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Und der Gewinner ist - Deutsche Filmakademie

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natürlich erzählt man anekdoten, wenn man<br />

über eine Frau spricht, die seit nunmehr genau<br />

sechzig Jahren das betreibt, was sie immer noch<br />

und gerade in zeiten <strong>der</strong> agenturenschwemme<br />

künstlermanagement nennt. anekdoten sind<br />

nicht nur kurzweilig, son<strong>der</strong>n auch aufschlussreich.<br />

aber wenn es um erna Baumbauer geht,<br />

will otto san<strong>der</strong> nicht nur komisch sein. er<br />

wird sehr nachdenklich, ruhig. er überlegt, was<br />

er zuerst erzählen soll. legt schon die Gedanken<br />

auf die Goldwaage, bevor sie überhaupt zu Worten<br />

werden. er ringt um die richtigen Begriffe.<br />

und bevor überhaupt einer ausgesprochen<br />

worden <strong>ist</strong>, hat man schon verstanden und zu<br />

spüren bekommen, welches Gefühl die künstler<br />

ihrer managerin erna Baumbauer in erster<br />

linie entgegenbringen: respekt. Dann geht es<br />

um ihre klugheit, ihre zuverlässigkeit. Dann<br />

geht es darum, dass sie immer noch den überblick<br />

hat und die richtigen Verbindungen. Dass<br />

produzenten nicht nur mit ihr reden, um mit<br />

ihr zu verhandeln, son<strong>der</strong>n, weil sie ihr gerne<br />

zuhören und ihren rat schätzen. Darum, dass<br />

ihre künstler wissen, sie sprechen mit ihr nur<br />

über Dinge, von denen sie etwas versteht. sie<br />

liest alle Drehbücher und schützt ihre klienten<br />

vor den falschen stoffen. nicht selten macht<br />

sie Vorschläge für umbesetzungen – gerne innerhalb<br />

ihrer eigenen klientel. Da <strong>ist</strong> sie dann<br />

managerin und casterin in personalunion.<br />

otto san<strong>der</strong> grübelt wie<strong>der</strong>. und dann erzählt<br />

er von ihrer kleinen stadtwohnung in<br />

münchen, die auch ihr Büro <strong>ist</strong>. und von den<br />

wenigen aktenordnern, in denen alles steht,<br />

was wichtig <strong>ist</strong> - die Verträge, die sperrtermine,<br />

die kontakte. und davon, dass sie ihm auch mal<br />

die ohren lang zieht. zum Beispiel, wenn er zu<br />

lange nichts gemacht hat o<strong>der</strong>, schlimmer noch,<br />

später als vereinbart zurückruft. und nun geht<br />

es schon lange nicht mehr nur um respekt. nun<br />

geht es um Dankbarkeit und liebe. aber irgendwann<br />

muss es in diesem metier ja auch mal ums<br />

Geld gehen. Da hilft dann wie<strong>der</strong> die anekdote.<br />

als erna Baumbauer unlängst unters messer<br />

musste, weil sie sich etwas gebrochen hatte, beschwor<br />

sie die ärzte: „sie können mir alles wegschneiden,<br />

nur nicht mein Gefühl für die zehn<br />

prozent!“ Das wissen iHre klienten natürlich<br />

auch an ihr zu schätzen.<br />

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