, dasses nur noch Stunden dauern könne, bis die deutschen Truppen einrückten, sollte man hier wehrlos<strong>eines</strong> schmählichen Todes sterben? Gesprochen wurde in diesen Augenblicken fast gar nichts.Alles blickte nach der Tür. W ann kommen sie? Einige schwangen sich zum Fenster hinauf, umdort etwas zu erblicken. Zu sehen w a r nichts, doch das G ebrüll w urde stärker. Nach einiger Zeitsah man einen Strafgefangenen in G efängniskleidung über die 4 M eter hohe M auer flüchten. DannRuhe. W as w a r geschehen? M an hatte 16 Mann, die am Sonnabendnachm ittag blutbefleckt undzerschlagen eingeliefert w orden waren, herausgeführt und an der Schlossgartenmauer von Aufständischenerschiessen lassen. Es handelte sich um unbekannte deutsche Käm pfer, die hier ihr Lebenlassen mussten. Dasselbe hätte auch den Königshütter Gefangenen gedroht, wenn nicht ein gnädigesSchicksal anders fü r sie eingegriffen hätte. Nach einiger Zeit erschien in den Zellen einBeamter in Z ivilkleidung m it einem jungen Manne und nahm nochmals die Personalien der G efangenenauf. Er machte einen vertrauenerweckenden Eindruck und gab auf Fragen die beruhigendeA ntw ort, dass nun nichts mehr zu befürchten sei, die Gefangenen sollten sich bereit halten, erwürde sie später abholen.Und so geschah es auch. Der Beamte kam noch einmal zurück, und immer noch zw eifelndfolgten ihm die Gefangenen. Als man an einem Gange vorbei musste, plötzlich ein Stutzen inder Kolonne. Acht Aufständische standen im G ange mit G ewehr bei Fuss. Doch schon hiess esw eiter, am Gang vorbei, hinunter in den Hof. Im Hofe nochmals A ufenthalt. Hier noch eineErmahnung des Beamten, der jetzt w ie ein rettender Engel angesehen wurde, nur nicht geschlossenauf die Strasse zu gehen, und der Befehl, sich sofort auf den W eg nach dem Bestimmungsort, derauf den Ausweisungsbefehlen verm erkt w ar, zu machen. Dachte einer der nun dem Tode Entronnenendaran? Keiner! Jeder hatte nur den einen G edanken, so schnell w ie möglich nach Haus.A u f mehr oder w eniger gefährlichen W egen und nach verschiedenen erlebten Abenteuern gelanges auch allen.A llen? Nein, nicht allen. Einen noch ereilte das Geschick, das allen zugedacht w ar, aufdem W ege. Kamerad H ildebrandt, einer der Treuesten der Treuen, die Seele des MännerturnvereinsKönigshütte, in dem er sich in allen den Jahren der Polenherrschaft die körperliche und geistigeErtüchtigung der deutschen Jugend angelegen sein liess, er kehrte nicht mehr zurück. Ihm alseinzigen von den über 60 Königshütter G efangenen w ar es nicht mehr vergönnt, lebend in ein140


deutsches Königshütte zurückzukehren. Als w ireinige W ochen vorher darüber sprachen, was unsVolksdeutschen im Falle <strong>eines</strong> Krieges von Seitender Polen drohen könne, waren w ir uns darübereinig, dass es, so w ie w ir den C harakter der Polenkannten, schlimm werden könne. Er gebrauchtedabei die W o rte : „Für eine grosse Sache mussman auch grosse O p fe r bringen können.“ Er hatdas höchste O p fe r gebracht, das er bringen konnteund w ird in den Reihen der Königshütter Turnerund des Königshütter Deutschtums als leuchtendesBeispiel von Pflichterfüllung w eiterleben. —r Undnoch ein O p fe r ford e rte dieser Sonntag des3. September 1939 im Zusammenhang mit der Freilassungder Königshütter Gefangenen. Der Beamte,der ihnen die G efängnistore ge öffnet hatte,wurde drei Stunden später, nachdem er auch nochdie Strafgefangenen herausgelassen hatte, aufdem W ege nach seiner W ohnung von den A u f­ständischen erschossen, w ohl nur aus W u t darüber,dass ihnen ihre O p fe r entgangen waren.W elche G ründe ihn fü r die Freilassungbewogen haben, bleibe dahingestellt. Jedenfallshatte er sich durch seinen Rundgang im G efängnisüberzeugt, dass es sich hier um unschuldigeO pfer handelte, die er, einer guten Eingebungfolgend, nicht der W u t der Aufständischen preisgebenw ollte. Im Andenken der Königshütter G e­fangenen w ird auch er leben.Im folgenden seien die Namen der vom1. bis 3. September 1939 von den Polen in dasM yslow itzer Gefängnis eingelieferten KönigshütterDeutschen verzeichnet:Felix Beiner / G eorg Borowka / Jo- [)er dam alige Führer der JdP. in Königshüttesef B r a u n / Konrad Bucha I I a / H erbert Alfons Belda.Conrad / Paul Drobek / Josef G o I o m-b e k / Robert Gorys / Max Gr einer / Josef Grobein ik / W ilhelm Gröhlich / RobertHalas / Helmut Hetmanczyk / Erwin Hetmanczyk / Bertold Hildebrandt / G eorgHoff mann / Edmund Hupka / Dr. G eorg Klitta / G eorg Knappik / Paul KnappikW ilhelm Kopyciok / W ilhelm Kosmitzky 1 Josef Kotalla / A lfre d Kowoll / W a lte rKrause / G eo rg Krug / Josef Krug / Frau Kubiczek / G erhard Kulawik / FranzKusch / Friedrich Lein kauf / August Lork / Emanuel Majentny / G eorg MalcharekStefan Mross / Max Muschol / O ttilie Mückstein / Fritz Opitz / Josef Paul / AloisP i e c h a / V ik to r Pietr-usky / G ertrud- P i e t s c h / M ax Rosenberg / Max SchattanikFranz S c h e g a / Johannes S c h i c h a / Eugen Schramek / W ilhelm Sodzawitza / HubertSteiner /' Josef S t r o z y k / Reinhold S t r u h I e r / W ilhelm Wagner / Erich W a I u g a / W ilhelmWerner / Franz Wiechoczek / Franz Wons.* * *Andere Königshütter sind schon Sange W ochen vor Kriegsbeginn in polnische Kerker gestecktworden. Die meisten kamen in das berüchtigte Zuchthaus nach W adow itz. Unsägliche Entbehrungenund unmenschliche körperliche und moralische Schikanen hatten diese M änner zu ertragen.


Ein „W a d o w itz e r“ : Ernst Mücke nach der Rückkehrvon der Verschleppung.Einer dieser „W a d o w itz e r“ berichtet, dass eram 2. September 1939 zusammen m it etwa 230politischen H äftlingen, zum Teil gefesselt, verschlepptwurde. Der Leidensweg ging Tag undNacht marschierend von W a d o w itz über M yslowitz, Bochnia nach Tornow. Dort übernachtetensie in menschenunwürdigen Zellen bis zu 38 Mannin einer Zelle, die norm al nur fü r 8 Verbrechervorgesehen w ar. Um 1 Uhr morgens der zweitenNacht ging es in unbekannter Richtung weiter.Durch die polnische Sandwüste stampfend kamendie Unglücklichen bis nach Janow. H ier wurden150 Brote gebacken und ein Schwein geschlachtet,da der gesamte m itgeführte M undvorrat aufgebrauchtwar. Die Tagesration w ar sehr gering:/ <strong>eines</strong> Kommissbrotes und später sogar nur %musste reichen. Vom Schweinschlachten bekamensie nur einige 10 Gramm grünen Speck und alsdieser zur Neige ging, gab es nur etwas rohenSchmer. Das Fleisch verbrauchten restlos dieHenker und ihre m itgeführten Familien. Die H ä ftlingeernährten sich, sow eit es verstohlener W eisemöglich w ar, nur von rohen Feldfrüchten. DerSchrei nach W asser hörte bei dieser endlosenT reibjagd nicht auf, und die Henker hatten dabeidie unmenschliche Freude, den Rest aus ihrenFeldflaschen, wenn sie ihn nicht selbst austranken,vor den Augen der H äftlinge in den heissen Sandzu giessen.Nach wochenlanger, unmenschlicher W a n ­derung ging es dann von Zqmoscz in offenenKohlenwagen m it einem M ilitärzug über W lo d zimierz,Holuby, Kiwierce und Luzk in RichtungRowno. Unw eit von H oluby wurde der p o ln i­sche M ilitärzug , in dem w ir uns befanden, vondeutschen Fliegern im Tiefflug angegriffen. W ä h ­rend alles bei diesem A n g riff in Deckung ging,w urde den Deutschen verboten und unmöglich gemacht, den offenen W agen zu verlassen. DieFlieger nahmen den Zug unter M aschinengewehrfeuer. Ein Toter und sechs V erletzte waren zu beklagen.Die gefallenen Kameraden sind am 15. September 1939 ungefähr 50 M eter neben derBahnstrecke bei H oluby begraben worden.Der Zerfall des polnischen M ilitärs machte sich nun auch in dem G efangenentransportpersonaldes M ilitärzuges bem erkbar. M an fu h r ziellos hin und her: man musste den heranrückendenRussen nach Südwesten ausweichen und kam über Brody 17 km an Lemberg heran.Hier w ar jedoch der Teufel los. Lemberg stand unter schwerem Geschützfeuer, das polnischeM ilitä r löste sich in kleine G ruppen auf und plünderte, was ihm unter die Hände kam. So wurdeauch der G efangenenzug in der Nacht unter Feuer genommen und geplündert. Am nächsten Tag,dem 20. September, plünderten alle G efangenen m it und konnten fü r ihre ausgehungerten Mägenetwas Schiffszwieback und sogar eine kleine Dose Gullasch erwischen, von dem jeder einen halbenTeelöffel zu kosten bekam.Am M ittag desselben Tages sind dann die „W a d o w itz e r“ von einer deutschen Patrouillebe fre it w orden und kehrten am 24. September beglückt in die Heim at zurück.142


W ir Lebenden haben flie V erpflichtung,der M änner zu gedenken, die in jenen Tagendes Kriegsbeginns den O pfergang als Freikorpskämpfer antraten, um die lebenswichtigen Industrienv o r d e r Zerstörung durch die Polen zu sichern.In den frühen M orgenstunden des 1. September 1939 überschritten die M änner des FreikorpsEbbinghaus bei Beuthen die ehem aligeGrenze. An der Halde der Bleischarleygrube erfolgte der Einsatz. Nach vergeblichen Kämpfenam Stickstoffw erk in Königshütte stiess der Zugunter Führung des O bersturm bannführers Pisarskiin Richtung M axgrube— Laurahütte vor. Nachdemim feindlichen A bw ehrfeuer die Bunkerlinie durchschrittenw ar, erreichten sie, ohne auf W iderstandzu stossen, M ichalkow itz und besetzten gegen3 Uhr morgens die M axgrube. Der verwegeneHandstreich schien geglückt zu sein. Bald aberrückten von allen Seiten Aufständische und p o l­nisches M ilitä r heran, und es begann ein ungleicher,harter Kampf, dessen Ausgang nicht zw e ife l­haft sein konnte. Dennoch verteidigten sich dieM änner des Freikorps m it zäher Verbissenheit.Etwa 60 Mann hatten sich bis zur M axgrube durchgeschlagen;sie standen nun einer vielfachen p o l­nischen M acht gegenüber. Das Feuer der deutschenMaschinengewehre lag gut. N ur langsamvermochten die Polen näherzurücken, und grosswaren ihre Verluste. Sogar m it einem Panzerwagengriffen sie das kleine Häuflein der Freikorpsm änneran, aber nach wenigen M inuten hatten ihn gutgezielte Handgranaten erledigt. Dann aber gewannendie Polen durch ihre zahlenmässige Stärke Der Führer des Freikorps nach dem Todeund durch die W irkun g der schweren W affe n Pisarski — Karl M ania.mehr und mehr die Uebermacht, und in den spätenNachm ittagsstunden musste d e r Rest der Freikorpsmänner den ungleichen Kam pf aufgeben.Auch in ihren Reihen hatte der Tod reiche Ernte gehalten. Als erster fiel schon in denM orgenstunden ihr Führer W illi Pisarski, und 26 seiner Getreuen folgten ihm nach. Im Lebenein Kam pfer und Sturmer; seinen Kameraden immer voran fü r Deutschland und seinen Führer!lst er seinen M ännern auch im Tode vorangegangen. „N ichts für uns, alles für Deutschland!Kam pft fü r A d o lf H itle r!“ waren seine letzten W o rte .G rauenhaft haben hernach die Polen die leblosen Leiber der gefallenen Freikorpsmännerverstümmelt, dass man viele von ihnen nicht mehr zu erkennen und ihre Namen nicht mehr festzul* v ®rnJoc"te . _ So sind unter ihnen einige zur letzten Ruhe gebracht w orden und — nachW ochen kehrten sie aus der G efangenschaft heim. Jene Toten aber müssen andere Namen qetragenhaben.Und ebenso grauenhaft haben die Polen sich auch an jenen versündigt, die verw undetoder wehrlos in ihre Hände fielen. Sie haben auch hier ihrem Namen alle Ehre gemacht undan ihrem Teil geholfen, die K luft aufzureissen, die in aller Zukunft das trennen w ird, was deutsch ist143


Korps Kommando XVIII:_______S em .z.b.V ._______O.'J.Chyrow, den 18.9.1S 39.Herrn Karl M a n i a wurde mit 92 Mann des ober -soh lestsch «n F reikorps von dan Polen nach Sambor v ersch lep p t,i * t »un b e f r e it und b e r e c h tig t, s ic h a l t den L euten-in d ieHelaat zn begeben.A lle Behörden, Truppenteile undden gebeten, Herrn S a n i s un^:-»^ a .en Leuten je p lio h eterstü tzu n g angedeihenund was sich Pole nennt. Sie haben auch hier der ganzen B rutalität der polnischen A rt freie Zügelgelassen und ihrem traurigen Ruhme ein scheussliches Blatt hinzugefügt, in Zukunft nur noch dasV olk der Menschenschinder und Massenm örder genannt zu werden.Die mit einem Panzerwagen angreifenden Polen drängten die kleine Schar, die jetzt unterdem Befehl von Karl M ania stand, in das M agazin der Annagrube, w obei 50 Mann der G ruppeeingeschlossen wurden. M it zw ei Maschinengewehren und Handgranaten verteidigten sie sich,aber als man sie zwei Stunden lang m it Flakgeschützen beschoss, da mussten sie sich nachmittagsum 16 Uhr den immer zahlreicher werdenden polnischen A ngreifern, unter denen auch Aufständischewaren, gefangen geben.Jene Freikorpsmänner, die übrig blieben, haben, zerschunden, zerschlagen und ausgeraubt,den W eg in die polnische G efangenschaft antreten müssen. Gleich ihren Brüdern im W arthelandund in Westpreussen gingen sie diesen W eg der Q ual und Erniedrigung. Nach W ochen erst sindsie heim gekehrt, und nur mühsam konnten sie das Grauen ihrer Erlebnisse vergessen.Es sind ja nicht mehr viele übrig geblieben von jenen, die damals dabei waren. Sie sindin alle W inde verstreut und gehen da und dort ihrer A rb e it nach — namenlos und unbekannt —w ie sie früher waren, und nicht viele ihrer Mitmenschen wissen, was sie erlebten.* * *Am 15. September ist der Freikorpskäm pfer Josef Jamrose in Königshütte feierlich zurletzten Ruhe geleitet worden. W oher der Tote stammt, konnte nicht erm ittelt werden. W ir w ollenhier seinen Namen festhalten. Auch er hat, w ie O berbürgerm eister Dr. Delius damals am G rabesagte, m itgeholfen, dass Königshütte w ieder eine deutsche <strong>Stadt</strong> wurde.


Am Sonntag, dem 17. September, geleitete man wiederum Blutzeugen der Befreiung zu G robe.In letzter Stunde vor der Befreiung unserer <strong>Stadt</strong> sind sie der M ordlust unmenschlicher Insurgentenzum O p fe r gefallen. Sie w ollten die Befreier mit Blumen begrüssen, fielen aber in die Händevon Aufständischen und wurden von diesen nach der Kaserne an der Lazarettstrasse geschleppt.Schon unterwegs_ wurden sie aufs furchtbarste misshandelt und dann in der Kaserne w eiter geprügelt.Ueber ihr weiteres Schicksal weiss man nur, dass sie nach M odrzejow entführt, d o rt to t­geschlagen und in einem Massengrab verscharrt worden sind. Inzwischen hatte man die Leichenaufgefunden und nach Königshütte gebracht, um ihnen in heimischer Erde auf dem St. Hedwigs-Friedhof eine w ürdige Ruhestätte zu geben.In Bismarckhütte ist am Sonntag, dem 24. September, der fünfundzw anzigjährige Freikorpskämpfer Bruno N o w ak begraben worden. Am ersten Tage der Kämpfe w a r er bei O rzegow denInsurgenten in die Hände gefallen und von ihnen erschossen und dann grässlich verstüm m elt worden.Kameraden aus dem Freikorps sorgten später gemeinsam m it den Eltern des hingem ordeten Freikorpskämpfers dafür, die Leiche in den H eim atort zu überführen und ihm ein würdiges Begräbniszu bereiten.* * *Im Buche der Geschichte der <strong>Stadt</strong> ist auch der Nam e des ersten Blutzeugen unserer <strong>Stadt</strong>eingetragen: des O berturnw arts Bertold Hildebrandt.Er gehörte mit zu den „M yslo w itzern “ . A u f dem Heim wege vom M yslow itzer G efängnisist er am Sonntag, dem 3. September, von Aufständischen überfallen und heimtückisch erm ordetw orden. Er benutzte die grosse Verkehrsstrasse von M yslow itz nach K attow itz, auf welcher an diesemTage Tausende von Flüchtenden, Aufständischen und Jungpolen ihr Heil in der Flucht suchten.Die näheren Umstände seiner W iederergreifung sind nicht bekannt. Soweit dies festgestellt werdenkonnte, gelangte er bis kurz vor Schoppinitz. H ier muss er von Aufständischen erkannt und ergriffenworden sein. In ihrer M itte musste er m it erhobenen Händen nun zurückmarschieren. G eradeund aufrecht, w ie er stets im Leben w ar, ging er nun seinen Todesweg'. An seinen Augen konnteman erkennen, dass er m it dem Leben das zw eite M al an diesem Tage abgeschlossen hatte.In W ilhelm inenhütte hielt der Zug. Hier w urde Kamerad H ildebrandt von den Aufständischen vonW ilhelm inenhütte übernommen. Sie banden ihn m it den Händen an einen vorüberfahrenden M ilitä r­wagen, und w eiter ging es auf M yslow itz zu. Kurz v o r der Unterführung in M yslow itz, an einemSägewerk, band man ihn los. Zwei Aufständische und ein Z ivilist führten ihn am Sägewerk vorbeiaufs freie Feld, w o er von dem Zivilisten kaltb lü tig erschossen wurde, während die AufständischenN eugierige abhielten. Kein Laut der Klage kam während des ganzen Vorganges von den Lippendes Kameraden H ildebrandt. M annhaft, wie er gelebt, w ar auch sein Sterben. Seine Gedankenwaren w ohl nur bei seiner Familie, und sein einziger Trost mag der gewesen sein, dass die Heimat,für die er gekäm pft hatte, nun doch w ieder deutsch wurde, dass seine A rb e it also nicht vergebensw ar. — Seine Leiche w urde dann von den Aufständischen noch der Schuhe und der Brieftascheberaubt und gewissenlos liegen gelassen. Später w urde er aufgefunden und in die Leichenhalledes Städtischen Krankenhauses gebracht und d o rt zu den 14 O pfern des Sonntagmorgen gelegt.Dadurch mag dann die M einung entstanden sein, er sei m it diesen zusammen erm ordet worden.Bertold H ildebrandt, der im 41. Lebensjahre stand, hat in Königshütte das Licht der W e lterblickt. Er hat in seiner Heim atstadt unerm üdlich, treu und tapfe r fü r das Deutschtum gekäm pft.In vielen deutschen O rganisationen w a r er tätig . Besondere Verdienste hat er sich um die Sachedes deutschen Turnens erworben, die in Oberschlesien nicht nur der körperlichen Ertüchtigung galt,sondern auch vor allem der Pflege des Volkstumsgedankens. Er w a r V erbandsoberturnw art undKreisturnw art und hat viele junge Deutsche zu nützlichen G liedern unserer deutschen Volksgruppeerzogen, die ein leuchtendes V orb ild in einem rechten deutschen Manne fanden.Tausende folg ten seinem Sarge. Tausende standen erschüttert zu beiden Seiten der Strassen,die der Trauerzug am 7. September durchzog, um den Blutzeugen deutscher Treue noch einmalzu grüssen und Abschied von ihm zu nehmen. Und die ergreifende Feier, an der die Führer aller


Begräbnis des Königshütter Blutzeugen Bertold H ildebrandtdeutschen O rganisationen der Polenzeit teilnahm en und an der im Geiste das ganze Deutschtumunserer Heim at A nteil nahm, ist zugleich zu einer gew altigen G edächtniskundgebung für alle geworden,die in den Tagen der Entscheidung ihr Leben lassen mussten.„D as gesamte Deutschtum Deiner oberschlesischen Heim at steht“ , so begann Dr. Sornikseine kernigen Abschiedsworte, „erschüttert an Deinem G rabe. Du w arst ein w a hrh aft deutscherMensch, der sich alleze it fü r die Ideale des Sozialismus eingesetzt hat. Die Fahnen wehen, dasReich steht stark, und Oberschlesien ist fre i! Dies grosse W e rk konnte nur vollendet werden aufdem Fundament des O pfers. W ir stehen hier am G rabe <strong>eines</strong> O pfers des blindw ütigen polnischenTerrors und polnischen Hasses. Und w ir schwören an diesem G rabe, dass w ir w eiter kämpfenwerden für unsere Heimat, für Grossdeutschland und A d o lf H itler.“* * *Der 4. September 1939 brachte für die Königshütter endlich die Befreiungsstunde.Eine unter dem Befehl des Generals Neuling stehende oberschlesische Landwehr-Infanterie-D ivision hatte im Raume um N ik o la i Q ua rtie re bezogen. Nach endlosen Märschen derersten Kriegstage w ar die Division erst am Sonntag, dem 3. September, spät in der N acht zur Ruhegekommen, aber schon im M orgengrauen des 4. September sammelten sich die Einheiten der Regimenteran einer Strassenkreuzung. Es kam der Befehl, in Richtung K attow itz zu marschieren,w o am frühen N achm ittag ein Vorbeim arsch der ganzen Division vo r dem G eneral stattfinden sollte.Die m otorisierten Formationen der Division setzten sich an die Spitze, um die immer noch daund d o rt auftauchenden W iderstände zu brechen. Je näher die Division den V ororten von Kattow itz146


kam, desto heftiger machte sich vereinzelter polnischer W iderstand bem erkbar. In der Innenstadtkam es zu heftigen Kämpfen m it bew affneten Aufständischen und Juden, und nur langsam gingdie Säuberung der <strong>Stadt</strong> vor sich. Bis w e it in den N achm ittag des 4. September zogen sich dieSchiessereien hin. Aus dem geplanten Vorbeim arsch wurde nichts. Teile der Division Neulingerhielten den A uftrag, nun nach Königshütte zu marschieren.In der <strong>Stadt</strong> herrschte Angst und Schrecken ob des W ütens der polnischen Aufständischen,und mit banger Sorge, in nervenzerreissender Ungewissheit verbrachten die Deutschen Stundeum Stunde und w arteten mit heisser Sehnsucht a u f den Einzug der deutschen Truppen, die, so gingdas Gerücht, schon w e it über Tarnow itz und über N ik o la i vorgestossen seien. W arum kamen sienicht nach Königshütte, das doch v o r den Toren Beuthens liegt?An der Grenzstrasse ging am Sonnabend, dem 2. September 1939, eine polnische Batteriein Stellung und feuerte bei jedem Funkbefehl „K a ro ! 37 Kaw a“ ihre Brocken in Richtung N ikola i,w o die deutschen Truppen bereits eingerückt waren. Am N achm ittag zog die polnische Batterieplötzlich nach K attow itz ab.Die Nacht zum Sonntag, dem 3. September, w ar für die Einwohner des <strong>Stadt</strong>teils Königshütte-Bismarckdie unheimlichste nach den vorangegangenen Nächten der Unruhe. Die m it gezogenerW a ffe um herstreifenden polnischen Polizei- und Aufständischengruppen Hessen daraufschliessen, dass da etwas nicht stimme. Und w irklich ! Gegen 1 Uhr morgens (3. September)schrieen plötzlich Sanitätsmädchen und Polizisten in die einzelnen Häuser hinein, dass alles in RichtungK attow itz zu fliehen habe. Unbeschreiblich w a r der Schrecken, den diese Kunde auslöste.M ütter m it Säuglingen auf dem Arm , Frauen, Kinder und alte Leute kamen weinend und jammerndaus den Häusern gelaufen, aber auch M änner waren der V erzw eiflung nahe. Hatten sie dochtags zuvor m it eigenen Augen das Elend der von Ruda, Hohenlinde und anderen G renzortendurchziehenden Flüchtlinge sehen können.Ohne jegliche Beförderungsm ittel, zu Fuss, ohne Hab und G ut ins Ungewisse fliehen?Nein, nie und nimmer! W enn sterben, dann hier in der Heimat, im oberschlesischen Land!Dieser Entschluss gewann langsam die O berhand und brachte w ieder ein wenig Ruhe unterdie aus dem Schlaf geschreckten Menschen. An Schlaf w a r freilich nicht mehr zu denken. Bangenddurchwachte alles die M orgenstunden bis zum Sonnenaufgang.Sobrach der Sonntag an. Verstohlen spähten die Leute aus Häuseinfahrten und W ohnungsfenstern.W as hatte diese Stille draussen zu bedeuten!Dann und wann kam jemand aus einer Nebenstrasse angehuscht. Er w urde gleich angehaltenund ausgefragt, was eigentlich los sei. Doch die meisten von ihnen wussten selber nichtmehr als die Frager.Dann aber kamen Leute vom Bahnhof her, und sie erzählten von fliehenden polnischenSoldaten und Aufständischen, dass sie ihre G ewehre, Tornister und Helme w eggew orfen hätten,dass auch die Polizei geflohen sei, dass d o rt ein Toter liege, u. a. A llm ählich w agten sich nuneinige M änner auch zum Bahnhof, um sich m it eigenen Augen zu überzeugen, was dort vor sichginge.V or dem Bahnhof standen Strassenbahnen zu einem w ilden Knäuel zusammengefahren.Ströme von Flüchtlingen zogen vorüber, die einen heim wärts nach W esten, die anderen kopflos,bestürzt, nach Osten.Aufständische und versprengte Soldaten fluchten über ihre Führung und zogen teils nachK attow itz, teils in ihre W ohnungen zurück.Gegen 10 Uhr erschien ein SA-Mann auf einem K raftrad, geleitet von vielen Radlern undrie f der M enge v o r dem Bahnhofe zu, dass Bismarckhütte nun fre i sei.Unbeschreiblicher Jubel brach los. H eilrufe erschallten, die Menschen fielen einander indie Arm e und weinten vo r Freude. A u f dem früheren Bismarckhütter Rathause w urde die ersteHakenkreuzfahne gehisst. Einige überm ütige Burschen entfernten an den Strassenbahnen die p o l­nischen Schilder, Bismarckhütte w ar w ieder deutsch!W e ite r fuhren dann die Radler. Das V olk verharrte noch auf der Strasse, in der Hoffnung,nun gleich deutsche Soldaten begrüssen zu können.1.0*147


Da plötzlich erschien ein Kraftwagen, besetzt mit Aufständischen und Hallersoldaten. DieKerle schossen blindlings in die Menge und forderten die Leute auf, „N iech zyje Polska“ zu rufen;viele taten das auch in ihrer Angst. Ein Mädchen erhielt einen Schuss ins Bein und blieb liegen.Die H akenkreuzfahne am Rathaus wurde verbrannt. Ein junger deutscher Mann wurdeblutig geschlagen, m it G ewehrkolben und Fusstritten bearbeitet. Ein Mädchen w urde von der Hordeverfolgt, flüchtete in ein Haus an der Lazarettstrasse und sprang dort aus V erzw eiflung aus demFlurfenster; m it gebrochenen G liedern blieb es unten liegen.Nun sah man in allen Strassen G ruppen der „M fo d a Polska“ und anderer polnischer W e h r­verbände m it gezogenen W a ffe n und mit Ffandgranaten umherstreifen. A ber die Stunde der Befreiungw a r nicht mehr fern!A u f der Bismarckstrasse gab es schon heftige Schiessereien zwischen den Polen und dervon Schw ientochlow itz heranrückenden deutschen Freischar.Von den wehrlosen Einwohnern wagte sich niemand mehr auf die Strasse. W a r doch jederDeutsche der G efahr ausgesetzt, von den m ordlustigen Gesellen aus der W ohnung geholtzu werden. Der ärgste Treiber bei dem Vorgehen gegen die Deutschen von Bismarckhütte w arder als Deutschenhasser sattsam bekannte A potheker Baranowski. Er hatte die Schergen bezahltund ihnen Schnaps und Schiessbedarf geliefert.Dann kam w ieder die Nacht. Eine Nacht, von der niemand wusste, ob es für ihn nochein Erwachen geben werde. A ber man erwachte am M ontag, dem 4. September, und das Erwachenw a r das glücklichste nach einer langen Reihe von Tagen voll Angst und Schrecken.Gleich am M orgen kam von K ochlow itz her eine Streife von Kraftradschützen. DeutscheSoldaten! Um nicht aus den Fenstern beschossen zu werden, haben sie auf ihrem W eg durch dieStrassen die noch verbliebenen Geistlichen mitgenommen. (Der O rtsp fa rrer ist tags vorh er geflüchtet).Dann wurde der traurige „B ohater“ Baranowski aus seiner W.ohnung geholt und abgeführt.Das gleiche geschah auch m it verschiedenen anderen noch gebliebenen Deutschenfeinden.Nachdem nun der <strong>Stadt</strong>teil von den Aufständischen gesäubert w ar, bildete sich unter Leitungvon W a lte r Braunsch sofort eine vorläufige Sicherheitspolizei aus deutschen Männern. Sie nahmunverzüglich den O rdnungsdienst auf und forde rte durch Bekanntmachungen die Einwohnerschaftauf, etwa vorhandene W affe n abzuliefern und im übrigen Ruhe zu bewahren.Nach und nach rückten immer mehr deutsche Truppen in Bismarckhütte ein. A ber unterden zurückgebliebenen Polen gab es noch immer einige W ahnsinnige, die da glaubten, gegendie Truppen etwas Ernsthaftes ausrichten zu können. So wurde eine A bteilung deutscher Soldatenaus den Schrebergärten beim Kresy-Sportplatz v o r N euheiduk beschossen, ebenso aus den Fenstern<strong>eines</strong> Hauses vor dem Landratsamt. A ber die deutschen Soldaten haben dam it aufgeräum t! Durchverirrte Kugeln wurden mehrere Menschen zu Tode getroffen oder verwundet.M it dem Einzug grösserer Truppenverbände zog in Bismarckhütte die langersehnte Ruheund O rdnung w ieder ein. Alles kam langsam von neuem in Gang. In den Hüttenwerken undin den Rüttgerswerken wurde sofort die A rb e it w ieder aufgenommen.Immer mehr Truppen zogen im Laufe des M ontags (4. 9. 1939) von K ochlowitz und vonK attow itz-her in Königshütte ein.Die Strasse Bismarckhütte— Zalenze— K attow itz bot den ganzen Tag über ein unvorstellbares Gewimmel. An den marschierenden Kolonnen der Infanterie fuhren die .motorisierten Einheitenvorüber, während daneben endlose Züge von Bauernwagen mit den Evakuierten der O rtschaftenan der Hindenburger und Beuthener Grenze w ieder ihren Heimatgemeinden zustrebten.Häufig stockte der W eiterm arsch. Als das Regiment in die Bismarckhütter Strasse einbog, erwartetenes die Königshütter Volksgenossen mit einem Jubel ohnegleichen. In der A do lf-H itle r-Strasse umringten die jubelnden Menschenmassen das von Zalenze her einmarschierende Regimentund überschütteten die Truppen m it Liebesgaben aller A rt. Plötzlich w a r eine Hakenkreuzfahne daund durch die Nacht tönte aus tausend Kehlen das Deutschlandlied m it einer Inbrunst und stolzen148


Freude, wie es wohl nie in Königshütte gesungen worden ist. Von einer unübersehbaren Menschenmengegeleitet, gelangte das Regiment auf den „P ilsudzkiplatz“ , der schon wenige Tage späterzum „A d o lf-H itle r-P la tz “ wurde.* * *Auch die Bewohner der <strong>Stadt</strong>m itte und der N ordstadt erlebten Tage voller Angst und Sorge.Nach einer bangen schwarzen N acht mit unaufhörlichem G ewehrfeuer, Handgranatenkrachen imNorden der <strong>Stadt</strong> w ar der Sonntag (der 3. September) mit strahlendem Sonnenschein angebrochen.A ber in den Herzen der Deutschen von Königshütte blieb es w eiter trübe. In den frühen M orgenstundendes 3. September ging es wie ein Lauffeuer durch die <strong>Stadt</strong>, dass die letzten bekanntenAufständischen die <strong>Stadt</strong> verliessen. Sie rannten geradezu m it’ Koffern bepackt auf K attow itz zu.In der Nacht schon hatte die Flucht des polnischen M ilitärs aus den Stellungen an der BeuthenerGrenze begonnen. Die meisten liefen über den Redenberg in Richtung Czenstochau, die anderenflohen in Richtung Kattow itz. Die kleinen Geschütze wurden bereits statt von Pferden von Soldatengezogen. Die Pferde benutzten die polnischen Führer und U nterführer zur Flucht, entwederals Reitpferd oder als Zugpferde voll beladener Trosswagen. M it dem M ilitä r liefen die Polendavon, die das Deutschtum der <strong>Stadt</strong> gem artert hatten.Die in der <strong>Stadt</strong> zurückgebliebenen Deutschen erw arteten m it Sehnsucht den Einzug derdeutschen Truppen. Denn dass w eder polnische Soldaten, noch Polizei-, Postbeamte oder A ngehörigesonst einer polnischen Behörde zurückgeblieben waren, das wusste bereits jeder in der <strong>Stadt</strong>.Gegen 9.30 Uhr am Sonntag durchlief die Strassen nach K attow itz zu die Kunde, dassdeutsche Truppen kämen. Ein Sturm der Begeisterung brach los. Mädchen und Frauen m it grossenBlumensträussen in den Händen, Kinder und Greise eilten dem Ringe zu.A u f beiden Seiten der K attow itzer Strasse stand erwartungsfrohes V olk bereit, die deutschenTruppen jubelnd zu begrüssen. Ein K raftrad mit zwei jungen Leuten raste die Strasse aufund ab. Der Fahrer schwenkte eine Hakenkreuzfahne. Alles schrie ihm begeistert zu.A u f der Freitreppe des Hotels G ra f Reden standen Frauen und Mädchen zum Empfangder deutschen Truppen bereit. Ueber dem Eingang zum Hotel hing ein deutsches Hoheitsabzeichen.Inzwischen raunte es durch die M enge: die deutschen Truppen seien bereits von T arnow itz herkommendin die <strong>Stadt</strong> eingezogen. Hunderte und aber Hunderte eilten zum Ring.A u f dem Fahnenmast des Rafhausturmes ging ein Hakenkreuzwim pel hoch, und an derBrüstung des Rathauses standen M änner, die der herbeiström enden Menge den deutschen Gruss botenund herabriefen: „Ein V olk, ein Reich, ein Führer!“Da krachten auf dem Ringe mehrere Gewehrschüsse. Entsetzt stob die waffenlose Mengeauseinander, um sich in die Einfahrten der nächsten Häuser zu retten. Aufständische und Jungpolenwaren w ieder aus ihren Schlupfwinkeln herausgekommen und besetzten das Rathaus, auf demzum letzten M ale die polnische Flagge hochging. Die Deutschen, die vorher in das Rathaus eingedrungenwaren und den Hakenkreuzwim pel gehisst hatten, konnten über den Rathaushof und dieGefängnisma'uer entkommen.Unter der Menge tauchten zwei, drei M änner in Zivilkleidung m it umgehängfem G ewehr auf.Sie liefen aufgeregt hin und her. W as w ar geschehen? Einer flüsterte es dem ändern zu, dasssich hier und da in der <strong>Stadt</strong> noch bew affnete M itglied er der sogenannten Jungen Polen (MtodaPolska) aufhielten und ein Blutbad unter der wehrlosen Bevölkerung anrichten w ollten.Bald darauf krachten auch schon überall in der <strong>Stadt</strong> scharfe Schüsse. Immer w ieder durchbrachdas_ Tacken einzelner M aschinengewehre die sonntägliche Stille.Die Einwohner hatten sich in die Häuser verzogen. A ber die Strassen von K attow itz herblieben belebt: dann iund wann kamen Flüchtlinge aus K attow itz zurück, unglückliche Einwohnervon G odullahütte, Lipine und anderen O rtschaften dicht an der Grenze, die in den letzten Tagender vergangenen W oche ihre W ohnungen haften räumen müssen.In den Nachm ittagsstunden des Sonntags vernahmen die Einwohner von Königshütte deutlich,dass sich das Krachen der Schüsse immer w e ite r auf K attow itz hin zog. A lso gingen die Polenzurück. Besonders heftig wurde am Rande von A lt-C horzow gefeuert.149


Von Klimsawiese her kam am Sonntag N achm ittag plötzlich ein Kraftwagen m it mehrerenjungen Leuten besetzt angerasf. Es waren junge Polen. Sie schossen aus Flinten in die Luft undbrüllten: „N iech zyje Polska!“ A u f einzelnen Häusern in d e r <strong>Stadt</strong> (in den Nestern der Jungpolen)wurden w ieder polnische Fahnen sichtbar. Die Einwohner wussten nun nicht mehr, was eigentlichgeschah. So sehnsüchtig hatten sie die A nkunft der deutschen Truppen am Sonntag von Stunde zuStunde erw artet, doch sie erschienen nicht.In den Abendstunden des Sonntags liess das Feuer in der <strong>Stadt</strong> nach, und dann blieb esdie ganze N acht hindurch im allgem einen ruhig. Gegen 21 Uhr zogen etwa 50 bew affnete Polenvon Klimsawiese her auf K attow itz zu ab.Ein trüber M orgen brach am M ontag, dem 4. September, an. Alles w ar ruhig, die ganzegrosse <strong>Stadt</strong> schien w ie tot.Da hallten M arschtritte auf der Strasse nach K attow itz zu. Fünfzig, achtzig, hundert jungeM änner in Z ivilkleidern m it umgehängtem G ewehr marschierten auf K attow itz zu. Am <strong>Stadt</strong>randemachten sie halt. M itten auf der Strasse hielt ein Lastwagen m it Bewaffneten und dahinter einLieferwagen der Firma Palmin. Die W agen hatten deutsche Kennzeichen. Also sind Deutsche da?Tatsächlich, die hundert jungen M änner des Selbstschutzes hatten eine H akenkreuzbinde um. Siesind da, die Befreier! Die Retter! Und es raunte durch die <strong>Stadt</strong>, dass bereits deutsche Truppeneingezogen seien. Die Truppen waren in der N acht zum M ontag gegen 2 Uhr von Tarnow itz hereingezogen.N icht ein einziger Pole liess sich mehr offen blicken. N ur hier und da fla tte rte an einemHaus noch eine polnische Fahne, die aber alsbald heruntergeholt war.Ein w ahrer Taumel der Begeisterung erfasst die ganze <strong>Stadt</strong>. Alles strömt hinzu,, die Soldatenzu begrüssen, zu beschenken und einander zum erstenmal in alle r O effe ntlichkeit den deutschenGruss zu bieten.W ie aus der Luft herbeigezaubert taucht hier und da in einem offenen Fenster eine Hakenkreuzfahnea'uf, lange Jahre hindurch sorgsam verborgen v o r dem spähenden Auge der polnischenSchergen. A ber nun d a rf die Fahne flattern.Bald ist der Ring ein flutendes Menschenmeer. Aus allen <strong>Stadt</strong>teilen strömen die Menschenzusammen.V or dem Rathaus fä h rt M ontag früh ein Kraftwagen vor. Die Leute laufen hinzu. Ueberihren Köpfen leuchtet das T iefrot von Hakenkreuzfahnen auf. Zwei begeisterte M änner aus Königshüfte,Johann Fabian und Emil Zimmermann, waren nach Beuthen gefahren, um von d o rt Hakenkreuzfahnenzu holen, dam it m öglichst viele Leute eine Fahne erhalten könnten. Die Menschenreissen einander die Fahnen aus den Händen.Dann geht am Fahnenmast des Rathausturmes zum zweiten M ale ein gew altiges Hakenkreuzbannerhoch, das die Beuthener S tadtverw altung zur Verfügung stellte. Die Menge erhebt dieHände zum deutschen Gruss. Zum erstenmal seit länger als siebzehn Jahren erbraust über demRing das mächtige Deutschlandlied.A u f den Strassen überall begeisternde und rührende Bilder des schier fassungslosen Jubels.M änner drücken einander die Hände, sagen zu einander m it vor Rührung erstickter Stimme: Nunist der Tag da, auf den w ir so lange sehnsüchtig gew artet. A ber w ir wussten ja — er musste kom ­men, w eil er uns ein geraubtes Recht w iederbringen musste.Schon bilden sich lange Züge von Menschen, alten und jungen. Voran die stolz sichblähende Hakenkreuzfahne. Unter dem Gesang des Deutschlandliedes und bekannter Lieder derBewegung ziehen die unübersehbaren Menschenscharen morgens gegen 11 Uhr durch die Strassender <strong>Stadt</strong>.* * *150


A ber im Verborgenen sammelten sich M ontag früh die Aufständischen und Jungpolenwieder. Im Stadion an der K attow itzer Strasse, am Hochhaus a u f der Adolf-Hitler-Strasse, am H olzplatzin der Bergfreiheitstrasse, am Feuerwehrdepot in der Hindenburgstrasse u. a. O . bildeten sichpolnische Nester, aus denen immer w ieder M aschinengew ehrfeuer und Gewehrsalven herauskrachten.Der von der Jungdeutschen Partei unter Führung des dam aligen O rtsgruppenleiters AlfonsBelda aufgestellte Selbstschutz hatte alle Hände voll zu tun, um diese Nester auszuheben und siezum Schweigen zu bringen. Dieser Selbstschutz w a r jedoch nicht stark genug, um sich vollkom m endurchzusetzen. W enn auch eine M enge von diesen Heckenschützen gefangen und verhaftet w u r­den, so waren diese doch noch stark genug, um im m er näher nach dem Ringe hin anzurücken,scheinbar m it der Absicht, das Rathaus zu stürmen. Nachm ittags gegen 15 Uhr eröffneten die Polenvom Hüttenteich, aus der Berginspektion und von der Brückenstrasse her ein starkes Feuergegen das Rathaus. Stundenlang w urde das Rathaus beschossen und angegriffen, konnte aber vondem dort sich befindenden M ilitä r und dem Selbstschutz verte id ig t und gehalten werden. (Hierbeisei bemerkt, dass die deutsche W ehrm acht nachmittags um 2 Uhr aus Königshütte nach K attow itzabgerückt w a r und nur eine G ruppe von ungefähr 16 Mann im Rathaus zurückgeblieben ist.) Erstspäter, gegen 18 Uhr abends, kam deutsche Polizei von Beuthen zur Verstärkung und räum te mitden Polen endgültig auf. In der N acht trafen grössere A bteilungen deutscher W ehrm acht ein, diedie <strong>Stadt</strong> dann endgültig besetzten.* * *Am M ittw och, dem 6. September, feie rte Königshütte seine Befreiungsstunde. Das ganzeKönigshütte marschierte! Das w a r ein herrlicher Marsch des Jubels und der Freude, des begeistertenDankes an die Befreier und den Führer A d o lf H itle r! Eine so eindrucksvolle Kundgebung hatte diegrosse A rbeiterstadt noch nie erlebt. A ber es galt ja auch, die Befreiung von einem unerträglichenJoch, von rücksichtsloser Bedrückung zu feiern.Schon hinge v o r der festgesetzten Stunde um 14,30 Uhr begannen sich auf dem M arktplatzdie Massen zu sammeln, und immer neue ström ten hinzu. Es sah fast aus, als w o lle an dem Festzugealles teilnehm en, was nur Beine hatte. Doch w äre es einfach unmöglich gewesen, sämtlicheKönigshütter rrritmarschier&n zu lassen, die an der Kundgebung teilnehmen w ollten, zu viele warenihrer. D afür bildeten sich auf den Marschstrassen zu beiden Seiten so dicke Menschenmauern, dassder Zug kaum hindurch konnte.Stunden dauerte es, bis sich die gew a ltige Menge auf dem M arktp la tz zum Abmarschgeordnet hatte. Ebenso lange schon harrten die unzähligen Menschen auf den Marschstrassen ungeduldigaus, Hakenkreuzfähnchen oder Blumen in den Händen.Und dann ging es los! „D a , sie kom m en!“ flo g ein Ruf die Menschenmauern entlang.Marschmusik klang auf. A u f der heutigen Freiheitsbrücke sahen die W artenden der A do lf-H itle r-Strasse schon Hakenkreuzfahnen flattern.Beim Einbiegen in die frühere Kaiserstrasse (heute Adolf-Hitler-Strasse) spielte die Musikden bei den Oberschlesiern so sehr beliebten Marsch „A lte Kam eraden.“Ein überw ältigender Jubelsturm brach lös, als die langen Reihen heranm arschiert kamen.In lauthallenden Sprechchören drang der Treuschwur zum Him m el: „Ein V olk, ein Reich, ein Führer!“Die Hände reckten sich em por zum deutschen Gruss.Und w e iter ging es, w eiter, Tausende, Zehntausende, der Zug w o llte schier kein Endenehmen. A b e r w eder die Marschierenden noch die Menschenmassen zu beiden Strassenseiten empfandenes, dass der Marsch kilom eterlang w a r und der Festzug fast eine ganze Stunde dauerte.W ie in einem Rausch erlebten sie alle diese erhebenden Augenblicke, in einem Rausch des Glücksgefühls.A lte M änner und Knirpse, grauhaarige Frauen und ganz kleine M ädchen, alle marschiertensie mit, doch w o h lg e o rd n e t Und alle stimmten sie immer w ieder das Deutschlandlied an, viele mitTränen der Rührung in den Augen. Siebzehn lange Jahre hatten ja die deutschen Oberschlesierauf diesen A ugenblick w arten müssen. Nun, da er gekommen w ar, konnten sie das G lück kaum


fassen. Die Männerscharen sanken m achtvoll die „W a c h t am Rhein“ und andere alte, w ohlvertrautedeutsche Soldatenlieder, die in der Zeit der Knechtschaft in der Erinnerung haften gebliebenwaren.Ueberall in den Strassen, w o der lange Zug hindurchmarschierte, brauste lauter Jubel auf.Doch an einer Stelle der <strong>Stadt</strong>, da herrschte feierlich ernste Stille, auf der früheren Parkstrasse vorder Turnhalle. D ort lag aufgebahrt einer unserer Besten, Bertold H ildebrandt, feige und viehischhingeschlachtet von Aufständischen, als er sich schon in Freiheit wähnte.Durch das w eitgeöffnete Tor der Turnhalle erblickten die M arschierenden den Sarg mitder sterblichen Hülle dieses tapferen Vorkäm pfers fü r das Deutschtum in unserer Heimat. Schweigend,m it erhobener Schwurhand zogen die Zehntausenden vorüber. Dieser stumme Schwur w arnicht nur ein Dank diesem Toten und den anderen Blutopfern der Befreiung Oberschlesiens gegenüber,sondern auch ein G elöbnis, dem Manne im m erdar in unerschütterlicher Treue zu dienen,der unsere Heim at fre i gemacht hat, dem Führer Grossdeutschlands.* * *Im Laufe des V orm ittags des 4. September trafen die nach M yslow itz verschleppten Königshütterw ieder zu Fuss in der befreiten <strong>Stadt</strong> ein. Die M änner haben kaum Zeit gehabt, mit ihrenA ngehörigen die W iedersehensfreude zu tauschen, schon rie f man sie zu neuer Pflicht. Die Volksdeutschen,die sich vor dem Z u g riff der Polen hatten verbergen können, hatten sich bereits derW ehrm acht zur V erfügung gestellt und suchten alle zusammen, die jetzt zur O rganisierung derersten deutschen Verw altung nötig waren. Um 16 Uhr sollte bereits eine erste Besprechung imRathaus stattfinden, zu der auch die „M yslo w itzer“ gebeten waren. Kurz v o r der angesetzten Zeit(gegen 15 Uhr) setzte am Ringe eine Schiesserei ein. Aus dem dem Rathaus gegenüberliegendenG ebäude der Berginspektion fielen Schüsse; sofo rt begannen die auf der Rathausseite stehendenW ehrm achts- und Polizeiteile das Feuer zu erw idern. Bedauerlicherweise gab es einen Toten undmehrere Verletzte. Aus der Sitzung w urde nichts. Ein jeder zog sich nach Hause zurück.In der N acht vom M ontag, dem 4. September, zum Dienstag, dem 5. September 1939,wurde ein M eldefahrer der in der <strong>Stadt</strong> eingezogenen Truppen in der K attow itzer Strasse vonHeckenschützen erschossen. Am Dienstag, dem 5. September, um 9 Uhr, gab deshalb der O rtskom ­m andant auf dem A d o lf-H itle r-P la tz die Verhängung des Standrechts über Königshütte bekannt.G leichzeitig forderte der O rtskom m andant, M a jo r Scholz, die Bevölkerung — gleich, ob deutscheroder polnischer V olkszugehörigkeit — auf, ohne besondere persönliche A ufforderung, unter Zusicherungvon S traffreiheit, sämtliche in ihrem Besitz oder in ihrer V erw ahrung befindlichen W affen,einschl. Jagdw affen, M unition und blanke W a ffe n oder deren Teile bis spätestens 5. September1939, 14 Uhr, auf der Polizeiwache im Rathaus, abzugeben. Zivilpersonen, die nach diesem Zeitpunktmit der W a ffe angetroffen werden würden, sollten standrechtlich erschossen werden. W ennin einer W ohnung W affe n aufgefunden würden, so würden sämtliche männlichen Personen über16 Jahre dieser W ohnung erschossen. Von 20 Uhr bis 5 Uhr früh durften Zivilpersonen ohne besonderenAusweis des O rtskom m andanten die Strassen nicht betreten. Im Falle der Uebertretungw a r Erschiessung angedroht. Zur Sicherheit der deutschen Truppen setzte der O rtskom m andant 15bekannte polnische Persönlichkeiten als Geiseln fest. Er kündigte an, dass, wenn irgendeinem A n ­gehörigen der W ehrm acht oder einem deutschen Volkszugehörigen auch nur ein Haar gekrümmtwerde, so würden die festgesetzten Geiseln standrechtlich erschossen werden.Ein wahres Arsenal von W a ffe n alle r A rt ist zusammengetragen worden. M oderne undmuseumsreife Stücke befanden sich darunter. Dennoch mussten ungezählte Personen festgenommenw erden, w eil sie der W affe nablieferu ngsp flich t nicht nachgekommen waren. Bei diesen Massnahmenleisteten Königshütter Volksdeutsche unter Einsatz ihrer Person bereitw illigst w ertvolleH ilfe. Geraum e Zeit kam es in den Aussenbezirken, namentlich im Schrebergartengelände, am Redenbergund an der Bahnlinie zwischen Lazarettstrasse und Schwientochlowitz in den Abend- undNachtstunden zu Schiessereien m it zurückgebliebenen bew affneten Aufständischen und Heckenschützen.Darum sah man noch lange Tage in vielen Strassen und an Strassenkreuzungen Postenund M aschinengewehre drohend aufgebaut.152


O(lionutn!i>■S>ie Sjeilbeöötferfino 3 fo# £»# N M iW a f^ w W t)«< &!« ^rd>!#«< %WW mH M*u» feer S«i«t m %mmu ZterMU; *t»p?isi3t m^mi-k«MritM*Mk& mtmmt&tti 2sss-amay vs*4«sm*M«*s t a u d o r a z n y>mu v pAnat w w iw « »»«(14 aHnm >»**«& «w.:->f ü: «^Ifcln in X fcl0 Biittte ZßWadnttt.w Chorzowie?«. n imw


Kommissarischer Bürgermeister Josef Strozykhatte bereits zu seiner Unterstützung folgende15 Herren als kommissarische Ratsherren berufen:Fabrikant Paul SonsallaHüttenbeam ter Stefan M r o s s,Pfarrer Paul C z a j aPastor Karl Johannes SchichaDr. med. G eorg H a d a m i kKaufmann Paul HadamikG ym nasialdirektor M ax M u s c h o IS chriftleiter Ewald CwienkG eschäftsführer des Deutschen VolksbundesPaul DrobekD irektor der Dresdner Bank G eorg Hoffman nD irektor der Deutschen Volksbank Franz KrotkiBankvorsteher H erbert ConradSchulrat Paul W a 11 e kO bertu rnw a rt Bertold HildebrandtElektrom eister Peter Wons.Bürgermeister Strozyk erliess am 5. Septembereinen A ufru f, in dem es heisst:Bürger von Königshütte!M il dem heutigen Tage hat die deutscheW ehrm acht die Befehlsgewalt in unserer <strong>Stadt</strong>übernommen.Der O rtskom m andant von Königshütte hatmich mit der kommissarischen Verw altung derStadl Königshütte bis zum Eintreffen des von derZ ivilverw altung zu bestellenden O be rb ürg ermeistersbeauftragt. Diesem Befehl entsprechendhabe ich die Verw altung der <strong>Stadt</strong> übernommen.Bürger von Königshütte! H altet Ruhe undKomm. O berbürgerm eister V erlagsdir. J. Strozyk. O rdnung und leistet allen Anordnungen der m ilitärischenund zivilen V erw altung unbedingt Folge!A lle Industrie- und G ew erbebetriebe sowie Kaufleute und H andw erker haben unverzüglichihren Betrieb aufzunehmen und ihre Läden w ieder zu öffnen.Zu m einer Unterstützung berufe ich die (vorhin genannten) Herren.Ich fordere ferner die hier verbliebenen Beamten und früheren Beamten deutscher V olkszugehörigkeitauf, sich noch heute zur W iederaufnahm e ihrer A m tstätigkeit zur V erfügung zu stellen."Das kommissarische Ratsherrenkollegium Königshütte hafte bereits am Dienstag, dem 5.September, um 11 Uhr vorm ittags, seine erste Sitzung abgehalten und die dringendsten A ufgabenverteilt und die notwendigsten Anordnungen getroffen.* * *Im G efolge der einrückenden Truppe befand sich auch ein vorher bereitgestellter Verw aitungsstabdes Chefs der Z ivilverw altung, O. Fitzner, der m it dem Sitz in K attow itz die Betreuungdes Gebietes übernahm. Für die zivile V erw altung der <strong>Stadt</strong> Königshütte w a r der O be rb ürg ermeisterDr. Delius aus W eserm ünde abgeordnet. A u f Veranlassung des Verwaltungsstabs desChefs der Z ivilverw altung, dem u. a. die früher in Oberschlesien tä tig gewesenen Herren G ra f vonMatuschka, M in isteria lra t Dr. Lampe, Regierungsrat Listemann angehörten, w urde Herrn Dr. Delius154


der <strong>Stadt</strong>rat Dr. Franz K illing aus Hindenburg beigeordnet. Beide trafen am frühen V orm ittag des5. September m it dem Verw altungsstab des C. d. ZV. in Königshütte beim Ortskom m andanten,M ajor Scholz, ein und wurden nach K attow itz zum früheren W ojew odschaftsgebäude zur Entgegennahmevon Dienstverfügungen befohlen. Die Fahrt von Königshütte nach K attow itz über dieKattow itzer Strasse a;m M orgen des 5. September w ar k<strong>eines</strong>wegs angenehm. Denn w iederholtmusste Deckung gesucht werden vor den Feuerüberfällen der rechts und links der Strasse verb orgenenHeckenschützen, namentlich an der Strasse zum Schweizer Tal.In K attow itz waren die abgeordneten Verwaltungsbeam ten fü r die wiedergewonnenen Städteund Gemeinden und alle A rten anderer Behörden, die sofo rt in deutsche Verw altung genommenwerden mussten, versammelt. Nach Erteilung der ersten Anweisungen begaben sich die V erw altungsabgeordnetenan die ihnen zugewiesenen Arbeitsstellen.Am Spätnachm ittag des 5. September fuhren O berbürgerm eister Dr. Delius und <strong>Stadt</strong>rafDr. K illin g m it einer aus nur wenigen G em eindebeam ten des Altreichs bestehenden A b te i­lung nach Königshütte zurück, um die <strong>Stadt</strong>führung zu übernehmen. Der kommissarische Bürgermeister,V erlagsdirektor Josef Strozyk, gab das ihm vom <strong>Stadt</strong>kom m andanten, M a jo r Scholz, tagszuvor übertragene A m t des Bürgermeisters in die Hände von O berbürgerm eister Dr. Delius.Am M ittw och, dem 6. September 1939, erliess der neue O berbürgerm eister der <strong>Stadt</strong> Königshütte,Dr. W a lte r Delius, folgende Bekanntmachung:„D e r S onderbeauftragte beim G renzabschnittskom m ando 3 hat mich beauftragt, absofort die V erw altung der <strong>Stadt</strong> Königshütte zu übernehmen und m ir als M itarb eite r den<strong>Stadt</strong>rat Dr. Killing aus Hindenburg beigegeben. W ir haben die Geschäfte heute übernom ­men. Der bisherige kommissarische O berbürgerm eister, V erlagsdirektor Strozyk, dem ichfür seine aufopfernde T ätigkeit danke, w ird mich m it den ihm beigegebenen Volksgenossenw eiter unterstützen. Da die bisherigen M achthaber unter Hinterlassung leerer Kassen undVernichtung von Unterlagen geflüchtet sind, w ird der W iederaufbau der städtischen V erwaltungeinige Zeit erfordern. A lle Volksgenossen müssen daher die w eniger wichtigen A n ­liegen an die <strong>Stadt</strong>verwaltung zunächst zurückstellen und dürfen sich nur in entscheidendenund grundsätzlichen Fragen an mich wenden.N otw endig ist aber, dass die städtischen Steuern laufend w eiter gezahlt werden,dam it die <strong>Stadt</strong>verwaltung ihren Betrieb finanzieren kann. Die städtischen Kassen werdenin Kürze zur Entgegennahme der Zahlungen w ieder ge öffnet werden.Im übrigen ist Ruhe und pflichttreue A rb e it die erste Bürgerpflicht.Im V ertrauen auf unseren grossen Führer und das mächtige Grossdeutsche Reich,das sich nunmehr auch hinter unsere <strong>Stadt</strong> Königshütte stellt, w ollen w ir unsere A ufbauarb eit im Sinne des Nationalsozialism us beginnen.“Die kleine Schar der <strong>Stadt</strong>führung tra f sofort alle Massnahmen zur Behebung dringendsterNotstände und A bw endung drohender G efahren, auch wenn sie an sich nicht zu den Aufgabeneiner deutschen G em eindeverw altung gehörten, sofern sie nur im Interesse des Gemeinwohleseinen Aufschub nicht vertrugen. Es hiess, die Ruhe, Sicherheit und O rdnung wiederherzustellen, dieBevölkerung m it allem Lebensnotwendigen zu versorgen, die verlassenen W ohnungen m it ihrenEinrichtungen und die gewerblichen Unternehmen m it ihren Beständen sicherzustellen und in treuhänderischeV erw altung zu geben, die zurückkommenden Volksdeutschen Flüchtlinge zu erfassen, zubetreuen und unterzubringen, Arbeitslose und A rbeitsunfähige m it den nötigen M itteln zu versehen,alte und kranke Leute und sonstige H ilfsbedürftige zu betreuen, die Schäden an den Verkehrswegenzu beseitigen und sie fü r den Nachschub der W ehrm acht benutzbar zu machen.* # *Zu den ersten deutschen Beamten und Angestellten, die m it Dr. Delius und Dr. K illing insRathaus einzogen, gehörten:Dietrich Amelungk, Paul Bensch, Sylvester B i 11 n i k, Hermann B i o k, Ewald B i t o m,Friedrich D a e h n i g, Ewald G r ö n e r, W ilhelm Koziollek, W ilhelm Peters, W ilhelm Rust,A lfred U l brich.


Für den Schlachthof stellte sich D irektor Joschko w ieder zur Verfügung. Der <strong>Stadt</strong>werkenahm sich B etriebsdirektor Strzala an. Die gesundheitliche Betreuung konnte zunächst nur von denbeiden zurückgebliebenen deutschen Aerzten Dr. Hadamik und Sanitätsrat Dr. Riedel übernommenwerden. Im Krankenhause am tierte einzig und allein Dr. Fe r e n z. Die polnischen Aerztehatten so gut wie alle ärztlichen G erätschaften mitgehen heissen. Dem St. Hedwigskrankenhaus hatder M ilitä ra rz t einen A rz t zugewiesen. Die polnischen A erzte der <strong>Stadt</strong> waren fast ausnahmslosgeflohen. So fehlte es v ö llig an Fachärzten jeder A rt, an Zahnärzten und Dentisten. Es machtegrosse Schwierigkeiten, bei dem allgem ein bekannten Aerztem angel aus dem Reiche für diese V ersorgungNachschub zu erhalten.Der Räumungsbefehl, den die polnische Regierung Ende August ausgegeben hatte, w irktesich auch in Königshütte dahin aus, dass nicht nur die Verw altungsgefolgschaft die Büros schoneinige Tage vor dem Einrücken der deutschen Truppen verlassen hatte, sondern dass auch fastsämtliche sachlichen Hilfsm ittel, ohne die eine öffentliche Verw altung nicht arbeitsfähig ist, fo rtgeschafftw orden waren. So waren die Schreibmaschinen, Listen und Karteien, die Telefonapparateverschwunden. Im Krankenhaus fehlten die M ikroskope und medizinischen Instrumente. Im V ermessungsamtgab es keine Fluchtlinienpläne mehr. Sämtliche W ertpapiere, G elder und alle Kontender <strong>Stadt</strong>sparkasse waren fo rt. Im Leihamt gab es keine W ertstücke mehr. Am meisten hatten dieabziehenden Polen die gem eindlichen Unternehmen geschädigt; vor allem hatten sie die Fahrzeugeder Feuerschutzpolizei, Strassenreinigung, M üllab fuhr usw., die schon nach Zahl und A rt für einengeordneten gemeindlichen Betrieb an sich unzulänglich waren, in östliche Richtung verschleppt.V ieler Mühe und Findigkeit bedurfte es, bis diese Einrichtungen, wenn auch zum Teil nur behelfsmässig,ihren Zwecken w ieder gerecht werden konnlen.Schlimm w a r es um alle büromässige O rdnung bestellt. Akten und Schriftgut mussten gesichtet,den zuständigen Stellen zugewiesen und übersetzt werden. Bei näherer Prüfung der polnischenVerw altungsorganisation ergab sich, dass sie veraltet, schw erfällig und stark übersetzt w ar;sie ist organisatorisch etwa auf dem Stand stehengeblieben, auf dem sie beim Uebergang der G e­biete an den neu gegründeten polnischen Staat v o r zwei Jahrzehnten stand. In den oberschlesischenStädten galt bis heute noch die alte preussische Städteordnung fü r die sieben östlichen Provinzenvon 1853. Selbst w ichtige V ertragsgrundlagen vom A nfang dieses Jahrhunderts, w ie sieetwa in den Strom-, Gas- und W asserbezugsverträgen m it den G rosslieferwerken niedergelegtwaren, waren nicht den neuzeitlichen Verhältnissen angepasst, sondern galten noch unverändertw eiter mit der einzigen Aenderung, dass man sie ins Polnische übersetzt hatte. Unter polnischerHerrschaft eingem eindete <strong>Stadt</strong>teile, w ie C horzow und Bismarckhütte, waren noch nicht m it derGesamtstadt fest verschmolzen, sondern führten a u f vielen G ebieten ihr früheres Eigenleben weiter.Die w ichtige Versorgung der Bevölkerung mit Gas bis zur Lampe und bis zum Einzelherdlag in der Hand einer grossen Kapitalgesellschaft, ohne spürbare Einflussnahme der S tadtverw altung.Dieser privatkapitalistischen W irtschaft von gemeindlichen Versorgungsunternehmen stand einv ö llig unrentabler mechanischer G rossbäckereibetrieb gegenüber, der m it einem Betrage von über2 M illionen Z loty eingerichtet w orden ist.Auch in der W ohlfahrtsfünsorge und im Gesundheitswesen waren die Zustände ausserordentlichfragw ürd ig. Die Unterstützungssätze lagen ausserordentlich niedrig (z. B. Tagessatz derW ohlfahrtsunterstützung fü r ein Ehepaar 1,10 Z loty — 55 Reichspfennige, fü r das erste und zweiteKind je 0,20 Zloty, fü r w eitere Kinder nichts), so dass bei Einführung der deutschen Unterstützungssätzedie Bedürftigen gleich das M ehrfache der bisherigen Bezüge erhielten. Der gesundheitlicheZustand der Bevölkerung w a r schlecht. Schon das Aussehen und der Ernährungszustand der a rb e i­tenden Bevölkerung fielen auf. Die Tuberkulose w a r stark verbreitet, v o r allem infolge der schlechtenW ohnungsverhältnisse. Die Unterbringung der arbeitenden Bevölkerung w ar für deutsche Begriffe einfach unfassbar. Die norm ale W ohnung w a r die Zweiraum -W ohnung (Küche und Zimmer).In dieser Zw eiraum -W ohnung fanden sich o ft zwei Familien m it mehreren Kindern zusammengedrängt,fü r die nur zwei oder drei Betten zur V erfügung standen. Die städtischen Anstalten waren156


stark vernachlässigt. V iele Hoch- und Tiefbauarbeiten sind in der Ausführung steckengeblieben; siemussten, so gut es bei den Kriegsverhältnissen ging, w eitergeführt oder zumindest vor den Schädigungendes ausserordentlich harten W inters geschützt werden.Unter diesen Verhältnissen musste nun der Verw altungsaufbau beginnen. A u f allen G e­bieten w a r zugleich die O rganisation neu zu schaffen, und zw ar unter den durch den Krieg entstandenenSchwierigkeiten.* * *Aus den Vorgefundenen Listen ergab sich, dass die polnische Verw altung 690 Beamte undAngestellte besass. N ur einige sind aufgrund der A ufforderung zum Dienstantritt am ersten Tageauf ihre A rbeitsplätze zurückgekehrt. Soweit die früheren Beamten und Angestellten nicht im p o l­nischen Heere standen, waren sie geflüchtet oder evakuiert worden. Es blieb daher zunächst nichtsanderes übrig, als die vielfältig en Verw altungsaufgaben auf die wenigen reichsdeutschen Kräfte zuverteilen und ihnen die zurückgebliebenen Kräfte der früheren polnischen V erw altung zur H ilfeleistungzuzuteilen. M ehrere Volksdeutsche, die früher in der V erw altung tä tig waren und dem p o l­nischen Terror weichen mussten, stellten sich zur M ita rb e it zur Verfügung. Die Führung der VolksdeutschenO rganisationen unterstützte uns bei der Beurteilung der einzelnen hier verbliebenenK räfte wirksam und bereitw illigst. G erade der ehrenam tlichen M ita rb e it der Volksdeutschen undihrer V ertrautheit mit den örtlichen Verhältnissen ist es zu danken, dass viele A ufgaben in kurzerZeit e rfü llt werden konnten. A lsbald folgten dem A u fru f des O berbürgerm eisters auch die Beamtenund Angestellten, die sich aus Furcht vor den einmarschierenden deutschen Truppen verborgen gehaltenhatten. Soweit sich ihre Brauchbarkeit ergab, wurden sie zunächst auf ihre A rbeitsplätzezurückverwiesen. Schon nach wenigen Tagen kehrten ungezählte Beamte und Angestellte, die vonden deutschen Truppen gefangen genommen und freigelassen w orden waren, zurück. Auch dieEvakuierten und G eflüchteten kamen w ieder. An manchen Tagen mussten mehr als 50 A nträge aufW iederverw endung behandelt werden. Soweit sich ergab, dass diese früheren Beamten und A n ­gestellten der deutschen Sprache in W o rt und Schrift nicht genügend mächtig waren, oder dass siesich sonst in den V ergangenheit in besonders starkem Masse zum Polentum bekannt hatten, w urdeihnen eröffnet, dass ihr Dienstverhältnis durch die Auflösung des polnischen Staates erloschen sei.Die übrigen Kräfte sind bis zur endgültigen Klärung ihrer politischen Haltung v o rlä u fig w eiter beschäftigtworden. Daneben mussten natürlich zahlreiche Volksdeutsche H ilfskräfte eingesetzt w e r­den. In wenigen W ochen sind mehr als 2 000 schriftliche Einstellungsgesuche eingegangen und dieZahl der persönlich Vorsprechenden w a r noch w e it höher. Bereits nach A b la u f der ersten beidenM onate konnten über 300 Volksdeutsche H ilfskräfte eingesetzt werden. Berücksichtigt man, dass essich hierbei ausschliesslich um Berufsfremde handelte, die nur dann w ertvolle H ilfe leisten konnten,wenn sie auf ihrem A rbeitsgebiet eingehend unterwiesen wurden, so kann man daraus die ungeheureArbeitslast ermessen, die besonders in den ersten M onaten auf den wenigen reichsdeutschenKräften ruhte. P olizeikräfte waren überhaupt nicht zurückgeblieben. Aus den Reihen des FreikorpsEbbinghaus ist darum eine 25 Mann starke H ilfspolizeitruppe zusammengestellt worden. Von denA ngehörigen der städtischen Berufsfeuerwehr fanden sich nur wenige vor. Auch hier erfolgte dieErgänzung durch ehem alige Freikorpskäm pfer und sonstige Volksdeutsche. In der ersten H älfte desMonats September sprach eine aus 6 Köpfen bestehende Abordnung des ehemaligen Pensionärvereinsvor. Hier blieb zunächst nichts anderes übrig, als die öffentliche Fürsorge einzusetzen, biseine gesetzliche Uebergangsregelung auch die Betreuung sämtlicher im Bereich der <strong>Stadt</strong> wohnendenVersorgungsem pfänger dem O berbürgerm eister übertrug und Richtlinien fü r die Bemessung derUnterstützungen gab. Die früheren Beamten wurden im Angestelltenverhältnis w eiter beschäftigt,die Beamtenverhältnisse fü r erloschen erklärt. Ihre Bezüge wurden nach den Grundsätzen der T arifordnungA fü r G efolgschaftsm itglieder im öffentlichen Dienst, die auch später hier eingeführtwurde, bemessen. Die Löhne der A rbe iter w urden bis zur Einführung der tarifm ässigen Bestimmungendenen der Nachharstädte im westoberschlesischen Industriegebiet angepasst. Bezeichnend fürdie Zustände in der polnischen Verw altung w aren die Gehalts- und Lohnvorschüsse. Es w ar keineSeltenheit, dass bei Beamten des gehobenen und höheren Dienstes Gehaltsvorschüsse in Höhe von157


sechs bis neun M onatsgehältern offen standen, die in kleinsten Raten abgedeckt wurden. Bei demVergleich des Personalstandes m it anderen ähnlich gelagerten Verw altungen des Altreiches fielauch die besonders grosse Zahl von Beamten und Angestellten ins Auge. Gleichgrosse V erw altungendes Altreichs arbeiten m it 60— 70% des Personals. A llerdings arbeitete die polnische V erw altungnur 40j4 Stunden in der W oche, während die Dienstzeit der deutschen Verw altung sofort auf51 Stunden wöchentlich festgesetzt wurde. Bei der Gesamtdienstleistung spielten ferner noch dievielen polnischen staatlichen und kirchlichen Feiertage eine bedeutsame Rolle. Noch eine Tatsachefiel auf: Sowohl im m ittleren wie auch im gehobenen Dienst befanden sich zahlreiche Beamte undA ngestellte m it abgeschlossener Hochschulbildung. Auch die Zahl der A biturienten w ar in diesenLaufbahnen wesentlich höher als im A ltreich.W enn auch die sehr häufigen Entlassungen von G efolgschaftsm itgliedern aus politischenGründen eine ungeheure Personalbewegung verursachten, so w a r doch der A ufbau der V erw altungbereits am Ende des Jahres 1939 zu einem gewissen Abschluss gelangt. Es gelang sogar, denPersonalbestand trotz de r durch den Krieg hervorgerufenen wesentlichen A ufgabensteigerung zuverm indern. Zu Beginn des Jahres 1940 erinnerte kaum noch irgend etwas in der V erw altung andas vergangene polnische Regime.Von vornherein musste im Interesse des Deutschtums auch erstrebt werden, dass alle nachder Abtrennung Königshüttes vom Reiche eingewanderten Polen w ieder abgeschoben wurden. Diein führenden Stellen befindlichen Polen waren meistenteils von selbst geflüchtet. W o noch welchesassen, sind sie entfernt worden.In der Folge w a r es das Hauptbemühen, geeignete Kräfte aus dem Reich heranzuziehen,die als Vertrauensleute in den einzelnen Am tsstellen der grossen Masse der übernommenen Beamtenund Angestellten vorgesetzt werden sollten. Leider waren es nicht immer die Jüngsten und Besten,die aus dem Reiche zum N euaufbau in den Osten abgeordnet oder entsandt wurden.* * *Hand in Hand m it dem A ufbau der Personalverwaltung ging der A ufbau d e r Verw altungsorganisation.Von vornherein w urde der A ufbau der <strong>Stadt</strong>verwaltung nach neuen, modernen G e­sichtspunkten und reichsdeutschen Mustern vollzogen. O bw ohl während der m ilitärischen Besetzungzufolge der H aager Landkriegsordnung nach polnischem Recht vorgegangen werden musste, wurdedoch der V erw altungsaufbau gleich auf die deutschen Verhältnisse abgestellt, da es klar w ar, dassdie deutsche <strong>Stadt</strong> Königshütte endgültig in das Reich w ieder zurückkehren würde.Die städtischen Dienststellen befanden sich .in der Hauptsache im Rathaus Königshütte. EineZweigstelle d e r V erw altung bestand im ehem aligen Rathaus in Königshütte-Bismarck. Der städtischeArbeitslosenfonds, der das ganze <strong>Stadt</strong>gebiet umfasste, w a r im ehem aligen Rathaus inKönigshütte-Ost (Alt-Chorzow ) untergebracht. Ferner befanden sich in mehreren <strong>Stadt</strong>teilen städtischePolizeireviere. Zunächst musste also die gesamte Verw altung im Rathaus Königshütte vere i­nigt werden. Es w urde deshalb eine Zweigstelle der V erw altung im <strong>Stadt</strong>teil Bismarckhütte aufgelöstund m it der H auptverw altung vereinigt. Auch die Dienststelle im ehemaligen Rathaus A lt-C horzow konnte ihre T ätigkeit einstellen. Die Arbeitslosen wurden durch das neugeschaffene städtischeW ohlfahrtsam t und w enige Tage später bereits durch die hier ebenfalls neu aufgezogeneDienststelle des Landesarbeitsamtes Schlesien betreut. Die Polizeireviere mussten bis auf weiteresbestehen bleiben, w eil sich sonst der Publikumsverkehr im Rathaus nicht hätte bew ältigen lassenkönnen. Schon nach wenigen Tagen erwies es sich jedoch als unm öglich, die law inenartig anwachsendenVerw altungsaufgaben in den vorhandenen Amtsräumen des Rathauses zu meistern. So musstenzur Ausstellung der G renzübertrittscheine, deren Zahl in wenigen Tagen 10 000 überschrittenhatte, freie Schulgebäude herangezogen werden. Die nach dem Reich geflüchteten Volksdeutschenwurden durch die NSV. veranlasst, sofort in ihre oberschlesische Heim at zurückzukehren, obwohlhier zunächst w eder Arbeitsstätten noch Unterkunft vorhanden waren. Ihre Betreuung erfolgte durchdas neu errichtete Flüchtlingswohnungsamt, das in der Schule 5 an der Gneisenaustrasse untergebrachtwurde. M ehrere M onate hindurch mussten die Sozialrenten durch den O berbürgerm eister158


ausgezahlt werden, w eil die S ozidversicherungsträger und die Deutsche Reic'ispost hier noch keineausreichende Büroorganisation besassen. Auch hierfür wurden in erster Linie freie Scnulräume inden verschiedensten <strong>Stadt</strong>teilen verw endet. Denkbar schwierig w a r ferner die Deckung des Raumbedarfsfü r das neuerrichtete Ernährungs- und W irtschaftsam t. M ehrere freie G ebäude mussten fürdiesen Zweck angem ietet werden. Als nun die einzelnen Dienststellen^ räumlich genügend untergebrachtwaren, musste daran gedacht wenden, die Spuren der 20-jährigen polnischen Herrschaft imund am Rathaus zu beseitigen. Der polnische A d le r am Rathausturm w a r schon in den ersten Tagenheruntergeholt w orden. Die A ufschrift „M iasta C horzow a“ über den Eingangstüren des Rathauseswurde durch „Rathaus“ ersetzt. Fluren und Am tsräum e im Rathaus wurden gründlich gereinigt, undin jeder dienstfreien Stunde arbeiteten schon nach wenigen W ochen in zahlreichen Amtsräumen dieM aler. In kurzer Zeit hatte das Rathaus im wesentlichen bereits ein anderes Gesicht erhalten. DieAusstattung der Am tsräum e w a r denkbar prim itiv, wenn auch die zahlreichen Referenten- und Dezernentenzimm er geradezu luxuriös ausgestattet waren. Selbstverständlich fehlten in keinem Zimmerdie in buntesten Farben gem alten Bilder des Marschalls Pilsudski, des Marschalls Rydz-Smigly unddes Aussenministers Beck. Die Beschaffungsabteilung wurde deshalb beauftragt, schnellstens Führerbildenzu beschaffen und auch sonst an einfachen und gediegenen Büroeinrichtungsgegenständenzu erwerben, was nur zu bekommen w ar. Auch dies gelang in einer verhältnismässig kurzen Zeitspanne,und mancher Pole w underte sich über die G eschwindigkeit, mit der es gelungen war,den polnischen Schmutz aus dem Rathaus zu beseitigen. Schwieriger w a r jedoch die Beschaffungder erforderlichen B'üromaschinen, der V ordrucke und des Papiers überhaupt. Die Schreibmaschinenwaren fast ausnahmslos von den Poilen verschleppt worden. Den intensiven Bemühungen der Beschaffungsabteilungw a r es jedoch gelungen, sehr bald neue Maschinen zu beschaffen, bei denwenigen Vorgefundenen Maschinen einen deutschen Typensatz einfcauen zu lassen und schliesslichgelang es ihr auch, Maschinen, die den Polen von den deutschen Truppen abgenommen w ordenwaren, zurückzubekom m en. Rechenmaschinen, Buchungsmaschinen, Venvielfältigungsgeräte usw.mussten sämtlich neu beschafft werden. Jedes A m t setzte seine Ehre darein, polnische Vordruckein kürzester Frist auszumerzen und durch deutsche zu ersetzen. Das w a r m it Rücksicht auf dieRohstoffverknappung im Reich nur unter grössten Schwierigkeiten möglich. Trotzdem w a r auchauf diesem G ebiet ba ld W andel geschaffen.* * *Ein M erkm al kennzeichnete die V erw altungsarbeit der ersten Tage, das w ar ein unvorstellbarerA ndrang des Publikums. Vom frühen M orgen bis zum späten N achm ittag waren sämtlicheDienststellen des Rathauses von Volksgenossen überfüllt. Jeder hatte plötzlich dem O be rb ürg ermeisteretwas vorzutragen, ob es sich


von Königshütte plötzlich nach Beuthen. M it unbezw ingbarer G ew alt zog es alle hinüber ins A ltreich.Jeder w o llte recht bald das selige G efühl erleben, frei und ungehindert ohne Pass oderG renzkarte, nicht argwöhnisch belauert, den Fuss auf deutschen Boden zu setzen, ln beseligenderW a llfa h rt gedachte jeder damals beim Vorüberschreiten am ehemaligen polnischen Zollhaus dieHand zum deutschen Gruss zu erheben, als Ausdruck dafür, dass der weiss-rote Spuk endlichund endgültig vorbei ist. Ungeduldig hatte man auf diesen A ugenblick gew artet, das kleine StückNiem andsland zwischen dem früheren Zollhaus hüben und jenem drüben stolz und fre i zu durchschreiten.Die Flut der G renzgänger w äre, so lehrte es ja der Augenschein, überhaupt nicht zu bewältigen gewesen. Geschäfte und Gaststätten würden im Handumdrehen vo n Kaufbarem ratzekahlentblösst gewesen sein.So blieb denn die Grenze, die heute noch einfach „G renze“ heisst, vorerst geschlossen.W e r hinüber w o llte, musste einen G renzübertrittschein, kurz „G re n zka rte “ genannt, besitzen.Das Rathaus ist vom ersten Tage an von Tausenden von Einwohnern aufgesucht worden,um diese „G re n z k a rte “ zu beantragen. In langen Schlangen standen die Menschen innerhalb undausserhalb des Rathauses, jeder auf den Ausweis wartend. V iele gaben an, ihre Verw andten inBeuthen und seiner Umgebung besuchen zu w ollen. Sehr vielen lag nur daran, so schnell wiemöglich einen deutschen Ausweis zu erhalten, dam it sie ihren Mitmenschen gegenüber den Trumpfausspielen konnten, dass sie garnicht solche Polen waren, wie man sie übelwollenderweise ansehe.Die meisten gedachten in Beuthen einzukaufen. Tatsächlich kam es dann auch, zu einem totalenAusverkauf der Beuthener Geschäfte. N icht wenige gab es auch, die auf diesem „le g a le n “ W egeins Reich verduften w ollten.W e it über 10 000 G renzkarten sind ausgestellt worden. Um überhaupt eine ordnungsmässigeV erw altungsarbeit im Rathause beginnen zu können, wurde die Dienststelle für G renzübertrittsausweisenach der Schule 12 in der K attow itzer Strasse verlegt. Am 24. September 1939ist dann endlich die G renzsperre auch an der Beuthener Grenze aufgehoben worden.* * *Das O berbergam t in Breslau hat alsbald die A rb e it im oberschlesischen Kohlenrevier übernommen.Am 5. September tra f Erster Bergrat H i I d in Königshütte ein und übernahm das hiesigeBergrevieram t. G eneraldirektor Bernhardt hatte die A ufgabe, die Königshütte w ieder in Gangzu bringen, w o mancherlei Schäden zu beseitigen waren. Am 16. September sind die Gaserzeugungsöfenan den M artinöfen und das grosse Kesselhaus w ieder in Betrieb genommen worden.Die M artinöfen selber wurden einige Tage später w ieder angelassen, ln der Bismarckhütte hattendie Polen bei der Räumung alles, was sich an M aschinenteilen nur irgendw ie mitnehmen liess, fo rtgeschlepptund die übrige Einrichtung weitgehend zerstört. Nach Schätzungen der Fachleute sindin einzelnen Abteilungen bis zu 80 v. H. der Einrichtungen unbrauchbar gemacht worden. Baldkehrten jedoch die alten Fachkräfte w ieder auf ihren Posten zurück. Aehnlich verhielt es sich auchmit den Rüftgerswerken.Die Schachtanlagen der Königsgrube, das O stfeld (Krugschacht), das W estfeld (Bahnschacht)und das N o rd fe ld (Versuchsschacht), sind durch die zurückgebliebenen Beamten und G efolgschaftsmitglieder v o r Schäden bew ahrt worden. Die notwendigen A rbeiten, die zur Aufrechterhaltungder W asserhaltung und W etterführung Unter- und Uebertage erforderlich waren, wurden seit derEinstellung der Förderung ständig durchgeführt. Dank dieser Massnahmen konnte die Förderungjederzeit w ieder aufgenommen werden. Der grössere Teil der G efolgschaft von rund 3300 Mannw ar noch vorhanden, so dass die Förderung der Königsgrube ab 13. September allm ählich w iederin Gang kam.Schneller gelang es, die so sehr w ichtige Stromversorgung des Industriebezirks w iederin Betrieb zu setzen, ln den letzten Tagen v o r dein Kriege hatten die radikalen polnischen Elementedes Kraftwerkes unter Bedrohung mit W a ffe n g e w a lt versucht, sämtliche A rbeiter und A ngestelltenin bereitgestellten K raftw agen nach dem Inneren Polens zu verschleooen, um dadurch den160


Betrieb lahmzulegen. Dieser Plan scheiterte jedoch an der Entschlossenheit des grössten Teiles derBeamten und A rbeiter, die im Schutz der Dunkelheit noch im letzten A ugenblick in verschiedeneSchlupfwinkel geflüchtet waren. Von ausserordentlicher Bedeutung w a r es in diesen schicksalsschwerenStunden, dass zwischen den deutschen A rbeitern und Beamten vollste Einm ütigkeit undgegenseitiges Vertrauen herrschte, w om it die Polen nicht gerechnet hatten. D irektor Schlensog, derbis zum Jahre 1938 in der H auptverw altung des Kraftwerkes tätig w ar, dann aber — w ie so vieleandere deutschen D irektoren — polnischen Leitern Platz machen musste, tra f sofo rt nach der Besetzungvon C horzow durch die deutschen Truppen m it einem Stab erfahrener M itarbeiter, die früherebenfalls bei den Oberschlesischen Elektrizitätswerken beschäftigt, dann aber im Zuge der „R eorganisation“entlassen w orden w aren, auf dem W erkshof ein, von seinen alten Arbeitskam eradensiürmisch begrüsst.Nachdem sich die zurückgebliebenen M itglied er der Belegschaft vergewissert hatten, dassdie Polen C horzow verlassen hatten, kamen sie sofort aus ihren Schlupfwinkeln hervor, org an i­sierten eine W erksbewachung, während ein Teil der A rbe iter m it den dringendsten Instandsetzungsarbeitenbegann. Am N achm ittag des 4. September konnte das K raftw erk die Strom lieferung, wennauch erst nur in beschränktem Um fange, w ieder aufnehmen. Inzwischen wurden die Instandsetzungsarbeitenplanmässig fortgesetzt, so dass die Strom versorgung, die von den Polen kurz vor der Fluchtunterbrochen w ar, bald fü r den gesamten Industriebezirk gesichert werden konnte. Dank dersofortigen Einsatzbereitschaft der zurückgebliebenen Belegschaft, die sich in den schwersten Stundenunter Führung des stellvertretenden Betriebsleiters Ing. W ieczorek bestens bew ährt hatte, konntendann in ununterbrochener Tag- und N achtarbeit bald sämtliche Schäden beseitigt werden. Ersatzteile,die von den Polen in nicht w eniger als 70 Kisten zusammen m it Plänen und Zeichnungen sowiezahlreichen Aktenstücken und Büchern bis hinter Lublin verschleppt worden waren, konnten inzwischenzum Teil w ieder zurückgeholt werden. Verschiedene Ersatzteile mussten jedoch neu angefertig t werden. Durch gutorganisierte technische Kolonnen wurden auch sofort die zerschossenenund zum Teil zerstörten FernÜbertragungsanlagen nach Tarnowitz, Lublinitz, Hindenburg, Knurow undRybnik m it dem G rosskraftw erk „E le k tro 1' in Lazisk w ieder in O rdnung gebracht.Zur Betreuung alle r Volksgenossen ohne Beschäftigung sind seitens des Arbeitsam tes Schlesienin allen grösseren O rten Ostoberschlesiens am 8. September Dienststellen errichtet worden. DieA rbeitgeber wurden aufgefordert, alle offenen Stellen zu melden, und die Arbeitslosen sollten sichzum Zwecke der V erm ittlung beim A rbeitsam t eintragen. Es w a r selbstverständlich, dass alle deutschenVolksgenossen, die in den vergangenen Jahren ihre Stellung wegen ihres freien Bekenntnisseszum Deutschtum verloren hatten, in erster Linie, und zw ar sofort w ieder eingestellt wurden und zummindesten ihren alten A rbeitsplatz erhieltenO bw ohl die grossen Industriewerke und Kohlengruben durch die Kriegshandlungen nichtsonderlich gelitten hatten, konnte doch infolge der Zerstörung der Verkehrsverbindungen und desM angels an Transportm itteln die Produktion zunächst nur eingeschränkt aufrechterhalten werden.Ausserdem w a r aus der Polenzeit in der stark bevölkerten Industriestadt eine starke A rbeitslosigkeitvorhanden. Drückend schwer lastete die N o t der Bevölkerung. Die Feststellungen des A rbeitsamtesergaben nach wenigen W ochen in Königshütte eine Arbeitslosenzahl von über 20 000 Personen.Die Arbeitsbeschaffung w ar daher eine vordringliche Aufgabe.Inzwischen musste durch Unterstützungszahlung geholfen werden. Bei der ersten Zahlungam 15. September hat das Königshütter A rbeitsam t nicht w eniger als 35 000 RM. an Unterstützungengezahlt. Ebenso kam die Zahlung der Unterstüzungen durch das städtische W ohlfahrtsam t (W ohlfahrtsunterstützung,Fam ilienunterhalt, Rentenzahlungen usw.) in Gang. Die <strong>Stadt</strong>verwaltung mussteauf diesem G ebiete auch fü r noch nicht eingerichtete Behörden, w ie Post- und InvalidenversicherungAuszahlungen in grossem Um fange übernehmen, z. B. für 11 000 Invalidenrentner die M onatsrentenzahlungihrerseits organisieren.Das A rbeitsam t nahm Tag fü r Tag neue unterstützungsbedürftige Arbeitslose in Betreuung.Nebenher setzte die Arbeitsbeschaffung ein. M itte September waren schon rund 3000 Menschenin den Arbeitsprozess eingeordnet. Hoch- und Tiefbauarbeiten der städtischen Bauverwaltung haben


viele Arbeitslose beschäftigt. So w urde der Theatersaal des Volkshauses zu Ende gebaut, das Hochhausder <strong>Stadt</strong>werke am M arktplatz ist vollendet w orden, Bauarbeiten an W ohnhäusern wurden w eitergeführt,die Freiheitsbrücke erhielt neue Träger, Strassen wurden fe rtig gepflastert, in den Parkanlagenund auf den öffentlichen Plätzen sind fast 10 km Luftschutzgräben, die die Polen in aller Hastnoch ausgehoben hatten, zugeschüttet w orden, in den Schulen wurden die wichtigsten Ausbesserungsarbeitendurchgeführt, dam it die Schulhäuser bereitstanden, wenn der U nterricht beginnen konnte.-V-Der A ufbau des W ohlfahrts- und Jugendamtes w a r eine äusserst schwere Aufgabe. Vondem richtigen Ausmass der Schwierigkeiten erhält man einen Begriff, wenn man die bis zum Kriegsausbruchvon den Polen geübte öffentliche Fürsorge betrachtet. Der erste Einblick ergab ein erschütterndesBild von der völlig en U nzulänglichkeit der Betreuung von H ilfsbedürftigen, sowohl in derW ohlfa hrts- als auch der Jugendfürsorge. Die polnischen M achthaber, die es während ihrer 17jä h ­rigen Herrschaft in Ostoberschlesien w ohl fe rtig brachten, die in hoher Blüte übernommene W irtschaftund Industrie herunterzuwirtschaften, w aren jedoch nicht in der Lage, der ständig zunehmendenA rm ut und Verelendung der breiten Volksschichten durch entsprechende Massnahmen auf dem G e­biete der sozialen und öffentlichen Fürsorge entgegenzutreten. G a lt hier doch als gesetzliche G rundlagefü r die Betreuung H ilfsbedürftiger immer noch das deutsche Gesetz über den Unterstützungswohnsitzvom 31. 5. 1908. W elchen sozialen Tiefstand dies für die hiesige notleidende Bevölkerungbedeutete, kann nur derjenige ermessen, der im A ltreich in der öffentlichen Fürsorge praktisch tätigoder deren Segnungen er te ilh a ftig geworden w ar. Es galt nun, diese Misstände sofort zu beseitigenund das Vertrauen der hilfesuchenden notleidenden Volksgenossen, das diese in die deutsche V erwaltung gesetzt haben, nicht zu enttäuschen.M it Beginn der Kriegshandlungen hat die polnische Sozialversicherungsanstalt, das Versorgungsamt,die Postverwaltung, das A rbeitsam t u. a. m. auf der Flucht in das Innere Polens nicht nurdas fü r die Renten und Pensionen bestimmte G eld, sondern zum grössten Teil auch noch das A ktenmaterial usw. verschleppt bezw. beseitigt. D ie fü r September 1939 fä llig e n Renten usw. wurden demnachnicht ausgezahlt. Sämtliche Renten-, Versorgungs-, W itw en-, Ruhegeld- und Empfänger vonsonstigen Bezügen und A rbeitslose zogen zu Hunderten, lange v o r Beginn der pienststunden, vordas Rathaus, um die notwendigsten M ittel zum Lebensunterhalt zu erbitten. Hinzu gesellten sichausser den A ngehörigen der polnischen Soldaten die A ngehörigen der mit den polnischen Betriebsführerngeflüchteten oder zur Flucht gezwungenen arbeitenden Volksgenossen und die aus dem A ltreichzurückflutenden Flüchtlinge. Zur A bfertigung dieser Massen standen dem reichsdeutschen Beamten8 ehem alige polnische Bedienstete zur Seite, die wohl zur N o t die deutsche Sprache in W ort,jedoch in Schrift entweder m angelhaft oder gar nicht beherrschten. Zudem besassen diese M ita rb e i­ter nicht das Vertrauen der Vorsprechenden, die nur von dem einzigen deutschen Beamten abgetertigt zu werden wünschten. Es w a r schwer, sie davon zu überzeugen, dass die H eranziehung derehemaligen polnischen Bediensteten zur M ita rb e it unter der V erantw ortung des reichsdeutschen Beamtenzur schnellen und wirksamen A bfertigung dringend notw endig sei. A llen diesen Volksgenossenw urde irgendw ie geholfen, sei es durch sofortige Auszahlung einer Barunterstützung oder durch Erteilungeiner zufriedenstellenden Auskunft. Die NSV. half die erste N o t durch Ausgabe kostenloserSpeisungen aus den in allen <strong>Stadt</strong>teilen unverzüglich eingerichteten Suppenküchen zu lindern. Nachdemnun die ersten Tage unermüdlich an der Beseitigung der grössten N o t geschafft worden war,ging es unverzüglich an die aktenmässige Erfassung der H ilfsbedürftigen, die voraussichtlich füreine dauernde Betreuung aus öffentlichen M itteln in Betracht kamen, heran. Die Tätigkeit desW ohlfahrtsam tes erstreckte sich während der ersten M onate nach der W iedereingliederung nichtnur auf die eigentlichen A ufgaben. Darüber hinaus mussten auch noch A rbeiten für andere Behördenzusätzlich geleistet werden.So wurden nebenbei im A ufträge des Versorgungsamtes in K attow itz sämtliche Kriegsbeschädigten,Kriegshinterbliebenen und Kriegereltern listenmässig erfasst. A u f Grund dieser schnellstensdurchgeführten V orarbeiten w a r das Versorgungsam t in der Lage, schon im O kto be r 1939 dieRenten zu bew illigen. Ausgezahlt w urde diese jedoch mehrere M onate hindurch durch das W o h l­162


fahrtsam t; ebenso hatte das W ohlfahrtsam t das Personal fü r die Auszahlung der Sozialrenten zustellen. Nach und nach nahmen alsdann die zuständigen Behörden ihre volle Tätigkeit auf, so dasssich das W ohlfahrtsam t seinen eigenen, inzwischen w e iter angewachsenen A ufgaben zuwendenkonnte. Bereits Ende September 1939 sind alle arbeitseinsatzfähigen Personen dem A rbeitsam t zurBetreuung überwiesen worden. M it der büromässigen Bearbeitung der ins Unermessliche angewachsenenUnterstützungsanträge ging auch die organisatorische Einteilung des W ohlfahrtsam tes Schrittfü r Schritt vorw ärts. Die Zahl der M ita rb e ite r ist im Laufe der nächsten W ochen auf 18, darunter3 aus dem Reich abgeordnete Beamte, angewachsen. Zur einheitlichen und schnellen Erledigung deranfallenden A rbeiten mussten in den ersten Tagen eine Anzahl von Vordrucken ausgearbeitet undbeschafft werden. N ur so w urde eine Stockung in der Auszahlung der Unterstützungen verm iedenund eine Verringerung der Zahl der zum Rathaus pilgernden Volksgenossen nach einigen Tagen erreicht,so dass fü r deren A bfe rtigun g bestimmte Dienststunden festgesetzt werden konnten. Die NSV.stellte dem W ohlfa hrtsam t M itte N ovem ber 1939 das zur fürsorgerischen Nachprüfung und Begutachtungder Unterstützungsanträge erforderliche und in der W ohlfa hrtspfle ge vorgebildete w e iblichePersonal zur Verfügung, das M itte Januar 1940 durch neueingestellte und notdürftig ausgebildeteVolksdeutsche Kräfte abgelöst werden konnte.Vom polnischen W ohlfa hrtsam t wurden nur sogenannte „O rtsa rm e” , deren Zahl im August1939 — 400 betrug, unterstützt. Die geringe Zahl der Unterstützten w a r darauf zurückzuführen, dasssämtliche „ausgesteuerten” Erwerbslosen der sogenannten „B ettle rfü rsorge” (einem privaten Verein)überlassen wurden.Der Unterstützungsbetrag fü r O rtsarm e betrug monatlich fü r Alleinstehende 25,— z\ = 12,50RM; fü r Verheiratete ohne Rücksicht a u f die Zahl der Haushaltsangehörigen 40.— z\ = 20.— RM.Diese Sätze sind sofort, w eil v ö llig unzulänglich, um 100 % erhöht worden.Die „B ettlerfürsorge” gew ährte monatlich an Alleinstehende oder Verheiratete ohne Rücksichtauf die Zahl der Fam ilienangehörigen 4.— zf = 2.— RM; ferner 4 kg Brot an Alleinstehendeund 6 kg an Verheiratete, Gutscheine fü r die Suppenküche und M ilch an K leinkinder oder krankePersonen.A lle von dieser Fürsorge erfassten Personen wurden, sow eit sie arbeitseinsatzfähig waren,dem A rbeitsam t zur Betreuung überwiesen, der Rest unter die Unterstützungsem pfänger des W o h l­fahrtsam tes eingereiht.M it W irkung vom 25. 10. 1939 wurden auf A nordnung des Chefs der Zivilverw altung in Kattow itz folgende Unterstützungssätze gew ährt:Für eine alleinstehende erwachsene Person m it eigenem' H a u s h a lt.................................... 24.— RMFür ein Ehepaar mit eigenem Haushalt . . . . ........................................... . 32.-— RMFür jedes m itunterstützte Kind bezw. Haushaltsm itglied bis zu 16 Jahren . . . . 8.— RMdesgleichen von 16 bis 18 J a h r e n ............................. ................................................................. 12.— RMdesgleichen über 18 J a h r e .................................... ................................................................. 16.— RMHöchste G e s a m tu n te rs tü tz u n g .................................... ................................................... . , 72.-— RMVolksdeutschen, die in der Vergangenheit besonders schwer gelitten haben, wurden selbstverständlichhöhere Unterstützungsbeträge gew ährt; ebenso ist Sozialrentnern, deren Renten unterden vorgenannten Beträgen lagen, nach Freilassung <strong>eines</strong> Teiles der Rente eine zusätzliche U nterstützunggezahlt worden, wodurch eine wirtschaftliche Besserstellung dieses Personenkreises gegenüberden anderen Unterstützten erreicht wurde.Die Zahl der Unterstützungsem pfänger, die laufend unterstützt werden mussten, betrug EndeSeptember 1939 rd. 3800, O kto be r rd. 3100, N ovem ber rd. 2900, Dezember rd. 2400. Das Sinken derZ iffe r ist darauf zurückzuführen, dass die arbeitseinsatzfähigen Personen an das A rbeitsam t verwiesenwurden bezw. durch die Rückkehr der Ernährer in ihre Familien die H ilfsbedürftigkeit fortgefallenwar.


Um das Ausmass der in den ersten W ochen m it den vorhandenen, zahlenmässig geringenehem aligen polnischen Kräften (zunächst 8, bis zum 15. 10. 1939 = 15) geleisteten A rbeit richtig beurteilenzu können, sei hier nebenbei erwähnt, dass der norm ale Personenbestand <strong>eines</strong> W ohlfahrts-und Jugendamtes einer 132 000 Einwohner zählenden Industriestadt mindestens 100 gut v o r­gebildete Beamte und Angestellte beträgt.Nachdem nunmehr fast alle im A ltreich geltenden sozialen Gesetze auch auf die w iedereingegliedertenO stgebiete ausgedehnt und die Unterstützungsrichtsätze denen der Städte BeuthenOS., Hindenburg und G leiw itz angepasst w orden sind, hat das hiesige W ohlfahrtsam t dieselben A u f­gaben zu erfüllen wie die W ohlfahrtsäm ter vergleichbarer Städte im A ltreich.Gleich in den ersten Tagen entstand das Finanzierungsproblem der neuen Verw altung. Dasämtliche städtischen Kassen von den polnischen M achthabern vor ihrer Flucht geleert worden w a ­ren, stand die neue <strong>Stadt</strong>verwaltung ohne M ittel da. Zahlungen mussten jedoch erfolgen, insbesonderezur Unterstützung der bedürftigen Einwohner und fü r die Familien der zum polnischen HeereEingezogenen. Auch sonst entstanden laufende Betriebsausgaben, die gedeckt werden mussten. Nacheinem M on at traten hinzu die Ausgaben fü r die G ehälter der städtischen G efolgschaft, die vonder polnischen V erw altung nur fü r den M onat September im voraus gezahlt w orden waren. N orm a­lerweise hätten diese Ausgaben vor allem aus den Steuereinnahmen gedeckt werden müssen. Es ista'ber klar, dass bei der Kriegslage Steuern zunächst gar nicht und später auf A ufforderung nur sehrspärlich eingezahlt wurden. Ebenso entstanden bei den übrigen Einnahmen der <strong>Stadt</strong> aus G ebühren,Tarifen, M ieten usw. erhebliche Ausfälle.Der Finanzbedarf der <strong>Stadt</strong> konnte daher nur durch Vorschüsse be friedigt werden. GewisseBetriebsmittel wurden auch dadurch beschafft, dass die Beträge aus der Liquidierung von Einzelhandelsgeschäften,fü r die Treuhänder eingesetzt waren, zunächst der <strong>Stadt</strong>kasse zur Verfügung gestelltwurden. Auch musste man sich dadurch helfen, dass man rückständige Forderungen andie <strong>Stadt</strong> zunächst nicht anerkennen und auszahlen konnte. Der dringendste m onatliche G eldbeda rf w ar danach fü r die erste Zeit auf rund eine halbe M illio n Reichsmark berechnet.Der Betrieb der <strong>Stadt</strong>haupt- und Steuerkasse setzte sogleich am 7. September ein. Schonam ersten Tage konnten 7 243,— Z loty vereinnahm t werden. In den folgenden Tagen nahm derKassenverkehr ständig zu.Zur Bestreitung der dringendsten Bedürfnisse hat der Chef der Zivilverw altung Fitzner der<strong>Stadt</strong> am 9. September .1939 = 30 000,— RM. zur Verfügung gestellt, die durch einen O ffiz ie r überbrachtwurden.* * *Die polnische Z lotyw ährung w urde von vornherein in das feste Verhältnis von 1 -.2 zu derdeutschen Reichswährung gebracht (1 Z loty = 50 Rpf,), Sehr bald ergaben sich daraus Schwierigkeiten,da nunmehr der Preisstand in Ostoberschlesien niedriger lag als im benachbarten W estoberschlesien.Insbesondere w a r es bei diesem Umrechnungsverhältnis nicht m öglich, Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände aus dem Reiche heranzuschoffen, da dort die Preise viel höherlagen. Die Nahrungsm ittelversorgung w urde dadurch gefährdet. Die Schwierigkeiten vergrössertensich, als die bisherige deutsch-polnische Grenze aufgehoben und der V erkehr ins Reich fre ig e ­geben wurde. Infolgedessen w urde die Anpassung der ostoberschlesischen Preise an die westoberschlesischennotwendig. Schon nach wenigen W ochen w urde diese Preisangleichung aufdem G ebiete der Löhne durch Einführung der reichsdeutschen Lohntarife m it Rückwirkung vom1. September an durchgeführt. Auch liess man die Preise für Lebensmittel und Bedarfsgegenstände,die man bisher auf dem polnischen Stand festgehalten hatte, auf das westoberschlesische Niveauheraufsteigen.Sehr bald zeigte sich, dass nun auch auf allen übrigen Preisgebieten die Anpassung nachfolgenmusste. Zunächst w urde dies notwendig fü r die Bemessung der W ohlfahrts- und Rentenleistungen(W ohlfahrtsunterstützungen, Kriegsfam ilienunterhalt, Sozialrenten usw.). Hieraus ergabensich für die Uebergqngszeit m ancherlei schwierige Preisfragen. Sodann mussten die Tarife nach­164


folgen. Post, Eisenbahn und Strassenbahn glichen sich sehr bald an. Für die Tarife der V ersorgungsunternehmungen(Elektrizitäts-, Gas- und W assertarife) w a r die Angleichung schwierigerdurchzuführen, schon aus dem Grunde, w eil hier vielfach V erträge m it den G rosslieferwerken bestanden,die zuvor abgeändert und angepasst w erden mussten. Das schwierigste Problem stelltedie Anpassung der M ieten dar, die wiederum abhängig w a r von der Neubemessung der Steuernund Hypothekenzinsen.Bekanntlich hatten die Polen alle G eldm ittel der städtischen Kassen mitgenommen. Ueberdie „E vakuation“ der <strong>Stadt</strong>hauptkasse Königshütte liegt ein interessantes Protokoll vor, dessen Inhaltunseren Volksgenossen nicht vorenthalten w erden soll.Zur „E vakuation“ des Bargeldes und der W ertpapie re w a r eine Kiste vorbereitet. Ausserdemlag in der <strong>Stadt</strong>ha-uptkasse eine Kiste m it den W ertsachen des Städtischen Leihamtes, die bereitsreisefertig verpackt waren. In den M ittagsstunden des 2. September 1939 ordnete der dam aligeS tadtverw altungsdirektor Korol die Abnahm e des in der polnischen Bank zurückgebliebenen H artgeldesan. 24 Säcke von einem Gesamtgewicht von ungefähr 600 kg im Betrage von 34 520,—Zfoty sind gefüllt worden. Am Abend schien es höchste Zeit, m it dem G eld zu „evakuieren“ . Eszeigte sich aber, dass zum Transport der Kisten kein Fuhrwerk mehr vorhanden w ar. Inzwischenkamen auch noch Angestellte m it der Bitte um Vorschuss. In Eile und dauernder Sorge um einGespann fü r die A bfuhr der G eldkisten sind noch Vorschüsse gezahlt worden. In letzter M inutekonnte man ein Fuhrwerk der Schlesischen W oiew odschaftspolizei zurückbehalten, auf das dieKiste der <strong>Stadt</strong>hauptkasse und das H artgeld geladen wurden. Die Kiste des Leihamtes wurdeschon vorher auf einen anderen W agen der Polizei verladen. In der Eile konnten die Säcke m itdem H artgeld nicht mehr zusammengeschnürt werden. M it mancherlei Schwierigkeiten kam manmit dem P olizeifuhrw erk nach Czeladz, w o die beiden Kisten und die Geldsäcke auf einenanderen Polizeiwagen umgeladen worden sind. Und w eiter ging es in a lle r Hast auf Bendzin zu.Zwischen Czeladz und Bendzin w urde der G eldtransport von der flüchtenden städtischen Feuerwehr eingeholt. Es gelang, sie anzuhalten und Kisten und Säcke umzuladen. A u f dem Lastkraftwagender Feuerwehr waren gleichzeitig viele Frauen und Kinder der Feuerwehrleute. In rasendemTempo kam man in Jaw orzno an. Hier w urde der Sanitätswagen der Feuerwehr geräum t;in ihn lud man Kisten und Säcke um. Dann ging es in Eile w e iter nach Krakau. Von hier kamman nach Kielce m it der Absicht, die Kisten bei der dortigen <strong>Stadt</strong>verwaltung zu disponieren. Unaufhörlichfo lg te hier jedoch eine Bom bardierung durch deutsche Flieger auf die andere. Manw ar auch hier nicht mehr sicher. Nachdem man sich Benzin verschafft hatte, fuhr man unverzüglichdurch Radom nach Lublin. Am M orgen des 4. September tra f der G eldtransport hier ein.Hart- und Bargeld wurden auf einem Spezialkonto der Lubliner <strong>Stadt</strong>hauptkasse eingezahlt, diebeiden Kisten liess man ins Depot übernehmen. V orher unterzog man den Bestand einer Ueberprüfung.Die Hauptkasse fand man in O rdnung, dagegen stellte man beim Prüfen des Hartgeldeseinen Fehlbetrag von 500,— Zfoty fest, dessen Ursache nicht festzustellen w ar. „Jedoch unterden Umständen, wie oben beschrieben, konnte ein Fehlbetrag leicht entstehen. Das Hqrtgeldwurde mehrere M ale umgeladen, die Säcke waren nicht verschnürt, zweim al fielen aus den Säckendie Hartgeldsäckchen auf die Erde. Es ist aber auch m öglich, dass <strong>eines</strong> der kleineren Säckchenim Hauptkassentresor zurückgeblieben ist. M öglich ist es auch, dass ein Säckchen vom Fuhrwerkgerutscht ist. „Jedenfalls 'haben w ir“ , so heisst es in dem Protokoll, „den ganzen Transport2 Nächte und einen Tag gewissenhaft betreut und ohne Unterlass bewacht. Es ist auch m öglich,dass der Fehlbetrag bei der Auszahlung der Vorschüsse entstanden ist, die überstürzt und inschwierigsten Verhältnissen stattfand.“Zu dem H artgeld und dem Barbestand der Hauptkasse fügte man das Bargeld des Leihamtes,der Betriebskasse und des Schlachthofes mit dem Personalbüro. Die anderen Kassen unddie Bardepositen liess man wegen ihrer kleinen Beträge in der Kiste. Die Kisten wurden verschnürtund mit der Petschaft der <strong>Stadt</strong>verwaltung C horzow versiegelt. 45 763,02 Zfoty sind in derKasse der <strong>Stadt</strong> Lublin untergebracht worden,165


Zarz^d Misjski v» ChorzovueWoj.Slaskia.Chorzow,dnia 2 wrzesma 1939 r.Z a s w i a d c z e n i e .Okaziciel niniejszego p. Bella BoleslawJnsp.Kasowy m.Chorzowa ,prowadzi transport gotöwki i waloröw Zarzadu Miejskiego w Chorzovue celetrszlozenia go do depozytu w bezpiecznyra iniajseu wed>ug w>asnego uznania.-Za Prszydenta Mias-taf 9 . / Broda Rudolf /? t.-; flDyrektor Bachunkowosci Miejskig/, y ifC A ’l •Uebersetzung.Die <strong>Stadt</strong>verwaltungin C horzow Chorzow, den 2. September 1939.W ojew odschaft Schlesien.B e s c h e i n i g u n g.V orzeiger dieses, Herr Bella Boleslaus, Kasseninspektor der <strong>Stadt</strong> Chorzow, fü h rt einenGeld- und W ertpapiere-T ransport der <strong>Stadt</strong>verwaltung Chorzow zwecks H interlegung desselbenan sicherem O rt nach eigenem Gutdünken.Für den <strong>Stadt</strong>präsidenten.(L. S.) (— ) Broda RudolfIch bestätige.D irektor des Städt. Rechnungswesens.(— ) K. Grzesik.<strong>Stadt</strong>präsident.Die drei Transportbegleiter kamen überein, über das Bargeld kollegial zu verfügen, bisvon der S tadtverwaltung C horzow andere W eisungen erfolgten. Ueber die Kisten sollte nurdie <strong>Stadt</strong>verwaltung C horzow verfügen dürfen. Falls es notwendig sein sollte, die Kisten zu166


öffnen, dann sollte dies nur im Beisein aller drei Begleiter geschehen. In Lublin beschloss man,so lange zu bleiben, bis eine Verbindung m it dem geflohenen Präsidenten der <strong>Stadt</strong> Chorzowhergestellt w äre und dieser neue Anweisungen gegeben habe. W enn man aber notw endigerweiseLublin doch noch früher verlassen müsse, so w o llte man die Schlüssel zu den Kisten „ineinen extra versiegelten Umschlag“ bei der <strong>Stadt</strong>verwaltung in Lublin hinterlegen.Der <strong>Stadt</strong>verwaltung in Lublin bestätigte man, dass diese bei der N iederlegung der Kistenihren Inhalt nicht g e p rü ft hatte und bat „höflich st um gefl. Sicherstellung der Kisten im Falle einerevtl. drohenden Vernichtung bezw. <strong>eines</strong> Verlorengehens, im Falle einer Bom bardierung oderauch in irgend welchen anderen Fällen.“Am 7. September w a r auch Lublin nicht mehr sicher. Inzwischen w a r <strong>Stadt</strong>präsidentG rzesik in Lublin eingetroffen. Er bestimmte, dass das G eld abgehoben werde. 2000,— Zfotyentnahm er auf seine Gehaltsbezüge. Die übrigen 43 763,02 Ztoty verteilte man „aus Sicherheitsgründen“unter die drei Transportbegleiter, um sie nach Kriegsende w ieder in Chorzow abzuliefern.Am 9. September ist Lublin früh um 9 Uhr bom bardiert worden. Durch die Bom bardierungw urde das Rathaus, in dem die Kisten m it den W ertsachen des Leihamtes und den W e rtpapierendes M agistrats C horzow sich befanden, schwer beschädigt. W ährend des Bom'bardierensverloren sich die drei Transportbegleiter. Jeder machte sich m it seinem Betrage auf die Flucht.Zum Schluss gelangte einer, dem sich ein anderer Königshütter angeschlossen hatte, in der RichtungChelm, Hrubieschow, Sokal, Stojanow. Beresteczko, M fynow , Klewan, O fyka bis vor Rowno.Hier wurde man von den einmarschierenden Russen überrascht. Schleunigst ging die Fluchtzurück. Doch bei Luck wurden die beiden von russischem M ilitä r erwischt. „D a nk des meisterhaftenund sicheren Unterbringens des Geldes w urde dasselbe bei uns nicht entdeckt und abgenommen.Nach mehrtägigem A ufe ntha lt in Luck begaben w ir uns unter Zuhilfenahm e der verschiedenstenVerkehrsm öglichkeiten w ie Bahn, Fuhrwerk, Autos, welche Ausgaben w ir aus eigenenM itteln bestritten, und zum grossen Teil zu Fuss, nach Chorzow. Den Rückweg nach Chorzowantretend, passierten w ir Kowel, Sarne, Luninietz, ßaranow itze, W olkow ysk, Biafystok, M alkinia, Radzymin, W arschau, Koluschki, Tschenstochau, Zom bkow itz, Sosnowitz, Kattow itz. Hinsichtlich dessich verbreitenden Banditentums seitens der ukrainischen und weissrussischen Bauern, die speziellFlüchtlinge überfielen und ihrer ganzen Habe beraubten, w a r der Transport des bei uns befindlichenGeldes m it ungeahnten G efahren und Schwierigkeiten verbunden. Zu erwähnen wäre,dass uns beim Transport und Unterbringen des Geldes in interessenloser und aufopfernder W eiseein Herr Isidor Urbanczyk aus K attow itz behilflich w a r und von Lublin bis K attow itz unsereM ühseligkeiten und G efahren m it uns teilte. Die sich in unserem Besitz befindlichen 15 000,— Zt.legen w ir m it dem heutigen Tage, d. i. 9. 10. 1939 als Verm ögen der <strong>Stadt</strong> C horzow zur Verfügungder <strong>Stadt</strong>verwaltung Königshütte nieder.“So sind denn 15 000,— Z\. der <strong>Stadt</strong>hauptkasse w ieder zugeführt worden. Die übrigenBeträge hatten die beiden anderen Transportbegleiter in Lublin aus Sicherheitsgründen unter sichaufgeteilt. Als die Bom bardierung von Lublin einsetzte, nahmen die beiden das Bargeld und dieKisten w ieder in Empfang und fuhren m it dem Krankenwagen der Feuerwehr bis nach C zartkowund w eiter bis Ulaszkowcze. Diesem Transport hatte sich auch der <strong>Stadt</strong>präsident G rzesik angeschlossen,der in Begleitung von Beamten der W ojew odschaft in einem Kraftw agen der W o je w o d ­schaft fuhr. Der Stadfpräsident veranlassfe die Auszahlung von G eldbeträgen an die den Transportbegleitenden K raftw agenführer, Feuerwehrleute, Stenotypistinnen und andere Personen. InUlaszkowcze blieb man bis zum 17. 9. 1939. An diesem Tage rückte in den O rt russisches M ilitä rein und beschlagnahmte alle Autos, darunter auch den städtischen Krankenwagen m it den beidenKisten. Der Krankenwagen w urde abtransportiert. Die beiden Königshütter begleiteten fre iw illigden Transport und fuhren auf dem russischen A uto mit, um eine Q uittung über die beschlagnahmtenKisten zu erlangen und das Bargeld abzuliefern. Nachts gelangten sie bei einem Divisionsstab an,w o das G eld von den Russen beschlagnahm t w urde. Am folgenden Tage wurden die Königshütterm it anderen gefangenen polnischen Soldaten nach Husiaty ins G efangenenlager abtransportiert.Hier wurden die beiden am 27. 9. entlassen und kamen am 1. 10. über Stanislawonk in Lemberg an.


Man versuchte hier beim russischen Staatsanwalt eine Klage zwecks Einleitung <strong>eines</strong> Feststellungsverfahrensüber den V erbleib der beschlagnahmten W erte einzureichen, was allerdings scheiterte.in Lemberg ist am 2. 10. auch noch der <strong>Stadt</strong>präsident G rzesik gesehen worden. Er sollversucht haben, die rumänische Grenze zu überschreiten, dabei aber von den Russen angehaltenworden sein, die ihm das G eld und einige K offer m it W ertsachen abnahmen.* * *Am 8. September erlässt der O berbürgerm eister eine Bekanntmachung, in der er die A n ­meldung a lle r zur Zeit nicht benutzten Räume verlangt. Insbesondere sollten die von polnischenund nichtarischen Familien oder von O rganisationen verlassenen W ohnungen, W irtschaftsbetriebe,Läden u. a. festgestellt werden. Der Chef der Z ivilverw altung beim GrenzschutzabschnittskommandoIII hatte die Beschlagnahme des gesamten unbeweglichen und beweglichen Eigentums dergeflüchteten Personen verordnet.An leerstehenden W ohnungen waren zunächst nach einer vorgenommenen Erhebung rund2000 vorhanden. Die Zahl verm inderte sich später infolge der Rückkehr zahlreicher polnischerFlüchtlinge nicht unerheblich. Immerhin musste von vornherein versucht werden, die Gesamtzahlder verlassenen W ohnungen nicht nur statistisch zu erfassen, sondern auch unter Aufsicht zu nehmen,da sich Plünderungen und Diebstähle sehr bald bem erkbar machten, infolgedessen mussteauch fü r diese W ohnungen eine ständige Aufsicht geschaffen werden, was gleichfalls w ieder einebesondere O rganisation erheischte. Ende O kto be r 1939 waren so von der <strong>Stadt</strong> noch 1031 verlasseneW ohnungen in Betreuung genommen, von denen 712 m it dem gesamten M o b ilia r versehen waren,während 319 leer standen.* * *Nach und nach fanden sich nicht nur sämtliche Reichs- und Staatsbehörden, sondern auchdie Partei, ihre G liederungen und angeschlossenen Verbände ein, die sich sämtlich jeweils wegenRaumzuweisung an die S tadtverwaltung wandten. G lücklicherweise waren in Königshütte nicht nurzahlreiche Schulgebäude vorhanden, die zunächst zur Verfügung gestellt werden konnten, sondernauch Räume und G ebäude geflüchteter polnischer Vereine und sonstiger O rganisationen, mit derenH ilfe den grossen Raumansprüchen genügt werden konnte.* * *Am 9. September verkündeten grosse rote Anschläge eine Bekanntmachung des O rtskom ­m andanten, jetzt des Hauptmanns Schlüter, über das V erbot des Verkaufs und der A bgabe alkoholischerG etränke. Bis auf W id e rru f w a r im gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet der V erkauf und der Ausschankalkoholischer G etränke sowohl in G ebinden und Flaschen als auch der Ausschank in Gläsern verboten.Zuwiderhandlungen gegen das V erbot zogen neben strengen Strafen die sofortige Schliessungdes Geschäftes, die Beschlagnahme der W arenbestände und Entziehung der Schankerlaubnis nachsich. Bier und W ein fielen nicht unter das Verbot.* * *Bereits am 9. September hat die Reichsbahndirektion O ppeln die ostoberschlesischen Bahnstreckenübernommen und fü r unseren Bereich ein Reichsbahnbetriebsamt in K attow itz errichtet.Am 12. 9. fuhren w ieder die Züge durch Königshütte, freilich vorerst noch spärlich nach einem v o r­läufigen Fahrplan. V iele technische Schäden mussten noch beseitigt, manche G erätschaften, die vonden Polen mitgenommen wurden, neu beschafft werden. Das verschleppte Bahneigentum von„C h orzow M iasto“ konnte bald w ieder ausfindig gemacht werden. Der neue Bahnhofsvorsteher w arbis zum Staatshoheitswechsel 1922 in Königshütte tätig . Jetzt, nach 18 Jahren, tra t er w ieder anseinem früheren A rbeitsplatz an. M it ihm kamen noch andere ehem alige Königshütter Bahnbeamteaus dem A ltreich zurück. Ein grösser Teil der Bahnbediensteten der polnischen Zeit sind w iedereingesetzt worden, dam it der Bahnbetrieb so schnell als möglich vo lla u f in Gang kam. Denn dieGruben brauchten den Bahnweg zum A btransport der Kohlen und die <strong>Stadt</strong> w artete auf den vollenEinsatz der Hauptbahn zum Heranschaffen von Lebensmitteln. Seit dem 26. 9. verkehrten w iederSchnellzüge nach Berlin.Der Postverkehr ist erst allm ählich w ieder in Gang gekommen, nachdem der Eisenbahnbetriebeinigermassen geordnet w ar. Zunächst sind Postsendungen in beschränktem Um fange ausser168


n a t i ö t t a l f o s t o l t f t t f c f y e D e u t f c f y e A r b e i t e r p a r t e i / ( B a u S c f j l e f i e n2lmf für Dolfsmcblfabd©pf^äfts^eG«: SrtsSau 5,. äSartcnftrage cs ©uuts:£ * l r f i } i < s e t m u ^ s p o i. iit n a tiC T ijIfo jn Iifc i* c R fe$en-jru u n .) I r k t w i u ü w j u l j M i « S iltfiid r ei4rrt>.a«i «»>t>«La« Smla i »iiK*r«n fmj« 1j**r*äp«T «Mi» ; poüJwü»»!» :«3IfcrW it«: Slajau, ®5üi$, ßiri*t«4, Otjü;^Ä»iisr.i«n:------Be sehelniguag1§|1 msssmß^^StHiaa.5, am&itwn«a|{ iS; 17leä itsfc« desg-reisaatitle.tter ?.g«. V a u r oEit d«r tsürmg 4er öeaebäft« de® Soadertäsuftrsgt«» derI8EAJ♦, Ast für Volkswoiilfalirt, 1* STelse ' Eoalgshtlt.te.'......fcseuftragt. ~ Ich feitte 'alle Pienatstellea, ifca Ir seiner Sätig»keit »eitgea^Bäsrt » unters tat* er»,« J e l w i t * , des, 2>% ’'zum Reiche nach O rten in Oberschlesien zugelassen w orden, zu denen schon regelmässige V erbindunghergestellt war.* * *Im A ufträ g e des O bersturm bannführers Piontek, Beuthen, und im Einvernehmen m it derKreisleitung der NSDAP, in Beuthen wurden am 12. September in Königshütte zwei SA.-Dienststelleneingerichtet, m it deren Führung der Freikorpskäm pfer Robert Salwiczek betraut wurde. Die erstenDienststellen befanden sich in der Bismarckstrasse 18 und in der K attow itzer Strasse 47.169


Die erste Parteidienststelle, die in Königshütteantrat, w a r die NSV. W ie beim Einmarsch inOesterreich und ins Sudetenland stand zu Beginndes Krieges gegen Polen ein Einsatzstab von NSV.-M ännern bereit. Am 5. September 1939 erhieltder Kreisam tsleiter O skar W auro als Sonderbeauftragterin G leiw itz den Befehl, die <strong>Stadt</strong>Königshütte zu betreuen. Zu seiner Unterstützungwaren ihm beigegeben: Kreisamtsleiter Schauerund Kassenverwalter Schmidtpeter. Kurz vor M ittagtrafen diese 3 M änner im K raftw agen in Königshütteein. W as sie m it sich brachten w ar eine Kiste,und drinnen befand sich alles, was zum A ufbau<strong>eines</strong> Büros unbedingt erforderlich ist, w ie Schreibmaschineund Schreibpapier, auch einige Hakenkreuzfahnenwaren drinnen, Handwerkszeug, wieHammer, Zange, Säge und N ägel, dann Taschenlampen,auch Essbestecke und Teller, Büroschilderfür die Türen und die Ausgabestellen der NSV.-Dienststellen und eine M enge.Vordrucke in deutschpolnischerSprache. Nach ihrer M eldung beim O rtskomm andanten, M ajor Scholz, begaben sie sichin das Rathaus, zu derselben Stunde, da hier dieerste Ratsherrensitzung stattfand, um die V erbindungm it der <strong>Stadt</strong>verwaltung aufzunehmen. Dasnächstliegende w ar, Räume zu finden, in denendie NSV.-Geschäftsstelle aufgebaut w erden konnte.Das Volkshaus in der Lobestrasse, in dem sichheute noch die NSV.-Kreisamtsleitung befindet,wurde damals fü r diesen Zweck ausersehen. Dashier noch liegende M ilitä r 'ist durch das Entgegenkommendes O rtskom m andanten um quartiertworden.Die NSV. versorgt die Bevölkerung m it Essen A lsbald ist die Fühlung m it den Ratsherren, mitden Führern der JdP. und des VB. aufgenommenworden. Der dam alige JdP.-Führer, A lfons Belda, und der Leiter des Königshütter Deutschen Volksbundes,Paul Drobek, stellten M änner und Frauen der JdP. und des DVB. fü r die NSV.-Arbeit zurVerfügung, die zunächst im Zeichen der Lebensmittelversorgung stand.Für die zum Teil hungernde Bevölkerung wurden sofort sieben NSV.-Küchen in den verschiedenen<strong>Stadt</strong>teilen eingerichtet; so auf der Beuthener Strasse, im Lunapark, im Knappschaftslazarett in Chorzow, in M aciejkow itz und zwei in Königshütte-Bismarck. Die Einrichtung unddie Beaufsichtigung dieser NSV.-Küchen hatte grösstenteils die deutsche Lehrerschaft unter Leitungvon Rektor W ürbel übernommen. Das Essen der Küche w urde täglich in der Zeit von 11 bis 15 Uhrausgegeben. In langen Schlangen standen die Menschen vo r den Ausgabestellen, um das gute undkräftige E intopfgericht in Empfang zu nehmen. Betreut wurden sämtliche Einwohner von Königshütte,die sich durch einen Ausweis einer deutschen O rganisation ausweisen konnten. Täglich w urdenungefähr bis 30 000 Portionen ausgegeben. Bei einm aligem Kochen konnten alle Personen nichtbe frie d ig t werden, so dass einzelne Küchen zwei bis dreim al kochen mussten. Für die Herstellungder Eintopfgerichte sind im September 1939 nachstehende Lebensmittel verbraucht w o rd e n : 6063 kgFleischkonserven, 36 267 Milchkonserven, 2219 kg Reis und G raupen, 17774 kg Brotaufstrich, 27 955170


Brote, 10171 kg Gemüsekonserven, 45 kg M aggi,600 kg Nudeln, 661,5 kg Erbsen, 400 kg Zucker,3100 kg Salz, ausserdem grosse Mengen an Kartoffeln und Frischgemüse. Aus dem Verbrauchder benötigten Lebensmittel ist ersichtlich, dassdie Eintopfgerichte gut und schmackhaft zubereitetwaren. Jeder Volksgenosse bekam % Liter vondem Essen und dazu eine dicke Scheibe Brot. Umeine genaue K ontrolle zu haben, gab die NSV.besondere Ausweise aus. Kinderreiche Familienbekamen ausserdem in der W oche noch 2 M ilchkonserven.Neben der warm en V erpflegung w u r­den an die bedürftigen Volksgenossen im September1939 noch ausgegeben: 3 732 Büchsen M ilch,7733 kg M arm elade und Kunsthonig, 88 kg Fleischkonservenund 12 500 kg andere Lebensmittel.Die Speisung der Königshütter Bevölkerungdurch die NSV.-Küchen w urde bis zum 1. 5.1940 durchgeführt, dann konnte sie eingestelltwerden, da ein grösser Teil der Arbeitslosenbereits in den Arbeitsprozess eingegliedert war.Der Rest der armen Bvölkerung ist von der NSV.und der Städtischen W o h lfa h rt betreut worden.Die Lebensmittelversorgung des oberschlesischenIndustriegebietes w a r im wesentlichenaus der Ukraine und der Provinz Posen erfolg t. Die Zufuhren von dort fielen während derKriegshandlung fo rt. Die Versorgung aus demReich konnte in den ersten W ochen noch nichtfunktionieren, w e il a lle Eisenbahnverbindungeninfolge der Zerstörung der Brücken gestört warenund der Transport auf den Landstrassen unter demM angel an Transportm itteln stark litt. Die Pferde-Essenausgabefra g e z. B. konnte erst nach W ochen nach Beendigungdes Polenfeldzuges aus den grossen Beständen an polnischen Beutepferden gelöst werden.Die Lebensmittel w aren daher zeitweise recht knapp. Trotzdem gelang es, ernstliche Störungenin der Versorgung zu vermeiden.Es ist das Verdienst der NSV., dass die erste Versorgung sofort mit dem Einzug der Truppenbegann. Am Spätnachm ittag des 5. September trafen bereits die ersten Lastwagen mit Lebensmitteln aus G leiw itz ein und zw a r Fleischkonserven, Milchkonserven und Brot.Seit dem 1. Kriegstage hörte 'die Zufuhr von Frischmilch für die Säuglinge und Kleinkinderin Königshütte v ö llig auf. Es gelang Kreisam tsleiter W a u ro bereits am 7. September über denGrosshandel in Beuthen zunächst täglich 2000 Liter M ilch heranzuführen. M it Lastwagen ist dieM ilch täglich in Beuthen abgeholt und dann durch die hiesigen Kleinhändler verteilt worden.Nachdem die Transportlage sich besserte ist dann auch die M ilchversorgung von Tag zu Tag bessergeworden.Auch Mehl w a r in Königshütte nur in bescheidenen Mengen vorhanden, daher musste dieNSV. M ehl heranführen. Die Bäckermeister sind teilweise aus den NSV.-Mehlbeständen leihweiseversorgt worden, um den notwendigen Bedarf an Brot zu backen. Der grösste Teil des M ehlbestandesder NSV. ist in eigener Regie der NSV. in der „M annabäckerei“ verbacken worden. Täglichwaren es rund 2000 Brote, die bei den Küchen portionsweise ausgegeben worden sind.


Um die Versorgung der NSV.-Küchen fü r die W interm onate sicherzustellen, wurden imO kto ber 1939 rund 10 000 Zentner K artoffeln und Gemüse im Keller der M arkthalle eingelagert.Die K artoffelversorgung der Bevölkerung machte in den ersten M onaten erhebliche Sorgen, da esnicht gelang, ausreichende Lastzüge zum Transport und A rbeitskräfte zum Verladen der Kartoffelnzu erhalten.Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln vollzog sich zunächst noch ungeregelt.Irgendeine O rganisation w a r nicht vorhanden, der man sich sogleich zur Ausgabe der Lebensmittelkarten hätte bedienen können. Dasselbe g a lt fü r den V erkauf von Spinnstoffen und Lederwaren,der daher zunächst überhaupt untersagt werden musste.Erst nach einigen W ochen gelang es, fü r die <strong>Stadt</strong> m it H ilfe ehrenam tlicher Kräfte aus derVolksdeutschen Bevölkerung eine O rganisation zu schaffen und die geregelte Versorgung der Bevölkerungm it H ilfe von Lebensm ittelkarten, Bezugscheinen usw. einzuführen.W ie gross die Schwierigkeiten waren, mag daraus entnommen werden, dass zunächstüberhaupt eine Personenstandsaufnahme fehlte.Am 14. September ist eine Personenstandsaufnahme angeordnet w orden, um Unterlagen fürdie Versorgung der Bevölkerung zu erhalten. Die Zählung ergab nur 110 000 Einwohner. Hinterherstellte sich heraus, dass tatsächlich 140 000 vorhanden waren. Ganze Blocks und Aussenbezirkewaren von den ungeschulten Zählern vergessen worden. Das kam auch daher, dass erst kurz vorKriegsausbruch _einige Gemeinden (Bismarckhütte, Neuheiduk) eingem eindet worden sind, die mitder Grossgemeinde noch nicht verwachsen waren.Der Ratsherr Paul Drobek hat als örtliche r Führer des Deutschen Volksbundes seine O rg a ­nisation zur Durchführung einer Personenstandsaufnahme zur Verfügung gestellt, die nach einfachsterM ethode aufgezogen werden musste. Da das Erstellen der für die Lebensm ittelkartenausgabe notwendigenUnterlagen nicht nur in Königshütte, sondern auch in den übrigen eingegliederten Teilendes jetzigen Regierungsbezirks K attow itz grösste Schwierigkeiten bereitete, w urde die an sich v o r­gesehene Einführung der Lebensmittelkarten statt zum 25. September erst am 9. O kto be r 1939durchgeführt.Bis zur Ausgabe der Lebensmittelkarten und dam it bis zu einer geregelten Versorgung der<strong>Stadt</strong> Königshütte oblag neben dem Beschaffen der benötigten Lebensmittel auch deren Verteilungan den Einzelhandel dem Sachbearbeiter Lange von der Kreisbauernschaft Kattow itz. Die V erteilungerfolgte unter sehr schwierigen Umständen und erforderte fast täglich mehrere Polizeibeamtem it aufgepflanztem Bajonett, die bei der V erteilung zugegen sein mussten.Die 1. Ausgabe der Lebensm ittelkarten geschah unter zum Teil dramatischen Umständen.An sich w ar vorgesehen, dass d i e s e l b e n A ngehörigen des Deutschen Volksbundes, welche die Personenstandsaufnahmedurchgeführt hatten, auch innerhalb ihres Zählbezirks die Lebensm ittelkartenverteilungdurchführen sollten. Da aber auch andere Behörden die M itglied er des DeutschenVolksibundes m it A rb e it überhäuften, fie l fü r die 1. Ausgabe nahezu % der vorgesehenen V erteileraus, was jedoch erst kurz v o r dem Termin der Ausgabe bekannt wurde. Beschleunigt musstendaher eine grössere Anzahl der inzwischen v o rlä u fig in den Dienst der <strong>Stadt</strong>verwaltung zurückgekehrtenehemals polnischen Angestellten und Beamten zur Verteilung eingesetzt werden. Da abernur Vi der von der <strong>Stadt</strong>verwaltung angeforderten Kräfte zur Verteilung antraten, mussten noch inletzter M inute 40 A ngehörige der gerade im A ufbau begriffenen f f herangezogen und eingesetztwerden.Der A ufbau des W irtschaftsam tes bereitete insofern nicht unerhebliche Mühe, w eil zunächstsämtliche Textil- und Schuhwarengeschäfte nach dem Einrücken der deutschen Truppen geschlossenwaren und erst langsam sich öffneten. Der Bezugscheinzwang w urde vom Chef der Zivilverw altungam 21. September angeordnet. Schon nach wenigen Tagen machte sich ein erheblicher Ansturmauf das W irtschaftsam t bem erkbar, der in sehr grossem Um fange auch auf die bisher sehr schlechteVersorgung grösster Bevölkerungskreise, insbesondere der Volksdeutschen, zurückzuführen w ar, vondenen gleich zu A nfang viele nach zum Teil la ngjähriger A rbeitslosigkeit w ieder in den A rbe itsprozesseingegliedert wurden.


Der Leiter der NSV.-Küchen, Lehrer W ürbel, m it seinem M itarbeiterstab.Die Personalfrage w ar besonders schwierig zu lösen. Da an reichsdeutschen Verw altungskräftenin den ersten M onaten nur eine ausserordentliche geringe Zahl fü r die gesamte <strong>Stadt</strong>verwaltungzur Verfügung stand, musste bis zum 15. Dezember 1939 ein einziger reichsdeutscherBeamter beide Aem ter aufbauen und leiten. Erst am 15. Dezember 1939 kamen w eitere reichsdeutscheBeamte hinzu. Im übrigen musste die A rb e it entweder m it Angestellten der früheren p o l­nischen Verw altung oder mit schnell angenommenen Volksdeutschen Kräften, die für eine Behördentätigkeit nicht vorg ebild et waren, bew ä ltigt werden. Ausserordentlich erschwerend machte sichdabei der ständige Wechsel der Kräfte bem erkbar, der soweit ging, dass in den ersten 8 M onatentheoretisch das gesamte bis dahin etwa 100 K öpfe zählende Personal des Ernährungs- und W irtschaftsamteseinmal ausgewechselt war. Dabei musste Kräften ein erhebliches Mass an Vertrauenentgegengebracht werden, deren Persönlichkeit bei der Fülle der zu leistenden A rb e it von keinerStelle genügend geprüft werden konnte.* * *173


Die Belieferung der Bevölkerung mit den übrigenGebrauchsgütern w a r zunächst em pfindlichdadurch gestört, dass die M ehrzahl der EinzelhandelsgeschäfteNationalsozialistische Volkswohlfahrt geschlossen -war. Der grössteProzentsatz dieser Geschäfte befand sich in jödiuopi


Um jede wirtschaftliche Hemmung zu verm eiden, beauftragte die NSV. den SchlachthofdirektorJoschko, den Grosskaufm ann Emil Fröhlich und den Ratsherrn Stephan Mross, sämtlicheLebensmittel, die sich in polnischen oder jüdischen Unternehmen ohne Geschäftsführung befanden,sofort dem Handel oder dem Verbrauch zuzuführen.Die verschlossenen Türen der Fabriken, Läden, Speicher und Ställe wurden geöffnet. Fürjedes Geschäft w urde ein Liquidator und später ein Treuhänder eingesetzt. Durch diese rascheMassnahme w a r der augenblicklich notw endige Bedarf gedeckt. Die Ausführung des Liquidationsauftragesgeschah derartig gründlich, dass kaum ein Pfund Butter oder eine G urke verdarb. DieLiquidatoren waren echte deutsche M änner und gewissenhafte Kaufleute, die uneigennützig wochenlangzum W ohle der <strong>Stadt</strong>gem einde arbeiteten.Bis zum 16. September hat das städtische A m t für Handel und G ewerbe 44 solcher Lädenmit leichtverderblichen W aren öffnen lassen und die W are an Klein- und Grosshändler zur W e ite r­leitung an die Bevölkerung verkauft. Rund 44 000 Zfoty sind aus dem V erkauf eingekommen.Die M obilisierung sämtlicher LebenSmittellager hätte aber nicht ausgereicht, um Königshüttelänger als 10 Tage zu ernähren.Zur rechten Zeit schaltete sich deshalb sofo rt der Beuthener und G leiw itzer Grosshandelein. Königshütte ist dadurch direkt an die reichsdeutsche W irtschaft angeschlossen worden. Undals in den Räumen einer V illa auf der Bergfreiheitstrasse das W irtschafts- und Ernährungsamtuntergebracht und eingerichtet w ar, konnte die Bürgerschaft schon nach einer W oche die zentraleLenkung der W irtschaft merken. Viel schwerer w a r die W iederbelebung des Handels in Textilienund anderen Handelszweigen. Ratsherr Mross und Kaufmann Fröhlich hatten durch die <strong>Stadt</strong>verwaltungden A uftrag erhalten, Treuhänder in die Unternehmen geflohener Inhaber einzusetzen.Dieser A uftrag wurde später erw eitert. Auch die jüdischen Unternehmen mussten eine Aufsichterhalten. Zur Bewältigung dieser umfangreichen A ufgabe wurden noch andere Sachverständigeeinzelner Handelszweige als M itarb eite r hinzugezogen. In der Liquidationskommission sind o fttäglich bis zu 1000 Personen ab ge fe rtigt worden. Der Pole w o llte sein Geschäft nicht verlierenund brachte deutsche Dokumente zu seiner Entlastung. Der Jude versuchte die Aufsicht gleichfallsabzuwälzen. iRechtsanwälte Messen ihre Kenntnisse glänzen. So manches Problem ist in der Kommissionbehandelt, aber eindeutig deutsch, gelöst worden. Durch die fälschliche Ansicht desPublikums, diese Liquidationskommission w äre Auskunftsbüro oder Ratgeber in allen w irtschaftlichenDingen, ist die A rb e it sehr erschwert gewesen. Die N ervosität w ar verständlich. DerH ypothekengläubiger bangte um seine Zinsen. Der Rentner bat um Unterhalt. Die Frau des verschollenenKaufmanns stellte hundertfache Fragen. Berge von Schriftsätzen verlangten Bearbeitung.Es gab anfangs keine Schreibkräfte, die auch nur annähernd deutsch schreibenkonnten. Die m angelhafte Kenntnis der deutschen Sprache w urde im Handel zu einer schwerenLast. A llm ählich nahm dann die neugegründete Handelskammer in K attow itz ihre A rb e it auf undüberwachte das A ufgabengebiet der Liquidationskom m ission. Als diese ihre A ufgabe e rfü llt hatte,w urde sie in die Treuhandgesellschaft unter Leitung von Landrat K opf übergeleitet.* * *Die Rückführung von Flüchtlingen aus Polen ist der Partei, und zw ar der NSV. übertragenworden. Sie hatte bei uns hier ein Durchgangslager in der Bergfreiheitstrasse und dann in derehem aligen Hilfsschule in der Beuthener Strasse eingerichtet.In Königshütte trafen sich zwei Flüchtlingsströme m it entgegengesetzten Tendenzen. Einmalkehrten sehr baid viele der Bewohner zurück, die v o r den ersten Kriegslagen auf Anordnungder polnischen Behörden die <strong>Stadt</strong> verlassen hatten und nach Osten gew andert waren. Zumanderen wurden bereits nach wenigen Wochen aus dem Reich die Volksdeutschen Flüchlinge zurückgesandt,die besonders in den letzten M onaten v o r Kriegsausbruch infolge der Bedrückungsmassnahmender Polen ihre Heim at verlassen hatten und ins Reich gew andert waren. Besondersdie letzteren Flüchtlinge stellten ein schwierig zu lösendes Problem dar, da sie in ordnungsmässigenW ohnungen untergebracht und betreut werden mussten. Sie einfach in die verlassenen W ohnungen175


der polnischen Flüchtlinge einzusetzen, w a r nicht angängig, da diese W ohnungen sich meist nichtdazu eigneten und auch nach und nach von den zurückkehrenden O stflüchtlingen w ieder inAnspruch genommen wurden. Es musste eine besondere um fangreiche O rganisation, das sogenannteFlüchtlingswohnungsamt, geschaffen, die <strong>Stadt</strong> in Bezirke eingeteilt, die leerstehendenW ohnungen erfasst, ein Flüchtlingsdurchgangslager fü r die erste Unterbringung der Rückkehrereingerichtet und jedem eine geeignete W ohnung zugewiesen werden.Leider w urde der E rfolg dieser A rb e it dadurch erschwert, dass sich unter den Rückkehrernaus dem Reiche auch asoziale Elemente befanden, die seinerzeit w eniger aus nationalen, alswegen wirtschaftlichen V erfalls oder aus anderem Anlass Königshütte verlassen hatten.Die ganze Last des Flüchtlingsfürsorgeam tes w ar dem Ratsherrn M ax Muschol^ übertragenworden. Insgesamt kehrten während der ersten 8 W ochen aus dem Reiche 546 Familien m it 1891Personen nach Königshütte zurück, von denen in dieser Zeit 336 Familien m it 1214 Personen in ordnungsmässigeW ohnungen eingewiesen werden konnten. Das Flüchtlingsdurchgangslager w ardauernd mit täglich 16 bis 24 Familien belegt.* * *Am 11. September 1939 kam die städtische Polizeiverw altung w ieder in Gang. O bw ohldie polizeilichen Aufgaben anfangs — bis zur Uebernahm e durch die staatliche Polizei — durchdie städtische Polizei wahrzunehmen waren, tra t die städtische Polizei als solche nach aussen hinnur vereinzelt in Erscheinung. Die H auptarbeit erstreckte sich auf Feststellungen und Ermittelungenfür sämtliche <strong>Stadt</strong>äm ter der <strong>Stadt</strong>verwaltung, insbesondere fü r das W ohlfahrtsam t, Fürsorgeamt,Versicherungsamt, G ew erbeam t und Steueramt. Hinzu kamen noch Amtshilfeersuchen für frem deBehörden, Beglaubigungen fü r Unterschriften, Zeugnisabschriften und dergl.A u f A nordnung des Grenzschutz^Abschnitts-Kommandos 3 wurden in den <strong>Stadt</strong>teilen A lt-C horzow und M aciejkow itz O rtswehren aufgestellt. Sie bildeten eine A rt Selbstschutz und unterstandennur in geldlicher Hinsicht dem O berbürgerm eister. Die O rtsw ehr in A lt-C horzow bestandaus 28 Mann und versah ihren Dienst vom 4. September bis 23. O kto be r 1939; Die O rtsw ehr inM aciejkow itz bestand aus 11 Mann und versah den Dienst vom 4. September bis 14. O kto be r 1939.Ende September erhielt die <strong>Stadt</strong> auch w ieder einen ordentlichen Polizeischutz, derin die Sicherheitw ar lange nicht gewährleistet, da noch zw eifelhafte Elemente ihr Unwesen trieben und insbesonderedie vielen verlassenen W ohnungen und Läden unlautere Elemente anlockten. W ährenddie Polizeiverw altung in der Schule an der Hindenburgstrasse untergebracht wurde, bezog dieSicherheitspolizei das Volkshaus auf der Lobestrasse. Auch die Polizeireviere wurden w ieder besetzt,was besonders von den Bewohnern der abgelegenen <strong>Stadt</strong>teile begrüsst wurde.* * *Eine der wichtigsten Aufgaben der <strong>Stadt</strong>verwaltung w a r es, die früher so deutsche <strong>Stadt</strong>,die in der Polenzeit sehr stark entnationalisiert worden w ar, w ieder zum Deutschtum zurückzuführen.Das konnte zunächst nur in äusserlicher Beziehung geschehen. So w urde die deutscheSprache als einzige Amtssprache sofo rt eingeführt.In einer „A nordnung betreffend Strassenbenennung“ forde rte der O berbürgerm eister am12. September die Bevölkerung auf, m it der Umbenennung der Strassen gleichzeitig auch alle p o l­nischen Inschriften an den Häusern und Läden sow eit m öglich, baldigst durch deutsche Bezeicnnungenzu ersetzen und ferner auch die an den Schaufenstern, Hausfronten usw. angeklebtenPlakate, Papierstreifen und dergl. zu entfernen. Denn, so heisst es w eiter, die <strong>Stadt</strong> Königshüttemuss ihren wiedergewonnenen deutschen C harakter auch dadurch kundtun, dass sie einen sauberenA nblick bietet. Zunächst sind 15 Strassen um benannt w orden. Am 16. September folgten dieanderen fast 300 Strassen nach. Die neuen Strassennamen hat Ratsherr M ax Muschol in m ühevollerA rb e it m it orts- und heim atkundigen M ännern zusammengestellt.Für die Umbenennung der Strassen sind fast 1800 neue Schilder notwendig gewesen, dieeinen Kostenaufwand von ungefähr 9000 Zfoty erforderten. Bis die neuen Schilder besorgt werden


konnten, wurden in den Hauptsfrassen über die polnischen Strassenschilder H olztafeln m it beschriftetenPappstreifen befestigt. Die Richtungstafeln an den grossen Verkehrskreuzungen wurdenüberm alt und erhielten die deutsche Ortsbenennung.* * *Das Schulwesen kam A nfang September noch schlecht in G ang, da der grössteTeil der Schulräume für m ilitärische Zwecke belegt werden musste. Auch fehlten, und das istdas w ichtigste, die deutschen Lehrer. Die Schwierigkeiten des Neuaufbaus der deutschen Schulenin Königshütte kann man erst recht ermessen, wenn man den Stand des Schulwesens in der p o l­nischen Z eit gegenüberstellt.Im Jahre 1922 gab es in dem Teil von Oberschlesien, der an Polen fiel, über 200 000 V olksschüler,die von 3300 Lehrern betreut w orden sind. Polnische Schulen gab es damals überhauptnicht. Nach dem Staatshoheitswechsel w anderte dreiviertel der Lehrerschaft sofort ab, da sie zumgrössten Teil dem Polenterror weichen mussten. A u f Anraten der O ppelner Regierung und derverantwortungsbewussten M änner, die Oberschlesien niemals verloren gaben, sind ungefähr800 Lehrer in Ost-Oberschlesien verblieben und stellten sich der polnischen Behörde zur Verfügung.Diese hat w eitere 200 sofo rt abgelehnt, so dass noch 600 Lehrer übrig blieben, die durch Lehreraus dem Reich, die in Oberschlesien ihre Eltern hatten und fü r den deutschen Schuldienst sichzur Verfügung stellten, wie auch späterhin durch Lehrer, die im Bielitzer Seminar ihre Prüfungabgelegt hatten, ergänzt wurden.Deutsche Minderheitsschulen gab es am A nfang der Polenherrschaft überhaupt nicht. Diedeutschen Schüler — und das waren nach Auffassung der Polen nur sehr wenige (denn w er z. B.einen polnischen Nam en hatte, der w a r eben Pole) —• wurden in Königshütte, w ie überhauptin den grösseren Städten, in deutschen Klassen untergebracht.A lsbald setzte seitens der Polen ein heftiger Schulkampf ein, dem nach und nach einedeutsche Schule nach der anderen erlag. Ueber diesen Schulkampf hat der Führer im deutschenSchulwesen Polens, O berschulrat A. Dudek, im „H eim atkalender des Kreises K attow itz und derStädte K attow itz und Königshütte“ folgendes berichtet, das für die Königshütter <strong>Stadt</strong>geschichtebem erkenswert ist: „Es w a r im August 1922. Der Deutsche Volksbund hatte die Eltern zu einerA ufklärungsversam m lung über Schulfragen nach dem grossen „Redensaal“ in Königshütte eingeladen.Nach den Schreckenstagen der polnischen Aufstände und nach der Machtübernahm edurch die polnischen Behörden konnte man sehr gespannt sein, w ie viele der neuen polnischenStaatsbürger den M ut aufbringen werden, an einer deutschen Versammlung teilzunehmen. UnsereUeberraschung w a r gross, als w ir bei unserer A nku nft einen überfüllten Saal vorfanden, der dengrossen Zustrom bei weitem nicht fassen konnte. V or allem waren die M ütter aus der A rb e ite r­schaft sehr zahlreich vertreten, die gleichen M ütter, die auch in den späteren Jahren m it einerbewundernswerten Z ähigkeit ihre Elternrechte v o r allen Instanzen verteidigten und selbst vorGefängnisstrafen n ic h t' zurückschreckten.“W ir Redner klärten die dankbaren Z uhörer über ihre Rechte a u f G rund der polnischenVerfassung und des G enfer Abkommens auf und gaben ihnen A nleitung zur Stellung von Anträgenfü r die deutsche M inderheitsschule. Es w a r ein guter A u fta k t für unsere deutsche Volkstum sarbeit,und Redner und Zuhörer verliessen m it frischem M ut diese glanzvolle erste Deutschtumsversammlung.„W a s in Königshütte gelungen ist, müsste auch in Bismarckhütte m öglich sein", behaupteteH auptlehrer Stark, der dortige Leiter der Deutschtumsarbeit in der Plebiszitzeit, und verpflichteteRektor W y rtk i aus Königshütte und mich als Redner fü r die nächste Versammlung in Bismarckhütte.A ls w ir in einigen Tagen im Gasthaus „Zum K anzler“ den Saal betraten, waren nur die erstenStuhlreihen besetzt, w ährend noch draussen grössere G ruppen von M ännern umherstanden. Plötzlichfüllten die G ruppen von draussen den Saal. Es waren durchweg M änner von wenig V ertrauenerweckendem Eindruck. W ir merkten alsbald, dass es ungeladene Gäste sind. Als H auptlehrerStark, der den Polen aus dem Abstim m ungskam pf besonders verhasst w ar, die Tagung eröff-


nete, erschollen sofort laute Stimmen, begleitet von drohenden Fäusten: Polnisch sprechen! W irsind jetzt in Polen! Raus mit den Deutschen! Ich fie l sofort Stark ins W o rt und setzte die Rede inpolnischer Sprache fo rt. Hierüber zunächst einige M inuten allgem einen Staunens — diese Zeitbenutzte Stark, um m öglichst unbem erkt den Saalausgang zu erreichen — doch tro tz der polnischenSprache fand der Inhalt meiner Ausführungen bei der O pposition wenig A nklang. Unter erneutenProtesten rückten uns die Polen mit ihren Stühlen immer mehr auf den Leib. In geschickter W e ite r­rede versuchte ich m it Rektor W y rtk i diesem „A n d ra n g in der Richtung Saalausgang auszuweichen,bis dieser glücklich erreicht war. Ein Sprung in die v o r dem Hause stehende Strassenbahn, undw ir waren, wenn auch wenig rühmlich, so doch mit heiler Haut davongekom m en. Uns hafteten janoch die brutalen Misshandlungen aus der Zeit der polnischen Aufstände gut im Gedächtnis.Aus dieser zweiten, wenig geglückten Tagung lernten w ir jedoch, dass unsere w eitereA ufklärungsarbeit w eniger durch grosse Versammlungen als durch die Presse und durch Kleinarbeitder Vertrauensleute zu leisten w ar. In kurzer Zeit waren die A nträge auf Errichtung deutscherM inderheitsschulen fü r rund 45 000 Kinder gesammelt, die bei der W iederaufnahm e des Unterrichtsim September 1922 der Volksbund der polnischen Schulbehörde präsentierte.Die Schulabfeilung der W ojew odschaft Schlesien berücksichtigte jedoch nicht die Schulanträgedes Volksbundes jtmd veröffentlichte im September 1922 eine Schulverordnung, durch welche eineerneute Stellung der A nträge unter allerlei Erschwerungen fü r die Eltern angeordnet wurde. DieErrichtung von Minderheitsschulen w urde erst fü r das neue Schuljahr, also fü r den 1. 9. 1923, angekündigt.Damals schon zeigte die polnische Regierung den deutschen Eltern die Peitsche und dasZuckerbrot. Schon damals begann die Drohung m it Arbeitsentlassung, und jeder polnische G em eindevorsteherlegte seinen besonderen Stolz auf die Tatsache, m öglichst wenig Unterschriften der A n ­tragsteller beglaubigt zu haben. Dam it w a r dann der A ntrag ungültig.Das Ergebnis der neuen A ntragstellung w a r ungefähr das gleiche w ie bei den ersten A n ­trägen, Trotz der vielfältigsten Erschwerungen sind zum 1. 3. 1923 A nträge fü r 43 510 Kinder gestelltworden. Fast die H älfte dieser A nträge erklärte die Schulbehörde fü r ungültig. Man versprach,auf Grund der übrigen A nträge 102 M inderheitsschulen zu errichten. A ber bei Beginn des zweitenSchuljahres (am 1. 9. 1923) w a r jedoch noch keine einzige Minderheitsschule eröffnet. Erst auf Grundder Verhandlungen des Deutschen Volksbundes mit den leitenden Stellen der W ojew odschaftkonnten im Laufe des Schuljahres 1923/24 in 54 Schulverbänden M inderheitsschulen erö ffn e t w e r­den. Jede deutsche Schule musste fernerhin den polnischen Behörden abgerungen werden. Umjedes Kind musste gekäm pft werden. In keinem Jahre ist es gelungen, den W ille n der Erziehungsberechtigtenbei den polnischen Behörden restlos durchzusefzen. Die Zahl der Schüler in den M inderheitsschulenhat niemals die H älfte der ursprünglichen A nträge fü r diese Schulen erreicht. Diehöchste Zahl der Schüler in den M inderheitsvolksschulen ist im Jahre 1925/26 m it 20 645 festgestelltworden.In den ersten Jahren wurden die meisten A nträ ge wegen form aler Fehler fü r ungültigerklärt. Als im Jahre 1926 etliche Tausende von Kindern aus der polnischen Schule nach der deutschenMinderheitsschule umgemeldet wurden, w urde die Z ugehörigkeit der Eltern zum deutschenVolkstum von der Behörde in Frage gestellt und die Zulassung zur deutschen Schule abgelehnt. EinSchulstreik von M onaten und Jahren w ar die Folge, Beschwerden an den Völkerbund nach Genf,Sprachprüfungen durch den Schweizer Schulinspektor M aurer, G eld- und Haftstrafen folgten.W as von der Behörde genehm igt w urde, versuchte die N ebenregierung der Aufständischenund des W estm arkenvereins umzustossen. Die Listen der A ntragsteller wurden von den polnischenSchulleitern — denn nur solche gab es nach einigen Jahren fast durchweg an den deutschen ö ffe n t­lichen Minderheitsschulen — diesen O rganisationen ausgeliefert, und nun begann der Terror. Inöffentlichen Listen wurden die A ntragsteller ausgehängt, von den A rbeitgebern wurde die Entlassunggefordert, freie Berufe wurden b o ykottie rt und durch Steuern erdrückt.178


Und wenn die Kinder durch die deutsche M inderheitsschule gegangen waren, begann beiihrer Schulentlassung für sie und ihre Eltern ein neuer Leidensweg. Kein M eister durfte den durchdas Zeugnis der M inderheitsschule als Volksschädling abgestem pelten Jungen in die Lehre nehmen.Kein Betrieb durfte ihn beschäftigen. In Broschüren und Presseartikeln w urde die Forderung aufgestellt,dass es fü r Besucher von deutschen Schulen in Polen keinen A rbeitsplatz geben dürfe; nichteinmal „zum Strassenkehren und K analreinigen” sollten sie zugelassen werden.Der Betrieb in den öffentlichen deutschen Minderheitsschulen wurde von der polnischenSchulbehörde möglichst auf einem tiefen Niveau gehalten. Die Gesinnungsfächer, w ie Geschichteund Erdkunde durften durch den deutschen Lehrer nicht erteilt werden. Deutscher Unterricht wurdeo ft von nationalpolnischen Lehrern erteilt, die sämtlich die deutsche Sprache nicht beherrschten.Erinnert sei an den bekannten Prozess, den der Leiter des Deutschen Volksbundes, Herr M inisterialratDr. Ulitz, m it einer polnischen Lehrerin hatte. Er w iederholte in einer Beschwerde die W orteder Lebferin, die diese im Unterricht gebraucht hatte. O bw ohl deutsche Kinder bezeugen konnten,dass/ciie Lehrerin tatsächlich die W o rte brauchte: „D ie Kura geht auf das H o f” , und dann zu denKindern gew andt sagte: „Entschuldigen sie, dass ich so gelauft bin” , w urde Dr. Ulitz wegen Beleidigungeiner Staatsbeamtin zu einer H aftstrafe verurteilt.Der Lehrkörper der M inderheitsschule w urde mehr und mehr polonisiert. Jeder V orw andwurde benutzt, um einen deutschen Lehrer zu entlassen und an seine Stelle einen Polen zu setzen.Durch verschiedene M ittel, w ie Zwangspensionierungen oder D isziplinarverfahren bei kleinsten Vergehenm it dem Enderfolg der Entlassung ohne ein Recht auf Beschäftigung in einer Privatschuleoder auf ein Ruhegehalt, zwaing man die deutschen Lehrer zur A bw anderung. Die restlichen Lehrerwurden unter die Aufsicht von polnischen Schulleitern gestellt, die den deutschen Lehrer auf Schrittund T ritt beobachteten. Den deutschen Elternvereinen wurde die Betreuung von Schülern sogar aufdem charifativen G ebiete erschwert oder unmöglich gemacht. Daher versuchte die deutsche M in ­derheit seit dem Jahre 1928 ihr Schulwesen auf eine private G rundlage umzustellen. Nach einemDreijahresplan sollten die erforderlichen Privatschulgebäude und Kindergärten errichtet werden.W o h l standen die erforderlichen G eldm ittel zur V erfügung, doch wurden den Deutschen bei demErwerb der Schulgrundstücke und bei der behördlichen Baugenehmigung so grosse Schwierigkeitenbereitet, dass selbst nach 11 Jahren kaum ein D rittel des Planes durchgeführt war.So durfte die deutsche Privatschule in A lt-C horzow nicht gebaut werden, w eil das G rundstückangeblich durch den Bergbau gefährdet sei. Nachdem man durch technische Sachverständigenachgewiesen hatte, dass dies nicht der Fall sei und die Beschwerde zu Gunsten der deutschenEltern entschieden werden sollte, legte man einen Strassenplan fest, nach dem gerade durch dasSchulgrundstück eine Verbindungsstrasse gebaut werden sollte. Die langen Jahre der Prozessführungum diese Schule und die vie lerlei Schikanen der polnischen Behörden gegenüber den interessiertenEltern haben den Bau der Schule nicht erm öglicht. Selten ist ein Bauplan ohne A nrufung des PräsidentenC alonder von der Gemischten Kommission durchgeführt worden.Königshütte erhielt damalssein Eichendorffgym nasium ; der geplante Volksschulbau auf dem freien Platz des G ew erkschaftshauses,der Volksschulbau auf dem bereits angekauften Grundstück in C horzow und derVolksschulbau in Bismarckhütte kamen nicht zur Ausführung.So kam es, dass auch in Königshütte ein einst blühendes Schulwesen zu einem Zerrbilddeutschen Schulwesens herabsank.Im Jahre 1922, v o r dem Uebergang der Staatshoheit an Polen, zählte man in den KönigshütterSchulen 13 565 Kinder m it 264 Lehrern und 245 Klassen. Seit dem Uebergang der Staatshoheitstellte sich das Minderheitsschulwesen in Königshütte folgendermassen dar:1922 G esam tzahl: 15 271 Kinder, davon 9196 in polnischen, 6 075 in deutschen Klassen;10 Jahre später, 1932/33: 15129 Kinder, davon 12 551 in polnischen, 2 578 in deutschen Klassen.A lt-C horzow und Neuheiduk kamen im Jahre 1934 zu Königshütte. Die dort bestehendenMinderheitsschulen m it 90 bzw. 67 Kindern wurden aufgelöst und die Kinder nach Königshütteüberwiesen. Die Kinder von M acziejkow itz haften dadurch einen W eg von w e it über 4 km zurück­


zulegen, während die Kinder der Schule in N euheiduk durch die verkehrsreichsten Strassen von Königshütteungefähr 3 km Schulweg hatten und an den schönen polnischen Schulen Vorbeigehenmussten. Es bestanden zuletzt im Jahre 1939 in Königshütte nur 2 öffentliche Minderheitsschulen mit610 Kindern, eine private deutsche Volksschule- im Eichendorffgym nasium m it 248 Schülern und eineVolksschule in Bismarckhütte m it 86 Schülern. Auch diese letztgenannte Volksschule sollte verschwindenund nur eine einzige öffentliche Minderheitsschule in der Schule 32 in N euheiduk bestehenbleiben; später entschied man sich doch noch fü r eine Schule im südlichen und eine Schuleim nördlichen <strong>Stadt</strong>teil.Der U nterricht in der befreiten Heim at begann am 10.10.1939 m it einer feierlichen Flaggenhissungin den deutschen Minderheitsschulen, die aus den bisherigen Unterkünften, den ältesten G e­bäuden der <strong>Stadt</strong>, in die schönsten G ebäude verleg t w orden waren. So sind im nördlichen <strong>Stadt</strong>teildie Schule 1, im südlichen <strong>Stadt</strong>teil die Schule 17 und in Bismarckhüfte die Schule 38 e rö ffn et w o r­den. W ährend am ersten Tage in den drei Schulen nur 709 Kinder antraten, erhöhte sich die Zahlder Kinder recht ansehnlich, nachdem auch die Kinder Volksdeutscher Eltern aufgenommen wurden,die w ohl die polnische Schule durch irgendeinen Zwang besuchten, aber die deutsche Sprache einwandfrei beherrschten.Am 2. N ovem ber 1939 w urde eine Schule in A lt-C horzow und am 8. Januar 1940 eineSchule in Neuheiduk eröffnet, w eil d o rt bis 1934 Minderheitsschulen bestanden hatten. So hatte Königshüttebald eine Schülerzahl von 2 400 Schülern erreicht, die von 37 ordentl. Lehrern, 4 techn.Lehrerinnen, 2 Sportlehrern unterrichtet wurden.Die schulpflichtigen Kinder der Jahrgänge 1932/33 und 1934 sind im N ovem ber 1939 durchSchuleinschreibungen erfasst worden. Danach w a r m it 3753 Schulanfängern zu rechnen.Von den Volksdeutschen Lehrern blieben ausser an der Privatschule, die m it 7 Lehrern vollbesetzt w ar, nur 3 Lehrer und 5 Lehrerinnen. Erst später kamen Lehrer aus anderen O rten, auchLehrerinnen, die verheiratet sind, dazu, sodass jetzt in unseren Volksdeutschen Schulen nach demStande vom 1. A p ril 1940 bei 2 573 Kindern in 56 Klassen 43 Lehrer unterrichten.Im N ovem ber 1939 begann die Einschulung der Kinder aus den polnischen Schulen. DaLehrkräfte nicht vorhanden waren, unterrichteten die Lehrer aus der Volksdeutschen Stammschule,deren Zahl bei weitem nicht ausreichte. Es kam vor, dass ein Lehrer früh von 8— 1 Uhr in der VolksdeutschenSchule, von 2— 6 Uhr in den Umschulungslehrgängen und abends in den Erwachsenenkursen,die durch das V olksbildungsw erk eingerichtet wurden, unterrichteten. Das w a r ein Zustand,der 1 bis 2 M onate durchgehalten werden musste, aber w eder fü r die Schule, noch fü r den Lehrervon Nutzen sein konnte. M an musste daher auf H ilfskräfte zurückgreifen und suchte sie zunächst inden Lehrern, die w ohl an polnischen Schulen U nterricht hatten, aber die deutsche Sprache beherrschten,wenn sie politisch tra g b a r waren. Später g riff man auf unausgebildete Kräfte zurück,die ein A b itu r oder die M ittlere Reife erreicht und deutsche Anstalten besucht hatten. M it diesenLehrkräften sind die besten Erfahrungen gemacht worden.M it dem 9. A p ril 1940 begann auch der U nterricht für die Schulanfänger, die nach Schulbezirkeneingeteilt, die zuständige Schule besuchen. In diesen ersten Klassen unterrichten nur VolksdeutscheLehrer. Diese Klassen werden auch alle einheitlich nach deutschem Lehrplan unterrichtet.Die Kinder aus den Umschulungslehrgängen werden je nach Kenntnis der deutschen Sprache getrennt,und die besser deutschsprechenden Kinder erhalten U nterricht nach deutschem Lehrplan.So hoffen w ir, dass nach Eintreffen w e itere r Lehrkräfte aus dem Reich in Königshütte einVolksschulwesen entstehen w ird, das genau so w ie vo r dem W eltkrie g mustergültig ist.* * *Gleich am ersten Tage der A ufb a u a rb e it nahm sich die NSV. der Betreuung der Kinder an.Es galt, sie aus der Unruhe und Sorge des A lltags und der Hast der Strasse herauszunehmen indie O bhut der Kindergärten.V or Ausbruch des Krieges gab es in Königshütte 2 Kindergärten, die von deutschen O rg a ­nisationen getragen wurden. Dem gegenüber standen 20 polnische Kindergärten, die den Volks­180


schulen angegliedert waren und zu fast 80% vom polnischen Staat subventioniert wurden. Manhatte versucht, über die Kindergärten die Jugend der <strong>Stadt</strong> fü r das polnische Volkstum zu gewinnen.Am 5. September 1939 beauftragte der Ratsherr, G ym nasialdirektor M ax Muschol, die KindergärtnerinM arie W in k le r m it der Eröffnung der Kindergärten. Als erster Kindergarten ist am8. September der schon zur Polenzeit deutsche Kindergarten im Lutherstift a u f der K attow itzerStrasse e rö ffn et worden. Er w urde von der ehemaligen Leiterin dieses Kindergartens übernommen.Als Helferinnen stellten sich 14- bis 15jährige Schülerinnen der Eichendorffschule zur V erfügung. DieKinder, grösstenteils polnisch sprechend, sind einfach von der Strasse aufgelesen worden. Anfangskamen auch noch schulpflichtige Kinder in den Kindergarten, um alle von der Strasse wegzubringen.So kamen am Eröffnungstage über 190 Kinder zusammen.Das Prunkstück der polnischen Kindergärten, der „Jord angarten” m it seinen sehr schönenSpiel-, Turn- und Tummelplätzen, m it Plantschbecken und Turngeräten, m it grösser Veranda, einemTagesraum, m it Bade- und Duschräumen, einem Aerztezim m er, einer Kanzlei und einer netten Einrichtungund Ausstattung, ist am 8. September ebenfalls eröffnet worden. Hier fand man auch grosseV orräte an Lebensmitteln, die alsbald zur Speisung der Kinder benutzt wurden.Von Tag zu Tag gelang es Frl. M arie W in kle r, einen Kindergarten nach dem anderen mitihren Helferinnen in Betrieb zu setzen. A lsbald zeigten in allen <strong>Stadt</strong>teilen Schilder die neuen „NSV.-Kindergärten“ an. Scharenweise kamen die M ütter m it ihren Kindern. Sie alle haben w ohl gestauntüber die tadellose Sauberkeit und die wohltuende Betreuung durch die deutschen Kindergärtnerinnen.Es w a r keine leichte A rbeit, die Kindergärten in O rdnung zu bringen und mit Spiel- und Besdhäftigungsmaterial zu versehen. Noch schw ieriger aber w a r es, die polnische Sprache der Kinder zuverdrängen. N icht einm al M ärchen konnten erzählt werden. Das einzige, w o fü r die Kinder em pfänglichwaren und was ihnen sichtlich Freude bereitete, w a r das Einüben von Liedern, überhaupt dasSingen. Ueber das Lied gelang es dann auch die deutsche Sprache zu fördern, die heute schon zurSelbstverständlichkeit geworden ist.* * *M it allem Hass, deren polnische Chauvinisten fähig sind, w ar seit dem erzwungenen W echselder Staatshoheit auch die friedlichste kulturelle Tätigkeit gehemmt und in den letzten Jahrenaufs brutalste unterdrückt worden. Auch die Geschichte unseres deutschen Theaters ist reich an Ereignissen,in denen sich das harte Schicksal einer gequälten und verfolgten deutschen Volksgruppewiderspiegelte. M an braucht sich nur daran zu erinnern, dass einmal in Königshütte eine A ufführungdes Beuthener Theaters durch Banditen in brutalster W eise gesprengt wurde und w iederholt in gemeinsterW eise Versuche unternommen wurden, die Vorstellungen mindestens zu stören.Man wusste freilich auf polnischer Seite, dass gerade das deutsche Theater in der A rb e ite r­stadt Königshütte eine A nziehungskraft hatte, die so stark w ar, dass sie den Polonisierungsbestrebungenerfolgreich entgegenwirkte. W e r es erlebt hatte, w ie manchmal bis zu 1800 Menschen dengrossen Saal des Hotel „G ra f Reden" füllten, weiss, was dieses deutsche Theater fü r die tapferenVolksgenossen bedeutete, denen deutsche Kunst ein wenig Licht im kam pferfüllten A llta g schenkte.So w a r es ein harter Schlag, als unter nichtigsten Vorw änden im Jahre 1937 der „G ra f Reden" geschlossenwurde. Das deutsche Theater hatte dam it seine Heimstätte verloren. M it grossen Mühenwaren die erforderlichen Einrichtungen geschaffen worden. Nun aber mussten die Königshütter Deutschenzähneknirschend an dem „Toten Haus” vorübergehen. Versuche, die Turnhalle des Eichendorffgymnasium s den Theateraufführungen dienstbar zu machen, scheiterten daran, dass plötzlichdie Schulbehörde in geradezu rührender Sorge um das Leben der sonst so verhassten Deutschenentdeckte, dass nicht die notwendigen Sicherungen gegeben seien. So w a r Königshütte s<strong>eines</strong>deutschen Theaters beraubt. A lle Bemühungen, die Genehmigung zur W iedereröffnung des Hotels„G ra f Reden” zu erlangen, scheiterten an perfiden polnischen M anövern. Immer w ieder fand sicheine Ausrede, um den Abschluss der Verhandlungen zu verzögern. Und w ir wissen es heute: W irhätten in Königshütte niemals w ieder eine deutsche Theateraufführung erlebt, wenn nicht in derhöchsten N o t der Führer auch uns zum Retter und Befreier geworden wäre.


Schon w enige W ochen nach der Befreiung gingen deutsche M änner ans W erk, um deutscherKultur w ieder G eltung und Heim statt zu sichern. Durch Dr. Sornik, den Vorsitzenden derDeutschen Theatergem einde, die ihren Sitz in K attow itz hatte, wurde H auptschriftleiter Cwienk vom„Oberschlesischen K urier” beauftragt, i,n Königshütte eine Deutsche Theatergem einde aufzubauen.Als bewährte H elfer und M itarb eite r gehörten dem Vorstand die Volksgenossen Strozyk, Sonsalla,Muschol, H offm ann, Schega und Belda an. T atkräftige Unterstützung fand die erste A ufbauarbeitdurch den ersten deutschen O berbürgerm eister von Königshütte, Dr. Delius, der vollstes Verständnisfü r die W ichtig keit des deutschen Theaters bewies. W ie es nicht anders sein konnte, waren freilichvie lerlei Schwierigkeiten zu überwinden. Zw ar w a r zu polnischer Zeit ein „V olkshaus" errichtetworden, m it den erheblichen Steuern der deutschen Bürger, die zum Dank dafür aus diesem Hauseausgeschlossen w orden waren. A ber w ie sah es dort aus! An allen Ecken und Enden zeigten sichschon bei der ersten Besichtigung die schwersten M ängel. Nach polnischer A rt hatte man wohleinen leidlichen Zuschauerraum geschaffen, aber hinter den Kulissen herrschte im wahrsten Sinnedes W ortes polnische W irtschaft. So galt es, in kürzester Zeit da fü r zu sorgen, dass das erste Königshütter<strong>Stadt</strong>theater, das doch nun ein deutsches <strong>Stadt</strong>theater werden sollte, wenigstens so w e it hergerichtetwurde, dass es einen w ürdigen Rahmen fü r deutsche Kunst bieten konnte. Zunächst mussteder Orchesterraum erw eitert werden, um Platz fü r das grosse O rchester des Oberschlesischen Landestheaterszu schaffen. Das Städtische Bauamt unter Leitung des Baumeisters Peschel löste dieseA ufgabe in erstaunlich kurzer Zeit. Dann stellte es sich heraus, dass die ganze Dielung im Parkettauf neue Fundamente gelegt werden musste. Auch das w urde geschafft. Die polnischen Aufschriftenmussten durch deutsche ersetzt werden. Am schlimmsten sah es auf der Bühne aus. Es fehlten dienotwendigsten Beleuchtungsanlgen, ja sogar die Kabelanschlüsse. U nvorstellbar ist es fast, dass manhier eine hölzerne Schalttafel fü r ausreichend gehalten hatte, während das Hotel „G ra f Reden" ausbaupolizeilichen Sicherheitsgründen geschlossen w orden w ar. Schnell w a r sich der Vorstand derDeutschen Theatergem einde darüber einig, dass nur ein Ausweg blieb: M an musste die der DeutschenTheatergem einde gehörenden Beleuchtungseinrichtungen aus dem Hotel „G ra f Reden” ausbauenund im neuen <strong>Stadt</strong>theater anbringen. V iele Stunden brachten alle, die mit der Einrichtungdes Theaters betraut w orden w aren, im Volkshausgebäude zu, um die notwendigen A rbeiten zubesprechen und zu überwachen. Tag und Nacht schafften die Handwerker. Und als am festgestztenTage, am 15. 10. 1939, die Eröffnungsvorstellung stattfinden konnte, w a r es allen, die bis zur letztenStunde schwere Sorgen m it sich herum trugen, fast w ie ein W under, dass es doch noch gelungen w ar!Bis auf den letzten Platz w a r das Haus gefüllt, als der V orhang sich hob, ein Zeichen dafür,w ie sehr die Bevölkerung unserer <strong>Stadt</strong> am deutschen Theater hing. Als festlicher A u fta k t erklangdie dritte Leonoren-O uvertüre von Beethoven. O berbürgerm eister Dr. Delius konnte zahlreiche Ehrengästebegrüssen, die zu dieser ersten A ufführung im ersten deutschen <strong>Stadt</strong>theater von Königshüttegekommen waren. Herzliche W o rte des Dankes widm ete Dr. Delius der Deutschen Theatergemeindedafür, dass sie in schwerster Zeit den G edanken des deutschen Theaters erhalten hatte. Besondershob der O berbürgerm eister hervor, dass der Vorstand der <strong>Stadt</strong>, in einer Zeit, da die städtischenKassen von den Polen v ö llig ausgeplündert zurückgelassen w orden w aren, die Sorge um die fin a n ­zielle Seite zunächst abgenommen und die Spielzeit auf eigene V erantw ortung eröffnet hatte. Undabschliessend betonte Dr. Delius, dass dieses Haus nun eine Heimstätte deutschen W ortes, deutscherA rt und deutscher Kunst werden soll. Zum ersten M al erklangen nach dem begeisterten „Sieg H e il”auf den Führer hier die Lieder der N ation, in einem Hause, das nach dem W ille n der polnischenM achthaber dazu bestimmt gewesen w ar, ein Vorposten des Polentums zu werden.Der Vorsitzende der Deutschen Theatergemeinde, H auptschriftleiter Cwienk, sprach dannvon dem tiefen Glücksgefühl, das die Herzen der deutschen Menschen dieser <strong>Stadt</strong> erfüllte, dieendlich die Freiheit wiedergefunden hatten. Zum ersten M al hatten sie es fre i und froh hier hinausjubelndürfen: „Deutschland, Deutschland über alles!” Zum ersten M al durften sie sich zu den siegreichenFahnen des Führers offen bekennen. Und w ie sich die Pforten dieses Hauses uns Deutschenge öffnet hatten, so hatte sich, w ie der V orsitzende w eiter ausführte, die Pforten des uns so langeverschlossenen deutschen Vaterhauses geöffnet. So w a r die Eröffnung dieses deutschen Theaters einSymbol des grossen Geschehens unserer Zeit. M it W orten herzlichen Dankes w ürdigte Hauptschrift­


leiter Cwienk die Zusammenarbeit m it dem Oberschlesischen Landestheater, das nun nach der Befreiungauch in Königshütte w ieder Träger deutscher Kultur werden konnte. Er w ürdigte w eiter dieTreue gerade der schlichten deutschen Menschen, der A rbeiter, die nun glücklich sind, dass in ihrerA rbeiterstadt fü r Führer und Reich gearbeitet werden w ird. Ebenso dankte er dem O berbürgermeisterfü r die Unterstützung beim ersten A ufbau. Dann ging die O perette „M o n ik a " in Szene, ineiner A ufführung, die stürmischen Beifall fand.Dem festlichen Beginn folgten freilich bald m ancherlei Sorgen. Noch hatte die <strong>Stadt</strong>nicht die erforderlichen M ittel, und bei alle r Theaterfreudigkeit der Bevölkerung zeigte es sichdoch bald, dass die w irtschaftliche N o t der Massen, ein trauriges Erbe der Polenzeit, erst überwundenwerden musste, bevor an einen zufriedenstellenden Theaterbesuch gedacht werden konnte.Die O rganisationen, die im A ltreich seit Jahren erfolgreich am W erk waren, um auch den MassenTheater und Kunst zugänglich zu machen, waren hier noch nicht aufgebaut. So konnte es nichtausbleiben, dass fast jede A ufführung m it einem D efizit abschloss, das dem Vorstand nicht geringeSorgen machte.So blieb noch die grosse A ufgabe zu lösen, allm ählich durch eine straffe Besucherorganisationmit H ilfe einer entsprechenden Preissenkung neue Besucherschichten zu gewinnen.Das w ar erst nach der von vornherein vorgesehenen Uebernahme der Deutschen Theatergemeindedurch die NS.-Gemeinschaft KdF. m öglich.* * *Von W oche zu W oche mehr norm alisierte sich das Leben der <strong>Stadt</strong>. Ein G eschäft nach demanderen öffnete sich, eine Behörde nach der anderen begann m it ihrer A rbeit. Am 13. Septemberbereits öffnete die Volksbücherei am A d o lf-H itle r-P la tz ihre Pforte. Am 14. September begann dasAm tsgericht m it seiner Tätigkeit. Die Reichsbanknebenstelle fo lg te am 14. September und am 19.September auch die <strong>Stadt</strong>sparkasse. Die Fürsorgestellen des städtischen Gesundheitsamtes sind am15. September ebenfalls w ieder erö ffn e t w orden. Das Leihamt w a r am 21. September schon inTätigkeit. So reiht sich Datum an Datum, an dem w ieder ein Rädchen im G etriebe des städtischenLebens in Gang gesetzt wurde. Und heute, nach einem Jahre deutscher A ufbauarbeit, hat die<strong>Stadt</strong> bereits ein neues Gesicht und beginnt, sich ein neues deutsches G ewand anzulegen.


F. W. Graf von Reden - Neuschöpfer des oberschlesischen Bergbaues.Von S chriftleiter Kurf Mandel — Königshütte.Das Denkmal auf dem Königshütter Redenberg vereint in sich als Sinnbild eine Reihe vonBedeutsamkeiten, die nicht allein mit dem Nam en des grössten schlesischen Bergmannes Zusam menhängen.Theodor Kalide, der w ohl bedeutendste kunstbegabte Sohn von Königshütte, schuf,w ie er selbst bekannte, mit diesem Standbild das erste seiner A rt in der W e lt. Es g ib t auf demganzen Erdenrund kaum noch Denkm äler, die zum W ahrzeichen des w ohl schwersten, aber auch<strong>eines</strong> der schönsten Berufe wurden.So erstm alig w ie dieses von deutscher Künstlerhand erneuerte, am 7. Juli 1940 feierlichneuenthüllte Reden-Denkmal, so einm alig ist die Persönlichkeit des schlesischen „B erg gra fe n“ , wieman ihn zu Lebenszeiten nannte. Doch noch schwerer w iegt jene fü r dam alige Zeiten beispiellose,auch heute_ kaum zu überbietende Liebe, die selbst der schlichteste oberschlesische Bergmannin einer Zeit eben noch herrschender Leibeigenschaft dem grossen Bergmann, dem echten Kameraden,dem wackeren V orb ild Reden entgegenbrachte. Sie ehrt die Ahnen unserer G eneration,w ie sie von der schon damals eindeutigen Volkstumstreue kündet, die jene Aeusserung <strong>eines</strong> Zeitgenossenaus den Jahren um 1850 w ie d e rg ib t: „Es gab immer w ieder dankbare Herzen, die sichgern des W iederbegründers des oberschlesischen Bergsegens erinnerten. W e r in harter A rb e itvon Jugend a u f sich hatte durchringen und den Bergbaubetrieb von der Picke auf hatte erlernenmüssen, der verm ochte auch einen Reden vo ll zu w ürdigen.“Als es innerhalb der oberschlesischen Knappenschaft zu Geldsammlungen fü r die Errichtungdes Königshütter Reden-Denkmals kam, zahlten — w ie es in einem zeitgenössischen Bericht lautet —„d ie G ewerke (Betriebsführungen) hohe Beiträge zum Denkmalsfonds. Unter den Knappschaftsgenossen(G efolgschaftsm itgliedern) wurden Geldsammlungen veranstaltet, auch Freischichten w u r­den von den Bergleuten verfahren und so bew irkt, dass beträchtliche Summen bald zusammenkamen.“W e r w a r nun dieser Mann, fü r den die N achw elt karg bezahlter Bergknappen ganzspontan ungewöhnlich hohe Summen aufbrachte, um ihn w ie nie zuvor einen Bergmann zu ehren?A u f eine kurze Formel gebracht: ein ganzer deutscher Mann, ein wegebahnendes V orb ild in seinemBeruf, ein zw ar strenger, aber gerechter und stets gütiger Mensch.Friedrich W ilhelm Freiherr von Reden entstammt einer Sippe, von der auch heute nochzahlreiche und bedeutende Nam ensträger am Leben sind. Im damals britischen Königreich Hannoverw urde er am 23. M ärz 1752 in Hameln geboren. Noch heut steht, ein typisches Herrenschlösschenwestdeutscher Prägung, das Stammhaus, die Stätte seiner G eburt. Sechzehnjährig beziehtder junge Baron die damals bedeutsamste norddeutsche Berglehrstätte, die Bergakademiezu Klausthal am Harz. D ort erlernt er, w ie kaum ein Jüngling s<strong>eines</strong> Standes, den Bergmannsberuf,dem er auch in Oberschlesien in der rauhen A rb e it über und unter Tage treugeblieben ist. Dennnicht in fre ie r Erfindung schuf Theodor Kalide diese Bergmannsgestalt m it der Erzmulde zu Füssen,den G rubenplan von T arnow itz über dem Knie. Dass Kalide seine A ufgabe „Berggenius, eine Erzstufehebend“ nannte, ist dem lebensvollen W irken Redens entlehnt. Nachdem der junge Redensein W issen und Fachkönnen a u f den Hohen Schulen zu G öttingen und Halle, durch Studienfahrtenin die vorw iegend bergbaulichen G ebiete Englands, Frankreichs und Hollands v e rtie ft und gefestigthatte, tra t er im Jahre 1777 in preussische Dienste. Zwei G ründe waren hierfür ausschlaggebend:die bewundernde Verehrung fü r den grossen Preussenkönig und die Tatsache, dass sein O nkel,der Chef des dam aligen preussischen Bergbauwesens, Staatsminister von Heinitz, ihn fü r grosseA ufgaben zu begeistern verstand. Unter einem anderen O nkel, dem damals kgl. G rossbritannischenBerghauptmann, Freiherrn von Reden am Harz, hafte der junge Friedrich W ilhelm bereitsin Klausthal eine sorg fä ltig e Vorschulung erlebt.Nach einem Jahre Prüfzeit w urde Reden durch königlichen Erlass vom 21. O kto be r 1779auf zunächst zw ei Jahre bereits zum D irektor des Schlesischen O berbergam tes ernannt, da, wie184


es in der betr. Urkunde heisst, „d ie von letzterem (Heinitz) beabsichtigte kräftige Hebung desBergwerks- und Hüttenbetriebes in Schlesien die Besetzung <strong>eines</strong> schon in der Bergordnung vom5. Juni 1769 erwähnten, m it dem Berg- und Hüttenhaushalte bekannten Direktors notwendigmachte“ . Die erwähnte Bergordnung sah die Vereinigung der bestehenden, landesherrlich bedingtgewesenen drei „B ergdeputationen“ von G iehren (Kreis Jauer), W aldenburg und Reichenstein vor.Erst gegen Ende A p ril des Jahres 1780 übernim m t Reden seinen Aufgabenkreis. Dass ersich in diesem grössten preussischen O be rb erg am t bew ährt haben muss, geht aus der Tatsachehervor, dass ihm sein A m t nach A b la u f der ersten zwei Jahre nur noch einmal urkundlich aufw eitere zw ei Jahre übertragen, dann aber fü r „fe rn e r“ belassen wurde. König Friedrich W ilhelmII. zeichnete den O berbergam tsdirektor v. Reden durch die am 14. O kto b e r 1786 erfolgte Erhebungin den G rafenstand aus und ernannte ihn ebenfalls kurz nach der Thronbesteigung zumGeheimen O berfinanzrat.Unser grösser Bergmann w a r niemals ein trockener Aktenmensch und nüchterner Pläneschmied.Das bestätigt schon im Jahre 1787 ein Brief an den König, den er aus Tarnow itz schicktund in dem es u. a. heisst: „Ich finde ein unbeschreibliches Vergnügen in der Vorstellungdieser vielleicht nicht sehr entfernten Zukunft und freue mich im Voraus der Zeiten, w o belebteIndustrie, schnellere C irculation und Cultur diesen ungeachteten W inke l (Oberschlesien) zur Perleder preussischen Krone erheben und dessen Bewohner aus armen, gedrückten Sclaven zu gebildetenund glücklichen Menschen umschaffen w erden.“ Klingen uns Heutigen, im Zeichen nie geahntenIndustrieaufschwunges und beispielloser Menschenbetreuung diese seherischen W o rte nichtschon w ie ein nahezu erfülltes Testament Redens?!Der B ergbaupraktiker und weitschauende W irtschaftspolitike r Reden lernte m it V orliebeaus dem besseren Beispiel. Darum begab sich unser dam aliger Berghauptmann M itte 1789 erneutauf Studienfahrten. Nam entlich die damals hochentwickelte, richtungweisende M ontanindustrie dervereinigten Königreiche England und Schottland, die Industriegegenden Belgiens und N o rd fra n k­reichs wurden ihm zu weiteren Lehrmeistern. In C a rd iff bestellte Reden damals bereits jene „Feuermaschine“, die am 26. Februar 1790 als erste a u f dem europäischen Festland im W e rk der einstigenFriedrichsgrube zwischen T arnow itz und Bobrow nik in Betrieb genommen wurde. Das w areine solche Sensation, dass selbst gelehrte Zeitgenossen diese erste W asserhalfungsmaschine als„W e ltw u n d e r“ feierten. Es ist darum auch nicht verw underlich, wenn kein G eringerer als derdamals Herzoglich W eim arische Bergbaum inister J. W . v. G oethe auf seiner einzigen O stlandfah rt diese „Feuermaschine“ zum Ziel seiner Dienstreise machte. Sein Besuch, zusammen mit seinemLandesherrn und in Begleitung des berühmten schlesischen Bergmannes von Schuckmann am 4. September 1790, hat ja durch die berühm te Eintragung „Fern von gebildeten Menschen“ in das G äste<strong>buch</strong>der Tarnow itzer Knappenschaft geradezu literarischen Klang erhalten. Selbst ein Goethe,damals schon a u f der Höhe s<strong>eines</strong> dichterischen W eltruhm es, stand im Banne der ebenso schlichtenw ie ragenden Persönlichkeit <strong>eines</strong> Reden. Zw ar konnte sich der Dichterfürst nicht entschliessen,der Bitte der W itw e Redens zu entsprechen, den Text fü r die G rabta fe l im M ausoleum von SchlossBuchwald zu verfassen. A ber w ir wissen es aus Aeusserungen, die G oethe u. a. zu G räfin Egloffsteinbekundete, dass er „G ra f Reden als die zu den seltensten und liebenswürdigsten Erscheinungens<strong>eines</strong> Lebens rechnenden Persönlichkeit schilderte. Er habe ihn schätzen und liebengelernt und verm öge doch nicht das Bild zu gestalten, noch m it wenigen W orten zu sagen, wieReden eigentlich w ar, a u f welche W eise er sich im Leben bewegte, welche A nm ut und W ürdeihn um kleidet haben.“ W ö rtlich aber schrieb der grösste deutsche Geistesheros: „Denn das w a reben das Ausgezeichnete an ihm, dass keine Eigenschaft hervorstechender erschien als die andere,sondern alle sich in gleichem G rade in ihm entw ickelt und ausgebildet hatten zu einer seltenenGrösse.“N ur ein Fachmann von w a hrh aft universeller, in seiner Zeit ungewöhnlicher Begabungund Kenntnis w ie Reden konnte darum auch den fast erloschen gewesenen oberschlesischen Bergbauzu unerw artet reichem Leben erwecken. Der damals nahezu ungenutzte G edanke, durchverstärkte, auf Kohlenfeuerung umgestellte Eisenverhüttung den Absatz und dam it die kümmerliche185


Förderung oberschlesischer Gruben zu heben,wurde erstm alig von Reden in die Tat umgesetzt.Reden w a r es auch, der die Pläne für die Schaffungerstaunlicher, kostensenkender W asserstrassenunter w ie über Tage schuf. Er sorgte fü r einetechnische Vervollkom m nung durch den Ausbauder maschinellen Anlagen. Und er dachte an denschaffenden Menschen!Immer mehr benötigte Preussen diesenMann für die N eublüte s<strong>eines</strong> gesamten BergbauundHüttenwesens. Darum wurde M inister Heinitzerm ächtigt, ab 17. Dezember 1790 Reden auchausserhalb Schlesiens mit führenden Aufgaben zubetrauen. Kaum drei Jahre später erhält derReform ator des preussischen Bergwesens den ungewöhnlichenA uftrag zur „Bereisung der imM agdeburg- und Halberstädtischen, desgleichenin den westphälischen Provinzen belegenen BergundHütten-, auch Salzwerke“ . Am 5. M ärz 1795w ird der Berghauptmann an die Spitze <strong>eines</strong> zuLehr- und Studienzwecken eingesetzten „G eneral-Comissoriums“berufen. W ie w ichtig dieserSonderauftrag gewesen sein muss, w ie sehr sichReden dabei bew ährte, geht aus der erneutenSonderbestätigung hervor, die er unter dem 22.A p ril 1800 von König Friedrich W ilhelm III. erhält.Nun aber — schon am 23. M ai 1802 — erklim m tReden den Höhepunkt seiner auch fü r heutigeVerhältnisse einzigartigen Laufbahn. Ihm w irdbald nach dem Tode des Staatsministers von Heinitz„das Bergwerks- und Hüffen-Departem entnebst P orzellan-M anufactur“ übertragen. W enigeW ochen später erhält er die endgültige Bestätigung,dazu am 24. Juli 1802 den Titel O berberghauptmann.Die Laufbahn Redens aber krönt dieam 7. Januar 1804 erfolgte Ernennung zum W irk ­lichen Geheimen Staatsminister.K opf des Kalideschen Redenstandbildes, der vonden Polen beschossen wurde, m it den Einschussstellenan der Nase und an der Schläfe.Das Ende dieses grossen Mannes steht unter dem Unstern preussischer Unterjochung durchN apoleon I. A u f G rund von Spannungen, die der deutsche Berg- und Edelmann Reden nichtzu ertragen g e w illt w ar, scheidet der Staatsminister im August 1807 — angeblich als Folge einerunseligen „V erw altu ngsre fo rm “ — aus dem Am t. W ir wissen es heute: der grim m e Korse, dereinen Freiherrn vom Stein ebenso hasste w ie dessen Gesinnungsfreund Reden, verlangte von demewigen Zauderer Friedrich W ilhelm III. die Verabschiedung beider aufrechter M änner. A llen G e­walten zum Trotz aber bleiben Stein und Reden gerade in Preussens Unglücksjahren eng verbunden.Reden, den die Hiobsbotschaft von der N iederlage s<strong>eines</strong> Vaterlandes auf den Schlachtfeldernvon Jena und Auerstädt am 14. O kto be r 1806 während s<strong>eines</strong> dienstlichen Aufenthaltes inder Kreuzburger Hütte w ie ein Donnerschlag tra f, erm öglichte dem Reichsfreiherrn vom Stein undeinigen anderen deutschen Patrioten a u f seinem Ruhesitz Buchwald im Riesengebirge gefahrdrohende,heimliche Zusammenkünfte und w urde so stiller H elfer bei der O rganisation jenes W id e r­standes, der 1813 w ie ein Sturm gegen den welschen „W e itb e g lü cker“ losbrach.Von Redens kaum acht letzten Lebensjahren im Ruhestande ist nur wenig zu berichten.Der nimmermüde, universell gebildete Mann, der in der 22 Jahre jüngeren G attin eine verständnis­


volle Lebensgefährtin fand, schloss m it 63% Jahren am 3. Juli 1815 die Augen fü r immer. Den entschlafenenBergmann betteten W ald enburg er Bergknappen in die stille G ru ft im Schlossparkvon Buchwald.Und w ie kaum zuvor, so ging aus der V olksbreite jener Schaffenden, die Reden wie eingerechter V ater geführt und betreut hatte, der Wunsch nach einer bleibenden Ehrung fü r Schlesiensgrössten Bergmann hervor.Anfangs w o llte man an der Stätte, die Reden als junger Berghauptmann zuerst betreten,an der Fuchsgrube bei W aldenburg, ein Denkmal fü r ihn errichten. Doch Redens W itw e w a r es;die auf Grund der Erinnerungen ihres G atten aus den M itteln seiner Hinterlassenschaft in der Nähedes Rudolfinen-Schachtes bei T arnow itz ein Altersheim fü r Berginvaliden erbauen lassen w ollte. Manbedenke: ein Heim fü r altgediente O p fe r der A rb e it im Jahre 18151 Reden, der von jeher den Ausgangspunkts<strong>eines</strong> Industrieschaffens in Oberschlesien, die alte Bergstadt T arnow itz nach eigenemU rteil „w ie seine Puppe liebte“ , hat w iede rho lt in seinen Fam ilienaufzeichnungen den Rudolfinen-Schacht liebevoll erwähnt. Bei der Begründung ihres Antrages an den dam aligen schlesischenO berberghauptm ann G erhard erw ähnte die W itw e jene Stelle, w o — um m it dem Reden-HistorikerW utke zu sprechen — „ihrem Mann am 16. Juli 1784 morgens 5 Uhr der erste Stufferzanbruchentgegengetragen w urde und w o er vom Pferde stieg, um G ott dafür zu danken“ . König FriedrichW ilhelm IV., der ebenso w ie W ilhelm von Hum boldt m it dem auch als N aturforscher bedeutsamenG rafen Reden freundschaftlich verbunden w ar, besichtigte im Jahre 1850 die in Frage kommendenPlätze fü r die A ufstellung des bei Kalide in A uftrag gegebenen Reden-Standbildes undentschied sich am 31. August 1850 fü r einen Platz auf einem beherrschenden Hügel, die „südlichvon Königshütte gelegene Höhe des Hedw ig-G rubenfeldes“ , den heutigen Redenberg.Redens Anwesenheit in Oberschlesien ist namentlich seit dem Jahre 1803 immer wiedermit einer fühlbaren Förderung des hiesigen Bergbau- und Hütten-, aber auch des allgem einenW irtschaftslebens und der Technik, namentlich der Transportwege, verbunden gewesen. In die Zeits<strong>eines</strong> W irkens in Schlesien fä llt ja auch die G ründung jener staatlichen G ruben- und Hüttenwerke,die heute noch oder w ieder von geradezu w elfbedeutender Stellung sind und die gleichzeitigdie G rundlage zu einer ungeahnten künftigen Entwicklung liefern. Denken w ir allein daran, dasses vor allem Reden w ar, der vo r 150 Jahren den Beginn des beherrschenden Staatsbergbauesin Königshütte einleitete, der zu gleicher Zeit den A bbau der K ohlenfelder um das heutige Hindenburgverfügte, der die G leiw itzer Staatliche Hütte zu dem werden liess, was sie um 1813 in ersterLinie w a r: zur W affenschm iede Preussens in seinem Freiheitskam pf gegen jenen N apoleon, dereinen Reden als grossen Patrioten glühend hasste. Die Friedrichsgrube in T arnow itz und der 1806— auf Redens zw eiter grösser und letzter Inspektionsfahrt durch Oberschlesien — eröffnete G otthelf-Stollen, der Beginn einer bergbaulichen W asserstrassenwirtschaft, wären ebenfalls ohne Redensbahnbrechende Initiative nicht denkbar gewesen. Der Mann, der die ersten praktischen Hinweisefü r die Verkokung unserer Steinkohle und dam it fü r deren verstärkte Verwendung im Eisenhüttenwesengab, ist auch als der V ater der 1802 gegründeten Königshütte anzusprechen. Als Reden 1806,um jubelt vom höchsten Betriebsführer bis zum jüngsten Berglehrling, in Königshütte, Tarnowitz,Hindenburg und G leiw itz gründlich Umschau hielt, trug er sich in das G oldene Buch der <strong>Stadt</strong>T arnow itz m it den fü r ihn bezeichnenden W orten ein: „G o tt segne den Bergbau und a l l e bravenBergknappen!“ G ottes Segen hat dank Redens T atkraft und der Tüchtigkeit jener G eneration, diebei Reden „in die Schule ging“ , damals w ie endlich w ieder heute sichtbarlich über diesem oberschlesischenIndustriegebiet geschwebt.Es blieb polnischem, blindw ütigem Hass gegen alles Deutsche Vorbehalten, das KönigshütterStandbild dieses grössten schlesischen Bergmannes m it Buschkleppermethoden zu beseitigen. Diegeistigen Urheber dieser im Juli 1939 erfolgten, in den Aufstandsjahren um 1921 versuchten sadistischenDenkm alszertrümmerungen waren jene dunklen M ächte, die am 1. A p ril 1939 als „Z e n tra l­verband polnischer Vereine von Königshütte“ die endgültige Beseitigung des Reden-Denkmals fo r ­derten. Sie w agten nicht etwa einen A n g riff auf das Kunstwerk des — w ie sie in ihrer lächerlichenAnmassung behaupteten — „polnischen“ (weil in Königshütte geborenen) Bildhauers Kalide. Sie187


meinten den Berggewaltigen Reden und sein W erk, w eil Reden . . . „ein Förderer des Deutschtums“w ar. Zum Beweise fü r diese „furchtb are A nklag e“ gegen den Mann, der G enerationenoberschlesischer Menschen zu Lohn und Brot, dam it zu einem menschenwürdigeren Dasein verhalf,zitierte man aus einem A ufsatz des treudeutschen Beuthener Heim atforschers Kytzia im „O b e r­schlesier“ den Satz: „E r (Reden) w a r ständig bemüht, deutsche A rbeiter heranzuziehen.“ N u r p o l­nische Anmassung konnte dieses viel zu berechtigte W o rt in so lächerlicher W eise ausdeuten.Die v o r allem auch menschliche Grösse der Persönlichkeit G ra f Redens w ird am bestendadurch erhellt, wenn w ir uns einmal vergegenw ärtigen, in welche Zeit und in welche hiesigenVerhältnisse dieser ungewöhnliche Mann in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende 1800 hineingestelltw orden w ar. Folgen w ir hier zunächst den Aufzeichnungen, die Redens „Secretär“ , seineihm so kam eradschaftlich ergebene Lebensgefährtin, machte. Diese Frau, die an der Seite ihresG atten die Stätten seiner W irksam keit, so besonders Königshütte, Hindenburg, Tarnow itz und M a la ­pane kennengelernt hatte, nahm auch am geselligen Leben der oberschlesischen Bergknappen regenA nteil. Sie stiftete die erste Fahne, die jemals oberschlesischen Bergmännern übereignet wurdeund schuf dafür sorgsame Entwürfe. Sie hat sie dann m it einer Ansprache jenen Getreuen überreicht(in Tarnowitz), ohne deren opferw illigen Einsatz der G esam terfolg Reden'scher Industrialisierungskunstvergebens gewesen w äre. Es ehrt diese w ackere Lebensgefährtin ebenso w ie derenG atten, wenn die G räfin Reden damals (1804) in einem Brief an die Hum boldts schreibt: „M eineeinzige währe Erholung ist das Alleinsein m it meinem M a n n ... er ist mein Trost, mein Führerund mein Halt. Ich sage m ir beständig, dass, wenn die Erde von lauter so vollkom m enen W esenbewohnt wäre, so w äre unser Leben hier schon das Paradies. Ich danke G ott jeden Tag m<strong>eines</strong>Lebens, dass ich mich seine beste Freundin nennen kann, die er auf der ganzen W e lt am meistenliebt.“Gewiss, so urteilt die w a hrh aft ideale Lebensgefährtin. Doch was bedeutete es nichtan O p fe r und Mühsalen, damals einen Reden auf seine oberschlesischen W irkungsstätten zu begleiten!Folgen w ir hier den W orten <strong>eines</strong> Mannes, der um die letzte Jahrhundertwende RedensW irken und Erfolge w ie kaum ein anderer gew ürdigt, des Dr. Konrad W utke und^seinen D arlegungenin dem Buch „A us der Vergangenheit des schlesischen Berg- und Hüttenlebens“ . Er schreibtda aus Oberschlesien in den Tagen Reden’scher W irksam keit u. a. w ie fo lg t: „W enn heute dieA llg e w a lt des Dampfes uns in 4 Stunden von Breslau nach G leiw itz führt, so haben unsere V äterdazu drei Tage gebraucht. Die Zeiten liegen hinter uns, w o es in Oberschlesien auch nicht eineM eile Kunststrassen gab, w o man in den Städten noch kein Pflaster kannte, w o die G astfreundschaftder Gutsherren und P farrer den M angel an Gasthäusern ersetzen musste, w o man aufden D örfern vergebens nach einem Stück Brot ge fra gt h ä tte . . . Solche Gegenden zu bereisen,verlangt grosse Anstrengungen und Entbehrungen, mehr noch, wenn es darauf ankom m t, sie tageundwochenlang zu begehen und Schritt v o r Schritt zu untersuchen, wenn man sich ein Bild davonmachen, wenn man Punkte auswählen w ill, w o Bergwerke aufgenom m en, Schächte geschlagen,Stollen angesetzt oder Hütten angelegt werden sollen. Es waren keine Karten, keine Pläne, keineNivellem ents vorhanden, als Reden fü r seine Anlagen die günstigsten Stätten suchte. Für seineSchöpfungen fand Reden in Oberschlesien nichts w e iter als billigen Grund und Boden, w ohlfeilesHolz und einen, obw ohl in langjähriger Leibeigenschaft verkommenen, aber an sich anstelligenMenschenschlag.“Der Verfasser, der sich als ein gründlicher Kenner Gesamtschlesiens ausweist, kom m t selbstmehr als ein M enschenalter nach Redens Tode zu Ansichten und Ergebnissen über Oberschlesiensl,and und Leute, die sich m it Goethes Z itat „Fern von gebildeten Menschen“ erheblich decken.Er schreibt dazu noch w e ite r: „K einen W erksbau konnte Reden beginnen lassen, ohne vorherHäuser fü r A rbe iter und Beamten zu errichten. V iele A rb e ite r wurden auswärts angeworben,wenige blieben, und erst nach Jahren gelang es, die O berschlesier an Fleiss und O rdnung zu gewöhnenund sich in ihnen nüchterne und zuverlässige A rbe iter zu ziehen.“Der Vergleich zwischen den zu Redens Zeiten vorherrschenden, o ft geradezu trostlosenZuständen im oberschlesischen Industrieraum m it jenen Niederschlesiens bestätigt auch, dass W utke188


durchaus nicht in liebloser U eberheblichkeit alles Oberschlesische für gering erachtete. Er stelltsogar fest, dass die oberschlesischen A rbeitskräfte gegenüber denen in Niederschlesien „nichtso gew andt“ , dafür aber von Hause aus mehr an preussische Zucht und O rdnung gewöhnt "sind.W enn auch Reden genügend w illig e und m it der Zeit höchst brauchbare Bergknappennicht zuletzt durch das persönliche V orb ild nimmermüden Arbeitseinsatzes gewann, so musste erdoch, w ie vorher schon sein O nkel Heinitz, die technischen Beamten und G ehilfen, namentlichSteiger und Hüttenmeister, aber auch Fachkräfte des Baugewerbes von w either nach Oberschlesienheranholen. Denken w ir nur an Nam en wie Kalide, Bayerhaus, Holzhausen u. a. m., die fernihrer Heim at hier in Oberschlesien w ahre Berühmtheiten ihres Faches geworden und dam it V o r­bilder gerade fü r ihre G efolgsm annen geblieben sind. Sie kamen von überall da her, w o derBergbau lange vor seinem W erden in Oberschlesien bereits üppig blühte. So aus dem Harz, ausSachsen (besonders aus der Freiberger M ulde), aus Böhmen, aus dem Nassauischen, ja sogarbis aus Schottland (Baildon). Reden stand vor ähnlichen Schwierigkeiten w ie die Dienststellenheutiger Behörden und Verw altungen im w ieder befreiten G ebiet. Auch er hatte alle Mühe, seinefachlich geschulten H elfer in diesem damals so unwirtlichen Oberschlesien zu halten. A ber sotreu, w ie er der Sache diente, so sehr folgten nach und nach diese M änner seinem Beispiel undgewannen Oberschlesien als zw eite Heim at w e rt und lieb. Da Reden stets durch persönlichenUmgang auf seine ihm unm ittelbar unterstellten Steiger und M eister einw irkte, fand er auch dierichtige Auswahl bei der Besetzung leitender Stellen, besonders der O bersteiger und der sogenanntenBerggeschworenen. Und diese M änner waren wiederum meistens auch von dem w ahrhaftadeligen Geiste ihres von ihnen ehrlich geliebten „C hefs“ e rfü llt und lebten nun ihrerseits ihrenGefolgsm ännern ein gutes Beispiel in A rb e it und Haltung vor. Zudem machte Redens absolutesRechtsgefühl fü r den kleinsten Mann Schule. Es hat damals nicht an Beispielen unerhörten V ertrauensunserer Bergknappen und Hüttenleute zu „ihrem Reden“ gefehlt.Lassen w ir auch in diesem Zusammenhange den erwähnten Chronisten unserer frühestenIndustriegeschichte, Dr. Konrad W utke, Näheres verraten: „Reden verstand die grosse Kunst, einenjeden nach seinen Kräften und Fähigkeiten zu gebrauchen und dabei <strong>eines</strong> jeden Geschäfte ganzbestimmt abzugrenzen. Jeder wusste, was er zu vertreten hatte, so dass Lob und Tadel immernur eine bestimmte Person treffen konnten. Redens Lob und Tadel fusste aber auf seiner Einsichtin alle Gegenstände des Dienstes, m it dem er sich durch seine häufigen Recherchen genau bekannterhielt. W enn er bei w ichtigen Ausführungen nicht selbst anwesend sein konnte, so mussten diebetreffenden Beamten an ihn berichten, und der Bericht ging dann m it seinen kurzen, doch stetsklaren Randverfügungen direkt an sie zurück. A u f den Bergwerken befuhr er in der Regel alleumgehenden A rbeiten und nach der Befahrung wurden Konferenzen abgehalten, in denen auchder unterste Beamte seine Ansichten vortragen durfte; die Beschlüsse wurden alsbald in einProtokoll niedergeschrieben, welches den ausführenden Beamten zur Instruktion diente. Eben dasselbegeschah auf den Hüttenwerken und bei Bauanlagen.“W ie Reden selbst durch gründliche Umschau in der dam aligen europäischen Industrieweltsein W issen und Können stetig vervollkom m nete, so sorgte er auch dafür, dass seine massgebendenH elfer durch Studienfahrten überall hinzulernten, w o es fü r Oberschlesiens Berg- und Hüttenwesennutzbringend w ar. Dies geschah besonders in den Jahren, da Reden in England die Verfahrenzur G ewinnung von Hüttenkoks studieren liess. Auch die Neuerungen im Giessereiwesen, im Bauvon W erkhallen hat er selbst oder durch seine leitenden M itarb eite r an damals führenden Einrichtungenkennengelernt.Aehnlich weitschauend w a r dieser geniale, umfassend gebildete „B e rg g ra f“ auf dem G ebietder Nachwuchsschulung. A u f seine Anregungen ist die Schaffung der Tarnow itzer Bergschule zurückzuführen.Er w a r es auch, der befähigte junge Bergknappen und Hüttenm änner sogar aufdie Hohen Schulen der M ontanw irtschaft, nach Klausthal und Freiberg, unter Gewährung erheblicherStudienzuschüsse entsandte.Er, der im Gegensatz zu seinem Oheim Heinitz, fü r den restlosen Einsatz der Staatsinitiativeanstelle der sogenannten freien P rivatw irtschaft eingestellt w ar, w ird von seinen Zeitgenossen


als streng, doch stets fü r seine Leute eintretend,gekennzeichnet. „E r verlangte viel und bew illigtenur massige G ehälter, dagegen konnte er Tantiemenund Provisionen und andere Zuwendungengewähren, welche bei vielen Beamten mehr alsdie festen Besoldungen betrugen und in der Regelnach den Leistungen bemessen w aren; überdieswurden häufig sogenannte ,Diskretionen' (ausserordentlicheBelohnungen) be w illig t.“ . . . heisst esin einer Darstellung von damals.W o rin aber beruht das seltsame G eheim ­nis, dass der gewiss verdienstvolle Nam e von RedensV orläufer, Freiherrn von Heinitz, im schaffendenV olk Oberschlesiens längst erblassl ist,während der <strong>eines</strong> Reden heut noch überall inVerehrung und Liebe ausgesprochen w ird?Dieser hochgeborene G ra f w a r ein Volksmannw ie kein anderer und das in einer Zeit,da man besonders in Oberschlesien von der Freiheitund Freizügigkeit des Untertanen kaum etwashielt. Reden lebte vor, was selbst die endlichdurchgeführten Reformen <strong>eines</strong> Stein und H ardenbergnur behutsam anregten: Reden stand mehrals Kamerad, denn als H err mitten unter seinenBergmännern und Hüttenleuten.W ir Heutigen sind wie unsere V äter undGrossväter stolz darauf, dass es Reden w ar, derin weiser Erkenntnis einer zielbewussten, org anischenA rbeitsförderung nicht nur tüchtige BergundHüttenleute vorw iegend aus dem Harz heranzog,sondern der auch die bodenständigen,arbeitsfreudigen K räfte fü r die beginnende Industrieblütezu wecken verstand. W ir müssen es heulnahezu beschämt anerkennen: jene zw ar a lt undgrau gewordenen, doch in der Bauform w ie der Das wiecjer aufgerichtete Redendenkmal.Innenräum lichkeit erstaunlich gekonnten Hauseraus der W ende ins 19. Jahrhundert (etwa an derKönigshütter Kalidestrasse) verraten nicht nur den baukünstlerischen Einfluss der Schinkel-Zeit, sondernsind weitaus ansehnlicher (für die dam alige „W e lt“ strohgedeckter Lehmhütten) gewesen alsdie seelenlosen, rohen Ziegelbauten aus der sogenannten G ründerzeit. Dass der Pole, dem derschaffende Mensch nichts, der zusam m engeraffte G ewinn alles galt, den fü r seine Bergknapoenund Hüttenleute väterlich sorgenden Berggrafen Reden hasste, ja hassen musste, lag nahe, solangesich auch nur noch eine Spur dieses „Reden-Geistes“ , solange sich irgendwelche Liebe treuerSchaffender fü r M utter Deutschland nachweisen liess. Die in ihrem rastlosen W erkfleiss nur „vonIgnoranten verhöhnte“ <strong>Stadt</strong> Königshütte (wie es ein hier beheim atet gewesener Dichter v o r Jahrzehntensang) konnte w ohl nur deshalb als a llz e it deutsches Gemeinwesen auch in den 18 Jahrenpolnischer G ew altherrschaft gelten, w eil ihre Söhne und Töchter zw ar arm, aber unerschütterlichtreu zu Deutschland hielten. G ib t es erhebendere Zeugen fü r diese Behauptung als das einzigartigeAbstim m ungsergebnis vom 20. M ärz 1921 mit 74,1 v. H. fü r Deutschland oder die herzenbewegendeBegeisterung beim Einzug der schimmernden deutschen W ehr als Befreier an jenemunvergesslichen 4. September 1939?!


Nun steht er w ieder mitten unter uns, dessen Geist Teil von grossdeutschem Gemeinschaftsgeistsei und bleib e: Friedrich W ilh elm G ra f von Reden. Damals, am 100. Geburtstag, dem 23. M ärz1852, w ie heute g ilt die W idm ung auf dem Denkmalssockel: „Dem Begründer des schlesischenBergbaues die dankbaren G ruben- und H üttengewerke und Knappschaften Schlesiens.“Als das künstlerisch erneuerte Standbild Redens durch die vom Hüttenlärm erfüllten, eintönigenStrassen der Königshütter N ordstadt A nfang Juli 1940 aus G leiw itz herangefahren kam,standen graue M änner, schwielenharte Veteranen der W e rkarb e it, an den Strassen. Ehrfürchtigzogen sie (wie es in der Zeitschrift „D as Reich“ von dem K attow itzer Dichter A rnold U litz geschildertward) die Hüte und M ützen und grüssten mit blanken Augen und freudestrahlenden Antlitzesdas ragende Erzbild jenes Mannes, das Sinnbild fü r Königshütte, fü r deutsches Industrieschaffenw a r und nun endlich w ieder fü r immer ist. Ist das nicht der w ohl eindeutigste Beweis dafür,w ie dankbar gerade die N achw elt der sogenannten Kleinen Leute in Liebe und Verehrung an Redenhängt, von dem w ir w ie unsere Ahnen sagen dürfen: denn er w a r unser!191


Theodor Kalide — KÖnigshüttes berühmtester Sohn.Von S chriftleiter Kurt Mandel — Königshütte.„Ich hatte ihn schon in den vierziger Jahren bei diesem und näher noch in dem merkwürdigen Kreise hochbegabter geist- und talentvoller M änner, Philosophen, Theologen, Schriftsteller,Poeten, M aler und Bildhauer deutscher, russischer, französischer, belgischer, schwedischerN a tio n a litä t kennen gelernt, der sich seit 1845 bis zum „to lle n Jahre” während der W interallabendlich in der Bierstube von Scheible zusammenzufinden pflegte. Kalide w a r eine im w ahrstenSinne geniale Künstlernatur. Unter den Schülern Rauchs eine der originellsten. A ber seineglühende Sinnlichkeit, sein Hass und Trotz gegen alle Schranken, welche die Ordnungen undSitten der bürgerlichen G esellschaft dem freien vollen Sichausleben der genialen Persönlichkeitgesetzt haben, brachten ihn um alle M öglichkeit, seine grosse Begabung mit gleich grossem, praktischem,äusserem Erfolge zu betätigen, w ie z. B. sein viel talentärm erer Landsmann und StudiengenosseKiss.“ So schreibt ein berühm ter Berliner Journalist L. Pietsch über unseren grossenKönigshütter.Kind einer Hüttenm annsfam ilie, Sohn der Hüttenstadt Königshütte, Bruder <strong>eines</strong> bedeutenden,im G leiw itzer Revier berühm t gewordenen Hüttenmannes und nicht zuletzt Schwager W incklers,dessen Nam e sich ähnlich w ie der <strong>eines</strong> Ruberg, G odulla, Bernhardi m it der Neublüteheimischen Hüttenwesens deckt: Das ist Theodor Kalide, ein Bildhauer, der die Anerkennungverdient, dass er als Künstler ein Eigener gewesen ist.Am Eck der Hindenburg- und Beuthener Strasse, droben, in der vom Russ, Feuerscheinund W erklärm erfüllten Königshütter N ordstadt, finden w ir an einem dürftigen, niedrigen Hausaus den Jahren der Gründung der Königshütte eine schlichte Erinnerungstafel. Sie besagt, dasshier am 8. Februar 1801 der Bildhauer Theodor Kalide geboren wurde. Die Tischgesellschaftdes früheren G asthofes W andel, so eine A rt Stammtisch biederer Hüttenmeister und G ew erbetreibender,fühlte sich einzig verpflichtet, jenes Bildhauers zu gedenken, den die Heim at überkleinlichem Tageslärm allzufrüh vergass. Und doch zeugen Kunstwerke w ie der ruhende Löwe,wie seine in geradezu klassischer Schönheit schier „schaum geborene” M arm orplastik der „B acchantina u f dem Panther“ von begnadeter Künstlerschaft.Theodor Erdmann Kalide, dessen V ater 1835 in Königshütte als Inspektor und Lagerverw alte r an der damals Königlichen Hütte verstarb, ist zw ar Sohn <strong>eines</strong> Zugewanderten. Dochseine M utter, eine geborene Beck aus dem alten Donnersmarckschen Fürstensitz Neudeck, gehörtangestammtem Bauernvolk an. Kalides Bruder W ilhelm blieb der Laufbahn treu, die der zeichnerischbegabte jüngere Bruder um der Kunst w illen schon in G leiw itz verliess. Die SchwesterA lbine hat als Lebensgefährtin des erwähnten Franz W inckler, des Stammvaters der Industriellenfamilie von Tiele-W inckler, v o r allem in den späteren Lebensjahren viel fü r ihren inGeldsachen w ie Beethoven unerfahrenen Bruder tun können.Der junge Theodor, der in Königshütfe in der dam als einzigen Elementarschule m it andererJugend von Hüttenleuten den A nfangsunterricht genoss, w urde nach des Vaters W illenbereits 1816 in das G leiw itzer Gymnasium gesteckt. Er sollte und w o llte anfangs auch ebenfallsein Hüttenmann werden. Darum tum m elte er sich nach früh abgebrochener G ym nasialzeitals Eleve in der Königshütte bezw. in der G leiw itzer Eisengiesserei.Es dürfte w ohl der vielseitig begabte und gebildete M odelleur Bayerhaus gewesen sein,der als M itschöpfer (nächst Schinkel) u. a. am Entwurf zum Eisernen Kreuz den jungen Kalidein die W ende zur Bildhauerkunst drängte. Da die Kunstgiesserei der G leiw itzer Hütte damalsdie künstlerische Leistungsfähigkeit des Berliner Hauptbetriebes bei weitem in den Schatten stellte,da andererseits Berlin jedoch w eltbedeutende Bildhauer w ie Schadow und Rauch sein eigennannte, drängte es den jungen Königshütter schon 1819 nach Berlin. Rasch fand er G nade vordem knorrigen U rberliner Schadow, der ihn bereits im gleichen Jahre in die erste Zeichenklasseder Königlichen Akadem ie nahm. Bis 1821 hielt es der junge Kalide bei M eister G o ttfrie d aus.


Geburtshaus Theodor Erdmann Kalides. — Ecke Hindenburg- und Kalidestrasse.Dann w andte er sich dem damals gerade in M ode gekommenen Ch. D. Rauch zu. Rauch w irktetro tz wachsender grundsätzlicher Spannungen von 1822 bis 1830 bildend und festigend auf diesenungestümen Zögling. Schon in den Jahren 1823/24, als der aus Paprotzan, Kreis. Pless, stammendeLandsmann August Kiss m it einer gedankenvollen, stilsicheren N achbildung des Schlüter'schen Reiterstandbildesvom Grossen Kurfürsten von sich reden machte, überzeugte Kalide durch seine naturgetreuenM odelle wachender und schlafender Löwen als selbstsicherer Tierplastiker. Noch heutebirgt u. a. die Ruhestätte unsterblichen Heldenruhmes, der Invalidenfriedhof in Berlin, einen dieserKalideschen Löwen. W ir kennen sie auch vom Heldenehrenmal in G leiw itz w ie in Beuthen.M it dieser Leistung begann Kalides jähe, aber auch so enttäuschungsreiche M eisterschaftsperiode.Sie umfasst die Jahre von 1831 bis 1856, Jahre satten bürgerlichen Behagens, ja, mankönnte fast sagen, patrizierhaften Stumpfsinns. 1833 entzückte Kalide mit seinem in ungezähltenBronze- und Eisengüssen in ganz Deutschland bekanntgewordenen „K nabe m it Schwan” . A lle r­dings gab es damals schon Leute (und nicht zuletzt die späteren <strong>Stadt</strong>väter von Königshütte),13 193


die an der Plastik das fast vorgeschriebene Aergernisnehmen zu müssen glaubten. Sie fandendie fü r Potsdamer Schlossgärten m odellierte riesige„Provinzenvase“ von 1832 w ürdiger. Sie w a r jaw eniger eine Leistung eigener Prägung als einegewandte W iederg abe altklassischer Formen- undReliefschönheit. Im Jahre 1833 schuf Kalide auchdas viel zu wenig bekanntgewordene, ausdrucksvolleHochrelief, ein M edaillon m it dem Bildniss<strong>eines</strong> Vaters.1844 kam heran. Kalide, der inzwischen v o r­wiegend im Süden gründlich Umschau gehaltenhatte, kam als glühender, später Sohn der Renaissance,w ieder nach Berlin zurück. Er fandein venusschönes M odell (seine spätere, nur w e­nige Jahre m it ihm ehelich verbundene Frau).Und das w ohl überlegenste Kalide-Kunstwerk gedieh:„Bacchantin auf dem Panther“ . An Echtheitder Bewegungen, an Schönheit des natürlichenG liederspiels hat diese A ktgestalt a u f dem Katzentieralle ähnlichen W erke seit Dannecker bis hinzu Thouaillon übertroffen. A ber die „K ühnheit“des V orw urfes wurde m it allgem einem Entrüstetseinbeantw ortet.- Selbst sein schwerreicher,gönnerhafter Schwager W inckler bedauerte, mitdiesem „unm oralischen“ Künstler verw andt zusein. Er hatte später jedoch die G rossherzigkeit,die „unm ögliche“ Plastik fü r 6500 Taler anzukaufen.Durch dieses M eisterw erk ve rlo r der ohnediesunbeherrschte Kalide die meisten seinerTheodor Erdmann KalideFreunde und G eldgeber. Erst 15 Jahre nach demTode unseres verbitterten M eisters w ar es dersehr verm ögende, allgem ein geachtete AugustKiss, aus dessen hochherziger Stiftung die N a tio n a lg a le rie fü r 10000 Taler die Bacchantin kaufte.Noch heut nimmt dieses Kunstwerk des Königshütters einen besonderen Ehrenplatz in Preussensbedeutendster Kunstsammlung ein.1856 gelingt dem verbitterten M eister die überaus köstliche, ganz in echter Bewegung gehalteneG ruppe „K nabe m it Ziegenbock im Kam pf” . A b e r man schweigt sich über den Erfolggründlich aus.N u r diesen einen Lichtblick g ib t es noch im mehr und mehr eigenbrötlerischen Daseinunseres Kalide, als er — im wesentlichen auf den mächtigen W in k Franz W incklers — ab 1850am Standbild des G rafen Reden arbeitet. Noch einmal nimmt der Sohn aus der Bergbauheimatdes grossen Reden alle K raft, aber auch alle E igenw illigkeit zusammen. „Berggenius, eine Erzstufeem porhebend” — dieser G edanke schwebt ihm vor. Daraus w ird das w ohl freieste, natürlichsteStandbild jener Tage: ein Bergmann, der nicht Feldherr oder erlauchtes Fabelwesen, derein ganzer Mann der A rb e it ist. So sah ihn Kalide, <strong>eines</strong> Hüttenmannes Sohn. So steht diesergrosse, tatfre ud ige Bergmann vo r uns. Der A del des Antlitzes, die gelöste Haltung, die (für alleZeiten w ohl einzigartige) W iederg abe in der schönen Knappentracht, die Zeichen dieser schweren,aber schönen Berufsarbeit: alles das w irk t gerade auf uns Heutige so echt, so unverbildet, sosymbol!’ u ff für alle Zukunft.194


li lisBacchantin auf dem Panther.N ational-G alerie-B erlin.


Doch auch hier bleibt fü r solche Kunsttaf der rechte Lohn aus. W ohl erhält Kalide fürseine hochkünstlerische A rb e it das erstaunliche H onorar von 5000 Talern (14 500 Taler kostete dasgesamte Denkmal). Doch man gibt ihm w eder den verdienten Titel Professor, noch lädt man ihnein, neben seinem ihm „ungnädigen” König der W eihe beizuwohnen.W enig bleibt noch von dieses Künstlers Erdenwallen zu sagen. 1860 gelingt Kalide dieedle Frauenplastik seiner M arm orm adonna, die Franz W inckler fü r die Kreuzkirche in Mechtalbestellte. Der leidende Bildhauer w e ilt w ieder, seit 1819, in der engeren Heimat, w o er 1863vergebens in Bad G ottschalkow itz Heilung sucht. Am 23. August 1863 scheidet Theodor Kalideaus dieser W elt, die ihn in den entscheidenden Jahren s<strong>eines</strong> Schaffens ebensowenig verstand,w ie er sich in seiner Ungebundenheit auf ihr heimisch fühlte. Er verlebte die Jahre schwerenLeidens bei seinem Bruder in G leiw itz, der 1845 zum Leiter der Staatlichen Hütte berufen, 1857zum Bergrat beförde rt w orden w ar. A u f dem G leiw itzer H üttenfriedhof, wo im Jahre 1920französische Söldner den Frieden berühm ter Hüttenmänner durch friv o le Sprengungen störten, ruhtauch Theodor Kalide. Die Heim at hat diesen unrastvollen Geist wieder. Jene Heimat, die mitK alide und seinem Schaffen o ft genug so wenig anzufangen wusste.196


A d o lf v. M enzel: „Das Eisenwalzwerk". M it Genehmigung des Verlages F. Bruckmann, München.Königshütter Malerei.Von Studienrat Dr. A rnold W ienicke — Kattow itz.„D as Industriegebiet hat nichts Malerisches an sich“ . Diese M einung findet W id e rh a ll beivielen, die solche Bereiche nur vom Hörensagen oder von flüchtigem Verw eilen kennen. Anderslautet das Urteil der Menschen, denen das Industrieland vertraut und lieb geworden ist. Ein tie f­em pfindender Schulmeister w anderte o ft in diesen Bezirken, um sich m öglichst alles zu erschliessen.Er sagte m ir begeistert: „Steigen Sie einmal in später Stunde auf den Redenberg. Von d o rt überblickenSie w eithin die leuchtenden Schlote der Hütten. In der Stille der N acht dringt das Hämmernder Maschinen bis zur Anhöhe, und Sie sehen ringsum das unermüdliche Schaffen, das ruheloseW irken in den Schächten und Hütten. Der Flammenschein leuchtet von allen Seiten auf.Dieser Eindruck kann ebenso malerisch, ebenso grossartig empfunden werden w ie das A lp englühenoder ein Abendleuchten in stiller Heidelandschaft.“Jetzt ladet der schöne Bezirk um das Redendenkmal w ieder zum Verw eilen ein. W e reinmal länger dort stand, w ird Aehnliches em pfinden. N icht z u fä llig gehört Königshütte zu denStädten, in denen ein grösser M eister zuerst die Besonderheit des Industrielebens erschloss. A d o lfv. M enzel, der Fridericus-M aler, schuf hier im W in te r 1874/75 sein w eithin bekanntes, überauseindrucksvolles „E isenw alzw erk“ .197


Im Jahre s<strong>eines</strong> Todes (1905) stand in einer Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts: „M enzelstellt <strong>eines</strong> jener riesigen Hüttenwerke dar, in denen eine Schönheit und M an nigfaltig keit der fa r­bigen W irkungen herrscht, die selten ihresgleichen findet. Die G lut des Hochofens, die rot undweiss glühenden Eisenblöcke, darüber in bläulichem Nebeldunst dunkles Gestänge, riesige Schwungräderund lange Treibriem en, dann w ieder zuckende Flammen aus düsteren O fenhöhlen und dazudie halbnackten A rbe iter vom Feuer bestrahlt, das alles m alt Menzel. Er versteht, dass hier derKunst noch grosse A ufgaben gestellt sind. K raft seiner Energie, seiner völligen geistigen undkünstlerischen U nabhängigkeit brach er auch hier Bahn.“Die zurückliegende M enzelforschung der jüngsten Zeit hat dieses Urteil voll bestätigt undvertieft. Neben dem farbigen Klang w a r es der Rhythmus der Bewegungen, der den M aler undZeichner gefangennahm . V iele rasch hingew orfene Skizzen fü r das Bild legen Zeugnis davon ab.Und noch ein Drittes ist ganz M enzel in dem G em älde. Er spielt m it der Fülle der Erscheinungen,gibt ihnen Einzelgeltung und besonderen Ausdruck. M an betrachte nur einmal die Essenden rechtsim V ordergründe oder die M änner, die sich waschen, am linken Bildrand. Das ist nur ein N ebenbeiin diesem W alzw erk. Und doch w ird alles dann zu einem Ganzen zusammengebunden. DasLeuchten des glühenden Eisens bleib t als Lichtquelle der alles beherrschende M ittelpunkt. Diesefarb ig e Bindung begegnet in unendlich vielen Bildern des Meisters. Das Flötenkonzert mit seinemKerzenschimmer, der M arktplatz zu Verona im strahlenden Sonnenlicht, die Abendgesellschaft beider nur schwach erhellenden Tischlampe seien als 3 beliebig ausgewählte W erke genannt. A d o lfv. Menzel w a r Bahnbrecher in seinem „E isenw alzw erk“ und blieb doch ganz seinem W esen treu.Das ist das Grosse an dem in Königshütte entstandenen G em älde. G erade in Kriegszeiten hatman o ft auf dieses Bild hingewiesen. Im V ölkerringen von 1914— 1918 wurden viele Drucke desEisenwalzwerkes als Dank fü r hohe Kriegsanleihen hergestellt. So ist das G em älde w eithin bekanntgeworden.In Menzels N achfolge stehen unendlich viele, die an solche Eindrücke anknüpften, dieAehnliches schufen. Oberschiesien w a r immer stolz darauf, Q uell und Ursprung fü r solche Industriedarstellungzu sein. Daraus ergibt sich, dass die in Königshütte geborenen oder w irkenden M alerzu den Bewunderern Menzels gehören. Bei dem grossen M eister begegnen das handwerklich G e­diegene und das gewissenhafte Versenken in die Darstellung. Dies g ib t auch dem Schaffen derJüngeren A nreiz oder Ausdruck.Johann Drobek, ein Breslauer Künstler, ist im Jahre 1887 in Königshütte geboren. VomM alerhandw erk ging er aus und vertie fte sein Können an der Breslauer Akadem ie. Neben anderenw a r Hans Ross mann sein Lehrer, der die grossen Industriebilder fü r den W asserturm inPosen schuf. Erst nach gewissenhaften Studien fand Drobeks Kunst das gegenw ärtige Gepräge.O b er die Klosterkirche von Leubus malerisch erneuern h ilft, ob er m itw irkt bei der Gestaltungdes Breslauer Domes in seiner fa rb ig eindrucksvollen Tönung, überall zeigt sich die grosse G e­wissenhaftigkeit und das tiefe Versenken in die Kunst, die eine gediegene W iederherstellungerfordert. V iele Skizzen des Vorhandenen gehen bei Drobek voraus, bis er die Ueberzeugunggewonnen hat, dem Bestehenden gerecht zu werden. G erade das W iederherstellen grösser Kunstwerke fo rd e rt höchstes Fingerspitzengefühl. D robek gehört zu den Meistern dieses Gebietes.Das zeigen Dom und Kloster ebenso w ie die kleineren Pfarrkirchen in Ratibor oder Krappitz, Coselund G ogolin.Auch die eigenen Schöpfungen offenbaren ein feinsinniges Versenken in di'e Aufgabe.Es gibt K inderbilder dieses M alers, die unendlich viel Jugendfrische atmen. M an spürt an ihnendas rechte Verstehen dieser o ft glückhaft unbelasteten Lebensstufe. A ndere Bildnisse w iederatmen die ganze Schwere des menschlichen Ringens. Das Erleben von W e ltkrie g und deutscherN e t spricht aus den Zügen, und dahinter steht jenes ernste Bemühen, das fü r Drobeks W e rk undfü r das künstlerische Erfassen des Dargestellten so bezeichnend ist. Die eindrucksvollen Deckengemälde beim Ehrenmal der U niversität Breslau sind ganz von diesem Geiste erfüllt.Das w iedergegebene G em älde des oberschlesischen Heldenberges hat den gleich schlichtenund tiefen Ausdruck. Der grosse Plastiker und Freund a lle r Künste, Theodor v. Gosen, versenktesich ganz in diese stimmungsvolle Darstellung und fand beste W o rte fü r ihre W ürdigung.198


Johann D robek: „D e r A nnaberg".Bei seinem Urteil in der Zeitschrift „D e r O berschlesier“ (1935. S. 182— 183) heisst es: „D as Bild istw ert, dass man einiges darüber sagt. Aus dem bre it gelagerten V ordergrund steigt, aus den G e­höften sanft ansteigend über die Felder, in einer bestimmten, doch nicht starren Linie ein schmalerBaumstreifen auf, nach links klingt er im M ittelgründe m it einzelnen Bäumen auf einem Flügel ab;an der W endung, die zur Flöhe führt, schon fast im Hintergrund, stehen nach rechts hin Baumgruppen,ein Stück Strasse w ird noch sichtbar, dann sind w ir am Bildrand. Von links her füh rtauch ein W aldstreifen, krä ftig betont, auf den Berg, und droben w ird die W allfa hrtskirche durchdie starke Silhouette und fa rb ig e Betonung tro tz der geringen Ausmasse der beherrschende M itte l­punkt des ganzen Bildes. Die Felder, die sich auf den Hügeln ausbreiten und sanft ansteigen,ieuchten an einigen Stellen auf, an anderen verdäm m ern sie in Schatten. G anz im Hintergrundein Stückchen Felswand und darüber eine schöne w eite W olke n lu ft, die durch ihre H elligkeit dasLand tie f und schwer erscheinen lässt. Dieses Bild ist nicht v o r der N a tu r in einer zufälligenStimmung heruntergem alt, es ist m it feinem G efühl gebaut und gibt etwas vom W esen dieses StückLandes. Ernst und eine gewisse Feierlichkeit sind darüber gebreitet."D robek bedarf zu dieser Stimmung k<strong>eines</strong> Beiwerkes. Diese M eisterschaft verdeutlichtbesonders ein Vergleich m it anderen A nnabergbildern. Erich Zabel, der 1896 in Königshüttegeboren wurde, hat den gleichen V o rw u rf in peinlich genauer Uebereinstimmung noch einmal fürden G efolgschaftsraum der Karsten-Zentrum -Grübe dargestellt. Dieses grosse G em älde bietet199


aber im V ordergründe die Häuser viel genauer.Dadurch bekommen sie eigene G eltung und glie ­dern das Bild in zwei Hälften. Ausserdem ist einpflügender Bauer m it Schimmel und Rappen vordas D orf im Tale gesetzt. Ein neuer Stimmungsklangantw ortet dem Kloster auf dem Berge.M an spürt an dem W e rk deutlich den Unterschieddes Bildaufbaues. Für Drobek ist der einheitlicheKlang massgebend, bei Zabel begegnet einZusammenordnen, das sich nacheinander zu einemGanzen fügt. Sein „B lick auf die Hubertushütte“oder eine Darstellung der „Reichsautobahn beiBorsigwerk“ ist ähnlich aufgebaut.Für die W ehrm acht G leiw itz schuf er einGem älde, das ein grosses Industriew erk hintereinem Kornfeld während der Erntezeit darstellt.Die Puppen des reifen G etreides links im V o rd e r­gründe haben ebenso ihre Eigengeltung w ie derPflug m it der ausruhenden Krähe am rechtenBildrand. Die darunter eingehend dargestelltenBlumen sind noch ein Beitrag zu der Gesamterzählungvom „Oberschlesischen G renzland“ .Das w iedergegebene W e rk „A n den H alden“zeigt verw andte Erzählweise. Der karge W iesenhangim V ordergrund, Halden und Baumgruppein der M itte und die Kennzeichen der Industrie amBildrand fügen sich zu der Frau m it den beidenZiegen. Aus allem spricht die K argheit desLandes, die bis in die zerarbeiteten Hände, bis in das herbe Gesicht der Oberschlesierin nachklingt.Zabels Landschaftsbilder, die man auf der ersten Ausstellung Schlesischer Künstler in Königshüttesah, hatten auch den gestuften A ufbau. N ur in dem „H öhenblick auf die Beskiden“ , einemkleinen Ö elgem älde, klang alles vereint w ie eine glückliche Harm onie des Landes, das neben derIndustrie so viele Reize an Berghängen und in W äld ern bietet. Zabel kommt vom Schlosserberuf herund fand erst nach dem Fronterlebnis des W eltkrieges ganz den W eg zur M alerei. Im Harz entwickelte er sich und em pfing d o rt Eindrücke, die den Beskiden verw andt sind. Nach längerer T ätigkeitim Pressewesen und w eiteren Ausbildungsjahren in W ien führte ihn sein W eg zurück nachBeuthen, wo er sich als Presse- und W e rb e w a rt des Künstlerbundes Oberschlesien m it W o rt undBild fü r die deutsche A rt des Landes einsetzte. Er gehört zu denen, die das „überintellektuelleRätselraten um verm alte Leinwände“ nicht mitmachten und so den W eg zur wesentlichen M alereiwiesen.Noch ein anderer, jetzt in Beuthen lebender Künstler, stammt aus Königshütte. Es ist RudolfM isliwietz. Leider hatte er fü r die erste Ausstellung seiner Heim atstadt nur das G em älde „B ei SchlossN euburg“ gesandt. Es atm ete die Frische <strong>eines</strong> Sommertages im Grün des Hanges und im Spielvon Sonnenlicht und Schatten auf dem W ege oder an der M auer des stillen Hauses. Sein BeuthenerW in te rb ild „A m M argaretenhügel“ zeigt verwandtes Einfühlen in die Landschaftsstimmung.A ber M isliw ietz hat auch der Industrie Oberschlesiens in vielen W erken Ausdruck gegeben.Beredtes Zeugnis hierfür ist das grosse Tem peragem älde „M eine Heim at“ . Drachensteigenund Ernte sind lebendig v o r der <strong>Stadt</strong>ansicht des Bildgrundes aufgebaut. Industrie und Landschaftvon Königshütte werden dabei zu einer malerischen Einheit. Solche Harm onie verdeutlicht dasinnere Verbundensein m it der oberschlesischen Heimat. Bei a lle r H erbheit bietet sie viele Reize.Das bringt M isliw ietz o ft zum Ausdruck. Sein Versenken in das oberschlesische A ntlitz, die Darstellungvon Menschen, geht ähnliche W ege. Jedes seiner Gem älde, jede Radierung verrät meister-200


Rudolf M isliw ietz: „M eine Heim at“ .liches Können, das sich mit einer grossen G ediegenheit verbindet. M an spürt die vortrefflicheSchule, durch die der Künstler in Breslau gegangen ist. Lassen w ir ihn selbst darüber berichten!Es heisst in seinem Lebensabriss: „Professor K aem pffer nahm mich in seine Klasse, und ich fanddort eine Reihe gleichgesinnter harter M änner, meist Oberschlesier. Heute noch danke ich demhervorragenden Lehrer fü r seine Erziehungsarbeit. 1925 bog man diesen prachtvollen Lehrmeister ab,und m it ihm gingen seine G etreuen, ich w a r auch darunter.“M isliw ietz w anderte nach Oberschlesien zurück zu seiner M utter, die in K attow itz lebte.D ort w a r das deutsche <strong>Stadt</strong>bild zwangsweise anders geworden. Der Künstler schreibt darumw e iter: „A ls ich auszog, w a r es noch deutsch. Jetzt flatterten hier und da weiss-rote Fahnen.Einigen sah man es an, dass nur der schwarze Streifen abgetrennt w ar, einfach abgetrennt — wiedas Land. Ich lebte mich w ieder ein und fühlte, dass es Kam pf geben w ird, erbitterten Kampf.Ich suchte den einfachen Menschen, der von seiner Stelle nicht fortkann, den etwas Unbestimmtesfesthält, etwas, was er nur fü h lt und nicht beschreiben kann, den Bauern und A rbeiter, der dasZeichen seiner Erde trä g t.“201


Rudolf M isliw ietz: „D e r Ziegen junge“ .vDer „Ziegenjunge“ , das überaus eindrucksvolle O elgem älde im Propagandam inisterium , ist einebenso w e rtvo lle r Ausdruck fü r dieses Bemühen w ie die Darstellung der Heimat, m it der M isliw ietzin der harten Zeit verbunden blieb. Er bekennt von den Jahren des Reifwerdens: „N a ch meinerGeburtsstadt Königshütte 'musste ich immer und immer w ieder hin. V ier Riesenschornsteine an derHauptstrasse, quer darunter w ü rgt sich der Schienenstrang der Eisenbahn. Da das Hüttentor, dortgehen sie ein und aus, immer einfarbig, immer dieselben Gestalten, gleichmässig ruhig, fast fe ie r­lich. M ein V ater gehörte auch einmal zu denen. Hier wurde meine erste oberschlesische Darstellungreif, der „A rb e ite rm itta g “ (1927).202


Heinrich Sladkowsky: „O derlandschaft“ .M it der Zeit fanden sich einige deutsche M aler zusammen, und w ir gründeten die „K a tto ­w itze r Künstlergruppe“ . Sieben Jahre blieb ich da, m alte immer w ieder Land und Leute, bis ich<strong>eines</strong> Tages, im Herbst 1932, über die Grenze abgeschoben wurde. Ich ging nur v o r die Tür nachBeuthen, und ich sagte noch dem polnischen Polizeibeam ten, dass ich einmal an dieser Stellew ieder hineinkommen werde.Nach genau sieben Jahren erfolgreicher A rbeit, am 1. September 1939 v o r M orgengrauen,verw eilte ich einen A ugenblick an dieser Stelle, und d a n n -------- m it Donnern und Blitzen begannder Tag der Freiheit.“M isliw ietz hat während s<strong>eines</strong> W irkens in der N achbarstadt Beuthen manches Bauwerkdurch grosse W a n d b ild e r verschönt. Darstellungen aus dem Leben der W ehrm acht und der Industriearbeitergehören hierher. Eine Gesamtschau seiner W erke w ird später hoffentlich jedem KönigshütterKunstfreund Einblick in sein Schaffen erm öglichen.Eine Betrachtung der Hauptw erke w äre ebenso bei Heinrich Sladkowsky notwendig. Schonwenige Blätter s<strong>eines</strong> Schaffens verraten das Ringen um den wesentlichen Ausdruck in der Kunst.Alles ist noch im Fluss, der endgültig eigene Stil ist noch nicht gewonnen. A ber m it Eifer geht203


Ludwig Peter Kow alski: „Schönheit der A rb e it“dieser in Königshütte geborene Künstler den Fragen nach. „S eit Jahren abseits. Lebe der Besinnungund dem W under der Farbe“ , sagt er selbst von seinem gegenwärtigen W irken in O ppeln.Die kleinsten Skizzen, die rasch entstanden sind, verraten etwas von diesem W ollen.Die w iedergegebene „O derlandschaft“ ist tro tz ihrer Schwarz-W eiss-Tönung malerisch. Siehält in wenigen Strichen die W e ite der Landschaft, das stille G leiten des Kahnes und die Ruheder langsamen Strömung fest. Das Lied <strong>eines</strong> O derschiffers könnte man m it diesem Blatt begleitenund erläutern. Dann w äre vielleicht das flüch tige Festhalten der Stimmung am besten in einGanzes eingegliedert. Sladkowsky bietet auch die Tuschzeichnung <strong>eines</strong> Erntearbeiters oder dasA quarell <strong>eines</strong> Frühlingsstrausses w ie eine flüchtige Begleitung zu einem G edicht, zu einer beglückendenNaturstim m ung.Jugendeindrücke mögen bei solchem Erfassen der Um welt nachklingen. Er sagt von diesenJahren.- „Ja, damals in Königshütte, da hatte ich Zeit. Unter den Fördertürmen der Schächte, anden unvergesslichen Ufern des Charlottenteiches auf den „Schlachtfeldern“ von Schwientochlowitzträum te ich die ewig grünen Träume des Abenteuers. — M it zehn Jahren auf eigenen Füssen begannich als Pantoffelm acher. Die erste künstlerische Tat: Unser Firmenschild.“ In solchen W orten istviel von der Sehnsucht und der harten W irk lic h k e it festgehalten. M ag die w irtschaftliche N o tjetzt durch den Beruf als Lehrer fü r Kunsterziehung überwunden sein, das künstlerische Ringenbestimmt w e iter das W e rk Sladkowskys.204


Rudolf K ober: „H üttenteich“ .Kehren w ir nach dieser kurzen W ürdigung w ieder zu einem M aler zurück, der ebensow ie Drobek in Königshütte geboren ist und heute in Breslau w irkt. Seine Kunst hat w e it über dieHeim at hinaus G eltung gewonnen, und unsere <strong>Stadt</strong> ist stolz auf dieses Schaffen von LudwigPeter Kowalski, ln jüngster Zeit hat er die Ausmalung des <strong>Stadt</strong>theaters in K attow itz betreut.D ort gibt der einheitliche Farbklang dem Ganzen etwas Feierliches. Um solche Eindrücke hat sichKowalski in vielen W erken bemüht. A ltargem älde und Fresken erweisen es besonders. Der Entwurffür ein Fresko in der Städtischen Oberschule zu Neusalz a/O de r zeugt auch von dem Strebennach m onum entaler K ra ft und W ürde. Hier sollte das W esen des Stromes festgehalten werden,der für den O rt so entscheidend ist. Die A ufgabe wurde vorbildlich gelöst. Die rhythmische Flächenaufteilungund die strenge Linienführung verm itteln einen klaren, geschlossenen Eindruck.Die T afelbildw and „Schönheit der A rb e it“ v e rtie ft dieses Erlebnis. Gross angelegte Linienführungund Zusammenbinden der einzelnen G em älde zu einer Einheit sind hierbei besondereM erkm ale. Der Künstler spricht k ra ftv o ll eindringlich zum Beschauer und zw ingt uns zur Ausein-205


andersetzung mit dem W erk.nicht nur schmückende Kunst.ihre Umwelt.So sind seine G em älde an dem eigens hierfür gewählten PlatzSie geben dem Raum erst seine Besonderheit und beherrschenAm stärksten offenbaren diese Vorzüge Kowalskis grossartigen G lasm alereien fü r das Ueberlandwerk Oberschlesien in Neisse und fü r das neue D irektionsgebäude des Berg- und HüttenmännischenVereins in G leiw itz. Je fü n f Gestalten aus Vergangenheit und G egenw art der oberschlesischenHeim at gewinnen hier lebendige Eindruckskraft und überzeugen jeden von der Grösseder deutschen Leistung. Bei den beiden Bildreihen steht Fridericus im M ittelpunkt. Gestalten ausder Frühzeit und G egenw art umrahmen ihn in Neisse. Der Bildaufbau und die innere Bezogenheitder monumentalen G lasgem älde zueinander ist in G leiw itz noch stärker. W ie o ft gehen w iran neueren G lasm alereien der Festräume und Kirchen achtlos vorüber, w eil ihnen jede Leuchtkraftfehlt. Das vergangene Jahrhundert w urde diesem W e rksto ff meistens nicht gerecht. Es bedurfteerst des künstlerischen Einsatzes grösser M eister der G egenw art, die sich m it dem Wesendes Glases, m it seiner Besonderheit auseinandersetzen.Kowalski gehört zu diesen Künstlern. Er weiss um die W irkun g des farbigen Glases imSonnenlicht. Er berücksichtigt die .Linienführung des Bleinetzes, das die bunten G läser zusammenhält.Endlich setzt er die Schwarz-weiss-Tönung der Gesichter oder Hände so kiar und wuchtigin die grösseren G lasflächen, dass sich die Leuchtkraft noch verstärkt. Hier sprechen die oberschlesischenM eister des Bergbaues in ihrer ganzen Grösse zu uns. Heinitz und Reden stehenzu beiden Seiten des grossen Preussenkönigs. W edding und G odulla schliessen das Ganze ab.A u f der grossen Planskizze, die W edding mit beiden Händen a u fro llt, ist neben T arnow itz undG leiw itz auch die Königshütte dargestellt. Der Kopf Redens wiederum zeigt tro tz der wuchtigenLinien den ganzen A del und die feinen Züge dieses Mannes. Dadurch hat Kowalski seiner Heim atund ihren bedeutenden M ännern ein bleibendes Denkmal gesetzt. Es w äre wünschenswert, dasseine umfassende Ausstellung der W erke dieses Künstlers in seiner Heim at die Eindrücke verdeutlichtund vertieft.Am A nfang der Betrachtung stand der grosse M eister M enzel, der durch ein Gem äldeunbedingtes Heim atrecht in Königshütte gewann. Am Schluss soll auf einen Künstler hingewiesenwerden, der die V ie lfa lt der Königshütter Eindrücke in langen Jahren kennengelernt und gestaltethat. Dadurch ist er in Oberschlesien heimisch geworden. Alles gew innt bei ihm durch die künstlerischeAusdrucksform einen bleibenden, allgem ein überzeugenden G ehalt. W ie w enige fühlen denZusammenklang von weiten Feldern und rauchenden Schloten im Industriegebiet! W ie wenigewissen um seine landschaftlichen Reize oder um das v ie lfä ltig e Leuchten und Sprühen in den Eisenwerken!U nzählige hasten an dem Hüttenteich vorüber und sehen nicht, w elcher einm alige Eindrucksich hier dem Verw eilenden bietet.Rudolf Kober hat dies alles in seinen Bildern festgehalten. Sein Ringen um die Besonderheitder W ahlheim at ist nur in wenigen W erken spürbar. A lle G em älde, A quarelle und Zeichnungender Reifezeit atmen in der harmonischen Farbgebung, in der sicheren Linienführung denganzen Zauber des Dargestellten. Bei dem „H ü ttenteich " sind die ruhige W asserfläche und dieverschiedenartigen Bauten und Schornsteine zu einer Einheit geworden. Durch die stille Flächedes Vordergrundes ist fü r den Betrachter alles etwas ferner gerückt; aber er gew innt dadurch dieUebersicht und das einheitlich grosse Erlebnis. Das G em älde verrä t deutlich, dass Kober jetzt freiund ungestört schaffen kann. Er braucht nicht mehr zu fürchten, dass frem de Unterdrücker in seinerKunst eine heimliche Spionage sehen. Die Polen bereiteten ihm aus solch unbegründeter Furchtund unsinniger Spitzelei die grössten Schwierigkeiten. W ie o ft musste er in wenigen Augenblickenrasch eine Skizze entwerfen, um dann zu Haus den gewonnenen Eindruck erst malerisch zu gestalten.A ber daraus entw ickelte sich eine derart eindringliche Beobachtungsgabe und M alweise,dass der Künstler jeden V organg lebendig im Bilde festhalten kann.Das Glühen <strong>eines</strong> Abgusses, das vie lfä ltig e Leuchten im W a lzw e rk oder die Rhythmik derA rb e ite r bei ihrem Schaffen gestaltet er ebenso w ie den Frieden <strong>eines</strong> Erntetages. Der Gesamteindruckist dabei fü r ihn das Entscheidende. O b sich hinter Halden die <strong>Stadt</strong> aufbaut, ob sich206


vor den Schloten ein Feld m it G etreidepuppen breitet, immer fü g t sich alles zu einem Ganzen,Auch Landschaftsbilder aus den Beskiden oder der Tatra, zarte A quarelle aus den Birkenlichtungenund kleinen W ald be zirken bei Königshütte sind von dieser Harm onie und inneren Geschlossenheiterfüllt.Solche Einfühlung ist erst möglich nach vielem W andern und Suchen. Rudolf Kober gewanneine Fülle von Erkenntnissen auf Reisen in Deutschland, in Italien und. Frankreich. Mensch undLandschaft, die ihm auf diesen W egen begegneten, stellte er in vielen Bildern dar. Ausserdemv ertie fte seine Tätigkeit an der Eichendorffschule im Begegnen m it der Jugend so manche A u f­fassung. Und nicht zuletzt hat ihm das eigene Heim eine grosse innere Bereicherung gewährt.Die Bildnisse s<strong>eines</strong> Jungen sind von Blatt zu Blatt inniger geworden. Hier spürt man genau sow ie bei den Königshütter A rbeiten, dass sich der M aler die Um w elt mehr und mehr erschliesst.Er ist in Zobten geboren, aber Königshütte hat er von Jahr zu Jahr lieber gewonnen. Man betrachtenur einm al die Zeichnungen von A rbe itern ! Darin ve rrä t jeder Strich das tiefe Versenkenin die hartschaffenden deutschen Menschen des jüngsten Gaues.Rudolf Kober w a r in schweren Jahren der Kam pfzeit durch sein W erk und als Leiter der„K a tto w itzer Künstlergruppe“ ein treuer Hüter deutscher A rt. Es lie g t ihm nicht, viel davon zu reden.Ueberhaupt ist ihm äussere Betonung s<strong>eines</strong> W ollens und Könnens frem d. Er schrieb selbst vorJahren im „K u ltu rw a rt“ , einer „M onatsschrift fü r das deutsche Kulturleben in Polen“ : „D e r Künstlerlä u ft nicht m it fliegendem Binder und Schlapphut herum, sondern sieht aus w ie jeder gewöhnlicheSterbliche.“ Diese W esensart w ird sich Rudolf Kober immer bewahren. Ihm geht es um das innerlicheErfassen künstlerischer W erte. Sein Einfühlen in Oberschlesiens Land und Leute ist bestes Lobfü r die <strong>Stadt</strong> Königsbütte und höchstes Zeugnis seiner grossen Kunst.207


Königshütter Musiker: Bialas und Ringmann.Von Dr. W a lth e r Vetter.Der in anderen Zonen unseres Vaterlandes beheim atete Deutsche, der „den Osten“ nurvom Hörensagen kennt, stellt sich beim W o rte Oberschlesien in der Regel nichts anderes v o r alseine unübersehbare A nzahl von Fabrikschloten, die mehr m it Neuer Sachlichkeit als m it deutscherRomantik, sehr w enig jedenfalls mit Poesie und M usik zu tun haben. Erzrom antiker aber w ieEichendorff, den oberschlesische Eindrücke zu lyrischen Gesängen begeisterten, und Carl M ariav. W eber, der sich die Inspiration zu seiner W aldm usik im „Freischütz“ aus der oberschlesischenLandschaft um Carlsruhe holte, belehren den Zw eifler, dass in Oberschlesien auch Bäume wachsenund W ä ld e r rauschen, ja dass eine schönheitsdurstige Künstlerseele sich dort zu erquicken vermagwie irgendwo.Auch im oberschlesischen Menschen steckt ein reicher Schatz an Musik. Eichendorff, derOberschlesier, ist dessen ebenfalls Zeuge, denn nicht zu Unrecht hat man die bedeutsamen musikalischenElemente seiner Lyrik sowohl w ie seiner Prosadichtung w iederholt betont. Gewiss kom ­men die grössten unter den deutschen Musikern nicht aus der Südostecke des Reiches. A b e r einerder Erlauchten, Franz Schubert, ist der Herkunft seiner V orfahren nach O berschlesier; seine Ahnenwaren bäuerliche A nsiedler im Neiisser Lande1. Im übrigen können zahlreiche oberschlesischeNamen genannt werden, die im Bereiche der deutschen Musik einen guten Klang haben.Bereits im 16. Jahrhundert zeichnete sich Johannes Nucius, Zisterzienserabt von Himmelwitz, durch Kom position form vollendeter und geha ltvoller M otetten und Messen a u s 2; 1613 erschienaus seiner Feder eine Kom positionslehre. Für die oberschlesische Musikgeschichte ist Nucius deshalbbesonders w ichtig, „w e il er einer der wenigen bedeutenden Komponisten ist, die lebenslangin der schlesischen Heim at gew eilt haben“ 3. Etwas jünger ist der ungemein regsame Dichter,M usiker und G elehrte Apelles von Löwenstern, der in erstaunlichem Masse „als geistiger M ittle rzwischen seinen schlesischen Freunden und der literarischen Aussenwelt gew irkt hat, dass die fü h ­renden G eister seiner Zeit von ihm bedeutende Anregungen em pfingen“ 4. Löwenstern, der im oberschlesischenNeustadt als Sohn <strong>eines</strong> schlichten Handwerkers geboren und als Kaiserlicher Rat,mit dem A del bedacht, in Breslau starb, erhielt von Erdmann Neum eister in seinem LexikonDe poetis Germanicis (1695) den Ehrentitel <strong>eines</strong> Magnum olim urbis W ratisla viae ornamentum.Bereits in den Umkreis der neueren, unter uns allen lebendigen M usik führt uns der 1769 in G rottkaugeborene ungemein fruchtbare Kom ponist Josef Xaver Elsner durch seine Beziehungen zu Chopin,der sein Schüler wurde. Im 19. Jahrhundert machte der fleissige und tüchtige Heinrich S chulz-1 Vgl. W . Vetter, „Franz Schubert“ , Potsdam 1934, S. 8 f. — Die M utter des Komponistenund sein Urgrossvater väterlicherseits stammten aus Zuckmantel am Fusse der Bischofskoppe.2 Vgl. B. W idm ann, „J. Nucius, A b t von Him m elwitz, ein A ltm eister der klassischen Polyphonie“, in der Zisterzienser-Chronik, 32. Jhrg., Bregenz 1920, S. 1 ff.; E. Kirsch, „V on der Persönlichkeitund dem Stil des schlesischen Zisterzienser-Komponisten J. Nucius“ , Breslau 1926; N eudruckdreier Kompositionen des Nucius (Ein geistliches Klagelied, Tenebrae factae sunt, Das heiligeVaterunser), hrsg. von B. W idm ann, V erlag „D e r O berschlesier“ — O ppeln und K. Littmann,Breslau 1933.3 E. Kirsch, a. a. O. S. 5.4 P. Epstein, „A pe lle s v. Löwenstern“ (Schriften des M usikal. Instituts bei der UniversitätBreslau, hrsg. von M. Schneider, Bd. 1), Breslau 1928, S. 23.208


■G ünther BialasBeuthen *) viel von sich reden. Als begabter M u­siker und rastlos tätig er G elehrter und Sammlerschuf der aus Bielau bei Neisse stammende EmilBohn eine gew ichtige Tradition, von der w ir heutenoch dankbar zehren 5). W eitere gute oberschlesischeM usikernamen der neueren Zeit sind AlexisH olländer als Pianist, Dirigent, Pädagoge und Komponist,Karl Zuschneid, der Verfasser vielbenütztermethodischer und instruktiver W erke für K lavierspieler,der katholische Kirchenkom ponist M axFilke, sowie A rnold Mendelssohn, ein evangelischerKirchenkom ponist von hohem Range. Ferner dernamentlich als Liederkom ponist gefeierte, aberauch auf fast allen anderen musikalischen Schaffensgebietenungemein bewährte, erst kürzlichund damit viel zu früh dahingegangene RichardW e tz 6 und der rüstig unter uns schaffende, alsKomponist und Erzieher gleich bemerkenswerteHermann Buchal.Die wenigen soeben aufgezählten oberschlesischenM usiker, denen unschwer noch mancheanderen hinzugefügt werden könnten, habenimmerhin etwas w ie eine U eberlieferung, einemusikalisch-geistige Atm osphäre im oberschlesischenRaume geschaffen. Gewiss haben die m eistenvon ihnen nicht in Schlesien, geschweige inOberschlesien, gew irkt; aber sie sind oberschlesischenBlutes und verpflichten denjenigen, der,einer A bku n ft m it ihnen, als M usiker schaffendvor die O effe ntlichkeit tritt. Solch einem Junaen,stürmisch und sonderartig W erdenden, G üntherBialas, gelten diese Zeilen. W enn sie bisher inbunter Folge die verschiedensten Namen, nurnicht den seinigen anführten, geschah es, um ein,zunächst landschaftlich eng umzirktes Erbe zu bezeichnen,das auch er zu respektieren hat.*) Anlässlich der Eröffnung der ersten schlesischen Musikbücherei in Beuthen O/S. am27. A p ril 1941 w urde die A bschrift des Zeugnisses der Königlich-Preussischen Hütten-Anstalt inKönigshütte vom 20. September 1858 über die hüttenmännische Betätigung von Heinrich Schulz gezeigt,folgenden W ortlauts:„D e r Privathüttenbeflissene Herr Heinrich Schulz aus Beuthen O/S. hat sich seiner hüttenmännischenAusbildung wegen vom 18. O kto be r 1857 bis zum heutigen Tage auf dem hiesigenW erk aufgehalten, und sich vom Tage der A nku nft bis Ende M ärz 1858 m it dem Hochofenbetriebeund der Steinkohlenverw altung, von A nfa ng A p ril bis Ende d. 3. m it dem Puddlingsfrischprozess,von A nfang Juli bis jetzt aber m it dem W alzw erk- und Schweissofenbetriebe praktischbeschäftigt, und dabei recht vielen Fleiss und diejenige Ausdauer bestätigt, welche erforderlich ist,um die bezeichneten Betriebszweige gründlich kennen zu lernen, was w ir auf seinen A ntrag mitdem Zeugnisse sittlicher Führung hierdurch bescheinigen.“5 Vgl. W . Vetter, „D as frühdeutsche Lied“ , Münster 1928, Bd. 1 S. XIV, Bd. 2 S. 147.n Vgl. den „O berschlesier“ XVII 38 (J. Herrmann) und 93 (G. Strecke).209


d VJ a M l Ä W i s :■^ v\1 /Po \ \ jf•' EPi : ‘>f f1 pd f r- *r - j j j ui j ■' jLiUfJf ßBialas stammt aus dem bis 1922 preussischen Bielschowitz, unweit Hindenburg, einem heuteetwa 14000 Seelen zählenden Dorfe. Er ist (1907 geboren) jetzt ein Vierunddreissigjähriger. DerVater w a r Lehrer in Königshütte und lange Jahre im Königshütter Lehrergesangverein führendtätig. Die Familie hat M usikerblut, auch der aus Westpreussen stammenden M utter rühm t der SohnLiebe zur M usik nach. Frühzeitig regte sich auch in ihm der musikalische Trieb. A u f den G ym nasienin Königshütte und K attow itz mögen ihm bald die Noten lieber als die Vokabeln, das Kom ponierenw ichtiger als die Extem poralien gewesen sein. Vorübergehend lernte er, w ie so mancheoberschlesische Jugend unserer Tage, auch das G rubenarbeiterleben kennen. G erade solche Erlebnissepfle gt ja der geistig und künstlerisch beanlagte Mensch, sofern er sich von ihnen nicht erdrückenlässt, im späteren Leben v ie lfä ltig auszumünzen. Die Kunst als Lebensziel stand frühzeitigfest; eine Zeitlang schien es allerdings die M alerei werden zu sollen.V o r der Berliner (Charlottenburger) Zeit ein dreisemestriges Studium an der Heim atuniversitätBreslau, w o Bialas namentlich durch den bekannten Germanisten Theodor Siebs tiefereEindrücke em pfing. Von M usikern haben a u f ihn persönlich eingew irkt in K attow itz Fritz Lubrichd. J., in Berlin (Akadem ie fü r Kirchen- und Schulmusik) Hans Joachim Moser, W ald em a r v. Baussnern,Robert Hernried und in Breslau sein m it ihm befreundeter oberschlesischer Landsmann H eribertRingmann. Unter den nam haften schöpferischen Musikern begegnen ihm im Geiste etwa BelaBartök, sofern dieser sich zu älteren M eistern w ie Beethoven und Bach, sowie zum V olkslied bekennt,und Paul Hindem ith, insoweit er zu T onalität, gestraffter Formgebung und positivem Ethoszurückkehrt.Seinen „Sturm und D rang“ scheint G ünther Bialas bereits hinter sich zu haben. Dieserstand m it unter dem Zeichen J. F. Strawinskys. Letzter Nachklang davon könnte des jungen KomponistenV orliebe fü r ostinate Rhythmenführung sein, jedoch artet diese Rhythmik bei ihm neuerdingsnicht mehr aus in eine ungeistig-maschinenmässige M otorik. Bei der mit höchster W a h r­scheinlichkeit zu erw artenden fortschreitenden A bklärung s<strong>eines</strong> Talentes w ird sich seine ausgeprägteRhythmik den anderen positiven Eigenheiten s<strong>eines</strong> Stils ebenbürtig gesellen: der D iatonik,die nichts weiss von konsequenter Zw ölftonm usik oder gar V ie rte ltön erei; der Linearität, die, einerangeborenen Urbegabung zur polyphonen Haltung entsprungen, jede eigentliche harmonischakkordischeBindung missachtet, jedoch harmonische Deutungsm öglichkeiten in jedem Falle o ffe n ­210


lässt; einem freudigen Form gefühl, das w illig das Gesetz in der Freiheit anerkennt und als relativunverbindlichste Fesselung die V ariatio n bevorzugt; endlich dem Volkston, und zw ar entwederin der volkstüm lich angehauchten Them atik oder der direkten Verwendung von Volksliedm elodien.Diese Musik hat sich a u f keinerlei „Ism us“ festgelegt, das ist das Gesunde an ihr, gleichvielob es Musik für K la v ie r7, S ologesang8, C h o r9, K am m er-10 oder O rchestersatz11, ob esS chul-12 oder V olksm usik13 ist. H ier handelt es sich nicht um Realismus oder Naturalism us, Impressionismusoder Expressionismus, aber auch nicht um aufgew ärm te Romantik (die romantischeGefühls-_ und „Inhalts“ -Seligkeit überwunden zu haben, ist sogar eine? der unbestreitbaren V erdienstejener „Ism en“ !) — , vielm ehr es handelt sich um die Früchte <strong>eines</strong> sympathisch lebendigenMusikantentums, um ein Ding nicht fü r Dichter und Aestheten und Philosophen, sondern letztenEndes um nichts als um — Musik.Der Hang zur Verundeutlichung und zum Unorganischen, zu Asym m etrie und Formlosigkeit,die Neigung zu Spott und Sronie, zu Parodie und Persiflage, das heisst: alle jene Zersetzungserscheinungen,die namentlich in den Jahren 1918—28 einen beträchtlichen Teil der deutschen (undder internationalen) M usik kennzeichnen, sind in G ünther Bialas’ Kom positionen zerstäubt und verweht.Es ist in ihnen etwas Hartes, R<strong>eines</strong>, zuweilen Strenges, ähnlich w ie bei Heinrich Kaminski,G ünther Raphael, Kurt Thomas und anderen, m it deren reife rer G eistigkeit der — jüngere — Bialaszw a r noch nicht zu w etteifern verm ag, denen man sein W o lle n jedoch dank verw andter geistigseelischerZielsetzung vergleichen darf.In der Gesangsmusik w ird solches Streben am ehesten deutlich. N irgends w ird der Textrein verstandesmässig „in te rp re tie rt“ . N icht fü r die Sehnen, Nerven und Blutgefässe des Gedichtesinteressiert sich der Komponist, sondern fü r den geistigen Umriss und die seelische Kontur. ScheinbareDeklam ationshärten und Betonungsmängel gehorchen dem inneren Zwange, die melodischeLinie zu wahren. Bekanntlich stritten sich ältere Zeiten immer w ieder über die Frage, ob im gesungenenLiede dem W o rte oder dem Tone das V orrecht gebühre (die Problem atik von GoethesV erhältnis zum musikalischen Liede im allgem einen und zu Franz Schubert im besonderen hängtdam it zusammen): bei Bialas finden sich, w ie bei manchem ändern unter den Heutigen, Ansätzezur Lösung dieser Frage. Die M usik bew ahrt voll ihr Recht, aber auch die Dichtung w ird kaumversehrt, w eil sich nämlich der Kom ponist nicht dichterischer gebärdet als der Dichter selbst.7 Klavierstücke fü r 3 (!) und 4 Hände (handschriftlich).8 Lieder fü r eine tiefe Frauenstimme, Bratsche und Klavier auf Texte von H. G aupp (hdschr.).Gesänge fü r M ezzosopran und O rchester auf Texte von R. M . Rilke (hdschr.).9 V ie r Chöre nach G edichten von J. Chr. G ünther (hdschr.).10 Kanon fü r 2 V iolinen, Bratsche und V ioloncello und Passacaglia fü r 3 V io lin en; in „P roMusica“ , O rgan fü r neue Musik, hrsg. von F. Jöde u. a., Heft 7 (Schulmusik), G. Kallmeyers Verlag,W olfen bü ttel.11 Kleine Konzertmusik fü r O rchester und Klavier. M usik zur „Endlosen Strasse" (S. G ra ff):beides hdschr.12 Beiträge zu den Schlesischen Schulliederblättern, hrsg. vom NS. Lehrerbund, V erlagK. Littmann, Breslau; Beiträge zur „Singstunde“ , Lieder der Zeit, V erlag G. K allm eyer; Beiträge(z. B. „F röhlicher A ufzu g“ fü r K lavier im Heft „D as Charakterstück“ ) zu den Historischen Reihen,hrsg. von M artens und Münnich. M usik fü r den Feierabend, Kantate fü r 2-stimm. Chor, Vorsänger,Streichorchester und Flöte (hdschr.). „S chlaraffenland“ , Kantate fü r Kinderchor und Streicher (hdschr.:aufgeführt in Schulen in Berlin, W itte nberg usw.).13 V ariationen über ein V olkslied fü r 2 V iolinen und Bratsche, im „S pielm ann“ IV, hrsg.von F. Jöde, Kallm eyers V erlag. V ariationen über ein oberschlesisches V olkslied, Beilage zum „M usikanten“(Lose Blätter N r. 165, Kallm eyer. Schlesische V olkslieder im 3-stimm. Satz fü r Knabenchor(hdschr.). C horvariationen über die oberschlesischen V olkslieder „A ls ich noch den Hausherrnspielte“ und „S itzt da ein Häslein an dem Rain“ (hdschr.).


Bewusste A ltertüm elei ist Bialas frem d,aber dem gesunden Zuge unserer Zeit nachschöpferischer Nutzbarm achung <strong>eines</strong> halben Jahrtausendsdeutscher M usik hat sich unser O b e r­schlesier nicht versagt. Hier bew ährt sich, nebenbeibemerkt, die wachsende musikgeschichtlicheEinsicht unserer Zeit, die auch diesen Musiiker nichtgänzlich verschont hat. So gemahnen die B ildkraftund Klangplastik, die rhythmische Entschiedenheitund gebärdenhaft deutliche (stets linear durchwirkte)M elodik der Kleinen Konzertmusik fü r O r­chester und Klarvier an Brandenburgische Konzerte<strong>eines</strong> Bach oder Concerti, grossi <strong>eines</strong> Händel(im A ndantino m it bewusst mozarteskem Einschlag)— : gewiss kann hierin keine Bewertungliegen, w ohl aber eine Charakterisierung.Dem Dienste am Volksliede und an demganzen Kom plex der Schulmusik, die, w ill sie nichtentarten, bodenständig und volkstüm lich bleibenmuss, kommen solche Tugenden der Plastikund B ildkraft ungemein zugute. M it geistreichelnder Kakophonie leidet man hier ebenso Schiffbruchw ie m it rom antisierender Empfindelei. G üntherBialas verm eidet dieses Extrem stets, jenesin der Regel. Den sehr sparsamen, fast prim itivenmelodischen G ehalt des oberschlesischen V olksliedes„A ls ich noch den Hausherrn spielte“ weisser m it den satztechnischen M itteln der Polyphonieund den form alen M öglichkeiten der V ariationungemein anzureichern, trotzdem belässt er demKinde des Volkes sein schlichtes G ewand (manbeachte besonders den Kehrreim!).G ünther Bialas, der an der Breslau-Carlowitzer Frauen-Oberschule musikerzieherisch tätigist, gehört erfreulicherw eise nicht zu den (in derDr. H eribert Ringmanndeutschen Musikgeschichte einstmals leider zu häufigen)Stiefkindern des Glücks und nicht zu den verkannten Genies. Seiner Begabung trug manweitgehend Rechnung. Bereits vor Jahren gehörte er zusammen mit Heinrich Kaminski, Arm in Knab,Ludwig W eber, G erhard Mass und anderen unternehmenden M usikern, die teilweise, w ie er selbst,m it der musikalischen Jugendbewegung nähere Berührung hatten, zum „K reis der Z w ö lf“ , der inden Darbietungen des Ham burger Senders eine Rolle spielte. Auch hat der Reichssender Breslauan Bialas w iederholt seine Kulturaufgabe bewährt, indem er zahlreichen seiner Kom positionen zurA ufführung verhalf, und auch der Konzertsaal hat sich ihm nicht verschlossen. Nichtsdestowenigertut w eitere Förderung und breites öffentliches Interesse 1 fü r ein Talent not, das, nach vielversprechendenA nfängen, voll sich zu entfalten erst dann verm ag, wenn es auf denjenigen W iderhallzählen darf, dessen Gewissheit eine der Vorbedingungen jedes künstlerischen Schaffens ist.“1 In einem grossen Konzert „Schlesische Tonsetzer“ , das der Königshütter M usiklehrer PaulRodewald dirigierte, kam neben Buchal, Strecke, Lubrich, W artisch auch Bialas zu G ehör. Die <strong>Stadt</strong>Königshütte w a r die erste oberschlesische <strong>Stadt</strong>, die dam it nach der Heim kehr ins Reich die heim atlichenKomponisten ehrte.


Einen zweiten M usiker zählt Königshütte zu seinen Söhnen, die sich nicht nur in Schlesien,sondern darüber hinaus einen klangvollen Namen erw orben haben. Es ist Dr. H eribert Ringmann,ein gebürtiger Königshütter, gleich beachtlich als D irigent w ie als Musikforscher. Er ist der Herausgeberdes G logauer Lieder<strong>buch</strong>es in den Reichsdenkmalen fü r Musik, Band 4 und 8. HeribertRingmann studierte in den Jahren 1920— 26 M usik und Musikwissenschaft, daneben Kunst- undLiteraturgeschichte sowie Philosophie. 1926 prom ovierte Ringmann zum Dr. phil. in Musikwissenschaft.Von 1924— 27 leitete er das Collegium -M usicum an der U niversität Breslau. Seit 1928w irk t er als D irigent des Spitzerschen Gesangvereins und des Orchesters. 1931 w urde er Dozentam Hochschulinstitut fü r M usikerziehung bei der U niversität Breslau für Chorerziehung, Dirigieren,Instrumentation und Theorie.213


ProfessorDr. Wilhelm Wagner.Von C hefarzt Dr. Schmie.dt — Königshütte.Im Chefarztgebäude des KnappschaftskrankenhausesKönigshütte befindet sich ein Zimmer,in welchem der spätere ReichsärzteführerDr. G erhard W agner am 18. August 1888 geborenwurde. Er w a r das vierte und jüngste Kinddes dam aligen Chefarztes des KnappschaftskrankenhausesProfessor W ilhelm Wagner.Professor W ilhelm W agner w a r ein seltenerMann, eine Führernatur, von hohem Verstand,von ungewöhnlicher A rbeitskraft, V ielseitigkeit,G ew issenhaftigkeit und Güte. Er w a r ein Kulturpionierdes Deutschen Ostens und einer der hervorragendstenBürger der deutschen <strong>Stadt</strong> Königshütte,an den das im Jahre 1908 enthüllte Denkmalerinnert, das jetzt im G elände des Knappschaftskrankenhausesseinen Platz gefunden hat.An ihn erinnert auch eine Strasse und eine O rtsgruppeder NSDAP., sogar die „W agnersp itze“in der Tatra bew ahrt seinen Namen als des ehemaligenEhrenpräsidenten des Karpatenvereins.W ilhelm W agner stammte aus einemhessischen Pastorenhause in dem kleinen O rteW ohnbach, w o er am 14. Januar 1848 geborenw urde. M it 21 Jahren schon w a r er praktischerA rz t und Dr. med. und ging zunächst als Badearztnach Nauheim . Aus seiner dortigen T ätigkeitriss ihn der Krieg 1870— 71, an dem er alsA rz t teilnahm . Nach dem Feldzug liess er sich inFriedberg in Flessen nieder, w o er seine Lebensgefährtinfand, M arie Herzberger, die ihm in fast siebenundzw anzigjähriger harmonischer undglücklichster Ehe verbunden blieb.O bw ohl er nie Assistent <strong>eines</strong> Chirurgen gewesen w ar, w agte er doch eine ganze Reihevon O perationen, die ihm gut gelangen und verfasste eine Menge grösserer und kleinerer A b ­handlungen aus den verschiedensten G ebieten der Heilkunde fü r die damals noch magere deutschemedizinische Literatur.1877 erhielt W ilhelm W agner die Leitung des Knappschaftslazarettes in Königshütteund siedelte dam it nach Oberschlesien um. Er baute sich hier einen w e it ausgedehnten ärztlichen_W irkungskreis aus, denn inzwischen w a r er ein bekannter und gesuchter, kühner und erfolgreicherO perateur gew orden und blieb dabei ein ebenso tüchtiger A rzt für innere Krankheiten.V or allem , seine grossen menschlichen Eigenschaften bestimmten ihn zum A rz t als Helfer, dessenNam e bald ganz Oberschlesien beherrschte.Doch dam it w a r es nicht genug. Seine zahlreichen V eröffentlichungen und Neuentdeckungen,die in seinem H auptw erk „V erletzungen der W irbelsäule und des Rückenmarks" undin der von ihm erdachten „O steoplastischen Resektion des Schädeldachs” , in seiner Schrift „D ieMassage und ihr W e rt fü r den praktischen A rz t” und in Schriften über die verschiedensten G e­214


iete der inneren M edizin niedergelegt wurden, verschafften ihm einen ständigen Platz im V o r­stand der Deutschen Gesellschaft fü r Chirurgie. W eiterhin verdankt eine Lungenheilstätte ihmihre Entstehung sowie eine fü r das G renzgebiet dringend nötige deutsche Mädchenschule in Königshütte,die er als Kurator betreute. Ausserdem w a r er ein e ifrig e r und zu W eitberühm theitgelangter Botaniker, der nach allen Ländern der Erde korrespondierte und sein ungewöhnlichvollständiges Herbarium in peinlichster V ollständigkeit und O rdnung hielt. Seinen Assistentenw a r er ein gewissenhafter und treuer Lehrer.Sein Tod am 7. 8. 1900 nahm nicht nur dem Knappschaftskrankenhaus einen hervorragendenC hefarzt und der <strong>Stadt</strong> Königshütte einen ihrer grossen M itbürger, sondern auch dem ganzenLand Oberschlesien einen treuen, gewissenhaften und unermüdlichen A rz t und H elfer und derdeutschen W issenschaft einen ihrer besten und berühmtesten V ertreter. Sein G rab befindet sicha uf dem evangelischen Friedhof.Das Denkmal im G elände des Knappschaftskrankenhauses, das zwischen den chirurgischenund inneren Stationen errichtet w urde, trä g t die Inschrift: „A liis in serviendo consumor” . ImKnappschaftskrankenhaus sind jetzt noch Angestellte tätig, die sich des „grossen Professors” mitA nhänglichkeit und Begeisterung erinnern und auch von der Jugend s<strong>eines</strong> grossen Sohnes G erhardWagner, des späteren Reichsärzteführers, als ihres Jugend-Kameraden und Gespielen lebhafteund fröhliche Schilderungen geben. Ihnen verdanken w ir grösstenteils auch die hier w iedergegebenenErinnerungen und den lebendigen Rückblick auf die beiden grossen deutschen M änner,die die <strong>Stadt</strong> Königshütte mit der Entwicklung des Grossdeutschen Reiches in nahe Beziehungbringen.215


1Michael Münzer, der oberschlesische „Spielvater“.Von Rektor Karl Fieber — G leiw itz.„Indem w ir spielen, dienen w ir der H eim at und dem V ate rlan d” , so lautete MünzersParole, als er um die Jahrhundertwende im <strong>Stadt</strong>teil Bismarckhütte begann, die Leibeserziehungder Jugend national zu gestalten, Spiel und Sport zur Volkssitte in Oberschlesien zu machen unddann in einem mehr als 40jährigen Volkstum skam pf seine bedeutsame Grenzlandm ission glücklichzu erfüllen. Aus einem alten Bauerngeschlecht der <strong>Stadt</strong> Zülz stammend, am 23. September1866 geboren und Lehrer geworden, zog Münzer 1896 nach achtjährigem W irken als Landlehrerin den Kreisen Gross-Strehlitz und O ppeln in den Industrieort Bismarckhütte ein, der fürihn M ittelpunkt s<strong>eines</strong> Schaffens und fü r Oberschlesien die W iege der heim atlichen Sportbewegungwerden sollte. Von Bismarckhütte aus strahlten alle seine befruchtenden Anregungen, Massnahmenund A rbeiten nach Oberschlesien, ins Reich und sogar ins befreundete Ausland aus. H ier inBismarckhütte lebte und w irkte Münzer 42 Jahre lang in opfer- und arbeitsfreudiger W eise fürden nationalen A ufbau der vom Polentum schwer bedrängten Heimat. Nach kleinen geglücktenVersuchen im Spiel und Sport in seiner Bismarckhütter Schule und nach gelungenen Spielfestenam O rte, suchte M ünzer seine Gedanken und Ideen in seinem ungestümen Drang und Eifer auchauf benachbarte Industrieorte und ländliche Gemeinden zu übertragen und zu verw irklichen. Alser 1900 von dem Abgeordneten Emil von Schenckendorf aus G ö rlitz in den Arbeitsausschuss desZentralausschusses fü r Volks- und Jugendspiele in Deutschland berufen wurde, begann in O b e r­schlesien seine organisatorische und aufbauende T ätigkeit festere G rundlagen zu erhalten. VomSchulspiel über das Jugendspiel drang er ins V olk und entfachte in Oberschlesien eine Bewegung,w ie sie in keinem anderen deutschen Landesteil ähnlich zu verzeichnen w ar. _ Nach zw eijährigerA rb e it konnte er 1902 aus einzelnen Ortsgruppen und Spielvereinen die „Spielvereinigungdes Oberschlesischen Industriebezirks" und bereits 1904 den mächtigen „Oberschlesischen SpielundEislaufverband“ schaffen, der auf dem Lande Jugend und V olk körperlich und geistig ertüchtigte,und, was noch ausschlaggebender w ar, fü r den deutschen Volkstum skam pf erfolgreich schulte.Jahrzehntelang w a r dieser Verband m it seinen 720 Vereinen und 45000 M itgliedern das nationaleRückgrat der A bw ehrkäm pfe gegen das Grosspolentum und später gegen die Systemherrschaft.In den vie r Jahrzehnten seiner W irksam keit hat der Verband die breiten Volksmassen zur körperlichenund sportlichen Betätigung herangezogen. Seine Idee w a r es, vom Dorfe, vom Landvolkaus die Spielbewegung zu gestalten und nicht durch eine <strong>Stadt</strong>kultur, auch in den Volks- undJugendspielen, zu verderben. Münzer g a lt nach dieser Seite hin als bedeutender Reform atorund O rganisator. Die O ppelner Regierung wurde auf Münzer und seine A rbeiten aufmerksam.Der dam alige Leiter der A bteilung II, O berregierungsrat Dr. Küster, der 1904 ein grosszügiges„V olksw ohlfahrtsprogram m fü r das deutsche G renzland O berschlesien" aufstellte und in diesemu. a. zur praktischen Förderung des Deutschtums eine verstärkte und weitreichende Pflege derJugend- und Volksspiele forderte, übertrug die Lösung dieser grossen A ufgabe dem LehrerM ichael Münzer in Bismarckhütte. Dieser hatte nun die „Oberschlesische Spielinspektion” einzurichtenund sie auch als „S pielinspektor” zu leiten. Sein Hauptaugenm erk richtete Münzerin erster Linie auf die Volksschuljugend. In zahlreichen Spiellehrkursen, von denen die ersten inBismarckhütte abgehalten wurden, bildete er einen zuverlässigen und fü r die Jugend begeistertenStamm von Lehrern und Lehrerinnen aus, die befähigt wurden, als Spielleiter, Turn- und Sportlehrerdie deutschen Volks- und Jugendspiele in den Volksschulen einzuführen und planmässig zupflegen. Schiagball w urde das Hauptschulspiel, dazu kam im W in te r der Eislauf. Der planmässigeSpiel- und Sportbetrieb führte nach einigen Jahren zur Einrichtung des besonderen Spielnachmittags,sodass in Oberschlesien fü r ganz Deutschland vorb ild lich in den Volksschulenneben den 2 planmässigen Turnstunden 4 besondere Spielstunden abgehalten wurden, alsoMünzer schon v o r 30 Jahren die Forderung nach der täglichen Turnstunde bezw. Vermehrungder Leibesübungen verw irklicht hat. Der S portbetrieb w a r so stark angestiegen, dass 191380 % der Schuljugend im fre iw illig e n Spiel erfasst und von 2 500 ausgebildeten Lehrern geleitetw orden w ar. Die Regierung fö rd e rte diese Bewegung durch Massnahmen und Anordnungen auf216


dem G ebiete der Spielplatzbeschaffung, B ew illigungvon ausreichenden Beihilfen zur Pachtungder Plätze, Beschaffung von Spielgeräten, Stiftungvon W anderpreisen usw. Schon 1908 konntenin Oberschlesien Schulmeisterschaften im Schlagballdurchgeführt werden, an denen sämtlicheKreisschulinspektionen teilgenom m en haben.Der aus der Schule entlassene sportbegeisterteNachwuchs bildete dann die G rundlage füreine kräftige Entfaltung und gesunde Entwickelungder Spielvereine im „Oberschlesischen SpielundEislaufverband“ . 90 % der ländlichen O rtehat er erfasst, und 1922 zählte der Verband720 Vereine m it 45 000 M itgliedern. M eilensteinea u f dem W ege der grossen Entwickelungsind die Erfolge beim X. Deutschen Spielkongress1909 in G leiw itz, die Erringung des DeutschenKampfspielmeisters im Schlagball bei den DeutschenKampfspielen 1926 in Köln und 1930 inBreslau, die Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften1929 und 1933 in O ppeln, die umfassendeM itw irkung in der Abstim m ungszeit und in derA bw ehr der Insurgentenaufstände. Nach der ZerreissungOberschlesiens übernahm „S pielvaterMünzer“ 1923 in W estoberschlesien nur noch272 Vereine m it 13000 M itgliedern. Durch seinvorbildliches Schaffen und seinen opferfreudigen,_ . . . „ ... , . .... persönlichen Einsatz baute er den Verband„S pielvater M ichael M unzer w ieder auf, so dass er 1933 in 62 Bezirken w iederüber 556 Vereine zählte. Der Verband w urde zur grössten oberschlesischen O rganisation fürLeibesübungen, Jugendpflege und V olksbildung und dam it zu einem ausschlaggebenden Faktorin der oberschlesischen H eim atpflege und Kulturarbeit. _In den 4 Jahrzehnten zielbewusster V erbandsführungund erfolgreicher G renzlandarbeit hat Spielinspektor Münzer von Bismarckhutteaus fü r Oberschlesien rühmenswerte Leistungen vollbracht. Er hat die Leibesübungen zur V olkssittegemacht, in Oberschlesien eine gesunde, starke und tap fe re G eneration deutscher V olksgenossenerzogen und im gefährdeten G renzland deutsches Volkstum erhalten, gestützt, gefestigt,also seine 1900 aufgenom m ene Grenzlandm ission vo ll erfüllt.Als sichtbares Zeichen des Dankes hat M ichael Münzer von höchsten Stellen desReiches und der Heim at in den letzten Jahren aussergewöhnliche Ehrungen und Anerkennungenerfahren. Reichsminister Rust ehrte ihn fü r hervorragende Verdienste auf dem G ebiete derJugenderziehung durch Auszeichnung mit der „A dolf-H itle r-P la kette “ , Landeshauptmann Adamsliess durch den Bildhauer Breitenbach eine Bronze-Büste Münzers schaffen und im Landeshausin Breslau aufstellen, der Oberschlesische Spiel- und Eislaufverband hat seinem G ründerund Führer am Stammhaus in Zülz eine M arm or-G edenktafel anbringen lassen, die nicht vergessenlässt, dass „A us diesem Hause Spielvater M ichael M ünzer stammt, der Schöpfer der oberschlesischenSpielbewegung und O rganisator deutscher Volks- und Jugendspiele in Schulen undVereinen“ . Diesem oberschlesischen Volkstum skäm pfer, der von 1896 bis 1938 in Königshütte-Bismarck gelebt, ge w irkt und geschaffen hat, bis er, von den Polen verfolgt, ins Gefängnis geworfen und schliesslich ausgewiesen wurde, hat nun auch Königshütte ein Denkmal gesetzt, indemdie Teschener Strasse in „M ichael - M ü n z e r - Strasse umbenannt worden ist. Die <strong>Stadt</strong> hatdadurch nicht nur einen verdienstvollen Mann geehrt, sondern auch sein oberschlesisches Lebenswerk w ürdig anerkannt und der N achw elt in dankenswerter Erinnerung erhalten.217


Die alten Bau- und Kunstdenkmäler von Königshütte.Von Ernst K o e n i g e r. —• Schlesisches Grenzlandm useum in Beuthen O/S.Im Rahmen einer kurzen Uebersicht über die alten Bau- und Kunstdenkmäler von Königshütte,die in fo lg e des jugendlichen A lters der O rtsgründung nur w enige an Zahl sind, muss an ersterStelle auf die ursprünglichen Bauten jener industriellen A nlage hingewiesen werden, die derKristallisationspunkt der heutigen <strong>Stadt</strong> geworden ist und ihr auch den Namen gegeben hat: dieKönigshütte. Zw ar sind die alten Hochöfen, Giesshütten, Maschinenhäuser, Begichtungstürme undSchornsteine der raschen Entwicklung der Industrie zum O p fe r gefallen und mussten Neubautenweichen, aber in den alten Zeichnungen und Ansichten stehen ihre architektonischen Formen nochheute v o r unseren Augen. Die Entwürfe zu der auf Betreiben des Schöpfers des modernen oberschlesischenBergbaues und der Industrie, des G rafen Friedrich W ilhelm von Reden, 1797 vomStaat gegründeten Hütte, die zunächst nur m it zwei Hochöfen geplant w ar, dann aber mit vierenerrichtet w urde und lange Zeit als die vorbildlichste A nlage auf dem europäischen Festlande galt,stammen von dem in der M ark Brandenburg gebürtigen Johann Friedrich W edding, dem bedeutendstenA rchitekten vie ler oberschlesischer Industrieanlagen — z. B. auch der G leiw itzer Hütte —in Zusammenarbeit m it dem schottischen Ingenieur John Baildon. Das bahnbrechend Neue undBedeutende hieran ist die von dem technischen Zweck allein bestimmte G esam tanlage und Zueinanderordnungder einzelnen industriellen G ebäude. Ihre klare Ü b e rs ic h tlic h k e it und symmetrischeA nordnung bestimmt aber auch entscheidend den architektonisch-künstlerischen Ausdruck,der noch durch eine vo r allem in den Proportionen sorgsam aufeinander abgestim m te Formengebungder einzelnen Bauteile gesteigert w ird. Die strengen klassischen Einzelformen des erstenEntwurfes mussten dann aber auf persönlichen Wunsch des G rafen Reden in der Ausführung g o tisierendenSchmuckformen, w ie v o r allem der S p itzb ögen'b ei der Gestaltung der Fassaden, G iebel,Portale, Fenster mit ihrem Masswerk und den durchbrochenen Helmen der G ichttürm e weichen.Der vom Technischen her bedingten Zweckmässigkeit dieser frühen Industrieanlage ta t jedoch dieseA bänderung, die fü r den beginnenden historisierenden Kunstgeschmack kennzeichnend ist, keinenwesentlichen Abbruch. Der schöne Steindruck von Knippel aus der M itte des vorigen Jahrhunderts(Siehe Seite 36) verm ittelt uns ein anschauliches Bild von der fü r die dam alige Zeit gewaltigenW erksanlage.Die im gotischen Spitzbogen ruhenden technischen M öglichkeiten der konstruktiven Ueberdachunggrösser W erkhallen wurden in der 1825 neben der Königshütte errichteten ZinkhütteLydognia ausgenutzt A lte fotografische Aufnahm en des heute nicht mehr stehenden Gebäudeszeigen eine w eiträum ige langgestreckte Halle, die aus hölzernen Bohlenbindern konstruiert ist, derenfortlau fend spitzbogiges Aufwärtsstreben durch in gleichen Formen gemauerte Versteifungsbögenrhythmisch unterbrochen w ird. Der auftretende leichte Seitenschub der Bögen w urde am Aussenbauvon gemauerten Strebepfeilern aufgefangen. Eine auf dem Dachfirst über die ganze Länge desGebäudes_ sich erstreckende Laterne sorgte fü r Rauchabzug und Beleuchtung zugleich. Für die ausZweckbestimmung und Baum aterial sich ergebende kla re Konstruktion einer technischen A nlagew a r der Bau ein M usterbeispiel in dieser frühen Zeit des oberschlesischen Industriebaues.Von den 1799 errichteten W ohnhäusern der alten Hüttenkolonie stehen nur noch fü n fin der Kalidestrasse, die übrigen mussten den stillosen Mietskasernen des 19. Jahrhunderts Platzmachen. Es sind schlichte, anspruchslose Putzbauten, die zw ar ausgeglichene Verhältnisse zeigen,aber in ihren bescheidenen Ausmassen m it nur zwei Geschossen den noch vorw iegend ländlichenC harakter der ersten Industriegem einde erkennen lassen. An dem einfachen Eckhaus Kalidestrasse—Hindenburgstrasse m it dem durchlaufenden Gesims zwischen den beiden Geschossen und denzarten Putzrisaliten in den beiden Türachsen erinnert eine Tafel daran, dass hier am 8. Februar 1801Theodor Kalide, einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 19. Jahrhunderts, geboren wurde.Unter den Kirchenanlagen der <strong>Stadt</strong> ist die in der N ähe der Hütte auf einer Anhöhe gelegeneElisabeth-Kirche die älteste, die ihren Namen nach der Königin Elisabeth, der Gem ahlin218


Friedrich W ilhelm IV., erhielt. Entgegen einem Projekt des O berbauinspektors Lehmann, einemSchüler und späteren M itarb eite r des schon genannten A rchitekten W edding, das einen Kirchenbauin gotisierenden Formen vorsah, entw arf Karl Friedrich Schinkel, als O berlandsbaudirektor derhöchste preussische Baubeamte und Führer des gesamten Bauwesens in den preussischen Provinzen,einen zentralisierenden Bau in der G rundrissform <strong>eines</strong> Kreuzes m it gleichlangen Armenund einem v o r die Hauptfassade vorgezogenen, freistehenden G lockenturm . Die Einzelheiten, wiedie rundbogigen Fenster, die Kasettierung in der W ölb ung der Altarnische, die horizontal durchlaufendenPutzbänder und Gesimse im Innenraum und am Aussenbau, die cam panileartige G estaltungdes Turmes m it dem stumpfen Helm lassen gewisse Anregungen von italienischen V orbildernerkennen. Der trozdem selbständige und eigenw illige Entwurf Schinkels kam aber infolge W id e r­standes des Hüttenamtes nicht zur Ausführung, sondern der Kirchenbau w urde nach einem mehrfachabgeänderten Entwurf des A rchitekten Soller in den Jahren 1840— 1844 in gotischem Stil a u f­geführt. Das äussere Bild des Baues w ird von der Hauptfassade m it dem Radfenster über demspitzbogigen Portal und den beiden flankierenden Türmen bestimmt, die nur w enig m it einemGeschoss über die G iebelhöhe hinausreichen. Die Betonung dieses obersten Geschosses m it derGlockenstube durch Rahmung der W andflächen, die m ehrfache A btreppung der grossen spitzbogigenSchallöffnungen, die zinneartigen Eckbetonungen m it der dazwischen gefügten Masswerkbrüstung,die kurzen, dünn und zierlich wirkenden Helmspitzen, die dünnlinigen Gesimse undFensterverdachungen, alles das ist kennzeichnend fü r die gegenüber der M eisterschaft <strong>eines</strong> Schinkeldoch künstlerisch schwächeren Anwendungsweise historisierender A rchitekturform en durch Soller.Der einschiffige saalartige Innenraum m it flacher Holzdecke, kleiner Apsis fü r den A lta r und Emporenan den Langseiten erhält seinen besonderen, landschaftsentsprechenden Schmuck durcheiserne Brüstungsfüllungen an den Emporen m it gotisierenden O rnam enten und durch einen g o tischenTaufstein aus Gusseisen, die in der G leiw itzer Hütte gegossen sein dürften. Von daherstammen auch das grosse gusseiserne Kreuz vo r dem H auptportal und einige alte G rabdenkm äleraus gleichem M aterial auf dem die Kirche umgebenden Friedhof.Die B arbarakirche und die Hedwigskirche rücken als Bauwerke, die erst nach der M ittedes vergangenen Jahrhunderts entstanden sind, schon fast aus dem Kreis einer historischen Betrachtung.Erstere w urde in den Jahren 1851/52 als gotischer Bau m it Q uerschiff und einem Turmv o r der Hauptfassade (vollendet erst 1859) nach einem Plan des Königshütter Bauinspektors G ottgetreuaus Sandstein errichtet und in den Jahren 1894/95 nach einem Entwurf von Baurat Jackischerheblich erw eitert. Die Hedwigskirche, eine Basilika unter Anlehnung an romanische Stilform en,wurde erst in den Jahren 1873/74 erbaut.Aus der zweiten H ä lfte des 19. Jahrhunderts stammt auch das Rathaus, dessen G rundsteinam 16. Juli 1874 gelegt und das 1876 vollendet wurde. In den Jahren 1929/30 w urde eserheblich erw eitert und erhielt seine heutige äussere G estalt mit dem turm artigen Eckbau.Die auf der Höhe des Redenberges gegenüber dem Redendenkmale liegende St. Laurentius-Schrotholzkircheist nicht an O rt und Stelle errichtet worden, sondern wurde erst im Jahre 1938aus dem D orf Knurow südlich von G leiw itz hierher übertragen. Ihre erste urkundliche Erwähnunggeschah 1447, der Bau selbst stammt aber erst aus dem Jahre 1599. Er ist zw ar aus seinem sinnvollen,ortsgebundenen Zusammenhang genommen, doch bleibt er auch hier über den rauchendenSchloten des Industriegebietes noch ein bemerkenswertes Denkmal jener, auf den W aldreichtumder oberschlesischen Landschaft beruhenden Holzbaukunst, in der sich in bodenständiger Ueberlieferungeine uralte Bauweise durch die Jahrhunderte fast unverändert w e iter erhalten hat.Entgegen der polnischerseits immer w ieder erhobenen falschen Behauptung, dass der Schrotholzbau,d. h. das Bauen m it behauenen, w aagerecht aufeinander gefügten und an den Eckenm iteinander verbundenen Stämmen, eine ausschliesslich slawische A ngelegenheit sei, genügt es,in diesem Zusammenhang schon auf die auch hier vorhandene G liederung des Kirchenbaues inein fast quadratisches Langhaus und einen eingezogenen, polygonal geschlossenen Chor m it derseitwärts anstossenden Sakristei hinzuweisen, eine G liederung, die auf den m ittelalterlichen deutschenMassivbau zurückgeht. Die Konstruktionsweise des v o r der Kirche stehenden Turmes vollends220


Zinkhütte Lydognia 1825 neben der Königshütteerrichtet. A rchitekt wahrscheinlich W edding.Harmonisches Zusammengehen der konstruktivenForm des Bohlenbinders mit den gotischen Bögendes M auerwerkes, das hier die Q uerversteifungbildet. Etwa auftretender Seitenschub w ird vonden niedrigen Strebepfeilern aufgenommen. Hierfindet man die durchlaufende Laterne, die gleichzeitigals Rauchabzug und H auptlichtquelle dientund ihren konstruktiven H alt durch das Auskragender am First überplatfeten Bohlensparren erhält.221


als Sfänderbcu aus schräg nach innen geneigten,untereinander vei strebten Balken, die nach aussenzu verschindelt sind, ist dem slawischen Holzbaufrem d und sicher von den deutschen Siedlerneingeführt. Sie entspricht tro tz gewisser konstruktiverVerschiedenheiten dem nordgermanischenMastenbau, dessen m ittelalterliche G estaltung dieskandinavischer, Stabkirchen darstellen. Die malerischeW irkung des Aussenbaues in seinem w a r­men, dunklen Holzton, w ird noch verstärkt durchdie tiefe Schatten w erfenden Flugdächer, dieLanghaus w ie Chor umziehen und als W e tte r­schutz der G rundbalken und unteren Aussenwändedienen. Die G estaltung der Türumrahmungen inden spätgotischen Formen des Vorhang-, Eselsrücken-und Kleeblattbogens ist kennzeichnendfü r das lange Nachleben der Stile in der oberschlesischenKunst, hier des gotischen bis gegen1600, zu dem das lange N achw irken des Barockbis in das 19. Jahrhundert hinein das Parallelbeispielaus der N euzeit bietet.A u f der Höhe des Redenberges, der einen tsfumfassenden Blick auf Königshütte m it seinenIndustrieanlagen gewährt, steht das künstlerischw ie historisch gleich bedeutsamste Denkmal der fft<strong>Stadt</strong>, das Standbild des G rafen Friedrich W ilhelmvon Reden, der als D irektor des SchlesischenO berbergam tes der Begründer des Staatsbergbauesin, Oberschlesien gew orden ist. Ein Söhn 1 t1,der <strong>Stadt</strong> ist der Schöpfer des W erkes: TheodorK alide, der, ein Schüler der Berliner Bildhauer 1 i s£Rauch und Schadow, zu den bedeutendsten deutschenBildhauern aus der Zeit des Uebergangesvom Klassizismus zur realistischen Darstellungsweisezählt. Von ihm stammt auch in Königshüttedie Brunnengruppe des „K naben m it dem Schwan“ . ,aus Zinkguss, in der er realistische W irklichkeits- £Wiedergabe m it einer gewissen klassizistischenForm englätte und -kühle verbindet. Sie wurdezuerst im A ufträge König Friedrich W ilhelm III.fü r den C harlottenburger Schlosspark in Bronze1ftSchrotholzkirche St. Laurentiusauf dem Redenberge.ausgetunrt usgeführt una und dann aann mehrfach menrracn nachgegossen._ nacngegossen. 1850 iödu begann Kalide nicht zuletzt auf Anregungs<strong>eines</strong> Schwagers, des oberschlesischen Industrielbn Franz W inckler, die A rb e it am Redendenkmalund vollendete sie 1852. Die erste Fassung sah an der V orderseite des Sockels ein rundes Reliefmedaillon m it der Darstellung <strong>eines</strong> kleinen nackten Knaben, <strong>eines</strong> Berggenius, der eine ErzstuFeem porhebt, vor. Der aus geführte Sockel beschränkte sich aber a u f die Inschrift. In m eisterhafterW eise hat der Künstler das M odell zum Standbild, das in der G leiw itzer Hütte in Bronze gegossenw urde, geschaffen. Hoch aufgerichtet und nach den Stätten s<strong>eines</strong> W irkens schauend, setztder in m alerischer Bergmannstracht Dargestellte den Fuss auf eine Erzschwelle, seine linke Handruht auf dem über das Knie gebreiteten Plan und die Rechte hält die Bergmannsbarte. In deridealisierenden Gesamtauffassung der Persönlichkeit, die sich neben der Haltung am stärkstenim A n tlitz ausspricht, und einer dam it sich doch w irkungsvoll verbindenden realistischen Durch­222


ildung der Einzelheiten o ffe n b a rt sich eine künstlerische Leistung, die über die bildhauerischeTradition der Rauch’schen W erkstatt hinaus zu durchaus selbständiger grossartiger Lösung desDenkm alproblem s gelangt. In der Inschrift des Sockels spiegelt sich neben dem besonderen G e­schick des Monuments zugleich auch das ganze Schicksal des nunmehr von frem der Herrschaftbefreiten Ostoberschlesien:„1852 setzten dieses Denkmal dem Begründer des schlesischen Bergbaues die dankbarenG ruben- und Hütten-G ewerke und Knappschaften Schlesiens.1939 stürzten es Polen in blindem Hass.1940 richtete es nach dem Siege Grossdeutschlands das w erktätige Schlesien w ieder auf."L i t e r a t u r :1. Hugo M ohr, Geschichte der <strong>Stadt</strong> Königshüfte. Königshüffe 1890.2. Joh. Chrzqszcz, Festschrift zur 50 jährigen Jubelfeier der kathol. St. Barbara-Pfarrgem eindein Königshütte. Königshütte 1902.3. M artin Zawada, Bericht über die Entwicklung der ev. Kirchengemeinde Königshütte. Königshütte1895.4. Rudolf C arnall, Das Denkmal des Staatsministers G rafen von Reden bei der Königshütte inOberschlesien. Berlin 1854. Sonderabdruck aus der Zeitschrift f. d. Berg-, Hütten- und Salinenwesen.Bd. 1.5. Kurt Bimler, Die erste Fassung von Kalides Redendenkmal in Königshütte. Der Oberschlesier,Jg. 8, 1926. S. 760 ff.6. Kurt Bimler, Die Industrieanlagen in Oberschlesien. Die neuklassische Bauschule in Schlesien.H eft 3. Breslau 1931.7. Hans Joachim Helm igk, Oberschlesische Landbaukunst um 1800. Berlin 1937.8. Ernst Königer, Kunst in Oberschlesien. Breslau 1938.9. G ünther Grundm ann, Deutsche Kunst im befreiten Schlesien. Breslau 1941.223


Ein Vorschlag vonWanderungen ins Grüne.Dr. Franz Pfützenreiter, D irektor des Schlesischen Grenzlandmuseumsin Beuthen O/S.„H eute w ie einst ist die N a tu r in W a ld und Feld des deutschen VolkesSehnsucht, Freude und Erholung.“(Aus dem Vorspruch des Reichsnaturschutzgesetzes.)W o heute im Gleichmass der A rb e it Maschinen ächzen, Räder surren, Hämmer pochen,starre Fördertürm e und spitze Schlote gen Himmel steilen, gew altige W erksbauten sich dehnenund die W ohnungen der Menschen sich zu Steinlabyrinthen türmen, erstreckte sich bis vor 150Jahren noch ein flachw elliges Hügelland m it rauschenden W äldern, fruchtschweren Ackerbreiten,grünen W iesen und glitzernden Bächen. Der Sommerwind schlug W ogen im Halmenmeer der Felderund flüsterte in den Kronen der Bäume. Vogelgezw itscher erfüllte Baum und Busch, bunteSchmetterlinge gaukelten über blum igen Rasen. Die Menschen wurden dessen kaum bewusst.Sie werkten in den Tag hinein als Bauern auf dem Felde oder als Tagelöhner im W ald e. Indessstählten sich ihre K örper in Luft und Sonne.W enige Menschenalter haben genügt, um dieses Bild ländlichen Friedens grundlegendzu verändern. Als breiter Streifen zieht der Industriebezirk von W est nach O st durchs Land.Unter seinem versengenden Hauch erstarb die Natur. W ie ein schwerer A lb legt sich ein finstererSchwaden über die Erde und trübt den klaren Blick der Sonne. Die kümmerlichen Reste, die vomW ald e übrig blieben, siechen dahin, auf den Feldern türmen sich nackte Halden, die klaren Bächevon ehedem sind durch Abwässer verdorben, und kein Leben ist mehr in ihnen. Die Menschenballten sich auf engstem Raume immer mehr zusammen. Sie vollbrachten W under der Technik,während ihnen die W under der N atur entschwanden. Und doch lebt in ihnen die grosse Sehnsuchtnach der N atur, mehr als in den Bewohnern reizvollere r Landschaften, die sich dessen garnicht bewusst werden. Der schmale Blumenkasten vor dem Fenster, der kleine Sänger im Käfig,der Fisch im G lasbehälter sind Ausdruck dieses Sehnens, mehr noch die erfreuliche Erstarkungdes Schrebergartengedankens. Die <strong>Stadt</strong>verwaltung ist sich ihrer Pflicht bewusst, dass die Hegeund Pflege jedes Grünstreifens, jedes Einzelbaumes oder Strauches im G ew irr der Häuser geradehier eine Lebensnotwendigkeit bedeutet. Sie behütet die grösste und schönste grüne Insel vonKönigshütte, den Redenberg, mit besonderer Liebe und S orgfalt. Sie betrachtet es auch als eine ihrerwichtigsten Zukunftsaufgaben, für die Schaffung neuer G rünanlagen in der <strong>Stadt</strong> und rings um sieherum Sorge zu tragen.So w ichtig und so w e rtvo ll diese künstlich gehegten und gepflegten Anlagen auch sind,so können sie doch dem tiefen Drang des schaffenden Menschen nach Entspannung, Ruhe undFrieden nicht genügen. Es zieht ihn m it allen Fasern s<strong>eines</strong> Herzens nach einem Fleckchenmöglichst unberührter N atur, in der sich alles Leben noch nach den alten ehernen Gesetzenin ruhigem G leichgew icht vollzieht, w ohin kein Lärm der A rb e it dringt, w o sich die W underw elfder Blumen im Jahreszeitenwechsel ganz von selbst erschliesst, w o das G ezweig e rfü llt ist vonVogelgesang, w o sich Käfer und Falter tummeln und die frische W a ld lu ft Herz und Lungen weitet.Noch haben w ir diese Inseln des Friedens auch in erreichbarer N ähe von Königshütte, nur derW eg zu ihnen ist manchem unbekannt geworden. Deshalb soll auf die wichtigsten und lohnendstenAusflugsziele hier kurz hingewiesen werden.Von W est nach O st begleiten im N orden und im Süden zwei breite w aldreiche Gürte!das Industrieland. Ihre schönsten Punkte sind teils zu Fuss oder zu Rad, teils mit Autobus, StrassenoderEisenbahn als bequeme Tagesziele erreichbar. Es ist hier nicht der Raum, und es ist auchnicht Sinn und Zweck dieser Zeilen, W anderw ege festzulegen und langatm ig Einzelheiten zu beschreiben.Dem Erholungsbedürftigen sollen nur Ziele gewiesen werden. W e r dann m it offenemHerz und offenen Sinnen w andert, bedarf k<strong>eines</strong> weiteren Führers mehr.224


IrU zthescl& cferO O d tc L ^ ^Q u ic to io a C c COHINOENBURG. AA * A A A AA A A NEUDECk.^ ^ R E P T E N/v a aJ ig k h n a ldAA A A A AA A ...........................V A A AJ %. te TisMCLtd.* )a .lo LA A A A A,o-JO S E F sta l,BEUTHENÄjröNIGSHÖTTE^MAKOSCHAUAA ^A A. KLODNITZq k a t t o v it z^ - e m a n u e l s s e g e n/ \ A ® ABUJÄKOV ^~~A


estaunt der Baumfreund die mächtigen U eberhälter der Buchen, von denen sich noch Riesenmit 4— 5 m Stammumfang und einem A lte r von einigen hundert Jahren finden. A u f dem Bodenentfalten die verschiedenartigsten Kräuter ihre Blötterteppiche m it bunten Blumenmustern. Streckenweisespinnt das Frühlingslabkraut seine zartgelben Schleier, schneeweiss leuchten die Blütentraubendes Bärenlauchs, der sich bei rücksichtslosem Z u g riff durch seinen w iderlichen Knoblauchdufträcht. Später im Jahre erscheint der zierliche Siebenstern, und das W ald b in g e lkra u t bildetganze Rasen. Immer neue Entdeckungen macht der aufmerksame Beobachter. W enn er gar diepurpurrot blühende drüsige Zahnwurz trifft, dann ist er einer der seltensten Erscheinungen unsereroberschlesischen Pflanzenwelt begegnet. N icht m inder reich ist die Tierw elt dieser W äld er. Ihregrösseren und schnelleren V ertreter, namentlich die leichtbeschwingten V ögel, fliehen zw ar vorlärmenden Ausflügerscharen, aber der stille und aufmerksame Beobachter w ird auch hier mancheseltene Entdeckung machen. Sogar die farbenprächtige Blaurake oder M andelkrähe ist hier nochBrutvogel.Ehemals begleiteten ähnliche W ä ld e r die K lodnitz und ihre Nebenbäche zu beiden Seiten.Heute bieten nur noch Teile zwischen K lodnitz und Makoschau einen reicheren Naturgenuss. Hierin der feuchten N iederung treten uns andere W a ld b ild e r entgegen als im Hügellande. Nam entlichder Frühling w a rte t hier m it manchen Ueberraschungen auf. O ft deckt noch Schnee den Boden,da spriesst schon das Schneeglöckchen em por, das hier noch einen letzten natürlichen Standortim Industriegebiet hat. Bald darauf leuchten aus dem kahlen Geäst die purpurroten Blüten desgiftigen Seidelbast. Zwischen dreilappigen Blättern entfaltet das Leberblümchen seine blauenBlütensterne. Dann fo lg t das ganze Heer der w eniger auffallenden aber nicht minder interessantenFrühlings- und Sommerblüher des feuchten W aldbodens. W e r gew ohnt ist, m it offenen Augendurch die N atur zu gehen, der w ird auch hier immer auf seine Kosten kommen.Recht anm utige Landschaftsbilder bietet die „B ujako w er Schweiz“ östlich und südlich vonBujakow. Das abwechslungsreiche G elände verlockt zu ausgiebigen W anderungen. Kahle undbew aldete Höhen wechseln m it schattigen Tälern und Schluchten. Den schönsten Punkt der Landschaftbildet hier der Laurentiusberg dicht östlich von Orzesche m it seiner herrlichen Rundsichtüber die w eitere Umgebung.V or den Toren Hindenburgs locken der G uidow ald und der M athesdorfer W a ld m it seinemschönen Freibad. Diese W aldparklandschaften leiten uns hinüber auf die N ordseite des Industriegebietes.H ier wächst die <strong>Stadt</strong> Beuthen m it ihren Gruben und Häuserreihen in den <strong>Stadt</strong>waldhinein, der unverm ittelt in den parkartig erschlossenen Kreiswald übergeht. Nach N orden undW esten fo lg t dann eine Landschaft, die zu den schönsten W inkeln im Industriegebiet gerechnetwerden muss. Zw ar ging hier seit Jahrhunderten der Bergbau des Beuthener Landes um, aberer hat die N a tu r nicht verdrängt, sondern sie noch bereichert. O b man in dem hügeligen G eländezwischen Trockenberg, B obrow nik und Alt-Repten w andert, oder den W eg durch den herrlichenSegethwald nimmt, überall türmen sich w ie riesige M aulw urfshügel die Pingen als Zeugen desalten G alm eibergbaues. Und ebenso m annigfaltig w ie die Bodenformen ist das Pflanzenkleid derLandschaft. Es lässt sich nicht m it wenigen W orten sagen, was die N a tu r an M an nigfaltig keitin Farben und Formen fast verschwenderisch auf diesem engen Raum zur Schau trägt. Die seltenstenV ertreter unserer heimischen Pflanzenwelt treten uns hier entgegen.U nm ittelbar hinter Alt-Repten erstreckt sich der grösste Park Oberschlesiens, der 1000M orgen grosse Reptener Tiergarten. Sein Kernstück bildet ein m it vielen frem dländischen Bäumenund Sträuchern durchsetzter Kunstpark, der m it feinem Geschmack in die herrliche natürlicheW aldlandschaft eingebettet ist. Den Park diftchfliessf in einer reizvollen Talschlucht_ die jungeDrama. Dicht westlich des Parkes befindet sich das M undloch des grossen Friedrich-Stollens,durch den die G rubenanlagen zwischen Repten und Tarnow itz entwässert wurden.Der W a ld g ü rte l um das Industriegebiet schliesst sich dann durch die ausgedehnten ForstenHugohütt'e Und Ö strosnitza zwischen T arnow itz Und dem B rinitzatal, W e r die W aldeinsam -226


Im Redenberg-Parkke'it fernab vom A lltagslärm sucht, der fin d e t sie hier in reichstem Masse. Die Verbindung zw i­schen diesen stillen Forsten und den kleineren W ald partien auf dem hohen westlichen Brinitzauferbei K ozlow agora und Josefstal bildet der 500 M orgen grosse Park von Neudeck mit seinenherrlichen Baumriesen.So schlingt sich ein fast ununterbrochenes grünes Band rings um die Industrielandschaftund bietet viele M öglichkeiten zu abwechslungsreichen W anderungen. A ber w ir w ollen unsereUebersicht nicht ohne ein ernstes M ahnw ort schliessen. Die deutsche Landschaft ist Gem eingutunseres Volkes. Der Zweig an Baum und Strauch, die Blume am W egesrand sind fü r alle daund nicht als Freibeute fü r den Eigensüchtigen. Die N a tu r in Feld und W a ld bleib t nur so langein ihrer Stille, Reinheit und unberührten Schönheit erhalten, w ie jeder einzelne sich seiner V erpflichtunggegen die Volksgem einschaft bewusst bleibt.227


Königshütte und die Beskiden.Von Heinrich Kutz — Kattow itz.Der oberschlesische Industriebezirk und insbesondere die Umgebung von Königshütte istarm an landschaftlichen Schönheiten. Daher ist es ein Gnadengeschenk der N atur, dass sie demMenschen, der die schwerste A rb e it leistet, dem Berg-' und Hüttenmann, ein G ebirge von aussergewöhnlicher Schönheit in der Nähe bescheert hat: Die Beskiden. Die Beskiden haben imostdeutschen Raum in Zukunft eine besondere A ufgabe zu erfüllen. Sie sind die Lunge des oberschlesischenIndustriebezirkes. Die Struktur der Beskiden ist so m annigfaltig, w ie dies selten beieinem anderen G ebirge der Fall ist. Von den lieblichen Höhen <strong>eines</strong> Thüringer W aldes, von dendunklen W äld ern des Schwarzwaldes und des Harzes bis zu den teilweisen alpinen Formen desRiesengebirges finden w ir hier alle Charaktereigenschaften der deutschen M ittelgebirge. Ihr höchsterBerg ist die Babiagora, die in w uchtiger Einsamkeit eine Höhe von 1725 m erreicht. Frühling,Sommer, Herbst und W in te r sind die Beskiden die ideale Stätte, in der der schaffende Menschaus dem Industriebezirk Erholung finden kann. Als W intersportgebiet werden die Beskiden wohlvon keinem M ittelg ebirge Deutschlands übertroffen. Von aussergewöhnlicher Schönheit ist jedochder Herbst in den Beskiden. Sind die grossen Sommerfrischen der Beskiden auch noch erst in derErschliessung, so haben sie sich dank der zielbewussten A rb e it ihrer Verw altungen seit der M achtübernahmeeinen guten Namen gemacht. Die O rte W eichsel, Schirk und Zwardon können heuteschon jeden Vergleich m it deutschen G ebirgsorten aushalten. Hierzu kommen noch eine grosseA nzahl kleinerer Gemeinden inmitten schönster Lage, die einst berufen sein werden, ebenfalls demErholungsuchenden U nterkunft zu gewähren. A u f den Kämmen bieten die Schutzhäuser des BeskidenvereinsTeschen und seiner Zweigvereine vielfache G elegenheit zum Uebernachten. Die W anderungenin den Beskiden werden in Zukunft unter den deutschen Bergsteigern einen Sonderrufgeniessen.Es ist selbstverständlich, dass ein Land von so aussergewöhnlicher Schönheit schon frühzeitigdie Menschen zum Besuch angelockt hat. Bereits v o r 50 Jahren haben sich in den Städtender Beskiden und des Vorgeländes Beskidenvereine gebildet. So besass auch die <strong>Stadt</strong> Königshüttev o r dem W eltkrie ge einen grossen Beskidenverein, der ein sehr reges Leben führte. Nachder A btretung der <strong>Stadt</strong> Königshütte an den polnischen Staat musste dieser Verein seine T ätigkeiteinstellen. Lange blieb die <strong>Stadt</strong> ohne Betreuung ihrer Bergsteiger. Die A rbeit, die der polnischeTatra-Verein in A n g riff nahm, konnte als w ertvolle A rb e it nicht angesehen werden und führtezu Schädigungen des Bergsteigerwesens. Da unternahm es im Jahre 1929 der Schlesische W in te r­sportverein in K attow itz, in Königshütte eine O rtsgruppe zu gründen, die in der Folge ein sehrreges Leben führte und besonders im Skisport beachtliche Leistungen aufwies. Leider w a r derDruck der polnischen Behörden auf die deutschen O rganisationen in Polen inzwischen so starkgeworden, dass sich auch hier in den letzten zwei Jahren v o r der Rückgliederung schwere Schädigungeneinstellten. Die Rückgliederung ins Grossdeutsche Reich hat auch hier einen grossen W andelgeschaffen. Der Schlesische W intersportverein hat seinen Nam en in „Beskiden- und W intersp ortverein“geändert. Herr Bürgermeister Dr. Killing bekleidet in diesem Verein das Am t des stellvertretendenVereinsführers. Der Verein ist dem Beskidenverein Teschen-Hauptverein beigetreten. Er w irdin Kürze in den Räumen des Verkehrsvereins der <strong>Stadt</strong> Königshütte eine eigene Geschäftsstellefinden. Das Schutzhaus auf der Boracza auf dem Prussow steht bereits je tzt den Königshütter Bergsteigernzur Verfügung. Ebenso die w eiteren Schutzhäuser säm tlicher Beskidenvereine. M it diesenTatsachen ist die G ew ähr fü r eine grosse, aufbauende Tätigkeit in der nächsten Zukunft gegeben.228


Königshütter Schutzhaus auf der Boracza auf dem Prussow.Die Beskiden sind von Königshütte bereits in w eniger als 2 Stunden zu erreichen. Als Bahnverbindungkönnen die Strecken Königshütte — Kattow itz — B ie litz— Zw ardon ferner Königshütte—K a tto w itz— Bielitz — G oleschau— W eichsel sowie die Anschlusstrecken dieser beiden Linien benutztwerden. Ebenso stehen dem Touristen gute Autostrassen über Bielitz und über Skotschau zur V erfügung,die ihn in wenig mehr als einer Stunde bereits an die Berge der Beskiden führen. Ein grosszügigerSonderverkehr der Reichsbahn, besonders am W ochenende, w ird zu gegebener Zeit demReisenden alle Bequemlichkeit der V erbindung bieten. Soll sich die gem einnützige A rb e it desBeskidenvereins zum grössten Nutzen des Bergsteigers und Skiläufers auswirken, so ist die M itarbeit jedes einzelnen notwendig. Er selber trä g t dabei den grössten Nutzen. Auskünfte erteiltder Verkehrsverein der <strong>Stadt</strong> Königshütte.229


Sic ötaör ißonigstiurtß har:5 2 0 0 b < ^ 6 c f a m f g c b i ß r155 000 £mniöt|iu?r u.^nmrfflairaer W>,5$ Jfnuicn 5J,5 %i i l m f m w o ^ t w r f l o f 1 I j a S t a d t g e b i e t_ß n r o o t i n e r a u f ! tja k b a n t f jp flrij«Fläche, Einwohnerzahl, Geschlechtsgruppen und W ohndichte.Die W ohndichte in Königshütte ist unerträglich hoch. A u f dem 670 ha grossen bebauten G eländeg ib t es W ohnblocks, in denen auf einem H ektar (10000 qm) 1300 Menschen hausen. Zum Vergleicheinige Zahlen: Gross-Berlin hat eine W ohndichte von 245 auf 1 ha; Breslau von 381; Duisburgvon 164; Köln von 252; Stettin von 274.230


Ö i e S t a d t lR o r u g s l i u t t c f a t Iß iU D o lin c rim flltcr unter ijatjrif%• 11 non l - ‘i > I i r « t f 7,« *• » ! ■ ► - » « m m m m v *" « » •«* « » » » » v *• « » **-» » i i i i l i l l M l i M alpwrAltersgruppen.231


Bit t£mn>olincr der Stabt lüömgsliutte verteilen |ttij aaftfruwrbsrätipfnufl|Y €»® dbÄ iMCanöroictfct^aft Bergleat* »rtnJlarbefter 2t«n «-0au Drrfuljr fil^orbtitcr Sonfr.jflrbeiter fjauagiljillVn ftaufra-n-Buroang. Silbft. ^anömirtur Beamtai-fteitfc#V*h 0,5% 0,9JÄ \7£%0.01S 7,% 0,061 *»>» 1,0» 11,3» 1,8» H7f. $4% 0,1*'« 3,»» S,J» i»,V» 1,9% 0,4» 1,7» 1,9% 6,1* 0 »Berufsgliederung der Bevölkerung.232


<strong>Stadt</strong> fioiugsljuttß: flactjc und ßoöcnbmutjung.iujamtflädfc 5 £00 t|a.W«f|irf!ßrll«nDie H älfte des <strong>Stadt</strong>gebietes ist als A ckerland ausgewiesen. Das A ckerland liegt auf G rubenabbaugelände.Dieses w ird zur Bebauung nicht freigegeben; es eignet sich höchstens zur landw irtschaftlichenNutzung. Die Ackerkrum e ist spärlich, der W asserhaushalt gestört; das W achstum w irddurch Russ und Rauch gehemmt. Viele Hektar versumpfen und veröden.16233


Die <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien liegt unter 50'18' n. Br. 18"57’ ö. L.ist der Redenberg m it + 321,78 m.Die höchste Erhebung234


Verzeichnis der Straßen, W ege und Plätzein Königshütte Oberschlesien.Die arabischen Zahlen hinter der Strassenbezeichnung bedeuten die Zugehörigkeit zumzuständigen Polizeirevier.Die römischen Zahlen hinter der Strassenbezeichnung bedeuten die Z ugehörigkeit zu deneinzelnen O rtsgruppen der NSDAP., DAF., NSV., BDO.AckerstrasseAdlerstrasseAdolf-Hitler-StrasseA dolf-H itler-P latzAgnetenstrasseAlbrechtstrasseAm A d o lf-H itle r-P la tzAm GaswerkAm RosengartenBahnhofsplatzBahnhofstrasseBahnschachtstrasseBankstrasseBarbarastrasseBergfreiheitstrasseBerggeiststrasseBergmannstrasseBertold-H i Idebra ndt-Str.Beuthener StrasseBielitzer StrasseBismarckhütter StrasseBismarckplatzBismarckstrasse24 XX25 X III21 / 24 X X I/X II/X V II21V III/V I/X X V IXVII23 V22 V21 X V II24 IX24 IX212122212221242221222524/252222XIXIx x n /x x v ii/x v iXVIIXVIII/IIXXI/XIIXXXIXVIIXXII /II/XVI/ IXV/XIXXvhi/ix/xx/vXXIVXVIIIII/III/XV/XIXBA nhalter W eg 23 XVIA nnabergplatz 23 IAnnenstrasse 22 XXIVA ntonienhof 23 XVIArndtstrasse 25 XXVAsternweg 24 VIAuenweg 24 IXAugustastrasse 22 XIAulockstrasse 23 IVBittkow er Strasse 23 V/IBlücherplatz 21 XVIBlücherstrasse 21 XVII/IXBochumer Strasse 25 XXIIIBoelkestrasse 25 XXIIIBornstrasse 25 XXM/XIIIBorsigstrasse 23 IBraunauer Platz 25 XXIIIBraunauer Strasse 25 XXIIIBreitenbachstrasse 22 IBrom berger Strasse 24 XVIBrotgasse 24 XXBrückenstrasse 21 XVIIBückebergstrasse 23 XVIBülowstrasse 21 VII/XIV%Bunsenweg 23 XVICharlottenstrasse22 XI/XXVIIDahlienwegDanziger StrasseDr. W agner-StrasseDietrich-Eckardt-StrasseEckertstrasseEichendorffplatzEichendorffstrasseEisenbahnstrasseEmil-Stolle-Strasse16*24 VI Dorfstrasse 23 XVI24 XXVI D ornfelder Strasse 21 VII24 XXVI Dzierzonstrasse 21 VII21 XXIcErnsdorfer W eg 23 I25 X21 XVI Erzweg 22 XV21 XVII Essener Strasse 25 XXIII25 XXV Erzwiesenweg 24 —24 XX235


Falkenstrasse 25 XIIIFreiheitsstrasse 21Feldstrasse 22 XIX Freikorpsstrasse 23Fliederweg 24 VIII Freilandkolonie 25Fliegerplatz 25 XXIII Freilandstrasse 25Florianstrasse 25 XXV Friedensstrasse 22Flurstrasse 24 XVI Friedrichstrasse 21Förderstrasse 24 — Friedrich-Karl-Strasse 25Freiheitsplatz 21 XVI Fröhlichstrasse 25FXVIIVXXVXXVXXIVXXI/XIIXIIIXXVGeneral-Höfer-Strasse 23 V/I G räfin-Laura-Strasse 23General-Roettig-Strasse 22 XXVII Grenzwachtstrasse 22Gerichtsgasse 21 XVI Grenzstrasse 25G logauer Strasse 24 XXVI Groschenstrasse 22Glückaufstrasse 23 XVI G rüner W eg 23Gneisenaustrasse 21/24 VIII/VI Grünstrasse 25Godullastrasse 22 XXIV Gudrunweg 24Goethestrasse 21 VII Gutenbergstrasse 21G ogoliner Strasse 23 V Gutsweg 23Grabenstrasse 22 I'I/XVLI nHagenstrasse 24 XXH ohenbirkener W eg 23Haldenweg 22 I H ohenlindener W eg 22Hans-Schemm-Strasse 21 VIII/IX Hohenzollernstrasse 25Hans-Grimm-Strasse 25 XIII Holteistrasse 22Hardenbergstrasse 21 VIII Horst-Wessel-Strasse 21/24Heinitzstrasse 21 VII Hubertuskolonie 25Herbert-Norkus-Strasse 24 VI Hubertusstrasse 25Herm ann-G öring-Platz 25 X Humboldtstrasse 25Hermann-Göring-Strasse 25 x /x x v Hummereistrasse 22Hindenburgstrasse 22 XII. lt. XXIV H üttenkolonie 25Immelmannstrasse 25 XXIII/XXVJahnstrasse 21 XVIIJohannesstrasse 22 XXIV1J1/KInnstrasse 25Josefstrasse 22Kalidestrasse 22 IXVIII»!!! Knappengasse 24Kamerunstrasse 25 XIII K ochlow itzer W eg 25Kantstrasse 21 VII Kohlengasse 22Kapellenweg 24 XX Kollmannstrasse 25Karlstrasse 21 XXI Kolonialstrasse 25K attow itzer Strasse 21 XVII/IX/XX/VII Koppelweg 25X IV Körnerstrasse 24Klimsasiedlung 24 X XIXVXIIIXIXVIIX YYVII/XIVXVIXVIXIXXXVxvn /viH /viXXVXXVXXVii/x v m /x x ivXIIIxxmXXIVXIXXIIIXXIIXXIII/XIIIXXIIIIVI236


Koseler StrasseKreuzstrasseKressenwegLadewigstrasseLandsberger StrasseLange StrasseLaurahütter StrasseLazarettstrasseLegion-Condor-StrasseLenzstrasseLeopoldstrasseM atthiashofer (M acziejkowitzer) StrasseMarienstrasseMasurenstrasseM echtaler StrasseMehlgasseNarzissenwegNeisser StrasseNelkenwegNibelungenstrasseOesterreicher Strasse22 XXVII Kruppstrasse 25 XXIII22 IlI/XV/XIX Kulmer Strasse 23 IV24 VI Kurze Strasse 22 XIXL22 XVIII/IIILessingstrasse 25 XXV25 X Lettow-Vorbeck-Strasse 25 XI25 X Liebig-Allee 23 XVI22 IV/V/F Lindenstrasse 24 XX22 XIl.'XXVI. XXVII Lobestrasse 21 XXI25 XI Loslauer W eg 25 X25 XXV Luisenstrasse 25 XI25 X Lüderitzstrasse 25 XIMM em eler Strasse 24 XXVI23 XVI Michael-Münzer-Strasse 25 X22 xxtv M ichalkow itzer Strasse 23 XVI23 IV M oltkestrasse 22 I'I/XVI22 XXII Mühlstrasse 24 XX24 XXN24 VI N ik o la ie r Strasse 25 X22 XXVII Nom iarkistrasse 22 XX24 VI \ Nordbahnstrasse 23 xv;21/24 XXO23 I O stlandweg 23 VPasewalker Strasse 24 XPisarskistrasse 23 IVPommernweg 24 XXVIPosener Strasse 23 IPoststrassePrimelwegPuddlerstrasse212422XXIVIXVIII/IIIRandstrasse 23 XVI Rosenheimer Strasse 25 XRathausstrasse 21 XVI Rosmarinweg 24 VIRatiborer Strasse 22 XXVII Roonstrasse 22 III/XVRedenstrasse 21 VII/XIV Rossberger Strasse 23 XVIReitzensteinstrasse 25 XI Ruhbergstrasse 22 XVRichthofenstrasse 25 XXIII/XIII Rüdigerstrasse 24 XXRobert-Koch-Strasse 21 VIII Rüttgerstrasse 25 XXIIIRosenstrasse 24 VI Rybniker Strasse 22 XXVII


Sandstrasse 24 IXSiemensstrasse 23 ISedanstrasse 22 XIX Sohrauer Strasse 25 XSeydlitzstrasse 21 IX Szczeponikstrasse 25 XISiegfriedstrasse 24 XXsSchSchachtstrasse 22 XI Schlesierstrasse 23 XXIVSchaffgotschstrasse 23 —. Schlieffenstrasse 22 XVIIIScharnhorststrasse 21 XVII Schorfheidestrasse 25 XSchenkendorfstrasse 22 III/XV Schönwälder Strasse 23 XVISchillstrasse 21 XVII Schreberweg 24 IXSchillerstrasse 21 VII Schützenstrasse 22 XX/XI/XXVIiSchimmelpfennigstrasse 21 XXI Schweizer W eg 23 VISchlachthofstrasse 22 XXII Schwertgasse 24 VISchlackenstrasse 22 XXII Schw ientochlow itzerSchlageterstrasse 23 V/I Kirchweg 22 XXVIIStahlstrasse 25 XXV Steinstrasse 24 VIII/IXSteigerstrasse 21 XIV Stollengasse 22 XITalweg 24 XXTem pelhofer Strasse 25 XITannenbergplatz 23 IV Thorner Strasse 24 XXVITannenbergstrasse 21/23 IV Tilsiter Strasse 24 XXVITeichstrasse 21 XIV Tulpenweg 25 VIUhlandstrasseStTU22 XVIViktoriastrasse 25 XIVon-Hülsen-Strasse 23 XVIVVorwerkstrasse 23 XVIWalderseestrasse 25 XI W erkstrasse 25 XXIIIW alter-Flex-Strasse 24 VI W iesenweg 24 XXWasserstrasse 22 I'I/XVI W ilhelm strasse 21 XXIW eim a rer W eg 21 VIWYorkstrasseY24 VIZ /VZechenweg 23 XVIZiethenstrasse l 21 IXZeppelinstrasse 25 XXIII Zöcklerstrasse 21 VI


Oben: Kreisleitung der NSDAP. Unten: Jungvolk. Trommler. 239


Nationalsozialistische Deutsche ArbeiterparteiGliederungen und angeschlossene Verbände im Kreisgebiet Königshütte OberschlesienKreisleitung:K reisleiter: W ilhelm Schneider (MdR).Dienststelle:Königshütte, Lobestr. 5, Ruf: 421 10 u. 421 11.Sprechstunden:M ontags und Donnerstags von 9 bis 12 Uhr.Äm ter:Lobestrasse 5, iRuf: 421 10 und 421 11Geschäftsführung, Propaganda - Am t, O rganisationsamt, Personalamt, Schulungsamt, Rechtsamt,Am t fü r Kom m unalpolitik, W irtschaftsberater,Rassenpolitisches Amt.NSV. Nationalsozialistische V olksw ohlfahrt e. V.A m t fü r V olksw o hlfah rt der NSDAP, Kreisamtsleitung der NSV. Kreisführung des W H W .und des Kriegshilfswerkes fü r das Deutsche Rote Kreuz. Lobestrasse 5, Ruf: 414 60.Sprechstunden: täglich von 9 bis 12 Uhr.A bteilungen:O rganisation: A llgem eine O rganisation, Ueberwachung der O rtsgruppen, Arntspersonaldienst,W H W .-H aus- und Strassensammlungen, Sachspenden, Kohlenversorgung, Frachtfreiheit.Statistik: NSV.-Statistik, W H W .-S tatistik. Fincmzverwaltung: NSV.-Finanzwesen (Buchhaltung,Kasse, Posteingang, Postausgang, Registratur, Einkauf, Betriebspersonal, Lohn<strong>buch</strong>halfung,M itgliederkartei), W HW .-Finanzwesen (Buchhaltung, Kasse, W H W .-Briefm arken,Spendenmeldestelle), Revision (NSV.-Revision, W HW .-Revision). W ohlfa hrtspfle ge undJugendhilfe: A llgem eine W ohlfa hrtspfle ge (Freie W ohlfa hrtspfle ge , Heim- und Anstaltswesen,S traffälligenfürsorge, Trinker-, W ander- und Bahnhofs-Fürsorge, Fürsorge fü r Blinde,Schwerhörige und G ehörlose, W ohnungsfürsorge), Familien- und Bittgesuche (A llgem eine’und M ütterfürsorge, M üttererholung, w irtschaftliche Hilfe) — Kindertagesstätten — Jugendhilfe(Allgem eine Jugendw ohlfahrt, Erziehungsberatungsstellen, offene Jugendhilfe, geschlosseneJugendhilfe, Patenschaften, Adoptionswesen) — Hitler-Freiplatz-Spende (Freiplatzbeschaffung, allgem eine Verschickung). Jugenderholungspflege (Kinderlandverschickung)— Heimverschickung, Ausland, Kreisgeschäftsstelle der Reichszentrale „LandaufenthaltFür <strong>Stadt</strong>kinder“ — Recht (Rechtsberatung, soziale W irtschaftsfragen, Stiftungswesen)— Schwesternwesen (NS.-Schwesternschaft, Freie Schwesternschaft der NSV., Reichsbundder freien Schwestern und Pflegerinnen) — Volksgesundheit. W erbung und Schulung:Presse-Propaganda-Schulung. Ernährungs-Hilfswerk.NS.-Frauenschaft.Kreisfrauenschaftsfeitung Königshütte Oberschlesien. Lobestrasse 5, Ruf: 418 90.Sprechstunden: täglich von 9 bis 12 Uhr.M ütterschule des Deutschen Frauenwerks. Poststrasse 3.NSBO. Nationalsozialistische Betriebszellen-Organisation. (s. DAF.)DAF.240Deutsche Arbeitsfront.1. Kreiswaltung Königshütte Oberschlesien der Deutschen A rbeitsfront.Adolf-Hitler-Strasse 1, II. Stock, Ruf: 413 36A bteilungen: Kreisobmann, O rganisation, Berufserziehung, Jugend, Frauen, Soziale Selbstverantwortung, Handel und Handwerk.Sprechstunden: vorm ittags von 8.30 bis 13 Uhr, nachmittags (ausser M ittw och und Sonnabend)von 15 bis 18 Uhr.


2. Rechtsberatungsstelle der Deutschen A rbsitsfront.Tarifrecht und Sozialfragen. A dolf-H itler-S trasse 1, II: Stock, Zimmer 5.Sprechstunden: fü r G efolgschaftsm itglieder:M ontags, M ittwochs und Freitags von 9 bis 12 Uhr,Dienstags und Donnerstags von 15 bis .18 Uhr.für Betriebsführer:Donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 16 Uhr.Eine Vertretung w ird nur übernommen, wenn durch V orlage einer Bescheinigung des Betriebsobmannesnachgewiesen w ird, dass eine gütliche Einigung im Betriebe nicht erzieltworden ist.3. Verwaltungsstelle Königshütte Oberschlesien der Deutschen A rbeitsfront.Adolf-Hitler-Strasse 1, Laden. Ruf: 413 36Sprechstunden: vorm ittags von 8.30 bis 13 Uhr, nachmittags (ausser M ittw och und Sonnabend)von 15 bis 18 Uhr.4. Berufserziehung und Betriebsführung der Deutschen A rbeitsfront.Kurse fü r Stenographie, Schreibmaschine, Buchführung und- handwerkliche Kurse; A nm eldungnur in der Kreiswaltung, Adolf-Hitler-Strasse 1.Uebungsstätten: Schule 2, Hindenburgstrasse 16,Schule 16, Beuthener Strasse 12,Schule 35, Braunauer Strasse 3.5. KdF. NS.-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ .a) Kreisdienststelle Königshütte Oberschlesien in der Deutschen A rbeitsfront.Adolf-Hitler-Strasse 1, !. Stock, Ruf: 409 36.A bteilungen: Kreiswart, Feierabend, Reisen, W andern, Urlaub, Volksbildungswerk, Sport,Kasse, KdF.-Wagen, Schönheit der A rbeit.Sprechstunden: vorm ittags von 8,30 bis 13 Uhr; nachmittags (ausser M ittwochs und. Sonnabends) von 15 bis 18: Uhr.Die Ortsdienststellen der NS.-Gemeinschaft „KdF.“ stimmen mit den O rtsw altungen derDAF. überein, (s. Ortsgruppen).b) Kartenverkaufsstelle der NS.-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ in der DeutschenArbeitsfront.K artenverkauf fü r Veranstaltungen, Theater- und Konzertringe, Anm eldung für Reisen,Volksbildungsw erk, KdF.-W agen usw.Am A d o lf-H itle r-P la tz 3 (Laden). Ruf: 405 15.Sprechstunden: vorm ittags von 8,30 bis 13 Uhr; nachmittags (ausser M ittwochs undSonnabends) von 15 bis 18 Uhr.c) Volksbildungsstätte Königshütte Oberschlesiender NS.-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ in der Deutschen A rbeitsfront.Kurse für Deutsch und Fremdsprachen, Arbeitsgem einschaften.. Anm eldung in der Kartenverkaufsstelle der NS.-Gemeinschaft „KdF.“ .Uebungsstätte: Schule 2, Hindenburgstrasse 16.Am t für Technik.Kreiswaltung Königshütte OberschlesienBraunauer Strasse 6. Ruf: 417 41.des NS-Bundes Deutscher Technik.241


Am t fü r Volksgesundheit.Kreisam tsleitung Königshütte Oberschlesien des Amtes fü r Volksgesundheit der NSDAP.Königshütte-Bismarck, Hüttenkrankenhaus, W erkstrasse 25. Ruf: 405 27.Am t fü r Kriegsopfer.NSKOV. N ationalsozialistische K riegsopferversorgung e. V. Kam eradschaft KönigshütteOberschlesien. Gneisenaustrasse 38. Ruf: 401 79.Sprechstunden: täglich (ausser Sonnabend) von 17 bis 19 Uhr.Am t fü r Erzieher.NSLB. N ationalsozialistischer Lehrerbund e. V. Kreiswaltung Königshütte Oberschlesien.Blücherplatz 3. Ruf: 416 28.Am t fü r Beamte.RDB. Reichsbund der deutschen Beamten e. V. Kreiswaltung Königshütte Oberschlesien.Poststrasse 4. Ruf: 422 23.SA. der NSDAP.Gliederungen:Standarte Königshütte Oberschlesien. Goethestrasse 17. Ruf: 42315.Sprechstunden: M ontags und M ittwochs von 9 bis 12 Uhr; Dienstags und Freitags von 15bis 20 Uhr; Donnerstags und Sonnabends von 15 bis 18 Uhr.NSKK. Nationalsozialistisches Kraftfahr-Korps.Sturm 11/M. 119. Steigerstrasse. Dienststunden: Freitags von 20 bis 22 Uhr.Sturm 12/M. 119. Bismarckschacht. M em eler Strasse. Dienststunden: Dienstags von 20 bis22 Uhr.f f . Sturm V/124 und VI/124. Standort Königshütte Oberschlesien. Lobestrasse 1.Sprechstunden: M ontags und M ittwochs von 18 bis 19,30 Uhr.NSFK. Nationalsozialistisches Fliegerkorps.Sturm 4/34 und 5/34 Königshütte Oberschlesien.„Haus der Flieger". Schimmelpfennigstrasse 6. Ruf: 401 02.Dienststunden: M ontags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 8,30 bis 13 Uhr und 14bis 17,30 Uhr. M ittwochs und Sonnabends von 8,30 bis 13 Uhr.HJ. Hitler-Jugend. Bann Königshütte (669).242DJ. Deutsches Jungvolk in der HJ. Jungbann Königshütte (669).BDM. Bund Deutscher M ädel in der HJ. Untergau Königshütte (669).JM. Jungm ädel in der HJ. Untergau Königshütte (669). Gneisenaustrasse 17a. Ruf: 400 05.Dienststunden: täglich von 11 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr.N achm ittag geschlossen.M ittw och und Sonnabend


O ben: Kreiswart Dumke / Standartenführer Häusler.U n le n : Kreisam tsleiter der NSV. O skar W auro.243


Ortsgruppen:Das <strong>Stadt</strong>gebiet ist in 27 O rtsgruppen eingeteilt. Die Grenzen der O rtsgruppen der NSDAP.,der NSV., der DAF. usw. stimmen m iteinander überein.Im Verzeichnis der Strassen, W ege und Plätze ist bei jedem Strassen-, W ege- und Platznamendie Z ugehörigkeit zu der jeweils zuständigen O rtsgruppe in römischer Z iffe r angegeben.i bedeuten:1. „A n n a b e rg “ XV. „L u d e n d o rff“II. „B e rto ld H ildebrandt“ XVI. „M e m e l“III. „Bism arck“ XVII. „M itte “IV. „D a n z ig “ XVIII. „M o ltk e “V. „G e n e ra l H öfer“ XIX. „N o rd “VI. „G neisenau“ XX. „O s t“VII. „G ra f Reden“ XXI. „O stm a rk“VIII. „Hans Schemm“ XXII. „P uddler“IX. „H e rb e rt N orkus“ XXIII. „R ichthofen“X. „H erm ann G örin g" XXIV. „Sudetenland'XI. „H indenburg“ XXV. „S üd“XII. „H o rst W essel“ XXVI. „D r. W agner'XIII. „Im m elm ann“ XXVII. „W e s t“XIV.„Leo Schlageter“„A n n a b e rg “ (I).NSDAP. Dienststelle des O rfsgrupper.leiters: General-Höfer-Strasse 37.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: G eneral-Höfer-Strasse 37. Ruf: 409 54.Sprechstunden: M ittwochs von 20 bis 22 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: G eneral-Höfer-Strasse 37.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : General-Höfer-Strasse 37. Sprechstunden: Dienstagsvon 9 bis 11 U hr; Donnerstags von 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: Liebigallee 2.NS-Frauenschaft: General-Höfer-Strasse 37.Sprechstunden: Dienstags von 17 bis 18 Uhr.


Bertold H ildebra ndt" (II).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Hindenburgstrasse 1.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Hindenburgstrasse 1. Ruf: 41546.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 19 bis 21 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Hindenburgstrasse 1.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d": Hindenburgstrasse 1. Sprechstunden: Dienstags von17— 19 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Barbarastrasse 21.K indergarten: „H inde nb urg” , Hindenburgstrasse 1; „K in d e rla n d ", Beuthener Str. 25.NS-Frauenschaft: Hindenburgstrasse 1.Sprechstunden: Dienstags von 16 bis 18 Uhr.Bismarck" (III).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Bismarckstrasse 39.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Puddlerstrasse 14a. Ruf: 417 81.Sprechstunden: Dienstags und Sonnabends von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t für V olksw ohlfahrt: Puddlerstrasse 10.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 19 bis 20,30 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Puddlerstrasse 10. Sprechstunden: M ontags undFreitags von 17 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Kreuzstrasse 30.K indergarten: „N o rd s ta d t” , Puddlerstrasse 22; „P estalozzi“ , Bismarckstrasse.NS-Frauenschaft: Puddlerstrasse 22.Sprechstunden: Dienstags und Sonnabends von 18 bis 20 Uhr.D anzig“ (IV).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Tannenbergplatz 17.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Tannenbergplatz 17 (Gemeindehaus).Sprechstunden: M ittwochs von 19 bis 21 Uhr.NSV. Am t fü r V olksw o hlfah rt: Tannenbergplatz 17.Sprechstunden: M ontags bis Freitags von 15 bis 17 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": Tannenbergplatz 8. Sprechstunden: M ontags von 9bis 11 U hr; Donnerstags von 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: Tannenbergplatz 8.K indergarten: „Tannenberg“ , Tannenbergplatz 17.NS-Frauenschaft: Tannenbergplatz 17.Sprechstunden: Montags von 16 bis 18 Uhr.


„G eneral H ö fe r“ (V).DAF. und NSBO. O rtsw altung: Laurahütter Strasse 57.Sprechstunden: Dienstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Laurahütter Strasse 57.Sprechstunden: M ontags, M ittw ochs und Freitags von 19 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : G eneral-Höfer-Strasse 2. Sprechstunden: Dienstagsvon 16 bis 18 Uhr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Tannenbergplatz 8.K indergarten: „G e n e ra l H öfer“ , G eneral-Höfer-Strasse 2; „A n n a b e rg “ , Schlageterstrasse11.NS-Frauenschaft: Laurahütter Strasse 57.Sprechstunden: Dienstags von 16 bis 18 Uhr.„G neisenau“ (VI).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Horst-Wessel-Strasse 65.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Adolf-H itler-Strasse 77.Sprechstunden: Dienstags von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Bismarckhütter Strasse 42.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tie r und Kind“ : Bismarckhütter Strasse 42. Sprechstunden: Dienstagsvon 9 bis 11 Uhr und Freitags von 17 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Bergfreiheitstrasse 42.K indergarten: „H e rb e rt N orkus“ und „G neisenau", Herbert-Norkus-Strasse.NS-Frauenschaft: Horst-Wessel-Strasse 54.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 19 bis 20 Uhr.„G ra f Reden“ (VII).246NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Laurahütter Strasse 57.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: K attow itzer Strasse 17.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: K attow itzer Strasse 17.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfah rt: K attow itzer Strasse 35.Sprechstunden: M ittwochs und Freitags von 17 bis 19 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": K attow itzer Strasse 35. Sprechstunden: Dienstagsund Freitags von 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: K attow itzer Strasse 35.K indergarten: „H o rst W essel“ (W erkskindergarten). Redenstrasse 28.NS-Frauenschaft: Kattowitzer Strasse 22.Sprechstunden: Dienstags von 18 bis 19 Uhr.


O ben: N eugeschaffener G efolgschaftsraum nach Richtlinien „Schönheit der A rb e it“ in einemKönigshütter K raftw erk. Unten: Aus einer H ilfsstelle „M u tte r und Kind“ .247


„Hans Schemm“ (VIII).DAF. und NSBO. O rtsw altung: Gneisenaustrasse 10. Ruf: 339 41.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw ohlfahrt. Horst-Wessel-Strasse 19.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Horst-Wessel-Strasse 19. Sprechstunden: Dienstagsund Freitags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Bergfreiheitstrasse 12.Kindergarten: „E ichendorff“ ,Strasse 3/.Gneisenaustrasse 17; „Hans Schemm“ , Hans-Schemm-NS-Frauenschaft: Horst-Wessel-Strasse 19.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.„H e rb e rt N orkus“ (IX).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Steinstrasse 4.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Steinstrasse 4. 'Ruf: 409 51.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Bismarckhütter Slrasse 33.Sprechstunden: M ontags bis Freitags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tie r und Kind“ : Bismarckhütter Strasse 33. Sprechstunden: Montagsund Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Bergfreiheitstrasse 42.NS-Frauenschaft: Bismarckhütter Strasse 33.Sprechstunden: Donnerstags von 16 bis 18 Uhr.„H erm ann G ö rin g “ (X).248NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Horst-Wessel-Strasse 19.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Hermann-Göring-Strasse 45.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Herm ann-G öring-Platz.Sprechstunden: Donnerstags von 18,30 bis 20,30 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Herm ann-Göring-Strasse 45.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18,30 bis 20,30 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : H ermann-Göring-Strasse 11. Sprechstunden: Montagsund Donnerstags von 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: Richthofenstrasse.K indergarten: „Friedrich Fröbel“ , Herm ann-Göring-Strasse; „H erm ann G örin g“ , RosenheimerStrasse.NS-Frauenschaft: Hermann-Göring-Strasse 45.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.


„H inde nb urg“ (XI).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Hindenburgstrasse 58.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Hindenburgstrasse 60.Sprechstunden: Donnerstags von 19 bis 20 Uhr.NSV. Am t fü r V olksw o hlfahrt: Hindenburgstrasse 58.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 16 bis 18 Uhr.H ilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Hindenburgstrasse 58. Sprechstunden: M ontags undDienstags von 16 bis 18 Uhr.Schwesternstation: Barbarasträsse 21.NS-Frauenschaft: Hindenburgstrasse 45.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.„H orst W essel“ (XII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Adolf-H itler-Strasse 45.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Adolf-H itler-S trasse 45.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Bergfreiheitstrasse 42.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : Bergfreiheitstrasse 42. Sprechstunden: Dienstagsvon 9 bis 11 U hr; Freitags von 17 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Bergfreiheitstrasse 42.NS-Frauenschaft: Bergfreiheitstrasse 66.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.„tm m elm ann“ (XIII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Richthofenstrasse 17. (Arbeiterheim der Bismarckhütte).Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF und NSBO. O rtsw altung: A rbeiterheim der Bismarckhütte, Richthofenstrasse 17,Ruf: 419 64.Sprechstunden-: M ittwochs von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hifahrt: Richthofenstrasse 17 (Arbeiterheim ).Sprechstunden: M pntags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : Richthofenstrasse 17. (Arbeiterheim ). Sprechstunden:Dienstags von 16 bis 18 U hr; Freitags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Richthofenstrasse 17 (Arbeiterheim ).NS-Frauenschaft: Richthofenstrasse 17 (Arbeiterheim).Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 16 bis Itf Uhr.


„Leo Schlageter“ (XIV).DAF. und NSBO. O rtsw altung: Teichstrasse 1. Ruf: 417 21.Sprechstunden: Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Teichstrasse 1.Sprechstunden: M ittwochs und Freitags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : Teichstrasse | . Sprechstunden: M ontags von 9 bis11 Uhr und Freitags von 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: Bahnhofstrasse 2.K indergarten: „G ra f Reden“ , K attow itzer Strasse.NS-Frauenschaft: Teichstrasse 1.Sprechstunden: M ontags und M ittw ochs von 19 bis 20 Uhr.„Lu d e n d o rff“ (XV).„M em el“ (XVI).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Teichstrasse 1.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Bismarckstrasse 39.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Bismarckstrasse 39. Ruf: 36402.Sprechstunden: Dienstags von 19 bis 21 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Kreuzstrasse 30.Sprechstunden: M ontags und Freitags von 17 bis 19 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": Kreuzstrasse 30. Sprechstunden: Dienstags von 9 bis10 U hr; Donnerstags von 17 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Kreuzstrasse 30.K indergarten: „L u d e n d o rff“ , G odullastrasse; „H üttenheim “ , Beuthener Strasse.NS-Frauenschaft: Bismarckstrasse 39.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 19 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Kantine der Stickstoffwerke.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Kantine der Stickstoffwerke. Ruf: 41781.Sprechstunden: Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Liebigallee 5.Sprechstunden: M ontags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : H ohenbirkener W eg 7. Sprechstunden: M ontagsvon 15 bis 17 Uhr.Schwesternstation: Liebigallee 2.K indergarten: „T heo do r Loos", A nhalterw eg 5.NS-Frauenschaft: Kantine der Stickstoffwerke.Sprechstunden: Mittwochs von 18 bis 19 Uhr.


O ben: Speiseraum einer Lehrlingswerkstatt in Königshütte-Bismarck. Unten: Eine vorbildlicheLehrlingswerkstatt in Königshütte-Bismarck.


„M itte “ (XVII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: 'Gerichtsgasse 1.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 ibis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Gerichtsgasse 1. Ruf: 415 78.Sprechstunden: M ontags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Gerichtsgasse 1.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Gerichtsgasse 1. Sprechstunden: M ontags von 15bis 17 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Bahnhofstrasse 2.K indergarten: „B lücher“ , K attow itzer Strasse, Ecke Blücherstrasse.NS-Frauenschaft: Gerichtsgasse 1.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 19 Uhr.„M o ltk e “ (XVIII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Kalidestrasse 23.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Kalidestrasse 23. Ruf: 409 54.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Beuthener Strasse 34.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 17 bis 19 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d": Beuthener Strasse 34. Sprechstunden: Dienstagsund Freitags von 17,30 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Barbarastrasse 21.NS-Frauenschaft: Kalidestrasse 23.Sprechstunden: jeden M ittw och von 18 bis 20 Uhr.„N o rd “ (XIX).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Kreuzstrasse 6.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.252DAF. und NSBO. O rtsw altung: Kreuzstrasse 6. Ruf: 419 64.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18,30 bis 20,30 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Kreuzstrasse 6.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : Kreuzstrasse 6. Sprechstunden: M ontags von 17 bis19 U hr; Freitags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Kreuzstrasse 6.NS-Frauenschaft: Kreuzstrasse 6.Sprechstunden: Freitags von 17 bis 19 Uhr.


„O s t" (XX).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Emil-Stolle-Strasse 42.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Emil-Stolle-Strasse 42.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Emil-Stolle-Strasse 42.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": Auenstrasse 21. Sprechstunden: M ontags und Donnerstagsvon 14 bis 16 Uhr.Schwesternstation: K attow itzer Strasse 35.K indergarten: „O s tla n d “ , Kapellenweg.NS-Frauenschaft: Emil-Stolle-Strasse 42.Sprechstunden: Dienstags von 17 bis 19 Uhr.„O s tm a rk " (XXI).„P uddler" (XXII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: W ilhelm strasse 4.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Bahnhofstrasse 3. Ruf: 419 64.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 19 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: W ilhelm strasse 4.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": Bahnhofstrasse 2. Sprechstunden: Dienstags von16 bis 18 U hr; Freitags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Bahnhofstrasse 2.K indergarten: „O stm a rk“ , Schimmelpfennigstrasse 6.NS-Frauenschaft: W ilhelm strasse 4.Sprechstunden: Donnerstags von 17 bis 19 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Hindenburgstrasse 6.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Hindenburgstrasse 53. Ruf: 417 21.Sprechstunden: M ontags und Dienstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Hindenburgstrasse 6.Sprechstunden: M ontags und Freitags von 18,30 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K in d ": Hindenburgstrasse 6.Freitags von 17 bis 19 Uhr.Schwesternstation: Barbarastrasse 21.Sprechstunden: M ontags undK indergarten: „W a lte r Flex“ , Schützenstrasse 36; „W e s t K indergarten", Bahnschachtstrasse16.NS-Frauenschaft: Hindenburgstrasse 8.Sprechstunden: Montags von 15 bis 16 Uhr.253


„R ichthofen“ (XXIII).DAF. und NSBO. O rtsw altung: Stahlstrasse 15.Sprechstunden: Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Stahlstrasse 15.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und K ind“ : Stahlstrasse 15. Sprechstunden: Dienstags von 15bis 17 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr. —Schwesternstation: Richthofenstrasse 3a.K indergarten: „R ichthofen", Bornstrasse; „B ism arck", Kollmannstrasse; „H üttenkindergarten“, Richthofenstrasse.NS-Frauenschaft: Bornstrasse (Ruhberg-Schule).„Sudetenland“ (XXIV).„S üd“ (XXV).254NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Kasino, Stahlstrasse 15.Sprechstunden: Montags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.Sprechstunden:M ontags und M ittw ochs von 16 bis 18 Uhr.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Hindenburgstrasse 75.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Hindenburgstrasse 75. Ruf: 408 72.Sprechstunden: Dienstags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Hindenburgstrasse 75.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.NS-Frauenschaft: Hindenburgstrasse 75.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 15 bis 17 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Hindenburgstrasse 75. Sprechstunden: M ontags von17 bis 19 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.K indergarten:„S udetenland“ , Hindenburgstrasse; „C h a rlo tte n h o f“ , Friedensstrasse.NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Florianstrasse 2.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Eisenbahnstrasse 3. Ruf: 41741.Sprechstunden: M ittw ochs von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Richthofenstrasse 17 (Arbeiterheim ).Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Richthofenstrasse 17 (Arbeiferheim ). Sprechstunden:M ontags von 16 bis 18 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Richthofenstrasse 17.NS-Frauenschaft: Florianstrasse 2.Sprechstunden: Dienstags von 18 bis 19 Uhr; M ittwochs von 16 bis 18 Uhr.


„D r. W a g n e r" (XXVI).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Adolf-H itler-Strasse 152.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: A dolf-H itler-S trasse 134.Sprechstunden: Freitags von 19 bis 21 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Adolf-H itler-S trasse 90.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 17 bis 19 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : A dolf-Hitler-Strasse 90. Sprechstunden: Dienstagsvon 9 bis 11 U hr; Freitags von 17 bis 19 U h rSchwesternstation: Bergfreiheitstrasse 42.NS-Frauenschaft: Adolf-H itler-S trasse 134.Sprechstunden: M ittw ochs von 19 bis 21 Uhr.„W e s t“ (XXVII).NSDAP. Dienststelle des O rtsgruppenleiters: Ratiborer Strasse 2.Sprechstunden: M ontags und Donnerstags von 19 bis 21 Uhr.DAF. und NSBO. O rtsw altung: Ratiborer Strasse 2.Sprechstunden: M ontags und M ittwochs von 18 bis 20 Uhr.NSV. A m t fü r V olksw o hlfahrt: Schützenstrasse 15.Sprechstunden: M ontags, M ittw ochs und Freitags von 19 bis 21 Uhr.Hilfsstelle „M u tte r und Kind“ : Charlottenstrasse 66. Sprechstunden: M ontags von15 bis 17 U hr; Donnerstags von 9 bis 11 Uhr.Schwesternstation: Bergfreiheitstrasse 42.K indergarten: „S onnenland“ , Schützenstrasse 13.NS-Frauenschaft: Charlottenstrasse 66.Sprechstunden: Dienstags und Freitags von 18 bis 19 Uhr.255


W egweiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung.„D e r O berbürgerm eister der <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien“ .Rathaus, A dolf-H itler-P latz.Ruf: 409 81 bis 409 87Sprechstunden täglich von 9— 12 Uhr.O berbürgerm eister: Ernst SchröderBürgermeister und <strong>Stadt</strong>käm m erer: Dr. Franz KillingS tadtbaurat: <strong>Stadt</strong>rat Regierungsbaumeister a. D. W erner S i n h u b e r.<strong>Stadt</strong>rat: W ilhelm B i e n e r.Ehrenamtliche Beigeordnete:1. Karl Mania, Barbarastrasse 312. W ilhelm Rydzy, Hindenburgstrasse 1243. Josef S t r o z y k, Redenstrasse 94. M ax Brock, Bismarckhütter Strasse 9.Ratsherren:1. Felix Bein e r , Beuthener Strasse 412. A lfons B e I d a, Steinstrasse 43. Julius Bittner, Horst-Wessel-Strasse 104. G eorg Beyer, Herm ann-Göring-Strasse 1255. Paul D r o b e k, Redenstrasse 66. Theodor G r i e g e I, Hindenburgstrasse7. Johann G r a b a r z, Rosmarin-W eg 148. Ignaz Hermann, Bielitzer Strasse 89. Dr. G eorg H a d a m i k, Adolf-H itler-Strasse 4710. Hermann Kusche, Steinstrasse 24 a11. G eorg Konietzny, Scharnhorststrasse 212. Fritz L i n d e I, Bahnhofsplatz 113. August L o r c k, Schützenstrasse 1314. M ax M u s c h o I, Redenstrasse 915. Felix Otto, Eichendorffstrasse 116. Johann R o t h e r, Hummereistrasse 417. Karl R ö s s n e r, Lettow-Vorbeck-Strasse 4618. A d o lf S m y k a I I a, Lazarettstrasse 36 a19. G ünter S r o c k e, Tannenbergstrasse 3020. Franz S c h e g a, A d o lf-H itle r-P la tz 1421. Heinrich S t e I I m a c h, Gneisenaustrasse 3222. Eduard S t r u h I e r, Horst-Wessel-Strasse 1223. Peter Wons, Glückaufstrasse 2724. W a lte r Turczyk, Lobestrasse 1.Am t fü r Fam ilienunterhalt.Dem Am t für Fam ilienunterhalt, das die A ufgabe hat, die A ngehörigen der zum W ehr- oderArbeitsdienst einberufenen Personen in grosszügiger W eise vo r N o t zu schützen, kommt besondersim Kriege eine erhöhte Bedeutung zu. Die am tliche Begründung zu dem Familienunterhaltsgesetz vom30. 3. 1936 hatte folgende G edanken aufgestellt: „W ehrdienst und Arbeitsdienst sind Ehrendienstam deutschen Volke. W e r seiner V erpflichtung zur Dienstleistung fü r das V aterland nachkommt,dem ist auch das V aterland verpflichtet. — Die Fürsorge fü r die A ngehörigen der zur Erfüllungihrer Dienstpflicht Einberufenen entspricht einer vom Staat zu erfüllenden Ehrenpflicht der V olks­256


gem einschaft“ . Die dem A m t fü r Fam ilienunterhaltbei seiner A rb e it dienende Richtschnur bildetdas Einsatzfam ilienunterhaltsgesetz vom 26. 6. 1940und die ihm folgenden ergänzenden Vorschriften.Nach der erfolgten Einberufung stelltder Unterhaltsberechtigte unter Vorlegung einerdiesbezüglichen Bescheinigung des W ehrbezirkskommandoseinen A ntrag auf G ewährung vonFam ilienunterhalt. Der form ularm ässige Aufnahm e­antrag, dessen Fragen in allen seinen Punktenwahrheitsgemäss beantw ortet werden müssen, gibtbald einen U eberblick über die fam iliären undwirtschaftlichen Verhältnisse des Einberufenen,der durch Beibringung bezw. A nforderung einerBescheinigung des Hausbesitzers über die zu entrichtendeW ohnungsm iete, einer Verdienstnachweisungdes A rbeitgebers u. a. ergänzt w ird.Etwa noch bestehende Zw eifel werden durch Ermittlungender zuständigen Fürsorgerin beseitigt.Tritt eine Verzögerung in der Herbeischaffung derfür die Familienunterhaltsberechnung notwendigenUnterlagen ein, so werden schon auf mündlichenA ntrag hin Abschlagszahlungen geleistet.Die Eltern von ledigen Einberufenen könnenauch die G ewährung <strong>eines</strong> laufenden Familienunterhaltsbeantragen, sofern sie nachweisen,dass der Sohn bis zur Einberufung zu einem w e­sentlichen Teil der Ernährer gewesen ist und wennes für die Eltern als H ärte bezeichnet werdenmüsste, wenn man ihnen zumuten w o llte, alleinfü r die Bestreitung ihres Lebensunterhalts zu sorgen.Die Ernährereigenschaft ist also hierbei vonausschlaggebender Bedeutung. Für die Bemessungdes Familienunterhalts ist der G rundsatz der ta t­sächlichen Unterhaltsleistung massgebend. Aehn- A dolf-H itler-P latz mit Rathaus,lieh w ird bei allen sonstigen A ngehörigen verfahren,die vom Soldaten bis zu dessen Einberufung ganz oder zu einem wesentlichen Teil unterhaltenw orden sind.Die Betreuung durch das A m t fü r Fam ilienunterhalt beschränkt sich nicht nur auf Angehörigeder zum W ehrdienst Einberufenen, sondern auch a u f die A ngehörigen Reichsarbeitsdienstpflichtiger.Dasselbe g ilt auch fü r A ngehörige einberufener M itg lie d e r 'des Nationalsozialistischen K raftfa hre r­korps, des Nationalsozialistischen Fliegerkorps, des Deutschen Roten Kreuzes, des Reichsluftschutzdienstessowie fü r die A ngehörigen N otdienstpflichtiger (z. B. Ergänzungskräfte der H eim atorganisationen,w ie Polizei-Reserve, verstärkter Postschutz, Bahnschutz, Wasserstrassenschutz, Z ollgrenzschutz,Technische N othilfe).A ngehörige von Soldaten, die bis zu ihrer Einberufung selbständig einen G ew erbebetriebgeführt haben, erhalten, sofern die Einnahmen dieses Betriebes in ursächlichem Zusammenhangemit der Einberufung zurückgegangen sind, W irtschaftsbeihilfe. Eine solche kann entweder zur Erhaltungoder zur Fortsetzung des Betriebes gew ährt werden. Bei H ilfe in derartigen Fällen bedientsich das A m t fü r Fam ilienunterhalt der gutachtlichen Aeusserung der zuständigen wirtschaftlichenoder berufsständigen V ertretung (W irtschaftskam m er, Kreishandwerkerschaft usw.).


Am t fü r Handel und Gewerbe.1. Planung und Förderung des Einzelhandels und Handwerks: Planung der zu errichtendenEinzelhandelsgeschäfte und Handwerksbetriebe. Förderung des Nachwuchses durch Ausschreibungron W ettbew erben. M itw irkung bei der inneren und äusseren Ausgestaltung der Geschäfte. —2. Genehmigung von Einzelhandels- und Handwerksbetrieben nach der V erordnung zur Sicherungdes geordneten Aufbaus der W irtschaft der einnpnli^H ert^n O stgebiete vom 31. 1. 40 und desEinzelhandelschutzgesetzes. — 3. G ewerbe-An- und -Abm eldung. — 4. Erledigung alle r A ufgaben,die sich aus der G ewerbeordnung ergeben: Ueberwachung der G ewerbebetriebe, Beglaubigung vonLehrzeugnissen, Genehm igung gew erblicher Anlagen. — 5. Reichswirtschafts- und Reichskredithilfe:Bearbeitung von A nträgen auf Kredit, Uebernahme von Reichsbürgerschaften und Gewährung vonZuschüssen. — 6. Bearbeitung von W irtschaftsfragen: Errichtung von Verkehrslinien, Erledigung allerm it der Industrie- und G ew erbestruktur zusammenhängenden Fragen, Erteilung von Auskünften usw.— 7. Plakatwesen: Verpachtung der städt. Anschlagsäulen, Ueberwachung der Plakatierung vonSchaufenstern usw. — 8. Hebammenwesen.: Erteilung der Niederlassungserlaubnis, Förderung desNachwuchses in Zusam m enarbeit m it dem Staatlichen Gesundheitsamt. — 9. Fuhrpark: V erw altungder städtischen Personenkraftwagen. — 10. Beteiligung der <strong>Stadt</strong> an wirtschaftlichen Unternehmungen:Schlesische A utobuslinien usw. — 11. Förderung der Landwirtschaft und der Tierzucht:Massnahmen für Schadenverhütung und Seuchenbekämpfung, Anschaffung von Vatertieren, Förderungder Kleintierzucht, Beihilfen an K leintierzüchter usw.Baupolizeiamt.G rundlage der A rb e it des Baupolizeiam tes ist die V erordnung über die Baugestaltung vom10. N ovem ber 1936, die den Erlass von Ortssatzungen oder örtlichen Baupolizeiverordnungen ermöglicht, um das O rts- und Strassenbild v o r Verunstaltungen zu schützen. So w ird gefordert, dassNeubauten, Umbauten, A bputz von Häusern, Anstrich von Hausansichten, Aufstellen von Autom atenund Tankstellen, Errichtung von Ueberdachungen, Anbringen von Firmenschildern oder Firmenaufschriftenan G ebäuden und dgl. der Baupolizei zur Genehm igung vorgelegt werden. A u f der anderenSeife ob lie g t der Baupolizei die A ufrechterhaltung der baulichen O rdnung. Hierhin gehört: DieW ahrnehm ung der gesundheitlichen Interessen der W ohnungsinhaber, die Ueberwachung der feuertechnischenEinrichtungen und der Feuersicherheit <strong>eines</strong> Gebäudes, die Förderung besonderer hygienischerEinrichtungen auf G rund gew erbepolizeilicher Vorschriften und von W ohlfahrtsanordnungen,Prüfung bestehender G ebäude und Bauteile zum Schutze des öffentlichen Verkehrs gegen Unfall,Regelung der Grundstücksbebauung, K ontrolle über die Durchführung der Unfallverhütungsvorschriftenim Baugewerbe, Schaffung von Luftschutzräumen.Prüfung der Bauanträge m it den Grundriss-, Schnitt- und Ansichtszeichnungen, dem Lageplan,der Baubeschreibung. Festigkeitsberechnungen fü r die T ragfähigkeit der Eisen- oder H olzkonstruktionen,der Eisenbetonteile und der besonders beanspruchten Teile des M auerwerks oder Baugrundes.Prüfung der Entwässerungs- und Kanalanlagen bei Neubauten. Ueberwachung der Bauarbeitendurch Baukontrolleure. Rohbau- und Gebrauchsabnahme von Neubauten, Umbauten, A u f­stockungen, Gerüsten, Einfriedigungen, Reklameschildern, Gebäudeabbrüchen u. a. m. BaupolizeilicheBegutachtung der nicht genehm igungspflichtigen Bauten und Erteilung von Dispensen.Bauverwaltungsamt.Bearbeitung der allgem einen V erw altungsarbeiten der gesamten S tadtbauverwaltung. V eranlagungund Einziehung von A nliegerbeiträgen. Auskünfte fü r Beleihungen. Bearbeitung von A rbeitsbeschaffungsmassnahmen.Führung der U nternehm erkartei fü r die Vergebung von A ufträgen. Bewirtschaftung der kontingentierten Baustoffe. Bearbeitung von Lieferungs- und Leistungsverträgen,von G estattungsverträgen. Festsetzung und Erhebung von Benutzungs- und Verwaltungsgebühren.Bearbeitung von Pfändungs- und Zessionsangelegenheiten. Prüfung und Anweisung von Rechnungen.A ufstellung der Haushaltspläne der Bauverwaltung. Führung der HaushaltsÜberwachungslisten.258


Beschaffungsamt.Adolf-Hitler-StrasseBeschaffung, Verw altung, Unterhaltung und Ausgabe von Einrichtungsgegenständen, V o r­drucken, Stempeln, Bildern, Fahnen, Schreibm aterialien, Schreib- und Büromaschinen, Verdunkelungseinrichtungen,Luftschutzgeräten, Schreibmaschinen-Reparaturen. — A nfertigung von V or- und Umdruckenauf zwei elektrischen Vervielfältigungsm aschinen. — Buchbinderarbeiten. — Leitung undUeberwachung der Umzüge der Dienststellen, N eueinrichtung derselben einschl. Amtszimmer derSchulleiter. — Fernsprech-Neu-Einrichtungen. — Abrechnung der Fernsprechgebühren sämtlicherAem ter. — Prüfung und Anweisung der Rechnungen über obige Lieferungen und Leistungen, Führungder HaushaltsÜberwachungslisten, A ufstellung und Verteilung der Kosten des Sammelnachweises1. — Erfassung und Verw ertung des A ltm aterials.Entwässerungsamt — <strong>Stadt</strong>entwässerungsamt.Neubau, Unterhaltung und Reinigung des städtischen Kanalnetzes. W asserpolizeiliche A u f­sicht über die Schmutz- und Abwässerungsbeseitigung u. dgl. im Zusammenwirken mit dem „Rawa-V erband“ (s. dort).w 259


Ernährungsamt.A bteilung A : B eauftragter der Kreisbauernschaft K attow itz. — Sicherstellung der Lebensmittel. A bteilung B: Regelung des Verbrauchs.1. V erw altung und Statistik. 2. Ausgabe der Lebensm ittelkarten und Berechtigungsscheinefü r werdende und stillende M ütter sowie fü r Kranke. 3. M arkenabrechnungsstelle und Ausgabe derBezugscheine A an Lebensmittelgeschäfte, Fleischer, Bäcker, K onditoreien und Gaststätten. 4. Ausgabeder Grossbezugscheine und der Bezugscheine B an Krankenanstalten, W erksküchen, Bäckereien,Konditoreien und G aststätten; Ausgabe der Futtermittelscheine. 5. Ausgabe der Zusatzkarten fürSchwer- und Schwerstarbeiter und der Zulagekarten fü r Lang- und N achtarbeiter. 6. K ontrolle undFahndung.Hauptstelle im Rathaus, A dolf-H itler-P latz. — Bezirksstelle I, Rathaus, A do lf-H itle r-P la tz 1. —BezirkssteUe II, Kreuzstrasse 6. — Bezirksstelle III, Königshütte-Ost, Gemeindehaus, Tannenbergplatz.— Bezirksstelle IV, Königshütte-Bismarck, Hermann-Göring-Strasse 78/81.Feuerschutzpolizei.Ret,tung von Menschen und Tieren aus G efahr. — Bekämpfung und Ablöschung von Schadenfeuer.— Hilfeleistung bei Unglücksfällen, W assernot, Einstürzen oder Einsturzgefahr. — Beseitigungvon Verkehrshindernissen. — Unfallstelle. — Krankenüberführungen. — Revisionen auf Feuersicherheitvon Theatern, Lichtspielhäusern, Versammlungsräumen, Sälen, Fabriken, Geschäftshäusern undöffentlichen Gebäuden. Stellung von Sicherheitswachen.Gartenam t.Betreuung der gesamten öffentlichen G rünanlagen innerhalb des <strong>Stadt</strong>gebietes. Planungund Ausführung von G rünanlagen. Pflege und gärtnerische Ausgestaltung der vorhandenenG rünanlagen nach neuzeitlichen Gesichtspunkten. Anzucht von Pflanzen fü r die Herrichtungvon Anlagen und die Bepflanzung der Blumenbeete. A npflanzung und Pflege von Strassenbäumen.Ausführung von gärtnerischen D ekorationen. Planung und A nlage von neuen Kleingärten.Beratung der Kleingärtner. Pflege der K riegergräber und G räber der Volksdeutschen. Bearbeitungvon Angelegenheiten des Friedhofswesens, des N atur- und Vogelschutzes, von gärtnerischen G utachtenu. ä.Grundstücksamt.G ebäudeabteilung: V erw altung des gesamten städtischen bebauten Grundbesitzes, deröffentlichen oder gem einnützigen Zwecken dient m it Ausnahme der Schulgebäude.Liegenschaftsabteilung: Betreuung und Nutzung des gesamten unbebauten Grundbesitzes.Hauptamt.Durchführung des organischen Aufbaues der gesamten Verw altung. — Ueberwachung desVerw altungsablaufes. — O rganisation des Dienstbetriebes und der G eschäftsverteilung. Festsetzungder Dienststunden und Sprechstunden. — Erledigung allgem einer V erw altungsaufgaben und Zusammenarbeit m it Partei und Behörden. — V orbereitung und Durchführung der Ratsherrensitzungen.Bearbeitung der Nam engebung von Strassen und Plätzen, von Ehrungen und Auszeichnungen vonBürgern u. a. m. Durchführung des Reichsleistungsgesetzes.Hauptkasse. <strong>Stadt</strong>hauptkasse.Die <strong>Stadt</strong>hauptkasse hat alle Kassengeschäfte der S tadtverw altung zu erledigen. Sie hatauf Grund von Annahm e- und Auszahlungsanordnungen die Einnahmen (Steuern, G ebühren,sonstige A bgaben, M ieten, Pachten, Zinsen u. dgl.), notfalls im Verw altungszw angsverfahren


Am A dolf-H itler-P latz.rechtzeitig einzuziehen und die Ausgaben zu leisten, die erforderlichen Bücher zu führen und dieBelege zu sammeln. Durch die Buchführung werden die kassenmässigen Vorgänge festgehaltenund die notwendigen U nterlagen fü r die Rechnungslegung, die jährlich zu erfolgen hat, gewonnen.Hochbauamt.Bearbeitung und Durchführung von Neubauten und Umbauten öffentlicher G ebäude, Schulenund städtischen W ohngebäuden. Bauliche Unterhaltung dieser Gebäude, sowie Unterhaltung derInstallationseinrichtungen und Heizungen. — Durchführung des Volkswohnungsbaus.Inform ationsdienst (Presseamt).Seine A ufgabe ist A ufklärung der Bevölkerung über die Massnahmen der Verw altung,W eckung des Verständnisses fü r die gem eindlichen Aufgaben und ihrer Durchführung, Interessierungder Bürgerschaft fü r alle kommunalen Angelegenheiten. Er ist das Sprachrohr der Verw altung,Sammelstelle von Nachrichten aus der Gemeinde, Verbindungsstelle m it allen O rganisationen, diedas Leben der Gem einde beeinflussen. Studium alle r Inform ationsquellen (Personen, Schrifttum,Presse, Funk). Auskunftsdienst fü r die gesamte innere V erw altung. Auswertung a lle r anfallendenVerw altungsberichte und Verw altungsvorgänge. Unterrichtung der Bevölkerung durch Presseartikel,V eröffentlichungen, Pressekonferenzen, Bekanntmachungen.261


Jugendamt, (s. W ohlfahrtsam t).Kämmerei.Führung der städtischen Finanzverwaltung und Finanzw irtschaft: Aufstellung und Ausführungder Haushaltssatzung, des Haushaltsplanes. Finanzausgleich m it Reich und Staat. Gem eindlicheFinanzstatistiken.Vermögens- und Schuldenverwaltung: Kapitalverm ögen, Rücklagen, Sondervermögen u. dgl.,Schulden und Anleihen.Krankenhaus. Städtisches Krankenhaus.Leihamt.Eichendorffstrasse 10. Ruf: 406 71.(s. im Verzeichnis der Behörden, Aem ter, Dienststellen unter „Krankenhäuser“ ).Königshütte-N ord, M arktplatz 4. Ruf: 409 81 bis 409 87.Seine A ufg abe ist es, allen, besonders den m inderbem ittelten Volksgenossen, die in vorübergehendeG eldverlegenheit geraten sind, aus der N o t zu helfen. Es gew ährt gegen Verpfändungvon beweglichen Gebrauchs- und W ertgegenständen a lle r A rt Darlehen ohne die Absicht einerG ewinnerzielung. Darlehen werden in jeder Höhe bis zu 75% des W ertes gegeben. Die Zinsenund Gebühren sind so gering bemessen, dass sie bei der Einhaltung der Darlehnsfrist von vier M o ­naten nicht ins G ewicht fallen. Die Gesamtspesen betragen 2 Rpf. m onatlich fü r jede RM. Bei rechtzeitigerBegleichung der aufgelaufenen Kosten kann die V e rfa llfris t auch verlängert werden. V erfallenePfänder werden in öffentlicher Versteigerung verkauft. Etwaige Verkaufsüberschüsse stehenein Jahr lang zur Verfügung der Versetzer.Leibesübungen. <strong>Stadt</strong>amt fü r Leibesübungen.Förderung der Turn- und »Sport­Pflege und Unterhaltung der städtischen Sportanlagen;vereine. Bearbeitung d e r Hitler-Jugend-Angelegenheiten.Lohn- und G ehaitsabteilung.V orarbeiten fü r die A ufstellung des Haushaltsplanes fü r alle Personalausgaben. Führungder HaushaltsÜberwachungslisten über ausgezahlte Löhne, G ehälter, Trennungsentschädigungen, Tagegelder,Reisekosten u. s. w. Berechnung und Anweisung der G ehälter der Lehrer und Beamten, derRuhegehälter, der Vergütungen fü r A ngestellte und der Löhne fü r A rbeiter. A ufstellung der G e­halts-, Vergütungs- und Lohnlisten Zu den Zahlungsterminen. Vornahm e säm tlicher Abzüge. A brechnungder einbehaltenen Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge. Ueberweisung der Vorschüssebei Neueinstellungen, Zahlung der Trennungsentschädigungen und Tagegelder nach Anweisung.Luftschutzamt.Bearbeitung der von den verschiedenen Behörden einlaufenden Verordnungen, V erfügungen,Schriftstücke und dgl. Propagierung des Luftschutzgedankens. Durchführung von Bodenentrümpelungen.K ontrolle der Verdunkelungseinrichtungen und Verdunkelungsmassnahmen. Prüfung derLuftschutzgeräte und Luftschutzm aterialien.M arkthalle.Beuthener Strasse 3. Ruf: 409 84.Bis zum Jahre 1905 wurden die Jahr- und W ochenm ärkte w ie anderwärts auch hier auf demRinge und den den Ring umgebenden Strassen im Freien abgehalten. M it der in den letzten Jahrendurch die rasche Vergrösserung der Industrie-<strong>Stadt</strong> erfolgten starken Verm ehrung der Einwohner-262


Im V ordergrund die M arkthalle, im H intergrund das Verw altungsgebäude der <strong>Stadt</strong>werke.zahl tra t das Bedürfnis der Herbeischaffung der erforderlichen Lebensmittel aus immer weiterenEntfernungen und hierm it die N o tw en dig keit zu Tage, die fü r die Lebensm ittelversorgung der <strong>Stadt</strong>bestehenden Einrichtungen den gesteigerten A nforderungen auch in sanitärer Hinsicht entsprechendzu verbessern. Anderseits sollte die Zufuhr von Lebensmitteln nach der M arkthalle noch dadurchverstärkt werden, dass die Lebensmittel direkt m it der Bahn in den Keller der M arkthalle eingeführtwurden.Dadurch sollten die Spesen der V erkä ufer geringer werden, um dann die Lebensmittelb illig e r zu kaufen und zu verkaufen. Auch ist unverkennbar, dass die Lebensmittel in einer gedecktenH alle sauberer bleiben, die gesundheitspolizeiliche A ufsicht besser ausgeübt werden kann,die W aren dem Verderben w eniger ausgesetzt, auch die Käufer und V erkäufer dem W e tte r undder Erkältung in einer gedeckten H alle nicht preisgegeben sind, w ie auf dem freien M arktplatze.Hauptsächlich sollte die H alle zum Schutz der Verkaufsware v o r den Einwirkungen von Sonne,Staub, Regen, Hitze und Frost dienen. N icht w eniger aber sollte durch den Bau der M arkthalledas Kaufen und Verkaufen erleichtert werden, da alle W arengattungen übersichtlicher geordnetwerden können, als auf dem offenen M arkte.263


Die M arktha lle sollte überdies kein finanzielles, sondern beiden Teilen: Käufern und V erkäufern,ein gemeinnütziges Unternehmen sein. Die M arktha lle besitzt einen Flächeninhalt von3600 m2. Neben 176 Kellerräum en und 93 Kühlzellen ist eine eigene Kühlanlage vorhanden, dievon zwei Borsig-Kompressoren m it je 75 Kal. betrieben w ird. Im Erdgeschoss befinden sich 479Standplätze fü r alle A rt Lebensmittel, auf der G alerie 135 Standplätze fü r G alanterie- und T extilwaren.Ausser der M arktha lle in der <strong>Stadt</strong>m itte befinden sich je ein M arktp la tz in Königshütte-Bismarck und Königshütte-Ost.M arkttage sind fü r Königshütte-M itte und Königshütte-Bismarck jeden M ittw och und Sonnabend,fü r Königshütte-O st an jedem Dienstag und Freitag.Mietam t.Festsetzung von M ieten und Pachten fü r W ohn- und Geschäftsräume auf G rund des SchlesischenMieter-Schutzgesetzes vom 9. II. 1940 (Reg. A m tsblatt K attow itz N r. 4/40). Ueberwachungund Regelung der Preise und Entgelte fü r die Uebereignung, Verm ietung und Verpachtung von G rundstückenauf G rund des § 2 der V erordnung über Preisbildung und Preisüberwachung im RegierungsbezirkK attow itz (Reg. A m tsblatt N r. 3/39).Personalamt.Einstellung, Anstellung und Entlassung von Beamten, Angestellten und A rbeitern. Erledigungsäm tlicher Personalangelegenheiten w ie : Festsetzung des Besoldungsdienstalters, Berechnung vonLöhnen und G ehältern, Urlaubsfragen, Krankenscheine usw.Planungsamt. <strong>Stadt</strong>planungsamt.Systematische Ueberlegung a lle r M öglichkeiten einer Neugestaltung des <strong>Stadt</strong>raumes. Lenkungund Durchführung der Planungsarbeiten. Planung der Verkehrslinien, der Bereitstellung undAusweisung der W ohn- und Erholungsgebiete. Bearbeitung der Bebauungs- und Baustufenpläne, derAn- und Uebersiedlung von G ew erbebetrieben und W ohngebäuden. Prüfung der Baugesuche instädtebaulicher Hinsicht. Planung der Altstadtsanierung.Polizeiamt. <strong>Stadt</strong>polizeiam t.„D e r O berbürgerm eister als O rtspolizeibehörde.“A ufgaben der G em eindepolizeiverw altung nach dem Preussischen N o rm alre gulativ: Im pfpolizei: A ufstellung der Im pflisten der Erst- und W iederim pflinge, Fertigung der Impfscheine, Festsetzungder Im pfterm ine, Durchführung der gesamten vorbereitenden A rbeiten, Zusammenarbeitmit dem Im pfarzt. Strafbefugnis. — Feld- und Forstpolizei: Ueberwachung von Feld und Forst durchFeld- und Flurhüter, Bekämpfung der Feld- und Forstdiebstähle. Strafbefugnis. Friedhofspolizei:Ueberwachung der Innehaltung der Preise der G rabstätten, G rabm äler, G itte r, Einfassungen unddergl. Erledigung a lle r polizeilichen Angelegenheiten, die die Friedhöfe betreffen. — Schulpolizei:Zuführungen bei Schulversäumnissen, Bestrafungen bei unentschuldigten und bösw illigen Schulversäurnnissen.— Schornsteinfegerwesen: Dienstaufsicht über die Bezirksschornsteinfegermeister mit Ausnahmeder baupolizeilichen und feuerpolizeilichen Befugnisse. — Naturschutz: Ueberwachung desN atur- und Tierschutzgesetzes. Strafbefugnis. — A llgem <strong>eines</strong>: Ermittlungen fü r die <strong>Stadt</strong>ämter. Ueberwachungder Strassenhändler ausserhalb der M ärkte. Umtausch von Q uittungs- und Versicherungskarten.Pferde- und Bespannfahrzeugerfassung. Beglaubigung und Erteilung von Bescheinigungen,sow eit sie die G em eindepolizei betreffen.Rechnungsprüfungsamt.Prüfung der Jahresrechnung auf Innehaltung des Haushaltsplanes und Gesetzmässigkeit derHaushaltsführung. — Laufende Ueberwachung der Kassen der Staat und ihrer Unternehmen sowiedie Kassen- und V orratsprüfungen. Laufende Prüfung der W irtschaftsführung der wirtschaftlichenUnternehmen und die Prüfung der Betätigung der <strong>Stadt</strong> als G esellschafter und A k tio n ä r in Unter­264


nehmen m it eigener Rechtspersönlichkeit. V orprüfung der zu vergebenden A ufträge einschliesslichEntwürfen und Kostenanschlägen. Prüfung der V erw altung auf W irtschaftlichkeit und Zweckmässigkeit.Prüfung der Endabrechnungen der Arbeitsbeschaffungsmassnohmen.Rechtsamt.Bearbeitung alle r Rechtsstreitsachen der <strong>Stadt</strong>gemeinde, die fü r oder gegen sie bei G erichtenanhängig werden. Rechtsauskunftserteilung an alle <strong>Stadt</strong>äm ter. Bearbeitung der A nträge aufG enehmigung von Grundstücksverkäufen, von Erstattungsanträgen auf G rund der Kriegssachschädenverordnungund W eiterleitu ng an die zuständige Feststellungsbehörde. Bearbeitung sämtlicherPrivatversicherungen, w ie Feuer-, Einbruchdiebstahl- und W asserleitungsschäden, sow eit die <strong>Stadt</strong> alsVersicherungsnehmerin in Frage kommt. Das Rechtsamt fü h rt die N ebenregister des Standesamtes.Reinigungsamt.<strong>Stadt</strong>reinigungsamt.Durchführung der öffentlichen Hygiene, insbesondere der Strassenreinigung, der M üll- undFäkalienabfuhr; Pflege der öffentlichen Bedürfnisanstalten.Schlachthof.Schlachthofstrasse. Ruf: 401 94.V erw altungsgebäude — W ohngebäude m it G aststätte — W ohngebäude fü r Angestellte undA rbe iter — Rinderschlachthallen — Schw<strong>eines</strong>chlachthallen — Kälberschlachthallen — Pferdeschlachthallen— Kaldaunenhallen — M ickerhalle — Stallungen fü r die Unterbringung von ca 700 Schweinen— Rinderstallungen fü r die Unterbringung von 150 Rindern — Pferdestall fü r die Unterbringung von20 Pferden — Pökelraum m it 5 fest eingebauten Pökelbottichen und Kühlräumen (479,23 qm und1437,69 cbm).Kesselhaus m it 2 Hochdruckkesseln m it 10 Atm . und je 80 qm Heizfläche. — Fettschmelzeund Raffinerieanlage. — Kadaververbrennungsofen. — W iegeraum m it 2 automatischen Hängewaagenje 1000 kg. — Freibank mit Verkaufsraum , Pökelraum und Arbeitsraum . — V orkühlhallem it Vorraum (528,53 qm u. 2748,36 cbm). — Kühlhalle mit 8 Kühlzellen, 1 Polizeizelle und 1 W ie g e ­raum (625,25 qm u. 3126,25 cbm), 144 Kühlzellen mit 1032 qm u. 3201 cbm. Maschinenraum mit2 Ammoniak-Kom pressoren von je 150 000 Kal. Eisgenerator m it 300 Eisformen zur Herstellung vonKunsteis. Verladeram pe von ca. 250 m Länge m it Anschlussgleis an die Reichsbahn. — Borstenwäschereimit Trockenanlage. Eigene Schlosserei, Schm iedewerkstatt und Tischlerei. — G efolgschaftsräume.— Häutesalzerei. — Darmschleimerei. — Blutplasm agewinnungsanlage. — Unterbringungder Fleischerei-Rohprodukten-Genossenschaft und der Fleischer-Innung.Schulamt.A llgem eine Schulverwaltung der höheren, m ittleren und Volksschulen, der Handels- undBerufsschulen. Bearbeitung der baulichen U nterhaltung der Schulen. Beschaffung von Lehr- undLernmitteln. Ausgestaltung der Schulen m it dem nötigen Inventar. Erhebung von Schulgeldern. V ergebungvon Schulräumen fü r ausserschulische Zwecke. A ufstellung und Ueberwachung der Haushaltsplänefü r die Schulen.<strong>Stadt</strong>bildstelle.Gneisenaustrasse 17. Ruf: 40744.Betreuung der Schulen m it Film und Lichtbild. Beratung bei der Anschaffung von Film- undLichtbildgeräten. Herstellung von heim atkundlichen Bildreihen und Filmen. Verleihung von V orführapparaten,Lichtbildern und Filmen an Parteidienststellen und O rganisationen. Lichtbildtechnische265


Beratungsstelle. Ueberwachung der Lichtbildanschaffungenfü r Schulen im A ufträge der Landesbildstelle.Ausbildung von V orführern an Schmalfilm- und Lichtbildgeräten.<strong>Stadt</strong>sparkasse Königshütte, Oberschlesien.Körperschaft des öffentlichen Rechts.G em einnützige, mündelsichere Sparkasse.Annahm e von Spar- und Depositeneinlagen,M ündelgeldern, Ausgabe von Heimsparbüchsen,Scheck-, G iro- und K ontokorrenteinlagen, Führungvon G ehaltskonten, Ausstellung und Einlösungvon Reisekreditbriefen, An- und V erkauf sowieVerw ahrung und Verw altung von W ertpapieren,Einlösung von Zins- und Dividendenscheinen sowiefälligen W ertpapieren, Bogenerneuerung, Entgegennahmeverschlossener Depots, Verm ietungvon Stahlschliessfächern, G ewährung von kurzundlangfristigen Darlehen und Krediten jeder A rt,insbesondere Hypotheken-, Schuldschein-, Bürgschaft-und Faustpfanddarlehen, H andw erkerkredite,Lieferantenkredite, Baufinanzierung, Reichsbürgschaft’skred'ite,Instanidsetzungskred'ite, D iskontierungvon W echseln, Einzug von Schecks, W echseln,Dokumenten, An- und V erkauf von Devisenund Sorten, Erledigung a lle r G eldgeschäfte mitdem Ausland und dem Generalgouvernem ent,V erm ittlung von Bausparverträgen und Hypotheken,Nachttresor. Zuverlässige und vertraulicheBeratung in allen einschlägigen Angelegenheiten.H auptstelle: Königshütte, A dolf-H itler-S tr. 41a.<strong>Stadt</strong>sparkasse Ruf. 409 65 und 409 66.H auptzw eigsfellen: 1. K önigshütte-B ism arck, Hermann-Göring-Strasse 63. 2. Königshütte-N ord, Hindenburgstrasse 2, Ecke Beuthener Strasse. 3. Königshütte-Ost, General-Höfer-Strasse 2, EckeLaurahütter Strasse.<strong>Stadt</strong>werke. Elektrizitäts- und W asser-Versorgung.Beuthener Strasse 9. Ruf: 41935. Verkehrsstunden: täglich 9 bis 13 Uhr.Standesamt.Gneisenaustrasse 5a. Ruf: 403 73.Beurkundung von G eburten und Sterbefällen im <strong>Stadt</strong>gebiet. — A ufgebote. — Eheschliessungen.— Beglaubigung von Ahnenpässen, (s. unter Verzeichnis der Behörden, Aem ter, Dienststellen).Statistisches Amt.Durchführung statistischer Erhebungen fü r alle Zwecke der G em eindepolitik. Beschaffungzahlenmässig begründeter Unterlagen fü r Gemeindemassnahmen, zur Beobachtung und Kontrollevon W irkun g und Erfolg bestimmter Verwaltungsmassnahmen. Feststellung von Tatbeständen aufallen G ebieten des gemeindlichen Lebens, deren Kenntnis fü r die V erw altung von W ichtig keit ist.An die Ermittlung der Zahlen schliesst sich die Ursachenforschung an, die zu einer sicheren Ein-


Kassenraum der <strong>Stadt</strong>sparkasse.sicht in den Ermittlungsgang der verschiedenen untersuchten Zustände und V orgänge führt.Zwischenzeitliche und zwischenörtliche Vergleiche führen zu neuen Aufschlüssen oder vertiefendas Vorgefundene Ergebnis. Sammlung jedweden Zahlenm aterials, das innerhalb der V erw altungund auch bei anderen Behörden an fällt, um ein Bild von dem gesamten kulturellen, w irtschaftlichenund sozialen Leben der Gem einde zu erhalten. Neben der Selbstverwaltungsstatistik steht die A u f­tragsstatistik, die in der Durchführung der grossen Reichserhebungen liegt. So ist das statistischeA m t das zentrale statistische Auskunftsbüro fü r alle am Leben der <strong>Stadt</strong> interessierten Stellen.Steueram tBerechnung und Veranlagung der gemeindlichen Steuern und A bgaben im Rahmen der gesetzlichenBestimmungen. Zustellung der Steuerbescheide. Ueberwachung des Steuereingangs.Bearbeitung von Stundungen, Ermässigungen und Erlass von Steuern.267


Tiefbauern!*.Realsteuern:1. G ewerbesteuern:a) G ewerbeertragssteuer,b) G ew erbekapitalsteuer,c) Lohnsummensteuer.d) G ewerbesteuerausgleich.2. Grundstückssteuern:a) fü r den bebauten Grundbesitz,b) fü r den unbebauten G rundbesitz,3. Grundsteuer.Personalsteuern:4. Bürgersteuer.Indirekte G em eindesteuern:5. Getränkesteuer.6. Schankerlaubnissteuer.7. Vergnügungssteuer.8. W ertzuwachssteuer.9. Hundesteuer.10. Zuschläge zur G runderwerbsteuer.G ebührenerhebung:11. Strassenreinigungsgebühren.12. Kanalgebühren.A uftragsangelegenheit:13. Einziehung der Handwerkskam m erbeiträge.14. Ausfertigung der Lohnsfeuerkarten a u f G rund der alljä hrlich stattfindendenPersonenstands- und Betriebsaufnahmen.Bearbeitung und Durchführung von Neu-, Um- und Ausbauten, sowie die Unterhaltung vonStrassen, W egen, Plätzen, Brücken, W asserläufen, W asserbauten und sonstigen Tiefbauarbeiten.Ausbau und Unterhaltung der Strassenbeleuchtung. W egepolizeiliche A ufg abe n: Genehmigungvon Strassen- und Brückenbauten sowie a lle r Anlagen unter, auf und über der Erde, einschliesslichvon Leitungen und Kabeln; A ufsicht über die öffentlichen Strassen, W ege und Plätze. V erw altungdes Bauhofes.Verkehrs- und W erbeam f.Im V ordergrund stehen Frem denverkehrswerbung und Frem denverkehrswirtschaft im Rahmendes Gesetzes über den Reichsfremdenverkehrsverband. Führung des Orfsfrem denverkehrsverbandes(„Verkehrsverein"). — Heranziehung von Tagungen, Kundgebungen, Lehrgängen, Ausstellungen. —Durchführung eigener und frem der Veranstaltungen. —• W erbung fü r den Besuch der <strong>Stadt</strong>. —W erbung fü r Handel und Gewerbe. — Film-, Lichtbild-, Plakatwerbung. — Beschaffung und Ausgabevon W erbeschriften, Faltblättern, <strong>Stadt</strong>büchern, <strong>Stadt</strong>plänen. —■ Beschickung w erbender Ausstellungen.— V eröffentlichung w erbender Aufsätze in Zeitschriften und in der Tagespresse. —-Ueberlassung von M aterial fü r Reisehandbücher und andere Nachschlagewerke. — M itarb eit amEinwohner<strong>buch</strong>. — A ufstellung von O rientierungstafeln und <strong>Stadt</strong>plänen an den Ausfallstrassen. —Betreuung der Fremden durch Nachweis und V erm ittlung von U nterkunft und Verpflegung. Führungdurch die <strong>Stadt</strong> und ihre nähere Umgebung. — Ausgabe von W anderplänen und Karten. —268


Zusam m enarbeit m it anderen Verkehrsvereinen und Frem denverkehrs-W erbestellen. Zusammenarbeit m it allen zentralen und übergeordneten Stellen fü r die Fremdenverkehrs- und W irtschaftswerbung.M ita rb e it im Beskidenverein. Anregung zur Schaffung und zum Ausbau von Erholungsstätten,zur A nlegung von Ruhebänken. — M ita rb e it an der Entschandelung des <strong>Stadt</strong>bildes in engerVerbindung m it den amtlichen Stellen. — Verschönerung des <strong>Stadt</strong>bildes durch Blumenschmuck,Berankung kahler Hauswände, A nlegung von Schmuckplätzen, A ufstellung von Denkmälern. —Sammlung heim atkundlich und stadtgeschichtlich w e rtvo lle r Lichtbilder. — Beschaffung und Abgabevon heimatlichem künstlerischem W andschm uck an örtliche und auswärtige Stellen. — Regelungdes Veranstaltungswesens durch laufende Bearbeitung <strong>eines</strong> Veranstaltungs-Term inkalenders. —Anregung heimischer Künstler zum heim atlichen Kunstschaffen. — Kam pf gegen Schund und Kitschim Ansichtskartenwesen u. a. — A nregung zur Schaffung schöner und gediegener Gaststätten undLäden. — W erbung fü r praktische und geschm ackvolle Heim kultur.Vermessungsamt.Messungen: T riangulation, Polygonisierung, Stückvermessung, Tachymetrie, Urkundsmessungen,Fortschreibungs- und Neuvermessungen (Grundstücksvermessung, Grundstücksteiluna, G renzfeststellung)und deren häusliche Bearbeitung bis zur Uebernahme ins Kataster, Absteckung vonBaufluchtlinien und Höhenangaben, Nivellem ents (Höhenmessungen).Berechnungen: Trigonom etrische und polygonom etrische Berechnungen, Flächenberechnungen,Höhenberechnungen.Zeichnerische A rbeiten: A nfertigung von Lage- und <strong>Stadt</strong>plänen verschiedenster A rt, V erkehrs-und Uebersichtsplänen, Längs- und Q uerprofilen, Höhenplänen, Num erierungsplänen (Hausnummern),Fluchtlinien- und Bebauungsplänen, Ergänzungen der Katasterkarten.Verwaltungstechnische A rbeiten: Auslegung und Festsetzung von Fluchtlinien- und Bebauungsplänen.Ergänzung der G rundsteuerm utter- und G ebäudesteuerrollen sowie der Flurbücher(Kataster). V orarbeiten zur Grundstückssteuer, Slrassenbau- und Strassenreinigungskosten. Ueberprüfungder Bauvorhaben hinsichtlich der Lage, des Eigentümers, der Grenzen und des unbebautenHofraumes. A usfertigung von W egebescheinigungen.Versicherungsamt.Bearbeitung a lle r A ufgaben, die sich fü r die <strong>Stadt</strong>gem einde aus der Sozialversicherung(Kranken- und Invalidenversicherung) ergeben. Aufnahm e von A nträgen auf G ewährung der Invaliden-,W itw en- und W aisenrente und W eiterleitu ng an die Landesversicherungsanstalt. Bearbeitungvon Anträgen auf Einleitung von H eilverfahren aus der Angestelltenversicherung und W eiterleitungan die Reichsversicherungsanstalt. — Aufsichtsbehörde der hiesigen Krankenkassen: Entscheidungder sich aus der Reichsversicherung ergebenden S treitfälle zwischen den Versicherten und den Kassen.Volksbildungsamt.Bearbeitung alle r kulturellen Angelegenheiten ausser denen des Schulwesens. Förderungwissenschaftlicher Bestrebungen. Bearbeitung der städtischen Angelegenheiten des gemeinsamenOrchesters der Städte K attow itz und Königshütte. Verw altung der Städtischen Musikschule. Dienststelledes Städtischen M usikbeauftragten. Betreuung und Förderung von Chören und M usikgem einschaften.Städtische V erw altung von „K on zertrin g“ - und „T heaterring“ -Angelegenheiten. Bearbeitungder gemeinsamen Angelegenheiten der „Städtischen Bühnen K attow itz und Königshütte“ . V erwaltung des <strong>Stadt</strong>theaters. Förderung der bildenden Künste. A nka uf von Kunstwerken. V erw altungdes „Kunstringes XI“ im Kunstverein Schlesien e. V. Veranstaltung von Kunstausstellungen undAusstellungen a lle r A rt. Verw altung der <strong>Stadt</strong>bücherei. Veranstaltung von literarischen Abenden,Dichterlesungen, Buchausstellungen, W oche des deutschen Buches u. dergl. Betreuung der Volksbildungsstätteund sonstiger Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Bearbeitung der städtischen


Angelegenheiten bei öffentlichen Feiern. V erw altung des <strong>Stadt</strong>archivs. Betreuung der H eim atforschung.Bearbeitung der <strong>Stadt</strong>chronik und der Ortsgeschichte. Redaktion des „Heimat<strong>buch</strong>es^ der<strong>Stadt</strong> Königshütte“ . Bearbeitung von Angelegenheiten des N atur- und Denkmalschutzes.Wirtschaftsamt.1. Verw altung und Statistik. — 2. Spinnstoffversorgung. — 3. Schuhversorgung. — 4. K raftstoffversorgungeinschliesslich Petroleum, Spezial- und Testbenzin, Kraftwagen-Bereifungen (Autound Fahrrad), Treibriem en, A ltm aterial. — 5. Strafsachen, Beschwerden. (W ird gemeinsam mit demErncihrungsamt erledigt.)H auptstelle: Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Bezirksstelle I i Rathaus, A do lf-H itle r-P la tz 1. BezirksstelleII: Kreuzstrasse 6. Bezirksstelle III: Altes Rathaus, Königshütte III. BezirksstelleIV: Herm ann-Göring-Strasse 79/81.W ohnungsbaugesellschaft.Brückenstrasse 5. Ruf: 410 78.„K önigshütter W ohnungsbaugesellschaft m. b. H.“Trägerin des sozialen W ohnungsbaues und V erw alterin der w irtschaftlich genutzten Kleinwohnungen(Mietwohnungen) sowie der gewerblichen Zwecken dienenden bebauten Grundstücke.Die Gesellschaft baut und betreut Kleinwohnungen im eigenen Namen. Das Gesellschaftskapitalim alleinigen Besitz der <strong>Stadt</strong> Königshütte beträ gt 250 000 RM.W ohnungsfürsorgeam t.Brückenstrasse 5. Ruf: 410 78.Zuweisung des verfügbaren W ohnraum es an W ohnungsuchende auf G rund der SchlesischenMieterschutzbestimmungen. Der freigew ordene W ohnraum ist vom Hauseigentümer oder vomG rundstücksverwalter der W ohnungsfürsorgeabteilung zu melden. Abgeschlossene oder abzuschliessendeM ietverträge bedürfen der Zustimmung der W ohnungsfürsorgeabteilung. Ohne diese Zustimmungsind die V erträge rechtsungültig und daher wirkungslos.W ohnungs- und Siedlungsamt.Bearbeitung a lle r Fragen des W ohnungs- und Siedlungswesens. V erm ittlung von Reichszuschüssen,Darlehen und Reichsbürgschaften. Der W ohnungspflegeabteilung oblie gt die W o h ­nungsaufsicht und W ohnungspflege im gesamten <strong>Stadt</strong>gebiet, die Beseitigung von W ohnungsm ängeln,V erm ittlung von Instandsetzungsdarlehen und -Zuschüssen.W ohlfahrts- und Jugendamt.Eichendorffstrasse 3. Ruf: 409 96 und 40997. Sprechstunden: täglich von 9 bis 12 Uhr.Die Städt. W ohlfa hrtspfle ge beruht hauptsächlich auf der Reichsverordnung über die Fürsorgepflichtvom 13. 2. 1924 und den Reichsgrundsätzen über Voraussetzung, A rt und Mass deröffentlichen Fürsorge vom 4. 12. 1924. Die A rb e it der Städte auf wohlfahrtspflegerischem G ebietverte ilt sich seit der Uebertragung der Gesundheitsfürsorge auf die Staatlichen Gesundheitsämter,auf die W ohlfahrtsäm ter und auf die Jugendämter. Dabei ist aber zu beachten, dass den Gesundheitsämternnur die ärztlichen A ufgaben übertragen sind; ihnen liegt nur die ärztliche Feststellungund die Begutachtung ob, inw iew eit etw aige gesundheitliche G efahren oder Misstände zu behebenoder sonstige Massnahmen zur Förderung der Volksgesundheit zu treffe n sind. Die Durchführungder von ihnen vorgeschlagenen Massnahmen ob lie g t jedoch dem W ohlfahrtsam t. Das W ohlfa hrtsamt setzt sich aus dem Fürsorgeamt und Jugendam t zusammen. Das A rbeitsgebiet des Fürsorgeamtesumfasst die Arm enfürsorge, zu der noch die soziale Fürsorge fü r Kriegsbeschädigte undKriegshinterbliebene und die ihnen auf G rund der Versorgungsgesetze Gleichstehenden getreten ist.270


Hinzu kom m t die Fürsorge fü r die Rentenempfänger der Invaliden- und Angestelltenversicherung,soweit sie nicht den Versicherungsträgern oblie gt, die Fürsorge für die Kleinrentner und die ihnenGleichstehenden, die Fürsorge fü r hilfsbedürftige M inderjährige und die W ochenfürsorge. Zur Bekämpfung besonderer Notstände sind spezialisierte Fürsorgezweige entwickelt, zur Bekämpfungder Prostitution die G efährdetenfürsorge, zur Bekämpfung der Trunksucht die Trinkerfürsorge undzur Betreuung von Krüppeln die Krüppelfürsorge, von O bdachlosen die O bdachlosenfürsorge.Ferner ist fü r die Umsiedler noch die Um siedlerkreisfürsorge zu erwähnen. Zu dem A ufgabenkreisgehören ausserdem die folgenden Fürsorgezweige:Durchführung der Massnahmen zur Speisefettverbilligung und zum Erlass von Rundfunkgebühren,M itw irkung bei der G ewährung von Ehestandsdarlehen und von Kinderreichen-Beihilfen,Bearbeitung der A nträge auf Verleihung des „Ehrenkreuzes der deutschen M utter“ .Die Fürsorgepflichtverordnung verpflichtet an sich das W ohlfahrtsam t, erst bei eingetretenerH ilfsbedürftigkeit einzugreifen. Die grosse Bedeutung vorbeugender Fürsorge aber, besonders aufdem G ebiete der Gesundheits- und A rbeitsfürsorge und der Bewahrung M inderjähriger v o r Störungender körperlichen, geistigen und sittlichen Entwicklung macht dem W ohlfahrtsam t zur Pflicht,auch vorbeugende Massnahmen zu treffen. Es sind insbesondere zu erwähnen:die Erholungsfürsorge,die Durchführung von Kinderspeisungen,die Einrichtung und Erhaltung der Kindergärten, -Krippen und -Horte,die regelmässige Betreuung gesundheitsbedrohter G ruppen, besonders der vorbeugendenTuberkulose- und Krüppelfürsorge und die Säuglings- und Kleinkinderfürsorge.A ufgabenkreis des Jugendamtes ist die Jugendw ohlfahrtspflege. Rechtliche G rundlage derJugendw ohlfahrtspflege ist das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz. Zu den Pflichtaufgaben des Jugendamtesgehören:Der Schutz der Pflegekinder, die M itw irkung im Vormundschaftswesen, insbesondere dieTätigkeit im Gem eindewaisenrat, die Schutzaufsicht, Fürsorgeerziehung und Jugendgerichtshilfe, dieM itw irkung bei der Beaufsichtigung der Kinderarbeit, die Fürsorge der Kriegerwaisen und Kindervon Kriegsbeschädigten, sowie M ita rb e it der Jugendhilfe bei den Polizeibehörden. Ausserdemfü h rt das Jugendam t die Am tsvorm undschaft über alle unehelich geborenen Kinder.Das Anstaltswesen auf dem G ebiete der W ohlfa hrtspfle ge w ird ebenfalls vom W ohlfa hrtsamt getragen, so das Städt. Altersheim , das Obdachlosenheim und in der Jugendw ohlfahrtspflegedas Städt. Säuglings- und Kinderheim und das Kindererholungsheim in Orzesche.Das Schwergewicht der neuzeitlichen W ohlfa h rtsarb e it lie g t jedoch a u f der offenen Fürsorge,die zur Fam ilienfürsorge als der besten Form der Betreuungsarbeit entw ickelt ist. Die Familienfürsorge hat die A ufgabe, vo r allem den G rundsatz der Einheitlichkeit der w irtschaftlichen,gesundheitlichen und erzieherischen Fürsorge zu verw irklichen und hierbei die notwendigen Massnahmenauf das Gesamtwohl der Familien auszurichten. Die Einheitlichkeit der persönlichen Ausübungder Fam ilienfürsorge ist durch eine U ebereinkunft mit dem Staatlichen Gesundheitsamtdadurch gewahrt, dass das <strong>Stadt</strong>gebiet in Bezirke aufgeteilt und fü r jeden Bezirk eine Gesundheitspflegerinoder V olkspflegerin angesetzt ist, die in ihrem Bezirk die gesamten Fürsorgeaufgaben,die gesundheitlichen, die jugendfürsorgerischen und die w irtschaftlichen, wahrnim m t.271


Eichendorff-SchuleA. Schulwesen:272Kulturelle Einrichtungen und Anstalten1. Höhere Schulen:Oberschule fü r Knaben „Eichendorffschule“ , Gneisenaustrasse 2. Ruf: 401 50.Oberschule fü r Knaben „M oltkeschule“ , M oltkestrasse 7. Ruf: 40516.O berschule fü r Mädchen „Clara-Schum ann-Schule“ , Eichendorffplatz. Ruf: 402 32.2. M ittelschulen:Städtische M ittelschule, Gneisenaustrasse 17. Ruf: 402 33.


3. Berufs- und Fachschulen:G ew erbliche Berufsschule fü r Jungen, Rosenheimer Strasse 20/22. Ruf: 404 73.Handelslehranstalt. Berufs- und Berufsfachschule. Hans-Schemm-Strasse 2. Ruf: 412 63.Lehranstalt für Frauenberufe. Berufs- und Berufsfachschule, Hans-Schemm-Str. 2, Ruf: 422 29und K attow itzer Strasse 5, Ruf: 405 96.Städtische Musikschule, Königshütte-N ord, M oltkestrasse 7. Ruf: 41413.4. Volksschulen:Moltke-Schule, Volksschule 1 fü r M ädchen, M oltkestrasse 9. Ruf: 41411.M oltke-Schule, Volksschule 1 fü r Knaben, M oltkestrasse 9. Ruf: 40516.Adolf-M enzel-Schule, Volksschule 3, Kapellenweg 2. Ruf: 408 07.Ludendorff-Schule, Volksschule 4/15, Hindenburgstrasse. Ruf: 407 24.Godulla-Schule, Volksschule 8/9, Godullastrasse 16. Ruf: Schule 8: 406 77; Schule 9: 406 79.Hans-Schemm-Schule, Volksschule 10/24, Hans-Schemm-Strasse. Ruf: 406 78.Richthofen-Schule, Volksschule 11/13, Schützenstrasse 32. Ruf: 40674.Graf-Reden-Schule, Volksschule 12/18, K attow itzer Strasse 32. Ruf: 406 72.Hindenburg-Schule, Volksschule 14/20, Hindenburgstrasse 22. Ruf: 414 85.Gneisenau-Schule, Volksschule 17/25, Gneisenaustrasse 3. Ruf: 408 52.Bertold-HiW ebrandf-Schule, Volksschule 19/22, M oltkestrasse 9a. Ruf: 414 97.Dr. W agner-S chule, Volksschule 26, Herbert-Norkus-Strasse 1. Ruf: 416 62.Schlageter-Schule, Volksschule 27/31, Schlageterstrasse 1. Ruf: 401 93.Horst-Wessel-Schule, Volksschule 28, Laurahütter Strasse 58. Ruf: 40316.Langemarck-Schule, Volksschule 29, Oestreicherstrasse 1. Ruf: 40214.Heinitz-Schule, Volksschule 30, Dorfstrasse 21. Ruf: 40640.Herbert-Norkus-Schule, Volksschule 32, Herbert-Norkus-Strasse 9. Ruf: 416 62.Kalide-Schule, Volksschule 33, Schlesierstrasse.Ruhberg-Schule, Volksschule 34, Bornstrasse 55. Ruf: 406 43.Bismarck-Schule, Volksschule 35, Braunauer Strasse 3. Ruf: 40811.Hermann-Göring-Schule, Volksschule 38/39, Legion-Condor-Strasse. Ruf: Schule 38: 405 61,Ruf: Schule 39: 414 09.Dietrich-Eckart-Schule, Volksschule 40/41, Hermann-Göring-Strasse 12. Ruf: 404 74.Gustav-Freytag-Schule, Volksschule 42, Bornstrasse 61. Ruf: 405 87.B. Büchereiwesen:<strong>Stadt</strong>bücherei:Volksbücherei-Hauptstelle.A dolf-H itler-P latz. Fernruf: 405 62.Ausleihstunden: täglich von 11 bis 12 Uhr.M ontag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 16 bis 19 Uhr.Jugendausleihe: M ontag und Donnerstag von 13 bis 15 Uhr.Volksbücherei-Nebenstelle „Bism arck“Königshütte-Bismarck, Richthofenstrasse 13. Fernruf: 401 72.Ausleihstunden: M ontag und Freitag von 11.30 bis 12.30 und von 16 bis 19 Uhr.M ittw och von 10 bis 12.30 Uhr.Volksbücherei-Nebenstelle „N o rd “Königshütte-N ord, Bism arckplatz 4, (Eröffnung Ende 1941).Volksbücherei-Nebenstelle „O s t“Königshütte-Ost, (Eröffnung Ende 1941).Am tsbücherei (Fachbücherei der <strong>Stadt</strong>verwaltung)Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Fernruf: 409 81 bis 409 87.M usikbüchereiStädtische Musikschule, K önigshütte-N ord, M oltkestrasse 7. Fernruf: 41413.


C. Bühnenwesen:<strong>Stadt</strong>theater (O per, O perette, Schauspiel).Lobestrasse 5. Fernruf: 406 26.(986 Sitzplätze). S pielzeit von O kto ber bisA p ril. Bespielt von den „Städtischen BühnenK attow itz - Königshütte“ . G eneralintendanz:K attow itz, <strong>Stadt</strong>theater. Schauspieldirektion:Königshütte, Lobestrasse 5. O ertliche V erw altung:Volksbildungsam t, Rathaus, A d o lf-H itle r-Platz. Ruf: 409 81 bis 409 87.Theaterring der „K ulturgem einde der <strong>Stadt</strong> Königshütte“in der NS.-Gemeinschaft „K ra ft durchFreude“ . V erw altung: Volksbildungsam t, Rathaus,A dolf-H itler-P latz. Ruf: 409 81 bis 409 87und Kreisdienststelle der NS.-Gemeinschaft„K ra ft durch Freude“ , Adolf-H itler-S trasse 1.Ruf: 409 36.Anmeldung in der KdF.-VerkaufsstelleAm A dolf-H itle r-P la tz 3. Fernruf: 40515.Dienststunden: von 9 bis 12 Uhr und von 15bis 18 Uhr. M ittw och und Sonnabend nachmittagsgeschlossen.D. Musikwesen:Orchester. „Städtisches S'infonie-Örcihester K attowitz “ (Gemeinsames O rchester der StädteK attow itz und Königshütte). Leitung: G eneralbildungsamt, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf:K attow itz 33060. O ertliche V erw altung: V olksmusikdirektor Dr. O tto W artisch. Fernruf:409 81 bis 409 87.K onzertring der „K ulturgem einde der <strong>Stadt</strong> Königshütte“ in der NS.-Gemeinschaft „K ra ft durchFreude“ . V erw altung: Volksbildungsam t, Rathaus, Am A dolf-H itler-P latz. Ruf: 409 81 bis 409 87und Kreisdienststelle der NS.-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ , A dolf-H itler-S tr. 1. Ruf: 409 36.Anmeldung in der KdF.-Verkaufsstelle Am A d o lf-H itle r-P la tz 3. Fernruf: 40515. Dienststundenvon 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. M ittw och und Sonnabend nachmittagsgeschlossen.<strong>Stadt</strong>theaterStädtische Musikschule. Die Musikschule ist die Stätte der völkischen M usikerziehung der Jugend(Jungvolk, Hitler-Jugend und Bund Deutscher M ädel) und der Erwachsenen. Vom Singen ausgehendw eckt sie das Interesse fü r M usik und hebt die vorhandenen Anlagen durch einenfachlich fundierten G ruppenunterricht. Ihr Ziel ist die Heranbildung ihrer Schüler zu brauchbarenSängern und leistungsfähigen M usikanten im Dienste fü r Familie, V olk und Formation.274


Die Schule umfasst: Singklassen, Instrumentalen G ruppen- und Einzelunterricht, Lehrgängefü r Singeleiter, Arbeitsgem einschaften fü r Betriebschorleiter, Instrumentales Zusammenspiel,Volkstanz und Volksspiel.Unterrichts räume: M oltkeschule, Königshütte-N ord, M oltkestrasse 7, II. Stock.Ruf: 41413.G e s c h ä f t s s t e 11e: Volksbildungsam t, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf: 40981 bis 40987.Leiter der Schule: Städtischer M usikbeauftragter Paul Rodewald. W ohnung: Primelweg27. Ruf: 403 02.Anmeldung, Auskunft und Beratung in der Musikschule, M oltkestrasse 7(Geschäftszimmer), täglich von 16 bis 18 Uhr.Städtischer M usikbeauftragter (Fachberatungs- und Dienststelle des O berbürgerm eisters) V olksbildungsamt, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. A nschrift des Städt. M usikbeauftragten: MusiklehrerPaul Rodewald, Primelweg 27. Ruf: 403 02.Ortsm usikerschaft in der Reichsmusikkammer. G eschäftsführer und Kassierer: Robert Hübner, K attowitzer Strasse 67. Sprechstunden: Dienstag und Freitag von 11 bis 13 Uhr, Donnerstagvon 17 bis 19 Uhr. Ruf: 406 09.„Städtische C horvereinigung". Gemischter Chor und M ännerchor. Vereinsführer: O berbürgerm eisterErnst Schroeder. G eschäftsführer: ßüchereidirekfor Richard Schmidt, Rathaus, Volksbildungsamt, A dolf-H itler-P latz, Ruf: 409 81 bis 40?87. W ohnung: Jahnstrasse 14, Ruf: 406 59. D irigent:Paul Rodewald, Primelweg 27, Ruf: 403 02.Uebungsraum: A ula der Clara-Schuhmann-Schule, Eichendorffplatz.Proben: M ittwochs ab 20 Uhr fü r M änner. M ontags ab 20 Uhr für Frauen.KdF.-Singgemeinschaft. M usikalischer Leiter: G eorg Staniczek, Hindenburgstrasse 19 (telefonischerreichbar unter 419 45).Uebungsraum: Volksbildungsstätte Schule II, Hindenburgstrasse 16.Proben: Dienstag ab 20 Uhr.KdF.-Musikgemeinschaft (Instrum entalgruppe). G eschäftsführer: Kurt Ossyra, Horst-Wessel-Strasse 3(telefonisch erreichbar unter 41721). D irigent: A lfre d Gamsa, Bergfreiheitstrasse.W erkskapellen:Uebungsraum: Volksbildungsstätte, Schule II, Hindenburgstrasse 16.Proben: M ittw och ab 20 Uhr.a) Werks kapelle der „K ö n i g s h ü tt e“ (24 M ann, Blas- und Streichorchester).Kapellm eister: A lfre d Gamsa. Uebungsraum : Feuerwache der Hütte.Proben: Dienstags und Freitags von 17 bis 19 Uhr.b) W erkskapelle der „Bismarckhütte“ (14 Mann. Blasorchester).Kapellm eister: W ilhelm M eschketter. Uebungsraum : W erkskindergarten, Richthofenstr 5.Proben: Freitags ab 19 Uhr.c) W erkskapelle der „S tickstoffw erke“ (24 Mann. Blasorchester).Kapellm eister: Josef Duda. Uebungsraum : W irtschaftsgebäude.Proben: M ittwochs und Sonnabends von 15 bis 16.30 Uhr.d) W erkskapelle der „S e w a g " (14 Mann. Blasorchester).Kapellm eister: M ax Stolarczyk. Uebungsraum : K raftw erk Königshütte-Ost.Proben: M ittwoch? /on 14.30 bis 16.30 Uhr.


e) Bergkapelle der Königsgrube „ W e s t f e I d“(30 Mann. Blas- und Streichorchester)Kapellm eister: W rzask. Uebungsraum.- Zechenhaus der Königsgrube.Proben: M ittwochs ab 17.30 Uhr.f) Bergkapelle der Königsgrube „Ostfeld”(24 Mann. Blas- und Streichorchester).Kapellm eister: Pietrowski. Uebungsraum : G efolgschaftsraum der Königsgrube.Proben: einmal in der W oche nach Bekpnntgabe durch Aushang.E. Kunstpflege:Kunstring XI Königshütte Oberschlesien im Kunstverein Schlesien e. V. Arbeitsgem einschaft zurFörderung der bildenden Kunst.Oertliche Leitung: Vorsitzender: O berbürgerm eister Ernst Sohroeder. Geschäftsführer: Büchereidirektor Richard Schmidt, Jahnstrasse 14. Fernruf: 409 81 bis 409 87. W o h ­nung: 406 59. G iroko nto N r. 683 bei der <strong>Stadt</strong>sparkasse Königshütte.F. Erwachsenenbildungswesen:Volksbildungsstätte Königshütte Oberschlesien der NS-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ in derDeutschen A rbeitsfront.(Sprachkurse, Arbeitsgem einschaften fü r alle W issensgebiete, fü r Lebensführung und Lebensgestaltung,W eltanschauliche Schulung, V orträge, Führungen durch Ausstellung und Museen).Uebungsstätte: Schule II in der Hindenburgstrasse 16. Anm eldung in der KdF.-Verkaufsstelle,Am A dolf-H itle r-P la tz 3. Ruf: 40515.Schachgemeinschaften in der NS-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ .Kreisschachwart: H auptschriftleiter des „Oberschlesischen Kurier“ : Erich Richter.Zusammenkünfte:M ontags und Freitags ab 20 Uhr in der Volksbildungsstätte, Schule II, Hindenburgstrasse 16.Dienstags und Freitags ab 19 Uhr in der Berginspektion, A dolf-H itler-P latz.M ittwochs ab 20 Uhr in Königshütte-Bismarck, Lokal „H y z a “ , Zeppelinstrasse, Ecke Immelmannstrasse.Sammlergemeinschaft in der NS-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude“ .Kreissammlerwart: F otograf M alek, Adolf-H itler-Strasse 47.G. Heim atpflege:276<strong>Stadt</strong>archiv. Volksbildungsam t, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf: 409 81 bis 409 87.Der Staatliche A rchivpfle ger fü r den <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte Oberschlesien.Dienststelle der Archivberatungsstelle des Landeshauptmanns der Provinz Schlesien.A nschrift: Büchereidirektor Richard Schmidt, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf: 40981 bis 40987.W ohnung: Jahnstrasse 14. Ruf: 406 59.N a tu r- und Denkmalschutz.Volksbildungsam t, Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf: 409 81 bis 409 87.Heim atkundliche Arbeitsgem einschaft.Redaktion des „Heim at<strong>buch</strong>es der <strong>Stadt</strong> Königshütte“ , Rathaus, A dolf-H itler-P latz, Volksbildungsamt.Reichsbund deutscher A m ateurfotografen. Fotogruppe Königshütte.A uskunft: Volksbildungsam t. Rathaus, A dolf-H itler-P latz. Ruf: 409 81 bis 409 87. Dunkelkamm er: Brückenstrasse 5.


Die Tribüne des Stadions am Redenberg.277


H. Leibesübungen:<strong>Stadt</strong>am t fü r Leibesübungen.Volksertüchtigung (Sportliche Lehrgänge und W ettkäm pfe, Förderung der körperlichen undberuflichen Ertüchtigung). Ausgestaltung und Unterhaltung der Sportanlagen. Förderung derallgem einen A ufgaben der Hitler-Jugend (Unterhaltung der Gebäude, Jugendherbergen undGrundstücke der Hitler-Jugend) A dolf-H itle r-P la tz, Rathaus. Ruf: 40981 bis 40987.Reichsbund fü r Leibesübungen. NSRL. Bezirk XIII. Sportkreis V.S portkreisführer fü r Königshütte Oberschlesien des NSRL.: Pg. Franz Schega.Gerichtsgasse 1. Ruf: 41945. Sprechstunden: M ontag von 18 bis 20 Uhr.Sport- und Turnvereine.1) Fussball-Verein „G e rm a n ia ", Königshütte Oberschlesien.Vereinsführer: G erhard Barthel, K attow itzer Strasse 12. Ruf: 409 62.2) Bismarckhütter Sport-Vereinigung 1899 e. V.Vereinsführer: Ewald Czech, Bobrek, Bergwerkstrasse 31. Ruf: 341 07.3) Sportvereinigung 1939 „Deutsche Bergknappen“ , Königshütte Oberschlesien.V ereinsführer: Erwin M ikisch, Kaufmann, Horst-Wessel-Strasse 39.4) Post-Sportgemeinschaft, Königshütte Oberschlesien, Postamt.Vereinsführer: Postamtmann Hermann Thielemann. V ertrete r: O berpostsekretär RichardKruppa. Ruf: 421 43.5) Turn- und Sportverein 1862, Königshütte Oberschlesien.V ereinsführer: Hermann Jenke, Stud.-Assessor, Eichendorffschule. Ruf: 401 50.Uebungsstätte: Turnhalle an der Bertold-Hildebrandt-Strasse.Stadien (Sportplätze, Tennisplätze u. a.)1) Kam pfbahn an der K attow itzer Strasse, 5)m it 2 Fussballplätzen, Tennisplätzen, 6)Schwimmbad, Eisbahn u. a. 7)2) Kam pfbahn an der Bismarckhütter Strasse. 8)3) Sportplatz an der Adolf-Hitler-Strasse. 9)4) „ an der Laurahütter Strasse. 10)S portplatz an der Bornstrasse.„ an der Kasernenstrasse.„ an der Hindenburgstrasse.„ an der Annenstrasse.„ an der Bahnschachtstrasse.„ an der Glück-Auf-Strasse.278


Verzeichnis der Behörden, Ämter und DienststellenAllgem eine Ortskrankenkasse:Für den <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte zuständige reichsgesetzliche Pflichtkrankenkasse. — Betreuungin Fragen der Krankenversicherung, vorbeugende Gesundheitsfürsorge (Erholungsheimwesen),W ochenhilfe. — Einzugsstelle der Beiträge fü r den Reichsstock fü r A rbeitseinsatz(Arbeitslosenversicherung). — Ausgabestelle und Umtausch der Q uittungskarfenfür die Invaliden- und Angestelltenversicherung. — Versorgung der Kriegsversehrten imA ufträge des Reiches (Reichsversorgung).Freiheitsstrasse 1. Ruf: Sammelnummer 417 51 bis 41753.Sprechstunden: V orm ittags von 8 bis 12>£ Uhr.Amtsgericht Königshütte:Justizverwaltungssachen — Vormundschafts-, Nachlass- und Jugendgericht — A rbeitsgericht— G rund<strong>buch</strong>am t — Zwangsvollstreckungssachen — Zivilprozessachen — Kirchenaustritte— Vereins- und G üterregister u. a. den G erichten übertragene Angelegenheiten.A dolf-H itle r-P la tz 18. Ruf: 41903 und 41904.Sprechstunden: V orm ittags von 9 bis 12 Uhr,Arbeitsam t Königshütte.A rbeitseinsatz — Arbeits<strong>buch</strong> — Berufsberatung und Lehrstellenverm ittlung — UnterstützendeA rbeitslosenhilfe — W ertschaffende A rbeitslosenfürsorge — Angelegenheitendes Reichstreuhänders der A rb e it — Baustoffbewirtschaftung.Horst-Wessel-Strasse 6. Ruf: 419 64 bis 419 67. Sprechstunden: V orm ittags von 8 bis 12 Uhr.Betriebsführer haben w ährend den V or- und Nachm ittagsdienststunden jederzeit Zutritt.Arbeitsdienst, Reichsarbeitsdienst. M eldeam t 226.Bearbeitung sämtlicher Einstellungs- und Entlassungsangelegenheiten von Dienstpflichtigenund Freiw illigen des Reichsarbeitsdienstes, männliche und w eibliche Jugend einschliesslichMusterung.Bergfreiheitsstrasse 4 bis 6. Ruf: 407 65.Sprechstunden: täglich von 8 bis 16.30 Uhr, Sonnabends von 8 bis 13.30 Uhr.Arbeitsfront (DAF.) (siehe NSDAP. Seite 240).Banken:Reichsbanknebenstelle.N otenbank — Kontoführung fü r Behörden, Firmen und Privatpersonen — G iroverkehr —A nka uf und Einziehung von W echseln und Schecks — Lom bardverkehr — An- und Verkauf,V erw ahrung von W ertpapieren, Einlösung von Zinsscheinen — Devisenverkehr.Blücherstrasse 10. Ruf: 409 41.G eö ffn e t: vorm ittags von 8.30 bis 12.30 Uhr, nachmittags (ausser Sonnabend) von 15— 16 Uhr.Deutsche V olksbank G. m. b. H. A dolf-H itler-S trasse 27a. Ruf: 409 46.Dresdner Bank. Adolf-H itler-Strasse 19. Ruf: 413 94 und 413 95.Königshütfer Vereinsbank. Rosenheimer Strasse 2. Ruf: 40055.Oberschlesische Diskontobank A. G. A dolf-H itler-S trasse 29. Ruf: 413 94.279


Reichsbanknebenstelle<strong>Stadt</strong>sparkasse Königshütte Oberschlesien. Körperschaft des öffentlichen Rechts. G em einnützige,mündelsichere Sparkasse.280Annahme von Spar- und Depositeneinlagen, M ündelgeldern, Ausgabe von Heimsparbüchsen,Scheck-, G iro- und K ontokorrenteinlagen, Führung von Gehaltskonten, Ausstellung und Einlösungvon Reisekreditbriefen, An- und V erka uf sowie V erw ahrung und Verw altung vonW ertpapieren, Einlösung von Zins- und Dividendenscheinen sowie fälligen W ertpapieren,Bogenerneuerung, Entgegennahme verschlossener Depots, Verm ietung von Stahlschliessfächern,G ewährung von kurz- und langfristigen Darlehen und Krediten jeder A rt, insbesondereHypotheken-, Schuldschein-, Bürgschafts- und Faustpfanddarlehen, Handwerkerkredjte,Lieferantenkredite, Baufinanzierung, Reichsbürgschaftskredite, Instandsetzungskredite,Diskontierung von W echseln, Einzug von Schecks, W echseln, Dokumenten, AnundV erkauf von Devisen und Sorten, Erledigung alle r G eldgeschäfte m it dem Ausland unddem G eneral-G ouvernem ent, Verm ittlung von Bausparverträgen * und Hypotheken, N achttresor.Zuverlässige und vertrauliche Beratung in allen einschlägigen Angelegenheiten.H auptstelle: Königshütte, A dolf-Hitler-Strasse 41a. Ruf: 40965 und 40966.Zweigstellen: 1. Königshütte-Bismarck: Hermann-Göring-Strasse 63. Ruf: 416 86.2. Königshütte-N ord: Hindenburgstrasse 2, Ecke Beuthener Strasse. Ruf: 406 60.3. Königshütte-O st: General-Höfer-Strasse, Ecke Laurahütter Strasse. Ruf: 41516.


Bahnhöfe:Bahnhof Königshüfte Oberschlesien (<strong>Stadt</strong>mitte). Bahnhofsplatz. Ruf: 422 23.Durchgehend geöffnet.Bahnhof Königshütte-Bismarck (früher „ßism arckhütte” }. Hermann-Göring-Strasse. Ruf: 411 49.Durchgehend geöffnet.Bahnhof Königshütte-O st (früher „G horzow "). Haldenweg. Ruf: 415 44.Durchgehend geöffnet.Betriebsbahnhof Königshütte-Bismarck der Schlesischen Kleinbahn A. G. iFreilandstrasse 5.Ruf: 406 65 und 406 76.Betriebsbahnhof Hohenlinde der Schlesischen Kleinbahn A. G. Beuthener Strasse 27.Ruf: 413 91,Bergrevieramt. („D er Preussische Revierbeamte des Bergreviers Königshütte O berschlesien“).Bergbehördliche Betreuung, bergpolizeiliche und gew erbepolizeiliche Beaufsichtigung von13 G ruben einschliesslich Tagesanlagen, Nebengewinnungsbetrieben und Grubenanschlussbahnen:Königshütte „O s tfe ld " (einschliesslich B rikettfabrik), Königsgrube „W e s tfe ld “ (einschliesslichZiegelei), Königsgrube „N o rd fe ld “ in Hohenlinde, „D eutschlandgrube“ in Schwientochlowitz, „Schlesiengrube“ in Schlesiengrube, „W o lfg a n g g ru b e “ (einschliesslich Kokerei undK raftw erk' Nikolaus) in Ruda, „Friedensgrube“ in Friedenshütte, „G otthardschacht“ einschliesslichKokerei) in O rzegow , „Paulusgrube“ in M orgenroth, „Lithandragrube“ in Friedenshütte,„M a th ild e g ru b e “ in Lipine, „F lorentinegrube“ in Hohenlinde, „G rä fin Lauragrube“ inKönigshütte.A d o lf-H itle r-P la tz 9 bis 10. Ruf: 400 81.Sprechstunden: vorm ittags von 7 bis 13 Uhr, nachmittags von 15 bis 18.30 Uhr. M ittwochund Sonnabend nachm ittag geschlossen.Der O berbürgerm eister (siehe W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).DAF. (s. A rb e itsfro n t bei NSDAP, Seite 240).Einwohnermeldeamt. Zentralstelle,(s. Polizeiamt).Königshütte-Bismarck, Rosenheimer Strasse 10. Ruf: 419 81Ernährungsamt. (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).Hauptstelle: Rathaus. A d o lf-H itle r-P la tz 1. Ruf: 409 81 bis 409 87Bezirksstelle I, Rathaus, A do lf-H itle r-P la tz 1„ II, Kreuzstrasse 6. Ruf: 400 06„ III, Königshütte-Ost, Gemeindehaus, Tannenbergplatz. Ruf: 408 49„ IV, Königshütte-Bismarck, Hermann-Göring-Strasse 79/81. Ruf: 42310.Feuerschutzpolizei Königshütte Oberschlesien. Kommandostelle.Rettung von Menschen und Tieren aus G efahr — Bekämpfung und Ablöschung von Schadenfeuern— Hilfeleistung bei Unglücksfällen, W assernot, Einstürzen oder Einsturzgefahr —Beseitigung von Verkehrshindernissen — Unfallstelle — Krankenüberführungen — Revisionenauf Feuersicherheit von Theatern, Lichtspielhäusern und öffentlichen Gebäuden —Stellung von Sicherheitswachen. Beuthener Strasse 19. Ruf: 414 44 und 4 22 22281


Feuerwehr. Städtische Feuerwehr. Beuthener Strasse 19.*Ruf: 414 44 und 4 22 22Finanzämter:Finanzamt Königshütte (für das <strong>Stadt</strong>gebiet).Zuständig fü r sämtliche Reichssteuern — Bearbeitung von Ehestandsdarlehen, Kinderbeihilfen,A usbildungsbeihilfen, Einrichtungsdarlehen — Feststellung der Einheitswerte —Finanzkasse — Vollstreckungsstelle ■—■ Adrem a-Dienststelle.Bahnhofsplatz 3. Ruf: 4 09 51 und 4 09 52Sprechstunden: vorm ittags von 9 bis 12 Uhr, Sonnabends geschlossen.Finanzamt Königshütte-Bismarck(für die Gemeinden Lipine, Schwientochlowitz, Hohenlinde, Friedenshütte, O rzegow , Schlesiengrubeund G odulla-M orgenroth).Braunauer Strasse 4. Ruf: 400 16 bis 4 00 18Sprechstunden: täglich von 8 bis 12 Uhr, Sonnabend geschlossen.Gaswerk (Königshütter Gaswerk).Steinstrasse 23. Ruf: 419 25A bteilung Ladengeschäft. Adolf-H itler-Strasse 36. Ruf: 407 76.Gerichtsgefängnis Königshütte.Untersuchungshaft und S trafhaft bis unter drei M onaten. A dolf-H itler-P latz 18. Ruf: 419 04.Sprechstunden: täglich von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.Sonnabend nachmittags geschlossen.Heime:Städtische W ohlfahrtseinrichtungen:Altersheim . Charlottenstrasse 66. Ruf: 4 06 70.Kindererholungsheim der <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien in Orzesche. Laurentiusberg 27.Ruf: 13.O bdachlosenheim . Schützenstrasse 13b. Ruf: 407 66Säuglings- und Kinderheim. Charlottenstrasse 66. Ruf: 4 06 70Einrichtungen der freien W ohlfa hrtspfle ge :Altersheim „Lutherstift“ . K attow itzer Strasse 21. Ruf: 4 07 57„Herz-Jesu-Stift“ . Horst-Wessel-Strasse 46. Ruf: 412 04W aisenhaus „Lutherstift“ . K attow itzer Strasse 21. Ruf: 407 57W aisenhaus „St.-Josefs-Stift“ . M oltkestrasse 26. Ruf: 4 10 07.Gesundheitsamt. Staatliches Gesundheitsamt Königshütte Oberschlesien.282Dem Gesundheitsamt o b lie g t: I. Die Durchführung der ärztlichen Aufgaben der Gesundheitspolizei(Seuchenbekämpfung), der Erb- und Rassenpflege, einschliesslich der Eheberatung(Ehetauglichkeitszeugnis, Ehefähigkeitszeugnis, M itw irkung beim Gesetz zur Verhütung erbkrankenNachwuchses), der gesundheitlichen Volksbelehrung, Schulgesundheitspflege, M ütterundKinderberatung, der Fürsorge fü r Tuberkulose, fü r Geschlechtskranke, körperlich Behinderte,Sieche und Süchtige. — II. Die ärztliche M itw irkung bei Massnahmen zur Förderungder K örperpflege und Leibesübungen. — III. Die amts-, gerichts- und vertrauensärztlicheTätigkeit, sow eit sie den Am tsärzten übertragen ist. — Vertrauensärztliche T ätigkeitauf dem G ebiete der Sozialversicherung.Gneisenaustrasse 9, Ruf: 4 20 01Sprechstunden des Am tsarztes: w erktäglich von 9 bis 12 Uhr.


G üterabfertigung.Gepäck- und Expressgüterabfertigung.Bahnhof Königshütte <strong>Stadt</strong>m itte. Beuthener Strasse 1, Ruf: 422 23 (durchgehend geöffnet).Bahnhof Königshütte-Bismarck. Hermann-Göring-Strasse, Ruf: 4 00 31 (durchgehend geöffhet).Bahnhof Königshütte-O st (Ghorzow). Haldenw eg, Ruf: 4 1 544 (durchgehend geöffnet).„K attow itzer Zeitung“ .Geschäftsstelle: Adolf-H itler-Strasse 8, Ruf: 404 83.KdF. NS.-Gemeinschaft „K ra ft durch Freude", (s. NSDAP. Seite 241).Kolonialbund. Reichskolonialbund. Kreisverband Königshütte Oberschlesien.Adolf-Hitler-Strasse 19/21, I. Stock. Ruf: 405 69.Sprechstunden: M ontag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 16 bis 20 Uhr.Krankenkassen:Allgemeine Ortskrankenkasse für die <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien (s. A llgem eine O rtskrankenkasse).Freiheitstrasse 1. Ruf:4 11 59 und 42351.Barmer-Ersatz-Krankenkasse. Teichstrasse 10. Ruf: 419 34.DBK. — „Deutsche Beam ten-Krankenversicherung" V. a. G., Sitz Koblenz a. Rh.Bezirksverwaltung O ppeln, Tuchmarkt la .Zahlstelle Königshütte Oberschlesien, Rathaus, A dolf-H itler-P latz.Ruf: 4 09 81 bis 4 09 87.„N ova“ Krankenversicherungsanstalf a. G. in HamburgBezirksverwaltung Königshütte, Adolf-H itler-S trasse 48. Ruf: 414 96Sprechstunden: von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.Betriebskrankenkasse der Werksgruppe BismarckhütteKönigshütte-Bismarck, Richthofenstrasse 29. Ruf: 4 23 00.Krankenhäuser:Städtisches Krankenhaus.Innere A bteilung (mit Kinderabteilung sowie röntgendiagnostischer, röntgentherapeutischerund physikalisch-therapeutischer A bteilung) — Tuberkulose - A bteilung in Königshütte-Ost.A erztlicher _D irektor: Dozent Dr. med. habil. Hans Hanke.Leiter der inneren A bte ilu ng: i. V. O bera rzt Dr. Barczyk.Eichendorffstrasse 10. Ruf: 406 71.St. Hedwigs-Krankenhaus.Chirurgische_ A bte ilu ng: A erztlicher D ire k to r Dr. med. habil. Hans HankeInnere A bte ilu ng: z. Zt. vakant.G eburtshilfe und gynäkologische A bte ilu ng: Prof. Dr. Clauberg.Röntgendiagnostische und physikalisch-therapeutische Abteilung.M oltkestrasse 28. Ruf: 41157.Knappschafts-Krankenhaus.Chirurgische, innere und geburtshilfliche A bteilung, Zahnklinik — Abteilungen fü r Röntgendiagnostikund Röntgentherapie, medikomechanische und elekfrotherapeutische Behandlung,medizinische Bäder, Am bulanz.A erztlicher D irektor und C hefarzt der inneren A bte ilu ng: Dr. Schmiedt.C hefarzt der chirurgischen A b te ilu n g : Dr. M aack.C hefarzt der geburtshilflichen und gynäkologischen A bte ilu ng: Prof. Dr. Clauberg.Lazareftstrasse 11. Ruf: 4 0931.283


Hüttenkrankenhaus der Bismarckhütte. Werkstrasse 25. Ruf: 4 05 27.V orw iegendes M ännerkrankenhaus. Belegzahl 100 Betten, davon auf der Frauenstation15 Betten. Innere und chirurgische Station vorhanden. A erztlicher D irektor: Dr. M artinHomagk.Kreishandwerkerschaftfü r den <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte Oberschlesien. Reichsstand des Deutschen Handwerks.Kreishandwerksm eister: Bruno Rattey, Königshütte, Horst-Wessel-Strasse 26S tellvertreter: Tischlermeister A d o lf-G e o rg Schuster, Königshütte, Kreuzstrasse 26G eschäftsführer: A lfre d H iller, Königshütte, Horst-Wessel-Strasse 26G eschäftsstelle: Horst-Wessel-Strasse 26. Ruf: 4 23 18.Innungen:1. Bäcker-Innung:Bäckermeister Johann V ölkel, Königshüfte, M oltkestrasse 11.2. Baugewerk-lnnung:Baumeister Emanuel Czech, Königshütte, Hans-Schemm-Strasse 3.3. Dam enschneider-Innung:Damenschneidermeisterin M argarete Csakal, Königshütte, Blücherplatz 3.4. Fleischer-Innung:Fleischermeister W ilhelm W erner, Königshütte, Am A do lf-H itle r-P la tz 4.5. Friseur-Innung:Friseurmeister Franz Konietzny, Königshütte, Lobestrasse 1.6. Herrenschneider-Innung:Schneidermeister Paul Niem ietz, Königshütte, K attow itzer Strasse 9.7. Klem pner-Innung:Installationsm eister Ehrenfried Heiber, Königshütte, Hermann-Göring-Strasse 31.8. Konditoren-Innung:Konditorm eister A lfre d Klupsch, Königshütte, Am A d o lf-H itle r-P la tz 3.9. M aler-Innung:M alerm eister Heinrich Krieger, Königshütte, Blücherplatz 4.10. Schlosser-Innung:Schlossermeister W ilhelm M ainka, Königshütte, Hindenburgstrasse 94.11. O fensetzer-Innung:O fensetzm eister A rthu r Jonas, Königshütte, W ilhelm strasse 9.12. Schuhmacher-Innung:Schuhmachermeister Karl B rylla, Königshütte, Horst-Wessei-Strasse 30.13. Tischler-Innung:Tischlermeister A d o lf Schuster, Königshütte, Kreuzstrasse 26.Kriegerbund. NS.-Reichskriegerbund. G aukriegerbund Südosf. KreiskriegerverbandKönigshütte Oberschlesien.Rathausstrasse 4. Ruf: 401 50. Sprechstunden: Dienstag und Freitag von 17 bis 19 Uhr.Adolf-Hitler-Strasse 7 (Buchhandlung Gaerfner). Ruf: 410 27. Sprechstunden: täglich w ährendder Geschäftszeit.„K u rie r1 („D er Oberschlesische Kurier“ ), V erlag, Druckerei und Redaktion. Am tliches V eröffentlichungs-und Bekanntmachungsorgan der <strong>Stadt</strong>verwaltung.A dolf-H itle r-P la tz 14, Ruf: 419 45. Sprechstunden: von 9— 12 Uhr, von 15— 17 Uhr.284


Landesversicherungsanstalt Schlesien. Zweigstelle Königshütte Oberschlesien.Durchführung der Invalidenversicherung in den eingegliederten osfoberschlesischen Gebieten— Beitragsüberwachung — Rentenabwicklung — Durchführung von H eilverfahren.Gneisenaustrasse 9, Ruf: 4 0991 bis 409 95.Sprechstunden: vorm ittags von 8 bis 13 Uhr, nachmittags [ausser Sonnabend) von14 bis 16 Uhr.Leihamt (siehe W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung). M arktplatz 4, Ruf: 409 81 bis 409 87.Lotterie-Einnehmer der Staatlichen Lotterien:Franz M a i b a c h, Adolf-H itler-S trasse 10, Ruf: 406 28.Bruno G o m o I u c h, Adolf-Hitler-Strasse 10, Ruf: 403 42.Luftschutzbund (siehe Reichsluftschutzbund).M arkthalle (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung)Beuthener Strasse 3, Ruf: 409 81 bis 409 87.N otrufe:Feuerwehr: Ruf: 41444 und 42222. Ueberfall: Ruf: 401 11. Unfall: Ruf: 42316.NSV. Nationalsozialistische V olksw ohlfahrt e. V. (s. NSDAP. Seite 240).O berbürgerm eister (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).O rtsbauernführer („Reichsnährstand. Der O rtsbauernführer“ ).Aufsicht über das gesamte Landwiirtschaftswesen im <strong>Stadt</strong>kreis. — Sachverständiger fü rLandwirtschaftsfragen.Königshütte-Ost, Annabergpilatz 13. Sprechstunden: Dienstag u. Donnerstag von 8— 12 Uhr.Ortskrankenkasse (siehe A llgem eine Ortskrankenkasse fü r die <strong>Stadt</strong> Königshütte.Freiheitsstrasse 1. Ruf: Sammelnummer 41751 bis 41753.Sprechstunden: vorm ittags von 8 bis 12MS Uhr.Polizei: (Zentralbehörde: Der Polizeipräsident des oberschlesischen Industriegebietes Kattowitz.)Schutzpolizeiabschnitfskommando III.A dolf-H itler-P latz 3. Ruf: 4 20 44 und 4 20 45. Sprechstunden: von 8,30 bis 12 Uhr und von13,30 bis 17 Uhr.Polizeiamt Königshütte.Teil der staatlichen Polizeiverw altung (Polizeipräsidium ) Kattow itz.Einwohnermeldewesen — Aufenthaltsbescheinigungen — polizeiliche Führungszeugnisse— Konzessionierung von Gast- und Schankstätten sowie des Kleinhandels mitSpirituosen — W andergew erbe- und <strong>Stadt</strong>hausierscheine —• Lustbarkeitssachen — TheaterundLichtspielwesen — Sprengstoffsachen —■ Ein- und Ausreisegenehmigungen — Pässe —•Kennkarten —■ Passier- und Durchlasscheine — Staatsangehörigkeitssachen —- Nam ensveränderungen— A llgem eine und Strassenverkehrsangelegenheiten — Fund- und Verlustsachen— W affen-, Jagd- und Fisähereischeine — Schiessportveranstaltungen —- Leichenpässe— Gesundheits-, V eterinär- und Lebensmittelpolizeisachen — Polizeistrafen — V ereinsangelegenheiten— Am tshilfeersuche — Erfassung fü r W ehr- und Arbeitsdienst.285


A nm erkung: A lle Kraftverkehrsangelegenheiten werden ausschliesslich im K raftverkehrsamt des Polizeipräsidium s K attow itz in K attow itz, Hardenbergstrasse 9 (altes Polizeipräsidium)erledigt.Königshütte-Bismarck, Rosenheimer Strasse 3 und 10. Ruf: 419 81.Verkehrszeiten fü r das Publikum : M ontag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und von 15bis 17 U hr; Sonnabends von 8 bis 12 Uhr.Zentrales Einwohnerm eldeam t im Polizeiam t, Königshütte-Bismarck, Rosenheimer Strasse 10.O ertliche -Meldestellen (An- und Abm eldungen u. a.) bei den P olizeirevieren:P olizeirevier 21: Jahnstrasse 3, Ruf: 410 69. Durchgehend geöffnet.Polizeirevier 22: Beuthener Strasse 8, Ruf: 4 23 03. Durchgehend geöffnet.P olizeirevier 23: A nnabergplatz 31a, Ruf: 4 07 81. Durchgehend geöffnet.P olizeirevier 24: Bismarckhütter Strasse 56, Ruf: 4 07 55. Durchgehend geöffnet.P olizeirevier 25: Rosenheimer Strasse 3, Ruf: 419 81. Durchgehend geöffnet.Polizeiposten M atthiashof: A nhalter W eg 2, Ruf: 42322.O rtspolizeibehördeDer O berbürgerm eister als O rtspolizeibehörde (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung,s. <strong>Stadt</strong>polizeiam t), Brückenstrasse 5, Ruf: 41212.Post. „Deutsche Reichspost“ .1. Postamt Königshütte (Oberschlesien):Am tsleitung, Amtszimmer, Firmen- und Vollm achtenstelle, Bau- und Beschaffungswesen,Personalangelegenheiten, Hauptkasse, Zeitungsstelle, Störungsstelle (Ruf:07), Rundfunkstörungsstelle (Ruf: 4 21 07). Adolf-H itler-S trasse 2, Ruf s. Fernsprech<strong>buch</strong>.Verkehrsstunden für das Publikum : w erktäglich 8 bis 12'A und 15 bis 1834 Uhr.2. Rentenstelle und Rundfunkstelle: Adolf-H itler-S trasse 4, II.3. Postdienst:Annahm e von Einzahlungen, Paketen, Telegrammen, O rts- und Ferngesprächen,Zeitungsbestellungen sowie a lle r Arten von Postsendungen, Postsparkassendienst,Zustelldienst m it Ausnahme des O rtsteils „B ism arck“ .Schalterdienststunden: w erktäglich 8— 12, 14— 18 Uhr; sonntags 8—9 Uhr.Für O rts- und Ferngespräche: w erktäglich 7— 21 U hr; sonntags 7— 13 Uhr.Annahm e von Telegrammen ununterbrochen. Nach Schalterschluss: Poststrasse(Eingangstür).4. Zweigpostam t Königshütte-Bismarck:Annahm e von Einzahlungen, Paketen, Telegrammen, Orts- und Ferngesprächen,Zeitungsbestellungen sowie alle r A rten von Postsendungen. Postsparkassendienst.Zustelldienst fü r den O rtsteil „Bism arck", Rosenheimer Strasse 6, Ruf: 4 13 75.Schalterdienststunden: w erktäglich von 8— 12, 15— 18 U hr; sonntags von 8— 9 Uhr.Für Annahm e von Telegrammen, O rts- und Ferngesprächen: w erktäglich 7 Dis21 Uhr, sonntags 7— 13 Uhr.5. Zw eigpostam t 3, Königshütte-Ost. G eneral-HöferStrasse 38, Ruf: 4 13 68.6. Zw eigpostam t 4, Königshütte-Süd. Adolf-H itler-Strasse 87, Ruf: 413 77.7. Zweigpostam t 5, K önigshütte-N ord. Bism arckplatz 4, Ruf: 4 13 63.Annahm e von Einzahlungen, Einschreib- und W ertbrie fe n, Paketen, Telegrammen,O rts- und Ferngesprächen. Ein- und Auszahlungen im Postsparkassendienst.Schalterdienststunden: w erktäglich von 8— 12, 15— 18 Uhr.Rathaus (siehe W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).286


Rawaverband Kattowitz, Direktion Königshütte Oberschlesien.Er hat laut Gesetz nach einheitlichem Plane V orflu t, Entwässerung und Abw ässerreinigungim Rawagebiete zu regeln und die hierzu erforderlichen Anlagen — Bachübergänge,Brücken, Kläranlagen, Pumpstationen u. a. — auszuführen, zu betreiben und zuunterhalten. Er ist berechtigt, die W asserläufe im Rawagebiet auszubauen und zu benutzen,die Einleitung von Industrie- und Hausabwässern zu genehmigen.Emil-Stolle-Strasse 81, Ruf: 4 02 67. Sprechstunden: täglich von 8— 12 Uhr.Reichsbahn (s. Bahnhöfe und G üterabfertigung).Reichsbanknebenstellen (s. Banken).Reichsluftschutzbund. O rtsgruppe Königshütte des Reichsluftschutzbundes. Landesgruppe VIIISchlesien. Bezirksgruppe 5 K attow itz, Königshütte, Lobestrasse 1, Ruf: 415 48.Sprechstunden: täglich von 9 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.Reichsnährstand.Der O rtsbauernführer (siehe O rtsbauernführer).Rotes Kreuz. Deutsches Rotes Kreuz.Kreisdienststelle Königshütte Oberschlesien, Beuthener Strasse 11, Ruf: 406 28.ff-P o lizei.E./Pol.-Regt. 3. D. ^-P o lize i-D ivisio n . General-Roettig-Strasse (Kaserne), Ruf: 418 31 und4 1832. Sprechstunden: vorm ittags von 8 bis 10 Uhr, nachmittags von 14 bis 17 Uhr,ausser M ittw och und Sonnabend.Schlachthof. Schlachthofstrasse, Ruf: 401 94 (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).Schulrat. Kreisschulrat.Schulaufsichtsbeamter der Regierung in K attow itz für den <strong>Stadt</strong>kreis Königshütte — Ueberwachungder Ziele der Lehrpläne — W eiterb ild ung der Lehrkräfte — O rganisation desörtlichen Schulwesens. Brückenstrasse 5, Schulamt. Ruf: 410 78.Sektion VI der Knappschafts-Berufsgenossenschaft. Reichsunfallversicherung. DienststelleKönigshütte:Durchführung der reichsgesetzlichen Unfallversicherung fü r die Bergwerksbetriebein den der Provinz Schlesien eingegliederten O stgebieten, insbesondere Durchführungbzw. Ueberwachung des Heilverfahrens U nfallverletzter Bergleute, Rentenzahlungenbei Betriebsunfällen und Berufskrankheiten an V erletzte und H interbliebene,berufsfürsorgerische Betreuung schw erverletzter Bergleute.Gneisenaustrasse 9, 2. und 3. Stock, Ruf: 409 91 bis 409 95. Dienststunden: 7,30 bis13 Uhr, 13,30 bis 16,30 Uhr. Sonnabend 7,30 bis 13 Uhr.Sozialversicherungsanstalt, A bteilung Unfallversicherung — Abwicklungsstelle —Ueberleitung der polnischen und tschechischen gewerblichen Unfallversicherung inden der Provinz Schlesien eingegliederten G ebieten auf die deutschen Versicherungsträger.Gneisenaustrasse 9, 2. Stock, Ruf: 409 91 bis 409 95. Dienststunden:7,30 bis 13 Uhr, 13,30 bis 16,30 Uhr, Sonnabend 7,30 bis 13 Uhr.287


LandesversicherungsanstaltStandesamt Königshütte (Oberschles.), Gneisenaustrasse 5 a, Ruf: 403 73.Das Standesamt beurkundet alle G eburten und Sterbefälle, die sich in seinem Am tsbezirk,also in Königshütte Oberschlesien, ereignen.M erke D ir: Jede G eburt ist innerhalb 8 Tagen, jeder Sterbetag am darauffolgendenW erkta g e anzumelden.Zur A nzeige einer G eburt sind verp flich te t:1. der eheliche Vater,2. die Hebamme,3. der A rzt,4. jede andere Person, _vorausgesetzt, dass diese bei der G eburt zugegen w ar,5. die M utter, sobald sie dazu imstande ist.Bei der Anm eldung sind vorzulegen: die Geburtsbescheinigung der Hebamme und dieGeburts- und Heiratsurkunde der Eltern des Kindes in deutscher Sprache. Bei unehelichG eborenen die G eburtsurkunde der M utter,


Polizeiam tZur Anzeige <strong>eines</strong> Sterbefalles sind verp flich te t:a) das Fam ilienhaupt, d. h. der Haushaltungsvorstand,b) derjenige, in dessen W ohnung s ic h 'd e r Sterbefall ereignet hat,c) jede Person, die bei dem Tode zugegen w a r oder von dem Sterbefall aus eigenerW issenschaft unterrichtet ist.Bei Anm eldung <strong>eines</strong> Sterbefalles sind vorzulegen: die Todesbescheinigung des Arztesund die Geburts- und Heiratsurkunde des Verstorbenen ebenfalls in deutscher Sprache. DieVorlegung dieser Urkunden ist unbedingt erforderlich, bevor der Standesbeamte die Beurkundungdes Falles vornehm en kann. G erade hier, w o besonders die Schreibweise derFamiliennamen Schwierigkeiten bereitet, kann von der Beibringung dieser Urkunden nichtabgesehen werden. Ist erst einmal bei der Beurkundung eine U nrichtigkeit unterlaufen,dann kann diese nicht einfach durch Streichen und Ueberschreiben m it richtigem Text geändertwerden, sondern nur durch ein zeitraubendes gerichtliches Berichtigungsverfahren.289


Führe immer einen einw andfreien, m öglichst m it Lichtbild versehenen Personalausweisbei Dir. Du w irst dem Standesbeamten viel Zeit und Dir dadurch viele Laufereienund A erger ersparen.W ills t Du die Ehe schliessen, ist es am zweckmässigsten, Du gehst selbst zumStandesamt und erkundigst Dich nach den hierfür notwendigen Papieren, da dies bei fastjeder Eheschliessung verschieden ist.. Du erhältst hier gern jede und erschöpfende Auskunft.Gehe aber so rechtzeitig hin, dass Du Deine V orbereitungen fü r die Eheschliessungin alle r Ruhe durchführen kannst. G laub' ja nicht, „das, was ich an Papieren habe, genügtvollkom m en“ . In den meisten Fällen fehlt w irklich nur eine „K le in ig k e it“ , die abervon so ausschlaggebender Bedeutung ist, dass der Standesbeamte die Entgegennahme des- A ufgebotes ablehnen muss. Der Enderfolg ist fü r gewöhnlich ein grosses Tränenmeer.Das g ilt auch insbesondere fü r die im Volksm und als „K riegstrauung“ bezeichnetenEheschliessungen. H ier w ird vielfach angenommen, dass man einfach zum Standesbeamtengeht, m it freundlichem Lächeln sagt: „ W ir sind da und w ollen getraut w erden“ .So geht das nicht. Die hierfür ergangenen Bestimmungen müssen unbedingt beachtetw erden; es ist daher in allen Eheschliessungsangelegenheiten em pfehlenswert, sich vorherbeim Standesamt über die Erfordernisse zu erkundigen.Du erhältst beim Standesamt Königshütte Oberschi, jede Geburts-, Heirats- undSterbeurkunde über den Fall, der in den zum Standesamtsbezirk Königshütte Oberschi,zusammengelegten Standesamtsbezirken vom 1. O kto be r 1874 ab beurkundet wurde. Alsoder O rtsteile: Königshütte Oberschi. N o rd und Süd, Neu-Heiduk, Chorzow und Bismarckhütte.V o r diesem Tage wurden alle Personenstandsfälle bei den Kirchengemeinden beurkundetund Du musst daher die Urkunden bei dem zuständigen Pfarram t anfordern. Esliegt im Interesse aller, wenn Du Dich im Kreise Deiner A ngehörigen nach näheren Datenerkundigst. N ur so ist ein A uffinden der Beurkundung fü r den Standesbeamten überhauptmöglich. Für jede beim Standesamt bestellte Urkunde ist eine G ebühr von 0,60 RM.zu entrichten. Bei schriftlicher Bestellung füge die G ebühr in Briefm arken gleich bei undvergiss nicht, das Rückporto beizulegen.Ferner e rfo lg t beim Standesamt auch die Beglaubigung von Ahnenpässen. Auchhier verm eidest Du j


Treuhandstelle. Grundstücksgesellschaft.Haupttreuhandstelle-O st, K attow itz. Zw eigstelle Königshütte Oberschlesien. Am A d o lf-H itler-Platz 3, Ruf: 41473. Sprechstunden: von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr.Ueberfallkom m ando.Bei unm ittelbarer G efahr fü r Leben, Gesundheit und Eigentum, bei U eberfällen, schwerenVerkehrsunfällen, Bränden und in sonstigen Fällen, die polizeiliches Einschreitenunaufschiebbar erscheinen lassen, in Anspruch nehmen.Brückenstrasse 5, Ruf: 40111. Dienststunden: Durchgehend.Verkehrs- und W erbeam tder <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung).A dolf-H itler-P latz. Ruf: 40981 bis 40987.Rathau«,Verkehrsinspektion Kö'nigshütte der Schlesischen Elektrizitätswerke AG .An und A b- und Ummeldung elektrischer Kleinanlagen. — Entgegennahme von M eldungenüber Störungen an elektrischen Messgeräten. Entgegennahme von Zahlungen für elektrischeEnergie (ausser fü r die N o rd- und Südstadt Königshütte. H ierfür s. <strong>Stadt</strong>werke).Adolf-H itler-S trasse 3. Ruf: 40011. R u f fü r Störungen an Freileitungen im Versorgungsgebiet(ausser Königshütte N o rd- und Südstadt): 419 56 und 409 54. Sprechstunden: täglichvon ly? bis 12/4 Uhr.Vertrauensärztliche Dienststelle Königshütte der Landesversicherungsanstalt Schlesien,A bteilung Krankenversicherung.Der Dienststelle Königshütte obliegen im Rahmen der G em einschaftsaufgaben die Nachuntersuchungenfü r die M itglied er der Ortskrankenkasse, der Betriebs- und Ersatzkassenim <strong>Stadt</strong>kreise Königshütte.Freiheitsstrasse 1, II. Stock, Ruf: 42268. Sprechstunden: vorm ittags von 8 bis 13 Uhr.W ehrbezirkskom m ando Königshütte Oberschlesien. (Zugleich: Standortältester).Jahnstrasse 8. Ruf: 41 91 0 und 41911. Sprechstunden: täglich von 8 bis 16 Uhr, Sonnabendvon 8 bis 13 Uhr.W ehrm eldeam t Königshütte Oberschlesien.(W ehrüberwachung fü r U n te roffizie re und M annschaften des Beurlaubtenstandes)Berthold-Hildebrandt-Strasse 3. Ruf: 41910 und 41911. Sprechstunden: täglich von 8 bis 12und von 14 bis 16 Uhr, Sonnabend von 8 bis 12 Uhr.W irtschaftsam t (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung)Hauptstelle: Rathaus, A dolf-H itle r-P la tz 1. Ruf: 40981 bis 40987.Bezirksstelle I: Rathaus, A dolf-H itle r-P la tz 1.„ II: Kreuzstrasse 6. Ruf: 400 06.„ III: Altes Rathaus, Königshütte-Ost, Tarinenbergplatz. Ruf: 408 49.„ IV: Hermann-Göring-Strasse 79/81. Ruf: 42310.W ohlfahrtsam t (s. W egw eiser durch die <strong>Stadt</strong>verwaltung)Eichendorffstrasse 3. Ruf: 40996 und 40997. Sprechstunden: täglich von 9 bis 12 Uhr.Zeitungen (s. „Kurier“ und „Kattowitzer Zeitung“ ).291


Bemerkenswerte Industrien.Bismarckhütte.Königshütte-Bismarck. V erw altung: Braunauer Platz. Ruf: 417 41 und 417 51.D ie Bismarckhütte gehört zur Berg- und Hüttenweirksigesellschaft Teschen.Die Betriebsgruppe p ro duziert: Koks, Roheisen, Rohstahl, Edelstahl, Schnelldrahtstahl, G robundM etallbleche, Q ualitätsfeinbleche, nahtlose Röhren, Stabeisen und Stabstahl, kaltgew alztesBandeisen, Press- und Schmiedestücke, Stahlguss, Hufeisen, Emaille- und Blechwaren.Die „B etriebsgruppe Bismarckhütte“ umfasst:W erk „Bism arckhütte“ in Königshütte-Bismarck m it: Stahlwerk, Ham m erwerk und mechanischeW erkstatt, Gusstahlschmelze, S tahlwalzwerk, V ergüterei, Zieherei, Feinblechwalzwerk, Rohrwerk, Zentralgeneratoren.W e rk „F alva hüfte" in Schw ientochlow itz m it: Kokerei, Hochöfen, Stahlwerk, K altw alzwerk,H ufeisenfabrik.W e rk „H ubertushütte“ in Hohenlinde m it: Stahlgiesserei und Bearbeitungswerkstatt.W e rk „S ilesiahütte“ in Paruschowitz-Rybnik m it: Feinblechwalzwerk, Em aillierwerk, Blechwarenfabrik.Dam pfsäge- und H obelw erke W . Sternberg.Schnittm aterialien und V erka uf von G rubenholz. Schlackenstrasse 37. Ruf: 419 41.292


Fabrik technischer O ele und Fette M ax Thomas.'M aschinenfette, S pritzfette, H eizlagerfette, W agenfette, A utofette, Bohröle, Treibriemenwachsund Desinfektionsöle. Königshütte-Bismarck, Michael-Münzer-Strasse 7. Ruf: 412 33.Fabriken fü r Eisen- und M etallverarbeitung Paul Sonsalla.Mechanische W erkstätten. Dreh-, Fräs-, Hobel-, Bohr-, Schleif- und Polierarbeiten, EisenundBlechkonstruktionen, Transform atorenkästen, Behälterbau, Förderwagen, Auftrags-, M ontage-und Reparaturschweissungen, M etallarm aturen in G iesche-Q ualitätszink, Messing, Rotgussfü r W asser, Gas, Heizungen, Dam pf bis 2” Metallguss, Umguss in Sand und Kokillenroh und bearbeitet, Kunstguss roh und bearbeitet. Schützenstrasse 16. Ruf: 401 55.„Fam ak“ , G. m. b. H.Sämtliche M aschinenreparaturen, W eichenbau, G rau- und M etallgiessereien, Eisenkonstruktionenalle r A rt, Zahnradfräserei, Bau von Kühltürmen. K attow itzer Strasse 20. Ruf: 405 47.Feilenfabrik O skar Lüdke (Inhaber: M artin Lüdke). Hindenburgstrasse 36. Ruf: 40872.Kokereivereinigung, G. m. b. H.Teerprodukte: Pech, N aphthalin, Teeröle und Benzole. Stahlstrasse 16. Ruf: 409 23.Königsgrube. G ruppe III der Bergwerksverwaltung Oberschlesien G. m. b. H. der Reichswerke A ktiengesellschaftfü r Erzbergbau und Eisenhütten „H erm ann G örin g“ .G ruppenverw altung III der Bergwerksverwaltung Oberschlesien G. m. b.. H. der Reichswerke„H erm ann G ö rin g “ . Königshütte Oberschlesien, A d o lf-H itle r-P la tz 9— 13. Ruf: 409 01.Königsgrube „O s tfe ld ", Steigerstrasse 28. Ruf: 419 94 und 419 95.Königsgrube „W e s tfe ld “ , Bahnschachtstrasse. Ruf: 419 92 und 419 93.„F lorentinegrube“ , Hohenlinde. Ruf: 417 66.„G räfin-L aura-G rube“ , Bahnschachtanlage. Ruf: 406 69.„M a xg ru b e ", M ichalkow itz. Ruf: 233 71 und 233 72.Königsgrube „N o rd fe ld “ , Beuthener Strasse. Ruf: 417 78.Königshütter G aswerk A. G.<strong>Stadt</strong>gas und N ebenprodukte, welche bei der Steinkohlenvergasung anfallen.Steinstrasse 23. Ruf: 419 25.Königshütte.W erksverw altung: Freiheitstrasse 11. Ruf: 41721 bis 41730. Telegrammadresse: Königslaura.Sprechstunden: tägl. vorm . von 7.30 bis 13 Uhr, nachm. (ausser Sonnabend) von14.30 bis 17.30.Die ‘Königshütte g e h ö rt zur Beng- und Hüttenwerksgesellschaft Teschen.Die Königshütte produziert:Roheisen, Staihlblöcke, Formeisen, Stabeisen, Draht, iKIeineisen, Schienen, Bandagen, Radscheiben,W eichen, Trag- und W inkelfedern, Blechpressteiiile, G üter-, D-Zug-, Personen-,Strassenbahn- und G rubenw agen, Untergestelle fü r Automobile*, Pressteile fü r G üterwagen,Brücken jeder Grösse und Spannweite, Gitterm aste, Eiserne Hallen- und G eländekonstruktionen,Radsätze fü r Lokom otiven, Schmiedestücke, Fuhrwerk- und Cisenbahnwagenachsen,ße schlag teile fü r W aggons, G rubengezähe u. a. m.Die hiesige Betriebsgruppe 'umfasst:„H ü tten w e rk Königshütte” in iKönigshütte Oberschlesien m it K okerei, H ochöfen, Eisen-,Stahl- und Eisenwalzwerke. Produktion: Koks, Roheisen, Siemens-Martin-Stahl, Form-, StabundBandeisen, W alzd raht, Eisenbahnoberbaustoffe, Radsatzteile und Schmiedestücke.„W erkstätte n Königshütte” in Königshütte Oberschlesien m it Brückenbauanstalt, W aggon-.W eichen-, Radsatz- und iFedernfabrik. P roduktion: Brücken- und Stahlbauten, W aggons undFahrzeuge für Haupt-, Klein- und G rubenbahnen, W eichen und W eichenteile, Blechpressteile,Radsätze, Federn, Gesenkschmiede.293


„H üttenw erk Laurahütte in Laurahütte 0/S . m itHochöfen, M artinw erk, Stahlwerk, Röhrenwalzwerk,Verzinkerei. P roduktion: Roheisen,Siemens - M artin - Stahl, nahtlose und geschweissteRöhren, Rohrverbindungsstücke,verzinkte Bleche und Eisenmaterialien, Eisenfässer,Blechtrommeln, W etterlutten, Schüttelrutschen,G rubenausbaustoffe, W ellbleche undW ellblechbauten, leichte Eisenkonstruktion.Ledertreibriem enfabrik und technische Lederartikel.August Botzek und Söhne.Kernledertreibriem en, Spezia I treibriem en, Leder-Rundschnüre, Ghrom-Cordelschnüre, Näh- undBinderiemen, Treibriem enleim , Riemenverbinderjeder A rt, technische Leder jeder A rt, Ledermanschettenin jeder Form und Grösse, Rohhautritzelund Rohhautblöcke, V entilklappen,Dichtungsringe, Lederbolzen, Lederhülsen,Koeppe-Scheibeineinltagen, Mem branen, G rubenhelme,Lederschürzen, Schweisserhandschuhe,iHandleder, Ledergamaschen, Sicherheitsgurteu. s. w.Brückenstrasse 4. Ruf: 41236.Oberschlesische Furnier- und Sperrholz-Gross-handlung.Eduard W erner.Grosses sortiertes Lager in sämtlichen in- undüberseeischen Furnieren, Sperrplatten, BauundMöbelbesohläige, Spezialgeschäft fürTisohlerbedarf, Laake, Leimen, Beizen, Stühleund Tische u. s. w.Zentrale: Königshütte Oberschlesien, Hindenburgstrasse6. Ruf: 418 33.F iliale: iKattowitz, iLudend.orffstrasse 20,M artahütte. Ruf: 3 42 63.Oberschlesische K ettenfabrik. Inhaber: A lfre d Seidel.Fabrikation von Ketten und mechanische W erkstätte. Eigene hydraulische Prüfstation.Liefert: Ketten, elektrisch geschweisst und im Gesenk geschmiedet, unkalibriert und kalibriert nach Zeichnungen, M uster und Kettenräder, Treibketten, Gallsche-, Transmissions-,Rollen-, Fleyerketten, Transportanlagen, Ewarts- und Stahlbolzenketten.Hindenburgstrasse 81/83. Ruf: 40211Oberschlesische Stickstoffw erke A. G.Königshütte-Ost. Ruf: 417 81.Erwerb, Bau und Betrieb von elektrochemischen und chemischen Fabriken. Handel mitchemischen Erzeugnissen a lle r A rt, insbesondere mit stickstoffhaltigen Düngemitteln.


„Sew ag“ . Schlesische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft.1. H auptverw altung: Kattow itz, Grundmannstrasse 9. Ruf: 319 412. K raftw erk Königshütte-Ost.Erzeugung elektrischer Energie fü r das oberschlesische Industrierevier.Betriebsleitung Königshütte, Siemensstrasse 3. Ruf: 409 543. Leitungsinspektion Königshütte-Ost.Bau und Unterhaltung der Hoch- und Niederspannungs-Leitungsnetze sowie der Umspannerstationen.Entgegennahme von Störungsmeldungen am Leitungsnetz im V ersorgungsgebiet(ausser Königshütte-N ord und Königshütte Bismarck. H ierfür s. <strong>Stadt</strong>werke).Königshütte-Ost. Ruf: 419 56,4. Verkehrsinspektion Königshütte der Schlesischen Elektrizitätswerke A. G.(An-, Ab- und Ummeldung elektrischer Kleinanlagen. — Entgegennahme von M eldungenüber Störungen an elektrischen Messgeräten. — Entgegennahme von Zahlungenfü r elektrische Energie (ausser fü r die N ord- und Süd-<strong>Stadt</strong> Königshütte.H ierfür s. <strong>Stadt</strong>werke).Adolf-Hitler-Strasse 3. Ruf: 40011. Ruf fü r Störungen an Freileitungen imVersorgungsgebiet (ausser Königshütte N ord- und Südstadt): 419 56 und 409 54.Sprechstunden: täglich von 7,30 bis 15 Uhr. Sonnabend von 7,30 bis 14,30 Uhr.W aagen- und M aschinenfabrik. W ilhelm M ainka.W aagenfa brik, Fleischereimaschinen, Eisenkonstruktion und Schlosserarbeiten.Hindenburgstrasse 94/96. Ruf: 408 81.295


HotelsH ofei „G ra f Reden", K attow itzer Strasse 7. Ruf: 421 35.41 Betten, davon 23 Einbettzimmer. Uebernachtungspreis: 3,— bis 4,—■ RM. 9 Zw eibettzimmer.Uebernachtungspreis: 5,— bis 7,— RM. Jedes Zimmer m it fliessendem kaltenund warm en W asser, Bad im Hause, Zentralheizung. V olle Pension in der Gaststätte desHotels.Hofei „Reichshof“ , Adolf-H itler-Strasse 27. Ruf: 405 55.28 Betten, davon 10 Einbettzimmer. Uebernachtungspreis: 3,50 RM. und 15% ; 7 Zw eibettzimmer.Uebernachtungspreis: 3,50, 2,50, 2,— RM und 15% — mit fliessendem kalten undund warm en W asser, Bad im Hause, Zentralheizung, volle Pension.„B ahnhofshoiel“ , Bahnhofstrasse 4. Ruf: 400 67.18 Betten, davon 9 Einbettzimmer (Uebernachtungspreis 2,75 RM), 5 Zweibettzim m er (Uebernachtungspreis5,50 RM). Bad im Hause (Benutzungsgebühr 0,75 RM). O fenheizung. Frühstückspreis1,00 RM. V olle Pension in der Gaststätte.Königshüite-M ifte:GaststättenBahnhofshotel, Bahnhofstrasse 4, Ruf: 400 67. G aststättenruhetag: jeden Freitag.Bahnhofswirtschaft, Poststrasse 6, Ruf: 408 36; ohne Ruhetag.Bierhaus „Z u r G locke", Horst-Wessel-Strasse 18, Ruf: 41103. G aststättenruhetag: jedenDonnerstag.Cafe Delta, Horst-Wessel-Strasse 1, Ruf: 41393. G aststättenruhetag: jeden Freitag.Deutsche Bierstuben, Adolf-H itler-Strasse 41, Ruf: 414 82. G aststättenruhetag: jeden Freitag.Gaststätte ,;G raf iReden", K attow itzer Str. 7, ‘Ruf: 41065. G aststättenruhetag: jeden Dienstag.Gaststätte „Zum Schützenhaus“ , K attow itzer Strasse 67, Ruf: 406 09. Gaststättenruhetag:. jeden Sonnabend.Karw iner Bierstuben, A d o lf-H itle r-P la tz 8, Ruf: 404 52. G aststättenruhetag: jeden Freitag.Kleingarten-G aststätte „G ra f Reden“ , Bismarckhütter Strasse 62, Ruf: 405 39. Gaststättenruhetag:jeden M ontag.„Reichsecke“ , Adolf-H itler-Strasse 43, Ruf: 416 69. G aststättenruhetag: jeden M ontag.Teschner Bierstuben, Adolf-iHitler-Str. 40, Ruf: 411 16. Gasstättenru'betag: jeden Sonnabend.Tichauer Bierstuben, A do lf-H itle r-P la tz 16, Ruf: 401 65. G aststättenruhetag: jeden Dienstag.Vereinshaus, Adolf-H itler-S trasse 47, Ruf: 400 43. G aststättenruhetag: jeden Dienstag.„Zum Fass“ , A d o lf-H itle r-P la tz 7, Ruf: 412 64. G aststättenruhetag: jeden M ontag.„Zum Rathaus“ , A d o lf-H itle r-P la tz 3, Ruf: 402 38. G aststättenruhetag: jeden Freitag.„Zum Schwarzen A d le r” , A dolf-H itle r-S tr. 11, Ruf 411 04. Gaststättenruhetag-. jeden M ittwoch.„Z u r Deutschien Schmiede“ , Bertold-Hildebrandt-Strasse 21, Ruf: 401 83. Gaststättennuhetag:jeden M ontag.Königshütie-Nord;G aststätte „Deutsche Flotte“ , Hindenburgstrasse 2, Ruf: 414 51. G aststättenruhetag: jedenDienstag.Gaststätte Leo Klossowski, Hindenburgstrasse 10. G aststättenruhetag: jeden Freitag.296


Königshütte-O st:Vereinshaus, Laurahütter Strasse 57, Ruf: 422 49. G aststättenruhetag: jeden Freitag.Redenberg G aststätte, Tannenbergstrasse 34, Ruf: 401 78. Ruhetag entfällt.Königshütte-Bismarck:Bahnhofswirtschaft, Herm ann-Göring-Strasse 46, Ruf: 40262. Ruhetag entfällt.„Eiserner Kanzler“ , Rudolf-Hess-Strasse 1, Ruf: 404 84. G aststättenruhetag: jeden Dienstag.Vereinshaus, Richthofenstrasse 6, Ruf: 415 75. G aststättenruhetag: jeden M ontag.KaffeesKaffee Delta, Horst-Wessel-Strasse 1, Ruf: 413 93.K affee Klupsch, Am A d o lf-H itle r-P la tz 3, Ruf: 401 22.Kaffee Kubina, Rathausstrasse 7, Ruf: 406 10.Kaffee Kubina, Adolf-H itler-S trasse 38, Ruf: 40o56.Kaffee O bersteiger, A dolf-H itler-S trasse 34, Ruf: 406 97.Kaffee Sczasny, Adolf-H itler-Strasse 17, Ruf: 404 24.Kaffee Scharek, Hermann-Göring-Strasse 63, Ruf: 406 83.Lichtspieltheater„A p o llo “ , Adolf-H itler-Strasse 19/21. Ruf: 412 28.(1400 Plätze. Anfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Freitags).„Colosseum ", Adolf-H itler-Strasse 48. Ruf: 408 54.(680 Plätze. Anfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Freitags).„D e lta ", Horst-Wessel-Strasse 1. Ruf: 400 38.(860 Plätze. Anfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Dienstags und Freitags).„R oxy“ , Adolf-Hitler-Strasse 19/21. Ruf: 41228.(1000 Plätze. A nfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Freitags).„Schauburg“ , Königshütte-Bismarck, Herm ann-Göring-Strasse 55. Ruf: 400 89.(600 Plätze. A nfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Freitags und Dienstags).„R ia lto ", Königshütte-Bismarck, Richthofenstrasse.(300 Plätze. A nfangszeiten: wochentags 16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Sonntags: 14.00,16.00, 18.15 und 20.30 Uhr. Programmwechsel: Dienstags und Freitags).297


Der Aufbau beginnt.Von O berbürgerm eister Ernst Schroeder.Als der G enfer Spruch im Juni 1922 vollzogen wurde, ist das oberschlesische Industriegebiet,ein einheitlicher, bei allem Reichtum an 'Bodenschätzen em pfindlicher W irtschaftsraum ,rücksichtslos zerschnitten worden. Königshütte, damals eine <strong>Stadt</strong> von etwa 75 000 Einwohnern,die bei der Abstimmung 1921 m it 75% deutscher Stimmen das stärkste Bekenntnis zum 'Deutschtumabgelegt hatte, fiel an Polen. M it grimmem Zorn mussten auch die Königshütter 17 Jahre langzusehen, wie die Polen sich in ihrer von deutschem Fleiss, deutscher A rb e it und deutschemUnternehm ergeist geschaffenen <strong>Stadt</strong> ausbreiteten und polnischer Geist und polnische W illk ü rallm ählich die Ueberm acht gewannen. M ancher hat die Fäuste in der Tasche g e b a llt und geschworen,sich niemals m it diesem ..Raub und d e r m annigfachen V ergew altigung abzurfinden,sondern auszuharren, bis die Stunde de r Befreiung schlagen würde. Das Schicksal dieser G e­treuen w a r o ft A rbeitslosigkeit und bittere N ot. Viele mussten dem polnischen Druck weichen.Es ist schwer, das Leid zu ermessen, das Tausende allein ihres Deutschseins wegen auch seelischgetragen haben. Denn der Kam pf ging ja nicht um Brot und Existenz allein, -sondern auch umdie deutsche Seele.Solange das Deutsche Reich ohnm ächtig w ar und in politischen Kämpfen und w irtschaftlichenKrisen unter d e r Last der Tributzahlungen und einer immer m ehr um sich greifendenA rbeitslosigkeit dem gänzlichen V e rfa ll unaufhaltsam entgegenzugehen schien, w ar der polnischeDruck auf das Deutschtum, rein äusserlich gesehen, noch erträglich. Die Polen arbeiteten auflange Sicht; sie brauchten noch die deutsche Intelligenz und die deutschen Fachkräfte, undglaubten 3 e it zu haben, da die 'Entwicklung in Deutschland ihren kühnsten Zukunftserwartungendie Erfüllung zu versprechen schien. Denn sie waren ja mit dem bisher Erreichten längst nochnicht zufrieden; ihre B egehrlichkeit g riff noch w e it in den einstweilen deutsch gebliebenen ostdeutschenRaum hinein.Das änderte sich schlagartig, als A d o lf H itler die Führung des Reiches in seine starkenHände nahm, als das grosse W under des nationalsozialistischen Umbruchs sich durchsetzte, alsim Reich das Gespenst der A rbeitslosigkeit in wenigen Jahren verscheucht w urde und als schliesslichauch die deutsche W ehrm acht nach dem Geheiss des Führers ihre W iedergeburt und einenA ufbau erlebte, von dessen G ründlichkeit und Stärke allerdings die Polen, überhaupt das fe in d ­liche Ausland, nicht die entfernteste Vorstellung hatten. Jetzt begann der rücksichtslose Kam pfm it dem Ziel der Ausrottung des Deutschtums, w ie überall in Polen, so auch in Königshütte.Immer mehr bis dahin noch in Stellung verbliebene Deutsche wurden rücksichtslos entlassen, dieStellen m it Kongresspolen und ihrem jüdischen Anhang besetzt. A ber auch der deutsche A rbeiterwurde in zunehmendem Masse bro tlos gemacht, selbstverständlich um so rücksichtsloser, je mehrer an seinem Deutschtum festhielt. Jüdisch-polnische Cliquenw irtschaft und K orruption breitetensich in erschreckender W eise aus, und die gesamte W irtschaft, insbesondere auch Bergbau undSchwerindustrie, drohte mehr und mehr zu verw ahrlosen. Die Polen waren nach Ausschaltungder deutschen Fachkräfte gar nicht in der Lage, die hochw ertige Industriew irtschaft w eiter zuentwickeln. Sie begnügten sich m it einer rücksichtslos kapitalistischen Ausbeutung der Bodenschätze,indem sie Bergwerke und Industrieunternehmen an ausländische Konsortien verpachteten.Dass sie dabei selbst von ihren mehr oder w eniger jüdischen Beratern und G eldgebern schamlosbetrogen wurden, sei nur am Rande erwähnt. Und wenn seit 1933 auch das kämpferischeDeutschtum im festen G lauben an A d o lf H itle r und die nationalsozialistische W iedergeburtDeutschlands den Deutschtumskampf in den härtesten Formen aufnahm : Der Ausgang diesesKampfes konnte nicht zw e ife lh a ft sein, wenn nicht bald H ilfe von aussen, vom Reich her kam.Jedes Jahr brachte zunehmende Verluste des Deutschtums; jedes Jahr brachte aber auch dieW irtschaft Oberschlesiens dem Zusammenbruch, der Erschöpfung, näher.U nvorstellbar w a r daher auch in Königshütte das Glück und der Jubel, als die Befreiungsstundeschlug, als die stolze deutsche W ehrm acht antrat zur Abrechnung m it den hasserfülltenPolen. A ls dann dank der unvergleichlichen T apferkeit unserer Truppen, dank der G enialität298


der Führung und der W ucht ihrer m ilitärischen O perationen das ganze ostoberschlesische Reviervon den Polen Hals über K o p f geräum t w urde, ohne dass irgendw elche nennenswerten Zerstörungenund Verwüstungen angerichtet werden konnten, und als es sich iherausstellte, dass auchdie O p fe r unter der Bevölkerung durch den polnischen Terror hier verhältnismässig gering gewesenwaren, kannte die D ankbarkeit und die Begeisterung der Oberscihlesier keine Grenzen.Und nun tra t zutage, dass Königshütte trotz der 17jährigen Polenherrschaft eine deutsche<strong>Stadt</strong> geblieben war. Kongresspolen und fast alle m it ihnen zugezogenen Juden hatten Halsüber Kopf die <strong>Stadt</strong> verlassen. Die polnische Sprache verschwand von Strassen- und Firmenschildernund im wesentlichen auch aus dem Gebrauch d e r Bevölkerung, wenn auch gerade vieleKinder und Jugendliche durch die zielbewusste und immer rücksichtsloser durch geführte polnischeSchul- und Sprach pol itiik des Gebrauchs der deutschen Sprache entw öhnt waren.So w a r die Polenherrlichkeit fast über Nacht wie ein böser Spuk verflogen. A ber ihreAuswirkungen waren doch sowohl auf politisch-völkischem G ebiet wie auf dem G ebiet der W irtschaftund des sozialen Lebens schlimmer als es äusserlich den Anschein hatte. M it Anspannunga lle r Kräfte an Menschen und M itteln musste daher an den W iederaufbau herangegangen werden.Unverzüglich nahm die Partei unter Führung des als kommissarischer Kreisleiter berufenen, imschärfsten Volkstum skam pf bew ährten Volksdeutschen W ilhelm Schneider ihre A rb e it auf.W as er m it seinen M itarb eite rn in den ersten zwei Jahren im A ufbau der Parteiorganisationund der politischen Erfassung, Schulung und 'Führung d e r Bevölkerung geleistet und geschaffenhat, muss einer späteren zusammenfassenden Darstellung von berufener Stelle Vorbehaltenbleiben. Mein Bericht w ill den Versuch machen, den Verw altungsaufbau in der <strong>Stadt</strong> Königshütteund die dabei zu lösenden Probleme wenigstens in den Hauptpunkten darzustellen.Der Verw altungsaufbau begann fast aus dem Nichts, mehr oder w eniger unter dem Einflussder noch in G ang befindlichen oder soeben beendeten kämpferischen A ktionen m it einemlächerlichen Mindestmass von geschulten Verw altungskräften, d ie den in wirrem Durcheinanderanstürmenden Ansprüchen des Tages, den prim itivsten 'Bedürfnissen der kom m unalen Gemeinschaftgerecht werden mussten. Diese erste A ufb a u a rb e it stand unter der Leitung m<strong>eines</strong> Amtsvorgängersin Königshütte, des O berbürgerm eisters iDr. D e I i u s-Wesermünde. Sie ist von ihm in zwei A u f­sätzen: „Kom m unale A ufb a u a rb e it im befreiten O stoberschlesien“ (Reichsverwaltungsblatt 1940,H eft I) und „Polnische W irtschaft und deutscher A ufb au im O sten“ (NS.-Gemeinde 8. Jahrgang,Folge 4) in ausserordentlich lebendiger und plastischer W eise geschildert worden. W as dort überdie Zustände in der Vorgefundenen Verw altung, über leere Kassen und verschleppte und unbrauchbargemachte G em eindeeinrichtungen, über die ersten Massnahmen zur Ingangsetzung der V erwaltung, über die in wildem Durcheinander an die V erw altung getretenen Forderungen des Tages,über Versorgungsschwierigkeiten und Publikumsansturm, über kindliches Zutrauen der deutschenBevölkerung zur deutschen Verw altung, aber auch über übles Denunziantentum und K onjunkturrittergesagt ist, kann als Beispiel fü r die erste A nlaufszeit einer deutschen Kom m unalverwaltungin den besetzten Ostgebieten überhaupt gelten, soll hier aber nifcht w iederholt werden.G erade in dieser ersten 3 e>t ist aber erstaunliche A rb e it geleistet worden. Als der V erfasserA nfang Dezember 1939 die Leitung der <strong>Stadt</strong>verwaltung übernahm — O berbürgerm eisterDr. Delius w ar bereits M itte O kto ber 1939 nach W eserm ünde zurückberufen w orden; in seinerVertretung leitete als Bürgerm eister der bisherige <strong>Stadt</strong>käm m erer von Hindenburg, Dr. K i I I in g,die V erw altung — fand er nicht nur das wesentliche G efüge einer deutschen G em eindeverw altungin anerkennenswerter S chlagkraft v o r; es waren vielm ehr auch schon a u f den verschiedenstenG ebieten wirksamste Massnahmen fü r die Versorgung und Betreuung der Bevölkerung inDurchführung begriffen. Schlachthof, M arkthalle, M ü lla b fu h r und Strassenreinigung waren invollem Betrieb. Das W irtschafts- und Ernährungsamt w a r nach reichsdeutschem Muster aufgezogenund konnte schon in den W interm onaten die vo lle Bewirtschaftung allen lebenswichtigen Bedarfsnach den reichsdeutschen Bestimmungen durchführen. Eine Anzahl deutscher Volksschulen hatteden Lehrbetrieb aufgenom m en; die <strong>Stadt</strong>bücherei w a r e rö ffn et und w urde lebhaft in Anspruchgenommen. Ein um fangreiches Arbeitsbeschaffungsprogram m w ar aufgezogen und in vielen Teilenschon in der Durchführung begriffen. Das W ohlfa hrtsam t hatte die unterstützungsbedürftigenVolksgenossen im wesentlichen erfasst, im Benehmen m it der Landesversicherungsanstalt umfang-299


eiohe Rentenauszahlungen durchgeführt und im Verein m it der NSV. sogar eine A nzahl Kindergärteneingerichtet. Im O kto ber schon fand die erste deutsche Theateraufführung durch dasBeuthener Oberschlesische Landestheater im notdürftig hergerichteten Königshütter <strong>Stadt</strong>theaterstatt, und schon am 15. Januar 1940 konnte der Volksdeutsche Professor Fritz Lu brich aus 'Kattow itz m it dem ßeuthener O rchester des Oberschlesischen landestheaters, dem M eister’schen Gesangverein'Kattow itz und der Königshütter Chorvereinigung die unsterbliche Neunte Symphonievon Beethoven v o r einem begeisterten Publikum im vollbesetzten Saale des Hotels „G ra f Reden“zur A ufführung bringen. Ja, selbst die Steuerverw altung w a r schon lebhaft an der A rb e it undsorgte m it deutscher 'G ründlichkeit da für, dass die eigenen 'Einnahmen des Gemeinwesens, wennvorerst auch noch auf Grund der polnischen Gesetze, zu fliessen begannen. Als daher am 1. Januar1940 die Deutsche Gemeindeordniung und die G em eindehaushaltsverordnung in den früherdeutschen Kreisen des Regierungsbezirks K attow itz eingeführt wurde, w a r auch in Königshüttealles so w e it vorb ere itet, dass der eigentliche A ufbau des Gemeinwesens nach deutschen G e­setzen und nach den W eisungen der zentralen und m ittleren Verwaltungsinstanzen in n a tio n a l­sozialistischem Geist und Tempo in A n g riff genommen werden konnte.Eine A ufb a u a rb e it von zwei Jahren liegt hinter uns. 'Bevor ich in grossen Zügen darlege,was auf den verschiedenen G ebieten des gem eindlichen Wesens bisher geleistet werden konnteund was fü r die Zukunft angestrebt w ird , muss ich kurz auf d ie w irtschaftliche uod sozialeStruktur d e r <strong>Stadt</strong> und ihre Stellung 'und A ufg abe im oberschlesischen Raum eingehen. Dazumuss ich m it dem oberschlesischen Raum selbst anfangen.Die durch preussisches Gesetz vom 20. 12. 1940 geschaffene Provimz Oberschlesien, dieseit dem Frühjahr 1941 auch innerhalb des Parteibereiches einen eigenen Gau bildet, umfasst mitden Regierungsbezirken O ppeln und K a tto w itz ein W irtschaftsgebiet von überragender 'Bedeutung.# Zu diesem Gau gehört nicht nur das w iedervereinte sogenannte oberschlesische Zentralrevier,sondern auch das K arw iner 'Kohlenbecken m it d e r stark entw ickelten Teschener Eisenindustrieund das sogenannte D om brow aer Kohlenrevier in den frü h e r russisch-polnischen Ostgebieten desGaues. Die Kohlenvorräte des Gesamtgebietes können einstweilen noch als unerschöpflich angesehenwerden, die starke Hütten- und Eisenindustrie geht einer grundsätzlichen 'Neuorganisationund einem starken Ausbau entgegen, und gew altige neue, auf der Kohle basierende chemischeIndustrien sind im A ufbau begriffen.Das Herzstück dieses grossen und bedeutungsvollen W irtschaftsraum es b ild e t jedenfallszur Zeit noch das sogenannte oberschlesische Zentralrevier, das sich von G leiw itz im W estenbis Sosnowitz im Südosten hinzieht und durch seine besonders mächtigen und ertragreichen Kohlenvorkomm en den Ansatzpunkt eine r gew altig gehäuften Schwerindustrie gebildet hat. Und imZentrum dieses Zentralreviers lie g t die <strong>Stadt</strong> Königshütte. Die frü h e r preussisch-staatliche Königsgrube,die berühm te Königshütte, die nicht m inder bekannte Bismarckhütte, ein gewaltiges Elektrizitätswerk, ein Reichsstickstoffwerk und ein weiteres chemisches W erk sowie einige M itte lind ustrieunternehmenm it insgesamt etw a 26 000 Industrievollarbeitern bilden das starke Rückgrat der W irtschaftunserer <strong>Stadt</strong> und machen sie zur ausgesprochenen <strong>Stadt</strong> der A rb e it in Gruben und Hütten.Königshütte ist keine schöne <strong>Stadt</strong>. M eister der Städtebaukunst haben bei ihrer G eburtund ihrem W achstum nicht Pate gestanden. Zusammengeiwachsen aus ursprünglichen A rbeiterundA ngestelltenkolonien d e r Königsgrube und Königshütte, ist sie in den letzten Jahrzehnten desvorigen Jahrhunderts in zeitw eise am erikanischem Tempo aufgebaut und in der polnischen Zeitdurch Eingemeindung d e r Nachbargem einden Bismarckhütte, Neuheiduk und C horzow auf 132 000Einwohner v e rg rö ß e rt. Sie bietet jetzt bei ihrer unorganischen A nlage und der nüchternen,unschönen Zweckbauweise ihrer Häuser eiinen fü r deutsche B egriffe unerfreulichen Anblick.A b e r in diesem unorganischen <strong>Stadt</strong>bild und in den baulichen M ängeln als solchen, diezw eifellos die <strong>Stadt</strong>planung und den Städtebau auf Jahrzehnte vor schwierigste A ufgaben stellen,liegen nicht die Hauptproblem e, die hier zu lösen sind. Königshütte i'st m itten im G ebiet d e r sogenanntenS attelflöze im wahrsten Sinne des W ortes auf 'der dicksten Kohle erstanden. Die geschlossenenW ohn vie rte l, die grossen Eisenhütten- und Industriewerke, die Strassen- und Eisenbahnanlagenstehen auf 'sogenannten 'Kohlenpfeilern, d. h. der 'Bergbau h a t a u f den A bbau derKohlen unter den erw ähnten G ebieten verzichtet und die Kohle stehen lassen. W as das vom300


Standpunkt der Kohilenwirtschaft aus bedeutet, kann man nur ermessen, wenn -man weiss, dass imKönigshütter Revier die S attelflöze M ächtigkeiten bis zu 12 m und darüber aufweisen, und dasssich unter diesen .Flözen in grösserer Tiefe noch andere w eniger stänke, aber durchaus abbauwürdige Flöze -befinden. Die durch oberirdische Bauwerke und Anlagen d e r G ewinnung entzogenenKohlenmengen werden auf sehr viele M illionen Tonnen geschätzt. D a der Bergbauaber im Königshütter Revier bereits. 150 Jahre umgeht und die Förderung durch M odernisierungder Anlagen und der A bbaum ethoden stark gesteigert ist bzw. wind, kann man den Zeitpunkt,in dem in diesem Revier die vorhandenen Kohlenbestände erschöpft sein werden, immerhin schonvoraussehsn. Der Bergbau w ehrt sich da her aus allgem ein volkswirtschaftlichen Gründen undauch m it Rücksicht a u f seine nun einmal vorhandenen, 'in den Schächten und Förderanlagen investiertenM illionenw erte m it aller'Entschiedenheit dagegen, weiteres noch nicht abgebautes G eländefü r städtebauliche Zwecke freizugeben, was er zunächst mit Erfolg insofern tun kann, als er Besitzerdes grössten Teiles des noch unbebauten <strong>Stadt</strong>gebietes ist. Es kommen also fü r oberirdischeBeibauungszwecke n»ur vorhandene Baulücken und Freiflächen in den auf Kohlenpfeilernstehenden alten Kerngebieten oder solche Grundstücke in Frage, unter denen d ie Kohle bereitsabgebaut ist. In den Kerngebieten ist die W ohndichte aber bereits so starlk — in einigen Teilenkommen fast 2 600 Menschen auf den ha — , dass ein weiteres Zubauen der wenigen vorhandenenBaulücken und Freiflächen kaum verantw ortet wenden kann. D ie wenigen G ebiete, unter denender .Bergbau e rle d ig t ist, haben ihre besonderen Tücken und Unannehm lichkeiten mit Rücksichtdarauf, dass d e r A bbau gerade d e r m ächtigen S attelflöze ohne Versatz im Bruchverfahren erfolg t, sodass noch lange nach erfolgtem Abbau ausserordentlich starke und leider sehr unregelmäß ige Erdbewegungen und Absenkungen an der O berfläche entstehen. W ann solche Bruchfeid e r endgültig zur Ruhe kommen und eine sichere Bebauung zulassen, lässt sich schwer bestimmen,so dass der Bergbau, ehe er solche G ebiete zur Bebauung fre ig ib t, sich gegen Geltendmachungvon Bergschäden sichert. Der hier übliche Bruchbau 'hat auch sonst vie le fü r den Städtebauer■höchst unerfreuliche Begleiterscheinungen. So ändern sich infolge d e r stanken Senkungen derErdoberfläche dauernd die Vor.flutverhältnisse. Es bilden sich an v ö llig unberechenbaren StellenW asseransammlungen, die vie lle ich t nach Jahren w ieder verschwinden, vielleicht aber auch alsTeiche bestehen bleiben.Diese sich fü r die <strong>Stadt</strong>planung und Siedlung innerhalb des eigentlichen <strong>Stadt</strong>gebietesergebenden grossen Schwierigkeiten leigen den Gedaniken einer Ausweitung des <strong>Stadt</strong>gebietesnahe; Eine solche Ausw eitung nach der Peripherie der <strong>Stadt</strong> hin und G eländegewinn durchetw aige Eingemeindungen sind aber in König snütte kaum möglich. Im N orden d e r <strong>Stadt</strong> istBeuthen von <strong>Stadt</strong>m itte zu Stadmitte nur 5 km entfernt. Im Süden igiilt das gleiche fü r Kattow itz.Im W esten ist d e r Raum bis zu dem 11 km entfernten Hindenburg ausgefüllt von kleinerenfndustriegemeinden und -Städten, w ie Schwientochlowitz, Friedenshütte, Eintrachthütte, Ruda Godulla'hütte,M orgenroth usw., durchw eg .Industriegemeinden zwischen 10 000 und 30 000 Einwohnern.Im Osten der <strong>Stadt</strong> geht noch a u f lange Sicht der Bergbau um. W irk lic h e r Siedlungsraum ist erstausserhalb des 'Bergbaues in einer Entfernung von wenigstens 20 bis 30 km zu erreichen. Demgegenüberhaben die sorgfältigsten Erm ittlungen ergeben, dass wenigstens 15 000 W ohnungenneu gebaut werden müssten, um die jetzige Bevölkerung einigermassen deutschen Verhältnissenentsprechend unterzubringen und W ohnbaracken und Notw ohnungen zu beseitigen, von demG eländebedarf fü r 'Bevölkerungszuwachs und unbedingt notwendige Verwaltungsbauten, Schulen,Krankenhäuser, HJ.-Heime und dergl. ganz zu schweigen.Kurz zusammengefasst, das Problem fü r den W iederaufbau d e r <strong>Stadt</strong> Königshütte liegtnicht nur in den Sünden der Vergangenheit, auch nicht nur in dem, was in der Polenzeit vernachlässigtund zerstört ist, sondern darin, dass einerseits fü r eine schwerstarbeitende Industriebevölkerung,d ie m it an w ichtigster Stelle d e r deutschen W irtschaft eingesetzt ist, die W ohn- undLebensbedingungen geschaffen wenden müssen, d ie sie als deutsche Menschen beanspruchenkönnen und deren sie zur Erhaltung ih re r A rb e itskra ft und Lebensfreude bedürfen, anderseitsaber zugleich Rücksicht genommen wenden muss auf die ungeheuer w ertvollen Kohlenschätze, dienoch im S tadtgebiet unter der Erde liegen, und auf deren Ausbeute nicht verzichtet werden kann.301


Es werden alle W ege beschriften werden müssen, um schnell und gründlich zum Ziel zukommen. Der Bergbau, der selbst an einer menschenwürdigen Unterbringung seiner G efolgschaftlebhaft interessiert ist, w ird zu gewissen Kompromissen geneigt sein. Die Bebauung d e r amlängsten abgebauten G ebiete w ird m it den nötigen technischen Vorsichfsmassregeln in A n g riffgenommen werden, wenn sich auch unangenehme Erhöhungen der Baukosten daraus ergeben. Inden auf Kohlenpfeilern stehenden alten <strong>Stadt</strong>teilen werden durch Abbruch m inderw ertiger W ohnhäuserund Hintergebäude Baugelände bereitgestellt und erschlossen werden, auf denen durchzweckmässige Ausnutzung mehr W ohn raum geschaffen werden kann, als jetzt vorhanden ist. Manw ird vielleicht in gewissem Um fange auch eine vielstöckige Bebauung wählen müssen, weil gutgeplante und belichtete W ohnungen im Hochgeschossbau immer noch besser sind als gar keine.M an w ird aber zw eifellos auch nicht darum herumkommen, ausserhalb des Bergbaugebietes reineW ohngebiete zur Entlastung auch unseres <strong>Stadt</strong>gebietes zu schaffen und diese m it den altenIndustriezentren durch moderne Schnellverkehrsmittel zu verbinden. Das kann aiber nicht, odernur in sehr seltenen 'Fällen, von einer einzelnen <strong>Stadt</strong> aus geschehen. Die Planung dazu w irdin den G rundzügen bezüglich d e r Auswahl der in Frage 'kommenden G ebiete und in der Führungder Verkehrswege von zentraler Stelle aus erfolgen müssen. Anderseits werden dabei so wesentlicheInteressen der Städte im Revier selbst berührt, dass sie sich bei dieser Frage k<strong>eines</strong>falls ausschaltenlassen dürfen. H ie r werden Interessengemeinschaften, gegebenenfalls Zweckverbändejeweils mehrerer G em einden evtl. auch von Landkreisen 'ins Leben gerufen werden müssen, die,leistungsfähiger als die Einzelgemeinden, die Lösung solcher Aufgaben übernehmen können.Ueberhaupt fü h rt, und darin liegt eine w eitere Problemstellung für unsere Kom m unalpolitik, die zusam m engedrängte Lage der sechs obersc'hlesiischen Grosstädte G leiw itz, Hindenburg,Beuthen, Königshütte, K aitow itz und Sosnowitz in einem verhältnism ässig begrenzten Raum, dieG leichartigkeit ihrer Struktur und d e r zu lösenden kommunalen A ufgaben, aber auch die G leichartig k e it der ihrer Entwicklung hemmend entgegenstehenden Kräfte zw angsläufig zu einer w e itgehendenZusammenarbeit, o ft auch zur N o tw en dig keit der gemeinsamen Erfüllung kommunalerAufgaben.Für Königshütte ist, was an dieser Stelle nur kurz erw ähnt sein mag, zunächst auf kulturellemG e b ie t die Konsequenz aus dieser Lage bereits gezogen, indem Königshütte und Kattow itz gemeinsame Theater und ein gemeinsames Symphonie-Orchester gegründet haben, um mitvereinten Kräften einen von vornherein q u a lita tiv und qu an tita tiv leistungsfähigen S pielkörperaufbauen und der Bevölkerung be id er Städte hochw ertige Kunst und bessere Leistungen bietenzu können, als es 'möglich gewesen wäre, wenn jede <strong>Stadt</strong> solche Kunstinstitute für sich selbsthätte ins Leben rufen w ollen. Auch auf anderen kulturellen Gebieten, etwa im Schul- und Krankenhauswesen,werden gem einschaftliche Planungen und Lösungen gefunden werden, die eine Zersplitterungd e r Kräfte verm eiden und die M öglich keit einer höheren Zielsetzung bei Erfüllungkom m unaler A ufgaben erm öglichen. Dringend erforderlich ist eine solche Zusam m enarbeit unddie Zusammenfassung der K räfte auch auf dem G ebiet der Versorgung m it Strom, Gas und W asserund auf dem G ebiet des Nahverkehrs. Auch a u f diesem G ebiet ist die Verw altung der <strong>Stadt</strong>vor besonders gelagerte Verhältnisse gestellt. Die Licht-, Kraft- und W asserversorgung des soüberaus wichtigen oberschlesischen W irtschaftsgebietes muss durch eine einheitlich gelenkte Grossraurnversorgungunter sinnvollster Ausnutzung aller K raftquellen sichergestellt werden. Es w äredaher verfehlt und nach Lage d e r Dinge auch aussichtslos, w o llte jede der sechs G rosstädte ihreeigenen selbständigen Versorg'ungsbetriebe aufziehen. Anderseits ist d e r jetzt bestehende Zustand,dass diese fü r das W ohlergehen der Bevölkerung so w ichtigen Einrichtungen überwiegend vonprivater Hand bew irtschaftet werden und dem kom m unalen Einfluss in weitestem Um fange entzogensind, unerträglich. 1Auch 'hierfür muss und w ird eine Interessengemeinschaft de r Grosstädteund der in Frage kommenden Landlkreise geschaffen werden, die den notwendigen Einfluss derkommunalen Hand erkäm pfen und von sich aus die Versorgung d e r Bevölkerung mit Energie,W ärm e und W asser unter eigener V erantw ortung übernehmen w ird. Aehnlich liegen die Dingeim Nahverkehr. Auch hier einerseits die N o tw en dig keit einer über den Raum der einzelnen G e­meinden ihinausgreifenden, die Belange des ganzen Zentralreviers umfassenden Lösung, anderseitsdas Bedürfnis, den kommunalen Einfluss im Interesse der Bevölkerung zu sichern. Auch auf302 '


diesem G ebiet w ird die einzelne Gemeinde, zumal das Strassenbahnwesen fast ausschliesslichsich 'in den Händen von zwei Privatgesellschaften befindet, deren Zusammenschluss- bevorsteht,nicht in der Lage sein, einen entscheidenden Einfluss auf die Geschäftsführung, insbesondere aufdie Linienführung und die Tarifgestaltung zu gewinnen. Es w ird vielm ehr ein gemeinsames V orgehender Grossgem einden und d e r Landkreise erforderlich sein, weil es ja auch sehr erheblicherM ittel bedarf, um den entscheidenden Einfluss auch durch K apitalbeteiligung zu sichern.W ir stehen in Königshütte nicht nur vor der N otw endigkeit, die Fehler und Versäumnisseeiner nach heutigen Ansichten planlosen städtebaulichen Entwicklung der Jahrzehnte vor demW eltkrie g und die verheerenden Auswirkungen der Polenzeit zu beseitigen und w ieder gutzumachen,sondern müssen darüber hinaus noch die ungeheure Fortentwicklung der Gemeinden imA ltreich seit dem W e ltkrie g , insbesondere seit d e r M achtübernahm e auf allen G ebieten deskommunalen, sozialen und w irtschaftlichen Lebens in möglichst kurzer Zeit und möglichst gründlichaufholen. (Das heisst: w ir müssen also das nachholien, was in Altreichstädten etwa in den letzten30 Jahren, davon 9 Jahre nationalsozialistische A ufbauw irtschaft, geschaffen w orden ist. Dabeikqnnen w ir, w ie schon dangelegt ist, in unserem Gemeinderaum nicht frei planen und schaffen,sondern müssen weitgehendst auf die w ertvollen K ohlenvorräte unter dem S tadtgebiet Rücksichtnehmen, um deren G ewinnung nicht durch oberirdische Bauwerke und Anlagen zu stören oderunmöglich zu machen. W ir sind darüber hinaus im <strong>Stadt</strong>gebiet in allen unseren Planungen undVorhaben weitgehend abhängig von der gesamten Planung des Gaues, zum mindesten aber desoberschlesischen Zentralreviiers; w ir müssen endlich ständig um eine verständnisvolle, von dengemeinsamen Interessen und Aufgaben getragene Zusam m enarbeit m it unseren Nachbarstädtenund -ikreisen bem üht sein. N icht nur der Kommunalfachmann w ird erkennen, dass hier eine V ie l­zahl von Problemen gelöst und aufeinander abgestim m t wenden muss, und dass es gerade jetztbeim Beginn de r A ufb auarbeit sorgfältister Ueberlegunig, Planung und Prüfung bedarf, dam it nichtfalsche Wege eingeschlagen w erden,'dam it D o ppela rbeit und jedes G egeneinanderarbeiten vermiedenwird,, dam it vielm ehr mit dem geringsten Einsatz von A rbeitskraft, G eld und M aterial der denkbargrösste N u tze rfo lg e rz ie lt w ird.W enn dementsprechend auch gerade die leitenden Beamten der Verw altung viel Müheund A rbeit, und v o r allem Zeit m it der vorbereitenden Planung, der Aufnahm e des Bestandes injeder Beziehung, m it 'Beratungen und Fühlungnahmen zu anderen Verw altungen, zum Bergbauund zur Industrie aufwenden mussten, so ist doch auch schon manches Positive geleistet worden,hat jeder Verw altungszw eig seine A ufgaben in A n g riff genommen und trotz der mannigfachenHemmungen d e r Kriegszeit auch sichtbare W e rke und W erte geschaffen. W enn in Nachstehendemein Ueberblick über das Geleistete gegeben w ird, so geschieht das nur, um Geschehnisse fürspätere Zeiten festzuhalten, nicht um irgendw ie ein Verdienst in Anspruch zu nehmen. Jeder hatnur nach besten Kräften seine Pflicht getan in dem stolzen Bewusstsein, m itarbeiten zu dürfenan dem W iederaufbau <strong>eines</strong> fü r die künftige W irtschafts- und W e h rk ra ft des GrossdeutschenReiches überaus wichtigen Gebietes, und m it dazu berufen zu sein, einer durch ein böses p o litischesSchicksal schwer geprüften Bevölkerung so sicher und schnell wie möglich die volle T eilnahmean dem deutschen Geschehen, an deutscher Kultur und deutscher A rb e it zu ermöglichen.Dabei ist niemals über das Moss d e r zu leistenden A rbeit, über d ie Fülle der in A n g riff zunehmenden A ufgaben ein W o rt zu verlieren, sondern höchstens darüber zu klagen, dass die vomKriege bedingten Hemmungen w irtschaftlicher A rt, z. T. auch die enge Verflechtung der örtlichenm it den überörtlichen Problemen dem Schaffensdrang und der Inangriffnahm e vie ler an sich ausführungsreiferPläne z. Zt. unüberw indliche Schranken setzen.Der A ufbau d e r Verw altung selbst ist seit etwa Jahresfrist so w e it durchgeführt, wie eswährend der Dauer des 'Krieges beabsichtigt und tunlich w ar. Von den rd. 800 Beamten undAngestellten d e r früheren polnischen S tadtverw altung konnten ihrer politischen und fachlichenEignung nach nur 141 A ngestellte endgültig in die neue V erw altung übernommen werden. Dastragende G erippe fü r den W iederaufbau de r neuen V erw altung gaben 178 reichsdeutsche Beamteund A ngestellte ab, m it denen d ie wichtigsten Stellen in den einzelnen <strong>Stadt</strong>ämtern besetztwurden. 165 davon sind bereits endgültig in den Dienst der <strong>Stadt</strong> Königshütte ü'bergetreten,die übrigen werden z. Zt. noch als von ihren Heim atbehörden aibikommandiert geführt. Dazu303


sind etwa 360 männliche und w eibliche Volksdeutsche neu eingestellt w orden, die, obw ohl siezum Teil ohne fachliche V orbildung waren, doch verhältnismässig schnell zu brauchbaren Kräftenherangebildet werden konnten. 'Durch Sonderkurse fü r Sekretäre und Inspektoren ist einer 'Reihedieser Volksdeutschen d ie M öiglichkeit gegeben w orden, als Beamte des m ittleren und gehobenenBürodienstes angestellt zu werden. Es w urde entscheidender W e rt d a ra u f gelegt, m öglichst vielgeeignete einheimische deutsche Kräfte in die Verw altung einzubauen, um einerseits ihre Kenntnisder örtlichen Verhältnisse fü r die V erw altungsarbeit zu nutzen, anderseits die Verbundenheitzwischen Verw altung und Bevölkerung so schnell und gründlich w ie möglich 'herzustellen. Dieendgültige Besetzung einer grossen Anzahl von Beamtenstellen insbesondere des m ittleren undgehobenen Dienstes ist 'und w ird auch w eiterhin bis nach Kriegsende aufgeschoben, um auch inunserer Verw altung die rückkehrenden Frontkäm pfer berücksichtigen zu können. An 'Beigeordnetenstellensind aus demselben G runde neben d e r des allgem einen Vertreters des O berbürgermeistersnur zwei besetzt worden. Neben dem bereits erw ähnten Bürgermeister Dr. Killingsind seit A nfang des Jahres 1940 <strong>Stadt</strong>baurat S i n h ü b e r und <strong>Stadt</strong>rat t)r. B i e n e r, beide vonder S tadtverw altung Rheydt im 'Rheinland, bei uns tätig. Bei dieser G elegenheit soll auch desStädtischen Baurats Pfennig aus Ratibor anerkennend gedacht werden, der, bereits im September 1939 zu unserer Verw altung 'abkom m andiert, als dam als einziger höherer Baubeämter dasstädtische Bauwesen im Zustande v ö llig e r Auflösung übernommen, durchorganisiert und geradein der schwierigsten A nlaufszeit m it bestem E rfolg geleitet half. Aus Gesundheitsrücksichtenmusste er im Frühjahr 1940 den doch recht aufreibenden Dienst im W iiederaufbaugebiet aufgeben.Im Frühjahr 1940 w urden d e r seit dem 1.1. 1940 in K raft getretenen Deutschen G em eindeordnungentsprechend 24 Ratsherren durch den dam aligen Hoheitsträger im Sinne der §§ 48 ff der DeutschenGemeindeord'nung, G auam tsleiter Schramm, in ih r A m t eingeführt und zugleich 4 ehrenamtliche Ratsherren berufen. 'Die Namen d e r Ratsherren und ehrenam tlichen Beigeordneten sindauf Seite 256 dieses 'Buches w iedergegeben. Seit dem 9. 11. 40 ist Kreisleiter Schneider alssolcher endgültig bestätigt und dam it fü r unsere <strong>Stadt</strong>verwaltung B eauftragter der NSDAP, imSinne des § 33 der Deutschen G em eindeordnung geworden.So ist die Verw altung im grossen ganzen nach den A nforderungen der Deutschen 'Gemeindeondnungaufge'baut und zur Erfüllung der einer deutschen Gem einde obliegenden Selbstverwaltungsaufgaben bereit. Und wenn nach dem harten Gesetz des Krieges uns jetzt w iederein nicht geringer Teil der mühsam 'herangeholten und ausgebildeten G efolgschaftsm itglieider verlassenhat bzw. verlassen w ird , um dem V aterlande m it d e r W a ffe in der Hand zu dienen, sow ird das vielleicht einige w eitere Schwierigkeiten und Sorgen be reite n; d ie V erw altung w ird aberdie ih r in der Kriegszeit obliegenden A ufgaben erfüllen und darüber hinaus ein stets bereitesInstrument bleiben, um mit vollem Einsatz an den grossen A uf- und Umbau unseres Gemeinwesensheranzugehen, wenn der Sieg errungen ist und die segensreiche 'Friedensarbeit beginnen kann.In den einzelnen Zweigen der städtischen Verw altung g a lt es, nach U eberwindung derersten Einrichtungs- und A nlaufsschw ierigkeiten die städtischen Anstalten und gem eindlichen Einrichtungenauf einen ordentlichen, deutschen Begriffen wenigstens einigermassen entsprechendenStand zu bringen. A u f die nun folgende Darstellung, d ie notwendigerw eise iins_ einzelne gehenmuss, kann nicht vernichtet werden, um wenigstens an einer A nzahl von Beispielen zu zeigen,w ie sehr fast a u f allen G ebieten ein N euaufbau vom Grunde aus erfolgen musste.Die schon im Jahre 1908 in Königshütte begründete Berufsfeuerwehr w a r bei Beginn desdeutsch-polnischen Krieges 26 M ann stark. Nach dem Einrücken der deutschen Truppen fandensich nur 5 Volksdeutsche M itglied er v o r; alle übrigen waren zum polnischen Heeresdienst eingezogenoder geflüchtet. An Fahrzeugen waren bei der Berufsfeuerwehr eine überaltete Kraftfahrspritzeaus dem Jahre 1914 und eine K raftfa hrd rehleite r aus dem Jahre 1925 vorhanden.Die sollmässig 120 K öpfe starke F reiw illige Feuerwehr w a r ebenfalls durch Flucht und Einberufungzum polnischen Heeresdienst auf w eniger als die H älfte zusammengeschmolzen. Sie verfügte überw enige w a hrh aft vorsintflutliche 'Geräte und Fahrzeuge. Unter der O berleitung des im N ovem ber1939 aus Berlin hierher abkommartdiierten O be rb au rats id. FSchpol. Meusser, später desOberstLt. d. FSchpol. Meier, dem zugleich die Feuerschutzpolizei d e r Städte K attow itz und Sosnowitz unterstanden, hat der aus der N achbarstadt Hindenburg übernommene BezLt. d. FSchpol.304


Förster eine neue Truppe von 42 M ann aufgestellt und gründlich durchgebildet. % dieserTruppe ist bereits w ieder zur W ehrm acht einberufen. Der W achtm . d. FSchpol. Fernys hatam 9. August 1941 vo r Petersburg den Heldentod gefunden. Die F reiw illige Feuerwehr ist imvölligen N euaufbau begriffen, und eine Feuerwehrschar der HJ. ist in Stärke von 24 Köpfen ousge'bildetworden. O bw ohl der Erneuerung des G eräteparkes w ehrw irtschaftliche N otw endigkeitenhinderlich im W egen standen, ist es m it dankenswertester H ilfe des Reichsführers j f doch gelungen,eine neue grosse K raftfahrspritze, eine leichte K raftfahrdrehleiter, ein leichtes Löschgruppeinfahrzeug,einen Lastkraftw agen als M annschafts-, Hilfsgeräte- und Sahläuchewaigen und einenPersonenwagen zu beschaffen. Der unzureicherjde Schl auch bestand konnte aus den Beständendes neu gewonnenen Gebietes ergänzt werden, und auch eine neuzeitliche Nachrichtenzentralemit 4 Schleifen ist im Ausbau be griffen. Der noch aus deutscher Zeit stammende Bau der H auptfeuerwache,der in der Polenzeit unverständlicherweise durch Einbau von W ohnungen seiner Bestimmungzum grossen Teil entzogen w a r, ist m it einem Kostenaufwand von rd. 70 000 RM. w iederbrauchbar gemacht, m it W arm wasserheizung, Tages- und’ Schlafräumen und W asch- und .Du scheinrichtungenausgestattet. Kurz, wenn auch noch längst ein Idealzustand nicht erreicht ist, einfü r norm ale Fälle ausreichender Feuerschutz ist personell und gerätemässig gesichert. — DasKrankentransportwesen w ird auch bei uns w ie in vielen deutschen Städten von der Feuerschutzpolizeibetreut und verfüg t jetzt an Stelle <strong>eines</strong> Vorgefundenen pferdebespannten W agens überzwei M otorkrankenw agen neuester Bauart.Zur polnischen Zeit waren der Feuerwehr auch Strassenreinigung, M üll- und Fäkalienabfuhrzur technischen Durchführung übertragen, während diese Einrichtungen verwaltungsmässigzum Teil im — Schulbüro! betreut wurden. Das musste natürlich geändert werden. Unter demLeiter des städtischen Tiefbauamtes, O berb aurat Cerlach aus Kassel, sind diese Einrichtungenzu einer selbständigen Verw altung „Städtische Reinigungsbetriebe“ zusammengefasst und, sow eites die m ateriellen M ittel gestatteten, neu organisiert worden.Der Vorgefundene Bestand w ar bei der Strassenreinigung folg ender: 2 M otorsprengwagen(davon einer verschleppt und erst nach M onaten m it vie ler M ühe w ieder zur.ückgeholt und instandgesetzt), 4 pferdebespannte Sprengwagen (die Pferde natürlich nicht vorhanden), 2 Wasserfässer,1 M otorkehrw alze, 1 Handsprengwagen, 12 Kehrichthandwagen; alles in reichlich verwahrlostemZustand. Hier konnte im wesentlichen nur alles in einigermassen brauchbaren Zustand versetztwerden. 46 Kehrichthandwagen sind neu beschafft w orden und einige hölzerne Schneepflüge,w eil es an Einrichtungen zur Schnee.beseitigung v ö llig fehlte, was in den letzten schneereichenW intern zu bösen Verlegenheiten führte. Da bei der jetzigen Ausstattung des Strassenreinigungswesensdie Sauberkeit der Strassen nur m it einem verhältnismässig starken Mensoheneinsatz aufrechtzu erhalten ist und ein solcher starker M enscheneinsatz sich nicht nur jetzt in der Kriegszeit,sondern voraussichtlich auch nach dem K riege angesichts des zu erwartenden M angels anmenschlichen A rbeitskräften verbietet, ist eine gründliche M echanisierung des Betriebes in Aussichtgenommen, unter Einsatz neuzeitlich erp rob te r Spezialmaschinen.Noch schlimmer lagen die Verhältnisse bei d e r M üllabfuhr. Einerseits wurden bisher nuretwa 50% der städtischen Grundstücke erfasst, b e i den übrigen die Beseitigung der A b fa lls to ffeder privaten Initiative der Bewohner überlassen. Anderseits erfolgte die städtische M üllab fuhrtheoretisch nach zwei Systemen: zum Teil in o ffe n e r A b fu h r m it Kastenwagen, zum Teil nachdem staubfreien deutschen Es-Em-System m it Um leertonnen. Tatsächlich erfolgte aber d ie gesamteA bfu hr durch offene W agen, und zw ar unter Einsatz von Arbeitslosen, die dabei ihreUnterstützung abarbeiten sollten, da die s. Zt. beschafften Spezialwagen unbrauchbar gewordenund nicht einsatzfähig waren. Polnische W irtschaft! Bei der Uebernahme durch die deutscheV erw altung kam es daher darauf an, die M üllab fuhr neu zu organisieren, die staubfreie M ü llabfuhrw ieder zu gewährleisten und sie auf das ganze S tadtgebiet auszudehnen. W ie schonerwähnt, wurde sie aus der bisherigen verwaltungsm ässigen und betrieblichen iBindung mitFeuerwehr und Schul Verwaltung gelöst und mit Strassenreinigung, Fäkalienbeseitigung und öffe n t­lichen Bedürfnisanstalten in einem selbständigen Am t zusammengefasst. Der Personalbestandw urde auf das zunächst erford erliche Mass ergänzt. Die Vorgefundenen 2 m otorisierten M ü llwagenfü r .das Es-Em-System sind instand gesetzt und 3 pferdebespannte M üllw agen des gleichen• 305


Systems auf G rund schon von den Polen ge tätigter Vorbestellung beschdfft. Dadurch Ist zunächstdie geschlossene staubfreie M ü lla b fu h r gesichert. —• Um den Forderungen der Rohstoffwirtschaftgerecht zu werden, w urde von Frühjahr 1941 ab eine A bfallgew innung eingerichtet, d ie bis zum31. Dezember 1941 eine G esam taltstoffm enge von 72 Tonnen erbrachte. Das Aufbauprogram mw urde sofo rt in A n g riff genommen. Zwei neuzeitlich m otorisierte Faun-iRolltrommel-Müllwagensind bestellt und sollen im Jahre 1942 zur A blie fe rung kommen. Im Endziel -ist de r Ersatz dernoch laufenden pferdebespannten W agen durch w eitere m otorisierte Spezialwagen vorgesehen.G eplant ist w eiter, M üllabfuhr, Strassenreinigung und städtischen Fuhrpark in einem eigenenBetriebs- und Verwaltungsneubau unterzubriingen, fü r den das G elände bereits ausgew ählt und dieersten V orentw ürfe g e fe rtig t sind. Die bisherigen Uebergangsmassnahmen bei Strassenreinigungund M üllabfuhr halben bereits einen A ufw and von 200 000 RM. erfordert.Die. städtische M arkth a lle (Errichtungsjahr 1904) hatte infolge m angelnder Unterhaltung inden letzten 20 Jahren schwersten Schaden gelitten. Sie w a r im Innern verschm utzt und verkommen,der Tonplattenbelag des Fussbodens vielfach zertrüm m ert, d ie Eisen,konstruktion des Hallendaches,de r Emporen, der Treppen sowie der Fensterumrahmungen infolge unterlassener Pflege vom Rostaufs schwerste bedroht. Eine eingehende Untersuchung ergab drohende Einsturzgefahr. Jetztsind alle schadhaften Eisenikonstruktionsteile ausgebessert, z. T. ersetzt und -mit neuem Schutzanstrichversehen, das Innere der 'Halle gründlich gesäubert und hell gestrichen, die völlig ausgetretenenTreppenstufen zu den Emporen m it neuem Holzbelag und Gum mikanten versehen, derFussboden teilw eise erneuert, die M arktstände verbessert und neue Fischbehälter aufgestellt. Essind saubere und luftige G efolgsahaftsräum e, Um kleide- und W aschgelegenheiten geschaffen, dieA bortanlagen fü r d ie Hallenbesucher neu . hergerichtet und v o r allem eine gründliche Entwässerungdes iganzen G ebäudekom plexes durchgeführt, w e il infolge Vernachlässigung der Abzugskanäledie gesamten V orratskeller einem dauernden Rückstau ausgesetzt waren. M it einem A ufw andvon rd. 70 000 RM. ist also vo rlä u fig d ie Brauchbarkeit auch dieser kommunalen A nlage gesichert.Die dringend notw endige Verbesserung d e r Hallengaststätte, die Schaffung einer getrennten Fischverkaufsabteilungund v o r allem der dringend erforderliche 'Neubau einer G rossm arkthalle müssender Zukunft nach Beendigung des Krieges Vorbehalten bleiben.Auch der v o r etwa 40 Jahren, also in deutscher Zeit erbaute, von den Polen insbesonderedurch Einbau um fangreicher Kühlanlagen erw eiterte, aber ebenfalls böse vernachlässigte Schlachtho f musste einem gründlichen Grossreinemachen und durchgreifender Instandsetzung unterzogenwerden. Auch hier ist m it einem Kostenaufwand von einigen 80 000 RM. ein Zwischenzustandgeschaffen, der die A ufrechterhaltung des Betriebes und die notwendigen hygienischen und veterinärpolizeilichenErfordernisse gew ährleistet. Die endgültige Herrichtung des 'Schlachthofes zueiner modernen, deutschen Ansprüchen genügenden A nlage w ird aber noch einen A ufw and von500 000— 600 000 RM. erfordern.G anz böse sah es m it den städtischen Krankenanstalten bei Uebernahme in die deutscheV erw altung ous. W ie schlimm es w ar, ergibt sich allein aus dem Umstande, dass eine zw e i­m alige Entwesung erforderlich w ar, um d e r herrschenden W anzenplage H e rr zu werden. DieG ebäude waren bei an sich nicht schlechtem baulichen Zustand in allen Teilen verw ahrlost, dasärztliche Inventar unzureichend und ungepflegt. Die 'Badeeinrichtungen im K eller des H auptgebäudeserinnerten an ähnliche Einrichtungen in den jüdischen Ghettos östlicher Städte. Auchhier sind die schlimmsten Misstände, sow eit es ohne starke Eingriffe in die bauliche Substanzmöglich w ar, abgestellt. Das ärztliche Instrumentarium ist weitgehend ergänzt, die vorsintflutlichenRöntgenanlagen durch m oderne Röntgen-Diagnostik- und Therapieapparate ersetzt undsomit, allerdings m it einem A ufw and, der die 100000 RM.-Grenze schon übersteigt, die notwendigsteVoraussetzung fü r eine sachgemässe klinische Betreuung der Bevölkerung geschaffen. DiePlanung haben w ir a u f diesem G ebiet m it besonderem Nachdruck betrieben. Die Pläne fü r denUmbau des vorhandenen Haupthauses in eine moderne medizinische K linik sind fix und fertig,der Umbau in den einzelnen Teilen begonnen. Die Pläne <strong>eines</strong> Chirurgischen Neubaues, <strong>eines</strong>Infektionshauses, <strong>eines</strong> Kinderkrankenhauses und <strong>eines</strong> Pathologischen Institutes werden bearbeitet.Die <strong>Stadt</strong> sieht es als ih re Ehrenpflicht an, fü r ihre schwerarbeitende Bevölkerung eine mustergültigeKrankenanstalt in m öglichst kurzer Frist bereitzustellen. In D r. med. habil. H a n k e von306


der Universitätsklinik Freiburg ist bereits im Frühjahr 1940 der C hefarzt und Chefchirurg fü r diestädtischen Krankenanstalten gewonnen. Er muss allerdings seine chirurgische T ätigkeit z. Zt. nochin dem charitativen St. Hedwigskrankenhause ausüben, bis de r Neubau des chirurgischen Hausesm öglich sein w ird. Auch für die medizinische A bteilung ist bereits ein C hefarzt in ProfessorDr. Sc h ö n e von der U niversität in W ürz'burg gewonnen, der allerdings z. Zt. noch zur W ehrmachteinberufen ist und hier nicht eingesetzt werden konnte. Oie innere A bteilung le itet inseiner Vertretung seit Sommer 1941 der Facharzt fü r innere M edizin Dr. Stephan aus Frankfurt a. M.Ein gewaltiges Stück sächlicher A u fb a u a rb e it konnte auf dem G ebiet des Schulwesensgeleistet werden, und ihier besonders im V olks- und M ittelschulwesen, w ährend der baulicheZustand und auch der Einnichtunigsbestand der beiden höheren Schulen, insbesondere d e r vomDeutschen Schulverein gebauten und unterhaltenen Eichendorffschule (Deutsche Oberschule fürJungen), die O berstudi& ndirektor M a x Musch ol ein Jahrzehnt bereits durch alle Schwierigkeitenhindurch führte, ein verhältnismässig erfreulicher w ar. Von 31 ’Schulzweaken dienendenGebäuden konnten in den Jaihren 1940 und 1941 bereits 20 G ebäude m it einem Kostenaufwandvon rd. M illio n RM. gründlich überholt werden. Im wesentlichen waren es immer die gleichenA rbe iten : nahezu gänzliche Erneuerung der O efen bzw . Instandsetzung der Zentralheizungen,Ausbesserung und teilweise (Neueinbau von Fussböden, Fenstern und Türen, gänzlicher N euanstrichder W ände, der Decken und des H olzw erkes und v o r allem auch,D achreparaturen. In16 Schulen mussten grundlegende Verbesserungen in den Be- und Entwässerungsanlagen vorgenommenwerden. W asch- und Brauseanlagen wurden eingebaut und die oftm als noch gänzlichunzureichenden, a u f den Schulhöfen untergebrachten A bortanlagen in die Schulgebäude verlegt.Die in fast sämtlichen Schulen fehlenden Luftschutzräume sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen,betriebsfertig hengerichtet w orden, wodurch naturgem äß w e itere sehr erhebliche Kostenentstanden. Neben den Volks- und M ittelschulen ist das G ebäude der Frauenberufs- und Haushaltungsschulemit einem Kostenaufwand von v o rlä u fig 60 000 RM. ausgebaut und fü r die Clara-Schumann-Schule (Mädchenoberschule) und einem Nebengebäude einer hauswirtschaftlichen A b ­teilung m it einem A ufw and von rd. 20 000 RM. eingerichtet worden. (Bei 11 Schulgebäuden stehtdie gründliche erstm alige Ueberholiung noch bevor. A b e r auch die N o tw endig keit von Neubautentritt immer deutlicher hervor. Als W ichtigstes ist der N eubau einer G ewerblichen Berufsschuleanzusehen, während die Kaufmännische (Berufs- und Handelsschule in einem von den Polen rechtaufw ändig errichteten Neubau gut untergebracht ist. In grösstem Um fange sind auch Neubautenvon Turnhallen erforderlich.Neben den^ baulichen Instandsetzungen der Schulgebäude, zu denen w ir dankenswerterweiseerhebliche m inisterielle ßeihilfen_ bekam en, w aren w ir auch in der Lage, die Ausstattung derSchulen m it Inventar, Lehr- und Lernmitteln in. weitestem Um fange zu ergänzen und neu zu beschaffen.Das w a r selbstverständlich besonders dringend, w eil die (Vorhandenen Lehr- und Lernmittelund Anschauungsbilder und Bücher natürlich polnisch w aren, also sofo rt restlos entferntwerden mussten. Es muss an dieser Stelle d a nkb ar anerkannt werden, dass gerade auf demG ebiete des Schulwesens die <strong>Stadt</strong> von iRegierung und M inisterium in grosszügiger und v ö lligunbürokratischer W eise unterstützt und m it denjenigen M itteln ausgestattet w orden ist, die e rfo r­derlich waren, um gerade die fü r die W iedereindeutschung des Gebietes überaus w ichtige Schularbeit in vollem Um fange und w irkungsvoll aufnehm en zu können. A u f die schulische A rb e itals solche komme ich in einem späteren Abschnitt über das Kulturwesen noch zurück.Es ist selbstverständlich, dass auf dem G ebiete des Hochbaues, der seit N ovem ber 1940vom O berbaurat Howe aus Schneidemühl betreut w ird, angesichts der kriegsbedingten Einschränkungen,abgesehen von den z. T. schon erwähnten mehr oder w eniger gründlichen Instandsetzungenstädtischer G ebäude und Einrichtungen, kaum Neues geschaffen werden konnte. Immerhinergab sich nach zwei (Richtungen die unbedingte N o tw endig keit und auch einige M öglichkeiteneiner stärkeren A k tiv itä t; einmal bezüglich der Entschandelung des <strong>Stadt</strong>bildes, sodannund vordringlichst auf dem G ebiete des Wohnungswesens. Die Baupolizei und die ihr angegliederteSt'adt'bauberatungssfelIe haben nicht nur in verhältnismässig kurzer Zeit die 'Beseitigung der p o l­nischen und jüdischen Firmenbezeichnungen, der schlimmsten Auswüchse geschmackloser Reklame


und 'übler Fassodengestaltüng erreicht, sie haben durch Beratung unid A uflagen und durch 'Hergabevon Darlehen und Beihilfen in vielen 100 Fällen eine deutschen 'Begriffen entsprechendeN eugestaltung von iFürmenbezeichoungen, Fassaden- und Schaufensterbeschriftung durchgesetzt.Einige recht ansprechende Entwürfe fü r eine einheitliche Neugestaltung einiger hervorstechenderPlatzwände und Strassenfronten ‘müssen leider m it ih re r Ausführung a u f die Zeit nach Friedensschlusswarten.W enn in einigen Ausführungen die Probleme des Aufbaues der neuen deutschen <strong>Stadt</strong>verwaltung wenigstens in groben Zügen aufgedeckt werden, so müsste dem Problem der W o h ­nungsschaffung der grösste Raum und der bevorzugteste Platz eingeräum t werden. Die W ohnungsverhältnissein Königshütte sind erschütternd. Die w eiter oben geschilderten bergbaulichen Bedingtheitenhaben zw angsläufig zu einer überaus dichten Bebauung des vom Bergbau ungern und sehrknapp für die städtische Bebauung ausgesparten Geländes geführt. M angelnde Baugesinnung,Unternehmerspeik'ulation a u f der einen und prim itivste Bedürfnislosigkeit der als M ieter in Fragekommenden A rbeiterbevölkerung auf d e r anderen Seite haben ein W ohnungselend entstehenlassen, das im A ltreich w ohl nicht mehr vorzufinden ist. M it 482 Einwohnern auf den Hektarbebauter <strong>Stadt</strong>fläche steht Königshütte w ohl bei weitem am schlechtesten unter den deutschenGrosstädten da. Die Vergleichszahl fü r Berlin ist 245, fü r Duisburg 164, fü r die als besondersdicht bebaut bekannte H auptstadt Schlesiens, Breslau, 387. In einzelnen Siedlungsbezirken beträ gtdie W ohndichte 2 600 auf 1 H ektar bebauter Fläche. Dass dabei 70% der W ohnungen nochnicht an die Kanalisation angeschlossen sind, und dass ca. 63% aller W ohnungen 1— 2-'R_aumwohnungensind, sei nur zur besseren Illustration am Rande erwähnt. Es ist selbstverständlich, dassdie neue V erw altung von vornherein dem Problem der W ohnungsschaffung die grösste W ichtig keitbeimass. Von den aus d e r Polenzeit Vorgefundenen Rohbauten sind 95% beendet und dam itetwa 170 Neuwohnungen bezugsfertig hergestellt worden. W ir haben nicht nur fü r die Instandsetzungvon W ohnungen im Bereiche des städtischen Besitzes erhebliche! (Mittel aufgew endet,sondern mehrere 100 000 RM. an D arlehen und Beihilfen a,n private Hausbesitzer fü r die Instandsetzungund Teilung von W ohnungen [hingegeben. Es ist die strikte A nordnung ergangen, dassjeder auch noch so d ü rftig e W ohnraum zu erhalten ist, auch wenn dabei verhältnismässig grosseM ittel aufgew endet werden müssen. Schon im Sommer 1940 hatten w ir Projekte für 520 N eubauwohnungenfe rtig zum Baubeginn vorb ere itet. Im Sommer v. Js. konnten w ir m it dem Bau von210 Volkswohnungen beginnen, bei denen G auleiter Bracht den ersten Spatenstich v o llz o g undmit grösstem Nachdruck die Bekäm pfung der W ohnungsnot und die Schaffung gesunder, guterW ohnungen fü r den deutschen W erktätigen als eine der vordringlichsten A ufgaben im A ufbauOberschlesiens heraussfeilte. Schliesslich konnten auch 26 Beamtenwohniungen im Herbst 1941 imRohbau begonnen werden.Selbstverständlich ist, dass das, was auf dem G ebiet des W ohnungswesens an Positivemgeschaffen werden konnte, nur gering ist fü r eine <strong>Stadt</strong> von 132 000 Einwohnern; ein Tropfenauf den he'issen Stein angesichts der schon jetzt herrschenden W ohnungsnot, die verm utlich beider ungeheuren w irtschaftlichen A k tiv itä t des G ebietes in Zukunft noch viel dringender werdenw ird. W ir sind uns v ö llig darüber klar, dass die vorerw ähnten Ausführungen des G auleiters überdie V ord rin glichkeit d e r Schaffung von gesundem W ohnraum fü r die w erktätige Bevölkerunggerade fü r die kom m unale A rb e it in 'Königshütte ganz besonders G eltung haben. W ir werden,sobald es die Kriegsverhältnisse erlauben, an diese A ufgabe m it allen K räften und in stärkstemAusmass und Tempo Herangehen. D ie V orbereitungen sind in Beachtung der vom Führer selbstherausgegebenen Richtlinien so w e it getroffen, dass jede fü r den W ohnungsbau zur Verfügungstehende K apazität an Baukräften und Baustoff jederzeit bei fe rtig ausgearbeiteten W ohnbauvorhabenangesetzt werden kann. Erst wenn w ir eine Reihe von Jahren hindurch 1500 bis 2000W ohnungen jährlich fe rtig steilen werden, kann m it einer fühlbaren Erleichterung in dieser fürdas W ohlbefinden, die A rb e itskra ft und Gesundheit unserer Bevölkerung so w ichtigen A ngelegenheitgerechnet werden.In dem verständlichen Bestreben, den W iederaufbau und die Neugestaltung unserer <strong>Stadt</strong>nach Beendigung des Krieges so schnell und so richtig w ie m öglich in A n g riff nehmen zu können,ist auch die <strong>Stadt</strong>planung aufgenommen und ein gutes Stück vorw ärtsgetrieben worden. Unter308


Leitung des aus Trier kommenden <strong>Stadt</strong>baumeisters Buck sch wurde ein vo rlä u fig e r W irtschaftsplanfertiggestellt, einige <strong>Stadt</strong>teile, v o r allem das w e rtvo lle Baugelände zwischen dem Redenparkunid der K attow itzer Strasse sind bereits einer Speizialplanung unterzogen w orden, notwendigeStrassendurchbrüche und Verkebrsentlastungsstrassen sind erm ittelt und auch die Schaffung <strong>eines</strong>unserer <strong>Stadt</strong> fehlenden <strong>Stadt</strong>zentrums im G elände zwischen H auptbahnhof und Rathaus in Aussichtgenommen. 'Nachdem aber gerade auch unsere technischen M ita rb e ite r -teilweise bereitszur W ehrm acht einberufen sind, teilweise demnächst einberufen oder zu sonstigen A ufgaben imOsten obgestellt werden, müssen diese Dinge ruhen, bis der siegreiche Friede auch uns die volleAufnahm e unseres in Königshütte zu leistenden Aufbauw erkes gestattet.W enn ich w eiter oben erw ähnt habe, dass Königshütte als <strong>Stadt</strong>gebilde besonders unschönist, so w ird dieser Eindruck noch dadurch verstärkt, dass es an G rünanlagen in der <strong>Stadt</strong> sehrm angelt und dass die N a tu r ausserhalb der <strong>Stadt</strong> durch d ie 'Einwirkung des Bergbaues und derIndustrie entstellt und allen natürlichen Schmuckes beraubt ist. Das städtische G artenam t, zunächstunter Leitung des G artendirektors Barkenowitz aus Saarbrücken, dann des G artenbaudirektorsTreutner aus W anne-Eickel hatte daher eine besonders w ichtige A ufgabe zu erfüllen.In den vergangenen zwei Jahren sind zunächst die G rünanlagen der <strong>Stadt</strong> durchgearbeitet unddeutschen B egriffen angepasst worden. Die hervorragendsten von ihnen, d e r mitten in der <strong>Stadt</strong>gelegene H üttenpark und der im Südosten zum Sportstadion sich erstreckende iRedenpark werdenschon in diesem Sommer einen gepflegten und auch fü r deutsche Ansprüche erfreulichen Eindruckmachen. W o h l y2 Dutzend K inderspielplätze sind in den verschiedensten Teilen der <strong>Stadt</strong> neuangelegt und durch G rünpflanzungen gegen Staub und Lärm d e r Strasse abgedeckt worden. DiePlanung g re ift aber auch hier schon w eiter. Die V erbindung der in der <strong>Stadt</strong> befindlichen G rünanlagendurch G rünw ege und mindestens Baum pflanzungen in den verbindenden Strassen ist v o r­gesehen. Im Süden d e r <strong>Stadt</strong> w ird sich eine grosse G rünanlage unter Ausnutzung natürlicherTeichbildungen von dem jetzigen Rosengarten nach Südosten zum Redenpark hinüberziehen, undvom Redenpark selbst w ird durch gepflegte Spazierwege über ß auem feider hinweg d ie V erbindungnach dem Schweizer G rund und der dahinter liegenden Anhöhe geschaffen werden, w o einG elände von 90 H ektar im Pachtwege erw orben ist, das zu einem <strong>Stadt</strong>w ald aufgeforstet unddurchgestaltet w erden soll. W ir fühlen die V erpflichtung in uns, gerade in unserer <strong>Stadt</strong> derSchwerindustrie, die im m er unter dem Russ und den A bdäm pfen der Fabriken zu leiden habenw ird, alles zu tun, um der Bevölkerung nahe erreichbare G rünflächen und schattige Spaziergängebereitzustellen. W enn auch später die Verkehrsm ittel nach den Beskiden -und dem A ltvatergebirgewesentlich besser ausgebaut und v e rb illig t sein werden, so w ird es dem berufstätigen Menschendoch nur ab und an m öglich sein, diese 100 km und mehr entfernten Gebirgsgegenden aufzusuchen.So ist es notwendig, in d e r nächsten Umgebung d e r <strong>Stadt</strong> fü r Erholungsfläc'hen zu sorgenund insbesondere die im Südwesten der <strong>Stadt</strong> gelegenen W aldungen durch gute, schattige Spazierwegefü r die Bevölkerung im Fussmarsch erreichbar zu machen.W enn unsere A ufb auarbeit in den letzten 2 Jahren notwendigerw eise gehemmt w a r durchden M angel an m ateriellen Einsatzmitteln und an A rbeitskräften, wenn w ir daher unsere kommunalenEinrichtungen nur einigermassen instandsetzen und die gröbsten äusseren Unschönheitenbeseitigen konnten, und wenn w ir a u f wirkliches Neuschaffen m aterieller A rt in weitestem Um ­fange verzichten mussten, so hielten w ir uns fü r verpflichtet, a u f dem G ebiete der K ultur unsereganze K raft und auch grosse geldliche M ittel einzusetzen, um den durch zwei Jahrzehnte von demdeutschen Gemeinschaftsleben abgetrennten, dem Hass, der V erfolgung und der Verführungfrem den Volkstums ausgesetzten deutschen Volksgenossen die W erte deutscher K ultur möglichstschnellund in m öglichst eindringlicher und hochstehender Form nahezubringen, loh habe w eiteroben schon erwähnt, dass w ir m it der 'Naohfoarstadt K attow itz gemeinsame städtische Bühnenaufgezogen haben. Nachdem w ir bereits im W in te r 1939/40 und auch im W in te r 1940/41 ausgezeichneteund von d e r 'Bevölkerung d a nkb ar empfundene Vorstellungen des Beuthener Landestheatersunter Intendant H uber und M usikdarbietungen des Landesorchesters unser seinem _D irigentenPeter erleben durften, iist unter Leitung des G eneralm usikdirektors Pg. Dr. Wartischim Jahre 1941 ein Sym phnie-Orchester iins Leben gerufen, das bereits im W in te r 1940/41 iinbeiden Städten eine Reihe gediegendsfer Sym phoniekonzerte zur Durchführung brachte. Seit dem309


Herbst 1941 werden beide Städte durch O per, O perette und Schauspiel wöchentlich sechsmalbespielt, und der d ie Erwartungen w e it übertreffende und sich immer noch steigernde Besuchdieser Kulfurdarbietun-gen, insbesondere die dauernd sich steigernde Beanspruchung durch Betriebsringeder vielen grossen Industriebetriebe unserer Städte beweisen, dass w ir m it dieser K ulturtatden W eg zum Herzen der Bevölkerung gefunden haben.Die Bespielung des iKöni-gshütter <strong>Stadt</strong>theaters w a r fü r die Intendant des OberschlesischenLandestheaters keine leichte A ufgabe, denn das Haus, in dem sich das <strong>Stadt</strong>theater befindet, istkurz v o r Beginn des Krieges fertiggestellt worden. So ging das Grundstück m it allen Mängelnin die deutsche V erw altung über und diese M ängel zeigten sich in Fülle, als d ie erste Spielzeitim Herbst 1939 begann. Die Dächer w aren schlecht gedeckt und undicht, dass bedeutendeSchäden entstanden; die iBeizungsanla-ge zeigte technische Fehler, die sich erheblich störend bemerkbar machten; die Bühnenanlage erwies sich als unzweckmässig und unzulänglich; a'uch dieBeleuchtungsanlage w a r unzulänglich und entsprach w eder bühnentechnischen noch baupolizeilichenV orschriften; die akustischen Verhältnisse und d ie Klim aanlagen bedurften einer gründlichenVerbesserung. Ueberdies zeig te es sich, dass die zum Bau verwendeten Stoffe ebenso w iedie Einrichtung m inderw ertig und recht nachlässig verarbeitet waren. So fielen Erneuerungs- undVerbesserungsarbeiten an, die tro tz der zeitbedingten Schwierigkeiten weitestgehend durchgeführtw erden konnten. Von einem einw andfreien spielfertigen Hause kann allerdings auch heute nochnicht die Rede sein, so dass Intendant Dr. W artisch dem Bühnenpersonal und den Künstlernmancherlei bühnentechnische, bühnenbildnerische und regiemässige Einschränkungen aufgeben muss.W enn es trotzdem gelang, durchaus der K ritik standhaltende Aufführungen von O per, O perette,Ballet und Schauspiel ihera-uszubrin-gen, so ist dies eine anerkennenswerte Leistung.O ie <strong>Stadt</strong> besitzt im Saale des H otels „G ra f Reden“ einen w e it und breit einzigartigdastehenden Fest- und Konzertsaal. Es gelang, diesen Saal m it Reichsmitteln neu herzurichtenund zu einer repräsentativen Festtagsstätte umzubauen. M it seiner W ied ere rö ffn un g w ird imSommer 1942 gerechnet.Bei der seit jeher bekannten grossen Liebe des Oberschlesiers zur M usik g a lt es auch, diePflege des deutschen Liedes, des volkstüm lichen und des klassischen Chorgesanges zu fördern undin den V ordergrund zu stellen. Die Königshütter C horvereinigung, die sich (gerade in der Polenzeitals starker H ort bewussten Deutschtums bew ährt hatte, ist zu einem städtischen Chor um gewa ndelt worden, der unter d e r Führung des Leiters unseres Arbeitsam tes, Regierungsrat M i essner,und der Stabführung des Volksdeutschen C hordirigenten, Studienrat Rodewald, eine erfreulicheEntwicklung genommen hat und bereits in diesem W inter mit W erken deutscher Klassiker an dieO effe ntlichkeit treten konnte. Um d ie M usikliebe und M usikfreude in breiteste Schichten desVolkes zu tragen, ist eine Jugendmusikschule gegründet w orden, an der unter Leitung des_ StudienratsRodewald M usikerzieher nach neuzeitlichen G rundsätzen M usikunterricht und Gemeinschaftssingenund Gemeinsohaftsmusizie.’en durchführen. Die stattliche Besucherzahl von 350 Schülernbeweist, dass diese Einrichtung einem inneren Bedürfnis der Bevölkerung entsprochen hat.In Erkenntnis de r hohen kulturellen Bedeutung des deutschen Buches haben w ir ab _1. Januar1940 die bisher vom Verband Deutscher Büchereien in Polen geführte Volksbücherei, dieschon dam als von der B ibliothekarin Frl. 'Fels geleitet wurde, übernommen und zu einer schonje tzt recht ansehnlichen <strong>Stadt</strong>bücherei ausgebaut. Neben d e r Hauptstelle am A dolf-H itler-P latzsind Nebenstellen in drei <strong>Stadt</strong>teilen eingerichtet bzw. in der Einrichtung begriffen. Durch grosszügigeBeihilfen der Regierung sind w ir in die Lage versetzt w orden, sehr erhebliche N euanschaffungendurchzuführen, um dem in erstaunlichem Um fange vorhandenen Lesebedürfnis allerBevölkerungsschichten zu entsprechen. Dem Leiter unserer <strong>Stadt</strong>bücherei, D irektor Schmidtaus Siegburg, zugleich Sachbearbeiter fü r a lle Kulturangelegenheiten ausserhalb des Schulwesens,habe ich schon im Jahre 1940 anlässlich der W oche des Deutschen Buches den A uftrag gegeben,in unserer <strong>Stadt</strong> ein vorbildliches ßülchereiwesen aufzuziehen, eine A nzahl Zweigstellen derBücherei einzurichten und -nach M ög lich keit -geräumige und behagliche Lesesäle m it diesen Zw eigstellenzu verbinden, um den leider sehr zahlreichen Volksgenossen, die in kümmerlichen W o h ­nungsverhältnissen kaum eine eigene Schlafstatt, geschweige denn ein einigermassen ungestörtesPlätzchen zum Lesen und Studieren haben, -diese M öglichkeit in allen <strong>Stadt</strong>teilen bequem eirreich-310


ar zu verschaffen.worden.Ein gewisser A nfang ist m it der Einrichtung von dre i Zweigstellen gemachtW ie alle K ulturarbeit 'in unserer von der verhassten Polenherrschaft befreiten <strong>Stadt</strong>, g a ltdie A rb e it der Schulen v o r allem 'und in erster Linie der schnellen und gründlichen W iiedereindeutschungder Bevölkerung, insbesondere derjenigen jungen Volksgenossen, die trotz einwandfrei deutscher Abstammung durch polnische Zwangsmassnahmen oder auch Lockungen irgendwelcherA rt der deutschen Sprache entfrem det waren. Hier hatte d e r izuir Betreuung unsererVolks- und M ittelschulen zunächst kommissarisch, dann als iKreisschulrat eingesetzte VolksdeutscheLehrer W a I I e k, dem in polnischer Zeit die Leitung der deutschen Minderheitsschulen in O b e r­schlesien a-n-vertraut w ar, eine besonders w ichtige und schwierige A ufgabe zu erfüllen, die dadurchnoch erschwert w urde, dass fü r diese A ufgabe kaum y3 der d e r Schüler- bzw. Kiassenza'hl entsprechendenLehrerstellen m it Fachkräften besetzt werden konnten. Zunächst konnte nur ein Teilder Volksschulen m it vollem deutschen Lehrplan nach Altre'ichsmuster e rö ffn et werden. Im übrigenwurden Uebergangsschulen eingerichtet, in denen nach besonderen M ethoden in allererster Linieder Gebrauch d e r deutschen Sprache gelehrt w urde. Der übrige Unterrichtsstoff musste dementsprechendstark eingeschränkt werden. Die bis heute schon erzielten Erfolge sind, zum al dieEltern die A rb e it -derSohule im allgem einen sehr verständnisvoll unterstützen und nur in seltenenFällen versteckten W iderstand leisten, hooherfreulich. Es konnten fortgesetzt und in immer steigendemUm fange (Kinder dem vollen deutschen U nterricht zu geführt w erden, sodass d ie sogenannten„Uebergangsschulen“ b a ld der Vergangenheit, angehören werden.Diese schulische A rb e it w urde durch entsprechende Beeinflussung der noch nicht oder nichtmehr Schulpflichtigen unterstützt und ergänzt. In V erbindung m it d e r NSV. sind nunmehr an die40 Kindergärten :— w ir hoffen auf 60 zu kommen — eingerichtet, in denen die noch nicht schulpflichtigenKinder m it ihrem kindlichen A lte r entsprechenden M ethoden zum deutschen Sprechenund Singen ange-halten werden. Dass sie dabei zugleich am deutsche O rdnung und Sauberkeitgew öhnt werden, ist selbstverständlich. Erwähnt sei bei dieser G elegenheit, dass die Zusammenarbeitzwischen NSV._ und <strong>Stadt</strong>verwaltung, insbesondere m it (dem S tadtw ohlfahrtsam t bei unsbesonders eng und wirksam dadurch gestaltet ist, dass de r Kreisam tsieiter W auro zum <strong>Stadt</strong>yerwaltungsrat ernannt und zum hauptam tlichen Leiter des städtischen W ohlfahrtsam tes bestelltist. Diese Personalunion hat bereits aiuf den verschiedensten G ebieten der Volkswohlfa-hrtspflegedurchaus günstige Auswirkungen gezeitigt.Auch über das Volks- und iMittelsch-ulwesen hinaus ist a u f dem G ebiet d e r Schule hocherfreulicheA ufb a u a rb e it geleistet worden. In der Eichendorffschule und der Clara-Schum-ann-Schule stehen zwei deutsche Oberschulen fü r Knaben 'Und Mädchen zur Verfügung, während einhumanistisches Gym nasium fehlt, aber in dem nur 6 km entfernten (Kattowitz m it -der ElektrischenBahn in erträglicher W egze it zu erreichen ist. Eine ‘kaufmännische Berufsschule in Verbindung miteiner Handelsschule und Höheren 'Handelsschule ist -räumlich besonders günstig untergebracht, diegew erbliche Berufsschule in -einer -grossen Volksschule in einem Provisorium, das baldm öglichst durcheinen neuzeitlichen deutschen 'Begriffen entsprechenden Neubau beendet wenden muss. Auch -eineHaushaltun'gs- 'und Frauenberufsschule stehen schon jetzt, wenn auch provisorisch eingerichtet, sodoch v o ll (arbeitsfähig zur Verfügung.W enn auf das gerade fü r unsere zurückqewonnenen oberschlesischen G ebiete so überausw ichtige Schulwesen nur verhältnismässig kurz eingegangen w ird, so deshalb, w eil die eigentlicheschulische A rb e it unid d e r gesamte N euaufbau bei allen Schulgattungen ausschliesslich von derSchul-a'bteilung d e r Regierung nicht nur gelenkt, sondern ohne M itw irkung der Gemeinden dürchgeführtw ird. Daran soll nicht etwa -Kritik geübt wenden, zumal diese grossartige zentrale A ufgabe•in den Händen des als Deutschtumsikämpfer w e it über Oberschlesien und den deutschen Ostenhinaus bekannten und geachteten M in isteria lra t Dr. h. c. Ulitz bestens aufgehoben ‘ist. Für dieZukunft sei aber -dem Kommunal mann -der W unsch gestattet, -dass den Gem einden, (insbesondereden grösseren Städten, die den berechtigten Ehrgeiz haben, Träger einer geschlossenen, umfassenden-Kulturarbeit in ihrem H oheitsbezirk zu sein, w ieder ein w irklich er Einfluss auf die schulischeA ufgabe als solche einigeräiumt wind und dass sie nicht d a ra u f beschränkt bleiben, -die Schul-1 S • IS S i- - y ‘ ' 3 1 1


gebäud-e und Einrichtungen bereit zu stellen und einen mehr oder w eniger hohen Beitrag zu denKosten d e r Le-hrerbesoldung zu leisten.W enn man von idem beginnenden A ufbau einer grossen <strong>Stadt</strong>gem einde spricht, müsste es alsUnterlassung erscheinen, wenn man dabei d ie finanziellen M öglichkeiten, die eigene W irtschaftskra ft und die etwa notwendige H ilfe von aussen nicht erwähnen würde. Dies könnte do ppelt befremdlich erscheinen, wenn ich eine solche Unterlassung begehen w ürde, der ich 7 Jahre lang<strong>Stadt</strong>käm m erer einer deutschen G rosstadt gewesen bin. Und 'doch ist es nicht ganz unbedenklich,auf diese Frage heute schon e-inzugehen, denn der W a h rh e it entsprechend muss festgestellt werden,dass die Schuldenlast unserer <strong>Stadt</strong> sehr gering ist, nicht, w eil die Polen so gut gew irtschaftet'hatten, sondern weil sie alles unterlassen haben, was an Einrichtungen und Vorhaltungen nachdeutschen Begriffen in einer G rosstadt hätte geschaffen werden müssen. Auch bei Betrachtung derEntwicklung d e r Einnahmen der <strong>Stadt</strong>, schon in den ersten 2 lA Jahren, könnte zu einer zu günstigenBeurteilung führen, denn die steuerlichen Einnahmen -haben sich tatsächlich so gestaltet, dassder Zeitpunkt ih re r Angleichung an die Einnahmen der gleichgelagerten westoberschlesiischen Städtenicht mehr 'in allzu grösser Ferne liegt. Leider w ürde es ein Trugschluss sein, daraus die Folgerungzu ziehen, dass unsere <strong>Stadt</strong> Königshütte aus eigener K raft diejenigen Einrichtungen, Bauwerke undV orhaltungen schaffen könnte, die ihren kulturellen und sozialen Status auch nur einigermassengleichgrossen reichsdeutschen Städten anpassen könnten. Es ist ja auch aus den vorstehenden Ausführungendeutlich zu ersehen, dass w ir a u f allen G ebieten nur gerade die grössten M ängel undU nzulänglichkeiten unseres Gemeindewesens haben beseitigen und ausräumen können, dass w ir aufallen G ebieten von G rund aus m it dem prim itivsten A ufbau anfangen müssen und eigentlich nurauf kulturellem G ebiete schon einem Zustand nahegekommen sind, der einen einigermassen befriedigendenE rfolg auf längere Sicht gewährleisten könnte. W ir haben nicht die Absicht und auchgar nicht die M öglichkeiten, unsere <strong>Stadt</strong> im wesentlichen abzureissen und in grossartiger W eiseneu aufzubauen, ja, w ir w erden es uns m it Rücksicht auf die w eiter oben geschilderten, vom Bergbaubeherrschten w irtschaftlichen Verhältnisse sogar versagen müssen, m it w irklich befreiendenDurchbrüchen und Neuschaffung von Strassenzügen zu arbeiten. A ber welche Fülle der Aufgabenist schon heute als unbedingt notw endig erkennbar! Um m it dem Primitivsten anzufangen: die<strong>Stadt</strong>entwässerung bedarf eigentlich einer völlig en Neuschaffung. Kaum 25% d e r W ohnungen sindan eine Hal-bkanalisatiion angeschlossen, insofern fü r jedes Haus noch 'Klärgruben dem öffentlichenKanal vorgeschaltet sind. Ganze <strong>Stadt</strong>teile entbehren auch -dieser Teilentwässerung völlig . DerA ufw and fü r diese soziale Einrichtung w ird sich auf 3— 4 M illionen RM belaufen. Dass Schlachthofund M arktha lle einer -gründlichen Erneuerung bedürfen, ist schon erwähnt. Der Neubau d e r G e­w erblichen 'Berufsschule ist eine N otw endigkeit, die angesichts d e r W irtschaftsstruktur unserer <strong>Stadt</strong>keinen Aufschub verträgt. H ierfür und fü r den Um- und Neubau der städtischen 'Krankenanstaltenwerden 4—5 M illionen RM bestimmt aufgewan-dt werden müssen. Das Str-assennetz -bedarf einergrundsätzlichen Erneuerung, -um den m odernen Verkehr auch nur einigermassen reibungslos sichabwickeln zu lassen. Sozi-alhyg-ienische Einrichtungen fehlen vö llig . Mindestens zwei -Freischwimmbäiderund ein grosses Hallenschwim m bad -müssen geschaffen werden. Volksschulneubauten werdenebenfalls nicht entbehrt werden können; mindestens -ein Dutzend Turnhallen sin-d zu schaffen, wennnur ein geregelter Türnibetri-eb d e r Schulen durchgeführt werden soll. HJ.-Heime fehlen naturgemässganz; ihre baldige Erstellung ist politisch vordringliche A ufg abe d e r <strong>Stadt</strong>gemeinde. Unsere beidenG rossportanlagen am Redenberg und in Bismarckhütte sind zw ar von den Polen verhältnismässiggrosszügig, fast könnte -man sagen, grossartig geplant, lassen aber bezüglich ih rer Ausrüstung,G liederung und Ausstattung nicht mehr als alles zu wünschen übrig. Dazu müssen dezentralisiertekleinere Uebungssportplätze notw endigerw eise geschaffen werden, und wenn man a lle übrigendringenden Bedürfnisse einer lebensnahen nationalsozialistischen S tadtverw altung nicht mehr einzelnaufführen w ill, so kann -man die eine riesige A ufgabe des sozialen W bhnungsbaues nicht genugbetonen. Schon der jetzt erkennbare Fehlbedarf von 12— 15 000 W ohnungen fü r -den berufstätigenMenschen werden eine in viele M illionen gehende K apitalinvestition von seiten d e r <strong>Stadt</strong> bzw.einer gem einnützigen W o-hnungsbaugesellschaft notwendig machen.W ir haben ein unbegrenztes Vertrauen zu d e r w irtschaftlichen und sozialen Entwicklungunseres Gemeindewesens. Es w äre aber -leichtfertig, w o llte man -aber -auch nur einen A ugenblick


sich der H offnung 'hingeben, dass die gew altige Aufgabe, d ie in wenigen Jahren 'hier gelöst unde rfü llt werden muss, um d e r schwer und fleissig arbeitenden 'Königshütter Bevölkerung diejenigenw irtschaftlichen und sozialen Lebensbediingungen zu schaffen, auf die sie als G lied d e r grossdeutschenVolksgem einschaft Anspruch hat, aus eigener Finanzkraft de r Gem einde geleistet werdenkönnte. Es w ird notwendig sein, noch a u f eline Reihe von Jahren den grösseren Teiil der Ausgaben,die gemeinhin über den ausserordentlichen Haushalt aus Rücklagen und A nleihen finanziert zuwerden pflegen, unserem Gemeinwesen aus Reichsmitteln zur Verfügung zu stellen. Erst wennwenigstens bei den notwendigsten kommunalen Anstalten und Einrichtungen der a ll erg rosste Rückstandgegenüber den Städten des Altreichs aufgeholt sein w ird, m ag man auch unsere <strong>Stadt</strong> sichselbst überlassen. Es w ird dann d e r Stolz unserer <strong>Stadt</strong> iKönigshütte sein, nach alter Tradition einergesunden Selbstverwaltung ihren sozialen, _kulturellen und w irtschaftlichen Aufgaben a>us eigenerK raft gerecht zu werden und in keiner Beziehung hinter den anderen Städten Deutschlands zurückzubleiben,d ie schon lange Jahrzehnte oder meist Jahrhunderte das G lück haben, ungefährdet undunangefochten dem V erbände der deutschen G em einschaft anzugehören.Schlußwort.W enn auch die <strong>Stadt</strong> Königshütte der Einwohnerzahl nach die grösste <strong>Stadt</strong> des neuenGaues Oberschlesien ist, so ist sie doch w e it w eniger bekannt, als einige der Nachbarstädte.Das hat seine G ründe. Die liegen u. a. in der unruhigen Entwicklung der letzten Jahrzehnte;sie liegen auch darin, dass Königshütte eine reine Industriestadt ist; sie liegen nicht minder inder w eitverbreiteten Unwissenheit über das oberschlesische Land überhaupt. Vom Reisebericht desin diplom atischen Geschäften von Rom nach W arschau reisenden apostolischen Protonotars LukasHolstenius im Jahre 1630, der sich in Oberschjesien „ausserhalb alle r menschlichen Kultur zu befinden“glaubte, über Goethes (Tarnowitzer) Epigramm „Fern von gebildeten Menschen, am Endedes Reiches. . . . “ bis zur K oloniallandauffassung der jüngsten G egenw art zieht sich durch die Jahrhunderteeine falsche M einung über unsere w iedergew onnene Heim at, deren Schicksal, verkanntesLand zu sein, nun unter nationalsozialistischer Führung endgültig vorbei ist.Besonders im W esten des Reiches, w o man <strong>eines</strong> älteren und, w ie man vielfach glaubt,auch höheren und vornehm eren Kulturzustandes sich zu rühmen pflegt, ist die Kenntnis von derw irtschaftlichen, politischen und kulturellen Leistung Oberschlesiens himmelschreiend schlecht. Dasist bequem, dumm und gewissenlos! „O /S . ist kein Sibirien“ , schrieb kürzlich A rnold U litz im „Reich“und widm ete „e in ig e ungeschminkte W o rte “ denen, die die O stlandaufgabe immer noch nicht begriffenhaben. W e r zum Osten kommt, d a rf nicht fü r eine kurze Am tswaltung kommen; er darfden Osten nicht als Sprungbrett benutzen oder gar als „G o ld g rä b e r“ ausnutzen. Für solche Leuteist unser Land zu schade, fü r sie ist, nach den W orten des stellvertretenden G auleiters A lb e rtFloffmann, kein Platz. Die A rb e it in Oberschlesien w ill als Lebensaufgabe angesehen werden.M it heissem, bereitem Herzen g ilt es, von G eneration zu G eneration stärker m itzuarbeiten an dergeschichtlichen grossen A ufgabe, Oberschlesien endgültig einzudeutschen und Lebensstandard undLeistungshöhe den allgem ein deutschen Ansprüchen anzugleichen.Königshütte v o r allem hat w ie keine andere <strong>Stadt</strong> des oberschlesischen Industriebezirksdas Schicksal, dass über seine V ergangenheit und G egenw art, über die G rundzüge s<strong>eines</strong> Lebensund W irkens wenig Zutreffendes bei den Fernerstehenden, aber auch bei den Einheimischen verbreitet ist.W ie o ft erreichen uns heute noch Postsendungen, die in ihrer Anschrift erkennen lassen,dass der Absender keine blasse Ahnung von den Grenzen des Reiches hat, dass die Ereignisseder jüngsten Zeit spurlos an ihm vorübergingen. Königshütte ist schon seit 1869 kein D o rf mehrbei K attow itz. Das Orts<strong>buch</strong> fü r das Deutsche Reich zählt freilich eine Reihe O rte m it dem Namen„K önigshütte“ a u f; so: Königshütte (Baden), Königshütte (O berpf.), Königshütte (Brandenburg),Königshütte (Hannover), Königshütte (Harz) und unser Königshütte Oberschlesien.313


O ft wunden m ir Briefumschläge vo rg e le g t m it Anschriften an die 'Bürgermeister von G e­meinden, die bereits seit 1869 in der <strong>Stadt</strong> Königshütte 'aufgegangen sind. Dass „Bism arckhütte”und „C h o rzow " heut S tadtteile von Königshütte sind, kann freilich im Reich nicht jeder wissen,da diese 'Eingemeindungen kurz v o r dem K riege erfolgten. A ber die Königshütter selber müsstendas schon 'längst gem erkt haben.Ein Grund der Unkenntnis über Königshütte lie g t aber auch darin, dass bis heute einezweckmässige A ufklärung und moderne <strong>Stadt</strong>werbung unterlassen wurden. Der O berbürgerm eisterdieser <strong>Stadt</strong> hat m it dem Beginn der allgem einen A ufb auarbeit auch die N o tw en dig keit einer planvollen<strong>Stadt</strong>werbung bejaht. Dieser werbenden A ufklärung stehen mancherlei M ittel und W egezu G ebote, die alle zu gegebener Zeit angew andt und gegangen werden sollen. Im A ugenblickschien es zweckmässig, vom W erden und W irken der <strong>Stadt</strong> der A rb e it in Gruben und Hütteneinmal einen U eberblick zu geben, w eil dieses Jahr fü r die <strong>Stadt</strong> eine besondere Bedeutung hat.Denn am 7. M ai 1941 sind es 150 Jahre her, seitdem hier der Staatsbergbau begann, der das Schicksalder <strong>Stadt</strong> Königshütte geworden ist. A lle die alten und neuen Bürger dieser <strong>Stadt</strong> und viele Volksgenossenvon nah und fern werden eine kurze <strong>Stadt</strong>geschichte gewiss begrüssen. Darüber hinaus bedeutetdie Heim kehr ins Reich einen so bem erkenswerten Einschnitt in der Entwicklung der <strong>Stadt</strong>,dass die Herausgabe einer Schrift, die den gegenw ärtigen Stand, die augenblickliche Lage festhält,als erwünscht erscheint. Denn die nächsten Jahre werden das Gesicht der <strong>Stadt</strong>, ihr w irtschaftliches,soziales, kulturelles Leben so grundlegend ändern und neu gestalten, dass vom „a lte n “Königshütte nur schwer noch etwas zu erkennen sein w ird.Das „K le ine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ strebt nicht V ollständig keit an. Es ist auch nicht darauf angelegt,Königshütte nur zu loben, und erst recht w ill es keinen Nachbarn in den Hintergrund treten lassen.Es w ill nur eins: es w ill unser so o ft verkanntes und darum so o ft missverstandenes und verlästertesKönigshütte in seinen G rundzügen zeigen. G leichzeitig w ird dabei das W erden undW erken einer oberschlesischen Industrie-G rosstadt festgehalten.Der Zweckbestimmung dieses „K leinen <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>es“ entspricht es, wenn jedwederAufsatz nur einen „A uszug“ , einen „U e be rb lick“ über das angeschnittene Sachgebiet bringt. N o t­wendigerweise w ird dies und jenes zu kurz kommen, einiges w ird sogar fehlen, anderes w irdgewiss ergänzt oder verbessert werden müssen. Es säume darum niemand, den Herausgeber aufFehlendes, auf Ergänzungs- oder Verbesserungsbedürftiges aufmerksam zu machen. Ein jeder sucheund sammle, was immer an heim atkundlichem M aterial vorhanden ist und stelle es dem <strong>Stadt</strong>archivzur Verfügung. W ir brauchen zu einer künftigen umfassenden <strong>Stadt</strong>geschichte: Münzen,Briefe, Fam ilienurkunden, K atasterblätter, Verkaufs- und Erwerbsurkunden von Grundstücken,Innungsbücher, Vereinsgeschichten, Geschäftsberichte, Verw altungsberichte, Erlebnisberichte,Protokolle, Postkarten, Photographien, Zeichnungen, Jahrgänge und Einzelnummern der in Königshütteerschienenen Zeitungen, Zeitschriften, Bücher; auch Zeitungsausschnitte über KönigshütterEreignisse sind erwünscht, Plakate, Flugzettel und was da noch alles genannt werden könnte.W as aus irgendeinem G runde nicht abgegeben werden kann, gebe man zur Einsichtsnahme oder•zur Abschrift. In der „H eim atkundlichen A rbeitsgem einschaft“ w ollen w ir alle zusammenführen,die an der Sammlung, Erforschung und Darstellung des stadtgeschichtlichen M aterials m itarbeiten.W enn alle mittun, werden w ir nicht nur das „K le ine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ bei neuen A uflagen immer bessermachen, sondern auch den Plan der Herausgabe <strong>eines</strong> „Heim at<strong>buch</strong>es der <strong>Stadt</strong> Königshütte“ aufumfassender Q uellensam m lung alsbald durchführen können.Als ich an die Bearbeitung des „K leinen <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>es” M itte Januar 1941 heranging undden immer konkreter werdenden Plan den interessierten Stellen vortrug, fand ich überall nicht nurZustimmung, sondern auch bereitw illigste Unterstützung bei der Sammlung des erforderlichen M aterials.Den Behördenleitern bin ich zu Dank verpflichtet, nicht m inder den Industrieführern, v o r allembei der „H erm ann-G öring-K ohle“ . Besonderer Dank g ilt den A utoren der verschiedenen Aufsätze,die sich gerne in den Dienst der <strong>Stadt</strong>werbung stellten. Auch den Dienstleitern des <strong>Stadt</strong>vermessungs-und <strong>Stadt</strong>planungsamtes gebührt der Dank für die A nfertigung der Pläne und statistischenSchaubilder. Ich möchte nicht vergessen, auch den engsten M itarbeitern und M itarbeiterinnen derm ir anveritrauten <strong>Stadt</strong>äm ter Dank zu sagen fü r manche ausserdienstliche Arbeitsleistung, ohne die314


das M anuskript so schnell nicht fe rtig geworden wäre. Der Leiter des Verlages, Herr P. Schmidt,der das „K leine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ in seine O bhut nahm, hat die grosszügige Ausstattung des Buches mitBildern, Karten, Plänen gerne erm öglicht; ihm dafür zu danken, ist m ir Bedürfnis. Denn die Ergänzungund Belebung der Texte durch eine grosse Zahl von Bildern ist immer ein Vorzug vonSchriften dieser A rt und Bestimmung. Der Leser w ird in diesem Buche viele 'historische (Bilderfinden; er findet auch viele Bilder aus der G ründungszeit der <strong>Stadt</strong> und der Zeit vor dem W e ltkriege,die deutlich erkennen lassen, dass die heutigen Züge im A n tlitz der <strong>Stadt</strong> schon lange Jahrzehnteunverändert geblieben sind. Die Auswahl der Bilder möge allen A m ateurfotografen Hinweisund A nregung «ein, was alles in der <strong>Stadt</strong> zu „knipsen“ ist. Jeder, der einen Fotoapparat besitzt,ist aufgerufen zur M ita rb e it im „Reichsbund Deutscher A m ate urfotogra fen“ , der sich gerade auchdie planvolle Schaffung heim atlicher Lichtbildreihen zum Ziele setzt.Noch einen Dank habe ich zu sagen: dem Kreisleiter und dem O berbürgerm eister. Beidehaben das Zustandekommen des „K leinen <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>es“ gutgeheissen und gefördert. Dank ihrerInitiative gelang es, 'innerhalb <strong>eines</strong> kurzen Zeitraumes ein Büchlein entstehen zu lassen, das fü rdie <strong>Stadt</strong> Königshütte längst fä llig gew orden ist.W enn die Fertigstellung ab er erst fast ein Jahr nach dem ursprünglichen .Erscheinungstermin gelang,so weiss heute jeder, dass die kriegsbedingten Personal- und M aterial - Schwierigkeiten dieHerausgabe einer solchen Schrift erheblich behindern.Nun -geht das „K leine <strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>" hinaus. M öge es innerhalb de r <strong>Stadt</strong>, a b e r auch ausserhalb offeneund vielleicht manchmal staunende Augen finden und gleichzeitig fü r künftige Geschlechter ein StückG egenw art festhalten. Drinnen im Reich werden viele durch das „<strong>Stadt</strong><strong>buch</strong>“ Königshütte kennenlernen und dann hoffentlich gern und w illig zu uns nach Oberschlesien kommen. An uns allenaber liegt es jetzt, dass jeder, der zu uns kommt, auch eine freundliche, gepflegte und gastliche<strong>Stadt</strong> vorfin de t. Dam it dies planvoll, schnell und umfassend geschieht, schaffen w ir einen Verkehrsverein.Seine A ufgaben sind im „W egw eise r durch die <strong>Stadt</strong>verw altung“ beim „Verkehrs- undW erbeeam t“ kurz dargestellt. W e r w o llte da nicht mittun, wenn es gilt, aus Königshütte eineleistungsfähige, wohnliche, schöne, lebensfrohe Industriestadt zu machen! W ir dienen dam it nichtnur den Fremden, w ir dienen dam it ja auch uns selber und unserer Jugend. Darum tretet demVerkehrsverein bei. Er dient der Heim atstadt.W e r später einm al nach Königshütte kom m t, soll von ihr den Eindruck haben, dass sieeine grosse oberschlesische Industriestadt ist, deren A rbeitstem po jeden Besucher ebenso starkbeeindruckt, w ie der überraschende Reiz ihrer W ohnviertel und Erholungsbezirke. W ir G egenw ärtigenaber haben die A ufgabe, in dieser <strong>Stadt</strong> eine Industrieheim at fü r deutsche Menschenzu schaffen.R. Schmidt.Verzeichnis der Bilder, Pläne und Skizzen.SeiteSeiteRathaus am A d olf-H itler-P la tz (Postkarte Boronow ski) . . 5 Bahnschacht (Gaertner) ....................................................................30O berbürgermeister Ernst Schroeder (privat) «........................ 6 Eintragung des G rafen Reden in das Fahr<strong>buch</strong> der K onigs-Kreisleiter W ilhelm Schneider (privat) . . . . . . . . 7 hütte (A rchiv) . ..........................................................................32Gesamtansicht von Königshütte (Schlensog) ................................. 9 W ilhelm K nip pel: „ D ie K okerei der K önigshütte“ . Litho-V o r O rt in einer oberschlesischen Steinkohlengrube. A us: graphie um 1860 (A rchiv) .........................................................34Friedrich Heiss „D as Schlesien<strong>buch</strong>“ . . . . . . . 12 Friedrich A n ton Frhr. v o n H einitz (Plakette) (A rchiv) . . 35In einer oberschlesischen Steinkohlengrube (A rchiv) . 14 W ilhelm K nippel: „G esam tansicht der Königshütte“ (Litho-G raf-Reden-Plakette (A rchiv) ................................................... ..... 18 graphie um 1860) ( A r c h i v ) .........................................................36O berberghauptm ann-Gerhard-Plakette (A rchiv) . . . . 18 Plan der „K o lo n ie Königshütte“ ...................................................38D ie Friedrichsgrube in T arnow itz um das Jahr 1800 (A rchiv) 20 D ie Königshütte um 1820. Lithographie von M ondro (A rchiv) 39Eintragung Goethes in das T arnow itzer Gäste<strong>buch</strong> (Verlag) 22 Entw urf der H ochofenanlage der Königshütte 1798. AnsichtM aschinenbau-Direktor H oltzhausen ( A r c h i v ) ............................ 23 von N ord en ( A r c h i v ) ....................................................................41Gebläsemaschine für die Königshütte 1802 (A rchiv) . . . 23 Entw urf der H ochofenanlage der Königshütte 1797. AnsichtFlözkarte ( A r c h iv ) .....................................................................................26 v on Süden ( A r c h i v ) ....................... .................................................. 42Pferdegöpel und H andgöpel (A rchiv) ........................................28 Johann Friedrich W edding ( A r c h i v ) ....................................................43315


O berberg- und H üttenrat C. J. B. Karsten (A rchiv)H ütteninspektor Eck (A rchiv) . , . . . . . .Oberhiitteninspektor M entzel ( A r c h i v ) ....................... . .Königshütte v om Redenberg um 1860. N ach einem altenStich (A rchiv) ................................................................................Oberberghauptm ann Krug von N idda ( A r c h i v ) .......................Dampfkesselanlage für die K önigshütte 1802 (A rch iv) . .Längendurchschnitt von der Königshütte 1802 (A rchiv) . .Ausschnitt aus der H om annschen Karte (A rch iv) . . . .D ie Königshütte im Jahre 1810. N ach einem alten Stich(A rchiv) ............................................................................................Barbarakirche in der Hindenburgstrasse (Postkarte Geyer) .Situationsplan v on Königshütte und U mgebung 1866 (A rchiv)Totalansicht der Königshütte um 1870. N ach einer Skizzevon H . M . Littmann (A rchiv) ..............................................D ie Eisenwalzwerke der Königshütte um 1870. N ach einerSkizze von H . M. Littmann (A rchiv) . . . . . . .Das im Jahre 1869 verliehene S ta d tw a p p en ..................................Bauernhäuser in K önigshütte-O st (C horzow ) (B oidol) . . .K önigshütte am Abend. Oelgemälde von R u d olf K ober (Kober)Uebersichtsplan der städt. Feldmark Königshütte im KreiseBeuthen OS. im Jahre 1866 ( A r c h i v ) ............................K raftw erk in K önigshütte-O st ( B o i d o l ) ........................................Industrielandschaft in K önigshütte-O st (Schlensog) . . . .Industrielandschaft in Königshütte ( S c h l e n s o g ) .......................Gymnasium (heute Arbeitsam t) in der damaligen Tem pelstrasse(Gaertner) ..........................................................................Das frühere Lyzeum ain Eichendorffplatz. H eute: ,,ClaraSchumann-Schule“ (Deutsche Oberschule fü r M ädchen)(A rchiv) ....................... .....H otel „ G r a f R eden“ (R dÄ F.) . . . . . . . . . . .Hüttenpark (Postkarte G e y e r ) .........................................................Neubau des Städt. Krankenhauses im Jahre 1904 (A rchiv) .Das alte Rathaus am R ing ( G a e r t n e r ') ........................................Eingang zum Städt. Schlachthof ( A r c h i v ) ..................................M arkttag auf dem R ing (heute A d olf-H itler-P la tz) 1905(A rch iv - S t e c k e i ) ............................................. .....Markttags-Verkaufsstände auf dem R in g um 1905 (A rchiv) .D ie erste oberschlesische M arkthalle im JahreJ905 (Gaertner)Bahnhof Königshütte Oberschlesien im Jahre 1903 (Gaertner)Industrieanlagen in K önigshütte-O st (Schlensog) . . . . .Ein Modehaus in der Adolf-H itler-Strasse (Zuber) . «. . .A n der Rawa ( K o b e r ) .................................................................... .....Plan der <strong>Stadt</strong> Königshütte OS. (W oerls Reisehandbücher —A r c h i v ) ..................................................................................................Freibad am Redenberg ( R d A F . ) .................................. , . .Schigelände im <strong>Stadt</strong>walde ( K o b e r ) ...................................................A u fruf der deutschen Parteien und G ewerkschaften vonKönigshütte OS. im „Oberschlesischen K urier“ vom23. 10. 1921 . . . . ...............................................................D er damalige Führer der JdP. in Königshütte A lfons Belda(privat) ............................................................................................Ein „W a d o w itzer“ . Ernst M ücke nach der Rückkehr vonder Verschleppung ( p r i v a t ) ............................Der Führer des Freikorps nach dem T od e Pisarskis — KarlMania (privat) ...............................................................................Urkunde des Korps - Kom m andos X V III betr. Karl Mania(privat) ........................ .........................................................Begräbnis von Berthold H ildebrandt ( p r iv a t ) .............................Plakat über die Verhängung des Standrechtes (A rchiv) . .K om m . Oberbürgermeister Verlagsdirektor Josef Strozyk(privat) .................................... . . . . . . . . .Bescheinigung über den G eldtransport (A rchiv) . . . . .SeiteSeite44 Bescheinigung über die Beauftragung Oskar W auros m it dem45 Aufbau der N SV. (privat) . . ............................................. 16945 D ie N SV. versorgt die Bevölkerung m it Essen (N SV.) . . 170Essenausgabe (N SV.) . . . . . . . . . . . . . . 17147 ' D er Leiter der N SV .-K üche, Lehrer W ürbel, m it seinem49 M itarbeiterstab ( N S V . ) ......................... . ........................... 17350 Beauftragung FrÖhlichs und Joschkos m it der Sicherstellung51 - leichtverderblicher Lebensmittel (orivat) . . . . . . 17453 K o p f des Kalidischen Redenstandbildes (Peter Lipp) . . . 186Das w ieder aufgerichtete Redendenkm al ( F e l d ) .......................19055 Geburtshaus T h eod or Erdmann Kalides. Ecke H indenburg-57 und Kalidestrasse (R D Ä F .) . . . . . . . . . . . 19360 T h eodor Erdm ann Kalide. N ach einer Plakette im GleiwitzerMuseum (M useum saufnahm e)............................................. 19461 Bacchantin auf dem Panther (N ational-Galerie, Berlin) . . 195A d o lf v . M enzel: „D a s Eisenwalzwerk“ (Verlag F. Bruck-62 mann, M ünchen) ............................................. 197fe66 Johann D robek : „D e r Annaberg“ (NS.-Gauverlag Schlesien) 19968 Erich Zabel: „ A n den H alden“ (Zabel) . . . . . . . . 20072 R u d olf M isliw ietz: „M ein e H eim at“ (M isliwietz) . . . . 201R u d olf M isliw ietz: „D e r Ziegenjunge“ (M isliwietz) . . . . 20275 Fleinrich Sladkowsky: „ Oderlandschaft“ (A rchiv) . . . . 20377 Ludwig Peter Kowalski: „Schönheit der A rb eit“ (Kowalski) 20481 R u d olf K ober: „H ü tten teich “ ( K o b e r ) ............................ 20583 G ünter Bialas (privat) .................................................................... . 209N otensatz G ünter Bialas* „B ergm ann G lückauf!“ (A rch iv) . 21085 D r. H eribert Ringm ann (nach einem Gemälde von H ayduck) 212W agner-Gedenktafel im Knappschaftslazarett (A rchiv) . . . 214„Spielvater“ M ichael M ünzer ( p r i v a t ) ........................................21787 Elisabethkirche in der Beuthener Strasse (A rchiv) . . . . 21991 Lydognia-Zinkhütte (Aus: H elm igk : „D eu tsche Landbau-95 kunst in Oberschlesien“ ) ........................................................ .' 22196 Schrotholzkirche St. Laurentius auf dem Redenberg (A rchiv) 22297 Skizze der Ausflugsorte (W illy H e i e r ) ............................ ..... . 22599 Im Redenberg-Park ( T r e u t n e r ) .........................................................227K önigshütter Schutzhaus auf der Boracza auf dem Prussow100 ( G l a d i s c h ) ..................................................................... . . . . 229101 K reisleitung der N SD A P. (Postkarte B oronow ski) . . . . 239103 Jungvolk. T rom m ler ^( A r c h i v ) .................................. . . . 239105 Kr eis wart Dumke (privat) .............................................................. 243109 Standartenführer Häusler (privat) . . . . . . . . . 243110 Kreisamtsleiter der N SV . Oskar W auro (privat) . . . . 243113 Aus einer H ilfsstelle „M u tter und K ind“ (N SV.) . . . . 247N eugeschaffener G efolgschaftsraum nach Richtlinien „S ch ön -115 heit der A rbeit“ in einem Königshütter Kraftw erk (KdF.) 247117 Eine vorbild liche Lehrlingswerkstatt ( K d F . ) ............................ 251119 Speiseraum einer Bismarckhütter Lehrlingswerkstatt (KdF.) 251A d olf-H itler-P la tz m it Rathaus (S ch le n sog).................................. 257Adolf-H itler-Strasse (Postkarte Geyer) . . . . . . . . 259128 A m A d olf-H itler-P la tz (S ch le n sog )................................................... 261Markthalle und <strong>Stadt</strong>werke ( R D A F .) ............................................. 263141 <strong>Stadt</strong>sparkasse (Postkarte B o r o n o w s k i ) ........................................266Kassenraum der <strong>Stadt</strong>sparkasse (<strong>Stadt</strong>sparkasse).......................267142 Eichendorffschule (S ch le n sog)............................................. 272<strong>Stadt</strong>theater (A rchiv) . . . . . . . . . . . . . 274143 Die Tribüne des Stadions am Redenberg (A rchiv und PostkarteGeyer) . . . . ............................ 277144 Reichsbanknebenstelle ( R e i c h s b a n k ) .................................. ..... . 280146 Landesversicherungsanstalt (Boidol) . . . . . . . . 288153 Polizeiam t (A rchiv) . . .................................................................... 289H üttenwerk (Postkarte Geyer) .........................................................295154 H och öfen (Postkarte G e y e r ) .............................................................. 297166 Kraftw erk (S c h le n s o g ).......................................................................... 298316


Inhaltsverzeichnis1. G e le itw o rt des Kreisleiters W ilhelm Schneider und des O berbürgerm eisters ErnstS c h ro e d e r. . ............................................................................................................. . . 6—72. Aus der Geschichte der <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien. — Bearbeitet von BüchereidirektorRichard S c h m id t................................................................................................................... 9— 12I. Von der Eigenart der S t a d tg r ü n d u n g ...................................................................................... 9—10II. Das Königshütter Land in der gesamtschlesischen Geschichte . . . . . . 11— 13III. Friedrich der Grosse nimmt Besitz von Schlesien:Errichtung der Schlesischen Kriegs- und Dom änenkam m er in Breslau. — Erlass einerneuen Bergordnung. — Aus dem Inhalt der „R evidierten Bergordnung“ . — SozialpolitischeMassnahmen Friedrichs fü r die Bergleute. — Pläne Friedrichs fü r <strong>eines</strong>taatliche W irtschaftslenkung in O b e r s c h le s ie n ................................................................. 14— 17IV. Von den Anfängen oberschlesischer Industrie:W as eine Immediatkommission auf einer Reise nach Oberschlesien feststellte. —H einitz und Reden in Oberschlesien. — Reden w ird D irektor des Schlesischen O berbergamtesund plant die Errichtung von staatlichen M usterbetrieben im Bergbau'und Hüttenwesen. — W iederaufnahm e des Bleierzbergbaues auf der Tarnow itzer„Friedrichsgrube“ . — Die erste „Feuerm aschine“ des Kontinents w ird in Tarnow itzaufgestellt. — G oethe in Tarnow itz. — Holtzhausen baut die ersten deutschenDampfmaschinen. — Kohle statt Holz. — Versuche zur Anwendung der Kokseaus oberschlesischer Steinkohle zur Roheisengewinnung. — Der erste Kokshochofendes europäischen F estlandes........................................................................ 18— 24V. Aus der Geschichte der Königsgrube:Reden plant den A ufbau einer Hüttenindustrie in der N ähe der Steinkohlengruben.-— Von den drei G ruppen oberschlesischer Steinkohlenbergwerke. — Im Raumevon Königshütte beginnen die Schürfversuche. — Der erste Schacht. — Von denFlözen im <strong>Stadt</strong>gebiet. — W achsende W asserzuflüsse lähmen den weiteren Bergbau.— Der Hauptschlüssel-Erbstollen w ird eröffnet. — Eine Dampfmaschine zurW asserhaltung w ird aufgestellt. — Der steigende Bedarf an Steinkohle fü h rt zurA nlage von Pferdegöpeln zur Schachtförderung und zur Pferdeförderung innerhalbder Grube. — Die erste Fördermaschine w ird aufgestellt. Begrenzung des A bbaufeldesder Königsgrube. — Neue Schachtanlagen werden g e b a u t .............................25—31VI. Aus der Geschichte der Königshütte:Die Hütte ist die erste m it D am pfkraft betriebene Kokshochofenanlage des europäischenFestlandes. — Das Eisenhüttenwesen in Oberschlesien zur Zeit Friedrichsdes Grossen. — Das „P rem om oria“ Redens vom Jahre 1786. — Die Kohle verdrängtdas Holz. — Die W ahl des Hüttenstandortes. — A rbeiter- und Siedlungsfragenfü r die neue Hütte. — Die erste Kolonie w ird gebaut. — W edding bautdie „K önigshütte“ . — Von oberschlesischen Erzlagerstätten. — Erzanfuhr und Roheisenabfuhr.■— Kronprinzenstrasse und Klodnitzkanal. — W edding, Kalide, H oltzhausen,A bt. —• Der erste Hochofen w ird angeblasen. — C. Joh. Bernhard Karsten.—: Hüttenmeister Eck. — Die Königshütte in der napoleonischen Zeit. —M artin i baut G asflam m öfen. — Eisenbahnschienen werden gewalzt. — Karl RudolfM entzel. — Die „A lvenslebenhütte“ w ird gebaut. — Um- und Erweiterungsbau derKönigshütte. — Schwierigkeiten der Hütte. — Die Bereinigung der Kom m unalverhältnissew ird notwendig. — Die Königshütte geht in Privatbesitz über . . . . 32—52Seite317


SeiteVII. Die G ründung der <strong>Stadt</strong>:Das Königshütter Land vor Beginn des Bergbaues. — Die ersten Siedlungen. —M an schürft nach Kohlen. — Das O berbergam t erw irb t G rund und Boden aufC horzow er G elände. — Die Kolonie „K önigshütte“ entsteht. — An der „K ohle n­strosse“ werden neue A rbeitersiedlungen gebaut. — O ber-Lagiew niker- und Schwientochlowitzer Bergfreiheit. — Kolonie „C h a rlo tte n h o f“ . — Neu-C harlottenhof. —Pniaki. '— Erdmannswille. — N om iarki. — N ieder-H eiduk. — Klimsawiese. — Vonden verschiedenen Siedlungsgruppen um die Königshütte. — Von den Bemühungenzur O rdnung der eigenartigen Siedlungs- und Kom m unalverhältnisse.— Landgemeinde Königshütte. — Polizeibezirk. — Der Fiskus und die <strong>Stadt</strong>gründung.— Die <strong>Stadt</strong>gründung ist das W e rk des Landrats Hugo Solger. — Die<strong>Stadt</strong>gründungsurkunde. — Das W appen der <strong>Stadt</strong>. — Königshütte w ird selbständiger<strong>Stadt</strong>kreis. — Eingemeindung von C horzow und Neuheiduk. — M acziejkow itzw ird nach C horzow eingem eindet. — Ueber die Geschichte des Dorfes Chorzowvon Dr. P. Hübner. — Eingemeindung von Bismarckhütte. — Schwientochlowitzw ehrt sich gegen eine E in g e m e in d u n g ...................................................................................... 53—71VIII. Aus der Geschichte der <strong>Stadt</strong> von 1869 bis zum Verluste an Polen:Von den Schwierigkeiten der jungen <strong>Stadt</strong>gemeinde. — Aus der „D enkschrift betreffenddie Begründung der <strong>Stadt</strong> Königshütte, ihre Bedeutung im öffentlichenInteresse und ihre Entwicklung, namentlich in w irtschaftlicher und finanzieller Beziehunginnerhalb der ersten 18 Jahre ihres Bestehens“ . — Petition der Bürgerschaftum Staatshilfe. — Schulverhältnisse vo r der <strong>Stadt</strong>gründung. — Vom A ufbaudes Volksschulwesens. — Betreuung der Jugend ausserhalb der Schule. — Fortbildungsschulen.— Fachschulen. — Von der „Fam ilienvereinsschule“ zum StaatlichenGymnasium, zur O berrealschule und zum „Lyzeum “ . — Förderung von V olksbildungseinrichtungen.— M usikpflege. — Das Oberschlesische Volkstheater. — Hotel„G ra f Reden“ . — Volksbüchereien. — Jugend- und Volksspiele. — W ohnungsfragen.— Park- und G rünanlagen. — Krankenhäuser. — Rathausbau. — Schlachthof.— W ochenm ärkte und M arkthalle. — O effentliche Einrichtungen. — Behördenbauten.— Post. — Die Eisenbahn kommt nach Königshütte. — Die Bahnhofsfrage.— Strassenbau. — Strassenreinigung und M üllabfuhr. — Grubenbrüche. — Strassenbeleuchtung.— Strassenbahn. — Die Trink- und W irtschaftswasserfrage. — SchmutzundAbwässerproblem e. — „Schw arzer G raben“ , „S uezkanal“ und „R aw a“ . —A rbeiterunruhen. — Epidemien. — Vereinswesen 1912. — Königshütter Zeitungen 72—1213. Und im Unglück — nun erst recht! Die deutsche <strong>Stadt</strong> Königshütte in der Zeit der Fremdherrschaft1919— 1939. — Von S chriftleiter Kurt Mandel, K ö n ig s h ü tte ............................. 122— 136Königshütte im Jahre von Versailles (1919). — V orbereitungen zur Volksabstimmung. —Das deutsche Bekenntnis vom 20. M ärz 1921. —• Die Leiden wä'hrend der Polenzeit von1922 bis 1939. — Trotz Terror blühendes deutsches Gemeinschaftsleben.4. Zwischen Kriegsbeginn und N e u a u fb a u .— Nach Berichten zusammengestellt von Büchereidirektor Richard Schmidt, Königshütte .......................................................................................137— 183Die Unruhe wächst. — Die Jagd auf die Deutschen beginnt. — Die ersten Verhaftungen.— Das deutsche Gewerkschaftshaus w ird das H auptquartier der Aufständischen. — DieFührer des Königshütter Deutschtums werden verhaftet. — Im M yslow itzer Isolierungsgefängnis.— Die Rettung. — Die Liste der „M y s lo w itz e r“ . — W ie es den „W a d o w itz e rn “ 'erging. — Der Kam pf des Freikorps Ebbinghaus unter Pisarski und M ania auf der M axgrube.— Blutzeugen der Befreiung w erden zu G rabe getragen. — B ertold Hildebrandt’sTod und Begräbnis. — Die kritischen Tage. — Die Flucht der Juden und318


Polen beginnt. — Bismarckhütte erlebt die letzten Stunden der polnischen Herrschaftund den Einzug der deutschen Truppen. — W as die Bewohner der <strong>Stadt</strong>m itte und derN ordstadt in den ersten .Septembertagen erlebten. — Die Befreiungsfeier am 6. September.— Der O rtskom m andant beginnt m it der A rbeit. — Heckenschützen veranlassendie Verhängung des Standrechts. — Josef Strozyk w ird komm. Bürgermeister Und bestelltdie ersten Ratsherren. — Dr. Delius und Dr. Killing übernehmen die <strong>Stadt</strong>führung. —Die ersten reichsdeutschen Beamten und Angestellten. — W as die <strong>Stadt</strong>verwaltungnicht mehr vorfand und w ie die polnische V erw altung aussah. — Der A ufbau desPersonalkörpers. — Die Neugestaltung der Verwailtungsorganisation. — Der G renzverkehr.— Die Industrie arbeitet wieder. — Die Arbeitslosenfrage. — Der A ufbau deröffentlichen Fürsorge. — Das Finanzierungsproblem . — Folgen der W ährungsregelung.—1 Die „E vakuation“ der <strong>Stadt</strong>hauptkasse. — Erfassung der leerstehenden W ohnungen.— Behörden ziehen ein. — A lko ho lverb ot. — Die Eisenbahn fä h rt wieder. — Die SA.zieht ein. — Die NSV. beginnt m it ihrer A rbeit. — NSV.-Küchen. — Lebensmittelversorgung.— Die Frage der Einzelhandelsgeschäfte. — Die Flüchtlinge kehren heim. —Regelung des Polizeiwesens. — Strassennamen werden verdeutscht. — Die Lage desdeutschen Schulwesens zur Polenzeit und beim N euaufbau. — Kindergärten werdeneröffnet. — Das deutsche Theater spielt w ieder. — Leben und Treiben in der <strong>Stadt</strong>norm alisiert sich.5. Friedrich W ilhelm G ra f von Reden — Neuschöpfer des oberschlesischen Bergbaues. —Von S chriftleiter Kurt Mandel, K ö n ig s h ü tte ................................................................................184— 1916. Theodor Kalide — Königshüttes berühm tester Sohn. — Von S chriftleiter Kurt M andel,Königshütte .........................................................................................................................................192— 1967. Königshütter M alerei. — Von Studienrat Dr. A rnold W i e n i c k e, K attow itz . . . 197—2078. Königshütter M usiker: Bialas und Ringmann. — Won Dr. W a lth e r Vetter . . . 208—2139. Professor Dr. W ilhelm Wagner. — Von C hefarzt Dr. Schmiedt, Königshütte . . 214—21510. M ichael Münzer, der oberschlesische „S p ie lv a te r".— Von Rektor Karl Fieber, G leiw itz 216—21711. Die alten Bau- und Kunstdenkmäler von Königshütte. — Von Ernst K o e n i g e r, SchlesischesGrenzlandmuseum in Beuthen O /S ........................................................................................... 218—22312. W anderungen ins Grüne. — Ein Vorschlag von Dr. Franz Pfützenreiter, D irektor desSchlesischen Grenzlandmuseums Beuthen O /S ..................................................................................... 224—22713. Königshütte und die Beskiden. — Von Heinrich Kutz, K a t t o w i t z .................................... 228—229-VSeiteBildtafelna) Fläche, Einwohnerzahl, Geschlechtsgruppen und W ohndichte. — Eine Bildtafel, gezeichnetvon <strong>Stadt</strong>planer B u c k s c h ............................................................................... ...........................................230b) Altersgruppen. — Eine B ildtafel, gezeichnet von <strong>Stadt</strong>planer B u c k s c h .............................231c) Berufsgliederung der Bevölkerung. — Eine Bildtafel, gezeichnet von <strong>Stadt</strong>planer Bucksch 232d) Fläche und Bodenbenutzung. — Eine B ildtafel, gezeichnet von <strong>Stadt</strong>planer Bucksch . . 233e) G eographische Lage. — Eine Bildtafel, gezeichnet von <strong>Stadt</strong>planer Bucksch . . . . 234319


Nachweise1. Verzeichnis der Strassen, W ege und Plätze in Königshütte Oberschlesien . . . . 235—2382. NSDAP. Kreisleitung Königshütte O b e r s c h le s ie n ........................................................................ 240—2553. W egw eiser durch die S ta d tv e r w a ltu n g ............................................................................................. 256—2714. Kulturelle Einrichtungen und A n s t a lt e n ............................................................................................. 272—2785. Verzeichnis der Behörden, Aem ter und D ie n s t s t e lle n ................................................................. 279— 2916. 'Bemerkenswerte I n d u s t r ie n .................................................................................................................... 292—2957. H o t e l s .............................................................................................................................................................. 2968. G a s ts tä tte n .................................... ....... ............................................................................................. 296—2979. K a ffe e s .............................................................................................................................................................. 29710. L ic h t s p ie lt h e a t e r .........................................................................................................................................297Der A ufbau beginnt. — Von O berbürgerm eister Ernst S o h r o e d e r .................................... 298—313Schlusswort des H e rau sgeb ers...................................................................................................................313—315Verzeichnis d e r Bilder, Pläne und S k i z z e n ............................ ......................................................... 315—316Inhaltsverzeichn is . . . . . . ............................................................................................. 3 1 7 -3 2 0Beilagen: 1. Plan der <strong>Stadt</strong> Königshütte Oberschlesien. Masstab 1 : 15000. M ehrfarbendruck.2. E rdprofileBearbeitet vom <strong>Stadt</strong>vermessunigsamt.3. Königshütte lim Verkehrsnetz des oberschlesischen Industriegebietes mit Verzeichnisder Sfrassenbahnlinien.Eine B ildtafel, gezeichnet von Vermessungsinspektor Blokisch.SeiteBerichtigung.Buchstabenauslassungen, Satzzeichen und einige orthographische Fehler blieben unberücksichtigt.Ebenfalls konnten Aenderungen von Anschriften, Telefonnummern, Namen u. a., die seit der Drucklegungbis zur Fertigstellung eintraten, nicht berichtigt werden.Seite 18: seit 1748 nicht seit 1718.Seife 19: 6. Zeile von unten: Henckelsche stattHenkelscheSeite 22ff: Hoitzhausen statt HolzhausenSeite 43ff: Ruberg statt RuhibergSeite 70: Neuheiduk nicht HeuheidukSeite 88: 2. Zeile von oben: 1884 statt 1874Seite 133ff: Bertold H ildebrandt statt BertholdSeite 274: Bei Orchester die Zeilen vertauschen.320


KÖNIGSHÜTTEIM VERKEHRJNETZ DElOBERiChlESliCHEN INDUSTRIEGEBIET}.UNGEFÄHRER MASZSTAB 1 lO O O O O<strong>Stadt</strong>kreisgrenzeEitenbahn (tiauptftrecke)(liebenfrrecKe)ReichsautobahnverKenrsftrafse mit Straßenbahn


Straßenbahnlinien.LinieLinieLinieLinieLinieLinieLinieLinieLinieLinieLinie15: Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — Königshütte-Bism arck — K attow itz —Schoppinitz — Sosnowitz.4: Königshütte (M arkthalle) — Piasniki — H indenburg — G leiw itz.12: Königshütte (M arkthalle) — K önig shütte-O st— W e n z lo w itz — Laurahütte.6: K atto w itz — Dom b — Königshütte — Beuthen.7: M yslo w itz — S choppinitz — K attow itz — K önigshütte-B ism arck —S chw ientochlow itz — Beuthen.9: Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — S chw ientochlow itz — A ntonienhütte.10: Königshütte (A dolf-H itle r-P la tz) — S chw ientochlow itz — Anschluss nachA ntonienhütte m it Linie 11.11: K attow itz — Königshütte-Bism arck — A ntonienhütte.14: Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — Königshütte-Bism arck — Schwientochlow itz — Piasniki.13: Königshütte (M arkthalle) — Lipine — M org en roth — A ntonienhütte.F: Eilzug: Beuthen — Piasniki — S chw ientochlow itz — K önigshütte-B ism arck— K attow itz.


NKÖNIGSHÜTTEI M V E R K E H R S M E T Z D E SwRandsdorf, A ' '\ ' !' m\ n V AOtfch Piekar5 char!«vKaminO B E R S C H L E S I S C H E N I N D U S T R I E G E B I E T } .UNGEFÄHRER MASZSTAB t lOOOOO<strong>Stadt</strong>kreisgrenzeEifenbahn (tlauptftrecke)Martinau" (hebenftrecKe)ReichjautobannMechtaiBEUTMENy j .! BirkenhainOVerKehrsItraße mit StraßenbahnsX \MINDENBÜRGSRudaOrzegowo■S\Lipine / / jp r /m'/BF OSTs a ~ p...JwSQr OomOrowkamm .R B g g a N ic n a ik o w itzBaingowCZELADZBENDZINGLEI WITZFriedenshutlPiasnikiSchwientodilowifiKjBf: MITTE^ K Ö N I ö S M Ü llt ^ -v(08ERSCHLE5IEM)l'Sä^hohenlohehütte"AURAttÜTTESOSNOWITiAntonienhütteÄ i - p *P Lm . BISMARCK. . / r .R C K ^V. . J S ß 0 . - " v Ä --- ' - NMEichenaufriedrichsdopftJs^SSoKochlowitzv e #R jij'#l & tV A cKATTOWITZSchoppinitz-____ JM Y S L O W IT Z. N / ,■v./ Krak


Straßenbahnlinien.Linie 15: Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — Königshütte-Bism arck —• K attow itz —S choppinitz — Sosnowitz.Linie 4: Königshütte (M arkthalle) — Piasniki — H indenburg — G leiw itz.Linie 12:Königshütte (M arkthalle) — K önig shütte-O st— W e n z lo w itz — Laurahütte.Linie 6: K attow itz — Dom b — Königshütte — Beuthen.L in ie . 7: M yslo w itz — S choppinitz — K attow itz — K önigshütte-B ism arck —S chw ientochlow itz — Beuthen.Linie 9: Königshütte (A dolf-H itler-P latz) —■ S chw ientochlow itz •— A ntonienhütte.Linie 10:Linie 11:Linie 14:Linie 13:Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — S chw ientochlow itz — Anschluss nachA ntonienhütte m it Linie 11.K attow itz — Königshütte-Bism arck — A ntonienhütte.Königshütte (A dolf-H itler-P latz) — Königshütte-Bism arck — Schwientochlow itz — Piasniki.Königshütte (M arkthalle) — Lipine — M org enroth — A ntonienhütte.Linie F: Eilzug: Beuthen — P ia s n ik i— S c h w ie n to c h lo w itz — K önigshütte-B ism arck— K attow itz.


W e ste nProfil1-10000A-Biokomobil Sehtm.mwsszimSML QJ+Xöh/tJakob Seht.^ 243,^*-S tein b ru ch Seht. C harlotte Seht* ?£■£?? +222/6Biych*rtHaupt ='$thtir&$?l-£rb. - StoffenH arnisch Seht.* Z f/,SSatte!fJo* &findreas f/- Xft r ä n g e ! Scht.SI.8m tf7 w \ / K+ 285,9w ^ >S3">jf + 309ßmJigbk. zzsjm.lf.iS n r r + 3 0 O ß m ^ » ^ I j j m m irw u .« ,Thomas Seht.+3023 f3°-°/ 6?rh >S a t t e /f/o *0,00OSm H.NordenS ü d e n1 :1 0 0 0 0+2i»ikßitthouj Seht. • s o ^ / fDachgebirgeJft&2?^{-£‘i*ßV *--------Jtelßt7rp~F7_ \ ~r 6 o - 7 Srt 2 8 g 6Bhf. •//? j r»ff.* 303.1Bh/.‘ 77,9 mtf.Oeckgeb/rge*27+0Bhf. ■t87,OmfJjerh. Fl. •-5. o-SLSm\ ■£~>r. Saftet Ft.s-sXmmkSattel f/oz -6-ZS^ Settel- F*6i13 q s -_l/JZ>J & J L S j t O ^ J J r n 'W * \0,8 - X/m\rot. J/ndr. Fl 1m Jn dr.F /.JJTfOJ J n d r e s s F/ox I » 0,9- i.ln-,- j l J I —-------------*


ProfilA-BWesten1'-10 0 0 0OstenLokomobi/ SehtojvXohleU,*fiJlT?tl Mil...Jakob Sch f.+ 28$^*-S te in b ru ch Seht. CharfoffP Seht+ ?3fö7 +222/6TiucherfH*^ B u r r f i a S eht. - 67.3 m t f+ 283,8Q h b H7%3m!f.'303,18 h ! >7f.9m $• 27+0S M » J S t O m fr. 'Joerh. Fl, •- 5.0-5,5m \ _ _ ‘«oGerhard ~ Flöz - s s - 6,0m7s£e$i.%£m%s£~iir*—“MeM M ?yiL \ T&g- r.g,?/: S o tte f F /.s -s XSattel FtözSfn,_j sm, ~ L. Ss/fe/r/ä, -D eckgebirge—A S a ftet Ff ö l *£'7.5*.Sr#t;l~F/6zJ n d r j * sI * 0,3~ 1,1mX ?- t t - « L Z a .J2T r 7,0 '12mf i n d r e » s Ff6^


ö ffe n tlic h e G ebäude, A n s ta lte n und andereI Auskunft1.<strong>Stadt</strong>, Verkehrs- u. Werbeamt, Adolf-Hitler-Platz (Rathaus) D3II Behörden und Dienststellen:Allgemeine Ortskrankenkasse, Freiheitsstraße 1Amtsgericht, Adolf-Hitler-Platz 18Arbeitsamt, Horst-Wessel-Straße 6Bergrevieramt, Adolf-Hitler-Platz 9/10Einwohnermeldeamt, Rosenheimer Straße 10Landesversicherungsanstalt Schlesien, ZweiganstaltGneisenaustraße 9NSDAP.:NSDAP., Kreisleitung, Lobestraße 5DAF., Adolf-Hitler-Straße 1NSV., Lobestraße 5HJ.-Bann, Gneisenaustraße 17aSA.-Standarte, Goethestraße 17PolizeiPolizeiabschnittskommando, Adolf-Hitler-Platz 3Polizeiamt, Rosenheimer Straße 3 *Polizeirevier 21, Jahnstraße 3,, 22, Beuthener Straße 8,, - 23, Annabergplatz 31a24, Bismarckhutter Straße 56,, 25, Rosenheimer Straße 3Überfallkommando, Brückenstraße 5Reichsarbeitsdienst, RAD.-Meldeamt 226,Bergfreiheitstraße 4-6Reichsbahn:Bahnhof Königshütte-Mitte,, ,, -Bismarck-OstReichsbank-Nebenstelle, Blücherstraße 10Reichsfinanzverwaltung •.Finanzamt Königshütte-Bismarck, Braunauer Straße 4,, -Mitte, Bahnhofsplatz 3Reichspostverwaltung:Hauptpostamt, Poststraße 3D3D3D3D3F3D 3Zweigpostamt Königshütte-Bismarck, Rosenheimer Str.8 F2,, 3, General-Hoefer-Straße 38 C5,, 4, Adolf-Hitler-Straße 87 E2,, 5, Bismarckplatz 4 C3Staatliches Gesundheitsamt, Gneisenaustraße 9E3<strong>Stadt</strong>sparkasse:Hauptstelle, Adolf-Hitler-Straße 41a ' D3Zweigstelle, General-Hoefer-'Str., Ecke Laurahütter Str. C5, Hermann-Göring-Straße 63 F2,, , Hindenburgstraße2, Ecke BeuthenerStraße C3<strong>Stadt</strong>verwaltung :Rathaus, Adolf-Hitler-PlatzD3Feuerschutzpolizei, Hauptfeuerwache, Beuthener Str. 19 C 3Leihamt, Beuthener Straße 11Markthalle, Beuthener Straße 3Standesamt, Gneisenaustraße 5aWohlfahrtsamt, Eichendorffstraße 3Treuhandstelle,,Am Adolf-Hitler-Platz 3E 3D3D 3D3E3E 4D 3F 2, 3D3C 3C 4E 3F 2, 3D3D 3D 3F2B3D 36 2D3III Denkmäler und Volksbildungseinrichtungen:Historische 6ebaude und Denkmäler:-Elisabethkirche, Beuthener StraßeC 3Graf-Reden-Denkmal, Redenpark, Tannenbergstraße D 4Kalidahaus, Kalidestraße, Ecke Hindenburgstraße C3Kalide-Statue ,,Knabe mit Schwan“ , Blücherplatz d 3Laurentiuskirche(Schrotholzkirche),Tannenbergstraße D 4Büchereien:<strong>Stadt</strong>bücherei, Adolf-Hitler-Platz 17, Bismarckplatz 4,, , Richthofenstraße 13<strong>Stadt</strong>theater, Lobestraße 5Volksbildungsstätte, Hindenburgstraße 16IV Industrieverwaltungen:Verwaltungsgebäude, Adolf-Hitler-Platz 9/10,, , Braunauer Straße 6,, , Freiheitsstraße 11,, , Libigallee,, , Siemensstraße,, StahlstraßeV Kirchen:Evangelische Elisabethkirche,, LutherkircheKatholische Antooiuskirche,, BarbarakircheFranziskanerkapelleHedwigskirche .Herz-Jesu-KircheJosefskircheLaurentiuskirche (Schrotholzkirche)Maria-Magdalena-KircheMarienkircheV! Krankenhäuser:Hüttenkrankenhaus, Werkstraße 25Knappschaftskrankenhaus, Lazarettstraße 11St. Hedwigs-Krankenhaus, Moltkestraße 28Städtisches Krankenhaus, Eichendorffstraße 1.0, Tannenbergplatz 19D 3D3E 3D3D3D 3C3G 2D 3C3D.362D 3B 4C 4F 2C3D3E 3C 2, 3F3E 3F3C 2D 4C4G 2F, G2E 2C 2E 3D 4VII Schulen:Berufs- und Fachschulen:Gewerbliche Berufsschule, Rosenheimer Straße 20/22 F3'Haushaltungsschule für Mädchen, Kattowitzer Straßeö D3Kaufmännische Berufsschule, Hans-Schemm-Straße 2 E3Lehranstalt für Frauenberufe, Hans-Schemm-Straße 2 E3Städtische Musikschule, Moltkestraße 7Höhere Schulen :Clara-Schumann-Schule, Eichendorff platzEichendorffschule, Gneisenaustraße 2Moltkeschule, Moltkestraße 7Mittelschule:Städtische Mittelschule, Gneisenaustraße 17Volksschulen:Adolf-Menzel-Schule, Kapellenweg 2Bertold-Hildebrandt-Schule, Moltkestraße 9aBismarckschule, Braunauer Straße 3Dietrich-E.ckart-Schule, Hermann-Göring-Straße 12Dr.-Wagner-Schule, Herbert-Norkus-Straße 1Gneisenauschule, Gneisenaustraße 3Godullaschule, Godullastraße 16Graf-Reden-Schule, Kattowitzer Straße 32Gustav-Freytag-Schule, Bornsträße 61 F.Hans-Schemm-Schule, Hans-Schemm-Straße 6Heinitzschule, Dorfstraße 21Herbert-Norkus-Schule, Herbert-Norkus-Straße 9Hermann-Göring-Schule, Legion-Condor-Straße 5/7Hindenburgschule. Hindenburgstraße 22Horst-Wessel-Schule, Laurahütter Straße 58Kalidescliule, Friedensstraße 18Langemarckschule, Oesterreicherstraße 1Ludendorffschule, Hindenburgstraße 78Moltkeschule, Moltkestraße 9Richthofenschule, Schützenstraßte 32Ruhbergschule, Bornstraße 55Schlageterschule, Schlageterstraße 1 u. 11Schule 6, Schimmelfennigstraße 6Schule 7/21, Bismarckstraße 37Schule 16, Beuthener Straße 16C2, 3D, E3E3C2, 3E 3F 3C 2F2F 2E2E 302D 3G 1, 2E 3A4E 2G 2C 2C, D 5C1C 5C 2C 2D 2F2C 4D3C3C3AckerstraßeAdlerstraßeAdolf-Hitler-StraßeAdolf-Hitler-PlatzAgnetenstraßeAlbrechtstraßeAm Adolf-Hitler-PlatzAm GaswerkAm RosengartenAnhalter WegAnnabergplatzAnnenstraßeArndtstraßeAsternwegAuenstraßeAugustastraßeAulockstraßeBielitzer StraßeBismarckhütter Str.BismarckplatzBismarckstraßeBittkower StraßeBlücherplatzBlücherstraßeBochumer StraßeBoelkestraßeBornstraßeBörsigstraßeBraunauer PlatzBraunauer StraßeBreitenbachstraßeBrotgasseBrückenstraßeBückebergstraßeBülowstraßeBunsenwegCharlottenstraßeDahlienwegDanziger StraßeDr.-Wagner-StraßeDietrich-Eckart-Straße.DorfstraßeDornfelder StraßeDzierzons-traßeV e rz e ic h n is der S traßen und PlätzeF3, 4G 1, 2D 3, E3, 2D 3D 6C2D3E3E3A 5C 4C 2G 2E 2, 3F 3D 2C4, D 4BahnhofsplatzD3BahnhofstraßeD3Bahnschachtstraße D2, 3BankstraßeD 3BarbarastraßeC3.Bergfreiheitstraße D2, 3BprggeiststraßeF 3BergmannstraßeD 2Bertold-Hildebrandt- StraßeD3Beuthener Straße Ei 3, C3, D 3F3E 2, 3, F3C 3B2. 3, C3C5D 3D 3F 2F 2F1, 2. G 104F 2, 626203F 4D 3A4, 5D 3, 4B 4D 2E 2, 3, F 2E2E 2D 3A4, 5D 3D3, E3Eckertstraße F3, 6 3EichendorffplatzE3Eichendorffstraße D3, E3Eisenbahnstraße F3, G3Emil-Stolle-Straße E3, F3, 4Ernsdorfer WegA5Erzweg B3, 03Essener StraßeF2FalkenstraßeG2Feldstraße B 2 ,3FliederwegE3FliegerplatzF2Florianstraße F3, 63FlurstraßeF3FörderstraßeD2FreiheitsbrückeD3FreiheitsplatzD3FreiheitsstraßeD3Freikorpsstraße 04Freilandkolonie 6 3Freilandstraße ' G3Friedensstraße 01Friedrichstraße 02, 3Friedrich-Karl-Straße F2, G2FröhlichstraßeF2General-Hoefer-Straße 04, 5General-Roettig-Straße D2, E2GerichtsgasseD3Glogauer StraßeE2Glückaufstraße B3, 4, 04Gneisenaustraße E2, 3Godullastraße B2, 02GoethestraßeD4, E4Gogoliner Straße 046rabenstraße 02, 3Gräfin-Laura-Straße 04Grenzwachtstraße 036roschenstraßeB36rüner WegD46rünstraßeF3Gudrunweg.E4GuttenbergstraßeD3GutswegA5HagenstraßeE4Haldenweg 03, 4Hans-Grimm-Straße G2Hans-Schemm-Straße E;3HardenbergstraßeE3HeinitzstraßeD3Herbert-Norkus-Straße E2Hermann-Göring-Platz F2Hermann-Göring-Str. F 2, 3, G3Hindenburgstraße 01,2,3Hohenbirkener Weg A5Hohenlinder Weg B1,2, 3Hohenzollernstraße F3Holteistraße 0 2Horst-Wessel-Straße D3, E3, 2HubertuskolonieHubertusstraßeHumboldstraßeHummereistraßeG 2, 3F2, G 36302ImmelmannstraßeInnstraßeJahnstraßeJohannesstraßeJosefstraßeKalidestraßeKamerunstraßeKantstraßeKapellenwegKarlstraßeF262D301,20 1 , 2B 3, 0362D 4F3D 2, 3Kattowitzer Str. D3, E3, 4, F4, 5KlimsasiedlungF4Khappengas.seD2Kochlowitzer WegF1KohlengasseC2,vD2Kollmannstraße F 1, 2KolonialstraßeG2KoppelwegC4KörnerstraßeE3Koseler StraßeD2, E2Kreuzstraße C 2 ,3Kressenweg E 2KruppstraßeF2Kulmer StraßeD4Kurze Straße • B3LadewigstraßeC2Landsberger Straße ,F3Lange StraßeF3Laurahütter Str. 03, 4, 5, D5, 6LazarettstraßeE2Legion-Condor-Straße G2LentzstraßeG2LeopoldstraßeF3Lessingstraße 6 3Lettow-Vorbeck-Straße 6 2LiebigalleeB4LindenstraßeE3LobestraßeD3Loslauer WegF3Lüderitzstraße 6 2Luisenstraße 6 2Matthiashofer Straße B5, C5Marienstraß.e B 1, 2, 02Masur'enstraße 04, D4Mechtaler Straße 03, D3Mehlgasse F 3, 4Memeler StraßeE2Michael-Münzer-Straße F3Michalkowitzer Str. A5, 6, B6Moltkestraße 02, 3Mühlstraße F3, 4NarzissenwegNeißer StraßeNelkenwegNibelungen StraßeNikolaier StraßeNomiarkistraßeNordbahnstraßeOesterreicherstraßeOstlandwegPasewalker StraßePisarskistraßePommern wegPosener StraßePoststraßePrimelwegPuddlerstraßeE 2D 2, E 2E 2, 3E 46-3E 2B3, 0305D 6F3C 4. D 4E 20403E 3, F 30 2, 3Randstraße A3, 4 B4, 5RathausstraßeD 3Ratiborer StraßeRedenstraßeReitzensteinstraßeRichthofenstraßeRobert-Koch-StraßeRosenheimer Str.ßeRosmarinwegRoonstraßeRoßberger WegRudolf-Heß-StraßeRuhbergstraßeRüdigerstraßeRüttgerstraßeRybniker Straße,D 2, E 203, 462F 2, 62E 3F 2, 3E 2, 3, F 202A4E3, F2, 3C 3, 4E 4F 2E 2SandstraßeSedanstraßeSeydlitzstraßeSiegfriedstraßeSiemensstraßeSohrauer StraßeSzczeponikstraßeE 3B2, 02D 3, E 3E 404F3, 6 3G 2SchachtstraßeD2Schaffgotschstraße C4ScharnhorststraßeD3Schenkendorfstraße 02Schillstraße03, E3SchillerstraßeD4, E4Schimmelfennigstraße D3Schlachthofstraße D2, 3Schlackenstraße 02, D2, 3Schlageterstraße 04Schlesierstraße 01SchlieffenstraßeC2SchorfheidestraßeF3Schönwälder WegA4SchreberwegF3SchützenstraßeD2Schweizer Weg D5, E5Schwertgasse E2, 3SchwientochlowitzerKirchweg D2StahlstraßeSteigerstraßeStein straßeStollengasseTalwegTannenbergp-IatzTannenbergstraßeTeichstraßeTempelhofer StraßeThorner StraßeTilsiter StraßeTulpenwegUhlandstraßeViktoriastraßeVon-Hülsen-StraßeVorwerk StraßeWalderseestraßeWalter-Flex-StraßeWasserstraßeWeimarer WegWerhstraßeWiesenwegWilhelmstraßeYorkstraßeZechenwegZeppelinstraßeZietenstraßeZöcklerstraßeF20 4, D3, 4E3D 2E 3, F3D 4D3, 4D362E2E2E2, F 2, 30262B 5A4F2, 62E 203E4F2, 62E 3D 3E 2, 3A3, B 3, 462D 3, E3D3, E3Freigegeben durch O.K.W. Abt.Abw. Ul, Nr. 0231/41Durchlichfun^sdruck: Berliner Lirho^raphisches Inshtur. Berlin W.35.

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