treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
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Student der <strong>Hochschule</strong> plant Heizkraftwerk in Kaliningrad<br />
Je kälter, desto wirtschaftlicher<br />
„In einem Blockheizkraftwerk sorgt ein Motor für die elektrische<br />
Energie“, erklärt der 26-Jährige, „die Wärme wird<br />
über die Abgasentwicklung gewonnen.“ Nach dem Prinzip<br />
der Kraft-Wärme-Kopplung wird so über einen Generator<br />
Strom erzeugt, gleichzeitig erhitzt ein Wärmetauscher<br />
Wasser, das bei Bedarf in einem Speicher gelagert wird.<br />
Gemeinsam mit Sergei Yurkov, Dozent an der staatlichtechnischen<br />
Universität in Kaliningrad, plante und entwikkelte<br />
der Colbitzer Kriegel eine Anlage, die bis zu 30 Wohnungen<br />
mit Warmwasser und Strom versorgen könnte. Mit<br />
modernen Komponenten lässt sich eine solche Konstruktion<br />
auch im Keller ohne größere Lärmbelästigung betreiben.<br />
Anhand von Informationen über den Verbrauch der<br />
Bewohner sowie den örtlichen Klimadaten entwickelte<br />
Matthias Kriegel ein Profil, das die Anforderungen an ein<br />
Kraftwerk dieser Art festlegt.<br />
Doch ist es nötig, nach Russland zu gehen, um ein solches<br />
Projekt zu realisieren? Matthias Kriegel hat dafür eine einleuchtende<br />
Antwort: „Erst ab ungefähr einem halben Jahr<br />
ist eine solche Maschine wirtschaftlich“, erklärt er, „in<br />
Deutschland laufen die Heizungen oft gar nicht so lang“.<br />
In Kaliningrad hingegen fällt die Temperatur schon mal bis<br />
17 Grad Celsius unter Null – im Wochendurchschnitt. Auch<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 17<br />
februar 2006<br />
Dass die Gasheizung im Keller für die heimische Wärme sorgt, ist allseits bekannt. Und<br />
dass der Strom aus der Steckdose kommt, fast schon zu selbstverständlich. Kaum<br />
jemand käme da auf die Idee, sich ein eigenes Kraftwerk ins Haus zu stellen. Matthias<br />
Kriegel weiß jedoch, dass so eine Anschaffung durchaus Sinn hat. Der Student der Technischen<br />
Betriebswirt an der Fachhochschule berechnete für seine Diplomarbeit Kosten<br />
und Nutzen eines Blockheizkraftwerks. Doch nicht <strong>Magdeburg</strong> war sein Forschungsgebiet,<br />
Kriegel zog es nach Kaliningrad.<br />
Hier sollte das Blockheizkraftwerk einmal hinein: Matthias Kriegel mit Plänen eines Wohnblocks in Kaliningrad.<br />
steffen wilhelmi<br />
durch die kurzen Sommer haben Kaliningrader einen deutlich<br />
gleichmäßigeren Heizbedarf als Deutsche. Daher gilt<br />
das Prinzip: Je kälter, desto wirtschaftlicher.<br />
Doch damit es sich wirklich rechnet, müsste es wohl noch<br />
kälter in Kaliningrad sein. Denn basierend auf den Berechnungen<br />
von Matthias Kriegel lohnt sich ein BHKW in Kaliningrad<br />
nicht – oder noch nicht. Schuld daran sind die<br />
Preise. „Die Rahmenbedingungen in Russland sind etwas<br />
anders“, erklärt Uwe Zischkale, der Kriegel während seiner<br />
Arbeit in <strong>Magdeburg</strong> betreut. „Die Preise für Strom werden<br />
vom Staat vorgegeben und sind nicht frei“, sagt der<br />
Diplom-Ingenieur, „doch langsam ändert sich das.“ In ein<br />
paar Jahren sieht er die Chancen für ein Kraftwerk wie das<br />
von Matthias Kriegel deutlich steigen. Die Ergebnisse der<br />
Diplomarbeit könnten dann wieder von Nutzen sein.<br />
200.000 Euro kostet die Anschaffung eines 500 Kilowatt<br />
starken Blockheizkraftwerks nach den Berechnungen von<br />
Matthias Kriegel. Die Verteidigung seiner Arbeit ist auf<br />
Mitte Februar angesetzt. Die größte Entwarnung hat er<br />
schon. „Durchgefallen ist er jedenfalls nicht“, verrät<br />
Betreuer Zischkale mit einem Lächeln.<br />
Steffen Wilhelmi