Die Zahl der gehaltenenSauen war mitüber 14.000 Stück imJahr 1973 mehr alsviermal so hoch wieim Jahr 1963.Auch wenn die Arbeit der <strong>Erzeugerringe</strong>landauf, landab positiv bewertet wurde,kam es doch immer wieder im einen oderanderen Fall zu Unstimmigkeiten mit denvor- und nachgelagerten Bereichen derLandwirtschaft. So wurde im Jahr 1966der gemeinschaftlich organisierte Futtermittelbezugin den <strong>Erzeugerringe</strong>n nach1961 erneut zum Problem. Der Verbanddes baden-württembergischen GetreideundFuttermittelhandels beschwerte sichbeim MELWF über die Organisation undMitwirkung staatlicher Bediensteter beimgemeinsamen Futtermittelbezug der <strong>Erzeugerringe</strong>.Daraufhin bekräftigte dasMinisterium sein Verbot der Mitwirkungder staatlichen Bediensteten bei der Organisationdes Futtermittelbezugs undverbot ihre weitere Beteiligung an denFuttermittelausschreibungen, obwohlsich durch den organisierten Futtermittelbezugin den Ringgebieten quasi eineso wie auch heute noch.Die in den Erzeugerringbetrieben angelaufenenMastkontrollen und Wirtschaftlichkeitsberechnungenbrachten schnellzum Vorschein, dass dem Ferkel ein bedeutenderFaktor zukommt, wenn es umeine erfolgreiche Schweinemast geht. Insofernwar es nicht verwunderlich, dassschon bald Pietraineber zum Einsatzkamen, um die Fleischfülle der Schlachtschweinezu verbessern. Da diese Einfachkreuzungenmit Pietrainebern sehrerfolgreich anliefen, entstand im Jahr1969 der Plan eines Zuchtversuchs,mit dem die Erzeugung eines Hybridschweinsvorangebracht werden sollte.Verantwortlich <strong>für</strong> den Zuchtversuch, inden auch die Ringberater eingebundenwaren, war Professor Fewson von derUniversität Hohenheim. Letztlich entwickeltesich daraus das Hybridzuchtprogramm<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.Mit dieser züchterischen Entwicklung der allmählichen Aufstockung der Tierbeständeund dem damit verbundenengrößeren Tierverkehr wurde eine neueForm der Gesundheitsvorsorge notwendig.Dazu arbeiteten die <strong>Erzeugerringe</strong>gemeinsam mit den Tierärzten Gesundheitsprogrammeaus, um schnelle undkostengünstige Lösungen zu erhalten.Gleichzeitig wurde auf Initiative desMELWF im Jahr 1970 gemeinsam mitder Tierärztekammer ein Mustervertrag<strong>für</strong> die tierärztliche Betreuung von ZuchtundSchweinemastbeständen erarbeitet,um die Schweinehaltung durch prophylaktischeund notwendige therapeutischeMaßnahmen nicht über Gebühr zu belasten.Damit konnte eine kostengünstigeBetreuung der Bestände und Versorgungmit Arzneimitteln erfolgen. Die damalsbegonnene gute Zusammenarbeit zwischenden Beratern der <strong>Erzeugerringe</strong>und den Tierärzten zum Wohle der Landwirtesetzt sich heute in dem gemein- Schwein“ fort. bringen Erfolg“ von 1970 nennt einigeRegeln zur Krankheitsvorbeuge beimSchwein, die Grundlage des ausgearbeitetenGesundheitsprogramms der <strong>Erzeugerringe</strong>waren, aber auch heute nochGültigkeit haben:1. In der Kinderstube steht die Wiegeder Krankheiten.2. Kümmerer sind Vermehrer vonKrankheiten.3. Die Schweinefamilie will getrennt leben.4. Das Schwein liebt gute Luft.5. Sauberkeit ist die beste Desinfektion.6. Verschiedene Bestände haben verschiedeneKeime.7. Hausmittel sind nur Nothelfer.8. Fachberatung und Schweinegesundheitsdienst.9. Für Betriebsfremde ist der Zutrittverboten.Im Jahr 1973 wurde nach 10 <strong>Jahre</strong>n erfolgreicherArbeit in den <strong>Erzeugerringe</strong>nzum ersten Mal eine Zwischenbilanz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 1972/73“):• In vertrauensvoller Zusammenarbeitvon Mästern und Ringberatern gelanges relativ schnell, ertragsmin-schalten.• Ein hoher Anteil kleiner Mäster, dienun die Produktion im Griff hatten,nutzte die vielfältigen Hilfen zu einervorsichtigen Aufstockung ihrer Bestände.• Die <strong>Jahre</strong>sproduktion stieg von 46auf 147 Tiere, aber noch immer betrieben60 % der Betriebe Ferkelerzeugungund Mast.• Die Futterverwertung verbessertesich von 1:5,20 auf nunmehr 1:3,66.• nach Handelsklassen bewertetenSchlachthälften stieg von 4% imJahr 1963 auf 20% im Jahr 1973.Die Zahl der in den mittlerweile 26 <strong>Erzeugerringe</strong>norganisierten Betriebestieg von 357 im April 1963 auf nunmehr2104 Betriebe an. Ebenso rasantentwickelten sich die Tierzahlen in den<strong>Erzeugerringe</strong>n: Die Anzahl der vorhandenenMastplätze wuchs von 8096 aufüber 145.000 an. Und auch die Zahl dergehaltenen Sauen war mit über 14.000Stück im Jahr 1973 mehr als viermal sohoch wie im Jahr 1963. Mit diesem allgemeinenZuwachs in den <strong>Erzeugerringe</strong>nwar auch ein betriebliches Wachstumverknüpft und so verwundert es nicht,6
2<strong>50</strong>02000Die Entwicklung der Mitgliederzahlen in den <strong>Erzeugerringe</strong>nZahl der Mitgliedsbetriebe in den <strong>Erzeugerringe</strong>nan. Mit Beginn der 80er <strong>Jahre</strong>setzte allmählich eine Spezialisierungbei den Gemischtbetrieben ein – im Jahr1973 hielten <strong>50</strong>% der Mitglieder auchKühe – und die Mitgliederzahlen in denRingen sanken zum ersten Mal seit denGründungsjahren. Allerdings folgte derRückgang der Mitgliederzahlen in denRingen nur dem allgemeinen Trend inder Schweinehaltung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.Dieser Rückgang der Schweinehaltungenwar Anlass <strong>für</strong> das zuständigeMinisterium im Jahr 1983 ein Aktionskonzeptzur Schweineproduktion in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aufzulegen, um dem Trendzurückgehender Betriebs- und Produktionszahlenentgegenzuwirken. Leiderzeigte das Aktionskonzept nur geringenErfolg, und 30 <strong>Jahre</strong> später stellt sichdas MLR erneut die Frage nach den Perspektivender Nutztierhaltung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.1<strong>50</strong>01000<strong>50</strong>001963 1964 1967dass bereits im Jubiläumsjahr die erstenMastbetriebe 800 und mehr Mastplätzebewirtschafteten. Und schon wenige<strong>Jahre</strong> später, im Jahr 1978, hielten 4Betriebe 1000 und mehr Mastschweinein ihren Ställen. Diese Entwicklung warunter anderem Anlass <strong>für</strong> Landwirte undBerater der <strong>Erzeugerringe</strong> in den 60er<strong>Jahre</strong>n im Rahmen von Lehrfahrten nachFrankreich, Schweden und Jugoslawienzu reisen und sich die dortigen Massentierhaltungenanzuschauen.Aber schon damals wurde diese Entwicklungunterschiedlich bewertet, undso gewann bereits im Jahr 1976 derUmwelt- und Tierschutz in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>an Bedeutung. Mit eines derZiele war es, den Arzneimitteleinsatz aufunbedingt notwendiges Maß zu senkenund gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittelzu erzeugen – ein auch heutewieder sehr aktuelles Thema, wenn manauf das Jahr 2014 und die gesetzlich geregelteEinrichtung einer Antibiotikadatenbankblickt.RingbetriebeWegfall derFörderung1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2012 20133,0 €2,5 €Ungeachtet der Bemühungen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, die Schweinehaltungauszubauen, sah man sich auf EG-Ebene 5 <strong>Jahre</strong> später dazu veranlasst,mit agrarpolitischen Maßnahmen derÜberschussproduktion entgegenzuwirken.Dies führte ab dem Jahr 1988zum Ausstieg vieler Schweinehalter ausder Produktion und konterkarierte dieBemühungen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,den heimischen Selbstversorgungsgradauszubauen. Hinzu kam die desolatePreissituation am Schweinemarkt, dennneue Großvertriebsformen des Handelsund immer größer werdende Verbrauchermärkteauf der grünen Wiese drücktenmit ihren Sonderangeboten auf dasPreisniveau und ließen die Schweine-werden. Zusätzlich sank aufgrund vonMedienberichten über Massentierhaltungund Qualitätsmängel die Nachfrage,trotz niedriger Verbraucherpreise.Und schließlich hemmten Produktionsbeschränkungenbei der Genehmigungvon Um- und Neubauten oder durch denViehbesatz in Wasserschutzgebieten dieweitere Entwicklung der Betriebe. Dennochgelang es den <strong>Erzeugerringe</strong>n inDie Entwicklung der Erlöse und Futterkostenin den letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>nBis zum Ende der 70er <strong>Jahre</strong> stieg dieIm Jahr 1978, hielten4 Betriebe 1000 undmehr Mastschweinein ihren Ställen.2,0 €1,5 €1,0 €0,5 €0,0 €1964 1968 1973 1978 1983 1988 1993 1998 2003 2008 2012Erlöse je kg SG Futterkosten / kg Zuw.7