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SemesterJournal - MBA Programme der HWR Berlin

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20 Forschung<br />

<strong>SemesterJournal</strong> 2/07 <strong>SemesterJournal</strong> 2/07 Forschung<br />

21<br />

Gründen und Nachfolgen studieren<br />

Die Unternehmensnachfolge wird neben den Unternehmensgründungen wegen <strong>der</strong> Relevanz für Arbeitsmarkt und Konjunktur<br />

zunehmend auch als Thema in Bildung und Forschung erkannt. Eine aktuelle Umfrage <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong> untersuchte vor diesem<br />

Hintergrund die qualifi katorischen Anfor<strong>der</strong>ungen an Nachfolger und Grün<strong>der</strong> aus Sicht von Finanzmittelgebern.<br />

Text: Birgit Felden und Christian Baal<br />

Der DIHK stellt in seinem aktuellen<br />

Unternehmensbarometer fest, dass pro<br />

Jahr in rund 43.000 Unternehmen ca.<br />

150.000 Arbeitsplätze durch eine ungelöste<br />

Unternehmensnachfolge bedroht<br />

sind. Das IfM in Bonn stellt gar fest:<br />

„Dies führt dazu, dass die Zahl <strong>der</strong> von<br />

Unternehmensnachfolgen berührten<br />

Arbeitsplätze von 907.000 (im Jahre<br />

2000 ff .) auf knapp 680.000 im Jahre<br />

2005 ff . zurückgehen wird.“ Die<br />

merklichen Zuwachsraten von Arbeitsplätzen<br />

im Zuge <strong>der</strong> sich belebenden<br />

Konjunktur würden sich bei diesem<br />

„Worst-case-Szenarium“ deutlich reduzieren.<br />

Insofern ist die Nachfolge nicht<br />

mehr nur ein soziostrukturelles o<strong>der</strong><br />

demographisches Phänomen, son<strong>der</strong>n<br />

zunehmend ein Th ema, das dieselben<br />

strukturellen und inhaltlichen Fragen<br />

wie die Existenzgrün<strong>der</strong>forschung<br />

aufwirft .<br />

Während bislang die empirische<br />

Betrachtung eines demographischen<br />

Ist-Zustandes im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong><br />

Nachfolge-Forschung stand, rücken<br />

aktuell die Umsetzung und die Qualität<br />

<strong>der</strong> Nachfolgeprozesse in den Fokus<br />

<strong>der</strong> Betrachtung. Auch Fragen nach<br />

<strong>der</strong> Übereinstimmung des real vorhandenen<br />

und des erwünschten Qualifi kationsprofi<br />

ls müssen vor diesem Hintergrund<br />

verstärkt gestellt werden. Welche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen werden an Nachfolger<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> beteiligten Marktpartner<br />

gestellt? Welches Prozesswissen<br />

ist bei Nachfolgern und Übergebern<br />

vorhanden? Werden alle Möglichkeiten<br />

ausgeschöpft , um eine Unternehmensnachfolge<br />

erfolgreich zu gestalten? Was<br />

muss ein Nachfolger können, um ein<br />

bestimmtes Unternehmen in Zukunft<br />

erfolgreich führen zu können? Welche<br />

Bildungsschwerpunkte sollte er<br />

mitbringen, wo besteht nachträglicher<br />

Qualifi kationsbedarf? Was sind geeignete<br />

Bildungsformate, um eine optimale<br />

Qualifi kation von Grün<strong>der</strong>n und<br />

Nachfolgern zu gewährleisten?<br />

Bewertung <strong>der</strong> Qualität von Businessplänen von Grün<strong>der</strong>n und Nachfolgern<br />

mangelhaft<br />

17 %<br />

ausreichend<br />

18 %<br />

ungenügend<br />

7 %<br />

sehr gut<br />

7 %<br />

befriedigend<br />

28 %<br />

gut<br />

23 %<br />

Insbeson<strong>der</strong>e letztere Fragestellungen<br />

stehen im Fokus <strong>der</strong> aktuellen Umfrage,<br />

die von <strong>der</strong> Professur für Mittelstand<br />

und Unternehmensnachfolge <strong>der</strong> FHW<br />

<strong>Berlin</strong> unter Kreditinstituten durchgeführt<br />

wurde. Hintergrund <strong>der</strong> Befragung<br />

ist die Einführung des Bachelor-<br />

Studiengangs Unternehmensgründung<br />

und -nachfolge an <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong> vor<br />

zwei Jahren. Dieser richtet sich an Studierende<br />

und „young professionals“, die<br />

eine Gründung o<strong>der</strong> die Übernahme<br />

eines Unternehmens anstreben. Dabei<br />

wurden rund 500 Multiplikatoren mit<br />

einem Fragebogen angeschrieben, von<br />

denen rund 20 % geantwortet haben.<br />

Die Kernergebnisse <strong>der</strong> Umfrage verwun<strong>der</strong>n<br />

den Praktiker nicht:<br />

1.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> befragten Bank en<br />

und Kammern besteht ein<br />

deutlicher Qualifi zierungsbedarf, insbeson<strong>der</strong>e<br />

im betriebswirtschaft lichen<br />

Bereich. Eine fundierte betriebswirtschaft<br />

liche Grundbildung ist also aus<br />

Sicht <strong>der</strong> Multiplikatoren unabdingbare<br />

Voraussetzung für eine gelungene<br />

Gründung o<strong>der</strong> Nachfolge. Deutlich<br />

wird, dass die qualifi katorischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Nachfolger höher<br />

liegen, als an Grün<strong>der</strong>, diese aber auch<br />

nach Ansicht <strong>der</strong> Multiplikatoren<br />

besser erfüllt werden. Sowohl bei <strong>der</strong><br />

allgemeinen Schulbildung als auch bei<br />

berufsspezifi schen Bildungsabschlüssen<br />

weisen Nachfolger bessere Ergebnisse<br />

aus. 21,7 % <strong>der</strong> Nachfolger haben einen<br />

berufsspezifi schen Hochschulabschluss,<br />

bei den Grün<strong>der</strong>n liegt dieser Anteil<br />

lediglich bei 13,5 %.<br />

2.<br />

Bei Unternehmensnachfolgern<br />

fehlen in einem größeren<br />

Umfang Kenntnisse über Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

Alternative Finanzierungsarten,<br />

wie z. B. <strong>der</strong> Einsatz<br />

von Business Angels, Beteiligungsgesellschaft<br />

en, Mitarbeiterbeteiligungen,<br />

Mezzanine-Finanzierungen o<strong>der</strong> Mittel<br />

aus dem persönlichen Umfeld, kamen<br />

bei <strong>der</strong> Frage nach den am häufi gsten<br />

genutzten Finanzierungsarten quasi<br />

nicht vor. Vorherrschend sind die drei<br />

klassischen Finanzierungsarten, <strong>der</strong><br />

Bankkredit (97,8 %), öff entliche Mittel<br />

(88,9 %) und Eigenkapital (87,8 %). Im<br />

Zusammenhang damit steht auch die<br />

mäßige Beurteilung <strong>der</strong> Businesspläne<br />

aus Sicht <strong>der</strong> Befragten. Die Hilfe<br />

externer Berater bei dem Verfassen von<br />

Businessplänen wird daher von mehr<br />

als <strong>der</strong> Hälft e <strong>der</strong> Befragten positiv<br />

bewertet. Hier zeigt sich möglicherweise<br />

sehr deutlich die Qualifi kationslücke<br />

vieler Grün<strong>der</strong> und Nachfolger,<br />

vor allem im strategischen und fi nanziellen<br />

Bereich. Die Businesspläne <strong>der</strong><br />

Nachfolger wurden dabei von einem<br />

deutlich höheren Anteil <strong>der</strong> Befragten<br />

besser beurteilt, was wie<strong>der</strong>um die<br />

Vermutung einer konsequenteren<br />

Zielausrichtung unterlegt sowie die<br />

höhere Qualifi kation <strong>der</strong> Nachfolger<br />

wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

3.<br />

Allerdings zeigt die Umfrage<br />

auch, dass die Befragten nur selten<br />

spezialisierte Bildungsangebote für<br />

Grün<strong>der</strong> und Nachfolger kennen. Hier<br />

besteht auf Seiten <strong>der</strong> Bildungsanbieter<br />

ein erhöhter Marketing- und Informationsbedarf.<br />

Aus <strong>der</strong> Umfrage wird<br />

deutlich, dass spezialisierte Bildungsangebote,<br />

wie das <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong>,<br />

nur wenig bekannt sind, gleichzeitig<br />

aber mittelständisch ausgerichtete<br />

Hochschulstudiengänge durchaus für<br />

geeignet gehalten werden, die Qualifi<br />

kationslücke von Grün<strong>der</strong>n und<br />

Nachfolgern zu schließen.<br />

Im Sinne eines zukunft sfähigen gesellschaft<br />

lichen Umfelds, das Unternehmertum<br />

sichert, för<strong>der</strong>t und nachhaltig<br />

wachsen lässt, ist eine umfassende<br />

Informations- und Bildungsoff ensive<br />

gefor<strong>der</strong>t. Wie die Untersuchung <strong>der</strong><br />

FHW <strong>Berlin</strong> zeigt, reichen dabei die<br />

hergebrachten Existenzgründungs- und<br />

Nachfolgequalifi zierungen häufi g nicht<br />

aus. Gerade bei Unternehmensnachfolgen<br />

sind Kenntnisse erfor<strong>der</strong>lich,<br />

50 %<br />

40 %<br />

30 %<br />

20 %<br />

10 %<br />

0 %<br />

Eignung verschiedener Qualifi kationsangebote für Grün<strong>der</strong> und Nachfolger<br />

aus Sicht <strong>der</strong> befragten Institutionen<br />

0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 %<br />

Hauptmängel in <strong>der</strong> Qualifi kation von Grün<strong>der</strong>n und Nachfolgern<br />

Berufsspezifi sche<br />

Mängel<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Mängel<br />

die auf die speziellen Bedürfnisse des<br />

Mittelstandes zugeschnitten sind. Die<br />

Erhöhung des Bekanntheitsgrades<br />

bestehen<strong>der</strong> Angebote sowie die Einrichtung<br />

und Vermarktung neuer Qualifi<br />

zierungsangebote können zukünft ig<br />

zu einer Verbesserung beitragen. Das<br />

Ausschöpfen alternativer Finanzierungsquellen<br />

birgt zusätzliches Potenzial<br />

zur Belebung <strong>der</strong> Gründungs- und<br />

Nachfolgeszene. Schließlich ist <strong>der</strong><br />

Grün<strong>der</strong><br />

Betriebswirtschaftliche Kurse von Kammern und Verbänden<br />

Berufsspezifi sche Kurse von Kammern und Verbänden<br />

Gründungs- bzw. nachfolgespezifi sche Kurse<br />

Allg. betriebswirtschaftliches Hochschulsstudium<br />

BWL-Studium mit Schwerpunkt Mittelstand<br />

<strong>MBA</strong> Unternehmensentwicklung FH Pfozheim<br />

B.A. Unternehmensgründung und -nachfolge FHW <strong>Berlin</strong><br />

Nachfolger<br />

Betriebswirtschaftliche Kurse von Kammern und Verbänden<br />

Berufsspezifi sche Kurse von Kammern und Verbänden<br />

Gründungs- bzw. nachfolgespezifi sche Kurse<br />

Allg. betriebswirtschaftliches Hochschulsstudium<br />

BWL-Studium mit Schwerpunkt Mittelstand<br />

<strong>MBA</strong> Unternehmensentwicklung FH Pfozheim<br />

B.A. Unternehmensgründung und -nachfolge FHW <strong>Berlin</strong><br />

kenne ich nicht ungeeignet geeignet<br />

Grün<strong>der</strong> Nachfolger<br />

Mängel in <strong>der</strong><br />

sozialen Kompetenz<br />

Unternehmerische<br />

Mängel<br />

Ausbau <strong>der</strong> Forschungsaktivitäten auf<br />

diesem speziellen Gebiet zu empfehlen,<br />

um weitere Erkenntnisse über Qualifi<br />

kation und Qualifi zierungsmöglichkeiten<br />

für die Praxis zu erhalten.<br />

Die komplette Version des auf Basis<br />

<strong>der</strong> Umfrage entstandenen Artikels im<br />

„Finanzbetrieb“ kann unter baal@fh wberlin.de<br />

angefor<strong>der</strong>t werden.

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