- 21 -4.2.4 LichthäuserDie sogenannten „Lichthäuser“ 39 (ışık evleri), in denen die Anhänger der <strong>Bewegung</strong>nach Geschlechtern getrennt zusammenleben, bilden das soziale Kernstück der Gülen-<strong>Bewegung</strong>. In diesen Wohngemeinschaften, die jeweils von einem als Mentor fungierenden„älteren Bruder“ (ağabey) bzw. „älteren Schwester“ (abla) geleitet werden, wirdReligion in Gemeinschaft praktiziert, sowohl in Form von Lektüre der Schriften Gülensund Said-i Nursis als auch in der Umsetzung religiöser Gebote im Alltag.Zum Selbstverständnis der Lichthäuser führt Gülen selbst aus: „Bezüglich der Anfangszeit,wenn wir den Beginn der <strong>Bewegung</strong> der islamischen Verkündigung (teblig) bzw.der religiösen Wegweisung (irşad) betrachten, begann der Gesandte Gottes damit ineben solchen Häusern [...] Die Lichthäuser haben einige Besonderheiten. Zunächstschließen diese die Lücken in Bezug auf die Menschlichkeit. Es sind heilige Orte, andenen Pläne und Projekte erstellt werden, eine dauerhafte metaphysische Spannungerzeugt wird und schließlich – wie der Üstad [= Said-i Nursi] sagt – mutige und im Glaubengestählte Menschen hervorgebracht werden, die den wahren Glauben erlangenund es mit dem Universum aufnehmen können. […] Es ist klar, dass die Eroberung derWelt heute nicht wie früher auf dem Pferderücken, mit dem Schwert in der Hand, demKrummschwert am Gürtel oder dem Köcher auf dem Rücken geschieht, sondern imGegenteil mit dem Koran in der einen Hand und der Logik in der anderen, indem man indie Herzen der Menschen eindringt. Diese Soldaten des Geistes und der Bedeutung,die in diesen Lichthäusern erzogen werden, werden auf ihrem Weg, der im Geist undder Bedeutung <strong>zur</strong> Welteroberung führt, das ihnen von Allah im Namen des Ertrags verlieheneLicht in die leeren Köpfe hineingießen und diese urbar machen.“ 40In einem Beitrag des Online-Magazins „Deutsch-Türkisches Journal“, das der Gülen-<strong>Bewegung</strong> nahe steht, schreibt Ercan Karakoyun, einer der Protagonisten der Gülen-<strong>Bewegung</strong> in Deutschland, zum Thema Lichthäuser: „Vielmehr verstehen sie sich alspersönliche Gemeinschaften von Menschen, die gewisse religiöse Überzeugungen, a-ber auch Bildungsideale teilen.“ Aus eigener Erfahrung berichtet er, alle Mitbewohnerseien „trotz bestehender Unterschiede von den Ideen des Hizmet-Netzwerks inspiriert“.Die geschlechtergetrennte Lebensform bezeichnet Karakoyun als „wie im Islam üblich“.39 Yüksel Uğurlu und Cornelia Übel, WDR-Dokumentation „Der lange Arm des Imam – Das Netzwerkdes Fethullah Gülen“, veröffentlicht am 15. April <strong>2014</strong>.URL http://www.youtube.com/watch?v=xXYPDK-8UJ8 Stand: 16. Juni <strong>2014</strong>.40 M. Fethullah Gülen, „Dünden Bugüne lşık Evler –lşık evlerin mahiyeti ve misyonu adına neler söylenebilir?“, 27. September 2001.Arbeitsübersetzung des <strong>LfV</strong>. URL http://tr.fgulen.com/content/view/2628/3 Stand: 16. Juni <strong>2014</strong>.
- 22 -In dieser Aussage kommt sowohl die Traditionsgebundenheit der Gülen-Anhänger alsauch die für ihr Alltagsleben handlungsleitende Rolle der Religion zum Ausdruck 41 .Auch die Studie von Seufert widmet sich dem Thema der Lichthäuser. Hier wird dieFrage nach der Motivation für den religiösen Antrieb der Gülen-Anhänger gestellt: „Woaber bilden sich diese Merkmale heraus? Als Antwort darauf wird meist auf die Wohngemeinschaftender <strong>Bewegung</strong> verwiesen, die auf die Frühzeit von Gülens Wirken <strong>zur</strong>ückgehenund „Lichthäuser“ genannt werden. Ihr Alltag ist durch strikte Verrichtung derRitualgebete, repetitives Gottesgedenken, Koranlesen und die Lektüre von SchriftenGülens gekennzeichnet. Hinzu kommen soziale Kontrollmechanismen, die das Verhaltender Aktivisten prägen sollen, wie zum Beispiel Gruppendiskussionen und das Gebotder gegenseitigen Übernahme von Verantwortung für das Handeln des jeweils anderenWG-Mitglieds. All dies führt zu einer Verstetigung von intellektuellen, emotionalen undhandlungsleitenden Dispositionen, die den genannten Habitus hervorbringen. Gülenselbst sieht in den Wohngemeinschaften den dynamischen Kern seiner religiösen Gemeinde.Deren ganze Energie soll nach ihm auf weiteres Wachstum gerichtet sein und– als Fernziel – auf die Versittlichung der Gesellschaft, was in Gülens Denken im Hinblickauf die muslimischen Länder mit einer zivilgesellschaftlichen Re-Islamisierung zusammenfällt.Um den Einzelnen zum ‚Soldaten des Lichts’ zu machen, der all seinTrachten auf diese Aufgabe richtet, gelte es, die ‚leeren Köpfe’ einer ‚nach inhaltslosenSchablonen lebenden Generation’ mit den Wahrheiten des Glaubens zu füllen.“ 42In einem Online-Artikel der Frankfurter Rundschau vom 6. Februar 2013 wird über einemutmaßlich als Lichthaus fungierende Wohngemeinschaft in Griesheim berichtet: „[...]Die Griesheimer Wohnung könnte ein ‚Lichthaus’ sein. Das sind Wohngemeinschaftenvon Gülen-Anhängern, in denen oft harte Regeln gelten: strikte Geschlechtertrennung,strenger Islam, umfassende Kontrolle der Bewohner und Bewohnerinnen. Eine Insiderin,die anonym bleiben will, spricht von einem regelrechten Gülen-‚Beuteschema’: ‚DieNachhilfekurse der Vereine sind das Lockangebot. Teilnehmer, die irgendwie auf derSuche sind und religiös, versucht man dann für Ferienfreizeiten zu werben. Da kommtimmer mehr der Islam ins Spiel. Die nächste Stufe sind die Lichthäuser.“ 43Cemil Şahinöz trifft in seiner Untersuchung „Die Nurculuk-<strong>Bewegung</strong> – Entstehung, Organisationund Vernetzung“ zu den „Lichthäusern“ folgende Aussagen: „Desweiteren41 Ercan Karakoyun, Die „Lichthäuser“ der Gülen-<strong>Bewegung</strong>, Deutsch Türkisches Journal, 26. März 2013.URL http://dtj-online.de/die-lichthauser-der-gulen-bewegung-1968 Stand: 16. Juni <strong>2014</strong>.42 Günter Seufert, a.a.O., S. 28.43 Ursula Rüssmann, Hardliner im Lichthaus, Frankfurter Rundschau, 6. Februar 2013.
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