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Unterrichtsmaterial der Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V.

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„Noch stehen wir in den Anfängen“ 31(<strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> zu Solz, 1909-1945) – <strong>Unterrichtsmaterial</strong> zur DVDBrief <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>s an seine Frau Clarita (M10)<strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> an Clarita <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> Berlin 1.5.1944(Abschrift/gekürzt)Liebe Clarusch,dieser doppelte Ruhetag, vornehmlich in den eigenen 4 Wänden verbracht,hat mir sehr gut getan. Zum erstenmal im Jahr sitze ich jetzt oben aufunserer Veranda und sehe, wie sich die kleinen Buchen- und Eichenblättervor Teddys Haus auffalten, noch tropfenschwer nach dem Frühlingsregen in<strong>der</strong> Sonne blinkend. Hinter mir Waldhörner, Violinen, Klarinetten undOboen. Emma in <strong>der</strong> Küche hantierend, das Abendessen für mich und einenguten Freund 3 bereitend.Die Trauerweide drüben ist schon ganz grün, nur <strong>der</strong> Ahorn an den Straßenist noch zurückhaltend, damit nicht alle Pracht auf einmal ausbricht.Vor dem Haus, in dem wir damals die chinesische Auktion erlebten –inzwischen <strong>von</strong> Bomben getroffen – blühen zwei herrliche Magnolienbüsche.[…][…] Manchmal habe ich hausväterliche Gewissensbisse, Euch so lange in<strong>der</strong> 'Wildnis' lassen zu müssen und finde Deinen Wi<strong>der</strong>stand gegen dienie<strong>der</strong>drückenden Seiten dieses Lebens sehr bewun<strong>der</strong>nswert. Wenn ich Dichbitte, meinen Brief an Mutter über Heini zu lesen, dann vor allem wegenmeines eigenen Schuldbekenntnisses darin. Du bist ja ganz darin mit mireinig, daß wir uns we<strong>der</strong> überheben noch verhärten dürfen und daß <strong>der</strong>Grund, aus dem die Schmerzen und Qualen aufsteigen, immer auch <strong>der</strong>unsere ist – wenn uns auch eine gnädige (vielleicht auch wegen unserergeringeren Kräfte) schonende Hand gleichsam in halber Höhe über diesenAbgründen suspendiert hält. Die Innigkeit <strong>der</strong> Gottnähe in dem tieferenLeiden, d[ie, Ed.] man wohl immer vermuten soll, wo man nicht mehrversteht, ist vielleicht nicht immer und nicht notwendig einegleichzeitig verstärkte Beziehung zum Nächsten. Die einzige Antwort, dieman sich jedoch selbst in solchem Versagen geben sollte, ist die, an <strong>der</strong>Klärung und 'religio' <strong>der</strong> eigenen Position weiterzuarbeiten, um sobesser erkennen und erkennbar werden zu lernen. Mit <strong>der</strong> 'naiven'Frömmigkeit, die dazu oft auf Trägheit wenn nicht sogar Feigheit beruht,ist es hierbei nicht getan. […]Immer DeinA.Viele Grüße an Verena und die kleine Clarinette!3 Dr. Clarita <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> vermutet, dass sich hinter dieser Formulierung Claus Schenk <strong>von</strong>Stauffenberg verbergen könnte.Stand: Oktober 2011, © <strong>Stiftung</strong> <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>, <strong>Imshausen</strong> e.V., Im <strong>Trott</strong>enpark 1, 36179 <strong>Imshausen</strong>Tel. 06622/42440, E-Mail kontakt@stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de, http://www.stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de

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