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LfV-Bericht_zur_Guelen-Bewegung_Juli_2014

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- 11 -dahin nicht als solche anerkannt waren. Wir haben es hier also nicht mit intellektuellenIndividualisten, sondern mit konservativen Veränderern zu tun.“ 14Nach Auffassung Gülens kommt einer Avantgarde bestausgebildeter junger Menschen,einer „Goldenen Generation“ (altın nesil), die Aufgabe zu, die Welt aus dem derzeit vorherrschendenMaterialismus zu befreien und den Menschen wahrhaftige spirituelle Werteund wissenschaftliche Bildung zu vermitteln. Die Gülen-Zeitschrift „Fontäne“, eineZeitschrift für Kultur, Wissenschaft und Dialog, zeigt diesen Ansatz, da darin insbesondereBeiträge aus der Wissenschaft enthalten sind. Dabei ist aber zu berücksichtigen,dass Gülen zu den führenden Vertretern des islamischen Kreationismus 15 zählt, der inder Türkei in einen umfassenden anti-säkularen 16 und anti-westlichen Diskurs eingebettetist. Es wird insbesondere die Evolutionstheorie abgelehnt und die „materialistischeWeltanschauung“ der Säkularisten angeprangert. Gülen ist davon überzeugt, dass derIslam für die westliche Welt wegweisend sein könne: „Zunächst muss ich feststellen,dass die westliche Welt auf den Islam angewiesen ist und viel von unserer Religion undunserer Kultur übernehmen kann. Es ist natürlich und möglich, dass auch wir mancheDinge, die in Bezug auf die Regeln unserer Religion unschädlich sind, von ihnen übernehmen.“17Mit Verweis auf die dominierende Rolle der Religion nach dem Verständnis Gülens gibtdie Publizistin, Historikerin und Politologin Ayşe Hür in ihrem Artikel in der türkischenTageszeitung Taraf folgende Einschätzung ab: „Für Fethullah Gülen ist Moral der Kernder Religion, und Religion ist die Grundlage der Moral. Die Religion umfasst so gut wiealle Lebensbereiche. Diejenigen, für die Religion nur eine Sache des Glaubens ist, betrachteter als ‚Kulturmuslime’, die die Religion nicht wirklich verinnerlicht haben; dassdiese Menschen nicht akzeptiert sind, ist offensichtlich. Nur: die Religion, von der Gülenspricht, ist nicht irgendeine Religion, sondern die islamische Religion. Für Fethullah Gülenist die islamische Religion nicht nur die Quelle der Moral, sondern auch von Begriffenwie Sicherheit und Ordnung, Kontrolle, Bildung, Erziehung, Disziplin, Glaube, Stär-14 Bekim Agai in: Homolka et.al.(Hrsg.), Muslime zwischen Tradition und Modern. Die Gülen-<strong>Bewegung</strong>als Brücke zwischen den Kulturen. Herder-Verlag Freiburg 2010. S. 23.15 Der Kreationismus, der auch im christlichen Bereich - insbesondere in den USA - verbreitet ist,geht von der Auffassung aus, dass das Universum durch einen unmittelbaren Eingriff einesSchöpfergottes in natürliche Vorgänge entstanden ist und begründet dies mit der wörtlichenInterpretation der heiligen Schriften. Der Kreationismus entstand im 19. Jahrhundert im Widerstandgegen das Postulat eines hohen Erdalters und gegen die Evolutionstheorie Darwins. Heute richtetsich der Widerstand gegen die modernen Naturwissenschaften und den Atheismus.16 Auch unter den durch den Gülen-nahen Fontäne-Verlag in Offenbach vertriebenen Schriftenfinden sich Schriften, die sich gegen die Evolutionstheorie richten (etwa die Schrift von Irfan Yilmaz:Die Evolutionstheorie, URL http://www.kitapshop.de/de/verlage/236/fontane-verlag Stand:16. Juni <strong>2014</strong>).17 M. Fethullah Gülen, Kırık Testi 3, Gurbet Ufukları. Istanbul 2009. Arbeitsübersetzung des <strong>LfV</strong>. S. 158.

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