Schianbliamltol Nr. 3 - September 2009Im BlickpunktStandortsicherung, Standortentwicklung -<strong>Lea<strong>der</strong></strong> <strong>und</strong> <strong>ESF</strong>-<strong>Projekte</strong> als Motor<strong>der</strong> zukünftigen EntwicklungDie Geme<strong>in</strong>de Martell zählt, wie an<strong>der</strong>e ländlich geprägte Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Südtirol auch, zu den sogenanntenstrukturschwachen Gebieten, welche sich u.a. durch e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> durche<strong>in</strong> unterdurchschnittliches Pro-Kopf E<strong>in</strong>kommem <strong>der</strong> Bevölkerung kennzeichnen.Um solche strukturschwachen Gebiete <strong>in</strong>ihrem Aufholprozess zu unterstützen wurdeim Jahr 1991 das LEADER Programm<strong>in</strong>s Leben gerufen, welches zum Ziel hatte,<strong>in</strong>novative Aktionen <strong>und</strong> <strong>Projekte</strong> imländlichen Raum zu forcieren <strong>und</strong> <strong>die</strong>wirtschaftliche Entwicklung zu för<strong>der</strong>n.3,8 Mio. EURO AN FÖRDERGELDERNWährend sich das erste LEADER Programmvon 1991-1993 noch auf denoberen V<strong>in</strong>schgau beschränkte, gehörtseit dem Programm LEADER II (1994-1999) auch <strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>de Martell zum<strong>Lea<strong>der</strong></strong> Gebiet V<strong>in</strong>schgau. Beim Nachfolgeprogramm<strong>Lea<strong>der</strong></strong>+ (2000-2006) war<strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>de Martell ebenfalls dabei.Während <strong>der</strong> Dauer <strong>die</strong>ser beiden Programmekonnten <strong>in</strong> Martell e<strong>in</strong>e Reihevon richtungsweisenden <strong>Projekte</strong>n umgesetztwerden, z.B. <strong>die</strong> Aufwertung <strong>der</strong>Almen, <strong>die</strong> Vermarktung von Qualitätsprodukten,<strong>die</strong> Schaffung von Angebotenr<strong>und</strong> um den Urlaub auf dem Bauernhof,<strong>die</strong> Bewerbung für <strong>die</strong> Biathlon Jugend/Junioren WM, verschiedene Werbe- <strong>und</strong>Market<strong>in</strong>gmaßnahmen u.v.m. Dank <strong>der</strong>EU-F<strong>in</strong>anzierung konnten aber auch e<strong>in</strong>ige<strong>Projekte</strong> zur Verbesserung <strong>der</strong> Infrastrukturenrealisiert werden, wie <strong>die</strong>Sanierung <strong>und</strong> Adaptierung des Bürgerhauseso<strong>der</strong> verschiedene Sicherungsarbeitenbei den Hofzufahrten. Insgesamtflossen im Rahmen <strong>der</strong> beiden Programme<strong>Lea<strong>der</strong></strong> II <strong>und</strong> <strong>Lea<strong>der</strong></strong>+ För<strong>der</strong>mittelim Umfang von ca. 2,3 Mio. Euro nachMartell. Zusätzlich zu den <strong>Lea<strong>der</strong></strong> Programmengab es für bestimmte Vorhabenauch För<strong>der</strong>ungen im Rahmen vonInterreg- o<strong>der</strong> <strong>ESF</strong>-<strong>Projekte</strong>n (z.B. für<strong>die</strong> Errichtung <strong>und</strong> Führung des „Hauses<strong>der</strong> Natur“ o<strong>der</strong> für <strong>die</strong> „KommunaleWirtschaftsentwicklung Martell“). DieseSon<strong>der</strong>programme brachten weitere 1,5Mio. Euro an För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong>n, sodass <strong>die</strong>verschiedenen Projektträger <strong>in</strong> Martell <strong>in</strong><strong>der</strong> Periode 1994-2006 <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> denGenuss von För<strong>der</strong>ungen im Ausmaß von3,8 Mio. Euro kamen.4Arbeitsgruppensitzung zur Erstellungdes ProgrammsDank <strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Mittel aus den abgeschlossenenProgrammen konnten e<strong>in</strong>igewichtige Gr<strong>und</strong>lagen geschaffen <strong>und</strong>neue Chancen für <strong>die</strong> mögliche zukünftigeEntwicklung aufgezeigt werden. Umaber <strong>die</strong> bisher <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Weg</strong>e geleiteten<strong>Projekte</strong> auf eigene Füße zu stellen <strong>und</strong>somit e<strong>in</strong>en nachhaltigen Aufschwung zuerzielen, waren weitere För<strong>der</strong>ungennotwendig. Deshalb war <strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>deverwaltungbemüht, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Periode2007-2013 wie<strong>der</strong> Teil des nunmehr <strong>Lea<strong>der</strong></strong>IV genannten Programmes zu werden.Dies erwies sich als sehr schwierig,da <strong>der</strong> V<strong>in</strong>schgau für <strong>die</strong> neue Periodenicht mehr als <strong>Lea<strong>der</strong></strong> Gebiet vorgesehenwar. In <strong>in</strong>tensiven Verhandlungenmit den zuständigen Landesstellen konntejedoch erreicht werden, dass <strong>die</strong> Geme<strong>in</strong>deMartell dem <strong>Lea<strong>der</strong></strong>gebiet Ultental-Deutschnonsbergangeglie<strong>der</strong>t wurde<strong>und</strong> somit als e<strong>in</strong>zige V<strong>in</strong>schger Geme<strong>in</strong>deam neuen Programm <strong>Lea<strong>der</strong></strong> IV teilnimmt.Neue <strong>Lea<strong>der</strong></strong> Periode bis 2013Das neue Programm <strong>Lea<strong>der</strong></strong> IV ist etwasschlanker geworden: Die BereicheLandwirtschaft, Tourismus, Themenwege,Aufwertung <strong>der</strong> Lebensqualität durchGestaltungsmaßnahmen <strong>in</strong> den Dörfern<strong>und</strong> <strong>die</strong> Agenda 21 s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Schwerpunkte.Alle an<strong>der</strong>en <strong>Projekte</strong> <strong>und</strong> Maßnahmens<strong>in</strong>d nicht mehr zugelassen worden,da das Programm aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Vorgabenauf den Schwerpunkt LandwirtschaftDas Nationalparkhaus culturamartell-wurdegroßteils durch EU-För<strong>der</strong>mittel f<strong>in</strong>anziert<strong>und</strong> ländlicher Tourismus auszurichtenwar. Auch <strong>die</strong> privaten För<strong>der</strong>ungen, <strong>die</strong>im Bereich Urlaub auf dem Bauernhofbisher möglich waren, s<strong>in</strong>d anstatt im<strong>Lea<strong>der</strong></strong>, im Entwicklungsprogramm fürden ländlichen Raum angesiedelt worden.Das Programm ist bis 2013 ausgelegt<strong>und</strong> enthält verschiedene Schwerpunktprojekte.Diese wurden <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>zugänglichen Werkstätten <strong>und</strong> <strong>in</strong>zahlreichen Sitzungen <strong>der</strong> „Lokalen Aktionsgruppe“erarbeitet <strong>und</strong> beim Land zurGenehmigung e<strong>in</strong>gereicht.Am 22.9.2008 hat <strong>die</strong> Südtiroler Landesregierungden lokalen Aktionsplan Ulten-Deutschnonsberg-Martelltal2007-2013 genehmigt <strong>und</strong> am 13.10.2008 <strong>die</strong>F<strong>in</strong>anzmittel zugeteilt: Insgesamt stehenfür des gesamte <strong>Lea<strong>der</strong></strong>gebiet 3,74 Mio.Euro an öffentlichen För<strong>der</strong>mitteln zurVerfügung. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen dabei<strong>der</strong> Gemüse-, Beeren <strong>und</strong> Kirschenanbau,<strong>die</strong> Bioproduktion von Erdbeeren,<strong>die</strong> Veredelung <strong>und</strong> Vermarktung desLaugenr<strong>in</strong>d-Qualitätsfleisches, <strong>die</strong> Verbesserungdes <strong>Weg</strong>enetzes mitsamt <strong>der</strong>Errichtung von Themenwegen sowie <strong>die</strong>touristische Vermarktung <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>welt.(Maßnahmen: siehe Tabelle)
Im BlickpunktSchianbliamltol Nr. 3 - September 2009SCHWERPUNKTE LEADER IVULTEN DEUTSCHNONSBERG MARTELL111 Information, Beratung, WissenstransferBetriebswirtschaftliche HöfeberatungBauernhof, Almen <strong>und</strong> ländlicher Tourismus / Slow Food GenussregionBauernmärkte <strong>und</strong> QualitätsprodukteThemenwege: Planung, Errichtung, Inszenierung, Belebung <strong>und</strong> VernetzungSchwerpunkt Gemüse, Kirschen <strong>und</strong> Beerenanbau/Anbaugruppe124 Qualitätsprodukte LW KräuteranbauBioproduktion Erdbeeren <strong>in</strong> Höhenlagen <strong>und</strong> LagerhaltungQualitätsprodukte aus Laugenr<strong>in</strong>d/Grauvieh313 A) ländl. Tourismus-<strong>Weg</strong>e mit <strong>der</strong> ForstverwaltungBeschil<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Infotafeln für das <strong>Weg</strong>enetz <strong>und</strong><strong>die</strong> R<strong>und</strong>wege Lana-Penegal-Laugen-Naturns-Martell-RabbiBäuerliche Themenwege MartellGeologieweg St. PankrazBadlweg St. WallburgAlter Proveiser Kirchsteig von Fresna/Rumo über Proveis<strong>Weg</strong> Laure<strong>in</strong>er Alm, R<strong>und</strong>weg Laure<strong>in</strong>/Monte Ozol, Clozjoch,Erschliessen Trasse Außernör<strong>der</strong>berg, Buchen, Laugenhof bis Deutschnonsberg313 C) ländl. Tourismus <strong>und</strong> bäuerliche Welt / Market<strong>in</strong>gBäuerliche Welt Ultental/Deutschnonsberg: Organisation, Vertrieb <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g TourismusBäuerliche Welt Martelltal: Organisation, Vertrieb <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g Tourismus322 DorferneuerungGestaltungsmaßnahmen Geme<strong>in</strong>degebiet St. Felix mit MeditationsparkGestaltungsmaßnahmen Laure<strong>in</strong>Gestaltungsmaßnahmen ProveisGestaltungsmaßnahmen St. PankrazGestaltungsmaßnahmen Ulten Archäologische Stätte <strong>und</strong> Dorfgestaltung KuppelwiesGestaltungsmaßnahmen MartellGeme<strong>in</strong>same gebietsweite Beschil<strong>der</strong>ung421 Transnationale <strong>und</strong> überregionale ZusammenarbeitGenussregion Slow Food / <strong>Lea<strong>der</strong></strong> Ultental-Deutschnonsberg-MartellSchwerpunkt Gemüse/Beeren/Kirschen/KräuteranbauGanzheitliche Entwicklung <strong>Lea<strong>der</strong></strong>/Agenda 21 Geme<strong>in</strong>denWan<strong>der</strong>welt <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>forum Ultental-Deutschnonsberg-Martell431 Verwaltung lokale Aktionsgruppe LAG OrganisationWeiterbildung <strong>der</strong> Lokalen Aktionsgruppe, Kommunikation über Programm <strong>und</strong> <strong>Projekte</strong> <strong>und</strong>strategische <strong>und</strong> operative Koord<strong>in</strong>ation, sowie Verwaltung von <strong>Lea<strong>der</strong></strong> im Gebiet <strong>der</strong> LAG Ulten-Deutschnonsberg-MartellDie erste Süsskirschenanlage <strong>in</strong> Martell wurdeim Rahmen von <strong>Lea<strong>der</strong></strong> errichtetAnalyse Maßnahmen aufgezeigt werden,welche für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklungunserer Geme<strong>in</strong>de, für <strong>die</strong> Sicherung <strong>und</strong>Entwicklung unseres Standortes richtungsweisends<strong>in</strong>d (z.B. Produktion <strong>und</strong>Vermarktung von Qualitätsprodukten <strong>in</strong>Zusammenhang mit dem Betriebsgrün<strong>der</strong>zentrum,Erstellung Bus<strong>in</strong>essplan zurFührung des Sozialzentrums usw.)Mithilfe <strong>der</strong> EU-För<strong>der</strong>programme konnten<strong>in</strong> den vergangenen Jahren viele Vorhabenrealisiert <strong>und</strong> wichtige Gr<strong>und</strong>lagengeschaffen werden. In <strong>der</strong> laufendenProgrammperiode soll es nun gel<strong>in</strong>gen,das bisher Erreichte zu festigen <strong>und</strong> <strong>in</strong>jenen Bereichen, wo noch Aufholbedarfbesteht, etwas auf den <strong>Weg</strong> zu br<strong>in</strong>gen.<strong>ESF</strong>-Projekt Agenda 21E<strong>in</strong> weiteres Projekt, welches <strong>die</strong> zukünftigeEntwicklung unserer Geme<strong>in</strong>de zumInhalt hat <strong>und</strong> vor kurzem <strong>in</strong> Angriff genommenwurde, trägt den Titel „Standortsicherung<strong>und</strong> Entwicklung im Rahmene<strong>in</strong>er lokalen Agenda 21“. Der Begriff„Agenda 21“ steht dabei für e<strong>in</strong>entwicklungs- <strong>und</strong> umweltpolitisches Aktionsprogrammmit dem Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigenEntwicklung, welche <strong>die</strong> Bedürfnisse<strong>der</strong> heutigen Generation befriedigtohne <strong>die</strong> Chancen künftiger Generationenzu bee<strong>in</strong>trächtigen.Gr<strong>und</strong>lage des <strong>Projekte</strong>s bilden 74 Indikatoren,welche von <strong>der</strong> EURAC <strong>und</strong> demLandesamt für Umwelt für alle SüdtirolerGeme<strong>in</strong>den erarbeitet wurden. Die Indikatorens<strong>in</strong>d geglie<strong>der</strong>t <strong>in</strong> <strong>die</strong> Haupt-bereiche Sozialgesellschaft, Umwelt <strong>und</strong>Wirtschaftsstandort <strong>und</strong> erlauben es, fürverschiedene Unterbereiche <strong>die</strong> Stärken<strong>und</strong> Schwächen, Vorteile <strong>und</strong> Nachteile,Chancen <strong>und</strong> Risiken <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de zuerkennen <strong>und</strong> mit an<strong>der</strong>en Standortenzu vergleichen. Dadurch soll es ermöglichtwerden, <strong>die</strong> zukünftige Entwicklungbesser zu steuern, Maßnahmen zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<strong>der</strong> Schwächen <strong>und</strong> zum Ausbau<strong>der</strong> Stärken zu ergreifen, Beseitigungvon strukturellen Nachteilen zu ermöglichenusw.Im Rahmen des <strong>Projekte</strong>s werden <strong>die</strong> gesamtenIndikatoren (abrufbar im Internetunter www.susta<strong>in</strong>ability.bz.it) mit Hilfevon Experten genau analysiert, <strong>in</strong>terpretiert<strong>und</strong> gefiltert. Anschließend sollenbasierend auf <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong>serDie Lyfi Alm wurde über <strong>Lea<strong>der</strong></strong> <strong>Projekte</strong> saniertVORANKÜNDIGUNG:Am Montag, 9. November 2009mit Beg<strong>in</strong>n um 19.00 Uhr f<strong>in</strong>detim Bürgerhaus von Martelle<strong>in</strong> Informations- <strong>und</strong> Diskussionsabendmit LandeshauptmannDr. Luis Durnwal<strong>der</strong> zum Thema„Standortsicherung, Standortentwicklung- <strong>Lea<strong>der</strong></strong> <strong>und</strong> <strong>ESF</strong>-<strong>Projekte</strong>als Motor <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklungdes Martelltales“ statt.5