Polarity Verband Schweiz
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Kreative<br />
Verzweiflung<br />
oder: Die Krise im Gesundheitswesen<br />
und in der Medizin<br />
VON JOHANNA OCHSNER<br />
Zum Vortag von James L. Oschmann<br />
«Die Antwort auf ein System in der<br />
Krise», gehalten am 27.9.2002 in<br />
Zürich unter dem Titel: «Integrative<br />
Medizin in den USA. Die Antwort auf<br />
ein System in der Krise».<br />
J. Oschmann ist wissenschaftlicher<br />
Berater im Vorstand der nationalen<br />
Stiftung für alternative Medizin. Er<br />
forscht auf dem Gebiet der Biophysik<br />
und Zellbiologie. Bekannt wurde er<br />
durch seine Vortrags- und Lehrtätigkeit<br />
sowie durch sein Buch «Energy Medicine:<br />
The scientific basis», erschienen<br />
bei Churchill Livingstone<br />
in Edingburgh,<br />
2000.<br />
«Kreative Ver-zwei-flung». Ich liebe<br />
solche Begriffe! Da liegt der Kern zu<br />
Neuem, zu grösserer Vielfalt doch<br />
bereits in den Wörtern. Der Ausdruck<br />
stammt übrigens nicht von mir, sondern<br />
von Oschmann selbst oder<br />
zumindest von der Person, die den<br />
Inhalt seines Vortrags auf mehreren<br />
Seiten zu Buch brachte, welche<br />
Grundlage zu diesem<br />
Artikel sind.<br />
Danke!<br />
19<br />
Revolution, nicht Evolution<br />
Wissenschaft geht nicht schön Schritt<br />
für Schritt, einer auf dem andern aufbauend,<br />
vorwärts, sondern in revolutionären<br />
Sprüngen. Wissenschaft entwickelt<br />
sich also nicht evolutionär,<br />
sondern revolutionär. Dies ist die<br />
Aussage von J. Oschmann. Dabei<br />
stützt er sich auf Thomas Kuhns<br />
Werk «Die Struktur der wissenschaftlichen<br />
Revolution» (1962). Was eine<br />
solche Revolution für die Menschheit<br />
bedeutet, möchte ich an einem<br />
Beispiel erläutern:<br />
Wenn ein Kolumbus Amerika entdeckt,<br />
weil er<br />
a) eine bislang für Realität gehaltene<br />
Grenze überschreitet, nämlich den<br />
Rand der Erdscheibe,<br />
b) dabei nicht ins dunkle, alles fressende<br />
Nichts fällt und<br />
c) dadurch Amerika entdeckt,<br />
dann löst dies nicht nur eitel Freude<br />
in der Alten Welt, sondern auch tiefe<br />
Erschütterung aus. Bedeutet so eine<br />
Entdeckung doch, dass die bestehende<br />
Weltanschauung, das so genannte<br />
Paradigma, mit vielem, was dazu<br />
gehört, über Bord geworfen oder<br />
revidiert werden muss. Bislang sichere<br />
und Sicherheit gebende Glaubensmuster,<br />
Gesellschaftsstrukturen etc.<br />
zerfallen und müssen Neuem Platz<br />
machen.<br />
Dies stösst vor allem dort auf Widerstand,<br />
wo mit dem alten Paradigma<br />
Macht, Prestige und Besitztum verbunden<br />
sind.<br />
Heute erleben wir als Zeugen eine<br />
sich bereits im Gange befindliche<br />
Revolution der Medizin sowie ein<br />
dadurch in die Krise geratenes Gesundheitssystem.<br />
Die in den Basler Medien – und<br />
sicher auch in anderen <strong>Schweiz</strong>er<br />
Zeitungen – zunehmenden Forumartikel<br />
sich aufbäumender Schulmediziner<br />
sind für mich ein Zeichen,<br />
dass der Revolutionsprozess schon<br />
recht fortgeschritten ist.