- 29 -5.2 Positionen der BefürworterDie Befürworter der Gülen-<strong>Bewegung</strong> halten dagegen. Der Journalist Rainer Hermann,der neben Volkswirtschaftslehre auch Islamwissenschaften studiert und mehrere Jahrein der Türkei gelebt hat, sieht Gülen als islamischen Reformdenker, der den Dialog zwischenden Kulturen fördern wolle und gleichzeitig nach einer besseren humaneren Gesellschaftstrebe, die durch Bildung und Toleranz geschaffen werden soll. Die Gülen-<strong>Bewegung</strong> sei eine gesellschaftliche und keine politische <strong>Bewegung</strong>. Ihre Anhängerseien politisch Demokraten und kulturell Muslime. Der Islam der Gülen-<strong>Bewegung</strong> stellemithin keine Gefahr für die deutsche Gesellschaftsordnung dar, sondern füge sich vielmehrgut in diese ein 66 .In seinen <strong>Bericht</strong>en stellt Hermann unter anderem die Aussagen Gülens <strong>zur</strong> Bedeutungvon Bildung und unternehmerischem Erfolg sowie <strong>zur</strong> Vereinbarkeit von Islam, Moderneund Demokratie dar und zeigt die positiven Wirkungen, die diese Aussagen bei den AnhängernGülens hervorrufen, auf. Auch spricht er die Vorwürfe der Kritiker, wie die Gülen-<strong>Bewegung</strong>sei intransparent und wie ein Geheimbund organisiert, an, versucht siejedoch mit der Begründung, der mystische Islam, in dessen Tradition Gülen stehe, kennekeine Hierarchie, zu entkräften 67 . Zum Kritikpunkt der fehlenden Transparenz führt eraus, dass die Aktivitäten der Gülen-<strong>Bewegung</strong> für jeden sichtbar seien und im Mittelpunktder Gülen-<strong>Bewegung</strong> die drei Bereiche Bildung, Dialog und Medien stünden. Beider Darstellung der drei Bereiche wird die Lehre Gülens aber außen vor gelassen 68 . Insoweitübernimmt er die Selbstdarstellung der Gülen-<strong>Bewegung</strong> als ein „loses Netz, dasdie Anhänger informell verbindet“ 69 .Auch der deutsche Historiker, Journalist und Publizist Jochen Thies ist der Ansicht,dass es sich bei der Gülen-<strong>Bewegung</strong> um eine Reformbewegung mit dem Akzent aufBildung und Teilhabe handele, die versuche, religiöse Identität mit Bildung und Integrationin die säkulare Umwelt zu verbinden 70 . Seit 2008 beschäftigt sich Thies mit der Gülen-<strong>Bewegung</strong>und hat im Rahmen dessen drei der Gülen-<strong>Bewegung</strong> nahe stehendeSchulen in Deutschland besucht. Dabei stellte er fest, dass dort - anders als in evange-66 Rainer Hermann, in: Homolka et.al. (Hrsg.), a.a.O., S.88 f.67 Rainer Hermann, Tue Gutes und lasse es wirken, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. November 2012.68 Rainer Hermann in: Homolka et.al. (Hrsg.), a.a.O., S.97f.69 Rainer Hermann, Die türkische <strong>Bewegung</strong> des Fethullah Gülen verbindet Islam und Modernität,26. November 2009, Forum für interkulturellen Dialog e.V. URL http://www.dialogberlin.de/%C3%9Cber-Fethullah-G%C3%BClen/die-tuerkische-bewegung-des-fethullah-guelenverbindet-islam-und-modernitaet.htmlStand: 16. Juni <strong>2014</strong>.70 Jochen Thies, Fethullah Gülen und seine <strong>Bewegung</strong> in Deutschland, Schreiben an das <strong>LfV</strong>vom 14. Februar <strong>2014</strong>.
- 30 -lischen und katholischen Schulen - kein Religionsunterricht, sondern Ethikunterricht angebotenwerde und die Unterrichtssprache Deutsch sei. Auch sei die „Selbstdisziplinder Kinder“ groß und es gebe „keinen Vandalismus, keine Sachbeschädigung, keineGraffiti“. 71 Dementsprechend seien diese Schulen ein Vorbild für die Integration muslimischerMigrantenkinder in die deutsche Gesellschaft. Thies geht aber nicht auf die Kritikpunkteein und setzt sich nicht mit der Ideologie, die laut den Kritikern hinter den Aktivitätender Gülen-<strong>Bewegung</strong> steht, auseinander. So sagt er selbst, dass man sich täuschenkönne, aber er diesen Menschen vertraue 72 .Die amerikanische Soziologin Helen Rose Ebaugh befasste sich ebenfalls fünf Jahremit der Gülen-<strong>Bewegung</strong>. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass „in einer Zeit und Welt,in der der Islam mit Zurückgebliebenheit und fehlender Bildung identifiziert wird, FethullahGülen gezeigt habe, dass Muslime den Islam leben und gleichzeitig gebildet, modern,der Wissenschaft zugeneigt sein können“. 73 In der Gülen-<strong>Bewegung</strong> siehtEbaugh eine zivilgesellschaftliche <strong>Bewegung</strong>, die im moderaten Islam verwurzelt seiund die lediglich versuche, eine Welt zu schaffen, in der die Menschen besser lebenkönnen. Ihre Stärke liege darin, dass sie aus losen Netzwerken bestehe 74 . Auch dieVorwürfe der Kritiker gegenüber der Gülen-<strong>Bewegung</strong> werden von Ebaugh kurz angesprochen.Nach dem Journalisten Lerch falle ihre Stellungnahme zu den Vorwürfen jedochknapp und unbestimmt aus 75 . Auch mit der Lehre Gülens setzt sie sich nicht auseinander.Vielmehr räumt sie ein, sich nicht mit den Predigten und Schriften Gülens befasstzu haben, da diese meistens nur auf Türkisch vorhanden seien 76 .So stellt Seufert in seiner Studie fest, dass die Wissenschaftler, die Gülen gewogensind, von vorneherein die Darstellung der Gülen-<strong>Bewegung</strong> als einer nur locker verbundenenStruktur übernehmen, ohne dies kritisch zu hinterfragen 77 . Auch Eissler be-71 Zitiert nach: Peter Köpf, Reifen hier die neuen Preußen heran?, Frankfurter Allgemeine Zeitung,19. <strong>Juli</strong> 2013.72 Jochen Thies, Wir sind Teil dieser Gesellschaft, Einblicke in die Bildungsinitiativen derGülen-<strong>Bewegung</strong>. Herder-Verlag Freiburg 2013. S. 36, 37.73 Forum für interkulturellen Dialog e.V., Interview mit Prof. Dr. Helen Rose Ebaugh über dieGülen-<strong>Bewegung</strong>, 27. Januar 2011. URL http://www.dialog-berlin.de/%C3%9Cber-Fethullah-G%C3%BClen/interview-mit-prof-dr-helen-rose-ebaugh-ueber-die-guelen-bewegung.html Stand:16. Juni <strong>2014</strong>.74 Deutsch Türkische Nachrichten, Interview mit Helen Rose Ebaugh, Soziologin: „Gülen-<strong>Bewegung</strong>muss Rolle der Frau neu definieren, 20. März 2012; URL http://www.deutsch-tuerkischenachrichten.de/2012/03/449051/soziologin-%e2%80%9eguelen-bewegung-muss-rolle-der-frau-neudefinieren%e2%80%9c/Stand: 16. Juni <strong>2014</strong>.75 Wolfgang Günter Lerch, Prediger, Dichter, Seelenführer, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung,9. August 2010.76 Forum für interkulturellen Dialog e.V., Interview mit Prof. Dr. Helen Rose Ebaugh über dieGülen-<strong>Bewegung</strong>, a.a.O.77 Günter Seufert, a.a.O. S. 27.
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