Schianbliamltol Nr. 3 - September 2009Ferienpara<strong>die</strong>s Latsch-Martell4. Auflage des Kul<strong>in</strong>arischen Seer<strong>und</strong>gangesIm Rahmen <strong>der</strong> 1. SüdtirolerGenussregion Latsch-Martelltalfand am Sonntag, 23. August 2009<strong>die</strong> 4. Auflage des Kul<strong>in</strong>arischenSeer<strong>und</strong>ganges am Zufrittsee statt– veranstaltet vom Ferienpara<strong>die</strong>sLatsch-Martell <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit Marteller Vere<strong>in</strong>en.Die offizielle Eröffnung des Events fandum 10.30 Uhr an <strong>der</strong> Staumauer statt,zu <strong>der</strong> zahlreiche politische Vertreter <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>den Latsch <strong>und</strong> Martell erschienen.Hans Fleischmann, Initiator desEvents, wartete bei se<strong>in</strong>er Eröffnungsredegleich mit e<strong>in</strong>er Überraschung auf: ImJuli 2010 ist e<strong>in</strong> Konzert an <strong>der</strong> Staumauergeplant.In <strong>der</strong> traumhaften Naturkulisse entlangdes beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengerechten Seewegeswurden traditionelle Südtiroler Köstlichkeitenangeboten: Der Jagdvere<strong>in</strong>Martell servierte Hirschwurst mit Gemüse,am Stand des Amateursportvere<strong>in</strong>sgab es gleich drei traditionelle Leckerbissen,wie Gerstsuppe, Käse- <strong>und</strong> Marillenknödel.Die Kaufleute von Martellboten e<strong>in</strong>en Genussteller mit Erdäpfel-Riebl mit Preiselbeeren, Martellerkrapfenan. Am Verkaufsstand waren e<strong>in</strong>heimischeProdukte <strong>und</strong> e<strong>in</strong> „Genusskistl“zu haben. Allerhand Süßes gab esam Stand <strong>der</strong> 3. Südtiroler Erdbeerkönig<strong>in</strong>Monika: Hausgemachte Erdbeerkuchen<strong>und</strong> Muff<strong>in</strong>s, Säfte <strong>und</strong> hofeigeneProdukte vom Tasahof. Die F.F. Martellverwöhnte ihre Gäste mit Kräuternudeln<strong>und</strong> Baguette mit Räucherforelle. E<strong>in</strong>heimischesKunsthandwerk zeigte <strong>der</strong> MartellerHolzschnitzer Josef Stricker.Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Genießen hieß es auch bei<strong>der</strong> Philosophischen Genusswan<strong>der</strong>ungdurch den Nationalpark Stilfserjoch mitdem Wan<strong>der</strong>führer Karl Perfler, <strong>der</strong> <strong>die</strong>Teilnehmer entlang des Marteller Panoramaweges<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Welt <strong>der</strong> „Natur-Genüsse“entführte.Das abwechslungsreiche Rahmenprogrammmit Kutschenfahrten, musikalischerUnterhaltung, den Marteller Goaßlschnöllern,e<strong>in</strong>em Ballonweitflugwettbewerb<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schm<strong>in</strong>kecke machte denKul<strong>in</strong>arischen Seer<strong>und</strong>gang zum Erlebnisfür Groß <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>. Der NationalparkStilfserjoch präsentierte sich mit e<strong>in</strong>emInfostand zum Thema Wildtiere im Parkgebiet<strong>in</strong>klusive Ratespiel. Das Forst<strong>in</strong>spektoratSchlan<strong>der</strong>s brachte den Besuchernden Lebensraum Wald näher <strong>und</strong>bot e<strong>in</strong> „Baumscheiben-Schneiden“ füralle Interessierten an, welches bei denzahlreichen Besuchern großen Anklangfand. Die selbst gesägte Baumscheibe mitdem Genussregion-Logo durfte je<strong>der</strong> alsEr<strong>in</strong>nerung mit nach Hause nehmen.An <strong>der</strong> Zufritt-Staumauer fand <strong>in</strong> Kooperationmit <strong>der</strong> SEL AG <strong>und</strong> Hydros GmbHauch <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Jahr e<strong>in</strong> Tag <strong>der</strong> offenenTür statt. Es wurde <strong>die</strong> Möglichkeit zurgeführten Besichtigung <strong>der</strong> Kontrollgängegeboten.14
Alte BräucheSchianbliamltol Nr. 3 - September 2009Die Rückkehr des KornackersDer Stallwieshof <strong>in</strong> Waldberg liegtauf 1.953m Meereshöhe <strong>und</strong> zählteüber viele Jahre zu den höchstgelegenenKornhöfen <strong>in</strong> den Alpen <strong>und</strong>somit Europas (e<strong>in</strong>ige Quellennennen Stallwies sogar als ehemalshöchsten Kornhof Europas).Vor etwas mehr als 40 Jahren, im Sommer1968, wurde auf Stallwies zum vorläufigletzten Mal <strong>der</strong> Roggen geerntet<strong>und</strong> es schien, als ob <strong>die</strong> Ära des Kornanbausauf <strong>die</strong>sem Hof nach vielen Jahrh<strong>und</strong>ertenzu Ende wäre.Schon vor e<strong>in</strong>igen Jahren hatte <strong>der</strong> StallwieserbauerEduard Stricker <strong>die</strong> alteMühle am Stallwieserbach restauriert<strong>und</strong> spielte seitdem auch mit demGedanken, auf se<strong>in</strong>em Hof wie<strong>der</strong> Roggenauszusäen. Im W<strong>in</strong>ter 2009 kam <strong>der</strong>bekannte Wan<strong>der</strong>führer <strong>und</strong> BuchautorKarl Perfler aus Goldra<strong>in</strong> auf ihn zu <strong>und</strong>hatte ebenfalls <strong>die</strong> Idee, den Kornanbauauf Stallwies wie<strong>der</strong> aufleben zu lassen.Mit vere<strong>in</strong>ten Kräften <strong>und</strong> mit <strong>der</strong> Unterstützungdes Tourismusvere<strong>in</strong>s wurdebeschlossen, das Projekt anzugehen. AmHerz-Jesu Sonntag, 21. Juni 2009 wurdeim Beise<strong>in</strong> von zahlreichen Interessiertene<strong>in</strong>e ca. 800 m 2 große Fläche umgepflügt.„Es handelt sich um e<strong>in</strong>e sehr steile Fläche,<strong>die</strong> aber <strong>die</strong> größte Sonnene<strong>in</strong>strahlungauf dem ganzen Hof aufweist. Gepflügtwerden konnte nur mit Hilfe e<strong>in</strong>erSeilw<strong>in</strong>de. Danach musste man mit <strong>der</strong>Egge darüber um das Gras zu entfernen<strong>und</strong> den Acker herzurichten,“ erklärt <strong>der</strong>Stallwieserbauer. Nachdem alle Vorbereitungengetroffen waren, war dann am 30.August <strong>der</strong> Zeitpunkt gekommen, um mit<strong>der</strong> Aussaat zu beg<strong>in</strong>nen. Gesät wurdee<strong>in</strong>e alte Sorte von W<strong>in</strong>terroggen, welchelange <strong>in</strong> Martell angebaut wurde <strong>und</strong> vonRe<strong>in</strong>hard Tscholl vom Braitahof zur Verfügunggestellt wurde. Außerdem wurdezu Versuchszwecken noch e<strong>in</strong>e Sorte biologischerRoggen aus Nie<strong>der</strong>sachsen verwendet.„Wir hoffen, dass unser Roggenaufgeht <strong>und</strong> wir im nächsten Sommerernten können. In den nächsten Jahrenmöchte ich noch e<strong>in</strong>en Backofen errichten.Dann könnten wir wie unsere Vorfahrenvon <strong>der</strong> Aussaat des Korns über<strong>die</strong> Ernte <strong>und</strong> das Mahlen bis h<strong>in</strong> zumBrotbacken alles selber machen <strong>und</strong> <strong>der</strong>Kreislauf würde sich schließen,“ blicktEduard Stricker <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>und</strong> fügth<strong>in</strong>zu: „Aus wirtschaftlicher Sicht machtdas natürlich ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, es soll denLeuten aber vor Augen führen, wie hart<strong>die</strong> Bergbauern sich früher ihr täglichesBrot erarbeiten mussten!“Bräuche imSommerDas Schmelzerfest feierten <strong>die</strong>Marteller früher immer am 2. Juli,dem Fest Maria Heimsuchung.Es wurde mit e<strong>in</strong>er Prozessionmit den 4 Evangelien beson<strong>der</strong>sfestlich begangen.Das Kirchle<strong>in</strong> schmücken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Tischefür <strong>die</strong> Stationen zu den Evangelien richtenwar Aufgabe <strong>der</strong> Bewohner von Waldberg.Der <strong>Weg</strong> führte am Ste<strong>in</strong> vorbei <strong>in</strong>den Wald h<strong>in</strong>auf, dann e<strong>in</strong> Stück tale<strong>in</strong>wärts,herunter zum <strong>Weg</strong> <strong>und</strong> zurück zurKapelle. Auch <strong>die</strong> Fahnen trug man mit.Diese Prozession mit den 4 Evangelienwurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrchronik Kreuzgängegenannt <strong>und</strong> laut <strong>die</strong>ser 1969 das letzteMal begangen.In den Sommermonaten feierte manauch früher schon wöchentlich e<strong>in</strong>e heiligeMesse. Der Kelch <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schlüsselfür den Kasten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kapelle <strong>und</strong> für denTurm überließ <strong>der</strong> Pfarrer dem „PerschiHonas“ von Unterhöl<strong>der</strong>le zur Aufbewahrung.Der Priester nahm dort auch nach<strong>der</strong> Messe das Frühstück e<strong>in</strong>.Im Sommer hielt man jeden Sonntag vordem Hauptgottes<strong>die</strong>nst den Wettersegen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrkirche. Die Gläubigen zogendrei Mal betend um <strong>die</strong> Kirche. Am Hochunserfrauentag,15. August, wurden<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche Blumen- <strong>und</strong> Kräuterbuschengeweiht. Sie wurden <strong>und</strong> werdenimmer noch an e<strong>in</strong>em eigenen Ort aufbewahrt<strong>und</strong> bei starken Gewittern im Herdo<strong>der</strong> im Ofen verbrannt. Dabei beteten <strong>die</strong>Hausbewohner um Abwendung von Blitzschlag<strong>und</strong> Hagel, aber auch um Bewahrungvor Muren. Bei <strong>die</strong>sen „Buschen“(Sträußen) sollte neben den Blumen „Hoachunserfrauenkraut“,„Nie<strong>der</strong>unserfrauenkraut“(dem Johanniskraut ähnlicheBlumen), Johanniskraut, Wermut, Schafgarbe,Grimmankraut (Ra<strong>in</strong>farn), Königskerze,Kamille, Speik, Kümmel <strong>und</strong> Arnikanicht fehlen. Alb<strong>in</strong> Pfitscher15