Willy Eisenschitz - Kunsthandel Widder
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Karl Mediz<br />
Wien 1868 – 1945 Dresden<br />
Bauernhaus in Knokke, 1900, Bleistift auf Papier, x cm, signiert & datiert Karl Mediz 1914,<br />
Wer einmal Medizs Gemälde eines „Apfelbaums am Zürichsee“<br />
gesehen hat, wird beim nächsten Mal bei den Stichworten „Apfel“<br />
und „Schweiz“ vermutlich nicht nur an Wilhelm Tell denken.<br />
Nein, solche Bilder bleiben in Erinnerung, haften geradezu auf<br />
der Netzhaut. Kein Wunder, dass niemand geringerer als Ludwig<br />
Hevesi, der berühmte Kunstkritiker der Jahrhundertwende, Karl<br />
Mediz und seine Frau Emilie in eine Reihe mit Böcklin, Klinger,<br />
Thoma und Worpswede stellte. Sie „bauen eine poetisch-malerische<br />
Schöpfung auf, greifen aus starken Sinnen heraus in das<br />
Übersinnliche ein, nervig und nervös, Symboliker des Alltags,<br />
gesunde Farbendichter. Nach all dem „Jahrhundertende“ der<br />
letzten Dekadenzen scheint in solchen Erscheinungen sich<br />
wieder Jahrhundertanfang anzukündigen.“ schreibt Hevesi 1903<br />
in einer Laudatio über Karl und Emilie Mediz.<br />
Auch nebenstehendes Gemälde würde Hevesi wohl mit Bewunderung<br />
erfüllen. Es setzt sich aus abertausend feinsten Pinselstrichen<br />
zusammen. Jeder Grashalm und jedes Blatt wirken plastisch,<br />
sind in zartester Delikatesse gemalt, haben Licht und<br />
Schatten und verschwinden doch in ihrer Verdichtung des<br />
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großen Ganzen. Sanft wölbt sich der Hügel auf dem der üppige<br />
Apfelbaum steht. Seine Früchte leuchten in der Sonne, ein paar<br />
überreife Äpfel hat er schon abgeworfen. Auf seiner linken Seite<br />
liegt das Städtchen Kilchberg auf dessen Friedhof Thomas Mann<br />
begraben liegt. Auch sie ist ganz sorgsam ausgemalt, sogar die<br />
Uhrzeit am Kirchturm ist zu erkennen. Zur Rechten schimmert<br />
türkis der Zürchersees an dessen hügeligen Ufer man ein paar<br />
kleine Ortschaften ausnehmen kann. Und über alldem wölben<br />
sich grandiose Wolkenformationen am blauen Firmament des<br />
Himmels. Wer möchte nicht im Schatten dieses Baumes zu<br />
sitzen, die wundervolle Atmosphäre und den prächtigen Ausblick<br />
genießen und den Frieden der Natur spüren?<br />
Karl Mediz studierte in Wien bei Griepenkerl und L’Allemand,<br />
später bei Wagner und Goltz in München. Ein Jahr besuchte er die<br />
Académie Julian in Paris. Häufig hielt er sich in Dachau und<br />
Knokke auf, wo er Emilie Pelikan kennenlernte. Nach ihrer Heirat<br />
lebten die beiden in Wien und stießen meist auf Ablehnung obwohl<br />
Künstler und Kritiker wie Uhde, Lenbach, Hörmann oder Hevesi<br />
ihre Arbeiten öffentlich lotben und verteidigten. 1894 übersiedelte<br />
das Paar schließlich nach Dresden wo das Klima offener war. In<br />
Dresden wurde Karl Mediz bald als Porträtist geschätzt und gemeinsam<br />
mit seiner Frau gelang ihm um die Jahrhundertwende<br />
der Durchbruch. 1902 stellte er in Wien aus und wurde Mitglied<br />
des Hagenbundes. Nach dem frühen Tod seiner Frau 1908 malte<br />
er jedoch immer seltener und wendete sich mehr und mehr der<br />
Graphik zu. In engen Kontakt zu seiner Tochter lebte er bis zu<br />
seinem Tod in Dresden.<br />
Literatur: Oswald Oberhuber, Wilfried Seipel, Sophie Geretsegger<br />
(Hrsg.):Emilie Mediz- Pelikan, 1861 – 1908, Karl Mediz,<br />
1868 – 1945. Katalog zu den Ausstellungen in der Hochschule<br />
für angewandte Kunst & im Oberösterreichischen Landesmuseum,<br />
Wien/Linz 1986; Eduard Jeikner: Karl Mediz und Emilie Mediz-<br />
Pelikan, Ausstellungskatalog der Galerie auf der Brühlschen<br />
Terasse, Dresden 1943; Robert Bruck: Karl Mediz, Dresden 1904<br />
Karl Mediz<br />
Wien 1868 – 1945 Dresden<br />
Der Apfelbaum am Zürcher See, 1914, Öl auf Leinwand, 117 x 165 cm, signiert & datiert Karl Mediz 1914, ausgestellt in der<br />
Galerie auf der Brühlschen Terrasse, Dresden 1943, verso alte Etiketten, abgebildet im Ausstellungskatalog Dresden 1943, S. 22<br />
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