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DIE LINKE. Kreisverband Oder-Spree

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14. Jahrgang, 9/2005<br />

Zeitung von Mitgliedern der Linkspartei.PDS<br />

im <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>-Kreis<br />

www.pds-oder-spree.de<br />

<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

MIT BEIDEN STIMMEN!<br />

Die Linkspartei.PDS: Zwei Stimmen für eine Idee<br />

Aus dem Inhalt: • Plakatstory am Sonntagmittag ...........19<br />

• Das Wahlprogramm der<br />

Linkspartei.PDS ist finanzierbar! ..........8<br />

• Hartz IV – ein Technokrat berichtet ..12<br />

• Post von Bisky! .....................................15<br />

• 16. Weltfestspiele der<br />

Jugend und Studierenden ................... 24<br />

• Das Gespenst kehrt zurück ................. 29<br />

• Wie und was wird gewählt? ................ 30


2 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 3<br />

• Die Linke.PDS: Zwei Stimmen für eine Idee<br />

Liebe Wählerinnen und Wähler,<br />

am 18. September haben Sie die Wahl:<br />

zwischen einer Politik der Wirtschaftsinteressen<br />

und einer Politik für die Bürger dieses<br />

Landes. SPD, Grüne, CDU/CSU und FDP<br />

sind sich einig, dass Arbeit billiger gemacht<br />

werden muss, damit Arbeitsplätze entste-<br />

• 3 x „Bitte“ bis zur Wahl<br />

Liebe Genossinnen und Genossen,<br />

liebe Freunde,<br />

für die Zeit bis zur Wahl am 18. September<br />

hat der Kreisvorstand drei Bitten an<br />

Euch:<br />

• Erstens: Lothar Bisky ist unser Direktkandidat<br />

für Frankfurt (<strong>Oder</strong>) und <strong>Oder</strong>-<br />

<strong>Spree</strong>. Die Bürgerinnen und Bürger sollen<br />

wissen, dass er hier bei uns wählbar ist und<br />

sich mit einem Direktmandat im Rücken<br />

für die Belange unserer Region stark machen<br />

wird. Das zu jeder Zeit und an jedem<br />

hen. Sie sind sich einig, dass Menschen, die<br />

keine Arbeit haben, in Armut leben müssen.<br />

Wir sehen das anders. Durch den Sozialabbau<br />

wurden keine Arbeitsplätze geschaffen.<br />

Er vermehrte lediglich die Gewinne und<br />

Dividenden der Aktiengesellschaften. Er<br />

vermehrte die Zahl der Arbeitslosen und<br />

die der Millionäre.<br />

Auch Sie entscheiden, welchen politischen<br />

Weg unsere Gesellschaft einschlagen<br />

wird. Auch Ihre Stimme kann helfen, unsere<br />

Gesellschaft gerechter zu machen. Gehen<br />

Sie bitte am 18. September wählen,<br />

mit der Erststimme – Lothar Bisky<br />

mit der Zweitstimme – Die Linke.PDS.<br />

Zwei Stimmen für eine Idee.<br />

Stephan Wende<br />

Ort klar und deutlich zu machen, darum<br />

möchten wir Euch bitten.<br />

• Zweitens: Die Linkspartei.PDS gewinnt<br />

ihre Stärke vor Ort, bei den Menschen. Sie<br />

ist eine lebendige Partei. Lasst uns das auf<br />

unseren vielen Wahlkampfveranstaltungen<br />

in den nächsten Wochen deutlich zeigen.<br />

Wir bitten Euch, werft einen Blick auf die<br />

Termine und versucht, bei so vielen Veranstaltungen<br />

wie möglich dabei zu sein.<br />

• Drittens: Am 18. September bitte wählen<br />

gehen! Mit der Erststimme Lothar Bisky<br />

und mit der Zweitstimme Die Linke.PDS.<br />

Kirchhof und die Kanzlerkandidatin<br />

Von Lothar Bisky<br />

Kirchhof sei ein<br />

Visionär und<br />

„Geht nicht. Gibt’s<br />

nicht!“, sagt die<br />

Kanzlerkandidatin.<br />

Klingt gut.<br />

25 Prozent Steuern<br />

für alle, ein<br />

Schritt zu wahrer<br />

Gleichheit? Immerhin,<br />

da hat der<br />

Steuerprofessor<br />

nicht unrecht, da<br />

würden die Millionäre<br />

endlich etwas<br />

zahlen.<br />

• 1. Einspruch:<br />

Steuerschlupflöcher<br />

schließen,<br />

Ausnahmetatbestände<br />

beerdigen,<br />

dann wären wir<br />

ein ganzes Stück<br />

näher an dem,<br />

was die angeblich so hohen Steuersätze in<br />

Deutschland fordern. Im Übrigen: Die Länder,<br />

in denen ein Steuersystem a la Kirchhof<br />

existiert, erheben Vermögensteuer und viel<br />

mehr Erbschaftssteuern. Die kommen bei<br />

Kirchhof allerdings nicht vor. Zugegeben,<br />

Kirchhofs Modell bekommt beinahe automatisch<br />

Charme, schaut man auf das heutige<br />

undurchschaubare Steuersystem, in dem sich<br />

die Reichen einfach rausrechnen lassen.<br />

• 2. Einspruch: Kirchhofs Gleichheit ist<br />

Gleichmacherei und ungerecht. Steuerprogression<br />

vom Niedrigverdiener zum Spitzenverdiener<br />

muss man nicht kompliziert<br />

gestalten. Und, was Kirchhof wirklich außen<br />

vor lässt: Wie geht es demnächst unseren öffentlichen<br />

Haushalten? Arbeitsförderungen,<br />

Investitionskraft, Schulen, Kultur, Sportanlagen,<br />

Müllabfuhr und Sicherheit, die gibt es<br />

nicht zum Nulltarif.<br />

• Und ganz grundsätzlich möchte ich<br />

schon fragen: Warum sollen starke Schultern<br />

nicht mehr tragen als Schwache? Gucken wir<br />

ernsthaft auf die Herausforderungen: eine<br />

alte Industriegesellschaft zu einer modernen<br />

Wissensgesellschaft, mit modernem Landbau<br />

und solarer Energiegewinnung umzubauen,<br />

dann brauchen wir vorerst nicht weniger,<br />

sondern mehr Steuereinnahmen, zumindest<br />

von den Großverdienern.<br />

Das klingt nicht populär vor Wahlen. Grad<br />

die, die es trifft, haben ihre Medien, um das<br />

allen zu sagen. Es ist aber ehrlicher, wenn wir<br />

bessere Bildung, eine gute Altersversorgung,<br />

und Innovationen wirklich in Angriff zu<br />

nehmen wollen. Für Ostbrandenburg gilt<br />

dies allemal. Und dazu gehört politischer<br />

Wille.<br />

Was haben die Steuersenkungen für große<br />

Unternehmen, die Senkung des Spitzensteuersatzes<br />

gebracht von Rot-Grün gebracht?<br />

Nichts als neue Forderungen und Löcher in<br />

den öffentlichen Haushalten.<br />

Nun steht Paul Kirchhof bekanntermaßen<br />

auch für höheres Kindergeld. Doch da endet<br />

dann auch seine Familienpolitik, denn<br />

„die Mutter macht in ihrer Familie Karriere“<br />

so Kirchhof. Etwas visionärer hätten wir es<br />

dann schon gern, von guter Kitabetreuung<br />

bis zu familienfreundlichen Arbeitsbedingungen<br />

für Mütter und Väter. Auch dafür<br />

brauchen wir eine gerechte Steuerpolitik,<br />

ganz ohne Ehegattensplitting, so wie es die<br />

Linkspartei.PDS vorschlägt. Auch das erhöht<br />

das Steueraufkommen, sinnvoll einzusetzen<br />

für wirklich moderne Familienpolitik.<br />

Also, reden wir über einfache Steuersysteme,<br />

nur gerecht müssen sie sein und zukunftsfähig.<br />

Wir haben durchgerechnet: 64<br />

Mrd.€ bringt unserer Steuermodell und das<br />

bei einem Freibetrag von 12 000 €. Dieser<br />

Bundestag braucht permanenten Einspruch<br />

von links. Dafür können sie am 18. September<br />

stimmen.


Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl 2005<br />

Auf jede Frage eine Antwort<br />

Vor der Bundestagswahl stellen Vereine und Verbände Fragen zu den Programmen der Parteien. Die<br />

Linkspartei hat zu (fast) jeder Frage eine Antwort. Hier die (gekürzten) Antworten der Linkspartei.PDS<br />

auf einige der 125 Wahlprüfsteine:<br />

IPPNW – Deutsche Sektion der Internationalen<br />

Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte<br />

in sozialer Verantwortung e.V.<br />

• Europa atomwaffenfrei machen?<br />

Atomwaffen müssen weltweit und endgültig<br />

geächtet werden. Alle noch verbliebenen<br />

taktischen US-Atomwaffen müssen aus Europa<br />

abgezogen und vernichtet werden. Die<br />

Außen- und Sicherheitspolitik der EU wollen<br />

wir von jeder militärischen, also auch<br />

nuklearen Komponente freihalten und den<br />

Verzicht auf ABC-Waffen vertraglich verankert<br />

sehen.<br />

• Erneuerbare Energien fördern?<br />

100 Prozent erneuerbare Energien bis<br />

2050! Eine der vordringlichsten Aufgaben<br />

der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten<br />

ist der Schutz des Klimas auf der Erde. Daher<br />

brauchen wir Alternativen zur bestehenden<br />

Energie- und Stromversorgung auf der Basis<br />

fossiler bzw. atomarer Träger.<br />

• Konfl ikte und Krisen mit zivilen Mitteln bearbeiten?<br />

Die Linkspartei.PDS setzt sich dafür ein,<br />

dass weder von Deutschland, der EU noch<br />

von anderen europäischen Staaten wieder<br />

Krieg ausgeht bzw. auf dem europäischen<br />

oder anderen Kontinenten geführt wird. Wir<br />

sind überzeugt, dass Konflikte nur auf friedlichem<br />

Weg, vor allem durch diplomatische<br />

Verhandlungen und langfristige Veränderungen<br />

des gleichberechtigten Zusammenlebens<br />

der Staaten und Völker gelöst werden<br />

können.<br />

VKSG – Verband der Kleingärtner, Siedler<br />

und Grundstücksnutzer e.V.<br />

• Was sind die Positionen der Linkspartei in Bezug<br />

auf das Kleingartenwesen?<br />

Die Linkspartei.PDS will ein ökologisch<br />

orientiertes, modernes und zukunftsfähiges<br />

Kleingartenwesen. Sie setzt sich ein für<br />

eine freizügige gärtnerische Nutzung, frei<br />

von Bevormundungen durch Behörden,<br />

frei von Reglementierungen, welche die Zukunftsfähigkeit<br />

des Kleingartenwesens beeinträchtigen;<br />

für eine stärkere Beachtung der<br />

Erholungsnutzung als Bestandteil der kleingärtnerischen<br />

Nutzung; für die Zulässigkeit<br />

von Elektro- und Trinkwasseranschlüssen in<br />

den Lauben und für die Möglichkeit des zeitweiligen,<br />

nicht dauerhaften Übernachtens an<br />

Wochenenden oder im Urlaub. Die Linkspartei<br />

wird sich dafür einsetzen, dass die<br />

Förderung des Kleingartenwesens in die Verfassungen<br />

der Bundesländer aufgenommen<br />

wird, die Kleingartenanlagen in Bebauungsplänen<br />

gesichert werden und die Festlegung<br />

von Pachtzinsen sowie von Steuern, Abgaben<br />

und Gebühren sozialverträglich und unter<br />

Beachtung der Gemeinnützigkeit der Kleingartenanlagen<br />

erfolgt. Die Linkspartei tritt<br />

dafür ein, dass der Bestandsschutz der Datschen<br />

und anderer baulicher Einrichtungen<br />

in den Neuen Bundesländern im Sinne des<br />

Einigungsvertrags durchgesetzt wird.<br />

BUND – Bund für Umwelt- und Naturschutz<br />

e.V.<br />

• Wird die Linkspartei.PDS sich dafür einsetzen<br />

dass unsere Lebensmittel auch künftig gentechnikfrei<br />

bleiben?<br />

Ja. Solange die Risiken nicht hinreichend<br />

erforscht sind, müssen Lebensmittel gentechnikfrei<br />

sein bzw. müssen entsprechend<br />

gekennzeichnet werden.<br />

Berufsverband der Deutschen Dermatologen<br />

• Welche Änderungen beabsichtigt Ihre Partei im<br />

Gesundheitswesen?<br />

Grundsätzlich hält es die Linkspartei PDS<br />

für falsch, Gesundheitspolitik nach Marktprinzipien<br />

zu regeln. Zuerst muss die Politik<br />

unumkehrbar entscheiden, im Gesundheitswesen<br />

nicht ausschließlich Kosten zu sehen.<br />

Es geht um Menschen. Der Arzt muss zuerst<br />

in ihrem Interesse und nicht zuerst im Interesse<br />

von Kostenrechnungen entscheiden<br />

können.<br />

• Welchen Stellenwert hat die wohnortnahe ambulante<br />

fachärztliche Versorgung für ihre Partei<br />

im künftigen Gesundheitswesen?<br />

Wohnortnahe fachärztliche<br />

Versorgung,<br />

insbesondere eine<br />

verstärkte, integrierte<br />

Verzahnung von ambulanter<br />

und stationärer<br />

Versorgung ist<br />

für die Linkspartei.<br />

PDS ein wichtiges Reformziel.<br />

Es ist sozialpolitisch<br />

vernünftig,<br />

denn Patienten haben<br />

kurze Wege, und es<br />

ist volkswirtschaftlich<br />

rational, denn es spart<br />

Kosten, ohne medizinische<br />

Leistungen<br />

einzuschränken.<br />

Deutsche Evangelische<br />

Allianz<br />

• Sind Sie bereit, Gesetzesvorhaben<br />

danach<br />

zu beurteilen, ob sie<br />

mit den biblischen<br />

Grundlagen und dem<br />

christlichen Menschenbild übereinstimmen?<br />

Die Linkspartei.PDS ist keine Weltanschauungspartei.<br />

Sie ist pluralistisch und agiert auf<br />

dem Boden des Grundgesetzes. In der Partei<br />

gibt es konfessionslose wie konfessionell gebundene<br />

Mitglieder, Atheisten und weltanschaulich<br />

ganz unterschiedlich orientierte<br />

Menschen. Bei eigenen Gesetzesinitiativen<br />

bzw. bei der politischen Beurteilung solcher<br />

Initiativen anderer Parteien orientiert sich<br />

die Linkspartei.PDS nicht daran, ob sie mit<br />

biblischen Grundlagen und dem christlichen<br />

Menschenbild übereinstimmen. Freilich wurde<br />

bereits von uns wie von unabhängiger<br />

Seite mehrfach festgestellt, dass es in Sachen<br />

Menschenwürde, Respekt, Solidarität<br />

zwischen christlichem und sozialistischem<br />

Werteverständnis und Menschenbild gewisse<br />

Übereinstimmungen gibt, wir uns in der Kritik<br />

der kapitalistischen Grundzüge unserer<br />

Gesellschaft, von Massenarbeitslosigkeit und<br />

Ausbeutung, den vielfältigen Diskriminierungen<br />

von Menschen und Menschengruppen,<br />

doch mitunter recht nahe kommen.<br />

Transnet-Jugend<br />

Wupper-Rhein-Berg<br />

• Wie stehen Sie generell<br />

zur Privatisierung<br />

von Infrastrukturunternehmen?<br />

Werden Sie<br />

diesen Weg unterstützen,<br />

oder versuchen, den<br />

ursprünglichen Zustand<br />

wieder herzustellen?<br />

Leistungen der öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge,<br />

so auch der<br />

öffentliche Personenverkehr,<br />

sollen nicht<br />

den Gesetzen des<br />

Profits unterworfen,<br />

sondern gemeinwohlorientiert<br />

(für die<br />

Bevölkerung flächendeckend<br />

verfügbar<br />

und erschwinglich)<br />

vorgehalten werden.<br />

Die Linkspartei.PDS<br />

tritt für den Verbleib<br />

der verkehrlichen Infrastruktur sowie der<br />

noch vorhandenen Infrastrukturunternehmen,<br />

auch der Deutschen Bahn AG, im Eigentum<br />

des Bundes ein. Wir sehen im Börsengang<br />

der Bahn weder für Kundinnen und<br />

Kunden noch für die Bahn selbst Vorteile.<br />

Interkultureller Rat in Deutschland<br />

e.V., Pro Asyl und Referat Migrationspolitik<br />

des DGB-Bundesvorstands<br />

• Sind Sie der Auffassung, dass rassistisch motivierte<br />

Handlungen ausreichend strafbewehrt<br />

sind?<br />

Die Linkspartei. PDS ist der Auffassung,<br />

dass nicht immer neue Gesetze, sondern


die konsequente Anwendung bereits geltenden<br />

Rechts im Kampf gegen Rassismus und<br />

Fremdenfeindlichkeit, erforderlich ist. Die<br />

Bekämpfung des Rechtsextremismus, Antisemitismus<br />

und Rassismus ist aber in der<br />

Hauptsache eine politisch inhaltliche Aufgabe.<br />

Die Aufklärungsarbeit muss erheblich<br />

verstärkt und die gesellschaftliche Ächtung<br />

des Rechtsextremismus wieder hergestellt<br />

werden.<br />

Deutscher Hanf Verband<br />

• Sehen Sie Handlungsbedarf bei der Anwendung<br />

von Cannabis als Medizin?<br />

Ja, die Linkspartei.PDS sieht insbesondere<br />

im Medizinbereich einen dringenden<br />

Handlungsbedarf. Kranken kann und muss<br />

es kurzfristig ermöglicht werden, für Heilung<br />

und Linderung ihrer Leiden mit Hilfe von<br />

Cannabisprodukten zu sorgen. Wir sind enttäuscht,<br />

dass die Rot-Grüne Bundesregierung<br />

in diesem Bereich trotz anders lautender Versprechen<br />

seit sieben Jahren untätig ist.<br />

• Wie stehen Sie zur Nutzung von Hanf als Biorohstoff?<br />

Durch die nicht nachvollziehbare Prohibition<br />

von Hanf ist es zu einem Rückschritt<br />

in der technologischen Entwicklung im Zusammenhang<br />

mit der Nutzung von Hanf<br />

als Rohstoff gekommen. Die Linkspartei.<br />

PDS kritisiert diese Entwicklung, da Hanf<br />

ein ökologisch wertvoller nachwachsender<br />

Rohstoff ist. Daher wird sich die Linkspartei.PDS<br />

auch künftig dafür einsetzen, dass<br />

Hanf eine besondere Förderung als Rohstoff<br />

erfährt, um den beschriebenen Rückschritt<br />

aufzuholen.<br />

Deutscher Bundesjugendring<br />

• Für was für ein Schulsystem steht die<br />

Linkspartei.PDS?<br />

Die Linke.PDS steht für eine Schule, die<br />

Lern- und Lebensort für Kinder und Jugendliche<br />

ist, in dem Kultur, soziale Kompetenz<br />

und Demokratie unmittelbar erlern- und erlebbar<br />

sind. Die interkulturelle Erziehung<br />

und Bildung sowie die Menschenrechtserziehung<br />

müssen unserer Meinung nach integraler<br />

Bestandteil schulischer Bildung sein.<br />

Die Linke.PDS fordert die Überwindung des<br />

gegliederten Schulsystems hin zu einer integrativen<br />

Schule für alle bis mindestens Klasse<br />

10. Der Individualität der Lernenden und<br />

ihrer unterschiedlichen Lernvoraussetzungen<br />

ist durch geeignete Maßnahmen Rechnung<br />

zu tragen. Dazu gehören unter anderem<br />

Möglichkeiten der individuellen Förderung<br />

und eines zielgerichteten Ausgleichs der sozialen<br />

Nachteile ebenso wie das Lernen in<br />

kleineren Lerngruppen, Klassen oder Kurse<br />

und die soziale Integration von Kindern aus<br />

eingewanderten Familien.<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche<br />

Landwirtschaft<br />

• Welchen Stellenwert wird der ökologische Landbau<br />

in Ihrer Agrarpolitik einnehmen?<br />

Im Parteiprogramm der PDS (beschlossen<br />

am 26. Oktober 2003) bekennen wir uns „…<br />

zum Ausbau des integrierten und ökologischen<br />

Landbaus …“. Damit ist gesagt, dass<br />

wir für eine Ökologisierung der gesamten<br />

Landwirtschaft eintreten. Diese Orientierung<br />

auf beide umweltgerechten Produktionsweisen<br />

ist aufgrund der nach wie vor<br />

vorhandenen Dominanz der konventionell<br />

wirtschaftenden Agrarbetriebe sinnvoll. Nur<br />

so sind in der Breite positive Wirkungen für<br />

Natur, Umwelt und Gesundheit erreichbar.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass die Umstellungsförderung<br />

auf ökologischen Landbau erhalten<br />

bleibt. Auch halten wir es für sinnvoll,<br />

über eine differenzierte Ausgestaltung der<br />

Förderung darauf hinzuwirken, dass der Tendenz<br />

begegnet werden kann, dass Verarbeiter<br />

bei bestimmten Bioprodukten ihre Ware im<br />

Ausland beziehen, weil ihr Bedarf aus dem<br />

Inlandaufkommen nicht gedeckt wird.<br />

AWO – Arbeiterwohlfahrt<br />

• Wie will die Linkspartei.PDS Arbeit<br />

schaffen?<br />

Statt mit Milliarden Euro Arbeitslosigkeit<br />

zu finanzieren, wollen wir mit dem gleichen<br />

Geld versicherungspflichtige und existenzsichernde<br />

Arbeitsplätze schaffen. Wir fordern,<br />

dass Langzeitarbeitslose das Geld, das sie<br />

als ALG II plus Kosten der Unterkunft und<br />

Zuverdienst aus „Ein-Euro-Jobs“ erhalten als<br />

Nettolohn, also im Arbeitnehmerstatus mit<br />

Arbeitsvertrag, ausgezahlt bekommen – ohne<br />

die Zwänge und Demütigungen, die ihnen<br />

bei ALG II und Ein-Euro-Jobs zugemutet<br />

werden. Zu diesen Mitteln soll ein Teil der<br />

staatlichen Zusatzeinnahmen hinzukommen,<br />

der durch ein von uns vorgeschlagenes<br />

gerechteres Steuersystem erzielbar wäre. Ein<br />

weiterer Teil soll aus bereits heute vorhandenen<br />

Förderfonds von Ländern, Bund und<br />

Europäischer Union in die Schaffung dieser<br />

Arbeitsplätze fließen.<br />

Widerspruch 9/2005 7<br />

Antifaschistische Klausel muss ins Grundgesetz<br />

Erklärung von<br />

Wolfgang Neskovic<br />

– Listenplatz 4 auf<br />

der Brandenburger<br />

Landesliste<br />

geb 1948, verheiratet,<br />

zwei Kinder, Wohnort<br />

Lübeck, Richter am<br />

Bundesgerichtshof<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH) urteilte am<br />

28. Juli, dass die Verwendung der unter<br />

Rechtsextremisten üblichen Parole „Ruhm<br />

und Ehre der Waffen-SS“ nicht strafbar ist.<br />

Dazu erklärte der parteilose Bundestagskandidat<br />

auf der Landesliste der Brandenburger<br />

Linkspartei.PDS, Wolfgang Neskovic:<br />

Die Kritik aus Politik und Gesellschaft an<br />

der Entscheidung der Richter des Bundesgerichtshofes<br />

ist unangemessen. Die Richter<br />

konnten nicht anders entscheiden, denn sie<br />

entscheiden auf der Grundlage von Gesetzen.<br />

Schlechte Gesetze kann aber nur der<br />

Gesetzgeber ändern.<br />

Wenn Bundestagspräsident Wolfgang<br />

Thierse meint, „das Urteil trüge nicht zur<br />

Ermutigung der Bürger bei, sich gegen die<br />

Aktivitäten der Neonazis in unserem Land<br />

zu wenden“, macht er den Bock zum Gärtner.<br />

Nicht der Urteilsspruch aus Karlsruhe ist<br />

Die vollständigen Antworten und die<br />

Fragen von insgesamt 125 Organisationen<br />

(Stand 30. 8.) gibt es im Internet unter sozialisten.de/wahlen2005/positionen/wps2005/index.htm<br />

oder (gekürzt) in den Pressediensten<br />

der Linkspartei.PDS ab Nr. 30/2005.<br />

Infos auch unter: wahlpruefsteine@sozialisten.de<br />

oder Parteivorstand der Linkspartei,<br />

Kleine Alexanderstraße 28, 10178 Berlin,<br />

Telefon (0 30) 2 40 09-0, Fax (030) 2 41 10 46.<br />

Dennis Klingenberg, Erkner<br />

daran Schuld, sondern Politiker, die Gesetze<br />

machen, die keine anderen Urteile zulassen.<br />

Einzig richtige Konsequenz aus diesem<br />

Urteil ist die erneute Forderung nach einer<br />

antifaschistischen Klausel im Grundgesetz.<br />

Mit einer solchen Formulierung würde die<br />

Wiederbelebung nationalsozialistischen Gedankenguts<br />

für verfassungswidrig erklärt und<br />

verboten werden. Das wäre ein deutliches<br />

Zeichen gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit<br />

und Antisemitismus. Eine solche<br />

Klausel könnte dann auch spürbare Konsequenzen<br />

zeigen. Sie könnte dazu beitragen,<br />

dass Polizei und Behörden gegen faschistische<br />

Aktivitäten stärker als bisher vorgehen<br />

könnten.<br />

Der Bundessprecherrat der Kommunistischen<br />

Plattform wandte sich gegen diese<br />

Bewertung des Urteils durch Wolfgang<br />

Nescovic und erklärte: Als politischer Formalist<br />

mag man eine solche Erklärung für<br />

politisch korrekt halten. In Anbetracht der<br />

unendlichen Blutspur, die die in Nürnberg<br />

als verbrecherische Organisation kategorisierte<br />

Waffen-SS in Europa hinterließ, sind<br />

wir zu dieser Art „political correctness“ nicht<br />

bereit. Uns ist der Gedanke unerträglich, dass<br />

jemand, der die Kritik am Urteil des BGH für<br />

unangemessen hält - mit welcher Begründung<br />

auch immer - für die Linkspartei.PDS zu den<br />

Bundestagswahlen kandidieren wird.<br />

Die Linke.PDS-Pressedienst, Nr. 31, 5. 8. 2005


8 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 9<br />

Das Wahlprogramm der<br />

ist finanzierbar!<br />

Es war bisher in Deutschland nicht üblich,<br />

Wahlprogramme mit einer detaillierten Finanzierung<br />

zu untersetzen. Um die LINKS-<br />

PARTEI.PDS zu „entzaubern“ wird massiv<br />

versucht, die Bezahlbarkeit der Vorschläge in<br />

Zweifel zu ziehen. Dabei schreckt man weder<br />

vor Unterstellungen und Halbwahrheiten,<br />

noch vor Lügen zurück. Gerade diejenigen,<br />

die wie Frau Merkel Brutto und Netto nicht<br />

auseinander halten können, und der Finanzminister<br />

Eichel, der ständig mit kreativer<br />

Buchführung „glänzt“, erwecken den Eindruck,<br />

als hätten sie bei Baron Münchhausen<br />

Rechnen gelernt.<br />

Durch die Arbeit im Landtag und den<br />

zurückliegenden Landtagswahlkampf sind<br />

Behauptungen und Vorwürfe dieser Art für<br />

mich allerdings keine neuen Erfahrungen.<br />

Vor allem in den Diskussionen im Landtag<br />

wird ständig behauptet, dass die Fraktion<br />

der Linkspartei.PDS nur Wünsche hätte. In<br />

Wahrheit gibt es jedoch keinen einzigen Vorschlag<br />

der Fraktion, der nicht auch gegenfinziert<br />

ist. Diese Finanzierungsvorschläge<br />

werden aber regelmäßig ignoriert, weil sie<br />

beweisen, dass es tatsächliche Alternativen<br />

in der Finanzpolitik des Landes gibt. Ich<br />

erinnere dabei nur an die deutlich zu teuren<br />

Abwasseranlagen und Straßen sowie viel zu<br />

hoch veranschlagte Personalkosten. Diese<br />

Gelder hätten nach unseren Vorstellungen<br />

zur Verbesserung von Bildungsangeboten,<br />

in Forschungsprojekte und in Jugend- und<br />

Sportvereine umverteilt werden müssen.<br />

Die Liste unserer Vorschläge für Veränderungen<br />

der Haushaltspolitik auf Bundesebene<br />

ist länger und unsere Forderungen<br />

grundsätzlicher – die Auseinandersetzung<br />

der anderen Parteien mit unseren Konzepten<br />

daher um so massiver. Das wiederum zeigt,<br />

das wir eine ernstzunehmende politische<br />

Alternative sind, denn statt mit besseren<br />

Argumenten operieren sie mit Lügen und<br />

Halbwahrheiten.<br />

• Behauptet wird, dass das Ehegattensplitting<br />

nur 1 Milliarde Euro bringt. Bei 11,6<br />

Millionen Steuerpflichtigen, bei denen die<br />

Splittingtabelle angewendet wird, würde<br />

dies aber im Schnitt gerade mal 7,18 Euro<br />

monatlich ausmachen. Wer selbst Steuerklasse<br />

III hat, weiß es besser.<br />

• Behauptet wird, dass die Börsenumsatzsteuer<br />

nur 500 Millionen und nicht 14,5<br />

Milliarden Euro einbringen würde. Dazu<br />

müsste die Börse heute die gleichen Umsätze<br />

haben wie 1990. Aber bei tatsächlichen<br />

3,27 Billionen Euro Börsenumsatz im<br />

Jahr 2004 sind 0,5 Prozent nun mal 16,35<br />

Milliarden Euro. Mit einem „Sicherheitsabschlag“<br />

von über 10 Prozent kalkulieren<br />

wir 14,5 Milliarden Euro Einnahmen.<br />

• Behauptet wird, dass die Erhebung der<br />

Vermögensteuer 40 Prozent der Einnahmen,<br />

also bei uns 10 Milliarden Euro, kosten<br />

würde. Das wären aber die Bezüge für<br />

250 000 Finanzbeamte, von denen jeder<br />

weniger als 20 Vermögensteuerfälle im Jahr<br />

zu bearbeiten hätte. Wer dies glaubt, muss<br />

von unfähigen und faulen Beamten ausgehen.<br />

Wir tun dies jedenfalls nicht und<br />

kalkulieren maximal 5 Prozent Erhebungskosten<br />

ein.<br />

Auch bei den Kosten der Vorschläge im<br />

Wahlprogramm der LINKSPARTEI haben<br />

die „Finanzexperten“ der anderen Parteien<br />

Probleme bei der Bedienung ihres Taschenrechners.<br />

Im Stile von Taschenspielern zaubern<br />

sie Zahlen hervor, die keiner Prüfung<br />

standhalten. So wird bei den Kosten der<br />

Mindestrente vergessen, dass die Bemessungsgrenze<br />

angehoben wird und die Zahl<br />

der Beitragszahler nach unseren Vorstellungen<br />

steigt. Ein Zuschuss von 3 Milliarden<br />

Euro würde netto genügen.<br />

Die Ausgaben für Bildung auf 6 Prozent<br />

und für Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts werden schrittweise<br />

erhöht. Ein Zeitraum von 4 bis 5 Jahren<br />

ist bei den riesigen Beträgen einfach notwendig.<br />

Das vergessen gerade diejenigen, die den<br />

Atomausstieg versprochen haben und sich<br />

dann 30 Jahre Zeit lassen.<br />

Was die Kritiker ebenso ignorieren: Die<br />

Erhöhung des Kindergeldes auf 250 Euro<br />

ist im Steuerkonzept der LINKSPARTEI bereits<br />

finanziert. Trotz dieser Ausgabe und<br />

anderer wie erhöhter Pendlerpauschale oder<br />

ermäßigter Umsatzsteuer auf Dienstleistungen<br />

und Arzneien bringt das Steuerkonzept<br />

netto 64 Milliarden Euro (Mehreinnahmen<br />

von 134,2 minus Mehrausgaben von 70,2<br />

Milliarden Euro). Im Wahlprogramm listet<br />

die LINKSPARTEI weitere Forderungen auf,<br />

die noch einmal 58 Milliarden Euro kosten.<br />

Summa summarum Gesamtausgaben von<br />

128,2 Milliarden Euro.<br />

Insgesamt ergibt sich keine Finanzierungslücke.<br />

Das Gegenteil ist der Fall (siehe Tabellen<br />

auf Seite 10): Die Finanzierungsvorschläge<br />

der LINKSPARTEI führen trotz der Forderungen<br />

im Wahlprogramm zu einem ÜBER-<br />

SCHUSS von 6 Milliarden EURO. Einsparungen<br />

in den öffentlichen Haushalten, z.B.<br />

durch sinkende Arbeitslosigkeit und den Verzicht<br />

auf Auslandseinsätze der Bundeswehr,<br />

sind noch nicht mal eingerechnet. Auch die<br />

Auswirkungen der Kindergelderhöhung (=20<br />

Milliarden Euro mehr Geld in den Händen<br />

von Familien mit Kindern) sind weder bei<br />

der Umsatzsteuer, noch bei Einkommen- und<br />

Unternehmenssteuern enthalten.<br />

Kertsin Osten, MdL<br />

Linkspartei.PDS- Fraktion, Vorsitzende des Finanzausschusses<br />

im Landtag Brandenburg<br />

Am 18. 9. mit beiden Stimmen<br />

Linkspartei.PDS


10 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 11<br />

Tatsächliche Kosten der Forderungen der LINKSPARTEI.PDS<br />

Forderung<br />

Milliarden<br />

davon<br />

Euro<br />

Bund Länder Kommunen<br />

Zukunftsinvestitionsprogramm *) 10,0 10,0 - -<br />

Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor 5,0 5,0 - -<br />

Erhöhung der Bildungsausgaben 17,0 - 17,0 -<br />

Mindestrente von 800 Euro 3,0 3,0 - -<br />

Wiederherstellung der Bezugsdauer von ALG I 3,5 3,5 - -<br />

Erhöhung ALG II auf 420 Euro in Ost und West 4,5 - - 4,5<br />

Aufstockung Ein-Euro-Jobs (Umwandlung in Nettolohn) 3,0 - - 3,0<br />

Nichtanrechnung des Kindergeldes bei ALG und Sozialhilfe 4,5 - - 4,5<br />

Gebührenfreie Kita-Betreuung 4,3 - - 4,3<br />

Erhöhung der Entwicklungshilfeausgaben 2,0 2,0 - -<br />

Erhöhung des Kindergeldes auf 250 Euro 20,4 12,2 8,2 -<br />

Erhöhung Freibetrag und Verzicht auf Tarifknick bei Einkommensteuer 15,5 9,3 6,2 -<br />

Volle Steuerfreiheit für Rentenversicherungsbeiträge 13,4 8,0 5,4 -<br />

Erhöhung der Pendlerpauschale auf 40 Cent 1,1 0,7 0,4 -<br />

Anrechnung der Gemeindebetriebsteuer auf Einkommensteuer 6,3 3,8 2,5 -<br />

Umsatzsteuersenkung für arbeitsintensive Dienstleistungen und Arznei 11,0 4,4 4,4 2,2<br />

Abschaffung Bier-, Kaffee-, Schaumwein- und Feuerschutzsteuer 2,5 1,4 1,1 -<br />

Sonstige Forderungen im Wahlprogramm 1,2 1,1 0,1 -<br />

SUMME DER MEHRAUSGABEN: 128,2 64,4 45,3 18,5<br />

*) Ausgaben für Bildung, öffentlich geförderte Beschäftigung und Kita-Betreuung sind gesondert aufgeführt.<br />

Gegenfi nanzierung<br />

Milliarden<br />

davon<br />

Euro<br />

Bund Länder Kommunen<br />

Erhöhung des Spitzensteuersatzes der Einkommensteuer 9,2 5,5 3,7 -<br />

Einschränkung der Verlustverrechnung 11,0 6,6 4,4 -<br />

Übertragung des Grundfreibetrags (-4,1) statt Ehegattensplitting (+12,5) 8,4 5,0 3,4 -<br />

Streichung Eigenheimzulage 5,9 3,5 2,4 -<br />

Streichung Arbeitnehmerpauschbetrag 1,7 1,0 0,7 -<br />

Streichung Kinderfreibetrag 1,4 0,8 0,6 -<br />

Streichung Sparerfreibetrag 2,5 1,5 1,0 -<br />

Streichung von sonstigen Steuervergünstigungen 16,6 10,0 6,6 -<br />

Wiedereinführung Vermögensteuer 25,0 - 25,0 -<br />

Wiedereinführung Börsenumsatzsteuer bzw. Börsenabgabe 14,5 14,5 - -<br />

Änderungen bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer 12,0 - 12,0 -<br />

progressive Körperschaftsteuer (15 bis 35 Prozent) 15,0 7,5 7,5 -<br />

Revitalisierung der Gewerbesteuer als Gemeindebetriebsteuer 11,0 - - 11,0<br />

Änderung der Verteilung der Gemeinschaftssteuern 0,0 11,8 -16,2 4,4<br />

Abschaffung der Gewerbesteuerumlage 0,0 -1,3 -3,8 5,1<br />

SUMME DER MEHREINNAHMEN: 134,2 66,4 47,3 20,5<br />

So, die beiden Löcher sind erst mal wieder zu. Das muss für den<br />

Wahlkampf reichen.<br />

Reparaturarbeit: Klaus Georg<br />

Beleidigt?<br />

Nein, beleidigt bin ich eigentlich nicht. Die<br />

beiden haben doch die Wahrheit gesagt, über<br />

sich. Der eine nannte mich Kalb, verproletarisiert<br />

hieß mich der andere. Hätte der aus<br />

Bayern nicht für sich selber das Reimwort<br />

Kälber gebraucht, hätte er mich vielleicht<br />

auch Schwein genannt.<br />

Und da hat so ein tiefer gelegter General<br />

ein ganz gesundes Empfinden dafür, welcher<br />

Klasse er angehört. Zeigt es auch mal, dass<br />

er nicht zu den Proleten da unten gehört,<br />

und schon ist Geschrei, wo doch ein wenig<br />

Dankbarkeit sein sollte. Schließlich musste<br />

es doch wieder gesagt werden, dass es außer<br />

dem Bürger auch noch andere Klassen<br />

gibt. Respekt, meine Teuersten. Endlich mal<br />

Deutlichkeit statt solcher verschwommenen<br />

Konstrukte: sozial Schwächere, bildungsferne<br />

Elternhäuser mit dem Hang zum Unterschichtenfernsehen,<br />

Benachteiligte. Euch<br />

beiden kann keiner mehr Volksverdummung<br />

anlasten.<br />

Klaus Georg Przyklenk, Woltersdorf


12 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 13<br />

Anhörung im Landtag zu den Auswirkungen zu Hartz IV – zwei Sichten auf die Katastrophe<br />

Ein Technokrat berichtet<br />

Am 30. 8. fand im Landtag Brandenburg eine<br />

Anhörung der Landtagsfraktion der Linkspartei.PDS<br />

zu den Auswirkungen von Hartz<br />

IV statt. In der Vormittagssitzung legten die<br />

Verantwortlichen der Ämter für Grundsicherung<br />

und Beschäftigung bzw. die Leiter der<br />

Arbeitsgemeinschaften von Arbeits- und Sozialämtern<br />

der Landkreise ihre Erfahrungen<br />

aus dem ersten Halbjahr 2005 dar. (Berichterstatter<br />

waren die Landkreise <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>,<br />

Elbe-Elster und Prignitz) Konkret gefragt waren<br />

die Ergebnisse der Einführung des SGB<br />

II aus Sicht der Träger der Grundsicherung.<br />

Herr Lindemann aus dem Landkreis <strong>Oder</strong>-<br />

<strong>Spree</strong> legte dar, dass statt der im Jahr 2004<br />

prognostizierten 9 700 Bedarfsgemeinschaften<br />

tatsächlich 14 500 zu betreuen seien. Diese<br />

fast 50-prozentige Steigerung erfordere<br />

nicht nur, wie geplant, 195 Mitarbeiter im<br />

Amt für Grundsicherung und Beschäftigung,<br />

sondern 234. (80 Mitarbeiter waren frührer<br />

im Kreis beschäftigt, 55 kamen aus den Sozialämtern<br />

der Kommunen, 70 bis 80 wurden<br />

von „außen“ eingestellt) Aber selbst damit<br />

sei der vom Gesetz geforderte Betreuungsschüssel<br />

nicht zu erreichen. Ein Mitarbeiter<br />

betreue derzeit zwischen 150 und 200 Betroffene.<br />

Die Qualifizierung der Mitarbeiter<br />

musste und muss weiter erhöht werden.<br />

„Negativ ist das Ärgernis, dass der Regelsatzbedarf<br />

in Ost und West so unterschiedlich<br />

ist und dass sich der Aufgabenzuschnitt<br />

der Ämter ständig ändert …“ beklagte sich<br />

Herr Lindemann.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten habe der Landkreis<br />

auch Ergebnisse vorzuweisen: 500 ehemals<br />

Arbeitslose konnten seit Januar 2005 in<br />

den ersten Arbeitsmarkt eingegliedert werden,<br />

275 davon mit Eingliederungszuschuss<br />

…<br />

Auf Nachfragen der Mitglieder der Fraktion<br />

der Linkspartei.PDS konnte Herr Lindemann<br />

keine Aussage über den Anteil von Jugendlichen<br />

und Frauen an den Nichtleistungsempfängern,<br />

deren Arbeitslosengeld-II-Antrag<br />

abgelehnt wurde, machen. Er bezeichnete es<br />

als „Phänomen“, dass Menschen durch Hartz<br />

IV aus dem Krankenversicherungsschutz gefallen<br />

sind …<br />

Die Fraktionsvorsitzende Dagmar Enkelmann<br />

fasste die Vormittagssitzung zusammen:<br />

„Hartz IV ist Armut per Gesetz. Es<br />

gehört abgeschafft. Wenn es nicht sofort<br />

möglich ist, muss es grundlegend überarbei-<br />

Mitglieder der Initiative „Erkner gegen Hartz IV“ bei der Anhörung im Landtag<br />

tet werden. Arbeitslose sind nicht faul. Es<br />

fehlen Arbeitsplätze. An Stelle der MAE, die<br />

nicht beliebt, sondern der einzige Ausweg<br />

sind, ist ein öffentlich geförderter Arbeitsmarkt<br />

mit versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

zu schaffen.<br />

Es muss eine echte Grundsicherung für Arbeitslose<br />

geschaffen werden, deren Regelsätze<br />

in Ost und West auf einheitlich mindestens<br />

412 € festgesetzt werden.“<br />

Am Nachmittag kamen die Vertreter der<br />

Arbeitslosen zu Wort,<br />

standen Ergebnisse der<br />

Einführung des SGB II<br />

aus Sicht der Betroffenen<br />

und der Beratungsstellen<br />

zur Debatte. Konkret<br />

ging es um<br />

• die Einschätzung der<br />

sozialen Situation<br />

(Langzeit) Arbeitsloser<br />

und besondere Problemlagen<br />

• den Umgang der Träger<br />

der Grundsicherung<br />

mit ihren Kunden und<br />

• die Anforderungen an eine aktive Arbeitsmarktpolitik.<br />

Dies wollten die Vertreter der Ämter für<br />

Grundsicherung nicht hören oder kümmerten<br />

Sie sich um Arbeitsplätze? Die Frage kann<br />

nicht beantwortet werden, jedenfalls waren<br />

sie in der Mittagspause verschwunden.<br />

Der Arbeitslosenverband Deutschland e.V.,<br />

verschiedene Träger von ABM und MAE<br />

so wie Initiativen aus Teltow, Eberswalde,<br />

Eisenhüttenstadt, Nauen und anderen Landesteilen<br />

berichteten von falschen Arbeitslosengeld-II-Bescheiden,<br />

von unbeantworteten<br />

Widersprüchen, von unfreundlichen, unqualifizierten<br />

oder nicht vorhandenen Beratungen<br />

bei den Ämtern, von Armut und Ausgrenzung<br />

der Betroffenen. Wir, die Initiative<br />

gegen Hartz IV, konnten Einzelschicksale<br />

vorstellen, von unserem Kampf mit dem Ämtern,<br />

von unseren Montagsdemos berichten<br />

und die Forderungen der Arbeitslosen an die<br />

Landespolitik deutlich machen …<br />

Aufstehn! – Motto und Logo der<br />

„Initiative Erkner gegen Hartz IV“<br />

Die Situation der Antragsteller von ALG<br />

II ist entwürdigend, schon bei der Antragstellung<br />

wird die private Sphäre der Familien<br />

verletzt … Materiell mussten mehr als<br />

zwei Drittel Einbußen in Kauf nehmen: 69<br />

Prozent der Befragten haben durch ALG II<br />

weniger Geld im Portemonnaie als im Jahre<br />

2004. Die Befragten bezogen zwischen 20 bis<br />

1 000 Euro weniger.<br />

59 Prozent der Befragten gehen gegenwärtig<br />

seltener zum Arzt als im Jahr 2004. Bei<br />

Befragten über 40 Jahren<br />

betreffe dies sogar 65 Prozent<br />

… Jedem Fünften<br />

steht heute weniger Wohnraum<br />

zur Verfügung als im<br />

Vorjahr. Die Umzüge sind<br />

in der Regel nicht vom<br />

Amt angeordnet, sondern<br />

Ergebnis des gesunkenen<br />

Einkommens.<br />

Zehn Prozent der befragten<br />

Arbeitslosen mussten<br />

nach der Einführung von<br />

»Hartz IV« ihr Auto aufgeben,<br />

sind also weniger<br />

mobil für den Arbeitsmarkt …<br />

„Das Land darf sich nicht aus der Verantwortung<br />

stehlen, Ignoranz muss aus den<br />

Köpfen. Es muss etwas getan werden gegen<br />

die Ausgrenzung der Arbeitslosen,“ fasste<br />

Kerstin Kaiser-Nicht den zweiten Teil der<br />

Anhörung zusammen und stellte den Antrag<br />

der PDS-Fraktion an den Landtag vor, mit<br />

dem die Wiedereinführung der „Einmaligen<br />

Leistungen“ (wie früher im Bundessozialhilfegesetz)<br />

erreicht werden soll. Die Arbeitslosen<br />

hoffen, dass der Landtag zustimmt. Das<br />

wäre ein wichtiges Ergebnis der Anhörung.<br />

Elvira Strauß, Erkner, Stadtverordnete<br />

der Linkspartei.PDS in der SVV Erkner,<br />

Mitglied der Initiate „Erkner gegen Hartz IV“<br />

Der vollständige Bericht ist im „Hartz-Splitter<br />

25/2005“ der Initiative abgedruckt oder<br />

unter www.pds-erkner.de abrufbar.


14 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 15<br />

Kleinkläranlagen gegen zentrale Klärwerke<br />

Experten beraten in Rauen zukunftsträchtige Lösungen für Abwasser<br />

An einem Freitagmorgen in Brandenburg<br />

– genauer in Rauen bei Fürstenwalde zu Gast<br />

bei Familie Plenzke, die bereits jahrelangen<br />

Strafverfolgungen (einschließlich beantragter<br />

Beugehaft) ausgesetzt ist.<br />

Ihr Vergehen: Sie betreibt in ihrem Garten<br />

eine funktionierende ökologische Nutzwasserrückgewinnungsanlage.<br />

Politiker, Vertreter<br />

von Behörden und Bürgerinitiativen sind<br />

eingeladen, an Ort und Stelle zu beraten, ob<br />

der in Brandenburg praktizierte Anschlussund<br />

Benutzungszwang an zentrale Abwasseranlagen<br />

noch zeitgemäß ist.<br />

Mit mir gekommen ist auch der rechtspolitische<br />

Sprecher unserer Fraktion Stefan<br />

Sarrach. Dabei sind ebenfalls Vertreter des<br />

NABU und der Grünen Liga.<br />

Behörden und Zweckverband lassen sich<br />

nicht sehen. Dafür zahlreiche sachkundige<br />

Mitglieder von Bürgerinitiativen aus ganz<br />

Brandenburg, die sich mit der Allmacht von<br />

Abwasserzweckverbänden zum Teil seit Jahren<br />

herumschlagen.<br />

Und immer geht es um die eine Hauptfrage.<br />

Warum können Bürgerinnen und Bürger<br />

in diesem Land nicht selbst entscheiden, wie<br />

sie mit ihrem Abwasser umgehen? Mitunter<br />

führen kilometerlange Leitungen zu einzelnen<br />

Gehöften. Betreiber bestehender bewährter<br />

Anlagen werden trotz der Erfüllung<br />

umwelttechnischer Standards gezwungen,<br />

sich an Kläranlagen von Zweckverbänden<br />

anzuschließen.<br />

Am Beispiel der Familie Plenzke wird Fraktion<br />

der Linkspartei.PDS dieses Thema in der<br />

nächsten Landtagssitzung auf die Tagesordnung<br />

setzen.<br />

Abwasser in Brandenburg – wie weiter?<br />

Die Abwasserpolitik in Brandenburg bedarf<br />

generell einer Korrektur. Überdimensionale<br />

Kläranlagen und teure Leitungsnetze sorgen<br />

für eine drastische Verschuldung vieler Abwasserverbände.<br />

Millionen Euro pumpt das<br />

Land jährlich in die Kassen angeschlagener<br />

Verbände.<br />

Diese schwere Hypothek einer verfehlten<br />

Abwasserpolitik wird noch lange von den<br />

Brandenburgerinnen und Brandenburgern<br />

abzutragen sein. Die Gebühren sind in Brandenburg<br />

die höchsten innerhalb der Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

1,5 Mrd. € Schulden der Zweckverbände<br />

bei einer geschätzten Auslastung der Kläranlagen<br />

von nur 50 Prozent zwingen zum<br />

Umdenken. Dafür setzte ich mich auch kürzlich<br />

beim „kommunalpolitischen forum“ des<br />

Landes Brandenburg ein, auf dem rund 70<br />

Kommunal- und Landespolitiker, Mitglieder<br />

von Bürgerinitiativen und Experten Alternativen<br />

zu dieser Politik berieten.<br />

Vor der erschreckenden Gesamtbilanz der<br />

bisherigen Abwasserpolitik der Landesregierung,<br />

die auf den damaligen Umweltminister<br />

Matthias Platzeck und den damaligen Umweltstaatssekretär<br />

Rainer Speer zurückgehen,<br />

darf es nicht zu weiteren Fehlentwicklungen<br />

kommen.<br />

Die Diskussion des Forums machte ebenfalls<br />

deutlich, dass mit dem Wahn, alle Haushalte<br />

an zentrale Kläranlagen anzuschließen,<br />

Schluss gemacht werden muss. Rund<br />

ein Viertel alle Brandenburger verfügen<br />

noch nicht über eine geeignete Abwasserentsorgung.<br />

Eine Richtungsänderung ist noch<br />

möglich. Dabei geht es vor allem um die<br />

Aufhebung des Anschluss- und Benutzungszwanges,<br />

wie mit § 15 der Brandenburger<br />

Gemeindeordnung sanktioniert. Dafür wird<br />

sich die Linkspartei.PDS-Fraktion im Brandenburger<br />

Landtag auch weiterhin einsetzen.<br />

Mit drei diesbezüglichen Anträgen stieß sie<br />

bisher auf energischen Widerstand von SPD<br />

und CDU.<br />

Stattdessen ist zu befürchten, dass die Landesregierung<br />

versucht, wieder massiv zentrale<br />

Abwasseranlagen zu fördern. Entgegen der<br />

Ankündigung von Finanzminister Rainer<br />

Speer im Doppelhaushalt 2005/2006, die<br />

weitere Förderung im Abwasserbereich zu<br />

minimieren, sind allein für 2005 rund 35<br />

Mio. € vorgesehen. Die wahren Zahlen waren<br />

im Haushaltsentwurf nicht enthalten.<br />

Erst einer Intervention der Linkspartei.PDS-<br />

Fraktion ist es zu verdanken, dass es zur Veröffentlichung<br />

kam.<br />

Auf dem Abwasserforum unterstrichen<br />

viele Redner, darunter zahlreiche Betreiber<br />

alternativer Anlagen, dass die Zukunft aber<br />

Elan und Schwung erfaßt Genossinnen und Genossen in Bad Saarow<br />

Post von Bisky!<br />

Alle hatten ihn schon, nur ich noch nicht,<br />

den Brief von Lothar Bisky an die Genossinnen<br />

und Genossen der Partei mit dem<br />

neuen Absender „<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.PDS“. Erst<br />

am Freitag hatte ich ihn im Briefkasten. Auf<br />

einer Gesamtmitgliederversammlung haben<br />

wir uns nochmals zur Umbenennung unserer<br />

Partei und zum Wahlkampf verständigt.<br />

Gast war unsere Parteitagsdelegierte Helga<br />

Böhnisch aus Eisenhüttenstadt.<br />

Ich hatte mir das Jahr 2005, unsere Partei<br />

betreffend, ganz anders vorgestellt: etwas<br />

in einer gleichberechtigten Förderung zentraler<br />

und dezentraler Lösungen liegt. Die<br />

Bürgerinnen und Bürger sollten eigenverantwortlich<br />

die Entscheidung über die vorschriftsmäßige<br />

Art ihrer Abwasserbehandlung<br />

treffen können.<br />

Dagegen sind die Gelder verstärkt für den<br />

Rückbau überdimensionierte Kläranlagen<br />

und Leitungssysteme einzusetzen.<br />

Renate Adolph, Landtagsabgeordnete, Verbraucherpolitische<br />

Sprecherin der PDS-Fraktion<br />

Zum Woltersdorfer Sommerfest war Lothar<br />

Bisky gekommen, ebenso wie die<br />

Direktkandidaten der anderen Parteien,<br />

um am traditionellen Sonnabendnachmittag<br />

der Vereine und Parteien<br />

dabei zu sein. Mehr als eine Stunde<br />

nahm er sich die Zeit für Gespräche bei<br />

den Vereinen und mit Bürgermeister<br />

Höhne. Der Clou des Rundgangs: Die<br />

Gespräche wurden mit der Polaroid-<br />

Kamera festgehalten. Die Gesprächspartner<br />

erhielten ein Erinnerungsfoto<br />

mit Autogramm des Linkspartei.PDS-<br />

Direktkandidaten.<br />

ruhiger treten, mehr theoretisieren, über die<br />

Parteistruktur nachdenken und reden und<br />

auch etwas für die politische Bildung tun.<br />

Nun, ab Mai diesen Jahres, kam alles ganz<br />

anders. Der Kanzler stellte die Vertrauensfrage.<br />

Wir haben sofort versucht, den Elan und<br />

Schwung des Landtagswahlkampfes wieder<br />

aufzunehmen, und das mit viel Erfolg. In<br />

allen Gemeinden des Amtes Scharmützelsee<br />

wurde flächendeckend plakatiert, seit dem<br />

18. August gibt es täglich die Infostände und<br />

1 400 Euro an Wahlkampfspenden wurden


16 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 17<br />

bereits gesammelt. Alle Genossinnen und<br />

Genossen wollen in persönlichen Gesprächen<br />

mit Verwandten, Freunden und Bekannten<br />

dafür werben, am Wahltag Lothar<br />

Bisky die Erststimme zu geben, und auch bei<br />

der Zweitstimme die „LINKSPARTEI.PDS“<br />

anzukreuzen. Fazit unserer Versammlung:<br />

• „<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong>.PDS“ muss die einmalige<br />

historische Chance für die Entwicklung<br />

einer starken linken Kraft in Deutschland<br />

nutzen;<br />

• zu diesem von uns eingeschlagenen Weg<br />

gibt es keine Alternative;<br />

• versuchen wir, uns in diesem Prozess mit<br />

zu verändern.<br />

Und nun zurück zum verspätet eingetroffenen<br />

Brief von Lothar Bisky. Er ist eine klare<br />

SPD und Linkspartei im Infostand-Vergleich<br />

„SPD? Die wähl’ ich nicht mehr!“<br />

Die SPD war zwei Minuten eher da, um ihren<br />

Infostand aufzubauen. Direkt neben dem<br />

Eingang der Kaufhalle in der Friedrichstraße<br />

in Erkner. Roter SPD-Schirm und SPD-Luftballons<br />

waren schon von weitem zu sehen.<br />

Der Linkspartei blieb nur ein Platz etwas<br />

weiter weg. Ohne Schirm, da das neue <strong>DIE</strong><br />

<strong>LINKE</strong>-Logo noch nicht fertig war. Aber<br />

wir positionierten uns trotzdem zum Wahlprogrammverteilen<br />

vor dem Eingang, neben<br />

dem SPD-Stand. Die Menschen, die in den<br />

Supermarkt hinein- und hinausgingen, sahen<br />

Gleichzeitig den SPD-Schirm und uns, die<br />

wir Zettel in den Händen hielten.<br />

Nachdem schon einige Personen mit Worten<br />

wie „Euch wähl ich nicht mehr!“ vorbeigelaufen<br />

waren, war klar, dass viele Leute<br />

dachten, wir gehören zur SPD. Die SPD-<br />

VerteterInnen standen aber nur an ihrem<br />

Stand herum, neben einem großen Bild das<br />

wohlbekannte gesicht des Herrn Vogelsänger<br />

zeigend, der jedoch nicht persönlich, sondern<br />

nur als aufgestelltes Poster anwesend war.<br />

Um Verwechslungen mit der SPD zu vermeiden<br />

mussten wir uns kenntlich machen.<br />

und ehrliche Werbung für ein Direktmandat<br />

und für unsere Partei, wie ich sie bisher noch<br />

in keinem Wahlkampf erlebt habe. Deshalb<br />

meine ich, dass alle Wählerinnen und Wähler<br />

in unserem Wahlkreis 63 noch vor dem<br />

18. September eine solche überzeugende<br />

Wahlwerbung in der Post haben sollten.<br />

Für den nächsten Zeitraum wünsche ich<br />

mir zweimal jährlich Post von Lothar Bisky<br />

oder auch anderen Gewinnerinnen und Gewinnern<br />

von Bundestagsmandaten unserer<br />

Partei in meinem und in aller Leute Briefkasten.<br />

Daswäre ein Stück Glaubwürdigkeit<br />

frei Haus gegenüber all unseren Wählerinnen<br />

und Wählern.<br />

Friedrich Hrdina, Bad Saarow<br />

Mit den Worten: „Wir sind nicht SPD, wir<br />

sind PDS“ und indem ein Bild von Lothar<br />

Bisky mit dem großen Schriftzug „<strong>DIE</strong> LIN-<br />

KE.PDS“ oben auf die Informations-Materialien<br />

gelegt und den Leuten entsprechen<br />

gut lesbar hingehalten wurde. Nachdem klar<br />

war, dass wir nicht von der SPD waren, wurde<br />

die Linkspartei.PDS-Wahlwerbung von<br />

vielen gerne genommen. Einige brauchten<br />

sie gar nicht: „Ich wähl’ euch sowieso“, „Hab<br />

ich schon“, „Das (die SPD) sind die größten<br />

Arbeiter-Verräter!“, „Ist Oskar Lafontaine<br />

dabei?“. Es gingen natürlich auch welche<br />

abwinkend vorbei, die allerdings den SPD-<br />

Stand auch keines Blickes würdigten.<br />

Insgesamt gesehen war diese Verteil-Aktion<br />

„unter dem Schirm der SPD“ ein Erfolg und<br />

die Linkspartei hätte in Erkner die absolute<br />

Mehrheit (jedenfalls nach der Zahl der verteilten<br />

Wahlprogramme). Aber noch ist nicht<br />

gewählt worden und wir lassen mit unserer<br />

Werbung nicht nach!<br />

Dennis Klingenberg, Erkner<br />

Die Linkspartei.PDS auch in Storkow aktiv im Wahlkampf<br />

„So viele Träume“ – Lothar Bisky las auf Burg Storkow<br />

Bereits am Mittwoch, dem 10. August organisierten<br />

wir auf der Storkower Burg eine<br />

Autorenlesung mit Lothar Bisky, dem Bundesvorsitzenden<br />

der Linkspartei.PDS und<br />

Direktkandidat in unserem Wahlkreis zur<br />

Bundestagswahl. Mehr als 40 interessierte<br />

Bürger kamen auf die Burg, darunter auch<br />

zahlreiche Jugendliche aus der Stadt. Unter<br />

ihnen auch ein junger Mann, der die ganze<br />

Zeit regungslos dasaß und unser Geschehen<br />

fest im Auge hatte. Am Sonnabend trafen wir<br />

diesen Zeitgenossen am Info-Stand der NPD<br />

Material der Neonazis in den Händen wieder.<br />

Trotzdem, ich hoffe, auch er hat etwas<br />

aus dieser Veranstaltung gelernt.<br />

Lothar las aus seinem Buch „So viele Träume“.<br />

In dieser Autobiografie beschreibt er<br />

in lockerer Art sein Leben. Man lernt dabei<br />

einen Genossen kennen, der zur Sache steht,<br />

nicht viel Wind um sich selbst macht und<br />

ein kritischer Arbeiter ist. So fällt es auch<br />

nicht schwer, nach der Lesung auf das Thema<br />

Bundestagswahlkampf zu kommen. Auf<br />

die Frage, wie er als Direktkandidat für die<br />

Menschen im Wahlkreis wirken kann, gab<br />

er zur Antwort, er stehe für soziale Gerechtigkeit,<br />

nicht für Hartz IV und den Sozialabbau.<br />

Er ist offen für die Sorgen und Nöte der<br />

Menschen und er setzt sich ein, für gleiche<br />

Rechte in Ost und West. Er wird aber nicht<br />

versprechen hier eine Straße und dort einen<br />

Radweg zu bauen, das ist Landespolitik. Seine<br />

Antworten waren klar und deutlich. Er<br />

ging auf den Fragesteller ein und das führte<br />

meist zu einem persönlichen Gespräch. Diese<br />

Eigenschaft konnten wir auch am Freitag<br />

auf dem Markt am Infostand beobachten. Er<br />

ist einer von uns, spricht wie wir und möchte<br />

kein Aufsehen um seine Person haben.<br />

Am gleichen Tag kam es zu einer Begegnung<br />

mit unserer Bürgermeisterin. Christina<br />

Gerike informierte Lothar Bisky über die<br />

Probleme in der Stadt. Es kamen solche Themen<br />

wie die Verschuldung der Stadt, die Auslastung<br />

des Gewerbegebietes, die Innenstadtsanierung,<br />

die Vorbereitung der 800 Jahrfeier<br />

und der Aufbau der Burg zur Sprache.<br />

In der folgenden Woche kamen auch wir<br />

mit unseren Wahlplakaten auf die Straße<br />

und Plätze von Storkow. Die Übermacht der<br />

NPD-Plakate konnten wir nicht dulden, zumal<br />

die Storkower Stadtverwaltung bereits<br />

Briefe von Touristen erhalten hatte, die diese<br />

Situation in der Stadt beklagten.<br />

Regelmäßig am Freitag von 9–12 Uhr haben<br />

wir unseren Infostand auf dem Markt<br />

in Storkow, um mit den Bürgern in das Gespräch<br />

zu kommen.<br />

Ute Ulrich, Fraktionsvorsitzende<br />

Die Linkspartei.PDS der Storkower SVV


18 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 19<br />

Lothar Bisky und Dagmar Enkelmann auf Wahlkampftour im LOS<br />

Keine Frage bleibt unbeantwortet<br />

Ich erlebte das Spitzenteam der Linkspartei.<br />

PDS vor meiner Haustür.<br />

Ein großes „Warum“ beschäftigt viele Bürger,<br />

so auch mich. Was hat die Linkspartei.<br />

PDS mit Lafontaine zu tun? Was bleibt nach<br />

dem Zusammenschluss mit der WASG von<br />

unserer Linkspartei.PDS übrig? Diese Frage<br />

konnte ich mir selber nicht richtig beantworten,<br />

obwohl in vielen Sendungen darüber<br />

gesprochen wurde. Durch Zufall erfuhr ich,<br />

Herr Bisky und Frau Enkelmann kommen<br />

nach Woltersdorf. Ein wenig Geduld war<br />

nötig, dann kamen beide auf einem Tandem<br />

– Klasse! Herr Bisky nahm sich sehr viel Zeit<br />

um meine Fragen zu beantworten. Ruhig<br />

und sachlich erklärte er mir den notwendigen<br />

Zusammenschluss, dadurch werden<br />

die modernen und frischen Ideen besser in<br />

die Länder getragen. Ob wir über das Steuerkonzept,<br />

die Einkommenssteuer, die Bildung<br />

als Grundrecht, oder die Erneuerung<br />

des Gesundheitssystems gesprochen haben.<br />

Er blieb mir keine Antwort schuldig, genauso<br />

hat Frau Enkelmann allen Bürgern die<br />

Fragen beantwortet. Die Linke. PDS wird<br />

mit diesem Programm sicher viele Wähler<br />

überzeugen können.<br />

Mit Spannung warte ich auf seinen nächsten<br />

Besuch am Mittwoch, den 14. September<br />

auf dem Rathausplatz, „Kochen mit Bisky“.<br />

Da kann doch nur ein köstliches Gericht<br />

entstehen! <strong>Oder</strong> ?<br />

Helga Schulze, Woltersdorf<br />

Für alle Leserinnen und Leser noch dieser<br />

Nachtrag. Zur Bundestagswahl am 18. September<br />

tritt allein die Linkspartei. PDS an.<br />

Die Partei öffnet in allen Bundesländern ihre<br />

Landeslisten für Mitglieder der WASG und<br />

parteilose Kandidatinnen und Kandidaten,<br />

die sich auf der Basis des Wahlprogramms<br />

der Linkspartei. PDS für eine Kandidatur<br />

zum Bundestag bewerben wollen. Sie wurden<br />

gewählt in LandesvertreterInnen-Versammlungen<br />

der Linkspartei. PDS. Der Zusammenschluss,<br />

die Vereinigung der zwei Parteien<br />

WASG und Linkspartei. PDS bleibt einem<br />

angestrebten, bis zu zwei Jahren möglicherweise<br />

andauernden Prozess vorbehalten.<br />

Für die Redaktion Peter Hochmuth<br />

Beeskower Genossen mit aller Kraft im Bundestagswahlkampf<br />

Hoffnungsvolle Fragen – alternative Antworten<br />

Ein Höhepunkt in unserem Wahlkampf war<br />

der Besuch Lothar Biskys, des Spitzenkandidaten<br />

der Linkspartei.PDS in unserem Wahlkreis<br />

am 2. August. Gemeinsam mit Dagmar<br />

Enkelmann, Vorsitzende der PDS Landtagsfraktion<br />

und unserem Landtagsabgeordneten<br />

Stefan Sarrach erlebten wir ihn an unserem<br />

Infostand auf dem Marktplatz in Beeskow.<br />

Schnell war der Infostand von interessierten<br />

Bürgern umringt, die Fragen zur Politik der<br />

Partei und zu ihrem Wahlprogramm stellten.<br />

Die Gespräche zeigten, welch großes Interesse<br />

die Bürger, ob jung oder alt, an Gesprächen<br />

über eine Politik die zu mehr sozialer<br />

Gerechtigkeit führt, haben.<br />

Zugleich kam zum Ausdruck, welche Hoffnungen<br />

und Erwartungen die Menschen daran<br />

knüpfen, dass Die Linke.PDS zu mehr<br />

sozialer Gerechtigkeit, Verringerung der Massenarbeitslosigkeit<br />

und Zukunftschancen für<br />

Ostdeutschland beiträgt. Vielen Bürgern ist<br />

nicht entgangen, dass manche der etablierten<br />

Parteien nach dem Erstarken der Linkskräfte<br />

begannen, einerseits den Osten neu zu entdecken<br />

andererseits heftig mit Lügen und<br />

Verleumdungen zu reagieren.<br />

Auch in Woltersdorf – jede Wahlkampfstunde zählt<br />

Plakatstory am Sonntagmittag<br />

Ende August 2005<br />

Man kann beim Plakatieren zur Wahlwerbung<br />

am Sonntagmittag was erleben, besonders<br />

in Woltersdorf, Nähe Ortsmitte, zwei<br />

Geschäfte als Publikumsmagnet, Plakate<br />

anderer „Mitbewerber“ fast außerhalb der<br />

Sichtweite, auch die Überzahl mit Jörg Vogelsängers<br />

sanftem Lächeln. Moderne Beleuchtungsmaste<br />

sind dort an beiden Straßenseiten<br />

noch nicht behängt. Welchen sollen wir<br />

für unsere letzten beiden anzubringenden<br />

Linksplakate aussuchen? Natürlich den, wo<br />

sie ins Auge fallen, sich viel Laufpublikum<br />

bewegt, Autos abbiegen und noch langsam<br />

fahren. Also wählten wir den Mast direkt<br />

vor den Läden, neben den Briefkästen zweier<br />

konkurrierender Postunternehmen – einer<br />

gelb, einer knallrot.<br />

Mit Ulli Franke hatte ich die letzten beiden<br />

Plakattafeln unserer vormittäglichen<br />

Installationen eben kunstvoll, windfest, abrutschsicher,<br />

fest an diesen nichtkonischen<br />

glatten Straßenbeleuchtungsmast gezaubert.<br />

Beeskower Zeitungen haben nach einer<br />

Pressekonferenz, die Lothar Bisky noch am<br />

gleichen Tag veranstaltete, die Leser entsprechend<br />

informiert. Ein Besuch beim Amt<br />

für Grundsicherung und Beschäftigung im<br />

Landratsamt veranlasste ihn dabei zu der<br />

Feststellung: „Der Besuch bestätigt unsere<br />

Kritik an Hartz IV“.<br />

Bis zum Wahltag sind wirwöchentlich auf<br />

dem belebten Marktplatz. Gern greifen die<br />

Besucher zu unseren eigenen Flugblättern,<br />

die sich an die Beeskower Bürger direkt wenden.<br />

Gut bewährt haben sich auch, die als<br />

Argument des Tages herausgegebenen Flyer<br />

werden von vielen Gesprächspartnern gerne<br />

angenommen und geben manchem die Möglichkeit,<br />

in der Familie oder unter Kollegen<br />

und Nachbarn unsere Positionen zur Finanzierung<br />

unserer sozialen Forderungen, vor allem<br />

die Umverteilung von oben nach unten<br />

durch die Einführung der entsprechenden<br />

Steuern gegenüber den Wohlhabenden.<br />

Eine umfangreiche Arbeit leistet eine kleine<br />

Arbeitsgruppe, die die Plakatierung in den<br />

Städten Beeskow und Friedland und in 61<br />

weiteren Dörfern und Siedlungen vorbereitet<br />

und durchführt. Häufig kommt es dabei zu<br />

aufgeschlossenen Gesprächen mit Bürgern,<br />

die uns bereits von vorangegangen Wahleinsätzen<br />

kennen.<br />

Aktiv beteiligten sich viele Mitglieder unserer<br />

Gebietsorganisation auch an der vom<br />

Bundesvorstand initiierten Aktion „Spenden<br />

für den Bundestagswahlkampf der ‚Linkspartei.PDS‘“.<br />

Bis Mitte August konnten schon<br />

1 069,– € überwiesen werden.<br />

Herbert Niederstraßer, Beeskow<br />

Da rollte an der anderen Straßenseite ein<br />

kleines Auto mit runtergekurbelter Seitenscheibe<br />

in Richtung Stopschild. Ein Älterer<br />

lehnte sich heraus und rief uns an mit<br />

sehr lauter Stimme in tiefster saarländischer<br />

Mundart, was wir jedoch nicht deutlich verstanden.<br />

Es klang nicht sehr vertrauenerweckend,<br />

vielleicht sogar bedrohlich. Als wir<br />

unsere Plakat-Utensilien zusammengeräumt<br />

hatten und die Stehleiter zum Parkplatz neben<br />

den Geschäften trugen, kam besagtes<br />

Auto, nachdem es offensichtlich gewendet<br />

hatte, neben uns zum Stehen. Mit großem<br />

Hallo, sehr freundschaftlicher Geste entstieg<br />

ihm ein leibhaftiger älterer Westlinker, in<br />

einem härteren Saarbrücker Jargon redend<br />

als Oskar Lafontaine und Erich Honecker es<br />

zusammen geschafft hätten. Er sei mit einer<br />

Woltersdorferin verheiratet, in der gleichen<br />

Gewerkschaft ver.di wie auch ich als Rentner.<br />

Als linkes SPD-Mitglied habe er nach<br />

Eintritt ins Rentenalter aus Protest gegen<br />

die Nach-Lafontaine-Politik der SPD seinen


20 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 21<br />

Parteibetrag auf zwei Euro selbst festgelegt.<br />

Mit Oskar Lafontaine aus Oberlimberg bei<br />

Saarlouis und Otmar Schreiner sei er selbstredend<br />

auf Du und Du. Das deutsche Linksprojekt<br />

findet er toll, und, sagt er, es muss<br />

gelingen. Seine Linken in der SPD verlassen<br />

im Saarland in größerer Zahl ihr bisheriges<br />

Schiff. Und dortige SPD-Rechte versuchen<br />

alles schönzureden. Er erzählte uns die Geschichte<br />

des Herrn Klimt – Karriere vom<br />

ehemaligen SPDler über Bundesverkehrsminister<br />

mit Konvertieren nach Schwarz. Viele<br />

Bemerkungen zum Abfallen des Genossen<br />

Kanzlers und dessen Fehden mit Oskar und<br />

Otmar. Auch andere interne Parteistorys.<br />

Die Stimmung an der SPD-Basis im Saarland<br />

ist vor der Bundestagswahl von starken<br />

Verunsicherungen und Ängsten geprägt. Oskars<br />

Chancen als WASG-Direktkandidat im<br />

Saarland, gewählt auch von vielen SPD-Sympathisanten,<br />

stehen gut, so seine Meinung.<br />

Relativ unverkrampft<br />

Die Zeit verrann. Ulli hatte noch nicht<br />

einmal sein erstes Frühstück gehabt, weil<br />

er als erfahrener Plakatkleber annahm, die<br />

12 Plakate seien ruck zuck an den Masten.<br />

Aber er hatte nicht mit meiner Gründlichkeit<br />

gerechnet, obwohl wir uns schon lange gut<br />

kennen (unsere an 6 Masten befestigten Plakate<br />

hängen trotz erlittener Unwetter noch<br />

unverrutscht!).<br />

Der lächelnde Abschied des Gesprächs-Genossen<br />

zögerte sich bei interessantem lebhaften<br />

– vielleicht mehr Monolog – noch recht<br />

weit hinaus. Er bliebe nicht lange in Woltersdorf,<br />

weil er diese „Revolution“ im Saarland<br />

vorantreiben wolle, eine letzten Worte.<br />

Es war eine erfrischende Zufallsbegegnung.<br />

Man hätte sich richtig bekannt machen sollen.<br />

In dieser spontanen Situation hatte dazu<br />

wohl keiner Zeit.<br />

Bernhard Szepek, szepek@gmx.de<br />

Woltersdorf<br />

Eine Art Wuppertaler Botschaft: Meinungsverschiedenheiten lassen sich besser in der<br />

Vorwärtsbewegung als im Stillstand überwinden<br />

Seit der Kommunalwahl im Herbst 2004 sitzt<br />

die PDS – jetzt Linkspartei – mit einer dreiköpfigen<br />

Fraktion im Wuppertaler Stadtrat.<br />

Sie hat sechs Mandate in den zehn Bezirksvertretungen<br />

der Stadt.<br />

Einen Stimmenanteil von 3,6 Prozent hatte<br />

die PDS mit einer offenen Liste erreicht,<br />

die tatsächlich eine offene war. Mehr als<br />

die Hälfte der fünfzig Kandidatinnen und<br />

Kandidaten, die in den Wahlkreisen und<br />

auf der Liste für die PDS kandidierten, sind<br />

Parteilose. Es sind Sympathisantinnen und<br />

Sympathisanten, Bekannte aus örtlichen Bewegungen,<br />

Initiativen und Einrichtungen.<br />

Ohnehin hält die Linkspartei.PDS-Wuppertal<br />

Schwellen niedrig, um engagierte und<br />

sachkundige Menschen zur Mitwirkung und<br />

zur Unterstützung zu gewinnen. Wer Mitglied<br />

werden möchte, ist herzlich willkommen.<br />

Aber eine Mitgliedschaft ist nicht Bedingung,<br />

um im <strong>Kreisverband</strong> mitwirken zu<br />

können. Die Möglichkeiten, die die Satzung<br />

aktiven Sympathisantinnen und Sympathisanten<br />

einräumt, werden ausgeschöpft. Das<br />

hat sich bewährt.<br />

In Versammlungen, in Kampagnen, als<br />

kommunale Mandatsträger/innen und als<br />

sachkundige Bürger/innen für die PDS in<br />

den Ausschüssen des Stadtrates wirken Freundinnen<br />

und Freunde aus sozialen, kulturellen<br />

oder antifaschistischen Bereichen mit.<br />

Es gehört zum Selbstverständnis des <strong>Kreisverband</strong>es,<br />

sich nicht auf die Tätigkeit in den<br />

örtlichen Parlamenten zu beschränken, sondern<br />

Bestandteil und Partnerin außerparlamentarischer<br />

Bewegungen und Initiativen<br />

zu sein. Ob im Sozialforum, in antifaschistischen<br />

Vereinigungen, in der Friedensbewegung<br />

oder anderenorts – die PDS wird<br />

nicht als „Fremdkörper“ oder „Ostableger“<br />

beargwöhnt, sondern sie gehört dazu. Und<br />

sie nutzt ihre kommunalen Mandate, um<br />

Anliegen der Menschen und der demokratischen<br />

und sozialen Initiativen in die Parlamente<br />

zu tragen.<br />

Deshalb votierte die Wuppertaler PDS im<br />

Mai dieses Jahres nahezu einstimmig dafür,<br />

in Partnerschaft mit anderen Linken ein gemeinsames<br />

Projekt für die vorgezogene Bundestagswahl<br />

anzustreben. Mit anderen Linken<br />

gemeinsam etwas machen zu wollen, war<br />

für die Wuppertaler PDS-Mitglieder und Mitwirkenden<br />

nicht neu – darum bemüht man<br />

sich sozusagen alltäglich.<br />

Angesichts der Erfahrungen<br />

und der Herausforderung<br />

Bundestagswahl war<br />

das Aufeinanderzugehen<br />

von PDS und WASG vor<br />

Ort kein „heroischer“<br />

Akt. Nicht wenige Beteiligte<br />

kennen sich schon<br />

viele Jahre aus Kampagnen,<br />

aus Bewegungen, aus<br />

Aktions- und Diskussionszusammenhängen.<br />

So<br />

saßen WASG-Mitglieder<br />

und PDSler/innen, aber<br />

ebenso weitere Beteiligte,<br />

wie DKP-Mitglieder<br />

und zahlreiche Parteilose,<br />

zum ersten Gedankenaustausch<br />

in Wuppertal<br />

bereits zusammen, als die<br />

„oberen“ Verhandlungsdelegationen<br />

von PDS und<br />

WASG noch gar keine Ergebnisse öffentlich<br />

kundgetan hatten. Nicht, weil die Wuppertaler/innen<br />

schlauer oder vorausschauender<br />

sind als die Linken anderenorts – aber es gibt<br />

die Besonderheit der Linken in Wuppertal,<br />

bei allen unterschiedlichen Standpunkten,<br />

einschließlich prinzipieller Unterschiede, relativ<br />

unverkrampft miteinander umzugehen.<br />

Dafür war und ist die PDS – jetzt Linkspartei<br />

– ein Treffpunkt.<br />

Inzwischen kommt an jedem Montag ein<br />

offenes Plenum zusammen. Mitglieder von<br />

linken Parteien und parteilose Menschen<br />

überlegen erste Wahlkampfaktivitäten und<br />

tauschen sich über Inhalte aus.<br />

Skepsis wird geteilt, wenn hier und da prominente<br />

Linke darüber philosophieren, ob es<br />

irgendwann einmal eine Koalition mit einer<br />

veränderten SPD geben könnte. „Niemand<br />

kann voraussagen, wie die SPD in zehn Jahren<br />

verfasst ist – das kann heute nicht das<br />

Thema sein. Unsere Politik definiert sich in<br />

Auseinandersetzung mit dem, was die SPD-<br />

Grünen-Regierung hervorgebracht hat“, so<br />

ein WASG-Kollege in der Plenumdiskussion.<br />

Und: „Können wir uns<br />

darauf verlassen, dass Ihr<br />

wirklich Oppositionspolitik<br />

wollt?“, lautete eine<br />

Nachfrage von WASG-<br />

Mitgliedern in einer<br />

Versammlung der Linkspartei.<br />

Es ist inzwischen<br />

Normalität, dass Mitglieder<br />

der WASG als Gäste<br />

an Versammlungen der<br />

Linkspartei.PDS teilnehmen<br />

und umgekehrt. Aber<br />

es gibt auch Fragen an die<br />

WASG-Freunde. „Kann<br />

man bei Reformen stehen<br />

bleiben, die nicht an die<br />

Substanz der kapitalistischen<br />

Strukturen gehen?“,<br />

fragte eine Wissenschaftlerin<br />

die Gesprächspart-<br />

Informationen gefällig? Die Linken in<br />

Wuppertal<br />

ner/innen der WASG.<br />

Nun, gegenseitige Fragen<br />

gibt es viele, aber ebenso Zuversicht, dass<br />

eine gemeinsam unterstützte Kandidatur vor<br />

Ort einen beachtlichen Stimmenanteil erzielen<br />

könnte.<br />

Wir wollen nicht von positiven Prognosen<br />

leben, sondern für mehr linke Oppositionspolitik<br />

konkret tätig werden. Es gibt ebenso<br />

Übereinstimmung darin, dass es viele Unterschiede<br />

gibt, die man in einem Prozess des<br />

möglichen Zusammenfindens der Parteien<br />

gründlich besprechen muss, und dass das<br />

viel besser geschehen kann vor dem Hinter-


22 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 23<br />

grund einer erfolgreichen Kandidatur der<br />

Linkspartei.<br />

Herausforderungen, Meinungsverschiedenheiten,<br />

Probleme – das gibt es im politischen<br />

Engagement täglich neu. Sie zu lösen, zu<br />

überwinden, um sich neuen Herausforderungen<br />

und Konflikten zu stellen, geht natürlich<br />

viel besser in der Vorwärtsbewegung als im<br />

Stillstand. Das ist so eine Art Wuppertaler<br />

Botschaft, nicht nur aus den Erfahrungen der<br />

letzten Wochen.<br />

Peter Oberhaus, Linkspartei, Sprecher des <strong>Kreisverband</strong>es<br />

Wuppertal, aus DISPUT • 2005-08<br />

Frauen aus Bewegungen, WASG und<br />

Linkspartei.PDS vernetzen sich<br />

Linker Frauen-Aufbruch<br />

48 Erstunterzeichnerinnen haben heute den<br />

„Linken Frauen-Aufbruch“ ausgerufen. Die<br />

neue linke Kraft in Deutschland „können wir<br />

nicht allein den Parteien WASG und Linkspartei.PDS<br />

überlassen und nicht allein den<br />

Männern“, schreiben sie in ihrem Aufruf.<br />

Ein erster Schritt zu mehr Frauenpower<br />

soll der Ratschlag „Linker Frauen-Aufbruch“<br />

am 10. September in Frankfurt (Main) sein.<br />

Zu den Zielen des „Linken Frauen-Aufbruchs“<br />

erklären Christel Buchinger, Anny<br />

Heike und Christiane Reymann, drei der<br />

Initiatorinnen: „Der Aufruf hat sich schon<br />

von selbst verbreitet, bevor er heute herauskommt.<br />

Frauen wollen den Prozess zu einer<br />

neuen linken Kraft nicht beobachten, sondern<br />

gestalten. Neu wird eine linke Kraft nur<br />

dann, wenn sie ein anderes Verhältnis von<br />

Parteien und Bewegungen herstellt; und nur<br />

dann, wenn sie mit der Tradition bricht, dem<br />

männlichen Blick auf Gesellschaft, Natur,<br />

Kultur die weibliche Perspektive lediglich<br />

‚hinzuzufügen’. Eine neue Linke wäre von<br />

Anbeginn weiblich-männlich und männlichweiblich,<br />

nicht nur die Gesellschaft, sondern<br />

auch uns selbst verändernd. Das wollen wir<br />

erreichen.“<br />

Unter den Unterzeichnerinnen des „Linken<br />

Frauen-Aufbruchs“ sind Politikerinnen<br />

wie Sabine Lösing vom geschäftsführenden<br />

Bundesvorstand der WASG und die stellvertretende<br />

Linkspartei.PDS-Vorsitzende Katja<br />

Kipping; Wissenschaftlerinnen wie die Herausgeberin<br />

des historisch-kritischen Wörterbuchs<br />

des Feminismus, Frigga Haug, oder<br />

die Begründerin der Frauenforschung in der<br />

DDR, Prof. Herta Kuhrig; Aktivistinnen aus<br />

der Anti-Hartz-Bewegung wie Annette Bock<br />

vom Kyritzer Aktionsbündnis oder die Berliner<br />

Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner;<br />

Stadtverordnete und Kreisrätinnen aus Ost<br />

und West, die Geschäftsführerin der Rosa-<br />

Luxemburg-Stiftung, Dr. Evelin Wittich, die<br />

ehemalige stellvertretende Vorsitzende der<br />

IG Medien, Gisela Kessler, die Künstlerin<br />

Heidrun Hegewald und viele parteipolitisch<br />

nichtorganisierte Frauen aus Bewegungen<br />

und Frauenstrukturen.<br />

Ramona Dittrich, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kontakt: kontakt@linker-frauen-aufbruch.de<br />

Linkes Camp trotzt Regen und Zeitgeist<br />

Am 7. August ging im holsteinischen Einhaus<br />

bei Ratzeburg das diesjährige Sommercamp<br />

von [’solid] zu Ende. Es fiel mit mehr<br />

als 170 TeilnehmerInnen, darunter Gästen<br />

aus dänischen, finnischen und griechischen<br />

Partnerverbänden des gemeinsamen Europäischen<br />

Netzwerks Demokratischer Junger<br />

Linker, deutlich größer aus als in den Vorjahren.<br />

Dass das Motto „Planschen für die<br />

Revolution“ durch Niesel- und Regenwetter<br />

manchmal anders umgesetzt wurde als gewünscht,<br />

trübte zwar mitunter die sommerliche<br />

Stimmung, sorgte aber auf der anderen<br />

Seite für hohe Teilnehmerzahlen bei den<br />

Workshops.<br />

Das inhaltliche Angebot war breit gefächert<br />

und reichte von Seminaren über Schulkritik<br />

und Pressearbeit bis zu Diskussionen<br />

über Minderheitenpolitik und Ideenwerkstätten<br />

für zukünftige Kampagnen. Als Gäste<br />

konnten unter anderem Wolfgang Gehrke,<br />

Vertreterinnen und Vertreter der regionalen<br />

WASG sowie der Friedensaktivist und Europa-Abgeordnete<br />

Tobias Pflüger begrüßt<br />

werden. Das Wetter und die unerwartet hohe<br />

TeilnehmerInnenzahl stellten die selbstverwaltete<br />

Campküche zwar mitunter vor logistische<br />

Herausforderungen, satt wurden am<br />

Ende aber trotzdem immer alle. Ein offenes<br />

Plenum wertete jeden Abend die Ereignisse<br />

des Tages aus und verteilte die Arbeiten für<br />

den nächsten Morgen.<br />

Neben Kletterkursen, einem Hip-Hop-<br />

Konzert und einer spektakulären Nachtrallye<br />

durch Wald und Moor stellte vor allem der<br />

„Local Action Day“ auf dem Hamburger<br />

Gänsemarkt einen Höhepunkt der neun Tage<br />

… ist ein offener sozialistischer Jugendverband.<br />

Seit fünf Jahren sind wir bundesweit<br />

aktiv und suchen als Teil emanzipatorischer<br />

und antifaschistischer Bewegungen<br />

die Zusammenarbeit in Bündnissen. Wir<br />

verstehen uns selbst als unabhängig, kapitalismuskritisch<br />

und der Linkspartei.<br />

PDS nahe stehend. Unser Engagement<br />

zielt darauf ab, Politik stärker als bisher<br />

im öffentlichen Raum stattfinden zu lassen.<br />

Politische Bildung, das Eintreten für<br />

eine kulturelle Offensive von links und<br />

die bewusste politische Aktion sind dabei<br />

Schwerpunkte unserer Arbeit.<br />

www.solid-web.de<br />

www.solid-brandenburg.de


24 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 25<br />

dar: von vielen der PassantInnen unbemerkt<br />

hatten sich hier ca. 80 junge Menschen in<br />

der Fußgängerzone verteilt und begannen<br />

ein groß angelegtes Straßentheater, das den<br />

erbarmungslosen Wettstreit aller gegen alle<br />

um einen schlecht bezahlten Arbeitsplatz<br />

bildhaft darstellte. Während am Ende der<br />

Szene nur noch eine einzige auf den Beinen<br />

war und sich humpelnd ihren Minijob abholte,<br />

wurden zeitgleich Protestflugblätter gegen<br />

Entsolidarisierung und menschenunwürdigen<br />

Arbeitszwang verteilt.<br />

Als Ergebnis mehrerer geschlechterpolitischer<br />

Veranstaltungen und zweier Frauenplena<br />

gründete sich am vorletzten Tag des<br />

Camps der Bundesarbeitskreis FH (=Frauen-<br />

Horde) als „Netzwerk zur Überwindung des<br />

Patriarchats“. Erklärtes Ziel des Gründungsaufrufs<br />

ist die stärkere Beschäftigung des<br />

Verbandes mit der Gleichstellungsthematik<br />

und die kritische Auseinandersetzung mit<br />

gesellschaftlichen Geschlechterrollen. Bei<br />

einem Treffen im Herbst sollen hierzu erste<br />

Grundpositionen erarbeitet werden.<br />

Alles in allem ist das Konzept des Camps<br />

– die Synthese aus Aktion, politischer Bildung<br />

und Spaß – aufgegangen. Es war ein<br />

Freiraum, in dem junge Menschen ihre Ideale<br />

ein Stück weit leben, andere linke Jugendliche<br />

treffen und gemeinsam einfach gute<br />

Laune haben konnten. <strong>Oder</strong> wie es auf einem<br />

Transparent zu lesen war: Sommer. Sonne.<br />

Sozialismus.<br />

Steffen Kühne<br />

16° Festival Mundial de la Juventud y Estudiantes<br />

16. Weltfestspiele der Jugend und Studierenden<br />

Vom 7. bis 15. August 2005 fanden in Caracas,<br />

Venezuela die 16. Weltfestspiele der<br />

Jugend und Studierenden statt. Unter dem<br />

Motto „Für Frieden und Solidarität! Wir<br />

kämpfen gegen Imperialismus und Krieg!“<br />

trafen sich 17 000 Jugendliche aus 144 Ländern.<br />

Unsere Reisegruppe<br />

Dank der Unterstützung der brandenburgischen<br />

PDS-Landtagsfraktion und meiner<br />

Seelower Basisorganisation konnte auch ich<br />

mich auf den Weg dorthin machen und zwei<br />

großartige Wochen erleben. Denn die Atmosphäre<br />

war unvergleichlich. Zum einen<br />

bedingt durch die in Venezuela stattfindende<br />

bolivarianische Revolution unter dem<br />

Präsident Hugo Chavez und zum anderen<br />

durch das Aufeinandertreffen so vieler linker<br />

Jugendlicher aus aller Welt.<br />

Die Bevölkerung des Landes ist äußerst<br />

politisiert, noch nie sah ich so zahlreiche<br />

politische Graffiti in einer Großstadt. Immer<br />

wieder wurde ich nach meiner Meinung<br />

zur Entwicklung gefragt. Und von dem was<br />

ich in Venezuela sah, war ich beeindruckt.<br />

Chavez Programme zur Bekämpfung des<br />

Analphabetismus und zur Verbesserung der<br />

medizinischen Versorgung zeigen schon<br />

deutliche Resultate. Mit den verschiedenen<br />

„Missiones“ wurde ein guter Weg eingeschlagen.<br />

Allerdings hörte ich oft, dass die<br />

Korruption noch immer ein großes Problem<br />

darstellt.<br />

Die Weltfestspiele beinhalteten ein Programm<br />

aus Konferenzen und Workshops zu<br />

den Themen Krieg & Imperialismus, Bildung<br />

& Wissenschaft, Arbeit & Ökonomie<br />

und Demokratie & Freiheit.<br />

Da die Teilnehmer sich im<br />

Grunde einig waren, prägte ein<br />

Konsens die meisten Statements.<br />

Spannend wurde es immer, wenn<br />

Teilnehmer aus ihrer Heimat berichteten.<br />

Kanadier informierten<br />

vom Umgang mit Immigranten<br />

und Flüchtlingen in ihrem Land,<br />

der so gar nicht dem verbreiteten<br />

Bild vom offenen Kanada entspricht.<br />

Kolumbianer erzählten<br />

von ihren Problemen, Jugendsozialarbeit<br />

in einem Land zu<br />

machen, in dem man verdammt<br />

schnell in den Verdacht kommt,<br />

Oppositioneller zu sein. Und in Kolumbien<br />

ist dies immer mit erhöhter Lebensgefahr<br />

verbunden. Zum Thema „Medien-Miß-Gebrauch“<br />

berichtete ein Italiener von einer<br />

Seifenoper im italienischen Fernsehen, die<br />

die Armee und die Militärpolitik des Landes<br />

verherrlicht (man rate, wem der Sender<br />

gehört).<br />

Venezuelas Vizepräsident Jose Vicente<br />

Rangel sprach in einem zweitägigen Antiimperialistischen<br />

Tribunal mit mehr als 100<br />

Zeugen das Urteil: „Der Imperialismus, in<br />

allen seinen Formen, einschließlich seiner<br />

derzeit hegemonialen Form, des US-Imperialismus,<br />

ist schuldig des Völkermordes, der<br />

Misshandlung Gefangener, am Elend von<br />

PDSler bei der Eröffnungsveranstaltung<br />

Präsident Chavez grüßt die Teilnehmer.<br />

Millionen von Menschen und an der Zerstörung<br />

des Planeten Erde.“<br />

Umrahmt wurden die Weltfestspiele von<br />

diversen Konzerten, typisch südamerikanischen<br />

Partys und opulenten Eröffnungs- und<br />

Abschlusszeremonien. Mit zehntausend Jugendlichen<br />

auf einem Platz zu stehen, die alle<br />

ihre (meist roten) Fahnen schwenken und<br />

„Viva la revolucion! Viva socialismo!“ rufen,<br />

ist ein aufregendes und ermutigendes Erlebnis.<br />

Als PDS’ler hier in Deutschland gern<br />

mal zur Randgruppe gemacht, hatte ich dort<br />

das Gefühl Eine von Vielen zu sein. Und die<br />

Vielen sind hochmotiviert in ihre Länder<br />

zurückgekehrt. Im Gepäck jede Menge Kontaktadressen<br />

in alle Welt und den Willen die<br />

Welt zu verbessern.<br />

Die Abschlusserklärung kann unter http://<br />

www.weltfestspiele.de heruntergeladen werden.<br />

Beabsichtigt ist die Herausgabe eines<br />

Buches mit den Reden von Hugo Chavez<br />

und Berichten deutscher Delegationsteilnehmer.<br />

Die nächsten Weltfestspiele sind für<br />

2009 geplant, wahrscheinlich in Vietnam.<br />

Anja Richter, Seelow, 26.08.2005<br />

Informationsveranstaltung<br />

Dienstag, 13. 9., 20 Uhr<br />

Frankfurt (<strong>Oder</strong>) ,Große Scharrnstraße 31<br />

Wahlquartier „Lothar Bisky“


26 Widerspruch 9/2005 Widerspruch 9/2005 27<br />

Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) reduziert die Geschichte<br />

„DDR-Geschichte besser vermitteln“<br />

Alle 440 weiterführenden Schulen im Land<br />

haben jetzt Mappen mit Informationen über<br />

den Staatssicherheitsdienst (Das Verwirrspiel<br />

beginnt schon bei der Nachwende-Namensgebung<br />

für das MfS – Ministerium für Staatssicherheit<br />

der DDR, d. Red.) erhalten, berichtete<br />

das Bildungsministerium. Daneben<br />

gebe es Materialien<br />

als gezielte Angebote<br />

für Lehrkräfte, wie<br />

Veranstaltungskataloge<br />

für Schulklassen<br />

und Schülergruppen,<br />

Ausleihangebote für<br />

Ausstellungen sowie<br />

didaktisch aufgearbeitete<br />

Auszüge aus<br />

Stasi-Akten für den<br />

Unterricht.<br />

Verdachtskultur<br />

Politiker bestreiten<br />

diesmal den Bundestagswahlkampf<br />

mangels<br />

Sachthemen mit<br />

Verdächtigungen der<br />

Ostdeutschen und<br />

deren undifferenziertem<br />

Verhältnis zur<br />

DDR-Vergangenheit.<br />

Während Brandenburgs<br />

Innenminister,<br />

Jörg Schönbohm, daraus auf die menschliche<br />

Unzulänglichkeit der Ostdeutschen schließt,<br />

sorgt sich der Bayerische Ministerpräsident,<br />

Edmund Stoiber, um deren politische Zuverlässigkeit.<br />

Nun hat auch Brandenburgs<br />

Bildungsminister, Holger Rupprecht, einen<br />

Beitrag zum Thema geleistet. Zugegebenermaßen<br />

weniger grobschlächtig und aus offiziellem<br />

Anlass. Bei der Entgegennahme einer<br />

von der Birthler-Behörde erstellten Mappe<br />

über die Stasi für den Unterricht an Brandenburgs<br />

Schulen beklagte sich der Minister über<br />

„von der Wende bitter enttäuschte“ Eltern<br />

und Verwandte, die „der nachwachsenden<br />

Generation“ erklärten, „dass zu DDR-Zeiten<br />

alles viel besser war“. Vor allem „ein sicherer<br />

Arbeitsplatz und soziale Absicherung“<br />

zeichne die DDR „für immer mehr in der<br />

Rückschau“ aus. Mit<br />

Hilfe besagter Unterrichtsmappe<br />

aus der<br />

Stasiunterlagenbehörde<br />

sind die Pädagogen<br />

nun aufgefordert,<br />

das staatsbürgerliche<br />

Bewusstsein junger<br />

Ostdeutscher zu stärken,<br />

indem sie das<br />

einseitige Bild von<br />

der DDR zurechtrücken.<br />

Schließlich dürfe<br />

es nicht sein, dass<br />

Jugendliche aus den<br />

genannten Gründen<br />

„unseren Staat und<br />

die soziale Marktwirtschaft<br />

ablehnen“. Die<br />

DDR hieß auch, so<br />

der Minister, „Bevormundung,<br />

staatliche<br />

Gängelung bis hin zu<br />

einem riesigen Spitzelapparat“.<br />

Woher der Minister,<br />

der von Hause aus Sportlehrer ist, seine<br />

Weisheiten hat, ist schleierhaft. Empirische<br />

Untersuchungen über die Einstellung der<br />

Ostdeutschen kommen jedenfalls zu einem<br />

anderen Ergebnis. Demnach wollen junge<br />

Ostdeutsche keineswegs die DDR wiederhaben.<br />

Allerdings ist die überwiegende Bejahung<br />

der Wende und der deutschen Einheit<br />

nicht gleichbedeutend mit der Zustimmung<br />

zum neuen Gesellschaftssystem. Hier überwiegen<br />

Skepsis und Kritik. Und das hat seine<br />

Gründe. Doch die dürften wohl weniger<br />

in den Bestrebungen frustrierter Erwachsener<br />

zu suchen sein, die ihren Kindern ein<br />

verklärtes Bild von der Wirklichkeit in der<br />

DDR vermitteln. Eher schon dürften es<br />

die Erfahrungen sein, die die jungen Leute<br />

selbst mit den gegebenen Verhältnissen machen.<br />

Darunter sind Arbeitslosigkeit, soziale<br />

Unsicherheit, keine oder nur eine geringe<br />

berufliche Qualifikation und nicht zu vergessen:<br />

Armut – keine Seltenheit, sondern<br />

das Schicksal vieler. Die Gesellschaft, um<br />

es einmal so abstrakt zu formulieren, gibt<br />

ihnen nicht gerade das Gefühl gebraucht zu<br />

werden. Zeugt es dann nicht von einigem<br />

politischen Bewusstsein, wenn die Mehrheit<br />

der jungen Leute trotz der schlechten<br />

Perspektiven, die ihnen die angeblich „soziale“<br />

Marktwirtschaft bietet, die DDR nicht<br />

wiederhaben will. Und fragen werden sie<br />

doch noch dürfen, warum Arbeitslosigkeit<br />

unabänderlich sein soll.<br />

Politische Bildung – wieder Pfl ichtfach!<br />

Anstatt Elternschelte zu betreiben, sollte der<br />

Minister lieber das tun, was seines Amtes<br />

ist. Er könnte beispielsweise dafür sorgen,<br />

dass Politische Bildung in der Sekundarstufe<br />

II wieder Pflichtfach wird. Dann stünde<br />

mehr Zeit zur Verfügung, die DDR umfassend<br />

zu behandeln. Schon aus dem Grunde<br />

sind Ermahnungen der Lehrkräfte, die repressive<br />

Seite der DDR im Unterricht herauszustreichen,<br />

fehl am Platze. Wenn dann<br />

noch mehr Schulen erhalten und eine bessere<br />

Personalpolitik betrieben würden, gäbe es<br />

vielleicht bald keine „von der Wende bitter<br />

Enttäuschten“ mehr. Schon gar nicht unter<br />

der Lehrerschaft des Landes, die oft unter<br />

Bedingungen unterrichten muss, die dem<br />

staatsbürgerlichen Bewusstsein junger Menschen<br />

abträglich sind.<br />

Viola Weinert, Sprecherin der LAG „Schule“<br />

bei der PDS Brandenburg, 17. 8. 2005


Dokumentiert<br />

Antragsentwurf zum geplanten Ausbau des<br />

Flughafens Schönefeld<br />

In der Hauptversammlung der PDS Treptow-<br />

Köpenick am 12. Februar lagen mehrere Anträge<br />

zum geplanten Ausbau des Flughafens<br />

Schönefeld vor. Zwei Tage zuvor erklärte das<br />

OVG Frankfurt/<strong>Oder</strong> den Landesplan zur<br />

Entwicklung des Flughafenstandorts Schönefeld<br />

(LEP FS) für unwirksam. Inzwischen hat<br />

das OVG Frankfurt/<strong>Oder</strong> in Sachen Flughafen<br />

Schönefeld ein weiteres Mal entschieden.<br />

Im April gab es den Eilanträgen von Anwohnern<br />

weitgehend statt, die sich gegen die sofortige<br />

Vollziehbarkeit des Planfeststellungsbeschlusses<br />

für den Ausbau des Flughafens<br />

Schönefeld gewandt hatten. Da die Hauptversammlung<br />

im Februar 2005 zeitlich weit<br />

voran geschritten war, verständigte sich die<br />

Hauptversammlung dahin gehend, dass die<br />

Einreicher der Anträge zum Flughafen Schönefeld<br />

den Versuch unternehmen sollten, unter<br />

Würdigung des OVG-Urteils vom Februar<br />

2005 für die nächste Hauptversammlung im<br />

September 2005 einen gemeinsam formulierten<br />

Antragsentwurf vorzulegen.<br />

Dieser Antragsentwurf liegt nun vor und<br />

soll in der PDS Treptow-Köpenick diskutiert<br />

werden. Hierzu sind alle Basisorganisationen<br />

sowie alle Genossinnen und Genossen aufgefordert.<br />

Eure Anregungen und Meinungen<br />

sind gefragt. Aufgrund der vorgezogenen<br />

Bundestagswahl wird die Hauptversammlung<br />

zu einem späteren Zeitpunkt als geplant<br />

stattfinden. Deshalb sollten sich nach Auffassung<br />

der Antragsteller der Bezirksvorstand<br />

und die BVV-Fraktion mit dem vorliegenden<br />

Antragsentwurf befassen, damit es schnellst<br />

möglich zu einer Positionierung der PDS<br />

Treptow-Köpenick in Sachen „Ausbau des<br />

Flughafens Schönefeld“ kommt.<br />

Uwe Doering, Linkspartei.PDS-Bezirksvorsitzender,<br />

Mitglied des Abgeordnetenhauses<br />

Antragsentwurf „Positionierung der PDS Treptow-Köpenick zum geplanten Ausbau des<br />

Flughafens Schönefeld“<br />

Antragsteller: Kurt Brunn, Uwe Doering, Norbert Pewestorff, Heinz Prohl, Michael Schneider, Ernst Welters<br />

In Zusammenhang mit den laufenden gerichtlichen<br />

Verfahren und zu den Ausbauplanungen Flughafen<br />

Schönefeld beschließt die Hauptversammlung der<br />

PDS Treptow-Köpenick:<br />

• Wir halten nach wie vor den Standort Schönefeld<br />

als ungeeignet für einen Großflughafen Berlin BBI.<br />

• Wir missbilligen, dass der Regierende Bürgermeister<br />

von Berlin per Dienstanweisung unserem Bezirk<br />

untersagt hat, gegen Teile bzw. Auswirkungen des<br />

Planfeststellungsverfahrens Klage zu erheben.<br />

• Wir erklären uns solidarisch mit den Klägern<br />

gegen die Ausbauvorhaben am Standort Schönefeld<br />

• Wir kämpfen weiterhin gegen eine Standortentscheidung<br />

Großflughafen Schönefeld, aber auch ggf.<br />

für die Durchsetzung maximaler Schutzbestimmungen<br />

für Menschen und Natur (u. a. Nachtflugverbot,<br />

Umsetzung Referentenentwurf Fluglärmgesetz, Vermeidung<br />

Kurzstreckenflüge)<br />

• Wir erwarten klare und nachvollziehbare Aussagen<br />

der Regierungsparteien in Berlin zum Finanzierungskonzept<br />

Großflughafen Schönefeld, hier<br />

vor allem zu: Finanzierung max. Schutzauflagen,<br />

Entwicklung des Aufkommens an Flugbewegungen,<br />

Baukosten und Zinsentwicklung, Restfi nanzierung<br />

und Entschuldung und Arbeitskräftebilanz.<br />

Politische Fehlentscheidungen der vergangenen<br />

Jahre haben zu einer Situation geführt, dass erst<br />

durch Gerichtsentscheide (bis hin zum Bundesverwaltungsgericht)<br />

festgestellt werden muss, ob der<br />

Flughafenbau am Standort Schönefeld zulässig ist.<br />

Es entspricht nicht den umweltpolitischen Zielstellungen<br />

der PDS Treptow-Köpenick, die steigenden<br />

Klimabelastungen des Flugverkehrs und die vom<br />

Standort ausgehenden Gefährdungen für Mensch<br />

und Natur im Bezirk widerstandslos hinzunehmen.<br />

Die PDS Treptow-Köpenick erwartet von ihren<br />

Mitgliedern und ihren gewählten Mandatsträgern,<br />

dass diese im Sinne dieses Beschlusses handeln.<br />

Hören<br />

Das Gespenst kehrt<br />

zurück<br />

Karl Marx/Friedrich Engels: Das Kommunistische<br />

Manifest | Waren sich doch viele Menschen nach<br />

der Wende sehr sicher, dass nun das Gespenst des<br />

Kommunismus in die Mottenkiste der Geschichte<br />

geworfen worden sei, so werden sie nun eines<br />

Besseren belehrt.<br />

Marx erfährt zur Zeit im In- und Ausland einen<br />

ungeahnten Boom. Angesichts galoppierender<br />

sozialer Ungerechtigkeiten reiben sich<br />

selbst neoliberale Amerikaner die Augen und<br />

erkennen vor sich eine Klassengesellschaft<br />

wie aus dem Bilderbuch. Hierzulande schossen<br />

Marx und Engels als Hörbuch schon<br />

kurz vor der Veröffentlichung auf Platz 3 der<br />

Hörbuch-Bestenliste des Hessischen Rundfunks.<br />

Dank der knorrigen Stimme des Schauspielers<br />

Rolf Becker, bekannt aus Film und<br />

Fernsehen, ist der schwere Brocken nun auch<br />

noch ganz sinnlich auferstanden. In 80 Minuten<br />

gelingt es der Hörfassung, jedem an<br />

der Gesellschaft und ihrem Wohlergehen<br />

interessierten Menschen, die Entstehung des<br />

Kapitalismus und der modernen Gesellschaft<br />

wissenschaftlich, aber doch verständlich zu<br />

erklären. „Die große Industrie hat den Weltmarkt<br />

hergestellt.“ Das hört sich doch ganz<br />

aktuell an! Müsste also jeden Globalisierungsgegner<br />

brennend interessieren, zumal<br />

die Existenz des Weltmarkts nicht nur festgestellt<br />

wird. Auch die inneren Widersprüche<br />

dieses Markts werden genauestens unter<br />

DOCD, Argument<br />

Verlag,<br />

gelesen von<br />

Rolf Becker;<br />

CD: Eric J.<br />

Hobsbawm:<br />

150 Jahre<br />

Kommunistisches<br />

Manifest,<br />

19,90 €<br />

die Lupe genommen, so der Widerspruch<br />

zwischen Lohnarbeit und Kapital, aus dem<br />

letztlich die modernen Klassenkämpfe resultieren.<br />

Siehe die Opelstreiks in Bochum<br />

2004.<br />

Doch das Hörbuch stellt mit einer zweiten<br />

CD noch eine weitere Kostbarkeit zur Verfügung.<br />

Rolf Becker liest eine Einführung von<br />

Eric J. Hobsbawm, die dieser 1998 anlässlich<br />

des 150. Geburtstags des Manifests geschrieben<br />

hatte. Hier räumt er mit der Vorstellung<br />

auf, der Kapitalismus sei quasi wie ein Naturgesetz<br />

zum Untergang verurteilt. Für die<br />

Autoren des Manifest sei der Mensch selbst<br />

Schöpfer seiner gesellschaftlichen Geschichte<br />

gewesen. Da gibt es kein Naturgesetz. „Die<br />

Gräber“, so Hobsbawm, „öffnen sich nicht<br />

allein, sie müssen von Menschen freigeschaufelt<br />

werden.“ So ist das natürlich auch mit<br />

dem Hörbuch. Es muss von Menschenhand<br />

aus seiner Hülle befreit werden, damit die<br />

Ohren zwei Stunden unterhaltsame und lehrreiche<br />

Signale ans hungrige Gehirn senden<br />

können.<br />

Jürgen Meier, aus verdi.PUBLIK, 08/2005


30 Widerspruch 9/2005<br />

Was man zum Ablauf der Bundestagswahl wissen sollte …<br />

Wie und was wird gewählt?<br />

Am 18. September ist es so weit: Von 8 Uhr<br />

bis 18 Uhr werden die Wahllokale geöffnet<br />

sein. Doch schon vorher sind wichtige Termine<br />

zu beachten, damit man tatsächlich<br />

vom (aktiven) Wahlrecht Gebrauch machen<br />

kann.<br />

Wahlbenachrichtigung<br />

Ganz wichtig: Bis zum 25. August müssen<br />

alle Wählerinnen und Wähler ihre Wahlbenachrichtigung<br />

erhalten haben. Wer keine<br />

Benachrichtigung erhält, sollte sich umgehend<br />

an seine zuständige Meldestelle wenden,<br />

damit dort festgestellt werden kann,<br />

ob die oder der Betroffene überhaupt in das<br />

Wählerverzeichnis eingetragen ist. Für die<br />

Wahlhandlung im Wahllokal wird die Wahlbenachrichtigung<br />

nicht unbedingt benötigt,<br />

sie erleichtert dem Wahlvorstand aber die<br />

Arbeit. Am Wahltag also bitte mitbringen.<br />

Auf keinen Fall darf man jedoch den Personalausweis<br />

oder den Reisepass vergessen.<br />

Briefwahl<br />

Die Wahlbenachrichtigung wird benötigt,<br />

wenn man von der Möglichkeit der Briefwahl<br />

Gebrauch machen möchte. Das ist dann<br />

sinnvoll, wenn man am Wahltag im Urlaub<br />

ist oder sich aus anderen wichtigen Gründen<br />

nicht im Wahlbezirk aufhält.<br />

Zunächst müssen die Briefwahlunterlagen<br />

angefordert werden. Das geschieht über das<br />

Formular auf der Wahlbenachrichtigung per<br />

Post, einen formlosen Brief oder Fax oder<br />

auch per E-Mail. Man kann aber auch direkt<br />

in das Briefwahllokal gehen, dort die Briefwahl<br />

beantragen, die Unterlagen entgegen<br />

nehmen, sofort abstimmen und die Unterlagen<br />

wieder abgeben. Bis zum Freitag vor dem<br />

Wahltermin, also dem 16. September, ist es<br />

möglich, Briefwahlunterlagen anzufordern.<br />

Stichzeit ist 24 Uhr.<br />

Stimmzettel – Erst- und Zweitstimme<br />

Noch ein paar Bemerkungen zum Stimmzettel:<br />

Wie bei allen Bundestagswahlen hat jede<br />

Wählerin und jeder Wähler zwei Stimmen.<br />

Mit der Erststimme entscheidet sie oder er<br />

über den Wahlkreiskandidaten, im Landkreis<br />

<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> also darüber, ob Lothar Bisky<br />

direkt in den Bundestag gewählt wird.<br />

Mit der Zweitstimme wird eine Partei<br />

gewählt, genau genommen die Landesliste:<br />

Je mehr Stimmen Die Linkspartei.PDS in<br />

Brandenburg erhält, desto mehr Kandidatinnen<br />

und Kandidaten kommen über die<br />

Landesliste in den Bundestag. Voraussetzung<br />

aber ist wie in der Vergangenheit, dass die<br />

Linkspartei.PDS im gesamten Wahlgebiet,<br />

also in der gesamten Bundesrepublik, über<br />

die 5 Prozent-Hürde kommt. 2002 waren es<br />

nur vier Prozent, deshalb war die PDS nur<br />

mit zwei Frauen im Reichstag präsent.<br />

Also diesmal – beide Stimmen für<br />

Die Linkspartei.PDS.<br />

Christoph Nitz<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch !<br />

3.10. Erna Manthey Schöneiche 85 J.<br />

9. 10. Hildegard Priske Bad Saarow 83 J.<br />

10. 10. Alois Trnka Fürstenwalde 90 J.<br />

11. 10. Lieselotte Zilinski Eisenhüttenstadt 83 J.<br />

13. 10. Renate Westphal Eisenhüttenstadt 70 J.<br />

21. 10. Eva Albert Schöneiche 70 J.<br />

27. 10. Siegfried Höcker Eisenhüttenstadt 86 J.<br />

28. 10. Erna Müller Eisenhüttenstadt 81 J.<br />

29. 10. Alice Nawtoth Schöneiche 93 J.<br />

30. 10. Ingrid Feldmannn Lindenberg 65 J.<br />

31. 10. Sigrid Hellak Eisenhüttenstadt 84 J.<br />

Alles öffentlich<br />

Sitzungen im September/Oktober 2005<br />

• Linkspartei.PDS-Fraktion des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Öffentliche Fraktionssitzungen: 13. 9., 19 Uhr, 15517 Fürstenwalde, Fraktionsgeschäftsstelle<br />

25. 10., 19 Uhr, Ort bei Fraktionsgeschäftsführerin erfragen<br />

Fraktionsgeschäftsstelle: 15517 Fürstenwalde, Schloßstraße 7, Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax 34 26 24<br />

Fraktionsgeschäftsführerin: Monika Pooch, 15518 Beerfelde, Jänickendorfer Straße 55, Tel. (03 36 37)<br />

3 88 42, Fax (03 36 37) 3 88 43, E-Mail: emk.pooch@t-online.de<br />

• Ausschüsse des Kreistages <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Rechnungsprüfungsausschuss 5. 9., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Ausschuss für Soziales, Bildung,<br />

Kultur und Sport 27. 9., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Werksausschuss KWU<br />

28. 9., 16.30 Uhr, Eisenhüttenstadt, Zentraler Platz<br />

Ausschuss für Recht, Ordnung, und<br />

Landwirtschaft 29. 9., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Unterausschuss Jugendhilfeplanung 29. 9., 18.30 Uhr, Beeskow, Jugendamt<br />

Rechnungsprüfungsausschuss 17. 10., 17.30 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Werksausschuss Burg Beeskow<br />

18. 10., 17.00 Uhr, Beeskow, Burg<br />

Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt, Bauen 19. 10., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Jugendhilfeausschuss 20. 10., 17.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Haushalts- und Finanzausschuss 24. 10., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

Werksausschuss Bevölkerungsschutz 27. 10., 18.00 Uhr, Beeskow, Breitscheidstr. 7, Zi. 227/127<br />

• Kreistag <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

20. 9., 17.00 Uhr, Beeskow, Schützenhaus<br />

Die Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Kreisgeschäftsstelle<br />

Schloßstraße 7 • 15517 Fürstenwalde<br />

Tel. (0 33 61) 3 30 69 • Fax 34 26 24<br />

Die Geschäftsstelle ist geöffnet<br />

Mo.–Fr. 9–12 Uhr, Di. 13–18 Uhr<br />

Sprechstunden des Kreisvorsitzenden<br />

Mo. 9–12 Uhr<br />

Die Linkspartei.PDS <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong><br />

Die Kreisgeschäftsstelle in Fürsten walde<br />

sucht ehrenamtliche Mitarbeiter<br />

Wir bieten: Viel Arbeit mit interessanten Menschen<br />

unserem engagierten Geschäftsstellenteam.<br />

Wie suchen: Politisch Interessierte, computerumgäng<br />

liche Amateure, die dazu lernen und<br />

gerne mehr für die linke Sache tun wollen …<br />

IMPRESSUM:<br />

Herausgeber: Arbeitsgruppe „Widerspruch“ im Die Linke.PDS-<strong>Kreisverband</strong> <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>; Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde (<strong>Spree</strong>),<br />

Tel. (0 33 61) 3 30 69, Fax (0 33 61) 34 26 24, E-Mail: oder.spree@pds-brandenburg.de<br />

Redaktion: V.i.S.d.P. – Peter Hochmuth, Tel./Fax (0 33 62) 55 96, E-Mail: Peter-Waltraud-Hochmuth@t-online.de<br />

Erscheinungsweise: monatlich (11 x jährlich); Redaktionsschluss: 1. Tag des Monats; Auflage: 1 500 Exemplare; Satz: Satzstudio<br />

Schneider, 15537 Erkner, E-Mail: Schneider.Satz@t-online.de; Druck: TASTOMAT Druck GmbH, 15345 Eggersdorf<br />

Der „Widerspruch“ wird aus Leserspenden finanziert (Herstellungskosten pro Ausgabe durchschnittlich 0,58 € – im Jahr 7 €). Die<br />

Redaktion behält sich vor, Zuschriften zu kürzen oder redaktionell zu überarbeiten. Nicht redaktionelle Artikel geben nicht immer<br />

die Auffassung der Redaktion wieder. Alle LeserInnen werden gebeten, Spenden unter dem Stichwort „Widerspruch“ auf das Konto<br />

3 410 533 965, BLZ 170 550 50 bei der Sparkasse <strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong>, auf Spendenlisten des Die Linke.PDS-<strong>Kreisverband</strong>es LOS oder in der<br />

Kreisgeschäftsstelle Die Linke.PDS (Schloßstr. 7, 15517 Fürstenwalde) einzuzahlen. Höhere Spenden sind immer willkommen.


32 Widerspruch 9/2005<br />

LinksLothar Bisky unterwegs<br />

im Wahlkreis 63:<br />

• Kunst trifft Politik –<br />

kommt!<br />

Gysi in Füwa:<br />

Gregor Gysi:<br />

Linke Politik<br />

verdient Vertrauen,<br />

weil sie Alternativen<br />

mit den Menschen<br />

entwickelt.<br />

Ich vertraue<br />

Lothar Bisky.<br />

Sie auch?<br />

Dienstag, 6. September, 15–17 Uhr<br />

Fürstenwalde, Marktplatz<br />

Gregor Gysi und Lothar Bisky, Vorsitzender<br />

der Linkspartei.PDS und Direktkandidat im<br />

Wahlkreis 63.<br />

Musikprogramm: Trio Scho (russischer<br />

Pop-Folk)<br />

Warum …<br />

Lothar Bisky, Direktkandidat der<br />

Linkspartei.PDS im Wahlkreis 63<br />

Barbara Thalheim im Konzert<br />

8. 9. 19.30 Uhr, Bad Saarow,<br />

Theater am See<br />

• Kochen mit Lothar Bisky<br />

6. 9. 10 Uhr, Beeskow, Marktplatz<br />

9. 9. 10 Uhr, Fürstenwalde, Marktplatz<br />

14. 9. 10 Uhr, Woltersdorf, Marktplatz<br />

• Bisky liest aus seinem autobiographischen<br />

Buch „So viele Träume“<br />

9. 9. 19.30 Uhr, Fürstenwalde, Schloß-/<br />

Mühlenstraße, Hof der alten Brauerei<br />

„Mords Eck“<br />

14.9. 16 Uhr, Bad Saarow, Dampferanlegestelle,<br />

Dampferfahrt auf dem Scharmützelsee<br />

17. 9. 15 Uhr, Eisenhüttenstadt, Herbstfest<br />

der Linkspartei.PDS auf der Insel<br />

• Jazz, Lyrik, Prosa<br />

13. 9. 19 Uhr, Fürstenwalde, Kulturfabrik<br />

15. 9. 19 Uhr, Eisenhüttenstadt<br />

„Friedrich-Wolf-Theater“<br />

• Film & Gespräch – Vorstellung des<br />

Films „Weltverbesserungsmaßnahmen“,<br />

Gespräch mit Regisseur Jakob Hüfner<br />

14. 9. 20 Uhr, Erkner, Friedrichstraße, Kino<br />

Movieland<br />

• Herbstfest in Eisenhüttenstadt<br />

17. 9. ab 15 Uhr, auf der Insel<br />

… ich um ein Direktmandat für den Bundestag in Ostbrandenburg<br />

kämpfe? Drei Jahre ohne PDS-Fraktion im<br />

Deutschen Bundestagsind genug. Ostbrandenburg ist ein<br />

Spiegelbild aller Problemlagen, die eine beherzte Stimme<br />

in Deutschlands höchstem Hause brauchen. In Frankfurt,<br />

Beeskow und Fürstenwalde, nah am Schlaubetal und im<br />

<strong>Oder</strong>bruch, leben viele engagierte Menschen, die der Region<br />

ein eigenes Gesicht geben. Sie haben ein Recht auf eine<br />

selbsttragende Entwicklung. Sie leben mit den familiären<br />

Folgen der Abwanderung, mit den Ruinen der Großprojekte.<br />

Strukturschwache Regionen sollen endlich selbst<br />

über ihre Fördermittel entscheiden, mitbestimmen, was in<br />

Leerstandsquartieren, mit den Landschaftsflächen und der<br />

Wirtschaftsplanung passieren soll.<br />

Für eine neue soziale Idee!

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