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Widerspruch - DIE LINKE. Kreisverband Oder-Spree

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6 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 <strong>Widerspruch</strong> 3/2005 7<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

Aus der Sicht der PDS-Fraktion – Neues aus dem Kreistag<br />

um die Kosten der Unterkunft, die der Landkreis<br />

für die Bezieher von ARG II zu einem<br />

erheblichen Teil übernehmen muss. Diese<br />

Kosten wurden dem Landkreis durch Bundesgesetz<br />

aufgezwungen.<br />

Andere Landkreise haben die auf diese<br />

Weise nicht gedeckten Beträge als Forderung<br />

gegen den Bund in den Haushalt eingestellt<br />

und den Klageweg eingeschlagen. Die Koalition<br />

aus SPD und CDU im Kreistag und<br />

die Kreisverwaltung haben sich unserer Forderung,<br />

ebenso zu verfahren, verweigert.<br />

Stattdessen wird die Kreisumlage erhöht und<br />

– zumindest ein Teil – des zusätzlichen Fehlbetrages<br />

den ohnehin finanziell gebeutelten<br />

Städten und Gemeinden des Landkreises abgenötigt.<br />

Und die werden – wohl mindestens<br />

teilweise – wieder mit weiteren Verschlechterungen<br />

ihrer ohnehin bescheidenen „freiwilligen“<br />

sozialen Leistungen reagieren.<br />

Dr. Artur Pech, PDS-Fraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Haushalt und Finanzen im Kreistag<br />

<strong>Oder</strong>-<strong>Spree</strong> am 22. 2. 2005 zur Debatte über den Kreishaushalt 2005<br />

Der Kreishaushalt und Hartz IV<br />

Die Diskussion über<br />

den Haushalt bedeutet<br />

immer, die politischen<br />

Wurzeln, die<br />

Zwecke und die tatsächlichen<br />

Ergebnisse<br />

der Haushaltspolitik<br />

offen zu legen.<br />

Und so sind die<br />

Wirkungen von<br />

Hartz IV auf den<br />

Haushalt des Landkreises<br />

das wesentlichste<br />

Problem, dem wir uns in diesem Jahr<br />

ausgesetzt sehen. Als hier im Kreistag die<br />

Entscheidung über das Optionsmodell („<strong>Widerspruch</strong>!“<br />

berichtete in Nr. 1/2005, S. 10 f)<br />

debattiert wurde, stand die Hoffnung auf<br />

Diese Kreistagssitzung hinterlässt einen bitteren<br />

Nachgeschmack. Wir werden selbst die<br />

bescheidensten Veränderungen für die am<br />

härtesten betroffenen Menschen nicht durch<br />

bloße Argumentation im Kreistag erreichen.<br />

Dafür braucht es entschieden mehr Druck<br />

aus der Öffentlichkeit des Landkreises.<br />

Wir sehen eine wichtige Aufgabe darin,<br />

diesen Druck durch die Offenlegung der tatsächlichen<br />

Prozesse im Kreistag zu fördern.<br />

Gerade nach solchen Niederlagen wie der<br />

vom 22. Februar 2005 im Kreistag gilt:<br />

Wer kämpft, kann verlieren.<br />

Wer nicht kämpft, hat schon verloren.<br />

Monika Krüger, Vorsitzende der PDS-Kreistagsfraktion,<br />

Neu Zittau; Dr. Artur Pech,<br />

PDS-Kreistagsmitglied, Schöneiche<br />

einen finanziellen Ausgleich der Mehrkosten<br />

für den Landkreis durch den Bund oder das<br />

Land im Raum.<br />

Mit Blick auf die langfristigen Realitäten<br />

von Bundes- und Landespolitik nannte ich<br />

schon damals derartige Hoffnungen einen<br />

naiven Kinderglauben.<br />

Jetzt liegen die Zahlen auf dem Tisch.<br />

Tatsächlich bedeutet Hartz IV – unabhängig<br />

von Optionsmodell – ein zusätzliches Defizit<br />

für den Landkreis. Während der Haushaltsdebatte<br />

wurde es auf zwischen 4 und 10<br />

Millionen Euro beziffert. Die Ursache liegt<br />

in der Höhe des vom Landkreis zu übernehmenden<br />

Anteils an den Kosten der Unterkunft<br />

für die Langzeitarbeitslosen.<br />

Da die Zahlen noch immer nur schwer zu<br />

ermitteln sind, ging uns die letzte Fassung<br />

erst wenige Tage vor der heutigen Sitzung zu.<br />

Und wie immer zieht der Umgang mit dieser<br />

von der Bundespolitik verordneten Situation<br />

auch im Kreistag politische Kontroversen<br />

nach sich. Mit den uns heute zur Beschlussfassung<br />

vorliegenden Unterlagen wird der<br />

politisch einfachste Weg eingeschlagen. Der<br />

Wille der Bundes- und Landespolitik wird<br />

weitgehend widerstandslos gegenüber den<br />

Städten und Gemeinden des Landkreises<br />

exekutiert. Sie sollen über die Erhöhung der<br />

Kreisumlage zumindest einen Teil des zusätzlichen<br />

Defizits ausgleichen.<br />

Ich lehne diese Politik ab.<br />

Der Keis darf dem Druck des Bundes nicht<br />

nachgeben. Er muss den Hartz-IV bedingten<br />

zusätzlichen Fehlbetrag in den Haushalt als<br />

Forderung gegen den Bund einstellen und<br />

den Klageweg gegen den Bund, gegebenenfalls<br />

auch gegen das Land, einschlagen. Aber<br />

auch die Verwaltung und die Koalition hier<br />

im Kreistag sollten ihre Zurückhaltung gegenüber<br />

den unvertretbaren Auswirkungen<br />

der Bundespolitik fallen lassen. Unser Defizit<br />

wächst infolge von Hartz IV<br />

um einen ansehnlichen Millionenbetrag.<br />

Da passt es wie<br />

die Faust aufs Auge, wenn<br />

Herr Wolfgang Clement heute<br />

aus allen Medien mit dem<br />

Vorwurf zu vernehmen ist,<br />

die Kommunen würden im<br />

Rahmen der Arbeitsmarktreform<br />

Hartz IV Kosten auf<br />

den Bund abzuwälzen. Der<br />

deutsche Volksmund hat für<br />

dieses Verhalten des Herrn<br />

Bundesministers das Sprichwort:<br />

Wer den Schaden hat,<br />

braucht für den Spott nicht<br />

zu sorgen.<br />

Ein weiteres Problem liegt in den falschen<br />

Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit,<br />

die der Kalkulation für die Personalausstattung<br />

des nach dem Optionsmodell im Landkreis<br />

zu schaffenden Amtes zugrunde liegen.<br />

Wir erinnern uns alle noch der großspurigen<br />

Versprechungen über eine individuellere<br />

Betreuung vor allem der Jugendlichen, über<br />

einen Personalschlüssel von bis zu 1 Mitarbeiter<br />

für 75 Fälle. Nun halte ich es noch immer<br />

für nicht unbedingt wesentlich, ob ein<br />

Mitarbeiter der Verwaltung 1 Stunde oder<br />

nur 30 Minuten Zeit hat, dem Betroffenen<br />

zu erklären, dass es keine Arbeit für ihn gibt.<br />

Aber selbst dieses Versprechen wird nicht<br />

eingelöst.<br />

Die ungenügende Finanzausstattung wird<br />

die Umsetzung des Schlüssels für die Betreuung<br />

der Langzeitarbeitslosen in Stellen des<br />

Amtes 55 nicht ermöglichen. Auch die diesbezüglichen<br />

Versprechungen der Bundespolitik<br />

sind – im Ergebnis falscher Zahlen<br />

– im Landkreis auf Sicht nicht zu realisieren.<br />

Für den versprochenen Betreuungsschlüssel<br />

fehlt schlicht das Geld. (nachträgliche<br />

Anmerkung des Autors: Am Tage nach der<br />

Sitzung des Kreistages war den Medien zu<br />

entnehmen, dass die falschen Zahlen ihren<br />

Ursprung nicht bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit haben,<br />

sondern bei Herrn Minister<br />

Clement, der auf diese Weise<br />

den Bundeshaushalt um<br />

einen ansehnlichen Milliardenbetrag<br />

entlastete)<br />

Die Umsetzung des Optionsmodells<br />

im Landkreis<br />

enthält jedoch auch hausgemachte<br />

Probleme.<br />

Sehr vernünftig war es,<br />

den in den Sozialämtern<br />

der Städte und Gemeinden<br />

„freigesetzten“ Mitarbeitern

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