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Unterrichtsmaterial der Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V.

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„Noch stehen wir in den Anfängen“ 35(<strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> zu Solz, 1909-1945) – <strong>Unterrichtsmaterial</strong> zur DVDClarita <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> über die letzten elf Tage im Leben ihres Mannes(M12)Zu den letzten elf TagenHans Haeften hat das Urteil nur um wenige Stunden überlebt. <strong>Adam</strong> aber warnicht auf <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> Hingerichteten des 15. August, wie Pfarrer Poelchauerfahren hatte. Und selbst als er elf Tage danach, am 26. August, den gleichenfurchtbaren Tod sterben musste wie seine Freunde, als sein Name mit Angabe <strong>der</strong>genauen Todeszeit im Henkerbuch eingetragen war, auch da glaubten es manchenoch nicht.Diese merkwürdige Hoffnung mag viele Ursachen gehabt haben. Bei denAmtskollegen war sie wohl hervorgerufen durch Berichte <strong>von</strong> Dr. Mahnke, dessenChef zusammen mit dem Leiter des Auslandsnachrichtendienstes Schellenbergseit dem Sommer 1943 beabsichtigte, auf eigene Faust Friedensfühlerauszustrecken und Himmler dafür zu gewinnen. Für ein solches Vorhaben hofftensie, in <strong>Adam</strong> und Hans geeignete Helfer zu finden, und so sollen sie überSchellenberg Himmler veranlasst haben, bei Hitler die Aussetzung <strong>der</strong>Urteilsvollstreckung zu erwirken, was bei diesem einen Tobsuchtsanfall und dieVerfügung sofortigen Vollzugs auslöste. Diese Erinnerung Dr. Mahnkes ist nichtganz mit an<strong>der</strong>en Daten in Einklang zu bringen, sie beleuchtet aber die damaligeSituation, in <strong>der</strong> das Unwahrscheinlichste nah rückte und das Selbstverständlicheunerreichbar war.Ich kannte diese Hintergründe natürlich nicht, aber zwischen dem 11. und 26.August hielt ich seine Rettung auch noch für möglich. Ich hatte ja erlebt, wievieler Gefahren er Herr geworden war, und war immer <strong>von</strong> neuem beeindrucktgewesen, wie <strong>von</strong> Grund auf zukunftsträchtig und zu zukunftsfreudig er war – wiehätte ich mir ein „Nachher“ ohne ihn vorstellen können? Als aber Pfarrer Poelchaudie Todesnachricht in meine Zelle gebracht hatte, wusste ich dass es endgültigsei. Poelchau formulierte das theologisch: „Das wäre kein Opfer, aus dem einekräftige Saat keimen könnte, wenn dieser Schlag nur alte, müde Männer getroffenhätte.“Wir wissen nichts über die elf letzten Tage, als war er selbst in einem Brief anMutter und Frau vom 26. August darüber sagt und was sich indirekt aus demUnterschied zwischen dem Brief vom 15. August und denen vom 26. ergibt.Hat man beim Lesen des ersten Briefes noch das Gefühl, dass er wie in einemTestament noch einige Hauptpunkte zur Sprache bringen will, und spürt manauch, wie er Zensor und Nachwelt noch nicht vergessen kann, ja auch nochpraktische Frage des Alltags erinnert, so fällt das in den Briefen vom Todestagganz und gar fort. Sie sind erfüllt <strong>von</strong> einem Frieden, <strong>der</strong> auch den Schmerzmitträgt, und voll ruhiger, warmer Zuwendung. Auch in ihr ist <strong>der</strong> Schmerzvorhanden und aufgefangen zugleich. - Es ist nicht mehr die Rede <strong>von</strong> <strong>der</strong> Welt –nur durch das Medium <strong>der</strong> Grüße an die Kin<strong>der</strong>, die Mutter, die Brü<strong>der</strong>, ide Frau,die Freunde wird man gewahr, dass das Persönlichste und das Allgemeine nuneins geworden sind, so sehr und so selbstverständlich, dass einer, <strong>der</strong> ihn nichtkannte, nichts <strong>von</strong> den zurückgelegten Wegstrecken ahnt.Stand: Oktober 2011, © <strong>Stiftung</strong> <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>, <strong>Imshausen</strong> e.V., Im <strong>Trott</strong>enpark 1, 36179 <strong>Imshausen</strong>Tel. 06622/42440, E-Mail kontakt@stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de, http://www.stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de

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