DIE LINKE. Kreisverband Oder-Spree
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14. Jahrgang, 8/2005<br />
Zeitung von Mitgliedern der Linkspartei.PDS<br />
im <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>-Kreis<br />
www.linke-oder-spree.de<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Aus dem Inhalt: • Sozialticket ab 18. 8. in Erkner........... 15<br />
• Fünf Halbwahrheiten von BILD ...........5<br />
• Lafontaine mit Nazi-Worten? .............10<br />
• Neu- oder Alt-Bundesländer:<br />
Hartz IV bleibt Hartz IV .....................11<br />
„Die Linkspartei ist die<br />
Partei des Demokratischen<br />
Sozialismus in der<br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
… Die Partei des<br />
Demokratischen Sozialismus<br />
in der Bundesrepublik<br />
will einen zweiten<br />
Aufbruch wagen!“<br />
So sprach Lothar Bisky, jetzt<br />
Vorsitzender der Linkspartei.PDS,<br />
auf der außerordentlichen<br />
Tagung des 9.<br />
Parteitages am 17. Juli 2005<br />
in Berlin.<br />
PDS heißt auch in Brandenburg Linkspartei.PDS<br />
– Umbenennung und Kandidatenkür<br />
Bericht vom Landesparteitag und von der Vertreterkonferenz zur Aufstellung der Landesliste Brandenburg<br />
für die Wahlen zum 16. Deutschen Bundestag<br />
Am Sonnabend, dem 30. Juli 2005 fand<br />
im Kleist-Forum in Frankfurt (<strong>Oder</strong>) die 2.<br />
Tagung des 9. Landesparteitages der PDS<br />
Brandenburg statt. Einziger wirklicher Tagesordnungspunkt<br />
war die Umbenennung des<br />
Brandenburger Landesverbandes der PDS in:<br />
Die Linkspartei.PDS Landesverband Brandenburg.<br />
• Radweg zwischen Schöneiche<br />
und Rüdersdorf in weiter Ferne .......... 22<br />
• Die Bundesrepublik hat ihre<br />
Hausaufgaben noch zu machen ......... 25
2 Widerspruch 8/2005<br />
Diese Umbenennung wurde nach der Parteitagsentscheidung<br />
der Bundespartei notwendig.<br />
Die erfolgte, damit unser Kooperationspartner<br />
WASG sich bereit erklärt, auf<br />
unseren Wahllisten mit eigenen Vertretern<br />
zu kandidieren und so die Chancen für den<br />
Einzug einer linken Alternative in den Bundestag<br />
wesentlich zu erhöhen. Nur so ist gewährleistet,<br />
dass es ein Gegengewicht in der<br />
politischen Öffentlichkeit zu den anderen<br />
Bundestagsparteien, die alle die gleiche neoliberale<br />
Politik verfolgen, vorhanden ist.<br />
Die Umbenennung erfolgte einstimmig.<br />
Damit war der Weg für die zweite Veranstaltung<br />
des Tages, die VertreterInnenkonferenz<br />
der Linkspartei.PDS Brandenburg zur Aufstellung<br />
der Landesliste mit den KandidatInnen<br />
für den 16. Bundestag frei. Diese umfasst<br />
gemäß Beschluss der Konferenz 12 Kandidat-<br />
Iinnen, die laut Satzung quotiert zu wählen<br />
waren. Bis zum späten Abend wurde die Liste<br />
aufgestellt und von der Konferenz mit großer<br />
Mehrheit beschlossen. Sie umfasst die folgenden<br />
Kandidatinnen und Kandidaten:<br />
1. Prof. Lothar Bisky (Die Linke.PDS)<br />
2. Dagmar Enkelmann (Die Linke.PDS)<br />
3. Diana Golze (Die Linke.PDS)<br />
4. Wolfgang Neskovic (parteilos)<br />
5. Dr. Kirsten Tackmann (Die Linke.PDS)<br />
6. Dr. Steffen Hultsch (WASG)<br />
7. Irene Wolff-Molorciuc (Die Linke.PDS)<br />
8. Hans Harald Gabbe (Die Linke.PDS)<br />
9. Katalin Gennburg (Die Linke.PDS)<br />
10. Michael Reimann (Die Linke.PDS)<br />
11. Dr. Karola Bahr (AfW)<br />
12. Dr. Andreas Trunschke (Die Linke.PDS)<br />
Die ersten beiden Listenplätze standen außer<br />
Frage. Lothar Bisky und Dagmar Enkelmann<br />
wurden mit jeweils über 90 Prozent<br />
gewählt. Unsere stellvertretende Landesvorsitzende<br />
Diana Golze hatte eine Gegenkandidatin<br />
und hat bei aller Sympathie (noch)<br />
nicht die Bekanntheit und das Format eines<br />
Lothar Bisky oder von Dagmar Enkelmann.<br />
Sie erreichte etwa zwei Drittel der Stimmen.<br />
Der vierte Platz ging an den parteilosen<br />
Bundesrichter Wolfgang Neskovic, der sich<br />
durch seinen Auftritt ausdrücklich empfahl.<br />
Die auf ihn folgende stellvertretende Landesvorsitzende<br />
Kirsten Tackmann halte ich<br />
für eine gute Wahl. Eine große Mehrheit<br />
der Delegierten hatte offenbar die gleiche<br />
Auffassung.<br />
Der sechste und bei der Wahl durchaus<br />
noch aussichtsreiche Listenplatz ging an<br />
den Potsdamer Juristen Dr. Hultsch von<br />
der WASG. Auch er erscheint mir eine gute<br />
Wahl. Das Problem bei den WASG-Vertretern<br />
war, dass sich ihre Landespartei nicht<br />
auf einige Kandidaten einigen konnte, die sie<br />
entsprechend unterstützte und uns zur Wahl<br />
empfahl. Stattdessen traten etwa 10 WASG-<br />
Mitglieder als Bewerber, meist auf sich allein<br />
gestellt, an und nahmen sich gegenseitig die<br />
Stimmen weg. In dieser Situation mussten<br />
die Delegierten, wie es übrigens ihre Pflicht<br />
ist, entscheiden, wer die würdigsten für unsere<br />
Liste sind.<br />
Die Plätze 7 bis 10 wurden durch Mitglieder<br />
der Linkspartei.PDS errungen. Irene<br />
Wolff-Molorciuc ist Landtagsabgeordnete<br />
aus der Uckermark, Hans Harald Gabbe ein<br />
bis vor kurzem noch aktiver Gewerkschaftssekretär<br />
aus Finsterwalde, Katalin Gennburg<br />
eine junge Genossin aus Falkensee und Michael<br />
Reimann angestellter Geschäftsführer<br />
aus Königs-Wusterhausen.<br />
Den 11. Platz belegte Karola Bahr, eine Ärztin<br />
aus der Uckermark, die zur Allianz Freier<br />
Wähler gehört, einem Zusammenschluss<br />
von verschiedenen Bürgerinitiativen, die zur<br />
Landtagswahl getrennt von uns antraten.<br />
Ihr Landessprecher, Herr Ullmann brachte<br />
es in seiner Bewerbung auf den Punkt, als er<br />
sagte, dass etwa 90 Prozent der Themen der<br />
Bürgerinitiativen, wie Abwassergebühren,<br />
der Kampf für Schulstandorte und Kindertagesstätten<br />
politisch links anzusiedeln seien<br />
und sie es deshalb als folgerichtig erachten,<br />
mit uns gemeinsam anzutreten.<br />
Den abschließenden 12. Platz belegte<br />
der ehemalige Landtagsabgeordnete Andreas<br />
Trunschke. Einige weitere Bewerber, die<br />
durchaus ihre Qualitäten hatten, gingen<br />
durch die Begrenzung der Liste bedingt leer<br />
aus. Dazu kamen aber auch Bewerber, bei
Widerspruch 8/2005 3<br />
denen man eindeutig sagen muss, dass der<br />
Bundestag für sie ein paar Nummern zu groß<br />
ist. Es gab auch Bewerber, die ich persönlich<br />
nicht auf unserer Liste sehen wollte und auch<br />
nicht musste.<br />
Personell sind wir damit in Brandenburg<br />
für die Wahl gut aufgestellt, wie man an unseren<br />
Kandidatinnen und Kandidaten sehen<br />
kann. Damit kann die Wahl kommen und<br />
wir können nach dem 18. September Lothar<br />
Bisky, unseren Direktkandidaten im Wahlkreis<br />
63 – Landkreis <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> / Frankfurt<br />
(<strong>Oder</strong>), und möglichst viele unserer anderen<br />
Kandidaten im Bundestag wiedersehen.<br />
Jörg Mernitz<br />
Delegierter des 9. Landesparteitages und der<br />
WählervertreterInnenkonferenz von<br />
Die Linke.PDS Brandenburg<br />
Gemeinsam mit voller Kraft für eine starke linke<br />
Opposition im Bundestag<br />
Nachdem in 15 Bundesländern Landeslisten gewählt worden sind, startet der Wahlkampf für eine starke<br />
linke Opposition im nächsten Bundestag. Dazu erklärt Parteivorsitzender Lothar Bisky:<br />
Nach der Vermeidung einer konkurrierenden<br />
Kandidatur durch die WASG und der<br />
Umbenennung der PDS als Signal für die<br />
Entwicklung eines neuen linken Projekts in<br />
Deutschland hat sich die Linke auch bei der<br />
Wahl der Landeslisten für die Bundestagswahlen<br />
als handlungsfähig erwiesen.<br />
Demokratisch-souverän haben die Vertreter/innenversammlungen<br />
der Linkspartei<br />
Landeslisten gewählt, die den Aufbruch zu<br />
einer neuen Linken verkörpern. Den Wählerinnen<br />
und Wählern wird damit ein personell<br />
und inhaltlich überzeugendes und<br />
das Wahlrecht strikt einhaltendes Angebot<br />
gemacht. Mit Gregor Gysi und Oskar Lafontaine<br />
an der Spitze werden wir gemeinsam<br />
mit voller Kraft für eine starke linke Opposition<br />
im Bundestag kämpfen, die solidarische<br />
Alternativen zur neoliberalen Politik<br />
der übergroßen Koalition des Sozialabbaus<br />
auf die Tagesordnung setzt. Neben dem gemeinsamen<br />
Wahlkampf für eine starke Linke<br />
werden die Gespräche zur künftigen Kooperation<br />
und zur Einleitung des Fusionsprozesses<br />
zwischen Linkspartei.PDS und WASG<br />
auf gleicher Augenhöhe weiter geführt. Das<br />
schließt ein, dass im Zuge des Fusionsprozesses<br />
bei künftigen Kandidaturen zu Wahlen<br />
eine den realen Verhältnissen entsprechende<br />
Vertretung von WASG-Mitgliedern in den<br />
alten Bundesländern gewährleistet wird.<br />
Die politische Konkurrenz, insbesondere<br />
die Sozialdemokratie, diffamiert die Spitzenkandidaten<br />
der Linken mit ehrabschneidenden<br />
Behauptungen und lässt nichts unversucht,<br />
um die Linkspartei in Misskredit<br />
zu bringen. Von einem Kanzler, der Wahlversprechen<br />
zuhauf bricht und sich mitsamt<br />
seiner Regierung dann in die Büsche schlägt,<br />
wenn ihm die Wählerinnen und Wähler<br />
darob ihren Unmut signalisieren, klingen<br />
die Vorwürfe wie Pfeifen im Walde. Oskar<br />
Lafontaine war als Oberbürgermeister und<br />
Ministerpräsident allemal länger in seinen<br />
Ämtern, als es Gerhard Schröder in den seinen<br />
je erreichen kann. Wer seine politischen<br />
Konkurrenten als Spießgesellen, Rattenfänger<br />
oder gar Hassprediger bezeichnet, stellt<br />
sich selbst ins Abseits. Die entstehende neue<br />
Linke hat politisch einiges in Deutschland in<br />
Bewegung gebracht. Immer mehr Menschen<br />
wollen sich mit der angeblichen Alternativlosigkeit<br />
der herrschenden neoliberalen Politik<br />
nicht abfinden. Dieser Prozess ist nicht mehr<br />
aufzuhalten, auch wenn SPD und Grüne,<br />
Union und FDP das nicht wahrhaben wollen.<br />
Wir werden die Hoffnungen, die so viele<br />
Menschen mit dem linken Aufbruch verbinden,<br />
nicht enttäuschen.<br />
Pressemitteilungen der Linkspartei,<br />
http://sozialisten.de/presse-abo, 1. 8. 2005
Mit Dagmar Enkelmann und Lothar Bisky<br />
im Wahlkreis unterwegs<br />
Am 1. und 2. August waren Dagmar Enkelmann,<br />
Vorsitzende der PDS-Landtagsfraktion<br />
Brandenburg, und Lothar Bisky, Vorsitzender<br />
der Linkspartei.PDS und Direktkandidat zur<br />
Bundestagswahl in <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> / Frankfurt<br />
(<strong>Oder</strong>), beim Abgeordneten Stefan Sarrach<br />
zu Gast in Fürstenwalde und Beeskow.<br />
Schnell waren beide von interessierten Bürgerinnen<br />
und Bürgern umringt und beantworteten<br />
Fragen zu Politik und Chancen der<br />
neuen Linkspartei.PDS.<br />
An beiden Tagen war ein umfangreiches<br />
Programm zu absolvieren: Gespräche mit den<br />
Menschen auf Straßen und Plätzen, Diskussionen<br />
z.B. mit der Kreishandwerkerschaft<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, der LASA-Informations- und<br />
Beratungsstelle Fürstenwalde, dem Amt für<br />
Grundsicherung <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> und ein Besuch<br />
in der Fürstenwalder Stadtbibliothek.<br />
Natürlich fehlte Dagmar Enkelmann auch<br />
nicht auf der Fürstenwalder Montagsdemo,<br />
die so nach langer Zeit nicht nur einen Zustrom<br />
an Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
verzeichnete, sondern so auch einmal wieder<br />
Interesse in den Medien fand. Abgerundet<br />
wurden die Tage mit Lesungen Lothar Biskys<br />
in Erkner und Eisenhüttenstadt.<br />
Vor allem der Kontakt zu den Menschen,<br />
egal ob jung oder alt, zeigte, welche große<br />
Hoffnung, aber auch Erwartung an die Linke.PDS<br />
besteht. Die Menschen wollen mehr<br />
soziale Gerechtigkeit, die Verringerung der<br />
Massenarbeitslosigkeit und Zukunftschancen<br />
hier im Osten und sie können das mit jeder<br />
Stimme für die Linkspartei.PDS und Lothar<br />
Bisky ein Stückchen mehr herbeiwählen.<br />
Schon jetzt hat die Linkspartei.PDS durch<br />
ihre bloße Existenz erreicht, dass die SPD<br />
Änderungen bei Hartz IV verspricht und<br />
sogar eine Millionärssteuer einführen will<br />
(wozu sie sieben Jahre Regierungszeit hatte),<br />
die CDU den Osten entdeckt und die Grünen<br />
die neue linke Partei sein will.<br />
Mit einer starken Fraktion der Linkspartei.<br />
PDS im Bundestag und mit Lothar Bisky als<br />
unserem Abgeordneten werden nicht nur in<br />
Wahlzeiten soziale Gerechtigkeit, der Osten<br />
und die Friedenspolitik gefordert werden,<br />
wird kein Abgeordneter der hinteren Reihe<br />
mehr stumm die Kanzlerpolitik abnicken,<br />
sondern unser Wahlkreis endlich einen<br />
Volksvertreter haben, der mit seiner Person<br />
vom Bundestagspodium her, die Interessen<br />
der Menschen des LOS vertritt.<br />
Am 18. September haben wir die Wahl!<br />
Stefan Sarrach, Mitglied des Landtages<br />
Keine Frage blieb unbeantwortet. Lothar Bisky<br />
in Begleitung von Dagmar Enkelmann am 1. August<br />
zum Blitzbesuch in Woltersdorf.<br />
Abschluss der Autorenlesung am 1. August in<br />
Erkner. Lothar Bisky schreibt im Anschluss interessierten<br />
Zuhörern Widmungen in die soeben<br />
erworbenen Exemplare seiner Autobiografie<br />
„So viele Träume“. Fotos: Peter Hochmuth
Fünf Halbwahrheiten von BILD<br />
Widerspruch 8/2005 5<br />
Zu einem Bericht der Bild-Zeitung, in dem angeblich „fünf unbezahlbare Wahl-Lügen“ der Linkspartei<br />
„enttarnt“ werden, erklärt Bundeswahlkampfleiter Bodo Ramelow:<br />
Die Bild-Zeitung hat Vorschläge der PDS für<br />
dem Grundgesetz entsprechende Regelungen bei<br />
Arbeitslosigkeit längere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes<br />
I und Anhebung des ALG II auf 420<br />
Euro in Ost und West, für eine armutsfeste Alterssicherung:<br />
Mindestrente von 800 Euro für<br />
alle, die mindestens 30 Jahre Beiträge gezahlt und<br />
dabei 15 Rentenpunkte erworben haben, für eine<br />
Besserstellung von Familien mit Kindern: Erhöhung<br />
des Kindergeldes auf 250 Euro, für ein<br />
einfaches und gerechtes Steuersystem: Anhebung<br />
des jährlichen Freibetrages auf 12 000 Euro richtig<br />
benannt und damit ihrem Leserkreis deutlich<br />
gemacht, dass die Politik der Agenda 2010- und<br />
Hartz IV-Parteien SPD, CDU/CSU, Grüne und<br />
FDP nicht alternativlos ist.<br />
So weit, so gut. Leider hat die Redaktion<br />
dann der Rechercheeifer verlassen, so dass<br />
sie die Finanzierungsvorschläge ihren Leserinnen<br />
und Lesern vorenthalten hat. Diese<br />
seien deshalb hiermit nachgeliefert:<br />
Eine längere Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes<br />
I ist zwar in anderer Form auch<br />
1.<br />
eine Forderung der Union. Es ist ein Unding,<br />
dass Menschen, die 30 Jahre und länger in<br />
die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben,<br />
nach einem Jahr in Hartz IV gezwungen<br />
werden. Die Regelungen der Bezugsdauer des<br />
Arbeitslosengeldes, die vor den Hartz-Gesetzen<br />
galten, wurden aus der Arbeitslosenversicherung<br />
finanziert. Das können und sollen<br />
sie auch jetzt wieder.<br />
Die Anhebung des ALG II auf 420 Euro<br />
ist verfassungsrechtlich geboten. Der jetzige<br />
Satz von 331 Euro Ost / 345 Euro West deckt<br />
nach mehreren Gutachten der Sozialverbände<br />
den Bedarf der Betroffenen nicht und<br />
verstößt damit gegen das Sozialstaatsgebot<br />
des Grundgesetzes. Im Interesse der Betroffenen<br />
sollte nicht bis zu einer Entscheidung<br />
in Karlsruhe gewartet werden. Die dafür notwendigen<br />
Mittel können aus den Mehreinnahmen<br />
einer gerechten Steuerreform ohne<br />
Weiteres aufgebracht werden.<br />
Gerade weil immer mehr Menschen<br />
2. durchbrochene Erwerbsbiographien<br />
haben und zu niedrigen Löhnen arbeiten<br />
müssen, brauchen wir eine Mindestrente, um<br />
Armut im Alter zu verhindern. Nach dem<br />
Schweizer Vorbild wird die Mindestrente dadurch<br />
finanziert, dass endlich alle, also auch<br />
Minister und Abgeordnete, in die Rentenversicherung<br />
einzahlen und die Rentenansprüche<br />
von Besserverdienenden für jene Beiträge,<br />
die sie oberhalb der dann aufgehobenen Bemessungsgrenze<br />
einzahlen, halbiert werden.<br />
Kindergelderhöhung und Anhebung des<br />
3. steuerlichen Freibetrages sind durch die<br />
Erhöhung des Spitzensteuersatzes und den<br />
Wegfall der meisten Steuervergünstigungen<br />
bis auf die auf 40 Cent angehobene Pendlerpauschale<br />
und die Steuerfreiheit von Sonn-,<br />
Feiertags- und Nachtzuschlägen vollständig<br />
gegenfinanziert.<br />
Die von der PDS vorgeschlagene Steuerreform<br />
würde dem Staat Mehreinnah-<br />
4.<br />
men von 64 Milliarden Euro unter anderem<br />
durch die Wiedereinführung der Vermögensteuer,<br />
eine Reform der Erbschaftsteuer und<br />
Großkonzerne angemessen an der Finanzierung<br />
des Gemeinwesens beteiligende Unternehmensteuern<br />
bringen. Ein Teil davon<br />
soll in ein Zukunftsinvestitionsprogramm<br />
für Bildung, Forschung, öffentliche Daseinsvorsorge<br />
und sozial-ökologischen Umbau<br />
fließen. Die Finanzkraft der Kommunen<br />
würde nachhaltig gestärkt, so dass auch dort<br />
eine Zunahme der Investitionstätigkeit zu<br />
erwarten ist. Selbstverständlich muss ein Teil<br />
der steuerlichen Mehreinnahmen auch in<br />
den Schuldenabbau der öffentlichen Hand<br />
fließen, um nachfolgenden Generationen<br />
keinen Schuldenberg zu hinterlassen.<br />
Die von der Bild-Zeitung benannten 30<br />
Milliarden Euro beziehen sich auf einen<br />
5.
6 Widerspruch 8/2005<br />
Vergleich mit den USA. Würde Deutschland<br />
einen solchen Anteil seines Sozialproduktes<br />
wie die USA für öffentliche Investitionen<br />
aufwenden, wären das 30 Milliarden Euro<br />
mehr im Jahr als gegenwärtig. Inwieweit ein<br />
solcher Investitionsumfang realisiert werden<br />
kann, hängt auch davon ab, wie groß<br />
die Schuldenlast der öffentlichen Haushalte<br />
noch anwächst. Die steuerliche Entlastung<br />
von Besserverdienenden und Großkonzernen<br />
hat in den letzten Jahren nicht wenig<br />
dazu beigetragen, dass Rot-Grün die Staatsschulden<br />
weiter nach oben getrieben hat.<br />
Eine andere, eine sozial gerechte Politik ist<br />
durchaus bezahlbar. Man muss dies politisch<br />
nur wollen. Rot-Grün haben wie Schwarz-<br />
Gelb gezeigt, dass sie stattdessen weiter eine<br />
Politik des Sozialabbaus und der Umverteilung<br />
von unten nach oben betreiben wollen.<br />
Pressemitteilungen der Linkspartei.PDS<br />
http://sozialisten.de/presse-abo/<br />
Eine fast vergessene Spezies<br />
Wichtig für die Diskussion um die Linkspartei:<br />
ehrliche Analyse von Erfolgen und Misserfolgen im Westen.<br />
Ob diese Chance historisch ist, wird die Geschichte<br />
entscheiden. Dass es eine Chance<br />
ist, kann niemand bestreiten. Die normative<br />
Kraft des Faktischen verdammt PDS und<br />
WASG zum Erfolg. Gleichwohl gehen aber<br />
bei all den möglichen Chancen wichtige Fragen<br />
und Debatten unter. Dazu gehört auch<br />
die Diskussion der Risiken, die der Chance<br />
dualistisch innewohnen. Deshalb will ich<br />
gerade als West-Genosse ein paar Anmerkungen<br />
machen, denn es gibt sie noch, die fast<br />
vergessenen Spezies der West-PDSler.<br />
Es gab und gibt auch im Westen eine ganze<br />
Reihe von Menschen, die wegen der drei<br />
Buchstaben in eine Partei eingetreten sind:<br />
PDS. Damit verbindet sich nicht nur eine<br />
„Identität“ (was auch immer das sein mag),<br />
wie des Öfteren etwas von oben herab angemerkt<br />
wird, sondern damit verbindet sich ein<br />
Programm des demokratischen Sozialismus.<br />
In Hannover traten der PDS in den letzten<br />
zwei Wochen rund 15 Menschen bei. Alle<br />
haben vorher das Programm in der Kreisgeschäftsstelle<br />
angefordert und waren offensichtlich<br />
davon überzeugt. Interessant ist,<br />
dass in vielen Gesprächen vor allem junge<br />
Genossinnen und Genossen die Sorge äußern,<br />
diese Programmatik, für die die PDS<br />
steht, könne verloren gehen. Und das ist<br />
Von Jan Korte<br />
Mitglied des Parteivorstandes,<br />
Vor sitzender der<br />
Links partei Hannover,<br />
Student Politikwissenschaften,<br />
Uni. Hannover<br />
nicht die Angst vor einem Identitätsverlust,<br />
sondern eine tiefe politische Überzeugung.<br />
Ja, ich weiß, dass die PDS im Westen bei<br />
weitem nicht das erreicht hat, was sich alle<br />
gewünscht haben. Aber man sollte sich nicht<br />
dem Trugschluss hingeben, dass sich dieses<br />
Problem allein durch eine Fusion und einen<br />
– hoffentlich – großen Wahlerfolg einer neuen<br />
Linkspartei grundsätzlich ändern wird.<br />
Die Schwäche im Westen hat kaum etwas<br />
mit unserer Stärke im Osten zu tun (Ostpartei),<br />
sondern ist hausgemacht. Den größten<br />
Zuspruch erhielt die PDS im Westen von<br />
jungen Leuten und im sozialdiskursiven Milieu,<br />
für das Programmatik und ein offenes<br />
Erscheinungsbild maßgeblich sind. Deshalb<br />
gilt auch für die Zukunft einer erfolgreichen<br />
Linkspartei im Westen: Sie muss sich weiter<br />
öffnen, Multiplikatoren gewinnen und neuen<br />
Formen der Politik – möglichst frei vom
Widerspruch 8/2005 7<br />
Sitzungssozialismus - entwickeln. Es bedarf<br />
einer ehrlichen Evaluation von Erfolgen und<br />
Misserfolgen beim Aufbau im Westen.<br />
Dabei ist eine Frage zentral für die West-<br />
Linke, auch und gerade in der PDS: Unsere<br />
hart erkämpfte Stärke im Osten muss positiv<br />
in die Debatte getragen werden. Was die<br />
Linke im Westen zwar theoretisch immer<br />
gewollt, aber kaum umgesetzt hat, nämlich<br />
Partei für den Alltag zu sein, hat die Ost-PDS<br />
geschafft - über Milieugrenzen hinweg. Das<br />
ist einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik<br />
und ein Pfund, mit dem wir wuchern<br />
können.<br />
Die andere Anmerkung, die ich machen<br />
will, betrifft das zukünftige gemeinsame Projekt:<br />
Es gibt eine Chance, eine wirklich spannende<br />
Linkspartei weiterzuentwickeln. Das<br />
wird aber nur dann erfolgreich sein, wenn<br />
wir andere Linke, auch radikale Linke, kritische<br />
Wissenschaftler und Querdenker als<br />
Begleiter und Mitstreiter gewinnen können.<br />
Wenn das nicht gelingt, wird das Ganze das<br />
langweiligste keynesianische Projekt aller<br />
Zeiten, das Lösungen vor allem in der gesteigerten<br />
Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen<br />
sieht. Wenn wir aber die Chance<br />
der Erweiterung auch unseres eigenen geistigen<br />
Horizonts, inklusive der Neubelebung<br />
von Diskussionen über konkrete Utopien,<br />
erkennen, kann es ein spannendes und offenes<br />
Projekt werden. Nur darüber müssen wir<br />
uns erst einmal klar werden: Was wollen wir<br />
für ein Projekt? Dabei ist der demokratische<br />
Sozialismus, wie wir ihn meinen, Grundlage,<br />
die schon sehr weit und durchdacht ist. Hier<br />
kann angeknüpft werden.<br />
Dazu gehört aber schon jetzt, dem platten<br />
Populismus entgegenzutreten und Konzepte<br />
anzubieten, wie sie die PDS mit der Agenda<br />
sozial entwickelt hat. Dazu gehört auch die<br />
Verteidigung und Erweiterung unserer Ziele<br />
und Werte von Freiheit, Bürgerrechten, offenen<br />
Grenzen für Menschen in Not und eine<br />
positive Bezugnahme auf Rechtsstaatlichkeit.<br />
Wenn wir dies vernachlässigen, werden wir<br />
unseren mühsamen Versuch der Verankerung<br />
im sozialdiskursiven Lager verlieren. Unsere<br />
Antwort auf die Globalisierung ist nicht<br />
der Rückzug auf die Nation, die tendenziell<br />
ausgrenzend und demokratieabbauend ist,<br />
sondern Solidarität.<br />
Die PDS in Hannover hat es geschafft,<br />
namhafte Wissenschaftler für gemeinsame<br />
Projekte und Diskussionen zu gewinnen, was<br />
uns die Tür in ein wichtiges Spektrum geöffnet<br />
hat. In Verbindung mit Erfahrungen aus<br />
der Arbeit der Ost-PDS, wie der Hartz-IV-<br />
Beratung, haben wir ein Image aufgebaut,<br />
das andere Linke eben nicht haben. Und<br />
vergessen werden darf nicht, dass hier Menschen<br />
die PDS-Fahne hochhalten, mit vielen<br />
Rückschlägen, aber auch vielen kleinen Erfolgen.<br />
Kurz, die Arbeit im Westen muss sich<br />
grundsätzlich ändern - so oder so. Wir müssen<br />
andere Linke gewinnen, mitzudenken<br />
und mitzudiskutieren. Die PDS muss endlich<br />
systematisch Nachwuchs aufbauen und<br />
fördern, der die West-PDS oder Linkspartei<br />
auch personell kenntlich und ansprechend<br />
macht.<br />
aus „DISPUT“, Juli 2005<br />
Reaktionen auf die Namensänderung der Partei<br />
aus dem Ausland<br />
Auszüge aus Pressedienst 30/05<br />
Fausto Bertinotti (Vorsitzender der Partei<br />
der Europäischen Linken und der Partei der<br />
kommunistischen Wiedergründung, Italien):<br />
Es ist euch gelungen, einen Prozess<br />
zu initiieren, der zur Schaffung eines<br />
neuen politischen Raumes beiträgt und<br />
darauf abzielt, eine Alternative nicht nur<br />
in Deutschland, sondern auch in Europa<br />
aufzubauen. Dieser historische Schritt<br />
ist auch für uns eine Ermutigung. Ihr<br />
beschreitet fruchtbaren Boden und zeigt<br />
uns den Weg, den wir gemeinsam gehen<br />
wollen.
8 Widerspruch 8/2005<br />
Wie ich den Aufschrei der anderen bundesdeutschen Parteien<br />
gegen die neue politische Kraft Die Linkspartei.PDS sehe<br />
„Linkskonservative Populisten“<br />
Nachdem sich PDS und WASG geeinigt haben<br />
und Oskar Lafontaine und Gregor Gysi<br />
zusammen zur Bundestagswahl antreten,<br />
machen sich die anderen Parteien verständlicherweise<br />
große Sorgen. SPD/GRÜNE<br />
und CDU/CSU/FDP fragen sich, warum ist<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.PDS plötzlich in den Umfragen<br />
drittstärkste Partei und im Osten sogar am<br />
stärksten? Vor einigen Wochen sah es doch<br />
noch ganz anders aus?<br />
Hier einige Beispiele wie die neoliberalen<br />
Parteien versuchen, die Wähler der Linkspartei<br />
für sich zu überzeugen:<br />
gewesen zu sein. Aber gab es nicht in der DDR<br />
eine Blockpartei mit dem Namen „CDU“?<br />
Eine Demokratie ohne Opposition ist keine<br />
Demokratie, sondern eine Diktatur und das<br />
strebt die CDU doch nicht an, oder?<br />
CSU-Wahlkampf-Bild<br />
Schönbohm (CDU)<br />
„Die Bürger wissen, dass die PDS personell,<br />
materiell und geistig die Nachfolgepartei<br />
der SED ist. Wir müssen deutlich machen,<br />
dass die Stimme für die Linkspartei nur die<br />
Stimme für eine nörgelnde Opposition ist.“<br />
(„Tagesspiegel“)<br />
SPD-Wahlmanifest<br />
PDS und WASG treiben den Sozialstaat mit<br />
ihren Vorschlägen in die Finanzkrise und<br />
streuen Menschen, die so dringend auf Arbeit<br />
warten, mit vermeintlich einfachen Lösungen<br />
Sand in die Augen und leisten damit<br />
weiteren Vertrauensverlust in die Demokratie<br />
Vorschub. Populistische Illusionen sind so<br />
gefährlich wie soziale Kälte unmenschlich<br />
ist. Beide sind im Kern unmoralisch.<br />
Bütikofer (Bündnis 90/Grüne)<br />
„… diese linkskonservativen Populisten …<br />
Deren Wahlprogramm würde 150 Milliarden<br />
Euro neue Schulden bringen-undenkbar. Die<br />
Versprechen doch das Blaue vom Himmel und<br />
betrügen damit die Leute.“ („Echo Online“)<br />
Zur CDU<br />
Ich bin 1974 in Bremen geboren und kann<br />
mich nicht erinnern, einmal SED-Mitglied<br />
Alle diese „Argumente“ gegen die „linkskonservativen<br />
Populisten“ sind „neoliberaler<br />
Populismus“ und nicht glaubwürdig.<br />
Zur SPD und den Grünen<br />
16 Jahre Kohl und 7 Jahre Schröder und die<br />
Staats-Verschuldung wächst immer weiter,<br />
die Reichen werden reicher und die Armen<br />
zahlreicher. Solch ein Politik-Ergebnis leistet<br />
den Vertrauensverlust in die Demokratie Vorschub,<br />
ist im Kern unmoralisch und gegenüber<br />
den gemachten Versprechen Betrug.<br />
Zur CSU<br />
Haben die Rechten wirklich immer „recht“<br />
und „linken“ die Linken alle Wähler? Sind<br />
Schröder und Fischer überhaupt Linke?<br />
Einmal SPD, einmal GRÜNE und zweimal<br />
Linkspartei. Vielleicht hätte die CSU solche<br />
Kräfteverhältnisse im Bundestag ja lieber.<br />
Noch ist es aber nicht soweit, dass <strong>DIE</strong> LIN-<br />
KE so stark ist wie SPD und GRÜNE zusammen<br />
…<br />
Dennis Klingenberg, Erkner
Wut und Empörung gegen Schönbohm<br />
Unsere Werte waren und<br />
bleiben humanistisch<br />
Die hetzerischen Lügen über Verwahrlosung<br />
und Gewaltbereitschaft in Ostdeutschland<br />
treiben den Keil zwischen Ost und West<br />
immer weiter. Ebenso die Äußerung, in der<br />
DDR gab es keine Wertebildung.<br />
Die Menschen der ehemaligen DDR haben<br />
ein sehr ausgeprägtes Wertegefühl. Werte wie<br />
Fleiß, Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit spielten<br />
schon immer eine entscheidende Rolle.<br />
Ostdeutsche junge Leute , die zwangsläufig<br />
in den alten Bundesländer arbeiten müssen,<br />
werden dort gerade wegen dieser wertvollen<br />
Eigenschaften sehr geschätzt. Vielleicht<br />
sollte Herr Schönbohm sich einmal mit den<br />
Realitäten befassen?<br />
Wie aber steht es mit den Werten einiger<br />
Politiker und Wirtschaftsbosse, die ja wohl<br />
nicht vom „SED-Regime“ erzogen wurden?<br />
• Parteispenden- und Trennungsgeldaffären<br />
• Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland<br />
– nur aus Profitgier<br />
• skandalumworbener Peter Hartz hat maßgeblich<br />
am „Armutsgesetz“ mitgewirkt<br />
• Wahlverspechen zur Bekämpfung der<br />
Arbeitslosigkeit, bekämpft aber werden die<br />
schuldlosen Arbeitslosen<br />
Die eigene Partei<br />
mitbeobachten lassen<br />
Wenn Herr Schönbohm Oskar Lafontaine<br />
wegen Rechtsextremismus vom Verfassungsschutz<br />
beobachten lassen will, sollte<br />
er konsequenterweise gleich die SPD und<br />
seine eigene Partei, die CDU, mitbeobachten<br />
lassen. Denn auch die SPD benutzt<br />
das Wort „Fremdarbeiter“ auf ihrer Homepage<br />
und der CDU-Spruch „Kinder statt<br />
Inder“ hört sich auch nicht gerade demokratisch<br />
an<br />
Dennis Klingenberg15537 Erkner<br />
aus „Neues Deutschland“, 8. 7. 2005<br />
• Zerschlagung der Ostwirtschaft, um eigenen<br />
Marktanteil zu sichern und weiter zu<br />
expandieren (wichtigster Faktor der hohen<br />
Arbeitslosigkeit)<br />
Sind das die Werte die angestrebt werden<br />
sollen? Für uns tragen echte Werte einen<br />
positiven und humanistischen Charakter.<br />
Die Arroganz des Herrn Schönbohm gegen<br />
die Menschen im Osten finden wir verwerflich<br />
und fordern in deshalb auf, schnellstens<br />
Konsequenzen zu ziehen.<br />
Ingrid und Guntram Weinhold<br />
Friedland (OT Leißnitz)<br />
Armando Cossutta (Vorsitzender der<br />
Partei der Italienischen Kommunisten):<br />
Die Nachrichten, die uns aus Deutschland<br />
erreichen, machen uns froh. Der<br />
Prozess der Vereinigung der Linken, für<br />
den sich eure Partei aktiv engagiert, hat<br />
große Bedeutung für alle linken Kräfte in<br />
Europa. Die Gründe für das Zusammengehen<br />
höher zu stellen als alle Differenzen,<br />
ist eine Voraussetzung dafür, dass progressive<br />
Ideen an Stärke gewinnen, dass<br />
wir uns für die Interessen der arbeitenden<br />
Klassen und des Volkes einsetzen können.<br />
Wenn die Liste, mit der ihr jetzt in die<br />
Wahlen geht, erfolgreich ist, dann wird<br />
das allen Zuversicht und Auftrieb geben,<br />
die für ein Europa des Friedens und der<br />
Solidarität kämpfen.
10 Widerspruch 8/2005<br />
Foto: www.spiegel.de/politik/deutschland<br />
Der Brandenburger CDU-Innenminister<br />
Jörg Schönbohm, der sonst selbst kaum einen<br />
Burschenschafterstammtisch auslässt,<br />
vergleicht Oskar Lafontaine inzwischen mit<br />
Horst Mahler, den es bekanntlich von der<br />
RAF zur NPD verschlagen hat. Der bayerische<br />
Ministerpräsident Edmund Stoiber<br />
(CSU), dem die jüngere Zeitgeschichte das<br />
Wort von der „Durchrassung“ unserer Gesellschaft<br />
verdankt, warnt derweil eindringlich<br />
vor „ausländerfeindlichen Parolen“. Die derzeitige<br />
Debatte um die unglückliche „Fremdarbeiter-Äußerung“<br />
von Oskar Lafontaine<br />
führt zu bemerkenswerten Stilblüten.<br />
Hinter der nun bald in die dritte Woche<br />
gehenden künstlichen Aufregung droht indessen<br />
das eigentliche Thema zu verschwinden:<br />
die Ausbeutung von Menschen in allen<br />
Formen illegaler Beschäftigung.<br />
Diejenigen, die sich seriös mit dieser Frage<br />
befassen, debattieren über Instrumente wie<br />
Arbeitnehmer-Entsendegesetz, tarifvertragliche<br />
Regelungen oder einen gesetzlichen Mindestlohn,<br />
mit denen das Prinzip vom gleichen<br />
Lohn für gleiche Arbeit durchgesetzt werden<br />
könnte. Das ist gut, reicht aber noch nicht.<br />
Sklavenhalter haftbar machen<br />
Von<br />
Ulrich Maurer<br />
WASG-Mitglied,<br />
Spitzenkandidat<br />
der Linkspartei<br />
in Baden-<br />
Würt temberg,<br />
war dort 1987–<br />
1999 SPD-Chef<br />
Es ist höchste Zeit, sich auch denen zuzuwenden,<br />
die an dieser modernen Sklavenhaltung<br />
verdienen. Und damit meine ich<br />
nicht nur die direkten Sklavenhalter, die<br />
noch immer bei weitem nicht das Maß an<br />
polizeilicher Verfolgung und Strafdrohung<br />
bekommen, das sie verdienen. Darüber hinaus<br />
muss man fragen: Was ist mit den „Generalunternehmern“,<br />
deren Gewinnkalkulationen<br />
genau auf solchen – von so genannten<br />
Subunternehmen verschleierten – Sklavenarbeitsverhältnissen<br />
beruhen?<br />
Sie waschen ihre Hände bislang in Unschuld.<br />
Das darf nicht so bleiben. Was dieser<br />
Staat braucht, ist die vollständige zivil- und<br />
strafrechtliche Haftung dieser eigentlichen<br />
Profiteure im Hintergrund – auch in Fällen<br />
von „Fahrlässigkeit“. Und wie steht es um<br />
die Verantwortung öffentlicher Auftraggeber,<br />
die eigentlich genau wissen müssten,<br />
welchen Methoden sie Billigangebote zu<br />
verdanken haben? Auch dazu gab es mal<br />
eine breite öffentliche Diskussion inklusive<br />
großer gewerkschaftlicher Mobilisierungen.<br />
Doch scheiterte selbst ein auf die Baubranche<br />
und den Personennahverkehr beschränktes<br />
„Tariftreuegesetz“ vor ziemlich genau drei<br />
Jahren am Widerstand der Unionsländer im<br />
Bundesrat.<br />
Es kommt jetzt darauf an, den Nebenschauplatz<br />
„Fremdarbeiter-Äußerung“ so<br />
schnell wie möglich zu verlassen und die<br />
Debatte als das zu führen, was sie ist: eine<br />
grundlegende Auseinandersetzung über Arbeitnehmerrechte.<br />
aus „Neues Deutschland“, WortLaut, 8. 7. 05<br />
Lafontaine mit Nazi-Worten?<br />
Stimmt es, dass der Begriff „Fremdarbeiter“ ursprünglich ein Nazi-Wort ist, oder hat Oskar Lafontaine<br />
in seiner Rechtfertigung Recht, dem sei nicht so? Helga Schneider, 60487 Frankfurt (Main)<br />
Die Behauptung einiger Persönlichkeiten<br />
der politischen Öffentlichkeit, der Begriff<br />
„Fremdarbeiter“ gehöre zum typischen Vokabular<br />
der Nazis, ist unrichtig. Richtig ist,
Widerspruch 8/2005 11<br />
dass nach der Besetzung europäischer Länder<br />
durch die faschistische deutsche Wehrmacht<br />
im Zuge der Verschlechterung der militärischen<br />
Lage neben den Kriegsgefangenen<br />
immer mehr Menschen nach Deutschland<br />
zwangsverschleppt wurden und in der Rüstungsindustrie<br />
und der Landwirtschaft zum<br />
Einsatz kamen. 1943/44 erreichte ihre Zahl<br />
6,3 Millionen, mehrheitlich aus der Sowjetunion,<br />
Polen, aber auch aus Frankreich,<br />
dem so genannten Protektorat Böhmen und<br />
Mähren, Belgien, den Niederlanden sowie<br />
im begrenzten Umfang aus einigen der Satellitenstaaten.<br />
In den Dokumenten der zahlreichen damit<br />
befassten Dienststellen der nazistischen<br />
Bürokratie, so in der Anordnung des „Generalbevollmächtigten<br />
für den Arbeitseinsatz“,<br />
Sauckel, vom 7. Mai 1943 „Anwerbung, Beratung,<br />
Unterbringung, Ernährung und Behandlung<br />
ausländischer Arbeiter und Arbeiterinnen“,<br />
werden ausschließlich die Begriffe<br />
„ausländische Arbeiter bzw. Arbeitskräfte“,<br />
„fremde Arbeitskräfte“, im Ausnahmefall in<br />
Papieren der NSDAP auch „fremdvölkische<br />
Arbeitskräfte“ verwandt. Das rassistische<br />
Moment kam in der Etikettierung „Ostarbeiter“<br />
für die aus der Sowjetunion zwangsverschleppten<br />
Menschen zum Ausdruck.<br />
Der Begriff „Fremdarbeiter“ gehörte eher<br />
der Alltagssprache der Menschen an. Gestapolage-<br />
und Spitzelberichte zur Stimmung<br />
vor allem in der arbeitenden Bevölkerung<br />
besagen spätestens seit Stalingrad, dass damit<br />
kaum eine diskriminierende Haltung verbunden<br />
war. Vielmehr nahmen versteckte alltägliche<br />
Solidarität, gelegentliche gemeinsame<br />
Arbeitsniederlegungen bis hin zur Zusammenarbeit<br />
im Widerstand nach Verkündung<br />
des „totalen Krieges“ deutlich zu. So meldete<br />
das Reichssicherheitshauptamt für die Monate<br />
Januar bis Juni 1943 insgesamt 10 773<br />
Verhaftungen von Reichsdeutschen wegen<br />
ihres unerlaubten Umgangs mit Ausländern.<br />
Heinz Niemann, Historiker<br />
aus „Neues Deutschland“,<br />
Leser fragen – ND antwortet, 11. 7. 05<br />
Neu- oder Alt-Bundesländer:<br />
Hartz IV bleibt Hartz IV<br />
Welche Vor- und Nachteile hat das Optionsmodell? PDS-Kreistagsfraktionen berichten über ihre Erfahrungen<br />
– Monika Krüger, Landkreis <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, Anna Hofmann, Landkreis Marburg-Biedenkopf<br />
Wer soll für die Erwerbslosen zuständig sein:<br />
die Agentur für Arbeit oder die Kommunen?<br />
Der Streit darum ist jetzt im Zeichen des<br />
Wahlkampfes unter dem Stichwort „Kommunalisierung<br />
der Arbeitslosigkeit“ aufgebrochen.<br />
An die 60 Kreise in der Bundesrepublik haben<br />
sich bei der Einführung der Hartz-IV-Gesetze<br />
entschlossen, die Langzeitarbeitslosen in eigener<br />
Regie zu betreuen. Die PDS-Kreistagsfraktionen<br />
standen diesem Vorhaben unterschiedlich<br />
gegenüber: von strikter Ablehnung<br />
über Enthaltung bis Zustimmung reichte die<br />
Palette. DISPUT bat einige Fraktionen, ihre<br />
Erfahrungen mit dem Optionsmodell darzulegen.<br />
Es antworteten Monika Krüger (Landkreis<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>), Anna Hofmann (Marburg-<br />
Biedenkopf), Eckfried Luth (Ostvorpommern)<br />
und Gudrun Lukin (Jena).<br />
Landkreis <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> (Brandenburg)<br />
Der Landkreis reicht<br />
von Berlin bis zur polnischen<br />
Grenze. Seen<br />
und Wälder fördern<br />
den Tourismus, es<br />
gibt Landwirtschaft<br />
und einige industrielle<br />
„Leuchttürme“,<br />
allen voran das EKO<br />
in Eisenhüttenstadt,<br />
und viele Pendler<br />
Monika Krüger nach Berlin. Von
12 Widerspruch 8/2005<br />
den circa 190 000 Einwohnern sind offiziell<br />
knapp 20 000 als erwerbslos registriert, darunter<br />
viele Langzeitarbeitslose. Dabei nicht<br />
korrekt berücksichtigt sind die etwa 16 000<br />
Bedarfsgemeinschaften nach Hartz IV – etwa<br />
jeder achte Einwohner ist demnach auf ALG-<br />
II-Leistungen angewiesen. Mit 12 von 56<br />
Kreistagsabgeordneten ist die PDS-Fraktion<br />
eine starke und konstruktive Opposition im<br />
Kreistag. Der Landrat ist von der SPD.<br />
Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen)<br />
3 000 bei der ver.di-Demo gegen die Klinika-<br />
Privatisierung am 21. Mai 2005 in Marburg –<br />
darunter die Vorsitzende der PDS-Kreistagsfraktion<br />
Anna Hofmann (Mitte)<br />
253 821 Einwohner, ländlich geprägt, im<br />
Zentrum die Universitätsstadt Marburg.<br />
Die Arbeitslosigkeit ist mit 8,2 Prozent relativ<br />
niedrig. Rund 27 Prozent davon sind<br />
langzeitarbeitslos (zweitniedrigster Stand in<br />
Hessen). Nur 1,5 Prozent der Arbeitslosen<br />
sind Jugendliche unter 20 Jahren. Allerdings<br />
kommen auf 1 001 offene Ausbildungsstellen<br />
1 616 Bewerber. Von Hartz IV sind rund<br />
9 500 erwerbsfähige Hilfebedürftige betroffen.<br />
Der Landkreis wird von einer breiten<br />
Koalition aus CDU, FDP, Freien Bürgern<br />
und Bündnisgrünen regiert. SPD und PDS<br />
sind in der Opposition. Die PDS mit zwei<br />
von 81 Abgeordneten hat kein Stimmrecht<br />
in den Fachausschüssen<br />
War eure Fraktion – die Ablehnung von Hartz<br />
IV vorausgesetzt – für das Optionsmodell?<br />
Welche Argumente sprachen dafür oder dagegen?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Die PDS-Fraktion hat ihre grundsätzlich<br />
ablehnende Auffassung zum Hartz-IV-Gesetz<br />
im Kreistag verbal und visuell (im T-<br />
Shirt) deutlich gemacht. Nach umfänglichen<br />
und durchaus kontroversen Debatten hatten<br />
wir uns darauf verständigt, an der Abstimmung<br />
nicht teilzunehmen. Pro oder kontra<br />
Option – das war für uns nichts anderes als<br />
die Wahl zwischen Pest und Cholera. Wo keine<br />
Arbeitsplätze vorhanden sind, ist es eine<br />
rein akademische Frage, ob die Arbeitslosigkeit<br />
besser in der Kommune oder in einer<br />
Arbeitsgemeinschaft verwaltet werden kann.<br />
Auch eine mögliche Entlastung des Kreishaushaltes<br />
(durch Personalverschiebung)<br />
oder die vage Hoffnung auf eine Einflussnahme<br />
der Abgeordneten konnten uns nicht<br />
überzeugen.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Bei der Abstimmung haben wir uns enthalten.<br />
Wir hätten mit Ja gestimmt, wenn<br />
der Kreis alle Spielräume zu Gunsten der<br />
Betroffenen nutzen würde. Unsere Forderungen<br />
waren unter anderem: Verzicht auf<br />
Ein-Euro-Jobs, Besetzung des Kreisbeirates<br />
mit Arbeitslosengeld-II-Empfängern, keine<br />
„Hausdurchsuchungen“ bei Bedarfsgemeinschaften,<br />
Aufteilung der Kunden nach Berufsgruppen.<br />
Inwieweit sind eure Erwartungen bzw. Befürchtungen<br />
Realität geworden?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Die Bildung des „Amtes für Grundsicherung<br />
und Beschäftigung“ in der Kreisverwaltung<br />
war mit erheblichen Startschwierigkeiten<br />
verbunden – sowohl hinsichtlich der<br />
personellen und sächlichen Voraussetzungen<br />
als auch der rechtzeitigen Erteilung der Bescheide.<br />
Noch im März gab es Menschen<br />
ohne Bescheid und ohne Geld. Die Zahl der
Widerspruch 8/2005 13<br />
vorliegenden und noch nicht bearbeiteten<br />
Widersprüche ist erheblich, die Zusammenarbeit<br />
mit der Arbeitsagentur konfliktbeladen.<br />
Ein Beispiel: Statt die Daten elektronisch<br />
zu übermitteln, erfolgte eine Übergabe von<br />
Papierakten. Für Beratung und Vermittlung<br />
bleibt kaum Zeit, zumal inzwischen die zweite<br />
Welle der Leistungsgewährung bearbeitet<br />
werden muss. Korrekte statistische Angaben<br />
liefert weder der Landrat noch die Arbeitsagentur.<br />
Die Zahl der Bedarfgemeinschaften<br />
steigt weiterhin und liegt inzwischen um<br />
mehr als 50 Prozent über den Prognosen.<br />
Entsprechend steil wachsen die vom Landkreis<br />
zu tragenden Kosten der Unterkunft.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Der Kreis war sehr unzureichend vorbereitet<br />
und hatte anfangs weder entsprechende<br />
Räumlichkeiten noch Personal. Außerdem<br />
ging er von völlig falschen Schätzungen aus.<br />
Ursprünglich rechnete man mit 6 500 ALG-<br />
II-Empfängern, nun sind es 9 577.<br />
Die Mitarbeiter des Kreisjobcenters sind<br />
bunt zusammengestellt: aus dem ehemaligen<br />
Sozialamt und aus der Arbeitsagentur, dazu<br />
Pädagogen. Manche haben wenig Ahnung<br />
vom SGB II. Vermittlung findet kaum statt,<br />
da die bloße Bearbeitung der Anträge viel<br />
Zeit kostet. Außerdem sind die ALG-II-Empfänger<br />
nach Buchstaben aufgeteilt worden, so<br />
dass eine Spezialisierung der Fallmanager auf<br />
bestimmte Berufsgruppen entfällt.<br />
Von Betroffenen wissen wir, dass einige<br />
Mitarbeiter zu einem sehr unfreundlichen<br />
Umgangston neigen. Nach wie vor gibt es an<br />
allen drei Standorten weder Computer noch<br />
aushängende Stellenangebote. Die sieben<br />
geplanten PC für 10 000 Betroffene muten<br />
geradezu lächerlich an.<br />
Die bereits entstandenen Ein-Euro-Jobs<br />
könnten vorhandene Arbeitsplätze verdrängen,<br />
nach unserer Information zum Beispiel<br />
an der Philipps-Universität und in Kindergärten.<br />
Alles in allem wird Hartz IV sehr<br />
restriktiv umgesetzt. So kommt es zu strengen<br />
Kontrollen, um festzustellen, ob eine<br />
Bedarfsgemeinschaft besteht.<br />
Auf welche Details bei der Umsetzung von<br />
Hartz IV kann der Kreis Einfluss nehmen?<br />
Welche Möglichkeiten hat die PDS-Kreistagsfraktion?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Die Einflussmöglichkeiten des Landkreises<br />
sind angesichts der Arbeitsmarktsituation<br />
marginal. Sie beschränken sich auf die vom<br />
Gesetz zugelassenen Ermessensspielräume.<br />
Das kann allerdings auch zu Lasten der Betroffenen<br />
geschehen, so bei Festlegungen zur<br />
Angemessenheit von Wohnraum. Und natürlich<br />
kann der Landkreis auf die Angebote<br />
von Ein-Euro-Jobs Einfluss nehmen - unter<br />
Umständen mit der Folge, dass reguläre Arbeitsplätze<br />
entfallen. Unsere Möglichkeiten,<br />
solchen Wildwuchs zu verhindern, sind sehr<br />
eingeschränkt. Im Kreistag nickt eine große<br />
Koalition aus SPD und CDU (jeweils 14 Abgeordnete)<br />
in vorauseilendem Gehorsam alle<br />
Verwaltungswünsche ab. Den vom Kreistag<br />
beschlossenen Beirat für das Amt hat der<br />
Landrat bis heute nicht installiert; einen mit<br />
weitergehenden Rechten ausgestatteten, von<br />
uns geforderten Fachausschuss haben Landrat<br />
und Koalition zu verhindern gewusst.<br />
Sehr häufig findet unsere Fraktion Unterstützung<br />
bei den Fraktionen von FDP und<br />
Bündnis 90/Die Grünen, leider ungewollt<br />
auch bei NPD und DVU. Damit ist die Koalitionsmehrheit<br />
jedoch nicht gefährdet.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Im Kreis wird wenig inhaltlich diskutiert<br />
und folglich wenig Einfluss genommen. Es<br />
gäbe zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten<br />
– angefangen von der Organisationsstruktur<br />
(Einteilung nach der Berufsbranche) bis zu<br />
der Frage, wie groß eine angemessene Wohnung<br />
sein darf …<br />
Für uns zwei PDS-Abgeordnete besteht<br />
die einzige Möglichkeit darin, Öffentlichkeit<br />
herzustellen. Das heißt, Zeitungen auf<br />
Missstände aufmerksam machen, was in der<br />
Lokalpresse hin und wieder gelingt.<br />
Auch bei Hartz IV gibt es keine partiellen<br />
Bündnisse mit anderen Fraktionen, da die
14 Widerspruch 8/2005<br />
Koalition relativ geschlossen auftritt. Unsere<br />
Versuche, über die Arbeit des Kreisjobcenters<br />
zu sprechen, wurden wiederholt abgeblockt.<br />
Das seien Interna, die den Kreistag nichts<br />
angehen.<br />
Zu welchen Problemen finden jetzt die härtesten<br />
Auseinandersetzungen statt?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Besonders hart und emotional war die<br />
Beratung und Entscheidung zum Umgang<br />
mit den Gebühren- und Entgeltsatzungen<br />
des Landkreises. Die meisten dieser Satzungen<br />
sehen den vollständigen oder teilweisen<br />
Erlass der Gebühren für sozial Schwache<br />
vor. Das betrifft zum Beispiel Musikschule,<br />
Volkshochschule, Schülerbeförderung,<br />
Schulhorte und Schülerspeisung. Bisher war<br />
ein Erlass für die Empfänger von Sozialhilfe<br />
vorgesehen. Unsere Fraktion hatte beantragt,<br />
diese Gebührenbefreiung auch allen<br />
Beziehern von ALG II zukommen zu lassen.<br />
Verwaltung und Koalition wollen Empfänger<br />
von ALG II erst dann von den Gebühren<br />
befreien, wenn diese ihr so genanntes Schonvermögen<br />
„abgeschmolzen“ haben und nur<br />
noch so viel (oder besser: so wenig) besitzen,<br />
wie es für Empfänger von „Hilfe zum Lebensunterhalt“<br />
nach SGB XII zulässig ist.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Wie gesagt: Trotz vieler Probleme gibt es<br />
kaum eine Auseinandersetzung. Ein Streitthema<br />
wäre für uns das Profiling. Dieses wurde<br />
an das Berufs- und Bildungszentrum Marburg<br />
BBZ übertragen. Problematisch ist unter<br />
anderem, dass dort ganz intime Fragen, auch<br />
zum Gesundheitszustand, gestellt werden und<br />
dass diese Maßnahme nicht freiwillig ist.<br />
Wie habt ihr euch auf das Thema Hartz IV<br />
vorbereitet? Wie haltet ihr Kontakt mit Betroffenen<br />
und ihren Vertretungen?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Das Thema Hartz IV beschäftigt alle<br />
Fraktionsmitglieder, auch deshalb, weil es<br />
in der einen oder anderen Weise auf alle<br />
anderen Bereiche Auswirkungen zeitigt. Besonders<br />
intensiv werden die Fragen natürlich<br />
im Kul tur-, Sozial- und Bildungsausschuss<br />
(das ist ein Mammutausschuss) und im Finanzausschuss<br />
behandelt. Für den bereits<br />
genannten Beirat steht der Vorsitzende des<br />
Finanzausschusses für unsere Fraktion zur<br />
Verfügung. Um an den aktuellen Problemen<br />
dicht dran zu sein, gab und gibt es<br />
sowohl einen Informationsaustausch mit<br />
Vertretern der Verwaltung als auch die von<br />
uns organisierten Anhörungen mit Betroffenen<br />
und Wohlfahrtsverbänden. Fraktion<br />
und Kreisvorstand stehen in Verbindung<br />
mit den örtlichen Arbeitsloseninitiativen<br />
(hier sind PDS-Mitglieder sehr aktiv) und<br />
den Wohlfahrtsverbänden. Auch über die<br />
Kreisgeschäftsstelle haben wir direkten Kontakt<br />
mit Betroffenen. Darüber hinaus haben<br />
wir einen Erfahrungsaustausch mit den vier<br />
anderen Optionskreisen im Land Brandenburg<br />
initiiert. Hier wünschen wir uns eine<br />
stärkere Unterstützung und Führungsrolle<br />
durch die Landtagsfraktion.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Die nötigen Informationen haben wir vor<br />
allem über das Internet geholt, auch aus den<br />
PDS-Angeboten. Was die konkrete Umsetzung<br />
angeht, ist uns der Kontakt mit Betroffenen<br />
am wichtigsten. Der ist schon dadurch<br />
gegeben, dass auch PDS-Mitglieder dazu gehören.<br />
Zudem bekommen wir Aufschluss<br />
über die Sozialberatung der PDS und durch<br />
Gespräche mit dem Erwerbslosenkreis im<br />
DGB. Erfahrungsaustausch über die Kreisgrenze<br />
hinaus gibt es nicht, obwohl in Hessen<br />
überdurchschnittlich viele Kreise am<br />
Optionsmodell teilnehmen.<br />
Bei nur zwei Leuten in der Fraktion können<br />
wir es uns leider nicht leisten, dass sich<br />
eine Person nur mit Harz IV beschäftigt.<br />
Immer noch treten neue Fälle zutage, die einem<br />
an dem Gesetz verzweifeln lassen können. Was<br />
hat euch am meisten empört oder schien euch<br />
am unsinnigsten?
Widerspruch 8/2005 15<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Besonders wütend machen immer wieder<br />
die Fälle von Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz<br />
suchen, aber aus einer ALG-II-<br />
Bedarfsgemeinschaft kommen. Sie werden<br />
zwischen Arbeitsagentur und kreislichem<br />
Amt für Grundsicherung und Beschäftigung<br />
hin und hergeschickt, weil sich keiner zuständig<br />
fühlt.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Aus der Sozialhilfe ist das Prinzip der<br />
Sperrzeiten übernommen worden. Wenn es<br />
dazu kommt, ist die Vergabe von Lebensmittelmarken<br />
vorgesehen. Weil diese noch nicht<br />
vorhanden waren, schickte das Kreisjobcenter<br />
den Betroffenen einfach zur Obdachlosenhilfe.<br />
In mindestens zehn Fällen sind<br />
ALG-II-Empfänger kürzlich aus der Krankenkasse<br />
gefallen, da das Kreisjobcenter die<br />
Beiträge nicht überwiesen hat.<br />
Finden noch Proteste statt? Welcher Platz hat<br />
dabei die PDS? Was erwarten die Betroffenen<br />
von ihr?<br />
<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Die leider weiter abnehmenden Montags-<br />
Demos werden mit von PDS-Mitgliedern<br />
gestaltet. Dabei gehen die Erwartungen der<br />
Teilnehmer an die PDS oft über die tatsächlichen<br />
Einflussmöglichkeiten vor allem in den<br />
Kommunen hinaus. Wir dürfen als Partei in<br />
unserem lautstarken Protest gegen die Ungerechtigkeiten<br />
der Hartz-IV-Gesetzgebung<br />
nicht nachlassen, um damit für die Betroffenen<br />
zu signalisieren, dass es eine Partei gibt,<br />
die ihre existenziellen Ängste und Probleme<br />
ernst nimmt.<br />
Marburg-Biedenkopf<br />
Nein, es finden keine Proteste mehr statt,<br />
wenn man auch von gewerkschaftlicher Seite<br />
versucht, sich gegen das Profiling und die<br />
Hausbesuche zu wehren. Im PDS-Büro wird<br />
eine Sozialberatung für Hartz-IV-Betroffene<br />
angeboten.<br />
Umfrage: Brigitte Holm<br />
aus DISPUT, 6/2005, gekürzt auf die Antworten<br />
von Monika Krüger und Anna Hofmann<br />
Sonderweg – erst einmal nur für Erkner<br />
Sozialticket ab 18. Juli 2005<br />
Ab 1. Juli 2005 sollte es, so war es versprochen,<br />
im Landkreis <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> für sozial<br />
schwache Bürger ein Sozialticket geben. Auf<br />
Nachfrage der „Initiative Erkner gegen Hartz<br />
IV“ konnte am 7. Juli 2005 weder Frau Wendler<br />
(Leiterin des Amtes für Grundsicherung<br />
und Beschäftigung Erkner), noch die Hauptstelle<br />
des Grundsicherungsamtes in Beeskow<br />
dazu Angaben machen. Frau Lauke und Herr<br />
Bienert (verantwortliche in Beskow) sind im<br />
Urlaub, wie der Bürgermeister der Stadt Erkner<br />
erfuhr. Man teilte Herrn Kirsch mit, dass<br />
dieses Dokument erst noch in den Ausschüssen<br />
des Kreistages beraten werden müsse. Es<br />
wird also in diesem Sommer nichts werden.<br />
Da die Arbeitslosengeld-II-Empfänger aber<br />
weder Urlaub haben, noch Zeit auf Kreistagsbeschlüsse<br />
zu warten, hat sich Herr Kirsch<br />
dankenswerter Weise zu einem „Sonderweg“<br />
für Erkner entschlossen. Ab 18. Juli 2005<br />
wird es für Erkneranerinnen und Erkneraner<br />
im Bürgeramt des Rathauses in Erkner möglich<br />
sein, bei Vorlage des Arbeitslosengeld-<br />
II-Bescheides ein provisorisches Sozialticket<br />
ausstellen zu lassen.<br />
Mit diesem Dokument ist der Einkauf im<br />
Sozialladen der GefAS, die beschlossenen<br />
Rabatte bzw. Befreiungen für Kindereinrichtungen<br />
ohne weitere Prüfungen möglich.<br />
Beim Besuch der stadteigenen Einrichtungen
16 Widerspruch 8/2005<br />
können bei Vorlage dieses Ausweises Preisnachlässe<br />
gewährt werden.<br />
Wir haben, wie der Bürgermeister, eine Bitte<br />
an die lokalen Gewerbetreibenden: Helfen<br />
Sie den sozial schwachen Erkneranerinnen<br />
und Erkneranern trotz finanzieller Not, ein<br />
menschenwürdiges Leben zu führen. Gewähren<br />
Sie bei Vorlage des Sozialtickets Preisnachlässe<br />
für Ihre Produkte und Dienstleistungen.<br />
Alles wird gebraucht von der Geld-,<br />
Lebensmittel-, oder Kleiderspenden über<br />
Bahn- und Bustickets und preiswerten Informationsmöglichkeiten,<br />
Dienstleistungen<br />
bis zu erschwinglichen Möglichkeiten am<br />
kulturellen und sportlichen Leben teilzunehmen.<br />
Der Kreativität sind da keine Grenzen<br />
gesetzt. Eine Werbung mit dem Sozialticket<br />
bringt Ihnen vielleicht Kunden, die ansonsten<br />
an Ihrem Geschäft vorbeigehen müssen.<br />
Das Zusammenrücken in Erkner bringt neben<br />
einer Verbesserung der Atmosphäre in<br />
der Stadt auch ein kleines Gegengewicht zur<br />
ansonsten ins Bodenlose fallenden Binnennachfrage.<br />
Bitte wenden Sie sich an den Bürgermeister<br />
oder an Dr. Elvira Strauß Friedrichstraße 72,<br />
Tel. (0 33 62) 49 62, wenn Sie an der Einführung<br />
des Sozialtickets in Erkner mitwirken<br />
möchten. Sie tun was gegen die Ausgrenzung<br />
der Armen. Danke<br />
Dr. Elvira Strauß, Erkner,<br />
Stadtverordnete der Linkspartei.PDS<br />
PDS-Einsatz für solare Energiewende verstärken<br />
Damit aus dem Klimawandel kein Klimaumsturz wird<br />
von<br />
Marko Ferst<br />
Sprecher der Ökologische<br />
Plattform bei<br />
der Linkspartei.PDS<br />
Inzwischen kommt in Deutschland rund 9<br />
Prozent des Stroms aus alternativen Quellen,<br />
vor allen Dingen Wind- und Wasserkraft.<br />
15 400 Windräder waren Anfang 2004<br />
bereits in Betrieb und erzeugten 3 Prozent<br />
der Elektrizität. Das erfolgreiche rot-grüne<br />
Erneuerbare Energiegesetz fand modifizierte<br />
Nachahmung unter anderem in Ungarn,<br />
Spanien, Portugal, Griechenland, Frankreich<br />
und Tschechien. 2004 installierte Deutschland<br />
weltweit die meisten Fotovoltaikanlagen<br />
für Solarstrom. Die Solarkollektorfläche<br />
für die Bereitstellung von warmem Wasser<br />
verdoppelte sich in Deutschland seit 1998.<br />
Unter einer schwarz-gelben Regierung wird<br />
es vermutlich erhebliche Rückschläge geben.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass sich auch die PDS<br />
für den Erhalt des EEG einsetzt und den<br />
Quotenmodellen der Energiekonzerne eine<br />
klare Absage erteilt.<br />
PDS-Umweltminister in Mecklenburg-Vorpommern<br />
Wolfgang Methling stellt völlig<br />
richtig die Weichen, wenn er als Politikziel<br />
formuliert, 100 Prozent erneuerbare Energie<br />
bis 2050 müssen erreicht werden. (ND<br />
8. 11. 04) Mojib Latif verweist in seinem neuen<br />
Buch „Klima“ darauf, wir müssen den<br />
Ausstoß von Klimagasen fast vollständig<br />
beenden. Betrachtet man die vielfältigen<br />
Quellen der wichtigen Treibhausgase Kohlendioxid<br />
und Methan, so wird klar, eine<br />
vollständige solare Stromversorgung ist ein<br />
wichtiger Meilenstein. Jedoch die Wärmeversorgung,<br />
der Verkehrsbereich, die Landwirtschaft<br />
aber auch Hochöfen und andere<br />
Prozessenergie werden erhebliche Probleme<br />
bereiten, will man sie vollständig erneuerbar<br />
gestalten. Nimmt man die Herstellung
Widerspruch 8/2005 17<br />
von Metallen, Glas, Beton und Kunststoffen,<br />
also einem großen Teil der Infrastruktur der<br />
Industriegesellschaft, so sind bisher keine<br />
Verfahren absehbar, die auf Null Emissionen<br />
hinauslaufen. Im Wärmebereich gibt es Möglichkeiten<br />
über solares Bauen, Geothermie,<br />
Biomasse und Solarkollektoren sowie die<br />
Einrichtung von Nahwärmenetzen diesem<br />
Ziel näher zu kommen.<br />
Völlig gescheitert ist die jetzige rot-grüne<br />
Bundesregierung im Verkehrsbereich.<br />
Dort nahmen die CO 2<br />
-Emissionen zu. Auch<br />
bei der Förderung von mehr ökologischer<br />
Energieeffizienz sind die bisherigen Ansätze<br />
der Regierung völlig unzureichend.<br />
Die Ökologische Plattform bei der PDS<br />
arbeitete ausführliche Positionspapiere über<br />
den Ist-Stand der erneuerbaren Energien aus<br />
(siehe: tarantel, Nr. 28). Die Kernfrage ist,<br />
mit welchen Politikinstrumenten, kann ein<br />
schnellerer Umstieg erreicht werden. Etwa<br />
bei kleinen Wasserkraftwerken, könnten dies<br />
verbesserte Vergütungssätze für den Strom<br />
sein. Ist es sinnvoll wie in Israel seit langem<br />
und in Spanien jetzt geplant, für neue Häuser<br />
Solarthermieanlagen verpflichtend vorzuschreiben<br />
oder sind verbesserte Förderinstrumente<br />
der sinnvollere Ansatz? In einer<br />
Arbeitsgruppe soll dies weiter ausgearbeitet<br />
werden.<br />
Angegriffen werden muss Rot-Grün in ihrer<br />
Atompolitik.<br />
Immerhin genehmigt diese Regierung, dass<br />
in Gronau Brennelementekapazitäten für 35<br />
AKW aufgebaut werden, Hermesbürgschaften<br />
wurden für zwei chinesische Reaktoren<br />
in Lianyungang genehmigt und nach wie<br />
vor darf Atomforschung Finanzmittel verschlingen.<br />
Rund 95 Prozent der Menge an<br />
Atomstrom werden produziert wie unter der<br />
Kohlregierung. Bei einer CDU/CSU-geführten<br />
Regierung ab 2005 ist man allerdings<br />
auch vor einem Rückfall in die „atomare<br />
Steinzeit“ nicht gefeit. In jedem Fall werden<br />
sie den Ausstieg auf Eis legen. Ob wirklich<br />
keine neuen Atomkraftwerke, wie von Siemens/Frameatom<br />
gewünscht, gebaut werden<br />
muss sich noch zeigen. 5–6 neue AKWs kann<br />
sich der Konzern vorstellen.<br />
Vermutlich würde eine schwarz-gelbe Regierung<br />
auch darauf hinarbeiten Gorleben als<br />
Endlager für hochradioaktive Stoffe weiter<br />
auszubauen. Das wäre russisches Roulette.<br />
Teils fehlen Deckschichten, die abdichten<br />
könnten. Salzhaltige Grundwasserströme<br />
führen bis an die Oberfläche. Wir brauchen<br />
länderübergreifend eine Diskussion über die<br />
hochradioaktiven Abfälle atomarer Energieerzeugung.<br />
Es zeichnet sich ab, es gibt<br />
keine sichere Möglichkeit die Stoffe über<br />
15–20 Millionen Jahre risikofrei zu lagern.<br />
Einige hochradioaktive Nuklide bzw. deren<br />
Zerfallsprodukte sind extrem dauerhaft und<br />
ähnlich gefährlich wie Plutonium. Noch ein<br />
pikantes Detail: Rot-Grün hat die Strahlenschutzverordnung<br />
abgeschwächt. Deshalb<br />
können jetzt leichter radioaktive Abrissstoffe<br />
aus AKWs beim Straßenbau verwendet oder<br />
in Alltagsgegenständen recycelt werden. Sebastian<br />
Pflugbeil rechnet dadurch mit mehreren<br />
tausend zusätzlichen strahlenbedingten<br />
Todesfällen in der Bundesrepublik.<br />
Man vermutet, dass ab ungefähr 2010 die<br />
Mengen an gefördertem Erdöl nicht mehr gesteigert<br />
werden können. In Ländern wie Iran,<br />
Libyen, Rumänien und Indonesien ist dieser<br />
Punkt lange überschritten, der jetzt weltweit<br />
eintritt. Der Verbrauch in China, Indien u.a.<br />
Ländern wächst aber rasant. In 35–40 Jahren<br />
sind die letzten Reserven an herkömmlichem<br />
Öl aufgebraucht. Deutliche Preissteigerungen<br />
werden aber schon im kommenden Jahrzehnt<br />
zwangsläufig die Folge sein, ebenso<br />
bei Erdgas, das an den Ölpreis gekoppelt ist.<br />
Bereits heute werden Kriege geführt um die<br />
Energieressourcen.<br />
Wir müssen also nicht nur wegen der Klimagefahr<br />
vollständig auf solare Energien umsteigen.<br />
Der Primärenergieverbrauch weltweit basiert<br />
zu 35 Prozent auf Erdöl, dazu kommen 21,2
18 Widerspruch 8/2005<br />
Prozent Erdgas, zusammen 56,2 Prozent<br />
(2001). Die Ölpreise sind auch hochspekulativen<br />
Prozessen an den Finanzmärkten unterworfen.<br />
Da kann es schnell passieren, dass<br />
aus einer kleinen Ölkrise eine große Weltwirtschaftskrise<br />
sich entwickelt. Der zügige<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien ist zudem<br />
wichtig, weil ein Drittel der herkömmlichen<br />
Kraftwerke im nächsten Jahrzehnt ihre<br />
technische Lebensdauer überschreiten und<br />
ersetzt werden müssen. Eine dezentrale Versorgung<br />
mit Strom und Wärme, auch durch<br />
die Haushalte selbst, wird in wenigen Jahren<br />
eine eminent soziale Sicherung sein.<br />
Unstrittig ist es besser moderne Gaskraftwerke<br />
zu bauen, als noch ein einziges Kohlekraftwerk,<br />
weil dessen CO 2<br />
-Ausstoß mengenmäßig<br />
äquivalent weit darüber liegt. Mit<br />
einem Gaskraftwerk legt man sich jedoch für<br />
30–40 Jahre fest, auch mit immer teureren<br />
Gasimporten. Das kann nur eine sehr kurzfristige<br />
Notlösung sein, insbesondere wenn<br />
man bei 100 Prozent solarer Stromerzeugung<br />
2050 ankommen will. In Kohlekraftwerken<br />
das Kohlendioxid abzuscheiden und in Endlager<br />
zu verbringen, ist viel teuerer als solare<br />
Alternativen und außerdem sehr unsicher.<br />
Die Offshore-Windräder in Nord- und<br />
Ostsee sollten zum Zuge kommen. Natürlich<br />
sind Naturschutzprobleme beim Schweinswal<br />
oder den Vogelflugrouten streng zu beachten,<br />
ebenso wie die Sicherheit des Schiffsverkehrs.<br />
Wenigstens 20 Prozent des derzeitigen<br />
Stromverbrauchs könnten auf mittlere Sicht<br />
Pedro Marset (Schatzmeister der Partei der<br />
Europäischen Linken):<br />
Meinen herzlichen Glückwunsch zu<br />
dieser Entscheidung, die die linke Szene<br />
in Deutschland und ganz Europa verändern<br />
wird. Ich wünsche der Führung und<br />
allen Mitgliedern der Linkspartei große<br />
Erfolge bei den kommenden Wahlen!<br />
so gedeckt werden. Insgesamt kommt es auf<br />
einen sinnvollen Mix an erneuerbaren Energien<br />
an. Manches Wasserkraftwerk könnte<br />
aktiviert werden und eine effizientere Generation<br />
von Fotovoltaikanlagen zum Zuge<br />
kommen, verringerte Kosten durch effizientere<br />
Produktionsabläufe entstehen.<br />
Gelänge es darüber hinaus bis 2030 um<br />
den Faktor Vier beim Stromverbrauch zu<br />
reduzieren, also eine Ökoeffizienzrevolution<br />
in Technik und Sozialverhalten, käme<br />
man mit sehr viel weniger Energie aus und<br />
100 Prozent Solarenergie wäre um viele Jahre<br />
schneller erreichbar. Freilich darf man<br />
nicht vergessen, alle Wachstumsprozesse der<br />
heutigen Industriegesellschaft sind an CO 2<br />
-<br />
Ausstoß gebunden und in einigen Bereichen<br />
kommt man um intelligenten, kreativen Verzicht<br />
überhaupt nicht herum. Vor allen Dingen<br />
eine neoliberale Politik, die Aktienkurse<br />
und Finanzmarktwünsche zur Zentralsteuerung<br />
der Gesellschaft macht und damit ökonomischen<br />
Aktionszwang bis in die letzten<br />
sozialkulturellen Freiräume hineinzwingt, ist<br />
geradezu ein Amoklauf gegen die Belastungsgrenzen<br />
der Natur.<br />
Selbst das Bundesumweltministerium schätzt<br />
die Situation sehr kritisch ein.<br />
Der Klimawandel selbst ist nicht mehr verhinderbar,<br />
man kann nur noch abbremsen. Die<br />
Gesellschaft muss heute beginnen, ihre Bauweise<br />
den kommenden Stürmen anzupassen.<br />
Zunehmende Starkregenereignisse sprechen<br />
für entsiegelte Flächen und barrierefreie Flüsse.<br />
Entscheidend ist, ob es gelingt die Ernährungssicherheit<br />
mit einer grundlegend anders<br />
ausgelegten Landwirtschaft zu sichern. Gerät<br />
der Klimawandel zum Klimaumsturz, dann<br />
wird in vielen Fällen nur die Flucht in noch<br />
intakte Regionen möglich sein, solange es<br />
noch welche gibt. Deshalb müssen heute alle<br />
Register gezogen werden, um das Lenkrad<br />
noch ein Stück rumzureißen.<br />
Mehr Infos: www.oekologische-plattform.de<br />
und www.umweltdebatte.de
Widerspruch 8/2005 19<br />
Sonderausschuss des Landtages Brandenburg wurde gebildet<br />
Verwaltungsakte vereinfachen, Zuständigkeiten<br />
der Behörden entbürokratisieren<br />
Der Landtag Brandenburg hat in seiner 16.<br />
Sitzung am 8. Juni 2005 die Einrichtung<br />
eines Sonderausschusses zum Abbau und<br />
der Überprüfung von Normen und Standards<br />
beschlossen. Dieser Ausschuss hat<br />
sich am 15. Juni 2005 konstituiert und die<br />
PDS-Abgeordnete Margitta Mächtig zu seiner<br />
stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.<br />
Weitere Mitglieder sind die PDS-Abgeordneten<br />
Ralf Christoffers, Thomas Domres und<br />
Stefan Sarrach.<br />
Im Mittelpunkt des Ausschusses steht die<br />
Entbürokratisierung insbesondere im Bereich<br />
der Gesetzgebung. In so genannten Modellregionen<br />
– dazu gehören Brandenburg an<br />
der Havel und Cottbus, sowie die Landkreise<br />
Oberhavel, Prignitz, <strong>Spree</strong>-Neiße und Teltow-<br />
Fläming – wird getestet, auf welche Normen<br />
und Standards verzichtet werden könnte, um<br />
somit langwierige Verwaltungsakte zu vereinfachen<br />
und Zuständigkeiten für schnellere<br />
Entscheidungen zu konzentrieren. Ziel ist<br />
es den Bürgern den täglichen Umgang mit<br />
Behörden und Institutionen zu erleichtern<br />
und auch die Unternehmen im Land Brandenburg<br />
von vermeidbaren Verpflichtungen<br />
zu befreien.<br />
Da dem Ausschuss nur die knappe Zeit von<br />
einem Jahr zur Verfügung steht, wäre es sehr<br />
hilfreich die Meinungen der Bürger unseres<br />
Landes heranzuziehen um effizient und bürgernah<br />
zu arbeiten.<br />
Die Zeitung „Widerspruch!“ ruft dazu auf,<br />
Anregungen, Beschwerden, Erfahrungen<br />
sowie Verbesserungsvorschläge im Zusammenhang<br />
mit der Frage Bürokratieabbau,<br />
-vereinfachung an die PDS heranzutragen,<br />
damit diese in die Arbeit des Ausschusses<br />
einfließen können.<br />
In den Landtagswahlkreisen des LOS nehmen<br />
jede Meinungsäußerung und Anregung<br />
entgegen:<br />
• Stefan Sarrach<br />
Schloßstraße 7, 15517 Füstenwalde<br />
Tel. (0 33 61) 31 04 47, Fax 31 04 48;<br />
Bodelschwinghstr. 19, 15848 Beeskow<br />
Tel./Fax (0 33 66) 2 02 02<br />
• Renate Adolph<br />
Mahlsdorfer Str. 61 b, 15366 Hoppegarten,<br />
OT Hönow<br />
Tel. (0 30) 99 27 47 49, Fax 99 27 47 43<br />
• Helga Böhnisch<br />
Lindenallee 30, 15890 Eisenhüttenstadt,<br />
Tel./Fax (0 33 64) 77 28 81<br />
• Kerstin Osten<br />
Cottbuser Straße 53 B, 15711 Königs<br />
Wusterhausen<br />
Tel. (0 33 75) 2 10 84 18, Fax 29 36 23<br />
• Außerdem direkt die<br />
Fraktion der PDS<br />
Landtag Brandenburg<br />
z.Hd. Anne Stolpe<br />
(Referentin des Sonderausschusses)<br />
Am Havelblick 8, 14473 Potsdam<br />
Telefon: (03 31) 9 66 15 65 oder per e-Mail<br />
anne.stolpe@lt-pds-fraktion.brandenburg.de<br />
]an Marijnissen (Vorsitzender der<br />
Sozialistischen Partei der Niederlande):<br />
Wir gratulieren euch und der PDS, der<br />
WASG und der Linkspartei zu dem Mut,<br />
diesen Schritt zu gehen, und zu der Analyse,<br />
auf die er sich stützt. Es gefällt uns<br />
sehr, dass die PDS es fertig bringt, sich in<br />
dieser Weise zu verändern, zu öffnen und<br />
zu erweitern. Wir wünschen der Linkspartei<br />
viel Erfolg am 18. September. Wir<br />
brauchen eine starke und energische Linkspartei<br />
bei unserem östlichen Nachbarn!
20 Widerspruch 8/2005<br />
Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />
Auskünfte des Landrates zum Status der Umsetzung<br />
von Hartz IV erfolgen nur zögerlich<br />
Die Kreistagsfraktion der PDS hatte bereits<br />
zur 10. Sitzung des Kreistages am 26. 4. 2005<br />
dem Landrat eine Frageliste zur Situation der<br />
ALG-II-Empfänger im Landkreis übergeben.<br />
Die Beantwortung der Fragen blieb Landrat<br />
Zalenga unter Hinweis auf nicht verlässliche<br />
Daten dem Kreistag schuldig.<br />
Die PDS-Fraktion ließ jedoch an dieser<br />
Stelle nicht locker und wiederholte<br />
die nun etwas erweiterten Fragestellungen<br />
an den Landrat<br />
unter Hinweis auf die Auskunftspflicht<br />
des Landrates<br />
gegenüber den Kreistagsabgeordneten<br />
lt. Landkreisordnung<br />
auch zur 11. Sitzung<br />
des Kreistages am 21. 6. 2005.<br />
Nunmehr wurde der Fraktion<br />
ein umfänglicheres Antwortschreiben<br />
übergeben, das<br />
zwar noch nicht alle, aber doch<br />
zumindest einen Teil der Fragen beantwortet.<br />
Aus den Darstellungen der Kreisverwaltung<br />
geht vor allem hervor, dass die<br />
Zahl der Bedarfsgemeinschaften und der damit<br />
von Hartz IV Betroffenen im Landkreis<br />
weit über den Prognosen liegt. Insgesamt<br />
sind rund 22 500 Personen im Landkreis von<br />
ALG II betroffen. Die versprochenen Verbesserungen<br />
bei der Vermittlung in Arbeit lassen<br />
weiterhin auf sich warten. Nicht einmal die<br />
Versprechungen für Jugendliche unter 25 Jahren<br />
konnten bisher erfüllt werden. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Landkreis und<br />
der Agentur für Arbeit lässt immer noch zu<br />
wünschen übrig. Die tatsächlich bis Jahresende<br />
2005 auf den Landkreis zukommenden<br />
Kosten für ALG II können noch immer<br />
nicht verlässlich eingeschätzt<br />
werden. Das alles deutet darauf<br />
hin, dass die Erwartungen, die<br />
seitens Kreistag und Verwaltung<br />
mit der Entscheidung<br />
zum Optionsmodell im<br />
Landkreis verbunden wurden,<br />
wohl nur zu einem ganz<br />
geringen Teil erfüllt werden<br />
können. Und für die meisten<br />
von Arbeitslosigkeit Betroffenen<br />
wird auch keine Verbesserung<br />
ihrer Situation eintreten.<br />
Die Fragen der PDS-Fraktion und die Antworten<br />
des Landrates können bei der Fraktionsgeschäftsführerin<br />
Monika Pooch – Tel.<br />
03 36 37) 3 88 42 – bestellt bzw. eingesehen<br />
werden.<br />
Monika Krüger, Vorsitzende der PDS-Fraktion<br />
im Kreistag, 14. 7. 2005<br />
Verfassungsklage zur Finanzausstattung<br />
der Kommunen abgelehnt<br />
Zwar liegt die letzte Kreistagssitzung (21.<br />
Juni) schon einige Wochen zurück, da aber<br />
der „Widerspruch“ Urlaub gemacht hat, soll<br />
heute kurz noch einmal bis in den Juni zurück<br />
geschaut werden.<br />
Hauptpunkt der letzten Kreistagssitzung<br />
vor der Sommerpause war TOP 15 (Beschluss<br />
8/2005 des Kreistags zur Haushaltskonsolidierung,<br />
DS 39/2005). Ihr gingen umfassende<br />
Diskussionen und Sondersitzungen der
Widerspruch 8/2005 21<br />
Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />
Ausschüsse und Fraktionen voraus. Allen Abgeordneten<br />
war umfangreiches Material zur<br />
Haushaltskonsolidierung zugegangen, das in<br />
der Presse nicht zu Unrecht als „Streichorgie“<br />
bezeichnet und kritisch hinterfragt wurde.<br />
Die PDS-Fraktion hat sich auf mehreren Sitzungen<br />
sehr detailliert mit diesem Konzept<br />
beschäftigt, bereits in den entsprechenden<br />
Ausschüssen zahlreiche Änderungsvorschläge<br />
eingebracht und sich auch auf der Kreistagssitzung<br />
mit mehreren Anträgen und zahlreichen<br />
Stellungnahmen zu Wort gemeldet.<br />
Kritischster Punkt dabei war, dass nach<br />
Ansicht der PDS-Fraktion der vorgelegte<br />
Maßnahmeplan in seiner Gesamtheit ohne<br />
Änderungen nicht mehrheitsfähig sein konnte.<br />
Er war wohl doch allzu schnell mit heißer<br />
Nadel gestrickt worden, hatte viel Ablehnung<br />
z.B. der Kürzungsvorschläge im Sozial-, Kultur-<br />
und Bildungsbereich auch bereits in den<br />
Ausschüssen erfahren, was sich dann auf dem<br />
Kreistag fortsetzte. Ausschüsse waren zu einigen<br />
angedachten Strukturveränderungen<br />
nicht gehört worden (z. B. Werkausschuss<br />
Burg Beeskow). Ausgangspunkt des vorgelegten<br />
Maßnahmeplans zur Haushaltskonsolidierung<br />
war ein Beschluss des Kreistags vom<br />
22. 2. 2005, der vorsah, dass 2006 50 Prozent<br />
des „prognostizierten Ausgabendefizits“ in<br />
der Ausgabenreduzierung zu erreichen sind.<br />
Da dies offensichtlich mit dem vorgelegten<br />
Maßnahmekatalog nicht zu erreichen war,<br />
empfahl die PDS-Fraktion in einem Antrag,<br />
eine Verfassungsklage wegen unzureichender<br />
Finanzausstattung der Kommunen vorzubereiten.<br />
Das wurde abgelehnt wie auch zahlreiche<br />
Änderungsvorschläge, die einzelne Fachbereiche<br />
betrafen. Trotzdem ging dieses Mal<br />
nicht der komplette Maßnahmeplan nur gegen<br />
die Stimmen der PDS durch – zu groß<br />
war sichtlich das Unbehagen auch der anderen<br />
Fraktionen. So kam es zu zahlreichen<br />
Zurückweisungen in die Ausschüsse bzw.<br />
zur Verwaltung sowie die Ablehnung von<br />
Einzelvorschlägen, sie betrafen insbesondere<br />
das Amt 32 (Ordnungsamt), Amt 36 (Straßenverkehrsamt),<br />
Amt 40 (Schulverwaltungsamt),<br />
Amt 41 (Kultur- und Sportamt), Amt<br />
51 ( Jugendamt), Amt 61 (Kreisentwicklung<br />
und Investitionsförderung) und das Amt 67<br />
(Umweltamt).<br />
Dennoch hat der Kreistag mehrheitlich<br />
den Maßnahmeplan zur Haushaltskonsolidierung<br />
2005/2006 beschlossen und den<br />
Landrat mit dessen Umsetzung beauftragt.<br />
Für zusätzlich erforderliche Kreistagsbeschlüsse<br />
(z.B. Satzungsänderungen) sind dem<br />
Kreistag für seine Sitzung am 20. 9. 2005 die<br />
notwendigen Beschlussvorlagen vorzulegen.<br />
Helga Pickart, PDS-Kreistagsfraktion<br />
Peter Ensikat ist Schirmherr<br />
9. Soli-Basar<br />
am 27. August in Berlin<br />
Der bekannte Autor, Regisseur und Kabarettist<br />
Peter Ensikat hat die Schirmherrschaft<br />
über den 9. Solidaritätsbasar<br />
der Berliner Journalistinnen und Journalisten<br />
übernommen. Im Mittelpunkt<br />
der traditionellen Veranstaltung steht in<br />
diesem Jahr das SODI-Projekt „Ökologischer<br />
Lehmhausbau in Otjiwarongo“.<br />
Die Spendeneinnahmen des Basars kommen<br />
Menschen in Namibia zugute, die<br />
noch heute unter dem Folgen deutscher<br />
Kolonialherrschaft und südafrikanischer<br />
Apartheidpolitik leiden.<br />
Wegen Baumaßnahmen kann der Solidaritätsbasar<br />
in diesem Jahr nicht auf<br />
dem Alexanderplatz stattfinden. Er wird<br />
am Samstag, den 27. August 2005, von<br />
10 bis 17 Uhr, auf dem Potsdamer Platz<br />
durchgeführt.<br />
Quelle: SODI!Report, 2/2005
22 Widerspruch 8/2005<br />
Die Linke.PDS setzt sich für regionale Zusammenarbeit am östlichen Stadtrand von Berlin ein<br />
Ein Beispiel für mögliches Handeln<br />
von Treptow-Köpenick und LOS<br />
Initiativen für eine breite Zusammenarbeit<br />
zwischen Marzahn-Hellersdorf und dem östlichen<br />
Stadtrand: Schöneiche, Neuenhagen<br />
und Hoppegarten berieten Anfang Juli Kommunalpolitiker<br />
und sachkundige Bürger aus<br />
den beiden benachbarten Regionen.<br />
Auf Einladung der PDS-Landtagsabgeordneten<br />
Renate Adolph, deren Wahlkreis sich<br />
in den Orten von Hönow im Norden bis<br />
Erkner im Süden befindet, und der PDS-<br />
Wirtschaftsstadträtin von Marzahn–Hellersorf,<br />
Dagmar Pohle, diskutierten die rund<br />
30 Teilnehmer gemeinsame Vorhaben über<br />
Landesgrenzen hinweg. Sie wollen vor allem<br />
regionale Wirtschaftskreisläufe ins Leben<br />
rufen beziehungsweise aktiv befördern wie<br />
Projekte in den Bereichen Tourismus und<br />
Verkehrsanbindungen.<br />
Peter-Rudolf Zotl, Mitglied des Abgeordnetenhauses<br />
Berlin, verwies darauf, dass ein<br />
Zusammengehen von Berlin-Brandenburg<br />
ohnehin auf der Tagesordnung stehe. Ein gemeinsames<br />
Land wäre stärker in der Lage, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Region deutlich zu<br />
verbessern.<br />
Bezirksbürgermeister, Dr. Uwe Klett, mahnte<br />
für die Berliner an, nicht nur ins Zentrum<br />
zu sehen, sondern den Blick vor allem auch<br />
ins Umland zu kehren und hier Entwicklungspotenziale<br />
zu erschließen. Planungen<br />
für den Ausbau touristischer Angebote auf<br />
beiden Seiten sowie in Bereichen wie Schule,<br />
Kita, Hort, Straßenbau und Abwasservernetzung<br />
sollten vernünftiger Weise an der<br />
Stadtgrenze nicht Halt machen. Er plädierte<br />
für einen Regionalhalt des Regional Express<br />
R 26 am Bahnhof Hoppegarten, von dem<br />
auch die Berliner an der Stadtgrenze profitieren<br />
könnten sowie für den Ausbau einer<br />
Fahrradstation am U-Bahnhof Hönow, der<br />
noch auf Berliner Gebiet liegt.<br />
Ein konkretes Projekt übergreifender Vernetzung<br />
stellte Detlef Grabsch vom Projekt<br />
„Sonne auf Rädern“ der Jugendwerkstatt<br />
Hönow vor. Berliner und Brandenburger<br />
Jugendliche sollen dabei rund um das Fahrrad<br />
Ausbildungs- und Arbeitsplätze erhalten<br />
können. Die Teilnehmer der Beratung sagten<br />
ihre aktive Unterstützung in ihren jeweiligen<br />
Wirkungsbereichen für dieses Vorhaben zu.<br />
In den kommenden Wochen werden in<br />
mehreren Arbeitsgruppen die Überlegungen<br />
dieser ersten Regionalberatung konkretisiert<br />
und Ende August auf der nächsten Zusammenkunft<br />
weiter gebündelt.<br />
Renate Adolph, Mitglied des Landtages<br />
Radweg zwischen Schöneiche und Rüdersdorf<br />
vorerst in weiter Ferne<br />
Zunächst die gute Nachricht: Auf der Landesstraße<br />
L 302 zwischen Schöneiche und<br />
Rüdersdorf soll ein Radweg gebaut werden.<br />
So sieht es jedenfalls die geltende Bedarfsliste<br />
zum Ausbau der Radwege außerorts an<br />
Bundes- und Landesstraßen im Land Brandenburg<br />
vom Februar 2000 vor.<br />
Die schlechte Nachricht heißt dagegen:<br />
Der geplante Bau des Radweges steht auf<br />
Platz 400 dieser Aufstellung. Das geht aus der<br />
Antwort auf meine diesbezügliche aktuelle<br />
Anfrage an die Landesregierung hervor.<br />
Die Notwendigkeit für den Radweg ist mit<br />
der Schließung der Gesamtschule in Schöneiche<br />
im Jahr 2004 gestiegen. Viele Schüler<br />
müssen nunmehr den neuen Schulweg<br />
nach Rüdersdorf mit dem Fahrrad zurücklegen.<br />
Auf die großen Unfallgefahren dieser
Widerspruch 8/2005 23<br />
Die Organisatoren von der Schöneicher Jugendvertretung<br />
Oliver Nuss, Arne Schaller und Kristin<br />
Kegel sowie Renate Adolph bei der Fahrraddemo<br />
am 27. April Foto: BAB, 18/2005<br />
Stecke mit starkem Autoverkehr bei einer<br />
Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, dem<br />
Autobahnanschluss und einem Kreisverkehr<br />
machte im April eine große Fahrraddemo<br />
mit über 120 Teilnehmern aufmerksam, die<br />
die Gemeindejugendvertretung Schöneiche<br />
organisiert hatte.<br />
Auf die Frage zum Baubeginn dieses Radweges<br />
antwortete der zuständige Minister<br />
Szymanski, dass es „auf Grund neu eingetretener<br />
Voraussetzungen, wie der Veränderung<br />
der Schulstandorte und damit der Schülerverkehre,<br />
zu Verschiebungen der Prioritäten<br />
kommen“ kann. Gegenwärtig ist allerdings<br />
keine Aussage zum Planungs- bzw. Baubeginn<br />
des Radweges möglich.<br />
Was bleibt zu tun?<br />
Notwendig sind weitere gemeinsame Aktivitäten<br />
von Betroffenen, Kommunalvertretern<br />
und Verbänden zur Änderung der Prioritätenliste,<br />
kurzfristige Überbrückungslösungen<br />
wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf<br />
diesem 1,2 km langen Straßenabschnitt und<br />
die Überprüfung, ob eine Abtrennung eines<br />
rechten Fahrradstreifens von der Landstraße<br />
möglich ist; sowie die weitere Mobilisierung<br />
und Kontrolle der Landesregierung bei der<br />
Lösung des Problems. Ich bin dabei.<br />
Renate Adolph, Landtagsabgeordnete<br />
Landtag Brandenburg Drucksache 4/1217<br />
4. Wahlperiode<br />
Kleine Anfrage 471<br />
der Abgeordneten Renate Adolph, Fraktion der PDS<br />
an die Landesregierung<br />
Sicherer Schulweg mit dem Rad zwischen Schöneiche<br />
und Rüdersdorf<br />
Zwischen den Orten Schöneiche und Rüdersdorf b. Berlin verläuft<br />
die Landstraße L 302 ohne Radweg. Bis zu den jeweiligen<br />
Ortsgrenzen bestehen Radwege. Da die Gesamtschule in Schöneiche<br />
2003/2004 geschlossen und gleichzeitig der Eigenanteil<br />
für die Schülerbeförderung erhöht wurde, fahren täglich vor<br />
allem viele Schülerinnen und Schüler diese Strecke mit dem<br />
Fahrrad. Die Unfallgefahr ist sehr hoch, da starker Autoverkehr<br />
bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h herrscht.<br />
Auf die Landstraße mündet ein Autobahnanschluss, es ist ein<br />
Kreisverkehr vorhanden und es gibt keine Straßenbeleuchtung.<br />
Außerdem fahren auf dieser Straße viele Fahrrad-Touristen zum<br />
Rüdersdorfer Kalksee und zum Museumspark Rüdersdorf. Eine<br />
Fahrraddemo mit über 120 Betroffenen machte kürzlich auf diese<br />
Probleme und das damit verbundene Unfallrisiko aufmerksam.<br />
Ich frage die Landesregierung:<br />
1. Für welchen Zeitraum hat die Landesregierung den Bau<br />
dieses 1,2 Kilometer langen Radweges entlang der L 302 in<br />
den Radwegeplan des Landes aufgenommen?<br />
2. Wann wird voraussichtlich mit dem Bau begonnen und wann<br />
wird die Fertigstellung des Radweges sein?<br />
Datum des Eingangs: 11. 5.2005/Ausgegeben: 12. 5.2005<br />
Namens der Landesregierung beantwortet der Minister<br />
für Infrastruktur und Raumordnung die Kleine Anfrage<br />
wie folgt:<br />
Zu Frage 1:<br />
Der Bau des fehlenden Teilstücks im Radweg zwischen Rüdersdorf<br />
und Schöneiche steht in der aktuellen Bedarfsliste zum<br />
Ausbau der Radwege außerorts an Bundes- und Landesstraßen<br />
im Land Brandenburg des Ministeriums für Infrastruktur und<br />
Raumordnung vom Februar 2000 auf Platz 400 der Dringlichkeit.<br />
Ein konkreter Zeitraum ist für die Realisierung nicht festgelegt.<br />
Die verfügbaren Haushaltsmittel werden für Planung und<br />
Bau gemäß der in der Bedarfsliste dokumentierten Priorität eingesetzt.<br />
Daher konnte mit der Planung des Radweges zwischen<br />
Rüdersdorf und Schöneiche noch nicht begonnen werden.<br />
Zu Frage 2:<br />
Im Rahmen der derzeitigen Fortschreibung der Bedarfsliste<br />
zum Ausbau der Radwege kann es auf Grund neu eingetretener<br />
Voraussetzungen, wie der Veränderung der Schulstandorte und<br />
damit der Schülerverkehre, zu Verschiebungen der Prioritäten<br />
kommen. Gegenwärtig ist keine Aussage zum Planungs- bzw.<br />
Baubeginn des Radweges möglich.
Karl Marx gibt uns immer wieder<br />
Zuversicht und Kraft<br />
Die Linkspartei ist in diesen Tagen auf einem<br />
beachtlichen Vormarsch und die im bisherigen<br />
Bundestag durch Fraktionen vertretenen<br />
Parteien werden von starken Alpträumen<br />
geplagt.<br />
Aber nicht nur das. Sie speien Gift und Galle<br />
gegen unsere Linkspartei.PDS, die mit ihren<br />
Reformvorschlägen nicht nur die Verteilung<br />
des gesellschaftlichen Reichtums von unten<br />
nach oben beenden und umkehren will, sondern<br />
ihrer Vision von einem demokratischen<br />
Sozialismus treu bleibt. Und da fallen mir<br />
die Worte von Karl Marx aus dem Vorwort<br />
des Kommunistischen Manifests ein: „Ein<br />
Gespenst geht um in Europa- das Gespenst<br />
des Kommunismus. Alle Mächte des alten<br />
Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd<br />
gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und<br />
der Zar, Metternich und Guizot, französische<br />
Radikale und deutsche Polizisten …“<br />
Nun möchte ich die heutigen Gegner unserer<br />
Linkspartei allein wegen ihrer Bedeutung<br />
nicht auf das von Marx beschriebene Podium<br />
heben, aber gewisse Parallelen tun sich mir<br />
schon auf.<br />
• Ost-CDU: Linkspartei ist größter Gegner;<br />
• Althaus (CDU): Zustimmung für die Linke<br />
ist eine Zumutung;<br />
• Struck (SPD): Lafontaine und Gysi sind<br />
inkompetent;<br />
• der ganze Chor dieser „heiligen Hetzjagd“:<br />
Die Linke ist populistisch, ihre Führer sind<br />
Versager, es geht ihnen nur um die Macht.<br />
Genug solchen Getöns!<br />
Wie Marx und Engels im Manifest von 1848<br />
das Märchen vom „Gespenst des Kommunismus“<br />
zerrissen, so geben wir Linke uns gegenwärtig<br />
alle Mühe, um soziale und demokratische<br />
Alternativen und deren Realisierbarkeit<br />
für Deutschland zu benennen. In diesem<br />
Sinne enthält das Wahlprogramm unserer<br />
Partei eben nicht nur alternative Vorschläge<br />
und Forderungen, sondern zeigt auch die<br />
Wege ihrer möglichen Verwirklichung auf.<br />
Für uns Genossinnen und Genossen, die<br />
wir in diesen Wochen bis zum 18. September<br />
vielfältige Gespräche in der Familie, in Versammlungen,<br />
an Wahlständen oder mit unseren<br />
Nachbarn führen, kommt es vor allem<br />
darauf an, unser Wahlprogramm in seiner<br />
Komplexität zu erfassen und zu vermitteln,<br />
Sympathisantinnen und Sympathisanten immer<br />
und immerwieder zu motivieren, ein<br />
Gleiches zu tun.<br />
Unsere politischen Gegner werden aber auf<br />
dem weiteren Weg zum Wahltag noch gehässiger<br />
giften: „Die Linken sind Rattenfänger.<br />
Sie wissen doch genau, dass die Finanzen in<br />
unserem Land knapp sind. So sind u.a. die<br />
Gemeindekassen, auch in der Stadt mit dem<br />
großen EKO, in einem desolaten Zustand.“<br />
Wir sagen:<br />
Agenda 2010 und Hartz IV müssen weg!<br />
Da Deutschland insgesamt gesehen kein armes<br />
Land ist, gilt es, andere gesellschaftliche<br />
Prioritäten zu setzen. Von 1997 bis heute ist<br />
die Zahl der Millionäre hierzulande von etwa<br />
570 000 auf knapp 800 000 angewachsen. Das<br />
private Vermögen hat in Deutschland einen<br />
Stand von 4 Billionen Euro erreicht. Während<br />
ein Zehntel der Haushalte 47 Prozent<br />
des Vermögens besitzen, verfügt die Hälfte<br />
der Haushalte nur über 4 Prozent.<br />
Es geht uns Linken also bei den Vorschlägen<br />
für ein solidarisches Steuersystem nicht<br />
um Neidattacken, es geht um mehr mögliche<br />
Gerechtigkeit in der heutigen Gesellschaft.<br />
Und dazu gehört, dass nicht nur unsoziale<br />
Maßnahmen für den Einzelnen beendet werden,<br />
sondern vor allem auch die Gemeinden<br />
und der Mittelstand mehr Geld in die Kassen<br />
bekommen. Alles in allem wären durch die<br />
Realisierung unseres Steuermodells Mehreinnahmen<br />
von über 60 Milliarden Euro<br />
möglich.<br />
In diesem Sinne „Glück auf“<br />
Werner Mende, Eisenhüttenstadt
Die Bundesrepublik hat ihre Hausaufgaben<br />
noch zu machen<br />
Die Bundesrepublik Deutschland tritt gegenwärtig<br />
in der internationalen Öffentlichkeit<br />
als Hort der Menschenrechte, des Friedens<br />
und der Demokratie auf:<br />
Joschka Fischer kämpft deshalb bei der<br />
UNO um einen Platz im Sicherheitsrat, deutsche<br />
Soldaten kämpfen in Afghanistan u.a.<br />
um die Einführung einer neuen Verfassung,<br />
der Deutsche Bundestag stimmte der Entwurf<br />
einer Europäischen Verfassung zu …<br />
und hat dabei selbst seine eigenen Hausaufgaben<br />
nicht gemacht: Die BRD hat nach<br />
über 55 Jahren, sie tritt damit symbolisch<br />
in den Vorruhestand 1 , noch keine eigene<br />
Verfassung! 2 Das „Grundgesetz“ (GG) von<br />
den Gründungsvätern der BRD als Provisorium<br />
gedacht, zigmal geflickt, altersschwach<br />
und überholt und ohne Volksentscheid in<br />
Kraft gesetzt, enthält die Bestimmung, dass<br />
erst nach einer Vereinigung Deutschlands<br />
„in Freiheit“ (?) eine Verfassung beschlossen<br />
würde. Das ist fünfzehn Jahre her und nichts<br />
hat sich getan!<br />
Ein Verfassungsentwurf des Bürgerrechtlers<br />
Dr. Ullmann, nach der Vereinigung ins<br />
Spiel gebracht, ist nicht diskutiert worden<br />
und verschwunden! Im GG sind keine Plebiszite<br />
vorgesehen; zu einer entsprechenden<br />
Änderung konnten sich die bisherigen<br />
schwarzen und rosa-roten Regierungen nicht<br />
durchringen, oder fürchten sie diese? Es gab<br />
Anlässe genug: die Remilitarisierung lt. Pariser<br />
Verträge (1954), den Anschluss an die<br />
NATO (1953), den Beitritt zur EWG (1957),<br />
den Grundlagenvertrag mit der DDR (1972),<br />
den Beitritt der DDR zur BRD (1990), die<br />
Einführung des Euro (2002 ) und die Zustimmung<br />
zur Entwurf der Verfassung der<br />
EU (2005 ). Die gegenwärtige Zeit vor einer<br />
Bundestagswahl ist eine günstige Gelegenheit<br />
für die Linkspartei.PDS, zusätzlich den aufgeschreckten<br />
Hühnerhaufen der etablierten<br />
Bundestags-Parteien aufzumischen. Sie sollte<br />
zumindestens diese Unterlassungssünde den<br />
Widerspruch 8/2005 25<br />
Rosaroten, Grünen, Schwarzen und Gelben<br />
unter die Nase reiben, im Wahlaufruf und<br />
später im neuen Parteiprogramm die Bildung<br />
einer Verfassungskommission/eines Verfassungskonvents<br />
anstreben und mit der Erarbeitung<br />
eines Verfassungsentwurfs beginne,<br />
der den gegenwärtigen verfassungsrechtlichen<br />
Reformstau wie:<br />
Neustrukturierung der Bundesrepublik<br />
durch weniger und leistungsfähigere Bundesländer,<br />
Bildung eines Kulturministeriums,<br />
Festschreibung eines Bundeshauptstadt-Statuts,<br />
Schaffung eines Rechts zur<br />
Selbstauflösung des Bundestages, Bildung<br />
wird Bundestecht 3 , Reduzierung der Zahl der<br />
Krankenkassen.<br />
Soweit nur etwas, was das gegenwärtige politische<br />
System überwindet. Die Gründungsväter<br />
haben wohlweislich kein politisches<br />
System als verbindlich festgeschrieben.<br />
Dies sei ein Wählerauftrag, wenn es denn<br />
so etwas noch gibt?<br />
Willi Pegert, Eisenhüttenstadt<br />
1<br />
Satiriker erkennen ähnliche „Alterserscheinungen“<br />
in der BRD wie in den letzten Jahren<br />
der DDR: Überalterung der politischen<br />
Elite, fehlende, Entschlussfreudigkeit und<br />
Alternativen, Abheben von der Basis und<br />
Realitätsverlust, Abbau bürgerlicher Rechte<br />
und Freiheiten und Unterwürfigkeit zu<br />
einer Führungsmacht.<br />
2<br />
Zum Vergleich: Die DDR-Verfassung von<br />
1949 wurde durch die Provisorische Volkskammer,<br />
die Verfassung von 1968 durch<br />
Volksentscheid angenommen.<br />
3<br />
Länderbesonderheiten können im Heimatkunde-,<br />
Geschichts-, Erdkunde- und Literaturunterricht<br />
behandelt werden und bedürfen<br />
keines eigenen Schulsystems!
26 Widerspruch 8/2005<br />
Albert Kuntz: „Liebste Ellen …“<br />
Den sechzigsten Jahrestag der Selbstbefreiung<br />
des Konzentrationslagers Buchenwald<br />
und der Befreiung des KZ Mittelbau Dora<br />
wählten die Herausgeber Leo und Leopoldine<br />
Kuntz sowie Götz und Hannelore<br />
Dieckmann, um einen Band Briefe aus der<br />
Nazizeit 1933 bis 1945 vorzulegen.<br />
Eine würdige, angemessene und beeindruckende<br />
Ehrung des Kommunisten Albert<br />
Kuntz und seiner Ehefrau Ellen. Unmittelbar<br />
nach der Machtübergabe an die Nazis geriet<br />
Albert Kuntz in deren Fänge und sie ließen<br />
ihn bis zu ihrem Niedergang nicht mehr frei.<br />
Um die Spuren ihrer Barbarei zu tilgen, ermordeten<br />
sie ihn in seiner Zelle, kurz bevor<br />
das Lager befreit wurde.<br />
Während der zwölf Jahre seiner Haft, das<br />
belegen die Briefe, war er überzeugt, eines<br />
Tages wieder in Freiheit zu leben. In diesem<br />
Sinne baute er sich auf, transportierte er<br />
Optimismus in seine Familie und vermittelte<br />
er Widerstandskraft an seine Kameraden.<br />
Übereinstimmend strahlen die Briefe an<br />
seine Frau Ellen Lebensfreude und -willen<br />
aus, sie lassen die große, trotz der Trennung<br />
nicht nachlassende und hoch sensible Liebe<br />
deutlich werden. „Liebste Ellen …“, so<br />
beginnt fast jeder Brief des Gefangenen an<br />
seine tapfere Frau, um deren Nöte er genau<br />
weiß. Mit größter Aufmerksamkeit nimmt er<br />
kleinste Regungen wahr, um immer wieder<br />
ermunternd zu reagieren.<br />
Trotz notwendiger Verschlüsselung erkennt<br />
man seine Fähigkeit zu exakter politischer<br />
Analyse. Sprachlich klar und mit scheinbar<br />
unerschöpflichem Wortschatz reflektiert er<br />
gemeinsam Erlebtes, Wanderungen, Naturerlebnisse.<br />
Einen hohen Stellenwert nimmt<br />
beider Interesse an anspruchsvoller Literatur<br />
ein. Und wenn Wehmut aufzukommen<br />
droht, leugnet er sie nicht. Er ist aber fähig,<br />
die momentane Depression in Zuversicht<br />
umzuwandeln. Immer wieder ist die tiefe<br />
Erschütterung spürbar, selbst nicht helfen zu<br />
können, wenn Hilfe nötig ist.<br />
Ergreifend, wie er das Leben des gemeinsamen<br />
Sohnes begleitet, an seinem Werden<br />
und Wachsen Anteil nimmt und unaufdringlich<br />
Lebenserfahrung vermittelt. Starke,<br />
unerschütterliche Liebe, aufmerksame<br />
Zuwendung zum Sohn Leo und die aufrichtige<br />
politische Übereinstimmung lassen in<br />
menschliche Größe erleben.<br />
Der einleitenden Text von Leopoldine<br />
Kuntz und Götz Dieckmann sowie dessen<br />
Nachbemerkungen sind wertvolle Bereicherungen<br />
der Brieftexte.<br />
Gerhard Hoffmann, Frankfurt (<strong>Oder</strong>)<br />
Leo und Leopoldine Kuntz, Götz und Hannelore<br />
Dieckmann (Hrsg.): Albert Kuntz:<br />
„Liebste Ellen …“. Briefe aus dem Gefängnis,<br />
Zuchthaus und KZ 1933 bis 1945. Karl Dietz<br />
Verlag Berlin, 2005. ISBN 3-320-02063-3
1. September – Weltfriedenstag<br />
1939, vor 66 Jahren, 10. Tage nach Beginn des 2. Weltkrieges schreibt der Häftling Albert<br />
Kuntz an seine Frau, an seinen Sohn …<br />
(s.: „Albert Kuntz: ‚Liebste Ellen …‘“, S. 214)<br />
Konzentrationslager Buchenwald 10. September 1939<br />
Liebste Ellen, lieber Leo!<br />
Für Eure lieben und herzlich gehaltenen<br />
Zeilen danke ich Euch recht vielmals. Nun<br />
Liebste, laß Dich nur nicht beirren in Deinen<br />
Bemühungen bei der Berufswahl für<br />
unseren lieben Jungen. Der Gang der großen<br />
Ereignisse wird natürlich nicht ohne<br />
Einfluß auf Deine Entscheidungen über die<br />
Ausbildung von Leo sein, aber trotz alledem.<br />
Es kann ja sein, daß gerade dadurch,<br />
daß jede Hand dringend benötigt wird,<br />
auch die Lehrlinge viel früher als sonst vor<br />
große Aufgaben gestellt werden und so eine<br />
berufliche Ausbildung erlangen, die nicht<br />
zu ihrem Schaden sein braucht. Ich lernte<br />
gerade aus, als der große Krieg von 1914–<br />
1918 begann und mußte dann sofort große<br />
Montagearbeiten übernehmen, allerdings<br />
brachte ich schon große Berufserfahrungen<br />
einer 4-jährigen Lehrzeit mit und hatte so<br />
keine Schwierigkeiten bei großen Aufgaben.<br />
Unser lieber Karl machte noch 2 Kriegslehrjahre<br />
durch und ohne Schaden, wie seine<br />
spätere und jetzige Montagetätigkeit zeigt.<br />
Freilich, es sind noch 7 Monate Zeit, bis Leo<br />
seinen größeren Lebensabschnitt beginnt<br />
und man kann die Lage bis dahin nicht<br />
voll überschauen. Hoffen wir das Beste und<br />
schauen wir vertrauensvoll in die Zukunft.<br />
Berufswahlfragen sind ja immer schwer zu<br />
lösen, auch in Friedenszeiten, denn die wahren<br />
Eigenschaften und Triebkräfte eines jungen<br />
Menschen offenbaren sich gewöhnlich<br />
erst viel später und stehen dann nicht selten<br />
im Widerspruch mit der bereits eingeschlagenen<br />
Laufbahn. Die materiellen und gesellschaftlichen<br />
Umstände, besonders wenn<br />
sie sich im großen Umbruch befinden, können<br />
ja nicht ohne tiefe Rückwirkung auf das<br />
Leben der einzelnen Menschen sein. Doch<br />
das alles weißt Du ja und wirst es bei Leo<br />
beachten und so zu Vorschlägen kommen,<br />
die relativ gut sein werden. Nun noch meine<br />
besten Wünsche für Rudolf, Walter und<br />
Karl, daß sie die hohen Anforderungen gut<br />
überstehen, wenn die großen Ereignisse an<br />
sie herantreten, und hoffentlich wird es unseren<br />
Müttern nicht zu schwer, wenn sie Abschied<br />
nehmen müssen von ihren Lieben.<br />
Mir geht es noch gut und hoffe dasselbe von<br />
Euch Lieben. Dir, meine liebe, tapfere Ellen,<br />
sende ich innigste Grüße und verbleibe in<br />
alter Liebe Dein Albert Besonderen Dank<br />
für Leos Zeilen.<br />
Foto: Jürgen Strauß<br />
1. 8. Montagsdemo in Erkner. Lothar Bisky erläutert die Positionen der Linkspartei.PDS zur Hartz-<br />
Gesetzgebung und ihre Programm-Ziele einer neuen Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik.
28 Widerspruch 8/2005<br />
„Vorwärts und nicht vergessen …“<br />
Neue Ausstellung mit DDR-Kunst auf der Burg Beeskow<br />
Insidern ist bekannt, dass Anfang der 90er<br />
Jahre der damalige Burgdirektor Herbert<br />
Schirmer diese Kunstwerke nach Beeskow<br />
geholt hat, um sie vor dem „Scheiterhaufen<br />
der Geschichte“ zu retten. Heute sollen sie<br />
vor allem der Auseinandersetzung mit der<br />
DDR-Geschichte und der Arbeit der Künstler<br />
in dieser Zeit dienen. Daher auch der Titel<br />
der Ausstellung „Vorwärts und nicht vergessen<br />
…“ – dieser Zeile aus dem Brecht’schen<br />
Solidaritätslied – womit Prof. Lichtnau sagen<br />
will, es geht weiter, „… aber wir wollen unsere<br />
Vergangenheit nicht leugnen, sondern uns<br />
kritisch mit ihr auseinander setzen, ohne in<br />
Ostalgie zu verfallen...“.<br />
Die Auftragskunst wurde überwiegend von<br />
Partei und Gewerkschaft getragen und entwickelte<br />
sich erst in den 60er Jahren. Anfangs<br />
hätten die Erfolge im sozialistischen Aufbau<br />
im Vordergrund gestanden, in den 70er<br />
Jahren sei die Interpretation differenzierter<br />
und kritischer geworden, insbesondere zur<br />
Zerstörung der Umwelt und der historischen<br />
Altbausubstanz – so die Aussagen Prof. Lichtnaus<br />
während der Ausstellungseröffnung.<br />
Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober<br />
dienstags bis sonntags von 10–20 Uhr zu<br />
besichtigen.<br />
Im Alten Amt auf der Burg Beeskow ist seit<br />
dem 16. Juli eine neue Ausstellung von DDR-<br />
Kunst zu sehen. Es geht um Kunst aus den<br />
drei ehemaligen Nordbezirken der DDR<br />
Neubrandenburg, Schwerin und Rostock.<br />
Gezeigt wird Malerei, Grafik und Plastik<br />
aus dem Kunstarchiv in Beeskow, das Auftragskunst<br />
aus Berlin, Brandenburg und<br />
Mecklenburg-Vorpommern beherbergt. Zusammengestellt<br />
wurde die Ausstellung vom<br />
Greifswalder Kunsthistoriker Prof. Dr. Bernfried<br />
Lichtnau und den Kunststudenten der<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Beeskow ist<br />
nach Wolgast, Barth und Schwerin der vierte<br />
Ausstellungsort.<br />
Helga Pickart, PDS-Kreistagsfraktion<br />
Mitglied des Werkausschusses Burg Beeskow<br />
Lars Ohly (Vorsitzender der Linkspartei<br />
Schweden):<br />
Alle guten Wünsche für die Wahlen<br />
und viel Erfolg mit eurem neuen Projekt!<br />
Ihr gebt der Linken in ganz Europa neue<br />
Hoffnung!
Widerspruch 8/2005 29<br />
„Das Abenteuer kommt<br />
von ganz Allein“<br />
– Motto des 6. Internationalen Literaturwettbewerbs<br />
„Europa – unser gemeinsames Haus“,<br />
ausgerichtet vom Kulturzentrum Krzeszyce in<br />
Polen, der Kulturfabrik Fürstenwalde, Deutschland<br />
und dem Bezirksexekutivkomitee Grodno<br />
in Weißrussland.<br />
Ein erster Preis (Es waren 632 Teilnehmer) ging<br />
an Marko Ferst, Gosen (Landkreis <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>).<br />
Lieber Marko, herzlichen Glückwunsch!<br />
Marko Ferst<br />
Alles klar?<br />
Wer will denn hier mauern?<br />
alles in Butter<br />
Beton weggespechtet<br />
da gibt es keine dummen Nachfragen<br />
die hat es nicht zu geben<br />
Deckel drauf<br />
alles schön stubenrein.<br />
Wo seht ihr Mauern?<br />
wir sind jetzt die Einheit<br />
da ist kein Platz<br />
für Trennwerke neuer Bauart<br />
die Marktwirtschaft<br />
ist endgültig auf der<br />
Siegerstraße.<br />
Wo führt sie denn hin?<br />
hatten wir solche Verkehrsprobleme<br />
nicht schon?<br />
diesmal auf flexible, dynamische Weise<br />
die Hälse wenden?<br />
kann das einem nicht das Genick<br />
brechen?<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch !<br />
16. 7. Theresa Habermann und Dennis<br />
Klingenberg heiraten in Woltersdorf<br />
3. 9. Gerlinde Schwarzenberger Storkow 65 J.<br />
5. 9. Hiltraud Scherzer Eisenhüttenstadt 75 J.<br />
6. 9. Klaus Roscher Eisenhüttenstadt 70 J.<br />
7. 9. Marianne Fritsch Eisenhüttenstadt 81 J.<br />
7. 9. Konrad Groß Eisenhüttenstadt 80 J.<br />
10. 9. Henni Strauch Bad Saarow 75 J.<br />
11. 9. Hildegard Mai Eisenhüttenstadt 75 J.<br />
13. 9. Willi Pegert Eisenhüttenstadt 85 J.<br />
14. 9. Edith Höfer Eisenhüttenstadt 82 J.<br />
17. 9. Günter Piehl Eisenhüttenstadt 82 J.<br />
19. 9. Kurt Neubert Erkner 81 J.<br />
21. 9. Jutta Bänsch Kossenblatt 70 J.<br />
21. 9. Eva Hamann Eisenhüttenstadt 75 J.<br />
25. 9. Käthe Thiel Eisenhüttenstadt 75 J.<br />
26. 9. Horst Nikolai Fürstenwalde 75 J.<br />
29. 9. Irene Dehmel Schöneiche 65 J.<br />
29. 9. Werner Genger Eisenhüttenstadt 83 J.<br />
29. 9. Bernhard Jur Beeskow 89 J.<br />
Marie-George Buffet<br />
(Nationalsekretärin der Französischen<br />
Kommunistischen Partei):<br />
Wir haben eure Diskussionen mit<br />
großem Interesse verfolgt. Ich meine, dass<br />
das, was ihr beschlossen habt, euch für die<br />
Zukunft große Perspektiven in Deutschland<br />
eröffnet. Ich gratuliere euch und<br />
wünsche euch viel Erfolg bei den kommenden<br />
Wahlen.
Alles öffentlich<br />
Sitzungen im August/September 2005<br />
• PDS-Fraktion des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Öffentliche Fraktionssitzungen: 30. 8., 19 Uhr, 15517 Fürstenwalde, Fraktionsgeschäftsstelle<br />
13. 9., 19 Uhr, 15517 Fürstenwalde, Fraktionsgeschäftsstelle<br />
Fraktionsgeschäftsstelle: 15517 Fürstenwalde, Schloßstraße 7, Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax 34 26 24<br />
Fraktionsgeschäftsführerin: Monika Pooch, 15518 Beerfelde, Jänickendorfer Straße 55, Tel. (03 36 37)<br />
3 88 42, Fax (03 36 37) 3 88 43, E-Mail: emk.pooch@t-online.de<br />
• Ausschüsse des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Werksausschuss Burg Beeskow<br />
16. 8., 17.00 Uhr, Beeskow, Burg<br />
Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt, Bauen 17. 8., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Jugendhilfeausschuss 18. 8., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Haushalts- und Finanzausschuss 22. 8., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Werksausschuss Bevölkerungsschutz 25. 8., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Kreisausschuss 31. 8., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Rechnungsprüfungsausschuss 5. 9., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Ausschuss für Soziales, Bildung,<br />
Kultur und Sport 27. 9., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Werksausschuss KWU<br />
28. 9., 16.30 Uhr, Eisenhüttenstadt, Zentraler Platz<br />
Ausschuss für Recht, Ordnung, und<br />
Landwirtschaft 29. 9., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />
Unterausschuss Jugendhilfeplanung 29. 9., 18.30 Uhr, Beeskow, Jugendamt<br />
• Kreistag <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
20. 9., 17.00 Uhr, Beeskow, Schützenhaus<br />
Die Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Kreisgeschäftsstelle<br />
Schloßstraße 7 • 15517 Fürstenwalde<br />
Tel. (0 33 61) 3 30 61 • Fax 34 26 24<br />
Die Geschäftsstelle ist geöffnet<br />
Mo.–Fr. 9–12 Uhr, Di. 13–18 Uhr<br />
Sprechstunden des Kreisvorsitzenden<br />
Mo. 9–12 Uhr<br />
Die Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />
Die Kreisgeschäftsstelle in Fürsten walde<br />
sucht ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
Wir bieten: Viel Arbeit mit interessanten Menschen<br />
unserem engagierten Geschäftsstellenteam.<br />
Wie suchen: Politisch Interessierte, computerumgäng<br />
liche Amateure, die dazu lernen und<br />
gerne mehr für die linke Sache tun wollen …<br />
IMPRESSUM:<br />
Herausgeber: Arbeitsgruppe „Widerspruch“ in der Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>; Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde (<strong>Spree</strong>),<br />
Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax (0 33 61) 34 26 24, E-Mail: kontakt@linke-oder-spree.de<br />
Redaktion: V.i.S.d.P. – Peter Hochmuth, Tel./Fax (0 33 62) 55 96, E-Mail: Peter-Waltraud-Hochmuth@t-online.de<br />
Erscheinungsweise: monatlich (11 x jährlich); Redaktionsschluss: 1. Tag des Monats; Auflage: 1 500 Exemplare; Satz: Satzstudio<br />
Schneider, 15537 Erkner, E-Mail: Schneider.Satz@t-online.de; Druck: TASTOMAT Druck GmbH, 15345 Eggersdorf<br />
Der „Widerspruch“ wird aus Leserspenden finanziert (Herstellungskosten pro Ausgabe durchschnittlich 0,58 € – im Jahr 7 €). Die<br />
Redaktion behält sich vor, Zuschriften zu kürzen oder redaktionell zu überarbeiten. Nicht redaktionelle Artikel geben nicht immer<br />
die Auffassung der Redaktion wieder. Alle LeserInnen werden gebeten, Spenden unter dem Stichwort „Widerspruch“ auf das Konto<br />
3 410 533 965, BLZ 170 550 50 bei der Sparkasse <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, auf Spendenlisten der Linkspartei.PDS <strong>Kreisverband</strong> LOS oder in der<br />
Kreisgeschäftsstelle der Linkspartei.PDS (Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde) einzuzahlen. Höhere Spenden sind immer willkommen.
Die Linkspartei.PDS,<br />
Eintrittserklärung bitte senden an: Die Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, Schloßstraße 7, 1517 Fürstenwalde (<strong>Spree</strong>)
Freiheit und Notwendigkeit<br />
Friedrich Engels, Co-Autor des „Kommunistischen<br />
Manifests“ von 1848, hat Freiheit als<br />
„Einsicht in die Notwendigkeit“ definiert. So<br />
könnte auch die Lebensmaxime des kritischen<br />
Sozialisten Lothar Bisky lauten, neben Gregor<br />
Gysi das Aushängeschild und Gesicht der PDS.<br />
Wird er im Wahlkampf von älteren Leuten schon<br />
mal mit den Worten „Sie sind doch der Chef der<br />
DDR“ angesprochen, dann lächelt er und freut<br />
sich. Seine Autobiografie „So viele Träume“<br />
beschreibt ein spannendes Leben zwischen Ost<br />
und West.<br />
Bisky zählt zu denen, die in Gegenrichtung<br />
„rübergemacht“ haben. Gegen den Strom, von<br />
West nach Ost. Als Flüchtlingskind war er nach<br />
der Vertreibung aus Hinterpommern mit seinen<br />
Eltern nach Brekendorf in Schleswig-Holstein<br />
gekommen. Die Familie fristete im Dorf ein<br />
ärmliches, ja erbärmliches Leben: „armes<br />
Pack“. Diese Jahre prägten ihn für immer. Mit<br />
18 kehrt er dem Westen den Rücken, um in der<br />
DDR sein Glück zu machen. Am 6. Dezember<br />
1959 wechselte er einfach die Seiten: „Ich ging<br />
in Richtung Grenze, erreichte den Drahtzaun<br />
und bog den Stacheldraht hoch, sodass ich<br />
unverletzt durchschlüpfen konnte. Ich stand<br />
auf und war im Osten.“<br />
Autorenlesungen<br />
Lothar Bisky, Bundesvorsitzender der<br />
Linkspartei.PDS und Direktkandidat<br />
im Bundestagswahlkreis 63 liest aus<br />
seinem autobiografischen Buch<br />
So viele Träume – Mein Leben<br />
• Mittwoch, 10. August, 19 Uhr,<br />
Storkow, Burg<br />
• Freitag, 12. August, 19 Uhr,<br />
Friedland, Burg<br />
• Sonnabend, 13. August, 19 Uhr,<br />
Frankfurt (<strong>Oder</strong>), Große Scharrnstr. 31,<br />
Wahlquartier Lothar Bisky,<br />
• Mittwoch, 7. September, 19 Uhr,<br />
Beeskow, Bibliothek<br />
• Freitag, 9. September, Müllrose<br />
• Mittwoch, 14. September, Bad Saarow<br />
Dieser Moment ist der Ausgangspunkt einer veritablen<br />
Ost-Karriere: Abitur an der Erweiterten<br />
Oberschule Windischleuba, Karl-Marx-Stipendium,<br />
Studium in Leipzig, Abteilungsleiter am<br />
Institut für Jugendforschung. Bis 1989 Rektor<br />
der Filmhochschule Babelsberg, geschätzt von<br />
seinen Kollegen, beliebt bei den Studenten. Ein<br />
ehemaliger SED-Kader, der immer als kritischer<br />
Marxist galt, ein Intellektueller mit Facharbeiter-Ethos:<br />
das hat Lothar Bisky zur Idealbesetzung<br />
für den Posten des PDS-Vorsitzenden in<br />
schwierigen Übergangszeiten gemacht.<br />
Wer bei Bisky Spektakuläres aus der Binnenwelt<br />
des „realen Sozialismus“ sucht, etwa zum<br />
Prager Frühling 1968, Charta 77, Solidarnosc<br />
oder Biermann-Ausbürgerung, wird enttäuscht.<br />
Stattdessen skizziert er mit Witz und charmanter<br />
Gelassenheit die Stationen einer Politikerlaufbahn<br />
wider Willen. Man kauft es Bisky ab,<br />
wenn er behauptet, die Rolle als forschender<br />
Intellektueller auf seinem Spezialgebiet, der<br />
empirischen Sozialforschung, sei ihm mehr auf<br />
den Leib geschneidert als die des Kämpfers in<br />
den Niederungen des politischen Alltags. Er ist<br />
der Mann für die Kärrnerarbeit. Einer muss es<br />
halt machen.<br />
www.rowohlt.de/magazin/Lothar_Bisky_So_viele_Traeume.323039.html