SemesterJournal - MBA Programme der HWR Berlin
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44 Der internationale Austausch<br />
<strong>SemesterJournal</strong> 2/07 <strong>SemesterJournal</strong> 2/07 Der internationale Austausch<br />
45<br />
Put Asia on your CV<br />
Als FHW’ler in Kobe und Hong Kong<br />
Text: Michael Tolksdorf<br />
In einem Beitrag über „Managementstile<br />
deutscher Manager“ bemängelte<br />
das Handelsblatt kürzlich, dass deutsche<br />
Firmenvertreter – sehr zum eigenen<br />
Nachteil und dem ihrer Unternehmen<br />
– „fremde Kulturen mitunter nicht<br />
ernst“ nähmen. Wenn das so zuträfe,<br />
wäre es ein sehr guter Grund für die<br />
FHW <strong>Berlin</strong>, zu Hochschulen an vielen<br />
Orten <strong>der</strong> Erde Beziehungen aufzunehmen.<br />
Studierende und Lehrende<br />
könnten damit in direkten Kontakt zu<br />
unterschiedlichsten Kulturen kommen.<br />
Trotz ihrer weltweiten Bedeutung sind<br />
unsere Austauschbeziehungen mit den<br />
asiatischen Wirtschaft sgroßmächten<br />
Japan (Nr. 2) und China (seit 2007 Nr. 3<br />
<strong>der</strong> Weltrangliste nach absolutem BIP)<br />
eher gering. Grund genug für mich, ein<br />
Angebot <strong>der</strong> Universität Kobe, einer<br />
Nachbarstadt von Osaka in <strong>der</strong> westjapanischen<br />
Kansai-Region, anzunehmen.<br />
Im September 2007 führte ich als<br />
Gastdozent ein Kompaktseminar „Th e<br />
Economics of European Integration“<br />
durch. Da damit eigenständige Lehre<br />
und Prüfungen verbunden waren,<br />
ernannte mich die Universität förmlich<br />
zum „Visiting Professor“.<br />
Unsere Partnerhochschule in Hong Kong<br />
Die Kansai-Region in Westjapan:<br />
Kobe, Osaka, Kyoto<br />
Die Universität Kobe – vierzig Shinkansen-Minuten<br />
entfernt von <strong>der</strong> alten<br />
Kaiserstadt Kyoto, die die meisten als<br />
Ort des gleichnamigen UN-Umwelt-<br />
Protokolls von 1997 kennen – blickt<br />
mittlerweile auf eine fast hun<strong>der</strong>t<br />
Jahre alte Tradition zurück. Malerisch<br />
auf halber Höhe am Rokko-Gebirge<br />
gelegen, bietet sie mit ihrem weiträumigen<br />
Campus einen faszinierenden<br />
Blick auf die Stadt und <strong>der</strong>en Hafen.<br />
Die Studenten wohnen zum Teil auf<br />
dem Campus, viele fahren aus <strong>der</strong> Stadt<br />
mit dem Bus die Hügel hoch, um ihre<br />
Studien tagsüber zu verfolgen. Eine gut<br />
ausgestattete Bibliothek und eine große<br />
Mensa mit einer breiten Auswahl japanischer<br />
Speisen laden dazu beson<strong>der</strong>s<br />
ein.<br />
Ähnlich wie bei uns haben die Studierenden<br />
einige Probleme, dem Unterricht<br />
in englischer Sprache zu folgen.<br />
Als Folge asiatischer Traditionen sind<br />
sie auch eher zurückhaltend im Unterricht.<br />
Eigenständige Beiträge waren zu<br />
ermuntern, weil sonst fast nur rezeptiv<br />
mitgearbeitet worden wäre. Allerdings<br />
tauten sie im Laufe <strong>der</strong> Tage doch spür-<br />
bar auf und ließen sich gern anregen,<br />
mit eigenen Ideen im Seminar aufzuwarten.<br />
Hilfreich waren dabei Ayako<br />
und Hiroto Tanaka, die vorher im<br />
Austausch an <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong> studiert<br />
hatten und gut mit den Kulturunterschieden<br />
umgehen konnten. Gerechterweise<br />
muss man hinzufügen, dass auch<br />
die Zahl <strong>der</strong> Professoren, die in Kobe<br />
Seminare in englischer Sprache geben<br />
können, <strong>der</strong>zeit noch gering ist.<br />
Einen gewissen Kulturschock stellten<br />
dann die abschließenden mündlichen<br />
Prüfungen dar, da sonst ausschließlich<br />
schrift lich geprüft wird. Es bestand<br />
aber die Bereitschaft , mit dem europäischen<br />
Gastprofessor auch Prüfungsfor<strong>der</strong>ungen<br />
zu akzeptieren, die sonst<br />
nicht üblich, aber Ausdruck europäischer<br />
Hochschultradition sind. Als<br />
deutlich wurde, dass die Prüfungen mit<br />
einem frei zu wählenden Schwerpunkt<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> europäischen<br />
Integration begonnen werden durft en,<br />
breitete sich dann doch Zuversicht aus,<br />
die Neuerung beherrschen zu können.<br />
Stolz und Freude nach bestandener<br />
Prüfung waren deutlich zu sehen –<br />
manche <strong>der</strong> Student/innen hatten<br />
erstmals in einer an<strong>der</strong>en Sprache<br />
Foto: Michael Tolksdorf<br />
Prof. Tolksdorf mit Dekan Yasuhide Tanaka und Vizepräsident Hiroshi Ohta von <strong>der</strong> Kobe University<br />
als Japanisch vor <strong>der</strong> ganzen Gruppe<br />
gesprochen und ein mündliches Examen<br />
bestanden.<br />
Zur Zeit bereiten sich an <strong>der</strong> FHW<br />
<strong>Berlin</strong> vier Studierende des Masterstudiengangs<br />
„International Economics“<br />
auf ein Studiensemester in Kobe vor.<br />
Sie werden, da bin ich sicher, bereichert<br />
zurückkehren.<br />
Hong Kong als eurasischer<br />
Studienort<br />
Im Anschluss hatte ich die Möglichkeit,<br />
unsere neue Partneruniversität<br />
in dem vier Flugstunden von Kansai<br />
International entfernten Hong Kong<br />
zu besuchen – die HK Baptist University<br />
im Stadtteil Kowloon. Hong<br />
Kong ist als Son<strong>der</strong>verwaltungsregion<br />
(SAR) seit zehn Jahren Teil <strong>der</strong><br />
VR China. Mit <strong>der</strong>zeit knapp acht<br />
Milionen Einwohnern – fast alle sind<br />
Chinesen, es gibt nur vergleichsweise<br />
wenige „Langnasen“, wenn auch im<br />
öff entlichen Straßenbild mehr als in<br />
Japan – ist diese quirlige Stadt eines <strong>der</strong><br />
Zentren weltwirtschaft licher Aktivitäten.<br />
Dazu tragen zu vermutlich<br />
gleichen Teilen das auf <strong>der</strong> Insel Hong<br />
Kong gelegene Finanzzentrum und<br />
<strong>der</strong> riesige Hafen bei. Im öff entlichen<br />
Straßenbild dominieren die chinesischen<br />
Schrift zeichen, aber überall<br />
sind englische Bezeichnungen zu<br />
fi nden, die einem die Orientierung, die<br />
Verkehrswegsuche und das Einkaufen<br />
erleichtern. Die jungen Chines/innen<br />
tragen die überall beworbene westliche<br />
Markenkleidung und sind vielfach<br />
„MP3-gestöpselt“. Praktisch alle Leute<br />
führen die „Octopus“-Karte mit sich,<br />
eine aufl adbare Geldkarte, mit <strong>der</strong> die<br />
Verkehrsmittel, Speisen und Getränke<br />
und sonstige kleinere Käufe getätigt<br />
werden. Die Lehrkräft e und Studenten<br />
<strong>der</strong> HKBU waren alle – so kam es mir<br />
jedenfalls vor – im Besitz einer solchen<br />
Karte. Meine wurde mir unmittelbar<br />
nach <strong>der</strong> Begrüßung in <strong>der</strong> Universität<br />
ausgehändigt.<br />
Die HKBU verfügt über eine „School of<br />
Business“ mit einem breit gefächerten<br />
Programm, das zum Abschluss eines<br />
Bachelor of Business Administration,<br />
B.B.A. (hons.), führt. Die AACSB-<br />
Akkeditierung wird betrieben. Die<br />
Schwerpunktsetzungen im Studium<br />
sind sehr gut zu vergleichen mit den<br />
Tätigkeitsfel<strong>der</strong>n, die <strong>der</strong> Bachelor-<br />
Studiengang „Business Administration“<br />
bei uns aufweist. Darüber hinaus ist die<br />
Faculty of Social Sciences zu erwähnen,<br />
die mit ihrem Department of Government<br />
and International Studies (GIS)<br />
internationale und sozialwissenschaft -<br />
liche Schwerpunkte aufweist, die für<br />
unsere Studierenden in „Economics“<br />
und „Business Administration“ von<br />
Interesse für ein Auslandssemester sein<br />
könnten. Weiträumige „Housing Facilities“<br />
lassen es grundsätzlich zu, dass<br />
man auf dem Campus lebt und studiert.<br />
Beson<strong>der</strong>s wertvoll ist <strong>der</strong> Tatbestand,<br />
dass die Lehre fast ausschließlich in<br />
englischer Sprache mit einem interna-<br />
tionalen Lehrkörper stattfi ndet. Das<br />
unterscheidet die HKBU ganz wesentlich<br />
vom bisherigen chinesischen Partner<br />
in Chengdu und den japanischen<br />
Universitäten in Kobe und Otaru. Dort<br />
gibt es – wenn überhaupt – nur einen<br />
schmalen „English Stream“, womit die<br />
Hauptbeschäft igung unserer Studierenden<br />
auf Sprach- und Kulturstudien lag.<br />
In Hong Kong steht somit ein volles<br />
wirtschaft s- und sozialwissenschaft -<br />
liches Lehrangebot auf Englisch zur<br />
Verfügung.<br />
Mein Vortrag vor etwa 70 Studierenden<br />
über „Present Economics Developments<br />
in the European Union and in<br />
Germany“ zeigte, dass Europa trotz<br />
aller asiatischen Wirtschaft sdynamik<br />
durchaus noch „eine Adresse“ ist. Eine<br />
Präsentation über Studienmöglichkeiten<br />
an <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong> brachte noch<br />
einmal 20 Studenten zusammen und<br />
erste konkrete Anmeldungen –<br />
erstaunlicherweise von GIS-Student/in -<br />
nen, die auch unser deutschsprachiges<br />
Lehrangebot nutzen wollen.<br />
So verschieden Japan und China/<br />
Hong Kong auch sein mochten, ich war<br />
berührt über die herzliche Aufnahme,<br />
die ich an beiden Standorten gefunden<br />
hatte. Die Partner in Kobe und Hong<br />
Kong machten mehrfach deutlich, dass<br />
FHW-Studierende nicht an<strong>der</strong>s behandelt<br />
werden.<br />
„Put Asia on your CV”?! Die Tür steht<br />
off en!