Wirtschafts - und Handelskammer Nord Westfalen
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LOGBUCH<br />
Zahlen lügen nicht, sagen manchmal aber nur die halbe Wahrheit, weil die<br />
Realität nun einmal etwas komplizierter ist, als sie die Statistik mit einem<br />
Wert zum Ausdruck bringen kann: 60 Prozent der Beschäftigten im IHK-<br />
Bezirk Münster arbeiten mittlerweile im Dienstleistungsbereich. Das sind etwa<br />
455 000 der insgesamt 755 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten,<br />
während das Produzierende Gewerbe nur noch 291 000 zählt, also etwa<br />
39 Prozent.<br />
Schöne Neue Welt? Die Industrie als Auslaufmodell? Mitnichten! Der statistische<br />
Industriebegriff ist antiquiert <strong>und</strong> entstammt der Zeit der Schwarz-Weiß-Malerei.<br />
Die <strong>Wirtschafts</strong>sektoren stehen nicht etwa isoliert <strong>und</strong> unabhängig nebeneinan-<br />
Offenes Bekenntnis zur Industrie<br />
der, sie bilden ein stetig dichter werdendes Netzwerk, das sich aus der immer<br />
stärkeren Arbeitsteilung speist. Bisher intern organisierte Wertschöpfungsketten<br />
werden aufgebrochen, Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen<br />
<strong>und</strong> gliedern die wachsenden innerbetrieblichen Dienstleistungen aus. Das<br />
führt zu statistischen Umbuchungen zwischen<br />
den Sektoren, ist aber kein Beleg für ausbleibende<br />
wirtschaftliche Erfolge der Industrie.<br />
Im Gegenteil!<br />
Die Industrie ist der zentrale Antriebsmotor des <strong>Wirtschafts</strong>wachstums,<br />
auch <strong>und</strong> gerade für den Dienstleistungsbereich.<br />
Foto: Wilp<br />
Die einfache Rechnung, was die Dienstleistungen<br />
gewinnen, hat die Industrie verloren, geht<br />
schon lange nicht mehr auf. Schon vor drei<br />
Jahren hat die IHK Münster mit einer Studie<br />
gezeigt, dass eine positive Beschäftigungsentwicklung<br />
im Dienstleistungsgewerbe von<br />
einem leistungsfähigen <strong>und</strong> hinreichend<br />
großen Industriebereich abhängt. Das überdurchschnittliche<br />
Wachstum in den industrienahen<br />
Dienstleistungen ist der beste Beweis.<br />
Die Industrie steht am Anfang der Wertschöpfungskette,<br />
ist der zentrale Antriebsmotor für<br />
Fortschritt <strong>und</strong> Innovationen <strong>und</strong> die wesentliche<br />
Stütze des Auslandsgeschäftes. Ihre Bedeutung<br />
zu unterschätzen, indem man nur<br />
noch von der Dienstleistungsgesellschaft<br />
spricht, ist ein folgenschweres Signal an die<br />
öffentliche Wahrnehmung: Junge Menschen<br />
sind nur noch schwer zu begeistern für Jobs in<br />
der Industrie.<br />
Ohne Zweifel: Zu einer vorausschauenden regionalen <strong>Wirtschafts</strong>politik gehört<br />
es, den Dienstleistungsbereich in seiner ganzen Breite zu fördern. Genauso wichtig<br />
ist aber die Pflege eines leistungsfähigen industriellen Kerns, wenn man den<br />
tertiären Sektor insgesamt auf ein sicheres F<strong>und</strong>ament stellen will. Die IHK Münster<br />
bekennt sich deshalb offen zur Industrie. Auch wenn alle über den erfreulichen<br />
Dienstleistungsboom reden: Die Industrie bleibt auch in Zukunft die Basis<br />
unseres Wohlstandes.<br />
Ihre IHK Münster<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 1
2 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
INHALT<br />
Wer suchet,<br />
der findet! – Von<br />
wegen. Fachkräfte<br />
machen sich bedenklich<br />
rar <strong>und</strong><br />
dadurch ungeheuer<br />
interessant.<br />
Die Schlacht um<br />
die hellen Köpfe<br />
ist längst entbrannt.MittelständischeUnternehmen<br />
müssen<br />
in die Offensive<br />
gehen, wenn sie<br />
im Wettbewerb<br />
um gute Mitarbeiter<br />
gegenüber<br />
großen Betrieben<br />
nicht noch weiter<br />
ins Hintertreffen<br />
geraten wollen.<br />
Sie müssen ihre<br />
Attraktivität als wettbewerbsfähige Arbeitgeber stärker<br />
kommunizieren <strong>und</strong> eine individuelle Strategie<br />
zur Personalgewinnung verfolgen.<br />
Seite 8<br />
Strukturwandel<br />
stärker hervorheben<br />
Besuch mit Symbolwert: An den sportlichen<br />
Erfolgen des FC Schalke 04 soll sich<br />
die wirtschaftliche Entwicklung der<br />
Emscher-Lippe-Region orientieren,<br />
wünscht sich die IHK-Vollversammlung.<br />
Bei der Besichtigung des Schalkemuseums<br />
präsentierte Vorsitzender Gerd Rehberg<br />
(4. v. l.) stolz den DFB-Pokal.<br />
Seite 6<br />
bizz4U war wieder ein gutes Geschäft<br />
Das Schiller-Gymnasium reichte die meisten<br />
Wettbewerbsbeiträge beim Schülerwettbewerb<br />
bizz4U (Business for you)<br />
der „Industrie in<br />
Münster“ ein. Schulleiter<br />
Hartmut Höfermann (r.)<br />
erhielt dafür von IHK-<br />
Präsident Hubert Ruthmann<br />
den Sonderpreis<br />
der IHK, die Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler attraktive<br />
Gruppenpreise.<br />
Seite 22<br />
INHALT<br />
Logbuch 1<br />
Termine 4<br />
Telegramme 5<br />
Impressum 76<br />
Seminare 79<br />
Titel: Fachkräftemangel<br />
Schlacht um die hellen Köpfe 8<br />
Mittelstand muss in die Offensive gehen<br />
Demographie <strong>und</strong> Arbeitsmarkt 12<br />
Zahlen zum Arbeitskräfteschw<strong>und</strong><br />
Mehr Frauen aus der Reserve locken 13<br />
Beschäftigungsreserven erschließen<br />
Das schiefe Bild vom Mittelstand 14<br />
Vorteile besser kommunizieren<br />
Abtrünnige nicht aus den Augen<br />
verlieren 15<br />
uni-X knüpft Netzwerk für Ehemalige<br />
Der Reiz des Regionalen 16<br />
Berufseinsteiger oft bodenständig<br />
Weiche Faktoren sind gute Argumente 17<br />
Abwanderer kommen gerne zurück<br />
Kumpel sind gute Facharbeiter 18<br />
Arbeitsamt qualifiziert <strong>und</strong> vermittelt<br />
Qualifizierte Quereinsteiger 20<br />
Über Umwege zur Fachkraft<br />
Trockengelegte Bewerberpools 21<br />
Stellenanzeigen reichen nicht aus<br />
hemen<br />
Themen<br />
Signale für den Mittelstand senden 6<br />
IHK-Vollversammlung bekennt sich zur<br />
Emscher-Lippe-Region<br />
Resolution für Weiterbildung 21<br />
Rückendeckung vom <strong>Wirtschafts</strong>parlament<br />
Industrie ist „in“ bei Schülern 22<br />
Beeindruckende Projekte in bizz4U<br />
Karten sind gut gemischt 24<br />
Branchenkonzentration in der Region
INHALT<br />
Modernität <strong>und</strong> Vielfalt überrascht 26<br />
Tour zur Wirtschaft vor Ort<br />
Einzelhandel wird nicht zum Basar 28<br />
Rabattgesetz vor der Abschaffung<br />
Gute Rechner sind selten arbeitslos 29<br />
Matheknobelei für Hauptschüler<br />
Einkaufspool lässt Preise purzeln 30<br />
In Coesfeld kaufen zwölf Betriebe<br />
gemeinsam ein<br />
„Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“ wollte abkassieren 32<br />
IHK registriert vermehrt merkwürdige<br />
Geschäftspraktiken<br />
Aus der Region<br />
Firmenjubiläen 46<br />
Personen 45<br />
Regionalreport 43<br />
Unternehmen berichten 36<br />
<strong>Wirtschafts</strong>junioren 78<br />
Unternehmenspraxis<br />
Ausstellungen 47<br />
Bildung 34<br />
Recht <strong>und</strong> Steuern 47<br />
Verkehr 46<br />
Lebensart<br />
Kulturspiegel 33<br />
Börsen<br />
Beteiligung 48<br />
Existenzgründung 48<br />
Kooperation 49<br />
Amtliches<br />
Amtliche Bekanntmachungen 50<br />
Bebauungspläne 49<br />
Handelsregister 52<br />
INHALT<br />
Einzelhandel wird<br />
nicht zum Basar<br />
Für das Rabattgesetz<br />
läuteten bereits 1994<br />
die Totenglocken. Zu<br />
früh, wie sich herausstellte.<br />
Jetzt scheint aber tatsächlich die letzte<br />
St<strong>und</strong>e geschlagen zu haben, denn Regierung <strong>und</strong><br />
große Teile der Opposition sind sich einig über die<br />
Abschaffung. Was das bedeutet, darüber informierten<br />
sich über 100 Einzelhändler in der IHK Münster.<br />
Seite 28<br />
Einkaufspool lässt<br />
Preise purzeln<br />
Was liegt näher, als<br />
sich zusammenzuschließen,<br />
um<br />
durch große Bestellungen<br />
kleine Preise<br />
zu erzielen? Zwölf<br />
Coesfelder Unternehmer – unter ihnen Klaus Vollenbröker<br />
von den ELVO-Werken (l.) – haben diese Idee<br />
in die Praxis umgesetzt.<br />
Seite 30<br />
Wirtschaft kommt ins Johanneum<br />
Die Bischof + Klein GmbH aus Lengerich<br />
<strong>und</strong> das Gymnasium Johanneum in Ostbevern<br />
haben eine<br />
Kooperationsvereinbarung<br />
innerhalb des<br />
IHK-Projektes „Praxiskontakte<br />
Wirtschaft –<br />
Wirtschaft in die<br />
Schule!“ geschlossen.<br />
Die Kooperationsvereinbarung<br />
wurde jetzt<br />
unterzeichnet.<br />
Seite 35<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 3
TERMINE<br />
Den Markt Polen<br />
entdecken<br />
Auch vor der vollen Mitgliedschaft<br />
Polens in der EU eröffnen<br />
sich für mittelständische<br />
deutsche Unternehmen gute<br />
Marktchancen. Umgekehrt suchen<br />
auch polnische Unternehmen<br />
den Weg in die EU gerade<br />
über Deutschland. Das Seminar<br />
„Polen als Markt für mittelständische<br />
deutsche Betriebe“ informiert<br />
über die speziellen Bedingungen<br />
des polnischen Marktes.<br />
Termin: 22. <strong>und</strong> 29. August<br />
14 bis 18.30 Uhr<br />
Ort: Franz-Hitze-<br />
Akademie, Münster<br />
Als Experten <strong>und</strong> Gesprächspartner<br />
sind die Außenwirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Osteuropa-Refe-<br />
4 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
TERMINE<br />
renten der IHK <strong>und</strong> der HWK<br />
Münster, des Landesarbeitsamtes,<br />
ein Inhaber einer auf den<br />
polnischen Markt spezialisierten<br />
Consulting-Firma sowie<br />
zwei <strong>Wirtschafts</strong>wissenschaftler<br />
beteiligt. Anmeldungen: Maria<br />
Conlan, Tel. (02 51) 98 18-416,<br />
E-Mail: conlan@bistum-muenster.de.<br />
Ideenentwickler<br />
treffen Kapitalgeber<br />
In der Kontaktbörse für Ideen<br />
<strong>und</strong> Chancenkapital (KICK)<br />
bringt die IHK Münster regelmäßig<br />
Existenzgründer <strong>und</strong><br />
Ideenentwickler aus der Region<br />
mit Kooperationspartnern, Kapitalgebern<br />
<strong>und</strong> Beratern zusammen.<br />
Termin: 20. September<br />
Ort: IHK Münster<br />
Sentmaringer Weg 61<br />
Informationen: IHK, Gaby Rölf,<br />
Telefon (02 51) 707-220, E-Mail:<br />
kick@münster.ihk.de<br />
Studie zum<br />
elektronischen Einkauf<br />
Die Einführung von Internet-<br />
Technologien führt zu starken<br />
Veränderungen in der Unter-<br />
nehmenspraxis. Die internetbasierte<br />
Beschaffung von Gütern<br />
(E-Procurement), die zu erheblichen<br />
Prozess- <strong>und</strong> Materialkosteneinsparungen<br />
beitragen<br />
kann, ist ein Bereich des E-Business,<br />
der gerade in den letzten<br />
Monaten auf verstärktes Interesse<br />
gestoßen ist. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Fachbereich<br />
Wirtschaft der Fachhochschule<br />
Münster wurde in einer<br />
Studie untersucht, welche Erfahrungen<br />
mit der internetgestützten<br />
Beschaffung bei Firmen<br />
im IHK-Bezirk Münster<br />
bisher gemacht wurden <strong>und</strong><br />
welche Vorhaben hier geplant<br />
sind. Die Ergebnisse der Studie<br />
werden in der Veranstaltung<br />
„E-Procurement“ vorgestellt.<br />
Anmeldung: IHK, Tel. (02 51)<br />
707-337, Fax (02 51) 707-324,<br />
E-Mail: elfering@muenster.ihk.de<br />
Alles was Recht ist<br />
im Internet<br />
Mit der Veranstaltung „Rechtsfragen<br />
r<strong>und</strong> um den Internet-<br />
Auftritt“ setzt die IHK Münster<br />
ihre Reihe „Recht <strong>und</strong> Steuern<br />
im E-Business“ fort.<br />
Abschied für vier Vizepräsidenten: IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Christian Brehmer (l.) <strong>und</strong><br />
IHK-Präsident Ruthmann (2. v. r.) dankten (v. l.) Dr. Hans Wilhelm Seppelfricke, Erich Hausmann,<br />
Dr. Paul Harbecke <strong>und</strong> Manfred Krukenkamp für ihren Einsatz für die Selbstverwaltung der<br />
regionalen Wirtschaft. Foto: Emmerich<br />
Termin: 26. September,<br />
15 bis 18 Uhr<br />
Ort: IHK Münster<br />
Sentmaringer Weg 61<br />
Domain-Namen, Urheberrecht,<br />
Wettbewerbsrecht, Haftungsrecht,<br />
Anbieterkennzeichnung<br />
<strong>und</strong> Datenschutz sind die Themen,<br />
die die Referentinnen Annette<br />
Bugiel, Deutscher Industrie<br />
<strong>und</strong> Handelstag (DIHT)<br />
Brüssel, <strong>und</strong> Annette Karstedt-<br />
Meierrieks, DIHT Berlin, beleuchten.<br />
Informationen <strong>und</strong><br />
Anmeldung: IHK, Irene Tubbesing,<br />
Telefon (02 51) 707-236,<br />
Fax (02 51) 707-359, E-Mail:<br />
tubbesing@muenster.ihk.de<br />
Termin: 25. September,<br />
17 bis 19 Uhr<br />
Ort: IHK Münster<br />
Sentmaringer Weg 61 Fix per Fax<br />
Unter folgenden<br />
Fax-Nummern können<br />
aktuelle IHK-Informationen<br />
abgerufen werden:<br />
(02 51) 707-<br />
Infos zu Preisangaben<br />
in Euro 401<br />
Preisindizes/Lebenshaltung 403<br />
Veranstaltungen<br />
Existenzgründung 407<br />
Existenzgründungsbörse 408<br />
Recyclingbörse 410<br />
Existenzgründung / öffentl.<br />
Finanzierungshilfen 415<br />
Stark gemacht für die Wirtschaft<br />
Sie haben sich stark gemacht für die regionale<br />
Selbstverwaltung der Wirtschaft. Erich<br />
Hausmann, Dr. Paul Harbecke, Manfred<br />
Krukenkamp <strong>und</strong> Dr. Hans Wilhelm Seppelfricke<br />
sind aus ihren Ämtern als IHK-<br />
Vizepräsidenten ausgeschieden, um Jüngeren<br />
Platz zu machen. Sie haben sich<br />
stets mit Erfolg gegen staatliche Bevorm<strong>und</strong>ung<br />
eingesetzt <strong>und</strong> für die regionale<br />
Wirtschaft bew<strong>und</strong>ernswerte Initiative gezeigt,<br />
dankte IHK-Präsident Hubert Ruthmann<br />
den vier Unternehmern.<br />
Mehr noch: Durch ihr Beispiel haben sie<br />
für die IHK-Organisation, die für den Staat<br />
Leistungen kostengünstig, wirtschaftsnäher<br />
<strong>und</strong> unbürokratischer erbringe, erfolgreich<br />
geworben. (Über das Engagement<br />
der vier Vizepräsidenten berichtet<br />
der <strong>Wirtschafts</strong>spiegel in der nächsten Ausgabe<br />
ausführlich).
TELEGRAMME<br />
++Export: Aktuelle<br />
Tipps auf 300 Seiten++<br />
Mit der Ausgabe 2001 legt die<br />
Commerzbank jetzt ihre aktualisierten<br />
„Ratschläge für die<br />
Ausfuhr“ vor – ein r<strong>und</strong> 300seitiges<br />
Handbuch, das sich zu<br />
einem Standard-Nachschlagewerk<br />
der deutschen Exportwirtschaft<br />
entwickelt hat. Der Leitfaden<br />
enthält, nach Kontinenten<br />
unterteilt, die wichtigsten<br />
Einfuhr- <strong>und</strong> Devisenvorschriften<br />
des Auslands. Die aktualisierte<br />
Ausgabe 2001 ist ab sofort<br />
gegen eine Schutzgebühr<br />
von 15 DM in allen Commerzbank-Filialen<br />
erhältlich.<br />
+++Pfennig-Marken bis<br />
Mitte 2002 gültig+++<br />
Ab Januar 2002 gilt auch auf<br />
Briefmarken die Euro-<br />
Währung. Der Standardbrief<br />
kostet dann 0,56 Euro. Die<br />
alten Pfennig-Marken verlieren<br />
aber erst mit Ablauf des 30.<br />
Juni 2002 ihre Gültigkeit. Ab<br />
dem 1. Juli wird die Deutsche<br />
Post für einen begrenzten Zeitraum<br />
einen Umtausch der alten<br />
Pfennig-Briefmarken in<br />
neue Euro-Marken anbieten.<br />
Briefmarken mit doppelter<br />
Währungsauszeichnung bleiben<br />
dauerhaft gültig.<br />
+++Auf die Verpackung<br />
kommt es an+++<br />
Endspurt für den Deutschen<br />
Verpackungsdesign-Wettbewerb:<br />
Am 20. Juli endet die<br />
Anmeldefrist für die dritte Auflage.<br />
Ausrichter ist das Deutsche<br />
Verpackungsinstitut Ber-<br />
SSV: Preise müssen reduziert sein<br />
Der Sommerschlussverkauf<br />
(SSV) beginnt am 30. Juli <strong>und</strong><br />
endet am 11. August. Wer dann<br />
Textilien, Kleidung, Sportartikel,<br />
Schuh- <strong>und</strong> Lederwaren<br />
– nur das sind SSV-<br />
Waren – reduziert anbietet,<br />
sollte die gesetzlichen Anordnungen<br />
nicht auf die leichte<br />
Schulter nehmen. Wichtigste<br />
Bestimmung. Der Preis der angebotenen<br />
Ware muss tatsächlich<br />
reduziert sein. Andernfalls<br />
liegt eine Irreführung vor.<br />
Vorsicht bei der Werbung: Wer<br />
vor dem kalendermäßig festgelegten<br />
Beginn für den SSV<br />
wirbt, sollte unmissverständlich<br />
den SSV-Start nennen.<br />
Ansonsten besteht das Risiko,<br />
wegen unzulässiger Vorwegnahme<br />
oder wegen Irreführung<br />
wettbewerbsrechtlich<br />
in Anspruch genommen zu<br />
werden. In Anzeigen oder im<br />
Schaufenster dürfen die gesenkten<br />
SSV-Preise mit den<br />
ursprünglichen Preisen verglichen<br />
werden, wenn die Preisvergleiche<br />
nicht gegen die<br />
guten Sitten verstoßen (§ 1<br />
UWG) <strong>und</strong> nicht den Verbraucher<br />
irreführen (§ 3 UWG). Das<br />
könnte zum Beispiel dann der<br />
Fall sein, wenn der reguläre<br />
Preis kurzfristig <strong>und</strong> ohne ihn<br />
lin in Kooperation mit dem<br />
Deutschen Verpackungsmuseum<br />
Heidelberg. Im vergangenen<br />
Jahr zählte das<br />
Unternehmen Haver & Boeker,<br />
Oelde, zu den Preisträgern.<br />
Anmeldungen können per<br />
Internet erfolgen: www.<br />
verpackungswettbewerb.de.<br />
+++Land vergibt<br />
Designpreis+++<br />
Nach zwei Jahren ist es wieder<br />
soweit: Herausragende Entwicklungen<br />
im Produktdesign,<br />
konzeptionelle Unternehmensleistungen<br />
<strong>und</strong> innovative<br />
Designprojekte werden mit<br />
dem „Designpreis des Landes<br />
<strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> 2001“<br />
ausgezeichnet. Bewerbungsschluss<br />
ist der 1. August. Aus-<br />
ernsthaft zu fordern heraufgesetzt<br />
wird, um dann eine spektakuläre<br />
Reduzierung anzukündigen.<br />
Zum Schlussverkauf berät die<br />
IHK Unternehmen kostenlos.<br />
Ein Merkblatt mit detaillierten<br />
Informationen kann abgerufen<br />
werden bei der Hauptge-<br />
schäftsstelle der IHK in Münster,<br />
Informations- <strong>und</strong> Service-<br />
Zentrum (ISZ), Telefon (02 51)<br />
707-0, Telefax (02 51) 707-<br />
368, Vestische Gruppe der IHK<br />
Münster in Gelsenkirchen,<br />
Telefon (02 09) 388-0, Telefax<br />
(02 09) 388-101, Geschäftsstelle<br />
Westmünsterland der<br />
IHK Münster in Bocholt, Telefon<br />
(0 28 71) 99 03-0, Telefax<br />
(0 28 71) 99 03-30. Es steht im<br />
Internet als Download zur Verfügung:<br />
www.ihk-muenster.<br />
de/handel.<br />
geschrieben wird der Wettbewerb<br />
vom Design Zentrum<br />
<strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> im Auftrag<br />
des Ministeriums für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Mittelstand, Technologie<br />
<strong>und</strong> Verkehr des Landes.<br />
Informationen: Design<br />
Zentrum, Hauke Drefke,<br />
Telefon (02 01) 3 01 04-45.<br />
+++Innovative<br />
gesucht+++<br />
Die Bewerbungsfrist für den<br />
22. Innovationspreis der<br />
Deutschen Wirtschaft, ausgeschrieben<br />
vom <strong>Wirtschafts</strong>club<br />
Rhein-Main <strong>und</strong> der <strong>Wirtschafts</strong>woche,<br />
läuft am 16. September<br />
ab. Bewerbungsunterlagen<br />
stehen im Internet unter<br />
www.innovationspreis.com zur<br />
Verfügung.
6 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
IHK-VOLLVERSAMMLUNG<br />
Signale für den<br />
Mittelstand senden<br />
Die Vollversammlung der IHK Münster will die Erfolge<br />
des Strukturwandels im nördlichen Ruhrgebiet noch<br />
stärker als bisher hervorheben, um die Attraktivität der<br />
Emscher-Lippe-Region als <strong>Wirtschafts</strong>standort zu<br />
steigern. „Wir müssen uns zu diesem Raum bekennen“,<br />
rief IHK-Vizepräsident Hermann Grewer die r<strong>und</strong> 100<br />
Abgeordneten des <strong>Wirtschafts</strong>parlaments zu persönlichem<br />
Engagement für die Region auf.<br />
Gleichzeitig forderte er eine mittelstandsfre<strong>und</strong>liche<br />
Politik: „Kein Verständnis<br />
haben wir, wenn der Zusammenhalt<br />
von politischen Koalitionen<br />
höher bewertet wird als die Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen“, brachte er seine<br />
Kritik schnell auf den Punkt. Im Vest<br />
würden Infrastrukturmaßnahmen sowohl<br />
im Verkehr wie in der Ausweisung<br />
von Industrieflächen derzeit<br />
verschoben, nur um zum Beispiel<br />
schwarz-grüne Koalitionen<br />
nicht zu gefährden. „Signale<br />
für den Mittelstand werden<br />
so nicht gesendet“, forderte<br />
er einen Wechsel im<br />
Handeln der Politik, um<br />
neben der bestehenden<br />
Großindustrie mehr Platz für<br />
den Mittelstand zu schaffen.<br />
„Wir wissen, dass der Emscher-Lippe-Raum<br />
hier Nachholbedarf<br />
hat“, verwies<br />
Grewer auf die Arbeitsplatzentwicklung<br />
im mittelständische<br />
geprägten Münsterland.<br />
Aber trotz der Schlagzeilen<br />
„über Stellenabbau, Insolvenzen<br />
oder eine scheinbar<br />
mäßige Lebensqualität im<br />
Vest“ setzte der IHK-Vizepräsident<br />
ein klares „ja“ hinter<br />
die selbstgestellte Frage, „ob<br />
denn der Emscher-Lippe-<br />
Raum tatsächlich schon im Umbruch<br />
ist“. Anhand eindrucksvoller Projekte<br />
aus der gesamten Region beseitigte er<br />
letzte Zweifel, dass der Strukturwandel<br />
„voll im Gang“ ist.<br />
Klar sei, dass der Abbau der Arbeitsplätze<br />
im produzierenden Bereich durch<br />
die positive Entwicklung im Dienstleistungssektor<br />
nicht aufgefangen werden<br />
konnte <strong>und</strong> die Erwerbsquote von 25<br />
Prozent gegen 32 Prozent im Landesdurchschnitt<br />
ebenso alarmierend sei wie<br />
die Altersstruktur. „Im Emscher-Lippe-<br />
Raum ist der Anteil der 65-Jährigen<br />
heute schon so hoch, wie er im B<strong>und</strong>esdurchschnitt<br />
erst 2015 ist“, machte<br />
Grewer die ungleichen Voraussetzungen<br />
für die weitere wirtschaftliche Entwick-<br />
AufSchalke: Beeindruckt zeigte sich die IHK-Vollversammlung vom<br />
„Symbol für den erfolgreichen Strukturwandel“ im nördlichen<br />
Ruhrgebiet<br />
lung deutlich. Daraus resultiere für die<br />
Arbeit der IHK, „alles zu tun, um vor<br />
allem junge Menschen in dieser Region<br />
zu halten oder aber sogar Zuwanderungen<br />
zu erreichen“. Zukunftsorientierte<br />
Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsplätze sowie<br />
attraktive Wohngebiete seien dafür notwendig,<br />
aber auch eine stärkere Kaufkraftbindung<br />
zur Stärkung der vestischen<br />
Innenstädte, zählte der Vorsit-<br />
Forderte ein Bekenntnis zur Emscher-Lippe-<br />
Region: Hermann Grewer<br />
zende der Vestischen Gruppe der IHK<br />
Münster beispielhaft auf, nicht ohne die<br />
entsprechenden Initiativen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />
der IHK zu nennen, die der Erreichung<br />
dieser Ziele dienen. Hoffnung<br />
setzt die IHK vor allem in das newPark-<br />
Projekt zur Ansiedlung von Industrieunternehmen.<br />
Die Gründung der Planungs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsgesellschaft<br />
stehe unmittelbar bevor. „Die<br />
IHK wird sich daran beteiligen,<br />
um dem Beschluss der<br />
Vollversammlung gerecht zu<br />
werden, das Konzept so weit<br />
zu entwickeln, dass es umsetzungsreif<br />
ist“, betonte<br />
Grewer.<br />
Aber die Region benötige<br />
weitere „Leuchtturmprojekte,<br />
die zeigen, dass hier<br />
fast alles möglich ist“. Demonstrativ<br />
besuchte die Vollversammlung<br />
deshalb die<br />
Arena „AufSchalke“, die IHK-<br />
Präsident Hubert Ruthmann<br />
als „Symbol für den erfolgreichen<br />
Strukturwandel“ bezeichnete.<br />
„Als Pilgerstätte<br />
für Menschen aus ganz<br />
Deutschland“, so seine Hoffnung,<br />
„strahlt die Arena<br />
lebenswichtigen Optimismus<br />
für die Region aus“. Der Vorsitzendes<br />
des Vorstandes des FC Schalke<br />
04, Gerd Rehberg, übernahm die<br />
Führung durch das „modernste Fußballstadion<br />
Europas“ <strong>und</strong> erläuterte den<br />
Unternehmern aus dem Münsterland<br />
<strong>und</strong> der Emscher-Lippe-Region das Finanzierungskonzept,<br />
aber auch den Mythos<br />
des FC Schalke 04 „als Meister der<br />
Herzen“.<br />
(krü)
Resolution zur<br />
Weiterbildung<br />
Die Reform des Betriebsverfassungsgesetzes, der Fachkräftemangel,<br />
das neue Marketingkonzept für die IHK-<br />
Organisation <strong>und</strong> die Förderung der Außenwirtschaft<br />
waren neben dem Strukturwandel im Vest weitere<br />
Themen der Vollversammlung, die in Gelsenkirchen<br />
tagte. Rückendeckung erhielt die IHK-Weiterbildung.<br />
Das <strong>Wirtschafts</strong>parlament verabschiedete<br />
eine Resolution, mit der es „die<br />
Formulierung unabhängiger Weiterbildungsziele<br />
für Betriebe <strong>und</strong> ihre Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> die selbstbestimmte Festlegung<br />
der Inhalte beruflicher Weiterbildung“<br />
unterstützt. „Die Wirtschaft des<br />
IHK-Bezirkes investiert aus eigenem Antrieb<br />
<strong>und</strong> in eigener Verantwortung erhebliche<br />
Mittel in die Personalentwicklung<br />
<strong>und</strong> wird diesen Einsatz auch in<br />
Zukunft ohne regulierende Einflüsse<br />
<strong>und</strong> Instrumente des Staates fortsetzen“,<br />
heißt es in der Resolution. Dabei unterstrich<br />
die Vollversammlung ausdrücklich<br />
die Rolle der IHK Münster, die sich<br />
seit mehr als 25 Jahren für eine bedarfsgerechte<br />
Qualifizierung von Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräften in den Unternehmen<br />
der Region engagiere.<br />
„Keine Bildung“ ist teurer<br />
Der für Bildung zuständige IHK-Geschäftsführer,<br />
Wolfgang Verst, hatte zuvor<br />
die IHK-Weiterbildung als „Investition<br />
in die Zukunft“ vorgestellt.<br />
„Es gibt nur eins,<br />
was auf Dauer teurer ist<br />
als Bildung: keine Bildung“,<br />
zitierte er John F.<br />
Kennedy. „Wir wollen vor<br />
allem kleinen <strong>und</strong> mittelständischenUnternehmen<br />
helfen, im harten<br />
Wettbewerb erfolgreich<br />
zu bleiben“, betonte er<br />
die Zielrichtung des Angebotes<br />
der IHK Münster,<br />
das jährlich von r<strong>und</strong><br />
20 000 Auszubildenden,<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräften<br />
sowie Unternehmern<br />
wahrgenommen werde.<br />
Stärken seien die konzeptionelle<br />
<strong>und</strong> systematische<br />
Weiterbildung durch<br />
Aufstiegs- <strong>und</strong> Anpas-<br />
sungsbildung, die Breite <strong>und</strong><br />
Tiefe des Angebotes <strong>und</strong> die<br />
große Praxisnähe sowie die<br />
Pionierarbeit zur Einbindung<br />
neuer Weiterbildungserfordernisse,<br />
„beispielsweise durch<br />
Schaffung des Abschlusses als IT-Prozess-Manager,<br />
der den jetzigen IT-Auszubildenden<br />
Perspektiven bietet“, betonte<br />
der IHK-Geschäftsführer.<br />
Fachkräfte für den Mittelstand<br />
Nahtlos anschließen an das Thema<br />
konnte Jörg Heithoff, Mitglied im Landesvorstand<br />
der <strong>Wirtschafts</strong>junioren. Er<br />
berichtete über ein Modell für die Personalentwicklung<br />
mittelständischer Unternehmen,<br />
sich durch eine gemeinsame<br />
Aktion in der „Schlacht um den<br />
Managementnachwuchs“ gegenüber<br />
Großunternehmen besser zu positionieren<br />
(s. S. 8). Mit Hilfe eines Qualitätssiegels<br />
„garantieren die Mitglieder dieses<br />
Mittelstandspools die Einhaltung einer<br />
ganzen Reihe von Standards“, erläuterte<br />
IHK-Präsident Hubert Ruthmann (M.) begrüßte die neuen<br />
Vollversammlungsmitglieder: Bankdirektor Ulrich Bothe<br />
(Commerzbank AG, Filiale Münster) <strong>und</strong> Robert Biederlack,<br />
Geschäftsführer der Hermann Biederlack GmbH & Co. KG in<br />
Greven (r.). Fotos: Krüdewagen<br />
Initiative gegen Fachkräftemangelpräsentiert:<br />
Jörg Heithoff<br />
IHK-VOLLVERSAMMLUNG<br />
Heithoff die Idee der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
aus Münster.<br />
Durch klare Mindestvorgaben<br />
beispielsweise<br />
für Gehalt, Sozialleistungen,Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Internationalität<br />
könnten die dem<br />
Label angeschlossenen<br />
Unternehmen die bestehenden<br />
Vorurteile gegenüber<br />
mittelständischen Arbeitgebern<br />
(s. S. 14) abbauen.<br />
Neues IHK-Marketing<br />
Der besseren Kommunikation dient<br />
auch das neue „Marketing für die IHK-<br />
Organisation“, über das IHK-Geschäftsführer<br />
Peter Schnepper berichtete. Es sei<br />
notwendig, da „der Marke IHK ein gemeinsames<br />
Profil fehlt“, erläuterte er.<br />
Das Leistungsangebot der IHK sei für die<br />
Mitgliedsunternehmen schon aufgr<strong>und</strong><br />
der Fülle der Aufgaben schwer überschaubar,<br />
das Erscheinungsbild „erschlagend<br />
vielfältig“. Durch einen einheitlichen<br />
Auftritt <strong>und</strong> ein überschaubares<br />
Profil, das durch sechs Geschäftsfelder<br />
erfasst werde, könne die gesamte<br />
Organisation, aber auch jede einzelne<br />
IHK gestärkt <strong>und</strong> ihr Auftrag zwischen<br />
staatlichen Aufgaben, Serviceleistungen<br />
für die Unternehmen <strong>und</strong> der Selbstverwaltung<br />
der regionalen Wirtschaft verdeutlicht<br />
werden.<br />
Betriebsverfassungsgesetz<br />
Auch vier Tage vor der Verabschiedung<br />
der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes<br />
untermauerte die Vollversammlung<br />
ihre Kritik an dem Vorhaben:<br />
„Auch nach Inkraftreten des Gesetzes<br />
werden wir nicht aufhören, die Benachteiligung<br />
des Mittelstandes offenk<strong>und</strong>ig<br />
zu machen“, forderte IHK-Präsident<br />
Hubert Ruthmann die Unternehmen<br />
auf, der IHK Münster „Probleme <strong>und</strong><br />
Nachteile, die durch diese Novellierung<br />
entstehen“ mitzuteilen. „Wir brauchen<br />
dringend eine Deregulierung des Arbeitsrechtsdschungels,<br />
um Freiraum für<br />
neue Arbeitsplätze zu schaffen, nicht<br />
aber eine Verschärfung der betrieblichen<br />
Mitbestimmung“, zeigte er „den<br />
eigentlichen Reformbedarf“ auf. (krü)<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 7
Wer suchet, der findet! – Von wegen. Fachkräfte<br />
machen sich bedenklich rar <strong>und</strong> dadurch ungeheuer<br />
interessant. Die Schlacht um die hellen Köpfe ist längst<br />
entbrannt. Mittelständische Unternehmen müssen in<br />
die Offensive gehen, wenn sie im Wettbewerb um gute<br />
Mitarbeiter gegenüber großen Betrieben nicht noch<br />
weiter ins Hintertreffen geraten wollen. Sie müssen ihre<br />
Attraktivität als wettbewerbsfähige Arbeitgeber stärker<br />
kommunizieren <strong>und</strong> eine individuelle Strategie zur<br />
Personalgewinnung verfolgen.<br />
8 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
Headhunter waren früher einsame<br />
Jäger. Hier <strong>und</strong> da mal ein Auftrag<br />
für das Top-Management, ansonsten<br />
war Ruhe im Revier. Mittlerweile hat<br />
die „Kopfgeldjagd“ das Zeug zum Volkssport.<br />
Angesichts des sich weiter verschärfenden<br />
Fachkräftemangels zahlen<br />
besonders hart betroffene Unternehmen<br />
ihren findigen Mitarbeitern Prämien,<br />
wenn sie einen gleichermaßen<br />
qualifizierten Fre<strong>und</strong> oder Bekannten<br />
überzeugen, Kollege im eigenen Unternehmen<br />
zu werden. Die bedrohten Betriebe<br />
halten mit steigenden Treueprämien<br />
dagegen. Ganz so wie im Kampf<br />
um Zeitschriften-Abonnenten. Nur hält<br />
sich hier niemand mit einem dreiteiligen<br />
Messer-Set, einem Eierkocher oder<br />
einer hochwertigen Stereo-Anlage auf,<br />
für die auch noch eine Zuzahlung notwendig<br />
ist: 5000 DM zahlt die Unternehmensberatung<br />
KMPG nach Presseberichten<br />
beispielsweise für einen frischen<br />
Uni-Absolventen, für einen neuen<br />
Kollegen mit Berufserfahrung gibt’s sogar<br />
8000 DM. Im Gegenzug bieten Unternehmensverbände<br />
<strong>und</strong> sogar Personalberater<br />
selbst schon „Anti-Headhunting“-Seminare<br />
an.<br />
Welle der Abwerbung<br />
„Der Spiegel“ sieht schon „eine regelrechte<br />
‚Welle der Abwerbung von Fachkräften‘“<br />
durch die Region Stuttgart rollen<br />
<strong>und</strong> beruft sich dabei vor allem auf<br />
die Beschwerden von Handwerksunternehmen.<br />
Denen laufen „die Gesellen<br />
davon“. Aber nicht nur Handwerksunternehmen<br />
sind betroffen. Im Gegenteil:<br />
Das Institut für Mittelstandsforschung<br />
Bonn (IfM) stellte bereits vor<br />
zwei Jahren in einer Untersuchung mit<br />
der IHK Münster insgesamt „ein erhebliches<br />
Stellenbesetzungsproblem im<br />
Mittelstand“ fest. Damals blieb in mittelständischen<br />
Unternehmen gut jede<br />
sechste offene Stelle für Fachkräfte<br />
unbesetzt, in Großunternehmen war es<br />
nur gut jede zehnte. Auf Gr<strong>und</strong> des<br />
strukturellen Fachkräftemangels „spitzt<br />
sich das Problem der Stellenbesetzung<br />
mit abnehmender Betriebsgröße zu“,<br />
resümiert auch Renate Neubäumer in<br />
ihrer Studie*: Danach stellt sich für 80<br />
Prozent der Betriebe mit weniger als 20<br />
Beschäftigten die Stellenbesetzung als<br />
schwierig dar.<br />
* Neubäumer, Renate (1995): Schwer besetzbare<br />
Arbeitsplätze als Betriebsgrößenproblem.<br />
In: Betriebliche Modernisierung in personeller<br />
Erneuerung. Klaus Semlinger <strong>und</strong> Bernd Frick<br />
(Hrsg.). Berlin, Edition Sigma
Internationales Phänomen<br />
Das ist ein internationales Phänomen,<br />
wie ein OECD-Projekt zeigt, das mit<br />
Unterstützung des B<strong>und</strong>esforschungsministeriums<br />
am Wissenschaftszentrum<br />
Berlin läuft. Es macht zudem offenk<strong>und</strong>ig,<br />
„dass größere Betriebe erfolgreicher<br />
in ihrer Personalrekrutierung sind“.<br />
„Die Probleme, die kleine <strong>und</strong> mittelständische<br />
Unternehmen bei der Gewinnung<br />
qualifizierter Mitarbeiter haben,<br />
sind mit Sicherheit heute noch<br />
größer“, beurteilt Peter Kranzusch vom<br />
IfM-Bonn die Entwicklung. Und die<br />
großen Betriebe rüsten weiter auf, beteiligen<br />
sich an Recruiting-Messen, schalten<br />
Anzeigen mit dem Image zukunftsweisender<br />
Arbeitgeber in führenden Magazinen<br />
<strong>und</strong> deren Hochschulbeilagen,<br />
sind in Internet-Jobbörsen präsent, treten<br />
als Sponsoren an Schulen <strong>und</strong><br />
Hochschulen auf, wo sie ebenso mit<br />
großen Werbeplakaten, Vorträgen <strong>und</strong><br />
Ständen vertreten sind.<br />
Nicht nur das Gehalt<br />
„Es ist nicht nur das Gehalt oder die<br />
betrieblichen Sozialleistungen, bei denen<br />
die großen Unternehmen mehr<br />
bieten“, betont Kranzusch. „Kleinere<br />
Unternehmen“, so seine Feststellung,<br />
„kommunizieren ihre Vorteile, ihren<br />
Personalbedarf <strong>und</strong> die Berufsperspektiven<br />
häufig erst gar nicht, obwohl sie<br />
sich mit ihren Gesamtleistungen gar<br />
nicht zu verstecken brauchen“. So seien<br />
vielen Hochschulabsolventen die flachen<br />
Hierarchien im Mittelstand nicht<br />
bekannt, die viel Gestaltungsfreiraum<br />
<strong>und</strong> Verantwortung ermöglichten.<br />
Nur in regionalen Medien<br />
Mittelständische Unternehmen, fasst<br />
Kranzusch weiter zusammen, schalten<br />
Stellenanzeigen häufig nur in den regionalen<br />
Medien. Sie scheuen nicht nur<br />
den Einsatz von Personal- <strong>und</strong> Unternehmensberatern,<br />
sondern haben zudem<br />
noch überraschend häufig keine<br />
eigene Personalabteilung, die am Markt<br />
agiert. „Das wird nicht selten noch nebenbei<br />
vom Chef erledigt“, beschreibt<br />
der Fachkräfte-Forscher vom IfM seine<br />
praktischen Erfahrungen.<br />
Strategische Personalarbeit<br />
Kleine Unternehmen, das ist Peter<br />
Kranzusch bei aller Ironie der Sachlage<br />
bewusst, verfügen in der Regel ganz einfach<br />
nicht über ausreichend Personal<br />
für eine strategische Personalarbeit.<br />
Auch auf Recruitingmessen, wie sie beispielsweise die Studentenorganisation AIESEC seit vielen<br />
Jahre regelmäßig mit viel Erfolg durchführt, sind mittelständische Firmen so gut wie nie<br />
vertreten.<br />
Dennoch sieht er Erfolg versprechende<br />
Alternativen, beispielsweise „gemeinsame<br />
Personalimagekampagnen sowie<br />
brancheninterne oder regionale Verb<strong>und</strong>lösungen<br />
in der Personalarbeit“,<br />
wie es beispielsweise die <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
in <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong> mit<br />
ihrem Mittelstands-Pool anstreben <strong>und</strong><br />
die Unternehmerverbandsgruppe im<br />
westlichen Ruhrgebiet bereits mit einer<br />
gemeinsamen Internet-Jobbörse realisiert<br />
haben.<br />
Attraktivität erhöhen<br />
Den Gesetzgeber fordert Kranzusch auf,<br />
Maßnahmen zur Erhöhung der Mobi-<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />
für die Personalpolitik:<br />
Ausbilden<br />
Immer noch die beste Vorsorge. Falls Ihr Unternehmen<br />
zu klein ist, an eine Verb<strong>und</strong>ausbildung<br />
denken. Kontakt: IHK Münster (Telefon<br />
02 51/707-261).<br />
Weiterbilden<br />
Fördern <strong>und</strong> fordern Sie Weiterbildung. So<br />
gehören auch die älteren Mitarbeiter nie zum<br />
„alten Eisen“. Kontakt: IHK Münster (Telefon<br />
02 51/707-311). Nehmen Sie Umschulungsmaßnahmen<br />
gemeinsam mit dem Arbeitsamt<br />
selbst in die Hand.<br />
Netzwerk bilden<br />
Schließen Sie sich zusammen mit anderen<br />
Unternehmen an Ihrem Ort oder in Ihrer Branche.<br />
Beispiel: „Mittelstands-Pool“ – ein Projekt<br />
der <strong>Wirtschafts</strong>junioren NRW. Kontakt: Jörg<br />
Heithoff (Telefon 02 51/4 14 84-0).<br />
Stellen melden<br />
Melden Sie offene Stellen in jedem Fall dem<br />
Arbeitsamt. Gemeinsam mit der Arbeitsverwaltung<br />
engagieren sich die Einrichtungen der<br />
regionalen Wirtschaft in der „Initiative für Arbeit“<br />
(Telefon 02 51/707-229) für die schnellere<br />
Vermittlung von Fachkräften.<br />
Präsenz zeigen<br />
Vor allem an Schulen <strong>und</strong> Hochschulen, aber<br />
auch auf Absolventenmessen, am besten gemeinsam<br />
mit anderen Unternehmen gleicher<br />
Größe.<br />
Kontakt zu Schulen <strong>und</strong> Hochschulen<br />
Der direkte Kontakt ist wichtig. Bieten Sie sich<br />
aktiv als Ansprechpartner für den Praxisaustausch<br />
an, etwa beim Career Service (Telefon<br />
02 51/83-3 00 42) für Hochschulen oder<br />
schließen Sie sich Projekten an wie „Praxiskontakte<br />
Wirtschaft – Wirtschaft in die Schule!“<br />
(Telefon 02 51/707-261). Nutzen Sie Kontaktbörsen,<br />
bieten Sie Praktika, Praxissemester <strong>und</strong><br />
Diplomarbeiten.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Steigern Sie den Bekanntheitsgrad Ihrer Firma<br />
<strong>und</strong> stellen Sie sich als innovatives <strong>und</strong> lebendiges<br />
Unternehmen dar.<br />
Kooperative Ausbildung<br />
Erk<strong>und</strong>igen Sie sich nach zweigleisigen Ausbildungsmöglichkeiten<br />
wie kooperativen Studiengängen<br />
an Hochschulen, die eine Berufsausbildung<br />
integriert haben, oder berufsbegleitenden<br />
Studiengängen, wie sie die Verwaltungs<strong>und</strong><br />
<strong>Wirtschafts</strong>akademien (IHK Münster, Telefon<br />
02 51/707-312) anbieten.<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 9
lität von Arbeitskräften durchzusetzen,<br />
während die Unternehmen die Attraktivität<br />
ihrer Arbeitsplätze erhöhen müssten.<br />
„Dabei ist nicht allein an die Gehaltshöhe<br />
zu denken“, so Kranzusch.<br />
Materielle <strong>und</strong> immaterielle Beteiligungsmöglichkeiten,<br />
flexible Arbeitszeit-<br />
<strong>und</strong> Anwesenheitsregelungen oder<br />
die Gewährung von Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
seien ebenso wichtig.**<br />
10 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Eckpunkte erfolgreicher Personalpolitik<br />
Unternehmen, die in den letzten Jahren ihren Personalbestand<br />
deutlich erhöhen konnten, zeichnen sich<br />
nach Erkenntnissen des IfM-Bonn vor allem durch<br />
eine personalpolitische Strategie mit folgenden Eckpunkten<br />
aus:<br />
� Ihre Personalsuche ist langfristig ausgerichtet, was<br />
übrigens auch für ihre Aus- <strong>und</strong> Weiterbildungsaktivitäten<br />
gilt.<br />
� Neben dem Arbeitsamt nutzen sie weitere Suchwege,<br />
z.B. auch die Empfehlungen von Mitarbeitern,<br />
ferner Stellenanzeigen in Fachzeitschriften<br />
<strong>und</strong> im Internet.<br />
� Sie machen nicht nur ihren gegenwärtigen, sondern<br />
auch ihren zukünftigen Personalbedarf frühzeitig<br />
publik.<br />
� Bei der Personalsuche berichten sie offen über das<br />
Gehaltsniveau, weitere betriebliche Sozialleistungen<br />
<strong>und</strong> Aufstiegsmöglichkeiten sowie ihre Unternehmenskultur.<br />
Vielfältige Möglichkeiten<br />
Tatsächlich ist die Palette<br />
möglicher Strategieansätze<br />
überraschend groß.<br />
Und die Großen nutzen<br />
sie: So begegnet der Chiphersteller<br />
Infineon dem<br />
Fachkräftemangel mit einemErgänzungstarifvertrag,<br />
der es erlaubt, mit<br />
dem größten Teil der Angestellten<br />
in Bayern Verträge<br />
über eine Ausweitung<br />
der Arbeitszeiten<br />
von 35 auf 40 St<strong>und</strong>en<br />
pro Woche zu schließen.<br />
In Unternehmensinitiativen<br />
wie der „Industrie in<br />
Münster“ empfehlen sich<br />
die Mitgliedsunternehmen<br />
beispielsweise durch<br />
den Schülerwettbewerb<br />
„bizz4U“ (s. S. 22) als<br />
attraktive Arbeitgeber, die<br />
ihr großes Interesse an<br />
der Jugend signalisieren.<br />
Wieder andere Unternehmen<br />
wenden sich völlig<br />
gegen den bisherigen<br />
Trend an Arbeitssuchende<br />
ab 45 Jahren <strong>und</strong> haben<br />
damit endlich wieder<br />
Resonanz auf ihre Stellenanzeigen.<br />
„Kluge Unternehmen<br />
setzen jetzt<br />
auf ältere Mitarbeiter“,<br />
titelte die Financial Times<br />
Deutschland schon im<br />
Januar.<br />
„Guerilla-<br />
Personalmarketing“<br />
Ungeachtet der zumindest<br />
in der Schweiz<br />
ethisch umstrittenen<br />
Möglichkeiten, etwa<br />
durch Prämien für neue<br />
Mitarbeiter <strong>und</strong> ähnliche<br />
Maßnahmen „Guerilla-<br />
Personalmarketing“ zu<br />
betreiben, ergeben sich<br />
insgesamt mindestens<br />
sechs größere Handlungsfelder, auf denen<br />
ein Unternehmen seine Attraktivität<br />
für seine Zielgruppe(n) individuell<br />
steigern <strong>und</strong> dem Arbeitskräftemangel<br />
begegnen kann:<br />
� Unterschätzte <strong>und</strong> vernachlässigte<br />
Arbeitsmarktgruppen (vor allem<br />
Frauen, aber auch ältere <strong>und</strong> gering<br />
qualifizierte Arbeitslose, Studienab-<br />
brecher oder Quereinsteiger sowie<br />
ausländische Arbeitskräfte)<br />
� Ausbildung (auch über den eigenen<br />
Bedarf hinaus <strong>und</strong> mit Blick auf eher<br />
praktisch begabte Jugendliche sowie<br />
Verb<strong>und</strong>ausbildung gemeinsam mit<br />
mehreren Unternehmen) <strong>und</strong> Umschulung<br />
� Weiterbildung (kontinuierlich, zentral<br />
gesteuert <strong>und</strong> nicht nur auf<br />
Antrag der Mitarbeiter<br />
� ausgeweitete <strong>und</strong> flexible Arbeitszeiten<br />
(sowohl pro Woche als auch pro<br />
Jahr <strong>und</strong> Lebensarbeitszeit)<br />
� flexible Arbeitsformen (Telearbeit,<br />
Teilzeit, Zeitarbeitsfirmen)<br />
� Öffentlichkeitsarbeit (von der Unternehmenskultur<br />
über das Sponsoring<br />
an Schulen <strong>und</strong> Hochschulen<br />
bis zur Pressearbeit)<br />
Umdenken in der Personalpolitik<br />
In der Praxis greifen die Aktivitäten ineinander.<br />
Als Gr<strong>und</strong>voraussetzung für<br />
einen Neuanfang in der Personalpolitik<br />
gilt deshalb, sich von den klassischen<br />
Vorstellungen der Arbeitsorganisation<br />
<strong>und</strong> -überwachung sowie den eingefahrenen<br />
Bahnen der Personalgewinnung<br />
zu lösen. Das bedeutet zum Beispiel, den<br />
eigenen Betrieb nach Arbeitsbereichen<br />
zu untersuchen, in denen Mitarbeiter<br />
bei flexibler Zeiteinteilung eventuell<br />
auch projekt- oder auftragsorientiert,<br />
auf jeden Fall aber selbstverantwortlich<br />
arbeiten können.<br />
Ungewöhnliche Maßnahmen<br />
Das heißt aber auch zu prüfen, ob nicht<br />
beispielsweise ein hochmotivierter Geisteswissenschaftler<br />
oder ein geläuterter<br />
Studienabbrecher eine bessere Stellenbesetzung<br />
abgibt, als den buchstäblich<br />
„letzten“ Betriebswirtschafter vom Arbeitsmarkt<br />
zu nehmen. Auch wenn einschlägige<br />
Studien des Studentenwerks<br />
oder der Hochschul-Informations-<br />
System GmbH die Richtigkeit einer solchen<br />
Entscheidung untermauern, wird<br />
es manchen Personalverantwortlichen<br />
in mittelständischen Unternehmen<br />
noch Überwindung kosten, sich so zu<br />
entscheiden. Aber ungewöhnliche Zeiten<br />
erfordern eben auch ungewöhnliche<br />
Maßnahmen.<br />
Guido Krüdewagen<br />
kruedewagen@muenster.ihk.de<br />
** Wettbewerbsfaktor Fachkräfte. Rekrutierungschancen<br />
<strong>und</strong> -probleme von kleinen <strong>und</strong><br />
mittleren Unternehmen. Schriften zur Mittelstandsforschung<br />
Nr. 85, 2000, 200 Seiten,<br />
ISBN 3-8244-7172-8, 89,– DM
12 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
Demographie <strong>und</strong><br />
Arbeitsmarkt<br />
Die Demographie nimmt keine Rücksicht<br />
auf Mitarbeiterbedarf oder Personalplanung.<br />
R<strong>und</strong> 5000 Erwerbspersonen<br />
scheiden im IHK-Bezirk Münster bis 2010<br />
jährlich aus. Danach verdreifacht sich der<br />
Rückgang auf jährlich 15 000 in der Region.<br />
Die frei werdenden Stellen können<br />
durch die Nachrücker nicht geschlossen<br />
werden. Angesichts des Jobwachstums in<br />
der Region von r<strong>und</strong> 10 000 pro Jahr bei<br />
zwei Prozent Wachstum würde selbst ein<br />
Ausgleich nicht reichen: es müssten mehr<br />
<strong>und</strong> keinesfalls weniger Erwerbstätige<br />
werden. Nach übereinstimmenden Studien<br />
des IfM-Bonn <strong>und</strong> des Ifo-Instituts<br />
kann etwa jedes dritte Unternehmen in<br />
Deutschland offene Stellen derzeit nicht<br />
besetzen, weil es an qualifizierten Bewerbern<br />
mangelt. Der Arbeitskräfteschw<strong>und</strong><br />
durch die demographische Entwicklung<br />
lässt die Zahl der Erwerbsfähigen nach<br />
einem der möglichen Szenarien von<br />
heute r<strong>und</strong> 41 Millionen bis zum Jahr<br />
2030 auf gerade noch 30 Millionen sinken.<br />
Doch schon jetzt klagt beispielsweise<br />
der Arbeitgeberverband Gesamtmetall<br />
über 240 000 nicht zu besetzende<br />
Stellen. (krü)<br />
Links zur Arbeitsmarktforschung:<br />
Institut für Mittelstandsforschung Bonn<br />
www.ifm-bonn.de<br />
Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />
der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit<br />
(Kurzberichte zur Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials)<br />
www.iab.de<br />
Unternehmensnachfolge<br />
www.ihk-muenster.de verlinkt<br />
Sie direkt mit Angeboten <strong>und</strong><br />
Nachfragen aus der Existenzgründungs-<br />
<strong>und</strong> Unternehmensbörse.<br />
Faxabruf: (02 51) 707-408
Mehr Frauen aus der<br />
Reserve locken<br />
Frauen stehen mit im Zentrum der Diskussion über die<br />
„Erschließung von Beschäftigungsreserven“, wie es im<br />
Arbeitsmarktjargon heißt. Das Institut für Arbeitsmarkt<strong>und</strong><br />
Berufsforschung der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit rechnet<br />
zumindest in Westdeutschland mit einer steigenden<br />
Frauenerwerbsbeteiligung.<br />
Kein W<strong>und</strong>er, schließlich gibt es landauf,<br />
landab Bemühungen, die Gründe,<br />
die gegen eine Berufstätigkeit der Frauen<br />
sprechen, aus dem Weg zu räumen. Ein<br />
Vorreiter ist der neue DIHT-Präsident<br />
Ludwig Georg Braun: „Wenn wir die<br />
Wirtschaft voranbringen wollen, brauchen<br />
wir die Frauen“.<br />
Teilzeit- <strong>und</strong> Telearbeit<br />
Inzwischen gibt es einen IHK-Lehrgang,<br />
bei dem Führungskräfte mit Personalverantwortung<br />
lernen, wie gerade auch<br />
kleine Betriebe die Vereinbarkeit<br />
von Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf bewältigen.<br />
Klar, das ist nicht einfach<br />
<strong>und</strong> verlangt eine hohe<br />
Flexibilität auf beiden<br />
Seiten, aber schon Jahresarbeitszeitkonten,individuell<br />
geregelte Teilzeitoder<br />
Telearbeit können<br />
spürbar helfen. Vor allem<br />
die Telearbeit schafft Freiräume.<br />
Die Produktivität<br />
der Heimarbeit ist nach<br />
Angaben von LVM-Pressesprecherin<br />
Bettina<br />
Schöne um 10 Prozent<br />
höher. Hinzu kommen<br />
um 15 Prozent geringere<br />
Fehlzeiten. Der Anteil der<br />
Frauen an der Telearbeit<br />
ist mit 50 Prozent deut-<br />
lich höher als ihr Anteil<br />
an der Gesamtbeschäftigtenzahl,<br />
der bei etwa<br />
40 Prozent liegt. Zudem<br />
wird diese Arbeitsform gern von Frauen<br />
im Erziehungsurlaub genutzt, „auch<br />
wenn das ganz <strong>und</strong> gar nicht unsere<br />
Absicht war“, da selbst der zeitlich geringe<br />
Umfang eigentlich weder im<br />
Sinne der K<strong>und</strong>en noch der Kindererziehung<br />
sei.<br />
Hemmschwellen<br />
Im Normalfall läuft es ganz anders. Das<br />
meint jedenfalls die Industrie-Soziologin<br />
Christel Faber von der Universität<br />
Bielefeld, die den Unternehmen helfen<br />
will, ihre weiblichen Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
zu halten. Typisch ist demnach<br />
die Annahme der Vorgesetzten,<br />
die Mitarbeiterin werde ohnehin demnächst<br />
Kinder bekommen, so dass sie<br />
nicht mit interessanten <strong>und</strong> eigenverantwortlichen<br />
Aufgaben beschäftigt<br />
wird. Die Motivation wird gesenkt.<br />
Die Wirtschaft braucht mehr Frauen, sagt DIHT-Präsident<br />
Braun.<br />
Nicht selten erscheint angesichts der<br />
unbefriedigenden Arbeitssituation dann<br />
die Mutterschaft <strong>und</strong> der Erziehungsurlaub<br />
als attraktivere Alternative, die<br />
noch dazu zeitlich deutlich länger als<br />
ursprünglich geplant ausgedehnt wird.<br />
Häufig führt die längere Abwesenheit<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Zielgruppe Ingenieure<br />
„Der Ingenieur als Führungsnachwuchs:<br />
Wie gewinnt <strong>und</strong> bindet man<br />
ihn?“ Antworten auf diese Fragen liefert<br />
die gleichnamige Studie des<br />
Marktforschungsunternehmens IRES.<br />
Recruiting-Workshops der VDI-Nachrichten<br />
helfen bei der Personalgewinnung<br />
der richtigen Absolventen.<br />
Diese <strong>und</strong> andere wertvolle Hinweise<br />
beispielsweise zu den „Besten Personalanzeigen“<br />
finden sich unter:<br />
www.ingenieurkarriere.de<br />
Eine Internet-Bewerberbörse für Ingenieure<br />
haben auch die Arbeitsämter<br />
eingerichtet, um den Unternehmen<br />
bei der Suche nach geeigneten Bewerbern<br />
zu helfen. Zu finden ist sie<br />
unter: www.arbeitsamt.de<br />
dann zum Aufbau einer Hemmschwelle,<br />
die Wiedereingliederung wird schwieriger<br />
oder die ehemals qualifizierte Mitarbeiterin<br />
nimmt nach Jahren der Berufsuntätigkeit<br />
eine Stelle weit unter ihrem<br />
eigentlichen Qualifikationsniveau an.<br />
Wäre sie entsprechend ihren Fähigkeiten<br />
eingesetzt worden, schätzt die Soziologin,<br />
so hätte die Mitarbeiterin vermutlich<br />
alles daran gesetzt, Beruf <strong>und</strong> Familie<br />
unter den berühmten Hut zu bekommen.<br />
Leichter gesagt als getan. Denn eine ausreichende<br />
Zahl von Ganztagseinrichtungen<br />
gibt es trotz politischer Visionen<br />
etwa aus dem nordrhein-westfälischen<br />
Schulministerium noch lange nicht. Eigeninitiative<br />
ist hier gefragt. Während<br />
einige Großunternehmen es ihren weiblichen<br />
Mitarbeitern durch Kindertagesstätten<br />
mit betrieblichen Öffnungszeiten<br />
schon leicht machen, schnell in den<br />
Beruf zurückzukehren, sind kleine <strong>und</strong><br />
mittelständische Unternehmen meist<br />
völlig auf das schmale öffentliche Angebot<br />
angewiesen. Aber niemand hindert<br />
beispielsweise die Betriebe eines<br />
großen Gewerbegebietes daran, unter<br />
Einhaltung der Vorschriften selbst eine<br />
derartige Kindertagesstätte zu eröffnen<br />
oder an die zuständige Kommunalverwaltung<br />
heranzutreten, die örtliche<br />
Wirtschaft bei der Einrichtung zu unterstützen.<br />
So können Ganztagseinrichtungen<br />
zum echten <strong>Wirtschafts</strong>faktor<br />
werden. Guido Krüdewagen<br />
kruedewagen@muenster.ihk.de<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 13
Das schiefe Bild<br />
vom Mittelstand<br />
Es entspricht nicht der Realität, doch es erklärt die<br />
Probleme, mit denen mittelständische Unternehmen<br />
bei der Suche nach Fach- <strong>und</strong> Führungskräften häufig<br />
kämpfen: das Bild, das Studierende von kleinen <strong>und</strong><br />
mittelständischen Unternehmen in Deutschland<br />
haben.<br />
14 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Das Institut für Anlagen <strong>und</strong> Systemtechnologie<br />
der Universität Münster,<br />
das von Prof. Dr. Klaus Backhaus geleitet<br />
wird, fragte vor zwei Jahren knapp 800<br />
Studierende der Betriebswirtschaftslehre,<br />
welche Akzeptanz bei ihnen kleinere,<br />
eher mittelständische Unternehmen<br />
als potenzielle Arbeitgeber besitzen.<br />
Die Auswertung der Befragung ergab,<br />
dass die Attraktivität eines Arbeitsplatzes<br />
bei mittelständischen Unternehmen<br />
aus Sicht der Studierenden durch<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich andere Kriterien bestimmt<br />
wird, als dies bei Großunternehmen<br />
der Fall ist.<br />
„Stärken ohne Bedeutung“<br />
Als zentrale Stärke von Jobs im Mittelstand<br />
gelten demnach die Aussicht auf<br />
eine frühe Übertragung von Verantwortung,<br />
ein Kriterium, was für die Studierenden<br />
bei der Auswahl des ersten<br />
Arbeitgebers auch gleichermaßen „von<br />
hoher Bedeutung“ ist. Dagegen ist die<br />
Stärke des Mittelstandes, hier zum Generalisten<br />
ausgebildet zu werden, für die<br />
Studierenden nur „von mittelmäßiger<br />
Bedeutung“. Noch geringere Bedeutung<br />
hat laut Umfrage für die Studierenden<br />
die flache Organisationshierarchie, die<br />
aber wiederum ebenfalls als Stärke des<br />
Mittelstandes angesehen wird. Höchste<br />
Bedeutung bei der Auswahl haben übrigens<br />
„sympathische <strong>und</strong> nette Kollegen“,<br />
die man bei mittelständischen<br />
Kollegen eher vermutet als bei Großunternehmen<br />
– ein vielleicht noch zu<br />
wenig kommuniziertes Argument im<br />
Kampf um Fachkräfte, mit dem sich<br />
noch wuchern lässt.<br />
Gründe für Ablehnung<br />
Bei der direkten Frage nach einer potenziellen<br />
Beschäftigung bei einem mittelständischen<br />
Unternehmen zeigte sich<br />
über die Hälfte der Befragten eher<br />
zurückhaltend oder lehnt eine Beschäf-<br />
tigung sogar gänzlich ab. Die Gründe<br />
sind vielfältig. In abnehmender Häufigkeit<br />
der Nennungen nach sind es:<br />
� fehlende Internationalität<br />
� Image<br />
� kein Karrieresprungbrett<br />
� eingeschränkte Tätigkeitsfelder<br />
� kein strukturiertes<br />
Trainingsprogramm<br />
� fehlende Aufstiegsmöglichkeiten<br />
� das Gehalt<br />
� die Unternehmenskultur<br />
Vorbehalte steigen<br />
Woran es liegen mag, dass die Vorbehalte<br />
gegenüber einem Job im Mittelstand<br />
bei Studierenden, die Praxiserfahrungen<br />
sowohl in mittelständischen Betrieben<br />
als auch in Großunternehmen<br />
gesammelt haben, aber auch bei Studierenden<br />
in Examensnähe steigen,<br />
darüber lässt sich durchaus trefflich<br />
philosophieren – jedoch nur unter Einbeziehung<br />
der persönlichen Lebensvorstellungen<br />
von Studierenden, die sich<br />
nach der Konfrontation mit der Wirklichkeit<br />
schon immer von ehemals idealistischen<br />
Zielen entfernt haben.<br />
Top 20 der Arbeitgeber<br />
Unnötig zu erwähnen, dass international<br />
agierende Großunternehmen schon<br />
auf Gr<strong>und</strong> ihrer Bekanntheit regelmäßig<br />
„Die Top 20 der begehrtesten Arbeitgeber<br />
in Europa“ in den <strong>Wirtschafts</strong>magazinen<br />
stellen. Daraus allerdings automatisch<br />
eine höhere Attraktivität der<br />
Großunternehmen insgesamt abzuleiten<br />
<strong>und</strong> damit weiterhin ein schiefes<br />
Bild von der unterschiedlichen Anziehungskraft<br />
zu pflegen, ist eine Fehlinterpretation.<br />
„Den Mittelständler“ gibt es nicht<br />
Die allgegenwärtige Präsenz der Großunternehmen<br />
durch Image-Anzeigen<br />
<strong>und</strong> Praktika-Reportagen in Hochschulzeitschriften<br />
<strong>und</strong> Karriereführern lässt<br />
kaum Platz für „den Mittelständler“, der<br />
wohl nur als Gesamtheit eine Chance<br />
hätte, in die b<strong>und</strong>es- oder gar europaweite<br />
Wahrnehmung der Studierenden<br />
vorzudringen. Und genau da liegt der<br />
Knackpunkt. Denn so, wie es „das<br />
Großunternehmen“ nicht gibt, existiert<br />
auch nicht „der Mittelständler“, sondern<br />
ein Spektrum von mittelständischen<br />
Unternehmen, die sich stark voneinander<br />
unterscheiden, wie auch die<br />
MIND-Studie (Mittelstand in Deutschland)<br />
gezeigt hat. Und mindestens die<br />
recht starke Spitzengruppe in dieser<br />
Liga, das zeigt ihr Unternehmenserfolg,<br />
kann den Großunternehmen hinsichtlich<br />
der meisten Kriterien des Attraktivitätsprofils<br />
(s. o.) schon lange das Wasser<br />
reichen.<br />
Internationaler Mittelstand<br />
Gerade der am häufigsten von den Studierenden<br />
genannte Ablehnungsgr<strong>und</strong><br />
der „fehlenden Internationalität“ beweist,<br />
wie wenig die Leistungsfähigkeit<br />
von Teilen des Mittelstandes bekannt<br />
ist, der sich in seinen Nischen einen<br />
Weltmarkt aufgebaut hat, den er nicht<br />
selten sogar dominiert. Auch das Streben<br />
von Großunternehmen, die unbestrittenen<br />
Vorteile von vielen mittelständischen<br />
Unternehmen hinsichtlich<br />
ihrer Flexibilität, ihrer Reaktionsschnelligkeit<br />
<strong>und</strong> ihrer Innovationsfähigkeit<br />
für ihre Strukturen anzupassen, zeigt,<br />
dass das Bild, das der Fachkräftenachwuchs<br />
vom Mittelstand hat, schief ist.<br />
Vorurteile revidieren<br />
Mittelstand ist nicht gleich Mittelstand<br />
– das werden die Studierenden erkennen,<br />
die sich eingehender mit den Unternehmen<br />
der Region beschäftigen. Für<br />
die Unternehmen heißt es jetzt, die bestehenden<br />
Vorurteile zu revidieren, die<br />
Nachteile zu reduzieren, die Vorteile zu<br />
kommunizieren <strong>und</strong> mit anderen Unternehmen<br />
gleichen Profils zu kooperieren,<br />
um das Bild vom Mittelstand als<br />
Arbeitgeber zu korrigieren.<br />
Guido Krüdewagen<br />
kruedewagen@muenster.ihk.de
Abtrünnige nicht aus den Augen verlieren<br />
Einen ungewöhnlich fre<strong>und</strong>lichen Umgang<br />
mit abtrünnigen Mitarbeitern<br />
pflegt das IT-Unternehmen uni-X. Dadurch<br />
entsteht ein Netzwerk Ehemaliger<br />
– eine zukunftsweisende Waffe im Kampf<br />
gegen den Fachkräftemangel.<br />
„Wir müssen die Abtrünnigen aus ihrer<br />
Schmuddelecke herausholen“, sagt<br />
Christoph Adrian. Der Vorstandsvorsitzende<br />
des IT-Spezialisten uni-X mit<br />
Standorten in Münster, Osnabrück <strong>und</strong><br />
Bielefeld weiß, wovon er spricht. Denn<br />
seit Jahren praktiziert das Unternehmen<br />
einen fre<strong>und</strong>schaftlichen Umgang mit<br />
seinen ehemaligen Mitarbeitern. Doch<br />
selbstverständlich ist der nicht. Noch<br />
immer ist ein Mitarbeiter, der einmal zur<br />
Konkurrenz abgewandert ist, für viele<br />
Unternehmen „gestorben“.<br />
Dabei ist die Philosophie, die hinter<br />
einem „Netzwerk für Ehemalige“ steht,<br />
ganz einfach: „Wir nehmen den Leuten<br />
ihren Weggang nicht persönlich, sondern<br />
versuchen, ihn professionell zu<br />
sehen“, so Adrian. Schließlich sei in<br />
der IT-Branche eine hohe Fluktuation<br />
an der Tagesordnung. „Viele meinen, in<br />
anderen Unternehmen sei das Gras<br />
grüner“, weiß Adrian. Sie machten<br />
dann ihre Erfahrungen <strong>und</strong> stellten sehr<br />
bald fest, dass woanders auch nur mit<br />
Wasser gekocht wird. „Dann kehren sie<br />
um <strong>und</strong> wir profitieren von dem Zugewinn<br />
an Know-how, das sie mitbringen.“<br />
Und weil der Vorstandsvorsitzende den<br />
Wert dieser „Weiterbildung“ kennt, ist<br />
seine Vision die Gründung eines Alumni<br />
Clubs nach amerikanischem Vorbild. In<br />
den USA halten die Schulen <strong>und</strong> Universitäten<br />
bereits seit Jahren Verbindung<br />
zur „alumni“, also den Ehemaligen.<br />
Man trifft sich zu gemeinsamen Baseball-Spielen,<br />
zum Grillen oder Golfen.<br />
Wissenswertes wird ausgetauscht, man<br />
bleibt in Kontakt. In Anlehnung daran<br />
will Adrian einen gemeinnützigen Club<br />
gründen, in den ehemalige Mitarbeiter<br />
einen geringen Jahresbeitrag einzahlen,<br />
der dann von uni-X aufgestockt wird.<br />
Von den Erträgen sollen Ausflüge,<br />
Workshops oder Pizza-Abende organisiert<br />
werden.<br />
Doch bis es soweit ist, hält sich das<br />
Unternehmen mit seinem reichhaltigen<br />
Angebot aus der Event-Palette über<br />
Wasser: Wann immer Parties, Ausflüge<br />
oder sportliche Aktivitäten anstehen,<br />
werden auch die Ehemaligen mit einer<br />
Einladung bedacht. Von diesen Treffen<br />
mit seinen früheren Kollegen hat auch<br />
Arne Lübke profitiert. Der heutige Key<br />
Christoph Adrian<br />
Account Manager bei uni-X hatte sich<br />
nach zweieinhalbjähriger Tätigkeit wegbeworben,<br />
kehrte jedoch nach kurzer<br />
„Auszeit“ zurück. Lübke: „Die Rückkehr<br />
war so, als wäre ich mal eben für zwei<br />
Wochen im Urlaub gewesen.“ Der Kontakt<br />
war ganz einfach nie abgebrochen.<br />
Damit es allerdings erst gar nicht zum<br />
Weggang kommt, bieten Vorstand <strong>und</strong><br />
Geschäftsführung bei uni-X ihre ständige<br />
Gesprächsbereitschaft an. Denn, so<br />
Adrian: „Gelangweilte Mitarbeiter sind<br />
leicht mal frustriert. Und frustrierte Mitarbeiter<br />
wandern ab. Nur wenn wir<br />
nachhaltige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung<br />
anbieten, bleiben die Leute<br />
auch auf lange Sicht motiviert bei der<br />
Sache.“ ■
16 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Der Reiz<br />
des Regionalen<br />
Wer das Regionale bei der Suche nach Facharbeitern<br />
nur als Hemmschuh empfindet, verkennt seine Chancen.<br />
Denn viele qualifizierte Berufseinsteiger bleiben gerne<br />
in „ihrer“ Region, wenn die Unternehmen dort gute<br />
Bedingungen schaffen.<br />
Die junge mobile Gesellschaft will gar<br />
nicht so mobil sein, wie sie vorgibt, lautet<br />
das einvernehmliche Urteil aus vielen<br />
Personalbüros. Lothar Schulte-Rummel,<br />
Vorstand der Trapo AG in Gescher-<br />
Hochmoor, hat aus der<br />
bodenständigen Mentalität<br />
der Menschen im Westmünsterland<br />
die Strategie für seine<br />
Personalentwicklung abgeleitet.<br />
Sie basiert auf langfristig<br />
angelegter Förderung<br />
von Eigeninitiative seiner<br />
jungen Mitarbeiter nach der<br />
Devise: „Vom Blaumannzum<br />
Schlipsträger“.<br />
Förderung step by step<br />
Die Trapo AG erstellt Sondermaschinen<br />
<strong>und</strong> Logistiklösungen<br />
im Bereich Fördertechnik<br />
<strong>und</strong> generiert den<br />
dringend benötigten Nachwuchs<br />
Stufe um Stufe aus<br />
dem eigenen Unternehmen<br />
heraus. Schulabgänger absolvieren<br />
zunächst ihre Lehre<br />
<strong>und</strong> werden je nach Eignung in ihren<br />
Entwicklungsmöglichkeiten gefördert.<br />
Heraus kommen Meister <strong>und</strong> Techniker,<br />
die im Unternehmen bleiben, oder Studienanwärter.<br />
Das ideale Endergebnis ist<br />
der planende Ingenieur, der zum K<strong>und</strong>en<br />
herausfährt, verantwortlich berät<br />
<strong>und</strong> innovativ entwickelt.<br />
Diese besondere „Fördertechnik“ betreibt<br />
die Trapo AG unter anderem mit<br />
dem Modell, bei dem geeignete Mitarbeiter<br />
mit entsprechender Vorbildung<br />
schon während der zweijährigen Lehre<br />
zwei Tage in der Woche die Fachhochschule<br />
Bocholt besuchen <strong>und</strong> drei Tage<br />
im Betrieb arbeiten. Nach der Gesellenprüfung<br />
dauert das Studium noch weitere<br />
sechs Semester, wobei die betriebliche<br />
Praxis in den Semesterferien bei<br />
Trapo stattfindet. Der „studentische“<br />
Auszubildende erhält eine Vergütung<br />
von monatlich 750 DM <strong>und</strong> ist nach<br />
dem Examen verpflichtet, mindestens<br />
drei weitere Jahre bei dem Unternehmen<br />
zu bleiben.<br />
Hubert Gersmann, kaufmännischer Geschäftsführer von BEUMER<br />
Maschinenbau, mit zwei seiner angehenden Soester Stipendiaten:<br />
Oliver Hohenhorst <strong>und</strong> Werner Hartmann (v. l.).<br />
Haben viel zu bieten<br />
Auch die BEUMER Maschinenfabrik in<br />
Beckum hat einen dauerhaft hohen<br />
Bedarf an Ingenieuren für die Bereiche<br />
Förder-, Verlade-, Palettier- <strong>und</strong> Verpackungstechnik<br />
sowie Sortier- <strong>und</strong> Verteilsysteme.<br />
Und auch hier wird intensiv<br />
von der Einsteiger-Basis aus in Richtung<br />
Aufstieg getrimmt. Hubert Gersmann,<br />
kaufmännischer Geschäftsführer:<br />
„Wenn junge Bewerber heute zuerst<br />
auf Siemens <strong>und</strong> DaimlerChrysler<br />
sehen, dann dürfen wir nicht lamentieren,<br />
sondern sollten fragen: Was können<br />
wir hier bieten? Unsere Antwort<br />
lautet: Wir sind modern, hoch qualifiziert,<br />
bieten eine vernünftige soziale<br />
Struktur im angestammten Umfeld. Die<br />
nicht wenigen Berufsanfänger mit regionalen<br />
Wurzeln <strong>und</strong> Sicherheitsdenken<br />
wissen das sehr zu schätzen.“<br />
Soester Modell<br />
Das Unternehmen setzt bei der Ausbildung<br />
von Ingenieuren auf das so genannte<br />
„Soester Modell“ (siehe auch<br />
Infokasten) der Uni Paderborn, Abteilung<br />
Fachhochschule Soest, das im<br />
Oktober 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt<br />
wurde. Das Kooperations-Prinzip:<br />
Studenten erhalten ein betriebliches Stipendium<br />
in Form monatlicher Zahlungen<br />
<strong>und</strong> arbeiten dafür im Rahmen von<br />
Praxisblöcken während der Semesterferien.<br />
Die Zahl der Bewerber ist groß.<br />
Viele davon kommen übrigens<br />
nicht aus der Region.<br />
Weil das Modell noch jung<br />
ist <strong>und</strong> die Ausbildung Geld<br />
kostet, hat sich die BEUMER<br />
Maschinenfabrik zunächst<br />
für drei Nachwuchsleute aus<br />
den eigenen Reihen entschieden.<br />
Sie haben ihre Ausbildung<br />
im Hause absolviert<br />
<strong>und</strong> befinden sich jetzt bis<br />
zum Herbst in einer Zwischenausbildung<br />
zum technischen<br />
Zeichner. Zwei von<br />
ihnen gehen dann zunächst<br />
zur Schule, um ihre Fachhochschulreife<br />
zu erlangen.<br />
Der Dritte startet direkt zum<br />
Studium durch. Eine vertragliche<br />
Bindung nach Studienabschluss<br />
hat BEUMER bewusst<br />
nicht eingebaut. Gersmann:<br />
„Darin sahen wir keinen Sinn,<br />
denn welche Leistung könnten wir von<br />
jemandem erwarten, der nur durch eine<br />
Rückzahlungsverpflichtung bei uns gehalten<br />
würde?“<br />
Obwohl das Soester Modell noch in<br />
den Kinderschuhen steckt, beteiligen<br />
sich aus dem IHK-Bezirk Münster bereits<br />
einige namhafte Unternehmen daran.<br />
„Unsere Stipendien – Ihre Chance“<br />
verspricht auch die Anzeige der AWB –<br />
Ahlener Werkzeugbau. Ebenfalls aus<br />
Ahlen mit dabei ist die Firma Kaldewei.<br />
Für deren Personalchef Andreas Schlüter<br />
passt das Modell in sein ganz klares<br />
Konzept: „Wir gehen vor allem auf<br />
regionale Zielgruppen zu, da es sehr<br />
schwierig ist, gute Bewerber von außerhalb<br />
für die Region zu begeistern.“<br />
■
Weiche Faktoren sind gute Argumente<br />
Was konventionelle Stellenanzeigen<br />
heute kaum noch schaffen, gelingt privaten<br />
Arbeitsvermittlern zunehmend:<br />
Sie bringen Unternehmen mit Fachkräften<br />
aus entfernten Gegenden zusammen.<br />
Ganz eigene Erfahrungen macht<br />
bei diesem Geschäft die Gronauer Arbeitsvermittlung<br />
Workconsult: Einstige<br />
Abwanderer wollen nicht selten zurück<br />
in ihre Heimatregion. Dann bringen sie<br />
viel Know-how, Erfahrung <strong>und</strong> Realitätssinn<br />
mit.<br />
„Oft kommen Erfolg versprechende<br />
Kontakte zwischen Unternehmen <strong>und</strong><br />
potenziellen Mitarbeitern nicht zustande,<br />
weil keine entsprechende Stelle<br />
ausgeschrieben ist oder eine Stellenbeschreibung<br />
missverständlich ist.<br />
Manchmal vielleicht auch, weil man als<br />
Unternehmen noch gar nicht wusste,<br />
was das eine oder andere Bewerberprofil<br />
für ein Potenzial bieten kann.“ Diese<br />
Sätze finden sich auf der Website des<br />
Software-Herstellers Tobit aus Ahaus,<br />
welcher sich im Internet als offen für<br />
Initiativbewerbungen aus angrenzenden<br />
Fachbereichen darstellt. Sie könnten<br />
auch von Personaldienstleiter Thomas<br />
Buß stammen, der für sein Gronauer<br />
Vermittlungs-Unternehmen Workconsult<br />
genau diese beschriebene Kontakt<strong>und</strong><br />
Informationslücke erfolgreich als<br />
Arbeitsgr<strong>und</strong>lage wählte.<br />
Region ist attraktiv<br />
500 gute Argumente gegen die Ansicht,<br />
die Region Westmünsterland ist für qualifizierte<br />
Bewerber nicht attraktiv genug,<br />
hält das Team von Workconsult in den<br />
Händen. So viele Namen qualifizierter<br />
Fachkräfte finden sich in ihrer Klientenkartei.<br />
95 Prozent suchen aus fester Anstellung<br />
heraus einen neuen Job im<br />
Westmünsterland. Etwa 50 Prozent hiervon<br />
sind derzeit b<strong>und</strong>esweit in anderen<br />
Gegenden tätig. Weitere 20 Prozent<br />
kommen aus dem Ausland, die meisten<br />
davon aus den Niederlanden. Die Akademikerrate<br />
beträgt r<strong>und</strong> 15 Prozent.<br />
Buß: „Dieses Facharbeiter-Potenzial<br />
würden Arbeitgeber mit einer Stellenanzeige<br />
nie erreichen.“<br />
Suche nach mehr Lebensqualität<br />
Wer sind sie? Viele Elektro-Ingenieure,<br />
die weltweit eingesetzt waren, jetzt um<br />
die 40 sind <strong>und</strong> wieder zurück zu den<br />
Wurzeln kommen, da sie irgendwann<br />
einmal hier geboren sind. Andere wollen<br />
weg aus dem nahen Ruhrgebiet, der<br />
geringeren Lebenshaltungskosten <strong>und</strong><br />
der besseren Lebensqualität wegen. Sie<br />
möchten günstig Häuser bauen, die<br />
Natur genießen <strong>und</strong> Fahrrad fahren. Im<br />
Hinblick auf die Ansprüche an eine neue<br />
Stelle vor Ort seien sie sich bewusst,<br />
dass die Messlatte unter Umständen anders<br />
angelegt werden müsse, als bei<br />
früheren Positionen, so Buß. Und er<br />
resümiert: „Denen sind die weichen<br />
Faktoren zunehmend wichtig, <strong>und</strong> da<br />
hat die Region einiges zu bieten.“<br />
Das Gronauer Personaldienstleistungs-<br />
Team Workconsult (v. l.): Hans-Joachim<br />
Wendland, Andrea Rothkegel, Thomas Buß<br />
<strong>und</strong> Birgit Fieberg.<br />
Qualifizierte Kumpel<br />
Ein großes Potenzial sind die hoch qualifizierten<br />
Handwerker, Techniker <strong>und</strong><br />
Ingenieure der Deutschen Steinkohle<br />
AG (DSK), die wegen des Stellenabbaus<br />
im Ruhrbergbau freigesetzt werden<br />
müssen. Workconsult arbeitet mit allen<br />
Akquisitionsbüros der DSK zusammen,<br />
hält 80 Personen aus deren Stamm in<br />
der eigenen Kartei, hat aber auch Zugriff<br />
auf den gesamten Pool. Fördermittel<br />
der EU machen es möglich, dass die<br />
Jobsucher bis zu sechs Monate lang<br />
zwecks gegenseitigen Kennenlernens<br />
Praktika in Betrieben machen. Diese<br />
zahlen hierfür lediglich einen monatlichen<br />
Anerkennungs-Obulus von knapp<br />
600 DM, derweil die Praktikanten bei<br />
der DSK angestellt bleiben. Buß will mit<br />
seiner Funktion eine wichtige Bedarfslücke<br />
füllen: „Mittelständler kennen das<br />
Programm nur vom Hörensagen, haben<br />
aber keine Zeit, sich zu kümmern oder<br />
wissen nicht, an wen sie sich wenden<br />
<strong>und</strong> wie sie es angehen sollen.“ ■<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 17
Kumpel sind gute<br />
Facharbeiter<br />
Fachkräftemangel muss nicht sein, behauptet der<br />
Leiter des Arbeitsamtes in Recklinghausen, Hartmut<br />
Hauschildt. Denn mehr als 1000 Beschäftigte der<br />
Deutschen Steinkohle AG (DSK) wollen den Neubeginn<br />
wagen <strong>und</strong> suchen Arbeit in Industrie, Handwerk <strong>und</strong><br />
Dienstleistung.<br />
18 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Peter Sölter, im Arbeitsamt Recklinghausen<br />
zuständig für die Beratung der Bergleute:<br />
„Neue Arbeit suchen vor allem<br />
Schlosser, Feinblechner, Schweißer, Mechaniker,<br />
Elektriker, aber auch Techniker,<br />
technische Zeichner <strong>und</strong> Ingenieure.<br />
Alle haben eine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />
Viele haben sich darüber<br />
hinaus weitergebildet. Und wenn<br />
die neue Stelle bei einem Betrieb im<br />
Münsterland liegt, dürfte dies niemanden<br />
vor ein unlösbares Problem stellen.“<br />
1993 begann Initiative<br />
Der Gedanke, die in der freien Wirtschaft<br />
dringend benötigten Arbeitskräfte<br />
aus dem Bergbau zu gewinnen, ist<br />
gar nicht so neu. Was 1993 als „Schnupperkurs<br />
im Handwerk“ begann, hat sich<br />
seit einiger Zeit zu einem schlagkräftigen<br />
Instrument des Strukturwandels im<br />
nördlichen Ruhrgebiet entwickelt: die<br />
„Gemeinschaftsinitiative zur Vermittlung<br />
von Montan-Arbeitnehmern“. Seit<br />
1998 machen auch IHK-Betriebe mit.<br />
Arbeit in einen Zukunftsunternehmen (v. l.): Die ehemaligen Bergleute Norbert Just <strong>und</strong><br />
Thomas Diestel kamen durch die Vermittlung von Bernd Münninghoff <strong>und</strong> Maria Wilkes vom<br />
Arbeitsamt Marl zur Chemto GmbH in Marl. Das Unternehmen von Dr. Andreas Oelschläger<br />
(rechts) stellt hochtemperaturbeständige Glasfasergarne <strong>und</strong> -zwirne für die Textilindustrie her.<br />
Arbeitsamtdirektor Hartmut Hauschildt (3. v. r.): „Das Arbeitsamt ist Mittler <strong>und</strong> Verbindung<br />
zwischen der Vergangenheit <strong>und</strong> der Zukunft am Arbeitsmarkt.“<br />
Ein regionales Praxis-Projekt<br />
von Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeitsämtern<br />
Das Arbeitsamt ist für die Koordination<br />
verantwortlich <strong>und</strong> vermittelt Bergleute<br />
gezielt an einstellungswillige Betriebe.<br />
Bis zu einem halben Jahr zahlt der Bergbau<br />
das Gr<strong>und</strong>gehalt der Arbeitnehmer<br />
weiter. Die Arbeitnehmer bleiben Beschäftigte<br />
der DSK. Sie können während<br />
dieser Zeit sofort zum Bergbau zurückkehren.<br />
Der Betrieb zahlt der DSK monatlich<br />
500 DM plus Mehrwertsteuer für<br />
jeden Mitarbeiter. Sind Betrieb <strong>und</strong><br />
Bergmann sich einig, endet das Arbeitsverhältnis<br />
mit der DSK spätestens nach<br />
der Einarbeitungszeit. Peter Sölter: „Bis<br />
zum 1. März dieses Jahres haben schon<br />
mehr als 1000 ehemalige Bergleute den<br />
Schritt in eine neue berufliche Zukunft<br />
gewagt, 630 Bergleute sind bisher über<br />
die „Schnupper-Initiative“ fest eingestellt<br />
worden. Interessiert waren die Betriebe<br />
vor allem an Bergbautechnikern,<br />
Bergmechanikern, Industriemechanikern,<br />
Energieelektronikern <strong>und</strong> kaufmännischen<br />
Angestellten.“<br />
Gut ausgebildet<br />
Auch wegen der Umschulung in neue<br />
Berufe stehen Bergbau, Arbeitsamt <strong>und</strong><br />
Wirtschaft in engem Kontakt. Mehr als<br />
1000 DSK-Beschäftigte haben in den<br />
letzten zwölf Monaten einen neuen Beruf<br />
erlernt. Die Palette reicht vom Berufskraftfahrer<br />
über Terrazzohersteller,<br />
Flugzeugmechaniker bis hin zum Fachinformatiker<br />
oder Ergotherapeuten.<br />
Arbeitsamt ist Mittler<br />
Hartmut Hauschildt: „Das Arbeitsamt<br />
ist Mittler <strong>und</strong> Verbindung zwischen der<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> der Zukunft am Arbeitsmarkt.<br />
Vergangenheit, das ist Monostruktur<br />
mit Arbeitnehmern, die ihr<br />
Leben lang bei einem Arbeitgeber blieben<br />
<strong>und</strong> ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Fertigkeiten<br />
dem einen Arbeitgeber anpassten.“<br />
Kontakt: Arbeitsamt Recklinghausen,<br />
Telefon (0 23 61) 40 16 66. ■
Qualifizierte<br />
Quereinsteiger<br />
Es gibt sie: qualifizierte Quereinsteiger, internationale<br />
Bewerber, flexible <strong>und</strong> mobile Kräfte mit Springer-<br />
Qualitäten zwischen Ort, Zeit oder Fachbereichen.<br />
Aber es gibt auch Berührungsängste <strong>und</strong> Blockaden.<br />
20 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Bei den Hochschulen stehen die Personaler<br />
Schlange. Hier wie auf Job-Messen<br />
dominieren die Großunternehmen,<br />
meinen Insider einhellig. Bevorzugt haben<br />
die Nachfrager auf dem Fachkräftemarkt<br />
Absolventen im Auge, die sich<br />
mit einem passgenauen Abschluss sofort<br />
rekrutieren lassen. Jenen Studenten<br />
hingegen, die sich noch mitten in der<br />
Entwicklung <strong>und</strong> gar in weniger wirtschaftsorientierten<br />
Fächern befinden,<br />
wird nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt,<br />
wie Andreas Eimer vom gemeinsamen<br />
Career Service der Fach-<br />
Quereinsteigerinnen: Joana Kampczyk, Maike Newe,<br />
Karoline Epke <strong>und</strong> Simone Engel von proPlant, Gesellschaft<br />
für Agrar- <strong>und</strong> Umweltinformatik mbH.<br />
hochschule <strong>und</strong> Universität Münster erfahren<br />
hat.<br />
Sein Büro möchte Studenten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
schon während des Studiums aufzeigen<br />
helfen, wie bedarfsgerechte Qualifikationen<br />
zu entwickeln sind. Er<br />
versucht, Hürden zu beseitigen, um zu<br />
einer besseren Kooperation zwischen<br />
Hochschulen <strong>und</strong> Unternehmen zu gelangen.<br />
Trotzdem scheiterten geplante<br />
Exkursionen zu Betrieben, weil gemeldete<br />
Teilnehmer nicht jene bestimmten<br />
Qualifikationen vorwiesen, die nachge-<br />
fragt werden. Und zu einem kürzlich<br />
durchgeführten Symposium waren unter<br />
r<strong>und</strong> 250 Gästen nur 15 Vertreter aus<br />
der Wirtschaft. Eimer: „Es gibt große<br />
<strong>und</strong> kleinere Unternehmen, mit denen<br />
wir hervorragend kooperieren. Aber das<br />
Gros tendiert noch zu eher kurzfristigem<br />
Denken. Einen Tag in längerfristig<br />
angelegte Kontakte zu investieren, ist<br />
offenbar nicht möglich.“<br />
Dabei beweist die Praxis immer wieder:<br />
Wenn angehende Bewerber sich spezialisierten<br />
Arbeitsmarkt-Anforderungen<br />
rechtzeitig durch gezielte<br />
Maßnahmen anpassen, bieten<br />
sie Arbeitgebern als so<br />
genannte Quereinsteiger<br />
wertvolles Potenzial. Simone<br />
Engel ist ein gutes Beispiel.<br />
Sie war zunächst Biologisch-TechnischeAssistentin,<br />
studierte dann Chemie<br />
<strong>und</strong> Biologie für das Lehramt.<br />
Mit einer späteren Zusatz-Qualifizierung,erworben<br />
bei Siemens, bewarb sie<br />
sich schließlich auf eine<br />
Stellenausschreibung der<br />
Firma proPlant in Münster.<br />
In dem derzeit 25-köpfigen<br />
Team, das Anwendungsentwicklungen<br />
<strong>und</strong> DV Dienstleistungen<br />
im Agrar- <strong>und</strong><br />
Umweltbereich anbietet, ist<br />
sie heute Software-Entwicklerin. Ihr<br />
Chef, Thomas Volk, würde gerne viel<br />
mehr Frauen einstellen. Wie viele andere<br />
Personalverantwortliche ist er davon<br />
überzeugt, dass Quer- <strong>und</strong> Wiedereinsteigerinnen<br />
mit langfristigen Wirkungen<br />
zur Behebung des Fachkräftemangels<br />
in technischen Berufen beitragen<br />
können.<br />
Unausgeschöpfte Potenziale schlummern<br />
aber auch noch woanders, wissen<br />
Unternehmer aus dem IHK-Bezirk Münster<br />
zu berichten. Zum Beispiel in den<br />
Zeitarbeit<br />
Die Zeitarbeit kann einen Beitrag dazu<br />
leisten, den Personalbedarf rasch <strong>und</strong><br />
kostengünstig an sich verändernde<br />
Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
Der aktuelle DIHT-Leitfaden „Zeitarbeit<br />
– Chancen <strong>und</strong> Risiken einer modernen<br />
Beschäftigungsvariante“ liegt<br />
nun in der 2., überarbeiteten Auflage<br />
vor. Diese Broschüre soll dazu beitragen,<br />
das Wissen der Unternehmer in<br />
Bezug auf Zeitarbeit zu aktualisieren<br />
<strong>und</strong> Vorurteile abzubauen. Der umfassende<br />
Ratgeber beleuchtet die Situation<br />
der Zeitarbeit vor allem aus Sicht<br />
potenzieller Entleihbetriebe, also der<br />
Unternehmer.<br />
Beispiele aus Unternehmen zeigen die<br />
Praktikabilität der Zeitarbeit, Modellrechnungen<br />
skizzieren die Wirtschaftlichkeit.<br />
Vorteile <strong>und</strong> Risiken der Zeitarbeit<br />
werden kritisch analysiert <strong>und</strong><br />
gegenübergestellt. Checklisten („Wie<br />
finde ich die richtige Zeitarbeitfirma?“),<br />
Musterverträge, gesetzliche<br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> viele Tipps für den<br />
Umgang mit Zeitarbeitfirmen erhöhen<br />
den praktischen Nutzwert für<br />
den Leser zusätzlich. Zahlreiche Informationen<br />
r<strong>und</strong> um den <strong>Wirtschafts</strong>faktor<br />
Zeitarbeit vervollständigen das<br />
inhaltliche Angebot.<br />
Die DIHT-Broschüre „Zeitarbeit“ ist<br />
zum Preis von 8,50 € (16,62 DM) zu<br />
beziehen beim Deutschen Industrie<strong>und</strong><br />
Handelstag (DIHT), Publikationen-Service,<br />
Adenauerallee 148,<br />
53113 Bonn, Fax-Bestellservice<br />
(02 28) 1 04 16 26.<br />
neuen B<strong>und</strong>esländern oder – noch weiter<br />
im Osten – in Russland. Viele Russland-Deutsche,<br />
die auf den IT-Bereich<br />
spezialisiert seien, empfehlen sich derzeit<br />
auf dem Arbeitsmarkt. Ein Unternehmer<br />
berichtet: „In einer Anzeige haben<br />
wir einen IT-Spezialisten <strong>und</strong> einen<br />
Systemadministrator gesucht. Die Person<br />
sollte Generalist mit einem breiten<br />
Spektrum an übergreifenden Kenntnissen<br />
sein <strong>und</strong> auch gleich Führungsaufgaben<br />
erhalten. Daraufhin gab es vier<br />
qualifizierte, gleichwertige Bewerbungen<br />
von Russland-Deutschen. Einer davon<br />
besetzt nun auch diese Stelle.“ ■
Trockengelegte<br />
Bewerberpools<br />
Was tun mittelständische Unternehmen aus der Region,<br />
wenn sie nach Fachkräften suchen? Sie veröffentlichen<br />
zuerst eine Stellenanzeige <strong>und</strong> werden sehr oft von<br />
den Ergebnissen enttäuscht, wie eine Umfrage bei<br />
20 Firmen zeigte.<br />
Während große <strong>und</strong> international renommierte<br />
Unternehmen noch immer<br />
aus einem ausreichend großen Pool von<br />
Bewerbern ihren Fachkräfte-Nachwuchs<br />
schöpfen können, erhalten die befragten<br />
kleineren Betriebe zu wenig bis<br />
gar keine Resonanz auf ihre Stellenanzeigen.<br />
Was ihnen noch mehr Kopfschmerzen<br />
macht: Die meisten der<br />
schon wenigen Bewerber erweisen sich<br />
bei der ersten Prüfung auf Gr<strong>und</strong> fehlender<br />
Qualifikationen <strong>und</strong> Berufserfahrungen<br />
als ungeeignet für den Job. Teilweise<br />
wurde fehlende Praxis der Hochschulabgänger<br />
bemängelt, in einem Fall<br />
die schlechten Zeugnisse derer, die sich<br />
bei den „Kleinen“ bewerben, weil sie bei<br />
den „Großen“ nicht ankommen. Mit<br />
Autodidakten oder „Selfmade-Spezialisten“<br />
dagegen können einige Befragte oft<br />
mehr anfangen. Die geringe Resonanz<br />
auf die Anzeigen wird unter anderem<br />
auf die Standort-Schwachpunkte der Region<br />
zurückgeführt.<br />
Die Frage nach weiteren Personalbeschaffungs-Initiativen<br />
ergab ein gänzlich<br />
uneinheitliches Bild. Eine Aussage<br />
hieß „Nichts bleibt bei uns unversucht“.<br />
Hier der Katalog mit den häufig genannten<br />
Maßnahmen:<br />
� Über Kooperationen (Schülerpraktika,<br />
studentische Praxissemester, Diplom-Arbeiten)<br />
eine persönliche<br />
Schiene aufbauen. Junge Leute möglichst<br />
konkret mitarbeiten <strong>und</strong> verwertbare<br />
Ergebnisse erzielen lassen,<br />
Erfolgserlebnisse vermitteln.<br />
� Schüler, Lehrer, Studenten, Dozenten<br />
als Gäste auf bedeutenden Messen<br />
einladen. Betriebsführungen im Vorfeld<br />
oder im Anschluss. Effekt: Fertige<br />
Produkte werden im Zusammenhang<br />
mit Business-Atmosphäre gesehen.<br />
� Präsenz auf Jobmessen zeigen.<br />
� Internet nutzen: eigenes Angebot in<br />
Jobbörsen darstellen, Bewerber-Pools<br />
durchsuchen.<br />
� Kooperation mit dem Arbeitsamt,<br />
Qualifizierungsmaßnahmen nutzen.<br />
� Zusammenarbeit mit Behörden, z.B.<br />
aktiv am Standort-Marketing teilnehmen,<br />
öffentliche Förderprogramme<br />
kennen <strong>und</strong> nutzen.<br />
� Personalberater einschalten.<br />
� Image-Arbeit betreiben. Möglichst<br />
immer <strong>und</strong> überall Flagge zeigen,<br />
eigene Attraktivität herausstellen.<br />
Auch im privaten Umkreis Informationen<br />
austeilen <strong>und</strong> einholen. Fachkräfte<br />
wissen oft gar nicht, welche Arbeitgeber<br />
in der Region ansässig sind.<br />
Die Unternehmen müssen dabei<br />
nicht immer als Einzelkämpfer auftreten,<br />
betont Klaus Horstmann, Geschäftsführer<br />
der Horstmann Maschinenbau<br />
GmbH in Heek <strong>und</strong> Beiratsmitglied<br />
im Verband Aktive Unternehmen<br />
im Westmünsterland (aiw).<br />
Der aiw biete seinen Mitgliedsunternehmen<br />
eine Reihe von Gemeinschaftsinitiativen<br />
bei der Gewinnung<br />
von Fachkräften <strong>und</strong> Auszubildenden:<br />
� Ein Verzeichnis der Ausbildungsbetriebe<br />
bietet die Möglichkeit zur überbetrieblichen<br />
Bewerbung.<br />
� Jobsucher werden zentral erfasst, eine<br />
Liste wird einmal monatlich in einem<br />
Info-Fax an angeschlossene Betriebe<br />
versandt.<br />
� Projektarbeit mit der Berufsbildungsstätte<br />
Westmünsterland mit Sitz in<br />
Ahaus, zum Beispiel „Job-Rotation“:<br />
Geht ein Mitarbeiter zu einer Weiterbildung,<br />
vertritt ihn ein Arbeitsuchender,<br />
der bei Bewährung eventuell<br />
übernommen wird (Förderung<br />
durch Landesmittel).<br />
� Informelle Arbeitskreise, in denen<br />
Vertreter der Wirtschaft Lehrern die<br />
Anforderungen der Wirtschaft vermitteln.<br />
Beispiel: Die Möbelfirma<br />
präsentiert durch die Personalabteilung<br />
ihre Auswahlverfahren.<br />
■
22 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
bizz4U<br />
Die Platzierungen<br />
der Schüler <strong>und</strong> ihre<br />
Unternehmens-Preise:<br />
1. Leen Simme, Kim Selle, Anna-<br />
Julia Greiling <strong>und</strong> Hedda Schulte<br />
(Hittorf-Gymnasium):<br />
BASF Brüssel-Preis<br />
2. Barbara Buse, Maria Göke,<br />
Thanh-Mai Ho <strong>und</strong> Kim-Chi Ho<br />
(Gymnasium Paulinum):<br />
MZ Griechenland-Preis<br />
3. Johannes Nientiedt, Dominik<br />
Weniger, Manuel Dornhege<br />
(Schillergymnasium):<br />
Oevermann Hamburg-Preis<br />
4. Verena Bremer, Pauline Beitenger,<br />
Cordula Cleff, Daniela Diemon,<br />
Julia Timmermann <strong>und</strong> Lara<br />
Wieland (Friedensschule):<br />
Jäger Segelpreis<br />
5. Sarah Strenzke, Rebecca Ströer,<br />
Natascha Kvesic, Tina Schröder,<br />
Mirjam Flenker <strong>und</strong> Mascha<br />
Baumgart (Kant-Gymnasium):<br />
Tepper Berlin-Preis<br />
6. Larissa Bischoff, Sabrina Reifig,<br />
Kristina Wentker (Pascal-Gymnasium):<br />
Wyeth Leipzig-Preis<br />
7. Vera Galdobina, Alexander Hartmann,<br />
Eduard Kromm, Eduard<br />
Merk <strong>und</strong> Tatjana Grening<br />
(Fürstenberg-Hauptschule):<br />
Winkhaus Thüringen-Preis<br />
8. Robert Mautz, Eriks Vadonis,<br />
Tim Wilmes, Markus Schoppmann<br />
<strong>und</strong> Bastian Bochinski<br />
(Schlaun-Gymnasium):<br />
WN Sport-Report-Preis<br />
9. Stefanie Kintrup, Carina Jeck,<br />
Sandra Maslowski <strong>und</strong> Sandra<br />
Bönicke (Gutenberg-Realschule):<br />
Armacell Allgäu-Preis<br />
10. Linus Feldkamp, Thoralf Lohse<br />
<strong>und</strong> Julian Brand (Hittorf-<br />
Gymnasium):<br />
<strong>Westfalen</strong> AG Rennsport-Preis<br />
Mehr Informationen über die IiM<br />
<strong>und</strong> den Schülerwettbewerb bizz4U<br />
unter: http://www.iim-muenster.de<br />
Industrie in<br />
Münster ist „in“<br />
bei den Schülern<br />
Nicht nur für die glücklichen Sieger war „bizz4U“<br />
(Business for you) wieder ein gutes Geschäft. Profitiert<br />
haben alle: „Durch den Schülerwettbewerb ist ein richtiger<br />
Dialog in Gang gekommen zwischen den Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern, den Schulen <strong>und</strong> den Industrieunternehmen<br />
in Münster“, freute sich Werner Bandle,<br />
der Sprecher der Initiative „Industrie in Münster“ (IiM),<br />
die bizz4U nun zum zweiten Mal gemeinsam mit der<br />
IHK Münster durchführte.<br />
Erneut schafften IiM <strong>und</strong> IHK es, die Industrie<br />
ins Blickfeld der Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler der achten bis zehnten<br />
Klassen zu rücken <strong>und</strong> die in der Initiative<br />
zusammengeschlossenen Unternehmen<br />
als attraktive Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplätze<br />
vorzustellen. „Die Industrie<br />
in Münster ist ‚in‘ bei den Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern der achten <strong>und</strong><br />
zehnten Klassen“, ist sich Bandle sicher,<br />
dass die Wettbewerbsteilnehmer die Industrie<br />
nicht mehr so schnell aus den<br />
Augen verlieren <strong>und</strong> ihre Bedeutung für<br />
die Entwicklung der Stadt erkannt haben.<br />
Auch der Schirmherr von bizz4U, Regierungspräsident<br />
Dr. Jörg Twenhöven, betonte<br />
schon zum Start die Wirkung des<br />
Wettbewerbs: „Es ist wichtig, Schüler<br />
schon früh mit der Wirtschaft in Kontakt<br />
zu bringen.“ Der eigenständige Umgang<br />
mit den Unternehmen baue<br />
Hemmschwellen ab, fördere die Selbstständigkeit<br />
der Schüler <strong>und</strong> vermittele<br />
ein realitätsnahes Bild von der Industrie.<br />
Insgesamt über 400 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler meldeten sich nach dem Start<br />
von „bizz4U“ Anfang des Jahres für die<br />
IiM-Sprecher Werner Bandle (5.v.l.) gratulierte gemeinsam mit IHK-Präsident Hubert Ruthmann<br />
(r.) den drei erstplatzierten Teams vom Hittorf-Gymnasium, vom Gymnasium Paulinum<br />
<strong>und</strong> vom Schiller-Gymnasium, die sich als auch als erste die Preise aussuchen durften.<br />
Fotos: Emmerich
Spitzenvertreter der Wirtschaft ließen sich das Finale von „bizz4U“<br />
nicht entgehen (v. l.): Jürgen Hassmann, Dr. Christoph Bölling, Dr.<br />
Christian Brehmer, Frank Schröter, Axel Loehr <strong>und</strong> Heinz-Jürgen Buss<br />
applaudierten gemeinsam mit Münsters Stadtdirektor Horst Frye.<br />
Teilnahme am zweiten Wettbewerb an.<br />
51 Gruppen mit insgesamt 227 Jugendlichen<br />
„blieben bei der Stange“, investierten<br />
teilweise mit großer Unterstützung<br />
durch ihre Lehrer Freizeit <strong>und</strong> Arbeit<br />
<strong>und</strong> überwanden so die ersten Wettbewerbshürden.<br />
Nach guter Zusammenarbeit<br />
mit dem jeweiligen Partnerunternehmen<br />
<strong>und</strong> Einsendung einer Projekt-<br />
Kurzdarstellung durchstanden schließlich<br />
34 Teams mit 148 Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schülern von 13 Schulen die Vorauswahl<br />
<strong>und</strong> schafften damit den Einzug<br />
ins große Finale. Aber auch dafür<br />
mussten sie sich mit der detaillierten<br />
Ausarbeitung ihres Themas noch einmal<br />
mächtig ins Zeug legen, was nicht alle<br />
schafften. Letztendlich stellten sich 31<br />
Teams mit insgesamt r<strong>und</strong> 140 Teilnehmern<br />
der Jury.<br />
„Es ist beeindruckend <strong>und</strong> mitreißend,<br />
mit welcher Phantasie <strong>und</strong> Intensität<br />
sich die Jugendlichen mit Industriethemen<br />
beschäftigten <strong>und</strong> mit welcher Professionalität<br />
<strong>und</strong> Kreativität sie schließlich<br />
ihre Wettbewerbsbeiträge vor der<br />
Jury präsentiert haben“, freute sich Werner<br />
Bandle über den Erfolg von bizz4U.<br />
Kein Zweifel, die Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler mussten etwas leisten, um die<br />
Chancen auf den Gewinn einer attraktiven<br />
Gruppenreise zu wahren: Teamfähigkeit,<br />
Medienkompetenz, Einhaltung<br />
von Fristen <strong>und</strong> schließlich Kommunikationsfähigkeit<br />
waren gefordert.<br />
„Das war nicht ganz ungewollt“, gibt<br />
Werner Bandle gerne zu, schließlich soll<br />
bizz4U zumindest im Ansatz auch die<br />
Anforderungen der Wirtschaft widerspiegeln.<br />
So war „bizz4U“ für die Jugendlichen<br />
auch eine Mischung aus<br />
schulischer Projektarbeit <strong>und</strong> Berufsvorbereitungskurs.<br />
Dass der Spaß dabei nicht zu kurz<br />
kommt, zeigten sowohl die Stimmung<br />
unter den Teilnehmern als auch die Präsentationen.<br />
Die reichten vom eintrainierten<br />
Verkaufsgespräch über die modernste<br />
Computersimulation bis zum<br />
riesigen Eisenbahnmodell, mit dem beispielsweise<br />
eine Mädchengruppe vom<br />
Paulinum die Stationen der „Familienplanung<br />
in Afrika“ aufzeigte. Pädagogisch<br />
geschickt, gut ausgearbeitet <strong>und</strong><br />
mit viel Wissen garniert präsentiert,<br />
fand die Jury: Platz zwei. Modelle en miniature<br />
waren ohnehin beliebt. Die Fürstenberg-Hauptschule<br />
fuhr ebenfalls gut<br />
damit, machte deutlich, wie mit Sicherheitstechnik<br />
„made in Münster“ die<br />
Schule sicherer wird, <strong>und</strong> landete mit<br />
diesem Team immerhin auf Platz sieben.<br />
Während die Johannes-Gutenberg-Realschule<br />
mit ihren Vorstellungen über das<br />
Haus der Zukunft Platz neun errang. Für<br />
die Friedensschule bedeutete die Arbeit<br />
zur umweltgerechten Produktion von<br />
Isolierstoffen Platz vier. Auch dieses<br />
Spektrum der Schulformen, die vertreten<br />
waren, wertet Bandle als großen Erfolg.<br />
Als Schule mit den meisten Wettbewerbsbeiträgen<br />
zeichnete IHK-Präsident<br />
Hubert Ruthmann das Schillergymnasium<br />
mit dem IHK-Sonderpreis im Wert<br />
von 500 DM aus, bevor Martina Kreimann<br />
von Radio AM die mit Spannung<br />
erwartete Platzierung von Platz zehn bis<br />
eins in dem mit über 400 Leuten besetzen<br />
Hörsaal der IHK verkündete. Mit erhobenen<br />
Händen, die sie sich immer<br />
bizz4U<br />
31 Schülerteams von Hauptschulen, Realschulen <strong>und</strong> Gymnasien<br />
aus der Stadt Münster präsentierten mit zum Teil großen technischen<br />
Aufwand die Ergebnisse ihrer Projektarbeiten zum Wettbewerb<br />
„bizz4U“.<br />
wieder ungläubig vor das Gesicht hielten,<br />
kamen Leen Simme, Kim Selle,<br />
Anna-Julia Greiling <strong>und</strong> Hedda Schulte<br />
die Stufen herab <strong>und</strong> nahmen als Trophäe<br />
den „Industrie-Oscar“ von Münster<br />
entgegen.<br />
Die Preise für die zehn besten Teams<br />
waren ebenso attraktiv wie die Wettbewerbsarbeiten.<br />
„Alle hätten einen Preis<br />
verdient“, spendete Bandle Trost, doch<br />
nur zehn Preise waren zu verteilen:<br />
„Auch das gehört leider zum Business.“<br />
Entmutigen muss das nicht, im Gegenteil.<br />
Auf die Frage, warum er mitgemacht<br />
habe, antwortete ein Schüler<br />
kurz <strong>und</strong> bündig: „Weil ich beim letzten<br />
Mal nicht gewonnen habe!“<br />
Guido Krüdewagen<br />
kruedewagen@muenster.ihk.de<br />
Zur Jury, die die 31 Arbeiten mehr als<br />
acht St<strong>und</strong>en lang intensiv unter die<br />
Lupe nahm, gehörten neben IiM-<br />
Sprecher Werner Bandle auch IHK-<br />
Präsident Hubert Ruthmann, Münsters<br />
Stadtdirektor Horst Freye, die Leiterin<br />
des Stadtmuseums Münster, Dr.<br />
Barbara Rommé, Hilla Stadtbäumer<br />
von der Redaktion Sachgeschichten<br />
der Sendung mit der Maus vom WDR<br />
sowie Abteilungsdirektor Wolfgang<br />
Koch, der Leiter der Schulabteilung<br />
bei der Bezirksregierung, der den<br />
Schirmherrn von bizz4U, Regierungspräsident<br />
Dr. Jörg Twenhöven, vertrat.<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 23
BRANCHENMIX IN DER INDUSTRIE<br />
Branchenkonzentration<br />
in der Region<br />
Münsterland<br />
Münster<br />
Die Chemische Industrie dominiert mit einem Drittel<br />
(3700) aller Beschäftigten des Produzierenden Gewerbes,<br />
der Hälfte (2 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes<br />
<strong>und</strong> zwei Dritteln (800 Mio. DM) des Exports. Mit<br />
großem Abstand folgen auf den nächsten Rängen<br />
Papier-, Verlags- <strong>und</strong> Druckgewerbe sowie Maschinenbau.<br />
Kreis Borken<br />
Die Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie hat hier zwar an<br />
Bedeutung verloren, ist aber mit 2,2 Mrd. DM immer<br />
noch Nr. 1 bei den Umsätzen (18 Prozent von insgesamt)<br />
<strong>und</strong> Nr. 2 bei den Beschäftigten. Weitere wichtige<br />
Umsatzträger sind die <strong>Wirtschafts</strong>zweige „Herstellung<br />
von Büromaschinen, DV-Geräten, Elektrotechnik“<br />
(2 Mrd. DM bzw. 16 Prozent), Ernährungsgewerbe<br />
(1,7 Mrd. DM bzw. 14 Prozent), Maschinenbau<br />
<strong>und</strong> Metallindustrie.<br />
Kreis Coesfeld<br />
Über 50 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf<br />
Ernährungsgewerbe (1,5 Mrd. DM von 4,1 Mrd. DM<br />
insgesamt) <strong>und</strong> Maschinenbau (700 Mio. DM). Mit<br />
zusammen gut 5000 Beschäftigten stellen sie ebenfalls<br />
knapp die Hälfte aller Arbeitsplätze.<br />
Kreis Steinfurt<br />
Die Schwelle von 1 Mrd. DM Umsatz überschreiten<br />
fünf Branchen: Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie, Maschinenbau,<br />
Ernährungsgewerbe, Automobilindustrie<br />
sowie Hersteller von Gummi- <strong>und</strong> Kunststoffwaren.<br />
Sie erwirtschaften knapp drei Viertel des gesamten<br />
Umsatzes (11,3 Mrd. DM). Bedeutendste<br />
Branche ist die Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie mit<br />
r<strong>und</strong> 7000 Arbeitsplätzen.<br />
Kreis Warendorf<br />
Der Kreis ist stark geprägt vom Maschinenbau mit<br />
r<strong>und</strong> einem Drittel (10 000) aller Beschäftigten, einem<br />
Viertel (2,4 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes <strong>und</strong><br />
nahezu der Hälfte (1,4 Mrd. DM) des Exports. Weitere<br />
wichtige Branchen sind Ernährungsgewerbe (1,4<br />
Mrd. DM Umsatz <strong>und</strong> 2400 Beschäftigte), Metallindustrie<br />
(1,4 Mrd. DM Umsatz <strong>und</strong> 4600 Beschäftigte)<br />
sowie Möbelindustrie u. a. (2900 Beschäftigte).<br />
Emscher-Lippe-Region<br />
Kreis Recklinghausen<br />
Die Chemische Industrie dominiert mit 50 Prozent<br />
(7,2 Mrd. DM) des Gesamtumsatzes <strong>und</strong> gut 70 Prozent<br />
(3,7 Mrd. DM) des Exports. Die r<strong>und</strong> 7000 Beschäftigten<br />
machen knapp 20 Prozent aller Arbeitsplätze<br />
aus. Jeweils ein Zehntel von Umsatz <strong>und</strong> Beschäftigten<br />
entfallen auf Ernährungsgewerbe <strong>und</strong><br />
Metallindustrie.<br />
Bottrop, Gelsenkirchen<br />
Da in den verfügbaren Statistiken die Branchen nur<br />
unzureichend ausgewiesen sind, können für die beiden<br />
Städte im Emscher-Lippe-Raum keine Aussagen<br />
getroffen werden.<br />
24 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
Karten sind<br />
gut gemischt<br />
Nahezu jede der r<strong>und</strong> 20 Industriebranchen ist im<br />
IHK-Bezirk Münster vertreten, doch nur ein kleiner<br />
Teil davon ist von größerer wirtschaftlicher Bedeutung.<br />
Außerdem sind regionale Unterschiede <strong>und</strong><br />
unklarer struktureller Wandel festzustellen.<br />
Insgesamt gibt es im IHK-Bezirk<br />
Münster r<strong>und</strong> 1500 Industrie-<br />
Unternehmen mit mindestens<br />
20 Beschäftigten, die zusammen<br />
knapp 200 000 Mitarbeiter beschäftigen.<br />
Hinzu kommen 1400<br />
industrielle Kleinbetriebe, die<br />
r<strong>und</strong> 8000 Beschäftigte haben.<br />
IHK-Geschäftsführer Dr. Bodo<br />
Risch, stellt für die Struktur der<br />
Industrie in Münsterland <strong>und</strong><br />
Emscher-Lippe-Region fest: „Bemerkenswert<br />
ist, dass lediglich<br />
fünf Branchen mehr als 50 Prozent<br />
aller Industrie-Beschäftigten<br />
stellen. Damit liegen zwar nicht<br />
alle, aber doch viele Eier in einem<br />
Korb.“ Die wichtigsten Eckpfeiler<br />
sind Maschinenbau<br />
(31 000 Beschäftigte), Ernährungsgewerbe<br />
(22 000 Beschäftigte),<br />
Metallindustrie (20 000<br />
Beschäftigte), Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsindustrie<br />
(16 000 Beschäftigte)<br />
<strong>und</strong> Chemische Industrie<br />
(16 000 Beschäftigte).<br />
Die Top Six der Industrie<br />
Ähnlich sieht es bei der Umsatzverteilung<br />
aus. Im vergangenen<br />
Jahr konnte das gesamte Produzierende<br />
Gewerbe (ohne Energie<strong>und</strong><br />
Wasserversorgung, Baugewerbe)<br />
seine Umsätze um 13,5<br />
Prozent auf 88 Mrd. DM steigern.<br />
Hauptumsatzträger waren wiederum<br />
die genannten Branchen:<br />
46 Prozent entfielen auf diese<br />
Top Five. Als Besonderheit fiel<br />
auf, dass die mineralölverarbeitende<br />
Industrie zusätzlich einen<br />
hohen Anteil von r<strong>und</strong> 30 Prozent<br />
hatte, der jetzt erstmals statistisch<br />
ausgewiesen wurde.<br />
Sechs Industriebranchen vereinen<br />
somit drei Viertel der gesamten<br />
Industrieumsätze auf sich.<br />
Auch der Auslandsumsatz hat<br />
kräftig zugelegt, nämlich um 17<br />
Prozent auf 21 Mrd. DM. Dazu<br />
Risch: „Ein gutes Viertel des Exports<br />
kommt von der Chemischen<br />
Industrie, die im Vergleich<br />
zu 1999 ein Plus von 32 Prozent<br />
verbuchen konnte.“ Ein weiteres<br />
Fünftel entfällt auf den Maschinenbau.<br />
Langfristiger Strukturwandel<br />
Neben regionalen Unterschieden<br />
(s. Kasten) fällt auf, dass es in der<br />
Industrie im Zeitraum von 20<br />
Jahren einen klaren strukturellen<br />
Wandel gegeben hat. Die Textil<strong>und</strong><br />
Bekleidungsindustrie hat<br />
eindeutig an Bedeutung verloren.<br />
Die Zahl der Beschäftigten<br />
sank hier von 40 000 auf 16 000.<br />
Die einstige Spitzenposition dieser<br />
Branche bei den Industriebeschäftigten<br />
nimmt heute der<br />
Maschinenbau mit mehr als<br />
30 000 Beschäftigten ein. An<br />
Bedeutung gewonnen hat auch<br />
das Ernährungsgewerbe: Die Zahl<br />
der Beschäftigten ist um 50 Prozent<br />
gewachsen, die Umsätze haben<br />
sich mehr als verdoppelt.<br />
Umsatzstärkste Branche war <strong>und</strong><br />
ist die Chemische Industrie (ohne<br />
Berücksichtigung der mineralölverarbeitenden<br />
Industrie).<br />
Risiko oder Chance?<br />
Mit dem Maschinenbau liegt ein<br />
Gewerbe aus dem Investitionsgütersektor<br />
an der Spitze, das<br />
nach Expertenprognosen auf<br />
stabilem Kurs bleiben wird. Für<br />
2001 kann wiederum mit Produktionsteigerungen<br />
gerechnet<br />
werden. Dabei werden die entscheidenden<br />
Impulse auch in<br />
Zukunft von der Auslandsnachfrage<br />
ausgehen. Die Chemie<br />
gehört überwiegend zur Vorleis-
tungsgüterindustrie <strong>und</strong> ist damit von<br />
der Konjunktur anderer Branchen abhängig.<br />
Trotz leicht verschlechterter<br />
Rahmenbedingungen kann sie sich<br />
auch im laufenden Jahr stabil halten.<br />
Weniger sensibel auf konjunkturelle<br />
Schwankungen reagieren im allgemeinen<br />
die Verbrauchsgüterproduzenten,<br />
wozu das Ernährungsgewerbe gehört.<br />
Allerdings: die Auswirkungen von BSE<br />
<strong>und</strong> MKS auf die fleischverarbeitende<br />
Industrie sind noch nicht absehbar.<br />
Dr. Risch zieht das Fazit: „Die im IHK-<br />
Bezirk Münster festgestellte Branchenkonzentration<br />
ist zwar höher, als viele<br />
für möglich gehalten haben <strong>und</strong> sich<br />
manche wünschen mögen. Zweifellos<br />
bestehen Risiken bei der konjunkturellen<br />
Anfälligkeit, auch im internationalen<br />
Geschäft. Insgesamt gibt es aber<br />
keine Monokultur, zumal ja auch innerhalb<br />
der Branchen sehr unterschiedliche<br />
Märkte bedient werden.“ Und<br />
außerdem gibt es da noch die Dienstleistungen,<br />
die inzwischen 60 Prozent der<br />
Beschäftigten ausmachen.<br />
Jutta Gogräfe<br />
gograefe@muenster.ihk.de<br />
Reale Bruttowertschöpfung 2000<br />
Das Produzierende Gewerbe, wozu Bergbau,<br />
Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung, Verarbeitendes<br />
Gewerbe bzw. Industrie sowie<br />
Baugewerbe zählen, trägt r<strong>und</strong> 30 Prozent<br />
zur gesamten <strong>Wirtschafts</strong>leistung bei. Im<br />
Jahr 2000 konnte die <strong>Wirtschafts</strong>leistung im<br />
Produzierenden Gewerbe <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong>s<br />
um 2,6 Prozent gesteigert werden.<br />
Dabei hatte das Verarbeitende Gewerbe ein<br />
reales Plus von 4,6 Prozent, während alle<br />
anderen <strong>Wirtschafts</strong>bereiche eine rückläufige<br />
<strong>Wirtschafts</strong>leistung verzeichneten.<br />
BRANCHENMIX IN DER INDUSTRIE<br />
Beschäftigte in ausgewählten Branchen 1980, 1990 <strong>und</strong> 2000*<br />
Rangfolge nach Beschäftigten<br />
Branche Zeitraum Beschäftigte Anteil Rang kumulierter Anteil<br />
Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 1980 41 624 15,9% 1 15,9%<br />
Maschinenbau 1980 29 219 11,2% 2 27,1%<br />
Chemische Industrie 1980 25 416 9,7% 3 36,8%<br />
Ernährungsgewerbe 1980 14 263 5,5% 4 42,3%<br />
Chemische Industrie 1990 33 633 13,8% 1 13,8%<br />
Maschinenbau 1990 26 454 10,9% 2 24,7%<br />
Ernährungsgewerbe 1990 22 803 9,4% 3 34,1%<br />
Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 1990 17 951 7,4% 4 41,5%<br />
Maschinenbau 2000 31 250 16,5% 1 16,5%<br />
Ernährungsgewerbe 2000 21 516 11,3% 2 27,8%<br />
Metallindustrie* 2000 19 987 10,5% 3 38,4%<br />
Textil- <strong>und</strong> Bekleidungsgew. 2000 16 011 8,4% 4 46,8%<br />
Chemische Industrie 2000 15 985 8,4% 5 55,2%<br />
* ältere Daten für die Metallindustrie liegen nicht vor<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik NRW, eigene Berechnungen<br />
Umsätze in den Industriebranchen 2000<br />
Rangfolge nach Umsatz 2000<br />
Branche* Gesamtumsatz in 1000 DM Anteil Rang kumulierter Anteil<br />
Insgesamt 88 182 326<br />
Kokerei, Mineralölverarbeitung … 26 803 463 30,4% 1 30,4%<br />
Chemische Industrie 12 145 308 13,8% 2 44,2%<br />
Ernährungsgewerbe 8 829 093 10,0% 3 54,2%<br />
Maschinenbau 8 021 991 9,1% 4 63,3%<br />
Herstellung v. Metallerzeugnissen 4 195 735 4,8% 5 68,0%<br />
Textilgewerbe 3 807 128 4,3% 6 72,4%<br />
H. v. Gummi- u. Kunststoffwaren 3 721 485 4,2% 7 76,6%<br />
Glasgewerbe, Keramik … 3 493 679 4,0% 8 80,5%<br />
H. v. Möbeln … 2 205 165 2,5% 9 83,0%<br />
Bekleidungsgewerbe 1 750 167 2,0% 10 85,0%<br />
Metallerzeugung u. -bearbeitung 1 670 919 1,9% 11 86,9%<br />
Papiergewerbe 1 563 808 1,8% 12 88,7%<br />
Verlagsgewerbe, Druckgewerbe … 1 121 454 1,3% 13 90,0%<br />
H. v. Ger. d. Elektrizitätserzeugung … 1 113 143 1,3% 14 91,2%<br />
Gew. v. Steinen <strong>und</strong> Erden … 149 053 0,2% 15 91,4%<br />
Recycling 80 245 0,1% 16 91,5%<br />
* nur ausgewiesene Branchen, aufgr<strong>und</strong> einer tieferen Gliederung wird hier beispielsweise die Metallindustrie in<br />
zwei Branchen (Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Metallerzeugung <strong>und</strong> -bearbeitung) aufgeführt<br />
Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung <strong>und</strong> Statistik NRW, eigene Berechnungen<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 25
TOUR ZUR WIRTSCHAFT VOR ORT<br />
Modernität <strong>und</strong><br />
Vielfalt überrascht<br />
Spannende Wirtschaft: Zum dritten Mal organisierte die<br />
Vestische Gruppe der IHK Münster in Gelsenkirchen die<br />
„Tour zur Wirtschaft vor Ort“. <strong>Wirtschafts</strong>vertreter, Journalisten,<br />
Politiker <strong>und</strong> Behördenleiter lernten dabei mittelständische<br />
Unternehmen kennen, die für Strukturwandel<br />
<strong>und</strong> Modernität in der Emscher-Lippe-Region<br />
stehen.<br />
Den Auftakt bildete die Recklinghäuser<br />
Hosch Fördertechnik GmbH als innovativer<br />
<strong>und</strong> weltweit agierender Betrieb<br />
des industriellen Mittelstandes. Auf<br />
Gr<strong>und</strong>lage von patentierten Entwicklungen<br />
vor allem des Gründers Hans-<br />
Otto Schwarze vertreiben 90 Mitarbeiter<br />
in Deutschland Lamellen-Gurtabstreifer<br />
<strong>und</strong> bieten den K<strong>und</strong>en flexiblen technischen<br />
Service. Der ursprüngliche Bergbauzulieferer<br />
bedient heute alle Branchen,<br />
in denen Gurtförderbänder im<br />
Einsatz sind. Weltweit werden 250 Mitarbeiter<br />
in Tochtergesellschaften auf allen<br />
Kontinenten beschäftigt. Damit ist<br />
Hosch auf diesem Spezialmarkt ein<br />
„Global Player“ <strong>und</strong> bedient sich dabei<br />
modernster Kommunikationstechnik.<br />
So hatte die Besuchsgruppe auch Gelegenheit,<br />
den Geschäftsführer von Hosch<br />
UK per Videokonferenz direkt nach den<br />
26 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
Marktbedingungen in Großbritannien<br />
zu befragen.<br />
Geschäft mit Noten<br />
Der Iris-Musik-Verlag, ebenfalls mit Sitz<br />
im Recklinghäuser Gewerbegebiet „Am<br />
Stadion“, war zweite Station. Das musikbegeisterte<br />
Familienunternehmen versorgt<br />
weit über Deutschland hinaus<br />
Chöre mit Noten. Günter Isenburg verlegt<br />
seit vielen Jahren Werke „seiner“<br />
Komponisten von Chormusik, unter ihnen<br />
der besonders erfolgreiche Otto<br />
Groll. Sein größtes Problem: Raubkopien.<br />
Die Herstellung würde als Kavaliersdelikt<br />
angesehen, verursache aber<br />
einen erheblichen wirtschaftlichen<br />
Schaden, so Isenburg.<br />
Mit den wechselnden Modebedürfnissen<br />
des Endverbrauchers planen <strong>und</strong> da-<br />
Fußballstadion <strong>und</strong> Opernbühne: Beeindruckt zeigen sich die Teilnehmer von den<br />
Dimensionen <strong>und</strong> der Multifunktionalität der Arena „AufSchalke“.<br />
bei scharf kalkulieren muss die Verholt<br />
GmbH im Industriegebiet Herten Süd.<br />
Sie stellt Multifunktions-Sofas, Polstersessel<br />
<strong>und</strong> Matratzen für den „kleinen<br />
Geldbeutel“ her. Auch dieser Mittelstandsbetrieb,<br />
der 80 Beschäftigten Arbeit<br />
bietet, wurde von den wenigsten<br />
Mitgliedern der Besuchergruppe in der<br />
Region vermutet. Die Möbelbranche leidet<br />
momentan unter einer auffälligen<br />
Kaufzurückhaltung des verunsicherten<br />
Verbrauchers, erklärte der Unternehmenssprecher.<br />
Besondere Anstrengungen<br />
im Produktbereich <strong>und</strong> Sonderaktionen<br />
seien daher gefragt.<br />
300 Arbeitsplätze „AufSchalke“<br />
Ein mittelständischer Betrieb entsteht<br />
auch „AufSchalke“. Die neue Arena, die<br />
den Strukturwandel im nördlichen<br />
Ruhrgebiet geradezu symbolisiert, bietet<br />
künftig 300 Beschäftigten Arbeit. Beeindruckend<br />
zeigten sich die Tour-Teilnehmer<br />
von der Multifunktionalität der fast<br />
fertigen Arena, die Fußballstadion <strong>und</strong><br />
Opernbühne sein kann.<br />
Dass inhabergeführte Handelsbetriebe<br />
dem Einzelhandels-Gigantismus der<br />
Hellweg-Zone à la CentrO (Oberhausen),<br />
Multicasa (Duisburg) oder Ufo (Dortm<strong>und</strong>)<br />
durchaus Konkurrenz machen<br />
<strong>und</strong> so die Attraktivität der Mittelzentren<br />
des Vestes steigern, erfuhren die<br />
Tour-Teilnehmer in der Fußgängerzone<br />
in Gelsenkirchen-Buer. So stattete Marina<br />
Karmanova die Besuchergruppe in<br />
ihrem Geschenkeartikelgeschäft mit originellen<br />
amerikanischen Ballons aus,<br />
die für K<strong>und</strong>en auch zur Veranstaltungsdekoration<br />
individuell arrangiert werden<br />
können. Nicht weit entfernt in der<br />
fußläufigen Zone der Bueraner Innenstadt<br />
hat Juweliermeister Alfred Weber<br />
in einem freigewordenen Geschäftslokal<br />
erfolgreich ein Trendgeschäft namens<br />
„Luxus“ etabliert. Die Dekoration macht<br />
hier den Uhren- <strong>und</strong> Modeschmuckkauf<br />
fast zu einem Kunsterlebnis. Nicht zuletzt<br />
war es auch eine Mittelstandsinitiative,<br />
die zum Bau der neuen Markthalle<br />
in Buer geführt hat. Die besonderen Lebensmittelspezialitäten<br />
gepaart mit Gastronomieangeboten<br />
der geselligen Art<br />
werden von der Bevölkerung gut angenommen.<br />
■
28 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
RABATTGESETZ VOR DEM AUS<br />
Einzelhandel wird<br />
nicht zum Bazar<br />
Für das Rabattgesetz läuteten bereits 1994 die Totenglocken.<br />
Zu früh, wie sich herausstellte. Jetzt aber<br />
scheint tatsächlich die letzte St<strong>und</strong>e des Rabattgesetzes<br />
inklusive Zugabenverordnung geschlagen zu haben,<br />
denn Regierung <strong>und</strong> große Teile der Opposition sind<br />
sich einig über die Abschaffung. Was das bedeutet,<br />
darüber informierten sich über 100 Einzelhändler in<br />
der IHK Münster.<br />
Während Dr. Axel Koblitz vom Deutschen<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelstag über<br />
die neuen rechtlichen Grenzen <strong>und</strong><br />
Spielräume berichtete, zeigte Dr. Peter<br />
Kenning von der Universität Münster<br />
Marketingstrategien auf, mit denen sich<br />
auch mittelständische Einzelhändler auf<br />
die Veränderungen vorbereiten können.<br />
„Um es vorwegzunehmen: Die langfristigen<br />
Folgen werden weitaus geringer<br />
sein, als viele derzeit denken“, beruhigte<br />
er die Einzelhändler. Basarähnliche Zustände<br />
an den Kassen seien auf Dauer<br />
nicht zu erwarten. Denn: Der Preis sei<br />
nicht der zentrale Bestandteil im Marketing-Konzept<br />
kleiner <strong>und</strong> mittelständischer<br />
Händler. „Vielmehr ist es die überlegene<br />
Leistung, die diese Handelskonzepte<br />
kennzeichnet“, so Kenning. Diese<br />
äußert sich nach Meinung des Referenten<br />
in vielen Dingen: Zum Beispiel im<br />
Sortiment, das auf die Besonderheiten<br />
der lokalen K<strong>und</strong>schaft ausgerichtet ist.<br />
Oder aber darin, dass die Verkäuferin<br />
auch ohne heimlichen Blick auf die EC-<br />
Karte die K<strong>und</strong>en mit Namen kennt <strong>und</strong><br />
ansprechen kann. All diese Dinge können<br />
die großen Handelssysteme nicht<br />
leisten. Sie benötigen den niedrigen<br />
Preis, um K<strong>und</strong>en anlocken <strong>und</strong> auch<br />
halten zu können.<br />
Bumerang Payback-Card<br />
Es könne insofern nicht verw<strong>und</strong>ern,<br />
dass die Idee, „Verhandlungsneurotikern“<br />
bereits im Vorfeld mittels Payback-Card<br />
den Wind aus den Segeln zu<br />
nehmen, gerade von diesen großen<br />
Handelsunternehmen stammt. Der<br />
Warenhausriese Karstadt mit einer<br />
K<strong>und</strong>enkarte, die über fünf Millionen<br />
Menschen nutzen, könne dem Fall des<br />
Über 100 Einzelhändler informierten sich in der IHK über mögliche Auswirkungen der<br />
geplanten Abschaffung des Rabattgesetzes. Fotos: Krüdewagen<br />
Fürchtet nicht um die Konkurrenzfähigkeit<br />
des Einzelhandels, wenn das Rabattgesetz<br />
fällt: Dr. Peter Kenning.<br />
Rabattgesetzes zumindest technisch gelassen<br />
entgegensehen. Die ökonomischen<br />
Konsequenzen dieser technischen<br />
Gelassenheit können jedoch fatal sein,<br />
so Kenning: „Das Ziel der Essener ist, die<br />
K<strong>und</strong>enkarte mittels starker Kooperationspartner<br />
an r<strong>und</strong> 20 Millionen K<strong>und</strong>en<br />
zu vermitteln. Würde jeder dieser<br />
K<strong>und</strong>en künftig nur zehn DM am<br />
Jahresende erstattet bekommen – dafür<br />
müsste jeder r<strong>und</strong> 330 DM Umsatz mit<br />
der Karte machen – dürfte das Traditionsunternehmen<br />
200 Millionen DM<br />
an seine K<strong>und</strong>en überweisen! Zum Vergleich:<br />
Der Jahresüberschuss des gesamten<br />
Konzerns betrug im Geschäftsjahr<br />
1999 gut 400 Millionen DM.“<br />
Rechtzeitig einstellen<br />
Kurzfristig dürfte der Fall des Rabattgesetzes<br />
einen Einfluss auf das Kaufverhalten<br />
bestimmter K<strong>und</strong>engruppen haben.<br />
Kleine <strong>und</strong> mittelständische Händler,<br />
die in diesen Sog geraten könnten, sollten<br />
sich daher rechtzeitig auf die mit der<br />
Umstellung zu erwartenden Schwierigkeiten<br />
einstellen, rät Kenning. Um diese<br />
abschätzen zu können, sollten sie die<br />
folgenden Fragen diskutieren:<br />
� Welche Profitvermutung haben die<br />
K<strong>und</strong>en? Vermuten sie, dass das Unternehmen<br />
hohe Gewinne erwirtschaftet,<br />
werden sie versuchen, Rabatte<br />
zu erhalten.<br />
� Wie stark sind die K<strong>und</strong>en bereits<br />
thematisch sensibilisiert? Sind sie<br />
durch Wettbewerber oder Medien auf<br />
das Thema aufmerksam gemacht<br />
worden, werden sie vermutlich versuchen,<br />
die Preise durch Verhandlungen<br />
zu drücken.
� Wie austauschbar sind die Leistungen<br />
aus Sicht der K<strong>und</strong>en? Wenn der<br />
K<strong>und</strong>e letztlich an jeder Ecke die gleiche<br />
Ware erhalten kann, ist der Preis<br />
als Entscheidungskriterium besonders<br />
wichtig.<br />
� Wie hoch ist der Durchschnittsbon?<br />
Hohe Durchschnittsbons lassen relative<br />
Nachlässe absolut gesehen<br />
lohnenswert erscheinen.<br />
Gegenmaßnahmen<br />
Händler sollten sich darauf einstellen,<br />
dass ihre K<strong>und</strong>en versuchen, aus dem<br />
Wegfall der beiden Normen einen Vorteil<br />
zu ziehen. Um die Reibungsverluste<br />
zu minimieren, schlägt Kenning folgende<br />
Abwehrmaßnahmen vor:<br />
� Eine erste Gegenmaßnahme sind die<br />
bereits erwähnten K<strong>und</strong>enkarten: Ein<br />
sinnvoller Weg, um hohe Kosten zu<br />
vermeiden, sind Kooperationsmodelle.<br />
Als Kooperationspartner kommen,<br />
wie beim „Bocholter Modell“,<br />
andere Händler vor Ort in Betracht.<br />
� Ein zweiter Weg, um die Risiken des<br />
Wegfalls zu minimieren, ist, die K<strong>und</strong>en<br />
rechtzeitig <strong>und</strong> umfassend über<br />
das Verhalten nach dem Fall des<br />
Rabattgesetzes zu informieren. Eine<br />
Orientierungshilfe bei Entwicklung<br />
adäquater Maßnahmen der K<strong>und</strong>enprädisposition<br />
bieten aktuelle Informationskampagnen<br />
zur Euro-Einführung.<br />
� Im Hinblick auf die Beeinflussung des<br />
K<strong>und</strong>enverhaltens spielen auch die<br />
Verkäufer eine zentrale Rolle. Die<br />
Verkäuferschulung ist daher zentraler<br />
Bestandteil jedes Marketing-Konzeptes<br />
für die Übergangsphase.<br />
� Händler, denen es gelingt, Preisehrlichkeit<br />
zu vermitteln, werden auf<br />
Dauer kaum K<strong>und</strong>en verlieren. Die<br />
Zeit, um heraus zufinden, welcher<br />
Händler wann <strong>und</strong> für welchen Einkauf<br />
am günstigsten ist, werden viele<br />
K<strong>und</strong>en auf Dauer nicht aufbringen<br />
wollen oder können.<br />
Kennings Fazit: „Der Fall von Rabattgesetz<br />
<strong>und</strong> Zugabeverordnung wird nicht<br />
alle Händler gleich stark treffen. Große<br />
Teile der kleinen <strong>und</strong> mittelständischen<br />
Handelslandschaft werden die Umstellung<br />
unbeschadet überstehen. Für<br />
Händler, die nicht deutlich als Leistungsführer<br />
positioniert sind, wird sich<br />
der Wettbewerb aber verschärfen.“ ■<br />
Informationen:<br />
www.ihk-muenster.de/handel<br />
Matheknobelei:<br />
Gute Rechner sind<br />
selten arbeitslos<br />
Mit ihnen kann man auch in Zukunft rechnen,<br />
mit den 44 Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schülern, die im Finale des zweiten<br />
Mathematikwettbewerbs der Hauptschulen<br />
im Regierungsbezirk Münster standen.<br />
Schließlich haben sie sich mit ihren elf<br />
Teams gegen harte Konkurrenz durchgesetzt.<br />
Insgesamt kämpften 92 der 120<br />
Hauptschulen des Münsterlandes <strong>und</strong> der<br />
Emscher-Lippe-Region in zwei Vorr<strong>und</strong>en<br />
um den Einzug in die Endr<strong>und</strong>e der „Matheknobelei“,<br />
mit der die Hauptschullehrer<br />
ihre Schüler dazu motivieren möchten,<br />
sich stärker für mathematische Fragestellungen<br />
zu interessieren <strong>und</strong> den Spaß an<br />
der Mathematik zu entdecken.<br />
„Das ist ganz im Interesse der regionalen<br />
Wirtschaft“, begründet der für Bildung zuständige<br />
IHK-Geschäftsführer Wolfgang<br />
Verst, warum „insbesondere die IHK<br />
Münster von Anfang an die Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Zielrichtung dieses Vorhabens tatkräftig<br />
unterstützt hat“, wie die Organisatoren<br />
um Lehrer Hermann Schmid aus Datteln<br />
öffentlich unterstrichen. Zu den Sponsoren<br />
gehören auch die GAD – Gesellschaft<br />
für automatische Datenverarbeitung<br />
(Münster), die Firma Kaldewei (Ahlen) <strong>und</strong><br />
die Humana Milchunion (Everswinkel).<br />
„Wir sponsern den Mathematik-Wettbewerb<br />
der Hauptschulen als vorbildliche Ak-<br />
MATHEWETTBEWERB<br />
tion, weil die Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer damit<br />
ein deutliches Zeichen setzen, dass sie<br />
sich für verbesserte Mathematikkenntnisse<br />
engagieren“, so Verst. Die IHK mahne beispielsweise<br />
durch den Berufseinsteigertest<br />
nicht nur bessere Kenntnisse von Schulabgängern<br />
an, sondern unterstütze auch positive<br />
Initiativen. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit<br />
auf dem Gebiet der Mathematik<br />
sei für die Unternehmen von f<strong>und</strong>amentalem<br />
Interesse. Aber gute Mathekenntnisse<br />
seien letztlich für die gesamte<br />
Volkswirtschaft von Vorteil, sondern auch<br />
für die berufliche <strong>und</strong> persönliche Karriere.<br />
Eine OECD-Studie von 1998 zeige, dass<br />
gute Rechner seltener arbeitslos seien <strong>und</strong><br />
bessere Verdienstmöglichkeiten hätten.<br />
Für die jungen Finalteilnehmer lag jedoch<br />
noch eines näher: der Spaß an der Matheknobelei<br />
<strong>und</strong> die attraktiven Preise, die vor<br />
allem für eine bessere Ausrüstung der<br />
Schulen mit Lernsoftware <strong>und</strong> didaktischen<br />
Medien sorgten. Das letztendlich<br />
beste Team stellte die Friedensschule<br />
Wettringen, die sich gegen die zehn Mitbewerber<br />
durchsetzte. Platz zwei ging an<br />
die Käthe-Kollwitz-Hauptschule in Beckum,<br />
Platz drei an die Dietrich-Bonhoeffer-<br />
Hauptschule in Dorsten, die sich in einem<br />
spannenden Kopfrechnen-Duell gegen die<br />
Hauptschule „Hinter den drei Brücken“<br />
aus Warendorf durchsetzte. (krü)<br />
Claudia Rengers, Benedikt Ewering, Jan Leiß <strong>und</strong> Dirk Sanders von der Friedensschule<br />
Wettringen freuten sich gemeinsam mit Schulleiter Fritz Ridder (M.) über den ersten Platz<br />
beim Mathe-Wettbewerb der Hauptschulen. Foto: Krüdewagen<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 29
30 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
VERNETZTE WIRTSCHAFT<br />
Einkaufspool lässt<br />
Preise purzeln<br />
Was haben ein Textilhersteller, eine Molkerei <strong>und</strong> ein<br />
Maschinenbauer gemeinsam? Eine ganze Menge, wie<br />
das Beispiel Coesfeld beweist: Denn Büroartikel, Verpackung<br />
oder Strom benötigt jede Branche. Was liegt<br />
näher, als sich zusammenzuschließen, um durch große<br />
Bestellungen kleine Preise zu erzielen? Zwölf Coesfelder<br />
Firmen haben diese Idee in die Praxis umgesetzt.<br />
„Miteinander – füreinander: Dieser Gr<strong>und</strong>satz liegt dem<br />
Einkaufspool zu Gr<strong>und</strong>e“, erläutert Klaus Vollenbröker,<br />
Geschäftsführer der Elvo-Werke.<br />
Die Notwendigkeit zu kooperieren ist<br />
größer denn je. Globalisierung <strong>und</strong><br />
neue Kommunikationstechnologien bedeuten<br />
für die heimische Wirtschaft einerseits<br />
eine Herausforderung, andererseits<br />
eröffnen sie viele Chancen.<br />
„Die eigenen Stärken, die in Vernetzungen<br />
liegen, werden viel zu wenig berücksichtigt“,<br />
hat Vollenbröker festgestellt.<br />
Elvo dagegen geht mit elf Firmen aus<br />
der Nachbarschaft den Weg einer strategischen<br />
Allianz – mit beachtlichem Erfolg.<br />
Seit 1997 besteht die Einkaufskooperation.<br />
„Auf mehrere Millionen DM“<br />
beziffert der Elvo-Geschäftsführer den<br />
Spar-Effekt, den die zwölf beteiligten<br />
Unternehmen durch ihre Zusammenarbeit<br />
erzielt haben. Mit im Boot sitzen<br />
neben dem Textilunternehmen sowie<br />
der erwähnten Molkerei <strong>und</strong> den Maschinenbauern<br />
unter anderem ein Farb<strong>und</strong><br />
ein Betonwerk, ein Chemieunternehmen,<br />
eine Baustoff-Firma <strong>und</strong> ein<br />
Entsorger.<br />
Viel Geld gespart<br />
Die Bestellung von Kartonagen war der<br />
erste Test für den Einkaufspool. Zwar<br />
benötigt nicht jeder Betrieb die gleiche<br />
Größe, Stärke oder Qualität. „Doch es<br />
gelang uns, einen gemeinsamen Nenner<br />
zu finden“, blickt Klaus Vollenbröker<br />
zurück. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage verhandel-<br />
Auch bei der Bestellung von Kartonagen schöpfen Elvo-Geschäftsführer Klaus Vollenbröker<br />
<strong>und</strong> Einkaufsleiter Detlev Giebel aus der Kraft des Pools. Gemeinsam ließen sich hier deutlich<br />
günstigere Preise aushandeln. Foto: Hertel<br />
ten die zwölf Coesfelder gemeinsam mit<br />
dem Hersteller der Kartonagen. „Der<br />
Großauftrag brachte uns eine Ersparnis<br />
von 30 000 DM in einem Jahr“, erklärt<br />
er. Andere Mitglieder der Kooperation<br />
hatten am Jahresende gar einen sechsstelligen<br />
Betrag zusätzlich in der Kasse.<br />
Der Erfolg ermunterte zu weiteren Einkaufstouren.<br />
Gemeinsam wurde ein<br />
Telefonanbieter gesucht <strong>und</strong> gef<strong>und</strong>en.<br />
„Das Auftragsvolumen von Elvo allein<br />
summierte sich auf r<strong>und</strong> 12 000 DM<br />
monatlich“, erklärt Klaus Vollenbröker.<br />
Zu zwölft komme man aber nun auf<br />
über 100 000 DM. „Dadurch gewinnen<br />
wir eine ganz andere Stellung“, betont<br />
Die Unternehmen im<br />
Coesfelder Einkaufspool:<br />
● Privat-Molkerei Borgmann GmbH<br />
& Co. KG<br />
● Coelan Flüssigkunststoffe GmbH<br />
& Co. KG<br />
● ELVO-Werke Vollenbröcker GmbH<br />
& Co.<br />
● Hupfer Metallwerke GmbH & Co.<br />
● Betonwerke Klostermann GmbH<br />
& Co. KG<br />
● Rethmann Entsorgungswirtschaft<br />
GmbH & Co. KG (Region West)<br />
● Farbwerke J. W. Ostendorf GmbH<br />
& Co. KG<br />
● Maschinenfabrik Thies GmbH & Co.<br />
● Ernsting’s GmbH & Co.<br />
● Maschinenbau Scholz GmbH & Co.<br />
● Generalbauunternehmen Voss <strong>und</strong><br />
Graue GmbH & Co. KG<br />
● Westfleisch Vieh- <strong>und</strong> Fleischzentrale<br />
eG
er. Auch der Strombedarf wurde gebündelt.<br />
„Da haben wir deutliche Vorteile<br />
ausgehandelt“, so Detlev Giebel, Einkaufsleiter<br />
bei Elvo. Von Bleistiften über<br />
Leihwagen <strong>und</strong> Tankkarten bis zu Botendiensten<br />
– im Einkaufspool ließen<br />
sich stets die günstigeren Preise aushandeln.<br />
Angebote im Ausland einholen<br />
Doch nicht immer machen es die Anbieter<br />
den Coesfeldern einfach. Sie übernehmen<br />
das erfolgreiche Kooperations-<br />
Konzept, vereinbaren untereinander<br />
eine feste Linie <strong>und</strong> gehen vom Preis<br />
nicht herunter. „Dann müssen wir andere<br />
Wege gehen, zum Beispiel über das<br />
Internet Angebote ausländischer Anbieter<br />
einholen“, so Klaus Vollenbröker.<br />
Auf das Einkaufen im World Wide Web<br />
bereiten sich die zwölf Einkaufsleiter<br />
derzeit in Seminaren vor.<br />
Die Zusammenarbeit erschöpft sich<br />
mittlerweile längst nicht mehr nur im<br />
Einkauf. Gemeinsame Schulungen zu<br />
Themen wie Datenverarbeitung oder<br />
b2b-Projekte sind ebenso das Ergebnis<br />
der Kooperation wie Ausbildungsinitiativen.<br />
Mit relativ geringem Aufwand<br />
wird viel erreicht: „Viermal im Jahr<br />
kommen die Einkaufsleiter zusammen,<br />
besprechen unsere Ziele <strong>und</strong> bestimmen<br />
einen Projektmanager“, erklärt Detlev<br />
Giebel. Der handelt mit den Anbietern<br />
die Konditionen aus <strong>und</strong> unterrichtet<br />
seine Kollegen über die Ergebnisse.<br />
Wichtiger noch sind die kurzen Kommunikationswege.<br />
„Wir können uns jederzeit<br />
austauschen“, betont er. Auch<br />
dadurch gewinnt der Einkaufspool an<br />
Wert für die Unternehmen. „Der freie,<br />
kreative Austausch von Informationen<br />
gab schon oft den Anstoß, neue Ideen<br />
Gute Verbindung geglückt<br />
In fast allen Branchen befürchtet der<br />
klassische Facheinzelhandel von den<br />
großen Internet-Shops <strong>und</strong> -Portalen<br />
ausgebootet zu werden. Der Wettbewerb<br />
zwischen den Vertriebsformen<br />
wird zum Teil hart ausgetragen. Ganz<br />
anders läuft es bei einem der führenden<br />
Internet-Portale im Zoo-Fachhandel.<br />
Hier hat sich ein Internet-Anbieter<br />
etabliert, der ein richtungweisendes<br />
Konzept als „Online-Verb<strong>und</strong>-Marketing“<br />
einführte.<br />
Das Internetportal „www.ZooNetz.de“<br />
betreibt einen Online-Shop, an dem<br />
b<strong>und</strong>esweit Facheinzelhändler der Zoofachbranche<br />
umsatzmäßig beteiligt<br />
werden. Dabei bekommt jeder der angeschlossenen<br />
Fachhändler für Heimtierbedarf<br />
seinen „eigenen“ kompletten<br />
Internetauftritt inklusive aller Info- <strong>und</strong><br />
Shopseiten. Bei seinem Internetauftritt<br />
inklusive Shop muss sich der Einzel-<br />
zu verfolgen“, hat der Elvo-Einkaufschef<br />
festgestellt.<br />
Vertrauensbasis notwendig<br />
Auf die Größe des Unternehmens<br />
kommt es für den Erfolg nicht an. „Das<br />
Miteinander der Menschen ist das Entscheidende“,<br />
weiß Klaus Vollenbröker.<br />
Wer nur auf den eigenen Vorteil zielt,<br />
wird kaum erfolgreich eine Kooperation<br />
eingehen können. Das notwendige Vertrauen<br />
war bei den Coesfelder Unternehmen<br />
durch jahrelange Kontakte gegeben.<br />
Kamingespräche im privaten<br />
VERNETZTE WIRTSCHAFT<br />
händler nicht um die Distribution kümmern,<br />
denn diesen Bereich übernimmt<br />
die Zoonetz.de in Trittau bei Hamburg<br />
als Dienstleister mit einem Zoofach-<br />
Großhandel. Kauft ein Endverbraucher<br />
im Onlineshop, wird jeweils der Fachhändler<br />
zugeordnet, dessen Postleitzahl<br />
dem K<strong>und</strong>en am nächsten liegt. Damit<br />
ist eine sichere Abrechnung der Provisionsumsätze<br />
gewährleistet. So verhindert<br />
Zoonetz.de, dass Umsätze, die<br />
zunehmend auch online abgewickelt<br />
werden, nur in den Vertriebskanälen<br />
großer, finanzstarker Unternehmen verschwinden.<br />
Das ZooNetz-Konzept gewährleistet für<br />
die angeschlossenen Fachhändler, dass<br />
sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren<br />
können <strong>und</strong> trotzdem in einem<br />
überschaubaren Kostenrahmen eine<br />
h<strong>und</strong>ertprozentige professionelle Internetpräsenz<br />
erhalten.<br />
Rahmen <strong>und</strong> gemeinsames Engagement<br />
im Stadtmarketing gingen dem Einkaufspool<br />
voraus. Im Laufe der Zeit<br />
wuchs der Gedanke, durch Zusammenarbeit<br />
Vorteile zu erwirtschaften. „Alte<br />
Denkschablonen mussten vorher über<br />
Bord geworfen werden“, sagt Klaus Vollenbröker.<br />
Eine gemeinsame Einsicht<br />
trug dazu bei, dass die wenigen Hürden<br />
nach <strong>und</strong> nach abgebaut wurden <strong>und</strong><br />
die Kooperation gelang: „Die Zeit war<br />
einfach reif dafür.“<br />
Tobias Hertel<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 31
ADRESSBUCHSCHWINDEL<br />
„Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“<br />
wollte abkassieren<br />
Das Angebot schien seriös: Mit einer Anzeige in einer<br />
Polizeizeitschrift sollten Unternehmer im Kampf gegen<br />
Kindesmissbrauch helfen. Der Anrufer meldete sich im<br />
Auftrag der „Polizeibasisgewerkschaft“ – <strong>und</strong> wer würde<br />
schon einem „Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Helfer“ misstrauen? Tatsächlich<br />
hat diese Organisation mit der Polizei nichts zu tun,<br />
<strong>und</strong> wer das Angebot annahm, dem kam es teuer zu<br />
stehen. Merkwürdige Geschäftspraktiken dieser Art <strong>und</strong><br />
Betrugsfälle häufen sich warnt die IHK Münster.<br />
Auch bei Günther Bußmann rief der obskure<br />
Anzeigenwerber zunächst an <strong>und</strong><br />
faxte danach ein Formular. Der Geschäftsführer<br />
von Savi-Möbel in Vreden<br />
verzichtete aber auf eine Unterschrift<br />
<strong>und</strong> sparte viel Geld <strong>und</strong> Nerven. „Da<br />
wären einige tausend Mark zusammengekommen“,<br />
stellte er<br />
beim zweiten Hinsehen<br />
fest. Denn er sollte laut<br />
Vertrag nicht eine Annonce,<br />
sondern eine<br />
ganze Serie von bis zu 18<br />
Anzeigen schalten. Bekannt<br />
sind die Methoden<br />
der Polizeibasisgewerkschaft<br />
auch beim Deutschen<br />
Schutzverband gegen<strong>Wirtschafts</strong>kriminalität<br />
(DSW) in Bad Homburg.<br />
„Deren Publikation<br />
ist eine reine Werbebroschüre“,<br />
urteilt Rechtsanwalt<br />
Peter Solf. Abkassie-<br />
ren sei das Ziel.<br />
10 000 DM Schaden<br />
Dass ein Prozess gegen diese Machenschaften<br />
allerdings seine Tücken hat,<br />
weiß Nicole Wenning. Die Rechtsanwältin<br />
aus Burgsteinfurt vertritt fast 30 Firmen<br />
aus der Region, die auf die Polizeibasisgewerkschaft<br />
hereingefallen<br />
sind. Tatsächlich hatten sie, ohne es zu<br />
merken, Aufträge für zwölf oder 18 Anzeigen<br />
erteilt – Kostenpunkt: bis zu<br />
10 000 DM.<br />
Günther Bußmann entdeckte den entsprechenden<br />
Abschnitt im Vertrag<br />
rechtzeitig <strong>und</strong> ging zur Polizei in<br />
Vreden. „Die Beamten sagten, das sei<br />
eine Sauerei“, erzählt er. Unternehmen<br />
32 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
könnten sie dagegen allerdings nicht<br />
viel. „Eine Täuschung ist nicht nachweisbar“,<br />
so Nicole Wenning. Zivilprozesse<br />
vor dem Amtsgericht Hamburg<br />
habe die Organisation „in Serie gewonnen“.<br />
Die Unternehmen aus dem Münsterland<br />
kamen dabei noch mit einem<br />
Vor vielfältigen Formen des Adressbuchschwindels warnt die<br />
IHK Münster. Foto: Krüdewagen<br />
blauen Auge davon. „Wir haben eine Einigung<br />
erreicht, dass sie nur gut 45 Prozent<br />
der Rechnung bezahlen müssen“,<br />
berichtet die Anwältin. Der schnelle<br />
Vergleich läge im Interesse der Polizeibasisgewerkschaft,<br />
die negative Meldungen<br />
scheue.<br />
Verträge genau lesen<br />
„Kaufleute sollten genau lesen, was ins<br />
Haus kommt“, rät auch Adolf Vogel, bei<br />
der IHK Münster zuständig für Fragen<br />
des unlauteren Wettbewerbs. Doch auch<br />
wenn ein Vertrag unterschrieben sei,<br />
helfe die IHK. „Wir fragen beim DSW in<br />
Bad Homburg nach, ob bereits ein Ver-<br />
fahren läuft“, erklärt er. Daran könne<br />
sich der Unternehmer anhängen, die<br />
Klage gewinne dadurch an Gewicht. „In<br />
der Regel kommt er aus dem Vertrag<br />
heraus“, sieht Vogel gute Chancen.<br />
Betrüger gehen immer trickreicher <strong>und</strong><br />
dreister vor. So erhielten mehrere h<strong>und</strong>ert<br />
Unternehmen Post von einem<br />
Rechtsanwalt, der den Leipziger Unternehmerförderverband<br />
vertreten will. Da<br />
die Firmen nicht ihrer Pflicht nachgekommen<br />
seien, ihren Jahresabschluss<br />
am Handelsregister offenzulegen, droht<br />
er mit gerichtlichen Schritten. Durch<br />
Überweisung von 295,85 DM könne das<br />
„Streitverhältnis“ außergerichtlich bereinigt<br />
werden. Die IHK warnt davor,<br />
dieser Aufforderung nachzukommen.<br />
„Zwar besteht die Verpflichtung zur<br />
Offenlegung tatsächlich“, erklärt IHK-<br />
Geschäftsführer Peter Schnepper, zuständig<br />
für Wettbewerbsrecht. „Doch<br />
weder der Verband noch sein Anwalt<br />
haben ein Recht zur Abmahnung“.<br />
Amtlicher Touch<br />
Ein weiteres, besonders dreistes Beispiel:<br />
Ein „Datenzentralregister“ aus Berlin<br />
schrieb zahlreiche Unternehmen in der<br />
Region an <strong>und</strong> warnte sie vor „Geschäftemacherei<br />
mit der Handelsregistereintragung“.<br />
„Zahlen Sie nur den ausgewiesenen<br />
Betrag des Datenzentralregisters<br />
von 870 DM“, empfehlen die Verfasser<br />
des scheinbar amtlichen Schreibens. Ein<br />
Überweisungsträger lag bei. „Diese<br />
Rechnung entbehrt jeglicher Gr<strong>und</strong>lage“,<br />
warnt Peter Schnepper auch hier<br />
davor, der Aufforderung nachzukommen.<br />
Eine ebenso altbekannte wie unseriöse<br />
Form der Geschäftemacherei pflegen<br />
Verlage, die Firmen die Aufnahme in<br />
Adressbücher anbieten. „Etwa 40 dieser<br />
Verlage reiten auf dieser krummen<br />
Tour“, so Adolf Vogel. Oft sind deren<br />
Anschreiben aufgemacht wie Rechnungen.<br />
Der Empfänger erhält so den Eindruck,<br />
er stehe bereits in einem Vertragsverhältnis<br />
<strong>und</strong> sei zur Zahlung verpflichtet.<br />
„Tatsächlich handelt es sich<br />
lediglich um Angebote“, betont Vogel.<br />
Und die gehören in den Papierkorb.<br />
Tobias Hertel
KULTUR<br />
SPIEGEL<br />
Artothek<br />
bringt Schulkunst<br />
unters Volk<br />
Die Schülerfirma „Artothek –<br />
jüngste Künste unterwegs –<br />
e.V.“ aus Münster bringt Schulkunst,<br />
Existenzgründung <strong>und</strong><br />
innovativen Unterricht unter<br />
einen Hut. Das Projekt brachte<br />
die Pädagogische Arbeitsstelle<br />
der Stadt Münster ins Rollen. In<br />
ihrer Ausstellungsreihe„Jüngste<br />
Künste“ präsentiert sie seit<br />
1995 regelmäßig Schulkunst<br />
aus Münsters Klassenzimmern.<br />
Und immer wieder fragten Besucher,<br />
ob sie die Grafiken,<br />
Zeichnungen <strong>und</strong> Skulpturen<br />
der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
kaufen oder wenigstens ausleihen<br />
könnten.<br />
Am Berufskolleg Adolph-Kolping-Schule<br />
taten sich ein Projektteam<br />
<strong>und</strong> zwölf motivierte<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler aus<br />
der Fachrichtung Gestaltungstechnische/r<br />
Assistent/in (GTA)<br />
zusammen, die Lust hatten,<br />
sich als Unternehmensgründer<br />
auszuprobieren.<br />
Das Prinzip der Artothek ist<br />
denkbar einfach: Schüler<br />
wählen Kunstwerke von<br />
Schülern aus <strong>und</strong> bieten diese<br />
in einer schuleigenen Galerie<br />
oder via Internet zur Ausleihe<br />
an – gegen eine kostendeckende<br />
Gebühr natürlich. Nachdem die<br />
Gründung mit Firmenlogo, Internetauftritt,Vertragsformularen<br />
<strong>und</strong> Finanzierungsplan angeschoben<br />
war, konnte die eigentliche<br />
Geschäftsidee weiter<br />
verfolgt werden. Dafür suchte<br />
das Artothek-Team in Münsters<br />
Schulen – von der Gr<strong>und</strong>schule<br />
bis zum Berufskolleg – nach<br />
Kunstwerken, die „am Markt“<br />
erfolgreich sein würden. Es galt,<br />
Kunstlehrerinnen <strong>und</strong> -lehrer<br />
für das Projekt zu gewinnen,<br />
Bilder zu fotografieren, zu katalogisieren<br />
<strong>und</strong> kunstvoll zu rahmen.<br />
Auf der Eröffnungsfeier<br />
konnten die Jungunternehmer<br />
gleich zwanzig Stammk<strong>und</strong>en<br />
gewinnen, als Mitglieder ihres<br />
eingetragenen Vereins. Und bereits<br />
14 Tage nach dem Start<br />
waren mehr als die Hälfte der<br />
150 Bilder verliehen: an Ärztinnen,<br />
Rechtsanwälte, Geschäftsleute<br />
<strong>und</strong> Privatpersonen.<br />
Kontakt:<br />
www.aks-artothek.de oder<br />
www.muenster.de/stadt/paed.<br />
Das versunkene Dorf im Steinfurter Tiggelsee ist ein Projekt auf der<br />
Skulptur-Biennale 2001 die im Kreis Steinfurt stattfindet. Zwölf<br />
Künstler wollen mit dauerhaft <strong>und</strong> frei installierten Werken den Blick<br />
schärfen für die Besonderheiten dieser Landschaft. Jeden zweiten Sonntag<br />
bis einschließlich Oktober bietet der Tecklenburger Land Tourismus<br />
e.V. geführte Busr<strong>und</strong>fahrten an. Informationen: Telefon (0 54 82)<br />
70-38 10, www.kreis-steinfurt.de.<br />
33 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
Musikfest geht<br />
über Grenzen<br />
Das 3. Europäische Musikfest<br />
Münsterland steht in diesem<br />
Sommer ganz im Zeichen niederländischer<br />
Musik, nachdem<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
die baltischen Staaten <strong>und</strong><br />
Spanien vorgestellt wurden.<br />
Mit dem Programm wird in insgesamt<br />
12 Konzerten – davon<br />
vier vom 21. bis 24. Juni in Enschede<br />
<strong>und</strong> acht vom 17. bis<br />
26. August auf Schloss <strong>Nord</strong>kirchen<br />
– ein Ausschnitt aus fast<br />
500 Jahren Musikgeschichte<br />
mit Musik <strong>und</strong> Musikern aus<br />
den Niederlanden präsentiert.<br />
Der Repertoirebogen spannt<br />
sich von der Alten Musik mit<br />
dem heute schon legendären<br />
niederländischen Cembalisten<br />
Gustav Leonhardt bis zu zwei<br />
der bedeutendsten Komponisten<br />
der Gegenwart. Louis Andriessen<br />
als Vertreter der älteren<br />
<strong>und</strong> Theo Verbey als Vertreter<br />
der mittleren Komponisten-Generation<br />
der Niederlande konnten<br />
gewonnen werden. Außerdem<br />
wird das Nieuw Sinfonietta<br />
Amsterdam auftreten.<br />
Das Europäische Musikfest<br />
Münsterland hat in diesem Jahr<br />
zum ersten Mal den Sprung<br />
über die Grenze gewagt <strong>und</strong> arbeitet<br />
eng mit der Saxion Musikhochschule<br />
Enschede zusammen.<br />
Wegen des Erfolgs der Konzerte<br />
der „Jungen Generation“ werden<br />
in diesem Jahr wieder drei<br />
KULTURSPIEGEL<br />
Weitere Kulturtipps im Juli:<br />
Nabucco<br />
Verdis Oper auf dem Marktplatz Stadtlohn<br />
12. Juli, 20.30 Uhr, Karten: Telefon (0 25 63) 40 31 03<br />
HAP Griehaber<br />
Ausstellung in der Kolvenburg Billerbeck<br />
bis 19. August, außer montags 10 bis 12.30 Uhr <strong>und</strong><br />
13.30 bis 17.30 Uhr<br />
Der Freiherr vom Stein <strong>und</strong> Cappenberg<br />
Ausstellung auf Schloss Cappenberg, Führungen sonntags,<br />
15.30 Uhr<br />
Um ein möglichst breites Spektrum der Kulturszene in der Region vorzustellen,<br />
bitten wir Sie, uns interessante kulturelle Projekte – Ausstellungen, Aufführungen,<br />
Konzerte, Veranstaltungen, aber auch Stiftungen, Dokumentationen u. a.<br />
– in Unternehmen oder von Unternehmern mitzuteilen.<br />
E-Mail: wirtschaftsspiegel@muenster.ihk.de<br />
Das Nieuw Sinfonietta Amsterdam<br />
bietet Kammermusik auf<br />
Topniveau. Foto: Borggreve<br />
solcher Aufführungen in <strong>Nord</strong>kirchen<br />
zu erleben sein. In einem<br />
Kinderkonzert wird eine<br />
Geschichte aus Brasilien erzählt,<br />
Musikinstrumente werden<br />
vorgestellt <strong>und</strong> die Kinder<br />
zum Mitmachen animiert.<br />
Programme, weitere Informationen<br />
<strong>und</strong> Karten gibt es beim<br />
Verkehrsverein <strong>Nord</strong>kirchen,<br />
Rathaus, Bohlenstraße 2, Telefon<br />
(0 25 96) 917-137 oder unterwww.kulturnetz.muensterland.com/EMM.<br />
Vorverkauf in<br />
Münster unter Telefon (02 51)<br />
5 92 52 52 oder (02 51) 5 67 54.<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 33
KARRIERE<br />
mit Lehre<br />
<strong>und</strong><br />
Weiterbildung<br />
34 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
BILDUNG<br />
Fragen zur Berufsbildung<br />
in Münster<br />
Telefon (02 51) 707-261<br />
Fax (02 51) 707-374<br />
E-Mail: sschulte@muenster.ihk.de<br />
in Gelsenkirchen<br />
Telefon (02 09) 388-205<br />
Fax (02 09) 388-499<br />
E-Mail: haemel@muenster.ihk.de<br />
in Bocholt<br />
Telefon (0 28 71) 99 03-15<br />
Fax (0 28 71) 99 03-30<br />
E-Mail: schwanitz@muenster.ihk.de<br />
Fragen zur Weiterbildung<br />
in Münster<br />
Telefon (02 51) 707-311<br />
Fax (02 51) 707-377<br />
E-Mail: akademie@muenster.de<br />
in Gelsenkirchen<br />
Telefon (02 09) 388-313<br />
Fax (02 09) 388-399<br />
E-Mail: hartung@muenster.ihk.de<br />
in Bocholt<br />
Telefon (0 28 71) 99 03-24<br />
Fax (0 28 71) 99 03-30<br />
E-Mail: huenting@muenster.ihk.de<br />
www.ihk-muenster.de<br />
IHK <strong>und</strong> hülsta qualifizieren<br />
gemeinsam Möbelverkäufer<br />
Kompetente Verkäufer machen<br />
in der Möbelbranche oft den<br />
entscheidenden Unterschied<br />
zum Konkurrenten aus. Die<br />
Akademie der Wirtschaft der<br />
IHK Münster <strong>und</strong> der Markenmöbel-Hersteller<br />
hülsta aus<br />
Stadtlohn bieten daher einen<br />
Lehrgang zur Einrichtungsfachkraft<br />
(IHK) an.<br />
Neue Perspektiven soll der<br />
Lehrgang vor allem Quereinsteigern<br />
eröffnen, über die die<br />
Möbelbranche auf Gr<strong>und</strong> ihres<br />
Bedarfes an Aushilfen oder Teilzeitkräften<br />
reichlich verfügt.<br />
Aber auch Vollzeitkräfte, die<br />
nach einer längeren Pause ins<br />
Arbeitsleben zurückgekehrt<br />
sind oder ursprünglich einen<br />
anderen Beruf erlernt haben,<br />
wünschten sich eine f<strong>und</strong>ierte<br />
Qualifizierung, so Seminarleiter<br />
Willi Kloos von hülsta. Zwei<br />
Lehrgänge wurden im Mai <strong>und</strong><br />
Juni mit 22 Teilnehmern abge-<br />
schlossen. Ein drittes Seminar<br />
läuft im Oktober <strong>und</strong> November,<br />
wiederum im hülsta-Schulungszentrum.<br />
„Wir sprechen<br />
aber nicht nur hülsta-Fachhändler<br />
an“, betont Kloos.<br />
Ausführlich werden im praktischen<br />
Teil der Bereich Materialk<strong>und</strong>e<br />
mit Oberflächenpflege,<br />
Holzwerkstoffen oder Furniertechniken<br />
behandelt. Konstruktion<br />
<strong>und</strong> Planung stehen<br />
ebenso auf dem St<strong>und</strong>enplan<br />
wie die Gestaltung eines Wohnraumes.<br />
Dozenten der IHK vermitteln<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliches zur<br />
Absatzwirtschaft, zum Kostenmanagement<br />
<strong>und</strong> zur Volks<strong>und</strong><br />
Betriebswirtschaft.<br />
Nach einem Abschlusstest erhalten<br />
die Teilnehmer ihr IHK-<br />
Zertifikat. Nähere Auskünfte:<br />
Stephan Hols, (02 51) 707-350,<br />
E-Mail: hols.ihk.muenster@<br />
t-online.de. Tobias Hertel<br />
FH bildet Lehrer für<br />
Berufsschule aus<br />
Die Westfälische Wilhelms-Universität<br />
(WWU) <strong>und</strong> die Fachhochschule<br />
(FH) Münster übernehmen<br />
b<strong>und</strong>esweit eine Vorreiterrolle.<br />
In einem Modellprojekt<br />
bilden sie gemeinsam ab dem<br />
kommenden Wintersemester Berufsschullehrer<br />
aus. Erstmals<br />
steigt damit eine Fachhochschule<br />
in die Lehramtsausbildung<br />
ein. Während an der Universität<br />
die klassischen allgemeinwissenschaftlichen<br />
Fächer<br />
<strong>und</strong> der erziehungswissenschaftliche<br />
Anteil gelehrt werden,<br />
übernimmt die Fachhochschule<br />
das jeweilige berufliche Fach mit<br />
der entsprechenden Fachdidaktik.<br />
„Mit diesem neuen Angebot<br />
reagieren FH <strong>und</strong> Uni auf einen<br />
Mangel“, so Prorektor Prof. Dr.<br />
Benno Biermann, von der FH,<br />
denn das Interesse, am Berufskolleg<br />
zu unterrichten, sei immer<br />
noch verhalten.<br />
Informationen:<br />
WWU, Heribert Woestmann,<br />
Telefon (02 51) 83-2 48 39;<br />
FH, Friedrich Telljohann,<br />
Telefon (02 51) 83-6 40 11.<br />
Die Auszubildenden von heute sind die Mitarbeiter von morgen. Mit einer Übernahmequote von 80 Prozent trifft das bei Brillux seit Jahren zu.<br />
Aus dem gesamten B<strong>und</strong>esgebiet trafen jetzt am Hauptsitz in Münster 129 junge Menschen zusammen, die alle eines gemeinsam haben:<br />
Sie beginnen im Sommer 2001 ihre Berufsausbildung bei Brillux.<br />
....<br />
Brillux beschäftigt 323 Auszubildende<br />
Junge Menschen mit einer qualifizierten<br />
Ausbildung den Start<br />
in eine erfolgreiche berufliche<br />
Zukunft ermöglichen – ein<br />
Anspruch, dem der Farben<strong>und</strong><br />
Lacke-Hersteller Brillux,<br />
Münster, vorbildlich gerecht<br />
wird, wie auch mehrere IHK-<br />
Auszeichnungen bewiesen. In<br />
b<strong>und</strong>esweit 116 Niederlassungen<br />
<strong>und</strong> vier Produktionsstätten<br />
beschäftigt Brillux ab Som-<br />
....<br />
mer 2001 insgesamt 323 Auszubildende.<br />
Mit 129 Neueinstellungen<br />
steigert das Unternehmen<br />
in diesem Jahr seine<br />
Ausbildungsquote auf 16 Prozent.
B+K-Geschäftsführer Hartmut Scherf <strong>und</strong> Weihbischof Dr. Thissen unterschrieben im Beisein von IHK-<br />
Geschäftsführer Wolfgang Verst (v. l.) <strong>und</strong> B+K-Personalleiter Oswald Schöberl sowie Schulleiter Günter<br />
Witthake (2. Reihe v. l.) die Kooperationsvereinbarung. Foto: Krüdewagen<br />
Wirtschaft kommt<br />
ins Johanneum<br />
Die Bischof + Klein GmbH aus Lengerich (B + K) <strong>und</strong> das Gymnasium<br />
Johanneum aus Ostbevern haben eine Kooperationsvereinbarung<br />
innerhalb des IHK-Projekts „Praxiskontakte<br />
Wirtschaft – Wirtschaft in die Schule!“ geschlossen.<br />
„Sie zeigen damit öffentlich,<br />
wie ernst es ihnen damit ist,<br />
ökonomische Bildung zu fördern<br />
<strong>und</strong> in den Unterricht zu<br />
integrieren“, freute sich der für<br />
Bildung zuständige IHK-Geschäftsführer<br />
Wolfgang Verst<br />
über den Rückenwind für das<br />
Projekt, das schon nach den<br />
Sommerferien in den Schulen<br />
startet. Die Vereinbarung wurde<br />
von B+K-Geschäftsführer Hartmut<br />
Scherf <strong>und</strong> Weihbischof<br />
Dr. Werner Thissen als Träger<br />
des Gymnasiums unterzeichnet.<br />
Hartmut Scherf begründete<br />
das feste F<strong>und</strong>ament, auf das<br />
die Zusammenarbeit mit Johanneum<br />
jetzt steht, mit wirtschaftlichen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Veränderungen. „Soziale<br />
Marktwirtschaft braucht informierte<br />
<strong>und</strong> handlungsfähige<br />
Bürger, die wirtschaftliche Zusammenhänge<br />
erkennen <strong>und</strong><br />
mitgestalten können“, betonte<br />
der B+K-Geschäftsführer. Die<br />
....<br />
Gr<strong>und</strong>lagen dafür könnten<br />
nicht früh genug gelegt werden,<br />
da Jugendliche heute in<br />
ihrem gesamten Lebensumfeld<br />
sehr früh mit wirtschaftlichen<br />
Themen konfrontiert würden.<br />
Wichtig sei es aber, dass die<br />
Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auch<br />
die <strong>Wirtschafts</strong>praxis kennen<br />
lernten <strong>und</strong> nicht nur die Theorie.<br />
Deshalb habe B+K von Anfang<br />
an zu den Firmen gehört,<br />
die das IHK-Projekt unterstützen.<br />
„Mit der Kooperation wollen<br />
wir künftig neue Wege beschreiten“,<br />
unterstrich Scherf.<br />
Ziel sei ein systematischer <strong>und</strong><br />
dauerhafter Dialog zwischen<br />
Schule <strong>und</strong> Wirtschaft, bei dem<br />
beide Seiten gleichermaßen<br />
voneinander profitieren.<br />
Weihbischof Dr. Thissen betonte<br />
ebenfalls den Praxisaspekt<br />
des Projektes. Er fürchtet<br />
im Hinblick auf die Diskussion<br />
über die Ethik der Wirtschaft<br />
keine „Verzweckung“ der Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler für wirtschaftliche<br />
Interessen. Im Gegenteil:<br />
„Ich verspreche mir<br />
eine realistische Weltsicht.“<br />
Natürlich dürfe man weiterhin<br />
träumen, aber man müsse doch<br />
auch die Rahmenbedingungen<br />
zur Erfüllung der Träume kennen,<br />
„damit sie nicht Schäume<br />
bleiben“, so der Weihbischof.<br />
Das Projekt fördere auch die<br />
Lebenstüchtigkeit, die er mit<br />
„Brot verdienen“ umschrieb.<br />
Durch den Praxisbezug könnten<br />
Jugendliche am besten die<br />
eigene Arbeitsfähigkeit entdecken<br />
<strong>und</strong> einschätzen. Seinen<br />
Vorschlag, die Gr<strong>und</strong>sätze<br />
christlicher Soziallehre in das<br />
Projekt einfließen zu lassen, bezeichnete<br />
IHK-Geschäftsführer<br />
Verst als Bereicherung. Verst<br />
gratulierte den Kooperationspartnern<br />
zu dieser „einmaligen<br />
Zusammenarbeit“, die Vorbildwirkung<br />
habe. „Ich bin mir<br />
sicher, dass wir aus Ihrem<br />
Teamwork noch viele Impulse<br />
für das Gesamtprojekt erhalten<br />
werden“, dankte er den Kooperationspartnern<br />
für den Auftrieb,<br />
der das Projekt auch bei<br />
den ProjektpartnernaufB<strong>und</strong>es<strong>und</strong><br />
Landesebene aufwerte, also<br />
gegen dem Schulministerium<br />
<strong>und</strong> der Bertelsmann-Stiftung.<br />
(krü)<br />
BILDUNG<br />
Gästeführer mit<br />
Wissen <strong>und</strong> Witz<br />
Barocke Schlösser, historische<br />
Dorfkerne <strong>und</strong> bedeutende<br />
Kirchen: Das Münsterland hat<br />
Besuchern viel zu bieten. Zum<br />
Genuss wird eine Besichtigung<br />
jedoch erst mit dem richtigen<br />
Gästeführer. Kenntnisreich, aber<br />
auch unterhaltsam soll er seinen<br />
Heimatort präsentieren, Einblicke<br />
in Politik, Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Kultur vermitteln – eine schwierige<br />
Aufgabe, zu der ab Oktober<br />
ein neuer, b<strong>und</strong>esweiter Lehrgang<br />
der IHK Münster befähigt.<br />
„Ein Gästeführer braucht Phantasie<br />
<strong>und</strong> die Gabe, Menschen<br />
zu begeistern“, so Helmut<br />
Spahn von der IHK-Weiterbildung.<br />
Endlose Daten <strong>und</strong> Zahlenkolonnen<br />
mögen Historiker<br />
oder Kulturliebhaber interessieren,<br />
der Kegelclub auf seinem<br />
Jahresausflug freut sich dagegen<br />
mehr über heitere Anekdoten<br />
aus der Historie.<br />
Ehrenamtliche wie professionelle<br />
Mitarbeiter von Gemeinden,<br />
Touristikverbänden <strong>und</strong><br />
Verkehrsvereinen bietet die IHK<br />
das Seminar ebenso an wie<br />
selbstständigen Fremdenführern.<br />
Der Lehrgang setzt sich<br />
aus sechs Modulen zusammen,<br />
die auch einzeln besucht<br />
werden können. Die ersten<br />
beiden befassen sich mit<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Tourismusbranche<br />
<strong>und</strong> rechtlichen Fragen.<br />
Im dritten, mit 50 Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />
umfangreichsten<br />
Teil, ist die Präsentation einer<br />
Führung das Thema.<br />
Im vierten Block lernen Teilnehmer,<br />
eine Führung sinnvoll zu<br />
strukturieren, verlässliche Informationen<br />
zu besorgen <strong>und</strong><br />
wichtige Daten ständig zu aktualisieren.<br />
Mit regionalen Aspekten<br />
befasst sich das fünfte<br />
Modul. Am Ende steht ein<br />
Praxistraining.<br />
Informationen: Stephanie Hülck<br />
von der IHK-Akademie der Wirtschaft,<br />
(02 51) 707-377, E-Mail:<br />
huelck@muenster.ihk.de.<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 35
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
UNTER<br />
NEHMEN<br />
BERICHTEN<br />
Lokalradio: Täglich<br />
300 000 Hörer<br />
....<br />
Die Lokalsender der MMS<br />
Funk-Kombi – radio AM<br />
(Münster), radio RST (Kreis<br />
Steinfurt) <strong>und</strong> Westmünsterland-Welle<br />
(Kreis Borken) liegen<br />
in der Hörergunst weiterhin<br />
ganz vorne. Die Ergebnisse<br />
der Medienanalyse E.M.A.<br />
2000/01 II bestätigen die Sender<br />
jeweils als Marktführer in<br />
ihren Verbreitungsgebieten.<br />
Die Spitzenpositionen bei den<br />
Stammhörern, der Tagesreichweite<br />
<strong>und</strong> dem Bekanntheitsgrad<br />
werden durch die selbst<br />
im landesweiten Vergleich sehr<br />
hohen Verweildauern komplettiert.<br />
So halten die Hörer von<br />
radio AM, radio RST <strong>und</strong><br />
WMW ihren Sendern über drei<br />
St<strong>und</strong>en täglich die Treue.<br />
Ihr zehnjähriges Senderjubiläum<br />
feiern in diesem Jahr<br />
radio AM <strong>und</strong> radio RST. Beide<br />
Sender haben schon kurz nach<br />
dem Sendestart die Marktführerschaft<br />
in ihren Verbreitungsgebieten<br />
einnehmen können<br />
<strong>und</strong> erreichen zusammen mit<br />
der WMW nun täglich nahezu<br />
300 000 Hörer. Gr<strong>und</strong> genug<br />
also, um im September mit<br />
Hörern <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en ausgiebig<br />
die Sendegeburtstage zu<br />
feiern. Die konstant hohen<br />
Reichweiten haben die Lokalradios<br />
aber auch für K<strong>und</strong>en<br />
zu einem etablierten Werbeträger<br />
im Mediamix werden<br />
lassen.<br />
Rückfragen bei: Münsterländische<br />
Medien Service GmbH &<br />
Co. KG, Christian Schwarte,<br />
Telefon (02 51) 2 89 54-51<br />
„PostModern“ auch in<br />
Münster geplant<br />
....<br />
Unter der Marke „PostModern“<br />
bietet die Infologistik GmbH &<br />
Co. KG, ein Tochterunternehmen<br />
der zur Fiege Gruppe<br />
gehörenden F-LOG AG, Greven,<br />
jetzt auch im Raum Ingolstadt<br />
einen privaten Briefzustelldienst<br />
an. Die Alternative<br />
zur Deutschen Post AG befördert<br />
seit April diesen Jahres pro<br />
Monat bereits mehr als 20 000<br />
Briefe. K<strong>und</strong>en des neuen Services<br />
sind vorrangig Institutionen<br />
<strong>und</strong> Ingolstädter Firmen,<br />
die den Mehrwert dieser ersten<br />
privaten Zustellung in der Region<br />
nutzen. Bereits seit zwei<br />
Jahren hat sich das Angebot<br />
der „PostModern“ in Sachsen<br />
erfolgreich am Markt etabliert,<br />
wo inzwischen monatlich mehr<br />
als eine dreiviertel Million<br />
Briefsendungen für r<strong>und</strong> 700<br />
K<strong>und</strong>en befördert werden. Als<br />
weitere Standorte sind unter<br />
anderem Frankfurt am Main<br />
<strong>und</strong> Münster in naher Zukunft<br />
geplant.<br />
Vier Milliarden DM<br />
Umsatz angepeilt<br />
....<br />
Die Humana Milchunion Unternehmensgruppe,Everswinkel,<br />
geht davon aus, im Jahr<br />
2001 eine Umsatzgrößenordnung<br />
oberhalb von 4 Milliarden<br />
DM zu erreichen. Für das<br />
Jahr 2000 wurde ein Umsatz<br />
von 3,3 Milliarden DM erzielt.<br />
Das Jahr 2000, so stellte der<br />
Geschäftsführende Vorstand<br />
der Unternehmensgruppe heraus,<br />
brachte trotz schwieriger<br />
Marktbedingungen eine Umsatzsteigerung<br />
von r<strong>und</strong> 15<br />
Prozent <strong>und</strong> insgesamt ein zufriedenstellendes<br />
Ergebnis. In
der Humana Milchunion Unternehmensgruppe<br />
sind r<strong>und</strong><br />
2000 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Die strategischen Ziele der Kostenführerschaft,<br />
der Konzentration<br />
der einzelnen Betriebe auf<br />
ihre Kernkompetenzen <strong>und</strong> die<br />
Öffnung für Kooperationen<br />
mit geeigneten Partnern im In<strong>und</strong><br />
Ausland wurden konsequent<br />
weiter verfolgt <strong>und</strong> zeigten<br />
entsprechende positive Ergebnisse.<br />
Speziell die Kooperation<br />
mit der Hansa-Milch Mecklenburg-Holstein<br />
in Upahl wird<br />
bei den Milchfrischeprodukten<br />
zu einer weiteren Positionierung<br />
im Markt führen, heißt es<br />
in der Pressemitteilung.<br />
Mit einem Anteil von 45 Prozent<br />
hat sich die Humana Unternehmensgruppe<br />
an der Betreibergesellschaft<br />
für die Elsterland<br />
Molkerei eG in Jessen<br />
(Sachsen-Anhalt) beteiligt. Die<br />
Vermarktung der Produkte erfolgt<br />
durch die zur Unternehmensgruppe<br />
gehörende Euro<br />
Cheese Vertriebs-GmbH, der es<br />
im Jahre 2000 gelang, die hochgesteckten<br />
Absatz- <strong>und</strong> Umsatzziele<br />
mit Steigerungen von<br />
über 30 Prozent zu realisieren.<br />
Für den Bereich „hochveredelte<br />
Molkeverarbeitung“ steht der<br />
Abschluss eines Joint Ventures<br />
mit einem kompetenten neuseeländischen<br />
Partner unmittelbar<br />
bevor.<br />
Mit den aktuellen Aktivitäten<br />
unterstreicht die Unternehmensgruppe<br />
ihren Anspruch,<br />
in Deutschland <strong>und</strong> Europa<br />
zu den führenden milchverarbeitenden<br />
Unternehmen zu<br />
zählen. In Deutschland hält<br />
das Unternehmen einen Marktanteil<br />
von r<strong>und</strong> 15 Prozent der<br />
verkauften Frischmilch, bei der<br />
H-Milch einen Marktanteil von<br />
17 Prozent <strong>und</strong> bei der Butter<br />
einen Anteil von etwa 16 Prozent.<br />
Für die strategische Geschäftseinheit<br />
Humana wird aktuell<br />
die Umwandlung in eine Kapi-<br />
talgesellschaft unter dem Dach<br />
der Humana Milchunion Unternehmensgruppe<br />
vorbereitet.<br />
Mit diesem Schritt wird eine<br />
weitere Stärkung der seit über<br />
50 Jahren im Markt erfolgreichen<br />
Marke gezielt vorbereitet.<br />
Innovation im<br />
Koffermanagement<br />
....<br />
Die neue Gepäckverteilungsanlage<br />
im Terminal 2 des Münster<br />
Osnabrück International<br />
Airports ist jetzt mit dem Deutschen<br />
Logistikpreis des Verein<br />
Deutscher Ingenieure ausgezeichnet<br />
worden. In der Urk<strong>und</strong>e,<br />
die an den technischen<br />
Leiter des Flughafens, Eckhard<br />
Frank, <strong>und</strong> den Geschäftsführer<br />
der Hersteller-Firma BEU-<br />
MER, Beckum, Dr. Christoph<br />
Beumer, übergeben wurde,<br />
heißt es: „Durch den Einsatz<br />
von Behälterfördersystemen<br />
mit berührungsloser Energieübertragung<br />
für einen Flugha-<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
fen mittlerer Größe hat der<br />
Flughafen Münster/Osnabrück<br />
sich für eine durch die Firma<br />
Beumer entwickelte innovative<br />
Lösung entschieden, die die<br />
Flexibilität <strong>und</strong> Erweiterbarkeit<br />
dieser Anlage für das zukünftige<br />
Wachstum des Flughafens<br />
ermöglicht. Damit haben die<br />
Firmen einen innovativen Beitrag<br />
für die Weiterentwicklung<br />
der Logistik geleistet.“<br />
....<br />
ieQ expandiert in Münster<br />
Keine zwei Jahre nach dem Unternehmensstart<br />
expandiert die<br />
ieQ-network AG in Münster<br />
weiter kräftig. Der Systemanbieter<br />
für E-Commerce hat sich<br />
jetzt zur Unternehmenserweiterung<br />
ein Gr<strong>und</strong>stück im<br />
neuen Gewerbegebiet auf der<br />
Loddenheide gesichert. Das<br />
Unternehmen war im vergangenen<br />
Herbst in eine Holding<br />
mit vier Tochtergesellschaften<br />
umgewandelt worden.
38 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
Über 880 Millionen Menschen<br />
fuhren im vergangenen<br />
Jahr im Verkehrsverb<strong>und</strong><br />
Rhein-Ruhr, Gelsenkirchen,<br />
mit Bus <strong>und</strong> Bahn.<br />
Das war knapp ein Prozent<br />
mehr als 1999. Im Landesdurchschnitt<br />
hingegen gingen<br />
die Fahrgast-zahlen um<br />
0,2 Prozent zurück.<br />
Seit wenigen Wochen hat<br />
die IT-Unternehmensberatung<br />
Lynx-ctr GmbH, Münster,<br />
ein weiteres Standbein:<br />
die Lynx Consulting UK in<br />
der britischen Hauptstadt<br />
London. Die Londoner IT-Beratung<br />
unterstützt vorwiegend<br />
Großunternehmen aus<br />
Industrie, Handel <strong>und</strong> Dienstleistung.<br />
Die Geschäfte der<br />
englischen Lynx-Gesellschaft<br />
führen Dr. Marwan Chabbani<br />
<strong>und</strong> Robert Buick, die<br />
beide seit vielen Jahren komplexe<br />
IT-Projekte konzipieren<br />
<strong>und</strong> umsetzen. Uwe Roterm<strong>und</strong>,<br />
Geschäftsführer der<br />
Lynx-ctr, sieht interessante<br />
Perspektiven für die 70 Mitarbeiter:<br />
„Mit dem neuen<br />
Standort können wir unseren<br />
deutschen Beratern die<br />
Chance bieten, Projekterfahrungen<br />
im europäischen<br />
Ausland zu sammeln.“<br />
Auf ein neues Geschäftsfeld<br />
hat sich die VMW-Verwaltungs<br />
GmbH & Co. KG aus<br />
Münster begeben. Das Unternehmen<br />
hat in Münster<br />
am Schiffahrter Damm ein<br />
8.400 Quadratmeter großes<br />
Gr<strong>und</strong>stück gekauft <strong>und</strong><br />
plant dort den Bau von Gewerbebetrieben<br />
oder Bürogebäuden<br />
nach dem Investorenmodell.<br />
„Wir erstellen<br />
nach den Wünschen des<br />
K<strong>und</strong>en das Objekt <strong>und</strong><br />
schließen mit diesem einen<br />
langfristigen Mietvertrag<br />
ab“, erläutert Geschäftsführer<br />
Gebhard von <strong>und</strong> zur<br />
Mühlen das erste Projekt seines<br />
Unternehmens auf diesem<br />
Gebiet. Dieses Angebot<br />
sei auch für Existenzgründer,<br />
die noch nicht über genügend<br />
Kapital verfügen, aber<br />
besondere Anforderungen<br />
an die Gebäudeausstattung<br />
haben, interessant.<br />
Den mit 10 000 DM dotierten Umwelt-Sonderpreis des Ministeriums für<br />
Umwelt <strong>und</strong> Naturschutz, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutz 2001<br />
überreichte Ministerin Bärbel Höhn jetzt dem Holzbauunternehmen<br />
Kautsträter AG aus Gelsenkirchen. Durch Einbringen eines korkgefüllten<br />
Wärmedämmrahmens hat das Unternehmen so genannte Niedrig-<br />
Energie-Fenster weiterentwickelt. Der nachwachsende Rohstoff Kork ist<br />
zur Wiederverwertung geeignet <strong>und</strong> zudem umweltfre<strong>und</strong>licher als<br />
herkömmliche Dämmstoffe. Die Kausträter-Vertreter v. l. n. r.: Georg<br />
Thies, Hubert Kausträter <strong>und</strong> Ingo Büser.<br />
ieQ hat am Standort Münster<br />
allerdings auch ein Problem.<br />
„Wir suchen händeringend IT-<br />
Fachkräfte. Obwohl es in Münster<br />
qualifizierte Ausbildung für<br />
Informationstechnologie gibt,<br />
scheint der Markt wie leergefegt.<br />
Münster ist längst nicht<br />
mehr nur Verwaltungsstadt,<br />
sondern Business-Standort“,<br />
sagt Vorstandsvorsitzender<br />
Markus Bültermann. ieQ beschäftigt<br />
derzeit 20 Mitarbeiter.<br />
Bis zum Jahresende erwartet<br />
das Unternehmen eine Personalverdoppelung.<br />
Was mit ieQ.de als Markenshop<br />
begann, bietet jetzt Lösungen<br />
für den gemeinsamen<br />
Internet-Fachvertrieb von Industrie,<br />
Großhandel <strong>und</strong> Fachhandel.<br />
Die ieQ.de GmbH &<br />
Co KG, bekannteste der vier<br />
Tochtergesellschaften, hat bereits<br />
b<strong>und</strong>esweit knapp 800<br />
Elektrohandwerksunternehmen<br />
als lokale Servicepartner<br />
für ieQ.de-Endverbraucherk<strong>und</strong>en<br />
gewonnen, die beispielsweise<br />
bei ieQ.de online eine<br />
Waschmaschine ordern, aber<br />
sie nicht ohne Handwerkerservice<br />
in Betrieb nehmen wollen.<br />
Die ieQ-systems AG betreibt<br />
seit Herbst 2000 als Dienstleister<br />
inzwischen für über<br />
100 Elektro-Fachhandels- <strong>und</strong><br />
Handwerksbetriebe komplette<br />
Shopsysteme inklusive der zugehörigen<br />
Produktdatenbank<br />
in Lizenz. Die ieQ-solutions<br />
GmbH & Co. KG bietet als Beratungs-<br />
<strong>und</strong> Systemhaus insbesondere<br />
E-Business Lösungen<br />
<strong>und</strong> Beratungsleistungen für<br />
Handelsunternehmen an. Die<br />
ieQ-trade GmbH & Co KG als<br />
vierte Tochter versteht sich als<br />
Marktplatz-Organizer <strong>und</strong> unterstützt<br />
Unternehmen oder<br />
Unternehmenskooperationen<br />
beim Aufbau <strong>und</strong> Betrieb von<br />
Marktplätzen.<br />
Hauptaktionär der Holding<br />
ieQ-network AG mit einem<br />
Gr<strong>und</strong>kapital von derzeit 4<br />
Mio. € ist die Elektrogroßhandlung<br />
H. Gautzsch GmbH & Co.<br />
KG, Münster. Als weiterer Investor<br />
hat sich im vergangenen<br />
Jahr die Sparkasse Münster mit<br />
ihrer Venture Capital Gesellschaft<br />
beteiligt. Die Aktien halten<br />
zu 63 Prozent H. Gautzsch,<br />
zehn Prozent VC-Gesellschaft<br />
Sparkasse Münster, sechs Prozent<br />
ieQ-Management <strong>und</strong> 21<br />
Prozent Altgesellschafter<br />
(Gründer).<br />
....<br />
Comicprodukte für Asien<br />
Mit der Eröffnung eines Hong<br />
Kong Offices im Westteil der<br />
Weltstadt hat die UNITEDLA-<br />
BELS Comicware AG mit Sitz<br />
in Münster nun einen entscheidenden<br />
Schritt in der Un-<br />
ternehmensgeschichte verwirklicht<br />
<strong>und</strong> ein weiteres Ziel des<br />
Börsengangs erreicht. Tatkräftige<br />
Unterstützung beim Eintritt<br />
in den asiatischen Lizenzmarkt<br />
erhält das Unternehmen<br />
seit dem 1. Juni von Bernard C.<br />
Kam, vormals Vize-Präsident<br />
von Warner Bros. Consumer<br />
Products Asien. Der 45-jährige<br />
Chinese wird maßgeblich an<br />
dem Aufbau der asiatischen<br />
Marktaktivitäten von UNITED-<br />
LABELS Comicware Limited<br />
Hong Kong, der neugegründeten<br />
asiatischen Tochtergesellschaft,<br />
teilhaben <strong>und</strong> diese vorantreiben.<br />
Das Tochterunternehmen in<br />
Hong Kong wird künftig als<br />
Ausgangspunkt für sämtliche<br />
Aktivitäten auf dem asiatischen<br />
Markt agieren. „In Asien erwartet<br />
uns ein 10-mal größeres<br />
Marktvolumen als in Europa“,<br />
weiß Albrecht Hanusch, Finanzvorstand<br />
des nun weltweit<br />
agierenden Lizenzspezialisten.<br />
....<br />
Mit kreativen Mitarbeitern<br />
an die Spitze<br />
Die Mitarbeiter der LVM-Versicherungen,<br />
Münster, haben<br />
mit über 2300 Verbesserungsvorschlägen<br />
ihrem Unternehmen<br />
zu einem durchschlagenden<br />
Erfolg verholfen: In einem<br />
b<strong>und</strong>esweit ausgeschriebenen<br />
Wettbewerb des Deutschen Instituts<br />
für Betriebswirtschaft e.V.<br />
(dib) wurde das Ideenmanagement<br />
des Unternehmens als erfolgreichstes<br />
seiner Branche<br />
ausgezeichnet. Die LVM-Versicherungen<br />
gehen damit bereits<br />
zum vierten Mal in Folge mit<br />
großem Abstand zum Zweitplazierten<br />
als Jahressieger aus diesem<br />
Wettbewerb hervor.<br />
Über 2000 „grüne“<br />
GreenCard-Bewerber<br />
....<br />
„Toll, das habe ich mir schon<br />
immer gewünscht, einmal für<br />
einen Tag auf einem Bioland-<br />
Hof arbeiten zu können“, so einer<br />
der 300 Inhaber der „grünen<br />
GreenCard“. Sie ist nicht<br />
der Schlüssel zu einem Dauerarbeitsplatz<br />
in der IT-Branche,<br />
sondern zu einem Schnupper-
Job für einen Tag auf einem<br />
Biolandhof in NRW. Über 2000<br />
Bewerber zählen die Initiatoren,<br />
der Bioland-Landesverband<br />
der Bioland-Bauern in NRW,<br />
das Landwirtschaftsministerium<br />
NRW <strong>und</strong> der Naturkostgroßhandel<br />
Weiling in Coesfeld.<br />
Wolfgang Neuerburg vom<br />
Landwirtschaftsministerium in<br />
NRW weist Bewerber, die jetzt<br />
nicht zum Zuge kommen können,<br />
auf die Aktionstage des<br />
ökologischen Landbaues hin,<br />
die vom 1. bis 9. September<br />
stattfinden.<br />
....<br />
Europaweite Weiterbildung<br />
Ab sofort werden die Gesellschaften<br />
der Integrata AG auch<br />
vom Standort Münster aus europaweit<br />
unter dem Namen<br />
Unilog Integrata auftreten. Im<br />
Zuge des nun zweijährigen Fusionsprozesses<br />
mit der französi-<br />
schen Unilog S.A. arbeitet die<br />
deutsch-französische Unternehmensgruppe<br />
europaweit<br />
mit r<strong>und</strong> 6000 Mitarbeitern in<br />
den Bereichen Consulting, Engineering<br />
<strong>und</strong> Training. Im<br />
deutschen Markt repräsentieren<br />
die Unilog Integrata Training<br />
AG sowie die Unilog Integrata<br />
Unternehmensberatung<br />
GmbH diese Geschäftsfelder.<br />
Der Standort Münster hat hierbei<br />
eine große Bedeutung für<br />
die regionale Betreuung westfälischer<br />
Unternehmen. Geschäftsstellenleiterin<br />
Dagmar<br />
Weber, Unilog Integrata Training,<br />
berichtet: „Wir begleiten<br />
Unternehmen sowohl bei Fusionen<br />
wie bei ihrer Internationalisierung.<br />
Hierbei genießt<br />
die fremdsprachliche Weiterbildung,<br />
die Entwicklung internationaler<br />
Teams für Projektmanagement<br />
<strong>und</strong> Vertrieb<br />
eine gleichberechtigte Rolle<br />
mit der Weiterentwicklung der<br />
Führungsstile.“ Mit 20 Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
sowie 200 Trainern <strong>und</strong> Referenten<br />
bietet die Geschäftsstelle<br />
Münster ihre Dienstleistungen<br />
im eigenen Trainingszentrum<br />
an. Weitere Informationen:<br />
www.unilog-integrata.<br />
de.<br />
uni-X kooperiert mit<br />
Imperia Software<br />
....<br />
Doppelte Freude bei der uni-X<br />
Interactive Multimedia Agentur<br />
GmbH, Münster. Zum einen<br />
arbeitet der Full Service Internetdienstleister<br />
ab sofort mit<br />
der Imperia AG in Aachen zusammen,<br />
die zu den führenden<br />
deutschen Anbietern von Web<br />
Content Management Software<br />
zählt. Zum anderen konzipierte<br />
<strong>und</strong> realisierte die Münsteraner<br />
Multimedia Agentur unter<br />
www.solastic.com für den weltweit<br />
operierenden Hersteller<br />
von flexiblen Verpackungen,<br />
technischen Folien <strong>und</strong> Produktkomponenten,NORDE-<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
NIA INTERNATIONAL AG mit<br />
Sitz in Greven, eine umfangreiche<br />
Internetpräsenz. Präsentiert<br />
werden technische Informationen,<br />
wissenschaftliche<br />
Studien <strong>und</strong> Produktlösungen<br />
für die unterschiedlichsten Anwendungen.<br />
„Mit diesem virtuellen<br />
Kompetenz-Center schaffen<br />
wir ein neues Kontakt- <strong>und</strong><br />
Informationsforum für Entwickler<br />
<strong>und</strong> Techniker unserer<br />
K<strong>und</strong>en. Wir gehen damit<br />
auch neue Wege im Vertrieb<br />
<strong>und</strong> wollen über das Internet<br />
eine breitere Marktdurchdringung<br />
erreichen“, so Thomas<br />
Buckenberger, Vorstand NOR-<br />
DENIA INTERNATIONAL AG.<br />
Ahauser entwickeln<br />
modernes Call Center<br />
....<br />
Für das erste Fernsehreisebüro<br />
Deutschlands entwickelte das<br />
OCB Systemhaus, Ahaus, eines<br />
der modernsten Call Center<br />
Europas. Betreiber ist die TV<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 39
40 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
Travel Shop GmbH. Das Fernsehreisebüro<br />
ist seit Juni auf<br />
Sendung.<br />
Der Ahauser Spezialist für Customer<br />
Relationship Management-Systeme<br />
(CRM) hatte die<br />
Gesamtkoordination des Projektes<br />
übernommen <strong>und</strong> die<br />
Zuarbeit eines halbes Dutzend<br />
Unternehmen gesteuert. Innerhalb<br />
von sechs Monaten musste<br />
unterschiedlichste Software<br />
zu einem zentralen Informationssystem<br />
für die Urlaubsexperten,<br />
die im Call Center die<br />
K<strong>und</strong>en bei allen Fragen r<strong>und</strong><br />
um das Reisen optimal betreuen<br />
sollen, integriert werden.<br />
20 Mitarbeiter waren in<br />
den vergangenen Monaten am<br />
größten Einzelprojekt in der<br />
Firmengeschichte des OCB Systemhauses<br />
in verschiedenen<br />
Teilbereichen am Erfolg des<br />
Vorhabens beteiligt.<br />
Das 1985 gegründete OCB Systemhaus<br />
mit Sitz in Ahaus ist<br />
Anbieter für IT-Dienstleistungen,<br />
Software <strong>und</strong> Hardware.<br />
Schwerpunkte der Serviceleistungen<br />
sind die Bereiche Consulting,<br />
Projektmanagement,<br />
Softwareentwicklung <strong>und</strong> Outsourcing.<br />
OCB ist Entwicklungspartner<br />
der Great Plains<br />
Deutschland. Mehr Informationen:<br />
www.ocb.com.<br />
Schüler erleben<br />
Wirtschaft hautnah<br />
....<br />
Zur Vorbereitung auf das Betriebspraktikum<br />
im nächsten<br />
Schuljahr besuchten die Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler der Klassen<br />
8a <strong>und</strong> c des Gymnasiums<br />
Laurentianum die Firma Teutemacher<br />
Glas, Warendorf.<br />
„Wohin geht das hier verarbeitete<br />
Glas? Warum ist Teutemacher<br />
Glas in Warendorf ansässig?<br />
Wie hoch sind die jährlichen<br />
Investitionen in Maschinen?“<br />
lauteten die Fragen der<br />
Jugendlichen, die sich mit Unterstützung<br />
von Oberstudienrat<br />
Gerhard Waibel intensiv auf<br />
die Betriebsbesichtigung vorbereitet<br />
hatten. Die Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler informierten sich<br />
über den Weg des Glases von<br />
der Anlieferung als Floatglas<br />
über den CNC-gesteuerten Zuschnitt,<br />
in die Schleiferei oder<br />
Isolierglasproduktion, zur Kleberei,<br />
Sandstrahlung oder sonstigen<br />
Glasveredelung bis hin<br />
zum Versand. Dabei konnten<br />
sie sowohl die handwerkliche<br />
Fertigung einer Bleiverglasung<br />
wie auch die hochtechnisierte<br />
<strong>und</strong> computergesteuerte Maschinenfertigung<br />
beobachten.<br />
In der Diskussion spielte die<br />
Wettbewerbssituation <strong>und</strong><br />
K<strong>und</strong>enstruktur von Teutemacher<br />
Glas ebenso eine Rolle wie<br />
die Lohnkosten in Deutschland<br />
<strong>und</strong> den europäischen<br />
Nachbarländern im Süden <strong>und</strong><br />
Osten.<br />
Neues Netzwerk<br />
für die Justiz<br />
....<br />
Die PSB GmbH, Marl, ist mit<br />
dem T-System debis Systemhaus<br />
als Sieger aus einem europaweitenAusschreibungsverfahren<br />
zur flächendeckenden<br />
Computer-Ausstattung der<br />
nordrhein-westfälischen Justiz<br />
hervorgegangen. T-Systems debis<br />
wird ein Windows 2000-<br />
Netzwerk an insgesamt 178<br />
Justizstandorten (Amts-, Land<strong>und</strong><br />
Oberlandesgerichten sowie<br />
Staatsanwaltschaften <strong>und</strong><br />
vier Aus- <strong>und</strong> Fortbildungseinrichtungen)<br />
installieren. Die<br />
PC-Systeme für die Arbeitsplätze<br />
werden von der PSB geliefert.<br />
Erfolgsbilanz nach<br />
Börsengang<br />
....<br />
Auf der ersten Hauptversammlung<br />
nach dem Börsengang<br />
präsentierte die Gelsenkirchener<br />
Masterflex AG das erfolgreichste<br />
Jahr in ihrer Firmengeschichte.<br />
Mit einem Umsatzplus<br />
von 29 Prozent auf<br />
74 Millionen DM <strong>und</strong> einem<br />
gesteigerten EBIT von 9,6 auf<br />
12,4 Millionen DM zeigten<br />
sich die Aktionäre des im Bereich<br />
der Advanced Polymere<br />
tätigen Unternehmens sehr zufrieden.<br />
Die Kernkompetenz<br />
der 250 Mitarbeiter starken Gesellschaft<br />
liegt im Bereich von<br />
Polyurethan. Größtes Ereignis<br />
im abgelaufenen Jahr war neben<br />
der Börseneinführung am<br />
SMAX die strategische Akquisition<br />
der Angiocard, um medizi-<br />
nisches Polyurethan anstelle<br />
von PVC im Segment der Medizintechnik<br />
zu nutzen. Größter<br />
Wachstumsmarkt sind die<br />
USA, in dem Masterflex für<br />
seine Schlauchsysteme sowohl<br />
den Vertrieb wie auch eigene<br />
Produktionsstätten errichtet.<br />
Konzentration auf<br />
Kernkompetenzen<br />
....<br />
Die Windhoff AG, Rheine, hat<br />
die Konzentration auf die<br />
Kernkompetenzen verstärkt<br />
<strong>und</strong> den Abbau der Beteiligungen<br />
beschleunigt. Im Geschäftsjahr<br />
2000 schaffte der<br />
Windhoff-Konzern erstmals<br />
den Sprung über die 100-Millionen<br />
Euro-Grenze <strong>und</strong> erzielte<br />
einen Umsatz von 107<br />
Millionen-Euro, zu dem die<br />
Windhoff AG mit ihren Kernbereichen<br />
ca. 90 Millionen<br />
Euro beitrug. „Erfreulich dabei<br />
ist, dass die beiden für uns zukunftsweisendenGeschäftsfelder<br />
Bahntechnik <strong>und</strong> Industrietechnik<br />
zu diesem Umsatz<br />
knapp 75 Prozent beisteuerten“,<br />
betonte Vorstandssprecher<br />
Heinz Lörfing.<br />
Der Geschäftsbereich Bahntechnik<br />
bildete mit einem Umsatz<br />
von 56 Millionen Euro das<br />
umsatzstärkste Segment. Die<br />
Stellung als Systemlieferant<br />
von Schienenfahrzeugen für<br />
die Instandhaltung <strong>und</strong> Erneuerung<br />
von Oberleitungsanlagen<br />
wurde weiter ausgebaut,<br />
unter anderem durch die Gründung<br />
von Windhoff Parts &<br />
Service Ltd. in Großbritannien.<br />
Im Bereich der Depot- <strong>und</strong><br />
Werkstatteinrichtungen für<br />
Schienenfahrzeuge will Windhoff<br />
in den nächsten drei Jahren<br />
zum europäischen Marktführer<br />
aufsteigen. Im Bereich<br />
der Flughafentechnik konnte<br />
der Umsatz um ca. 50 Prozent<br />
auf 6,7 Millionen Euro gesteigert<br />
werden. Gemeinsam mit<br />
dem neuen Partner, Patria<br />
Vammas aus Finnland, erfolgt<br />
in Zukunft die weltweite Vermarktung<br />
der Produkte. Die<br />
Produktion verbleibt in Rheine<br />
<strong>und</strong> wird für neue Produkte<br />
ausgebaut.<br />
Die Trennung von Beteiligungen<br />
wurde fortgesetzt. Unmit-
telbar nachdem sich bei der<br />
KMB GmbH ein negatives Ergebnis<br />
abzeichnete, leitete der<br />
Vorstand Maßnahmen zur Beendigung<br />
dieses Beteiligungsverhältnisses<br />
ein. Die Fertigung<br />
von Baumaschinen wird Mitte<br />
2001 eingestellt. Der Konsolidierungskreis<br />
wurde damit weiter<br />
verkleinert. Nach einer<br />
schwachen Anlaufphase zu Beginn<br />
des Jahres 2001 erwartet<br />
die Windhoff AG eine deutlich<br />
gesteigerte Leistung in der<br />
zweiten Jahreshälfte. Trotz der<br />
derzeit schwierigen konjunkturellen<br />
Bedingungen ist der Vorstand<br />
zuversichtlich.<br />
JEMAKO weiter auf<br />
Expansionskurs<br />
....<br />
Anfang Februar war es soweit:<br />
Die ersten Baufahrzeuge rückten<br />
an, um den mit einem Investitionsvolumen<br />
von r<strong>und</strong><br />
elf Millionen DM geplanten<br />
Neubau der JEMANKO International<br />
GmbH in Rhede zu beginnen.<br />
Der Neubau umfasst in der ersten<br />
Ausbaustufe eine Gesamtnutzfläche<br />
von r<strong>und</strong> 15 000<br />
Quadratmeter für die Bereiche<br />
Rohstoff- <strong>und</strong> Fertigwarenlager,<br />
Produktion, Schulung <strong>und</strong> Verwaltung.<br />
Das 15 Meter hohe<br />
Zentrallager bietet Platz für<br />
5000 Palettenstellplätze. Das<br />
Baugr<strong>und</strong>stück am Rande eines<br />
Gewerbegebietes umfasst insgesamt<br />
35 000 Quadratmeter<br />
Fläche. Teile des Gr<strong>und</strong>stückes<br />
werden als Ausgleichsflächen<br />
reserviert <strong>und</strong> bleiben damit<br />
auch zukünftig der Natur erhalten.<br />
Die Fertigstellung des<br />
Neubaus ist für Ende 2001 geplant.<br />
„Der Neubau wurde<br />
zwingend erforderlich, um<br />
dem weiteren, starken Wachstum<br />
des Unternehmens gerecht<br />
zu werden“, so Ulrich<br />
Pohlmann, Vice-President Vertrieb<br />
<strong>und</strong> Marketing. Neue, patentierte<br />
Produkte konnten im<br />
vergangenen Jahr mit großem<br />
Erfolg platziert werden. Pohlmann:<br />
„Zusammen mit unseren<br />
Vertriebspartnern streben<br />
wir auch weiterhin ein starkes,<br />
kontinuierliches Wachstum an,<br />
wobei ein neues, in 2001 realisiertes<br />
Schulungskonzept wichtiger<br />
Bestandteil unserer Strategie<br />
ist.“<br />
JEMAKO International GmbH<br />
ist der führende Hersteller innovativer<br />
Reinigungs- <strong>und</strong> Körperpflegeprodukte<br />
auf textiler<br />
Basis in Europa. Zurzeit vertreiben<br />
2000 qualifizierte, selbstständige<br />
Vertriebspartner über<br />
ein zukunftsweisendes DirektvertriebssystemJEMAKO-Produkte<br />
in den deutschsprachigen<br />
Ländern. Weitere Länder<br />
sollen mittelfristig erschlossen<br />
werden. Das Unternehmen beschäftigt<br />
innerhalb der Gruppe<br />
r<strong>und</strong> 150 festangestellte Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> gilt in der Branche<br />
als Technologieführer.<br />
. ...<br />
Spinnkock im neuen Outfit<br />
Die im zweijährigen Rhythmus<br />
in den Messehallen in Frankfurt/Main<br />
stattfindende Techtextil<br />
war mit einem Besucherrekord<br />
von mehr als 16 000<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
<strong>und</strong> einem Anteil von 42 Prozent<br />
Besuchern aus dem Ausland<br />
an sich schon ein voller<br />
Erfolg. Die Spinnkock Gruppe,<br />
Steinfurt, präsentierte sich<br />
rechtzeitig zur Messe im völlig<br />
neuen Outfit. Der neue Marktauftritt<br />
des Unternehmens mit<br />
einer neuen Marktausrichtung,<br />
einem erweiterten Produktprogramm,<br />
neuen Broschüren,<br />
einem neuen Internetauftritt<br />
<strong>und</strong> einem personell verstärkten<br />
Vertriebsteam zu diesem<br />
Zeitpunkt war ideal, um allen<br />
Geschäftspartnern bewusst zu<br />
machen, welche Hightechlösungen<br />
<strong>und</strong> welches Knowhow<br />
gerade technische Garne<br />
heute bieten“, heißt es in einer<br />
Pressemitteilung des Unternehmens.<br />
Werbung auf<br />
europäischer Ebene<br />
....<br />
<strong>Westfalen</strong> zählt zu den stärksten<br />
Export-Regionen in<br />
Deutschland. Eine Tatsache,<br />
der die Agenta Werbeagentur,<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 41
Münster, bereits vor zehn Jahren<br />
mit ihrem Beitritt in die<br />
international ausgerichtete<br />
M.A.P.P.-Gruppe Rechnung getragen<br />
hat. Die Kürzel stehen<br />
für Marketing, Advertising and<br />
Promotion Partners. Es handelt<br />
sich hier um einen Zusammenschluss<br />
inhabergeführter Werbeagenturen<br />
in Europa. Alle<br />
zusammen beschäftigen r<strong>und</strong><br />
350 Mitarbeiter <strong>und</strong> erwirtschaften<br />
einen Umsatz von<br />
360 Millionen Euro. Unternehmen,<br />
die europaweit aktiv sind,<br />
werden von M.A.P.P. in allen<br />
Fragen der Kommunikation<br />
professionell betreut. So arbeiten<br />
einzelne Unternehmen der<br />
M.A.P.P.-Gruppe für so namhafte<br />
K<strong>und</strong>en wie ABB, Microsoft,<br />
Yves Rocher oder Bridgestone/Firestone.<br />
Zweimal jährlich<br />
treffen sich die Agenturinhaber,<br />
diesmal in Münster an<br />
der Annette-Allee, dem Sitz der<br />
Agenta Werbeagentur. Zu Gast<br />
waren die Agenturen aus Frankreich,<br />
Spanien, England, Belgien<br />
<strong>und</strong> Österreich.<br />
S & Z Verpackung ist<br />
anerkannt innovativ<br />
....<br />
Die S & Z Verpackung GmbH,<br />
Oelde, gehört zu dem innovativsten<br />
Mittelständlern in<br />
Deutschland. Das Unternehmen<br />
schaffte den Sprung in die<br />
TOP 100 des deutschen Mittelstandes.<br />
„TOP 100 – der innovative<br />
Mittelstand – Deutschland<br />
2001“ ist ein Projekt zur<br />
Förderung innovativer Leistungen<br />
im deutschen Mittelstand.<br />
Die Auswahl erfolgte in einem<br />
42 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
UNTERNEHMEN BERICHTEN<br />
M.A.P.P.-Treffen in Münster: Die Agenta Werbeagentur hatte Partneragenturen<br />
aus Frankreich, Spanien, England, Belgien <strong>und</strong> Österreich zu<br />
Gast.<br />
wissenschaftlichen Verfahren,<br />
das von der Forschungsstelle<br />
für Angewandtes Marketing an<br />
der Universität Hohenheim<br />
entwickelt worden ist. Schirmherr<br />
<strong>und</strong> Förderer der Aktion<br />
ist Prof. Dr. Hans-Jürgen Warnecke,<br />
Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
Die Konkurrenz<br />
war groß. Mit fast 400<br />
weiteren Unternehmen aus<br />
ganz Deutschland hatte sich<br />
S & Z im vergangenen Jahr um<br />
die 100 besten Ranglistenplätze<br />
beworben. Was das Unterneh-<br />
Provinzial stärkt Position<br />
men aus Sicht der unabhängigen<br />
Jury so interessant <strong>und</strong> innovativ<br />
macht, ist seit kurzem<br />
schwarz auf weiß in der Projektdokumentationnachzulesen.<br />
Pluspunkte aus Sicht der<br />
Jury: Internationale Marktkenntnisse<br />
<strong>und</strong> vor allem ein<br />
unternehmerisches Selbstverständnis,<br />
das nicht auf das<br />
reine Verkaufen reduziert ist,<br />
sondern das Unternehmen als<br />
Dienstleister <strong>und</strong> Problemlöser<br />
für den K<strong>und</strong>en sieht. Die S & Z<br />
Verpackung GmbH produziert<br />
<strong>und</strong> vertreibt seit zehn Jahren<br />
flexible Verpackungsmaterialien<br />
aus LD- <strong>und</strong> HDPE-Folien<br />
sowie aus Polypropylen <strong>und</strong><br />
PP-Gewebe.<br />
Leistungsfähigen<br />
Bergbau erhalten<br />
Die Westfälische Provinzial ist erfolgreich in<br />
das neue Jahrtausend gestartet. Im Geschäftsjahr<br />
2000 konnte die Provinzial ihre Position als<br />
westfälischer Marktführer erneut behaupten<br />
<strong>und</strong> in wichtigen Bereichen weiter ausbauen,<br />
wie der Vorstandsvorsitzende Dr. Heiko Winkler<br />
auf der Bilanz-Pressekonferenz in Münster berichtete.<br />
Insgesamt steigerte die Westfälische<br />
Provinzial ihre Beitragseinnahmen um zwei Prozent<br />
auf 3,964 Milliarden DM.<br />
Nach dem Ausnahmejahr 1999 verlief das Neugeschäft<br />
für die Westfälische Provinzial-Lebensversicherungsanstalt<br />
– wie für die gesamte Branche<br />
– erwartungsgemäß moderater. 1999 hatten<br />
viele Bürger auf Gr<strong>und</strong> der Diskussion um<br />
die Besteuerung von Lebensversicherungen ihre<br />
Entscheidung für die private Altersvorsorge vorgezogen<br />
<strong>und</strong> der Branche so ein Rekordjahr beschert.<br />
Dessen ungeachtet erhöhte die Westfälische<br />
Provinzial-Lebensversicherungsanstalt ihre<br />
gebuchten Beitragseinnahmen gegenüber dem<br />
hohen Vorjahresniveau noch einmal um 1,6 Prozent<br />
auf 1,823 Milliarden DM.<br />
Ende 2000 wurden 1,2 Millionen Lebensversicherungsverträge<br />
betreut, die Versicherungssumme<br />
stieg um 2,7 Prozent auf 49,7 Milliar-<br />
....<br />
RAG-Chef Karl Starzacher forderte<br />
anlässlich der Bilanzpressekonferenz<br />
des RAG-Konzerns,<br />
zu der auch die Deutsche<br />
Steinkohle AG (DSK)<br />
zählt: „Wer Versorgungssicherheit<br />
will, muss anerkennen,<br />
dass es bei der Steinkohle hierzulande<br />
in wirtschaftlicher wie<br />
technologischer <strong>und</strong> personeller<br />
Hinsicht Mindestgrößen<br />
gibt.“ Die Größe eines Kernbergbaus<br />
in Deutschland liegt<br />
danach bei r<strong>und</strong> 22 Mio. Tonnen<br />
Jahresförderung; im Jahr<br />
2000 förderten die zwölf<br />
bestehenden Schachtanlagen<br />
noch 33,3 Mio. Tonnen. Im<br />
kammerzugehörigen Bereich<br />
existieren im vestischen<br />
Emscher-Lippe-Raum derzeit<br />
noch vier Schachtanlagen, die<br />
im kommenden Jahr zu drei<br />
Bergwerken verschmolzen<br />
werden. Der mit der rückläufigen<br />
Förderung verb<strong>und</strong>ene<br />
Personalabbau ging 2000 planmäßig<br />
weiter: Um r<strong>und</strong> 11 000<br />
Mitarbeiter wurde die aktive<br />
Belegschaft sozialverträglich<br />
reduziert. In diesem Jahr werden<br />
weitere 6700 Stellen abgebaut.<br />
Im vestischen Emscher-<br />
Lippe-Raum wird damit die<br />
Anzahl der bei der DSK beschäftigten<br />
Mitarbeiter auf unter<br />
sieben Prozent Anteil an<br />
den Gesamtbeschäftigten sinken.<br />
Die RAG-Aktiengesellschaft<br />
konnte im Jahr 2000 ihr<br />
Ergebnis vor Ertragssteuern auf<br />
302 Mio. Euro bei einem Konzernumsatz<br />
von r<strong>und</strong> 14,8<br />
Mrd. Euro steigern.<br />
Dr. Heiko Winkler, Vorstandsvorsitzender<br />
Westfälische Provinzial, Münster.<br />
den DM. Die Stornoquote lag mit 2,9 Prozent<br />
deutlich unter dem Branchendurchschnitt von<br />
4,52 Prozent <strong>und</strong> wird als Beleg für die seriöse<br />
Beratung der Provinzial-Geschäftsstellen <strong>und</strong><br />
der Sparkassen in <strong>Westfalen</strong> gewertet.
REGIONAL<br />
REPORT<br />
Wenn der K<strong>und</strong>e<br />
mit Lepta bezahlt<br />
....<br />
Morgens um neun ist die Welt<br />
nicht mehr in Ordnung. Kurz<br />
nach Ladenöffnung betritt der<br />
erste K<strong>und</strong>e am 2. Januar 2002<br />
das Geschäft, kauft einen Liter<br />
Milch für 58 Cent <strong>und</strong> bezahlt<br />
mit einem 100-Euro-Schein.<br />
Den hat er ein paar Minuten<br />
vorher aus dem Geldautomaten<br />
gezogen. Und die Kassiererin?<br />
Stutzt kurz <strong>und</strong> gibt 99<br />
Euro <strong>und</strong> 42 Cent raus. Klare<br />
Sache: „Das Geschäft wird als<br />
Wechselstube missbraucht“,<br />
warnte Prof. Dr. Bodo Risch<br />
von der IHK Münster in der<br />
Stadthalle Rheine den Handel<br />
vor. Eingeladen hatten zu der<br />
Informationsveranstaltung zur<br />
Euro-Bargeld-Einführung IHK,<br />
Volksbanken <strong>und</strong> Kreishandwerkerschaft.<br />
Mit dem Euro steigt im Einzelhandel<br />
auch der Vorrat an<br />
Wechselgeld. In der Regel<br />
macht das Kleingeld drei Prozent<br />
des Umsatzes aus. „Mit<br />
dem Euro steigt der Wechselgeldbedarf<br />
auf 30 Prozent“, erklärte<br />
Risch. Gr<strong>und</strong>: Am ersten<br />
Tag der Euro-Einführung werden<br />
90 Prozent der K<strong>und</strong>en<br />
ihre Einkäufe noch mit D-Mark<br />
bezahlen. Das Wechselgeld gibt<br />
es ausschließlich in Euro. In die<br />
Kasse kommt folglich wenig<br />
Euro-Kleingeld hinein. Dafür<br />
wird der Euro in Massen herausgegeben.<br />
Schwierig wird es für beide: Für<br />
K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Verkäufer. Zumal<br />
die Euro-Münzen zunächst ungewohnt<br />
erscheinen. Die Deutschen<br />
finden auf der Rückseite<br />
beispielsweise das bekannte Eichenblatt<br />
vom Ein-Pfennig-<br />
Stück, das Brandenburger Tor<br />
<strong>und</strong> den B<strong>und</strong>esadler. Die europäischen<br />
Nachbarn haben<br />
sich für andere Motive entschieden.<br />
Auf spanischen Münzen<br />
gibt es König Juan Carlos<br />
zu sehen, die Griechen protzen<br />
mit einem Öltanker. Trotzdem<br />
ist jede Münze in Europa<br />
gesetzliches Zahlungsmittel.<br />
Auch die 20-Lepta-Münze. „Die<br />
Griechen haben es geschafft,<br />
dass die kleine Währung bei<br />
ihnen nicht Cent, sondern<br />
Lepta heißt“, erläutert Gerhard<br />
Baumann.<br />
Technologie-Initiative<br />
weitet sich aus<br />
....<br />
Schaffung von Venture Capital<br />
Fonds, Einrichtung einer Innovationsbörse<br />
auf Internetebene,<br />
Aufbau eines funktionierenden<br />
Netzwerkes – die<br />
Zwischenbilanz der Technologie-Initiative<br />
Münster (tim) fiel<br />
r<strong>und</strong>um positiv aus. Der Maßnahmenkatalog,<br />
den das Gutachten<br />
„Initiative Zukunfts-<br />
REGIONALREPORT<br />
Die Strategie der kommunalen <strong>Wirtschafts</strong>förderung stand im Mittelpunkt<br />
der Sitzung des IHK-Regionalausschusses für die Stadt Münster.<br />
Bereits vor Beginn des Referates von Stadtdirektor Horst Frye (2.v.l.)<br />
stiegen der Direktor des Arbeitsamtes Münster, Wolf-Rüdiger Schwedhelm,<br />
der Ausschussvorsitzende, IHK-Vizepräsident Lutz Stroetmann,<br />
<strong>und</strong> IHK-Geschäftsführer Wolfgang Verst in die Diskussion über die wirtschaftliche<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Zukunft der Stadt ein (v.r.). Schwedhelm<br />
berichtete dem Ausschuss über aktuelle Trends des regionalen Arbeitsmarktes<br />
<strong>und</strong> der Arbeitsmarktpolitik. Foto: Krüdewagen<br />
technologien Münster“ der tim<br />
in ihrer Geburtsst<strong>und</strong>e 1998<br />
mit auf den Weg gab, wurde<br />
auf allen Feldern umgesetzt.<br />
„Jetzt geht es darum, zusätzliche<br />
Projekte anzuregen, die<br />
den Technologiestandort Münster<br />
weiter nach vorne bringen“,<br />
so Stadtdirektor Horst Freye<br />
mit dem Blick auf schlummernde<br />
Wissenschafts- <strong>und</strong><br />
Forschungspotenziale in der<br />
Hochschulstadt. „Münster ist<br />
auf dem Sprung zu einem der<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 43
führenden Standorte für Nanobiotechnologie.<br />
Die Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Erfolge, die wir hier<br />
verbuchen – zuletzt mit der<br />
vorderen Platzierung beim<br />
B<strong>und</strong>eswettbewerb BioProfile –<br />
werden dabei von großem<br />
Nutzen sein“, prognostizierte<br />
Freye.<br />
Zustimmung gab es von der<br />
tim – ein Zusammenschluss von<br />
Hochschulen, IHK, HWK, Sparkasse,<br />
Technologiepark GmbH,<br />
Institut für Chemo- <strong>und</strong> Biosensorik,<br />
der Bio-Gen-Tec NRW,<br />
Kompetenzzentrum Nanoanalytik<br />
<strong>und</strong> Stadt – zum geplanten<br />
Ausbau des Standortmarketings<br />
<strong>und</strong> zur Optimierung der<br />
Innovationsbörse. Diese Datenbank<br />
im Internet ist Informationsplattform<br />
für Forschung<br />
<strong>und</strong> Anwendung, für Hoch-<br />
44 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
REGIONALREPORT<br />
Baustoff-Fachhändler verhalten optimistisch<br />
Die im Verband der WestdeutschenBaustoff-Fachhandel<br />
e.V., Wuppertal, organisierten<br />
Baustoff-Fachhändler<br />
schauen verhalten optimistisch<br />
in die Zukunft. Im letzten<br />
Jahr verzeichneten die<br />
454 Unternehmer zwar einen<br />
Umsatzrückgang von 1,3 Prozent,<br />
konnten sich aber noch<br />
vom b<strong>und</strong>esweit negativen<br />
Trend (minus 3,8 Prozent)<br />
abheben. „In <strong>Nord</strong>rhein-<br />
<strong>Westfalen</strong> sind im letzten Jahr<br />
die Baugenehmigungen für<br />
Wohnungen um r<strong>und</strong> 15 Prozent<br />
zurückgegangen, mit<br />
negativen Auswirkungen auf<br />
die 45 Baustoff-Fachhändler<br />
mit über 60 Standorten im<br />
Bezirk Münster“, schildert<br />
Wilm Kemper, (Vreden), Bezirksvorsitzender<br />
dieser Region,<br />
auf der Bezirksversammlung<br />
in Ahaus-Wüllen.<br />
Ein Wachstumspotenzial für<br />
die Baustoff-Fachhändler<br />
sieht Kemper im Modernisierungsmarkt.<br />
Bereits heute<br />
entfallen r<strong>und</strong> 47 Prozent des<br />
gesamten Wohnungsbauvolumens<br />
auf Modernisierungsmaßnahmen<br />
– Tendenz steigend.<br />
„Die Kleinen sind in Deutschland<br />
offenbar immer die<br />
Dummen“, zeigt sich Wilm<br />
Kemper, gleichzeitig wirtschaftspolitischer<br />
Sprecher<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes Deutscher<br />
Baustoff-Fachhandel<br />
(BDB), München, enttäuscht<br />
über die vom B<strong>und</strong>eskabinett<br />
beschlossene Reform des Betriebsverfassungsgesetzes.<br />
Die im BDB organisierten<br />
r<strong>und</strong> 1500 Baustoff-Fachhändler<br />
sind von der Reform<br />
besonders betroffen. Bei<br />
ihren Unternehmen handelt<br />
es sich um vorwiegend familiengeführte<br />
Klein- <strong>und</strong> mittelständische<br />
Betriebe mit<br />
durchschnittlich 17 Beschäftigten.<br />
Zwischen Arbeitnehmern<br />
<strong>und</strong> Arbeitgebern ist<br />
über Jahrzehnte hinweg ein<br />
partnerschaftliches Verhältnis<br />
gewachsen. Diese oftmals<br />
familiären Strukturen sind<br />
durch die Reform des Betriebsverfassungsgesetzesgefährdet.<br />
Denn der Gesetzentwurf<br />
sieht vor, in Betrieben<br />
von fünf bis 50 Mitarbeitern<br />
sogar gegen den Willen der<br />
Belegschaftsmehrheit einen<br />
Betriebsrat zu bilden.<br />
schulen <strong>und</strong> Wirtschaft. Für<br />
das nächste Jahr ist eine „Woche<br />
des Existenzgründers“ mit<br />
Austausch, Informationen <strong>und</strong><br />
Seminaren geplant.<br />
....<br />
Holding soll Steuernachteile<br />
vermeiden<br />
Als Reaktion auf die Benachteiligung<br />
öffentlich-rechtlicher<br />
Versicherer durch die Reform<br />
der Unternehmensbesteuerung<br />
ändert die Westfälische Provinzial<br />
voraussichtlich zum 1. Januar<br />
2002 ihre Struktur. Vorbehaltlich<br />
abschließender Gremienentscheidungen<br />
<strong>und</strong> aufsichtsrechtlicherGenehmigungen<br />
soll das operative Versicherungsgeschäft<br />
auf zwei Aktiengesellschaften<br />
– je eine für die<br />
Schaden- <strong>und</strong> Unfallversicherung<br />
<strong>und</strong> die Lebensversicherung<br />
– übertragen werden. Als<br />
Dach für die beiden Versicherungs-Aktiengesellschaften<br />
soll<br />
eine Holding geschaffen werden,<br />
die wie bisher als Anstalt<br />
öffentlichen Rechts geführt<br />
wird. Dadurch können steuerliche<br />
Mehrbelastungen im Vergleich<br />
zu privatwirtschaftlichen<br />
Versicherungskonzernen von<br />
ca. 30 Millionen DM vermieden<br />
werden.<br />
Unabhängig davon sollen die<br />
seit einiger Zeit mit den Provinzial-Versicherungsanstalten<br />
der Rheinprovinz geführten<br />
Gespräche fortgesetzt werden.<br />
Wie der Vorstandsvorsitzende<br />
Dr. Heiko Winkler auf der<br />
Bilanzpressekonferenz bekräftigte,<br />
ist es aus Sicht der Westfälischen<br />
Provinzial <strong>und</strong> ihrer<br />
Eigentümer strategisch <strong>und</strong><br />
ökonomisch sinnvoll, die beiden<br />
Unternehmen, die in ihrer<br />
Region jeweils Marktführer<br />
sind, unter das „gemeinsame<br />
Dach“ einer Steuerungs-Holding<br />
zu bringen.<br />
Pferdestärken im<br />
Ruhrgebiet für das<br />
Münsterland<br />
....<br />
Unternehmer aus dem Münsterland,<br />
darunter Hoteliers, Immobilienhändler<br />
<strong>und</strong> Marketingexperten,<br />
wollen im Ballungsraum<br />
Ruhrgebiet die Leistungsfähigkeit<br />
der regionalen<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> die touristische<br />
Liebenswürdigkeit des Münsterlandes<br />
demonstrieren. Dafür<br />
veranstalten sie am 7. September<br />
auf der Trabrennbahn<br />
Recklinghausen den 1. Münsterland-Renntag.<br />
Hotelier Lutz Holtmann aus<br />
Münster meint dazu: „Unsere<br />
Region <strong>und</strong> Pferde gehören<br />
doch zusammen wie der Filmklassiker<br />
,Dinner for one’ <strong>und</strong><br />
der Silvesterabend. Da ist es<br />
nur konsequent, für unsere<br />
quicklebendige Region leistungsfähige<br />
Pferdestärken zu<br />
mobilisieren.“ Regierungspräsident<br />
Dr. Jörg Twenhöven ließ<br />
sich spontan als Schirmherr gewinnen<br />
<strong>und</strong> sprach von einer<br />
„sehr guten Idee“. Identifikation<br />
zwischen der münsterlän-<br />
dischen Bevölkerung mit ihrer<br />
Region zu stiften bzw. zu stärken,<br />
ist nach dem Willen der<br />
Ascheberger Organisatorin Elke<br />
Platvoet ein weiteres Ziel. Daher<br />
sollen viele Aktionen r<strong>und</strong><br />
um den Renntag im Münsterland<br />
unter anderem mit dem<br />
zweifachen Traber-Weltmeister<br />
<strong>und</strong> Dauerchampion Heinz Wewering<br />
stattfinden.<br />
Alle 13 Prüfungen beim Münsterland-Renntag<br />
stehen im Zeichen<br />
regionaler Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Organisationen. Für interessierte<br />
Firmen ist bei der<br />
Eventagentur Prinz eine Sponsoren-Hotline<br />
unter Telefon<br />
(0 23 61) 90 11 22 eingerichtet.<br />
....<br />
Transferzentrum E-Business<br />
„Transferzentrum E-Business<br />
Gronau“ heißt das neue Projekt<br />
des Innovationszentrums<br />
Gronau (IZG). Darin werden<br />
Unternehmen aus der Region<br />
bei Einführung <strong>und</strong> Einsatz<br />
von E-Business-Lösungen unterstützt.<br />
Das Projekt, das drei<br />
Jahre läuft, wird vom Ministerium<br />
für Arbeit <strong>und</strong> Soziales,<br />
Qualifikation <strong>und</strong> Technologie<br />
des Landes <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong><br />
(MASQT) mitfinanziert. Geplant<br />
sind Workshops, Präsentationen<br />
<strong>und</strong> Schulungen, für<br />
die im Innovationszentrum ein<br />
Multimediaraum mit elf Internet-PC<br />
eingerichtet wird.<br />
Mehr Informationen: IZG, Dirk<br />
Hölscher, Tel. (0 25 62) 91 21 03.<br />
Euro<br />
Der Countdown für die<br />
Bargeld-Einführung läuft!<br />
www.ihk-muenster.de<br />
bietet Tipps, Seminare,<br />
<strong>und</strong> Service zum Bargeldbedarf<br />
<strong>und</strong> Schutz vor<br />
Falschgeld.<br />
Faxabruf (02 51) 707-401
PERSONEN<br />
Richter wird Professor<br />
....<br />
Bis vor kurzem sorgte Dr. Thomas<br />
Korenke als Richter am<br />
Thüringer Landessozialgericht<br />
für Gerechtigkeit. Von seinen<br />
richterlichen Erfahrungen profitieren<br />
nun die Studierenden<br />
des Recklinghäuser Fachbereichs<br />
<strong>Wirtschafts</strong>recht der<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen.<br />
Dorthin ist der 35-<br />
Jährige zum Professor berufen<br />
worden. Die Lehrgebiete von<br />
Thomas Korenke sind bürgerliches<br />
Recht, Sozialrecht, Arbeitsrecht<br />
<strong>und</strong> Verfahrensrecht.<br />
....<br />
VDMA-Hauptgeschäftsführer<br />
als Nachfolger vorgeschlagen<br />
Nach gemeinsamem <strong>und</strong> einstimmigem<br />
Beschluss durch<br />
Präsidium <strong>und</strong> Vorstand des<br />
Deutschen Industrie- <strong>und</strong> Handelstages<br />
(DIHT) wird Präsident<br />
Ludwig Georg Braun der DIHT-<br />
Vollversammlung Dr. Martin<br />
Wansleben (42) für das Amt<br />
des DIHT-Hauptgeschäftsführers<br />
vorschlagen. Die Vollversammlung<br />
wird über den Vorschlag<br />
in ihrer kommenden<br />
Herbstsitzung am 26./27. September<br />
2001 in Arnsberg beraten<br />
<strong>und</strong> beschließen.<br />
Wansleben ist seit 1999 Hauptgeschäftsführer<br />
des Verbandes<br />
Deutscher Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />
e.V. (VDMA). „Der<br />
Wechsel erfolgt in einvernehmlicher<br />
Abstimmung mit dem<br />
VDMA“, so Braun. Wansleben<br />
steht damit am 1. November<br />
als Nachfolger von Dr. Franz<br />
Schoser zur Wahl. Schoser hat<br />
den Deutschen Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelstag mehr als zwanzig<br />
Jahre geführt <strong>und</strong> tritt dann in<br />
den Ruhestand.<br />
Dr. Martin Wansleben wurde<br />
am 9. August 1958 in Köln geboren.<br />
Nach dem Studium der<br />
Volkswirtschaft begann er 1982<br />
seine Tätigkeit beim VDMA.<br />
Hier war er seit 1989 als Abteilungsleiter,<br />
seit 1994 als Mitglied<br />
der Hauptgeschäftsführung<br />
<strong>und</strong> seit 1999 als<br />
Hauptgeschäftsführer tätig.<br />
Wansleben ist verheiratet <strong>und</strong><br />
hat drei Kinder.<br />
Hans Fockenberg –<br />
65 Jahre<br />
....<br />
Der Bottroper Unternehmer<br />
Hans Fockenberg, Inhaber der<br />
Firma Grünes Warenhaus – Gartencenter,<br />
feierte am 12. Juni<br />
seinen 65. Geburtstag. Der erfolgreiche<br />
Unternehmer ist seit<br />
1988 ehrenamtlich als Mitglied<br />
des IHK-Regionalausschusses<br />
für die Stadt Bottrop tätig. Die<br />
IHK Münster gratuliert Hans<br />
Fockenberg zu seinem besonderen<br />
Geburtstag <strong>und</strong> dankt<br />
ihm für sein langjähriges Engagement<br />
für die regionale Selbstverwaltung<br />
der Wirtschaft.<br />
Willi Wieskötter –<br />
60 Jahre<br />
....<br />
Ohne Personal <strong>und</strong> Geld geht<br />
nichts. Und deshalb geht auch<br />
nichts ohne ihn, zumindest bei<br />
der IHK Münster. Denn für<br />
beides ist Willi Wieskötter hier<br />
als Verwaltungsleiter seit neun<br />
Jahren verantwortlich. Dabei<br />
gibt seine Amts- oder Funktionsbezeichnung<br />
nur unzureichend<br />
wieder, wie sehr er<br />
sowohl auf sparsame Haushaltsführung<br />
als auch auf das<br />
Personal achtet. Neudeutsche<br />
Synonyme wie „Human-Ressourcen“<br />
oder „Human-Kapital“<br />
kommen ihm nicht über<br />
die Lippen. Für ihn sind es die<br />
Mitarbeiter, die über Erfolg<br />
oder Misserfolg der Selbstverwaltung<br />
entscheiden. Am 4.<br />
Juni 2001 feierte er seinen 60.<br />
Geburtstag. Nicht nur die Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
seiner Abteilung nutzten die<br />
Gelegenheit, die ihnen entgegengebrachte<br />
Wertschätzung<br />
<strong>und</strong> Aufmerksamkeit „mit gleicher<br />
Münze heimzuzahlen.“<br />
Dass Willi Wieskötter in zentraler<br />
Position verantwortlich<br />
ist, kommt nicht von ungefähr.<br />
Seit fast 40 Jahren arbeitet er<br />
für die IHK mit großem Engagement.<br />
Nach einer Ausbildung<br />
zum Großhandelskaufmann<br />
<strong>und</strong> anschließenden Stationen<br />
in verschiedenen Unternehmen<br />
begann er 1962 bei<br />
der IHK Münster als Angestellter<br />
im Geschäftsbereich Berufsbildung.<br />
1967 wechselte er in<br />
die Beitragsabteilung, wo er<br />
1979 zum Referenten befördert<br />
wurde. Bevor Willi Wieskötter<br />
1992 zum Verwaltungsleiter<br />
aufstieg, war er sieben Jahre<br />
zunächst stellvertretender Verwaltungsleiter.<br />
Schon hier waren<br />
seine hohen fachlichen<br />
<strong>und</strong> menschlichen Qualitäten<br />
bei sämtlichen Fragen zur Personalverwaltung<br />
gefragt, wie<br />
Willi Wieskötter, IHK-Verwaltungsleiter,<br />
wurde 60 Jahre alt.<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr.<br />
Christian Brehmer bei der Gratulation<br />
noch einmal unterstrich.<br />
Sein Sachverstand in Sachen<br />
Haushaltsplanung <strong>und</strong> Personalverwaltung<br />
ist jedoch auch<br />
außerhalb des Münsterlandes<br />
<strong>und</strong> der Emscher-Lippe-Region<br />
geschätzt. Willi Wieskötter ist<br />
im Kreis der Verwaltungsleiter<br />
der nordrhein-westfälischen Industrie-<br />
<strong>und</strong> <strong>Handelskammer</strong>n<br />
engagiert <strong>und</strong> Mitglied im Vorstand<br />
der Vereinigung der Verwaltungsleiter<br />
auf B<strong>und</strong>esebene.<br />
PERSONEN<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 45
FIRMEN<br />
JUBILÄEN VERKEHR<br />
....<br />
25 Jahre Rhein-Ruhr-Karton<br />
An sieben Standorten betreibt<br />
die Panther-Gruppe in Deutschland<br />
die Produktion von Papier<br />
<strong>und</strong> Wellpappe sowie deren<br />
vielschichtige Veredelung.<br />
Auch im Ruhrgebiet ist das<br />
Unternehmen präsent: seit 25<br />
Jahren in Bottrop. Vor einem<br />
Vierteljahrh<strong>und</strong>ert bedurfte es<br />
großer persönlicher Anstrengungen<br />
<strong>und</strong> Loyalität einiger<br />
Panther-Mitarbeiter, die Vision<br />
der Unternehmensausdehnung<br />
in Richtung <strong>Nord</strong>rhein-<strong>Westfalen</strong><br />
wahr zu machen. Als<br />
1976 das erste westdeutsche<br />
Unternehmen der Panther-<br />
Gruppe in Bottrop entstand,<br />
war das Image des Ruhrgebietes<br />
noch etwas zwiespältig.<br />
Aber weitsichtige Stadtväter<br />
ebneten in Rekordzeit den<br />
Weg, so dass die Rhein-Ruhr-<br />
Karton (RRK) innerhalb weniger<br />
Monate im neu erschlossenen<br />
Industriegelände Bottrop-<br />
Boy den Bau einer Wellpappenfabrik<br />
realisieren konnte. Bei<br />
dem rasanten Entwicklungstempo,<br />
welches die RRK Wellpappenfabrik<br />
dann vorlegte,<br />
kann man rückblickend durchaus<br />
staunen. Produktionsanlauf<br />
war im September 1976,<br />
die Tagesleistung betrug zu der<br />
Zeit r<strong>und</strong> 65 000 Quadratmeter.<br />
Heute produziert die RRK Wellpappenfabrik<br />
fast 400 000 Quadratmeter<br />
Wellpappe täglich.<br />
1999 kaufte die Panther-<br />
Gruppe das Nachbargr<strong>und</strong>stück<br />
mit Lagerhalle <strong>und</strong> Bürogebäude<br />
(20 000 Quadratmeter<br />
Gesamtfläche). Alle Erweiterungs-<br />
oder Modernisierungsmaßnahmen<br />
dienen der Sicherstellung<br />
des hohen Qualitätslevels<br />
der Produktion sowie<br />
der Produktivitätssteigerung.<br />
R<strong>und</strong> 170 Mitarbeiter beschäftigt<br />
die RRK.<br />
Leistungsfähigkeit<br />
nachweisen<br />
....<br />
Unternehmen, denen die Güterkraftverkehrserlaubnis<br />
oder<br />
Gemeinschaftslizenz vor dem<br />
1. Oktober 1999 erteilt wurde,<br />
müssen die Anforderungen an<br />
die finanzielle Leistungsfähigkeit<br />
nach § 2 Abs. 1 der Berufszugangsverordnung<br />
für den<br />
Güterkraftverkehr spätestens<br />
am 1. Oktober 2001 erfüllen.<br />
Die Unterlagen müssen dem<br />
Straßenverkehrs- oder Ordnungsamt<br />
als Genehmigungsbehörde<br />
vorgelegt werden. Dies<br />
gilt insbesondere für alle Unternehmen,<br />
die nach In-Kraft-<br />
Treten des neuen Güterkraftverkehrsgesetzes<br />
ihre alten Genehmigungen<br />
in neue Genehmigungen<br />
umgetauscht haben,<br />
ohne neue Daten über die finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit<br />
vorzulegen.<br />
....<br />
ADR/RID nicht rechtzeitig<br />
veröffentlicht<br />
Die für dieses Jahr vorgesehenen<br />
Rechtsänderungen für den<br />
Transport gefährlicher Güter<br />
haben auch Auswirkungen auf<br />
die Schulung <strong>und</strong> Prüfung von<br />
Gefahrgutfahrern <strong>und</strong> Gefahrgutbeauftragten.<br />
Die Industrie<strong>und</strong><br />
<strong>Handelskammer</strong>n hatten<br />
beabsichtigt, die Schulung <strong>und</strong><br />
Prüfung zum 1. Juli 2001 umzustellen<br />
(siehe <strong>Wirtschafts</strong>spiegel<br />
1/2001). Die Festlegung<br />
dieses Termins erfolgte auf<br />
Gr<strong>und</strong> der Aussage des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Verkehr, Bau<strong>und</strong><br />
Wohnungswesen (BM-<br />
VBW), bis zu diesem Zeitpunkt<br />
die entsprechende Rechtsnorm<br />
zu veröffentlichen. Diese Aussage<br />
ist jedoch nicht mehr zutreffend.<br />
Das bedeutet, dass der<br />
Termin 1. Juli 2001 verschoben<br />
werden muss, da bis zu diesem<br />
Zeitpunkt weder potenzielle<br />
Prüfungsteilnehmer noch<br />
Schulungsveranstalter im Besitz<br />
der veröffentlichten neuen<br />
Rechtsnormen sind. Der Termin<br />
für die Umstellung der<br />
Schulung <strong>und</strong> Prüfung wird<br />
nunmehr auf den 1. November<br />
2001 – in der Hoffnung, dass<br />
bis zu diesem Zeitpunkt der<br />
Gesetz- <strong>und</strong> Verordnungsgeber<br />
die entsprechenden Rechtsnormen<br />
veröffentlicht hat – festgelegt.<br />
Dies bedeutet, dass bis<br />
zum 31. Oktober 2001 gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
Schulungen <strong>und</strong> Prüfungen<br />
– auch wenn das geänderte<br />
ADR <strong>und</strong> RID bzw. der<br />
IMDG-Code bis dahin in Kraft<br />
getreten sind – noch nach<br />
altem Recht durchgeführt werden.<br />
Die Ausnahme ist der Bereich<br />
Luftverkehr, da für diesen<br />
Bereich bereits zum 1. Januar<br />
2001 die Rechtsnormen geändert<br />
wurden. Weitere Fragen<br />
beantwortet Beate Schleicher,<br />
IHK Münster (Geschäftsbereich<br />
Verkehr, Raumordnung, Telekommunikation,<br />
Tourismus),<br />
Telefon (02 51) 707-208.<br />
GGVSE-Entwurf wird<br />
überarbeitet<br />
....<br />
Das B<strong>und</strong>esjustizministerium<br />
(BMJ) hat dem Verordnungsentwurf<br />
Gefahrgutverordnung<br />
Straße/Eisenbahn (GGVSE) in<br />
der vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
(BMVBW) vorgelegten<br />
Form nicht zugestimmt.<br />
Das BMVBW muss den Entwurf<br />
nunmehr überarbeiten<br />
<strong>und</strong> ihn nochmals zur Rechtsförmlichkeitsprüfung<br />
dem BMJ<br />
vorlegen. Dies hat zur Folge,<br />
dass die GGVSE voraussichtlich<br />
erst im Oktober 2001 in den<br />
Gremien beraten werden kann.<br />
Um die Anwendung des international<br />
zum 1. Juli 2001 in<br />
Kraft tretenden ADR <strong>und</strong> RID<br />
auch in Deutschland zu ermöglichen,<br />
plant das BMVBW die<br />
Veröffentlichung einer Duldungsregelung.<br />
Die Bekanntmachung<br />
dieser Duldungsregelung<br />
soll jedoch erst nach Veröffentlichung<br />
der 9. RID bzw.<br />
der 15. ADR-Änderungsverordnung<br />
im B<strong>und</strong>esgesetzblatt Teil<br />
II erfolgen.
RECHT<br />
UND<br />
STEUERN<br />
....<br />
Aktuelle Steuertipps auf<br />
140 Seiten<br />
Bei jeder Lohn- <strong>und</strong> Gehaltsabrechnung<br />
ist der Arbeitgeber<br />
mit dem Lohnsteuerrecht befasst.<br />
Einen Überblick über die<br />
Änderungen, die Betriebe künftig<br />
berücksichtigen müssen,<br />
gibt die DIHT-Broschüre Lohnsteuer<br />
2001 (6. überarbeitete<br />
Auflage, A5, 140 Seiten). Sie ist<br />
zum Preis von 11 EUR (21,51<br />
DM) zu beziehen beim Deutschen<br />
Industrie- <strong>und</strong> Handelstag<br />
(DIHT), Publikationen-<br />
Service, Adenauerallee 148,<br />
53113 Bonn, Telefax-Bestellservice:<br />
(02 28) 1 04 16 26; Internet:<br />
http://www.diht.de.<br />
Internetrecht in der<br />
Praxis<br />
....<br />
Über das Internet können Waren<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen in<br />
der ganzen Welt angeboten<br />
werden. Den Möglichkeiten<br />
des Internet stehen aber zahlreiche<br />
Rechtsfragen gegenüber.<br />
Die Entwicklung des „Internetrechts“<br />
steckt dabei in den Kinderschuhen,<br />
zumal sich in vielen<br />
Bereichen noch keine gefestigte<br />
Rechtsprechung herausgebildet<br />
hat. Die aktuelle<br />
DIHT-Broschüre „Internetrecht<br />
in der Praxis“ (A5, 48 Seiten,<br />
Preis acht EUR / 15,65 DM) gibt<br />
einen guten Überblick über den<br />
derzeitigen Stand der Dinge.<br />
DIHT-Fax-Bestellservice: (02 28)<br />
104-16 26, www.diht.de.<br />
Verdachtskündigung<br />
nach Suspendierung<br />
....<br />
Auch wenn zwischen Arbeitgeber<br />
<strong>und</strong> Arbeitnehmer ein Auf-<br />
Steuerreform: Fortsetzung im Blick<br />
Die B<strong>und</strong>esregierung hat in<br />
ihrem jetzt veröffentlichten<br />
Bericht (www.b<strong>und</strong>es-finanzministerium.de/bfusteu.pdf)<br />
den erheblichen Änderungsbedarf<br />
im Umwandlungssteuerrecht,<br />
dem Recht der<br />
Besteuerung verb<strong>und</strong>ener Unternehmen<br />
<strong>und</strong> dem Außensteuerrecht<br />
erkannt. Die Notwendigkeit<br />
einer Reform dieser<br />
Rechtsgebiete ist von der<br />
Wirtschaft bereits seit langem<br />
immer wieder hervorgehoben<br />
worden. Sie wird durch den<br />
Systemwechsel bei der Körperschaftssteuer<br />
noch verschärft.<br />
Zudem ist durch das<br />
geänderte Unternehmenssteuerrecht<br />
zusätzlicher Regelungsbedarf<br />
entstanden.<br />
Im Vorfeld der Berichtserstellung<br />
hatte die Wirtschaft Gelegenheit,<br />
ihre Auffassungen<br />
zu den angesprochenen Problembereichen<br />
in umfangreichen<br />
Positionspapieren vorzulegen<br />
<strong>und</strong> sich an der Diskussion<br />
in dem vom B<strong>und</strong>esfinanzministeriumeingerichteten<br />
Beirat zu beteiligen. Hierbei<br />
sind in vielen Punkten unterschiedliche<br />
Auffassungen<br />
zwischen Verwaltung <strong>und</strong><br />
Wirtschaft deutlich geworden,<br />
die in dem Bericht nicht immer<br />
hinreichend zum Ausdruck<br />
kommen.<br />
hebungsvertrag unter Arbeitsfreistellung<br />
<strong>und</strong> Abfindungsvereinbarung<br />
vereinbart wurde,<br />
kann aufgr<strong>und</strong> eines schwerwiegenden<br />
Verdachts einer<br />
Straftat eine Verdachtskündigung<br />
erfolgen. Das hat das<br />
B<strong>und</strong>esarbeitsgericht im Fall<br />
eines K<strong>und</strong>enberaters einer<br />
Bank entschieden, mit dem der<br />
Arbeitgeber nach Abmahnung<br />
wegen eines Verstoßes gegen<br />
bankinterne Vorschriften einen<br />
Aufhebungsvertrag mit bezahlter<br />
Freistellung <strong>und</strong> eine Abfindung<br />
in Höhe von 106 000 DM<br />
vereinbart hatte. Nach Abschluss<br />
dieses Vertrages erfuhr<br />
der Arbeitgeber von dem dringenden<br />
Tatverdacht, dass der<br />
Arbeitnehmer K<strong>und</strong>engelder<br />
<strong>und</strong> der Bank anvertraute Vermögensanteile<br />
unterschlagen<br />
Der Bericht enthält eine Reihe<br />
wichtiger Reformvorschläge<br />
zur Besteuerung verb<strong>und</strong>ener<br />
Unternehmen, zu Umstrukturierungen<br />
<strong>und</strong> zum Außensteuerrecht.<br />
Allerdings gehen<br />
vor allem im Bereich der Besteuerung<br />
verb<strong>und</strong>ener Unternehmen<br />
<strong>und</strong> im Bereich der<br />
Umstrukturierung bei den als<br />
kurzfristig umsetzbar vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen die<br />
Reformvorschläge nicht weit<br />
genug. Geboten wären hier<br />
mutigere Schritte, die der Bericht<br />
zwar anspricht, aber zunächst<br />
einer späteren Diskussion<br />
zu-weist. Darüber hinaus<br />
bestehen in einigen Fragen<br />
gr<strong>und</strong>legende Meinungsunterschiede,<br />
die im weiteren<br />
Verfahren intensiv erörtert<br />
werden müssen. Im Anschluss<br />
an die Unternehmenssteuerreform<br />
darf die notwendige<br />
Fortentwicklung des Unternehmenssteuerrechts<br />
nicht<br />
halbherzig angegangen werden.<br />
Vielmehr bedarf es weitergehender<br />
Schritte, um die<br />
steuerlichen Rahmenbedingungen<br />
der Unternehmen im<br />
internationalen Wettbewerb<br />
steuerlich nicht zurückfallen<br />
zu lassen, sondern sie progressiv<br />
im Interesse von Wachstum<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung zu gestalten.<br />
habe <strong>und</strong> kündigte darauf hin<br />
das Arbeitsverhältnis fristlos.<br />
In seiner Begründung weist das<br />
Gericht darauf hin, dass dieser<br />
Verdacht geeignet sei, das bei<br />
dem K<strong>und</strong>enbetreuer einer<br />
Bank unerlässliche Vertrauen<br />
in die Ehrlichkeit zu zerstören<br />
<strong>und</strong> damit die Fortsetzung des<br />
Arbeitsverhältnisses bis zum<br />
Ablauf der Kündigungsfrist unzumutbar<br />
mache. Dem stehe<br />
auch die Freistellung des Arbeitnehmers<br />
nicht entgegen. Es<br />
sei der Bank nicht zumutbar,<br />
an den Arbeitnehmer weitere<br />
Gehalts- oder Abfindungszahlungen<br />
zu leisten, obgleich das<br />
Vertrauensverhältnis aufgr<strong>und</strong><br />
des Verdachts einer Straftat<br />
endgültig zerstört sei. (Urteil<br />
des BAG vom 5. April 2001;<br />
Az.: 2 AZR 217/00).<br />
RECHT UND STEUERN<br />
AUSSTELLUNGEN<br />
Der neue Küttner<br />
....<br />
Mit der 8. Auflage des Personalbuchs<br />
von Dr. Wolfdieter Küttner<br />
wird das erfolgreiche Konzept,<br />
dem Personalpraktiker in<br />
den eng vernetzten Gebieten<br />
Personalrecht, Arbeitsrecht,<br />
Lohnsteuerrecht <strong>und</strong> Sozialversicherungsrecht<br />
Orientierung<br />
<strong>und</strong> ein verlässliches Arbeitsmittel<br />
an die Hand zu geben,<br />
konsequent fortgesetzt. Das<br />
Personalbuch 2001 wendet sich<br />
an Unternehmer, Personalabteilungen,<br />
Steuerberater,<br />
Rechtsanwälte <strong>und</strong> Richter.<br />
Personalbuch 2001: Verlag C. H.<br />
Beck, 2539 S., 178 DM, ISBN 3-<br />
406-46905-1; Buch <strong>und</strong> CD zusammen<br />
378 DM.<br />
AUS<br />
STELLUNGEN<br />
Messekarten<br />
....<br />
Bei der IHK Münster sind Eintrittskarten<br />
für Fachbesucher<br />
im Vorverkauf für folgende<br />
Messen erhältlich:<br />
Herren-Mode-Woche – Köln<br />
13. bis 15. Juli<br />
Tageskarte 16,36 EUR/32 DM<br />
Zweitagesk. 25,56 EUR/50 DM<br />
Dauerkarte 32,21 EUR/63 DM<br />
Kind + Jugend – Köln<br />
27. bis 29. Juli<br />
Tageskarte 12,78 EUR/25 DM<br />
Zweitagesk. 19,43 EUR/38 DM<br />
Dauerkarte 25,56 EUR/50 DM<br />
Auskünfte über weitere internationale<br />
Fachmesse: Hauptgeschäftsstelle<br />
der IHK, Tel.<br />
(02 51) 707-100, Vestische<br />
Gruppe in Gelsenkirchen, Tel.<br />
(02 09) 388-100, Geschäftsstelle<br />
Westmünsterland in Bocholt,<br />
Tel. (0 28 71) 99 03-0.<br />
wirtschaftsspiegel 7 · 2001 47
Rating: Chance für den<br />
Mittelstand<br />
Die Unternehmensbewertung<br />
von der Stange ist „out“, Individualisierung<br />
im Rahmen von<br />
Unternehmensrating ist „in“.<br />
Zwei Experten setzten sich auf<br />
Einladung der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
(WJ) mit dieser Thematik<br />
auseinander.<br />
Prof. Dr. Jens Leker, Geschäftsführender<br />
Direktor des Instituts<br />
für betriebswirtschaftliches<br />
Management im Fachbereich<br />
Chemie <strong>und</strong> Pharmazie der<br />
Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
(WWU) stellte fest,<br />
dass Mittelstandsrating nichts<br />
Neues darstelle. In Deutschland<br />
seien Bonitätsprüfungen<br />
mittelständischer Unternehmen<br />
bisher in der Regel ausschließlich<br />
durch Kreditinstitute<br />
im Rahmen des Kreditengagements<br />
der Banken erfolgt.<br />
Für die Zukunft zeichne<br />
sich ein Wandel ab: Durch Basel<br />
II, das unter anderem eine<br />
Neuregelung der Verpflichtung<br />
78 wirtschaftsspiegel 7 · 2001<br />
WIRTSCHAFTSJUNIOREN<br />
„Jeder, der wirklich will, kann<br />
es schaffen“, bewertete Designunternehmer<br />
Rolf Fehlbaum<br />
vor einer Delegation der <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
Deutschland in<br />
Weil am Rhein die Erfolgsaussichten<br />
für Designunternehmer<br />
im deutschen Markt. Mit der<br />
Veranstaltungsreihe design<br />
markets wollen die Jungunternehmer<br />
12 000 <strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
in Deutschland auf die<br />
Erfolgspotenziale von Designmanagement<br />
aufmerksam<br />
machen.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
Münster<br />
zur Eigenkapitalunterlegung<br />
des Kreditgeschäftes von Banken<br />
vorsehe, erhielten Ratings<br />
ein neues Gewicht. Zur Bewertung<br />
eines Unternehmens<br />
werde daher nicht nur eine<br />
steigende Zahl von quantitativen<br />
Kriterien <strong>und</strong> Kennzahlen<br />
aus zeitnahen Abschlüssen<br />
herangezogen, sondern auch<br />
Branchenindikatoren <strong>und</strong> qualitative<br />
Daten in die Betrachtung<br />
einbezogen. Ziel sei es,<br />
Prognosen sicherer zu machen<br />
<strong>und</strong> das Insolvenzrisiko des<br />
Schuldners abzuschätzen. Für<br />
den Mittelstand können<br />
Ratings interessant sein, weil<br />
sie einen besseren Zugang zu<br />
Krediten <strong>und</strong> günstigere Finanzierungskosten<br />
ermöglichten<br />
<strong>und</strong> für ein besseres Image des<br />
Heute schon auf<br />
Schalke gewesen?<br />
Klicken Sie doch mal:<br />
www.wj-aufschalke.de<br />
Viel Platz für junge Designunternehmen<br />
Nach Ansicht von Fehlbaum<br />
bietet der deutsche Markt noch<br />
reichlich Platz für ambitionierte<br />
Unternehmer mit innovativen<br />
Ideen. Erfolgsfaktor Nummer<br />
eins nach Ansicht des Routiniers<br />
Fehlbaum: Es muss mehr<br />
als nur das Denken an Profit im<br />
Spiel sein. Dazu passt, dass der<br />
60-jährige vitra-Chef Designunternehmen<br />
nicht nach Umsatz<br />
<strong>und</strong> Profitabilität bewertet.<br />
„Oft sind die kleinen Unternehmen<br />
die wirklich spannenden“,<br />
so Fehlbaum. „Von den 12 000<br />
Prof. Leker: Von einem individuellen Rating profitieren mittelständische<br />
Unternehmen. Foto: Emmerich<br />
Unternehmens sorgen könnten.<br />
Die im Laufe des Ratingverfahrens<br />
gewonnenen Informationen<br />
über mögliche Defizite<br />
seien Ansätze für Verbesserungen.<br />
In seinen Ausführungen ging<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Baetge,<br />
Direktor des Instituts für Revisionswesen<br />
der WWU, vor den<br />
<strong>Wirtschafts</strong>junioren insbesondere<br />
auf das von ihm entwickelte<br />
Baetge-Bilanz-Rating<br />
(BBR) als Gr<strong>und</strong>lage interner<br />
<strong>und</strong> externer Ratings ein. Das<br />
BBR erfülle bereits jetzt die<br />
wesentlichen Anforderungen<br />
von Basel II <strong>und</strong> sei zudem<br />
mittelstandsfre<strong>und</strong>lich. Es erkenne<br />
Fortbestandsrisiken mit<br />
über 90 Prozent Zuverlässigkeit<br />
bis zu drei Jahre im voraus.<br />
„Schwachstellen im Unterneh-<br />
<strong>Wirtschafts</strong>junioren stammen<br />
viele aus Familienunternehmen<br />
<strong>und</strong> haben gerade das Ruder<br />
übernommen oder stehen kurz<br />
davor. Eine wichtige Phase für<br />
neue Wege der Unternehmensführung“,<br />
so Jörg Heithoff<br />
(Münster), Sprecher der Junioreninitiative<br />
„design markets“.<br />
„Unsere Besuche bei Vorzeigeunternehmen<br />
wie vitra sollen<br />
junge Unternehmerinnen <strong>und</strong><br />
Unternehmer inspirieren,<br />
Designmanagement als Werkzeug<br />
für Veränderung zu<br />
nutzen“, meint Heithoff.<br />
Der zweitägige Besuch beim<br />
men werden gezielt entdeckt,<br />
Gegenmaßnahmen zur Behebung<br />
der Schwachstellen können<br />
gezielt <strong>und</strong> rechtzeitig eingeleitet<br />
werden“, so Prof.<br />
Baetge.<br />
<strong>Wirtschafts</strong>junioren<br />
Münster<br />
Wenn Sie Interesse an der Arbeit<br />
der <strong>Wirtschafts</strong>junioren haben,<br />
rufen Sie an oder faxen Sie:<br />
Geschäftsführung<br />
Hans-Bernd Felken<br />
Telefon 0 28 71/99 03-17<br />
Telefax 99 03-40<br />
Felken@muenster.ihk.de<br />
Möbelproduzenten vitra in Weil<br />
am Rhein war die erste von drei<br />
Fallstudien, zu denen die Junioreninitiative<br />
„design markets“<br />
in diesem Jahr einlädt. Weitere<br />
Fallstudien in diesem Jahr:<br />
Am 19. September ein Besuch<br />
bei der Aloys F. Dornbracht<br />
GmbH Co. KG, Iserlohn, am<br />
4. Dezember bei der Leica<br />
Camera AG, Solms.<br />
Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
im Internet www.designmarkets.com<br />
oder bei Jörg<br />
Heithoff, Telefon (02 51)<br />
4148 40, E-Mail: joerg@heithoff.de.