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„Materialien zu Über Jungs“ [PDF-Datei - 888 KB] - GRIPS Theater

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»über jungs«Interview mit demAnti-Aggressivitäts-Trainer und Autor Oliver LückMit Oliver Lück sprachen vom <strong>GRIPS</strong> <strong>Theater</strong> Winfried Tobias, Nora Hoch und Nana MellingWenn du das Stück mit deiner Wirklichkeit vergleichst: Wie sehen die Gruppen aus, die <strong>zu</strong> einem AAT kommen? Sehr realistisch sind <strong>zu</strong>m Beispiel die anfänglichen Hahnenkämpfe der Jungs. Erst sind alle Einzelgänger und tun so als wären sie vogelfrei. Das ist stimmig. Ich finde auch die Sprache stimmt. In Wirklichkeit ist sie natürlich noch krasser. Ganz oft gibt die Auflage vor, ob das AAT in der Schule stattfindet oder ob es über die Bewährungshilfe geht. Die Jugendlichen sind von Außen gezwungen. Was heißt es gibt einen großen Teil Fremdmotivation, was die Sache unglaublich schwierig macht, wie im Stück. Dabei gibt’ s die, die sich von Anfang an sträuben: »Das müssen wir machen, sonst gehen wir in den Knast, wir machen es aber so wenig engagiert wie nur möglich.« Natürlich hast du aber immer auch ein zwei in der Gruppe, die wollen gerne. Die sind dann aber gleich wieder bei den anderen schlecht angesehen und werden angemacht, weil sie wirklich was wollen. Was sind die typischen Dynamiken in so einer Gruppe? In dem Stück besteht die Gruppe ja nur aus vier oder fünf Jugendlichen. Ist ja auch wunderbar, denn mit größeren Gruppen könntest du so ein Projekt auch gar nicht machen. Auch wir hatten ja damals mit dem Kochprojekt mit Martin Baudrexel nur sechs Jugendliche und das war auch schon das Maximum. Von daher ist es super realistisch und pädagogisch vollkommen sinnvoll so ein Training nur mit vier bis fünf Jungendlichen <strong>zu</strong> machen. Alles andere ist Quatsch, weil sonst wirklich Chaos ausbricht. Die Dynamik entsteht meist aus der Haltung der Teilnehmer heraus: Jeder will sich behaupten, keiner will Schwäche zeigen, jeder zeigt auch erstmal was er auch auf der Straße zeigt: Seine harte Schale. Bevor die Schale im Laufe der Zeit, und das finde ich auch am Stück schön, durch viele Kleinigkeiten aufgebrochen wird. Was mir an dem Stück auch sehr gut gefällt sind die permanenten Provokationen der Jugendlichen. Das sind die Jugendlichen gewohnt. Das ist ihr typisches Verhaltensmuster. Die haben eine ganz niedrige Provokationstoleranz. (...)Wenn das Gegenüber genauso tickt und die Provokation nicht ins Leere laufen lässt, dann kommt es sofort <strong>zu</strong>r Eskalation, wie wir sie im Stück ja teilweise auch haben. Wie ist die Arbeitsweise in einem AAT? Wie gehst du als Trainer mit der Gruppendynamik um? Erst einmal ist man nicht alleine. Wir sind zwei hauptamtliche Trainer und haben noch drei, vier Beisitzer dabei. Erwachsene aus ganz unterschiedlichen Berufssparten, sodass schon mal ein etwas ausgeglicheneres Verhältnis da ist. Dann gibt es ganz klare Regeln und wer nicht spurt, der fliegt. Ganz einfach. Das ist der Grundsatz. Es gibt von vorn herein ganz klare Regeln, die werden <strong>zu</strong>m Teil von uns und <strong>zu</strong>m Teil <strong>zu</strong>sammen mit den Teilnehmern aufgestellt. In denen es besonders darum geht: Wie gehen wir hier miteinander um? Es werden dann auch mit den Teilnehmern <strong>zu</strong>sammen die Konsequenzen erarbeitet. Da sind die selber ziemlich hart. Finden aber das nachher natürlich doof, wenn sie dann irgendwie Scheiße gemacht haben und die Konsequenzen, die sie selber ausgewählt haben, auch auf sie <strong>zu</strong>treffen. Das können die unterschiedlichsten Sachen sein. Also z.B. bei Beleidigung muss man zwanzig Liegestützen machen oder man bekommt eine Verwarnung die sofort an das Gericht weiter geleitet wird. Das heißt wer schon eine hatte, muss in den Knast. Da muss man knall hart sein. Das kommt in jedem 14

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