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Widerspruch - DIE LINKE. Kreisverband Oder-Spree

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14. Jahrgang, 3/2005<br />

<strong>Widerspruch</strong> !<br />

Zeitung von PDS-Mitgliedern im <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>-Kreis<br />

www.pds-oder-spree.de<br />

Unseren Leserinnen einen herzlichen<br />

Glückwunsch zum internationalen Frauentag<br />

Aus dem Inhalt:<br />

PDS-Bbg wählte Landesvorstand ........ 2<br />

Das soziale Gewissen der Regierenden 4<br />

Hartz IV ist verfassungswidrig! ..........11<br />

Peer Jürgens, MdL aus Erkner, mit<br />

Wahlkreisbüro auf Rädern unterwegs 15<br />

Nazis raus aus den Köpfen<br />

– wir tun was! ......................................17<br />

Woher der Rückenwind für Nazis ...... 25


2 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005<br />

Brandenburgs Zukunft – sozial, gerecht, demokratisch,<br />

PDS wählte ihren neuen Landesvorstand<br />

So lautet das Motto des auf der 1. Tagung<br />

des 9. Landesparteitages der PDS Brandenburg<br />

beschlossenen Leitantrags, der am 19.<br />

und 20. Februar 2005 in Blossin (LDS) stattfand.<br />

Hauptgegenstand des Parteitags war jedoch<br />

die Wahl des neuen Landesvorstandes<br />

mit einem neuen Landesvorsitzenden an der<br />

Spitze.<br />

Der Leitantrag und auch die weiteren Anträge<br />

Aufstehen für Frieden, Demokratie<br />

und Gerechtigkeit – Aufruf der PDS Brandenburg<br />

zum 60. Jahrestag der Befreiung<br />

vom Faschismus“, „Erklärung von Barcelona<br />

umsetzen“ und „Eine Partei mit Jugend<br />

ist eine Partei mit Zukunft“ wurden einschließlich<br />

einiger, geringfügiger Änderungen<br />

im weitgehenden Konsens durch den<br />

Parteitag verabschiedet. Die Texte der verabschiedeten<br />

Anträge sind auf der Homepage<br />

des Landesverbandes www.pds-brandenburg.<br />

de zu lesen.<br />

Die Gemüter erhitzte diesmal die Frage,<br />

mit welcher personellen Konstellation die<br />

PDS-Politik am besten umgesetzt werden<br />

kann. Der bisherige, recht erfolgreich agierende<br />

Landesvorsitzende Ralf Christoffers<br />

trat aus gesundheitlichen Gründen nicht<br />

mehr an. Die Fraktionsvorsitzende Dagmar<br />

Enkelmann ist gleichzeitig stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende und stand so für eine<br />

dritte Aufgabe, die die volle Aufmerksamkeit<br />

erfordert, nicht zur Verfügung, einige<br />

Inhaber weiterer Spitzenpositionen ebenfallls<br />

nicht. Der Schatzmeister Klaus Kalex<br />

benötigte wegen über Gebühr langer Amtsführung<br />

gemäß PDS-Statut eine Zweitdrittel-Mehrheit,<br />

um überhaupt auf die Kandidatenliste<br />

zu kommen.<br />

Den Delegierten lag ein Personalvorschlag<br />

des scheidenden Landesvorstandes für die<br />

Positionen des Landesvorsitzenden - Thomas<br />

Nord, die Stellvertreter – Diana Golze,<br />

Dr. Kirsten Tackmann, Stefan Ludwig und<br />

Harald Petzold, die Landesgeschäftsführerin<br />

– Maria Strauß und den Schatzmeister<br />

– Klaus Kalex vor.<br />

Dieser Vorschlag traf nicht nur auf Zustimmung.<br />

Insbesondere aus dem <strong>Kreisverband</strong><br />

Potsdam, aber auch darüber hinaus gab<br />

es Zweifel an der Eignung der o.g. Personalkonstellation<br />

und folgerichtig auch Gegenkandidaturen<br />

für den Posten des Landesgeschäftsführers<br />

– Stefan Wollenberg und den<br />

Schatzmeister – Detlef Janson.<br />

Soweit, so normal für eine demokratische<br />

Partei. Bedauerlich war nur, dass während<br />

der Vorstellung der Kandidaten und den<br />

dazugehörigen Anfragen das Niveau einiger<br />

Teilnehmer zumindest punktuell unterhalb<br />

der Gürtellinie absank. Am Ende wurde<br />

gewählt und der Vorschlag des alten Landesvorstandes<br />

kam in allen Punkten durch.<br />

Neuer Landesvorsitzender wurde mit 77 Prozent<br />

der Stimmen Thomas Nord, der die<br />

letzten beiden Jahre als Landesgeschäftsführer<br />

der PDS in unserem Landesverband tätig<br />

war und davor als Wahlkreismitarbeiter der<br />

Bundestagsabgeordneten Stefan Heym und<br />

Wolfgang Gehrke arbeitete.<br />

Der RBB nannte das Ergebnis „weder<br />

Fisch noch Fleisch“. Das ist in sofern richtig,<br />

wenn man damit ein mittelprächtiges Ergebnis<br />

umschreiben will. Für einen Neuling auf<br />

dieser Ebene, wie Thomas Nord ist es jedoch<br />

ganz ordentlich. Es gibt ihm die Chance, in<br />

seine Aufgabe hinein zu wachsen.<br />

Die stellvertretenden Landesvorsitzenden<br />

wurden alle mit sehr guten Ergebnissen gewählt.<br />

Diana Golze ist gleichzeitig Kreisvorsitzende<br />

Havelland und Mitarbeiterin<br />

des MdL Ch. Görke, Kirsten Tackmann ist<br />

eine in der Forschung arbeitende Tierärztin<br />

aus dem Kreis Ostprignitz-Ruppin, Stefan<br />

Ludwig ist Bürgermeister von Königs Wusterhausen<br />

und Harald Petzold Lehrer in<br />

Falkensee. Aus Sicht unseres Kreises war nur<br />

bedauerlich, dass Helga Böhnisch nicht wieder<br />

für diesen Posten antrat.<br />

Bei der Wahl des/der Landesgeschäftsführers/in<br />

standen sich zwei fast gleichwertige<br />

und auch fast gleich gut präsentierende Kandidaten/innen<br />

gegenüber, die beide zur jüngeren<br />

Generation unserer Partei gehören und<br />

beide über mehrjährige Erfahrungen in der<br />

Organisation der „Veranstaltung“ PDS besitzen.<br />

Gewählt wurde die bisherige Pressesprecherin<br />

Maria Strauß, die bereits 5 Jahre<br />

für die PDS Brandenburg arbeitet und einen<br />

Magister – Abschluss für Niederländische<br />

Sprache und Publizistik vorweisen kann.<br />

Bei der Wahl des Schatzmeisters hatte<br />

Klaus Kalex keine Probleme, mit der<br />

notwendigen Zweidrittel – Mehrheit auf<br />

die Kandidatenliste zu kommen. Danach<br />

kochten die Emotionen jedoch hoch und er<br />

konnte sich in einer Kampfabstimmung mit<br />

55 zu 39 Prozent bei vielen Enthaltungen<br />

durchsetzen. Zum Erfolg verhalf ihm zweifelsohne<br />

sein Amtsbonus und die Tatsache,<br />

dass Detlef Janson bis zur letzten Minute<br />

eigentlich noch als dritter Kandidat für den<br />

Posten des Landesgeschäftsführers gehandelt<br />

wurde und den Delegierten auch so angekündigt<br />

war.<br />

Die Wahl der weiteren Mitglieder des Landesvorstandes<br />

begann mit dem Verzicht des<br />

Potsdamer Kreisvorsitzenden Peter Heuer<br />

auf seine Kandidatur, womit er offensichtlich<br />

die Konsequenz aus dem Scheitern der<br />

von ihm mit unterstützten Kandidaturen<br />

zog. Der weitere Verlauf war sachlich. Wie<br />

üblich, kann nicht jeder gewählt werden,<br />

wenn es mehr Kandidaten als zu vergebene<br />

Plätze gibt. Aus unserem Kreis LOS wurde<br />

die Eisenhüttenstädter Stadt-Fraktionsvorsitzende<br />

Dagmar Püschel in den Landesvorstand<br />

gewählt, wozu ihr auch von hier aus<br />

noch einmal recht herzlich gratuliert sei.<br />

Der Seelower Stadtvorsitzende Bernd Sachse<br />

aus unserem Nachbarkreis MOL scheiterte<br />

dagegen knapp, was bedauerlich ist. Das Problem<br />

bestand aber nun einmal darin, zwischen<br />

gleich guten Kandidaten auswählen zu<br />

müssen.<br />

Weiterhin wurden noch die Brandenburger<br />

Vertreter/innen im Bundesparteirat, die Mitglieder<br />

der Landesschiedskommission und<br />

der Finanzrevisionskommission gewählt.<br />

Kein Parteitag ohne ordentliche Rede. Dafür<br />

sorgte dieses Mal der Bundeswahlkampfleiter<br />

der PDS Bodo Ramelow, der sich eindeutig<br />

für größere Aufgaben empfahl. Von<br />

der KPCM trat u. a. der Europaabgeordnete<br />

Genosse Kohlicek als Gastredner auf. Weitere<br />

Gäste kamen von der PDS Berlin und<br />

aus Nordrhein-Westfalen, von der DKP, den<br />

Gewerkschaften, Studenten- und Jugendorganisationen.<br />

Auch Dagmar Enkelmann<br />

brillierte mit ihrer Rede und brachte vor allem<br />

die landespolitischen Themen ins Spiel,<br />

die der RBB während der ersten Hälfte des<br />

Parteitags so schmerzlich vermisst hatte.<br />

Es präsentierte sich eine aufstrebende Partei<br />

mit einigen Ecken und Kanten, die auch<br />

nicht ganz frei von Widersprüchen ist, die<br />

jedoch über mehr als ausreichend fähige und<br />

willige Köpfe verfügt, um Brandenburg eine<br />

Zukunft zu geben, die sozial, gerecht und<br />

demokratisch ist.<br />

Der neue PDS-Landesvorstand<br />

Landesvorsitzender<br />

Thomas Nord (OPR) 77,06 %<br />

Stellvertretende Landesvorsitzende<br />

Kirsten Tackmann (OPR) 91,72 %<br />

Stefan Ludwig (LDS) 91,12 %<br />

Diana Golze (HVL) 81,66 %<br />

Harald Petzold (HVL) 79,29 %<br />

Landesgeschäftsführerin<br />

Maria Strauß (P) 66,07 %<br />

Landesschatzmeister<br />

Klaus Kalex (BAR) 55,95 %<br />

Weitere Mitglieder des Landesvorstandes<br />

Jutta Nitsche (PM) 86,98 %<br />

Dagmar Püschel (LOS) 86,39 %<br />

Silvia Hauffe (BRB) 86,39 %<br />

Ingeborg Kolodzeike (BAR) 84,62 %<br />

Elke Böckmann (PM) 79,29 %<br />

Ramona Dittrich (PR) 64,50 %<br />

Thomas Domres (PR) 77,58 %<br />

Andreas Bernig (PM) 76,36 %<br />

Matthias Loehr (CB) 62,42 %<br />

Hans-Peter Schömmel (CB) 60,61 %<br />

Ingo Paeschke (SPN) 59,39 %


4 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 5<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

von der Sitzung des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> am 22. Februar 2005<br />

Kein soziales Gewissen bei den „Regierenden“<br />

Hartz IV hing deutlich sichtbar über den entscheidenden<br />

Tagesordnungspunkten der Sitzung<br />

des Kreistages vom 22. Februar 2005.<br />

Das begann direkt mit der Einrichtung eines<br />

Beirates zur Begleitung der Umsetzung der Arbeitsmarktreform<br />

Hartz IV. Ein wesentlicher<br />

Impuls für die Bildung eines solchen Gremiums<br />

ging von der Fraktion der PDS aus. Wir<br />

hatten bereits zur vorhergehenden Sitzung<br />

des Kreistages den Antrag gestellt, einen entsprechenden<br />

Ausschuss des Kreistages zu bilden.<br />

In Anbetracht der Tatsache, dass es im<br />

Zuge der Durchführung des Optionsmodells<br />

im Landkreis<br />

mehrere 10 000 Betroffene (in ca. 14 000<br />

sog. „Bedarfsgemeinschaften“) gibt,<br />

dass es sich um eine Verwaltungsstruktur<br />

von um die 200 Mitarbeitern handelt,<br />

dass in diesem Bereich ab 2005 etwa die<br />

Hälfte des Kreishaushaltes verwaltet wird,<br />

war unser Antrag nur folgerichtig.<br />

Diesen Antrag haben wir zurückgezogen,<br />

weil uns für die Februarsitzung eine Vorlage<br />

der Verwaltung zur Bildung eines entsprechenden<br />

Gremiums zugesagt wurde. In der<br />

Diskussion über diese Vorlage wurden jedoch<br />

die prinzipiellen Unterschiede im Umgang<br />

mit diesem Problem sichtbar. Wie mit dem<br />

Brennglas wurden die politischen und sozialen<br />

Gegensätze in der von der Koalition aus<br />

SPD und CDU durchgesetzten Zusammensetzung<br />

dieses Beirates zusammengefasst.<br />

Nach der gegenwärtigen Beschlusslage gehören<br />

diesem Beirat 15 Mitglieder an:<br />

- zwei Vertreter von kreisangehörigen Kommunen<br />

- der Landrat<br />

- vier Vorsitzende von Kreistagsausschüssen<br />

- ein Vertreter eines „großen kreisansässigen<br />

Industrieunternehmens“<br />

- ein Vertreter der Sparkasse <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

- ein Vertreter der gewerblichen Wirtschaft<br />

- ein Vertreter des Kreisbauernverbandes<br />

- ein Vertreter der Industrie- und Handelskammer<br />

- ein Vertreter der Handwerkskammer<br />

- ein Vertreter der „kleinen Liga“<br />

- ein Vertreter des Arbeitslosenverbandes.<br />

Gewerkschaftsbeteiligung abgelehnt,<br />

mehr Öffentlichkeit erforderlich<br />

Vor diesem Hintergrund kennzeichnet es<br />

die Intentionen der Kreisverwaltung, wenn<br />

sie und die Mehrheit des Kreistages einen<br />

Antrag der PDS-Fraktion ablehnten, diesen<br />

Kreis um einen Vertreter der Gewerkschaft<br />

zu ergänzen. Das „schlagende“ Argument dafür<br />

war: Wir wollen dort keine Lobbyisten.<br />

Das Ergebnis lässt sich so zusammenfassen:<br />

Sieben Vertreter aus dem Kreistag, der<br />

Verwaltung und von kreisangehörigen Gemeinden,<br />

vier (mit Sparkasse fünf) Vertreter<br />

der „Wirtschaft“, und sage und schreibe ein<br />

Vertreter von Betroffenen.<br />

Die PDS stellt mit dem Vorsitzenden des<br />

Ausschusses für Haushalt und Finanzen ein<br />

Mitglied. Er wird – sicher gemeinsam mit<br />

dem Vertreter des Arbeitslosenverbandes<br />

– das in seinen Kräften stehende tun, damit<br />

auch in diesem – nicht öffentlich tagenden<br />

– Beirat die Stimme der Betroffenen hörbar<br />

bleibt. Eine „Einbindung“ in Hartz IV wird<br />

es auch auf diesem Wege nicht geben.<br />

Das bittere Fazit bleibt: Unsere Anträge<br />

zu einer (wenn auch marginal) verbesserten<br />

Vertretung der Betroffenen, zur wirksameren<br />

Kontrolle der Verwaltung wurden – soweit<br />

sie an die Substanz gingen – abgelehnt.<br />

Wir werden deshalb dafür sorgen, dass dieses<br />

Thema in jeder Sitzung des Kreistages<br />

auf der Tagesordnung stehen wird. Und wir<br />

brauchen noch mehr Öffentlichkeit, um<br />

künftig die Beschlussfassung im Kreistag<br />

nachhaltiger beeinflussen zu können.<br />

Änderung der Gebührensatzungen<br />

aufgrund veränderter Sozialgesetzgebung<br />

Ein weiterer Tagesordnungspunkt unter dem<br />

Druck von Hartz IV kam<br />

unter dem unverfänglichen<br />

Titel „Änderung<br />

von Gebührensatzungen<br />

der Ämter 40, 41 und 50<br />

aufgrund veränderter Sozialgesetzgebung“<br />

daher.<br />

Auch dafür war eine Initiative<br />

unserer Fraktion<br />

der Auslöser. Wir hatten<br />

beantragt, in den Satzungen<br />

des Landkreises<br />

bei der Ermäßigung von<br />

Gebühren künftig den<br />

Empfängern von ALG II<br />

jene Erleichterungen zu<br />

gewähren, die bisher nur<br />

den Sozialhilfeempfängern<br />

gewährt wurden.<br />

Die Diskussion zu diesem<br />

Tagesordnungspunkt wurde streckenweise<br />

sehr emotional geführt. Letztlich wurden<br />

alle unsere Anträge abgelehnt. In der<br />

beschlossenen Fassung erfolgte die Gleichstellung<br />

von Sozialhilfeempfängern und Beziehern<br />

von ALG II auf niedrigstem Niveau.<br />

Das heißt im Detail: Wer ALG II bezieht,<br />

der muss erst so arm werden wie ein Sozialhilfeempfänger<br />

(hinsichtlich des zulässigen<br />

„Schonvermögens“), bevor ihm eine (marginale)<br />

Erleichterung bei den vom Landkreis<br />

geregelten Gebühren gewährt wird.<br />

Die Doppelmoral der herrschenden SPD/<br />

CDU-Koalition wird besonders daran deutlich,<br />

dass hier der Stock ganz besonders<br />

gegen die Kinder von ALG-II-Empfängern<br />

geschwungen wird. Sie sollen eben keine<br />

Erleichterungen bei den Gebühren für die<br />

Musikschule bekommen, sie sollen keine<br />

Erleichterung bei der Schülerbeförderung<br />

bekommen. Um nur eine Zahl zu nennen:<br />

Wenn sie ihre 10 € für die monatliche Schülerbeförderung<br />

bezahlt haben, dann bleibt<br />

ihnen für den ganzen Monat noch 1,94 € für<br />

die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln.<br />

Und dabei dürfen<br />

sie ihre Schülerfahrkarte<br />

nicht einmal für die Fahrt<br />

zum Sportverein benutzen.<br />

In Sonntagsreden sind<br />

sie ja alle so kinderfreundlich,<br />

die christlich-sozialdemokratischen<br />

Politiker.<br />

Aber selbst die kleinste<br />

Entscheidung, die kleinste<br />

Hilfe wird gerade den<br />

Bedürftigsten verweigert.<br />

Und verbunden wird das<br />

alles mit dem Vorwurf an<br />

unsere Fraktion, wir wollten<br />

mit unseren Anträgen<br />

im Kreistag die Bundespolitik<br />

aushebeln!<br />

Kreishaushalt erstmals unausgeglichen<br />

Nach vielen anderen, vorrangig für die Verwaltung<br />

wichtigen Beschlüssen, bildete der<br />

Kreishaushalt für das Jahr 2005 den zweiten<br />

Schwerpunkt des Kreistages. Dieser Kreishaushalt<br />

bedeutet den Beginn einer neuen<br />

Etappe in der Entwicklung des Landkreises.<br />

Erstmalig ist es der Verwaltung nicht gelungen,<br />

einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.<br />

Nachdem im Vorjahr ein Defizit<br />

von rund 10 Mio. € noch aus der Rücklage<br />

ausgeglichen werden konnte, war diese Rücklage<br />

endgültig verbraucht. Hinzu kommt<br />

– jedenfalls in der Lesart des 22. 2. – ein zusätzliches<br />

Defizit aus den Kosten, die Hartz<br />

IV dem Landkreis aufbürdet. Dabei geht es


6 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 7<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

um die Kosten der Unterkunft, die der Landkreis<br />

für die Bezieher von ARG II zu einem<br />

erheblichen Teil übernehmen muss. Diese<br />

Kosten wurden dem Landkreis durch Bundesgesetz<br />

aufgezwungen.<br />

Andere Landkreise haben die auf diese<br />

Weise nicht gedeckten Beträge als Forderung<br />

gegen den Bund in den Haushalt eingestellt<br />

und den Klageweg eingeschlagen. Die Koalition<br />

aus SPD und CDU im Kreistag und<br />

die Kreisverwaltung haben sich unserer Forderung,<br />

ebenso zu verfahren, verweigert.<br />

Stattdessen wird die Kreisumlage erhöht und<br />

– zumindest ein Teil – des zusätzlichen Fehlbetrages<br />

den ohnehin finanziell gebeutelten<br />

Städten und Gemeinden des Landkreises abgenötigt.<br />

Und die werden – wohl mindestens<br />

teilweise – wieder mit weiteren Verschlechterungen<br />

ihrer ohnehin bescheidenen „freiwilligen“<br />

sozialen Leistungen reagieren.<br />

Dr. Artur Pech, PDS-Fraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Haushalt und Finanzen im Kreistag<br />

<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> am 22. 2. 2005 zur Debatte über den Kreishaushalt 2005<br />

Der Kreishaushalt und Hartz IV<br />

Die Diskussion über<br />

den Haushalt bedeutet<br />

immer, die politischen<br />

Wurzeln, die<br />

Zwecke und die tatsächlichen<br />

Ergebnisse<br />

der Haushaltspolitik<br />

offen zu legen.<br />

Und so sind die<br />

Wirkungen von<br />

Hartz IV auf den<br />

Haushalt des Landkreises<br />

das wesentlichste<br />

Problem, dem wir uns in diesem Jahr<br />

ausgesetzt sehen. Als hier im Kreistag die<br />

Entscheidung über das Optionsmodell („<strong>Widerspruch</strong>!“<br />

berichtete in Nr. 1/2005, S. 10 f)<br />

debattiert wurde, stand die Hoffnung auf<br />

Diese Kreistagssitzung hinterlässt einen bitteren<br />

Nachgeschmack. Wir werden selbst die<br />

bescheidensten Veränderungen für die am<br />

härtesten betroffenen Menschen nicht durch<br />

bloße Argumentation im Kreistag erreichen.<br />

Dafür braucht es entschieden mehr Druck<br />

aus der Öffentlichkeit des Landkreises.<br />

Wir sehen eine wichtige Aufgabe darin,<br />

diesen Druck durch die Offenlegung der tatsächlichen<br />

Prozesse im Kreistag zu fördern.<br />

Gerade nach solchen Niederlagen wie der<br />

vom 22. Februar 2005 im Kreistag gilt:<br />

Wer kämpft, kann verlieren.<br />

Wer nicht kämpft, hat schon verloren.<br />

Monika Krüger, Vorsitzende der PDS-Kreistagsfraktion,<br />

Neu Zittau; Dr. Artur Pech,<br />

PDS-Kreistagsmitglied, Schöneiche<br />

einen finanziellen Ausgleich der Mehrkosten<br />

für den Landkreis durch den Bund oder das<br />

Land im Raum.<br />

Mit Blick auf die langfristigen Realitäten<br />

von Bundes- und Landespolitik nannte ich<br />

schon damals derartige Hoffnungen einen<br />

naiven Kinderglauben.<br />

Jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch.<br />

Tatsächlich bedeutet Hartz IV – unabhängig<br />

von Optionsmodell – ein zusätzliches Defizit<br />

für den Landkreis. Während der Haushaltsdebatte<br />

wurde es auf zwischen 4 und 10<br />

Millionen Euro beziffert. Die Ursache liegt<br />

in der Höhe des vom Landkreis zu übernehmenden<br />

Anteils an den Kosten der Unterkunft<br />

für die Langzeitarbeitslosen.<br />

Da die Zahlen noch immer nur schwer zu<br />

ermitteln sind, ging uns die letzte Fassung<br />

erst wenige Tage vor der heutigen Sitzung zu.<br />

Und wie immer zieht der Umgang mit dieser<br />

von der Bundespolitik verordneten Situation<br />

auch im Kreistag politische Kontroversen<br />

nach sich. Mit den uns heute zur Beschlussfassung<br />

vorliegenden Unterlagen wird der<br />

politisch einfachste Weg eingeschlagen. Der<br />

Wille der Bundes- und Landespolitik wird<br />

weitgehend widerstandslos gegenüber den<br />

Städten und Gemeinden des Landkreises<br />

exekutiert. Sie sollen über die Erhöhung der<br />

Kreisumlage zumindest einen Teil des zusätzlichen<br />

Defizits ausgleichen.<br />

Ich lehne diese Politik ab.<br />

Der Keis darf dem Druck des Bundes nicht<br />

nachgeben. Er muss den Hartz-IV bedingten<br />

zusätzlichen Fehlbetrag in den Haushalt als<br />

Forderung gegen den Bund einstellen und<br />

den Klageweg gegen den Bund, gegebenenfalls<br />

auch gegen das Land, einschlagen. Aber<br />

auch die Verwaltung und die Koalition hier<br />

im Kreistag sollten ihre Zurückhaltung gegenüber<br />

den unvertretbaren Auswirkungen<br />

der Bundespolitik fallen lassen. Unser Defizit<br />

wächst infolge von Hartz IV<br />

um einen ansehnlichen Millionenbetrag.<br />

Da passt es wie<br />

die Faust aufs Auge, wenn<br />

Herr Wolfgang Clement heute<br />

aus allen Medien mit dem<br />

Vorwurf zu vernehmen ist,<br />

die Kommunen würden im<br />

Rahmen der Arbeitsmarktreform<br />

Hartz IV Kosten auf<br />

den Bund abzuwälzen. Der<br />

deutsche Volksmund hat für<br />

dieses Verhalten des Herrn<br />

Bundesministers das Sprichwort:<br />

Wer den Schaden hat,<br />

braucht für den Spott nicht<br />

zu sorgen.<br />

Ein weiteres Problem liegt in den falschen<br />

Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit,<br />

die der Kalkulation für die Personalausstattung<br />

des nach dem Optionsmodell im Landkreis<br />

zu schaffenden Amtes zugrunde liegen.<br />

Wir erinnern uns alle noch der großspurigen<br />

Versprechungen über eine individuellere<br />

Betreuung vor allem der Jugendlichen, über<br />

einen Personalschlüssel von bis zu 1 Mitarbeiter<br />

für 75 Fälle. Nun halte ich es noch immer<br />

für nicht unbedingt wesentlich, ob ein<br />

Mitarbeiter der Verwaltung 1 Stunde oder<br />

nur 30 Minuten Zeit hat, dem Betroffenen<br />

zu erklären, dass es keine Arbeit für ihn gibt.<br />

Aber selbst dieses Versprechen wird nicht<br />

eingelöst.<br />

Die ungenügende Finanzausstattung wird<br />

die Umsetzung des Schlüssels für die Betreuung<br />

der Langzeitarbeitslosen in Stellen des<br />

Amtes 55 nicht ermöglichen. Auch die diesbezüglichen<br />

Versprechungen der Bundespolitik<br />

sind – im Ergebnis falscher Zahlen<br />

– im Landkreis auf Sicht nicht zu realisieren.<br />

Für den versprochenen Betreuungsschlüssel<br />

fehlt schlicht das Geld. (nachträgliche<br />

Anmerkung des Autors: Am Tage nach der<br />

Sitzung des Kreistages war den Medien zu<br />

entnehmen, dass die falschen Zahlen ihren<br />

Ursprung nicht bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit haben,<br />

sondern bei Herrn Minister<br />

Clement, der auf diese Weise<br />

den Bundeshaushalt um<br />

einen ansehnlichen Milliardenbetrag<br />

entlastete)<br />

Die Umsetzung des Optionsmodells<br />

im Landkreis<br />

enthält jedoch auch hausgemachte<br />

Probleme.<br />

Sehr vernünftig war es,<br />

den in den Sozialämtern<br />

der Städte und Gemeinden<br />

„freigesetzten“ Mitarbeitern


8 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 9<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

eine Tätigkeit im Amt 55<br />

anzubieten. Dafür möchte<br />

ich dem Herrn Landrat ausdrücklich<br />

danken.<br />

Darüber hinaus wurde<br />

jedoch die Möglichkeit der<br />

Entlastung des Personalhaushalts<br />

des Landkreises<br />

nicht konsequent genug genutzt.<br />

Ich habe aus meiner<br />

Ablehnung von Hartz IV<br />

nie einen Hehl gemacht.<br />

Ich habe jedoch immer<br />

zugleich festgestellt, dass<br />

mit dem Optionsmodell<br />

das Problem der langfristig<br />

nicht mehr finanziell tragbaren<br />

personellen Ausstattung<br />

der Verwaltung relativ elegant gelöst<br />

werden könnte. Das hilft zwar den Langzeitarbeitslosen<br />

nicht, ermöglicht aber eine Kostenreduzierung<br />

in der Kreisverwaltung ohne<br />

Entlassungen. Beinhaltete doch das Optionsmodell<br />

die einmalige Chance, das Personal<br />

der Kreisverwaltung so umzustrukturieren,<br />

dass sich die Personalkosten mittelfristig den<br />

geringen finanziellen Spielräumen des Landkreises<br />

anpassen.<br />

Das insgesamt für das Jahr 2005 ausgewiesene<br />

Defizit im Kreishaushalt besteht in<br />

seiner Grundstruktur aus dem im Jahr 2004<br />

noch aus der Rücklage ausgeglichenen Defizit<br />

plus dem aus Hartz IV resultierenden<br />

zusätzlichen Fehlbetrag. Um es einmal ganz<br />

formal nach der Art von Lieschen Müller<br />

zu rechnen: Wenn 50 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter der Kreisverwaltung in das Amt<br />

55 versetzt werden und die Personalkosten<br />

dieses Amtes aus dem Bundeshaushalt finanziert<br />

werden, dann hätte dies eine Entlastung<br />

des Kreishaushaltes von mindestens 1,5 Mio.<br />

€ nach sich ziehen müssen.<br />

Sozialverträglicher kann Personalabbau<br />

nicht ausgestaltet werden. Ich kann nur<br />

hoffen, dass die bis zur Mitte des Jahres<br />

verbleibenden Möglichkeiten<br />

konsequent genutzt<br />

werden. Sofern nicht alte<br />

Verwaltungsstrukturen<br />

sondern die künftigen finanziellen<br />

Spielräume zur<br />

Richtschnur des einschlägigen<br />

Verwaltungshandelns<br />

werden, sollte eine Umsetzung<br />

von bis zu 100 Mitarbeitern<br />

durchaus möglich<br />

sein. Dazu wird sicher in<br />

der Verwaltung ein Paradigmenwechsel<br />

notwendig<br />

sein. Die Frage lautet nicht<br />

mehr, wie viel Personal zur<br />

Erfüllung der Aufgaben benötigt<br />

wird. Vielmehr gilt<br />

auf absehbare Zeit: Welche Aufgaben kann<br />

der Landkreis mit dem bezahlbaren Personal<br />

noch erfüllen?<br />

Gerade der Aufbau einer zusätzlichen<br />

Struktur mit rund 200 Mitarbeitern sollte<br />

doch der Rahmen sein, in dem eine solche<br />

Veränderung ohne unzumutbare soziale<br />

Härten auch realisiert werden kann.<br />

Abschließend gestatte ich mir die Feststellung:<br />

Mittlerweile pfeifen es viele mediale Spatzen<br />

von den Dächern, dass Hartz IV keine<br />

Arbeitsplätze schafft.<br />

Mittlerweile liegen auch die ersten Gerichtsurteile<br />

vor, die die von meiner Partei<br />

bereits seit geraumer Zeit konstatierte<br />

Rechtswidrigkeit vieler Regelungen im<br />

Hartz-IV-Paket belegen.<br />

Mittlerweile wurde auch sichtbar, wie die<br />

1-Euro-Jobs zur Vernichtung von regulären<br />

Arbeitsplätzen beitragen.<br />

Es sollte die Aufgabe des Kreistages sein, auf<br />

derartige Entwicklungen nicht nur ein wachsames<br />

Auge zu haben, sondern ihnen auch<br />

nachhaltig und wirksam entgegen zu treten.<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

Brandenburg ökonomisch, sozial,<br />

ökologisch voranbringen<br />

Kerstin Osten<br />

MdL, haushaltsund<br />

finanzpolitische<br />

Sprecherin<br />

der PDS-Franktion,<br />

Vor sitzen de<br />

des Ausschusses<br />

für Haushalt und<br />

Finanzen<br />

Die Debatte des Brandenburger Doppelhaushalts<br />

2005/2006 ordnet sich für die PDS-<br />

Landtagsfraktion ihrem politischen Ziel<br />

unter, im Lande eine zukunftsfähige, sozial<br />

gerechte und arbeitsplatzschaffende Entwicklung<br />

zu initiieren – entsprechend des<br />

Leitbildes, wie es vom jüngsten Landesparteitag<br />

beschlossen wurde: „Das neue Brandenburg,<br />

das wir anstreben, soll ein Land der<br />

sozialen Gerechtigkeit sein, in dem sich in<br />

allen Landesteilen die menschliche Gesellschaft<br />

im Einklang mit der Natur weiterentwickelt.<br />

Soziale Gerechtigkeit beschreibt sowohl<br />

das Ziel als auch den Maßstab, den wir<br />

auf dem Weg dorthin einhalten wollen.“ Die<br />

komplizierte Haushaltlage ist für die PDS-<br />

Landtagsfraktion kein Grund, ihr Vorhaben<br />

aufzugeben, Brandenburg ökonomisch, sozial<br />

und ökologisch voranzubringen – im<br />

Gegenteil: Durch Konsolidierung des Haushalts,<br />

das Setzen neuer Schwerpunkte und<br />

den effizienten Einsatz der Mittel können<br />

Voraussetzungen für eine alternative Politik<br />

geschaffen werden.<br />

„leere Kassen“ – kein Naturereignis<br />

Die PDS-Landtagsfraktion ist sich über die<br />

komplizierte Haushaltlage des Landes im<br />

Klaren, insbesondere über das eklatante<br />

Missverhältnis von Einnahmen und Ausgaben.<br />

Die Ursachen dafür sind aber nicht<br />

nur in der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung<br />

Brandenburgs zu suchen, sondern<br />

in starkem Maße in falschen bundespolitischen<br />

Rahmenbedingungen, die insbesondere<br />

durch die Steuer-, Haushalt- und Arbeitsmarktpolitik<br />

der Bundesregierung gegeben<br />

sind. Diese Ausgangslage wurde durch die<br />

Politik der bisherigen Brandenburger Landesregierung<br />

verschärft, die in großem Maßstab<br />

öffentliche Gelder für Großprojekte<br />

verschwendete. Insofern sind die beklagten<br />

„leeren Kassen“ für die PDS kein Naturereignis,<br />

sondern vor allem ein Ergebnis der<br />

bisher betriebenen Bundes- und Landespolitik.<br />

Die PDS lehnt es ab, die Folgen einer<br />

derartigen Politik mittels unsozialer Kürzungen<br />

auf die Kommunen und die Bürger abzuwälzen.<br />

Das ist für die PDS kein tragbares<br />

Konzept einer Haushaltkonsolidierung. Die<br />

zweifellos notwendige Konsolidierung des<br />

Haushalts, einschließlich des sparsamen<br />

und effizienten Mitteleinsatzes, muss für die<br />

PDS dem erkennbaren Zweck dienen, finanzielle<br />

Spielräume für die Landesentwicklung<br />

zu gewinnen.<br />

Ausgabenprioritäten der PDS-Landtagsfraktion:<br />

Arbeit, Bildung und Kommunen.<br />

Beim Schwerpunkt Arbeit geht es angesichts<br />

der Rekordarbeitslosigkeit darum, mittels<br />

gezielter Regionalpolitik – im Dreiklang<br />

von öffentlichen Investitionen, reformierte<br />

Wirtschaftsförderung und Beschäftigungspolitik<br />

– Erwerbslosen neue Chancen zu<br />

geben, den Abbau existenzsichernder Beschäftigung<br />

zu stoppen und neue dauerhafte<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Nach Ansicht der


10 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 11<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

PDS hat die Politik hier eine wesentlich aktivere<br />

Rolle zu spielen, weil sich die Hoffnungen<br />

auf das Entstehen neuer Arbeitsplätze<br />

durch ein Anspringen der Konjunktur oder<br />

das Absenken der so genannten Beschäftigungsschwelle<br />

nicht erfüllt haben und sich<br />

künftighin auch nicht erfüllen werden. In<br />

diesen Punkten ist ein generelles Umdenken<br />

notwendig. Als erstes Zeichen eines Umsteuerns<br />

schlägt die PDS-Landtagsfraktion vor,<br />

deutlich mehr Landesmittel für öffentliche<br />

geförderte Beschäftigung bereitzustellen.<br />

Vorstellbar wäre, vorhandene EU-Mittel<br />

(EFRE, ESF) mit einem Anteil von Landesgeldern<br />

zu kombinieren, um insgesamt ein<br />

jährliches Finanzvolumen von 100 Mio.<br />

Euro zu erzielen. Mit diesen Geldern ließen<br />

sich in jedem Jahr schätzungsweise 5 000 Arbeitsplätze<br />

in hochwertigen Dienstleistungsbereichen,<br />

auf sozialem Gebiet sowie bei der<br />

Verbesserung der kommunalen und touristischen<br />

Infrastruktur schaffen.<br />

Die Bildungs- und die entsprechende Personalpolitik<br />

des Landes muss als gescheitert<br />

angesehen werden. Wir streben beim<br />

Schwerpunkt Bildung im Interesse der<br />

künftigen Generationen an, die Qualität der<br />

Bildung in Kitas, Schulen, Sonder- und Berufsschulen<br />

entscheidend zu erhöhen. Der<br />

Zugang zu Bildung soll jedem, unabhängig<br />

von seiner sozialen<br />

Lage, möglich sein.<br />

Die personelle und<br />

technische Ausstattung<br />

der Schulen<br />

muss verbessert<br />

werden. Deswegen<br />

schlägt die PDS<br />

vor, dass der Etat<br />

des Ministeriums<br />

für Bildung, Jugend<br />

und Sport<br />

2005/2006 um jeweils<br />

30 Mio. Euro<br />

aufgestockt wird.<br />

Im Hochschulbereich strebt die PDS an,<br />

dass die Kürzungen der Landesregierung zurückgenommen<br />

werden.<br />

Beim Schwerpunkt Kommunen fordert<br />

die PDS-Fraktion, das beschlossene Finanzausgleichsgesetz<br />

ohne Abstriche umzusetzen.<br />

Die Zuweisungen an die Kommunen<br />

sind dementsprechend im Jahr 2006 um<br />

50 Mio. Euro zu erhöhen. Kürzungen in<br />

den Einzelplänen des Landeshaushalts, die<br />

die Kommunen mit zusammen mindestens<br />

50 Mio. Euro belasten, sind auf den Stand<br />

2004 zurückzunehmen. Damit ließe sich ein<br />

Mindestniveau bei der kommunalen Finanzkraft<br />

sichern. Das Land muss ungekürzt alle<br />

Zuweisungen des Bundes, die sich aus der<br />

Umsetzung von Bundesgesetzen ergeben,<br />

weiterreichen.<br />

Großvorhaben kritisch betrachten<br />

Über die notwendigen Finanzierungsquellen<br />

berät die Fraktion im Rahmen einer Klausur.<br />

Schon jetzt ist klar, dass die Verpflichtung<br />

für einen Landtagsneubau, die millionenschwere<br />

Finanzierung des so genannten<br />

Großflughafens in Schönefeld sowie Reserven<br />

des Finanzministers von über 200 Mio.<br />

Euro für Gehaltserhöhungen von uns sehr<br />

kritisch unter die Lupe genommen werden.<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

Sozialgericht hat entschieden:<br />

Hartz IV ist verfassungswidrig!<br />

Stefan Sarrach<br />

MdL, rechtspolitischer<br />

Sprecher der<br />

PDS-Fraktion<br />

Immer mehr erweist sich: Hartz IV ist ein<br />

schlechtes Gesetz und ein schlecht gemachtes<br />

Gesetz noch dazu. Es ist absehbar, dass<br />

der einstweiligen Anordnung des Sozialgerichtes<br />

Düsseldorf gegen die Anrechnung<br />

des Partnereinkommens bei unverheirateten<br />

Paaren weitere Gerichtsentscheidungen zu<br />

anderen Fallgruppen folgen werden, die die<br />

Verfassungswidrigkeit von Hartz IV feststellen<br />

werden.<br />

Hinzu kommt die große Zahl falscher Bescheide.<br />

Mehr als der Hälfte aller Widersprüche<br />

musste bisher stattgegeben werden. Klar<br />

ist, dass die Regelsätze nicht ausreichen, um<br />

den Bedarf der Betroffenen zu decken, und<br />

damit massiv gegen das Sozialstaatsgebot des<br />

Grundgesetzes verstoßen wird.<br />

Im Februar rechnen Experten mit bis zu<br />

5,5 Mio. Arbeitslosen. Es ist Zeit zu handeln<br />

und Hartz IV grundlegend zu korrigieren.<br />

Doch der verantwortliche Minister will auf<br />

Kosten der Betroffenen weiter abwarten. Die<br />

Bundesregierung muss aufhören, 4,1 Mio.<br />

Menschen zu Crashtestdummies einer verfehlten<br />

Politik zu machen.<br />

Wir fordern Bundeskanzler Schröder auf,<br />

seine politische Verantwortung wahrzunehmen<br />

und nicht auf weitere Gerichtsurteile zu<br />

warten. Minister Clement, den er für das Gelingen<br />

der Hartz-Reformen verantwortlich<br />

gemacht hat, muss handeln oder abgelöst<br />

werden. Statt der Arbeitslosen muss endlich<br />

die Arbeitslosigkeit bekämpft werden. Notwendig<br />

sind endlich politische Konzepte, die<br />

nicht die Arbeitslosen, sondern die Massenarbeitslosigkeit<br />

wirksam bekämpfen.<br />

Alternativen für Arbeit und soziale Gerechtigkeit<br />

sind:<br />

der konsequente Abbau der Überstunden,<br />

der Aufbau eines öffentlich geförderten<br />

Beschäftigungssektors und die Förderung<br />

regionaler Wirtschaftskreisläufe,<br />

das Vorziehen von Infrastrukturmaßnahmen<br />

und öffentlichen Investitionen in<br />

Ostdeutschland.<br />

22. 2. 2005<br />

www.sarrach.de, stefan.sarrach@gmx.de,<br />

Weitere Informationen zu Hartz IV, Beratung<br />

und Hilfe beim <strong>Widerspruch</strong> erhalten<br />

Sie unter www.sarrach.de und www.sozialisten.de<br />

sowie in den PDS-Geschäftsstellen<br />

und PDS-Bürgerbüros in Fürstenwalde, Eisenhüttenstadt,<br />

Beeskow und Hönow.


12 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 13<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

Zum Antrag der PDS auf unabhängige Beratungsstellen im Landtag Brandenburg am 19. 1. 2005<br />

„Größte Reform in der bundesdeutschen<br />

Geschichte“ – drückt alle Betroffenen<br />

Das Hartz-IV-Jahr 2005 hat begonnen. Die<br />

Bescheide zum ALG II sind da und die Betroffenen<br />

müssen auf die unterschiedlichste<br />

Art und Weise damit leben. Was nun und<br />

wie weiter fragen sich viele. Die Bewertung,<br />

Hartz IV sei relativ problemlos angelaufen,<br />

können die Betroffen und können auch wir<br />

nicht nachvollziehen. Hartz IV ist für uns<br />

nicht primär ein technischer Vorgang, bei<br />

dem es um Software oder den Datenaustausch<br />

geht. Hartz IV ist zuallererst eine<br />

soziale Frage. Mit Hartz IV zu leben steht<br />

noch ganz am Anfang. Die Betroffenen benötigen<br />

in doppelter Hinsicht Hilfe und Unterstützung.<br />

Zum einen politisch im Sinne<br />

grundlegender Korrekturen und zum anderen<br />

ganz praktisch im Sinne der Hilfestellung<br />

bei der Durchsetzung von Ansprüchen,<br />

begonnen beim Ausfüllen der Anträge, über<br />

das Verstehen der Bescheide bis hin zum<br />

<strong>Widerspruch</strong>s- oder Klageverfahren. Diese<br />

zweite Form der Hilfe leisten derzeit vor allem<br />

Vereine, Arbeitsloseninitiativen, Sozialverbände<br />

und Gewerkschaften.<br />

Viele kommen mit den Bewilligungsbescheiden<br />

nicht zurecht, weil die Entscheidungen<br />

einfach nicht begründet sind. Das<br />

betrifft zum Beispiel<br />

die Aufwendungen für Medikamente oder<br />

besondere Lebensmittel;<br />

die Berechnung der Betriebskosten für Eigenheime;<br />

die Anrechnung von Einkommen und<br />

Vermögen;<br />

Bedarfgemeinschaften werden angenommen,<br />

wo diese gar nicht bestehen,<br />

Rentner müssen für Ihre Kinder aufkommen,<br />

obwohl nachweislich nicht einmal<br />

eine Haushaltsgemeinschaft besteht;<br />

Kindergeld wurde z. T. doppelt angerechnet,<br />

bei Eltern und beim Kind;<br />

bei unterhaltspflichtigen Partnern einer<br />

Bedarfsgemeinschaft wird der Unterhalt<br />

nicht als Abzug vom Einkommen angerechnet,<br />

aber beim Empfänger wird er als<br />

Einkommen abgezogen;<br />

Nichtleistungsbezieher, vor allem Frauen<br />

klagen über Unklarheiten zur Verfahrensweise<br />

mit der Krankenversicherung. Die<br />

Auskünfte über die Hotline der Bundesanstalt<br />

sind den örtlichen Bearbeitern nicht<br />

bekannt oder werden ignoriert.<br />

Die Beispiele belegen, dass es einen erheblichen<br />

Nachfrage- und Handlungsbedarf zu<br />

den ausgestellten Bescheiden gibt. Dabei können<br />

unabhängige Beratungsstellen wertvolle<br />

Hilfe leisten. Die PDS-Fraktion stellt deshalb<br />

den Antrag, die Beratung durch unabhängige<br />

Träger zu Leistungen nach dem SGB II mindestens<br />

für das Jahr 2005 zu sichern. Dabei<br />

legen wir Wert auf eine unabhängige Beratung.<br />

Auf der Internetseite des Arbeitsministeriums<br />

sind in Brandenburg etwa 200 Beratungsstellen<br />

verzeichnet, überwiegend in der<br />

Trägerschaft des Arbeitslosenverbandes, der<br />

Arbeitsfördergesellschaften oder von anderen<br />

Vereinen und Verbänden. Sie leisten ihre<br />

Arbeit vielfach selbst mit Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die über Instrumente der<br />

Arbeitsförderung (ABM) beschäftigt sind.<br />

Diese Förderung läuft aus. Die Träger und<br />

die kompetenten Mitarbeiter hängen in der<br />

Luft oder müssen selbst ALG II beantragen.<br />

Die in Regierungskreisen so genannte<br />

„größ te Reform in der Geschichte der Bundesrepublik“<br />

spielt sich vor einem bemerkenswerten<br />

Hintergrund ab:<br />

Unabhängige Beratungsträger werden<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

durch den Entzug der Fördermittel abgeschafft.<br />

Für die Sozialgerichtsbarkeit wird ab April<br />

2005 die Gebührenpflicht eingeführt.<br />

Die Auskunftspflicht der Banken wird neu<br />

geregelt.<br />

Ein Schelm wer Schlechtes dabei denkt.<br />

Die Koalition lehnte auch diesen Antrag<br />

der PDS ab, ebenso wie den Antrag zur Sicherung<br />

des Finanzbedarfes der Kommunen<br />

aus Hartz IV. Frau Dr. Ester Schröder (SPD)<br />

meinte, es gebe genügend Beratung: Broschüren,<br />

Bücher, Presseveröffentlichungen,<br />

die Landkreise, die Fallmanager – und natürlich<br />

ihr eigenes Büro. – Unabhängig?<br />

Christian Otto, MdL, Sprecher für Arbeitsmarktpolitik<br />

der PDS-Fraktion, Direktmandat<br />

im Wahlkreis 41 (<strong>Spree</strong>-Neiße I)<br />

Am 19. März große Protestdemonstration in Brüssel gegen geplante Dienstleistungsrichtlinie der EU<br />

Was heißt für die EU-Kommission Dienstleistung?<br />

Renate Adolph<br />

MdL, Sprecherin<br />

für Verbraucherschutz<br />

und Abwasserpolitik<br />

der<br />

PDS-Fraktion<br />

Gespenstisch ist es schon, was derzeit aus<br />

dem Brüsseler Hauptquartier der Europäischen<br />

Union zu uns dringt, und zwar deshalb,<br />

weil es den bieder-bürokratischen Namen<br />

Europäische Dienstleistungs-Richtlinie<br />

trägt und bis jetzt noch für die wenigsten<br />

Menschen etwas Greifbares darstellt. Aber<br />

Vorsicht, denn dahinter verbirgt sich alles<br />

andere als ein guter Geist.<br />

Die EU-Kommission plant neue Bestimmungen,<br />

die nahezu alle Dienstleistungen<br />

betreffen. Inhaltlicher Kern<br />

des Vorhabens ist das so genannte Herkunftsland-Prinzip.<br />

Innerhalb der EU<br />

soll künftig jedes Unternehmen aus den<br />

25 Mitgliedsländern grenzüberschreitend<br />

seine Dienste auch zu den Standards anbieten<br />

können, wie sie in seinem Herkunftsland<br />

gelten. Unser brandenburger Europa-<br />

Abgeordneter Helmuth Markov schilderte<br />

uns kürzlich in der PDS-Landtagsfraktion,<br />

was das konkret bedeuten kann.<br />

So soll es nach den Vorstellungen der EU-<br />

Wettbewerbspolitiker künftig möglich sein,<br />

dass z. B. hierzulande eine Kommune oder<br />

ein Kreis ein Busunternehmen, sagen wir:<br />

aus Lettland oder Portugal, anheuert, welches<br />

seinen Fahrern nicht mehr als fünf € pro<br />

Stunde, keine Feiertags- und keine Nachtzuschläge<br />

zahlt, und das bei 45 Stunden Wochen-Arbeitszeit.<br />

Noch ist das nicht möglich.<br />

Noch gelten die Kernarbeitsnormen des<br />

Bestimmungslandes. Fällt dieses Prinzip wie<br />

nun beabsichtigt, wären erkämpfte Tarifverträge<br />

zunehmend wertlos, denn es käme zu<br />

massivem Lohndumping, und das in wesentlichen<br />

Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge,<br />

von der Krankenpflege bis zur Straßenreinigung,<br />

vom Klärwerk bis zum TÜV.<br />

Aber das ist bei weitem noch nicht alles.<br />

Auch bisher gültige staatliche Auflagen an<br />

Dienstleister sollen sofort oder schrittweise<br />

abgeschafft werden. Gefährdet sind damit<br />

Arbeitsschutz-Bestimmungen ebenso wie in<br />

der Vergangenheit mühsam errungene Auflagen<br />

für die Unternehmen beim Umwelt- und<br />

Verbraucherschutz. Auch berufliche Qualifikationen,<br />

die sich ein Mensch erwerben


14 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 15<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

musste, um hier eine bestimmte Tätigkeit<br />

ausüben zu dürfen, wären nach dem Willen<br />

der EU-Kommission dann auch nur noch<br />

zu messen an den Anforderungen im Herkunftsland<br />

– also, um beim obigen Beispiel<br />

zu bleiben, wie in Lettland oder Portugal.<br />

Und das Verrückteste: Selbst wenn Beschwerden,<br />

Reklamationen, gerichtliche<br />

Klagen gegen ein Dienstleistungsunternehmen<br />

vorgebracht werden, soll ebenfalls nicht<br />

nach den Bedingungen des Landes verfahren<br />

werden, in dem die Dienstleistung erbracht<br />

wird, sondern auch da soll das Herkunftsland-Prinzip<br />

gelten.<br />

Was Europa da droht, klingt wie ein Alptraum,<br />

ist aber sehr konkret und soll auch<br />

nicht irgendwann, sondern nach Maßgabe<br />

der EU-Wettbewerbsbehörde schon ab diesem<br />

Jahr umgesetzt werden. Helmuth Markov<br />

fürchtet in diesem Fall einen ruinösen<br />

sozialpolitischen Wettlauf nach unten. Während<br />

aus der Bundes-SPD und von einigen<br />

Bundesländern an diesem oder jenem Punkt<br />

Kritik geäußert wird, haben die PDS-Abgeordneten<br />

im EU-Parlament gemeinsam mit<br />

ihren Kolleginnen und Kollegen der Fraktion<br />

Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne<br />

Linke die EU-Kommission aufgefordert,<br />

ihren Vorschlag für die Dienstleistungsrichtlinie<br />

komplett zurückzuziehen – es sei denn,<br />

die Sozialstandards der 25 Mitgliedsländer<br />

werden zuvor einvernehmlich angeglichen.<br />

Das ist freilich nicht zu erwarten.<br />

Die PDS ruft deshalb wie andere Linkskräfte<br />

in EU-Europa zu Widerstandsaktionen<br />

auf. Vorläufiger internationaler Höhepunkt<br />

dessen soll eine große Demonstration<br />

am 19. März in Brüssel sein. Jede Gruppe,<br />

die es ermöglichen kann, an diesem Sonnabend<br />

nach Brüssel zu fahren, sollte sich<br />

beteiligen, so der PDS Europa-Abgeordnete.<br />

Gleichzeitig plädierte Markov für eine breite<br />

Aufklärungskampagne, um möglichst vielen<br />

Menschen, nicht zuletzt kommunalen<br />

Amtsträgern, zu verdeutlichen, was uns allen<br />

da droht.<br />

Dieses Schreckgespenst darf nicht Realität<br />

werden!<br />

Verfassungsschützer Doll kriminalisiert „Aufmucken gegen Rechts“<br />

Der Vizepräsident des baden-württembergischen<br />

Verfassungsschutzes Doll hat sich vergriffen. Die<br />

Gleichsetzung von rechtsextremer Skinheadmusik<br />

mit einer Antifa-CD passt nicht zu den regierungsamtlichen<br />

Sonntagsreden, wonach alle demokratischen<br />

Kräfte in dieser Gesellschaft der Bedrohung<br />

durch Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus<br />

entgegentreten müssen.<br />

„Solid“ vertreibt eine Musik-CD mit antifaschistischen<br />

Kulturbeiträgen, unter anderem mit<br />

Beiträgen von Konstantin Wecker, Jan Delay und<br />

den Fantastischen Vier. Diese CD wurde von<br />

verschiedenen demokratischen Institutionen und<br />

gewerkschaftlichen Einrichtungen fi nanziert, um<br />

Gefahren, die von nationalistischer Jugendkultur<br />

ausgehen, dort zu begegnen, wo diese präsent sind.<br />

Die PDS weist plumpe Gleichsetzungen von links<br />

und rechts a lá Doll zurück. Die PDS ist eine demokratische<br />

Partei mit antifaschistischer Tradition.<br />

Die ihr nahestehende Jugendorganisation „Solid“<br />

engagiert sich aktiv gegen die Verbreitung von<br />

Naziideologie. Insbesondere in den neuen Bundesländern<br />

ist die PDS ein wichtiger Faktor, damit<br />

sich nationalistische und rechtsextreme Strömungen<br />

nicht ungehindert ausbreiten können. Wer die<br />

PDS oder ihr nahestehende Personen mit Neonazis<br />

gleichsetzt, beleidigt Menschen, welche knapp dem<br />

KZ entronnen sind und heute der PDS nahe stehen<br />

und verharmlost den Rechtsextremismus. Wir solidarisieren<br />

uns ausdrücklich mit allen Trägern des<br />

CD-Projektes.<br />

Elke Breitenbach, Katina Schubert, PDS-Parteivorstandes,<br />

innenpol. Sprecherinnen; Bernhard<br />

Stras deit, Landessprecher, PDS Bad.-Württembg.<br />

PDS-Fraktion im Brandenburger Landtag gibt Durchblick<br />

Drei junge PDS-Landtagsabgeordnete ziehen mit Wohnmobil über die Dörfer<br />

Peer Jürgens mit Wahlkreisbüro<br />

auf Rädern unterwegs<br />

„Die Jugendlichen werden nicht lange nach<br />

uns suchen. Wir müssen zu ihnen kommen“,<br />

sagt der PDS-Landtagsabgeordnete Peer Jürgens.<br />

Der 24-jährige Mann aus Erkner, der in<br />

Potsdam studiert und am 19. September<br />

2004 über einen Listenplatz in den Landtag<br />

einzog, verzichtet auf ein Wahlkreisbüro in<br />

vier Wänden und legte sich stattdessen ein<br />

Büro auf vier Rädern zu. Er taufte es „mobiles<br />

Jugendbüro“. Erstmalig stellte er das<br />

Gefährt auf dem PDS-Landesparteitag in<br />

Blossin vor.<br />

Michael Kahle, einer der zwei Mitarbeiter<br />

von Jürgens, kutschiert das Auto künftig<br />

dienstags, donnerstags, freitags und sonnabends<br />

quer durch die Mark. Mehrere Stationen<br />

pro Tag soll er ansteuern, vormittags<br />

Schulen, abends Jugendklubs. Auch auf<br />

Marktplätzen<br />

und in Fußgängerzonen<br />

kleiner<br />

Städte wird<br />

der Wohnwagen<br />

stoppen. Jürgens<br />

stößt dann jeweils<br />

dazu, insofern<br />

er nicht<br />

Vorlesungen an<br />

der Universität<br />

besucht oder an<br />

Ausschusssitzungen<br />

im Parlament<br />

teilnimmt.<br />

Helfen wollen<br />

auch die direkt<br />

gewählten Abgeordneten<br />

Carolin<br />

Steinmetzer<br />

(25) und Torsten Krause (23). Diese beiden<br />

haben allerdings auch klassische Wahlkreisbüros<br />

in Finsterwalde (OSL) bzw. in Zehdenick<br />

(OHV).<br />

In dem Auto gibt es einen großen Tisch<br />

mit vier Sitzplätzen, an dem die drei Abgeordneten<br />

Sprechstunden abhalten wollen.<br />

Das Wohnmobil bekommt noch eine Musikanlage,<br />

mit der die Umgebung beschallt<br />

werden kann.<br />

„Wir können ordentlich Radau machen,<br />

wir wollen schließlich nicht leise sein.“<br />

schmunzelt Jürgens und wünscht sich<br />

Hinweise aus den PDS-Kreisverbänden,<br />

wo man das mobile Jugendbüro braucht<br />

(www.jugendmobil-brandenburg.de).<br />

Andreas Fritsche, aus „Neues Deutschland“,<br />

21. 2. 2005, gekürzt


Bad Saarow, 16. Februar 2005, am Vormittag: Öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr,<br />

zur Begrüßung spricht Gerlinde Stobrawa, MdL, ehrenamtliche Bürgermeisterin von Bad Saarow<br />

Das nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint.<br />

Meine Damen und Herren, liebe Eltern und<br />

Angehörige der heute hier angetretenen Soldatinnen<br />

und Soldaten, und natürlich – liebe<br />

Soldatinnen und Soldaten!<br />

Sie stehen heute im Mittelpunkt des Geschehens,<br />

und Ihnen gilt mein besonderer<br />

Gruß. Ich weiß, ein Gelöbnis abzulegen ist<br />

etwas ganz Besonderes. Deshalb ist dieser<br />

Tag auch etwas Besonderes, Einmaliges. Ich<br />

spüre es förmlich, Ihre Aufregung ist genau<br />

so groß wie meine.<br />

Vielen Dank für die Einladung zu dieser<br />

Gelöbnisfeier. Ich bin gerne gekommen<br />

– nicht nur weil die Gemeinde Bad Saarow,<br />

deren ehrenamtliche Bürgermeisterin ich<br />

bin, seit 2000 einen Patenschaftsvertrag mit<br />

der 2. Kompanie des Panzerpionierbataillons<br />

801 abgeschlossen hat, sondern auch weil ich<br />

mich freue, Sie und Ihre Angehörigen hier in<br />

unserem wunderschönen Kurort Bad Saarow<br />

begrüßen zu dürfen – auch wenn zugegebenermaßen<br />

die Reize Bad Saarows besonders<br />

in der wärmeren Jahreszeit noch mehr ins<br />

Gewicht fallen.<br />

Der abgeschlossene Patenschaftsvertrag<br />

wurde von dem Wunsch getragen, die guten<br />

Beziehungen zwischen der Gemeinde Bad<br />

Saarow und der Bundeswehr zu fördern und<br />

zu festigen. Diese Patenschaft soll zum besseren<br />

Verständnis und Kennenlernen zwischen<br />

Staatsbürgern mit und ohne Uniform<br />

beitragen.<br />

Sie soll die Stellung des Soldaten in unserer<br />

Gesellschaftsordnung im Bewusstsein<br />

der Öffentlichkeit deutlich machen. Der<br />

gemeinsame Wunsch nach Sicherung der<br />

Freiheit und Erhaltung des Friedens in enger<br />

Bindung an das Grundgesetz soll stets das<br />

Fundament dieser Patenschaft sein.<br />

Wenige Schritte von hier, steht ein Denkmal<br />

eines deutschen Dichters, Johannes R.<br />

Becher. Er lebte viele Jahre in Bad Saarow<br />

und hat viele Dinge geschrieben, die mir besonders<br />

in Vorbereitung des heutigen Tages<br />

einfielen. Neben seinem Denkmal steht der<br />

Spruch: „Friede sei auf Erden. Menschen<br />

lasst uns Menschen werden.“ Und ein weiterer<br />

Satz von Ihm lautet: „Das nie eine Mutter<br />

mehr ihren Sohn beweint.“<br />

Sie haben sich entschlossen, liebe Soldatinnen<br />

und Soldaten, Ihr Engagement und<br />

Ihre Kraft für einen Teil Ihres Lebens in den<br />

Dienst des Staates zu stellen. Dafür gebührt<br />

Ihnen Dank und auch Anerkennung. Sie<br />

haben Ihren Wehrdienst angetreten in einer<br />

Zeit, in der sich die Aufgaben der Bundeswehr<br />

entscheidend ändern und in der sich<br />

auch das Bild der Bundeswehr in der Bevölkerung<br />

ändert.<br />

Die Aufgabe der Landesverteidigung ist<br />

angesichts der europäischen Entwicklung<br />

glücklicherweise in den Hintergrund gerückt<br />

– stattdessen erfahren wir täglich aus den<br />

Nachrichten, wie Soldaten weltweit in Friedenseinsätzen<br />

schwierige, riskante Aufgaben<br />

bewältigen.<br />

Liebe Soldatinnen und Soldaten!<br />

… Sie treffen bei der Bundeswehr auf<br />

ganz verschiedene Menschen: Aus unterschiedlichen<br />

Regionen, quer durch alle Gesellschaftsschichten<br />

und mit einer Vielzahl<br />

von Überzeugungen. Manchmal ist dies eine<br />

große Herausforderung und sorgt für Spannungen,<br />

aber es liegt auch eine große Chance<br />

darin, den eigenen Horizont zu erweitern.<br />

Sie sollten dies positiv sehen. Nutzen Sie die<br />

Chance und behalten Sie Ihre Erfahrungen<br />

auch dann in Erinnerung, wenn Sie in das<br />

zivile Leben zurückkehren.<br />

… Nach dem Gelöbnis des heutigen Tages<br />

stehen Ihnen aber noch anstrengende Wochen<br />

bevor. Dafür viel Kraft. Bitte nehmen<br />

Sie mit, dass Ihre Familien, Ihre Freunde<br />

und Angehörigen Ihren Einsatz anerkennen<br />

und Ihnen zur Seite stehen wollen.<br />

Für Ihren Dienst wünsche ich Ihnen alles<br />

Gute, Gesundheit und Glück.<br />

<strong>Widerspruch</strong> 3/2005 17<br />

Bad Saarow, 16. Februar 2005, am Abend: Gerlinde Stobrawa begrüßt Prof. Dr. Heinreich Fink,<br />

VVN/BdA, zu einem öffentlichen Vortrag gegen Antisemitismus<br />

Nazis raus aus den Köpfen – wir tun was!<br />

Diskussion zu den Wurzeln und Ursachen des Antisemitismus und seinen aktuellen Erscheinungsformen<br />

in Bad Saarow<br />

Gerlinde Stobrawa, PDS-MdL und ehrenamtliche<br />

Bürgermeisterin der Gemeinde Bad<br />

Saarow, hatte am 16. Februar 2005 zu einer<br />

Veranstaltung in das „Theater am See“ eingeladen,<br />

die sich mit der schwierigen, aber<br />

aktuellen Problematik des Antisemitismus<br />

beschäftigen sollte. Im Zusammenhang<br />

mit der im Herbst vergangenen Jahres aufgekommenen<br />

Diskussion in Bad Saarow<br />

(„Wider spruch !“ informierte) beschloss die<br />

PDS-Amtsorganisation, sich stärker mit dieser<br />

Problematik zu beschäftigen, sich mit<br />

ihr allgemein und konkret in Bezug auf die<br />

Ereignisse in Bad Saarow auseinander zu<br />

setzen.<br />

Im Saal blieb kein Stuhl frei, unter den<br />

etwa 100 Gästen Abgeordnete fast aller Fraktionen<br />

der Gemeinde und der PDS-Fraktion<br />

des Kreistags, Repräsentanten der evangelischen<br />

Kirche, unter ihnen Superintendent<br />

i. R. Günter Kuhn.<br />

Prof. Heinrich Fink<br />

Als Gast wurde der Theologe Prof. Heinrich<br />

Fink sehr herzlich begrüßt, Vorsitzender<br />

der VVN/BdA, in der Wendezeit Präsident<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin und von<br />

1994 bis 2002 Bundestagsabgeordneter mit<br />

PDS-Mandat.<br />

In Kürze zur Geschichte des Judentums<br />

Prof. Fink versuchte, die Zuhörer mit auf<br />

eine Kurzreise durch die Geschichte des Judentums<br />

zu nehmen, um aus der Geschichte<br />

heraus zu einer Erklärung des Antijudaismus,<br />

später als Antisemitismus bezeichnet,<br />

zu kommen. Er ging davon aus, dass für das<br />

jüdische Volk die Frage der Gerechtigkeit<br />

immer an erster Stelle stand und steht; Frieden<br />

gibt es nur bei Gerechtigkeit. Mit dieser<br />

Lehre lenkte Israel schon frühzeitig die Eifersucht<br />

anderer Völker auf sich und da sich<br />

auch Jesus von Nazareth in Auseinandersetzungen<br />

immer auf die hebräischen Lehren<br />

bezogen hat, kann davon ausgegangen werden,<br />

dass seine Kreuzigung eine politische<br />

Exekution für seine Lehre war. Bei dieser<br />

Kreuzigung waren auch Juden zugegen bzw.<br />

in den Prozess involviert, Jesus umgebracht<br />

zu haben. Es ist aber davon auszugehen, dass<br />

sie höchstens Gehilfen, nicht aber Exekutoren<br />

waren.<br />

Und doch ist dies eine der Wurzeln des<br />

Antisemitismus. Trotzdem reichte das Zusammenleben<br />

der Völker mit verschiedenem<br />

Glauben bis hinein ins 3. Jahrhundert<br />

(es wurde z. B. gemeinsam Sabbat gefeiert),<br />

erst mit Kaiser Konstantin nahte die Geburtsstunde<br />

des Antijudaismus – es wurden<br />

von da an alle verfolgt, die nicht am letzten<br />

Tag in der Woche zusammen sitzen und das<br />

Abendmahl feiern. So kommt es danach zur<br />

Aussonderung der Juden (sie durften nicht


18 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005<br />

in den großen Städten leben), zu ihrer Ghettoisierung<br />

und unter Papst Innozenz XXIII.<br />

zur Judenverfolgung.<br />

Auch in Deutschland lebten zahlreiche Juden<br />

an Fürstenhöfen, als Händler, sie wurden<br />

auf Jahrmärkten angetroffen und zeichneten<br />

sich durch Lese- und Rechenkünste aus, was<br />

seinen Ursprung in der ständigen Beschäftigung<br />

– Lesen und Diskutieren – mit der Bibel<br />

hat. Das unterschied sie von den anderen<br />

und erweckte Neid und Missgunst.<br />

Martin Luther wurde zum Steigbügelhalter<br />

des Antijudaismus („Keiner kommt zum<br />

Vater denn durch mich“), er bezeichnete Juden<br />

als die, „die es nicht wert sind“.<br />

Prof. Fink ging weiter ein auf verschiedene<br />

Formen des Antijudaismus, wie den theologischen<br />

(Passion für die Christen, Pogrom<br />

für die Juden), den bolschewistischen Antijudaismus<br />

und den Antisemitismus in der politisch-wirtschaftlichen<br />

Auseinandersetzung<br />

(Schuldzuweisungen, z. B. Zuspielen der<br />

Verantwortung für die Weltwirtschaftskrise<br />

u. ä.). Die NSDAP nutzte Martin Luther und<br />

den alten Antijudaismus zur Begründung<br />

der Notwendigkeit, alles Fremde auszumerzen.<br />

So wurde ein Feind stigmatisiert, den<br />

man brauchte, um das deutsche Volk „voran<br />

zu bringen“.<br />

Aktiv die Geschehnisse der<br />

Vergangenheit aufdecken<br />

Zusammenfassend wies Prof. Fink darauf<br />

hin, dass letztlich eine falsche Bibelauslegung<br />

die Wurzel des Antisemitismus ist, der<br />

bis in die Gegenwart hinein reicht.<br />

Aber er sieht heute die Kirchen im Aufbruch,<br />

es bahne sich eine Erneuerung des<br />

Verhältnisses zu- und miteinander an. Er<br />

sieht den Antisemitismus und macht dafür<br />

in der Bevölkerung u. a. die Verdrängung von<br />

Geschichte verantwortlich. Es wird die Zeit<br />

des Nationalsozialismus in der Schule nur<br />

sehr kurz abgehandelt und oft falsch dargestellt.<br />

Aber „Wahrheit heißt immer, Zusammenhänge<br />

herzustellen“, ein Anspruch, den<br />

die Schule leisten muss, hier sieht er große<br />

Defizite. Er meint, es gehöre schon Zivilcourage<br />

dazu, gegen antisemitische Tendenzen<br />

und Äußerungen aufzutreten. Diese aber<br />

sollte man aufbringen. Er wendet sich aber<br />

auch dagegen, sich ständig ob der Vergangenheit<br />

schuldig zu fühlen, man muss mit<br />

der Geschichte leben, darf sie nicht verdrängen,<br />

sollte sich ihrer bewusst sein.<br />

Sich aktiv mit der Vergangenheit z. B. von<br />

Bad Saarow zu beschäftigen, sie aufzudecken,<br />

über sie zu sprechen hält Prof. Fink für einen<br />

weiteren möglichen Weg zur Überwindung<br />

der Scheu, sich offen mit dem Thema zu<br />

beschäftigen. Zu hinterfragen, was verbirgt<br />

sich hinter der Aussage, dass Bad Saarow als<br />

erster Ort in Deutschland „judenfrei“ gemeldet<br />

wurde? Wer lebte einst in diesem Ort,<br />

was ist aus den Familien geworden?<br />

Eine Reihe von Fragen und Bemerkungen<br />

zeigte, wie schwierig noch immer der Umgang<br />

mit dieser Thematik ist in einem Land,<br />

das nach 1945 nicht wirklich die Vergangenheit<br />

aufgedeckt und Lehren für die Zukunft<br />

gezogen hat. Artur Pech (Schöneiche, Mitglied<br />

des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>) brachte es<br />

für mich auf den Punkt als er darauf hinwies,<br />

dass nicht der 60. Jahrestag der Befreiung<br />

vom Hitlerfaschismus Motivation war, seitens<br />

der Regierenden über eine Großdemo<br />

in Berlin nachzudenken, sondern die Erfolge<br />

der Neonazis vor allem in Sachsen.<br />

Helga Pickart, Alt Golm<br />

P. S.: Eine weitere Veranstaltung fand inzwischen<br />

am 26. Februar statt: Eine Lesung zu<br />

Ehren von Else Lasker-Schüler. Die jüdische<br />

Dichterin musste 1933 Deutschland verlassen.<br />

Sie starb 1945 im Exil in Jerusalem.<br />

Vorschlag des Fördervereins Kurort Bad Saarow e. V.:<br />

Nahmhafte, historische Persönlich -<br />

keiten des Ortes würdigen<br />

Eine Arbeitsgruppe des Fördervereins bittet die Gemeindevertretung<br />

um nachstehenden Beschluss:<br />

Konzept der Gemeinde Bad Saarow zur Aufarbeitung und Popularisierung<br />

des Wirkens namhafter Persönlichkeiten des Ortes, als langfristiges Projekt<br />

Die Gemeinde Bad Saarow hält die sachlichkritische<br />

Würdigung des Lebens und Werkes<br />

prominenter Saarower, die zum Ruf des<br />

Ortes überregional und nachträglich beigetragen<br />

haben oder sich um die Entwicklung<br />

Bad Saarows Verdienste erwarben, für ein<br />

besonderes Anliegen.<br />

Bad Saarow, unweit der Hauptstadt Berlin,<br />

war und ist aufgrund seiner reizvollen<br />

Natur und kulturellen Atmosphäre stets Anziehungspunkt<br />

für Prominente, die dem Ort<br />

eine traditionsreiche Aura vermitteln. Dabei<br />

bieten die bekannten Namen der Kunst und<br />

Literatur, der Architektur und Landschaftsgestaltung,<br />

der Wissenschaft und Medizin,<br />

des Sports sowie der Politik und Wirtschaft<br />

keineswegs ein einheitliches Bild. Die historischen<br />

Brüche des 20. Jahrhunderts, vor<br />

allem die Zeit des Nationalsozialismus,<br />

zeichnete unterschiedliche Lebensverläufe.<br />

Deshalb wird es auch um eine sachlich-kritische<br />

Einordnung von Leben und Werk der<br />

Persönlichkeiten in die jeweilige Zeit- und<br />

Ortsgeschichte gehen.<br />

Die Popularität der Prominenten kann zur<br />

wirksamen Werbung für Bad Saarow genutzt<br />

werden. Dieses kulturelle Kapital ist sowohl<br />

als Erlebnis- und Bildungswert für Touristen<br />

und Gäste als auch für die Saarower und ihre<br />

Identifikation mit der Geschichte des Ortes<br />

von außerordentlicher Bedeutung. Es sollten<br />

die unterschiedlichsten Aktivitäten zur Erinnerung<br />

an das Wirken einzelner Per sonen<br />

entwickelt bzw. genutzt werden, u. a.:<br />

- Veröffentlichungen in der Presse, im regionalen<br />

Fernsehen und in Büchern<br />

- Ausstellungen, z. B. in der Ausstellungsreihe<br />

„Kunst und Kultur am Märkischen<br />

Meer“ sowie im Wandelgang des Humaine-<br />

Klinikums, im KunsTraum, in Hotels<br />

u. a. Gebäuden<br />

- Vortragstätigkeit und Filmvorführungen<br />

- Anbringung von Schildern an/vor Gebäuden<br />

mit dem Verweis auf ehemalige bekannte<br />

Bürger in Bad Saarow, Schaffung<br />

und Pflege von Denkmalen und Erinnerungsstätten<br />

- ggf. Würdigung durch Eintragung ins Ehrenbuch<br />

- spezielle Gästeführungen<br />

- kulturelle und sportliche Events<br />

Das Scharwenka-Komponierhaus, die Räume<br />

des historischen Bahnhofs sowie ein<br />

späteres ortsgeschichtliches Museum werden<br />

wichtige Begegnungsstätten und Orte für die<br />

genannten Aktivitäten sein.<br />

Ein besonderer Stellenwert kommt der Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit den gemeindeeigenen<br />

Beständen der ehemaligen Maxim-Gorkiund<br />

Johannes-R.-Becher-Gedenkstätten zu.<br />

Die Bestände wurden zur fachgerechten Bewahrung<br />

an das Kreisarchiv überführt und<br />

sind jederzeit auszuleihen.<br />

Die zeitgemäße Nutzung dieser kulturellen<br />

Ressourcen ist eine langfristige Aufgabe.<br />

Das Zusammenwirken mit örtlichen Institutionen<br />

und Arbeitskreisen, den Vereinen,<br />

dem Ortschronisten und interessierten Bürgerinnen<br />

und Bürgern des Ortes Bad Saarow<br />

ist dabei unverzichtbar.<br />

Die beigefügte Liste enthält eine vorläufige<br />

Auswahl solcher Persönlichkeiten des Kurortes,<br />

denen die besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt werden soll.<br />

AG des FöVKOBS e.V.<br />

Dr. Paul-Olaf Beking, Dr. Fuhrmann, Dr. Peter<br />

Grabley, Reinhardt Kiesewetter, Prof. Ute<br />

Mohrmann, Gerlinde Stobrawa, Lutz Storr


20 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 21<br />

So gegen 12 Uhr sind etwa zehntausend<br />

DemonstrantInnen in der Stadt. Greenpeace<br />

entfaltet vom Dach des Hauptbahnhofs<br />

ein riesiges Protesttransparent. Die Polizei<br />

stürmt das Dach. Nach wenigen Minuten,<br />

das Transparent ist eingeholt.<br />

Ca. 13.30 Uhr beginnt die Demonstration.<br />

Ein Lautsprecherwagen der Polizei wünscht<br />

„Ihrer Demonstration einen guten Verlauf“.<br />

Ein Flugblatt der Polizei hält Demonstrieren<br />

für „eines der bedeutendsten Grundrechte<br />

unserer Demokratie“ und schreibt: „Ihrer Polizei<br />

ist es ein besonderes Anliegen, sowohl<br />

Sie als auch die Gäste des Staatsbesuchs vor<br />

Gewalt und Unfriedlichkeit zu schützen.“<br />

15 bis 20 000 DemonstrantInnen sind es<br />

jetzt. Begleitet links und rechts von Polizeihttp://kids.greenpeace.de<br />

Es war ein skurriles Erlebnis. Erschreckend, beängstigend, ermutigend.<br />

Mainz, 23. Februar, 10.30 Uhr:<br />

Herr George W. Bush rollt heran<br />

Eine tote Großstadt. Die Außenbezirke tot,<br />

Busse und Straßenbahnen fast leer. In der<br />

quadratkilometergroßen City an einem normalen<br />

Arbeitstag außer aber- und abertausenden<br />

von PolizistInnen kaum Menschen.<br />

Immer wieder Radpanzer, Wasserwerfer, Polizeifahrzeuge.<br />

Aus ganz Deutschland wurden Polizeikräfte<br />

zusammengezogen, von Garmisch bis<br />

nach Hamburg. Es sollen 17000 und mehr<br />

gewesen sein. Überall geschlossene Fenster<br />

und Türen. Die allermeisten Geschäfte geschlossen.<br />

Nur einige wenige (aber immerhin!)<br />

Proteste in Fenstern, Schaufenstern<br />

und Türen. Ketten von Polizeiposten entlang<br />

ganzer Straßenzüge, Sperrgitter, PolizistInnen<br />

auf Schritt und Tritt.<br />

Das Rätsel: Wo waren die Mainzer?<br />

Die Stadt incl. Frankfurter Flughafen, Eisenbahnstrecken,<br />

Autobahnen, Landstraßen<br />

und Feldwegen auf 100 Quadratkilometer<br />

ab 7 Uhr morgens hermetisch abgeriegelt.<br />

Im Fernsehen wird in der Nacht von Fällen<br />

berichtet, in denen nicht einmal Kranke<br />

ins Krankenhaus gebracht werden konnten.<br />

Dennoch sickern seit dem Vortag, die ganze<br />

Nacht und auch den ganzen Vormittag des<br />

23. 2. hindurch DemonstrantInnen in die<br />

Stadt. Sie schlendern einzeln oder in kleinen<br />

Gruppen durch die leeren Straßen. Sie werden<br />

immer wieder kontrolliert oder gar direkt<br />

von einem Pulk PolizistInnen begleitet.<br />

Ca. 10.30 Uhr rollt der US-Präsident heran.<br />

Aus einer Entfernung von ca. 500 Metern<br />

kann mensch<br />

am Rheinufer<br />

die Brücke sehen,<br />

über die<br />

er fahren wird.<br />

In der Luft fünf<br />

Hubschrauber,<br />

darunter mindestens<br />

ein Kampfhubschrauber. Im Wasser<br />

drei Polizei- und zwei Kampfboote. Und da<br />

geschieht es. Ein klitzekleiner Kahn taucht<br />

quasi aus dem Nichts auf, ein Protesttransparent<br />

an der Seite. Die gesamte Armada<br />

nimmt sofort die Verfolgung auf. Insbesondere<br />

die beiden schnellen Kampfboote wollen<br />

den Kahn rammen und versenken. Da er<br />

klein ist, ist er wendiger, doch nach ein paar<br />

Minuten ist es vorbei.<br />

www.greenpeace.org/<br />

deutschland/<br />

ketten. Sehr bunt, sehr jung, sehr laut, sehr<br />

politisch, sehr einfallsreich, sehr friedlich.<br />

Es geht durch die City, durch menschenleere<br />

Straßen. Nur wenige Mainzer hinter<br />

geschlossen Fensterscheiben. Doch immer<br />

wieder ein geöffnetes Fenster mit roter Fahne<br />

oder Protesttransparent.<br />

Im Zug erkennbar Grüne, PDS, BUND,<br />

JungsozialistInnen, Attac, Falken, Antifa,<br />

DKP, Greenpeace, SAV, Kinderschutzbund,<br />

Linksruck und viele andere Gruppen und<br />

Grüppchen. Aus ganz Deutschland. Aus<br />

dem Inland und dem Ausland. Aus Europa<br />

und auch aus anderen Kontinenten. Auch<br />

aus den USA!<br />

IranerInnen protestieren gegen den drohenden<br />

Krieg gegen den Iran. Und: Wenn<br />

ich nicht eine Fahne übersehen habe, ganze<br />

drei Gewerkschaftsfahnen waren dabei. Die<br />

Präsidentengattin trifft bei Ihrem Museumsbesuch<br />

– natürlich in einiger Ferne und gut<br />

abgeriegelt hinter Polizei und drei Zonen<br />

Sicherheitsgittern – auf die Demo und wird<br />

lautstark ausgepfiffen.<br />

Auch beim Mittagessen mit dem Präsidenten<br />

im Schloss-Saal sind die Pfiffe der Demo<br />

zu hören (wie im Fernsehen dokumentiert<br />

war). Bei der Abfahrt des Präsidenten nochmals<br />

eine Aktion, der Versuch einer Blockade,<br />

die ebenfalls in Minuten gewaltsam von<br />

der Polizei beendet wird.<br />

Die Arbeitgeber verkünden, dass Zuspätkommen<br />

selbstverständlich geahndet werde.<br />

Die Polizei verkündet, das Risiko liege bei<br />

den „Arbeitnehmern“, schließlich müssten<br />

sie auch bei Blitzeis dafür sorgen, dass sie<br />

pünktlich zur Arbeit erscheinen. Opel verordnet<br />

der Belegschaft einen Zwangsruhetag,<br />

der kollektiv am Samstag nachgearbeitet<br />

werden muss.<br />

Und die Gewerkschaft? Bsirske bei Tisch<br />

mit Kanzler und Präsident. Der DGB Mainz<br />

hat ein Schild an der Türe: Am 23. 2. geschlossen.<br />

Kein organisierter Protest gegen<br />

Kriegsherren und Folterer, keine Solidarität,<br />

keine Verpflegungspakete für DemonstrantInnen.<br />

Da ging mancher Ladenbesitzer in<br />

Mainz weiter, der Protest ins Fenster hängte.<br />

Und vor allem: Keine Proteste der Gewerkschaften<br />

gegen die Willkür-Maßnahmen<br />

gegen Zehntausende ArbeiterInnen und Angestellte.<br />

Für die Wirtschaft ein Hundertmillionenverlust.<br />

Für uns SteuerzahlerInnen ebenfalls.<br />

Der Besuch nebst Polizei-Einsatz kostet.<br />

Lufthansa klagt wegen Dutzender zwangsgestrichener<br />

Flüge. In der Presse war einige<br />

Tage vor Mainz zu lesen: Um Strategien gegen<br />

zu befürchtenden Aufruhr wegen sozialer<br />

Verelendung zu entwickeln, tagten die<br />

Geheimdienste, die Bundeswehr und die Polizei.<br />

Mainz war ein Vorgeschmack. Mainz<br />

war eine Bürgerkriegsübung.<br />

Und dennoch: 15 bis 20 000 DemonstrantInnen<br />

waren da! (Die Polizeipropaganda<br />

spricht von 7 000.)<br />

Axel Köhler-Schnura, koehler-schnura@-<br />

cbgnetwork.de, www.cbgnetwork.org, Coordination<br />

gegen BAYER-Gefahren, 24. 2. 2005<br />

www.de.indymedia.org/2005/02/108024.shtml


22 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 23<br />

„… und nicht etwa nur eine Befehlsempfängerin“<br />

Olga Benario. Ein Leben für die Revolution – ein Film von Galip lyitanir. Von Brigitte Holm<br />

Sie war schön und mutig – und starb in einer<br />

Gaskammer der Nazis<br />

Plötzlich haben die Aufrührerischen im<br />

Kino Konjunktur: Erst die Filme über Che<br />

Guevara und über Salvador Allende, und<br />

nun läuft seit kurzem auch ein Streifen über<br />

Olga Benario. Schön, stark, stolz und selbstlos<br />

soll sie gewesen sein, so wird berichtet. In<br />

der DDR trugen über 150 Einrichtungen ihren<br />

Namen. Durch eine Biografie von Ruth<br />

Werner, erstmals 1961 erschienen, war sie<br />

weithin bekannt geworden. „Die Geschichte<br />

eines tapferen Lebens“ hatte die Schriftstellerin<br />

ihr Buch „Olga Benario“ im Untertitel<br />

genannt. Es wird nicht nur die Tapferkeit gewesen<br />

sein, die seinerzeit Schulklassen und<br />

Arbeitsbrigaden veranlasste, sich mit Olga<br />

zu befassen. In dem kleinen Land, wo sich<br />

das Leben für die meisten im Gleichmaß<br />

vollzog, gab es eine Sehnsucht nach Aufregung,<br />

Spannung und der großen, weiten<br />

Welt. Davon enthielt Olgas kurzes Leben<br />

mehr als genug.<br />

Gerade einmal zwanzigjährig befreite die<br />

Jungkommunistin 1928 mit einigen Genossen<br />

ihren Freund Otto Braun* aus der<br />

U-Haftanstalt in Berlin-Moabit. Diese spektakuläre<br />

Aktion beherrschte tagelang die<br />

Schlagzeilen. Obwohl ein hohes Kopfgeld<br />

ausgesetzt wurde, fand sich kein Denunziant,<br />

und es gelang Olga, in die Sowjetunion<br />

zu fliehen. In Moskau war sie für die Kommunistische<br />

Jugendinternationale tätig. Sie<br />

unternahm illegale Reisen unter anderem<br />

nach Paris und London.<br />

* Otto Braun, 1900–1974: Im April 1919 Teilnehmer<br />

an den revolutionären Kämpfen der Bayerischen Räterepublik.<br />

Später ist er Mitglied der KPD und Funktionär<br />

für seine Partei. Angeklagt von der Justiz der<br />

Weimarer Republik wird er zu einer mehrjährigen<br />

Gefängnishaft verurteilt, aus der er als Häftling in<br />

Berlin- Moabit mit Hilfe von Olga Benario (s.o.) befreit<br />

wird. Sie flüchten in die Sowjetunion, wo sich<br />

in Moskau ihre Wege trennen. Otto Braun geht im<br />

Auftrag der Kommunistischen Internationale nach<br />

China, wird dort militärischer Berater der KI beim<br />

ZK der KP Chinas. Er ist als einziger Ausländer am<br />

Langen Marsch der chinesischen Volksbefreiungsarmee<br />

vom Zentralen Sowjetgebiet in Südchina in<br />

das befreite Gebiet im Norden des Landes mit dem<br />

Zentrum Yenan beteiligt.<br />

Nach 1945 lebt Otto Braun in der DDR, arbeitet<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für<br />

Gesellschaftswissenschaft beim ZK der SED. Ist dort<br />

verantwortlicher Redakteur für die deutsche Ausgabe<br />

der gesammelten Werke W. J. Lenins.<br />

Siehe auch: Otto Braun. Chinesische Aufzeichnungen<br />

(1932–1939, Dietz Verlag Berlin 1975)<br />

1935 ging sie in geheimer Mission mit<br />

Carlos Prestes, einem Führer der brasilianischen<br />

KP, in dessen Heimatland. Noch auf<br />

der Überfahrt wurde aus dem Schein-Ehepaar<br />

ein Liebespaar. Die Revolution, die<br />

mit ihrer Hilfe ausgelöst werden sollte, misslang<br />

gründlich – kaum, dass sie ausbrechen<br />

konnte, war sie schon niedergeschlagen. In<br />

der Folge wurden Prestes und Olga verhaftet.<br />

Brasilien lieferte die Hochschwangere an<br />

Deutschland aus. Als Kommunistin und Jüdin<br />

kam das einem Todesurteil gleich.<br />

In Berlin, im Frauengefängnis Barnimstraße,<br />

brachte Olga ihre Tochter Anita zur<br />

Welt. Als man sie ihr später entriss, wusste<br />

sie zunächst nicht, dass dies die Rettung<br />

für das Baby war: Prestes’ Mutter hatte eine<br />

weltweite Protestaktion organisiert, um das<br />

Kind aus dem Gefängnis zu holen. Olga<br />

wurde nach jahrelanger KZ-Haft, zunächst<br />

in Lichtenburg und dann in Ravensbrück,<br />

1942 mit anderen Frauen aus dem jüdischen<br />

Block nach Bernburg in die „Heil- und Pflegeanstalt“<br />

transportiert. Dort kam sie, nicht<br />

einmal 35-jährig, in der Gaskammer um.<br />

Ein Leben so prall und tragisch, wie es gelegentlich<br />

fürs Kino ausgedacht wird. Doch<br />

erst jetzt, mehr als 60 Jahre nach Olgas Tod,<br />

entstand ein Film über sie. Es ist ein Semi-<br />

Dokumentarfilm. Das heißt, verschiedene<br />

Szenen werden durch Schauspieler gestaltet.<br />

Er entstand im Auftrag von ZDF/Arte<br />

und wurde vom ehemaligen Filmbüro NRW<br />

– der heutigen Filmstiftung Produktion II<br />

–, FFF Bayern und dem Kuratorium junger<br />

deutscher Film unterstützt.<br />

DISPUT sprach mit dem in Köln lebenden<br />

Regisseur Galip Iyitanir.<br />

Wie kommt ein Filmemacher aus der Türkei<br />

dazu, über Olga Benario einen Film zu machen?<br />

Na, erst einmal lebe ich schon über 30 Jahre<br />

in Deutschland, bin 1973 als Student nach<br />

Westberlin gekommen. Wenn man deutsche<br />

Philologie studiert hat, dann interessiert man<br />

sich auch für deutsche Geschichte. Meine<br />

Frau und Olga habe ich vor 20 Jahren quasi<br />

gemeinsam kennen gelernt. Meine Frau ist<br />

Brasilianerin und hat an der Hochschule der<br />

Künste in Berlin studiert. Sie meinte damals,<br />

als links engagierter Mensch sollte ich etwas<br />

über Olga wissen und gab mir ein Buch über<br />

sie. Ich hatte vorher nie etwas von ihr gehört<br />

und war sofort fasziniert.<br />

Was hat Ihnen am meisten imponiert?<br />

Dass sie so mutig war. Stellen Sie sich vor,<br />

was sie allein für ihre Männer getan hat: den<br />

einen hat sie aus dem Knast befreit und ihm<br />

20 Jahre Haft erspart, den anderen hat sie<br />

davor bewahrt, bei der Verhaftung erschossen<br />

zu werden. Ich dachte gleich, über dieses<br />

Schicksal muss ich einen Film machen. Aber<br />

ich hatte gerade erst begonnen, in der Branche<br />

zu arbeiten und war Cutterassistent unter<br />

anderem bei Fassbinder und Margarethe<br />

von Trotta.<br />

Der Film kommt in einigen großen Städten in<br />

die Kinos. Wer ihn bei einer Veranstaltung<br />

– zum Beispiel im Zusammenhang mit dem 60.<br />

Jahrestag der Befreiung – abspielen möchte,<br />

setze sich bitte mit der Verleihfi rma in Verbindung:<br />

Neue Visionen Filmverleih GmbH Tel.:<br />

(0 30) 44 00 88 44 Fax: (0 30) 44 00 88 45 E-Mail:<br />

info@neuevisionen.de<br />

Der Stoff hat Ihnen keine Ruhe gelassen?<br />

1989/90 dachte ich, nun ist es soweit. Da<br />

hatte ich eine Menge Berufserfahrung. Als<br />

ich anfing, für das Projekt Finanziers zu suchen,<br />

fiel die Mauer. „Was, du willst einen<br />

Film über eine Kommunistin drehen? Selbst<br />

wenn sie schön war – du musst doch verrückt<br />

sein“, hieß es im Westen. Besonders beim<br />

Ost-Fernsehen, was es noch gab, wunderte


24 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 25<br />

man sich über meinen Plan. Obwohl kein<br />

Film in Aussicht war, habe ich das Vorhaben<br />

nicht aus den Augen verloren und weiter recherchiert.<br />

Wo haben Sie überall recherchiert?<br />

In München, wo Olga geboren wurde und<br />

die Schulzeit verbracht hat, in Berlin natürlich,<br />

in fast allen KZ in Deutschland, in Paris,<br />

London, Moskau und in Brasilien.<br />

Konnten Sie bei Ihrer Suche merken, dass Olga in<br />

der DDR in hohem Ansehen stand?<br />

Ja, es gibt zum Beispiel immer noch einen<br />

Filmklub, und auch Straßen heißen weiterhin<br />

nach ihr. Deutlich habe ich es auch im<br />

Bundesarchiv gespürt. Dort lagern die Akten<br />

aus dem ehemaligen SED-Parteiarchiv. Einige<br />

Kolleginnen und Kollegen arbeiten jetzt,<br />

weil sie Experten für diesen Dokumentenbestand<br />

sind, im Bundesarchiv. Sie haben mich<br />

sehr unterstützt, nicht nur, weil ich ein Kunde<br />

war, sondern weil sie sich freuten, dass ich<br />

an diesem Film gearbeitet habe.<br />

Welche Rolle haben Zeitzeugen gespielt?<br />

Da bin ich etwas zu spät gekommen. Ich<br />

habe nur eine einzige Frau aus Prag getroffen;<br />

sie hatte als 16-Jährige Olga im KZ Ravensbrück<br />

kennen gelernt und erinnerte sich<br />

an einen Geburtstag von Olga. Leider ist die<br />

alte Dame inzwischen gestorben. Aber ich<br />

habe viele Papiere lesen, in denen Menschen<br />

über die damaligen Ereignisse geschrieben<br />

haben. Da habe ich zum Beispiel erfahren,<br />

dass Olga bei einer ihrer Reisen von Moskau<br />

nach Westeuropa durch Deutschland gefahren<br />

ist. Sie hat sogar eine Nacht in Neukölln<br />

verbracht, und zwar bei dem Genossen Hermann<br />

Dünow**, der im Auftrag der KPD<br />

die Befreiung von Otto Braun organisiert<br />

und mit Olga zusammen durchgeführt hatte.<br />

Nach den Aufzeichnungen haben sie mit<br />

noch ein paar Leuten vom Kommunistischen<br />

Jugendverband durchgefeiert.<br />

Ziemlich leichtsinnig. <strong>Oder</strong>? Auf welche Überraschungen<br />

sind Sie außerdem gestoßen?<br />

Die waren nicht so reichlich. Vieles, was<br />

ich gesucht habe, galt der Bestätigung. Wie<br />

das so ist: Man hört und liest dieses und jenes,<br />

aber es fehlt der Beweis, das Dokument.<br />

Wenn man sie findet, freut man sich. Wirklich<br />

überrascht war ich über die Unterlagen<br />

in München am Luisen-Gymnasium. Dort<br />

hatte das Mädchen aus gutem Hause - ihr<br />

Vater war Anwalt - gelernt und ihren Lehrern<br />

manches Kopfzerbrechen bereitet. Jedenfalls<br />

sprechen zahlreiche Einträge von Olgas Renitenz.<br />

Im Historischen Staatsarchiv in Moskau<br />

habe ich Akten aus der Kaderabteilung<br />

über alle lesen können, die an dem Aufstand<br />

in Brasilien beteiligt waren. Die Akten der<br />

Komintern waren mir bis jetzt nicht zugänglich.<br />

Ich möchte sie gern sehen. Vielleicht<br />

schaffe ich das in naher Zukunft.<br />

** Hermann Dünow, 1898–1973: Klempner, Mitglied<br />

des Deutschen Metallarbeiterverbandes, Soldat<br />

im 1. Weltkrieg, USPD, seit 1920 Mitglied der KPD,<br />

Funktionär seiner Partei in Berlin seit 1924, im ZK<br />

der KPD seit 1930 für Sicherheitsfragen verantwortlich,<br />

Mitorganisator der illegalen Funktionärstagung<br />

der KPD am 7. Februar 1933 in Ziegenhals. Hermann<br />

Dünow wird im Dezember 1933 verhaftet und<br />

1935 vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum<br />

Hochverrat zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt.<br />

Im April 1945 erlebt er im Zuchthaus Brandenburg<br />

die Befreiung durch die Rote Armee. Nach Berlin-<br />

Neukölln zurückgekehrt wirkt er mit bei der Neuorganisierung<br />

der KPD. Seit 1946 arbeitet er in der<br />

Deutschen Verwaltung des Innern der Sowjetischen<br />

Besatzungszone, wird Chefredakteur der Zeitschrift<br />

„Die Volkspolizei“, danach als Oberst der Volkspolizei<br />

zuständig für die Pressearbeit des Ministeriums<br />

des Innern der DDR.<br />

1959 geht er in den Ruhestand.<br />

Siehe auch: Klaus Keim, Widerstand in Berlin gegen<br />

das NS- Regime 1933–1945, Ein Biografi sches<br />

Lexikon, Bd. 2, Buch C–G, 2003 S. 96 f.<br />

Was vermuten Sie dort?<br />

Fakten im Zusammenhang mit der von der<br />

Komintern in Brasilien ausgelösten Revolte.<br />

Dann suche ich immer noch eine Bestätigung<br />

dafür, dass Olga während ihrer Moskauer<br />

Zeit verheiratet gewesen sein soll.<br />

Das wäre ernüchternd für Sie?<br />

Aber nein. Das wäre ein weiterer Beleg:<br />

Olga war ein Mensch aus Fleisch und Blut<br />

und nicht etwa nur eine Befehlsempfängerin.<br />

Das zeigen auch ihre Briefe, von denen<br />

zum Glück einige überliefert sind. Aus ihnen<br />

erfährt man, dass sie die Situation in der<br />

Sowjetunion kritisch gesehen hat. Sie hatte<br />

gar keine Scheu, an ihre Freundin Gertrud<br />

Frühschutz in Deutschland über die „miesen<br />

Bürokraten“ in Moskau zu schreiben.<br />

Sind Sie auf Dinge gestoßen, die Sie enttäuscht<br />

haben?<br />

Die betrafen die Männer. Weder Otto<br />

Braun noch Carlos Prestes haben sich später<br />

ausführlicher über Olga geäußert. Und<br />

beide sind recht alt geworden, Prestes sogar<br />

sehr alt.<br />

Wie erklären Sie sich das?<br />

Vielleicht aus Gründen der Parteidisziplin,<br />

der sie sich immer noch verpflichtet fühlten?<br />

Wer hat den „Braunen Peter“?, von Jens Jansen<br />

Woher der Rückenwind für die Nazis<br />

Das Haus Nummer 48 in der Westberliner<br />

Bismarckstraße zeigt mit seinen rechteckigen<br />

Säulen das Profil des Tausendjährigen<br />

Reiches. Über dem Haupteingang schwebt<br />

Hitlers Hoheitsadler. Nur das Hakenkreuz<br />

im Eichenkranz ist durch einen Bierdeckel<br />

mit der Hausnummer provisorisch verdeckt.<br />

Ein Feigenblatt, das der Nachkriegszeit geschuldet<br />

war. Wie beim steinernen Adler am<br />

Flugplatz Tempelhof. Wie bei den halb verdeckten<br />

Zacken des Hakenkreuzes auf der<br />

Glocke des Olympiastadions. Wie überall<br />

im Land, wo die Altnazis auf den Korridoren<br />

der Macht verblieben. Bis zum Lehrausbilder<br />

der Rassisten, Dr. Hans- Maria Globke,<br />

der Adenauers Kanzleramtschef wurde.<br />

Prestes hat sich ja bis zu seinem Tode 1990<br />

nicht dazu geäußert, dass die Kommunistische<br />

Internationale bei der misslungenen<br />

Revolution von 1935 maßgeblich die Hände<br />

im Spiel hatte. Leider haben seine Kinder,<br />

die aus einer späteren Ehe stammen, und<br />

Tochter Anita ein Gespräch für diesen Film<br />

abgelehnt.<br />

Sie haben sich intensiv mit Olga beschäftigt. Hat<br />

es Sie traurig gemacht, dass sie eigentlich so sinnlos<br />

in den Tod musste durch diesen Aufstand; bei<br />

dem niemand mitmachen wollte?<br />

Ja sehr, vor allem wegen der dilettantisch<br />

vorbereiteten Revolte. Doch ich bin sicher,<br />

Olga wäre, wenn nicht nach Brasilien, woanders<br />

hingegangen. Als man sie vor der<br />

Abreise mit Prestes in Moskau in die Kaderabteilung<br />

bestellt hatte, glaubte sie, es geht<br />

um einen Einsatz in Nazi-Deutschland. Das<br />

hatte sie eigentlich vor.<br />

Ich wünschte mir, sie hätte das KZ überlebt und<br />

ich hätte sie, hoch betagt, interviewen können.<br />

Quelle: „DISPUT“, 1/2005<br />

Fußnoten: Peter Hochmuth<br />

Und Freislers Blutrichter, die die Robe anbehielten.<br />

Und den Propagandaoffizieren von<br />

Goebbels, die den Federhalter nicht aus der<br />

Hand legten. Und hundert Generälen aus<br />

Hitlers Blitzkriegs-Stäben, die beim Aufbau<br />

der Bundeswehr halfen. Und den Professoren,<br />

die mit alten Thesen zu neuem Ruhm<br />

kamen. Und den Wehrwirtschaftsführern<br />

Krupp und Flick, Siemens und Thyssen, die<br />

heute viel bessere Waffen basteln.<br />

Und jetzt, im 60. Jahr der Befreiung von<br />

der Nazi-Barbarei, streitet sich der amtierende<br />

mit dem Möchtegern-Kanzler, wer mehr<br />

Nazis in die heutigen Landesparlamente gebracht<br />

hat. Und beide sind sich einig, dass<br />

die Hauptschuld in der ehemaligen DDR


liegt, wo es einen „verordneten Antifaschismus“<br />

gab.<br />

Ich bin ein Zeuge und Opfer solcher Verordnungen:<br />

Mir wurde gleich in der Berufsschule<br />

die Verordnung des Potsdamer<br />

Abkommens der Alliierten auf den Tisch<br />

gelegt, wo alle Naziorganisationen verboten<br />

wurden. Mir wurde als erster DEFA-Film<br />

„Die Mörder sind unter uns“ gezeigt. Mir<br />

wurde beim Studium in Weimar nicht nur<br />

das Goethehaus, sondern auch das Krematorium<br />

von Buchenwald gezeigt. Ein gutes<br />

Dutzend meiner Lehrer waren ehemalige<br />

Verfolgte des Naziregimes. Die erklärten mir,<br />

wie Hitler die Arbeitslosigkeit überwand.<br />

Die zeigten mir die Dokumente, wer seinen<br />

Aufstieg bezahlt hatte. Die berichteten, wie<br />

das braune Unkraut in den Köpfen wuchs<br />

und dann ganz Europa erstickte. Die drückten<br />

mir neue Bücher in die Hand. Anna Seghers<br />

Roman „Das siebte Kreuz“ stand neben<br />

Apitz’ „Nackt unter Wölfen“ und Weißkopfs<br />

„Abschied vom Frieden“. Und das in Millionen<br />

ostdeutschen Bücherschränken. Aber<br />

die Freiheit, Landserhefte und Hitlers „Mein<br />

Kampf“ zu kaufen, hatten wir nicht. Wer ein<br />

Hakenkreuz an die Wand schmierte, löste<br />

eine Großfahndung aus.<br />

Währenddessen wurde jenseits der Elbe<br />

Kaugummi gemampft, geackert, gebaut, das<br />

Wirtschaftswunder gefeiert, Heimat- und<br />

Lustspielfilme gedreht und 20 Jahre gewartet,<br />

bis die Naziverbrechen verjährt waren.<br />

Wer hatte das verordnet? Heute machen die<br />

Braunen Politik in vielen deutschen Dörfern,<br />

Städten und Parlamenten.<br />

War der Nazismus nur eine epidemische<br />

Geisteskrankheit oder war er eine vom Monopolkapital<br />

geförderte Herrschaftsform?<br />

Haben die Braunen ihre Stammtische und<br />

Schreibtische in sieben Jahrzehnten je verlassen?<br />

Sind das nur die Altnazis, die jedes Jahr<br />

nach Berchtesgaden wandern? Wer hat die<br />

Jungnazis infiziert, die Hitlers Stellvertreter<br />

Hess verehren, den sie nie gesehen haben?<br />

Was haben sie über die Juden gehört, deren<br />

Gräber sie demolieren? Wie viele Eltern,<br />

Lehrer, Ausbilder, Kollegen, Zeitungsschreiber,<br />

Filmemacher, Vorgesetzte waren daran<br />

beteiligt? Was trieb Kanzler Kohl auf den<br />

SS-Friedhof nach Bittburg? Warum steht die<br />

Bundeswehr Spalier bei der Heldenverehrung<br />

der Nazi-Wehrmacht? Wer hat die neuen<br />

Kasernen nach Hitlers Ritterkreuzträgern<br />

benannt? Waren das die Sachsen oder die<br />

Bayern, die Leute in Frankfurt an der <strong>Oder</strong><br />

oder in Frankfurt am Main?<br />

Was wäre den 50 Millionen in- und ausländischen<br />

Opfern der Nazidiktatur nach<br />

dem Krieg lieber gewesen: ein verordneter<br />

Antifaschismus oder der geduldete und gehätschelte<br />

Neofaschismus? Natürlich hätten<br />

wir uns mehr Differenzierung, mehr Einfallsreichtum,<br />

mehr Tiefenwirkung bei der<br />

Aufklärung gewünscht. Aber so langwierig<br />

die materielle Enttrümmerung der DDR<br />

war, so pflichtbewusst war gleichzeitig die<br />

geistige Enttrümmerung der Nazi-Erbschaft.<br />

Der Neofaschismus ist daher kein Exportgut<br />

der Ex-DDR.<br />

Vor 25 Jahren kam im Auftrag des Bonner<br />

Kanzleramtes die Heidelberger Sinus-Studie<br />

auf den Tisch, die den Einfluss des Rechtsextremismus<br />

in Westdeutschland ergründen<br />

sollte. Fazit: Fünf Millionen Bundesbürger<br />

warteten wieder auf einen „Führer“. 13 Prozent<br />

hatten ein „geschlossenes rechtsextremistisches<br />

Weltbild“. 28 Prozent hielten Arbeitslager<br />

für „nützlich“. 39 Prozent waren<br />

für die „Reinhaltung der Rasse“.<br />

Damals gab es keine Massenarbeitslosigkeit<br />

und keine sächsische NPD-Fraktion.<br />

Was ist sonderbarer: Dass die Verfassungsrichter<br />

2003 in Karlsruhe keine Handhabe<br />

für das Verbot der NPD fanden, oder dass<br />

sie bei deren Zulassung vor Jahrzehnten keine<br />

Einwände hatten? Die Richter können es<br />

sich leicht machen und antworten: Wo kein<br />

Kläger, da kein Richter! Aber wenn sich unter<br />

60 Millionen Bundesbürgern kein Kläger<br />

fand, ist das nicht viel schlimmer? Beim Verbot<br />

der KPD ging es doch ratz-fatz.<br />

Wenn die Arbeitslosigkeit der Hauptgrund<br />

für den Vormarsch der Rechtsextremisten ist<br />

– wer oder was hat ihnen dann vor Jahren<br />

bei Vollbeschäftigung in Baden-Württemberg<br />

zum Sieg verholfen? War das Hitlers<br />

Blutrichter Filbinger als Regierungschef des<br />

Musterländles oder eine Gruppe Skinheads<br />

aus der DDR?<br />

Als die rechtsradikale DVU 1992 in Schleswig-Holstein<br />

siegte, lag das mehr an Kanzler<br />

Kohl oder an Nichtkanzler Schröder?<br />

Fragen über Fragen, doch meist nur zweierlei<br />

Antworten: Der Osten hat den „Braunen<br />

Peter“! <strong>Oder</strong>: Die Krise gibt den Braunen<br />

Auftrieb! Dabei kommt der Rückenwind für<br />

die Nazis hinter jeder Ecke hervor: Aus dem<br />

„ergreifenden“ Film von Hitlers Sekretärin,<br />

die „von allem nichts gewusst“ hat. Aus<br />

dem Buch der Tochter von Hitlers engstem<br />

Freund Speer, die ihren Pappi nie in Uniform<br />

gesehen hat. Da gibt es die rührigen<br />

<strong>Widerspruch</strong> 3/2005 27<br />

Fernseh-Dokumentationen über Hitler als<br />

Privatmann mit Hund. Da ertönt in jedem<br />

neuen Stadion die alte Hymne. Da macht<br />

der Kanzler das „Wir-sind-wieder-wer!“ zur<br />

Staatsdoktrin. Da fordert die Union noch<br />

mehr Patriotismus. Vom Patriotismus zum<br />

Nationalismus ist es ein kleiner Schritt. Wer<br />

Wind sät, wird Sturm ernten! Besser, wir<br />

treffen uns am 8. Mai mit 100 000 Aufrechten<br />

zum Spaziergang rund um das Brandenburger<br />

Tor, ehe der Durchmarsch der Rechten<br />

beginnt.<br />

aus „DISPUT“, 2/2005<br />

Besuch bei unserem Patenkind Fatma in Kairo<br />

Durch eine kleine Broschüre wurden wir auf<br />

die Organisation „Plan“ aufmerksam. Wir<br />

entschlossen uns, eine Patenschaft für ein<br />

Mädchen in Kairo zu übernehmen. Diese<br />

Patenschaft existiert seit September 2003.<br />

Für uns war von Anfang an klar, dass diese<br />

Patenschaft nicht nur durch Geldüberweisungen<br />

und Briefe leben soll.<br />

Wir planten einen einwöchigen Aufenthalt<br />

in Kairo und wollten diesen Urlaub mit<br />

dem Besuch unseres Patenkindes verbinden.<br />

Über den Hauptsitz von „Plan“ in Hamburg<br />

erfolgten Anmeldung und Terminabsprache.<br />

Das klappte per E-Mail kurzfristig.<br />

In Kairo angekommen musste der Termin<br />

telefonisch noch einmal bestätigt werden.<br />

Das war gar nicht so einfach, da unser Englisch<br />

nicht perfekt ist und die freundlichen<br />

Mitarbeiter an der Rezeption unseres Hotels<br />

kein deutsch konnten. Mit ihrer Hilfe konnte<br />

die Absprache erfolgen. Als Treff wurde der<br />

24. Januar um 10 Uhr an der Rezeption ausgemacht.<br />

Wir waren etwas angespannt und<br />

hofften, dass alles, so wie verabredet, klappt.<br />

Bereits um 9.45 Uhr betraten zwei Mitarbeiter<br />

von „Plan“ das Hotel und sprachen uns<br />

an. Freudig erregt stiegen wir mit unserer<br />

„Geschenketasche“ und einem Wörterbuch<br />

unter dem Arm in das Auto. Zunächst ging es<br />

zum „Plan-Büro“. Nach einem freundlichen<br />

Empfang wurden wir über die Projektarbeit<br />

vor Ort informiert. Die Palette ist breit. Sie<br />

reicht von der Organisation von Meetings<br />

für Frauen, über Vorsorgeuntersuchungen<br />

bei Kindern, Instandhaltung der Schule bis<br />

hin zur Installation von Abwasseranlagen.<br />

Anschließend fahren wir nach El Basateen,<br />

zu Fatma und ihrer Familie. Dieses Gebiet im<br />

Süden von Kairo sieht zumindest für unsere<br />

Augen trostlos aus. Es gibt keinerlei Pflanzen,<br />

nur eine Straße, staubige Wege und die<br />

Wohnhäuser aus Lehmziegeln. Zum Schutz<br />

vor der Hitze im langen Sommer gibt es keine<br />

Fenster. Vor den Häusern spielten Kinder.<br />

Sie begrüßen uns lauthals mit „Hallo!“.<br />

Im Haus wurden wir zunächst in die wahrscheinlich<br />

beste Stube geführt. Die karge<br />

Einrichtung bestand aus zwei sich gegenüberstehenden<br />

Liegen, einer Kommode und<br />

einem Schrank. Auf der Kommode entdeckten<br />

wir den Teddy und die Puppe, die wir<br />

unserem Patenkind schon vor längerer Zeit<br />

geschickt hatten. Leider sah dieses Spielzeug<br />

völlig unberührt aus. Es hatte wohl einen<br />

Ehrenplatz, wurde aber offensichtlich nicht<br />

benutzt. Nach einer kurzen Wartezeit betrat<br />

Fatma, unser Patenkind, schüchtern das Zimmer.<br />

Hinter ihr kamen Dina, Fatmas kleine<br />

Schwester, und ihre Mutter. Wir übergaben<br />

unsere Gastgeschenke und hofften, dass wir


das Richtige ausgewählt hatten. Fatmas Mutter<br />

bedankte sich mehrmals ganz herzlich<br />

bei uns. Die Kinder blieben zunächst noch<br />

zurückhaltend. Wir wurden zu Fanta und<br />

Tee eingeladen und plötzlich füllte sich der<br />

Raum. Es kamen immer mehr Frauen, teilweise<br />

auch mit ihren Kindern. Sie betrachteten<br />

uns aufgeschlossen und freundlich. Wir<br />

kamen über den Dolmetscher von „Plan“ ins<br />

Gespräch. Viele Fragen wurden gestellt über<br />

die Familie, den Beruf, das Leben überhaupt.<br />

Die Kinder verloren langsam ihre Scheu. Auf<br />

einmal öffnete Fatmas Mutter ein Schubfach<br />

der Kommode. Zum Vorschein kamen kleine<br />

Kücken! Die waren natürlich quicklebendig<br />

und sorgten für Spaß.<br />

Wir erhielten eine Einladung zum Essen.<br />

Ruck zuck war der Tisch gedeckt und wir sollten<br />

essen. Das ausschließlich wir essen sollten,<br />

das war für uns natürlich ungewöhnlich.<br />

Nach dem Essen haben wir noch viel erzählt<br />

und gelacht. Die Kinder kamen jetzt sogar<br />

auf meinen Schoß. Beim Abschied wurde gedrückt<br />

und geküsst und wir mussten versprechen,<br />

noch einmal wiederzukommen.<br />

Dieser Tag war für uns ein unvergessliches<br />

Erlebnis! Ganz herzlich bedanken wir uns<br />

bei den „Plan-Mitarbeitern“ vor Ort. Die<br />

Organisation hat hervorragend geklappt und<br />

der Dolmetscher hatte eine Engelsgeduld mit<br />

uns. Durch den Einblick in das Leben dieser<br />

Familie haben wir wieder mehr das schätzen<br />

gelernt, was wir haben, welche Möglichkeiten<br />

uns doch offen stehen.<br />

Die Organisation „Plan“ konnten wir vor<br />

Ort in ihrer Arbeit erleben und was wir erlebt<br />

haben, das war überzeugend. Die Mitarbeiter<br />

leisten unserer Meinung nach eine<br />

hervorragende Arbeit unter nicht gerade einfachen<br />

Bedingungen. Durch diesen Besuch<br />

sind wir mehr denn je davon überzeugt,<br />

dass die Übernahme einer Patenschaft über<br />

„Plan“ eine gute und sinnvolle Sache ist.<br />

Dagmar und Hans-Jürgen Püschel,<br />

Eisenhüttenstadt<br />

Dagmar Püschel ist Vorsitzende der PDS-<br />

Fraktion in der Eisenhüttenstädter Stadtverordnetenversammlung<br />

und Mitglied des<br />

PDS-Landesvorstandes. Hans-Jürgen Püschel<br />

ist PDS-Abgeordneter.<br />

Kultur im „Roten Café“<br />

Helga Böhnisch (MdL) lädt ein<br />

„Rotes Café“ im PDS-Bürgerbüro<br />

Lindenallee 30, 15890 Eisenhüttenstadt<br />

Tel. /Fax (0 33 64) 77 28 81<br />

„Weiberwirtschaft“<br />

Internationaler Frauentag<br />

Dienstag, 8. März 2005, 9.30 Uhr<br />

„Weiber-Frühstück“ mit Buchlesung von<br />

und mit Mechthild Tschierschky (Pseudonym:<br />

Elisabeth Anna)<br />

„Unter der Schlinge“<br />

Montag, 21. März 2005, 17 Uhr,<br />

Buchlesung von und mit Walter Flegel<br />

Die kein anderes Leben außer dem ihrigen fördern,<br />

leben nur ein schwaches Leben – Brecht.<br />

„Das Schwalbennest“<br />

Montag, 11. April 2005, 18 Uhr<br />

Der Film über Hütte nach der Wende<br />

ist satirisch, kritisch, humorvoll und<br />

nachdenklich (mit Wolfgang Stumph in<br />

der Hauptrolle und Statisten aus unserer<br />

Stadt). Gern zeigen wir den Film auch auf<br />

Wunsch für eine größere Gruppe Interessierter<br />

an einem weiteren Montag.<br />

Am 22. Mai 2005 Landtagswahlen in NRW:<br />

Die Vorbereitungen laufen, Hilfe tut Not<br />

Die PDS NRW hat am 27. November mit<br />

deutlicher Mehrheit beschlossen, zu den<br />

Landtagswahlen am 22. Mai 2005 anzutreten.<br />

Es war in eine politische Entscheidung,<br />

im Wissen um die organisatorischen und<br />

finanziellen Probleme, die damit verbunden<br />

sind.<br />

Eine erste Hürde stellt für uns das Wahlgesetz<br />

dar. NRW hat 128 Wahlkreise. Nur<br />

wenn in jedem Wahlkreis ein Direktkandidat<br />

oder eine Direktkandidatin aufgestellt<br />

ist, kann man in diesem Kreis auch seine<br />

Stimme für die PDS abgeben. Das heißt,<br />

wir müssen in allen Wahlkreisen DirektkandidatInnen<br />

aufstellen, sonst sind wir<br />

nicht überall wählbar. Dies werden wir in<br />

den Griff bekommen. Schwieriger wird es<br />

mit den 100 Unterschriften pro Wahlkreis,<br />

die wir bis zum 4. April sammeln müssen.<br />

Nach unserer Einschätzung haben wir etwa<br />

45 Wahlkreise, die diese Anzahl nicht allein<br />

zusammen bekommen.<br />

Alle östlichen und auch einige westliche<br />

Landesverbände haben ihre tatkräftige Unterstützung<br />

angeboten, und etliche Genossinnen<br />

und Genossen aus Ost und West sind<br />

<strong>Widerspruch</strong> 3/2005 29<br />

auch schon im Einsatz. Dennoch bitten wir<br />

auch auf diesem Wege noch einmal dringend<br />

um Hilfe. Seit 1990 haben viele Menschen<br />

ihre östlichen Heimat-Bundesländer<br />

verlassen. In erster Linie sind sie der Arbeit<br />

„nachgezogen“, oder Familien kamen zusammen.<br />

Nicht wenige haben sich in NRW<br />

niedergelassen. Auch aus dem Umfeld der<br />

PDS. Es wäre sehr wichtig für uns, wenn ihr<br />

der Landesgeschäftsstelle Anschriften von<br />

Bekannten und Verwandten in NRW mitteilt,<br />

die bereit sind, unsere Wahlvorschläge<br />

zu unterschreiben. Vielleicht könnt ihr sie<br />

vorher von unserem Anliegen informieren.<br />

Wir denken, dass über diesen Weg ein paar<br />

Hundert Adressen zusammen kommen können.<br />

Auf eure Hilfe warten wir dringend.<br />

Vielen Dank für eure Unterstützung!<br />

Michael Kretschmer,<br />

Leiter der PDS Landesgeschäftsstelle in NRW<br />

Unsere Adresse:<br />

PDS NRW, Corneliusstr. 108, 40215 Düsseldorf<br />

oder pds-nrw@t-online.de. Telefonisch sind<br />

wir unter der (02 11) 35 89 07 zu erreichen.<br />

Wolfgang Budnik aus Eisenhüttenstadt schreibt an die Redaktion „<strong>Widerspruch</strong>!“:<br />

Klappern gehört zum Handwerk …<br />

… und geredet haben wir schon viel darüber.<br />

Aber getan haben wir zu wenig. Zu denken,<br />

im Wahlkampf nächstes Jahr werden wir<br />

richtig ranklotzen, ist zu wenig. Wir befinden<br />

uns bereits mitten im Wahlkampf und<br />

müssen schon heut, schon jetzt unsere Stärken<br />

der PDS den Menschen unseres Landes<br />

besser vermitteln und auch auf die Missstände<br />

anderer hinweisen. Dabei ist die Öffentlichkeitsarbeit<br />

sehr vielschichtig. Sie beginnt<br />

meines Erachtens bei der Information unserer<br />

Genossen, unserer Wählerinnen und<br />

Wähler auch über den „<strong>Widerspruch</strong>“, über<br />

Info-Stände, „MOZ“ und andere Zeitungen,<br />

Aufklärungsgespräche, Teilnahme an Demos,<br />

Berichte über die Arbeit der Fraktionen<br />

usw. usw. Wäre es nicht richtig, in unseren<br />

Leitungsgremien, da wo es sich anbietet, Genossen<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig<br />

zu machen? Aus anderen Organisationen<br />

kenne ich das. Der Genosse Werner Mende<br />

hat einen entsprechenden Versuch gestartet,


die Öffentlichkeitsarbeit in Eisenhüttenstadt<br />

mehr in den Mittelpunkt zu rücken, aber<br />

richtig aus den Startlöchern sind wir noch<br />

nicht gekommen. Es wird aber höchste Zeit.<br />

Ich würde mir wünschen, der Kreisvorstand<br />

setzt die Problematik „Öffentlichkeitsarbeit“<br />

baldigst auf die Tagesordnung in<br />

einer seinen nächsten Sitzungen und trifft<br />

konkrete Festlegungen.<br />

Unsere Antwort<br />

Lieber Wolfgang Budnik,<br />

Deine Forderung an den PDS-Kreisvorstand<br />

ist auch uns vom „<strong>Widerspruch</strong>!“<br />

ernstes Anliegen. Für uns steht als Leitsatz:<br />

„Was nicht in der Zeitung stand, hat nicht<br />

stattgefunden.“<br />

Stephan Wende lud letztens einige Interessenten<br />

zum Thema Öffentlichkeitsarbeit<br />

nach Fürstenwalde ein. Die Erfahrungen aus<br />

PDS-Kreisgeschäftsstelle <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Schloßstraße 7 • 15537 Fürstenwalde<br />

Tel. (033 61) 3 30 61 • Fax 34 26 24<br />

Die Geschäftsstelle ist geöffnet<br />

Montag 9–12 Uhr<br />

Dienstag 9–12 Uhr, 13–18 Uhr<br />

Mittwoch 9–12 Uhr<br />

Donnerstag 9–12 Uhr<br />

Freitag 9–12 Uhr<br />

Sprechstunde des Kreisvorsitzenden<br />

Montag 9–12 Uhr<br />

Schöneiche, Erkner und Fürstenwalde mit<br />

ihren ortseigenen Flyern „Schöneiche links“,<br />

„Erkner ungefiltert“ und „Ansichten-Aussichten“<br />

zu aktuellen Fragen der Kommunalpolitik<br />

sind uns auch für die Zukunft Beispiel<br />

und Ansporn. Auch „Links der <strong>Oder</strong>“<br />

in Eisenhüttenstadt kann diesem Anspruch<br />

gerecht werden. Wer ist bereit, Werner Mende<br />

zur Seite zu stehen?<br />

Pressekonferenzen der PDS-Kreistagsfraktion<br />

werden jetzt zur Regelmäßigkeit. Dafür<br />

stehen Monika Krüger und Stephan Wende.<br />

Seit Jahren pflegen die Genossen in Fürstenwalde<br />

und Erkner sachliche Kontakte zum<br />

„Oscar-TV“, was Interviews mit PDS-Genossen,<br />

Berichte über unsere Veranstaltungen,<br />

z. B. am 1. Mai brachte. Jetzt sehen wir unsere<br />

Aufgabe darin, über die Städte und großen<br />

Orte hinaus, die Bewohner des ganzen<br />

Kreises zu erreichen.<br />

Peter Hochmuth, Heinz Schneider<br />

Ehrenamtliche Mitarbeiter für die<br />

PDS-Kreisgeschäftsstelle in<br />

Fürstenwalde gesucht<br />

Wir bieten:<br />

Viel Arbeit mit interessanten Menschen<br />

unserem engagierten Geschäftsstellenteam.<br />

Wie suchen:<br />

Politisch Interessierte, computerumgängliche<br />

Amateure, die dazu lernen und<br />

gerne mehr für die linke Sache tun<br />

wollen …<br />

Veranstaltungen/Termine<br />

7. 3., 13.30 Uhr, Café am Turm, Beeskow, Weststraße 17, Internationaler Frauentag,<br />

Gesprächspartnerin Kerstin Kaiser-Nicht, Mitglied des Landtages Brandenburg<br />

9. 3., 15 Uhr, Fürstenwalde, Gewerbeparkring 3, GIP Casino, Frauentagsfeier der AG<br />

Senioren<br />

9. 3., 19 Uhr, Erkner, Kulturfabrik Stilbruch, Frauentagsfeier mit Gisela Karau<br />

bis 3. 4. in der Fürstenwalder Kulturfabrik Ausstellung „Wir wollen das andere<br />

– Jugendliche im Umfeld der Weißen Rose“<br />

2. 4., ab 17 Uhr, Fürstenwalde, Kulturfabrik, „15 Jahre PDS“ – Wir feiern Geburtstag<br />

27. 4., 15 Uhr, Fürstenwalde, Gewerbeparkring 3, GIP Casino, Klubnachmittag der AG<br />

Senioren, „60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus“ mit Vertretern der<br />

Historischen Kommission beim PDS-Parteivorstand<br />

Alles öffentlich<br />

Sitzungen im März/April 2005<br />

PDS-Fraktion des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Öffentliche Fraktionssitzungen: 15. 3., 16 Uhr, Anhörung Betroffener zu Hartz IV, Fürstenwalde,<br />

genauen Ort bei Geschäftsführerin erfragen<br />

15. 3., 19 Uhr, Fürstenwalde, PDS-Kreisgeschäftsstelle,<br />

22. 3., Anhörung von Trägern von Arbeitsmarktmaßnahmen zu<br />

Hartz IV, Ort und Zeit bei Geschäftsführerin erfragen<br />

5. 4., 19 Uhr, Ort bei Geschäftsführerin erfragen<br />

19. 4., 19 Uhr, Ort bei der Geschäftsführerin erfragen<br />

Fraktionsgeschäftsstelle: 15517 Fürstenwalde, Schloßstraße 7, Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax 34 26 24<br />

Fraktionsgeschäftsführerin: Monika Pooch, 15518 Beerfelde, Jänickendorfer Straße 55, Tel. (03 36 37)<br />

3 88 42, Fax (03 36 37) 3 88 43, E-Mail: emk.pooch@t-online.de<br />

Ausschüsse des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Werksausschuss Burg Beeskow<br />

8. 3., 17.00 Uhr, Beeskow, Burg<br />

Ausschuss f. Wirtschaft, Umwelt, Bauen 9. 3., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Jugendhilfeausschuss 10. 3., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Haushalts- und Finanzausschuss 14. 3., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Werksausschuss Bevölkerungsschutz 17. 3., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Kreisausschuss 6. 4., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Rechnungsprüfungsausschuss 11. 4., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Unterausschuss Jugendhilfeplanung 28. 4., 18.30 Uhr, Beeskow, Jugendamt<br />

Kreistag <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

26. 4., 18 Uhr, Beeskow, Schützenhaus, zuvor (17.00 Uhr) Gedenken des Kreistages zum 60. Jahrestag der<br />

Befreiung vom Faschismus am Denkmal für die sowjetischen Soldaten in Beeskow<br />

1. 4. Hans-Joachim Labs Schöneiche 84 J.<br />

2. 4. Franz Schwartz Eisenhüttenstadt 84 J.<br />

3. 4. Theodor Goldschmidt Eisenhüttenstadt 89 J.<br />

4. 4. Karl-Heinz Pickert Alt Golm 70 J.<br />

7. 4. Reinhold Liesegang Markgrafpieske 85 J.<br />

8. 4. Willy Becker Erkner 81 J.<br />

11. 4. Wolfgang Hilger Eisenhüttenstadt 60 J.<br />

Herzlichen Glückwunsch !<br />

12. 4. Ruth Neumann Schöneiche 91 J.<br />

14. 4. Gerhard Zimmermann Eisenhüttenstadt 80 J.<br />

21. 4. Paul Schulze Fürstenwalde 85 J.<br />

21. 4. Günter Steudel Eisenhüttenstadt 81 J.<br />

22. 4. Charlotte Kramer Fürstenwalde 82 J.<br />

24. 4. Paul Müller Eisenhüttenstadt 83 J.<br />

IMPRESSUM:<br />

Herausgeber: Arbeitsgruppe „<strong>Widerspruch</strong>“ im PDS-<strong>Kreisverband</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>; Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde (<strong>Spree</strong>),<br />

Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax (0 33 61) 34 26 24, E-Mail: oder.spree@pds-brandenburg.de<br />

Redaktion: V.i.S.d.P. – Peter Hochmuth, Tel./Fax (0 33 62) 55 96, E-Mail: Peter-Waltraud-Hochmuth@t-online.de<br />

Frauentagsstrauß auf 1. Seite Klaus Georg<br />

Erscheinungsweise: monatlich (11 x jährlich); Redaktionsschluss: 1. Tag des Monats; Auflage: 1 500 Exemplare; Satz: Satzstudio<br />

Schneider, 15537 Erkner, E-Mail: Schneider.Satz@t-online.de; Druck: TASTOMAT Druck GmbH, 15345 Eggersdorf<br />

Der „<strong>Widerspruch</strong>“ wird aus Leserspenden finanziert (Herstellungskosten pro Ausgabe durchschnittlich 0,58 € – im Jahr 7 €).<br />

Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften zu kürzen oder redaktionell zu überarbeiten. Nicht redaktionelle Artikel geben nicht<br />

immer die Auffassung der Redaktion wieder. Alle LeserInnen werden gebeten, Spenden unter dem Stichwort „<strong>Widerspruch</strong>“ auf<br />

das Konto 3 410 533 965, BLZ 170 550 50 bei der Sparkasse <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, auf Spendenlisten des PDS-<strong>Kreisverband</strong>es LOS oder in der<br />

Kreisgeschäftsstelle der PDS (Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde) einzuzahlen. Höhere Spenden sind immer willkommen.


15 Jahre PDS in unserer Region<br />

– und wir wollen feiern –<br />

am Sonnabend, 2. April 2005, ab 14 Uhr in der Kulturfabrik Fürstenwalde.<br />

Mit Andrè Brie – 15 Jahre PDS – wie weiter?<br />

Mit Peter Ensikat – Kabarettprogramm,<br />

mit Musik, mit Film, mit kaltem Buffet für alle denen das Herz links schlägt,<br />

die zwischen Neu Zelle und Schöneiche, Ziltendorf und Storkow zu Hause sind.<br />

Heute Tradition in Fürstenwalde –<br />

Volksfest zum 1. Mai 1998 in der Mühlenstraße<br />

Düsseldorf 1992 – Genossen aus Brandenburg<br />

propagieren ihre durch Volksentscheid<br />

angenommene Landesverfassung,<br />

mit ihnen Peter Hochmuth, damals PDS-<br />

Kreisvorsitzender in Fürstenwalde<br />

Die rollende Wahlwerbesäule<br />

der PDS <strong>Oder</strong>-<br />

<strong>Spree</strong> – erstmalig zur<br />

Landtagswahl 1999 im<br />

Einsatz – ist heute in<br />

allen Orten des <strong>Oder</strong>-<br />

<strong>Spree</strong>-Kreises bekannt.<br />

<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>

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