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WO beten? - Franz Sales Verlag

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Im Licht der FrauVom Beten mitstinkenden SockenKatharina Grabner-HaydenSo unterschiedlich wie die Menschen, sounterschiedlich sind deren Gebetsformenund Gebetsorte.Als ich kürzlich mit meinem Kinderwagenspazieren ging, hielt ein PKW auf der Straße an.Der Fahrer, ein nicht Ortskundiger, wollte denOrt wissen, wo sich jährlich die Druiden imWald treffen. Ich hielt die Frage für einenFaschingsscherz und gab ihm leicht süffisantlächelnd den Ort an, an dem das diesjährigenärrische Faschingstreiben stattfand. Verärgertüber diese Auskunft fuhr er weg und ich hörteihn noch so etwas Ähnliches wie „ignoranterBauerntrampel“ murmeln. Da wollte dochtatsächlich jemand zu einem Druidentreffen wiebei Asterix und Obelix fahren. Und nochverrückter: Dieses Treffen fand wirklich statt,wie ich später erfuhr!!!!!So genannte Kraft- oder Energieorte erfreuensich in unseren Breiten eines regen Zuspruchs.Man pilgert zu Steinen, Steinkreisen, mythologischenWaldlichtungen, zu „Wegen der Erkenntnisund der Erleuchtung“, Quellen, Aussichtspunkten,in Höhlen, zu Wasserfällen (dort seidie göttliche Kraft am ursprünglichsten, heißt es,noch unverbraucht!), zu Tümpeln, Weihern,alten Bäumen, …Kein Problem, doch was suchen die Menschendort? Ihren Gott, eine Stimme, Erleuchtung?Jeden Sonntag gibt es mit unseren dreihalbwüchsigen Söhnen die gleiche leidlicheDiskussion. Warum sollen wir schon wieder inAuch Socken können zum Gebet anregendie Kirche gehen? Man könne doch auch ohnediese alten Gemäuer <strong>beten</strong>? Ich muss ihnenRecht geben.Ich bete, wann und wo immer es passt. Unddas passt genau dann, wenn ich meine Gedankenzu etwas Anderem erhebe, zu etwasAnderem hinwende, auch wenn es nur füreinen kurzen Moment ist.Das passiert beim Abwaschen, Bügeln, beimGartenarbeiten, beim Lateinvokabelnabprüfen,beim Trösten, wenn schon wieder eine Schularbeitein Misserfolg war, beim Autofahren, beimSchreiben, beim Kochen, beim Einkaufen, beiTelefonaten, beim Duschen, beim Windelwechseln,beim Warten bei Ärzten, beimSortieren der Wäsche, manches mal auch miteinem kleinen Fluch auf den Lippen, weil ichdas Unvermögen meiner vier Männer nichtertragen kann, die die schmutzigen Socken stetsvon ihren Füßen schieben und diese dann als12 Licht 3/2007

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