StandpunktDie Welt,in der ich leben möchtevon Inga Krebs, Marco Rötzer, Dominik Kandlbinder„Was müsste sich eurer Meinung nach ändern, damit sich Menschenmit Behinderung angenommen und akzeptiert, einfach ‚normal‘ wiealle anderen fühlen können?“ Mit dieser Frage haben sich Schülerinnenund Schüler der Pater-Rupert-Mayer-Schule auseinandergesetzt.Es sind meist die ganz alltäglichen Dinge – ein Bordstein, ein Geschäft,öffentliche Verkehrsmittel, die Menschen mit einem Handicap vermitteln,„an dich haben wir bei unserer Planung nicht gedacht“. Auch imzwischenmenschlichen Umgang gibt es noch viel zu überdenken.Durch diese Ausgrenzung fühlt es sich an,als würde man auf einem fremden Planeten leben.Inga KrebsIn meiner früheren Hauptschule wurde ich starkgemobbt und ausgegrenzt. Viele meiner alten Mitschüler/innenkamen nicht mit meiner Behinderungzurecht. Ich habe ADS und bin daher schon immersehr ruhig, zurückhaltend und verträumt gewesen.Durch dieses Ausgrenzen bzw. Mobbing bekam ichnoch Depressionen dazu.Ich bin der Meinung, dass man an jeder Mittelschule,Realschule und jedem Gymnasium in Deutschlandmehr über Menschen mit Behinderungen undKrankheiten erfahren sollte. Keiner sollte ausgegrenztwerden, nur weil er ein Handicap hat. Jederjunge Mensch sollte die Chance haben, eine Ausbildungam ersten Arbeitsmarktzu absolvieren. Außerdem solltejeder die Möglichkeit haben, seinLeben frei zu leben und selber gestaltenzu können.Jeder Mensch ist einzigartig undauch mit Krankheit oder Behinderung nicht verrückt.Jugendliche und Erwachsene können trotz einerEinschränkung Freunde und Liebesbeziehungenhaben. Menschen mit Behinderung bzw. Krankheitensollten von der Gesellschaft akzeptiert werden,denn durch diese Ausgrenzung fühlt es sich an, alswürde man auf einem fremden Planeten leben.Können wir die Welt nicht so machen,dass sich auch körperbehinderteMenschen in ihr wohl fühlen?Marco RötzerDie Welt ist für gesunde Menschen ganz super, aberleider sind auch körperbehinderte Menschen auf derWelt. Können wir nicht die Welt auch für Menschen,die von Geburt an oder durch Unfälle körperbehindertsind, etwas leichter machen?Können wir nicht ...• Einkaufsläden so machen, dass auch körperbehinderteMenschen bequem einkaufen können?• Autos herstellen, die auch körperbehinderte Menschenfahren können?• Häuser erfinden, in denen auch körperbehinderteMenschen wohnen können?• Straßen so bauen, dass sie auch körperbehinderteMenschen benutzen können?• Freizeitparks für körperbehinderte Menschen errichten?20Kontakte 1/2011
Standpunkt• Menschen klar machen, dass auch körperbehinderteMenschen genauso behandelt werden sollenwie normale Menschen?• Geräte erfinden, die den Alltag für körperbehinderteMenschen leichter machen?• einen Weltverein gründen, dessen Mitglieder zukörperbehinderten Menschen nach Hause fahrenund ihnen im Alltag helfen?• die Welt einfach so machen, dass auch körperbehinderteMenschen sich in ihr wohl fühlen?Doch, wir können!Vielen ist nicht klar, welche Hindernisse und HürdenMenschen mit Behinderung zu bewältigen haben.Dominik KandlbinderEin Bordstein übersteigt in denmeisten Fällen nicht einmal dieHöhe von 15 Zentimetern. Diese15 Zentimeter jedoch können fürmanche Menschen ein großesHindernis sein. Die Rede ist vonRollstuhlfahrern.Den meisten Menschen kommt esgar nicht in den Sinn, dass es solcheStolpersteine geben könnte.Ein anderer Stolperstein: Bei meinemletzten Konzertbesuch istmir, wie schon so oft, ein lästigesÜbel widerfahren. „Der reserviertePlatz ist für Rollstuhlfahrer leidernicht zugänglich“, hieß es amEingang. Die Mitarbeiter wusstennicht, was sie machen sollten; aufeinen Rollstuhlfahrer waren sienicht vorbereitet. „Warten Sie,vielleicht haben Sie Glück und esbleibt noch ein Platz frei...“ Wenn du Glück hast, istes gut, wenn nicht, Pech gehabt.Zug fahren – ein Himmelfahrtskommando! Wochenvorher muss man bei der Bahn beantragen, dassman Hilfe beim Einsteigen in den Zug benötigt. AmTag der Abreise sind Bahnmitarbeiter dann auchmeistens vor Ort und warten mit einer Hebebühne.Mal davon abgesehen, dass keiner so recht weiß,wie sich dieses außerordentlich große Teil bedienenlässt, ist es eine sehr große Plage für den reisendenRollstuhlfahrer. Die Menschenmassen rundherumwerden immer größer, keiner will sich das besondereEreignis entgehen lassen...Es gibt noch viele Probleme zu bewältigen. Vielenist nicht klar, welche Hindernisse und Hürden Menschenmit Behinderung zu bewältigen haben.Kontakte 1/2011 21