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Unterrichtsmaterial der Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V.

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„Noch stehen wir in den Anfängen“ 25(<strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> zu Solz, 1909-1945) – <strong>Unterrichtsmaterial</strong> zur DVDKasseler Schulzeit (M5)Es ist ihm denn auch bitter schwer geworden, <strong>der</strong> Schule wegen nach Kasselzurückkehren zu müssen. Dazu quartierte man ihn in <strong>der</strong> Altstadt bei einemPfarrer ein, <strong>der</strong> selbst vermutet, daß er zu alt für ihn wurde. Er wohnt fern <strong>von</strong>Schulfreunden, die in <strong>der</strong> Wilhelmshöher Gegend zu Hause sind. Und so berichtet<strong>der</strong> Pfarrer denn <strong>von</strong> Äußerungen des Unmuts und <strong>der</strong> Gereiztheit, daß <strong>Adam</strong>nicht arbeiten könne, weil er in <strong>der</strong> Auffassung befangen sei, '<strong>der</strong> Lehrer machtmir die Sache lieb o<strong>der</strong> leid', daß er nicht mehr kindlich spiele und seinenVorschlägen mit einer etwas spöttischen Überlegenheit gegenüberstehe. So bliebe<strong>Adam</strong> nur die Vorfreude auf die Ferien. Dazu habe <strong>der</strong> Arzt alle körperlichenBetätigungen im Freien untersagt, und im Hause sei kein Altersgenosse. <strong>Adam</strong>Unzufriedenheit mit <strong>der</strong> Umgebung äußert sich bereits zu diesem Zeitpunkt [Mai1921] ganz prinzipiell: Der Elfjährige schreibt seiner Mutter:„Eine Frage will ich Dir schreiben, daß Du sie Dir überlegst und sie mir beantwortest. ...Ich kann die Art des Christentums die <strong>der</strong> Herr Pf. Hat, nicht verstehen, dieses sozusagenZittern und Beben. Wir sollen mutig sein, nicht immer gleich beten und beten (es klingtmir wie ein Winseln), son<strong>der</strong>n es durch Taten gutzumachen suchen. Es steht in <strong>der</strong> Bibel:'Uns ist nicht ein knechtischer Geist gegeben, daß wir uns abermal fürchten sollen!'Luther, Arndt sind solche, die nicht immer in dieser Hinsicht knechtischen Sinn zeigen.Auch kann ich nicht leiden, wenn die Kirche indirekter Zwang ist. Nun bitte versteh' michnicht falsch, son<strong>der</strong>n denke Dich in mich hinein. Diese Gedanken beschäftigen mich sehroft, wenn <strong>der</strong> Herr Pf. betet ...“Man kann sich nicht wun<strong>der</strong>n, daß er dann über ein Gefühl <strong>von</strong> Verlassenheitklagt, darüber, daß sein Wahlspruch „Durch!“ nicht mehr nütze, und ist fastberuhigt zu hören, daß die Lehrer sich über „Unarten“ bei „Seiner Exzellenz“beschweren. Eine solche „Unart“ wird übrigens aus seinen ersten Lateinstundenerzählt. Er hatte seinem Nachbarn auf ein Zettelchen geschrieben: „Magisterasinus est.“ Der Lehrer findet den Zettel und beschwert sich persönlich bei „SeinerExzellenz“. Der kann das Lachen kaum unterdrücken und macht dem Lehrer dannso freundliche Komplimente darüber, daß die Jungen bei ihm so blitzschnell biszur eigenen Satzbildung vordringen, daß jener tiefbefriedigt vergißt, wozu ereigentlich gekommen war.Von den Eindrücken <strong>der</strong> ersten Kasseler Zeit findet sich keine Erwähnung mehr.Sie klingen an bei dem Bericht über eine Theateraufführung, die die Schülerbesuchten und wo neben ihnen in <strong>der</strong> Kaiserloge ein Lokomotivführer mitzerfetzter Jacke saß. „Unerhört!“ ist sein einziger Kommentar.Auf dieses graue Bild gehören jedoch einige Lichtflecke. Das sind nicht nur dieFerien, wo er tage- und später auch nächtelang mit seinem Vetter Bobbi durchden <strong>Trott</strong>enwald pirschte, wo er dann glücklich, aber so todmüde nach Hausekam, daß er sich manches Mal beim Erklimmen <strong>der</strong> letzten Höhe vor demImshäuser Tal mit den Händen an den Grasbüscheln und Sträuchern halten mußte,um hinaufzugelangen. Zu den Lichtseiten <strong>der</strong> Kasseler Zeit gehört vor allem <strong>der</strong>Nibelungenbund, in den er damals eintrat. Das Abzeichen war eine weiße Rose.Sein Grün<strong>der</strong> war Gustav Ecke, Sohn eines Bonner Theologieprofessors, jungerStand: Oktober 2011, © <strong>Stiftung</strong> <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>, <strong>Imshausen</strong> e.V., Im <strong>Trott</strong>enpark 1, 36179 <strong>Imshausen</strong>Tel. 06622/42440, E-Mail kontakt@stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de, http://www.stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de

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