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Verdoppelung der Arbeitszahl von Wärmepumpen und ...

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Energieforschung Energieforschungsprogramm<br />

Umgebungswärme, WKK, Kälte<br />

Jahresbericht 2004, 15. Dezember 2004<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong><br />

Kältemaschinen mit kleinem<br />

Temperaturhub<br />

Autor <strong>und</strong> Koautoren Dr. Beat Kegel, Dr. Beat Wellig, Heinz Richter<br />

beauftragte Institution Ernst Basler + Partner AG<br />

Adresse Mühlebachstrasse 11, 8032 Zürich<br />

Telefon, E-mail, Internetadresse +41 (0)1 395 16 16<br />

beat.kegel@ebp.ch<br />

www.ebp.ch<br />

BFE Projekt-/Verfügung-Nummer 100771 / 150884<br />

Dauer des Projekts (<strong>von</strong> – bis) 1. Mai 2004 – 1. Nov. 2005<br />

im Auftrag des<br />

B<strong>und</strong>esamts für Energie BFE<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

VERDOPPELUNG DER ARBEITSZAHL VON WÄRMEPUMPEN UND KÄLTEMASCHINEN MIT KLEI-<br />

NEM TEMPERATURHUB<br />

Die <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen ist stark abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Temperaturdifferenz<br />

zwischen Wärmequelle <strong>und</strong> –senke. In vielen Anwendungen in <strong>der</strong> Gebäudetechnik genügt im Prinzip ein<br />

Temperaturhub <strong>von</strong> 10–20 K. Das Potenzial für Anlagen mit sehr hohen <strong>Arbeitszahl</strong>en wird jedoch nur<br />

ungenügend genutzt, da Standard-Anlagen für Temperaturhübe <strong>von</strong> 30–60 K gebaut sind. Gr<strong>und</strong>legende<br />

Entscheidungen, die zu dieser nicht-optimalen Auslegung führen, werden <strong>von</strong> den Planern in <strong>der</strong> ersten<br />

Projektphase getroffen. Das Ziel dieser Studie ist die Ausarbeitung <strong>von</strong> Richtlinien für die Auslegung <strong>von</strong><br />

Anlagen mit kleinem Temperaturhub. In einem ersten Schritt wurden die theoretischen Betrachtungen mit<br />

Messungen an einer Klimakälteanlage in einem Bürogebäude verglichen. Die Messungen bestätigen die<br />

Abhängigkeit <strong>der</strong> Leistungsziffer vom Temperaturhub. Mit abnehmendem Temperaturhub steigt die<br />

Leistungszahl <strong>von</strong> 4.0 bei 25 K auf r<strong>und</strong> 5.5 bei 10 K Temperaturhub. Wenn die Energieaufnahme des<br />

Ventilators <strong>und</strong> aller Pumpen berücksichtigt wird, beträgt die Leistungszahl ca. 3.5 <strong>und</strong> ist unabhängig vom<br />

Temperaturhub. Mit folgenden Massnahmen kann die Effizienz signifikant erhöht werden: (1) Der<br />

Temperaturhub muss so klein wie möglich gehalten werden, d.h. we<strong>der</strong> die Verdampfungs- noch die<br />

Kondensationstemperatur sollte auf einen konstanten Wert geregelt werden. Die Verdampfungstemperatur<br />

ist in Abhängigkeit <strong>der</strong> Enthalpie <strong>der</strong> Aussenluft zu regeln. (2) Die Anlage sollte soweit wie möglich in <strong>der</strong><br />

Nacht <strong>und</strong> am Vormittag betrieben werden (am Nachmittag höchsten Entfeuchtung). Mit <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Gebäudemasse gespeicherten Kälteenergie können Lastspitzen gebrochen werden. (3) Das hydraulische<br />

System muss sehr sorgfältig ausgelegt werden. Mit <strong>der</strong> Umsetzung dieser Massnahmen können<br />

Energieverbrauch <strong>und</strong> Betriebskosten beträchtlich reduziert werden.


2<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

Author <strong>und</strong> Coauthors Dr. Beat Kegel, Dr. Beat Wellig, Heinz Richter<br />

Institute or Company Ernst Basler + Partner AG<br />

Address Mühlebachstrasse 11, 8032 Zürich<br />

Telephon, E-mail, Internet-address +41 (0)1 395 16 16<br />

beat.kegel@ebp.ch<br />

www.ebp.ch<br />

Duration of the project 1. Mai 2004 – 1. Nov. 2005<br />

ABSTRACT<br />

DOUBLING OF THE COEFFICIENT OF PERFORMANCE OF HEATPUMPS AND REFRIGERATION<br />

SYSTEMS WITH SMALL TEMPERATURE GRADIENT<br />

The coefficient of performance (COP) of heat pumps and refrigeration systems is closely related to the temperature<br />

difference between the heat source and heat sink. In many applications in building services engineering,<br />

a temperature lift of 10–20 K is sufficient in principle. However, the potential for systems with very<br />

high COP is not fully exploited as standard plants are designed for lifts of 30–60 K. Basic decisions, which<br />

ultimately lead to such a less than ideal design, are taken at an early stage of a project. The main objective<br />

is to give guidelines and rules for the design of systems with small temperature lifts. In a fist step, a refrigeration<br />

system in an office building was analyzed. In this system, the COP increases with decreasing temperature<br />

lift from approximately 4.0 at 25 K up to values aro<strong>und</strong> 5.5 at 10 K. If the auxiliary energy consumption<br />

of the fan and pumps is taken into account, the COP is aro<strong>und</strong> 3.5 and independent of the temperature<br />

lift. The following measures have to be taken in or<strong>der</strong> to significantly improve the efficiency: (1) The temperature<br />

lift should be kept as small as possible, i.e. neither the evaporation nor the condensation temperature<br />

should be controlled to a constant value. The evaporation temperature should be controlled depending<br />

on the enthalpy of the ambient air. (2) The chiller should primarily run during the night and morning when<br />

the temperature lift is small (at the utmost dehumidification in the afternoon). The stored cooling energy in<br />

the building material can be utilized to offset heat gains during the day. (3) The hydraulic system has to be<br />

very carefully designed. Implementing these simple measures will consi<strong>der</strong>ably reduce energy consumption<br />

and on-going operating costs.


3<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

Projektziele<br />

Obwohl in vielen Fällen eine geringe Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle <strong>und</strong> -senke vorhanden<br />

ist, wird dieses Potenzial für <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit sehr hoher <strong>Arbeitszahl</strong><br />

(AZ) nur ungenügend genutzt. Ein Gr<strong>und</strong> liegt darin, dass Standard-Anlagen in <strong>der</strong> Gebäudetechnik<br />

für einen Temperaturhub <strong>von</strong> 30 bis 60 K ausgelegt sind. Solche Anlagen arbeiten sowohl<br />

thermodynamisch als auch ökonomisch nicht optimal. Gr<strong>und</strong>legende Entscheidungen, die letztlich<br />

zu dieser nicht-optimalen Ausnutzung führen, werden in einer frühen Projektphase durch die Beteiligten<br />

(Architekt, Gebäudetechnik-Planer, Unternehmer) getroffen. Genau an diesem Punkt setzt<br />

das vorliegende Projekt den Hebel an.<br />

Im Prinzip ist die Technologie zur Erreichung hoher <strong>Arbeitszahl</strong>en bei geringem Temperaturhub<br />

bekannt. Anlagentechnische Aspekte werden im Rahmen dieses Projekts nur soweit untersucht,<br />

wie es die Systemintegration <strong>und</strong> Regelung <strong>der</strong> Systeme verlangen. Das Hauptziel des Projektes<br />

ist die Beschreibung des Zusammenwirkens <strong>der</strong> Komponenten im gesamten Energieversorgungssystem<br />

<strong>und</strong> das Bereitstellen <strong>von</strong> Planungsrichtlinien.<br />

Das Projekt richtet sich also an die am Prozess beteiligten Planer, welche mit dem Konzept zur<br />

Wärme/Kälteerzeugung, <strong>der</strong> Energieverteilung sowie <strong>der</strong> Energieabgabe an den Raum entscheidenden<br />

Einfluss auf den benötigten Temperaturhub haben. Um für einen vorhandenen geringen<br />

Temperaturhub das Ziel einer Anlage mit hoher AZ zu erreichen, sind im Planungsablauf, in <strong>der</strong><br />

Auslegung <strong>der</strong> Anlage <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>von</strong> System-Komponenten einige wichtige Punkte zu<br />

beachten. Die bereitgestellten Planungswerkzeuge sollen mithelfen, grobe Fehler in <strong>der</strong> Planungsphase<br />

zu vermeiden.<br />

Die Zielsetzungen sind zusammengefasst:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Aufzeigen <strong>von</strong> Anwendungen, wo Anlagen mit geringem Temperaturhub den Primärenergieverbrauch<br />

für Heizen <strong>und</strong> Kühlen massiv reduzieren.<br />

Aufzeigen <strong>von</strong> Optimierungspotenzial durch Messungen an bestehenden Anlagen unter Einbezug<br />

des gesamten Energieversorgungssystems.<br />

Eruieren <strong>von</strong> Hin<strong>der</strong>nissen, welche dem Einsatz <strong>von</strong> Anlagen mit hohen AZ entgegenstehen<br />

sowie Aufzeigen <strong>von</strong> Lösungswegen, um diese Hin<strong>der</strong>nisse zu überwinden.<br />

Der Lösungsweg besteht aus folgenden Arbeitsschritten:<br />

Analyse einzelner bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> in Planung befindlicher Anlagen, welche gr<strong>und</strong>sätzlich das<br />

Potenzial für einen geringen Temperaturhub aufweisen, dieses jedoch nicht ausschöpfen (im<br />

Sinne des vertieften Verständnis <strong>der</strong> Entscheidungsgr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> nicht als Kritik an den Projektverfassern).<br />

Darstellung <strong>der</strong> technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Zusammenhänge, d.h. Mehr- o<strong>der</strong> Min<strong>der</strong>kosten<br />

beim Bau <strong>und</strong> Betrieb <strong>der</strong> Anlagen.<br />

Analyse des Planungsprozesses bzw. Analyse <strong>der</strong> zu beeinflussenden Punkte im Planungsprozess.<br />

Nachweis des Potenzials für die Reduktion des Primärenergieverbrauches.<br />

Ausmessen <strong>und</strong> Analysieren einer bestehenden Anlage mit dem Potenzial eines geringen<br />

Temperaturhubes, welche aber eine „tiefe“ <strong>Arbeitszahl</strong> aufweist.<br />

Ausmessen <strong>und</strong> Analysieren einer bestehenden Anlage mit geringem Temperaturhub <strong>und</strong> hoher<br />

<strong>Arbeitszahl</strong>.<br />

Erarbeiten <strong>von</strong> Richtlinien <strong>und</strong> Regeln zur Planung <strong>und</strong> Auslegung <strong>von</strong> Anlagen mit hohen<br />

<strong>Arbeitszahl</strong>en.


4<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

Durchgeführte Arbeiten <strong>und</strong> erreichte Ergebnisse<br />

Überblick<br />

In den vergangenen Jahren hat sich <strong>der</strong> Trend zur Betonkernaktivierung für die Gebäudeheizung<br />

<strong>und</strong> -kühlung verstärkt, in <strong>der</strong> Klimatisierung <strong>von</strong> Büro- <strong>und</strong> Geschäftsräumen kommen vermehrt<br />

Kühldecken bzw. effiziente Umluftgeräte zum Einsatz, <strong>Wärmepumpen</strong> mit Erdsonden als Wärmequelle<br />

gewinnen Marktanteile, jedoch das Potenzial zur optimalen Nutzung <strong>der</strong> geringen Temperaturdifferenz<br />

zwischen Wärmequelle <strong>und</strong> Wärmesenke über WP <strong>und</strong> KM mit sehr hohen Leistungszahlen<br />

wird noch ungenügend genutzt.<br />

In <strong>der</strong> ersten Projektphase wurde <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Klimakälte betrachtet, da hier ein grosses Potenzial<br />

für die Ausnutzung eines kleinen Temperaturhubes brach liegt. Für die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Pumpenkaltwasser für zentrale Luftaufbereitungsanlagen, Kühldecken <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Umluftgeräte<br />

genügt oft ein Temperaturhub zwischen 10 <strong>und</strong> 20 K. Standard-Kältemaschinen sind nicht für diesen<br />

kleinen Temperaturhub gebaut. Die Planer optimieren deshalb die gebäudetechnischen Anlagen<br />

i.d.R. für einen höheren Temperaturhub. Die wesentlichen Entscheidungen zur Systemwahl<br />

werden in <strong>der</strong> ersten Projektphase getroffen <strong>und</strong> können zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr<br />

korrigiert werden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Ausgangslage wurden neben verschiedenen bestehenden Anlagen auch <strong>der</strong><br />

Planungsprozess analysiert. Dabei ging es insbeson<strong>der</strong>e darum, Hin<strong>der</strong>nisse zu erkennen, die<br />

dem Einsatz <strong>von</strong> Anlagen mit hohen <strong>Arbeitszahl</strong>en im Wege stehen.<br />

Weiter wurde eine erste umfangreiche Messkampagne an einer Anlage durchgeführt, welche<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich das Potenzial für einen geringen Temperaturhub aufweist, diesen jedoch nicht o<strong>der</strong><br />

nur ungenügend ausnützt. Das Ziel bei <strong>der</strong> Auswahl des Messobjektes war, ein konventionelles<br />

überschaubares System mit wenigen Verbrauchern zu finden (d.h. ein System, welches den Stand<br />

<strong>der</strong> Technik „repräsentiert“). Gewählt wurde schliesslich die Anlage in einem fünfstöckigen Büro-<br />

<strong>und</strong> Geschäftshaus in Zürich-Nord.<br />

Messungen in einem Büro- <strong>und</strong> Geschäftshaus in Zürich-Nord<br />

Die Kompressions-Kältemaschine in diesem Gebäude versorgt eine zentrale Aussenluftaufbereitung<br />

(Pumpenkaltwasser, PKW, 11/17°C) sowie eine Kälte-Übergabestation für die dezentralen<br />

Wasserkühlungen (PKW 16/18°C). Der Primärkreislauf ist auf das Temperaturniveau 9/15°C ausgelegt<br />

(Ethylenglykol/Wasser-Gemisch). Die Rückkühlung erfolgt über trockene Rückkühler auf<br />

dem Dach des Gebäudes (Ethylenglykol/Wasser-Gemisch). Das Ziel <strong>der</strong> Messungen ist die Betrachtung<br />

des Gesamtsystems; insbeson<strong>der</strong>e sind folgende Punkte <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>em Interesse:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Zusammenhang zwischen Kälteerzeugung <strong>und</strong> (notwendigem) Kältebedarf,<br />

Zusammenspiel <strong>von</strong> Wärmeübertragung (Primärkreislauf-PKW, Kälte-Übergabestation), Hydraulik,<br />

Übergabe an den Raum <strong>und</strong> Regelung des Systems, sowie<br />

Einfluss <strong>der</strong> vorhandenen Temperaturniveaus auf <strong>der</strong> Verdampfer- <strong>und</strong> Rückkühlseite.<br />

Das System wurde messtechnisch so nachgerüstet, dass folgende Grössen berechnet werden<br />

können: aufgenommene Verdichterleistung, Leistung <strong>der</strong> Rückkühler inkl. Ventilatorleistung, erzeugte<br />

Kälteleistung (Primärkreislauf), gesamte Kälteleistung des Gebäudes (Enthalpiestrom des<br />

PKW 11/17°C) sowie die Kälteleistung <strong>der</strong> Kühldecken (PKW 16/18°C). Für die Messung <strong>der</strong><br />

Temperaturen wurden kalibrierte PT100 4-Leiter (Messunsicherheit ±0.2 K), für die Volumenströme<br />

verschiedene Typen <strong>von</strong> Ultraschall Durchfluss-Messgeräten (Messunsicherheit ±10% infolge


5<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

kurzer Beruhigungsstrecken vor <strong>und</strong> nach den Sensoren <strong>und</strong> Signalrauschen) verwendet. Die<br />

Energieaufnahme <strong>der</strong> beiden Schrauben-Kompressoren wurde mit Energiezählern (1 Impuls pro<br />

100 Wh) bestimmt.<br />

Ergänzend zu den installierten Messgeräten steht eine Vielzahl <strong>von</strong> Daten vom Leitsystem zur<br />

Verfügung. Diese beinhalten u.a. Temperaturen an <strong>der</strong> Kälteanlage (red<strong>und</strong>ante Messungen),<br />

Temperaturen <strong>und</strong> Reglereinstellungen in verschiedenen Büroräumen sowie Messdaten <strong>der</strong> zentralen<br />

Aussenluftaufbereitung.<br />

Die Messkampagne erstreckte sich über den Zeitraum vom Mitte August bis Ende Oktober. In <strong>der</strong><br />

ersten Phase (20.8.–17.9.) wurde die Anlage in ihrem Ist-Zustand belassen. Danach wurden verschiedene<br />

Regelparameter angepasst <strong>und</strong> weitere Messungen durchgeführt (17.9.–28.10.).<br />

Auswertungen<br />

Für die Analyse <strong>der</strong> grossen Datenmenge (70 Messtage, 77 Messpunkte mit Messintervallen zwischen<br />

2 <strong>und</strong> 5 Minuten) wurde ein Auswertungsprogramm in Igor Pro 5 entwickelt. In Abbildung 1<br />

ist beispielhaft die Leistungszahl (coefficient of performance, COP) in Abhängigkeit des Temperaturhubes<br />

dargestellt. Die Leistungszahl wurde für insgesamt 135 stationäre Betriebspunkte<br />

berechnet (mit wenigen Ausnahmen Mittelwerte über mindestens 30 Minuten Betriebszeit).<br />

COP Kältemaschine<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

10<br />

15<br />

20<br />

einstufiger Betrieb<br />

zweistufiger Betrieb<br />

25<br />

Temperaturhub / K<br />

30<br />

35<br />

COP System<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

10<br />

15<br />

20<br />

einstufiger Betrieb<br />

zweistufiger Betrieb<br />

25<br />

Temperaturhub / K<br />

Abbildung 1: Leistungszahl <strong>der</strong> Kältemaschine alleine (links) <strong>und</strong> des Gesamtsystems (rechts)<br />

in Funktion des Temperaturhubes für ein- <strong>und</strong> zweistufigen Betrieb. Der<br />

Temperaturhub ist definiert als Temperaturdifferenz zwischen den<br />

Austrittstemperaturen des Ethylenglykol/Wasser-Gemisches aus dem Verdampfer<br />

<strong>und</strong> Kondensator.<br />

Obwohl die COP-Werte aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> beschränkten Auflösung <strong>der</strong> Energiezähler <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fehler<br />

<strong>der</strong> Volumenstrommessung relativ grosse Unsicherheiten aufweisen (im Bereich <strong>von</strong> ±20%) ist ein<br />

klarer Trend zu erkennen. Durch eine Reduktion des Temperaturhubes um 15 K wird die Leistungszahl<br />

<strong>der</strong> Kälteanlage (Kompressorleistung/Kälteleistung) im einstufigen Betrieb um r<strong>und</strong> 40%<br />

erhöht. Wenn die Ventilatorleistung (Rückkühlung) <strong>und</strong> sämtliche Umwälzpumpen in <strong>der</strong> Bilanzierung<br />

mit berücksichtigt werden, steigt die Leistungszahl mit kleiner werdendem Temperaturhub<br />

nicht an (COP ca. 3.5 über den gesamten Bereich im einstufigen Betrieb). Die Betrachtung <strong>der</strong><br />

<strong>Arbeitszahl</strong> anstelle <strong>der</strong> Leistungszahl zeigt ein ähnliches Bild.<br />

30<br />

35


Erkenntnisse<br />

6<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

Folgende Massnahmen tragen zur Erhöhung <strong>der</strong> Leistungsziffer bzw. <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> des<br />

Gesamtsystems bei:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Kühlwassertemperatur anstatt konstant auf die Spitzenleistung variabel anhand <strong>der</strong> effektiv<br />

nachgefragten Kühlleistung regeln. Die optimale Regel- o<strong>der</strong> Steuerstrategie für die<br />

Kühlwassertemperatur muss in <strong>der</strong> zweiten Projektphase noch verifiziert werden.<br />

Die Kühlwassertemperatur beeinflusst die Leistungsziffer <strong>der</strong> Kältemaschine je nach Gütegrad<br />

des Verdichters mit 2 bis 4% pro Grad.<br />

Rückkühltemperatur variabel; wenn möglich keine o<strong>der</strong> möglichst tiefe Hochhaltung. Bei<br />

variabler Rückkühltemperatur bringt eine Konzentration des Kühlmaschinenbetriebes auf die<br />

Nacht- <strong>und</strong> Vormittagsst<strong>und</strong>en ähnlich viel wie eine hybride Rückkühlung mit Standardbetrieb.<br />

Rückkühler nicht an Standorten plazieren, wo die lokale Lufttemperatur durch die<br />

Sonneneinstahlung über die mittlere Aussentemperatur aufgeheizt wird. Die lokale Überhitzung<br />

liegt oft in <strong>der</strong> Grössenordnung <strong>von</strong> 5 bis 10°C, die entsprechende Reduktion <strong>der</strong><br />

Leistungsziffer beträgt 15 bis 30%.<br />

Zulufttemperatur in <strong>der</strong> Übergangszeit so tief wie möglich, um die freie Kühlung voll<br />

auszuschöpfen (ohne aktive Kühlung).<br />

Schiebung <strong>der</strong> Raumtemperatur lediglich bei tiefem COP in den heissen Nachmittagsst<strong>und</strong>en.<br />

Bei mittleren bis schweren Gebäuden reduziert die Raumtemperaturchiebung in den heissen<br />

Nachmittagsst<strong>und</strong>en die momentane Kühllast zur Raumkühlung praktisch auf Null.<br />

Einsatz <strong>von</strong> Kältemaschinen mit hohem COP bei tiefem Hub: Gütegrad > 0.5. Die Unterschiede<br />

beim Gütegrad liegen bei Faktor 2!<br />

Bei <strong>der</strong> Einzelraumregelung keine „Nachtanhebung“ programmieren <strong>und</strong> die Sollwertschiebung<br />

durch die Nutzer auf ein Minimum begrenzen. Der Wärmeaustausch innerhalb des Gebäudes<br />

führt bei unterschiedlichen Sollwerten dazu, dass nur ein kleiner Teil <strong>der</strong> Kühlflächen bzw.<br />

Geräte in Betrieb ist <strong>und</strong> dadurch die Kühlwassertemperatur unnötig tief angesetzt werden<br />

muss.<br />

Bei <strong>der</strong> Speicherbewirtschaftung den Temperaturunterschied zwischen Vor- <strong>und</strong> Rücklauf hoch<br />

halten. Die Leistungsziffer sinkt bei abnehmendem Temperaturunterschied markant.<br />

Die Auslegung <strong>der</strong> Hydraulik eines Kaltwassersystemes beeinflusst die Leistungsziffer <strong>der</strong><br />

Kälteerzeugung in <strong>der</strong> gleichen Grössenordnung wie <strong>der</strong> COP des Verdichters.<br />

Nationale Zusammenarbeit<br />

Nationale Zusammenarbeit innerhalb <strong>der</strong> Arbeitsgemeinschaft mit <strong>der</strong> Hochschule für Technik <strong>und</strong><br />

Informatik Burgdorf, Prof. Dr. Kurt M. Graf, Dr. Michele Zehn<strong>der</strong>, Pestalozzistrasse 20, 3400 Burgdorf.<br />

Daneben beteiligen sich folgende Organisationen an diesem Forschungsprojekt:<br />

Elektrizitätswerk <strong>der</strong> Stadt Zürich (ewz), Markt <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en, Herr Jörg Ruosch, Tramstrasse 35,<br />

Postfach, 8050 Zürich.<br />

Amt für Umwelt <strong>und</strong> Energie Basel Stadt, Hauptabteilung Energie, Herr Rudolf Jegge, Kohlenberggasse<br />

7, 4051 Basel.


7<br />

<strong>Verdoppelung</strong> <strong>der</strong> <strong>Arbeitszahl</strong> <strong>von</strong> <strong>Wärmepumpen</strong> <strong>und</strong> Kältemaschinen mit kleinem Temperaturhub<br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Keine.<br />

Bewertung 2004 <strong>und</strong> Ausblick 2005<br />

Die bisherigen Analysen bestätigen, dass die Kältemaschine nicht isoliert betrachtet werden darf,<br />

wenn eine Effizienzsteigerung erreicht werden soll. Vielmehr muss das Energieversorgungssystem<br />

<strong>und</strong> die Gebäudedynamik in die Überlegungen mit einbezogen werden. Dazu gehören die<br />

Kälteerzeugung <strong>und</strong> -verteilung, die Übergabe an die Räume sowie die Hydraulik <strong>und</strong> Regelung<br />

des Systems.<br />

Die Messkampagne hat unsere theoretischen Betrachtungen grösstenteils bestätigt <strong>und</strong> wertvolle<br />

neue Zusammenhänge aufgezeigt. Aus <strong>der</strong> verfeinerten Auswertung in den kommenden Monaten<br />

erwarten wir zusätzliche Erkenntnisse.<br />

Die Arbeitsschritte im Jahr 2005 umfassen folgende Punkte:<br />

Falls möglich, wird an <strong>der</strong> in <strong>der</strong> ersten Phase untersuchten „Standard“-Anlage eine Betriebsoptimierungen<br />

durchgeführt. Damit soll gezeigt werden, ob <strong>und</strong> wie mit einfachen Massnahmen (Än<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> Regelstrategie) die Effizienz erhöht werden kann. Die Betriebsoptimierung soll vor<br />

allem zur Quantifizierung des Potenzials beitragen <strong>und</strong> die Glaubwürdigkeit verbessern.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Projektphase wird eine neue Anlage analysiert, welche das Potenzial eines geringen<br />

Temperaturhubes besser ausnützt <strong>und</strong> damit eine (wesentlich) höhere <strong>Arbeitszahl</strong> aufweist.<br />

Eine geeignete Anlage für diese zweite Messkampagne ist noch auszuwählen. Die Messungen<br />

werden <strong>von</strong> <strong>der</strong> HTI Burgdorf durchgeführt <strong>und</strong> sich wie<strong>der</strong> über einen Zeitraum <strong>von</strong> mehreren<br />

Monaten erstrecken.<br />

Weiter werden die „Standard“-Anlage <strong>und</strong> die „optimierte“ Anlage miteinan<strong>der</strong> verglichen <strong>und</strong> die<br />

entscheidenden Unterschiede herausgearbeitet.<br />

Ein zusätzlicher Schwerpunkt besteht darin, den Betrieb <strong>und</strong> die Regelung <strong>von</strong> konventionellen<br />

Kälteanlagen zu analysieren. Damit soll das Potenzial <strong>und</strong> die Wirtschaftlichkeit <strong>von</strong> Betriebsoptimierungen<br />

erkannt werden.<br />

Für die Planung <strong>von</strong> neuen Anlagen werden die wesentlichen Zusammenhänge in Richtlinien <strong>und</strong><br />

Regeln für die Planung <strong>von</strong> Anlagen mit hohen <strong>Arbeitszahl</strong>en einfliessen. Es wird aufgezeigt, welche<br />

Punkte in <strong>der</strong> Planung zu beachten sind <strong>und</strong> welche Fehler unbedingt vermieden werden<br />

müssen. Die Planer sollen konkrete Angaben zur technischen Auslegung <strong>und</strong> zur Regulierung <strong>von</strong><br />

Systemen mit geringem Temperaturhub sowie zu <strong>der</strong>en Integration in das Architekturkonzept erhalten.<br />

Referenzen<br />

Keine.

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