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Wirtschafts - und Handelskammer Nord Westfalen

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LOGBUCH<br />

Zahlen lügen nicht, sagen manchmal aber nur die halbe Wahrheit, weil die<br />

Realität nun einmal etwas komplizierter ist, als sie die Statistik mit einem<br />

Wert zum Ausdruck bringen kann: 60 Prozent der Beschäftigten im IHK-<br />

Bezirk Münster arbeiten mittlerweile im Dienstleistungsbereich. Das sind etwa<br />

455 000 der insgesamt 755 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />

während das Produzierende Gewerbe nur noch 291 000 zählt, also etwa<br />

39 Prozent.<br />

Schöne Neue Welt? Die Industrie als Auslaufmodell? Mitnichten! Der statistische<br />

Industriebegriff ist antiquiert <strong>und</strong> entstammt der Zeit der Schwarz-Weiß-Malerei.<br />

Die <strong>Wirtschafts</strong>sektoren stehen nicht etwa isoliert <strong>und</strong> unabhängig nebeneinan-<br />

Offenes Bekenntnis zur Industrie<br />

der, sie bilden ein stetig dichter werdendes Netzwerk, das sich aus der immer<br />

stärkeren Arbeitsteilung speist. Bisher intern organisierte Wertschöpfungsketten<br />

werden aufgebrochen, Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen<br />

<strong>und</strong> gliedern die wachsenden innerbetrieblichen Dienstleistungen aus. Das<br />

führt zu statistischen Umbuchungen zwischen<br />

den Sektoren, ist aber kein Beleg für ausbleibende<br />

wirtschaftliche Erfolge der Industrie.<br />

Im Gegenteil!<br />

Die Industrie ist der zentrale Antriebsmotor des <strong>Wirtschafts</strong>wachstums,<br />

auch <strong>und</strong> gerade für den Dienstleistungsbereich.<br />

Foto: Wilp<br />

Die einfache Rechnung, was die Dienstleistungen<br />

gewinnen, hat die Industrie verloren, geht<br />

schon lange nicht mehr auf. Schon vor drei<br />

Jahren hat die IHK Münster mit einer Studie<br />

gezeigt, dass eine positive Beschäftigungsentwicklung<br />

im Dienstleistungsgewerbe von<br />

einem leistungsfähigen <strong>und</strong> hinreichend<br />

großen Industriebereich abhängt. Das überdurchschnittliche<br />

Wachstum in den industrienahen<br />

Dienstleistungen ist der beste Beweis.<br />

Die Industrie steht am Anfang der Wertschöpfungskette,<br />

ist der zentrale Antriebsmotor für<br />

Fortschritt <strong>und</strong> Innovationen <strong>und</strong> die wesentliche<br />

Stütze des Auslandsgeschäftes. Ihre Bedeutung<br />

zu unterschätzen, indem man nur<br />

noch von der Dienstleistungsgesellschaft<br />

spricht, ist ein folgenschweres Signal an die<br />

öffentliche Wahrnehmung: Junge Menschen<br />

sind nur noch schwer zu begeistern für Jobs in<br />

der Industrie.<br />

Ohne Zweifel: Zu einer vorausschauenden regionalen <strong>Wirtschafts</strong>politik gehört<br />

es, den Dienstleistungsbereich in seiner ganzen Breite zu fördern. Genauso wichtig<br />

ist aber die Pflege eines leistungsfähigen industriellen Kerns, wenn man den<br />

tertiären Sektor insgesamt auf ein sicheres F<strong>und</strong>ament stellen will. Die IHK Münster<br />

bekennt sich deshalb offen zur Industrie. Auch wenn alle über den erfreulichen<br />

Dienstleistungsboom reden: Die Industrie bleibt auch in Zukunft die Basis<br />

unseres Wohlstandes.<br />

Ihre IHK Münster<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 1


2 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

INHALT<br />

Wer suchet,<br />

der findet! – Von<br />

wegen. Fachkräfte<br />

machen sich bedenklich<br />

rar <strong>und</strong><br />

dadurch ungeheuer<br />

interessant.<br />

Die Schlacht um<br />

die hellen Köpfe<br />

ist längst entbrannt.MittelständischeUnternehmen<br />

müssen<br />

in die Offensive<br />

gehen, wenn sie<br />

im Wettbewerb<br />

um gute Mitarbeiter<br />

gegenüber<br />

großen Betrieben<br />

nicht noch weiter<br />

ins Hintertreffen<br />

geraten wollen.<br />

Sie müssen ihre<br />

Attraktivität als wettbewerbsfähige Arbeitgeber stärker<br />

kommunizieren <strong>und</strong> eine individuelle Strategie<br />

zur Personalgewinnung verfolgen.<br />

Seite 8<br />

Strukturwandel<br />

stärker hervorheben<br />

Besuch mit Symbolwert: An den sportlichen<br />

Erfolgen des FC Schalke 04 soll sich<br />

die wirtschaftliche Entwicklung der<br />

Emscher-Lippe-Region orientieren,<br />

wünscht sich die IHK-Vollversammlung.<br />

Bei der Besichtigung des Schalkemuseums<br />

präsentierte Vorsitzender Gerd Rehberg<br />

(4. v. l.) stolz den DFB-Pokal.<br />

Seite 6<br />

bizz4U war wieder ein gutes Geschäft<br />

Das Schiller-Gymnasium reichte die meisten<br />

Wettbewerbsbeiträge beim Schülerwettbewerb<br />

bizz4U (Business for you)<br />

der „Industrie in<br />

Münster“ ein. Schulleiter<br />

Hartmut Höfermann (r.)<br />

erhielt dafür von IHK-<br />

Präsident Hubert Ruthmann<br />

den Sonderpreis<br />

der IHK, die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler attraktive<br />

Gruppenpreise.<br />

Seite 22<br />

INHALT<br />

Logbuch 1<br />

Termine 4<br />

Telegramme 5<br />

Impressum 76<br />

Seminare 79<br />

Titel: Fachkräftemangel<br />

Schlacht um die hellen Köpfe 8<br />

Mittelstand muss in die Offensive gehen<br />

Demographie <strong>und</strong> Arbeitsmarkt 12<br />

Zahlen zum Arbeitskräfteschw<strong>und</strong><br />

Mehr Frauen aus der Reserve locken 13<br />

Beschäftigungsreserven erschließen<br />

Das schiefe Bild vom Mittelstand 14<br />

Vorteile besser kommunizieren<br />

Abtrünnige nicht aus den Augen<br />

verlieren 15<br />

uni-X knüpft Netzwerk für Ehemalige<br />

Der Reiz des Regionalen 16<br />

Berufseinsteiger oft bodenständig<br />

Weiche Faktoren sind gute Argumente 17<br />

Abwanderer kommen gerne zurück<br />

Kumpel sind gute Facharbeiter 18<br />

Arbeitsamt qualifiziert <strong>und</strong> vermittelt<br />

Qualifizierte Quereinsteiger 20<br />

Über Umwege zur Fachkraft<br />

Trockengelegte Bewerberpools 21<br />

Stellenanzeigen reichen nicht aus<br />

hemen<br />

Themen<br />

Signale für den Mittelstand senden 6<br />

IHK-Vollversammlung bekennt sich zur<br />

Emscher-Lippe-Region<br />

Resolution für Weiterbildung 21<br />

Rückendeckung vom <strong>Wirtschafts</strong>parlament<br />

Industrie ist „in“ bei Schülern 22<br />

Beeindruckende Projekte in bizz4U<br />

Karten sind gut gemischt 24<br />

Branchenkonzentration in der Region


INHALT<br />

Modernität <strong>und</strong> Vielfalt überrascht 26<br />

Tour zur Wirtschaft vor Ort<br />

Einzelhandel wird nicht zum Basar 28<br />

Rabattgesetz vor der Abschaffung<br />

Gute Rechner sind selten arbeitslos 29<br />

Matheknobelei für Hauptschüler<br />

Einkaufspool lässt Preise purzeln 30<br />

In Coesfeld kaufen zwölf Betriebe<br />

gemeinsam ein<br />

„Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“ wollte abkassieren 32<br />

IHK registriert vermehrt merkwürdige<br />

Geschäftspraktiken<br />

Aus der Region<br />

Firmenjubiläen 46<br />

Personen 45<br />

Regionalreport 43<br />

Unternehmen berichten 36<br />

<strong>Wirtschafts</strong>junioren 78<br />

Unternehmenspraxis<br />

Ausstellungen 47<br />

Bildung 34<br />

Recht <strong>und</strong> Steuern 47<br />

Verkehr 46<br />

Lebensart<br />

Kulturspiegel 33<br />

Börsen<br />

Beteiligung 48<br />

Existenzgründung 48<br />

Kooperation 49<br />

Amtliches<br />

Amtliche Bekanntmachungen 50<br />

Bebauungspläne 49<br />

Handelsregister 52<br />

INHALT<br />

Einzelhandel wird<br />

nicht zum Basar<br />

Für das Rabattgesetz<br />

läuteten bereits 1994<br />

die Totenglocken. Zu<br />

früh, wie sich herausstellte.<br />

Jetzt scheint aber tatsächlich die letzte<br />

St<strong>und</strong>e geschlagen zu haben, denn Regierung <strong>und</strong><br />

große Teile der Opposition sind sich einig über die<br />

Abschaffung. Was das bedeutet, darüber informierten<br />

sich über 100 Einzelhändler in der IHK Münster.<br />

Seite 28<br />

Einkaufspool lässt<br />

Preise purzeln<br />

Was liegt näher, als<br />

sich zusammenzuschließen,<br />

um<br />

durch große Bestellungen<br />

kleine Preise<br />

zu erzielen? Zwölf<br />

Coesfelder Unternehmer – unter ihnen Klaus Vollenbröker<br />

von den ELVO-Werken (l.) – haben diese Idee<br />

in die Praxis umgesetzt.<br />

Seite 30<br />

Wirtschaft kommt ins Johanneum<br />

Die Bischof + Klein GmbH aus Lengerich<br />

<strong>und</strong> das Gymnasium Johanneum in Ostbevern<br />

haben eine<br />

Kooperationsvereinbarung<br />

innerhalb des<br />

IHK-Projektes „Praxiskontakte<br />

Wirtschaft –<br />

Wirtschaft in die<br />

Schule!“ geschlossen.<br />

Die Kooperationsvereinbarung<br />

wurde jetzt<br />

unterzeichnet.<br />

Seite 35<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 3


TERMINE<br />

Den Markt Polen<br />

entdecken<br />

Auch vor der vollen Mitgliedschaft<br />

Polens in der EU eröffnen<br />

sich für mittelständische<br />

deutsche Unternehmen gute<br />

Marktchancen. Umgekehrt suchen<br />

auch polnische Unternehmen<br />

den Weg in die EU gerade<br />

über Deutschland. Das Seminar<br />

„Polen als Markt für mittelständische<br />

deutsche Betriebe“ informiert<br />

über die speziellen Bedingungen<br />

des polnischen Marktes.<br />

Termin: 22. <strong>und</strong> 29. August<br />

14 bis 18.30 Uhr<br />

Ort: Franz-Hitze-<br />

Akademie, Münster<br />

Als Experten <strong>und</strong> Gesprächspartner<br />

sind die Außenwirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Osteuropa-Refe-<br />

4 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

TERMINE<br />

renten der IHK <strong>und</strong> der HWK<br />

Münster, des Landesarbeitsamtes,<br />

ein Inhaber einer auf den<br />

polnischen Markt spezialisierten<br />

Consulting-Firma sowie<br />

zwei <strong>Wirtschafts</strong>wissenschaftler<br />

beteiligt. Anmeldungen: Maria<br />

Conlan, Tel. (02 51) 98 18-416,<br />

E-Mail: conlan@bistum-muenster.de.<br />

Ideenentwickler<br />

treffen Kapitalgeber<br />

In der Kontaktbörse für Ideen<br />

<strong>und</strong> Chancenkapital (KICK)<br />

bringt die IHK Münster regelmäßig<br />

Existenzgründer <strong>und</strong><br />

Ideenentwickler aus der Region<br />

mit Kooperationspartnern, Kapitalgebern<br />

<strong>und</strong> Beratern zusammen.<br />

Termin: 20. September<br />

Ort: IHK Münster<br />

Sentmaringer Weg 61<br />

Informationen: IHK, Gaby Rölf,<br />

Telefon (02 51) 707-220, E-Mail:<br />

kick@münster.ihk.de<br />

Studie zum<br />

elektronischen Einkauf<br />

Die Einführung von Internet-<br />

Technologien führt zu starken<br />

Veränderungen in der Unter-<br />

nehmenspraxis. Die internetbasierte<br />

Beschaffung von Gütern<br />

(E-Procurement), die zu erheblichen<br />

Prozess- <strong>und</strong> Materialkosteneinsparungen<br />

beitragen<br />

kann, ist ein Bereich des E-Business,<br />

der gerade in den letzten<br />

Monaten auf verstärktes Interesse<br />

gestoßen ist. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Fachbereich<br />

Wirtschaft der Fachhochschule<br />

Münster wurde in einer<br />

Studie untersucht, welche Erfahrungen<br />

mit der internetgestützten<br />

Beschaffung bei Firmen<br />

im IHK-Bezirk Münster<br />

bisher gemacht wurden <strong>und</strong><br />

welche Vorhaben hier geplant<br />

sind. Die Ergebnisse der Studie<br />

werden in der Veranstaltung<br />

„E-Procurement“ vorgestellt.<br />

Anmeldung: IHK, Tel. (02 51)<br />

707-337, Fax (02 51) 707-324,<br />

E-Mail: elfering@muenster.ihk.de<br />

Alles was Recht ist<br />

im Internet<br />

Mit der Veranstaltung „Rechtsfragen<br />

r<strong>und</strong> um den Internet-<br />

Auftritt“ setzt die IHK Münster<br />

ihre Reihe „Recht <strong>und</strong> Steuern<br />

im E-Business“ fort.<br />

Abschied für vier Vizepräsidenten: IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Christian Brehmer (l.) <strong>und</strong><br />

IHK-Präsident Ruthmann (2. v. r.) dankten (v. l.) Dr. Hans Wilhelm Seppelfricke, Erich Hausmann,<br />

Dr. Paul Harbecke <strong>und</strong> Manfred Krukenkamp für ihren Einsatz für die Selbstverwaltung der<br />

regionalen Wirtschaft. Foto: Emmerich<br />

Termin: 26. September,<br />

15 bis 18 Uhr<br />

Ort: IHK Münster<br />

Sentmaringer Weg 61<br />

Domain-Namen, Urheberrecht,<br />

Wettbewerbsrecht, Haftungsrecht,<br />

Anbieterkennzeichnung<br />

<strong>und</strong> Datenschutz sind die Themen,<br />

die die Referentinnen Annette<br />

Bugiel, Deutscher Industrie<br />

<strong>und</strong> Handelstag (DIHT)<br />

Brüssel, <strong>und</strong> Annette Karstedt-<br />

Meierrieks, DIHT Berlin, beleuchten.<br />

Informationen <strong>und</strong><br />

Anmeldung: IHK, Irene Tubbesing,<br />

Telefon (02 51) 707-236,<br />

Fax (02 51) 707-359, E-Mail:<br />

tubbesing@muenster.ihk.de<br />

Termin: 25. September,<br />

17 bis 19 Uhr<br />

Ort: IHK Münster<br />

Sentmaringer Weg 61 Fix per Fax<br />

Unter folgenden<br />

Fax-Nummern können<br />

aktuelle IHK-Informationen<br />

abgerufen werden:<br />

(02 51) 707-<br />

Infos zu Preisangaben<br />

in Euro 401<br />

Preisindizes/Lebenshaltung 403<br />

Veranstaltungen<br />

Existenzgründung 407<br />

Existenzgründungsbörse 408<br />

Recyclingbörse 410<br />

Existenzgründung / öffentl.<br />

Finanzierungshilfen 415<br />

Stark gemacht für die Wirtschaft<br />

Sie haben sich stark gemacht für die regionale<br />

Selbstverwaltung der Wirtschaft. Erich<br />

Hausmann, Dr. Paul Harbecke, Manfred<br />

Krukenkamp <strong>und</strong> Dr. Hans Wilhelm Seppelfricke<br />

sind aus ihren Ämtern als IHK-<br />

Vizepräsidenten ausgeschieden, um Jüngeren<br />

Platz zu machen. Sie haben sich<br />

stets mit Erfolg gegen staatliche Bevorm<strong>und</strong>ung<br />

eingesetzt <strong>und</strong> für die regionale<br />

Wirtschaft bew<strong>und</strong>ernswerte Initiative gezeigt,<br />

dankte IHK-Präsident Hubert Ruthmann<br />

den vier Unternehmern.<br />

Mehr noch: Durch ihr Beispiel haben sie<br />

für die IHK-Organisation, die für den Staat<br />

Leistungen kostengünstig, wirtschaftsnäher<br />

<strong>und</strong> unbürokratischer erbringe, erfolgreich<br />

geworben. (Über das Engagement<br />

der vier Vizepräsidenten berichtet<br />

der <strong>Wirtschafts</strong>spiegel in der nächsten Ausgabe<br />

ausführlich).


TELEGRAMME<br />

++Export: Aktuelle<br />

Tipps auf 300 Seiten++<br />

Mit der Ausgabe 2001 legt die<br />

Commerzbank jetzt ihre aktualisierten<br />

„Ratschläge für die<br />

Ausfuhr“ vor – ein r<strong>und</strong> 300seitiges<br />

Handbuch, das sich zu<br />

einem Standard-Nachschlagewerk<br />

der deutschen Exportwirtschaft<br />

entwickelt hat. Der Leitfaden<br />

enthält, nach Kontinenten<br />

unterteilt, die wichtigsten<br />

Einfuhr- <strong>und</strong> Devisenvorschriften<br />

des Auslands. Die aktualisierte<br />

Ausgabe 2001 ist ab sofort<br />

gegen eine Schutzgebühr<br />

von 15 DM in allen Commerzbank-Filialen<br />

erhältlich.<br />

+++Pfennig-Marken bis<br />

Mitte 2002 gültig+++<br />

Ab Januar 2002 gilt auch auf<br />

Briefmarken die Euro-<br />

Währung. Der Standardbrief<br />

kostet dann 0,56 Euro. Die<br />

alten Pfennig-Marken verlieren<br />

aber erst mit Ablauf des 30.<br />

Juni 2002 ihre Gültigkeit. Ab<br />

dem 1. Juli wird die Deutsche<br />

Post für einen begrenzten Zeitraum<br />

einen Umtausch der alten<br />

Pfennig-Briefmarken in<br />

neue Euro-Marken anbieten.<br />

Briefmarken mit doppelter<br />

Währungsauszeichnung bleiben<br />

dauerhaft gültig.<br />

+++Auf die Verpackung<br />

kommt es an+++<br />

Endspurt für den Deutschen<br />

Verpackungsdesign-Wettbewerb:<br />

Am 20. Juli endet die<br />

Anmeldefrist für die dritte Auflage.<br />

Ausrichter ist das Deutsche<br />

Verpackungsinstitut Ber-<br />

SSV: Preise müssen reduziert sein<br />

Der Sommerschlussverkauf<br />

(SSV) beginnt am 30. Juli <strong>und</strong><br />

endet am 11. August. Wer dann<br />

Textilien, Kleidung, Sportartikel,<br />

Schuh- <strong>und</strong> Lederwaren<br />

– nur das sind SSV-<br />

Waren – reduziert anbietet,<br />

sollte die gesetzlichen Anordnungen<br />

nicht auf die leichte<br />

Schulter nehmen. Wichtigste<br />

Bestimmung. Der Preis der angebotenen<br />

Ware muss tatsächlich<br />

reduziert sein. Andernfalls<br />

liegt eine Irreführung vor.<br />

Vorsicht bei der Werbung: Wer<br />

vor dem kalendermäßig festgelegten<br />

Beginn für den SSV<br />

wirbt, sollte unmissverständlich<br />

den SSV-Start nennen.<br />

Ansonsten besteht das Risiko,<br />

wegen unzulässiger Vorwegnahme<br />

oder wegen Irreführung<br />

wettbewerbsrechtlich<br />

in Anspruch genommen zu<br />

werden. In Anzeigen oder im<br />

Schaufenster dürfen die gesenkten<br />

SSV-Preise mit den<br />

ursprünglichen Preisen verglichen<br />

werden, wenn die Preisvergleiche<br />

nicht gegen die<br />

guten Sitten verstoßen (§ 1<br />

UWG) <strong>und</strong> nicht den Verbraucher<br />

irreführen (§ 3 UWG). Das<br />

könnte zum Beispiel dann der<br />

Fall sein, wenn der reguläre<br />

Preis kurzfristig <strong>und</strong> ohne ihn<br />

lin in Kooperation mit dem<br />

Deutschen Verpackungsmuseum<br />

Heidelberg. Im vergangenen<br />

Jahr zählte das<br />

Unternehmen Haver & Boeker,<br />

Oelde, zu den Preisträgern.<br />

Anmeldungen können per<br />

Internet erfolgen: www.<br />

verpackungswettbewerb.de.<br />

+++Land vergibt<br />

Designpreis+++<br />

Nach zwei Jahren ist es wieder<br />

soweit: Herausragende Entwicklungen<br />

im Produktdesign,<br />

konzeptionelle Unternehmensleistungen<br />

<strong>und</strong> innovative<br />

Designprojekte werden mit<br />

dem „Designpreis des Landes<br />

<strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> 2001“<br />

ausgezeichnet. Bewerbungsschluss<br />

ist der 1. August. Aus-<br />

ernsthaft zu fordern heraufgesetzt<br />

wird, um dann eine spektakuläre<br />

Reduzierung anzukündigen.<br />

Zum Schlussverkauf berät die<br />

IHK Unternehmen kostenlos.<br />

Ein Merkblatt mit detaillierten<br />

Informationen kann abgerufen<br />

werden bei der Hauptge-<br />

schäftsstelle der IHK in Münster,<br />

Informations- <strong>und</strong> Service-<br />

Zentrum (ISZ), Telefon (02 51)<br />

707-0, Telefax (02 51) 707-<br />

368, Vestische Gruppe der IHK<br />

Münster in Gelsenkirchen,<br />

Telefon (02 09) 388-0, Telefax<br />

(02 09) 388-101, Geschäftsstelle<br />

Westmünsterland der<br />

IHK Münster in Bocholt, Telefon<br />

(0 28 71) 99 03-0, Telefax<br />

(0 28 71) 99 03-30. Es steht im<br />

Internet als Download zur Verfügung:<br />

www.ihk-muenster.<br />

de/handel.<br />

geschrieben wird der Wettbewerb<br />

vom Design Zentrum<br />

<strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> im Auftrag<br />

des Ministeriums für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Mittelstand, Technologie<br />

<strong>und</strong> Verkehr des Landes.<br />

Informationen: Design<br />

Zentrum, Hauke Drefke,<br />

Telefon (02 01) 3 01 04-45.<br />

+++Innovative<br />

gesucht+++<br />

Die Bewerbungsfrist für den<br />

22. Innovationspreis der<br />

Deutschen Wirtschaft, ausgeschrieben<br />

vom <strong>Wirtschafts</strong>club<br />

Rhein-Main <strong>und</strong> der <strong>Wirtschafts</strong>woche,<br />

läuft am 16. September<br />

ab. Bewerbungsunterlagen<br />

stehen im Internet unter<br />

www.innovationspreis.com zur<br />

Verfügung.


6 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

IHK-VOLLVERSAMMLUNG<br />

Signale für den<br />

Mittelstand senden<br />

Die Vollversammlung der IHK Münster will die Erfolge<br />

des Strukturwandels im nördlichen Ruhrgebiet noch<br />

stärker als bisher hervorheben, um die Attraktivität der<br />

Emscher-Lippe-Region als <strong>Wirtschafts</strong>standort zu<br />

steigern. „Wir müssen uns zu diesem Raum bekennen“,<br />

rief IHK-Vizepräsident Hermann Grewer die r<strong>und</strong> 100<br />

Abgeordneten des <strong>Wirtschafts</strong>parlaments zu persönlichem<br />

Engagement für die Region auf.<br />

Gleichzeitig forderte er eine mittelstandsfre<strong>und</strong>liche<br />

Politik: „Kein Verständnis<br />

haben wir, wenn der Zusammenhalt<br />

von politischen Koalitionen<br />

höher bewertet wird als die Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen“, brachte er seine<br />

Kritik schnell auf den Punkt. Im Vest<br />

würden Infrastrukturmaßnahmen sowohl<br />

im Verkehr wie in der Ausweisung<br />

von Industrieflächen derzeit<br />

verschoben, nur um zum Beispiel<br />

schwarz-grüne Koalitionen<br />

nicht zu gefährden. „Signale<br />

für den Mittelstand werden<br />

so nicht gesendet“, forderte<br />

er einen Wechsel im<br />

Handeln der Politik, um<br />

neben der bestehenden<br />

Großindustrie mehr Platz für<br />

den Mittelstand zu schaffen.<br />

„Wir wissen, dass der Emscher-Lippe-Raum<br />

hier Nachholbedarf<br />

hat“, verwies<br />

Grewer auf die Arbeitsplatzentwicklung<br />

im mittelständische<br />

geprägten Münsterland.<br />

Aber trotz der Schlagzeilen<br />

„über Stellenabbau, Insolvenzen<br />

oder eine scheinbar<br />

mäßige Lebensqualität im<br />

Vest“ setzte der IHK-Vizepräsident<br />

ein klares „ja“ hinter<br />

die selbstgestellte Frage, „ob<br />

denn der Emscher-Lippe-<br />

Raum tatsächlich schon im Umbruch<br />

ist“. Anhand eindrucksvoller Projekte<br />

aus der gesamten Region beseitigte er<br />

letzte Zweifel, dass der Strukturwandel<br />

„voll im Gang“ ist.<br />

Klar sei, dass der Abbau der Arbeitsplätze<br />

im produzierenden Bereich durch<br />

die positive Entwicklung im Dienstleistungssektor<br />

nicht aufgefangen werden<br />

konnte <strong>und</strong> die Erwerbsquote von 25<br />

Prozent gegen 32 Prozent im Landesdurchschnitt<br />

ebenso alarmierend sei wie<br />

die Altersstruktur. „Im Emscher-Lippe-<br />

Raum ist der Anteil der 65-Jährigen<br />

heute schon so hoch, wie er im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />

erst 2015 ist“, machte<br />

Grewer die ungleichen Voraussetzungen<br />

für die weitere wirtschaftliche Entwick-<br />

AufSchalke: Beeindruckt zeigte sich die IHK-Vollversammlung vom<br />

„Symbol für den erfolgreichen Strukturwandel“ im nördlichen<br />

Ruhrgebiet<br />

lung deutlich. Daraus resultiere für die<br />

Arbeit der IHK, „alles zu tun, um vor<br />

allem junge Menschen in dieser Region<br />

zu halten oder aber sogar Zuwanderungen<br />

zu erreichen“. Zukunftsorientierte<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsplätze sowie<br />

attraktive Wohngebiete seien dafür notwendig,<br />

aber auch eine stärkere Kaufkraftbindung<br />

zur Stärkung der vestischen<br />

Innenstädte, zählte der Vorsit-<br />

Forderte ein Bekenntnis zur Emscher-Lippe-<br />

Region: Hermann Grewer<br />

zende der Vestischen Gruppe der IHK<br />

Münster beispielhaft auf, nicht ohne die<br />

entsprechenden Initiativen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

der IHK zu nennen, die der Erreichung<br />

dieser Ziele dienen. Hoffnung<br />

setzt die IHK vor allem in das newPark-<br />

Projekt zur Ansiedlung von Industrieunternehmen.<br />

Die Gründung der Planungs-<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsgesellschaft<br />

stehe unmittelbar bevor. „Die<br />

IHK wird sich daran beteiligen,<br />

um dem Beschluss der<br />

Vollversammlung gerecht zu<br />

werden, das Konzept so weit<br />

zu entwickeln, dass es umsetzungsreif<br />

ist“, betonte<br />

Grewer.<br />

Aber die Region benötige<br />

weitere „Leuchtturmprojekte,<br />

die zeigen, dass hier<br />

fast alles möglich ist“. Demonstrativ<br />

besuchte die Vollversammlung<br />

deshalb die<br />

Arena „AufSchalke“, die IHK-<br />

Präsident Hubert Ruthmann<br />

als „Symbol für den erfolgreichen<br />

Strukturwandel“ bezeichnete.<br />

„Als Pilgerstätte<br />

für Menschen aus ganz<br />

Deutschland“, so seine Hoffnung,<br />

„strahlt die Arena<br />

lebenswichtigen Optimismus<br />

für die Region aus“. Der Vorsitzendes<br />

des Vorstandes des FC Schalke<br />

04, Gerd Rehberg, übernahm die<br />

Führung durch das „modernste Fußballstadion<br />

Europas“ <strong>und</strong> erläuterte den<br />

Unternehmern aus dem Münsterland<br />

<strong>und</strong> der Emscher-Lippe-Region das Finanzierungskonzept,<br />

aber auch den Mythos<br />

des FC Schalke 04 „als Meister der<br />

Herzen“.<br />

(krü)


Resolution zur<br />

Weiterbildung<br />

Die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes, der Fachkräftemangel,<br />

das neue Marketingkonzept für die IHK-<br />

Organisation <strong>und</strong> die Förderung der Außenwirtschaft<br />

waren neben dem Strukturwandel im Vest weitere<br />

Themen der Vollversammlung, die in Gelsenkirchen<br />

tagte. Rückendeckung erhielt die IHK-Weiterbildung.<br />

Das <strong>Wirtschafts</strong>parlament verabschiedete<br />

eine Resolution, mit der es „die<br />

Formulierung unabhängiger Weiterbildungsziele<br />

für Betriebe <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> die selbstbestimmte Festlegung<br />

der Inhalte beruflicher Weiterbildung“<br />

unterstützt. „Die Wirtschaft des<br />

IHK-Bezirkes investiert aus eigenem Antrieb<br />

<strong>und</strong> in eigener Verantwortung erhebliche<br />

Mittel in die Personalentwicklung<br />

<strong>und</strong> wird diesen Einsatz auch in<br />

Zukunft ohne regulierende Einflüsse<br />

<strong>und</strong> Instrumente des Staates fortsetzen“,<br />

heißt es in der Resolution. Dabei unterstrich<br />

die Vollversammlung ausdrücklich<br />

die Rolle der IHK Münster, die sich<br />

seit mehr als 25 Jahren für eine bedarfsgerechte<br />

Qualifizierung von Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräften in den Unternehmen<br />

der Region engagiere.<br />

„Keine Bildung“ ist teurer<br />

Der für Bildung zuständige IHK-Geschäftsführer,<br />

Wolfgang Verst, hatte zuvor<br />

die IHK-Weiterbildung als „Investition<br />

in die Zukunft“ vorgestellt.<br />

„Es gibt nur eins,<br />

was auf Dauer teurer ist<br />

als Bildung: keine Bildung“,<br />

zitierte er John F.<br />

Kennedy. „Wir wollen vor<br />

allem kleinen <strong>und</strong> mittelständischenUnternehmen<br />

helfen, im harten<br />

Wettbewerb erfolgreich<br />

zu bleiben“, betonte er<br />

die Zielrichtung des Angebotes<br />

der IHK Münster,<br />

das jährlich von r<strong>und</strong><br />

20 000 Auszubildenden,<br />

Fach- <strong>und</strong> Führungskräften<br />

sowie Unternehmern<br />

wahrgenommen werde.<br />

Stärken seien die konzeptionelle<br />

<strong>und</strong> systematische<br />

Weiterbildung durch<br />

Aufstiegs- <strong>und</strong> Anpas-<br />

sungsbildung, die Breite <strong>und</strong><br />

Tiefe des Angebotes <strong>und</strong> die<br />

große Praxisnähe sowie die<br />

Pionierarbeit zur Einbindung<br />

neuer Weiterbildungserfordernisse,<br />

„beispielsweise durch<br />

Schaffung des Abschlusses als IT-Prozess-Manager,<br />

der den jetzigen IT-Auszubildenden<br />

Perspektiven bietet“, betonte<br />

der IHK-Geschäftsführer.<br />

Fachkräfte für den Mittelstand<br />

Nahtlos anschließen an das Thema<br />

konnte Jörg Heithoff, Mitglied im Landesvorstand<br />

der <strong>Wirtschafts</strong>junioren. Er<br />

berichtete über ein Modell für die Personalentwicklung<br />

mittelständischer Unternehmen,<br />

sich durch eine gemeinsame<br />

Aktion in der „Schlacht um den<br />

Managementnachwuchs“ gegenüber<br />

Großunternehmen besser zu positionieren<br />

(s. S. 8). Mit Hilfe eines Qualitätssiegels<br />

„garantieren die Mitglieder dieses<br />

Mittelstandspools die Einhaltung einer<br />

ganzen Reihe von Standards“, erläuterte<br />

IHK-Präsident Hubert Ruthmann (M.) begrüßte die neuen<br />

Vollversammlungsmitglieder: Bankdirektor Ulrich Bothe<br />

(Commerzbank AG, Filiale Münster) <strong>und</strong> Robert Biederlack,<br />

Geschäftsführer der Hermann Biederlack GmbH & Co. KG in<br />

Greven (r.). Fotos: Krüdewagen<br />

Initiative gegen Fachkräftemangelpräsentiert:<br />

Jörg Heithoff<br />

IHK-VOLLVERSAMMLUNG<br />

Heithoff die Idee der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

aus Münster.<br />

Durch klare Mindestvorgaben<br />

beispielsweise<br />

für Gehalt, Sozialleistungen,Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Internationalität<br />

könnten die dem<br />

Label angeschlossenen<br />

Unternehmen die bestehenden<br />

Vorurteile gegenüber<br />

mittelständischen Arbeitgebern<br />

(s. S. 14) abbauen.<br />

Neues IHK-Marketing<br />

Der besseren Kommunikation dient<br />

auch das neue „Marketing für die IHK-<br />

Organisation“, über das IHK-Geschäftsführer<br />

Peter Schnepper berichtete. Es sei<br />

notwendig, da „der Marke IHK ein gemeinsames<br />

Profil fehlt“, erläuterte er.<br />

Das Leistungsangebot der IHK sei für die<br />

Mitgliedsunternehmen schon aufgr<strong>und</strong><br />

der Fülle der Aufgaben schwer überschaubar,<br />

das Erscheinungsbild „erschlagend<br />

vielfältig“. Durch einen einheitlichen<br />

Auftritt <strong>und</strong> ein überschaubares<br />

Profil, das durch sechs Geschäftsfelder<br />

erfasst werde, könne die gesamte<br />

Organisation, aber auch jede einzelne<br />

IHK gestärkt <strong>und</strong> ihr Auftrag zwischen<br />

staatlichen Aufgaben, Serviceleistungen<br />

für die Unternehmen <strong>und</strong> der Selbstverwaltung<br />

der regionalen Wirtschaft verdeutlicht<br />

werden.<br />

Betriebsverfassungsgesetz<br />

Auch vier Tage vor der Verabschiedung<br />

der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

untermauerte die Vollversammlung<br />

ihre Kritik an dem Vorhaben:<br />

„Auch nach Inkraftreten des Gesetzes<br />

werden wir nicht aufhören, die Benachteiligung<br />

des Mittelstandes offenk<strong>und</strong>ig<br />

zu machen“, forderte IHK-Präsident<br />

Hubert Ruthmann die Unternehmen<br />

auf, der IHK Münster „Probleme <strong>und</strong><br />

Nachteile, die durch diese Novellierung<br />

entstehen“ mitzuteilen. „Wir brauchen<br />

dringend eine Deregulierung des Arbeitsrechtsdschungels,<br />

um Freiraum für<br />

neue Arbeitsplätze zu schaffen, nicht<br />

aber eine Verschärfung der betrieblichen<br />

Mitbestimmung“, zeigte er „den<br />

eigentlichen Reformbedarf“ auf. (krü)<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 7


Wer suchet, der findet! – Von wegen. Fachkräfte<br />

machen sich bedenklich rar <strong>und</strong> dadurch ungeheuer<br />

interessant. Die Schlacht um die hellen Köpfe ist längst<br />

entbrannt. Mittelständische Unternehmen müssen in<br />

die Offensive gehen, wenn sie im Wettbewerb um gute<br />

Mitarbeiter gegenüber großen Betrieben nicht noch<br />

weiter ins Hintertreffen geraten wollen. Sie müssen ihre<br />

Attraktivität als wettbewerbsfähige Arbeitgeber stärker<br />

kommunizieren <strong>und</strong> eine individuelle Strategie zur<br />

Personalgewinnung verfolgen.<br />

8 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

Headhunter waren früher einsame<br />

Jäger. Hier <strong>und</strong> da mal ein Auftrag<br />

für das Top-Management, ansonsten<br />

war Ruhe im Revier. Mittlerweile hat<br />

die „Kopfgeldjagd“ das Zeug zum Volkssport.<br />

Angesichts des sich weiter verschärfenden<br />

Fachkräftemangels zahlen<br />

besonders hart betroffene Unternehmen<br />

ihren findigen Mitarbeitern Prämien,<br />

wenn sie einen gleichermaßen<br />

qualifizierten Fre<strong>und</strong> oder Bekannten<br />

überzeugen, Kollege im eigenen Unternehmen<br />

zu werden. Die bedrohten Betriebe<br />

halten mit steigenden Treueprämien<br />

dagegen. Ganz so wie im Kampf<br />

um Zeitschriften-Abonnenten. Nur hält<br />

sich hier niemand mit einem dreiteiligen<br />

Messer-Set, einem Eierkocher oder<br />

einer hochwertigen Stereo-Anlage auf,<br />

für die auch noch eine Zuzahlung notwendig<br />

ist: 5000 DM zahlt die Unternehmensberatung<br />

KMPG nach Presseberichten<br />

beispielsweise für einen frischen<br />

Uni-Absolventen, für einen neuen<br />

Kollegen mit Berufserfahrung gibt’s sogar<br />

8000 DM. Im Gegenzug bieten Unternehmensverbände<br />

<strong>und</strong> sogar Personalberater<br />

selbst schon „Anti-Headhunting“-Seminare<br />

an.<br />

Welle der Abwerbung<br />

„Der Spiegel“ sieht schon „eine regelrechte<br />

‚Welle der Abwerbung von Fachkräften‘“<br />

durch die Region Stuttgart rollen<br />

<strong>und</strong> beruft sich dabei vor allem auf<br />

die Beschwerden von Handwerksunternehmen.<br />

Denen laufen „die Gesellen<br />

davon“. Aber nicht nur Handwerksunternehmen<br />

sind betroffen. Im Gegenteil:<br />

Das Institut für Mittelstandsforschung<br />

Bonn (IfM) stellte bereits vor<br />

zwei Jahren in einer Untersuchung mit<br />

der IHK Münster insgesamt „ein erhebliches<br />

Stellenbesetzungsproblem im<br />

Mittelstand“ fest. Damals blieb in mittelständischen<br />

Unternehmen gut jede<br />

sechste offene Stelle für Fachkräfte<br />

unbesetzt, in Großunternehmen war es<br />

nur gut jede zehnte. Auf Gr<strong>und</strong> des<br />

strukturellen Fachkräftemangels „spitzt<br />

sich das Problem der Stellenbesetzung<br />

mit abnehmender Betriebsgröße zu“,<br />

resümiert auch Renate Neubäumer in<br />

ihrer Studie*: Danach stellt sich für 80<br />

Prozent der Betriebe mit weniger als 20<br />

Beschäftigten die Stellenbesetzung als<br />

schwierig dar.<br />

* Neubäumer, Renate (1995): Schwer besetzbare<br />

Arbeitsplätze als Betriebsgrößenproblem.<br />

In: Betriebliche Modernisierung in personeller<br />

Erneuerung. Klaus Semlinger <strong>und</strong> Bernd Frick<br />

(Hrsg.). Berlin, Edition Sigma


Internationales Phänomen<br />

Das ist ein internationales Phänomen,<br />

wie ein OECD-Projekt zeigt, das mit<br />

Unterstützung des B<strong>und</strong>esforschungsministeriums<br />

am Wissenschaftszentrum<br />

Berlin läuft. Es macht zudem offenk<strong>und</strong>ig,<br />

„dass größere Betriebe erfolgreicher<br />

in ihrer Personalrekrutierung sind“.<br />

„Die Probleme, die kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />

Unternehmen bei der Gewinnung<br />

qualifizierter Mitarbeiter haben,<br />

sind mit Sicherheit heute noch<br />

größer“, beurteilt Peter Kranzusch vom<br />

IfM-Bonn die Entwicklung. Und die<br />

großen Betriebe rüsten weiter auf, beteiligen<br />

sich an Recruiting-Messen, schalten<br />

Anzeigen mit dem Image zukunftsweisender<br />

Arbeitgeber in führenden Magazinen<br />

<strong>und</strong> deren Hochschulbeilagen,<br />

sind in Internet-Jobbörsen präsent, treten<br />

als Sponsoren an Schulen <strong>und</strong><br />

Hochschulen auf, wo sie ebenso mit<br />

großen Werbeplakaten, Vorträgen <strong>und</strong><br />

Ständen vertreten sind.<br />

Nicht nur das Gehalt<br />

„Es ist nicht nur das Gehalt oder die<br />

betrieblichen Sozialleistungen, bei denen<br />

die großen Unternehmen mehr<br />

bieten“, betont Kranzusch. „Kleinere<br />

Unternehmen“, so seine Feststellung,<br />

„kommunizieren ihre Vorteile, ihren<br />

Personalbedarf <strong>und</strong> die Berufsperspektiven<br />

häufig erst gar nicht, obwohl sie<br />

sich mit ihren Gesamtleistungen gar<br />

nicht zu verstecken brauchen“. So seien<br />

vielen Hochschulabsolventen die flachen<br />

Hierarchien im Mittelstand nicht<br />

bekannt, die viel Gestaltungsfreiraum<br />

<strong>und</strong> Verantwortung ermöglichten.<br />

Nur in regionalen Medien<br />

Mittelständische Unternehmen, fasst<br />

Kranzusch weiter zusammen, schalten<br />

Stellenanzeigen häufig nur in den regionalen<br />

Medien. Sie scheuen nicht nur<br />

den Einsatz von Personal- <strong>und</strong> Unternehmensberatern,<br />

sondern haben zudem<br />

noch überraschend häufig keine<br />

eigene Personalabteilung, die am Markt<br />

agiert. „Das wird nicht selten noch nebenbei<br />

vom Chef erledigt“, beschreibt<br />

der Fachkräfte-Forscher vom IfM seine<br />

praktischen Erfahrungen.<br />

Strategische Personalarbeit<br />

Kleine Unternehmen, das ist Peter<br />

Kranzusch bei aller Ironie der Sachlage<br />

bewusst, verfügen in der Regel ganz einfach<br />

nicht über ausreichend Personal<br />

für eine strategische Personalarbeit.<br />

Auch auf Recruitingmessen, wie sie beispielsweise die Studentenorganisation AIESEC seit vielen<br />

Jahre regelmäßig mit viel Erfolg durchführt, sind mittelständische Firmen so gut wie nie<br />

vertreten.<br />

Dennoch sieht er Erfolg versprechende<br />

Alternativen, beispielsweise „gemeinsame<br />

Personalimagekampagnen sowie<br />

brancheninterne oder regionale Verb<strong>und</strong>lösungen<br />

in der Personalarbeit“,<br />

wie es beispielsweise die <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

in <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> mit<br />

ihrem Mittelstands-Pool anstreben <strong>und</strong><br />

die Unternehmerverbandsgruppe im<br />

westlichen Ruhrgebiet bereits mit einer<br />

gemeinsamen Internet-Jobbörse realisiert<br />

haben.<br />

Attraktivität erhöhen<br />

Den Gesetzgeber fordert Kranzusch auf,<br />

Maßnahmen zur Erhöhung der Mobi-<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />

für die Personalpolitik:<br />

Ausbilden<br />

Immer noch die beste Vorsorge. Falls Ihr Unternehmen<br />

zu klein ist, an eine Verb<strong>und</strong>ausbildung<br />

denken. Kontakt: IHK Münster (Telefon<br />

02 51/707-261).<br />

Weiterbilden<br />

Fördern <strong>und</strong> fordern Sie Weiterbildung. So<br />

gehören auch die älteren Mitarbeiter nie zum<br />

„alten Eisen“. Kontakt: IHK Münster (Telefon<br />

02 51/707-311). Nehmen Sie Umschulungsmaßnahmen<br />

gemeinsam mit dem Arbeitsamt<br />

selbst in die Hand.<br />

Netzwerk bilden<br />

Schließen Sie sich zusammen mit anderen<br />

Unternehmen an Ihrem Ort oder in Ihrer Branche.<br />

Beispiel: „Mittelstands-Pool“ – ein Projekt<br />

der <strong>Wirtschafts</strong>junioren NRW. Kontakt: Jörg<br />

Heithoff (Telefon 02 51/4 14 84-0).<br />

Stellen melden<br />

Melden Sie offene Stellen in jedem Fall dem<br />

Arbeitsamt. Gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung<br />

engagieren sich die Einrichtungen der<br />

regionalen Wirtschaft in der „Initiative für Arbeit“<br />

(Telefon 02 51/707-229) für die schnellere<br />

Vermittlung von Fachkräften.<br />

Präsenz zeigen<br />

Vor allem an Schulen <strong>und</strong> Hochschulen, aber<br />

auch auf Absolventenmessen, am besten gemeinsam<br />

mit anderen Unternehmen gleicher<br />

Größe.<br />

Kontakt zu Schulen <strong>und</strong> Hochschulen<br />

Der direkte Kontakt ist wichtig. Bieten Sie sich<br />

aktiv als Ansprechpartner für den Praxisaustausch<br />

an, etwa beim Career Service (Telefon<br />

02 51/83-3 00 42) für Hochschulen oder<br />

schließen Sie sich Projekten an wie „Praxiskontakte<br />

Wirtschaft – Wirtschaft in die Schule!“<br />

(Telefon 02 51/707-261). Nutzen Sie Kontaktbörsen,<br />

bieten Sie Praktika, Praxissemester <strong>und</strong><br />

Diplomarbeiten.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Steigern Sie den Bekanntheitsgrad Ihrer Firma<br />

<strong>und</strong> stellen Sie sich als innovatives <strong>und</strong> lebendiges<br />

Unternehmen dar.<br />

Kooperative Ausbildung<br />

Erk<strong>und</strong>igen Sie sich nach zweigleisigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />

wie kooperativen Studiengängen<br />

an Hochschulen, die eine Berufsausbildung<br />

integriert haben, oder berufsbegleitenden<br />

Studiengängen, wie sie die Verwaltungs<strong>und</strong><br />

<strong>Wirtschafts</strong>akademien (IHK Münster, Telefon<br />

02 51/707-312) anbieten.<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 9


lität von Arbeitskräften durchzusetzen,<br />

während die Unternehmen die Attraktivität<br />

ihrer Arbeitsplätze erhöhen müssten.<br />

„Dabei ist nicht allein an die Gehaltshöhe<br />

zu denken“, so Kranzusch.<br />

Materielle <strong>und</strong> immaterielle Beteiligungsmöglichkeiten,<br />

flexible Arbeitszeit-<br />

<strong>und</strong> Anwesenheitsregelungen oder<br />

die Gewährung von Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

seien ebenso wichtig.**<br />

10 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Eckpunkte erfolgreicher Personalpolitik<br />

Unternehmen, die in den letzten Jahren ihren Personalbestand<br />

deutlich erhöhen konnten, zeichnen sich<br />

nach Erkenntnissen des IfM-Bonn vor allem durch<br />

eine personalpolitische Strategie mit folgenden Eckpunkten<br />

aus:<br />

� Ihre Personalsuche ist langfristig ausgerichtet, was<br />

übrigens auch für ihre Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsaktivitäten<br />

gilt.<br />

� Neben dem Arbeitsamt nutzen sie weitere Suchwege,<br />

z.B. auch die Empfehlungen von Mitarbeitern,<br />

ferner Stellenanzeigen in Fachzeitschriften<br />

<strong>und</strong> im Internet.<br />

� Sie machen nicht nur ihren gegenwärtigen, sondern<br />

auch ihren zukünftigen Personalbedarf frühzeitig<br />

publik.<br />

� Bei der Personalsuche berichten sie offen über das<br />

Gehaltsniveau, weitere betriebliche Sozialleistungen<br />

<strong>und</strong> Aufstiegsmöglichkeiten sowie ihre Unternehmenskultur.<br />

Vielfältige Möglichkeiten<br />

Tatsächlich ist die Palette<br />

möglicher Strategieansätze<br />

überraschend groß.<br />

Und die Großen nutzen<br />

sie: So begegnet der Chiphersteller<br />

Infineon dem<br />

Fachkräftemangel mit einemErgänzungstarifvertrag,<br />

der es erlaubt, mit<br />

dem größten Teil der Angestellten<br />

in Bayern Verträge<br />

über eine Ausweitung<br />

der Arbeitszeiten<br />

von 35 auf 40 St<strong>und</strong>en<br />

pro Woche zu schließen.<br />

In Unternehmensinitiativen<br />

wie der „Industrie in<br />

Münster“ empfehlen sich<br />

die Mitgliedsunternehmen<br />

beispielsweise durch<br />

den Schülerwettbewerb<br />

„bizz4U“ (s. S. 22) als<br />

attraktive Arbeitgeber, die<br />

ihr großes Interesse an<br />

der Jugend signalisieren.<br />

Wieder andere Unternehmen<br />

wenden sich völlig<br />

gegen den bisherigen<br />

Trend an Arbeitssuchende<br />

ab 45 Jahren <strong>und</strong> haben<br />

damit endlich wieder<br />

Resonanz auf ihre Stellenanzeigen.<br />

„Kluge Unternehmen<br />

setzen jetzt<br />

auf ältere Mitarbeiter“,<br />

titelte die Financial Times<br />

Deutschland schon im<br />

Januar.<br />

„Guerilla-<br />

Personalmarketing“<br />

Ungeachtet der zumindest<br />

in der Schweiz<br />

ethisch umstrittenen<br />

Möglichkeiten, etwa<br />

durch Prämien für neue<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> ähnliche<br />

Maßnahmen „Guerilla-<br />

Personalmarketing“ zu<br />

betreiben, ergeben sich<br />

insgesamt mindestens<br />

sechs größere Handlungsfelder, auf denen<br />

ein Unternehmen seine Attraktivität<br />

für seine Zielgruppe(n) individuell<br />

steigern <strong>und</strong> dem Arbeitskräftemangel<br />

begegnen kann:<br />

� Unterschätzte <strong>und</strong> vernachlässigte<br />

Arbeitsmarktgruppen (vor allem<br />

Frauen, aber auch ältere <strong>und</strong> gering<br />

qualifizierte Arbeitslose, Studienab-<br />

brecher oder Quereinsteiger sowie<br />

ausländische Arbeitskräfte)<br />

� Ausbildung (auch über den eigenen<br />

Bedarf hinaus <strong>und</strong> mit Blick auf eher<br />

praktisch begabte Jugendliche sowie<br />

Verb<strong>und</strong>ausbildung gemeinsam mit<br />

mehreren Unternehmen) <strong>und</strong> Umschulung<br />

� Weiterbildung (kontinuierlich, zentral<br />

gesteuert <strong>und</strong> nicht nur auf<br />

Antrag der Mitarbeiter<br />

� ausgeweitete <strong>und</strong> flexible Arbeitszeiten<br />

(sowohl pro Woche als auch pro<br />

Jahr <strong>und</strong> Lebensarbeitszeit)<br />

� flexible Arbeitsformen (Telearbeit,<br />

Teilzeit, Zeitarbeitsfirmen)<br />

� Öffentlichkeitsarbeit (von der Unternehmenskultur<br />

über das Sponsoring<br />

an Schulen <strong>und</strong> Hochschulen<br />

bis zur Pressearbeit)<br />

Umdenken in der Personalpolitik<br />

In der Praxis greifen die Aktivitäten ineinander.<br />

Als Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />

einen Neuanfang in der Personalpolitik<br />

gilt deshalb, sich von den klassischen<br />

Vorstellungen der Arbeitsorganisation<br />

<strong>und</strong> -überwachung sowie den eingefahrenen<br />

Bahnen der Personalgewinnung<br />

zu lösen. Das bedeutet zum Beispiel, den<br />

eigenen Betrieb nach Arbeitsbereichen<br />

zu untersuchen, in denen Mitarbeiter<br />

bei flexibler Zeiteinteilung eventuell<br />

auch projekt- oder auftragsorientiert,<br />

auf jeden Fall aber selbstverantwortlich<br />

arbeiten können.<br />

Ungewöhnliche Maßnahmen<br />

Das heißt aber auch zu prüfen, ob nicht<br />

beispielsweise ein hochmotivierter Geisteswissenschaftler<br />

oder ein geläuterter<br />

Studienabbrecher eine bessere Stellenbesetzung<br />

abgibt, als den buchstäblich<br />

„letzten“ Betriebswirtschafter vom Arbeitsmarkt<br />

zu nehmen. Auch wenn einschlägige<br />

Studien des Studentenwerks<br />

oder der Hochschul-Informations-<br />

System GmbH die Richtigkeit einer solchen<br />

Entscheidung untermauern, wird<br />

es manchen Personalverantwortlichen<br />

in mittelständischen Unternehmen<br />

noch Überwindung kosten, sich so zu<br />

entscheiden. Aber ungewöhnliche Zeiten<br />

erfordern eben auch ungewöhnliche<br />

Maßnahmen.<br />

Guido Krüdewagen<br />

kruedewagen@muenster.ihk.de<br />

** Wettbewerbsfaktor Fachkräfte. Rekrutierungschancen<br />

<strong>und</strong> -probleme von kleinen <strong>und</strong><br />

mittleren Unternehmen. Schriften zur Mittelstandsforschung<br />

Nr. 85, 2000, 200 Seiten,<br />

ISBN 3-8244-7172-8, 89,– DM


12 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

Demographie <strong>und</strong><br />

Arbeitsmarkt<br />

Die Demographie nimmt keine Rücksicht<br />

auf Mitarbeiterbedarf oder Personalplanung.<br />

R<strong>und</strong> 5000 Erwerbspersonen<br />

scheiden im IHK-Bezirk Münster bis 2010<br />

jährlich aus. Danach verdreifacht sich der<br />

Rückgang auf jährlich 15 000 in der Region.<br />

Die frei werdenden Stellen können<br />

durch die Nachrücker nicht geschlossen<br />

werden. Angesichts des Jobwachstums in<br />

der Region von r<strong>und</strong> 10 000 pro Jahr bei<br />

zwei Prozent Wachstum würde selbst ein<br />

Ausgleich nicht reichen: es müssten mehr<br />

<strong>und</strong> keinesfalls weniger Erwerbstätige<br />

werden. Nach übereinstimmenden Studien<br />

des IfM-Bonn <strong>und</strong> des Ifo-Instituts<br />

kann etwa jedes dritte Unternehmen in<br />

Deutschland offene Stellen derzeit nicht<br />

besetzen, weil es an qualifizierten Bewerbern<br />

mangelt. Der Arbeitskräfteschw<strong>und</strong><br />

durch die demographische Entwicklung<br />

lässt die Zahl der Erwerbsfähigen nach<br />

einem der möglichen Szenarien von<br />

heute r<strong>und</strong> 41 Millionen bis zum Jahr<br />

2030 auf gerade noch 30 Millionen sinken.<br />

Doch schon jetzt klagt beispielsweise<br />

der Arbeitgeberverband Gesamtmetall<br />

über 240 000 nicht zu besetzende<br />

Stellen. (krü)<br />

Links zur Arbeitsmarktforschung:<br />

Institut für Mittelstandsforschung Bonn<br />

www.ifm-bonn.de<br />

Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit<br />

(Kurzberichte zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials)<br />

www.iab.de<br />

Unternehmensnachfolge<br />

www.ihk-muenster.de verlinkt<br />

Sie direkt mit Angeboten <strong>und</strong><br />

Nachfragen aus der Existenzgründungs-<br />

<strong>und</strong> Unternehmensbörse.<br />

Faxabruf: (02 51) 707-408


Mehr Frauen aus der<br />

Reserve locken<br />

Frauen stehen mit im Zentrum der Diskussion über die<br />

„Erschließung von Beschäftigungsreserven“, wie es im<br />

Arbeitsmarktjargon heißt. Das Institut für Arbeitsmarkt<strong>und</strong><br />

Berufsforschung der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit rechnet<br />

zumindest in Westdeutschland mit einer steigenden<br />

Frauenerwerbsbeteiligung.<br />

Kein W<strong>und</strong>er, schließlich gibt es landauf,<br />

landab Bemühungen, die Gründe,<br />

die gegen eine Berufstätigkeit der Frauen<br />

sprechen, aus dem Weg zu räumen. Ein<br />

Vorreiter ist der neue DIHT-Präsident<br />

Ludwig Georg Braun: „Wenn wir die<br />

Wirtschaft voranbringen wollen, brauchen<br />

wir die Frauen“.<br />

Teilzeit- <strong>und</strong> Telearbeit<br />

Inzwischen gibt es einen IHK-Lehrgang,<br />

bei dem Führungskräfte mit Personalverantwortung<br />

lernen, wie gerade auch<br />

kleine Betriebe die Vereinbarkeit<br />

von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf bewältigen.<br />

Klar, das ist nicht einfach<br />

<strong>und</strong> verlangt eine hohe<br />

Flexibilität auf beiden<br />

Seiten, aber schon Jahresarbeitszeitkonten,individuell<br />

geregelte Teilzeitoder<br />

Telearbeit können<br />

spürbar helfen. Vor allem<br />

die Telearbeit schafft Freiräume.<br />

Die Produktivität<br />

der Heimarbeit ist nach<br />

Angaben von LVM-Pressesprecherin<br />

Bettina<br />

Schöne um 10 Prozent<br />

höher. Hinzu kommen<br />

um 15 Prozent geringere<br />

Fehlzeiten. Der Anteil der<br />

Frauen an der Telearbeit<br />

ist mit 50 Prozent deut-<br />

lich höher als ihr Anteil<br />

an der Gesamtbeschäftigtenzahl,<br />

der bei etwa<br />

40 Prozent liegt. Zudem<br />

wird diese Arbeitsform gern von Frauen<br />

im Erziehungsurlaub genutzt, „auch<br />

wenn das ganz <strong>und</strong> gar nicht unsere<br />

Absicht war“, da selbst der zeitlich geringe<br />

Umfang eigentlich weder im<br />

Sinne der K<strong>und</strong>en noch der Kindererziehung<br />

sei.<br />

Hemmschwellen<br />

Im Normalfall läuft es ganz anders. Das<br />

meint jedenfalls die Industrie-Soziologin<br />

Christel Faber von der Universität<br />

Bielefeld, die den Unternehmen helfen<br />

will, ihre weiblichen Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

zu halten. Typisch ist demnach<br />

die Annahme der Vorgesetzten,<br />

die Mitarbeiterin werde ohnehin demnächst<br />

Kinder bekommen, so dass sie<br />

nicht mit interessanten <strong>und</strong> eigenverantwortlichen<br />

Aufgaben beschäftigt<br />

wird. Die Motivation wird gesenkt.<br />

Die Wirtschaft braucht mehr Frauen, sagt DIHT-Präsident<br />

Braun.<br />

Nicht selten erscheint angesichts der<br />

unbefriedigenden Arbeitssituation dann<br />

die Mutterschaft <strong>und</strong> der Erziehungsurlaub<br />

als attraktivere Alternative, die<br />

noch dazu zeitlich deutlich länger als<br />

ursprünglich geplant ausgedehnt wird.<br />

Häufig führt die längere Abwesenheit<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Zielgruppe Ingenieure<br />

„Der Ingenieur als Führungsnachwuchs:<br />

Wie gewinnt <strong>und</strong> bindet man<br />

ihn?“ Antworten auf diese Fragen liefert<br />

die gleichnamige Studie des<br />

Marktforschungsunternehmens IRES.<br />

Recruiting-Workshops der VDI-Nachrichten<br />

helfen bei der Personalgewinnung<br />

der richtigen Absolventen.<br />

Diese <strong>und</strong> andere wertvolle Hinweise<br />

beispielsweise zu den „Besten Personalanzeigen“<br />

finden sich unter:<br />

www.ingenieurkarriere.de<br />

Eine Internet-Bewerberbörse für Ingenieure<br />

haben auch die Arbeitsämter<br />

eingerichtet, um den Unternehmen<br />

bei der Suche nach geeigneten Bewerbern<br />

zu helfen. Zu finden ist sie<br />

unter: www.arbeitsamt.de<br />

dann zum Aufbau einer Hemmschwelle,<br />

die Wiedereingliederung wird schwieriger<br />

oder die ehemals qualifizierte Mitarbeiterin<br />

nimmt nach Jahren der Berufsuntätigkeit<br />

eine Stelle weit unter ihrem<br />

eigentlichen Qualifikationsniveau an.<br />

Wäre sie entsprechend ihren Fähigkeiten<br />

eingesetzt worden, schätzt die Soziologin,<br />

so hätte die Mitarbeiterin vermutlich<br />

alles daran gesetzt, Beruf <strong>und</strong> Familie<br />

unter den berühmten Hut zu bekommen.<br />

Leichter gesagt als getan. Denn eine ausreichende<br />

Zahl von Ganztagseinrichtungen<br />

gibt es trotz politischer Visionen<br />

etwa aus dem nordrhein-westfälischen<br />

Schulministerium noch lange nicht. Eigeninitiative<br />

ist hier gefragt. Während<br />

einige Großunternehmen es ihren weiblichen<br />

Mitarbeitern durch Kindertagesstätten<br />

mit betrieblichen Öffnungszeiten<br />

schon leicht machen, schnell in den<br />

Beruf zurückzukehren, sind kleine <strong>und</strong><br />

mittelständische Unternehmen meist<br />

völlig auf das schmale öffentliche Angebot<br />

angewiesen. Aber niemand hindert<br />

beispielsweise die Betriebe eines<br />

großen Gewerbegebietes daran, unter<br />

Einhaltung der Vorschriften selbst eine<br />

derartige Kindertagesstätte zu eröffnen<br />

oder an die zuständige Kommunalverwaltung<br />

heranzutreten, die örtliche<br />

Wirtschaft bei der Einrichtung zu unterstützen.<br />

So können Ganztagseinrichtungen<br />

zum echten <strong>Wirtschafts</strong>faktor<br />

werden. Guido Krüdewagen<br />

kruedewagen@muenster.ihk.de<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 13


Das schiefe Bild<br />

vom Mittelstand<br />

Es entspricht nicht der Realität, doch es erklärt die<br />

Probleme, mit denen mittelständische Unternehmen<br />

bei der Suche nach Fach- <strong>und</strong> Führungskräften häufig<br />

kämpfen: das Bild, das Studierende von kleinen <strong>und</strong><br />

mittelständischen Unternehmen in Deutschland<br />

haben.<br />

14 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Das Institut für Anlagen <strong>und</strong> Systemtechnologie<br />

der Universität Münster,<br />

das von Prof. Dr. Klaus Backhaus geleitet<br />

wird, fragte vor zwei Jahren knapp 800<br />

Studierende der Betriebswirtschaftslehre,<br />

welche Akzeptanz bei ihnen kleinere,<br />

eher mittelständische Unternehmen<br />

als potenzielle Arbeitgeber besitzen.<br />

Die Auswertung der Befragung ergab,<br />

dass die Attraktivität eines Arbeitsplatzes<br />

bei mittelständischen Unternehmen<br />

aus Sicht der Studierenden durch<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich andere Kriterien bestimmt<br />

wird, als dies bei Großunternehmen<br />

der Fall ist.<br />

„Stärken ohne Bedeutung“<br />

Als zentrale Stärke von Jobs im Mittelstand<br />

gelten demnach die Aussicht auf<br />

eine frühe Übertragung von Verantwortung,<br />

ein Kriterium, was für die Studierenden<br />

bei der Auswahl des ersten<br />

Arbeitgebers auch gleichermaßen „von<br />

hoher Bedeutung“ ist. Dagegen ist die<br />

Stärke des Mittelstandes, hier zum Generalisten<br />

ausgebildet zu werden, für die<br />

Studierenden nur „von mittelmäßiger<br />

Bedeutung“. Noch geringere Bedeutung<br />

hat laut Umfrage für die Studierenden<br />

die flache Organisationshierarchie, die<br />

aber wiederum ebenfalls als Stärke des<br />

Mittelstandes angesehen wird. Höchste<br />

Bedeutung bei der Auswahl haben übrigens<br />

„sympathische <strong>und</strong> nette Kollegen“,<br />

die man bei mittelständischen<br />

Kollegen eher vermutet als bei Großunternehmen<br />

– ein vielleicht noch zu<br />

wenig kommuniziertes Argument im<br />

Kampf um Fachkräfte, mit dem sich<br />

noch wuchern lässt.<br />

Gründe für Ablehnung<br />

Bei der direkten Frage nach einer potenziellen<br />

Beschäftigung bei einem mittelständischen<br />

Unternehmen zeigte sich<br />

über die Hälfte der Befragten eher<br />

zurückhaltend oder lehnt eine Beschäf-<br />

tigung sogar gänzlich ab. Die Gründe<br />

sind vielfältig. In abnehmender Häufigkeit<br />

der Nennungen nach sind es:<br />

� fehlende Internationalität<br />

� Image<br />

� kein Karrieresprungbrett<br />

� eingeschränkte Tätigkeitsfelder<br />

� kein strukturiertes<br />

Trainingsprogramm<br />

� fehlende Aufstiegsmöglichkeiten<br />

� das Gehalt<br />

� die Unternehmenskultur<br />

Vorbehalte steigen<br />

Woran es liegen mag, dass die Vorbehalte<br />

gegenüber einem Job im Mittelstand<br />

bei Studierenden, die Praxiserfahrungen<br />

sowohl in mittelständischen Betrieben<br />

als auch in Großunternehmen<br />

gesammelt haben, aber auch bei Studierenden<br />

in Examensnähe steigen,<br />

darüber lässt sich durchaus trefflich<br />

philosophieren – jedoch nur unter Einbeziehung<br />

der persönlichen Lebensvorstellungen<br />

von Studierenden, die sich<br />

nach der Konfrontation mit der Wirklichkeit<br />

schon immer von ehemals idealistischen<br />

Zielen entfernt haben.<br />

Top 20 der Arbeitgeber<br />

Unnötig zu erwähnen, dass international<br />

agierende Großunternehmen schon<br />

auf Gr<strong>und</strong> ihrer Bekanntheit regelmäßig<br />

„Die Top 20 der begehrtesten Arbeitgeber<br />

in Europa“ in den <strong>Wirtschafts</strong>magazinen<br />

stellen. Daraus allerdings automatisch<br />

eine höhere Attraktivität der<br />

Großunternehmen insgesamt abzuleiten<br />

<strong>und</strong> damit weiterhin ein schiefes<br />

Bild von der unterschiedlichen Anziehungskraft<br />

zu pflegen, ist eine Fehlinterpretation.<br />

„Den Mittelständler“ gibt es nicht<br />

Die allgegenwärtige Präsenz der Großunternehmen<br />

durch Image-Anzeigen<br />

<strong>und</strong> Praktika-Reportagen in Hochschulzeitschriften<br />

<strong>und</strong> Karriereführern lässt<br />

kaum Platz für „den Mittelständler“, der<br />

wohl nur als Gesamtheit eine Chance<br />

hätte, in die b<strong>und</strong>es- oder gar europaweite<br />

Wahrnehmung der Studierenden<br />

vorzudringen. Und genau da liegt der<br />

Knackpunkt. Denn so, wie es „das<br />

Großunternehmen“ nicht gibt, existiert<br />

auch nicht „der Mittelständler“, sondern<br />

ein Spektrum von mittelständischen<br />

Unternehmen, die sich stark voneinander<br />

unterscheiden, wie auch die<br />

MIND-Studie (Mittelstand in Deutschland)<br />

gezeigt hat. Und mindestens die<br />

recht starke Spitzengruppe in dieser<br />

Liga, das zeigt ihr Unternehmenserfolg,<br />

kann den Großunternehmen hinsichtlich<br />

der meisten Kriterien des Attraktivitätsprofils<br />

(s. o.) schon lange das Wasser<br />

reichen.<br />

Internationaler Mittelstand<br />

Gerade der am häufigsten von den Studierenden<br />

genannte Ablehnungsgr<strong>und</strong><br />

der „fehlenden Internationalität“ beweist,<br />

wie wenig die Leistungsfähigkeit<br />

von Teilen des Mittelstandes bekannt<br />

ist, der sich in seinen Nischen einen<br />

Weltmarkt aufgebaut hat, den er nicht<br />

selten sogar dominiert. Auch das Streben<br />

von Großunternehmen, die unbestrittenen<br />

Vorteile von vielen mittelständischen<br />

Unternehmen hinsichtlich<br />

ihrer Flexibilität, ihrer Reaktionsschnelligkeit<br />

<strong>und</strong> ihrer Innovationsfähigkeit<br />

für ihre Strukturen anzupassen, zeigt,<br />

dass das Bild, das der Fachkräftenachwuchs<br />

vom Mittelstand hat, schief ist.<br />

Vorurteile revidieren<br />

Mittelstand ist nicht gleich Mittelstand<br />

– das werden die Studierenden erkennen,<br />

die sich eingehender mit den Unternehmen<br />

der Region beschäftigen. Für<br />

die Unternehmen heißt es jetzt, die bestehenden<br />

Vorurteile zu revidieren, die<br />

Nachteile zu reduzieren, die Vorteile zu<br />

kommunizieren <strong>und</strong> mit anderen Unternehmen<br />

gleichen Profils zu kooperieren,<br />

um das Bild vom Mittelstand als<br />

Arbeitgeber zu korrigieren.<br />

Guido Krüdewagen<br />

kruedewagen@muenster.ihk.de


Abtrünnige nicht aus den Augen verlieren<br />

Einen ungewöhnlich fre<strong>und</strong>lichen Umgang<br />

mit abtrünnigen Mitarbeitern<br />

pflegt das IT-Unternehmen uni-X. Dadurch<br />

entsteht ein Netzwerk Ehemaliger<br />

– eine zukunftsweisende Waffe im Kampf<br />

gegen den Fachkräftemangel.<br />

„Wir müssen die Abtrünnigen aus ihrer<br />

Schmuddelecke herausholen“, sagt<br />

Christoph Adrian. Der Vorstandsvorsitzende<br />

des IT-Spezialisten uni-X mit<br />

Standorten in Münster, Osnabrück <strong>und</strong><br />

Bielefeld weiß, wovon er spricht. Denn<br />

seit Jahren praktiziert das Unternehmen<br />

einen fre<strong>und</strong>schaftlichen Umgang mit<br />

seinen ehemaligen Mitarbeitern. Doch<br />

selbstverständlich ist der nicht. Noch<br />

immer ist ein Mitarbeiter, der einmal zur<br />

Konkurrenz abgewandert ist, für viele<br />

Unternehmen „gestorben“.<br />

Dabei ist die Philosophie, die hinter<br />

einem „Netzwerk für Ehemalige“ steht,<br />

ganz einfach: „Wir nehmen den Leuten<br />

ihren Weggang nicht persönlich, sondern<br />

versuchen, ihn professionell zu<br />

sehen“, so Adrian. Schließlich sei in<br />

der IT-Branche eine hohe Fluktuation<br />

an der Tagesordnung. „Viele meinen, in<br />

anderen Unternehmen sei das Gras<br />

grüner“, weiß Adrian. Sie machten<br />

dann ihre Erfahrungen <strong>und</strong> stellten sehr<br />

bald fest, dass woanders auch nur mit<br />

Wasser gekocht wird. „Dann kehren sie<br />

um <strong>und</strong> wir profitieren von dem Zugewinn<br />

an Know-how, das sie mitbringen.“<br />

Und weil der Vorstandsvorsitzende den<br />

Wert dieser „Weiterbildung“ kennt, ist<br />

seine Vision die Gründung eines Alumni<br />

Clubs nach amerikanischem Vorbild. In<br />

den USA halten die Schulen <strong>und</strong> Universitäten<br />

bereits seit Jahren Verbindung<br />

zur „alumni“, also den Ehemaligen.<br />

Man trifft sich zu gemeinsamen Baseball-Spielen,<br />

zum Grillen oder Golfen.<br />

Wissenswertes wird ausgetauscht, man<br />

bleibt in Kontakt. In Anlehnung daran<br />

will Adrian einen gemeinnützigen Club<br />

gründen, in den ehemalige Mitarbeiter<br />

einen geringen Jahresbeitrag einzahlen,<br />

der dann von uni-X aufgestockt wird.<br />

Von den Erträgen sollen Ausflüge,<br />

Workshops oder Pizza-Abende organisiert<br />

werden.<br />

Doch bis es soweit ist, hält sich das<br />

Unternehmen mit seinem reichhaltigen<br />

Angebot aus der Event-Palette über<br />

Wasser: Wann immer Parties, Ausflüge<br />

oder sportliche Aktivitäten anstehen,<br />

werden auch die Ehemaligen mit einer<br />

Einladung bedacht. Von diesen Treffen<br />

mit seinen früheren Kollegen hat auch<br />

Arne Lübke profitiert. Der heutige Key<br />

Christoph Adrian<br />

Account Manager bei uni-X hatte sich<br />

nach zweieinhalbjähriger Tätigkeit wegbeworben,<br />

kehrte jedoch nach kurzer<br />

„Auszeit“ zurück. Lübke: „Die Rückkehr<br />

war so, als wäre ich mal eben für zwei<br />

Wochen im Urlaub gewesen.“ Der Kontakt<br />

war ganz einfach nie abgebrochen.<br />

Damit es allerdings erst gar nicht zum<br />

Weggang kommt, bieten Vorstand <strong>und</strong><br />

Geschäftsführung bei uni-X ihre ständige<br />

Gesprächsbereitschaft an. Denn, so<br />

Adrian: „Gelangweilte Mitarbeiter sind<br />

leicht mal frustriert. Und frustrierte Mitarbeiter<br />

wandern ab. Nur wenn wir<br />

nachhaltige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung<br />

anbieten, bleiben die Leute<br />

auch auf lange Sicht motiviert bei der<br />

Sache.“ ■


16 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Der Reiz<br />

des Regionalen<br />

Wer das Regionale bei der Suche nach Facharbeitern<br />

nur als Hemmschuh empfindet, verkennt seine Chancen.<br />

Denn viele qualifizierte Berufseinsteiger bleiben gerne<br />

in „ihrer“ Region, wenn die Unternehmen dort gute<br />

Bedingungen schaffen.<br />

Die junge mobile Gesellschaft will gar<br />

nicht so mobil sein, wie sie vorgibt, lautet<br />

das einvernehmliche Urteil aus vielen<br />

Personalbüros. Lothar Schulte-Rummel,<br />

Vorstand der Trapo AG in Gescher-<br />

Hochmoor, hat aus der<br />

bodenständigen Mentalität<br />

der Menschen im Westmünsterland<br />

die Strategie für seine<br />

Personalentwicklung abgeleitet.<br />

Sie basiert auf langfristig<br />

angelegter Förderung<br />

von Eigeninitiative seiner<br />

jungen Mitarbeiter nach der<br />

Devise: „Vom Blaumannzum<br />

Schlipsträger“.<br />

Förderung step by step<br />

Die Trapo AG erstellt Sondermaschinen<br />

<strong>und</strong> Logistiklösungen<br />

im Bereich Fördertechnik<br />

<strong>und</strong> generiert den<br />

dringend benötigten Nachwuchs<br />

Stufe um Stufe aus<br />

dem eigenen Unternehmen<br />

heraus. Schulabgänger absolvieren<br />

zunächst ihre Lehre<br />

<strong>und</strong> werden je nach Eignung in ihren<br />

Entwicklungsmöglichkeiten gefördert.<br />

Heraus kommen Meister <strong>und</strong> Techniker,<br />

die im Unternehmen bleiben, oder Studienanwärter.<br />

Das ideale Endergebnis ist<br />

der planende Ingenieur, der zum K<strong>und</strong>en<br />

herausfährt, verantwortlich berät<br />

<strong>und</strong> innovativ entwickelt.<br />

Diese besondere „Fördertechnik“ betreibt<br />

die Trapo AG unter anderem mit<br />

dem Modell, bei dem geeignete Mitarbeiter<br />

mit entsprechender Vorbildung<br />

schon während der zweijährigen Lehre<br />

zwei Tage in der Woche die Fachhochschule<br />

Bocholt besuchen <strong>und</strong> drei Tage<br />

im Betrieb arbeiten. Nach der Gesellenprüfung<br />

dauert das Studium noch weitere<br />

sechs Semester, wobei die betriebliche<br />

Praxis in den Semesterferien bei<br />

Trapo stattfindet. Der „studentische“<br />

Auszubildende erhält eine Vergütung<br />

von monatlich 750 DM <strong>und</strong> ist nach<br />

dem Examen verpflichtet, mindestens<br />

drei weitere Jahre bei dem Unternehmen<br />

zu bleiben.<br />

Hubert Gersmann, kaufmännischer Geschäftsführer von BEUMER<br />

Maschinenbau, mit zwei seiner angehenden Soester Stipendiaten:<br />

Oliver Hohenhorst <strong>und</strong> Werner Hartmann (v. l.).<br />

Haben viel zu bieten<br />

Auch die BEUMER Maschinenfabrik in<br />

Beckum hat einen dauerhaft hohen<br />

Bedarf an Ingenieuren für die Bereiche<br />

Förder-, Verlade-, Palettier- <strong>und</strong> Verpackungstechnik<br />

sowie Sortier- <strong>und</strong> Verteilsysteme.<br />

Und auch hier wird intensiv<br />

von der Einsteiger-Basis aus in Richtung<br />

Aufstieg getrimmt. Hubert Gersmann,<br />

kaufmännischer Geschäftsführer:<br />

„Wenn junge Bewerber heute zuerst<br />

auf Siemens <strong>und</strong> DaimlerChrysler<br />

sehen, dann dürfen wir nicht lamentieren,<br />

sondern sollten fragen: Was können<br />

wir hier bieten? Unsere Antwort<br />

lautet: Wir sind modern, hoch qualifiziert,<br />

bieten eine vernünftige soziale<br />

Struktur im angestammten Umfeld. Die<br />

nicht wenigen Berufsanfänger mit regionalen<br />

Wurzeln <strong>und</strong> Sicherheitsdenken<br />

wissen das sehr zu schätzen.“<br />

Soester Modell<br />

Das Unternehmen setzt bei der Ausbildung<br />

von Ingenieuren auf das so genannte<br />

„Soester Modell“ (siehe auch<br />

Infokasten) der Uni Paderborn, Abteilung<br />

Fachhochschule Soest, das im<br />

Oktober 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

wurde. Das Kooperations-Prinzip:<br />

Studenten erhalten ein betriebliches Stipendium<br />

in Form monatlicher Zahlungen<br />

<strong>und</strong> arbeiten dafür im Rahmen von<br />

Praxisblöcken während der Semesterferien.<br />

Die Zahl der Bewerber ist groß.<br />

Viele davon kommen übrigens<br />

nicht aus der Region.<br />

Weil das Modell noch jung<br />

ist <strong>und</strong> die Ausbildung Geld<br />

kostet, hat sich die BEUMER<br />

Maschinenfabrik zunächst<br />

für drei Nachwuchsleute aus<br />

den eigenen Reihen entschieden.<br />

Sie haben ihre Ausbildung<br />

im Hause absolviert<br />

<strong>und</strong> befinden sich jetzt bis<br />

zum Herbst in einer Zwischenausbildung<br />

zum technischen<br />

Zeichner. Zwei von<br />

ihnen gehen dann zunächst<br />

zur Schule, um ihre Fachhochschulreife<br />

zu erlangen.<br />

Der Dritte startet direkt zum<br />

Studium durch. Eine vertragliche<br />

Bindung nach Studienabschluss<br />

hat BEUMER bewusst<br />

nicht eingebaut. Gersmann:<br />

„Darin sahen wir keinen Sinn,<br />

denn welche Leistung könnten wir von<br />

jemandem erwarten, der nur durch eine<br />

Rückzahlungsverpflichtung bei uns gehalten<br />

würde?“<br />

Obwohl das Soester Modell noch in<br />

den Kinderschuhen steckt, beteiligen<br />

sich aus dem IHK-Bezirk Münster bereits<br />

einige namhafte Unternehmen daran.<br />

„Unsere Stipendien – Ihre Chance“<br />

verspricht auch die Anzeige der AWB –<br />

Ahlener Werkzeugbau. Ebenfalls aus<br />

Ahlen mit dabei ist die Firma Kaldewei.<br />

Für deren Personalchef Andreas Schlüter<br />

passt das Modell in sein ganz klares<br />

Konzept: „Wir gehen vor allem auf<br />

regionale Zielgruppen zu, da es sehr<br />

schwierig ist, gute Bewerber von außerhalb<br />

für die Region zu begeistern.“<br />


Weiche Faktoren sind gute Argumente<br />

Was konventionelle Stellenanzeigen<br />

heute kaum noch schaffen, gelingt privaten<br />

Arbeitsvermittlern zunehmend:<br />

Sie bringen Unternehmen mit Fachkräften<br />

aus entfernten Gegenden zusammen.<br />

Ganz eigene Erfahrungen macht<br />

bei diesem Geschäft die Gronauer Arbeitsvermittlung<br />

Workconsult: Einstige<br />

Abwanderer wollen nicht selten zurück<br />

in ihre Heimatregion. Dann bringen sie<br />

viel Know-how, Erfahrung <strong>und</strong> Realitätssinn<br />

mit.<br />

„Oft kommen Erfolg versprechende<br />

Kontakte zwischen Unternehmen <strong>und</strong><br />

potenziellen Mitarbeitern nicht zustande,<br />

weil keine entsprechende Stelle<br />

ausgeschrieben ist oder eine Stellenbeschreibung<br />

missverständlich ist.<br />

Manchmal vielleicht auch, weil man als<br />

Unternehmen noch gar nicht wusste,<br />

was das eine oder andere Bewerberprofil<br />

für ein Potenzial bieten kann.“ Diese<br />

Sätze finden sich auf der Website des<br />

Software-Herstellers Tobit aus Ahaus,<br />

welcher sich im Internet als offen für<br />

Initiativbewerbungen aus angrenzenden<br />

Fachbereichen darstellt. Sie könnten<br />

auch von Personaldienstleiter Thomas<br />

Buß stammen, der für sein Gronauer<br />

Vermittlungs-Unternehmen Workconsult<br />

genau diese beschriebene Kontakt<strong>und</strong><br />

Informationslücke erfolgreich als<br />

Arbeitsgr<strong>und</strong>lage wählte.<br />

Region ist attraktiv<br />

500 gute Argumente gegen die Ansicht,<br />

die Region Westmünsterland ist für qualifizierte<br />

Bewerber nicht attraktiv genug,<br />

hält das Team von Workconsult in den<br />

Händen. So viele Namen qualifizierter<br />

Fachkräfte finden sich in ihrer Klientenkartei.<br />

95 Prozent suchen aus fester Anstellung<br />

heraus einen neuen Job im<br />

Westmünsterland. Etwa 50 Prozent hiervon<br />

sind derzeit b<strong>und</strong>esweit in anderen<br />

Gegenden tätig. Weitere 20 Prozent<br />

kommen aus dem Ausland, die meisten<br />

davon aus den Niederlanden. Die Akademikerrate<br />

beträgt r<strong>und</strong> 15 Prozent.<br />

Buß: „Dieses Facharbeiter-Potenzial<br />

würden Arbeitgeber mit einer Stellenanzeige<br />

nie erreichen.“<br />

Suche nach mehr Lebensqualität<br />

Wer sind sie? Viele Elektro-Ingenieure,<br />

die weltweit eingesetzt waren, jetzt um<br />

die 40 sind <strong>und</strong> wieder zurück zu den<br />

Wurzeln kommen, da sie irgendwann<br />

einmal hier geboren sind. Andere wollen<br />

weg aus dem nahen Ruhrgebiet, der<br />

geringeren Lebenshaltungskosten <strong>und</strong><br />

der besseren Lebensqualität wegen. Sie<br />

möchten günstig Häuser bauen, die<br />

Natur genießen <strong>und</strong> Fahrrad fahren. Im<br />

Hinblick auf die Ansprüche an eine neue<br />

Stelle vor Ort seien sie sich bewusst,<br />

dass die Messlatte unter Umständen anders<br />

angelegt werden müsse, als bei<br />

früheren Positionen, so Buß. Und er<br />

resümiert: „Denen sind die weichen<br />

Faktoren zunehmend wichtig, <strong>und</strong> da<br />

hat die Region einiges zu bieten.“<br />

Das Gronauer Personaldienstleistungs-<br />

Team Workconsult (v. l.): Hans-Joachim<br />

Wendland, Andrea Rothkegel, Thomas Buß<br />

<strong>und</strong> Birgit Fieberg.<br />

Qualifizierte Kumpel<br />

Ein großes Potenzial sind die hoch qualifizierten<br />

Handwerker, Techniker <strong>und</strong><br />

Ingenieure der Deutschen Steinkohle<br />

AG (DSK), die wegen des Stellenabbaus<br />

im Ruhrbergbau freigesetzt werden<br />

müssen. Workconsult arbeitet mit allen<br />

Akquisitionsbüros der DSK zusammen,<br />

hält 80 Personen aus deren Stamm in<br />

der eigenen Kartei, hat aber auch Zugriff<br />

auf den gesamten Pool. Fördermittel<br />

der EU machen es möglich, dass die<br />

Jobsucher bis zu sechs Monate lang<br />

zwecks gegenseitigen Kennenlernens<br />

Praktika in Betrieben machen. Diese<br />

zahlen hierfür lediglich einen monatlichen<br />

Anerkennungs-Obulus von knapp<br />

600 DM, derweil die Praktikanten bei<br />

der DSK angestellt bleiben. Buß will mit<br />

seiner Funktion eine wichtige Bedarfslücke<br />

füllen: „Mittelständler kennen das<br />

Programm nur vom Hörensagen, haben<br />

aber keine Zeit, sich zu kümmern oder<br />

wissen nicht, an wen sie sich wenden<br />

<strong>und</strong> wie sie es angehen sollen.“ ■<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 17


Kumpel sind gute<br />

Facharbeiter<br />

Fachkräftemangel muss nicht sein, behauptet der<br />

Leiter des Arbeitsamtes in Recklinghausen, Hartmut<br />

Hauschildt. Denn mehr als 1000 Beschäftigte der<br />

Deutschen Steinkohle AG (DSK) wollen den Neubeginn<br />

wagen <strong>und</strong> suchen Arbeit in Industrie, Handwerk <strong>und</strong><br />

Dienstleistung.<br />

18 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Peter Sölter, im Arbeitsamt Recklinghausen<br />

zuständig für die Beratung der Bergleute:<br />

„Neue Arbeit suchen vor allem<br />

Schlosser, Feinblechner, Schweißer, Mechaniker,<br />

Elektriker, aber auch Techniker,<br />

technische Zeichner <strong>und</strong> Ingenieure.<br />

Alle haben eine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Viele haben sich darüber<br />

hinaus weitergebildet. Und wenn<br />

die neue Stelle bei einem Betrieb im<br />

Münsterland liegt, dürfte dies niemanden<br />

vor ein unlösbares Problem stellen.“<br />

1993 begann Initiative<br />

Der Gedanke, die in der freien Wirtschaft<br />

dringend benötigten Arbeitskräfte<br />

aus dem Bergbau zu gewinnen, ist<br />

gar nicht so neu. Was 1993 als „Schnupperkurs<br />

im Handwerk“ begann, hat sich<br />

seit einiger Zeit zu einem schlagkräftigen<br />

Instrument des Strukturwandels im<br />

nördlichen Ruhrgebiet entwickelt: die<br />

„Gemeinschaftsinitiative zur Vermittlung<br />

von Montan-Arbeitnehmern“. Seit<br />

1998 machen auch IHK-Betriebe mit.<br />

Arbeit in einen Zukunftsunternehmen (v. l.): Die ehemaligen Bergleute Norbert Just <strong>und</strong><br />

Thomas Diestel kamen durch die Vermittlung von Bernd Münninghoff <strong>und</strong> Maria Wilkes vom<br />

Arbeitsamt Marl zur Chemto GmbH in Marl. Das Unternehmen von Dr. Andreas Oelschläger<br />

(rechts) stellt hochtemperaturbeständige Glasfasergarne <strong>und</strong> -zwirne für die Textilindustrie her.<br />

Arbeitsamtdirektor Hartmut Hauschildt (3. v. r.): „Das Arbeitsamt ist Mittler <strong>und</strong> Verbindung<br />

zwischen der Vergangenheit <strong>und</strong> der Zukunft am Arbeitsmarkt.“<br />

Ein regionales Praxis-Projekt<br />

von Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeitsämtern<br />

Das Arbeitsamt ist für die Koordination<br />

verantwortlich <strong>und</strong> vermittelt Bergleute<br />

gezielt an einstellungswillige Betriebe.<br />

Bis zu einem halben Jahr zahlt der Bergbau<br />

das Gr<strong>und</strong>gehalt der Arbeitnehmer<br />

weiter. Die Arbeitnehmer bleiben Beschäftigte<br />

der DSK. Sie können während<br />

dieser Zeit sofort zum Bergbau zurückkehren.<br />

Der Betrieb zahlt der DSK monatlich<br />

500 DM plus Mehrwertsteuer für<br />

jeden Mitarbeiter. Sind Betrieb <strong>und</strong><br />

Bergmann sich einig, endet das Arbeitsverhältnis<br />

mit der DSK spätestens nach<br />

der Einarbeitungszeit. Peter Sölter: „Bis<br />

zum 1. März dieses Jahres haben schon<br />

mehr als 1000 ehemalige Bergleute den<br />

Schritt in eine neue berufliche Zukunft<br />

gewagt, 630 Bergleute sind bisher über<br />

die „Schnupper-Initiative“ fest eingestellt<br />

worden. Interessiert waren die Betriebe<br />

vor allem an Bergbautechnikern,<br />

Bergmechanikern, Industriemechanikern,<br />

Energieelektronikern <strong>und</strong> kaufmännischen<br />

Angestellten.“<br />

Gut ausgebildet<br />

Auch wegen der Umschulung in neue<br />

Berufe stehen Bergbau, Arbeitsamt <strong>und</strong><br />

Wirtschaft in engem Kontakt. Mehr als<br />

1000 DSK-Beschäftigte haben in den<br />

letzten zwölf Monaten einen neuen Beruf<br />

erlernt. Die Palette reicht vom Berufskraftfahrer<br />

über Terrazzohersteller,<br />

Flugzeugmechaniker bis hin zum Fachinformatiker<br />

oder Ergotherapeuten.<br />

Arbeitsamt ist Mittler<br />

Hartmut Hauschildt: „Das Arbeitsamt<br />

ist Mittler <strong>und</strong> Verbindung zwischen der<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> der Zukunft am Arbeitsmarkt.<br />

Vergangenheit, das ist Monostruktur<br />

mit Arbeitnehmern, die ihr<br />

Leben lang bei einem Arbeitgeber blieben<br />

<strong>und</strong> ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Fertigkeiten<br />

dem einen Arbeitgeber anpassten.“<br />

Kontakt: Arbeitsamt Recklinghausen,<br />

Telefon (0 23 61) 40 16 66. ■


Qualifizierte<br />

Quereinsteiger<br />

Es gibt sie: qualifizierte Quereinsteiger, internationale<br />

Bewerber, flexible <strong>und</strong> mobile Kräfte mit Springer-<br />

Qualitäten zwischen Ort, Zeit oder Fachbereichen.<br />

Aber es gibt auch Berührungsängste <strong>und</strong> Blockaden.<br />

20 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

FACHKRÄFTEMANGEL<br />

Bei den Hochschulen stehen die Personaler<br />

Schlange. Hier wie auf Job-Messen<br />

dominieren die Großunternehmen,<br />

meinen Insider einhellig. Bevorzugt haben<br />

die Nachfrager auf dem Fachkräftemarkt<br />

Absolventen im Auge, die sich<br />

mit einem passgenauen Abschluss sofort<br />

rekrutieren lassen. Jenen Studenten<br />

hingegen, die sich noch mitten in der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> gar in weniger wirtschaftsorientierten<br />

Fächern befinden,<br />

wird nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt,<br />

wie Andreas Eimer vom gemeinsamen<br />

Career Service der Fach-<br />

Quereinsteigerinnen: Joana Kampczyk, Maike Newe,<br />

Karoline Epke <strong>und</strong> Simone Engel von proPlant, Gesellschaft<br />

für Agrar- <strong>und</strong> Umweltinformatik mbH.<br />

hochschule <strong>und</strong> Universität Münster erfahren<br />

hat.<br />

Sein Büro möchte Studenten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

schon während des Studiums aufzeigen<br />

helfen, wie bedarfsgerechte Qualifikationen<br />

zu entwickeln sind. Er<br />

versucht, Hürden zu beseitigen, um zu<br />

einer besseren Kooperation zwischen<br />

Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen zu gelangen.<br />

Trotzdem scheiterten geplante<br />

Exkursionen zu Betrieben, weil gemeldete<br />

Teilnehmer nicht jene bestimmten<br />

Qualifikationen vorwiesen, die nachge-<br />

fragt werden. Und zu einem kürzlich<br />

durchgeführten Symposium waren unter<br />

r<strong>und</strong> 250 Gästen nur 15 Vertreter aus<br />

der Wirtschaft. Eimer: „Es gibt große<br />

<strong>und</strong> kleinere Unternehmen, mit denen<br />

wir hervorragend kooperieren. Aber das<br />

Gros tendiert noch zu eher kurzfristigem<br />

Denken. Einen Tag in längerfristig<br />

angelegte Kontakte zu investieren, ist<br />

offenbar nicht möglich.“<br />

Dabei beweist die Praxis immer wieder:<br />

Wenn angehende Bewerber sich spezialisierten<br />

Arbeitsmarkt-Anforderungen<br />

rechtzeitig durch gezielte<br />

Maßnahmen anpassen, bieten<br />

sie Arbeitgebern als so<br />

genannte Quereinsteiger<br />

wertvolles Potenzial. Simone<br />

Engel ist ein gutes Beispiel.<br />

Sie war zunächst Biologisch-TechnischeAssistentin,<br />

studierte dann Chemie<br />

<strong>und</strong> Biologie für das Lehramt.<br />

Mit einer späteren Zusatz-Qualifizierung,erworben<br />

bei Siemens, bewarb sie<br />

sich schließlich auf eine<br />

Stellenausschreibung der<br />

Firma proPlant in Münster.<br />

In dem derzeit 25-köpfigen<br />

Team, das Anwendungsentwicklungen<br />

<strong>und</strong> DV Dienstleistungen<br />

im Agrar- <strong>und</strong><br />

Umweltbereich anbietet, ist<br />

sie heute Software-Entwicklerin. Ihr<br />

Chef, Thomas Volk, würde gerne viel<br />

mehr Frauen einstellen. Wie viele andere<br />

Personalverantwortliche ist er davon<br />

überzeugt, dass Quer- <strong>und</strong> Wiedereinsteigerinnen<br />

mit langfristigen Wirkungen<br />

zur Behebung des Fachkräftemangels<br />

in technischen Berufen beitragen<br />

können.<br />

Unausgeschöpfte Potenziale schlummern<br />

aber auch noch woanders, wissen<br />

Unternehmer aus dem IHK-Bezirk Münster<br />

zu berichten. Zum Beispiel in den<br />

Zeitarbeit<br />

Die Zeitarbeit kann einen Beitrag dazu<br />

leisten, den Personalbedarf rasch <strong>und</strong><br />

kostengünstig an sich verändernde<br />

Rahmenbedingungen anzupassen.<br />

Der aktuelle DIHT-Leitfaden „Zeitarbeit<br />

– Chancen <strong>und</strong> Risiken einer modernen<br />

Beschäftigungsvariante“ liegt<br />

nun in der 2., überarbeiteten Auflage<br />

vor. Diese Broschüre soll dazu beitragen,<br />

das Wissen der Unternehmer in<br />

Bezug auf Zeitarbeit zu aktualisieren<br />

<strong>und</strong> Vorurteile abzubauen. Der umfassende<br />

Ratgeber beleuchtet die Situation<br />

der Zeitarbeit vor allem aus Sicht<br />

potenzieller Entleihbetriebe, also der<br />

Unternehmer.<br />

Beispiele aus Unternehmen zeigen die<br />

Praktikabilität der Zeitarbeit, Modellrechnungen<br />

skizzieren die Wirtschaftlichkeit.<br />

Vorteile <strong>und</strong> Risiken der Zeitarbeit<br />

werden kritisch analysiert <strong>und</strong><br />

gegenübergestellt. Checklisten („Wie<br />

finde ich die richtige Zeitarbeitfirma?“),<br />

Musterverträge, gesetzliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> viele Tipps für den<br />

Umgang mit Zeitarbeitfirmen erhöhen<br />

den praktischen Nutzwert für<br />

den Leser zusätzlich. Zahlreiche Informationen<br />

r<strong>und</strong> um den <strong>Wirtschafts</strong>faktor<br />

Zeitarbeit vervollständigen das<br />

inhaltliche Angebot.<br />

Die DIHT-Broschüre „Zeitarbeit“ ist<br />

zum Preis von 8,50 € (16,62 DM) zu<br />

beziehen beim Deutschen Industrie<strong>und</strong><br />

Handelstag (DIHT), Publikationen-Service,<br />

Adenauerallee 148,<br />

53113 Bonn, Fax-Bestellservice<br />

(02 28) 1 04 16 26.<br />

neuen B<strong>und</strong>esländern oder – noch weiter<br />

im Osten – in Russland. Viele Russland-Deutsche,<br />

die auf den IT-Bereich<br />

spezialisiert seien, empfehlen sich derzeit<br />

auf dem Arbeitsmarkt. Ein Unternehmer<br />

berichtet: „In einer Anzeige haben<br />

wir einen IT-Spezialisten <strong>und</strong> einen<br />

Systemadministrator gesucht. Die Person<br />

sollte Generalist mit einem breiten<br />

Spektrum an übergreifenden Kenntnissen<br />

sein <strong>und</strong> auch gleich Führungsaufgaben<br />

erhalten. Daraufhin gab es vier<br />

qualifizierte, gleichwertige Bewerbungen<br />

von Russland-Deutschen. Einer davon<br />

besetzt nun auch diese Stelle.“ ■


Trockengelegte<br />

Bewerberpools<br />

Was tun mittelständische Unternehmen aus der Region,<br />

wenn sie nach Fachkräften suchen? Sie veröffentlichen<br />

zuerst eine Stellenanzeige <strong>und</strong> werden sehr oft von<br />

den Ergebnissen enttäuscht, wie eine Umfrage bei<br />

20 Firmen zeigte.<br />

Während große <strong>und</strong> international renommierte<br />

Unternehmen noch immer<br />

aus einem ausreichend großen Pool von<br />

Bewerbern ihren Fachkräfte-Nachwuchs<br />

schöpfen können, erhalten die befragten<br />

kleineren Betriebe zu wenig bis<br />

gar keine Resonanz auf ihre Stellenanzeigen.<br />

Was ihnen noch mehr Kopfschmerzen<br />

macht: Die meisten der<br />

schon wenigen Bewerber erweisen sich<br />

bei der ersten Prüfung auf Gr<strong>und</strong> fehlender<br />

Qualifikationen <strong>und</strong> Berufserfahrungen<br />

als ungeeignet für den Job. Teilweise<br />

wurde fehlende Praxis der Hochschulabgänger<br />

bemängelt, in einem Fall<br />

die schlechten Zeugnisse derer, die sich<br />

bei den „Kleinen“ bewerben, weil sie bei<br />

den „Großen“ nicht ankommen. Mit<br />

Autodidakten oder „Selfmade-Spezialisten“<br />

dagegen können einige Befragte oft<br />

mehr anfangen. Die geringe Resonanz<br />

auf die Anzeigen wird unter anderem<br />

auf die Standort-Schwachpunkte der Region<br />

zurückgeführt.<br />

Die Frage nach weiteren Personalbeschaffungs-Initiativen<br />

ergab ein gänzlich<br />

uneinheitliches Bild. Eine Aussage<br />

hieß „Nichts bleibt bei uns unversucht“.<br />

Hier der Katalog mit den häufig genannten<br />

Maßnahmen:<br />

� Über Kooperationen (Schülerpraktika,<br />

studentische Praxissemester, Diplom-Arbeiten)<br />

eine persönliche<br />

Schiene aufbauen. Junge Leute möglichst<br />

konkret mitarbeiten <strong>und</strong> verwertbare<br />

Ergebnisse erzielen lassen,<br />

Erfolgserlebnisse vermitteln.<br />

� Schüler, Lehrer, Studenten, Dozenten<br />

als Gäste auf bedeutenden Messen<br />

einladen. Betriebsführungen im Vorfeld<br />

oder im Anschluss. Effekt: Fertige<br />

Produkte werden im Zusammenhang<br />

mit Business-Atmosphäre gesehen.<br />

� Präsenz auf Jobmessen zeigen.<br />

� Internet nutzen: eigenes Angebot in<br />

Jobbörsen darstellen, Bewerber-Pools<br />

durchsuchen.<br />

� Kooperation mit dem Arbeitsamt,<br />

Qualifizierungsmaßnahmen nutzen.<br />

� Zusammenarbeit mit Behörden, z.B.<br />

aktiv am Standort-Marketing teilnehmen,<br />

öffentliche Förderprogramme<br />

kennen <strong>und</strong> nutzen.<br />

� Personalberater einschalten.<br />

� Image-Arbeit betreiben. Möglichst<br />

immer <strong>und</strong> überall Flagge zeigen,<br />

eigene Attraktivität herausstellen.<br />

Auch im privaten Umkreis Informationen<br />

austeilen <strong>und</strong> einholen. Fachkräfte<br />

wissen oft gar nicht, welche Arbeitgeber<br />

in der Region ansässig sind.<br />

Die Unternehmen müssen dabei<br />

nicht immer als Einzelkämpfer auftreten,<br />

betont Klaus Horstmann, Geschäftsführer<br />

der Horstmann Maschinenbau<br />

GmbH in Heek <strong>und</strong> Beiratsmitglied<br />

im Verband Aktive Unternehmen<br />

im Westmünsterland (aiw).<br />

Der aiw biete seinen Mitgliedsunternehmen<br />

eine Reihe von Gemeinschaftsinitiativen<br />

bei der Gewinnung<br />

von Fachkräften <strong>und</strong> Auszubildenden:<br />

� Ein Verzeichnis der Ausbildungsbetriebe<br />

bietet die Möglichkeit zur überbetrieblichen<br />

Bewerbung.<br />

� Jobsucher werden zentral erfasst, eine<br />

Liste wird einmal monatlich in einem<br />

Info-Fax an angeschlossene Betriebe<br />

versandt.<br />

� Projektarbeit mit der Berufsbildungsstätte<br />

Westmünsterland mit Sitz in<br />

Ahaus, zum Beispiel „Job-Rotation“:<br />

Geht ein Mitarbeiter zu einer Weiterbildung,<br />

vertritt ihn ein Arbeitsuchender,<br />

der bei Bewährung eventuell<br />

übernommen wird (Förderung<br />

durch Landesmittel).<br />

� Informelle Arbeitskreise, in denen<br />

Vertreter der Wirtschaft Lehrern die<br />

Anforderungen der Wirtschaft vermitteln.<br />

Beispiel: Die Möbelfirma<br />

präsentiert durch die Personalabteilung<br />

ihre Auswahlverfahren.<br />


22 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

bizz4U<br />

Die Platzierungen<br />

der Schüler <strong>und</strong> ihre<br />

Unternehmens-Preise:<br />

1. Leen Simme, Kim Selle, Anna-<br />

Julia Greiling <strong>und</strong> Hedda Schulte<br />

(Hittorf-Gymnasium):<br />

BASF Brüssel-Preis<br />

2. Barbara Buse, Maria Göke,<br />

Thanh-Mai Ho <strong>und</strong> Kim-Chi Ho<br />

(Gymnasium Paulinum):<br />

MZ Griechenland-Preis<br />

3. Johannes Nientiedt, Dominik<br />

Weniger, Manuel Dornhege<br />

(Schillergymnasium):<br />

Oevermann Hamburg-Preis<br />

4. Verena Bremer, Pauline Beitenger,<br />

Cordula Cleff, Daniela Diemon,<br />

Julia Timmermann <strong>und</strong> Lara<br />

Wieland (Friedensschule):<br />

Jäger Segelpreis<br />

5. Sarah Strenzke, Rebecca Ströer,<br />

Natascha Kvesic, Tina Schröder,<br />

Mirjam Flenker <strong>und</strong> Mascha<br />

Baumgart (Kant-Gymnasium):<br />

Tepper Berlin-Preis<br />

6. Larissa Bischoff, Sabrina Reifig,<br />

Kristina Wentker (Pascal-Gymnasium):<br />

Wyeth Leipzig-Preis<br />

7. Vera Galdobina, Alexander Hartmann,<br />

Eduard Kromm, Eduard<br />

Merk <strong>und</strong> Tatjana Grening<br />

(Fürstenberg-Hauptschule):<br />

Winkhaus Thüringen-Preis<br />

8. Robert Mautz, Eriks Vadonis,<br />

Tim Wilmes, Markus Schoppmann<br />

<strong>und</strong> Bastian Bochinski<br />

(Schlaun-Gymnasium):<br />

WN Sport-Report-Preis<br />

9. Stefanie Kintrup, Carina Jeck,<br />

Sandra Maslowski <strong>und</strong> Sandra<br />

Bönicke (Gutenberg-Realschule):<br />

Armacell Allgäu-Preis<br />

10. Linus Feldkamp, Thoralf Lohse<br />

<strong>und</strong> Julian Brand (Hittorf-<br />

Gymnasium):<br />

<strong>Westfalen</strong> AG Rennsport-Preis<br />

Mehr Informationen über die IiM<br />

<strong>und</strong> den Schülerwettbewerb bizz4U<br />

unter: http://www.iim-muenster.de<br />

Industrie in<br />

Münster ist „in“<br />

bei den Schülern<br />

Nicht nur für die glücklichen Sieger war „bizz4U“<br />

(Business for you) wieder ein gutes Geschäft. Profitiert<br />

haben alle: „Durch den Schülerwettbewerb ist ein richtiger<br />

Dialog in Gang gekommen zwischen den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern, den Schulen <strong>und</strong> den Industrieunternehmen<br />

in Münster“, freute sich Werner Bandle,<br />

der Sprecher der Initiative „Industrie in Münster“ (IiM),<br />

die bizz4U nun zum zweiten Mal gemeinsam mit der<br />

IHK Münster durchführte.<br />

Erneut schafften IiM <strong>und</strong> IHK es, die Industrie<br />

ins Blickfeld der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler der achten bis zehnten<br />

Klassen zu rücken <strong>und</strong> die in der Initiative<br />

zusammengeschlossenen Unternehmen<br />

als attraktive Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplätze<br />

vorzustellen. „Die Industrie<br />

in Münster ist ‚in‘ bei den Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern der achten <strong>und</strong><br />

zehnten Klassen“, ist sich Bandle sicher,<br />

dass die Wettbewerbsteilnehmer die Industrie<br />

nicht mehr so schnell aus den<br />

Augen verlieren <strong>und</strong> ihre Bedeutung für<br />

die Entwicklung der Stadt erkannt haben.<br />

Auch der Schirmherr von bizz4U, Regierungspräsident<br />

Dr. Jörg Twenhöven, betonte<br />

schon zum Start die Wirkung des<br />

Wettbewerbs: „Es ist wichtig, Schüler<br />

schon früh mit der Wirtschaft in Kontakt<br />

zu bringen.“ Der eigenständige Umgang<br />

mit den Unternehmen baue<br />

Hemmschwellen ab, fördere die Selbstständigkeit<br />

der Schüler <strong>und</strong> vermittele<br />

ein realitätsnahes Bild von der Industrie.<br />

Insgesamt über 400 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler meldeten sich nach dem Start<br />

von „bizz4U“ Anfang des Jahres für die<br />

IiM-Sprecher Werner Bandle (5.v.l.) gratulierte gemeinsam mit IHK-Präsident Hubert Ruthmann<br />

(r.) den drei erstplatzierten Teams vom Hittorf-Gymnasium, vom Gymnasium Paulinum<br />

<strong>und</strong> vom Schiller-Gymnasium, die sich als auch als erste die Preise aussuchen durften.<br />

Fotos: Emmerich


Spitzenvertreter der Wirtschaft ließen sich das Finale von „bizz4U“<br />

nicht entgehen (v. l.): Jürgen Hassmann, Dr. Christoph Bölling, Dr.<br />

Christian Brehmer, Frank Schröter, Axel Loehr <strong>und</strong> Heinz-Jürgen Buss<br />

applaudierten gemeinsam mit Münsters Stadtdirektor Horst Frye.<br />

Teilnahme am zweiten Wettbewerb an.<br />

51 Gruppen mit insgesamt 227 Jugendlichen<br />

„blieben bei der Stange“, investierten<br />

teilweise mit großer Unterstützung<br />

durch ihre Lehrer Freizeit <strong>und</strong> Arbeit<br />

<strong>und</strong> überwanden so die ersten Wettbewerbshürden.<br />

Nach guter Zusammenarbeit<br />

mit dem jeweiligen Partnerunternehmen<br />

<strong>und</strong> Einsendung einer Projekt-<br />

Kurzdarstellung durchstanden schließlich<br />

34 Teams mit 148 Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schülern von 13 Schulen die Vorauswahl<br />

<strong>und</strong> schafften damit den Einzug<br />

ins große Finale. Aber auch dafür<br />

mussten sie sich mit der detaillierten<br />

Ausarbeitung ihres Themas noch einmal<br />

mächtig ins Zeug legen, was nicht alle<br />

schafften. Letztendlich stellten sich 31<br />

Teams mit insgesamt r<strong>und</strong> 140 Teilnehmern<br />

der Jury.<br />

„Es ist beeindruckend <strong>und</strong> mitreißend,<br />

mit welcher Phantasie <strong>und</strong> Intensität<br />

sich die Jugendlichen mit Industriethemen<br />

beschäftigten <strong>und</strong> mit welcher Professionalität<br />

<strong>und</strong> Kreativität sie schließlich<br />

ihre Wettbewerbsbeiträge vor der<br />

Jury präsentiert haben“, freute sich Werner<br />

Bandle über den Erfolg von bizz4U.<br />

Kein Zweifel, die Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler mussten etwas leisten, um die<br />

Chancen auf den Gewinn einer attraktiven<br />

Gruppenreise zu wahren: Teamfähigkeit,<br />

Medienkompetenz, Einhaltung<br />

von Fristen <strong>und</strong> schließlich Kommunikationsfähigkeit<br />

waren gefordert.<br />

„Das war nicht ganz ungewollt“, gibt<br />

Werner Bandle gerne zu, schließlich soll<br />

bizz4U zumindest im Ansatz auch die<br />

Anforderungen der Wirtschaft widerspiegeln.<br />

So war „bizz4U“ für die Jugendlichen<br />

auch eine Mischung aus<br />

schulischer Projektarbeit <strong>und</strong> Berufsvorbereitungskurs.<br />

Dass der Spaß dabei nicht zu kurz<br />

kommt, zeigten sowohl die Stimmung<br />

unter den Teilnehmern als auch die Präsentationen.<br />

Die reichten vom eintrainierten<br />

Verkaufsgespräch über die modernste<br />

Computersimulation bis zum<br />

riesigen Eisenbahnmodell, mit dem beispielsweise<br />

eine Mädchengruppe vom<br />

Paulinum die Stationen der „Familienplanung<br />

in Afrika“ aufzeigte. Pädagogisch<br />

geschickt, gut ausgearbeitet <strong>und</strong><br />

mit viel Wissen garniert präsentiert,<br />

fand die Jury: Platz zwei. Modelle en miniature<br />

waren ohnehin beliebt. Die Fürstenberg-Hauptschule<br />

fuhr ebenfalls gut<br />

damit, machte deutlich, wie mit Sicherheitstechnik<br />

„made in Münster“ die<br />

Schule sicherer wird, <strong>und</strong> landete mit<br />

diesem Team immerhin auf Platz sieben.<br />

Während die Johannes-Gutenberg-Realschule<br />

mit ihren Vorstellungen über das<br />

Haus der Zukunft Platz neun errang. Für<br />

die Friedensschule bedeutete die Arbeit<br />

zur umweltgerechten Produktion von<br />

Isolierstoffen Platz vier. Auch dieses<br />

Spektrum der Schulformen, die vertreten<br />

waren, wertet Bandle als großen Erfolg.<br />

Als Schule mit den meisten Wettbewerbsbeiträgen<br />

zeichnete IHK-Präsident<br />

Hubert Ruthmann das Schillergymnasium<br />

mit dem IHK-Sonderpreis im Wert<br />

von 500 DM aus, bevor Martina Kreimann<br />

von Radio AM die mit Spannung<br />

erwartete Platzierung von Platz zehn bis<br />

eins in dem mit über 400 Leuten besetzen<br />

Hörsaal der IHK verkündete. Mit erhobenen<br />

Händen, die sie sich immer<br />

bizz4U<br />

31 Schülerteams von Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong> Gymnasien<br />

aus der Stadt Münster präsentierten mit zum Teil großen technischen<br />

Aufwand die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten zum Wettbewerb<br />

„bizz4U“.<br />

wieder ungläubig vor das Gesicht hielten,<br />

kamen Leen Simme, Kim Selle,<br />

Anna-Julia Greiling <strong>und</strong> Hedda Schulte<br />

die Stufen herab <strong>und</strong> nahmen als Trophäe<br />

den „Industrie-Oscar“ von Münster<br />

entgegen.<br />

Die Preise für die zehn besten Teams<br />

waren ebenso attraktiv wie die Wettbewerbsarbeiten.<br />

„Alle hätten einen Preis<br />

verdient“, spendete Bandle Trost, doch<br />

nur zehn Preise waren zu verteilen:<br />

„Auch das gehört leider zum Business.“<br />

Entmutigen muss das nicht, im Gegenteil.<br />

Auf die Frage, warum er mitgemacht<br />

habe, antwortete ein Schüler<br />

kurz <strong>und</strong> bündig: „Weil ich beim letzten<br />

Mal nicht gewonnen habe!“<br />

Guido Krüdewagen<br />

kruedewagen@muenster.ihk.de<br />

Zur Jury, die die 31 Arbeiten mehr als<br />

acht St<strong>und</strong>en lang intensiv unter die<br />

Lupe nahm, gehörten neben IiM-<br />

Sprecher Werner Bandle auch IHK-<br />

Präsident Hubert Ruthmann, Münsters<br />

Stadtdirektor Horst Freye, die Leiterin<br />

des Stadtmuseums Münster, Dr.<br />

Barbara Rommé, Hilla Stadtbäumer<br />

von der Redaktion Sachgeschichten<br />

der Sendung mit der Maus vom WDR<br />

sowie Abteilungsdirektor Wolfgang<br />

Koch, der Leiter der Schulabteilung<br />

bei der Bezirksregierung, der den<br />

Schirmherrn von bizz4U, Regierungspräsident<br />

Dr. Jörg Twenhöven, vertrat.<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 23


BRANCHENMIX IN DER INDUSTRIE<br />

Branchenkonzentration<br />

in der Region<br />

Münsterland<br />

Münster<br />

Die Chemische Industrie dominiert mit einem Drittel<br />

(3700) aller Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes,<br />

der Hälfte (2 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes<br />

<strong>und</strong> zwei Dritteln (800 Mio. DM) des Exports. Mit<br />

großem Abstand folgen auf den nächsten Rängen<br />

Papier-, Verlags- <strong>und</strong> Druckgewerbe sowie Maschinenbau.<br />

Kreis Borken<br />

Die Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie hat hier zwar an<br />

Bedeutung verloren, ist aber mit 2,2 Mrd. DM immer<br />

noch Nr. 1 bei den Umsätzen (18 Prozent von insgesamt)<br />

<strong>und</strong> Nr. 2 bei den Beschäftigten. Weitere wichtige<br />

Umsatzträger sind die <strong>Wirtschafts</strong>zweige „Herstellung<br />

von Büromaschinen, DV-Geräten, Elektrotechnik“<br />

(2 Mrd. DM bzw. 16 Prozent), Ernährungsgewerbe<br />

(1,7 Mrd. DM bzw. 14 Prozent), Maschinenbau<br />

<strong>und</strong> Metallindustrie.<br />

Kreis Coesfeld<br />

Über 50 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf<br />

Ernährungsgewerbe (1,5 Mrd. DM von 4,1 Mrd. DM<br />

insgesamt) <strong>und</strong> Maschinenbau (700 Mio. DM). Mit<br />

zusammen gut 5000 Beschäftigten stellen sie ebenfalls<br />

knapp die Hälfte aller Arbeitsplätze.<br />

Kreis Steinfurt<br />

Die Schwelle von 1 Mrd. DM Umsatz überschreiten<br />

fünf Branchen: Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie, Maschinenbau,<br />

Ernährungsgewerbe, Automobilindustrie<br />

sowie Hersteller von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren.<br />

Sie erwirtschaften knapp drei Viertel des gesamten<br />

Umsatzes (11,3 Mrd. DM). Bedeutendste<br />

Branche ist die Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie mit<br />

r<strong>und</strong> 7000 Arbeitsplätzen.<br />

Kreis Warendorf<br />

Der Kreis ist stark geprägt vom Maschinenbau mit<br />

r<strong>und</strong> einem Drittel (10 000) aller Beschäftigten, einem<br />

Viertel (2,4 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes <strong>und</strong><br />

nahezu der Hälfte (1,4 Mrd. DM) des Exports. Weitere<br />

wichtige Branchen sind Ernährungsgewerbe (1,4<br />

Mrd. DM Umsatz <strong>und</strong> 2400 Beschäftigte), Metallindustrie<br />

(1,4 Mrd. DM Umsatz <strong>und</strong> 4600 Beschäftigte)<br />

sowie Möbelindustrie u. a. (2900 Beschäftigte).<br />

Emscher-Lippe-Region<br />

Kreis Recklinghausen<br />

Die Chemische Industrie dominiert mit 50 Prozent<br />

(7,2 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes <strong>und</strong> gut 70 Prozent<br />

(3,7 Mrd. DM) des Exports. Die r<strong>und</strong> 7000 Beschäftigten<br />

machen knapp 20 Prozent aller Arbeitsplätze<br />

aus. Jeweils ein Zehntel von Umsatz <strong>und</strong> Beschäftigten<br />

entfallen auf Ernährungsgewerbe <strong>und</strong><br />

Metallindustrie.<br />

Bottrop, Gelsenkirchen<br />

Da in den verfügbaren Statistiken die Branchen nur<br />

unzureichend ausgewiesen sind, können für die beiden<br />

Städte im Emscher-Lippe-Raum keine Aussagen<br />

getroffen werden.<br />

24 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

Karten sind<br />

gut gemischt<br />

Nahezu jede der r<strong>und</strong> 20 Industriebranchen ist im<br />

IHK-Bezirk Münster vertreten, doch nur ein kleiner<br />

Teil davon ist von größerer wirtschaftlicher Bedeutung.<br />

Außerdem sind regionale Unterschiede <strong>und</strong><br />

unklarer struktureller Wandel festzustellen.<br />

Insgesamt gibt es im IHK-Bezirk<br />

Münster r<strong>und</strong> 1500 Industrie-<br />

Unternehmen mit mindestens<br />

20 Beschäftigten, die zusammen<br />

knapp 200 000 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Hinzu kommen 1400<br />

industrielle Kleinbetriebe, die<br />

r<strong>und</strong> 8000 Beschäftigte haben.<br />

IHK-Geschäftsführer Dr. Bodo<br />

Risch, stellt für die Struktur der<br />

Industrie in Münsterland <strong>und</strong><br />

Emscher-Lippe-Region fest: „Bemerkenswert<br />

ist, dass lediglich<br />

fünf Branchen mehr als 50 Prozent<br />

aller Industrie-Beschäftigten<br />

stellen. Damit liegen zwar nicht<br />

alle, aber doch viele Eier in einem<br />

Korb.“ Die wichtigsten Eckpfeiler<br />

sind Maschinenbau<br />

(31 000 Beschäftigte), Ernährungsgewerbe<br />

(22 000 Beschäftigte),<br />

Metallindustrie (20 000<br />

Beschäftigte), Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie<br />

(16 000 Beschäftigte)<br />

<strong>und</strong> Chemische Industrie<br />

(16 000 Beschäftigte).<br />

Die Top Six der Industrie<br />

Ähnlich sieht es bei der Umsatzverteilung<br />

aus. Im vergangenen<br />

Jahr konnte das gesamte Produzierende<br />

Gewerbe (ohne Energie<strong>und</strong><br />

Wasserversorgung, Baugewerbe)<br />

seine Umsätze um 13,5<br />

Prozent auf 88 Mrd. DM steigern.<br />

Hauptumsatzträger waren wiederum<br />

die genannten Branchen:<br />

46 Prozent entfielen auf diese<br />

Top Five. Als Besonderheit fiel<br />

auf, dass die mineralölverarbeitende<br />

Industrie zusätzlich einen<br />

hohen Anteil von r<strong>und</strong> 30 Prozent<br />

hatte, der jetzt erstmals statistisch<br />

ausgewiesen wurde.<br />

Sechs Industriebranchen vereinen<br />

somit drei Viertel der gesamten<br />

Industrieumsätze auf sich.<br />

Auch der Auslandsumsatz hat<br />

kräftig zugelegt, nämlich um 17<br />

Prozent auf 21 Mrd. DM. Dazu<br />

Risch: „Ein gutes Viertel des Exports<br />

kommt von der Chemischen<br />

Industrie, die im Vergleich<br />

zu 1999 ein Plus von 32 Prozent<br />

verbuchen konnte.“ Ein weiteres<br />

Fünftel entfällt auf den Maschinenbau.<br />

Langfristiger Strukturwandel<br />

Neben regionalen Unterschieden<br />

(s. Kasten) fällt auf, dass es in der<br />

Industrie im Zeitraum von 20<br />

Jahren einen klaren strukturellen<br />

Wandel gegeben hat. Die Textil<strong>und</strong><br />

Bekleidungsindustrie hat<br />

eindeutig an Bedeutung verloren.<br />

Die Zahl der Beschäftigten<br />

sank hier von 40 000 auf 16 000.<br />

Die einstige Spitzenposition dieser<br />

Branche bei den Industriebeschäftigten<br />

nimmt heute der<br />

Maschinenbau mit mehr als<br />

30 000 Beschäftigten ein. An<br />

Bedeutung gewonnen hat auch<br />

das Ernährungsgewerbe: Die Zahl<br />

der Beschäftigten ist um 50 Prozent<br />

gewachsen, die Umsätze haben<br />

sich mehr als verdoppelt.<br />

Umsatzstärkste Branche war <strong>und</strong><br />

ist die Chemische Industrie (ohne<br />

Berücksichtigung der mineralölverarbeitenden<br />

Industrie).<br />

Risiko oder Chance?<br />

Mit dem Maschinenbau liegt ein<br />

Gewerbe aus dem Investitionsgütersektor<br />

an der Spitze, das<br />

nach Expertenprognosen auf<br />

stabilem Kurs bleiben wird. Für<br />

2001 kann wiederum mit Produktionsteigerungen<br />

gerechnet<br />

werden. Dabei werden die entscheidenden<br />

Impulse auch in<br />

Zukunft von der Auslandsnachfrage<br />

ausgehen. Die Chemie<br />

gehört überwiegend zur Vorleis-


tungsgüterindustrie <strong>und</strong> ist damit von<br />

der Konjunktur anderer Branchen abhängig.<br />

Trotz leicht verschlechterter<br />

Rahmenbedingungen kann sie sich<br />

auch im laufenden Jahr stabil halten.<br />

Weniger sensibel auf konjunkturelle<br />

Schwankungen reagieren im allgemeinen<br />

die Verbrauchsgüterproduzenten,<br />

wozu das Ernährungsgewerbe gehört.<br />

Allerdings: die Auswirkungen von BSE<br />

<strong>und</strong> MKS auf die fleischverarbeitende<br />

Industrie sind noch nicht absehbar.<br />

Dr. Risch zieht das Fazit: „Die im IHK-<br />

Bezirk Münster festgestellte Branchenkonzentration<br />

ist zwar höher, als viele<br />

für möglich gehalten haben <strong>und</strong> sich<br />

manche wünschen mögen. Zweifellos<br />

bestehen Risiken bei der konjunkturellen<br />

Anfälligkeit, auch im internationalen<br />

Geschäft. Insgesamt gibt es aber<br />

keine Monokultur, zumal ja auch innerhalb<br />

der Branchen sehr unterschiedliche<br />

Märkte bedient werden.“ Und<br />

außerdem gibt es da noch die Dienstleistungen,<br />

die inzwischen 60 Prozent der<br />

Beschäftigten ausmachen.<br />

Jutta Gogräfe<br />

gograefe@muenster.ihk.de<br />

Reale Bruttowertschöpfung 2000<br />

Das Produzierende Gewerbe, wozu Bergbau,<br />

Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung, Verarbeitendes<br />

Gewerbe bzw. Industrie sowie<br />

Baugewerbe zählen, trägt r<strong>und</strong> 30 Prozent<br />

zur gesamten <strong>Wirtschafts</strong>leistung bei. Im<br />

Jahr 2000 konnte die <strong>Wirtschafts</strong>leistung im<br />

Produzierenden Gewerbe <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong>s<br />

um 2,6 Prozent gesteigert werden.<br />

Dabei hatte das Verarbeitende Gewerbe ein<br />

reales Plus von 4,6 Prozent, während alle<br />

anderen <strong>Wirtschafts</strong>bereiche eine rückläufige<br />

<strong>Wirtschafts</strong>leistung verzeichneten.<br />

BRANCHENMIX IN DER INDUSTRIE<br />

Beschäftigte in ausgewählten Branchen 1980, 1990 <strong>und</strong> 2000*<br />

Rangfolge nach Beschäftigten<br />

Branche Zeitraum Beschäftigte Anteil Rang kumulierter Anteil<br />

Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 1980 41 624 15,9% 1 15,9%<br />

Maschinenbau 1980 29 219 11,2% 2 27,1%<br />

Chemische Industrie 1980 25 416 9,7% 3 36,8%<br />

Ernährungsgewerbe 1980 14 263 5,5% 4 42,3%<br />

Chemische Industrie 1990 33 633 13,8% 1 13,8%<br />

Maschinenbau 1990 26 454 10,9% 2 24,7%<br />

Ernährungsgewerbe 1990 22 803 9,4% 3 34,1%<br />

Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 1990 17 951 7,4% 4 41,5%<br />

Maschinenbau 2000 31 250 16,5% 1 16,5%<br />

Ernährungsgewerbe 2000 21 516 11,3% 2 27,8%<br />

Metallindustrie* 2000 19 987 10,5% 3 38,4%<br />

Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 2000 16 011 8,4% 4 46,8%<br />

Chemische Industrie 2000 15 985 8,4% 5 55,2%<br />

* ältere Daten für die Metallindustrie liegen nicht vor<br />

Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik NRW, eigene Berechnungen<br />

Umsätze in den Industriebranchen 2000<br />

Rangfolge nach Umsatz 2000<br />

Branche* Gesamtumsatz in 1000 DM Anteil Rang kumulierter Anteil<br />

Insgesamt 88 182 326<br />

Kokerei, Mineralölverarbeitung … 26 803 463 30,4% 1 30,4%<br />

Chemische Industrie 12 145 308 13,8% 2 44,2%<br />

Ernährungsgewerbe 8 829 093 10,0% 3 54,2%<br />

Maschinenbau 8 021 991 9,1% 4 63,3%<br />

Herstellung v. Metallerzeugnissen 4 195 735 4,8% 5 68,0%<br />

Textilgewerbe 3 807 128 4,3% 6 72,4%<br />

H. v. Gummi- u. Kunststoffwaren 3 721 485 4,2% 7 76,6%<br />

Glasgewerbe, Keramik … 3 493 679 4,0% 8 80,5%<br />

H. v. Möbeln … 2 205 165 2,5% 9 83,0%<br />

Bekleidungsgewerbe 1 750 167 2,0% 10 85,0%<br />

Metallerzeugung u. -bearbeitung 1 670 919 1,9% 11 86,9%<br />

Papiergewerbe 1 563 808 1,8% 12 88,7%<br />

Verlagsgewerbe, Druckgewerbe … 1 121 454 1,3% 13 90,0%<br />

H. v. Ger. d. Elektrizitätserzeugung … 1 113 143 1,3% 14 91,2%<br />

Gew. v. Steinen <strong>und</strong> Erden … 149 053 0,2% 15 91,4%<br />

Recycling 80 245 0,1% 16 91,5%<br />

* nur ausgewiesene Branchen, aufgr<strong>und</strong> einer tieferen Gliederung wird hier beispielsweise die Metallindustrie in<br />

zwei Branchen (Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung) aufgeführt<br />

Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik NRW, eigene Berechnungen<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 25


TOUR ZUR WIRTSCHAFT VOR ORT<br />

Modernität <strong>und</strong><br />

Vielfalt überrascht<br />

Spannende Wirtschaft: Zum dritten Mal organisierte die<br />

Vestische Gruppe der IHK Münster in Gelsenkirchen die<br />

„Tour zur Wirtschaft vor Ort“. <strong>Wirtschafts</strong>vertreter, Journalisten,<br />

Politiker <strong>und</strong> Behördenleiter lernten dabei mittelständische<br />

Unternehmen kennen, die für Strukturwandel<br />

<strong>und</strong> Modernität in der Emscher-Lippe-Region<br />

stehen.<br />

Den Auftakt bildete die Recklinghäuser<br />

Hosch Fördertechnik GmbH als innovativer<br />

<strong>und</strong> weltweit agierender Betrieb<br />

des industriellen Mittelstandes. Auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage von patentierten Entwicklungen<br />

vor allem des Gründers Hans-<br />

Otto Schwarze vertreiben 90 Mitarbeiter<br />

in Deutschland Lamellen-Gurtabstreifer<br />

<strong>und</strong> bieten den K<strong>und</strong>en flexiblen technischen<br />

Service. Der ursprüngliche Bergbauzulieferer<br />

bedient heute alle Branchen,<br />

in denen Gurtförderbänder im<br />

Einsatz sind. Weltweit werden 250 Mitarbeiter<br />

in Tochtergesellschaften auf allen<br />

Kontinenten beschäftigt. Damit ist<br />

Hosch auf diesem Spezialmarkt ein<br />

„Global Player“ <strong>und</strong> bedient sich dabei<br />

modernster Kommunikationstechnik.<br />

So hatte die Besuchsgruppe auch Gelegenheit,<br />

den Geschäftsführer von Hosch<br />

UK per Videokonferenz direkt nach den<br />

26 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

Marktbedingungen in Großbritannien<br />

zu befragen.<br />

Geschäft mit Noten<br />

Der Iris-Musik-Verlag, ebenfalls mit Sitz<br />

im Recklinghäuser Gewerbegebiet „Am<br />

Stadion“, war zweite Station. Das musikbegeisterte<br />

Familienunternehmen versorgt<br />

weit über Deutschland hinaus<br />

Chöre mit Noten. Günter Isenburg verlegt<br />

seit vielen Jahren Werke „seiner“<br />

Komponisten von Chormusik, unter ihnen<br />

der besonders erfolgreiche Otto<br />

Groll. Sein größtes Problem: Raubkopien.<br />

Die Herstellung würde als Kavaliersdelikt<br />

angesehen, verursache aber<br />

einen erheblichen wirtschaftlichen<br />

Schaden, so Isenburg.<br />

Mit den wechselnden Modebedürfnissen<br />

des Endverbrauchers planen <strong>und</strong> da-<br />

Fußballstadion <strong>und</strong> Opernbühne: Beeindruckt zeigen sich die Teilnehmer von den<br />

Dimensionen <strong>und</strong> der Multifunktionalität der Arena „AufSchalke“.<br />

bei scharf kalkulieren muss die Verholt<br />

GmbH im Industriegebiet Herten Süd.<br />

Sie stellt Multifunktions-Sofas, Polstersessel<br />

<strong>und</strong> Matratzen für den „kleinen<br />

Geldbeutel“ her. Auch dieser Mittelstandsbetrieb,<br />

der 80 Beschäftigten Arbeit<br />

bietet, wurde von den wenigsten<br />

Mitgliedern der Besuchergruppe in der<br />

Region vermutet. Die Möbelbranche leidet<br />

momentan unter einer auffälligen<br />

Kaufzurückhaltung des verunsicherten<br />

Verbrauchers, erklärte der Unternehmenssprecher.<br />

Besondere Anstrengungen<br />

im Produktbereich <strong>und</strong> Sonderaktionen<br />

seien daher gefragt.<br />

300 Arbeitsplätze „AufSchalke“<br />

Ein mittelständischer Betrieb entsteht<br />

auch „AufSchalke“. Die neue Arena, die<br />

den Strukturwandel im nördlichen<br />

Ruhrgebiet geradezu symbolisiert, bietet<br />

künftig 300 Beschäftigten Arbeit. Beeindruckend<br />

zeigten sich die Tour-Teilnehmer<br />

von der Multifunktionalität der fast<br />

fertigen Arena, die Fußballstadion <strong>und</strong><br />

Opernbühne sein kann.<br />

Dass inhabergeführte Handelsbetriebe<br />

dem Einzelhandels-Gigantismus der<br />

Hellweg-Zone à la CentrO (Oberhausen),<br />

Multicasa (Duisburg) oder Ufo (Dortm<strong>und</strong>)<br />

durchaus Konkurrenz machen<br />

<strong>und</strong> so die Attraktivität der Mittelzentren<br />

des Vestes steigern, erfuhren die<br />

Tour-Teilnehmer in der Fußgängerzone<br />

in Gelsenkirchen-Buer. So stattete Marina<br />

Karmanova die Besuchergruppe in<br />

ihrem Geschenkeartikelgeschäft mit originellen<br />

amerikanischen Ballons aus,<br />

die für K<strong>und</strong>en auch zur Veranstaltungsdekoration<br />

individuell arrangiert werden<br />

können. Nicht weit entfernt in der<br />

fußläufigen Zone der Bueraner Innenstadt<br />

hat Juweliermeister Alfred Weber<br />

in einem freigewordenen Geschäftslokal<br />

erfolgreich ein Trendgeschäft namens<br />

„Luxus“ etabliert. Die Dekoration macht<br />

hier den Uhren- <strong>und</strong> Modeschmuckkauf<br />

fast zu einem Kunsterlebnis. Nicht zuletzt<br />

war es auch eine Mittelstandsinitiative,<br />

die zum Bau der neuen Markthalle<br />

in Buer geführt hat. Die besonderen Lebensmittelspezialitäten<br />

gepaart mit Gastronomieangeboten<br />

der geselligen Art<br />

werden von der Bevölkerung gut angenommen.<br />


28 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

RABATTGESETZ VOR DEM AUS<br />

Einzelhandel wird<br />

nicht zum Bazar<br />

Für das Rabattgesetz läuteten bereits 1994 die Totenglocken.<br />

Zu früh, wie sich herausstellte. Jetzt aber<br />

scheint tatsächlich die letzte St<strong>und</strong>e des Rabattgesetzes<br />

inklusive Zugabenverordnung geschlagen zu haben,<br />

denn Regierung <strong>und</strong> große Teile der Opposition sind<br />

sich einig über die Abschaffung. Was das bedeutet,<br />

darüber informierten sich über 100 Einzelhändler in<br />

der IHK Münster.<br />

Während Dr. Axel Koblitz vom Deutschen<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelstag über<br />

die neuen rechtlichen Grenzen <strong>und</strong><br />

Spielräume berichtete, zeigte Dr. Peter<br />

Kenning von der Universität Münster<br />

Marketingstrategien auf, mit denen sich<br />

auch mittelständische Einzelhändler auf<br />

die Veränderungen vorbereiten können.<br />

„Um es vorwegzunehmen: Die langfristigen<br />

Folgen werden weitaus geringer<br />

sein, als viele derzeit denken“, beruhigte<br />

er die Einzelhändler. Basarähnliche Zustände<br />

an den Kassen seien auf Dauer<br />

nicht zu erwarten. Denn: Der Preis sei<br />

nicht der zentrale Bestandteil im Marketing-Konzept<br />

kleiner <strong>und</strong> mittelständischer<br />

Händler. „Vielmehr ist es die überlegene<br />

Leistung, die diese Handelskonzepte<br />

kennzeichnet“, so Kenning. Diese<br />

äußert sich nach Meinung des Referenten<br />

in vielen Dingen: Zum Beispiel im<br />

Sortiment, das auf die Besonderheiten<br />

der lokalen K<strong>und</strong>schaft ausgerichtet ist.<br />

Oder aber darin, dass die Verkäuferin<br />

auch ohne heimlichen Blick auf die EC-<br />

Karte die K<strong>und</strong>en mit Namen kennt <strong>und</strong><br />

ansprechen kann. All diese Dinge können<br />

die großen Handelssysteme nicht<br />

leisten. Sie benötigen den niedrigen<br />

Preis, um K<strong>und</strong>en anlocken <strong>und</strong> auch<br />

halten zu können.<br />

Bumerang Payback-Card<br />

Es könne insofern nicht verw<strong>und</strong>ern,<br />

dass die Idee, „Verhandlungsneurotikern“<br />

bereits im Vorfeld mittels Payback-Card<br />

den Wind aus den Segeln zu<br />

nehmen, gerade von diesen großen<br />

Handelsunternehmen stammt. Der<br />

Warenhausriese Karstadt mit einer<br />

K<strong>und</strong>enkarte, die über fünf Millionen<br />

Menschen nutzen, könne dem Fall des<br />

Über 100 Einzelhändler informierten sich in der IHK über mögliche Auswirkungen der<br />

geplanten Abschaffung des Rabattgesetzes. Fotos: Krüdewagen<br />

Fürchtet nicht um die Konkurrenzfähigkeit<br />

des Einzelhandels, wenn das Rabattgesetz<br />

fällt: Dr. Peter Kenning.<br />

Rabattgesetzes zumindest technisch gelassen<br />

entgegensehen. Die ökonomischen<br />

Konsequenzen dieser technischen<br />

Gelassenheit können jedoch fatal sein,<br />

so Kenning: „Das Ziel der Essener ist, die<br />

K<strong>und</strong>enkarte mittels starker Kooperationspartner<br />

an r<strong>und</strong> 20 Millionen K<strong>und</strong>en<br />

zu vermitteln. Würde jeder dieser<br />

K<strong>und</strong>en künftig nur zehn DM am<br />

Jahresende erstattet bekommen – dafür<br />

müsste jeder r<strong>und</strong> 330 DM Umsatz mit<br />

der Karte machen – dürfte das Traditionsunternehmen<br />

200 Millionen DM<br />

an seine K<strong>und</strong>en überweisen! Zum Vergleich:<br />

Der Jahresüberschuss des gesamten<br />

Konzerns betrug im Geschäftsjahr<br />

1999 gut 400 Millionen DM.“<br />

Rechtzeitig einstellen<br />

Kurzfristig dürfte der Fall des Rabattgesetzes<br />

einen Einfluss auf das Kaufverhalten<br />

bestimmter K<strong>und</strong>engruppen haben.<br />

Kleine <strong>und</strong> mittelständische Händler,<br />

die in diesen Sog geraten könnten, sollten<br />

sich daher rechtzeitig auf die mit der<br />

Umstellung zu erwartenden Schwierigkeiten<br />

einstellen, rät Kenning. Um diese<br />

abschätzen zu können, sollten sie die<br />

folgenden Fragen diskutieren:<br />

� Welche Profitvermutung haben die<br />

K<strong>und</strong>en? Vermuten sie, dass das Unternehmen<br />

hohe Gewinne erwirtschaftet,<br />

werden sie versuchen, Rabatte<br />

zu erhalten.<br />

� Wie stark sind die K<strong>und</strong>en bereits<br />

thematisch sensibilisiert? Sind sie<br />

durch Wettbewerber oder Medien auf<br />

das Thema aufmerksam gemacht<br />

worden, werden sie vermutlich versuchen,<br />

die Preise durch Verhandlungen<br />

zu drücken.


� Wie austauschbar sind die Leistungen<br />

aus Sicht der K<strong>und</strong>en? Wenn der<br />

K<strong>und</strong>e letztlich an jeder Ecke die gleiche<br />

Ware erhalten kann, ist der Preis<br />

als Entscheidungskriterium besonders<br />

wichtig.<br />

� Wie hoch ist der Durchschnittsbon?<br />

Hohe Durchschnittsbons lassen relative<br />

Nachlässe absolut gesehen<br />

lohnenswert erscheinen.<br />

Gegenmaßnahmen<br />

Händler sollten sich darauf einstellen,<br />

dass ihre K<strong>und</strong>en versuchen, aus dem<br />

Wegfall der beiden Normen einen Vorteil<br />

zu ziehen. Um die Reibungsverluste<br />

zu minimieren, schlägt Kenning folgende<br />

Abwehrmaßnahmen vor:<br />

� Eine erste Gegenmaßnahme sind die<br />

bereits erwähnten K<strong>und</strong>enkarten: Ein<br />

sinnvoller Weg, um hohe Kosten zu<br />

vermeiden, sind Kooperationsmodelle.<br />

Als Kooperationspartner kommen,<br />

wie beim „Bocholter Modell“,<br />

andere Händler vor Ort in Betracht.<br />

� Ein zweiter Weg, um die Risiken des<br />

Wegfalls zu minimieren, ist, die K<strong>und</strong>en<br />

rechtzeitig <strong>und</strong> umfassend über<br />

das Verhalten nach dem Fall des<br />

Rabattgesetzes zu informieren. Eine<br />

Orientierungshilfe bei Entwicklung<br />

adäquater Maßnahmen der K<strong>und</strong>enprädisposition<br />

bieten aktuelle Informationskampagnen<br />

zur Euro-Einführung.<br />

� Im Hinblick auf die Beeinflussung des<br />

K<strong>und</strong>enverhaltens spielen auch die<br />

Verkäufer eine zentrale Rolle. Die<br />

Verkäuferschulung ist daher zentraler<br />

Bestandteil jedes Marketing-Konzeptes<br />

für die Übergangsphase.<br />

� Händler, denen es gelingt, Preisehrlichkeit<br />

zu vermitteln, werden auf<br />

Dauer kaum K<strong>und</strong>en verlieren. Die<br />

Zeit, um heraus zufinden, welcher<br />

Händler wann <strong>und</strong> für welchen Einkauf<br />

am günstigsten ist, werden viele<br />

K<strong>und</strong>en auf Dauer nicht aufbringen<br />

wollen oder können.<br />

Kennings Fazit: „Der Fall von Rabattgesetz<br />

<strong>und</strong> Zugabeverordnung wird nicht<br />

alle Händler gleich stark treffen. Große<br />

Teile der kleinen <strong>und</strong> mittelständischen<br />

Handelslandschaft werden die Umstellung<br />

unbeschadet überstehen. Für<br />

Händler, die nicht deutlich als Leistungsführer<br />

positioniert sind, wird sich<br />

der Wettbewerb aber verschärfen.“ ■<br />

Informationen:<br />

www.ihk-muenster.de/handel<br />

Matheknobelei:<br />

Gute Rechner sind<br />

selten arbeitslos<br />

Mit ihnen kann man auch in Zukunft rechnen,<br />

mit den 44 Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern, die im Finale des zweiten<br />

Mathematikwettbewerbs der Hauptschulen<br />

im Regierungsbezirk Münster standen.<br />

Schließlich haben sie sich mit ihren elf<br />

Teams gegen harte Konkurrenz durchgesetzt.<br />

Insgesamt kämpften 92 der 120<br />

Hauptschulen des Münsterlandes <strong>und</strong> der<br />

Emscher-Lippe-Region in zwei Vorr<strong>und</strong>en<br />

um den Einzug in die Endr<strong>und</strong>e der „Matheknobelei“,<br />

mit der die Hauptschullehrer<br />

ihre Schüler dazu motivieren möchten,<br />

sich stärker für mathematische Fragestellungen<br />

zu interessieren <strong>und</strong> den Spaß an<br />

der Mathematik zu entdecken.<br />

„Das ist ganz im Interesse der regionalen<br />

Wirtschaft“, begründet der für Bildung zuständige<br />

IHK-Geschäftsführer Wolfgang<br />

Verst, warum „insbesondere die IHK<br />

Münster von Anfang an die Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Zielrichtung dieses Vorhabens tatkräftig<br />

unterstützt hat“, wie die Organisatoren<br />

um Lehrer Hermann Schmid aus Datteln<br />

öffentlich unterstrichen. Zu den Sponsoren<br />

gehören auch die GAD – Gesellschaft<br />

für automatische Datenverarbeitung<br />

(Münster), die Firma Kaldewei (Ahlen) <strong>und</strong><br />

die Humana Milchunion (Everswinkel).<br />

„Wir sponsern den Mathematik-Wettbewerb<br />

der Hauptschulen als vorbildliche Ak-<br />

MATHEWETTBEWERB<br />

tion, weil die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer damit<br />

ein deutliches Zeichen setzen, dass sie<br />

sich für verbesserte Mathematikkenntnisse<br />

engagieren“, so Verst. Die IHK mahne beispielsweise<br />

durch den Berufseinsteigertest<br />

nicht nur bessere Kenntnisse von Schulabgängern<br />

an, sondern unterstütze auch positive<br />

Initiativen. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit<br />

auf dem Gebiet der Mathematik<br />

sei für die Unternehmen von f<strong>und</strong>amentalem<br />

Interesse. Aber gute Mathekenntnisse<br />

seien letztlich für die gesamte<br />

Volkswirtschaft von Vorteil, sondern auch<br />

für die berufliche <strong>und</strong> persönliche Karriere.<br />

Eine OECD-Studie von 1998 zeige, dass<br />

gute Rechner seltener arbeitslos seien <strong>und</strong><br />

bessere Verdienstmöglichkeiten hätten.<br />

Für die jungen Finalteilnehmer lag jedoch<br />

noch eines näher: der Spaß an der Matheknobelei<br />

<strong>und</strong> die attraktiven Preise, die vor<br />

allem für eine bessere Ausrüstung der<br />

Schulen mit Lernsoftware <strong>und</strong> didaktischen<br />

Medien sorgten. Das letztendlich<br />

beste Team stellte die Friedensschule<br />

Wettringen, die sich gegen die zehn Mitbewerber<br />

durchsetzte. Platz zwei ging an<br />

die Käthe-Kollwitz-Hauptschule in Beckum,<br />

Platz drei an die Dietrich-Bonhoeffer-<br />

Hauptschule in Dorsten, die sich in einem<br />

spannenden Kopfrechnen-Duell gegen die<br />

Hauptschule „Hinter den drei Brücken“<br />

aus Warendorf durchsetzte. (krü)<br />

Claudia Rengers, Benedikt Ewering, Jan Leiß <strong>und</strong> Dirk Sanders von der Friedensschule<br />

Wettringen freuten sich gemeinsam mit Schulleiter Fritz Ridder (M.) über den ersten Platz<br />

beim Mathe-Wettbewerb der Hauptschulen. Foto: Krüdewagen<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 29


30 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

VERNETZTE WIRTSCHAFT<br />

Einkaufspool lässt<br />

Preise purzeln<br />

Was haben ein Textilhersteller, eine Molkerei <strong>und</strong> ein<br />

Maschinenbauer gemeinsam? Eine ganze Menge, wie<br />

das Beispiel Coesfeld beweist: Denn Büroartikel, Verpackung<br />

oder Strom benötigt jede Branche. Was liegt<br />

näher, als sich zusammenzuschließen, um durch große<br />

Bestellungen kleine Preise zu erzielen? Zwölf Coesfelder<br />

Firmen haben diese Idee in die Praxis umgesetzt.<br />

„Miteinander – füreinander: Dieser Gr<strong>und</strong>satz liegt dem<br />

Einkaufspool zu Gr<strong>und</strong>e“, erläutert Klaus Vollenbröker,<br />

Geschäftsführer der Elvo-Werke.<br />

Die Notwendigkeit zu kooperieren ist<br />

größer denn je. Globalisierung <strong>und</strong><br />

neue Kommunikationstechnologien bedeuten<br />

für die heimische Wirtschaft einerseits<br />

eine Herausforderung, andererseits<br />

eröffnen sie viele Chancen.<br />

„Die eigenen Stärken, die in Vernetzungen<br />

liegen, werden viel zu wenig berücksichtigt“,<br />

hat Vollenbröker festgestellt.<br />

Elvo dagegen geht mit elf Firmen aus<br />

der Nachbarschaft den Weg einer strategischen<br />

Allianz – mit beachtlichem Erfolg.<br />

Seit 1997 besteht die Einkaufskooperation.<br />

„Auf mehrere Millionen DM“<br />

beziffert der Elvo-Geschäftsführer den<br />

Spar-Effekt, den die zwölf beteiligten<br />

Unternehmen durch ihre Zusammenarbeit<br />

erzielt haben. Mit im Boot sitzen<br />

neben dem Textilunternehmen sowie<br />

der erwähnten Molkerei <strong>und</strong> den Maschinenbauern<br />

unter anderem ein Farb<strong>und</strong><br />

ein Betonwerk, ein Chemieunternehmen,<br />

eine Baustoff-Firma <strong>und</strong> ein<br />

Entsorger.<br />

Viel Geld gespart<br />

Die Bestellung von Kartonagen war der<br />

erste Test für den Einkaufspool. Zwar<br />

benötigt nicht jeder Betrieb die gleiche<br />

Größe, Stärke oder Qualität. „Doch es<br />

gelang uns, einen gemeinsamen Nenner<br />

zu finden“, blickt Klaus Vollenbröker<br />

zurück. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage verhandel-<br />

Auch bei der Bestellung von Kartonagen schöpfen Elvo-Geschäftsführer Klaus Vollenbröker<br />

<strong>und</strong> Einkaufsleiter Detlev Giebel aus der Kraft des Pools. Gemeinsam ließen sich hier deutlich<br />

günstigere Preise aushandeln. Foto: Hertel<br />

ten die zwölf Coesfelder gemeinsam mit<br />

dem Hersteller der Kartonagen. „Der<br />

Großauftrag brachte uns eine Ersparnis<br />

von 30 000 DM in einem Jahr“, erklärt<br />

er. Andere Mitglieder der Kooperation<br />

hatten am Jahresende gar einen sechsstelligen<br />

Betrag zusätzlich in der Kasse.<br />

Der Erfolg ermunterte zu weiteren Einkaufstouren.<br />

Gemeinsam wurde ein<br />

Telefonanbieter gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en.<br />

„Das Auftragsvolumen von Elvo allein<br />

summierte sich auf r<strong>und</strong> 12 000 DM<br />

monatlich“, erklärt Klaus Vollenbröker.<br />

Zu zwölft komme man aber nun auf<br />

über 100 000 DM. „Dadurch gewinnen<br />

wir eine ganz andere Stellung“, betont<br />

Die Unternehmen im<br />

Coesfelder Einkaufspool:<br />

● Privat-Molkerei Borgmann GmbH<br />

& Co. KG<br />

● Coelan Flüssigkunststoffe GmbH<br />

& Co. KG<br />

● ELVO-Werke Vollenbröcker GmbH<br />

& Co.<br />

● Hupfer Metallwerke GmbH & Co.<br />

● Betonwerke Klostermann GmbH<br />

& Co. KG<br />

● Rethmann Entsorgungswirtschaft<br />

GmbH & Co. KG (Region West)<br />

● Farbwerke J. W. Ostendorf GmbH<br />

& Co. KG<br />

● Maschinenfabrik Thies GmbH & Co.<br />

● Ernsting’s GmbH & Co.<br />

● Maschinenbau Scholz GmbH & Co.<br />

● Generalbauunternehmen Voss <strong>und</strong><br />

Graue GmbH & Co. KG<br />

● Westfleisch Vieh- <strong>und</strong> Fleischzentrale<br />

eG


er. Auch der Strombedarf wurde gebündelt.<br />

„Da haben wir deutliche Vorteile<br />

ausgehandelt“, so Detlev Giebel, Einkaufsleiter<br />

bei Elvo. Von Bleistiften über<br />

Leihwagen <strong>und</strong> Tankkarten bis zu Botendiensten<br />

– im Einkaufspool ließen<br />

sich stets die günstigeren Preise aushandeln.<br />

Angebote im Ausland einholen<br />

Doch nicht immer machen es die Anbieter<br />

den Coesfeldern einfach. Sie übernehmen<br />

das erfolgreiche Kooperations-<br />

Konzept, vereinbaren untereinander<br />

eine feste Linie <strong>und</strong> gehen vom Preis<br />

nicht herunter. „Dann müssen wir andere<br />

Wege gehen, zum Beispiel über das<br />

Internet Angebote ausländischer Anbieter<br />

einholen“, so Klaus Vollenbröker.<br />

Auf das Einkaufen im World Wide Web<br />

bereiten sich die zwölf Einkaufsleiter<br />

derzeit in Seminaren vor.<br />

Die Zusammenarbeit erschöpft sich<br />

mittlerweile längst nicht mehr nur im<br />

Einkauf. Gemeinsame Schulungen zu<br />

Themen wie Datenverarbeitung oder<br />

b2b-Projekte sind ebenso das Ergebnis<br />

der Kooperation wie Ausbildungsinitiativen.<br />

Mit relativ geringem Aufwand<br />

wird viel erreicht: „Viermal im Jahr<br />

kommen die Einkaufsleiter zusammen,<br />

besprechen unsere Ziele <strong>und</strong> bestimmen<br />

einen Projektmanager“, erklärt Detlev<br />

Giebel. Der handelt mit den Anbietern<br />

die Konditionen aus <strong>und</strong> unterrichtet<br />

seine Kollegen über die Ergebnisse.<br />

Wichtiger noch sind die kurzen Kommunikationswege.<br />

„Wir können uns jederzeit<br />

austauschen“, betont er. Auch<br />

dadurch gewinnt der Einkaufspool an<br />

Wert für die Unternehmen. „Der freie,<br />

kreative Austausch von Informationen<br />

gab schon oft den Anstoß, neue Ideen<br />

Gute Verbindung geglückt<br />

In fast allen Branchen befürchtet der<br />

klassische Facheinzelhandel von den<br />

großen Internet-Shops <strong>und</strong> -Portalen<br />

ausgebootet zu werden. Der Wettbewerb<br />

zwischen den Vertriebsformen<br />

wird zum Teil hart ausgetragen. Ganz<br />

anders läuft es bei einem der führenden<br />

Internet-Portale im Zoo-Fachhandel.<br />

Hier hat sich ein Internet-Anbieter<br />

etabliert, der ein richtungweisendes<br />

Konzept als „Online-Verb<strong>und</strong>-Marketing“<br />

einführte.<br />

Das Internetportal „www.ZooNetz.de“<br />

betreibt einen Online-Shop, an dem<br />

b<strong>und</strong>esweit Facheinzelhändler der Zoofachbranche<br />

umsatzmäßig beteiligt<br />

werden. Dabei bekommt jeder der angeschlossenen<br />

Fachhändler für Heimtierbedarf<br />

seinen „eigenen“ kompletten<br />

Internetauftritt inklusive aller Info- <strong>und</strong><br />

Shopseiten. Bei seinem Internetauftritt<br />

inklusive Shop muss sich der Einzel-<br />

zu verfolgen“, hat der Elvo-Einkaufschef<br />

festgestellt.<br />

Vertrauensbasis notwendig<br />

Auf die Größe des Unternehmens<br />

kommt es für den Erfolg nicht an. „Das<br />

Miteinander der Menschen ist das Entscheidende“,<br />

weiß Klaus Vollenbröker.<br />

Wer nur auf den eigenen Vorteil zielt,<br />

wird kaum erfolgreich eine Kooperation<br />

eingehen können. Das notwendige Vertrauen<br />

war bei den Coesfelder Unternehmen<br />

durch jahrelange Kontakte gegeben.<br />

Kamingespräche im privaten<br />

VERNETZTE WIRTSCHAFT<br />

händler nicht um die Distribution kümmern,<br />

denn diesen Bereich übernimmt<br />

die Zoonetz.de in Trittau bei Hamburg<br />

als Dienstleister mit einem Zoofach-<br />

Großhandel. Kauft ein Endverbraucher<br />

im Onlineshop, wird jeweils der Fachhändler<br />

zugeordnet, dessen Postleitzahl<br />

dem K<strong>und</strong>en am nächsten liegt. Damit<br />

ist eine sichere Abrechnung der Provisionsumsätze<br />

gewährleistet. So verhindert<br />

Zoonetz.de, dass Umsätze, die<br />

zunehmend auch online abgewickelt<br />

werden, nur in den Vertriebskanälen<br />

großer, finanzstarker Unternehmen verschwinden.<br />

Das ZooNetz-Konzept gewährleistet für<br />

die angeschlossenen Fachhändler, dass<br />

sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren<br />

können <strong>und</strong> trotzdem in einem<br />

überschaubaren Kostenrahmen eine<br />

h<strong>und</strong>ertprozentige professionelle Internetpräsenz<br />

erhalten.<br />

Rahmen <strong>und</strong> gemeinsames Engagement<br />

im Stadtmarketing gingen dem Einkaufspool<br />

voraus. Im Laufe der Zeit<br />

wuchs der Gedanke, durch Zusammenarbeit<br />

Vorteile zu erwirtschaften. „Alte<br />

Denkschablonen mussten vorher über<br />

Bord geworfen werden“, sagt Klaus Vollenbröker.<br />

Eine gemeinsame Einsicht<br />

trug dazu bei, dass die wenigen Hürden<br />

nach <strong>und</strong> nach abgebaut wurden <strong>und</strong><br />

die Kooperation gelang: „Die Zeit war<br />

einfach reif dafür.“<br />

Tobias Hertel<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 31


ADRESSBUCHSCHWINDEL<br />

„Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“<br />

wollte abkassieren<br />

Das Angebot schien seriös: Mit einer Anzeige in einer<br />

Polizeizeitschrift sollten Unternehmer im Kampf gegen<br />

Kindesmissbrauch helfen. Der Anrufer meldete sich im<br />

Auftrag der „Polizeibasisgewerkschaft“ – <strong>und</strong> wer würde<br />

schon einem „Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“ misstrauen? Tatsächlich<br />

hat diese Organisation mit der Polizei nichts zu tun,<br />

<strong>und</strong> wer das Angebot annahm, dem kam es teuer zu<br />

stehen. Merkwürdige Geschäftspraktiken dieser Art <strong>und</strong><br />

Betrugsfälle häufen sich warnt die IHK Münster.<br />

Auch bei Günther Bußmann rief der obskure<br />

Anzeigenwerber zunächst an <strong>und</strong><br />

faxte danach ein Formular. Der Geschäftsführer<br />

von Savi-Möbel in Vreden<br />

verzichtete aber auf eine Unterschrift<br />

<strong>und</strong> sparte viel Geld <strong>und</strong> Nerven. „Da<br />

wären einige tausend Mark zusammengekommen“,<br />

stellte er<br />

beim zweiten Hinsehen<br />

fest. Denn er sollte laut<br />

Vertrag nicht eine Annonce,<br />

sondern eine<br />

ganze Serie von bis zu 18<br />

Anzeigen schalten. Bekannt<br />

sind die Methoden<br />

der Polizeibasisgewerkschaft<br />

auch beim Deutschen<br />

Schutzverband gegen<strong>Wirtschafts</strong>kriminalität<br />

(DSW) in Bad Homburg.<br />

„Deren Publikation<br />

ist eine reine Werbebroschüre“,<br />

urteilt Rechtsanwalt<br />

Peter Solf. Abkassie-<br />

ren sei das Ziel.<br />

10 000 DM Schaden<br />

Dass ein Prozess gegen diese Machenschaften<br />

allerdings seine Tücken hat,<br />

weiß Nicole Wenning. Die Rechtsanwältin<br />

aus Burgsteinfurt vertritt fast 30 Firmen<br />

aus der Region, die auf die Polizeibasisgewerkschaft<br />

hereingefallen<br />

sind. Tatsächlich hatten sie, ohne es zu<br />

merken, Aufträge für zwölf oder 18 Anzeigen<br />

erteilt – Kostenpunkt: bis zu<br />

10 000 DM.<br />

Günther Bußmann entdeckte den entsprechenden<br />

Abschnitt im Vertrag<br />

rechtzeitig <strong>und</strong> ging zur Polizei in<br />

Vreden. „Die Beamten sagten, das sei<br />

eine Sauerei“, erzählt er. Unternehmen<br />

32 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

könnten sie dagegen allerdings nicht<br />

viel. „Eine Täuschung ist nicht nachweisbar“,<br />

so Nicole Wenning. Zivilprozesse<br />

vor dem Amtsgericht Hamburg<br />

habe die Organisation „in Serie gewonnen“.<br />

Die Unternehmen aus dem Münsterland<br />

kamen dabei noch mit einem<br />

Vor vielfältigen Formen des Adressbuchschwindels warnt die<br />

IHK Münster. Foto: Krüdewagen<br />

blauen Auge davon. „Wir haben eine Einigung<br />

erreicht, dass sie nur gut 45 Prozent<br />

der Rechnung bezahlen müssen“,<br />

berichtet die Anwältin. Der schnelle<br />

Vergleich läge im Interesse der Polizeibasisgewerkschaft,<br />

die negative Meldungen<br />

scheue.<br />

Verträge genau lesen<br />

„Kaufleute sollten genau lesen, was ins<br />

Haus kommt“, rät auch Adolf Vogel, bei<br />

der IHK Münster zuständig für Fragen<br />

des unlauteren Wettbewerbs. Doch auch<br />

wenn ein Vertrag unterschrieben sei,<br />

helfe die IHK. „Wir fragen beim DSW in<br />

Bad Homburg nach, ob bereits ein Ver-<br />

fahren läuft“, erklärt er. Daran könne<br />

sich der Unternehmer anhängen, die<br />

Klage gewinne dadurch an Gewicht. „In<br />

der Regel kommt er aus dem Vertrag<br />

heraus“, sieht Vogel gute Chancen.<br />

Betrüger gehen immer trickreicher <strong>und</strong><br />

dreister vor. So erhielten mehrere h<strong>und</strong>ert<br />

Unternehmen Post von einem<br />

Rechtsanwalt, der den Leipziger Unternehmerförderverband<br />

vertreten will. Da<br />

die Firmen nicht ihrer Pflicht nachgekommen<br />

seien, ihren Jahresabschluss<br />

am Handelsregister offenzulegen, droht<br />

er mit gerichtlichen Schritten. Durch<br />

Überweisung von 295,85 DM könne das<br />

„Streitverhältnis“ außergerichtlich bereinigt<br />

werden. Die IHK warnt davor,<br />

dieser Aufforderung nachzukommen.<br />

„Zwar besteht die Verpflichtung zur<br />

Offenlegung tatsächlich“, erklärt IHK-<br />

Geschäftsführer Peter Schnepper, zuständig<br />

für Wettbewerbsrecht. „Doch<br />

weder der Verband noch sein Anwalt<br />

haben ein Recht zur Abmahnung“.<br />

Amtlicher Touch<br />

Ein weiteres, besonders dreistes Beispiel:<br />

Ein „Datenzentralregister“ aus Berlin<br />

schrieb zahlreiche Unternehmen in der<br />

Region an <strong>und</strong> warnte sie vor „Geschäftemacherei<br />

mit der Handelsregistereintragung“.<br />

„Zahlen Sie nur den ausgewiesenen<br />

Betrag des Datenzentralregisters<br />

von 870 DM“, empfehlen die Verfasser<br />

des scheinbar amtlichen Schreibens. Ein<br />

Überweisungsträger lag bei. „Diese<br />

Rechnung entbehrt jeglicher Gr<strong>und</strong>lage“,<br />

warnt Peter Schnepper auch hier<br />

davor, der Aufforderung nachzukommen.<br />

Eine ebenso altbekannte wie unseriöse<br />

Form der Geschäftemacherei pflegen<br />

Verlage, die Firmen die Aufnahme in<br />

Adressbücher anbieten. „Etwa 40 dieser<br />

Verlage reiten auf dieser krummen<br />

Tour“, so Adolf Vogel. Oft sind deren<br />

Anschreiben aufgemacht wie Rechnungen.<br />

Der Empfänger erhält so den Eindruck,<br />

er stehe bereits in einem Vertragsverhältnis<br />

<strong>und</strong> sei zur Zahlung verpflichtet.<br />

„Tatsächlich handelt es sich<br />

lediglich um Angebote“, betont Vogel.<br />

Und die gehören in den Papierkorb.<br />

Tobias Hertel


KULTUR<br />

SPIEGEL<br />

Artothek<br />

bringt Schulkunst<br />

unters Volk<br />

Die Schülerfirma „Artothek –<br />

jüngste Künste unterwegs –<br />

e.V.“ aus Münster bringt Schulkunst,<br />

Existenzgründung <strong>und</strong><br />

innovativen Unterricht unter<br />

einen Hut. Das Projekt brachte<br />

die Pädagogische Arbeitsstelle<br />

der Stadt Münster ins Rollen. In<br />

ihrer Ausstellungsreihe„Jüngste<br />

Künste“ präsentiert sie seit<br />

1995 regelmäßig Schulkunst<br />

aus Münsters Klassenzimmern.<br />

Und immer wieder fragten Besucher,<br />

ob sie die Grafiken,<br />

Zeichnungen <strong>und</strong> Skulpturen<br />

der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

kaufen oder wenigstens ausleihen<br />

könnten.<br />

Am Berufskolleg Adolph-Kolping-Schule<br />

taten sich ein Projektteam<br />

<strong>und</strong> zwölf motivierte<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus<br />

der Fachrichtung Gestaltungstechnische/r<br />

Assistent/in (GTA)<br />

zusammen, die Lust hatten,<br />

sich als Unternehmensgründer<br />

auszuprobieren.<br />

Das Prinzip der Artothek ist<br />

denkbar einfach: Schüler<br />

wählen Kunstwerke von<br />

Schülern aus <strong>und</strong> bieten diese<br />

in einer schuleigenen Galerie<br />

oder via Internet zur Ausleihe<br />

an – gegen eine kostendeckende<br />

Gebühr natürlich. Nachdem die<br />

Gründung mit Firmenlogo, Internetauftritt,Vertragsformularen<br />

<strong>und</strong> Finanzierungsplan angeschoben<br />

war, konnte die eigentliche<br />

Geschäftsidee weiter<br />

verfolgt werden. Dafür suchte<br />

das Artothek-Team in Münsters<br />

Schulen – von der Gr<strong>und</strong>schule<br />

bis zum Berufskolleg – nach<br />

Kunstwerken, die „am Markt“<br />

erfolgreich sein würden. Es galt,<br />

Kunstlehrerinnen <strong>und</strong> -lehrer<br />

für das Projekt zu gewinnen,<br />

Bilder zu fotografieren, zu katalogisieren<br />

<strong>und</strong> kunstvoll zu rahmen.<br />

Auf der Eröffnungsfeier<br />

konnten die Jungunternehmer<br />

gleich zwanzig Stammk<strong>und</strong>en<br />

gewinnen, als Mitglieder ihres<br />

eingetragenen Vereins. Und bereits<br />

14 Tage nach dem Start<br />

waren mehr als die Hälfte der<br />

150 Bilder verliehen: an Ärztinnen,<br />

Rechtsanwälte, Geschäftsleute<br />

<strong>und</strong> Privatpersonen.<br />

Kontakt:<br />

www.aks-artothek.de oder<br />

www.muenster.de/stadt/paed.<br />

Das versunkene Dorf im Steinfurter Tiggelsee ist ein Projekt auf der<br />

Skulptur-Biennale 2001 die im Kreis Steinfurt stattfindet. Zwölf<br />

Künstler wollen mit dauerhaft <strong>und</strong> frei installierten Werken den Blick<br />

schärfen für die Besonderheiten dieser Landschaft. Jeden zweiten Sonntag<br />

bis einschließlich Oktober bietet der Tecklenburger Land Tourismus<br />

e.V. geführte Busr<strong>und</strong>fahrten an. Informationen: Telefon (0 54 82)<br />

70-38 10, www.kreis-steinfurt.de.<br />

33 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

Musikfest geht<br />

über Grenzen<br />

Das 3. Europäische Musikfest<br />

Münsterland steht in diesem<br />

Sommer ganz im Zeichen niederländischer<br />

Musik, nachdem<br />

in den vergangenen zwei Jahren<br />

die baltischen Staaten <strong>und</strong><br />

Spanien vorgestellt wurden.<br />

Mit dem Programm wird in insgesamt<br />

12 Konzerten – davon<br />

vier vom 21. bis 24. Juni in Enschede<br />

<strong>und</strong> acht vom 17. bis<br />

26. August auf Schloss <strong>Nord</strong>kirchen<br />

– ein Ausschnitt aus fast<br />

500 Jahren Musikgeschichte<br />

mit Musik <strong>und</strong> Musikern aus<br />

den Niederlanden präsentiert.<br />

Der Repertoirebogen spannt<br />

sich von der Alten Musik mit<br />

dem heute schon legendären<br />

niederländischen Cembalisten<br />

Gustav Leonhardt bis zu zwei<br />

der bedeutendsten Komponisten<br />

der Gegenwart. Louis Andriessen<br />

als Vertreter der älteren<br />

<strong>und</strong> Theo Verbey als Vertreter<br />

der mittleren Komponisten-Generation<br />

der Niederlande konnten<br />

gewonnen werden. Außerdem<br />

wird das Nieuw Sinfonietta<br />

Amsterdam auftreten.<br />

Das Europäische Musikfest<br />

Münsterland hat in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal den Sprung<br />

über die Grenze gewagt <strong>und</strong> arbeitet<br />

eng mit der Saxion Musikhochschule<br />

Enschede zusammen.<br />

Wegen des Erfolgs der Konzerte<br />

der „Jungen Generation“ werden<br />

in diesem Jahr wieder drei<br />

KULTURSPIEGEL<br />

Weitere Kulturtipps im Juli:<br />

Nabucco<br />

Verdis Oper auf dem Marktplatz Stadtlohn<br />

12. Juli, 20.30 Uhr, Karten: Telefon (0 25 63) 40 31 03<br />

HAP Griehaber<br />

Ausstellung in der Kolvenburg Billerbeck<br />

bis 19. August, außer montags 10 bis 12.30 Uhr <strong>und</strong><br />

13.30 bis 17.30 Uhr<br />

Der Freiherr vom Stein <strong>und</strong> Cappenberg<br />

Ausstellung auf Schloss Cappenberg, Führungen sonntags,<br />

15.30 Uhr<br />

Um ein möglichst breites Spektrum der Kulturszene in der Region vorzustellen,<br />

bitten wir Sie, uns interessante kulturelle Projekte – Ausstellungen, Aufführungen,<br />

Konzerte, Veranstaltungen, aber auch Stiftungen, Dokumentationen u. a.<br />

– in Unternehmen oder von Unternehmern mitzuteilen.<br />

E-Mail: wirtschaftsspiegel@muenster.ihk.de<br />

Das Nieuw Sinfonietta Amsterdam<br />

bietet Kammermusik auf<br />

Topniveau. Foto: Borggreve<br />

solcher Aufführungen in <strong>Nord</strong>kirchen<br />

zu erleben sein. In einem<br />

Kinderkonzert wird eine<br />

Geschichte aus Brasilien erzählt,<br />

Musikinstrumente werden<br />

vorgestellt <strong>und</strong> die Kinder<br />

zum Mitmachen animiert.<br />

Programme, weitere Informationen<br />

<strong>und</strong> Karten gibt es beim<br />

Verkehrsverein <strong>Nord</strong>kirchen,<br />

Rathaus, Bohlenstraße 2, Telefon<br />

(0 25 96) 917-137 oder unterwww.kulturnetz.muensterland.com/EMM.<br />

Vorverkauf in<br />

Münster unter Telefon (02 51)<br />

5 92 52 52 oder (02 51) 5 67 54.<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 33


KARRIERE<br />

mit Lehre<br />

<strong>und</strong><br />

Weiterbildung<br />

34 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

BILDUNG<br />

Fragen zur Berufsbildung<br />

in Münster<br />

Telefon (02 51) 707-261<br />

Fax (02 51) 707-374<br />

E-Mail: sschulte@muenster.ihk.de<br />

in Gelsenkirchen<br />

Telefon (02 09) 388-205<br />

Fax (02 09) 388-499<br />

E-Mail: haemel@muenster.ihk.de<br />

in Bocholt<br />

Telefon (0 28 71) 99 03-15<br />

Fax (0 28 71) 99 03-30<br />

E-Mail: schwanitz@muenster.ihk.de<br />

Fragen zur Weiterbildung<br />

in Münster<br />

Telefon (02 51) 707-311<br />

Fax (02 51) 707-377<br />

E-Mail: akademie@muenster.de<br />

in Gelsenkirchen<br />

Telefon (02 09) 388-313<br />

Fax (02 09) 388-399<br />

E-Mail: hartung@muenster.ihk.de<br />

in Bocholt<br />

Telefon (0 28 71) 99 03-24<br />

Fax (0 28 71) 99 03-30<br />

E-Mail: huenting@muenster.ihk.de<br />

www.ihk-muenster.de<br />

IHK <strong>und</strong> hülsta qualifizieren<br />

gemeinsam Möbelverkäufer<br />

Kompetente Verkäufer machen<br />

in der Möbelbranche oft den<br />

entscheidenden Unterschied<br />

zum Konkurrenten aus. Die<br />

Akademie der Wirtschaft der<br />

IHK Münster <strong>und</strong> der Markenmöbel-Hersteller<br />

hülsta aus<br />

Stadtlohn bieten daher einen<br />

Lehrgang zur Einrichtungsfachkraft<br />

(IHK) an.<br />

Neue Perspektiven soll der<br />

Lehrgang vor allem Quereinsteigern<br />

eröffnen, über die die<br />

Möbelbranche auf Gr<strong>und</strong> ihres<br />

Bedarfes an Aushilfen oder Teilzeitkräften<br />

reichlich verfügt.<br />

Aber auch Vollzeitkräfte, die<br />

nach einer längeren Pause ins<br />

Arbeitsleben zurückgekehrt<br />

sind oder ursprünglich einen<br />

anderen Beruf erlernt haben,<br />

wünschten sich eine f<strong>und</strong>ierte<br />

Qualifizierung, so Seminarleiter<br />

Willi Kloos von hülsta. Zwei<br />

Lehrgänge wurden im Mai <strong>und</strong><br />

Juni mit 22 Teilnehmern abge-<br />

schlossen. Ein drittes Seminar<br />

läuft im Oktober <strong>und</strong> November,<br />

wiederum im hülsta-Schulungszentrum.<br />

„Wir sprechen<br />

aber nicht nur hülsta-Fachhändler<br />

an“, betont Kloos.<br />

Ausführlich werden im praktischen<br />

Teil der Bereich Materialk<strong>und</strong>e<br />

mit Oberflächenpflege,<br />

Holzwerkstoffen oder Furniertechniken<br />

behandelt. Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Planung stehen<br />

ebenso auf dem St<strong>und</strong>enplan<br />

wie die Gestaltung eines Wohnraumes.<br />

Dozenten der IHK vermitteln<br />

Gr<strong>und</strong>sätzliches zur<br />

Absatzwirtschaft, zum Kostenmanagement<br />

<strong>und</strong> zur Volks<strong>und</strong><br />

Betriebswirtschaft.<br />

Nach einem Abschlusstest erhalten<br />

die Teilnehmer ihr IHK-<br />

Zertifikat. Nähere Auskünfte:<br />

Stephan Hols, (02 51) 707-350,<br />

E-Mail: hols.ihk.muenster@<br />

t-online.de. Tobias Hertel<br />

FH bildet Lehrer für<br />

Berufsschule aus<br />

Die Westfälische Wilhelms-Universität<br />

(WWU) <strong>und</strong> die Fachhochschule<br />

(FH) Münster übernehmen<br />

b<strong>und</strong>esweit eine Vorreiterrolle.<br />

In einem Modellprojekt<br />

bilden sie gemeinsam ab dem<br />

kommenden Wintersemester Berufsschullehrer<br />

aus. Erstmals<br />

steigt damit eine Fachhochschule<br />

in die Lehramtsausbildung<br />

ein. Während an der Universität<br />

die klassischen allgemeinwissenschaftlichen<br />

Fächer<br />

<strong>und</strong> der erziehungswissenschaftliche<br />

Anteil gelehrt werden,<br />

übernimmt die Fachhochschule<br />

das jeweilige berufliche Fach mit<br />

der entsprechenden Fachdidaktik.<br />

„Mit diesem neuen Angebot<br />

reagieren FH <strong>und</strong> Uni auf einen<br />

Mangel“, so Prorektor Prof. Dr.<br />

Benno Biermann, von der FH,<br />

denn das Interesse, am Berufskolleg<br />

zu unterrichten, sei immer<br />

noch verhalten.<br />

Informationen:<br />

WWU, Heribert Woestmann,<br />

Telefon (02 51) 83-2 48 39;<br />

FH, Friedrich Telljohann,<br />

Telefon (02 51) 83-6 40 11.<br />

Die Auszubildenden von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Mit einer Übernahmequote von 80 Prozent trifft das bei Brillux seit Jahren zu.<br />

Aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet trafen jetzt am Hauptsitz in Münster 129 junge Menschen zusammen, die alle eines gemeinsam haben:<br />

Sie beginnen im Sommer 2001 ihre Berufsausbildung bei Brillux.<br />

....<br />

Brillux beschäftigt 323 Auszubildende<br />

Junge Menschen mit einer qualifizierten<br />

Ausbildung den Start<br />

in eine erfolgreiche berufliche<br />

Zukunft ermöglichen – ein<br />

Anspruch, dem der Farben<strong>und</strong><br />

Lacke-Hersteller Brillux,<br />

Münster, vorbildlich gerecht<br />

wird, wie auch mehrere IHK-<br />

Auszeichnungen bewiesen. In<br />

b<strong>und</strong>esweit 116 Niederlassungen<br />

<strong>und</strong> vier Produktionsstätten<br />

beschäftigt Brillux ab Som-<br />

....<br />

mer 2001 insgesamt 323 Auszubildende.<br />

Mit 129 Neueinstellungen<br />

steigert das Unternehmen<br />

in diesem Jahr seine<br />

Ausbildungsquote auf 16 Prozent.


B+K-Geschäftsführer Hartmut Scherf <strong>und</strong> Weihbischof Dr. Thissen unterschrieben im Beisein von IHK-<br />

Geschäftsführer Wolfgang Verst (v. l.) <strong>und</strong> B+K-Personalleiter Oswald Schöberl sowie Schulleiter Günter<br />

Witthake (2. Reihe v. l.) die Kooperationsvereinbarung. Foto: Krüdewagen<br />

Wirtschaft kommt<br />

ins Johanneum<br />

Die Bischof + Klein GmbH aus Lengerich (B + K) <strong>und</strong> das Gymnasium<br />

Johanneum aus Ostbevern haben eine Kooperationsvereinbarung<br />

innerhalb des IHK-Projekts „Praxiskontakte<br />

Wirtschaft – Wirtschaft in die Schule!“ geschlossen.<br />

„Sie zeigen damit öffentlich,<br />

wie ernst es ihnen damit ist,<br />

ökonomische Bildung zu fördern<br />

<strong>und</strong> in den Unterricht zu<br />

integrieren“, freute sich der für<br />

Bildung zuständige IHK-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Verst<br />

über den Rückenwind für das<br />

Projekt, das schon nach den<br />

Sommerferien in den Schulen<br />

startet. Die Vereinbarung wurde<br />

von B+K-Geschäftsführer Hartmut<br />

Scherf <strong>und</strong> Weihbischof<br />

Dr. Werner Thissen als Träger<br />

des Gymnasiums unterzeichnet.<br />

Hartmut Scherf begründete<br />

das feste F<strong>und</strong>ament, auf das<br />

die Zusammenarbeit mit Johanneum<br />

jetzt steht, mit wirtschaftlichen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Veränderungen. „Soziale<br />

Marktwirtschaft braucht informierte<br />

<strong>und</strong> handlungsfähige<br />

Bürger, die wirtschaftliche Zusammenhänge<br />

erkennen <strong>und</strong><br />

mitgestalten können“, betonte<br />

der B+K-Geschäftsführer. Die<br />

....<br />

Gr<strong>und</strong>lagen dafür könnten<br />

nicht früh genug gelegt werden,<br />

da Jugendliche heute in<br />

ihrem gesamten Lebensumfeld<br />

sehr früh mit wirtschaftlichen<br />

Themen konfrontiert würden.<br />

Wichtig sei es aber, dass die<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auch<br />

die <strong>Wirtschafts</strong>praxis kennen<br />

lernten <strong>und</strong> nicht nur die Theorie.<br />

Deshalb habe B+K von Anfang<br />

an zu den Firmen gehört,<br />

die das IHK-Projekt unterstützen.<br />

„Mit der Kooperation wollen<br />

wir künftig neue Wege beschreiten“,<br />

unterstrich Scherf.<br />

Ziel sei ein systematischer <strong>und</strong><br />

dauerhafter Dialog zwischen<br />

Schule <strong>und</strong> Wirtschaft, bei dem<br />

beide Seiten gleichermaßen<br />

voneinander profitieren.<br />

Weihbischof Dr. Thissen betonte<br />

ebenfalls den Praxisaspekt<br />

des Projektes. Er fürchtet<br />

im Hinblick auf die Diskussion<br />

über die Ethik der Wirtschaft<br />

keine „Verzweckung“ der Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler für wirtschaftliche<br />

Interessen. Im Gegenteil:<br />

„Ich verspreche mir<br />

eine realistische Weltsicht.“<br />

Natürlich dürfe man weiterhin<br />

träumen, aber man müsse doch<br />

auch die Rahmenbedingungen<br />

zur Erfüllung der Träume kennen,<br />

„damit sie nicht Schäume<br />

bleiben“, so der Weihbischof.<br />

Das Projekt fördere auch die<br />

Lebenstüchtigkeit, die er mit<br />

„Brot verdienen“ umschrieb.<br />

Durch den Praxisbezug könnten<br />

Jugendliche am besten die<br />

eigene Arbeitsfähigkeit entdecken<br />

<strong>und</strong> einschätzen. Seinen<br />

Vorschlag, die Gr<strong>und</strong>sätze<br />

christlicher Soziallehre in das<br />

Projekt einfließen zu lassen, bezeichnete<br />

IHK-Geschäftsführer<br />

Verst als Bereicherung. Verst<br />

gratulierte den Kooperationspartnern<br />

zu dieser „einmaligen<br />

Zusammenarbeit“, die Vorbildwirkung<br />

habe. „Ich bin mir<br />

sicher, dass wir aus Ihrem<br />

Teamwork noch viele Impulse<br />

für das Gesamtprojekt erhalten<br />

werden“, dankte er den Kooperationspartnern<br />

für den Auftrieb,<br />

der das Projekt auch bei<br />

den ProjektpartnernaufB<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />

Landesebene aufwerte, also<br />

gegen dem Schulministerium<br />

<strong>und</strong> der Bertelsmann-Stiftung.<br />

(krü)<br />

BILDUNG<br />

Gästeführer mit<br />

Wissen <strong>und</strong> Witz<br />

Barocke Schlösser, historische<br />

Dorfkerne <strong>und</strong> bedeutende<br />

Kirchen: Das Münsterland hat<br />

Besuchern viel zu bieten. Zum<br />

Genuss wird eine Besichtigung<br />

jedoch erst mit dem richtigen<br />

Gästeführer. Kenntnisreich, aber<br />

auch unterhaltsam soll er seinen<br />

Heimatort präsentieren, Einblicke<br />

in Politik, Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Kultur vermitteln – eine schwierige<br />

Aufgabe, zu der ab Oktober<br />

ein neuer, b<strong>und</strong>esweiter Lehrgang<br />

der IHK Münster befähigt.<br />

„Ein Gästeführer braucht Phantasie<br />

<strong>und</strong> die Gabe, Menschen<br />

zu begeistern“, so Helmut<br />

Spahn von der IHK-Weiterbildung.<br />

Endlose Daten <strong>und</strong> Zahlenkolonnen<br />

mögen Historiker<br />

oder Kulturliebhaber interessieren,<br />

der Kegelclub auf seinem<br />

Jahresausflug freut sich dagegen<br />

mehr über heitere Anekdoten<br />

aus der Historie.<br />

Ehrenamtliche wie professionelle<br />

Mitarbeiter von Gemeinden,<br />

Touristikverbänden <strong>und</strong><br />

Verkehrsvereinen bietet die IHK<br />

das Seminar ebenso an wie<br />

selbstständigen Fremdenführern.<br />

Der Lehrgang setzt sich<br />

aus sechs Modulen zusammen,<br />

die auch einzeln besucht<br />

werden können. Die ersten<br />

beiden befassen sich mit<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Tourismusbranche<br />

<strong>und</strong> rechtlichen Fragen.<br />

Im dritten, mit 50 Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />

umfangreichsten<br />

Teil, ist die Präsentation einer<br />

Führung das Thema.<br />

Im vierten Block lernen Teilnehmer,<br />

eine Führung sinnvoll zu<br />

strukturieren, verlässliche Informationen<br />

zu besorgen <strong>und</strong><br />

wichtige Daten ständig zu aktualisieren.<br />

Mit regionalen Aspekten<br />

befasst sich das fünfte<br />

Modul. Am Ende steht ein<br />

Praxistraining.<br />

Informationen: Stephanie Hülck<br />

von der IHK-Akademie der Wirtschaft,<br />

(02 51) 707-377, E-Mail:<br />

huelck@muenster.ihk.de.<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 35


UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

UNTER<br />

NEHMEN<br />

BERICHTEN<br />

Lokalradio: Täglich<br />

300 000 Hörer<br />

....<br />

Die Lokalsender der MMS<br />

Funk-Kombi – radio AM<br />

(Münster), radio RST (Kreis<br />

Steinfurt) <strong>und</strong> Westmünsterland-Welle<br />

(Kreis Borken) liegen<br />

in der Hörergunst weiterhin<br />

ganz vorne. Die Ergebnisse<br />

der Medienanalyse E.M.A.<br />

2000/01 II bestätigen die Sender<br />

jeweils als Marktführer in<br />

ihren Verbreitungsgebieten.<br />

Die Spitzenpositionen bei den<br />

Stammhörern, der Tagesreichweite<br />

<strong>und</strong> dem Bekanntheitsgrad<br />

werden durch die selbst<br />

im landesweiten Vergleich sehr<br />

hohen Verweildauern komplettiert.<br />

So halten die Hörer von<br />

radio AM, radio RST <strong>und</strong><br />

WMW ihren Sendern über drei<br />

St<strong>und</strong>en täglich die Treue.<br />

Ihr zehnjähriges Senderjubiläum<br />

feiern in diesem Jahr<br />

radio AM <strong>und</strong> radio RST. Beide<br />

Sender haben schon kurz nach<br />

dem Sendestart die Marktführerschaft<br />

in ihren Verbreitungsgebieten<br />

einnehmen können<br />

<strong>und</strong> erreichen zusammen mit<br />

der WMW nun täglich nahezu<br />

300 000 Hörer. Gr<strong>und</strong> genug<br />

also, um im September mit<br />

Hörern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en ausgiebig<br />

die Sendegeburtstage zu<br />

feiern. Die konstant hohen<br />

Reichweiten haben die Lokalradios<br />

aber auch für K<strong>und</strong>en<br />

zu einem etablierten Werbeträger<br />

im Mediamix werden<br />

lassen.<br />

Rückfragen bei: Münsterländische<br />

Medien Service GmbH &<br />

Co. KG, Christian Schwarte,<br />

Telefon (02 51) 2 89 54-51<br />

„PostModern“ auch in<br />

Münster geplant<br />

....<br />

Unter der Marke „PostModern“<br />

bietet die Infologistik GmbH &<br />

Co. KG, ein Tochterunternehmen<br />

der zur Fiege Gruppe<br />

gehörenden F-LOG AG, Greven,<br />

jetzt auch im Raum Ingolstadt<br />

einen privaten Briefzustelldienst<br />

an. Die Alternative<br />

zur Deutschen Post AG befördert<br />

seit April diesen Jahres pro<br />

Monat bereits mehr als 20 000<br />

Briefe. K<strong>und</strong>en des neuen Services<br />

sind vorrangig Institutionen<br />

<strong>und</strong> Ingolstädter Firmen,<br />

die den Mehrwert dieser ersten<br />

privaten Zustellung in der Region<br />

nutzen. Bereits seit zwei<br />

Jahren hat sich das Angebot<br />

der „PostModern“ in Sachsen<br />

erfolgreich am Markt etabliert,<br />

wo inzwischen monatlich mehr<br />

als eine dreiviertel Million<br />

Briefsendungen für r<strong>und</strong> 700<br />

K<strong>und</strong>en befördert werden. Als<br />

weitere Standorte sind unter<br />

anderem Frankfurt am Main<br />

<strong>und</strong> Münster in naher Zukunft<br />

geplant.<br />

Vier Milliarden DM<br />

Umsatz angepeilt<br />

....<br />

Die Humana Milchunion Unternehmensgruppe,Everswinkel,<br />

geht davon aus, im Jahr<br />

2001 eine Umsatzgrößenordnung<br />

oberhalb von 4 Milliarden<br />

DM zu erreichen. Für das<br />

Jahr 2000 wurde ein Umsatz<br />

von 3,3 Milliarden DM erzielt.<br />

Das Jahr 2000, so stellte der<br />

Geschäftsführende Vorstand<br />

der Unternehmensgruppe heraus,<br />

brachte trotz schwieriger<br />

Marktbedingungen eine Umsatzsteigerung<br />

von r<strong>und</strong> 15<br />

Prozent <strong>und</strong> insgesamt ein zufriedenstellendes<br />

Ergebnis. In


der Humana Milchunion Unternehmensgruppe<br />

sind r<strong>und</strong><br />

2000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Die strategischen Ziele der Kostenführerschaft,<br />

der Konzentration<br />

der einzelnen Betriebe auf<br />

ihre Kernkompetenzen <strong>und</strong> die<br />

Öffnung für Kooperationen<br />

mit geeigneten Partnern im In<strong>und</strong><br />

Ausland wurden konsequent<br />

weiter verfolgt <strong>und</strong> zeigten<br />

entsprechende positive Ergebnisse.<br />

Speziell die Kooperation<br />

mit der Hansa-Milch Mecklenburg-Holstein<br />

in Upahl wird<br />

bei den Milchfrischeprodukten<br />

zu einer weiteren Positionierung<br />

im Markt führen, heißt es<br />

in der Pressemitteilung.<br />

Mit einem Anteil von 45 Prozent<br />

hat sich die Humana Unternehmensgruppe<br />

an der Betreibergesellschaft<br />

für die Elsterland<br />

Molkerei eG in Jessen<br />

(Sachsen-Anhalt) beteiligt. Die<br />

Vermarktung der Produkte erfolgt<br />

durch die zur Unternehmensgruppe<br />

gehörende Euro<br />

Cheese Vertriebs-GmbH, der es<br />

im Jahre 2000 gelang, die hochgesteckten<br />

Absatz- <strong>und</strong> Umsatzziele<br />

mit Steigerungen von<br />

über 30 Prozent zu realisieren.<br />

Für den Bereich „hochveredelte<br />

Molkeverarbeitung“ steht der<br />

Abschluss eines Joint Ventures<br />

mit einem kompetenten neuseeländischen<br />

Partner unmittelbar<br />

bevor.<br />

Mit den aktuellen Aktivitäten<br />

unterstreicht die Unternehmensgruppe<br />

ihren Anspruch,<br />

in Deutschland <strong>und</strong> Europa<br />

zu den führenden milchverarbeitenden<br />

Unternehmen zu<br />

zählen. In Deutschland hält<br />

das Unternehmen einen Marktanteil<br />

von r<strong>und</strong> 15 Prozent der<br />

verkauften Frischmilch, bei der<br />

H-Milch einen Marktanteil von<br />

17 Prozent <strong>und</strong> bei der Butter<br />

einen Anteil von etwa 16 Prozent.<br />

Für die strategische Geschäftseinheit<br />

Humana wird aktuell<br />

die Umwandlung in eine Kapi-<br />

talgesellschaft unter dem Dach<br />

der Humana Milchunion Unternehmensgruppe<br />

vorbereitet.<br />

Mit diesem Schritt wird eine<br />

weitere Stärkung der seit über<br />

50 Jahren im Markt erfolgreichen<br />

Marke gezielt vorbereitet.<br />

Innovation im<br />

Koffermanagement<br />

....<br />

Die neue Gepäckverteilungsanlage<br />

im Terminal 2 des Münster<br />

Osnabrück International<br />

Airports ist jetzt mit dem Deutschen<br />

Logistikpreis des Verein<br />

Deutscher Ingenieure ausgezeichnet<br />

worden. In der Urk<strong>und</strong>e,<br />

die an den technischen<br />

Leiter des Flughafens, Eckhard<br />

Frank, <strong>und</strong> den Geschäftsführer<br />

der Hersteller-Firma BEU-<br />

MER, Beckum, Dr. Christoph<br />

Beumer, übergeben wurde,<br />

heißt es: „Durch den Einsatz<br />

von Behälterfördersystemen<br />

mit berührungsloser Energieübertragung<br />

für einen Flugha-<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

fen mittlerer Größe hat der<br />

Flughafen Münster/Osnabrück<br />

sich für eine durch die Firma<br />

Beumer entwickelte innovative<br />

Lösung entschieden, die die<br />

Flexibilität <strong>und</strong> Erweiterbarkeit<br />

dieser Anlage für das zukünftige<br />

Wachstum des Flughafens<br />

ermöglicht. Damit haben die<br />

Firmen einen innovativen Beitrag<br />

für die Weiterentwicklung<br />

der Logistik geleistet.“<br />

....<br />

ieQ expandiert in Münster<br />

Keine zwei Jahre nach dem Unternehmensstart<br />

expandiert die<br />

ieQ-network AG in Münster<br />

weiter kräftig. Der Systemanbieter<br />

für E-Commerce hat sich<br />

jetzt zur Unternehmenserweiterung<br />

ein Gr<strong>und</strong>stück im<br />

neuen Gewerbegebiet auf der<br />

Loddenheide gesichert. Das<br />

Unternehmen war im vergangenen<br />

Herbst in eine Holding<br />

mit vier Tochtergesellschaften<br />

umgewandelt worden.


38 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

Über 880 Millionen Menschen<br />

fuhren im vergangenen<br />

Jahr im Verkehrsverb<strong>und</strong><br />

Rhein-Ruhr, Gelsenkirchen,<br />

mit Bus <strong>und</strong> Bahn.<br />

Das war knapp ein Prozent<br />

mehr als 1999. Im Landesdurchschnitt<br />

hingegen gingen<br />

die Fahrgast-zahlen um<br />

0,2 Prozent zurück.<br />

Seit wenigen Wochen hat<br />

die IT-Unternehmensberatung<br />

Lynx-ctr GmbH, Münster,<br />

ein weiteres Standbein:<br />

die Lynx Consulting UK in<br />

der britischen Hauptstadt<br />

London. Die Londoner IT-Beratung<br />

unterstützt vorwiegend<br />

Großunternehmen aus<br />

Industrie, Handel <strong>und</strong> Dienstleistung.<br />

Die Geschäfte der<br />

englischen Lynx-Gesellschaft<br />

führen Dr. Marwan Chabbani<br />

<strong>und</strong> Robert Buick, die<br />

beide seit vielen Jahren komplexe<br />

IT-Projekte konzipieren<br />

<strong>und</strong> umsetzen. Uwe Roterm<strong>und</strong>,<br />

Geschäftsführer der<br />

Lynx-ctr, sieht interessante<br />

Perspektiven für die 70 Mitarbeiter:<br />

„Mit dem neuen<br />

Standort können wir unseren<br />

deutschen Beratern die<br />

Chance bieten, Projekterfahrungen<br />

im europäischen<br />

Ausland zu sammeln.“<br />

Auf ein neues Geschäftsfeld<br />

hat sich die VMW-Verwaltungs<br />

GmbH & Co. KG aus<br />

Münster begeben. Das Unternehmen<br />

hat in Münster<br />

am Schiffahrter Damm ein<br />

8.400 Quadratmeter großes<br />

Gr<strong>und</strong>stück gekauft <strong>und</strong><br />

plant dort den Bau von Gewerbebetrieben<br />

oder Bürogebäuden<br />

nach dem Investorenmodell.<br />

„Wir erstellen<br />

nach den Wünschen des<br />

K<strong>und</strong>en das Objekt <strong>und</strong><br />

schließen mit diesem einen<br />

langfristigen Mietvertrag<br />

ab“, erläutert Geschäftsführer<br />

Gebhard von <strong>und</strong> zur<br />

Mühlen das erste Projekt seines<br />

Unternehmens auf diesem<br />

Gebiet. Dieses Angebot<br />

sei auch für Existenzgründer,<br />

die noch nicht über genügend<br />

Kapital verfügen, aber<br />

besondere Anforderungen<br />

an die Gebäudeausstattung<br />

haben, interessant.<br />

Den mit 10 000 DM dotierten Umwelt-Sonderpreis des Ministeriums für<br />

Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz 2001<br />

überreichte Ministerin Bärbel Höhn jetzt dem Holzbauunternehmen<br />

Kautsträter AG aus Gelsenkirchen. Durch Einbringen eines korkgefüllten<br />

Wärmedämmrahmens hat das Unternehmen so genannte Niedrig-<br />

Energie-Fenster weiterentwickelt. Der nachwachsende Rohstoff Kork ist<br />

zur Wiederverwertung geeignet <strong>und</strong> zudem umweltfre<strong>und</strong>licher als<br />

herkömmliche Dämmstoffe. Die Kausträter-Vertreter v. l. n. r.: Georg<br />

Thies, Hubert Kausträter <strong>und</strong> Ingo Büser.<br />

ieQ hat am Standort Münster<br />

allerdings auch ein Problem.<br />

„Wir suchen händeringend IT-<br />

Fachkräfte. Obwohl es in Münster<br />

qualifizierte Ausbildung für<br />

Informationstechnologie gibt,<br />

scheint der Markt wie leergefegt.<br />

Münster ist längst nicht<br />

mehr nur Verwaltungsstadt,<br />

sondern Business-Standort“,<br />

sagt Vorstandsvorsitzender<br />

Markus Bültermann. ieQ beschäftigt<br />

derzeit 20 Mitarbeiter.<br />

Bis zum Jahresende erwartet<br />

das Unternehmen eine Personalverdoppelung.<br />

Was mit ieQ.de als Markenshop<br />

begann, bietet jetzt Lösungen<br />

für den gemeinsamen<br />

Internet-Fachvertrieb von Industrie,<br />

Großhandel <strong>und</strong> Fachhandel.<br />

Die ieQ.de GmbH &<br />

Co KG, bekannteste der vier<br />

Tochtergesellschaften, hat bereits<br />

b<strong>und</strong>esweit knapp 800<br />

Elektrohandwerksunternehmen<br />

als lokale Servicepartner<br />

für ieQ.de-Endverbraucherk<strong>und</strong>en<br />

gewonnen, die beispielsweise<br />

bei ieQ.de online eine<br />

Waschmaschine ordern, aber<br />

sie nicht ohne Handwerkerservice<br />

in Betrieb nehmen wollen.<br />

Die ieQ-systems AG betreibt<br />

seit Herbst 2000 als Dienstleister<br />

inzwischen für über<br />

100 Elektro-Fachhandels- <strong>und</strong><br />

Handwerksbetriebe komplette<br />

Shopsysteme inklusive der zugehörigen<br />

Produktdatenbank<br />

in Lizenz. Die ieQ-solutions<br />

GmbH & Co. KG bietet als Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Systemhaus insbesondere<br />

E-Business Lösungen<br />

<strong>und</strong> Beratungsleistungen für<br />

Handelsunternehmen an. Die<br />

ieQ-trade GmbH & Co KG als<br />

vierte Tochter versteht sich als<br />

Marktplatz-Organizer <strong>und</strong> unterstützt<br />

Unternehmen oder<br />

Unternehmenskooperationen<br />

beim Aufbau <strong>und</strong> Betrieb von<br />

Marktplätzen.<br />

Hauptaktionär der Holding<br />

ieQ-network AG mit einem<br />

Gr<strong>und</strong>kapital von derzeit 4<br />

Mio. € ist die Elektrogroßhandlung<br />

H. Gautzsch GmbH & Co.<br />

KG, Münster. Als weiterer Investor<br />

hat sich im vergangenen<br />

Jahr die Sparkasse Münster mit<br />

ihrer Venture Capital Gesellschaft<br />

beteiligt. Die Aktien halten<br />

zu 63 Prozent H. Gautzsch,<br />

zehn Prozent VC-Gesellschaft<br />

Sparkasse Münster, sechs Prozent<br />

ieQ-Management <strong>und</strong> 21<br />

Prozent Altgesellschafter<br />

(Gründer).<br />

....<br />

Comicprodukte für Asien<br />

Mit der Eröffnung eines Hong<br />

Kong Offices im Westteil der<br />

Weltstadt hat die UNITEDLA-<br />

BELS Comicware AG mit Sitz<br />

in Münster nun einen entscheidenden<br />

Schritt in der Un-<br />

ternehmensgeschichte verwirklicht<br />

<strong>und</strong> ein weiteres Ziel des<br />

Börsengangs erreicht. Tatkräftige<br />

Unterstützung beim Eintritt<br />

in den asiatischen Lizenzmarkt<br />

erhält das Unternehmen<br />

seit dem 1. Juni von Bernard C.<br />

Kam, vormals Vize-Präsident<br />

von Warner Bros. Consumer<br />

Products Asien. Der 45-jährige<br />

Chinese wird maßgeblich an<br />

dem Aufbau der asiatischen<br />

Marktaktivitäten von UNITED-<br />

LABELS Comicware Limited<br />

Hong Kong, der neugegründeten<br />

asiatischen Tochtergesellschaft,<br />

teilhaben <strong>und</strong> diese vorantreiben.<br />

Das Tochterunternehmen in<br />

Hong Kong wird künftig als<br />

Ausgangspunkt für sämtliche<br />

Aktivitäten auf dem asiatischen<br />

Markt agieren. „In Asien erwartet<br />

uns ein 10-mal größeres<br />

Marktvolumen als in Europa“,<br />

weiß Albrecht Hanusch, Finanzvorstand<br />

des nun weltweit<br />

agierenden Lizenzspezialisten.<br />

....<br />

Mit kreativen Mitarbeitern<br />

an die Spitze<br />

Die Mitarbeiter der LVM-Versicherungen,<br />

Münster, haben<br />

mit über 2300 Verbesserungsvorschlägen<br />

ihrem Unternehmen<br />

zu einem durchschlagenden<br />

Erfolg verholfen: In einem<br />

b<strong>und</strong>esweit ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb des Deutschen Instituts<br />

für Betriebswirtschaft e.V.<br />

(dib) wurde das Ideenmanagement<br />

des Unternehmens als erfolgreichstes<br />

seiner Branche<br />

ausgezeichnet. Die LVM-Versicherungen<br />

gehen damit bereits<br />

zum vierten Mal in Folge mit<br />

großem Abstand zum Zweitplazierten<br />

als Jahressieger aus diesem<br />

Wettbewerb hervor.<br />

Über 2000 „grüne“<br />

GreenCard-Bewerber<br />

....<br />

„Toll, das habe ich mir schon<br />

immer gewünscht, einmal für<br />

einen Tag auf einem Bioland-<br />

Hof arbeiten zu können“, so einer<br />

der 300 Inhaber der „grünen<br />

GreenCard“. Sie ist nicht<br />

der Schlüssel zu einem Dauerarbeitsplatz<br />

in der IT-Branche,<br />

sondern zu einem Schnupper-


Job für einen Tag auf einem<br />

Biolandhof in NRW. Über 2000<br />

Bewerber zählen die Initiatoren,<br />

der Bioland-Landesverband<br />

der Bioland-Bauern in NRW,<br />

das Landwirtschaftsministerium<br />

NRW <strong>und</strong> der Naturkostgroßhandel<br />

Weiling in Coesfeld.<br />

Wolfgang Neuerburg vom<br />

Landwirtschaftsministerium in<br />

NRW weist Bewerber, die jetzt<br />

nicht zum Zuge kommen können,<br />

auf die Aktionstage des<br />

ökologischen Landbaues hin,<br />

die vom 1. bis 9. September<br />

stattfinden.<br />

....<br />

Europaweite Weiterbildung<br />

Ab sofort werden die Gesellschaften<br />

der Integrata AG auch<br />

vom Standort Münster aus europaweit<br />

unter dem Namen<br />

Unilog Integrata auftreten. Im<br />

Zuge des nun zweijährigen Fusionsprozesses<br />

mit der französi-<br />

schen Unilog S.A. arbeitet die<br />

deutsch-französische Unternehmensgruppe<br />

europaweit<br />

mit r<strong>und</strong> 6000 Mitarbeitern in<br />

den Bereichen Consulting, Engineering<br />

<strong>und</strong> Training. Im<br />

deutschen Markt repräsentieren<br />

die Unilog Integrata Training<br />

AG sowie die Unilog Integrata<br />

Unternehmensberatung<br />

GmbH diese Geschäftsfelder.<br />

Der Standort Münster hat hierbei<br />

eine große Bedeutung für<br />

die regionale Betreuung westfälischer<br />

Unternehmen. Geschäftsstellenleiterin<br />

Dagmar<br />

Weber, Unilog Integrata Training,<br />

berichtet: „Wir begleiten<br />

Unternehmen sowohl bei Fusionen<br />

wie bei ihrer Internationalisierung.<br />

Hierbei genießt<br />

die fremdsprachliche Weiterbildung,<br />

die Entwicklung internationaler<br />

Teams für Projektmanagement<br />

<strong>und</strong> Vertrieb<br />

eine gleichberechtigte Rolle<br />

mit der Weiterentwicklung der<br />

Führungsstile.“ Mit 20 Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

sowie 200 Trainern <strong>und</strong> Referenten<br />

bietet die Geschäftsstelle<br />

Münster ihre Dienstleistungen<br />

im eigenen Trainingszentrum<br />

an. Weitere Informationen:<br />

www.unilog-integrata.<br />

de.<br />

uni-X kooperiert mit<br />

Imperia Software<br />

....<br />

Doppelte Freude bei der uni-X<br />

Interactive Multimedia Agentur<br />

GmbH, Münster. Zum einen<br />

arbeitet der Full Service Internetdienstleister<br />

ab sofort mit<br />

der Imperia AG in Aachen zusammen,<br />

die zu den führenden<br />

deutschen Anbietern von Web<br />

Content Management Software<br />

zählt. Zum anderen konzipierte<br />

<strong>und</strong> realisierte die Münsteraner<br />

Multimedia Agentur unter<br />

www.solastic.com für den weltweit<br />

operierenden Hersteller<br />

von flexiblen Verpackungen,<br />

technischen Folien <strong>und</strong> Produktkomponenten,NORDE-<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

NIA INTERNATIONAL AG mit<br />

Sitz in Greven, eine umfangreiche<br />

Internetpräsenz. Präsentiert<br />

werden technische Informationen,<br />

wissenschaftliche<br />

Studien <strong>und</strong> Produktlösungen<br />

für die unterschiedlichsten Anwendungen.<br />

„Mit diesem virtuellen<br />

Kompetenz-Center schaffen<br />

wir ein neues Kontakt- <strong>und</strong><br />

Informationsforum für Entwickler<br />

<strong>und</strong> Techniker unserer<br />

K<strong>und</strong>en. Wir gehen damit<br />

auch neue Wege im Vertrieb<br />

<strong>und</strong> wollen über das Internet<br />

eine breitere Marktdurchdringung<br />

erreichen“, so Thomas<br />

Buckenberger, Vorstand NOR-<br />

DENIA INTERNATIONAL AG.<br />

Ahauser entwickeln<br />

modernes Call Center<br />

....<br />

Für das erste Fernsehreisebüro<br />

Deutschlands entwickelte das<br />

OCB Systemhaus, Ahaus, eines<br />

der modernsten Call Center<br />

Europas. Betreiber ist die TV<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 39


40 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

Travel Shop GmbH. Das Fernsehreisebüro<br />

ist seit Juni auf<br />

Sendung.<br />

Der Ahauser Spezialist für Customer<br />

Relationship Management-Systeme<br />

(CRM) hatte die<br />

Gesamtkoordination des Projektes<br />

übernommen <strong>und</strong> die<br />

Zuarbeit eines halbes Dutzend<br />

Unternehmen gesteuert. Innerhalb<br />

von sechs Monaten musste<br />

unterschiedlichste Software<br />

zu einem zentralen Informationssystem<br />

für die Urlaubsexperten,<br />

die im Call Center die<br />

K<strong>und</strong>en bei allen Fragen r<strong>und</strong><br />

um das Reisen optimal betreuen<br />

sollen, integriert werden.<br />

20 Mitarbeiter waren in<br />

den vergangenen Monaten am<br />

größten Einzelprojekt in der<br />

Firmengeschichte des OCB Systemhauses<br />

in verschiedenen<br />

Teilbereichen am Erfolg des<br />

Vorhabens beteiligt.<br />

Das 1985 gegründete OCB Systemhaus<br />

mit Sitz in Ahaus ist<br />

Anbieter für IT-Dienstleistungen,<br />

Software <strong>und</strong> Hardware.<br />

Schwerpunkte der Serviceleistungen<br />

sind die Bereiche Consulting,<br />

Projektmanagement,<br />

Softwareentwicklung <strong>und</strong> Outsourcing.<br />

OCB ist Entwicklungspartner<br />

der Great Plains<br />

Deutschland. Mehr Informationen:<br />

www.ocb.com.<br />

Schüler erleben<br />

Wirtschaft hautnah<br />

....<br />

Zur Vorbereitung auf das Betriebspraktikum<br />

im nächsten<br />

Schuljahr besuchten die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler der Klassen<br />

8a <strong>und</strong> c des Gymnasiums<br />

Laurentianum die Firma Teutemacher<br />

Glas, Warendorf.<br />

„Wohin geht das hier verarbeitete<br />

Glas? Warum ist Teutemacher<br />

Glas in Warendorf ansässig?<br />

Wie hoch sind die jährlichen<br />

Investitionen in Maschinen?“<br />

lauteten die Fragen der<br />

Jugendlichen, die sich mit Unterstützung<br />

von Oberstudienrat<br />

Gerhard Waibel intensiv auf<br />

die Betriebsbesichtigung vorbereitet<br />

hatten. Die Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler informierten sich<br />

über den Weg des Glases von<br />

der Anlieferung als Floatglas<br />

über den CNC-gesteuerten Zuschnitt,<br />

in die Schleiferei oder<br />

Isolierglasproduktion, zur Kleberei,<br />

Sandstrahlung oder sonstigen<br />

Glasveredelung bis hin<br />

zum Versand. Dabei konnten<br />

sie sowohl die handwerkliche<br />

Fertigung einer Bleiverglasung<br />

wie auch die hochtechnisierte<br />

<strong>und</strong> computergesteuerte Maschinenfertigung<br />

beobachten.<br />

In der Diskussion spielte die<br />

Wettbewerbssituation <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>enstruktur von Teutemacher<br />

Glas ebenso eine Rolle wie<br />

die Lohnkosten in Deutschland<br />

<strong>und</strong> den europäischen<br />

Nachbarländern im Süden <strong>und</strong><br />

Osten.<br />

Neues Netzwerk<br />

für die Justiz<br />

....<br />

Die PSB GmbH, Marl, ist mit<br />

dem T-System debis Systemhaus<br />

als Sieger aus einem europaweitenAusschreibungsverfahren<br />

zur flächendeckenden<br />

Computer-Ausstattung der<br />

nordrhein-westfälischen Justiz<br />

hervorgegangen. T-Systems debis<br />

wird ein Windows 2000-<br />

Netzwerk an insgesamt 178<br />

Justizstandorten (Amts-, Land<strong>und</strong><br />

Oberlandesgerichten sowie<br />

Staatsanwaltschaften <strong>und</strong><br />

vier Aus- <strong>und</strong> Fortbildungseinrichtungen)<br />

installieren. Die<br />

PC-Systeme für die Arbeitsplätze<br />

werden von der PSB geliefert.<br />

Erfolgsbilanz nach<br />

Börsengang<br />

....<br />

Auf der ersten Hauptversammlung<br />

nach dem Börsengang<br />

präsentierte die Gelsenkirchener<br />

Masterflex AG das erfolgreichste<br />

Jahr in ihrer Firmengeschichte.<br />

Mit einem Umsatzplus<br />

von 29 Prozent auf<br />

74 Millionen DM <strong>und</strong> einem<br />

gesteigerten EBIT von 9,6 auf<br />

12,4 Millionen DM zeigten<br />

sich die Aktionäre des im Bereich<br />

der Advanced Polymere<br />

tätigen Unternehmens sehr zufrieden.<br />

Die Kernkompetenz<br />

der 250 Mitarbeiter starken Gesellschaft<br />

liegt im Bereich von<br />

Polyurethan. Größtes Ereignis<br />

im abgelaufenen Jahr war neben<br />

der Börseneinführung am<br />

SMAX die strategische Akquisition<br />

der Angiocard, um medizi-<br />

nisches Polyurethan anstelle<br />

von PVC im Segment der Medizintechnik<br />

zu nutzen. Größter<br />

Wachstumsmarkt sind die<br />

USA, in dem Masterflex für<br />

seine Schlauchsysteme sowohl<br />

den Vertrieb wie auch eigene<br />

Produktionsstätten errichtet.<br />

Konzentration auf<br />

Kernkompetenzen<br />

....<br />

Die Windhoff AG, Rheine, hat<br />

die Konzentration auf die<br />

Kernkompetenzen verstärkt<br />

<strong>und</strong> den Abbau der Beteiligungen<br />

beschleunigt. Im Geschäftsjahr<br />

2000 schaffte der<br />

Windhoff-Konzern erstmals<br />

den Sprung über die 100-Millionen<br />

Euro-Grenze <strong>und</strong> erzielte<br />

einen Umsatz von 107<br />

Millionen-Euro, zu dem die<br />

Windhoff AG mit ihren Kernbereichen<br />

ca. 90 Millionen<br />

Euro beitrug. „Erfreulich dabei<br />

ist, dass die beiden für uns zukunftsweisendenGeschäftsfelder<br />

Bahntechnik <strong>und</strong> Industrietechnik<br />

zu diesem Umsatz<br />

knapp 75 Prozent beisteuerten“,<br />

betonte Vorstandssprecher<br />

Heinz Lörfing.<br />

Der Geschäftsbereich Bahntechnik<br />

bildete mit einem Umsatz<br />

von 56 Millionen Euro das<br />

umsatzstärkste Segment. Die<br />

Stellung als Systemlieferant<br />

von Schienenfahrzeugen für<br />

die Instandhaltung <strong>und</strong> Erneuerung<br />

von Oberleitungsanlagen<br />

wurde weiter ausgebaut,<br />

unter anderem durch die Gründung<br />

von Windhoff Parts &<br />

Service Ltd. in Großbritannien.<br />

Im Bereich der Depot- <strong>und</strong><br />

Werkstatteinrichtungen für<br />

Schienenfahrzeuge will Windhoff<br />

in den nächsten drei Jahren<br />

zum europäischen Marktführer<br />

aufsteigen. Im Bereich<br />

der Flughafentechnik konnte<br />

der Umsatz um ca. 50 Prozent<br />

auf 6,7 Millionen Euro gesteigert<br />

werden. Gemeinsam mit<br />

dem neuen Partner, Patria<br />

Vammas aus Finnland, erfolgt<br />

in Zukunft die weltweite Vermarktung<br />

der Produkte. Die<br />

Produktion verbleibt in Rheine<br />

<strong>und</strong> wird für neue Produkte<br />

ausgebaut.<br />

Die Trennung von Beteiligungen<br />

wurde fortgesetzt. Unmit-


telbar nachdem sich bei der<br />

KMB GmbH ein negatives Ergebnis<br />

abzeichnete, leitete der<br />

Vorstand Maßnahmen zur Beendigung<br />

dieses Beteiligungsverhältnisses<br />

ein. Die Fertigung<br />

von Baumaschinen wird Mitte<br />

2001 eingestellt. Der Konsolidierungskreis<br />

wurde damit weiter<br />

verkleinert. Nach einer<br />

schwachen Anlaufphase zu Beginn<br />

des Jahres 2001 erwartet<br />

die Windhoff AG eine deutlich<br />

gesteigerte Leistung in der<br />

zweiten Jahreshälfte. Trotz der<br />

derzeit schwierigen konjunkturellen<br />

Bedingungen ist der Vorstand<br />

zuversichtlich.<br />

JEMAKO weiter auf<br />

Expansionskurs<br />

....<br />

Anfang Februar war es soweit:<br />

Die ersten Baufahrzeuge rückten<br />

an, um den mit einem Investitionsvolumen<br />

von r<strong>und</strong><br />

elf Millionen DM geplanten<br />

Neubau der JEMANKO International<br />

GmbH in Rhede zu beginnen.<br />

Der Neubau umfasst in der ersten<br />

Ausbaustufe eine Gesamtnutzfläche<br />

von r<strong>und</strong> 15 000<br />

Quadratmeter für die Bereiche<br />

Rohstoff- <strong>und</strong> Fertigwarenlager,<br />

Produktion, Schulung <strong>und</strong> Verwaltung.<br />

Das 15 Meter hohe<br />

Zentrallager bietet Platz für<br />

5000 Palettenstellplätze. Das<br />

Baugr<strong>und</strong>stück am Rande eines<br />

Gewerbegebietes umfasst insgesamt<br />

35 000 Quadratmeter<br />

Fläche. Teile des Gr<strong>und</strong>stückes<br />

werden als Ausgleichsflächen<br />

reserviert <strong>und</strong> bleiben damit<br />

auch zukünftig der Natur erhalten.<br />

Die Fertigstellung des<br />

Neubaus ist für Ende 2001 geplant.<br />

„Der Neubau wurde<br />

zwingend erforderlich, um<br />

dem weiteren, starken Wachstum<br />

des Unternehmens gerecht<br />

zu werden“, so Ulrich<br />

Pohlmann, Vice-President Vertrieb<br />

<strong>und</strong> Marketing. Neue, patentierte<br />

Produkte konnten im<br />

vergangenen Jahr mit großem<br />

Erfolg platziert werden. Pohlmann:<br />

„Zusammen mit unseren<br />

Vertriebspartnern streben<br />

wir auch weiterhin ein starkes,<br />

kontinuierliches Wachstum an,<br />

wobei ein neues, in 2001 realisiertes<br />

Schulungskonzept wichtiger<br />

Bestandteil unserer Strategie<br />

ist.“<br />

JEMAKO International GmbH<br />

ist der führende Hersteller innovativer<br />

Reinigungs- <strong>und</strong> Körperpflegeprodukte<br />

auf textiler<br />

Basis in Europa. Zurzeit vertreiben<br />

2000 qualifizierte, selbstständige<br />

Vertriebspartner über<br />

ein zukunftsweisendes DirektvertriebssystemJEMAKO-Produkte<br />

in den deutschsprachigen<br />

Ländern. Weitere Länder<br />

sollen mittelfristig erschlossen<br />

werden. Das Unternehmen beschäftigt<br />

innerhalb der Gruppe<br />

r<strong>und</strong> 150 festangestellte Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> gilt in der Branche<br />

als Technologieführer.<br />

. ...<br />

Spinnkock im neuen Outfit<br />

Die im zweijährigen Rhythmus<br />

in den Messehallen in Frankfurt/Main<br />

stattfindende Techtextil<br />

war mit einem Besucherrekord<br />

von mehr als 16 000<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

<strong>und</strong> einem Anteil von 42 Prozent<br />

Besuchern aus dem Ausland<br />

an sich schon ein voller<br />

Erfolg. Die Spinnkock Gruppe,<br />

Steinfurt, präsentierte sich<br />

rechtzeitig zur Messe im völlig<br />

neuen Outfit. Der neue Marktauftritt<br />

des Unternehmens mit<br />

einer neuen Marktausrichtung,<br />

einem erweiterten Produktprogramm,<br />

neuen Broschüren,<br />

einem neuen Internetauftritt<br />

<strong>und</strong> einem personell verstärkten<br />

Vertriebsteam zu diesem<br />

Zeitpunkt war ideal, um allen<br />

Geschäftspartnern bewusst zu<br />

machen, welche Hightechlösungen<br />

<strong>und</strong> welches Knowhow<br />

gerade technische Garne<br />

heute bieten“, heißt es in einer<br />

Pressemitteilung des Unternehmens.<br />

Werbung auf<br />

europäischer Ebene<br />

....<br />

<strong>Westfalen</strong> zählt zu den stärksten<br />

Export-Regionen in<br />

Deutschland. Eine Tatsache,<br />

der die Agenta Werbeagentur,<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 41


Münster, bereits vor zehn Jahren<br />

mit ihrem Beitritt in die<br />

international ausgerichtete<br />

M.A.P.P.-Gruppe Rechnung getragen<br />

hat. Die Kürzel stehen<br />

für Marketing, Advertising and<br />

Promotion Partners. Es handelt<br />

sich hier um einen Zusammenschluss<br />

inhabergeführter Werbeagenturen<br />

in Europa. Alle<br />

zusammen beschäftigen r<strong>und</strong><br />

350 Mitarbeiter <strong>und</strong> erwirtschaften<br />

einen Umsatz von<br />

360 Millionen Euro. Unternehmen,<br />

die europaweit aktiv sind,<br />

werden von M.A.P.P. in allen<br />

Fragen der Kommunikation<br />

professionell betreut. So arbeiten<br />

einzelne Unternehmen der<br />

M.A.P.P.-Gruppe für so namhafte<br />

K<strong>und</strong>en wie ABB, Microsoft,<br />

Yves Rocher oder Bridgestone/Firestone.<br />

Zweimal jährlich<br />

treffen sich die Agenturinhaber,<br />

diesmal in Münster an<br />

der Annette-Allee, dem Sitz der<br />

Agenta Werbeagentur. Zu Gast<br />

waren die Agenturen aus Frankreich,<br />

Spanien, England, Belgien<br />

<strong>und</strong> Österreich.<br />

S & Z Verpackung ist<br />

anerkannt innovativ<br />

....<br />

Die S & Z Verpackung GmbH,<br />

Oelde, gehört zu dem innovativsten<br />

Mittelständlern in<br />

Deutschland. Das Unternehmen<br />

schaffte den Sprung in die<br />

TOP 100 des deutschen Mittelstandes.<br />

„TOP 100 – der innovative<br />

Mittelstand – Deutschland<br />

2001“ ist ein Projekt zur<br />

Förderung innovativer Leistungen<br />

im deutschen Mittelstand.<br />

Die Auswahl erfolgte in einem<br />

42 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />

M.A.P.P.-Treffen in Münster: Die Agenta Werbeagentur hatte Partneragenturen<br />

aus Frankreich, Spanien, England, Belgien <strong>und</strong> Österreich zu<br />

Gast.<br />

wissenschaftlichen Verfahren,<br />

das von der Forschungsstelle<br />

für Angewandtes Marketing an<br />

der Universität Hohenheim<br />

entwickelt worden ist. Schirmherr<br />

<strong>und</strong> Förderer der Aktion<br />

ist Prof. Dr. Hans-Jürgen Warnecke,<br />

Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />

Die Konkurrenz<br />

war groß. Mit fast 400<br />

weiteren Unternehmen aus<br />

ganz Deutschland hatte sich<br />

S & Z im vergangenen Jahr um<br />

die 100 besten Ranglistenplätze<br />

beworben. Was das Unterneh-<br />

Provinzial stärkt Position<br />

men aus Sicht der unabhängigen<br />

Jury so interessant <strong>und</strong> innovativ<br />

macht, ist seit kurzem<br />

schwarz auf weiß in der Projektdokumentationnachzulesen.<br />

Pluspunkte aus Sicht der<br />

Jury: Internationale Marktkenntnisse<br />

<strong>und</strong> vor allem ein<br />

unternehmerisches Selbstverständnis,<br />

das nicht auf das<br />

reine Verkaufen reduziert ist,<br />

sondern das Unternehmen als<br />

Dienstleister <strong>und</strong> Problemlöser<br />

für den K<strong>und</strong>en sieht. Die S & Z<br />

Verpackung GmbH produziert<br />

<strong>und</strong> vertreibt seit zehn Jahren<br />

flexible Verpackungsmaterialien<br />

aus LD- <strong>und</strong> HDPE-Folien<br />

sowie aus Polypropylen <strong>und</strong><br />

PP-Gewebe.<br />

Leistungsfähigen<br />

Bergbau erhalten<br />

Die Westfälische Provinzial ist erfolgreich in<br />

das neue Jahrtausend gestartet. Im Geschäftsjahr<br />

2000 konnte die Provinzial ihre Position als<br />

westfälischer Marktführer erneut behaupten<br />

<strong>und</strong> in wichtigen Bereichen weiter ausbauen,<br />

wie der Vorstandsvorsitzende Dr. Heiko Winkler<br />

auf der Bilanz-Pressekonferenz in Münster berichtete.<br />

Insgesamt steigerte die Westfälische<br />

Provinzial ihre Beitragseinnahmen um zwei Prozent<br />

auf 3,964 Milliarden DM.<br />

Nach dem Ausnahmejahr 1999 verlief das Neugeschäft<br />

für die Westfälische Provinzial-Lebensversicherungsanstalt<br />

– wie für die gesamte Branche<br />

– erwartungsgemäß moderater. 1999 hatten<br />

viele Bürger auf Gr<strong>und</strong> der Diskussion um<br />

die Besteuerung von Lebensversicherungen ihre<br />

Entscheidung für die private Altersvorsorge vorgezogen<br />

<strong>und</strong> der Branche so ein Rekordjahr beschert.<br />

Dessen ungeachtet erhöhte die Westfälische<br />

Provinzial-Lebensversicherungsanstalt ihre<br />

gebuchten Beitragseinnahmen gegenüber dem<br />

hohen Vorjahresniveau noch einmal um 1,6 Prozent<br />

auf 1,823 Milliarden DM.<br />

Ende 2000 wurden 1,2 Millionen Lebensversicherungsverträge<br />

betreut, die Versicherungssumme<br />

stieg um 2,7 Prozent auf 49,7 Milliar-<br />

....<br />

RAG-Chef Karl Starzacher forderte<br />

anlässlich der Bilanzpressekonferenz<br />

des RAG-Konzerns,<br />

zu der auch die Deutsche<br />

Steinkohle AG (DSK)<br />

zählt: „Wer Versorgungssicherheit<br />

will, muss anerkennen,<br />

dass es bei der Steinkohle hierzulande<br />

in wirtschaftlicher wie<br />

technologischer <strong>und</strong> personeller<br />

Hinsicht Mindestgrößen<br />

gibt.“ Die Größe eines Kernbergbaus<br />

in Deutschland liegt<br />

danach bei r<strong>und</strong> 22 Mio. Tonnen<br />

Jahresförderung; im Jahr<br />

2000 förderten die zwölf<br />

bestehenden Schachtanlagen<br />

noch 33,3 Mio. Tonnen. Im<br />

kammerzugehörigen Bereich<br />

existieren im vestischen<br />

Emscher-Lippe-Raum derzeit<br />

noch vier Schachtanlagen, die<br />

im kommenden Jahr zu drei<br />

Bergwerken verschmolzen<br />

werden. Der mit der rückläufigen<br />

Förderung verb<strong>und</strong>ene<br />

Personalabbau ging 2000 planmäßig<br />

weiter: Um r<strong>und</strong> 11 000<br />

Mitarbeiter wurde die aktive<br />

Belegschaft sozialverträglich<br />

reduziert. In diesem Jahr werden<br />

weitere 6700 Stellen abgebaut.<br />

Im vestischen Emscher-<br />

Lippe-Raum wird damit die<br />

Anzahl der bei der DSK beschäftigten<br />

Mitarbeiter auf unter<br />

sieben Prozent Anteil an<br />

den Gesamtbeschäftigten sinken.<br />

Die RAG-Aktiengesellschaft<br />

konnte im Jahr 2000 ihr<br />

Ergebnis vor Ertragssteuern auf<br />

302 Mio. Euro bei einem Konzernumsatz<br />

von r<strong>und</strong> 14,8<br />

Mrd. Euro steigern.<br />

Dr. Heiko Winkler, Vorstandsvorsitzender<br />

Westfälische Provinzial, Münster.<br />

den DM. Die Stornoquote lag mit 2,9 Prozent<br />

deutlich unter dem Branchendurchschnitt von<br />

4,52 Prozent <strong>und</strong> wird als Beleg für die seriöse<br />

Beratung der Provinzial-Geschäftsstellen <strong>und</strong><br />

der Sparkassen in <strong>Westfalen</strong> gewertet.


REGIONAL<br />

REPORT<br />

Wenn der K<strong>und</strong>e<br />

mit Lepta bezahlt<br />

....<br />

Morgens um neun ist die Welt<br />

nicht mehr in Ordnung. Kurz<br />

nach Ladenöffnung betritt der<br />

erste K<strong>und</strong>e am 2. Januar 2002<br />

das Geschäft, kauft einen Liter<br />

Milch für 58 Cent <strong>und</strong> bezahlt<br />

mit einem 100-Euro-Schein.<br />

Den hat er ein paar Minuten<br />

vorher aus dem Geldautomaten<br />

gezogen. Und die Kassiererin?<br />

Stutzt kurz <strong>und</strong> gibt 99<br />

Euro <strong>und</strong> 42 Cent raus. Klare<br />

Sache: „Das Geschäft wird als<br />

Wechselstube missbraucht“,<br />

warnte Prof. Dr. Bodo Risch<br />

von der IHK Münster in der<br />

Stadthalle Rheine den Handel<br />

vor. Eingeladen hatten zu der<br />

Informationsveranstaltung zur<br />

Euro-Bargeld-Einführung IHK,<br />

Volksbanken <strong>und</strong> Kreishandwerkerschaft.<br />

Mit dem Euro steigt im Einzelhandel<br />

auch der Vorrat an<br />

Wechselgeld. In der Regel<br />

macht das Kleingeld drei Prozent<br />

des Umsatzes aus. „Mit<br />

dem Euro steigt der Wechselgeldbedarf<br />

auf 30 Prozent“, erklärte<br />

Risch. Gr<strong>und</strong>: Am ersten<br />

Tag der Euro-Einführung werden<br />

90 Prozent der K<strong>und</strong>en<br />

ihre Einkäufe noch mit D-Mark<br />

bezahlen. Das Wechselgeld gibt<br />

es ausschließlich in Euro. In die<br />

Kasse kommt folglich wenig<br />

Euro-Kleingeld hinein. Dafür<br />

wird der Euro in Massen herausgegeben.<br />

Schwierig wird es für beide: Für<br />

K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verkäufer. Zumal<br />

die Euro-Münzen zunächst ungewohnt<br />

erscheinen. Die Deutschen<br />

finden auf der Rückseite<br />

beispielsweise das bekannte Eichenblatt<br />

vom Ein-Pfennig-<br />

Stück, das Brandenburger Tor<br />

<strong>und</strong> den B<strong>und</strong>esadler. Die europäischen<br />

Nachbarn haben<br />

sich für andere Motive entschieden.<br />

Auf spanischen Münzen<br />

gibt es König Juan Carlos<br />

zu sehen, die Griechen protzen<br />

mit einem Öltanker. Trotzdem<br />

ist jede Münze in Europa<br />

gesetzliches Zahlungsmittel.<br />

Auch die 20-Lepta-Münze. „Die<br />

Griechen haben es geschafft,<br />

dass die kleine Währung bei<br />

ihnen nicht Cent, sondern<br />

Lepta heißt“, erläutert Gerhard<br />

Baumann.<br />

Technologie-Initiative<br />

weitet sich aus<br />

....<br />

Schaffung von Venture Capital<br />

Fonds, Einrichtung einer Innovationsbörse<br />

auf Internetebene,<br />

Aufbau eines funktionierenden<br />

Netzwerkes – die<br />

Zwischenbilanz der Technologie-Initiative<br />

Münster (tim) fiel<br />

r<strong>und</strong>um positiv aus. Der Maßnahmenkatalog,<br />

den das Gutachten<br />

„Initiative Zukunfts-<br />

REGIONALREPORT<br />

Die Strategie der kommunalen <strong>Wirtschafts</strong>förderung stand im Mittelpunkt<br />

der Sitzung des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Münster.<br />

Bereits vor Beginn des Referates von Stadtdirektor Horst Frye (2.v.l.)<br />

stiegen der Direktor des Arbeitsamtes Münster, Wolf-Rüdiger Schwedhelm,<br />

der Ausschussvorsitzende, IHK-Vizepräsident Lutz Stroetmann,<br />

<strong>und</strong> IHK-Geschäftsführer Wolfgang Verst in die Diskussion über die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Zukunft der Stadt ein (v.r.). Schwedhelm<br />

berichtete dem Ausschuss über aktuelle Trends des regionalen Arbeitsmarktes<br />

<strong>und</strong> der Arbeitsmarktpolitik. Foto: Krüdewagen<br />

technologien Münster“ der tim<br />

in ihrer Geburtsst<strong>und</strong>e 1998<br />

mit auf den Weg gab, wurde<br />

auf allen Feldern umgesetzt.<br />

„Jetzt geht es darum, zusätzliche<br />

Projekte anzuregen, die<br />

den Technologiestandort Münster<br />

weiter nach vorne bringen“,<br />

so Stadtdirektor Horst Freye<br />

mit dem Blick auf schlummernde<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong><br />

Forschungspotenziale in der<br />

Hochschulstadt. „Münster ist<br />

auf dem Sprung zu einem der<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 43


führenden Standorte für Nanobiotechnologie.<br />

Die Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erfolge, die wir hier<br />

verbuchen – zuletzt mit der<br />

vorderen Platzierung beim<br />

B<strong>und</strong>eswettbewerb BioProfile –<br />

werden dabei von großem<br />

Nutzen sein“, prognostizierte<br />

Freye.<br />

Zustimmung gab es von der<br />

tim – ein Zusammenschluss von<br />

Hochschulen, IHK, HWK, Sparkasse,<br />

Technologiepark GmbH,<br />

Institut für Chemo- <strong>und</strong> Biosensorik,<br />

der Bio-Gen-Tec NRW,<br />

Kompetenzzentrum Nanoanalytik<br />

<strong>und</strong> Stadt – zum geplanten<br />

Ausbau des Standortmarketings<br />

<strong>und</strong> zur Optimierung der<br />

Innovationsbörse. Diese Datenbank<br />

im Internet ist Informationsplattform<br />

für Forschung<br />

<strong>und</strong> Anwendung, für Hoch-<br />

44 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

REGIONALREPORT<br />

Baustoff-Fachhändler verhalten optimistisch<br />

Die im Verband der WestdeutschenBaustoff-Fachhandel<br />

e.V., Wuppertal, organisierten<br />

Baustoff-Fachhändler<br />

schauen verhalten optimistisch<br />

in die Zukunft. Im letzten<br />

Jahr verzeichneten die<br />

454 Unternehmer zwar einen<br />

Umsatzrückgang von 1,3 Prozent,<br />

konnten sich aber noch<br />

vom b<strong>und</strong>esweit negativen<br />

Trend (minus 3,8 Prozent)<br />

abheben. „In <strong>Nord</strong>rhein-<br />

<strong>Westfalen</strong> sind im letzten Jahr<br />

die Baugenehmigungen für<br />

Wohnungen um r<strong>und</strong> 15 Prozent<br />

zurückgegangen, mit<br />

negativen Auswirkungen auf<br />

die 45 Baustoff-Fachhändler<br />

mit über 60 Standorten im<br />

Bezirk Münster“, schildert<br />

Wilm Kemper, (Vreden), Bezirksvorsitzender<br />

dieser Region,<br />

auf der Bezirksversammlung<br />

in Ahaus-Wüllen.<br />

Ein Wachstumspotenzial für<br />

die Baustoff-Fachhändler<br />

sieht Kemper im Modernisierungsmarkt.<br />

Bereits heute<br />

entfallen r<strong>und</strong> 47 Prozent des<br />

gesamten Wohnungsbauvolumens<br />

auf Modernisierungsmaßnahmen<br />

– Tendenz steigend.<br />

„Die Kleinen sind in Deutschland<br />

offenbar immer die<br />

Dummen“, zeigt sich Wilm<br />

Kemper, gleichzeitig wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes Deutscher<br />

Baustoff-Fachhandel<br />

(BDB), München, enttäuscht<br />

über die vom B<strong>und</strong>eskabinett<br />

beschlossene Reform des Betriebsverfassungsgesetzes.<br />

Die im BDB organisierten<br />

r<strong>und</strong> 1500 Baustoff-Fachhändler<br />

sind von der Reform<br />

besonders betroffen. Bei<br />

ihren Unternehmen handelt<br />

es sich um vorwiegend familiengeführte<br />

Klein- <strong>und</strong> mittelständische<br />

Betriebe mit<br />

durchschnittlich 17 Beschäftigten.<br />

Zwischen Arbeitnehmern<br />

<strong>und</strong> Arbeitgebern ist<br />

über Jahrzehnte hinweg ein<br />

partnerschaftliches Verhältnis<br />

gewachsen. Diese oftmals<br />

familiären Strukturen sind<br />

durch die Reform des Betriebsverfassungsgesetzesgefährdet.<br />

Denn der Gesetzentwurf<br />

sieht vor, in Betrieben<br />

von fünf bis 50 Mitarbeitern<br />

sogar gegen den Willen der<br />

Belegschaftsmehrheit einen<br />

Betriebsrat zu bilden.<br />

schulen <strong>und</strong> Wirtschaft. Für<br />

das nächste Jahr ist eine „Woche<br />

des Existenzgründers“ mit<br />

Austausch, Informationen <strong>und</strong><br />

Seminaren geplant.<br />

....<br />

Holding soll Steuernachteile<br />

vermeiden<br />

Als Reaktion auf die Benachteiligung<br />

öffentlich-rechtlicher<br />

Versicherer durch die Reform<br />

der Unternehmensbesteuerung<br />

ändert die Westfälische Provinzial<br />

voraussichtlich zum 1. Januar<br />

2002 ihre Struktur. Vorbehaltlich<br />

abschließender Gremienentscheidungen<br />

<strong>und</strong> aufsichtsrechtlicherGenehmigungen<br />

soll das operative Versicherungsgeschäft<br />

auf zwei Aktiengesellschaften<br />

– je eine für die<br />

Schaden- <strong>und</strong> Unfallversicherung<br />

<strong>und</strong> die Lebensversicherung<br />

– übertragen werden. Als<br />

Dach für die beiden Versicherungs-Aktiengesellschaften<br />

soll<br />

eine Holding geschaffen werden,<br />

die wie bisher als Anstalt<br />

öffentlichen Rechts geführt<br />

wird. Dadurch können steuerliche<br />

Mehrbelastungen im Vergleich<br />

zu privatwirtschaftlichen<br />

Versicherungskonzernen von<br />

ca. 30 Millionen DM vermieden<br />

werden.<br />

Unabhängig davon sollen die<br />

seit einiger Zeit mit den Provinzial-Versicherungsanstalten<br />

der Rheinprovinz geführten<br />

Gespräche fortgesetzt werden.<br />

Wie der Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Heiko Winkler auf der<br />

Bilanzpressekonferenz bekräftigte,<br />

ist es aus Sicht der Westfälischen<br />

Provinzial <strong>und</strong> ihrer<br />

Eigentümer strategisch <strong>und</strong><br />

ökonomisch sinnvoll, die beiden<br />

Unternehmen, die in ihrer<br />

Region jeweils Marktführer<br />

sind, unter das „gemeinsame<br />

Dach“ einer Steuerungs-Holding<br />

zu bringen.<br />

Pferdestärken im<br />

Ruhrgebiet für das<br />

Münsterland<br />

....<br />

Unternehmer aus dem Münsterland,<br />

darunter Hoteliers, Immobilienhändler<br />

<strong>und</strong> Marketingexperten,<br />

wollen im Ballungsraum<br />

Ruhrgebiet die Leistungsfähigkeit<br />

der regionalen<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> die touristische<br />

Liebenswürdigkeit des Münsterlandes<br />

demonstrieren. Dafür<br />

veranstalten sie am 7. September<br />

auf der Trabrennbahn<br />

Recklinghausen den 1. Münsterland-Renntag.<br />

Hotelier Lutz Holtmann aus<br />

Münster meint dazu: „Unsere<br />

Region <strong>und</strong> Pferde gehören<br />

doch zusammen wie der Filmklassiker<br />

,Dinner for one’ <strong>und</strong><br />

der Silvesterabend. Da ist es<br />

nur konsequent, für unsere<br />

quicklebendige Region leistungsfähige<br />

Pferdestärken zu<br />

mobilisieren.“ Regierungspräsident<br />

Dr. Jörg Twenhöven ließ<br />

sich spontan als Schirmherr gewinnen<br />

<strong>und</strong> sprach von einer<br />

„sehr guten Idee“. Identifikation<br />

zwischen der münsterlän-<br />

dischen Bevölkerung mit ihrer<br />

Region zu stiften bzw. zu stärken,<br />

ist nach dem Willen der<br />

Ascheberger Organisatorin Elke<br />

Platvoet ein weiteres Ziel. Daher<br />

sollen viele Aktionen r<strong>und</strong><br />

um den Renntag im Münsterland<br />

unter anderem mit dem<br />

zweifachen Traber-Weltmeister<br />

<strong>und</strong> Dauerchampion Heinz Wewering<br />

stattfinden.<br />

Alle 13 Prüfungen beim Münsterland-Renntag<br />

stehen im Zeichen<br />

regionaler Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Organisationen. Für interessierte<br />

Firmen ist bei der<br />

Eventagentur Prinz eine Sponsoren-Hotline<br />

unter Telefon<br />

(0 23 61) 90 11 22 eingerichtet.<br />

....<br />

Transferzentrum E-Business<br />

„Transferzentrum E-Business<br />

Gronau“ heißt das neue Projekt<br />

des Innovationszentrums<br />

Gronau (IZG). Darin werden<br />

Unternehmen aus der Region<br />

bei Einführung <strong>und</strong> Einsatz<br />

von E-Business-Lösungen unterstützt.<br />

Das Projekt, das drei<br />

Jahre läuft, wird vom Ministerium<br />

für Arbeit <strong>und</strong> Soziales,<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Technologie<br />

des Landes <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong><br />

(MASQT) mitfinanziert. Geplant<br />

sind Workshops, Präsentationen<br />

<strong>und</strong> Schulungen, für<br />

die im Innovationszentrum ein<br />

Multimediaraum mit elf Internet-PC<br />

eingerichtet wird.<br />

Mehr Informationen: IZG, Dirk<br />

Hölscher, Tel. (0 25 62) 91 21 03.<br />

Euro<br />

Der Countdown für die<br />

Bargeld-Einführung läuft!<br />

www.ihk-muenster.de<br />

bietet Tipps, Seminare,<br />

<strong>und</strong> Service zum Bargeldbedarf<br />

<strong>und</strong> Schutz vor<br />

Falschgeld.<br />

Faxabruf (02 51) 707-401


PERSONEN<br />

Richter wird Professor<br />

....<br />

Bis vor kurzem sorgte Dr. Thomas<br />

Korenke als Richter am<br />

Thüringer Landessozialgericht<br />

für Gerechtigkeit. Von seinen<br />

richterlichen Erfahrungen profitieren<br />

nun die Studierenden<br />

des Recklinghäuser Fachbereichs<br />

<strong>Wirtschafts</strong>recht der<br />

Fachhochschule Gelsenkirchen.<br />

Dorthin ist der 35-<br />

Jährige zum Professor berufen<br />

worden. Die Lehrgebiete von<br />

Thomas Korenke sind bürgerliches<br />

Recht, Sozialrecht, Arbeitsrecht<br />

<strong>und</strong> Verfahrensrecht.<br />

....<br />

VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />

als Nachfolger vorgeschlagen<br />

Nach gemeinsamem <strong>und</strong> einstimmigem<br />

Beschluss durch<br />

Präsidium <strong>und</strong> Vorstand des<br />

Deutschen Industrie- <strong>und</strong> Handelstages<br />

(DIHT) wird Präsident<br />

Ludwig Georg Braun der DIHT-<br />

Vollversammlung Dr. Martin<br />

Wansleben (42) für das Amt<br />

des DIHT-Hauptgeschäftsführers<br />

vorschlagen. Die Vollversammlung<br />

wird über den Vorschlag<br />

in ihrer kommenden<br />

Herbstsitzung am 26./27. September<br />

2001 in Arnsberg beraten<br />

<strong>und</strong> beschließen.<br />

Wansleben ist seit 1999 Hauptgeschäftsführer<br />

des Verbandes<br />

Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />

e.V. (VDMA). „Der<br />

Wechsel erfolgt in einvernehmlicher<br />

Abstimmung mit dem<br />

VDMA“, so Braun. Wansleben<br />

steht damit am 1. November<br />

als Nachfolger von Dr. Franz<br />

Schoser zur Wahl. Schoser hat<br />

den Deutschen Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelstag mehr als zwanzig<br />

Jahre geführt <strong>und</strong> tritt dann in<br />

den Ruhestand.<br />

Dr. Martin Wansleben wurde<br />

am 9. August 1958 in Köln geboren.<br />

Nach dem Studium der<br />

Volkswirtschaft begann er 1982<br />

seine Tätigkeit beim VDMA.<br />

Hier war er seit 1989 als Abteilungsleiter,<br />

seit 1994 als Mitglied<br />

der Hauptgeschäftsführung<br />

<strong>und</strong> seit 1999 als<br />

Hauptgeschäftsführer tätig.<br />

Wansleben ist verheiratet <strong>und</strong><br />

hat drei Kinder.<br />

Hans Fockenberg –<br />

65 Jahre<br />

....<br />

Der Bottroper Unternehmer<br />

Hans Fockenberg, Inhaber der<br />

Firma Grünes Warenhaus – Gartencenter,<br />

feierte am 12. Juni<br />

seinen 65. Geburtstag. Der erfolgreiche<br />

Unternehmer ist seit<br />

1988 ehrenamtlich als Mitglied<br />

des IHK-Regionalausschusses<br />

für die Stadt Bottrop tätig. Die<br />

IHK Münster gratuliert Hans<br />

Fockenberg zu seinem besonderen<br />

Geburtstag <strong>und</strong> dankt<br />

ihm für sein langjähriges Engagement<br />

für die regionale Selbstverwaltung<br />

der Wirtschaft.<br />

Willi Wieskötter –<br />

60 Jahre<br />

....<br />

Ohne Personal <strong>und</strong> Geld geht<br />

nichts. Und deshalb geht auch<br />

nichts ohne ihn, zumindest bei<br />

der IHK Münster. Denn für<br />

beides ist Willi Wieskötter hier<br />

als Verwaltungsleiter seit neun<br />

Jahren verantwortlich. Dabei<br />

gibt seine Amts- oder Funktionsbezeichnung<br />

nur unzureichend<br />

wieder, wie sehr er<br />

sowohl auf sparsame Haushaltsführung<br />

als auch auf das<br />

Personal achtet. Neudeutsche<br />

Synonyme wie „Human-Ressourcen“<br />

oder „Human-Kapital“<br />

kommen ihm nicht über<br />

die Lippen. Für ihn sind es die<br />

Mitarbeiter, die über Erfolg<br />

oder Misserfolg der Selbstverwaltung<br />

entscheiden. Am 4.<br />

Juni 2001 feierte er seinen 60.<br />

Geburtstag. Nicht nur die Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

seiner Abteilung nutzten die<br />

Gelegenheit, die ihnen entgegengebrachte<br />

Wertschätzung<br />

<strong>und</strong> Aufmerksamkeit „mit gleicher<br />

Münze heimzuzahlen.“<br />

Dass Willi Wieskötter in zentraler<br />

Position verantwortlich<br />

ist, kommt nicht von ungefähr.<br />

Seit fast 40 Jahren arbeitet er<br />

für die IHK mit großem Engagement.<br />

Nach einer Ausbildung<br />

zum Großhandelskaufmann<br />

<strong>und</strong> anschließenden Stationen<br />

in verschiedenen Unternehmen<br />

begann er 1962 bei<br />

der IHK Münster als Angestellter<br />

im Geschäftsbereich Berufsbildung.<br />

1967 wechselte er in<br />

die Beitragsabteilung, wo er<br />

1979 zum Referenten befördert<br />

wurde. Bevor Willi Wieskötter<br />

1992 zum Verwaltungsleiter<br />

aufstieg, war er sieben Jahre<br />

zunächst stellvertretender Verwaltungsleiter.<br />

Schon hier waren<br />

seine hohen fachlichen<br />

<strong>und</strong> menschlichen Qualitäten<br />

bei sämtlichen Fragen zur Personalverwaltung<br />

gefragt, wie<br />

Willi Wieskötter, IHK-Verwaltungsleiter,<br />

wurde 60 Jahre alt.<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr.<br />

Christian Brehmer bei der Gratulation<br />

noch einmal unterstrich.<br />

Sein Sachverstand in Sachen<br />

Haushaltsplanung <strong>und</strong> Personalverwaltung<br />

ist jedoch auch<br />

außerhalb des Münsterlandes<br />

<strong>und</strong> der Emscher-Lippe-Region<br />

geschätzt. Willi Wieskötter ist<br />

im Kreis der Verwaltungsleiter<br />

der nordrhein-westfälischen Industrie-<br />

<strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong>n<br />

engagiert <strong>und</strong> Mitglied im Vorstand<br />

der Vereinigung der Verwaltungsleiter<br />

auf B<strong>und</strong>esebene.<br />

PERSONEN<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 45


FIRMEN<br />

JUBILÄEN VERKEHR<br />

....<br />

25 Jahre Rhein-Ruhr-Karton<br />

An sieben Standorten betreibt<br />

die Panther-Gruppe in Deutschland<br />

die Produktion von Papier<br />

<strong>und</strong> Wellpappe sowie deren<br />

vielschichtige Veredelung.<br />

Auch im Ruhrgebiet ist das<br />

Unternehmen präsent: seit 25<br />

Jahren in Bottrop. Vor einem<br />

Vierteljahrh<strong>und</strong>ert bedurfte es<br />

großer persönlicher Anstrengungen<br />

<strong>und</strong> Loyalität einiger<br />

Panther-Mitarbeiter, die Vision<br />

der Unternehmensausdehnung<br />

in Richtung <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong><br />

wahr zu machen. Als<br />

1976 das erste westdeutsche<br />

Unternehmen der Panther-<br />

Gruppe in Bottrop entstand,<br />

war das Image des Ruhrgebietes<br />

noch etwas zwiespältig.<br />

Aber weitsichtige Stadtväter<br />

ebneten in Rekordzeit den<br />

Weg, so dass die Rhein-Ruhr-<br />

Karton (RRK) innerhalb weniger<br />

Monate im neu erschlossenen<br />

Industriegelände Bottrop-<br />

Boy den Bau einer Wellpappenfabrik<br />

realisieren konnte. Bei<br />

dem rasanten Entwicklungstempo,<br />

welches die RRK Wellpappenfabrik<br />

dann vorlegte,<br />

kann man rückblickend durchaus<br />

staunen. Produktionsanlauf<br />

war im September 1976,<br />

die Tagesleistung betrug zu der<br />

Zeit r<strong>und</strong> 65 000 Quadratmeter.<br />

Heute produziert die RRK Wellpappenfabrik<br />

fast 400 000 Quadratmeter<br />

Wellpappe täglich.<br />

1999 kaufte die Panther-<br />

Gruppe das Nachbargr<strong>und</strong>stück<br />

mit Lagerhalle <strong>und</strong> Bürogebäude<br />

(20 000 Quadratmeter<br />

Gesamtfläche). Alle Erweiterungs-<br />

oder Modernisierungsmaßnahmen<br />

dienen der Sicherstellung<br />

des hohen Qualitätslevels<br />

der Produktion sowie<br />

der Produktivitätssteigerung.<br />

R<strong>und</strong> 170 Mitarbeiter beschäftigt<br />

die RRK.<br />

Leistungsfähigkeit<br />

nachweisen<br />

....<br />

Unternehmen, denen die Güterkraftverkehrserlaubnis<br />

oder<br />

Gemeinschaftslizenz vor dem<br />

1. Oktober 1999 erteilt wurde,<br />

müssen die Anforderungen an<br />

die finanzielle Leistungsfähigkeit<br />

nach § 2 Abs. 1 der Berufszugangsverordnung<br />

für den<br />

Güterkraftverkehr spätestens<br />

am 1. Oktober 2001 erfüllen.<br />

Die Unterlagen müssen dem<br />

Straßenverkehrs- oder Ordnungsamt<br />

als Genehmigungsbehörde<br />

vorgelegt werden. Dies<br />

gilt insbesondere für alle Unternehmen,<br />

die nach In-Kraft-<br />

Treten des neuen Güterkraftverkehrsgesetzes<br />

ihre alten Genehmigungen<br />

in neue Genehmigungen<br />

umgetauscht haben,<br />

ohne neue Daten über die finanzielle<br />

Leistungsfähigkeit<br />

vorzulegen.<br />

....<br />

ADR/RID nicht rechtzeitig<br />

veröffentlicht<br />

Die für dieses Jahr vorgesehenen<br />

Rechtsänderungen für den<br />

Transport gefährlicher Güter<br />

haben auch Auswirkungen auf<br />

die Schulung <strong>und</strong> Prüfung von<br />

Gefahrgutfahrern <strong>und</strong> Gefahrgutbeauftragten.<br />

Die Industrie<strong>und</strong><br />

<strong>Handelskammer</strong>n hatten<br />

beabsichtigt, die Schulung <strong>und</strong><br />

Prüfung zum 1. Juli 2001 umzustellen<br />

(siehe <strong>Wirtschafts</strong>spiegel<br />

1/2001). Die Festlegung<br />

dieses Termins erfolgte auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Aussage des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

für Verkehr, Bau<strong>und</strong><br />

Wohnungswesen (BM-<br />

VBW), bis zu diesem Zeitpunkt<br />

die entsprechende Rechtsnorm<br />

zu veröffentlichen. Diese Aussage<br />

ist jedoch nicht mehr zutreffend.<br />

Das bedeutet, dass der<br />

Termin 1. Juli 2001 verschoben<br />

werden muss, da bis zu diesem<br />

Zeitpunkt weder potenzielle<br />

Prüfungsteilnehmer noch<br />

Schulungsveranstalter im Besitz<br />

der veröffentlichten neuen<br />

Rechtsnormen sind. Der Termin<br />

für die Umstellung der<br />

Schulung <strong>und</strong> Prüfung wird<br />

nunmehr auf den 1. November<br />

2001 – in der Hoffnung, dass<br />

bis zu diesem Zeitpunkt der<br />

Gesetz- <strong>und</strong> Verordnungsgeber<br />

die entsprechenden Rechtsnormen<br />

veröffentlicht hat – festgelegt.<br />

Dies bedeutet, dass bis<br />

zum 31. Oktober 2001 gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

Schulungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />

– auch wenn das geänderte<br />

ADR <strong>und</strong> RID bzw. der<br />

IMDG-Code bis dahin in Kraft<br />

getreten sind – noch nach<br />

altem Recht durchgeführt werden.<br />

Die Ausnahme ist der Bereich<br />

Luftverkehr, da für diesen<br />

Bereich bereits zum 1. Januar<br />

2001 die Rechtsnormen geändert<br />

wurden. Weitere Fragen<br />

beantwortet Beate Schleicher,<br />

IHK Münster (Geschäftsbereich<br />

Verkehr, Raumordnung, Telekommunikation,<br />

Tourismus),<br />

Telefon (02 51) 707-208.<br />

GGVSE-Entwurf wird<br />

überarbeitet<br />

....<br />

Das B<strong>und</strong>esjustizministerium<br />

(BMJ) hat dem Verordnungsentwurf<br />

Gefahrgutverordnung<br />

Straße/Eisenbahn (GGVSE) in<br />

der vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

(BMVBW) vorgelegten<br />

Form nicht zugestimmt.<br />

Das BMVBW muss den Entwurf<br />

nunmehr überarbeiten<br />

<strong>und</strong> ihn nochmals zur Rechtsförmlichkeitsprüfung<br />

dem BMJ<br />

vorlegen. Dies hat zur Folge,<br />

dass die GGVSE voraussichtlich<br />

erst im Oktober 2001 in den<br />

Gremien beraten werden kann.<br />

Um die Anwendung des international<br />

zum 1. Juli 2001 in<br />

Kraft tretenden ADR <strong>und</strong> RID<br />

auch in Deutschland zu ermöglichen,<br />

plant das BMVBW die<br />

Veröffentlichung einer Duldungsregelung.<br />

Die Bekanntmachung<br />

dieser Duldungsregelung<br />

soll jedoch erst nach Veröffentlichung<br />

der 9. RID bzw.<br />

der 15. ADR-Änderungsverordnung<br />

im B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil<br />

II erfolgen.


RECHT<br />

UND<br />

STEUERN<br />

....<br />

Aktuelle Steuertipps auf<br />

140 Seiten<br />

Bei jeder Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsabrechnung<br />

ist der Arbeitgeber<br />

mit dem Lohnsteuerrecht befasst.<br />

Einen Überblick über die<br />

Änderungen, die Betriebe künftig<br />

berücksichtigen müssen,<br />

gibt die DIHT-Broschüre Lohnsteuer<br />

2001 (6. überarbeitete<br />

Auflage, A5, 140 Seiten). Sie ist<br />

zum Preis von 11 EUR (21,51<br />

DM) zu beziehen beim Deutschen<br />

Industrie- <strong>und</strong> Handelstag<br />

(DIHT), Publikationen-<br />

Service, Adenauerallee 148,<br />

53113 Bonn, Telefax-Bestellservice:<br />

(02 28) 1 04 16 26; Internet:<br />

http://www.diht.de.<br />

Internetrecht in der<br />

Praxis<br />

....<br />

Über das Internet können Waren<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen in<br />

der ganzen Welt angeboten<br />

werden. Den Möglichkeiten<br />

des Internet stehen aber zahlreiche<br />

Rechtsfragen gegenüber.<br />

Die Entwicklung des „Internetrechts“<br />

steckt dabei in den Kinderschuhen,<br />

zumal sich in vielen<br />

Bereichen noch keine gefestigte<br />

Rechtsprechung herausgebildet<br />

hat. Die aktuelle<br />

DIHT-Broschüre „Internetrecht<br />

in der Praxis“ (A5, 48 Seiten,<br />

Preis acht EUR / 15,65 DM) gibt<br />

einen guten Überblick über den<br />

derzeitigen Stand der Dinge.<br />

DIHT-Fax-Bestellservice: (02 28)<br />

104-16 26, www.diht.de.<br />

Verdachtskündigung<br />

nach Suspendierung<br />

....<br />

Auch wenn zwischen Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> Arbeitnehmer ein Auf-<br />

Steuerreform: Fortsetzung im Blick<br />

Die B<strong>und</strong>esregierung hat in<br />

ihrem jetzt veröffentlichten<br />

Bericht (www.b<strong>und</strong>es-finanzministerium.de/bfusteu.pdf)<br />

den erheblichen Änderungsbedarf<br />

im Umwandlungssteuerrecht,<br />

dem Recht der<br />

Besteuerung verb<strong>und</strong>ener Unternehmen<br />

<strong>und</strong> dem Außensteuerrecht<br />

erkannt. Die Notwendigkeit<br />

einer Reform dieser<br />

Rechtsgebiete ist von der<br />

Wirtschaft bereits seit langem<br />

immer wieder hervorgehoben<br />

worden. Sie wird durch den<br />

Systemwechsel bei der Körperschaftssteuer<br />

noch verschärft.<br />

Zudem ist durch das<br />

geänderte Unternehmenssteuerrecht<br />

zusätzlicher Regelungsbedarf<br />

entstanden.<br />

Im Vorfeld der Berichtserstellung<br />

hatte die Wirtschaft Gelegenheit,<br />

ihre Auffassungen<br />

zu den angesprochenen Problembereichen<br />

in umfangreichen<br />

Positionspapieren vorzulegen<br />

<strong>und</strong> sich an der Diskussion<br />

in dem vom B<strong>und</strong>esfinanzministeriumeingerichteten<br />

Beirat zu beteiligen. Hierbei<br />

sind in vielen Punkten unterschiedliche<br />

Auffassungen<br />

zwischen Verwaltung <strong>und</strong><br />

Wirtschaft deutlich geworden,<br />

die in dem Bericht nicht immer<br />

hinreichend zum Ausdruck<br />

kommen.<br />

hebungsvertrag unter Arbeitsfreistellung<br />

<strong>und</strong> Abfindungsvereinbarung<br />

vereinbart wurde,<br />

kann aufgr<strong>und</strong> eines schwerwiegenden<br />

Verdachts einer<br />

Straftat eine Verdachtskündigung<br />

erfolgen. Das hat das<br />

B<strong>und</strong>esarbeitsgericht im Fall<br />

eines K<strong>und</strong>enberaters einer<br />

Bank entschieden, mit dem der<br />

Arbeitgeber nach Abmahnung<br />

wegen eines Verstoßes gegen<br />

bankinterne Vorschriften einen<br />

Aufhebungsvertrag mit bezahlter<br />

Freistellung <strong>und</strong> eine Abfindung<br />

in Höhe von 106 000 DM<br />

vereinbart hatte. Nach Abschluss<br />

dieses Vertrages erfuhr<br />

der Arbeitgeber von dem dringenden<br />

Tatverdacht, dass der<br />

Arbeitnehmer K<strong>und</strong>engelder<br />

<strong>und</strong> der Bank anvertraute Vermögensanteile<br />

unterschlagen<br />

Der Bericht enthält eine Reihe<br />

wichtiger Reformvorschläge<br />

zur Besteuerung verb<strong>und</strong>ener<br />

Unternehmen, zu Umstrukturierungen<br />

<strong>und</strong> zum Außensteuerrecht.<br />

Allerdings gehen<br />

vor allem im Bereich der Besteuerung<br />

verb<strong>und</strong>ener Unternehmen<br />

<strong>und</strong> im Bereich der<br />

Umstrukturierung bei den als<br />

kurzfristig umsetzbar vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen die<br />

Reformvorschläge nicht weit<br />

genug. Geboten wären hier<br />

mutigere Schritte, die der Bericht<br />

zwar anspricht, aber zunächst<br />

einer späteren Diskussion<br />

zu-weist. Darüber hinaus<br />

bestehen in einigen Fragen<br />

gr<strong>und</strong>legende Meinungsunterschiede,<br />

die im weiteren<br />

Verfahren intensiv erörtert<br />

werden müssen. Im Anschluss<br />

an die Unternehmenssteuerreform<br />

darf die notwendige<br />

Fortentwicklung des Unternehmenssteuerrechts<br />

nicht<br />

halbherzig angegangen werden.<br />

Vielmehr bedarf es weitergehender<br />

Schritte, um die<br />

steuerlichen Rahmenbedingungen<br />

der Unternehmen im<br />

internationalen Wettbewerb<br />

steuerlich nicht zurückfallen<br />

zu lassen, sondern sie progressiv<br />

im Interesse von Wachstum<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung zu gestalten.<br />

habe <strong>und</strong> kündigte darauf hin<br />

das Arbeitsverhältnis fristlos.<br />

In seiner Begründung weist das<br />

Gericht darauf hin, dass dieser<br />

Verdacht geeignet sei, das bei<br />

dem K<strong>und</strong>enbetreuer einer<br />

Bank unerlässliche Vertrauen<br />

in die Ehrlichkeit zu zerstören<br />

<strong>und</strong> damit die Fortsetzung des<br />

Arbeitsverhältnisses bis zum<br />

Ablauf der Kündigungsfrist unzumutbar<br />

mache. Dem stehe<br />

auch die Freistellung des Arbeitnehmers<br />

nicht entgegen. Es<br />

sei der Bank nicht zumutbar,<br />

an den Arbeitnehmer weitere<br />

Gehalts- oder Abfindungszahlungen<br />

zu leisten, obgleich das<br />

Vertrauensverhältnis aufgr<strong>und</strong><br />

des Verdachts einer Straftat<br />

endgültig zerstört sei. (Urteil<br />

des BAG vom 5. April 2001;<br />

Az.: 2 AZR 217/00).<br />

RECHT UND STEUERN<br />

AUSSTELLUNGEN<br />

Der neue Küttner<br />

....<br />

Mit der 8. Auflage des Personalbuchs<br />

von Dr. Wolfdieter Küttner<br />

wird das erfolgreiche Konzept,<br />

dem Personalpraktiker in<br />

den eng vernetzten Gebieten<br />

Personalrecht, Arbeitsrecht,<br />

Lohnsteuerrecht <strong>und</strong> Sozialversicherungsrecht<br />

Orientierung<br />

<strong>und</strong> ein verlässliches Arbeitsmittel<br />

an die Hand zu geben,<br />

konsequent fortgesetzt. Das<br />

Personalbuch 2001 wendet sich<br />

an Unternehmer, Personalabteilungen,<br />

Steuerberater,<br />

Rechtsanwälte <strong>und</strong> Richter.<br />

Personalbuch 2001: Verlag C. H.<br />

Beck, 2539 S., 178 DM, ISBN 3-<br />

406-46905-1; Buch <strong>und</strong> CD zusammen<br />

378 DM.<br />

AUS<br />

STELLUNGEN<br />

Messekarten<br />

....<br />

Bei der IHK Münster sind Eintrittskarten<br />

für Fachbesucher<br />

im Vorverkauf für folgende<br />

Messen erhältlich:<br />

Herren-Mode-Woche – Köln<br />

13. bis 15. Juli<br />

Tageskarte 16,36 EUR/32 DM<br />

Zweitagesk. 25,56 EUR/50 DM<br />

Dauerkarte 32,21 EUR/63 DM<br />

Kind + Jugend – Köln<br />

27. bis 29. Juli<br />

Tageskarte 12,78 EUR/25 DM<br />

Zweitagesk. 19,43 EUR/38 DM<br />

Dauerkarte 25,56 EUR/50 DM<br />

Auskünfte über weitere internationale<br />

Fachmesse: Hauptgeschäftsstelle<br />

der IHK, Tel.<br />

(02 51) 707-100, Vestische<br />

Gruppe in Gelsenkirchen, Tel.<br />

(02 09) 388-100, Geschäftsstelle<br />

Westmünsterland in Bocholt,<br />

Tel. (0 28 71) 99 03-0.<br />

wirtschaftsspiegel 7 · 2001 47


Rating: Chance für den<br />

Mittelstand<br />

Die Unternehmensbewertung<br />

von der Stange ist „out“, Individualisierung<br />

im Rahmen von<br />

Unternehmensrating ist „in“.<br />

Zwei Experten setzten sich auf<br />

Einladung der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

(WJ) mit dieser Thematik<br />

auseinander.<br />

Prof. Dr. Jens Leker, Geschäftsführender<br />

Direktor des Instituts<br />

für betriebswirtschaftliches<br />

Management im Fachbereich<br />

Chemie <strong>und</strong> Pharmazie der<br />

Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

(WWU) stellte fest,<br />

dass Mittelstandsrating nichts<br />

Neues darstelle. In Deutschland<br />

seien Bonitätsprüfungen<br />

mittelständischer Unternehmen<br />

bisher in der Regel ausschließlich<br />

durch Kreditinstitute<br />

im Rahmen des Kreditengagements<br />

der Banken erfolgt.<br />

Für die Zukunft zeichne<br />

sich ein Wandel ab: Durch Basel<br />

II, das unter anderem eine<br />

Neuregelung der Verpflichtung<br />

78 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />

WIRTSCHAFTSJUNIOREN<br />

„Jeder, der wirklich will, kann<br />

es schaffen“, bewertete Designunternehmer<br />

Rolf Fehlbaum<br />

vor einer Delegation der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

Deutschland in<br />

Weil am Rhein die Erfolgsaussichten<br />

für Designunternehmer<br />

im deutschen Markt. Mit der<br />

Veranstaltungsreihe design<br />

markets wollen die Jungunternehmer<br />

12 000 <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

in Deutschland auf die<br />

Erfolgspotenziale von Designmanagement<br />

aufmerksam<br />

machen.<br />

<strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

Münster<br />

zur Eigenkapitalunterlegung<br />

des Kreditgeschäftes von Banken<br />

vorsehe, erhielten Ratings<br />

ein neues Gewicht. Zur Bewertung<br />

eines Unternehmens<br />

werde daher nicht nur eine<br />

steigende Zahl von quantitativen<br />

Kriterien <strong>und</strong> Kennzahlen<br />

aus zeitnahen Abschlüssen<br />

herangezogen, sondern auch<br />

Branchenindikatoren <strong>und</strong> qualitative<br />

Daten in die Betrachtung<br />

einbezogen. Ziel sei es,<br />

Prognosen sicherer zu machen<br />

<strong>und</strong> das Insolvenzrisiko des<br />

Schuldners abzuschätzen. Für<br />

den Mittelstand können<br />

Ratings interessant sein, weil<br />

sie einen besseren Zugang zu<br />

Krediten <strong>und</strong> günstigere Finanzierungskosten<br />

ermöglichten<br />

<strong>und</strong> für ein besseres Image des<br />

Heute schon auf<br />

Schalke gewesen?<br />

Klicken Sie doch mal:<br />

www.wj-aufschalke.de<br />

Viel Platz für junge Designunternehmen<br />

Nach Ansicht von Fehlbaum<br />

bietet der deutsche Markt noch<br />

reichlich Platz für ambitionierte<br />

Unternehmer mit innovativen<br />

Ideen. Erfolgsfaktor Nummer<br />

eins nach Ansicht des Routiniers<br />

Fehlbaum: Es muss mehr<br />

als nur das Denken an Profit im<br />

Spiel sein. Dazu passt, dass der<br />

60-jährige vitra-Chef Designunternehmen<br />

nicht nach Umsatz<br />

<strong>und</strong> Profitabilität bewertet.<br />

„Oft sind die kleinen Unternehmen<br />

die wirklich spannenden“,<br />

so Fehlbaum. „Von den 12 000<br />

Prof. Leker: Von einem individuellen Rating profitieren mittelständische<br />

Unternehmen. Foto: Emmerich<br />

Unternehmens sorgen könnten.<br />

Die im Laufe des Ratingverfahrens<br />

gewonnenen Informationen<br />

über mögliche Defizite<br />

seien Ansätze für Verbesserungen.<br />

In seinen Ausführungen ging<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge,<br />

Direktor des Instituts für Revisionswesen<br />

der WWU, vor den<br />

<strong>Wirtschafts</strong>junioren insbesondere<br />

auf das von ihm entwickelte<br />

Baetge-Bilanz-Rating<br />

(BBR) als Gr<strong>und</strong>lage interner<br />

<strong>und</strong> externer Ratings ein. Das<br />

BBR erfülle bereits jetzt die<br />

wesentlichen Anforderungen<br />

von Basel II <strong>und</strong> sei zudem<br />

mittelstandsfre<strong>und</strong>lich. Es erkenne<br />

Fortbestandsrisiken mit<br />

über 90 Prozent Zuverlässigkeit<br />

bis zu drei Jahre im voraus.<br />

„Schwachstellen im Unterneh-<br />

<strong>Wirtschafts</strong>junioren stammen<br />

viele aus Familienunternehmen<br />

<strong>und</strong> haben gerade das Ruder<br />

übernommen oder stehen kurz<br />

davor. Eine wichtige Phase für<br />

neue Wege der Unternehmensführung“,<br />

so Jörg Heithoff<br />

(Münster), Sprecher der Junioreninitiative<br />

„design markets“.<br />

„Unsere Besuche bei Vorzeigeunternehmen<br />

wie vitra sollen<br />

junge Unternehmerinnen <strong>und</strong><br />

Unternehmer inspirieren,<br />

Designmanagement als Werkzeug<br />

für Veränderung zu<br />

nutzen“, meint Heithoff.<br />

Der zweitägige Besuch beim<br />

men werden gezielt entdeckt,<br />

Gegenmaßnahmen zur Behebung<br />

der Schwachstellen können<br />

gezielt <strong>und</strong> rechtzeitig eingeleitet<br />

werden“, so Prof.<br />

Baetge.<br />

<strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />

Münster<br />

Wenn Sie Interesse an der Arbeit<br />

der <strong>Wirtschafts</strong>junioren haben,<br />

rufen Sie an oder faxen Sie:<br />

Geschäftsführung<br />

Hans-Bernd Felken<br />

Telefon 0 28 71/99 03-17<br />

Telefax 99 03-40<br />

Felken@muenster.ihk.de<br />

Möbelproduzenten vitra in Weil<br />

am Rhein war die erste von drei<br />

Fallstudien, zu denen die Junioreninitiative<br />

„design markets“<br />

in diesem Jahr einlädt. Weitere<br />

Fallstudien in diesem Jahr:<br />

Am 19. September ein Besuch<br />

bei der Aloys F. Dornbracht<br />

GmbH Co. KG, Iserlohn, am<br />

4. Dezember bei der Leica<br />

Camera AG, Solms.<br />

Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />

im Internet www.designmarkets.com<br />

oder bei Jörg<br />

Heithoff, Telefon (02 51)<br />

4148 40, E-Mail: joerg@heithoff.de.

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