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Unterrichtsmaterial der Stiftung Adam von Trott Imshausen e.V.

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„Noch stehen wir in den Anfängen“ 55(<strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> zu Solz, 1909-1945) – <strong>Unterrichtsmaterial</strong> zur DVDWillem Visser 't Hooft 37 über <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> (M19)Unterdessen stand ich in enger Verbindung mit einem an<strong>der</strong>en sehr aktivenMitglied <strong>der</strong> deutschen Opposition: <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong> zu Solz. 1928, als erneunzehn war, hatte <strong>Adam</strong> in Genf Ferien gemacht und war öfter bei unsgewesen. Ich fühlte mich stark zu diesem hochbegabten Studenten hingezogen,<strong>der</strong> die Tragik und die Gefährdung <strong>der</strong> jungen Menschen in Deutschland in <strong>der</strong>geistigen Verwirrung nach dem Ersten Weltkrieg so klar erkannte. Äußerlich warer <strong>der</strong> vollkommene Aristokrat, gut aussehend, hoch gewachsen, mit hoher Stirn.Aber im Gespräch mit ihm spürte man die Demut eines jungen Mannes auf <strong>der</strong>verzweifelten Suche nach einer festen Grundlage für sein Leben. Damals hatte ermir erzählt, er sei in seiner Familie mit Religion <strong>der</strong>art überfüttert worden, daß eres nicht mehr fertigbringe, die Bibel zu lesen, son<strong>der</strong>n sich statt dessen <strong>von</strong>Dostojewski inspirieren lasse. Wenig später hatte er an einer Tagung <strong>der</strong>Christlichen Studentenvereinigung Großbritanniens teilgenommen und war <strong>von</strong><strong>der</strong> schlichten und zupackenden Christlichkeit <strong>der</strong> britischen Studenten tiefbeeindruckt gewesen. Er hatte bei ihnen etwas gefunden, das es in seinemeigenen Land offenbar nicht gab. „Die deutschen Studenten“, schrieb er,„wan<strong>der</strong>n durch ein <strong>von</strong> trüben Nebelschwaden durchzogenes Tal – dieenglischen stehen auf einer Landzunge.“ Er war damals schon überzeugt, daß dieZukunft dem Sozialismus gehöre, glaubte aber ebenso an die Notwendigkeithistorischer Kontinuität. In England fand er einen Sozialismus, <strong>der</strong> keingewaltsamer Bruch mit <strong>der</strong> englischen Tradition war, son<strong>der</strong>n „ein Kreuzzuggegen Unmenschlichkeit und Ungerechtigkeit“.Deshalb hatte er sofort zugegriffen, als sich ihm die Chance bot, mit einemRhodes-Stipendium zwei Jahre nach Oxford zu gehen. In dieser Zeit hatte erenge Freundschaft mit Männern geschlossen, die im britischen öffentlichenLeben damals o<strong>der</strong> später eine große Rolle spielten: mit Sir Stafford Cripps, A.D.Lindsay, David Astor, R.H.S. Crossman und an<strong>der</strong>en, und er glaubte, daß es seineSpezialaufgabe sei, den Briten Deutschland und den Deutschen Großbritannienverständlich zu machen. Unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatteer verzweifelte Anstrengungen unternommen, um mit Hilfe seiner Verbindungenden Krieg zu verhin<strong>der</strong>n, aber seine Bemühungen bei Lord Halifax 38 und an<strong>der</strong>enbritischen Staatsmännern waren erfolglos geblieben. Nach Kriegsausbruch war erin die Vereinigten Staaten gereist und dort ebenfalls mit führenden Politikernzusammengetroffen.In <strong>der</strong> gespannten Atmosphäre jener Jahre mußte die internationale37 Willem Visser 't Hooft (1900-1985) war Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>. Ab 1924 war er Sekretär beim WeltbundCVJM. Visser 't Hooft kannte die Mutter <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>s. Sie vermittelte ihrem Sohn 1928 einenBesuch in Genf, bei dem er Visser 't Hooft erstmals persönlich begegnete. 1938 wurde erGeneralsekretär des vorläufigen Ausschusses aus dem sich 1948 <strong>der</strong> Ökumenische Rat <strong>der</strong>Kirchen entwickelte. Im Frühjahr 1944 trafen sich in seinem Haus in Genf mehrmals Vertreter<strong>von</strong> Wi<strong>der</strong>standsgruppen aus neun europäischen Län<strong>der</strong>n, um ein über die Verwirklichung einesModells für ein fö<strong>der</strong>atives geeintes Europa für die Zeit nach Ende des Krieges und desNationalsozialismus zu diskutieren. Willem Visser 't Hooft war als Kontaktmann in Genf, in <strong>der</strong>neutralen Schweiz auch einer <strong>der</strong> wichtigsten Übermittler <strong>von</strong> Denkschriften u.a. <strong>Adam</strong> <strong>von</strong><strong>Trott</strong>s und des Kreisauer Kreises an die alliierten Regierungen.38 Lord Halifax war zu dieser Zeit britischer Premierminister.Stand: Oktober 2011, © <strong>Stiftung</strong> <strong>Adam</strong> <strong>von</strong> <strong>Trott</strong>, <strong>Imshausen</strong> e.V., Im <strong>Trott</strong>enpark 1, 36179 <strong>Imshausen</strong>Tel. 06622/42440, E-Mail kontakt@stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de, http://www.stiftung-adam-<strong>von</strong>-trott.de

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