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fußball im norden.
text | marc langley
Zwei Worte ließen mich beim ersten
Querlesen des Buches stutzig
werden: Phönix Lübeck. Da war
doch was... B-Jugend, kleines Stadion,
wir gewannen. Und dann das: Phönix
Lübeck siegt im Achtelfi nale um die
Norddeutsche Meisterschaft 1910 auf
dem Platz des HSV am Rothenbaum
gegen St. Pauli. Hätte ich das damals
gewusst. Als Torwart hätte man da ja
was zur Belohnung machen können. Als
Schiedsrichter geht’s allerdings einfa-
cher, wie wir seit dem Hoyzer-Tag, dem
21. August 2004 oder dem 6. April 1952
wissen. 1952? Ja, Arminia Bielefeld
schaffte es, sich in annähernd zwölf (!!)
Spielen vom Abstieg freizukaufen, sehr
zum Leidwesen von Victoria Hamburg,
übrigens erster Nordmeister 1906, die
im Gegenzug abstiegen. Durch gezielte
Gespräche mit Spielern von u.a. Holstein
Kiel und Bremerhaven wurden die letz-
ten Spiele „umgestaltet“. Die Strafe kam
später, Bielefeld wurde aus der Oberliga
ausgeschlossen.
War doch alles besser früher:
Schiedsrichter waren in den Anfängen
des Fußballs gar nicht vorgesehen, es
wurde aus jedem Team ein „Spielkaiser“
bestimmt, der daraufhin über Regelver-
stöße zu entscheiden hatte. Die Rudelbil-
dung mit anschließender Massenschlä-
gerei hat wohl hier ihren Ursprung und
somit auch der Wunsch nach einer Spiel-
führung durch einen Unparteiischen, der
in den späten 20er Jahren seine Erfül-
lung fand. Ebenfalls schön zu lesen, sind
die Berichte von vergangenen, jedoch
unvergessenen Spielen, wie das Europa-
cup-Spiel Eintracht Braunschweigs
gegen Juventus Turin in dem Braun-
schweig 3:0, durch Tore von unter ande-
rem Peter Kaack in Führung ging bevor
dieser durch zwei Eigentore das Spiel
noch mal spannend machte.
Solche kuriosen Berichte gibt es hier
zuhauf. Gespickt von zahlreichen Fotos,
mit Herzblut und echtem Interesse auf-
bereitet ist das Buch ein Muss für jeden
Fan, der auf Tiefgang mit der Fußballge-
schichte Hamburgs und Norddeutsch-
lands gehen will. Aufgrund der Vielzahl
an Informationen über Mannschaften,
Persönlichkeiten, Geschichte, Tore und
Kuriositäten handelt es sich allerdings
eher um Stücklektüre, denn um Dan
Brown Spannung. Dann fi ndet man auch
heraus warum Appen (Kreis Pinneberg)
vor dem Spiel gegen SpVgg Lieth auf-
grund von Konfi rmationen
und Verletzungen zwar das
ganze Dorf nach Spielern
abklapperte, letztendlich mit
zwölf Spielern aufl ief und
diesen Umstand vor Fans,
Gegnern und Schiedsrichter
90 Minuten lang verborgen
hielt. Erst beim Einsam-
meln des damals übrigen
Wäschegeldes von 2 Mark
kam der Fehler (?!) ans
Licht. Geholfen hat es nicht,
Appen verlor 0:2.
Fußball im Norden
supporters news
100 Jahre Deutscher
Fußball-Verband
404 Seiten, gebunden, A4-
Format, Agon Sportverlag,
29,80Euro
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