13.07.2015 Aufrufe

Brandenburg im Bildungsloch 2004 - DIE LINKE. Kreisverband Oder ...

Brandenburg im Bildungsloch 2004 - DIE LINKE. Kreisverband Oder ...

Brandenburg im Bildungsloch 2004 - DIE LINKE. Kreisverband Oder ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

26 Widerspruch 5/<strong>2004</strong>Rondo konfusoÜberlegungen zu Frieden, Wohlstand und FreiheitVon Dietrich KittnerDie Auswirkungen der angestrebten Anhebungdes Renteneintrittsalters lässt sich ineinem Satz kurz wie folgt beschreiben:Der 66-jährige Bauarbeiter schleppt Ziegel,da er wegen Unfinanzierbarkeit seiner Rentebis 67 arbeiten muss, während sein 17-jährigerEnkel dabeisteht und zusieht, weil er,da der Großvater nach arbeiten muss, keinenArbeitsplatz bekommt und infolgedessen keineRentenbeiträge einzahlen kann, was dazuführt, dass die Rente des Alten unfinanzierbarwird und dieser deshalb bis 67 malochenmuss, wodurch er dem Jungen den Arbeitsplatzwegn<strong>im</strong>mt, der darum als Arbeitsloserkeine Rentenbeiträge einzahlen kann, demzufolgedie Rente des 66-Jährigen nicht mehrzu finanzieren ist und er aus diesem Grundebis ins Greisenalter Ziegel schleppen muss,damit den Arbeitsplatz des Enkels blockiert,der nun folglich der Rentenkasse nichts zahlenkann, weil er keine Arbeit bekommt, daihm sein Opa den Arbeitsplatz wegn<strong>im</strong>mt,weil ja seine Rente aufgrund der Arbeitslosigkeitdes Enkels nicht gesichert ist.Anders betrachtet könnte die Erhöhungdes Renteneintrittsalters aber vielleicht dochneue Arbeitsstellen schaffen, weil den greisenBaufacharbeitern dann jeweils ein Altenpflegerzur Seite gestellt werden müsste, derallerdings auch bis 67 arbeiten müsste, dasonst seine Rente nicht zu finanzieren wäre,weil sein 17-jähriger Enkel keine Rentenbeiträgezahlt, da dieser aufgrund der Tatsache,dass ihm sein Opa den Arbeitsplatz in derAltenpflege wegn<strong>im</strong>mt, arbeitslos ist.Wer jetzt die soziale Logik der Agenda2010 noch nicht begriffen hat, der muss sicheben in den Deutschen Bundestag wählenlassen. Da braucht nämlich sowieso keinAbgeordneter Beiträge für nachfolgende Generationenzu zahlen, und Rentenanspruchhat er darum schon nach einer achtjährigenLebensarbeitszeit. Schafft er drei oder vierLegislaturperioden, besitzt er Rentenanspruchschon ab 61 bzw. 57 Jahren. Bringtso einer es am Ende gar noch zum Ministeroder parlamentarischen Staatssekretär, kriegter bereits nach zweijähriger beitragsfreier„Lebensarbeitszeit“ Pension schon ab dem55. Lebensjahr. Die Rente ist also bombensicher— für Politiker. Infolgedessen gibt esin manchen Debatten über Sozialfragen <strong>im</strong>Plenum auch bis zu 90 Prozent freier Plätze.In den Jahren zwischen 1840 bis 1860führte eine Koalition der Staaten des freienWestens den so genannten Opiumkrieggegen China um dem damals schon globalisiertenfreien Drogenhandel die ungehinderteEinfuhr von Rauschgift in das Reichder Mitte zu erzwingen.Heute stellt sich die Situation andersherum.Unsere brave Bundeswehr ist nachAfghanistan geflogen, um in der ProvinzKunduz Frieden und wirtschaftlichen Aufschwungzu sichern. Im Unterschied zumKrieg gegen den chinesischen Terror vor150 Jahren geht es diesmal jedoch nichtum freie Opium-Einfuhr, sondern um denExport der Droge. Seit der Vertreibung derTaliban, die Rauschgiftanbau und -handeldurch Verbote unterdrückt hatten, ist nämlichOpium wieder Hauptwirtschaftsfaktorder Region. Der weitaus größte Teil unseresdeutschen Heroinbedarfs kommt aus Kunduz.Deshalb — und wohl vor allem auch,weil es um ökonomischen Aufschwung inder Kolonie Afghanistan geht — hat die Bundesregierungausdrücklich erklären lassen,Rauschgiftbekämpfung gehöre keinesfallszu den Aufgaben deutscher Soldaten. Einemunverbürgten Gerücht zufolge will Berlinjedoch durch sanften diplomatischen Druckerreichen, dass für den Export best<strong>im</strong>mteRohopiumballen und Heroinpakete mit einemAufdruck versehen werden: „Rauschgiftkann tödlich sein. Der Kriegsminister.“Weil es um den Frieden in Kunduz geht,waren alle Söldner und Banditen der dortigenWarlords und Drogenbarone gleich zuBeginn des Bundeswehreinsatzes aufgerufen,ihre Waffen abzugeben. Die Aktion hattegroßen Erfolg: einige Hundert Schießprügelwurden tatsächlich abgeliefert. Immerhingab es pro Waffe 200 Dollar. Wer cleverwar, konnte das Geld nehmen und sich aufdem Markt zum landesüblichen Preis von 50Dollar ein neues Gewehr holen. Eine schöneSpanne.Weiterblickende Typen haben sich vermutlichfür die 200 Dollar gleich mit vier neuenUzis oder Kalaschnikows versehen, für diesie nun bei der Militärverwaltung insgesamt800 Dollar erlösen konnten, welches kleineStartkapital schon für 16 Schießeisen vomfreien Markt gut ist, die ihrerseits bei der Besatzungsmachteinen Rohgewinn von 3 200Dollar erbringen, der dein Investor den Kaufvon 64 neuen Handfeuerwaffen ermöglicht,die bei ordentlicher Ablieferung nun <strong>im</strong>merhinschon 12 800 Dollar bedeuten, ausreichendfür die Anschaffung von nunmehr 256Gewehren <strong>im</strong> Abgabewert von 51 200 Dollar— und so fort, bis die Region Kunduz danksolch tatkräftiger Entwicklungshilfe binnenkürzester Frist unumstrittenes Stammgebietvon Millionären geworden ist.Nützlicher Nebeneffekt: angesichts des zuerwartenden Riesenbooms für Schießeisenin Zentralasien wird wohl auch be<strong>im</strong> deutschenWaffenfabrikanten Heckler & Kochein namhaftes Sümmchen hängen bleibenund damit einhe<strong>im</strong>ische Arbeitsplätze sichern.Aus dieser Überlegung heraus wirddie Bundesregierung wahrscheinlichzukünftigBundeswehr-Auslandseinsätze ohne Umwegedirekt aus dem Sozialetat bezahlen, wasleider dazu führt, dass das Arbeitslosengeldweiter gekürzt und das Renteneintrittsalterauf 70 angehoben werden maß. Der 69-jährigeBauarbeiter schleppt dann also Ziegel, daer wegen Unfinanzierbarkeit seiner Rente …weiter ad libitum (nach Belieben), s. o.So bewahrheitet sich denn die uralte Weisheit,dass Drogengeschäft und WaffenhandelFrieden, Wohlstand und Freiheit für alle Beteiligtengewährleistet. Lohnt es sich nicht,unsere tapferen Soldaten für solch humanitäreWerte in den Kampf zu schicken?Quelle: www.dietrich-kittner.de1. Mai <strong>2004</strong> –PDS-Fest inWoltersdorf:Rock‘n‘Roll mitden Erkneraner„Challengers“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!