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<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>PraxisleitfadenDeutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.)


ImpressumHerausgeber:In Kooperation mit:Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu), Berl<strong>in</strong>Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (ifeu)Klima-Bündnis – Climate Alliance – Alianza del Clima e.V., Frankfurt/M.Gefördert durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)Fachliche Unterstützung:Umweltbundesamt (UBA) und Forschungszentrum Jülich GmbH (PtJ)Projektleitung:Dipl.-Ing. Cornelia Rösler (Difu)Kapitel A und AnhangAutor<strong>in</strong>nen und Autoren:Unter Mitarbeit von:Kapitel BAutor<strong>in</strong>nen und Autoren:Unter Mitarbeit von:Kapitel CAutor<strong>in</strong>nen und Autoren:Unter Mitarbeit von:PD Dr. Arno Bunzel (Difu)Dipl.-Ing. Cornelia Rösler (Difu)Dipl.-Ing. Vera Völker (Difu)Dipl.-Geogr. Franziska Wittkötter (Difu)Dipl.-Geogr. Nicole Langel (Difu)Nad<strong>in</strong>e Thoß (Difu)Dipl.-Ing. Andrea Wagner (Difu)Dipl.-Ing. Frank Dünnebeil (ifeu)Benjam<strong>in</strong> Gugel M.A. (ifeu)Dipl.-Ing. Hans Hertle (ifeu)Dipl.-Wirtsch.-Ing. Frank Kutzner (ifeu)Dipl.-Ing. Angelika Paar (ifeu)Dipl.-Geogr. Sab<strong>in</strong>e Frisch (ifeu)Inge Kastenhuber B.Sc. (ifeu)Kathar<strong>in</strong>a Weiß B.Sc. (ifeu)Dipl.-Geogr. Carsten Kuhn (Klima-Bündnis)Madoka Omi LL.B. (Klima-Bündnis)Dipl.-Soz. Steffi Schubert (Klima-Bündnis)Heike Unterpert<strong>in</strong>ger M.A. (Klima-Bündnis)Dipl.-Soz. Sybille Bernard (Klima-Bündnis)Dipl.-Vw. Ines Eberhardt (Klima-Bündnis)Dipl.-Met. Ulrike Janssen (Klima-Bündnis)Dipl.-Ing. Veronika Wesselowsky (Klima-Bündnis)Redaktion:Verzeichnisse:Gestaltung und Satz:Herstellung:Dipl.-Pol. Patrick DiekelmannKlaus-Dieter BeißwengerSigrid Künzeldezign : johlige Werbeagentur, NauenAZ Druck und Datentechnik GmbH, Berl<strong>in</strong>ISBN 978-3-88118-496-0© Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH, Berl<strong>in</strong>, 2011Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem PapierNachdruck und Vervielfältigung: Alle Rechte vorbehalten (Fotokopien zu <strong>in</strong>nerbetrieblichen Zwecken gestattet)Nur zur e<strong>in</strong>facheren Lesbarkeit verzichten wir darauf, stets männliche und weibliche Schreibweisen zu verwenden.Diejenigen Praxis-Beispiele, bei denen e<strong>in</strong> Ansprechpartner genannt ist, wurden auch explizit mit diesem abgestimmt und für dieVeröffentlichung freigegeben.Bibliografische Information der Deutschen BibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation <strong>in</strong> der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten s<strong>in</strong>d im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.


VorwortUnter Federführung des Deutschen Instituts für Urbanistik(Difu) wurde von 1994 bis 1996 im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit(BMU) und des Umweltbundesamtes (UBA) derLeitfaden „<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>“ erarbeitet und imJanuar 1997 veröffentlicht. Dieser Leitfaden wurde vonden <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> der gesamten Bundesrepublik regenachgefragt und hat große Anerkennung gefunden. Erdiente <strong>in</strong> den vergangenen 14 Jahren vielen <strong>Kommunen</strong>als Arbeitshilfe für die Initiierung und Durchführung ihrer<strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten.Durch die aktuellen Entwicklungen und weltweit geführten Debatten bezüglich derAuswirkungen des Klimawandels, das 2007 beschlossene Integrierte Energie- undKlimaprogramm der Bundesregierung und die erweiterten gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenfür Maßnahmen des <strong>Klimaschutz</strong>es hat auch der <strong>Klimaschutz</strong> auf lokalerEbene e<strong>in</strong>en weiteren Bedeutungszuwachs erfahren. Die Umsetzung von Strategien,Programmen und Gesetzen stellt für die <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>e große Herausforderungdar. E<strong>in</strong> aktualisierter Leitfaden kann dabei den <strong>Kommunen</strong> wertvolle Unterstützungbieten. Viele Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise haben dies bereits nachgefragt.Der Leitfaden von 1997 wurde daher <strong>in</strong>haltlich und strukturell grundlegend überarbeitetund um aktuelle Schwerpunkte und Handlungsfelder ergänzt. Auch im neuen Leitfadens<strong>in</strong>d wieder zahlreiche aktuelle Praxis-Beispiele enthalten, die zur Nachahmung oderzu eigenen Aktivitäten im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> motivieren sollen. Er steht sowohlals Pr<strong>in</strong>tversion als auch im Internet (www.leitfaden.kommunaler-klimaschutz.de) zurVerfügung.Der Praxisleitfaden wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) <strong>in</strong> Kooperationmit dem Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und dem Klima-Bündniserarbeitet. Die Projektleitung und Federführung lag beim Difu.Wir danken dem BMU dafür, dass es die Aktualisierung des Praxisleitfadens ermöglichthat. Und wir danken allen denjenigen, die uns dabei unterstützt haben: unserenKooperationspartnern, den Autor<strong>in</strong>nen und Autoren, den <strong>Kommunen</strong>, die uns wertvolleInformationen und Praxis-Beispiele geliefert haben, sowie dem Umweltbundesamtfür die fachliche Betreuung.Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus J. BeckmannWissenschaftlicher Direktor und GeschäftsführerDeutsches Institut für Urbanistik3


InhaltsverzeichnisAA1 <strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Querschnittsaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91. Ziele und Handlungsfelder des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.1 Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>ziele. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91.2 Handlungsfelder des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.1 Wissenschaftliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112.2 Politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132.3 Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162.4 F<strong>in</strong>anzielle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173. Integration der Querschnittsaufgabe <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> die Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193.1 Organisation des <strong>Klimaschutz</strong>es <strong>in</strong> der Verwaltung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193.2 Kommunales Energiemanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223.3 Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>management . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253.4 Ressortübergreifende Kommunikation und Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27A2 <strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291. <strong>Klimaschutz</strong> als <strong>in</strong>tegrierter Bestandteil der Stadtplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291.1 Integrierter Planungsansatz und <strong>Klimaschutz</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291.2 Ressourcenschonende Raum- und Siedlungsstrukturen – Innenentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311.3 <strong>Klimaschutz</strong> und Klimaanpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321.4 <strong>Klimaschutz</strong>relevante Handlungsfelder der Stadtplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331.5 <strong>Klimaschutz</strong>relevante Instrumente der Stadtplanung im Überblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342. Baulandentwicklung und <strong>Klimaschutz</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362.1 Bauleitplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362.1.1 Globaler <strong>Klimaschutz</strong> als Gegenstand der Bauleitplanung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362.2. Optimierung der Verfahren zur Aufstellung von Bebauungsplänen im H<strong>in</strong>blick aufEnergieeffizienz und Klimagerechtigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392.3 Verr<strong>in</strong>gerung des Energiebedarfs durch kompakte, energieeffiziente Siedlungsformen . . . . . . . . . 412.3.1 E<strong>in</strong>flussfaktor Bebauungsdichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412.3.2 E<strong>in</strong>flussfaktor solare Strahlungsenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432.3.3 Festsetzungen im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432.3.4 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke an Bauwillige . . . . . . . . . 442.4 Besserer Wärmeschutz und Reduzierung des Wärmebedarfs von Gebäuden . . . . . . . . . . . . . . . . . 452.4.1 Entwicklung der fachrechtlichen Anforderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 452.4.2 Festsetzungen im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462.4.3 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke an Bauwillige . . . . . . . . . 472.5 Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512.5.1 Festsetzungen im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512.5.2 Anschluss- und Benutzungszwang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 522.5.3 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke an Bauwillige . . . . . . . . . 535


AInhaltsverzeichnis2.6 Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärmegew<strong>in</strong>nung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 542.6.1 Regelungen im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 552.6.2 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke an Bauwillige . . . . . . . . . 562.6.3 Satzung aufgrund landesrechtlicher Ermächtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572.7 Brennstoffverwendungsverbote und -beschränkungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582.7.1 Regelungen im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 582.7.2 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke an Bauwillige . . . . . . . . . 602.7.3 Anschluss- und Benutzungszwang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 603. Energetische Sanierung des Bestandes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613.1 Ziele e<strong>in</strong>es/e<strong>in</strong>er klimagerechten Stadtumbaus/Stadterneuerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 613.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der energetischen Sanierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623.2.1 Wirtschaftlichkeit und f<strong>in</strong>anzielle Anreize. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623.2.2 Eigentümer-Nutzer-Konstellationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.2.3 Bestandsschutz als rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643.2.4 Denkmalschutz und andere gestalterische Implikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 653.3 Nachträgliche Wärmeschutzmaßnahmen im Gebäudebestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663.3.1 Anforderungen nach EnEV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663.3.2 Anforderungen nach Landesrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.3.3 Bauordnungs- und bauplanungsrechtliche Anforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 673.3.4 Gestaltungsmöglichkeiten im Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 693.3.5 Stadtumbau- und Sanierungsmaßnahmen nach dem BauGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 703.4 Nutzung erneuerbarer Energien im Gebäudebestand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713.4.1 Anforderungen nach Landesrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 713.4.2 Bauplanungsrechtliche Hemmnisse und Gestaltungsmöglichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723.4.3 Satzungen über die Nutzung erneuerbarer Energien nach Landesbauordnung . . . . . . . . . . 723.4.4 Stadtumbau- und Sanierungsmaßnahmen nach BauGB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 743.4.5 Eigentümerstandortgeme<strong>in</strong>schaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 744. Standortentwicklung für erneuerbare Energien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 754.1 Gesetzlicher Zulässigkeitsrahmen im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 754.1.1 Außenbereichsvorhaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 764.1.2 Vorhaben im unbeplanten Innenbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 774.1.3 Vorhaben im Geltungsbereich e<strong>in</strong>es Bebauungsplans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 784.2 Errichtung und Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 784.2.1 Zulässigkeit im Außenbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804.2.2 Standortplanung im Flächennutzungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 804.2.3 Standortplanung durch Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 844.2.4 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche Verträge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 854.2.5 Sonderaspekte bei Repower<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 854.2.6 Zulässigkeit von Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>dkraftanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 884.3 Entwicklung von Biomasseanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 884.3.1 Zulässigkeit im Außenbereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 884.3.2 Standortplanung durch Darstellung im Flächennutzungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 894.3.3 Standortplanung durch Bebauungsplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 904.3.4 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche Verträge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 916


AInhaltsverzeichnis3.1.4 Runde Tische, Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>foren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1363.1.5 Gründung von Vere<strong>in</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1383.2. Zusammenarbeit mit lokalen Energieversorgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1393.2.1 Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1393.2.2 Ausbau erneuerbarer Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1403.2.3 Energieberatung und Bereitstellung von Förderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1413.3 E<strong>in</strong>beziehen der Bürger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1433.3.1 Zusammenarbeit im Rahmen der Lokalen Agenda 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1443.3.2 Kooperationen beim Ausbau erneuerbarer Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1443.3.3 Energiesparprojekte <strong>in</strong> öffentlichen Gebäuden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147A5 Öffentlichkeitsarbeit und Beratung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1511. Bedeutung kommunikativer Elemente im <strong>Klimaschutz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1512. Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Kommunen</strong> zum <strong>Klimaschutz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1542.1 Informationsmaterialien und Informationsmedien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1552.2 Zielgruppenspezifische und öffentlichkeitswirksame Aktionen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1573.3 Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1603. Informations- und Beratungsangebote durch die <strong>Kommunen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1633.1 Information und Beratung zum Thema „Energie“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1633.2 Information und Beratung zum Thema „Verkehr“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1703.3 Umweltberatung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172Literatur und Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1738


A 1A1 <strong>Klimaschutz</strong> als kommunaleQuerschnittsaufgabe1. Ziele und Handlungsfelder des kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>es1.1 Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>zieleUm dem globalen Phänomen des Klimawandels zu begegnen und die Auswirkungen– <strong>in</strong>sbesondere die Erderwärmung – zu begrenzen, werden weltweit wie auchauf nationalstaatlicher Ebene Ziele und Handlungsfelder identifiziert sowie Maßnahmenzur Reduzierung der Treibhausgasemissionen entwickelt. Zu Letzteren zählender Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien und der verstärkte E<strong>in</strong>satz energieeffizienterTechnologien. Während Aushandlung und Festlegung von <strong>Klimaschutz</strong>zielenauf <strong>in</strong>ternationaler und nationaler Ebene erfolgen, ist bei der Umsetzung dieserZiele die lokale Ebene <strong>in</strong> besonderem Maße gefragt: Denn <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> wirdaufgrund der räumlichen Konzentration, der komplexen Strukturen und der unterschiedlichenNutzungen (Wohnen, Gewerbe und Industrie, Verkehr, Freizeit) e<strong>in</strong> großerTeil klimarelevanter Emissionen erzeugt, dem e<strong>in</strong> enormes E<strong>in</strong>sparpotenzialgegenübersteht.Zahlreiche Städte und Geme<strong>in</strong>den haben die ausgehandelten <strong>Klimaschutz</strong>ziele <strong>in</strong> ihrepolitische Agenda aufgenommen, an die jeweiligen Bed<strong>in</strong>gungen und Potenziale vorOrt angepasst und weitreichende Selbstverpflichtungen zum <strong>Klimaschutz</strong> beschlossen.Dabei handelt es sich sowohl um politische Willensbekundungen als auch um Ziele,die auf der Grundlage von Potenzialstudien ermittelt wurden ( Kap. B1 4). Unterschiedlichbei der Zielaufstellung s<strong>in</strong>d vor allem die betrachteten Zeiträume – z.B. CO 2 -Reduktionsziele bis 2020 bzw. 2030 oder sogar bis 2050 – und die Fokussierung derZiele – beispielsweise die CO 2 -E<strong>in</strong>sparung oder der Ausbau erneuerbarer Energien.Um die eigenen <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu stärken, Umsetzungsstrategien im Verbund zuerarbeiten und vone<strong>in</strong>ander zu lernen, kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, dass <strong>Kommunen</strong> sichzusammenschließen und geme<strong>in</strong>sam ihre Ziele zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. Beispielsweisehaben sich zahlreiche <strong>Kommunen</strong> durch den Beitritt zum Klima-Bündnis <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Netzwerk zusammengeschlossen, das sich zum Schutz des Weltklimas verpflichtethat. Die Mitgliedskommunen setzen sich für die Reduzierung der Treibhausgasemissionenvor Ort e<strong>in</strong> und verpflichten sich freiwillig zu folgenden Zielen:Reduktion der CO 2 -Emissionen um zehn Prozent alle fünf Jahre,Halbierung der Pro-Kopf-Emissionen bis spätestens 2030 (Basisjahr 1990),Schutz der tropischen Regenwälder durch Verzicht auf Tropenholznutzung,Unterstützung von Projekten und Initiativen der <strong>in</strong>digenen Partner (vgl. Klima-Bündnis 2010).Der Deutsche Städtetag (DST) hat 2008 <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit se<strong>in</strong>en Fachgremienangesichts der globalen <strong>Klimaschutz</strong>diskussion e<strong>in</strong> Positionspapier zum <strong>Klimaschutz</strong>erstellt. Dar<strong>in</strong> werden zum e<strong>in</strong>en Empfehlungen für kommunale <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenvorgestellt und zum anderen Forderungen der Städte gegenüber Bund undLändern gestellt. Themenschwerpunkte des Positionspapiers s<strong>in</strong>d Energieerzeugung,Energiee<strong>in</strong>sparung/Energieeffizienz, Entsorgungs<strong>in</strong>frastruktur, Stadtentwicklungsplanung,Bauleitplanung, Wohnungswesen, Verkehr und Öffentlichkeitsarbeit.UnterschiedlicheZielsetzungen der<strong>Kommunen</strong>Geme<strong>in</strong>sam formulierteZiele der <strong>Kommunen</strong>Positionspapier „<strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> den Städten“ desDeutschen Städtetages9


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeLiteraturtippStädtetag Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (2008): Positionspapier „<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> den Städten“, <strong>in</strong>: Eildienst,Informationen für Rat und Verwaltung, Heft 9 vom 12.9.2008, Köln.Realistische ZieleGrundlagen fürkommunales HandelnschaffenKommunales Handeln orientiert sich nicht ausschließlich an naturwissenschaftlichgebotenen Erfordernissen, sondern ist an lokale, nationale und <strong>in</strong>ternationale Rahmenbed<strong>in</strong>gungenwie auch an die f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten gebunden. S<strong>in</strong>nvoll istes daher, Ziele zu formulieren, die auch die realistische Chance bieten, durch kommunalesHandeln erreicht zu werden. Maßstäbe für realistische Ziele s<strong>in</strong>d aus e<strong>in</strong>ersystematischen Bilanzierung der örtlichen Treibhausgasemissionen und e<strong>in</strong>er Abschätzungvon M<strong>in</strong>derungspotenzialen abzuleiten ( Kap. B1 4).Um <strong>Klimaschutz</strong>ziele umzusetzen und Maßnahmenvorschläge <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltungzu entwickeln, ist e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicher politischer Beschluss e<strong>in</strong>e wertvolle Voraussetzung.Auch können unter Berufung auf e<strong>in</strong> entsprechendes <strong>Klimaschutz</strong>zielKriterien <strong>in</strong> Richtl<strong>in</strong>ien für verwaltungs<strong>in</strong>ternes Handeln e<strong>in</strong>fließen. Gefasste Beschlüssekönnen zudem die politisch-strategische Funktion e<strong>in</strong>es Leitbildes für daskommunale Handeln übernehmen. Dieses Leitbild kann durch vorbildliches Engagementund e<strong>in</strong>e gezielte Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Kommunen</strong> zu e<strong>in</strong>em Bestandteilder lokalen Identität werden ( Kap. C1 1).VielfältigeHandlungsansätzeWichtige Handlungsfelder1.2 Handlungsfelder des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>esViele Handlungsfelder der kommunalen Praxis leisten e<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong>.<strong>Klimaschutz</strong> bedeutet nicht nur E<strong>in</strong>sparung von Energie. Er bietet darüber h<strong>in</strong>aus konkreteAnsatzpunkte auch <strong>in</strong> jenen Bereichen, <strong>in</strong> denen nicht-energiebed<strong>in</strong>gte Treibhausgasemissionengem<strong>in</strong>dert werden können, wie z.B. im Beschaffungswesen oder<strong>in</strong> der Abfallbehandlung. Dementsprechend ist die Palette der kommunalen Handlungsfelderim <strong>Klimaschutz</strong> äußerst vielfältig. Die <strong>Kommunen</strong> haben sowohl die Möglichkeitder direkten E<strong>in</strong>flussnahme, wie z.B. beim Energieverbrauch der kommunalenLiegenschaften, als auch der <strong>in</strong>direkten E<strong>in</strong>flussnahme, wie etwa auf den Energieverbrauchder privaten Haushalte über Energieberatungen ( Kap. C2, C3, C4).Wichtige Handlungsfelder der <strong>Kommunen</strong> zur Reduzierung der Treibhausgasemissionens<strong>in</strong>d beispielsweise:e<strong>in</strong> kommunales Energiemanagement und die Förderung von Investitionen zurSteigerung der Energieeffizienz,e<strong>in</strong>e Nutzung erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung,e<strong>in</strong>e Umsetzung klimagerechter und energieoptimierter Bauleitplanung,e<strong>in</strong>e umweltverträgliche Verkehrsentwicklung mit den Zielen der Verkehrsvermeidungund der Förderung des Umweltverbundes (ÖPNV, Radverkehr und Fußgänger),Ausbau und Intensivierung der <strong>in</strong>terkommunalen Zusammenarbeit von Städten,Geme<strong>in</strong>den und Kreisen <strong>in</strong>sbesondere im Energiebereich und im Verkehrssektor,Abfallvermeidung und ressourcenschonende Abfallbehandlung sowie umweltfreundlicheBeschaffung,e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit und Beratung mit dem Ziel, Bürger<strong>in</strong>nen undBürger für den <strong>Klimaschutz</strong> zu motivieren.10


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 12. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen des kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>es<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen gehören <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> zahlreichen <strong>Kommunen</strong> zum Aufgabenspektrumund berühren dabei verschiedene Fachbereiche und Sektoren. E<strong>in</strong>ige<strong>Kommunen</strong> haben <strong>Klimaschutz</strong> schon Anfang der 1990er-Jahre als kommunaleAufgabe def<strong>in</strong>iert. Immer mehr deutsche Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise diskutierenkonkrete <strong>Klimaschutz</strong>ziele, gehen Selbstverpflichtungen zur M<strong>in</strong>derung der CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong> und stellen <strong>Klimaschutz</strong>konzepte auf. Dabei ist der <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong>der kommunalen Aufgabenstruktur dem Bereich der freiwilligen Selbstverwaltungsaufgabenzuzuordnen, d.h., die <strong>Kommunen</strong> entscheiden <strong>in</strong> eigenem Ermessen überdas Ob und Wie bei der Verfolgung von <strong>Klimaschutz</strong>zielen und der Umsetzung vonMaßnahmen. Auch wenn sie nicht dazu verpflichtet s<strong>in</strong>d, setzen zahlreiche <strong>Kommunen</strong>erfolgreich <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen um, da diese Leistungen neben dem ökologischenvielfach auch e<strong>in</strong>en ökonomischen Nutzen haben. Allerd<strong>in</strong>gs müssen<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen <strong>in</strong>folge der Verwendung der knappen kommunalen F<strong>in</strong>anzmittelfür konkurrierende oder dr<strong>in</strong>glichere Maßnahmen oft zurückgestellt werden.Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> wird des Weiteren durch die vielfältigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenauf <strong>in</strong>ternationaler Ebene, auf EU-, Bundes- und Länderebene bee<strong>in</strong>flusst.2.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Erforschung anthropogener Klimaänderungen und deren Diskussion s<strong>in</strong>d seitden 1980er-Jahren zunehmend im Fokus der Wissenschaft. Im Jahr 1988 wurde derZwischenstaatliche Sachverständigenrat für Klimaänderungen (IntergovernmentalPanel on Climate Change, IPCC) gegründet. Dieses regierungsunabhängige wissenschaftlicheGremium beschäftigt sich explizit mit der Auswertung der Erkenntnisseder weltweiten Klimaforschung zur Verbreitung objektiver und politisch neutraler Informationenüber Klimaänderungen. Mit den so genannten Sachstandsberichten veröffentlichtdas IPCC <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von sechs bis sieben Jahren umfangreicheInformationen zu den Ursachen und Folgen des Klimawandels sowie den Möglichkeiten,diesem zu begegnen (vgl. BMU 2010a). Der 4. Sachstandsbericht des IPCCaus dem Jahr 2007 war e<strong>in</strong> wesentlicher Auslöser der seitdem <strong>in</strong>tensiv geführtenweltweiten Debatte über die Folgen des Klimawandels, die auch auf kommunalerEbene spürbar s<strong>in</strong>d. So s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> der Zukunft vor allem die Auswirkungen der globalenErwärmung und die Zunahme extremer Wetterereignisse, die Maßnahmen <strong>in</strong>den Bereichen Klimaanpassung und <strong>Klimaschutz</strong> erfordern.Bis 2013/2014 wird die Veröffentlichung des 5. Sachstandsbericht des IPCC vorbereitet.Bereits im März 2010 wurden hierfür mehr als 3 000 Experten als Autoren nom<strong>in</strong>iert.Wenngleich die Struktur weitestgehend beibehalten werden soll, wird es imVergleich zum 4. Bericht e<strong>in</strong>ige Änderungen geben, wie z.B. die genauere Betrachtungvon regionalen und sozialen Aspekten des Klimawandels (vgl. BMU 2010a). Bis2011 werden zudem zwei Sonderberichte zu den Themen „Erneuerbare Energienund ihre Rolle im <strong>Klimaschutz</strong>“ und „Risikomanagement von Extremereignissen undKatastrophen zur Förderung der Anpassung an den Klimawandel“ verfasst.Bundes- und Landesregierungen haben <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Vielzahl von Forschungs<strong>in</strong>itiativenund Pilot- bzw. Modellprojekten mit unmittelbarer Relevanz fürdie <strong>Kommunen</strong> auf den Weg gebracht und begleitet, um sowohl den Ausstoß vonTreibhausgasen weiter zu reduzieren als auch adäquate Anpassungsstrategien h<strong>in</strong>sichtlichder Auswirkungen des Klimawandels zu entwickeln. Zu nennen s<strong>in</strong>d hierVorbereitung des 5. IPCC-BerichtsForschungs<strong>in</strong>itiativen undPilot- bzw. Modellprojekteauf Bundes- und Landesebene11


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeH<strong>in</strong>tergrund-InformationIPCC und die wesentlichen Aussagen des 4. IPCC-Sachstandsberichts 2007Das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – häufig auch als Weltklimarat bezeichnet –wurde 1988 von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm der Vere<strong>in</strong>tenNationen (UNEP) gegründet und besteht aus hunderten von Wissenschaftlern aus der ganzenWelt, die als Autoren und Gutachter tätig s<strong>in</strong>d (vgl. BMBF 2010). Se<strong>in</strong>e Auswertungen veröffentlichtdas IPCC <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen <strong>in</strong> Berichten und Abhandlungen; den Sachstandsberichten kommtdabei die größte Bedeutung zu. Sie bilden die wissenschaftliche Basis für die <strong>in</strong>ternationalen Klimaverhandlungenund die Klimapolitik auf Ebenen der EU und Deutschlands bilden.Der 4. IPCC-Sachstandsbericht besteht – wie auch se<strong>in</strong>e drei Vorgänger – aus <strong>in</strong>sgesamt drei Teilbänden,die von verschiedenen Arbeitsgruppen erstellt wurden, und e<strong>in</strong>em Synthesebericht. Im ersten Teilbandwerden die aktuellen wissenschaftlichen Grundlagen ausführlich dargestellt. Im zweiten Teilbandgeht es um Auswirkungen, Anpassungsstrategien und Verwundbarkeiten. Im dritten Teilband werdenschließlich unterschiedliche Strategien zur Begrenzung des Klimawandels sowie potenzielle Optionenzur Emissionsm<strong>in</strong>derung für Treibhausgase (THG) erläutert (vgl. BMU 2010b). Dabei konnten die wissenschaftlicheErkenntnislage im Vergleich zum 3. Sachstandsbericht des IPCC 2001 (The Third AssessmentReport, TAR) erweitert und die Sicherheit der Aussagen verbessert werden.Aus den Ergebnissen des ersten Teilbands ist besonders hervorzuheben, dass die Klimaänderungund der E<strong>in</strong>fluss des Menschen auf das Klima wissenschaftlich belegt werden. Im Zeitraum von1906 bis 2005 ist e<strong>in</strong>e Erwärmung der globalen Mitteltemperatur von 0,74 Grad Celsius zu verzeichnen,wobei <strong>in</strong>nerhalb dieses l<strong>in</strong>earen 100-Jahre-Trends die Erwärmungsrate <strong>in</strong> der zweitenHälfte doppelt so groß war wie im gesamten Zeitraum, die Erwärmung sich also massiv beschleunigthat. Des Weiteren wird ausgeführt, dass elf der zwölf Jahre von 1995 bis 2006 unter den zwölfwärmsten Jahren seit Beg<strong>in</strong>n der <strong>in</strong>strumentellen Beobachtungen im Jahr 1850 waren (vgl. IPCC2007a, S. 5). Neben der Analyse dieser bereits e<strong>in</strong>getretenen Klimaänderungen werden die zukünftigzu erwartende mittlere globale Temperaturänderung an der Erdoberfläche und der Meeresspiegelanstiegam Ende des 21. Jahrhunderts <strong>in</strong> sechs Szenarien projiziert.Die zweite Arbeitsgruppe hat <strong>in</strong> ihrem Teilband erstmals e<strong>in</strong>e Bewertung der zu erwartenden Temperaturerhöhungenim Zusammenhang mit den Klimafolgen vorgenommen. E<strong>in</strong>e weitere Erwärmungder Erde im Mittel von unter 1,5 Grad Celsius würde beispielsweise bereits bewirken, dassunter anderem Hitzestress, Hochwasserschäden und Sturmereignisse verstärkt auftreten. Herausgestelltwird ferner die besondere Betroffenheit e<strong>in</strong>iger Systeme, wie z.B. alp<strong>in</strong>e und mediterraneÖkosysteme oder die menschliche Gesundheit. E<strong>in</strong>e deutliche M<strong>in</strong>derung der Freisetzung klimaschädlicherGase kann die Folgen des Klimawandels m<strong>in</strong>dern. Jedoch s<strong>in</strong>d Anpassungsmaßnahmenzur Bewältigung der bereits heute e<strong>in</strong>getretenen Klimaänderungen und zur Verr<strong>in</strong>gerung der Anfälligkeitder Systeme gegenüber zukünftigen Veränderungen des Klimas notwendig (vgl. BMU,Deutsche IPCC-Koord<strong>in</strong>ierungsstelle, BMBF 2007b, S. 2 ff.). Dabei ist das Spektrum der möglichenAnpassungsmaßnahmen sehr groß. Es kann von „re<strong>in</strong> technologischen Maßnahmen (z.B. Küstenschutz)über Verhaltensänderungen (z.B. Ernährungsverhalten, Wahl der Urlaubsziele) und betriebswirtschaftlicheEntscheidungen (z.B. veränderte Landbewirtschaftung) bis zu politischenEntscheidungen (z.B. Planungsvorschriften, Emissionsm<strong>in</strong>derungsziele)“ (BMU, Deutsche IPCC Koord<strong>in</strong>ierungsstelle,BMBF 2007b, S. 5) reichen.Im dritten Teilband werden zunächst die globalen THG-Emissionstrends dargestellt. Es heißt dort,dass „die CO 2 -Emissionen von 1970 bis 2004 um etwa 80 Prozent (28 Prozent zwischen 1990 und2004) gestiegen s<strong>in</strong>d und 77 Prozent der gesamten anthropogenen THG-Emissionen im Jahr 2004entsprachen“ (IPCC 2007b, S. 42). Und weiter, dass „bei den derzeitigen <strong>Klimaschutz</strong>politiken undden damit verbundenen Maßnahmen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung die globalen Emissionenvon THG über die nächsten Jahrzehnte weiterh<strong>in</strong> zunehmen werden“ (IPCC 2007b, S. 43). Die Ergebnissedurchgeführter „Bottom-up“- und „Top-down“-Untersuchungen verdeutlichen e<strong>in</strong> weltweitsignifikantes wirtschaftliches Potenzial für die kurz- und mittelfristige Emissionsreduktion bis 2030von maximal 26 bis 31 Gt CO 2 -Äq./Jahr. Dabei weist der Gebäudesektor mit se<strong>in</strong>en zurzeit aufdem Markt bef<strong>in</strong>dlichen Technologien und Praktiken zur Emissionsm<strong>in</strong>derung für die verschiedenenuntersuchten Regionen (Nicht-OECD/Transformationsländer, Transformationsländer und OECD)das höchste wirtschaftliche Potenzial auf. Um e<strong>in</strong>e langfristige Emissionsm<strong>in</strong>derung nach 2030 zuerreichen, müssten die Emissionen auf e<strong>in</strong> möglichst niedriges Stabilisierungsniveau gebracht werden.Ob dies gel<strong>in</strong>gt, hängt maßgeblich ab von den Anstrengungen zur Emissionsm<strong>in</strong>derung <strong>in</strong> denkommenden zwei bis drei Jahrzehnten und von der Wirksamkeit der Anreize zur Entwicklung undVerbreitung von Technologien. Politiken, Maßnahmen und Instrumente für den <strong>Klimaschutz</strong> werdenabschließend von der dritten Arbeitsgruppe <strong>in</strong> den jeweiligen Sektoren nach ihrer Umweltwirksamkeituntersucht. Im Gebäudesektor werden beispielsweise Gerätestandards und Kennzeichnung,Gebäudestandards und Zertifizierung sowie die Vorbildfunktion der öffentlichen Hand, e<strong>in</strong>schließlichder Beschaffung, als umweltwirksam benannt (vgl. IPCC 2007b, S. 48 ff.).12


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1beispielsweise die „Forschung für die energieeffiziente Stadt (EnEff:Stadt)“ des Bundesm<strong>in</strong>isteriumsfür Wirtschaft und Technologie (BMWi) – hier wird <strong>in</strong> Forschungsvorhabenund Pilotprojekten gezeigt, wie die Energieeffizienz <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> durchE<strong>in</strong>satz und Vernetzung <strong>in</strong>novativer Technologien entscheidend verbessert werdenkann – oder das „Forschungsprogramm Stadtverkehr (FOPS)“ des Bundesm<strong>in</strong>isteriumsfür Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) – e<strong>in</strong> Programm zur Verbesserungder Verkehrsverhältnisse <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den, welches zugleich den Forschungsbedarfder Bundesländer <strong>in</strong>tegrieren soll. Die „<strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>itiative“ des Bundesm<strong>in</strong>isteriumsfür Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) leistet zudem über die Förderungvon „Modellprojekten zum <strong>Klimaschutz</strong> mit dem Leitbild der CO 2 -Neutralität“und von „Masterplänen 100% <strong>Klimaschutz</strong>“ e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag, da die Projektedie Anwendung verfügbarer hocheffizienter Technologien und erneuerbarer Energien<strong>in</strong> der kommunalen Praxis demonstrieren.UBA – Umweltbundesamt (Hrsg.) (2009): Klimaänderung. Wichtige Erkenntnisse aus dem 4. Sachstandsberichtdes Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen der Vere<strong>in</strong>ten Nationen(IPCC), Dessau-Roßlau.Literatur- undInternettippsUBA – Umweltbundesamt (Hrsg.) (2010): <strong>Klimaschutz</strong>. Häufig gestellte Fragen zum Thema Klimaänderung,www.umweltbundesamt.de/klimaschutz/klimaaenderungen/faq/skeptiker.htm2.2 Politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungenDie <strong>Klimaschutz</strong>politik <strong>in</strong> Deutschland hat seit 2007 – ebenfalls ausgelöst vor allemdurch den 4. IPCC-Bericht ( Kap. A1 2.1) – an Dynamik gewonnen, und es wurdenseither verstärkt Ziele, Maßnahmen und Instrumente weiter und neu entwickelt. Jedochkann die nationale <strong>Klimaschutz</strong>politik aufgrund der globalen Bedeutung undder Auswirkungen des Klimawandels nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr muss<strong>Klimaschutz</strong> als <strong>in</strong>ternationale Aufgabe wahrgenommen werden, um die Herausforderungenregional und lokal bewältigen zu können. Auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene wurdedaher verschiedentlich angestrebt, E<strong>in</strong>igkeit über die Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionenzu erzielen. Zu nennen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Verhandlungenauf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung <strong>in</strong> Rio de Janeiro 1992, aus denendie Klimarahmenkonvention hervorgegangen ist, sowie die 1997 <strong>in</strong> Kyoto getroffenenVere<strong>in</strong>barungen, <strong>in</strong> deren Rahmen sich die Industrieländer verpflichteten, ihre Emissionen<strong>in</strong>sgesamt um fünf Prozent im Zeitraum von 2008 bis 2012 gegenüber 1990zu senken. Deutschland hatte sich für den gleichen Zeitraum zur Emissionsreduktionum 21 Prozent im Rahmen von EU-<strong>in</strong>terner Umverteilung verpflichtet. Weiterentwicklungund Fortschreibung des Kyoto-Protokolls für die Zeit nach 2012 sollten imDezember 2009 <strong>in</strong> Kopenhagen auf der 15. UN-Klimakonferenz ausgehandelt werden.Im Vorfeld des Klimagipfels beim Treffen der G8-Staaten im italienischenL'Aquila im Juli 2009 wurde das 2-Grad-Celsius-Ziel anerkannt. Zudem wurde e<strong>in</strong>ekonkrete Reduzierung der Treibhausgasemissionen benannt: Bis zum Jahr 2050 sollder Treibhausgasausstoß halbiert werden. Auf der Klimakonferenz <strong>in</strong> Kopenhagenkam es dennoch zu ke<strong>in</strong>em völkerrechtlich verb<strong>in</strong>dlichen Beschluss; das 2-Grad-Celsius-Zielwurde lediglich zur Kenntnis genommen. Erst auf der 16. UN-Klimakonferenz<strong>in</strong> Cancún im Dezember 2010 wurde das 2-Grad-Celsius-Ziel offiziell anerkannt.Internationale Ebene13


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeEuropäische EbeneNationale EbeneAuf europäischer Ebene wird das vere<strong>in</strong>barte Ziel verfolgt, „die globale Erwärmungauf weniger als 2 Grad Celsius über dem vor<strong>in</strong>dustriellen Niveau zu begrenzen, wase<strong>in</strong>er Temperatur entspricht, die ca. 1,2 Grad Celsius über dem heutigen Wert liegt“(Europäische Kommission 2009, S. 5). Um dieses Ziel zu erreichen, ist es laut EU-Kommission erforderlich, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 gegenüberdem Stand von 1990 um m<strong>in</strong>destens 50 Prozent gesenkt werden. DieEU-Kommission hält dies für technisch und wirtschaftlich machbar unter der Voraussetzung,dass die Hauptverursacher der Emissionen schnell handeln (vgl.ebenda).Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich 2007 unter anderem dazu verpflichtet,„unabhängig von den Maßnahmen anderer Länder die Emissionen bis 2020auf m<strong>in</strong>destens 20 Prozent gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren“ (EuropäischeKommission 2009, S. 9). Um dies zu erreichen, wurden drei energiepolitischeZiele formuliert, die ebenfalls bis 2020 umgesetzt werden sollen:Senkung des Energieverbrauchs um 20 Prozent durch höhere Energieeffizienz,Erhöhung des Marktanteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent (von gegenwärtigneun Prozent),E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Anteils von zehn Prozent nachhaltig produzierter Bio- und anderererneuerbarer Kraftstoffe im Verkehrsbereich (vgl. ebenda).Zur Umsetzung dieser Ziele hat die Europäische Kommission 2008 e<strong>in</strong> umfassendesMaßnahmenpaket vorgelegt, welches von den Staats- und Regierungschefs der EUsowie dem Europäischen Parlament im Dezember 2008 beschlossen und im April2009 rechtskräftig wurde (vgl. Europäische Kommission 2009, S. 10).Auf nationaler Ebene wird angestrebt, die Treibhausgasemissionen um 40 Prozentbis 2020 (bezogen auf 1990) zu verr<strong>in</strong>gern. Dieses Ziel wurde neben dem 2-Grad-Celsius-Ziel bereits im Koalitionsvertrag der Großen Koalition im Jahr 2005 formuliert– hier noch <strong>in</strong> Verknüpfung mit der Verpflichtung der EU, ihre Treibhausgasemissionenbis 2020 <strong>in</strong>sgesamt um 30 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, und mit derAussage, dass Deutschland e<strong>in</strong>e über die 30 Prozent h<strong>in</strong>ausgehende Treibhausgas-Reduzierung anstrebt (vgl. CDU, CSU, SPD 2005, S. 54) – und von der Bundesregierungim Koalitionsvertrag der 17. Legislaturperiode bekräftigt (vgl. CDU, CSU undFDP 2009, S. 26).In der Vergangenheit wurden bereits verschiedene Maßnahmen und Programmezum <strong>Klimaschutz</strong> entwickelt und umgesetzt. Zu nennen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die MesebergerBeschlüsse, mit denen sich das Bundeskab<strong>in</strong>ett 2007 auf das 29 Eckpunkteumfassende Integrierte Energie- und Klimaprogramm (IEKP) gee<strong>in</strong>igt hat. Auf dessenBasis legte das Kab<strong>in</strong>ett im Dezember 2007 e<strong>in</strong> Paket mit 14 Gesetzen und Verordnungenvor. E<strong>in</strong> zweites, kle<strong>in</strong>eres Paket weiterer Rechtsetzungen mit dem Schwerpunktder Energieeffizienz folgte im Jahr 2008. Mit Hilfe dieser <strong>Klimaschutz</strong>paketesollen <strong>in</strong> Deutschland die Treibhausgasemissionen um 35 Prozent reduziert und dasim Koalitionsvertrag festgelegte <strong>Klimaschutz</strong>ziel erreicht werden (vgl. BMU 2009a).Um das angestrebte Ziel zu erreichen, müssen neben den bereits e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmenweitere folgen.14


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1Mit dem IEKP wurden folgende grundlegende <strong>Klimaschutz</strong>ziele für das Jahr 2020festgelegt:Als Beitrag zur globalen Emissionsm<strong>in</strong>derung sollen die Treibhausgasemissionenum 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden.Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll bei m<strong>in</strong>destens 30Prozent liegen.Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeerzeugung soll 14 Prozent betragen.Der Bereich Biokraftstoffe soll ausgebaut werden, ohne Ökosysteme und Ernährungssicherheitzu gefährden (vgl. BMU 2009b).Ziele des IntegriertenEnergie- undKlimaprogrammsIntegriertes Energie- und Klimaprogramm (IEKP)Das Integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung besteht seit 2007. Als konkretesGesetzgebungs- und Maßnahmenprogramm setzt es die europäischen Richtungsentscheidungen <strong>in</strong>Bezug auf <strong>Klimaschutz</strong> und erneuerbare Energien auf nationaler Ebene um. Es umfasst folgende 29Eckpunkte – jeweils im H<strong>in</strong>blick auf Ist-Zustand, Zielsetzung für 2020 und erforderliche Maßnahmen:1. Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz2. Ausbau der erneuerbaren Energien im Strombereich3. CO 2 -arme Kraftwerkstechnologien4. Intelligente Messverfahren für Stromverbrauch5. Saubere Kraftwerkstechnologien6. E<strong>in</strong>führung moderner Energiemanagementsysteme7. Förderprogramme für <strong>Klimaschutz</strong> und Energieeffizienz (außerhalb von Gebäuden)8. Energieeffiziente Produkte9. E<strong>in</strong>speiseregelung für Biogas <strong>in</strong> Erdgasnetze10. Energiee<strong>in</strong>sparverordnung11. Betriebskosten bei Mietwohnungen12. CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm13. Energetische Modernisierung der sozialen Infrastruktur14. Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG)15. Programm zur energetischen Sanierung von Bundesgebäuden16. CO 2 -Strategie Pkw17. Ausbau von Biokraftstoffen18. Umstellung der Kfz-Steuer auf CO 2 -Basis19. Verbrauchskennzeichnung für Pkw20. Verbesserte Lenkungswirkung der Lkw-Maut21. Flugverkehr22. Schiffsverkehr23. Reduktion der Emissionen fluorierter Treibhausgase24. Beschaffung energieeffizienter Produkte und Dienstleistungen25. Energieforschung und Innovation26. Elektromobilität27. Internationale Projekte für <strong>Klimaschutz</strong> und Energieeffizienz28. Energie- und klimapolitische Berichterstattung der deutschen Botschaften und Konsulate29. Transatlantische Klima- und Technologie<strong>in</strong>itiativeDas IEKP ist für die <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong>sbesondere vor dem H<strong>in</strong>tergrund anstehender Gesetzesänderungen,angestrebter Verschärfungen von Grenzwerten und Anforderungen sowie geplanter Förder<strong>in</strong>itiativenund Anreizsysteme von hoher Relevanz. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d hier beispielsweise die Energiee<strong>in</strong>sparverordnung– hier ist e<strong>in</strong>e weitere Verschärfung der energetischen Anforderungen vorgesehen –, aberauch die energetische Modernisierung der sozialen Infrastruktur sowie der geplante Ausbau der Elektromobilitätund die Ausgestaltung der CO 2 -Grenzwerte für Neufahrzeuge.H<strong>in</strong>tergrund-Information15


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeEnergiekonzept derBundesregierungHandlungsfelder desEnergiekonzeptsRelevanz desEnergiekonzepts für die<strong>Kommunen</strong>E<strong>in</strong>en weiteren wichtigen Bauste<strong>in</strong> für die nationalen <strong>Klimaschutz</strong>bemühungen stelltdas Energiekonzept der Bundesregierung vom 28. September 2010 dar. Hier<strong>in</strong> werdenLeitl<strong>in</strong>ien für die zukünftige Energieversorgung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er langfristigen Gesamtstrategiebis 2050 formuliert. Den erneuerbaren Energien kommt im Energiekonzepte<strong>in</strong>e herausgehobene Bedeutung zu: Sie sollen <strong>in</strong> Zukunft den größten Anteil am Energiemixe<strong>in</strong>nehmen. Dazu soll ihr Anteil am Bruttoendenergieverbrauch bis Ende 2050auf 60 Prozent sowie am Bruttostromverbrauch auf 80 Prozent gesteigert werden.Die Nutzung der Kernenergie muss laut Bundesregierung während dieser kont<strong>in</strong>uierlichenSubstitution konventioneller Energieträger e<strong>in</strong>e Brückenfunktion e<strong>in</strong>nehmen(vgl. BMU/BMWi 2010, S. 3 ff.).Neben den erneuerbaren Energien werden im Energiekonzept acht weitere Handlungsfelderbetrachtet:Energieeffizienz,Kernenergie und fossile Kraftwerke,Netz<strong>in</strong>frastruktur für Strom und Integration erneuerbarer Energien,energetische Gebäudesanierung und energieeffizientes Bauen,Mobilität,Energieforschung,Energieversorgung im europäischen und <strong>in</strong>ternationalen Kontext,Akzeptanz und Transparenz.Für die <strong>Kommunen</strong> haben Teilbereiche des Energiekonzepts große Bedeutung: Beispielsweisesollen <strong>in</strong>novative kommunale Effizienzmaßnahmen, Modellprojekte undFortbildung <strong>in</strong> allen relevanten Bereichen der <strong>Kommunen</strong> zukünftig über e<strong>in</strong>en Energieeffizienzfondsf<strong>in</strong>anziert und e<strong>in</strong> KfW-Förderprogramm „Energetische Städtebausanierung“aufgelegt werden (vgl. BMU und BMWi 2010, S. 13 und 23).2.3 Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenDer kommunale Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> wird durch gesetzliche Regelungen aufnationaler Ebene flankiert. Vor allem folgende, <strong>in</strong> den vergangenen Jahren beschlossenebzw. novellierte Gesetze und Verordnungen s<strong>in</strong>d für die <strong>Kommunen</strong> relevant:Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), welches die Förderung und den Ausbau vonerneuerbaren Energien zum Ziel hat und unter anderem M<strong>in</strong>destvergütungennach Sparten festlegt.Biomasseverordnung (BiomasseV), die für den Anwendungsbereich des EEG regelt,welche Stoffe als Biomasse gelten, welche technischen Verfahren zur Stromerzeugungaus Biomasse <strong>in</strong> den Anwendungsbereich des Gesetzes fallen undwelche Umweltanforderungen bei der Erzeugung von Strom aus Biomasse e<strong>in</strong>zuhaltens<strong>in</strong>d.Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das e<strong>in</strong>e möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche,effiziente und umweltverträgliche leitungsgebundene Versorgungder Allgeme<strong>in</strong>heit mit Elektrizität und Gas zum Ziel hat.Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), das mit dem Ziel des weiterenAusbaus der Nutzung von Wärme aus erneuerbaren Energien beschlossenwurde. Es verpflichtet Gebäudeeigentümer, die e<strong>in</strong>en Neubau errichten, zumanteiligen M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>satz von Wärme aus regenerativen Energiequellen ( Kap.A2 2.1.1, A2 2.6).16


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1Energiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV), die vor allem den gesetzlichen Rahmen h<strong>in</strong>sichtlichdes Wärmebedarfs von Gebäuden vorgibt. Die EnEV gilt für Wohngebäude,Bürogebäude und gewisse Betriebsgebäude. Sie löste mit Wirkung zum1.2.2002 die Wärmeschutzverordnung (WSchV) und die Heizungsanlagen-Verordnung(HeizAnlV) ab und fasste sie zusammen. Im Kern formuliert die EnEVStandardanforderungen zum effizienten Betriebsenergieverbrauch von Gebäudenoder Bauprojekten ( Kap. A2 2.1.1, A2 2.4.1).Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG), das Abnahme und Vergütung von Kraft-Wärme-Kopplungsstrom (KWK-Strom) aus Kraftwerken mit KWK-Anlagen aufBasis von Ste<strong>in</strong>kohle, Braunkohle, Abfall, Abwärme, Biomasse, gasförmigen oderflüssigen Brennstoffen sowie die Förderung für den Aus- und Neubau von Wärmenetzenregelt. Ziel ist es, aus Gründen der effizienten Nutzung von Energieden Beitrag der Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung <strong>in</strong> der BundesrepublikDeutschland auf 25 Prozent zu erhöhen ( Kap. A2 2.5).2.4 F<strong>in</strong>anzielle Rahmenbed<strong>in</strong>gungenIn Anbetracht nur begrenzt zur Verfügung stehender kommunaler F<strong>in</strong>anzmittel unde<strong>in</strong>em zu verzeichnenden Sanierungsstau bei öffentlichen Gebäuden dürfen bei <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenF<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten, Wirtschaftlichkeitsaspekte undlokal verfügbare Potenziale nicht außer Acht gelassen werden. Die jährlichen Geme<strong>in</strong>def<strong>in</strong>anzberichtedes Deutschen Städtetages dokumentieren erhebliche kommunaleHaushaltsdefizite. Politik und Verwaltung s<strong>in</strong>d aufgrund der angespannten Haushaltssituationder <strong>Kommunen</strong> vielerorts gezwungen, das freiwillige Aufgabenspektrumauszudünnen. Davon kann auch der <strong>Klimaschutz</strong> betroffen se<strong>in</strong>. Investitionen <strong>in</strong> dieenergetische Gebäudesanierung können dann nicht getätigt, Energieberatungen fürBürger nicht angeboten oder notwendige Stellen, wie z.B. die e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>beauftragtenoder <strong>Klimaschutz</strong>managers, nicht geschaffen werden. Die Geme<strong>in</strong>deordnungenschreiben den <strong>Kommunen</strong> vor, <strong>in</strong> jedem Haushaltsjahr e<strong>in</strong>en nach E<strong>in</strong>nahmenund Ausgaben ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. In immer mehr <strong>Kommunen</strong> steigtdie Verschuldung auf e<strong>in</strong> so hohes Maß, dass sie e<strong>in</strong> Haushaltssicherungskonzept aufstellenmüssen. Hier<strong>in</strong> werden Maßnahmen und Zeitraum für den Haushaltsausgleichfestgehalten. Die Umsetzung der Sparmaßnahmen nach Maßgaben des Konzeptskann jedoch erst nach e<strong>in</strong>er Genehmigung durch die jeweilige F<strong>in</strong>anzaufsichtsbehördeerfolgen. Wird diese versagt, werden der Kommune e<strong>in</strong> Nothaushalt auferlegtund somit die Entscheidungen über Ausgaben und Kreditaufnahmen vollends aus derHand genommen. Spätestens dann s<strong>in</strong>d freiwillige Aufgaben des <strong>Klimaschutz</strong>es <strong>in</strong>den betroffenen Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisen deutlich gefährdet und die Handlungsmöglichkeitenso weit e<strong>in</strong>geschränkt, dass auch alternative Möglichkeiten zurF<strong>in</strong>anzierung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen wie die E<strong>in</strong>werbung von Fördermittelnoder die Inanspruchnahme von Kreditangeboten – auch wenn es sich um z<strong>in</strong>sreduzierteKredite handelt – kaum noch zum Zuge kommen können.Kommunalpolitische Diskussionen zeigen deutlich, wie schwierig es für viele <strong>Kommunen</strong>trotz des politischen Willens zur Erreichung von <strong>Klimaschutz</strong>zielen ist, <strong>in</strong> größeremUmfang Haushaltsmittel für <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zur Verfügung zustellen. Davon betroffen s<strong>in</strong>d sogar Energiesparmaßnahmen <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften,obwohl gerade diese mittelfristig zu effektiven Haushaltsentlastungen führenkönnen.Schwierige F<strong>in</strong>anzlage der<strong>Kommunen</strong>Potenzialanalysen alsEntscheidungshilfe17


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeUm zu prüfen und zu entscheiden, welche technischen Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparungoder welche Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien unter ökologischenwie ökonomischen Gesichtspunkten für die jeweiligen Standorte oderLiegenschaften <strong>in</strong> der Kommune am besten geeignet s<strong>in</strong>d, liefern Potenzialanalysendie notwendigen Grundlagen und H<strong>in</strong>weise. Im Rahmen von Potenzialanalysen werdendie Rahmenbed<strong>in</strong>gungen vor Ort sowie die damit verbundenen technischenMöglichkeiten zur Energiee<strong>in</strong>sparung und zur Nutzung erneuerbarer Energien unterBerücksichtigung von E<strong>in</strong>schränkungen (z.B. durch den Gebäudetyp oder die Grundstücksgröße)betrachtet sowie e<strong>in</strong>e Energie- und Emissionsbilanz erstellt, um anschließende<strong>in</strong>e Wirtschaftlichkeitsbetrachtung anstellen zu können.18


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 13. Integration der Querschnittsaufgabe<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> die Verwaltung3.1 Organisation des <strong>Klimaschutz</strong>es <strong>in</strong> der VerwaltungDie Umsetzung konkreter <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen erfordert weitaus mehr als dieÜberführung entsprechender Ratsvorlagen <strong>in</strong> konkrete Umsetzungsbeschlüsse. Zume<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d entsprechende personelle Kapazitäten für die Entwicklung von angepasstenund sektorübergreifenden kommunalen Handlungskonzepten notwendig. Zum anderenmüssen darüber h<strong>in</strong>aus geeignete praktikable Organisationsstrukturen <strong>in</strong> der Verwaltunggeschaffen werden. Dafür existiert jedoch ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Vorgehensweise.Vielmehr können die Ausgestaltung der Verwaltungsstruktur sowie die personelle Besetzungje nach Größe, Ressourcenlage und Prioritätensetzung der Kommune variieren.Vor allem bei mittleren Städten mit 50 000 bis 100 000 E<strong>in</strong>wohnern, bei Großstädtenmit mehr als 100 000 E<strong>in</strong>wohnern und bei Landkreisen, die sich aktiv im <strong>Klimaschutz</strong>engagieren, ist die Koord<strong>in</strong>ation der kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten überwiegendbeim kommunalen Umweltschutz, <strong>in</strong> mittleren Städten und Landkreisen teilweiseauch bei Stadtplanungs- bzw. Bauämtern angesiedelt. Jedoch unterscheidensich die e<strong>in</strong>zelnen Lösungen bezüglich Personalbesetzung und organisatorischerStruktur <strong>in</strong> Art und Umfang. In der Mehrheit der mittleren und großen Städte sowieLandkreise s<strong>in</strong>d die für den <strong>Klimaschutz</strong> zuständigen Mitarbeiter meist <strong>in</strong> den Abteilungenbzw. Sachgebieten für generelle Umweltplanung und -vorsorge oder Energieplanungvorzuf<strong>in</strong>den (z.B. Düsseldorf, Bottrop). Allerd<strong>in</strong>gs steht vor allem denMitarbeitern <strong>in</strong> mittleren Städten und Landkreisen meist nur e<strong>in</strong> Teil ihrer Arbeitszeitfür den <strong>Klimaschutz</strong> zur Verfügung.Stadt/Kreis, E<strong>in</strong>wohner am 31.12.2009*,Organisationse<strong>in</strong>heitHannover (520.966 E<strong>in</strong>wohner)<strong>Klimaschutz</strong>leitstelleKiel (238.281 E<strong>in</strong>wohner)EnergieleitstelleHansestadt und Landkreis Lüneburg(177.042 E<strong>in</strong>wohner)<strong>Klimaschutz</strong>leitstelleMagdeburg (230.456 E<strong>in</strong>wohner)Stabsstelle Umweltvorsorge/<strong>Klimaschutz</strong>Münster (275.543 E<strong>in</strong>wohner)Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Klima und Energie(KLENKO)Potsdam (154.606 E<strong>in</strong>wohner)Koord<strong>in</strong>ierungsstelle <strong>Klimaschutz</strong>BestehendseitZahl der Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen (MA) und Stellenanzahl1994 6 MA auf4 Planstellen1994 5 MA (Vollzeitstellen),davon 2 MA bis Ende 2011 bzw. 2012 befristet2008 2 MA auf1,5 Stellen1998 3 MA (2 Vollzeitstellen, 1 Stelle mit 90% derArbeitszeit e<strong>in</strong>er Vollzeitstelle)1995 2 MA (Vollzeitstellen)2008 2 MA (Vollzeitstellen)In e<strong>in</strong>igen Großstädten wurden darüber h<strong>in</strong>aus eigenständige E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong>nerhalbder Umweltverwaltung geschaffen, wie beispielsweise Energiereferate oder Leitstellen,die für Entwicklung und Umsetzung von Energie- oder <strong>Klimaschutz</strong>konzeptenverantwortlich s<strong>in</strong>d. Vere<strong>in</strong>zelte Großstädte wie z.B. Magdeburg haben zudem gesonderteStabsstellen, die meist direkt dem Hauptverwaltungsbeamten (z.B. Stadtdirektor,Oberbürgermeister) bzw. e<strong>in</strong>em Dezernenten unterstellt s<strong>in</strong>d, für den<strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>gerichtet ( Tab. 1). Dank dieser eigenständigen E<strong>in</strong>heiten können<strong>Kommunen</strong> gezielter e<strong>in</strong>en Schwerpunkt auf kommunale <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten set-Verortung der Aufgabe<strong>Klimaschutz</strong>Tabelle 1:Rahmendaten ausgewählterVerwaltungse<strong>in</strong>heitenzum <strong>Klimaschutz</strong>* Geme<strong>in</strong>deverzeichnis GV2000, Statistische Ämterdes Bundes und der Länder(Hrsg.), Wiesbaden2010.Quelle:Difu (2011).Eigenständige E<strong>in</strong>heitenfür den <strong>Klimaschutz</strong>19


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Querschnittsaufgabezen. Mit dieser Schwerpunktsetzung und dem besonderen Hervorheben des <strong>Klimaschutz</strong>es<strong>in</strong>nerhalb der Verwaltungsstruktur kann kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> effizienterund mit mehr Durchsetzungsvermögen gestaltet und umgesetzt werden. Für die E<strong>in</strong>richtungvon Energiereferaten, Leit- oder Stabsstellen müssen häufig zusätzliche personelleund f<strong>in</strong>anzielle Kapazitäten von Seiten der <strong>Kommunen</strong> bereitgestellt werden.Auf Grund dieses Mehraufwands ist die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er solchen E<strong>in</strong>heit vor allemfür kle<strong>in</strong>e <strong>Kommunen</strong> mit weniger als 50 000 E<strong>in</strong>wohnern nur schwer realisierbar.Daher empfiehlt es sich, mit benachbarten Städten oder mit den Kreisen zusammenzuarbeiten.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Würzburg,Fachbereich Umwelt- und<strong>Klimaschutz</strong>,Karmelitenstraße 20,97070 WürzburgChristian Göpfert,<strong>Klimaschutz</strong>beauftragter0931/37 26 86,Christian.Goepfert@stadt.wuerzburg.deDr. Björn Dietrich,Fachbereichsleitung,Bjoern.Dietrich@stadt.wuerzburg.deNeuer Fachbereich Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong> der Stadt WürzburgMit Verfügung vom Februar 2010 wurde auf Initiative des Stadtrates der organisatorisch neu gestalteteund <strong>in</strong>haltlich um den <strong>Klimaschutz</strong> erweiterte Fachbereich Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong> der Stadt Würzburg<strong>in</strong>stitutionalisiert. Im Zuge des neu <strong>in</strong>tegrierten Aufgabenbereichs des <strong>Klimaschutz</strong>es wurde der Fachbereichneu benannt, um der herausgehobenen Bedeutung des <strong>Klimaschutz</strong>es auch durch die expliziteAufnahme des Begriffs <strong>in</strong> die Organisationsbezeichnung Rechnung zu tragen. Die Aufgabengebiete derstaatlichen Umweltverwaltung waren zuvor im ehemaligen städtischen Umweltamt untergebracht. Dieverschiedenen Dienststellen hatten zuvor die <strong>in</strong> ihre Aufgabengebiete fallenden Berührungspunkte zum<strong>Klimaschutz</strong> dezentral bearbeitet. Auch auf der <strong>in</strong>teressenpolitischen kommunalen Ebene war e<strong>in</strong>e engmaschigeKonzentration der vielen verschiedenen gesellschaftlichen Stakeholder nicht zu verzeichnen.Hier dom<strong>in</strong>ierten viele E<strong>in</strong>zelakteure, oftmals gab es personelle Überschneidungen. Durch die E<strong>in</strong>richtungdes neuen Fachbereichs wurden die notwendigen personellen, <strong>in</strong>formationellen und organisatorischenKapazitäten geschaffen, welche für e<strong>in</strong>e erfolgreiche, nachhaltige kommunale <strong>Klimaschutz</strong>arbeitunabd<strong>in</strong>gbar s<strong>in</strong>d. Unterstellt ist der Fachbereich dem Umwelt- und Kommunalreferat. Derzeit wird ane<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzept für die Stadt Würzburg gearbeitet. Neben dieseranalytischen Arbeit werden auch weitere Projekte wie z.B. die E<strong>in</strong>richtung stadtweiter Themenpatenschaftenund kooperativer Netzwerke forciert sowie Vorschläge für e<strong>in</strong>e energetisch nachhaltige Gestaltungdes Konversionsgebiets „Hubland“ erarbeitet.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Landkreis Lüneburg –<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle,Auf dem Michaeliskloster8,21335 LüneburgDr. Silke Panebianco,04131/26 12 48,silke.panebianco@landkreis.lueneburg.deStefanie Slowek-Klaus04131/26 12 47,stefanie.slowek-klaus@landkreis.lueneburg.de<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle für Hansestadt und Landkreis LüneburgDie geme<strong>in</strong>same <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle für Hansestadt und Landkreis Lüneburg (KSL) g<strong>in</strong>g im Juli 2008an den Start, nachdem Oberbürgermeister und Landrat e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung unterzeichnethatten. Sie ist als Stabsstelle der Kreisrät<strong>in</strong> zugeordnet und personell durch städtische und landkreiseigeneMitarbeiter besetzt, sodass e<strong>in</strong> unmittelbarer und direkter Kontakt <strong>in</strong> die jeweiligen Verwaltungenh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> besteht. Die KSL hat den Auftrag, die geme<strong>in</strong>samen, landkreisweiten <strong>Klimaschutz</strong>ziele voranzubr<strong>in</strong>gensowie die Kommunalverwaltungen <strong>in</strong> der Region bei der Initiierung und Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>projektenzu unterstützen. Orig<strong>in</strong>äre Aufgabe der KSL ist dabei die Netzwerkarbeit mit Politik,Verwaltung, Wirtschaft, Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern, Universität und weiteren regionalen Akteuren wieEnergieversorgern, Verkehrs- und Umweltschutzverbänden sowie Energieberatungsagenturen. Eng zusammengearbeitetwird darüber h<strong>in</strong>aus mit weiteren Partnern aus den Ländern Niedersachsen, Hamburgund Schleswig-Holste<strong>in</strong> im Rahmen der AG „Klima <strong>in</strong> der Metropolregion Hamburg“. Hier ist dieKSL an der Entwicklung und Umsetzung geme<strong>in</strong>samer Projekte beteiligt und unterstützt damit die überregionaleBedeutung des <strong>Klimaschutz</strong>es. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus der Arbeit <strong>in</strong> der AG werdenüber die KSL <strong>in</strong> die Region Lüneburg „transportiert“ und dem Netzwerk zur Verfügung gestellt.Seit 2008 umfassen die Aktivitäten der KSL beispielsweise die regelmäßige Teilnahme am Aktionstag„Freie Fahrt für’s Klima“, die Durchführung des Umweltberatungsprojektes ÖKOPROFIT oder die Unterstützungder Lüneburger Geme<strong>in</strong>den bei der Teilnahme an diversen <strong>Klimaschutz</strong>-Wettbewerben.Die KSL versteht sich als Schaltzentrale der regionalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten und unterstützt auchgerne externe Projekte, wie z.B. die Lüneburger Umweltfilmtage oder die Umweltmesse. Dabei stelltsie sich als Kontaktknotenpunkt <strong>in</strong> die Verwaltungen für die Zielgruppen zur Verfügung.20


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle MannheimIm Juli 2009 hat im Fachbereich Baurecht und Umweltschutz die <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle Mannheim (KSL)ihre Arbeit als zentrale Ansprechpartner<strong>in</strong> zu kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>fragen und <strong>Klimaschutz</strong>projektenaufgenommen. Die KSL trägt dem ganzheitlichen Ansatz der Mannheimer <strong>Klimaschutz</strong>konzeption2020 Rechnung und engagiert sich für die Umsetzung der 60 Maßnahmen aus dem Aktionsplan derKonzeption. Um den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> noch stärker voranzutreiben, werden die Ressourcenund Aktivitäten der e<strong>in</strong>zelnen Dienststellen hier gebündelt. Die KSL begleitet und unterstützt die städtischen<strong>Klimaschutz</strong>projekte und sorgt für e<strong>in</strong>e enge Abstimmung und Effizienz der <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen.Der Stadtverwaltung dient die Leitstelle zudem als primäre Ansprechpartner<strong>in</strong> <strong>in</strong> Fragen derFördermöglichkeiten kommunaler Projekte. Im Rahmen der <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>itiative hat die KSL zuletzterfolgreich e<strong>in</strong>en Antrag zur beratenden Begleitung der Umsetzung der <strong>Klimaschutz</strong>konzeption gestellt;sie übernimmt hierbei die Projektleitung.Gleichzeitig kümmert sich die KSL auch um Aktionen und Kampagnen für den <strong>Klimaschutz</strong>. Seit 2009organisiert sie die Öffentlichkeitskampagne „12 Monate – e<strong>in</strong> Klima“, bei der jeden Monat e<strong>in</strong> wichtigesMannheimer <strong>Klimaschutz</strong>projekt vorgestellt wird. Die KSL gewährleistet zudem e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeitmit der ebenfalls 2009 gegründeten <strong>Klimaschutz</strong>agentur Mannheim und stellt über diese E<strong>in</strong>richtungdie Nähe zum Bürger her. Außerdem ist die Leitstelle Ansprechpartner<strong>in</strong> der Stadt Mannheim fürden Konvent der Bürgermeister, und sie arbeitet <strong>in</strong> Projekten des Städtenetzwerks EUROCITIES mit.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Mannheim,Fachbereich Baurecht undUmweltschutz,<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle,Agnes Hähnel-Schönfelder,Coll<strong>in</strong>istraße 1,68161 Mannheim,0621/293 53 71,agnes.haehnelschoenfelder@mannheim.deKle<strong>in</strong>e, kreisangehörige Städte und Geme<strong>in</strong>den verfügen meist nicht über eigenständigeUmweltschutzressorts. Auch s<strong>in</strong>d gesonderte E<strong>in</strong>heiten wie <strong>Klimaschutz</strong>leitstellenoder Stabsstellen auf Grund der ger<strong>in</strong>geren personellen Ressourcen nur schwerzu <strong>in</strong>stallieren. Häufig werden hier die Umweltbeauftragten auch mit Aufgaben deskommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es betraut. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Wahrnehmung der vielfältigenAufgaben ist unter diesen Bed<strong>in</strong>gungen mit der Inkaufnahme von Zusatzbelastungenverbunden, was auf Dauer ke<strong>in</strong>e Lösung darstellt. Bei bestimmten Aufgabenstellungenh<strong>in</strong>sichtlich des <strong>Klimaschutz</strong>es bietet sich hier e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeitals Lösungsstrategie an. Verschiedene kreisweite Energiemanagement- undBeratungse<strong>in</strong>richtungen sowie Energie-Agenturen wurden zu diesem Zweck bereitsgegründet (z.B. Energieberatungszentrum Ma<strong>in</strong>-Taunus e.V.).In der Praxis hat sich gezeigt, dass vor allem ressortübergreifende <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten,welche meist mit umfangreichen Koord<strong>in</strong>ierungsaufgaben verbunden s<strong>in</strong>d,maßgeblich von personellen und organisatorischen Voraussetzungen und Ressourcene<strong>in</strong>er Kommune abhängen. Kann bereits vorhandenes Personal nicht für weitereAufgaben im Rahmen von <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten freigestellt werden, müssen neuepersonelle Kapazitäten geschaffen werden, was mit e<strong>in</strong>em Mehraufwand für die<strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>hergeht.Auch wenn kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> meist <strong>in</strong>nerhalb der Umweltressorts angesiedeltist bzw. eigenständige Verwaltungse<strong>in</strong>heiten vorhanden s<strong>in</strong>d, bedarf es gut funktionierenderfachübergreifender Arbeitsstrukturen, um der Querschnittsaufgabe<strong>Klimaschutz</strong> gerecht zu werden. Die für die Koord<strong>in</strong>ation des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>eszuständige Verwaltungse<strong>in</strong>heit kann den e<strong>in</strong>zelnen Ressorts <strong>in</strong> der Verwaltungnicht die Verantwortung für die Umsetzung konkreter Maßnahmen <strong>in</strong> ihrenHandlungsfeldern abnehmen. Sie kann jedoch vorhandene Schnittstellen und Synergien<strong>in</strong>nerhalb der Verwaltungsstrukturen ermitteln und versuchen, an verschiedenenStellen <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung vorhandenes Fachwissen zu bündeln. Die sektoralenRessortzuschnitte und die eigenständigen Verfahrensabläufe können zu thematischenÜberschneidungen beispielsweise bei Konzeptentwicklungen führen, die eszu vermeiden gilt. Unter anderem werden die Bereiche Verkehrsentwicklung, Emissionsschutzund Bauleitplanung noch sehr selten ausreichend mit Strategien undMaßnahmen des <strong>Klimaschutz</strong>es verknüpft. Durch aufe<strong>in</strong>ander abgestimmte Kon-Kle<strong>in</strong>ere Städte undGeme<strong>in</strong>denRessortübergreifende<strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenKoord<strong>in</strong>ation undBündelung von Aufgaben21


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Querschnittsaufgabezepte und Planungen kann im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten klimagerechten StadtentwicklungsplanungDoppelarbeit vermieden sowie Konflikten und Konkurrenzen entgegengewirktwerden. Auch die außerhalb der Verwaltung im <strong>Klimaschutz</strong> tätigenAkteure und Akteursnetzwerke gilt es im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es zielgerichteten Netzwerkmanagementszusammenzubr<strong>in</strong>gen (vgl. Kreft u.a. 2008, S. 4).WelcheOrganisationsstruktur?Generell gibt es ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> gültiges Patentrezept für die beste Verwaltungsstruktur,<strong>in</strong> die <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>gebettet werden sollte. Die Frage nach der Organisationvon kommunalem <strong>Klimaschutz</strong> hängt immer ab von der Größe der Kommune sowieden zur Verfügung stehenden personellen und f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen. Für effizienteund durchsetzungsstarke kommunale <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten s<strong>in</strong>d vor allem Organisationsstrukturennotwendig, die an die jeweiligen kommunalen Bedürfnisse angepassts<strong>in</strong>d.ZielePersonalaufwandAufgabenTätigkeitsschwerpunkte3.2 Kommunales EnergiemanagementKommunales Energiemanagement (KEM), das vor allem <strong>in</strong> den späten 1980er-undfrühen 1990er-Jahren zunächst <strong>in</strong> vielen großen Kommunalverwaltungen e<strong>in</strong>geführtwurde, war von Anfang an darauf ausgerichtet, den Energieverbrauch <strong>in</strong> den eigenenLiegenschaften und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren. Durch e<strong>in</strong> effizientesEnergiemanagement, <strong>in</strong> dessen Fokus der sparsame und nutzerfreundlicheE<strong>in</strong>satz von Wärme, Kälte, Strom und auch Wasser steht, können e<strong>in</strong>es der höchstenKostene<strong>in</strong>sparpotenziale der Geme<strong>in</strong>de erschlossen und e<strong>in</strong> äußerst wichtiger Beitragzum <strong>Klimaschutz</strong> geleistet werden.Viele Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise verfügen jedoch nicht über ausreichende Personalkapazitätenund haben Probleme beim systematischen Aufbau des Energiemanagements.Insbesondere für kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong> ist daher e<strong>in</strong>e Kooperation mitden Nachbargeme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>nvoll. Mehrere kle<strong>in</strong>ere Nachbargeme<strong>in</strong>den können z.B.geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Energiebeauftragten e<strong>in</strong>stellen und dadurch ihren Personalaufwandm<strong>in</strong>imieren (vgl. Kienzlen 2009, S. 150). E<strong>in</strong>e Alternative wäre auch, <strong>in</strong> Abstimmungmit dem Landkreis e<strong>in</strong>e kooperative Lösung zu suchen.Das Energiemanagement umfasst den gesamten Lebenszyklus der kommunalen Gebäudeund bündelt dabei Aufgaben, die <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>eswegs neu s<strong>in</strong>d, sonderne<strong>in</strong>er besseren Abstimmung bedürfen. Damit erfordern alle Tätigkeiten im Rahmendes Energiemanagements e<strong>in</strong> hohes Maß an Kommunikations- und Koord<strong>in</strong>ationsfähigkeiten.Das Tätigkeitsspektrum des kommunalen Energiemanagements ist weitgefächert und basiert im Wesentlichen auf e<strong>in</strong>em systematischen Energiecontroll<strong>in</strong>g.Mittels dessen sollten zum e<strong>in</strong>en die Energie- und Wasserverbrauchswerte zeitnaherfasst, ausgewertet und überwacht, zum anderen die Anlagenleistungen und Wartungs<strong>in</strong>tervallefortlaufend dokumentiert werden.Aufbauend auf dem Controll<strong>in</strong>g können sechs Tätigkeitsschwerpunkte genannt werden:Erarbeitung von Energieleitl<strong>in</strong>ienE<strong>in</strong>e kommunale Energieleitl<strong>in</strong>ie ist die Arbeitsgrundlage für das kommunale Energiemanagement.In ihr werden Verantwortlichkeiten, z.B. die Ernennung e<strong>in</strong>esEnergiebeauftragten, Planungsregeln für den Bau und die Sanierung von Gebäudenund Anlagen sowie Anweisungen für den Betrieb von energietechnischenAnlagen festgeschrieben. Die Energieleitl<strong>in</strong>ie sollte durch den Stadt- bzw. Geme<strong>in</strong>deratbeschlossen werden, um damit als Richtschnur für die gesamte Verwaltung22


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1Abbildung 1:Tätigkeitsschwerpunktedes kommunalen EnergiemanagementsQuelle:Difu <strong>in</strong> Anlehnung anArbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“des DeutschenStädtetages (1999), S. 4,und EnergieAgentur.NRW(2007a), S. 2.e<strong>in</strong> größtmögliches Gewicht zu haben. Es empfiehlt sich, die Regelungs<strong>in</strong>haltemit allen relevanten Stellen <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung zu diskutieren, da dies e<strong>in</strong>ebreitere Akzeptanz und bessere Umsetzungsvoraussetzungen schafft (vgl. Kienzlen2009, S. 151).BetriebsoptimierungZur Optimierung der Betriebstechnik s<strong>in</strong>d regelmäßige Vor-Ort-Term<strong>in</strong>e sowiewiederkehrende energetische, bautechnische und umwelttechnische Messungendes jeweiligen Betriebszustandes für die Mitarbeiter des Energiemanagementsunabd<strong>in</strong>gbar. Auf die Messungen und Kontrollen folgende Maßnahmen zur Betriebsoptimierungkönnen z.B. die Verkürzung der Betriebszeiten der technischenAnlagen auf die tatsächlichen Nutzungszeiten, <strong>in</strong>sbesondere die Absenkung oderdas Ausschalten der Heizungsanlagen <strong>in</strong> den Nächten und Ferien sowie an denWochenenden, die Koord<strong>in</strong>ierung der Raumbelegungen oder auch der E<strong>in</strong>bauvon Schaltuhren se<strong>in</strong>. Derartige – zumeist sogar nicht-<strong>in</strong>vestive – Maßnahmens<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach umzusetzen und machen hohe Energiee<strong>in</strong>sparungen möglich (vgl.Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2000, S. 2).Gebäude- und AnlagenmodernisierungDie größten Energie- und Kostene<strong>in</strong>spareffekte werden <strong>in</strong> aller Regel durch die Modernisierungder Gebäude und technischen Anlagen erzielt. Da Modernisierungund Sanierung häufig kosten<strong>in</strong>tensiv s<strong>in</strong>d, sollte das kommunale Energiemanagement<strong>in</strong> der Vorbereitung für alle bedeutenden Liegenschaften – vorrangig diejenigenmit hohen Energie- und Wasserverbräuchen – Energiediagnosen erstellen. Fürkomplexere energetische Maßnahmenpakete ist die Erstellung von Energiekonzeptenzu empfehlen. Mit Hilfe von Energiediagnosen und Energiekonzepten kann daskommunale Energiemanagement den E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien und <strong>in</strong>novativer,effizienter Techniken voranbr<strong>in</strong>gen (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ desDST 2000, S. 2 f., und EnergieAgentur.NRW 2007a, S. 2).EnergiebeschaffungIm Rahmen der Beschaffung lässt sich vergleichsweise e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e deutliche Reduzierungder Energiekosten herbeiführen. Energiee<strong>in</strong>sparungen s<strong>in</strong>d hierdurchzwar nicht möglich, jedoch können die durch Optimierung der Lieferverträgeoder Wechsel des Anbieters e<strong>in</strong>gesparten Mittel <strong>in</strong> E<strong>in</strong>sparmaßnahmen <strong>in</strong>vestiert23


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Querschnittsaufgabewerden. E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Kontrolle und Anpassung des Vertragswesens ermöglichen,dass Strom-, Fernwärme- und Erdgaslieferungen jeweils zu den günstigstenKonditionen erfolgen und die Auswahl der Energieträger <strong>in</strong> ökologischerH<strong>in</strong>sicht optimiert wird. Auch der E<strong>in</strong>kauf von Heizöl und Kohle kann durch e<strong>in</strong>ezentrale Steuerung optimiert werden und zu Kostene<strong>in</strong>sparungen beitragen (vgl.Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2000, S. 6, und EnergieAgentur.NRW2007a, S. 2).Mitwirkung bei BaumaßnahmenDas kommunale Energiemanagement sollte bei allen energierelevanten Baumaßnahmen,sowohl im Neubau als auch im Bestand, e<strong>in</strong>gebunden werden. Damitkann sichergestellt werden, dass im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Planung das Fachwissenund die Erfahrungen auch von energetischer Seite e<strong>in</strong>fließen. Bei der Neuerrichtungvon Gebäuden oder ganzer Baugebiete ist es bereits <strong>in</strong> der VorplanungsundEntwurfsphase entscheidend, dass energetische Kriterien, wie die passiveSonnenenergienutzung oder die Art der Energieversorgung, berücksichtigt undGrenz- und Zielwerte für den Energie- und Wasserverbrauch festgelegt werden.Im Gebäudebestand ist e<strong>in</strong>e Planungsbegleitung durch das Energiemanagements<strong>in</strong>nvoll, um beispielsweise bei ohneh<strong>in</strong> geplanten Baumaßnahmen energetischeUntersuchungen mit e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und Energieeffizienzmaßnahmen, wie den E<strong>in</strong>satzvon Wärmeschutzverglasungen bei e<strong>in</strong>em Austausch der Fenster oder denE<strong>in</strong>satz hocheffizienter Leuchtmittel im Rahmen e<strong>in</strong>er Beleuchtungssanierung, zuberücksichtigen (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2000, S. 4 ff.).Kommunikation und ÖffentlichkeitsarbeitZur Durchführung e<strong>in</strong>es erfolgreichen kommunalen Energiemanagements ist eserforderlich, verschiedene Stellen <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltungsstrukturen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.Hierzu bieten sich fest vere<strong>in</strong>barte Kommunikationsstrukturen an, beispielsweiseregelmäßige Besprechungen mit allen Beteiligten. Da es zudem ganzwesentlich darauf ankommt, dass die Ziele und Maßnahmen des Energiemanagementsvon der Öffentlichkeit akzeptiert werden, ist es wichtig, diese aktiv zukommunizieren. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit regelmäßigenPressemitteilungen und Kurzberichten über erfolgreich umgesetzte Maßnahmenmachen die Arbeit des kommunalen Energiemanagements für Politik, Verwaltungund Bürger nachvollziehbar und zeigen, dass öffentliche Mittel s<strong>in</strong>nvoll und effiziente<strong>in</strong>gesetzt werden (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2000,S. 7). E<strong>in</strong> geeignetes und viel genutztes Instrument ist e<strong>in</strong> jährlich abgefasster Energiebericht,<strong>in</strong> dem die <strong>Kommunen</strong> die energetische Situation ihrer Liegenschaften(Verbräuche, Kosten, Energiekennwerte, Emissionen und Maßnahmen) auswertenund damit dokumentieren, dass sie vorbildlich im <strong>Klimaschutz</strong> agieren. Energieberichteerfüllen zudem weitere Funktionen: Sie dienen der Zielgruppenmotivation,s<strong>in</strong>d Controll<strong>in</strong>g-Instrument und Tätigkeitsnachweis und helfen, dieUmsetzung energiepolitischer Beschlüsse zu bekunden (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“des DST 2002, S. 1 ff.).24


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST (2002): H<strong>in</strong>weise zum kommunalen Energiemanagement,Ausgaben 4 bis 6 zum Thema Energiemanagement sowie Ausgaben 10 bis 12 zum Thema Energieleitl<strong>in</strong>ien,Köln.LiteraturtippsKienzlen, Volker (2009): Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong>. Energiemanagement ist kommunale Pflichtaufgabe,<strong>in</strong>: Die Geme<strong>in</strong>de, Zeitschrift für die Städte und Geme<strong>in</strong>den, für Stadträte, Geme<strong>in</strong>deräte und Ortschaftsräte,Organ des Geme<strong>in</strong>detags Baden-Württemberg – bwgz, Ausgabe 04/2009, S. 150-154.LUBW – Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, KEA – <strong>Klimaschutz</strong>undEnergieagentur Baden-Württemberg GmbH, Städtetag Baden-Württemberg und Geme<strong>in</strong>detagBaden-Württemberg e.V. (Hrsg.) (2008): Basisbauste<strong>in</strong> Energiemanagement, Stuttgart (ArbeitsmaterialieAgenda-Büro Nr. 45).Umweltm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg (Hrsg.) (2008): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg.Basiskonzept <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> (Bearb.: Wolfgang Hartweg, Volker Kienzlen, ManfredLoistl, Walafried Schrott, Ra<strong>in</strong>er Specht und Doris Wittneben), Stuttgart.Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg (Hrsg.) (2009): Kommunales Energiemanagement. E<strong>in</strong> Leitfadenfür Städte und Geme<strong>in</strong>den, Stuttgart.3.3 Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>managementWährend sich das kommunale Energiemanagement also vorrangig mit den stadteigenenLiegenschaften befasst, hat das kommunale <strong>Klimaschutz</strong>management die Treibhausgasemissionenaller Sektoren – also der kommunalen E<strong>in</strong>richtungen, der privatenHaushalte, von Gewerbe, Industrie und Dienstleistungen, der Industrie sowie des Verkehrs– im Blick. Dabei folgt das kommunale <strong>Klimaschutz</strong>management e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrativenAnsatz, der die Aufgabenfelder verschiedener Ressorts – wie Bauleitplanung,Gebäudesanierung oder Mobilität – betrachtet (vgl. Kreft u.a. 2010, S. 398). Dem <strong>Klimaschutz</strong>managementkönnen somit <strong>in</strong> noch stärkerem Maße als dem Energiemanagementkoord<strong>in</strong>ierende und bündelnde Funktionen zugeschrieben werden.Das <strong>Klimaschutz</strong>management bef<strong>in</strong>det sich – anders als das kommunale Energiemanagement,das <strong>in</strong>zwischen vor allem <strong>in</strong> vielen Großstädten etabliert ist – zumeist noch<strong>in</strong> der Aufbau-, Erprobungs- und Entwicklungsphase. Um verstärkt <strong>Klimaschutz</strong>aspekte<strong>in</strong> die Verwaltungsabläufe zu <strong>in</strong>tegrieren, sollten sich die Aufgaben des <strong>Klimaschutz</strong>managementsvon koord<strong>in</strong>ierenden Managementaufgaben über Ausarbeitung undUmsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen bis zu Aufgaben der Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeiterstrecken.Zu den Managementaufgaben zählen <strong>in</strong>sbesondere (vgl. BMU 2010c, S. 4):Aufgaben des Projektmanagements (z.B. Koord<strong>in</strong>ierung der Umsetzung der verschiedenenMaßnahmen, Projektüberwachung),Unterstützung bei der Koord<strong>in</strong>ierung und gegebenenfalls Neugestaltung der ämterübergreifendenZusammenarbeit zur Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts(Moderation),Unterstützung bei der systematischen Erfassung und Auswertung von klimaschutzrelevantenDaten (Controll<strong>in</strong>g).Controll<strong>in</strong>g hat dabei e<strong>in</strong>e besonders wichtige Funktion, da es für e<strong>in</strong>e gesicherte Datenbasissorgt und e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Überprüfung der Zielerreichung gewährleistet.Dabei sollten nicht nur die klimaschutzrelevanten Daten, sondern auch die Umset-Energiemanagement vs.<strong>Klimaschutz</strong>managementAufgaben des<strong>Klimaschutz</strong>managementsManagementaufgabenControll<strong>in</strong>g25


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Querschnittsaufgabezung von aufgestellten Leitbildern, Zielsystemen und Maßnahmenprogrammen überwachtund – falls notwendig – nachjustiert werden (vgl. Kreft u.a. 2008, S. 5).Fachliche AufgabenNetzwerkarbeit<strong>Klimaschutz</strong>managerDie fachlichen Aufgaben des <strong>Klimaschutz</strong>managements s<strong>in</strong>d unter anderen (vgl.BMU 2010c, S. 4):Fachliche Unterstützung bei Vorbereitung, Planung und Umsetzung e<strong>in</strong>zelnerMaßnahmen aus dem <strong>Klimaschutz</strong>konzept bzw. Teilkonzept,Durchführung <strong>in</strong>terner Informationsveranstaltungen und Schulungen,methodische Beratung bei der Entwicklung konkreter Qualitätsziele, <strong>Klimaschutz</strong>standardsund Leitl<strong>in</strong>ien (z.B. Qualitätsstandards für die energetische Sanierung).Um die <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten besser bekannt zu machen und die Umsetzung vone<strong>in</strong>zelnen <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zu erleichtern, sollte das <strong>Klimaschutz</strong>managemente<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Netzwerkarbeit betreiben. Dazu gehört z.B. (vgl. BMU 2010c,S. 4):Aufbau von Netzwerken und Beteiligung externer Akteure (z.B. Verbände) beider Umsetzung e<strong>in</strong>zelner <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen,<strong>in</strong>haltliche Unterstützung und Vorbereitung der Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Zulieferungvon Texten).Im Rahmen der Erstellung e<strong>in</strong>es kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes ist es <strong>in</strong>sbesonderezur Koord<strong>in</strong>ation der Aufgaben besonders zu empfehlen, e<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>managere<strong>in</strong>zustellen. Zu se<strong>in</strong>en Aufgaben sollte gehören, den Informationsfluss über das<strong>Klimaschutz</strong>konzept oder Teilkonzept(e) sowohl verwaltungs<strong>in</strong>tern als auch extern zusichern und die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteureherbeizuführen (vgl. BMU 2010c, S. 3). Der <strong>Klimaschutz</strong>manager sollte zudem konkretfür die Umsetzung e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen aus dem <strong>Klimaschutz</strong>konzept verantwortlichse<strong>in</strong> und die kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten kont<strong>in</strong>uierlich evaluieren. Besonderswichtig für e<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>manager s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e kommunikativen Kompetenzen: „Der<strong>Klimaschutz</strong>manager soll […] ,die Energie versprühen, um andere zu motivieren, Energiee<strong>in</strong>zusparen!‘ Das Begeistern für den <strong>Klimaschutz</strong> sowie die Kommunikation derProjekte <strong>in</strong> der Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Tätigkeit.“ (Spohr 2009, S. 25)Praxis-BeispielAnsprechpartner:<strong>Klimaschutz</strong>beauftragterder Kreisstadt BadHersfeld,Guido Spohr,Kle<strong>in</strong>e Industriestraße 1,36251 Bad Hersfeld,06621/1 66 17,spohr@stadtwerke-hef.de<strong>Klimaschutz</strong>manager Bad HersfeldSeit Mai 2009 ist <strong>in</strong> der Kreisstadt Bad Hersfeld (30 000 E<strong>in</strong>wohner) e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>manager zur Umsetzungdes städtischen <strong>Klimaschutz</strong>konzepts aktiv. Möglich wurde diese E<strong>in</strong>stellung durch die Förderzusagedes Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, für die ersten dreiJahre e<strong>in</strong>e solche „beratenden Begleitung“ zu f<strong>in</strong>anzieren. Nach der dreijährigen Förderung übernimmtdie Stadt die Vollf<strong>in</strong>anzierung der Stelle. Diese ist bei den Stadtwerken verortet und formal dem FachbereichImmobilienmanagement der Stadt Bad Hersfeld angegliedert. Primäre Aufgaben des <strong>Klimaschutz</strong>managerss<strong>in</strong>d die schrittweise Umsetzung und Weiterentwicklung des vorliegenden<strong>Klimaschutz</strong>konzepts. Dabei steht die nachhaltige Entwicklung <strong>in</strong> den Bereichen Energieeffizienz und<strong>Klimaschutz</strong> im Vordergrund. Zu se<strong>in</strong>en zentralen Tätigkeiten zählen die Koord<strong>in</strong>ation, Initiierung undUmsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>projekten unter E<strong>in</strong>beziehung von Bürgerschaft, Verwaltung, Stadtwerken,Unternehmen, Multiplikatoren und sonstigen Stellen, die für den Energiee<strong>in</strong>satz relevant s<strong>in</strong>d. Zudemist er für die Öffentlichkeitsarbeit sowie Überprüfung und Evaluierung der kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenverantwortlich. Zu den bisher umgesetzten Projekten gehören beispielsweise die Installationvon Bürgersolaranlagen auf kommunalen und privaten Flächen sowie die Initiierung und Koord<strong>in</strong>ationdes energetischen Altbausanierungsprogramms „Bad Hersfeld saniert sich“ für private Hauseigentümer.Weiterh<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> energieeffizientes Sanierungskonzept für kommunale Liegenschaften entwickelt.Forciert wurde von Beg<strong>in</strong>n an das Thema Neutrale Energieberatung. Hier greift die Stadt auf die Zusammenarbeitmit der Verbraucherzentrale zurück. Weiterh<strong>in</strong> stellt die Information privater und unternehmerischerVerbraucher mittels regelmäßiger Informationsveranstaltungen, beispielsweise derHersfelder Energie-Treffs oder der Energie- und Klimatage, e<strong>in</strong>en zentralen Bauste<strong>in</strong> der <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten<strong>in</strong> Bad Hersfeld dar.26


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeA 1<strong>Klimaschutz</strong>manager OsnabrückNach Bewilligung des Förderantrags durch das Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium hat die Stadt Osnabrück imOktober 2009 e<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>manager zur beratenden Begleitung bei der Umsetzung ihres <strong>Klimaschutz</strong>konzeptse<strong>in</strong>gestellt. Der <strong>Klimaschutz</strong>manager bereitet e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen aus dem Maßnahmenpaketzur CO 2 -Reduktion <strong>in</strong> Osnabrück vor, koord<strong>in</strong>iert die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten,führt Informationsveranstaltungen durch und ist für die projektbezogene Öffentlichkeitsarbeit zuständig.Die Projekte werden <strong>in</strong> den Handlungsfeldern Strom und Wärme, Strom und Wärmeerzeugung sowieMobilität/Verkehr <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Partnern <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är entwickelt und durch Dritte realisiert.Ziel des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes ist es, durch die Umsetzung von Maßnahmen Kosten und Treibhausgasemissionene<strong>in</strong>zusparen und den Energieverbrauch zu senken. Auf- und Ausbau von Netzwerkens<strong>in</strong>d die Basis für e<strong>in</strong>e erfolgreiche kommunale <strong>Klimaschutz</strong>arbeit. Als zentraler Ansprechpartner fürVerwaltung und Bürger ist für den <strong>Klimaschutz</strong>manager e<strong>in</strong>e ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit unerlässlich.Neben der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit ist er federführend für die Entwicklunge<strong>in</strong>zelner Projekte und für die damit e<strong>in</strong>hergehende Suche nach F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten zuständig.Vorhandene Erfahrungen im Projektmanagement s<strong>in</strong>d dabei sehr hilfreich. Direkt nach Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>erTätigkeit wurde e<strong>in</strong>e Handlungsstrategie zur Umsetzung von prioritären Maßnahmen des Osnabrücker<strong>Klimaschutz</strong>konzeptes entwickelt. Diese Strategie legt fest, <strong>in</strong> welchen zeitlichen Abständen e<strong>in</strong>zelnevorgeschlagene Maßnahmen umgesetzt werden können und skizziert grob die f<strong>in</strong>anzielle und personelleAusstattung e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen, von denen Mehrere bereits umgesetzt werden, wie beispielsweisedas „ÖPNV-Schnupperpaket für Neubürger“. Neubürger erhalten nach Anmeldung ihres erstenWohnsitzes <strong>in</strong> Osnabrück e<strong>in</strong> vierwöchiges kostenloses „Umwelt-Abo XXL“ und weitere Informationenzum ÖPNV-Angebot. Seit 2009 wird das bundesweite Projekt „Stromspar-Check“ auch <strong>in</strong> Osnabrückerfolgreich umgesetzt. Hier beraten geschulte Stromsparhelfer e<strong>in</strong>kommensschwache Haushalte beimStromsparen. Das Projekt „Osnabrücker Quartiersentwicklungskooperation“, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> so genannterQuartiersanierungsbetreuer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtquartier Eigentümer von privaten Wohngebäuden bei derenergetischen Sanierung ihrer Immobilien unterstützt, startet im Februar 2011.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Osnabrück,Fachbereich Umwelt –<strong>Klimaschutz</strong>manager,Andreas W<strong>in</strong>terkemper,Natruper-Tor-Wall 2,49076 Osnabrück,0541/3 23 31 26,w<strong>in</strong>terkemper@osnabrueck.deKreft, Holger, Heidi S<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g und Christiane Steil (2010): Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>management, <strong>in</strong>:Raumforschung und Raumordnung, Band 68, Heft 5, S. 397–407.LiteraturtippsSpohr, Guido (2009): Stadtplaner werden <strong>Klimaschutz</strong>manager. Nische <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em jungen Tätigkeitsfeld,<strong>in</strong>: Planer<strong>in</strong>, Nr. 4/2009, S. 25–27.3.4 Ressortübergreifende Kommunikation und KooperationUm die langfristige Aufgabe des <strong>Klimaschutz</strong>es zu bewältigen, bedarf es der kont<strong>in</strong>uierlichenZusammenarbeit zwischen allen betroffenen kommunalen Ressorts.Bei der Zusammenarbeit verschiedener Ressorts im Bereich des <strong>Klimaschutz</strong>eskommt es jedoch immer wieder zu Hemmnissen. Diese können im H<strong>in</strong>blick auf denErfolg <strong>in</strong> Sachen Umsetzung von Maßnahmen von Bedeutung se<strong>in</strong>, da sie e<strong>in</strong>e effektiveund <strong>in</strong>tegrierte Zusammenarbeit verschiedener Ressorts verh<strong>in</strong>dern oder erschweren.Hemmnisse zeigen sich z.B. <strong>in</strong> folgenden Formen:Mangel an Kenntnissen über <strong>Klimaschutz</strong>belange, z.B. bei planaufstellenden Behördenund (politischen) Entscheidungsträgern,Mangel an Kenntnissen über Verfahrensabläufe und Instrumente der jeweils anderenRessorts (somit erschwerte Identifikation von Schnittstellen zum <strong>Klimaschutz</strong>),Kompetenz- und E<strong>in</strong>flusskonkurrenzen zwischen den Ressorts,Interessen- und Zielkonflikte zwischen den Ressorts,Zeitmangel bei Erstellung und Bearbeitung von Stellungnahmen auf Grund andererPrioritäten.Hemmnisse bei derKooperationverschiedener Ressorts27


A 1<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale QuerschnittsaufgabeÄmterübergreifendeArbeitsgruppen<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenim Rahmen vonPlanungsverfahrenStadtparlamentebeteiligen„Chefsache“ <strong>Klimaschutz</strong>Externe AkteureberücksichtigenUm die ressortübergreifende Kommunikation sicherzustellen und e<strong>in</strong>e Kooperation<strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, e<strong>in</strong>e verwaltungs<strong>in</strong>terne Arbeitsgruppe zum <strong>Klimaschutz</strong>zu etablieren. Alternativ können auch entsprechend dem jeweiligen Umfangund der Dauer anstehender <strong>Klimaschutz</strong>vorhaben Arbeitsgruppen für e<strong>in</strong>zelneProjekte e<strong>in</strong>gerichtet werden. Dies empfiehlt sich <strong>in</strong>sbesondere für die Erstellungkommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzepte. Die E<strong>in</strong>richtung solcher Koord<strong>in</strong>ationsgremienkann also e<strong>in</strong> projektbezogenes E<strong>in</strong>zelvorhaben betreffen, aber auch – wie etwa imBereich der Stadtentwicklungsplanung und der dortigen Berücksichtigung von <strong>Klimaschutz</strong>belangen– zur Daueraufgabe werden.Zur Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen im Rahmen von Planungsverfahren istdie Ressortzusammenarbeit e<strong>in</strong> entscheidender und ergebnisbee<strong>in</strong>flussender Faktor.Besondere Bedeutung kommt dabei der Berücksichtigung von Klimabelangen im Rahmender frühzeitigen Behördenbeteiligung zu. Diese ist seit dem 20. Juli 2004 nebender bisherigen Behördenbeteiligung im Baugesetzbuch (BauGB) vorgeschrieben, <strong>in</strong>sbesondereum die Behörden aufzufordern, sich zum erforderlichen Umfang und Detaillierungsgradder Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB zu äußern (vgl. § 4 Abs. 1Satz 1 BauGB). Mit dieser Novellierung wurde die Notwendigkeit der frühzeitigenZusammenarbeit verschiedener Ressorts vor allem im H<strong>in</strong>blick auf die Umweltbelangebetont. Wie e<strong>in</strong>e Untersuchung der kommunalen Zusammenarbeitsstrukturenzur Berücksichtigung von Umwelt- und Gesundheitsbelangen <strong>in</strong> Planungsverfahrenjedoch aufzeigt, reicht die formale E<strong>in</strong>haltung der gesetzlich vorgeschriebenen Behördenbeteiligungnicht aus, um die Umweltbelange wirksam <strong>in</strong> Bauleitplanverfahrene<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Problematisch sei zudem, dass die e<strong>in</strong>gebrachten Umweltbelange oftmalsvon den Planungsressorts zunächst als das Bauleitplanverfahren beh<strong>in</strong>derndeBelange angesehen werden. Fachpolitische Ziele anderer Ressorts werden <strong>in</strong> Bauleitplanverfahrennur selten aufgegriffen und im Rahmen der planungsrechtlichen Möglichkeitenumgesetzt (vgl. MUNLV NRW 2006, S. 7).Parallel zur verwaltungs<strong>in</strong>ternen Abstimmung sollten die Stadtparlamente an der Entwicklungder kommunalen Handlungsprogramme beteiligt werden, da im Austauschmit den Ratsfraktionen konfliktträchtige Programmbestandteile frühzeitig erkanntund Konsensf<strong>in</strong>dungsprozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt werden können.Besonders wünschenswert ist es, dass kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> unabhängig vonkommunalpolitischen Grundsatzentscheidungen als e<strong>in</strong>e „Chefsache“ <strong>in</strong>nerhalb derVerwaltung gesehen wird, d.h., die Belange des <strong>Klimaschutz</strong>es sollten offensiv <strong>in</strong> denoberen kommunal-adm<strong>in</strong>istrativen Führungsgremien, z.B. <strong>in</strong> Dezernenten- oder Bürgermeisterkonferenzen,vertreten werden. Zudem ist e<strong>in</strong> regelmäßiger Austauschzwischen den Führungsgremien und der fachlichen Ebene über den Stand der <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenund das weitere Vorgehen empfehlenswert. Unterstützend bietetsich e<strong>in</strong> kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>bericht, der kont<strong>in</strong>uierlich fortgeschrieben wird,als Informations- und Dokumentations<strong>in</strong>strument an.<strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d als Initiatoren und Organisatoren neuer Energiesparprojekte oftmalsgefordert, über das Verwaltungshandeln h<strong>in</strong>ausgehende Kooperationen mit Drittene<strong>in</strong>zugehen. Integriertes Vorgehen zum kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> umfasst nebene<strong>in</strong>er Abstimmung der relevanten Fachplanungen immer häufiger die E<strong>in</strong>beziehungwichtiger lokaler Akteure. Bei strategischen Planungen, die mit Interessen andererkollidieren können, ist es s<strong>in</strong>nvoll, die externen Akteure frühzeitig <strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>zubeziehen( Kap. A4).28


A 2A2 <strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung1. <strong>Klimaschutz</strong> als <strong>in</strong>tegrierter Bestandteil derStadtplanungDie Stadtplanung umfasst alle Tätigkeiten zur vorausschauenden Ordnung und Lenkungräumlicher Entwicklung <strong>in</strong> den Städten (Pahl-Weber 2010, S. 489) und ist damitvon zentraler Bedeutung für e<strong>in</strong>e energieeffiziente und klimagerechte Entwicklung derStädte und Geme<strong>in</strong>den. Stadtplanung bezieht sich genauso auf das gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet,auch unter E<strong>in</strong>beziehung regionaler Bezüge, wie auf die e<strong>in</strong>zelnen Teilräume.Üblicherweise s<strong>in</strong>d die Planungsansätze der Stadtplanung abhängig vom Konkretisierungsgradhierarchisch gegliedert. Gesetzlich vorgeschrieben s<strong>in</strong>d mit der Bauleitplanungzwei Planungsebenen: der auf das gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet bezogeneFlächennutzungsplan (vorbereitender Bauleitplan) und der auf <strong>in</strong> der Regel kle<strong>in</strong>ereTeilbereiche bezogene, aus dem Flächennutzungsplan zu entwickelnde Bebauungsplan(verb<strong>in</strong>dlicher Bauleitplan). Neben diesen förmlichen Planungs<strong>in</strong>strumenten gibtes <strong>in</strong> der Stadtplanung e<strong>in</strong>e Vielzahl nicht förmlicher Pläne mit unterschiedlichemRaumbezug (z.B. Stadtumbaukonzepte, Zentrenkonzepte, Quartiersentwicklungskonzepte).Diese <strong>in</strong>formellen Pläne s<strong>in</strong>d, soweit von der Geme<strong>in</strong>de beschlossen, bei derweiteren Planung zu berücksichtigen.1.1 Integrierter Planungsansatz und <strong>Klimaschutz</strong>Stadtplanung ist e<strong>in</strong> sektoraler Teilaspekt der nach ihrem Aufgabenverständnis sehrviel umfassender angelegten Stadtentwicklungsplanung. Stadtentwicklungsplanung iste<strong>in</strong> umfassender Steuerungsansatz, mit dem Leitl<strong>in</strong>ien und Zielsetzungen für unterschiedlicheThemenfelder wie z.B. Arbeiten, Wohnen, soziale Infrastruktur, Ver- undEntsorgung, Verkehr erarbeitet werden. Stadtentwicklungsplanung versteht sich als <strong>in</strong>tegrierterSteuerungsansatz <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass alle für die Stadtentwicklung relevantenE<strong>in</strong>flussfaktoren und Steuerungsziele zu e<strong>in</strong>em abgestimmten, konsistenten Konzeptund daraus abgeleitete Umsetzungsstrategien und Maßnahmen zusammengeführtwerden. Ziel ist also e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Gesamtkonzept aufe<strong>in</strong>ander abgestimmter Maßnahmen.Stadtentwicklungspläne s<strong>in</strong>d „Grundlagen für alle weiteren Planungen“, konkretisierenden Flächennutzungsplan durch die Bestimmung räumlicher und zeitlicherPrioritäten für die Inanspruchnahme von Flächen und Standorten und zeigen erforderlicheMaßnahmen auf. Stadtplanung und Stadtentwicklungsplanung s<strong>in</strong>d gekennzeichnetdurch e<strong>in</strong>en komplexen, <strong>in</strong>tegrativen Steuerungsansatz, der die unterschiedlichstenAnforderungen an die baulich-räumlich Entwicklung oder an die Entwicklung der Städte<strong>in</strong>sgesamt koord<strong>in</strong>iert. Der <strong>in</strong>tegrative Planungsansatz macht es auch erforderlich, dieErfordernisse des <strong>Klimaschutz</strong>es bereits auf der Ebene der Stadtentwicklungsplanungzu berücksichtigen. Es geht um strategische Weichenstellungen und Grundsatzentscheidungen,die das Handeln der unterschiedlichen Bereiche der Stadt- und Geme<strong>in</strong>deverwaltungensteuern.Im Rahmen der Stadtentwicklungsplanung können grundlegende Entscheidungen undZielvorgaben zur Siedlungsstruktur (kompakte Stadtstrukturen, kurze Wege, Funktionsmischung),zum Verkehrs- und Mobilitätsmanagement (effizienter, energiesparenderöffentlicher Nahverkehr, Ausbau von Rad- und Fußwegen), zur Nutzungerneuerbarer Energien und zur Energiee<strong>in</strong>sparung, zum Umfang und zur Qualität vonFreiflächen (<strong>in</strong>sbesondere wohnortnahes Grün) getroffen und viele andere Ziele (z.B.<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> dieStadtentwicklungsplanunge<strong>in</strong>beziehen29


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungHochwasserschutz, Biodiversität) gesetzt werden, die wichtige Voraussetzungen fürdie Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels und den <strong>Klimaschutz</strong> darstellen.Handlungsziele e<strong>in</strong>erklimagerechtenStadtentwicklungRessortübergreifendesHandeln erforderlichWichtige Handlungsziele e<strong>in</strong>er nachhaltigen, Klima schonenden und zukunftsorientiertenStadtentwicklung (Deutscher Städtetag 2008, S. 7):Konzentration der Siedlungstätigkeit auf zentrale OrteErhalt und Stärkung vorhandener Nutzungsmischungen, Entwicklung von Siedlungsstrukturender kurzen WegeReduzierung der Flächen<strong>in</strong>anspruchnahme durch Schaffung kompakter Siedlungsstrukturenund zurückhaltende Neuausweisung von Bauflächen (Innen- vor Außenentwicklung)Schaffung e<strong>in</strong>es optimierten Versorgungsnetzes (z.B. Wärmeversorgung)Verstärkte Wiedernutzung <strong>in</strong>nerörtlicher Brachflächen und leer gefallener BausubstanzUmbau von räumlich entmischten NutzungenSchaffung und Sicherung wohnortnaher öffentlicher und privater DienstleistungenErhalt und Schaffung wohnortnaher Freiflächen und ErholungsräumeAbstimmung der Siedlungsentwicklung mit den Erfordernissen e<strong>in</strong>er günstigenVerkehrserschließung durch den ÖPNVSteigerung des ÖPNV-Anteils am Modal-Split durch optimale VernetzungAttraktive Wegenetze für den nicht motorisierten VerkehrStärkung regionaler Kooperationen und HandlungsansätzeKostentransparenz bei Stadtortentscheidung und MobilitätsaufwandBeachtung von energieoptimierter Architektur und von baulichem WärmeschutzGerade weil <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong> ressortübergreifendes Handeln erfordert, kommt derStadtentwicklungsplanung als übergreifendem Steuerungsansatz e<strong>in</strong>e zentrale Funktionzu. In die Stadtentwicklungsplanung s<strong>in</strong>d daher konkrete <strong>Klimaschutz</strong>ziele nebenanderen zentralen Zielen der Stadtentwicklung aufzunehmen und zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegriertenMaßnahmenkonzept weiterzuentwickeln. Zweckmäßig ist für dieses Vorhabendie vorlaufende Erarbeitung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzepte als sektoraler Bauste<strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Stadtentwicklungsplanung. Die <strong>Klimaschutz</strong>-Strategie ist dabei als abgestimmteZielvorgabe zu formulieren und sollte von der politischen Spitze getragen, <strong>in</strong> den Leitplanungenaller betroffenen Ressorts verankert und breit kommuniziert werden. Dieszu erreichen, ist der Anspruch der <strong>in</strong>tegrierten Stadtentwicklungsplanung.Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>konzepte stehen daher nicht neben Stadtentwicklungsplänen,sondern stellen e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong> der Stadtentwicklungsplanung dar.E<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe e<strong>in</strong>er klimagerechten Stadtentwicklung ist es, die kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>konzepte <strong>in</strong> den Prozess der <strong>in</strong>tegrierten Stadtentwicklung e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.Dabei geht es darum, <strong>Klimaschutz</strong>ziele mit anderen Zielen der Stadtentwicklungsplanungso abzustimmen, dass e<strong>in</strong>e möglichst effektive Umsetzung und e<strong>in</strong>e breitekommunalpolitische Rückdeckung erreicht werden. Stadtentwicklungsplanung kannund sollte so organisiert werden, dass die vor Ort relevanten Akteursgruppen <strong>in</strong>nerhalbder Verwaltung und <strong>in</strong> der Zivilgesellschaft sowie die Öffentlichkeit <strong>in</strong>sgesamtfrühzeitig e<strong>in</strong>gebunden werden. Auf diese Weise können Impulse und Anregungen(z.B. auch für bürgerschaftliches Engagement) aufgegriffen und genutzt sowie dieAkzeptanz und Mitwirkungs-/Umsetzungsbereitschaft erhöht werden.30


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 21.2 Ressourcenschonende Raum- und Siedlungsstrukturen– InnenentwicklungDie Siedlungsentwicklung wird trotz des <strong>in</strong> vielen Regionen schon unterschiedlichdeutlich spürbaren Rückgangs der E<strong>in</strong>wohnerzahlen nach wie vor maßgeblich vone<strong>in</strong>em anhaltenden Suburbanisierungsprozess bei Wohnen, Gewerbe, Handel undFreizeite<strong>in</strong>richtungen geprägt. Dies führt im Umland von Kernstädten zu hohen absolutenwie relativen Siedlungsflächenzuwächsen sowie zu e<strong>in</strong>em erheblichen Anstiegdes Verkehrsaufkommens und der räumlichen Ausweitung des motorisiertenIndividual- und Wirtschaftsverkehrs. Die Gründe dieser Entwicklung s<strong>in</strong>d vielfältig.Ihre ökonomischen und ökologischen Folgen <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Bilanz<strong>in</strong> der Regel m<strong>in</strong>destens langfristig sehr negativ. Alle<strong>in</strong> die Infrastrukturausstattungfür immer neue Baugebiete stellt die Gebietskörperschaften vor neue technischeund vor allem f<strong>in</strong>anzielle Herausforderungen, die angesichts der bereits bestehendenSchieflage öffentlicher Haushalte kaum mehr zu verantworten ist. Dies gilt <strong>in</strong> besondereWeise auch für den Bereich der Wärme- und Stromversorgung. Nutzung undAuslastung vorhandener Wärmenetze müssen hier Vorrang vor dem Ausbau neuerWärmenetze haben. Je länger das Wegnetz ist, desto größer s<strong>in</strong>d Wärmeverluste.Kompakte Siedlungse<strong>in</strong>heiten lassen sich demgegenüber mit ger<strong>in</strong>geren Wärmeverlustenversorgen.E<strong>in</strong>e ressourcenschonende Raum- und Siedlungsstruktur kann aber nicht nur durche<strong>in</strong>e effiziente Wärme- und Stromversorgung e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur CO 2 -Reduzierung leisten. E<strong>in</strong>e besondere Bedeutung haben dabei die durch den Verkehrausgelösten CO 2- -Immissionen. Ziel der Stadtentwicklung muss es daher se<strong>in</strong>, dieseImmissionen zu reduzieren, ohne gleichzeitig die notwendige Mobilität der Stadtbevölkerungzu erschweren. Grundsätzlich ist die Siedlungsentwicklung daher mit denErfordernissen e<strong>in</strong>er günstigen Verkehrserschließung und -bedienung durch öffentlicheVerkehrsmittel abzustimmen. So soll sich die städtebauliche Entwicklung <strong>in</strong> Verdichtungsräumen,ausgehend von den Kernstädten, entlang der leistungsfähigenVerkehrswege, vor allem des schienengebundenen Personennahverkehrs, und – sofernvorhanden – Entwicklungsachsen vollziehen. Auch die Förderung des Fußgänger-und Radverkehrs und der Ausbau der entsprechenden Wegenetze spielen e<strong>in</strong>ewichtige Rolle. Insgesamt wirken sich kompakte Siedlungsgebilde günstiger auf diedurch Verkehr ausgelösten CO 2 -Immissionen aus als e<strong>in</strong>e disperse Entwicklung <strong>in</strong>die Fläche.Das Ziel der Innenentwicklung der Städte und Geme<strong>in</strong>den steht demnach <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klangmit den <strong>Klimaschutz</strong>zielen. Diese Zielsetzung bildet e<strong>in</strong>e elementare strategischeEntscheidung für den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>. Innenentwicklung ist dabei im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>er auf den Siedlungsbestand konzentrierten Siedlungsentwicklung zu verstehen,bei der vorrangig brach gefallene Flächen e<strong>in</strong>er neuen Nutzung zugeführt oder dieMöglichkeiten der Nachverdichtung genutzt werden.Strukturwandel <strong>in</strong> der Wirtschaft und Bevölkerungsrückgang eröffnen erhebliche Entwicklungspotenzialefür Städte und Geme<strong>in</strong>den. Im Rahmen der vor diesem H<strong>in</strong>tergrundhäufig erforderlichen Stadtumbau- und Stadterneuerungsmaßnahmen lassensich klimaschutzbezogene Ziele aufgreifen. So können z.B. die Wohnungsbestände<strong>in</strong> Großsiedlungen im Rahmen entsprechender Anpassungsmaßnahmen durch energetischeVerbesserungen aufgewertet werden. Hier bieten sich häufig gute Ansätzeaus der Kooperation mit großen Wohnungsunternehmen. Die StädtebauförderprogrammeStadtumbau Ost und Stadtumbau West verlangen als Fördervoraussetzungdie Aufstellung <strong>in</strong>tegrierter Handlungskonzepte unter E<strong>in</strong>beziehung der wohnungs-Vorrangige Nutzungvorhandener Strom- undWärmenetzeReduzierungverkehrsbed<strong>in</strong>gterCO 2 -ImmissionenInnenentwicklung alsstrategische Entscheidung31


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungwirtschaftlichen Belange. Stadtumbaumaßnahmen eigen sich daher <strong>in</strong> besondereWeise für die Aufnahme von Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der energetischenSanierung der Wohnungsbestände.Maßnahmenbündel zurKlimaanpassung1.3 <strong>Klimaschutz</strong> und KlimaanpassungFür die Städte und Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d die Erfordernisse zur Anpassung an geänderteoder sich noch ändernde klimatische Bed<strong>in</strong>gungen genauso relevant wie diejenigenzum <strong>Klimaschutz</strong>. Dabei stehen vor allem die folgenden Wirkungsbereiche des Klimawandelsim Blick:wachsende Hitzebelastungen,Zunahme von Extremniederschlägen,wachsende Trockenheit.Die Städte müssen mit e<strong>in</strong>em differenzierten Bündel von Maßnahmen auf dieseBelastungen reagieren. In den Blick genommen werden müssen daher auch die Wechselwirkung,die zwischen Maßnahmen zum <strong>Klimaschutz</strong> und solchen zur Klimaanpassungbestehen, mit dem Ziel, e<strong>in</strong>erseits unbeabsichtigte negative Effekte auf das jeweilsandere Ziel zu vermeiden und andererseits nach Möglichkeit Synergien zu nutzen.Mögliche Zielkonflikte bestehen zum Beispiel <strong>in</strong> folgenden Bereichen:Dem Abbau von Hitzebelastungen dienten die Schaffung neuer <strong>in</strong>nerstädtischerFreiflächen und die ausreichende Durchgrünung der Siedlungsbereiche. Währenddie Klimaanpassung e<strong>in</strong>e eher lockere Bebauung erfordert, sollten aus Gründender Energiee<strong>in</strong>sparung und des <strong>Klimaschutz</strong>es eher kompakte und stark verdichteteBaugebiete entwickelt werden. So können im E<strong>in</strong>zelfall Kompromisse bei derDichte und der Ausrichtung der Gebäude zum Erhalt des Kaltluftzuflusses <strong>in</strong> hitzebelastetenSiedlungsbereichen notwendig se<strong>in</strong>.Auch ist an Rückhalteräume für Starkregenereignisse und Hochwasser zu denken,die e<strong>in</strong>er verdichteten, kompakten Siedlungsentwicklung wiederum tendenziellabträglich s<strong>in</strong>d.Die technische Verr<strong>in</strong>gerung von „Klimastress“ durch Klimaanlagen führt auf deranderen Seite zu e<strong>in</strong>er Erhöhung des Energiebedarfs.Die optimale Nutzung der solaren Strahlungsenergie zur Reduzierung des Wärmebedarfsvon Gebäuden aus anderen Quellen kann im Sommer zu e<strong>in</strong>er Erhöhungder Hitzebelastung führen.Schatten spendende Straßenbäume, Dach-, Fassaden- und Hofbegrünungen könnenfür den Abbau von Hitzestress erforderlich se<strong>in</strong>, der Nutzung solarer Strahlungsenergiedemgegenüber im Wege stehen bzw. diese erschweren.Diese Wechselwirkungen s<strong>in</strong>d bei der Planung neuer Baugebiete, aber auch bei derEntwicklung im Siedlungsbestand frühzeitig <strong>in</strong> den Blick zu nehmen und zu e<strong>in</strong>emangemessenen Ausgleich zu br<strong>in</strong>gen.32


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Hrsg.) (2010): Handbuch Stadtklima. Maßnahmen und Handlungskonzepte für Städte undBallungsräume zur Anpassung an den Klimawandel, Düsseldorf.www.klimalotse.anpassung.net (Leitfaden zur Anpassung an den Klimawandel, hrsg. v. Umweltbundesamt,2010).www.stadtklimalotse.net (Internetauftritt des ExWoSt-Projekts „Stadtklimalotse“ des BMVBS/BBSR).www.bfn.de/0321_stadtnatur.html (H<strong>in</strong>weise zum UFOPLAN-Vorhaben des BfN „Noch wärmer, nochtrockener? Stadtnatur und Freiraumstrukturen im Klimawandel“).www.nabu.de/aktionenundprojekte/stadtklimawandel (Internetseite des NABU-Projekts „StadtKlima-Wandel“).www.future-cities.eu/de.html (Internetseite des INTERREG-IVB-Projekts „Future Cities – Städtenetzwerkezur Anpassung an den Klimawandel“).Literatur- undInternettipps1.4 <strong>Klimaschutz</strong>relevante Handlungsfelder derStadtplanungDie Stadtplanung hat <strong>in</strong> Bezug auf die Umsetzung der Ziele des <strong>Klimaschutz</strong>es aufkommunaler Ebene vor allem folgende vier Handlungsfelder:Festlegung des Umfangs und der räumlichen Verteilung der Siedlungsentwicklungbzw. Siedlungserweiterung: Hierbei geht es u.a. darum, e<strong>in</strong>e kompakte und energieeffizienteSiedlungsstruktur zu erreichen, <strong>in</strong>dem z.B. der Innenentwicklunggegenüber der Siedlungserweiterung grundsätzlich Vorrang e<strong>in</strong>geräumt wird, Möglichkeitenzur Effizienzsteigerung bei der Nutzung von Wärmeenergie gesucht werden,naturräumliche und klimatologische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Standorteangemessen gewürdigt werden. Angesprochen ist damit der Handlungsrahmen derFlächennutzungsplanung. Im Flächennutzungsplan wird für das gesamte Geme<strong>in</strong>degebietdie Art der Bodennutzung <strong>in</strong> den Grundzügen dargestellt. Der Flächennutzungsplankann durch entsprechende Darstellungen und e<strong>in</strong>e restriktiveAusweisung von Zuwachsflächen auf e<strong>in</strong>e kompakte Siedlungsstruktur h<strong>in</strong>wirken,die unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz generell vorteilhaft ersche<strong>in</strong>t. Hierkönnen auch geeignete Standorte für die Gew<strong>in</strong>nung erneuerbarer Energien festgelegtwerden und <strong>in</strong>soweit bestehende Nutzungskonflikte, z.B. mit Zielen desNatur- und Artenschutzes, gelöst werden. Durch Ausweisung von Flächen zur Aufforstungz.B. im Zusammenhang mit Ausgleichserfordernissen bei E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong>Natur und Landschaft oder auch unabhängig hiervon kann e<strong>in</strong> Beitrag zur CO 2 -B<strong>in</strong>dunggeleistet werden. Kompakte Siedlungsstrukturen können schließlich auch zue<strong>in</strong>er Reduzierung von Verkehr und den damit verbundenen CO 2 -Emission leisten.Entwicklung neuer Baugebiete: Hierbei geht es um die Realisierung kompakterstädtebaulicher Strukturen, <strong>in</strong>dem u.a. durch Baukörperstellung der Wärmebedarfder Gebäude reduziert sowie die Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarerEnergien und e<strong>in</strong>e effiziente Versorgung mit Wärmeenergie geschaffen werden.Angesprochen ist damit die Ebene des Bebauungsplans.Energetische Sanierung des Siedlungsbestandes als Bauste<strong>in</strong> des Stadtumbausbzw. der Stadterneuerung: Auch hierbei geht es um e<strong>in</strong>e Verbesserung des Wärmeschutzstandardsund damit um die Reduzierung des Wärmebedarfs. Ebensogeht es aber zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> zusammenhängenden Gebäudebeständen e<strong>in</strong>es oderweniger Grundstückseigentümer auch um die Umstellung der Wärmeversorgungauf e<strong>in</strong>e energieeffizientere Basis, ggf. auch unter Nutzung erneuerbarer Energien,<strong>in</strong>sb. Geothermie und solare Strahlungsenergie.Umfang und räumlicheVerteilung derSiedlungsentwicklungNeue BaugebieteEnergetische Sanierung33


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungStandortplanung fürerneuerbare EnergienStandortplanung für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien: Hier geht esum e<strong>in</strong>e ausreichende Bereitstellung geeigneter Flächen für erneuerbare Energien.Nutzungskonflikte müssen planerisch gelöst werden. Planungsverfahren könnenzur verbesserten Akzeptanz beitragen. Angesprochen ist damit sowohl die Ebeneder Flächennutzungsplanung als auch die der Bebauungsplanung.Alle genannten Handlungsfelder s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e klimagerechte Stadtentwicklung vongroßer Bedeutung. Auch wenn die größten <strong>Klimaschutz</strong>effekte durch e<strong>in</strong>e energetischeSanierung des Siedlungsbestandes erreicht werden können, da die Städte undGeme<strong>in</strong>den nur noch im ger<strong>in</strong>gen Umfang neue Baugebiete ausweisen, darf ke<strong>in</strong>erder Bereiche vernachlässigt werden. Dies gilt umso mehr, als die <strong>Klimaschutz</strong>potenzialeim Siedlungsbestand mit den Möglichkeiten der Stadtplanung nur sehr e<strong>in</strong>geschränkterschlossen werden können. Die Eigentumsordnung des Grundgesetzesund der damit e<strong>in</strong>hergehende Bestandschutz stellen hier gravierende H<strong>in</strong>dernissedar.Instrumente desBaugesetzbuchs1.5 <strong>Klimaschutz</strong>relevante Instrumente der Stadtplanung imÜberblickStadtplanung bedient sich e<strong>in</strong>es breiten Instrumentenkastens, bestehend aus rechtsförmlichenund <strong>in</strong>formellen Instrumenten. Sie setzt dabei auf e<strong>in</strong>en Ordnungsrahmenauf, der sich aus der allgeme<strong>in</strong>en Gesetzeslage und <strong>in</strong>sbesondere aus den e<strong>in</strong>schlägigenenergie- und klimaschutzbezogenen Fachgesetzen ergibt. Relevant s<strong>in</strong>d dabeiu.a. folgende Gesetze:Baugesetzbuch (BauGB),Landesbauordnungen und die auf deren Grundlage erlassenen Rechtsverordnungen,Bundesimmissionsschutzgesetz e<strong>in</strong>schließlich der auf dieser Grundlage erlassenenRechtsverordnungen und technischen Regelwerke,andere Umweltgesetze, soweit diese für die räumliche Entwicklung der Geme<strong>in</strong>denvon Bedeutung s<strong>in</strong>d,Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG),Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG),Energiee<strong>in</strong>sparungsgesetz (EnEG) und die Energiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV).Die rechtsförmlichen Instrumente der Stadtplanung s<strong>in</strong>d im Wesentlichen im BauGBgeregelt. Zu nennen ist vor allem die Bauleitplanung mit den bereits angesprochenenEbenen Flächennutzungsplan und Bebauungsplan. Auch die Instrumente zur Sicherungund zur Durchsetzung der Ziele der Bauleitplanung wie z.B. Zurückstellung,Vorkaufsrechte, städtebauliche Gebote können im E<strong>in</strong>zelfall für die Belange des <strong>Klimaschutz</strong>esvon Bedeutung se<strong>in</strong>. Wichtig s<strong>in</strong>d daneben auch die Möglichkeiten, ergänzendzu den hoheitlichen Planungen klimaschutzrelevante Regelungen <strong>in</strong>städtebaulichen Verträgen zu vere<strong>in</strong>baren. Dies setzt allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en mitwirkungsbereitenGrundstückseigentümer oder Vorhabenträger voraus. Entsprechende Regelungenkönnen auch Gegenstand von Grundstückskaufverträgen se<strong>in</strong>, die dieGeme<strong>in</strong>de bei der Veräußerung von Baugrundstücken an Bauträger oder andereBauwillige abschließt.Die Aufgabe der Bauleitplanung ist nicht auf die Entwicklung neuer Baugebiete beschränkt.Von m<strong>in</strong>destens ebenso großer praktischer Bedeutung ist die ordnendeFunktion der Bauleitplanung im Siedlungsbestand. Z.B. wird die Neuordnung vonBrach- oder m<strong>in</strong>dergenutzten Flächen regelmäßig die Aufstellung von Bebauungs-34


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2plänen erforderlich machen, die den Rahmen für die Nachnutzung verb<strong>in</strong>dlich festlegen.Bestehende Nutzungsmöglichkeiten werden entsprechend den städtebaulichenErfordernissen e<strong>in</strong>geschränkt oder erweitert. Dabei kann z.B. auch dieSchaffung der bodenrechtlichen Voraussetzungen für klimaschutzbezogene Maßnahmendie Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans erforderlich machen.Grundlegend für erfolgreiche Stadtplanung s<strong>in</strong>d neben den rechtsförmlichen Instrumentenauch <strong>in</strong>formelle Planungen, wie z.B. energetische Konzepte, städtebaulicheMachbarkeitsstudien, Masterpläne etc. Sie dienen der fachlichen Fundierung derrechtsförmlichen Planungen und zugleich der Vorbereitung planerischer Entscheidungenim Prozess der politischen Willensbildung der kommunalpolitischen Entscheidungsträger.Informelle Planungs<strong>in</strong>strumente s<strong>in</strong>d häufig auch gut geeignet,Planungsbetroffene <strong>in</strong> den Planungsprozess aktiv e<strong>in</strong>zubeziehen und auf dieseWeise potenzielle Widerstände, Nutzungskonflikte zu erkennen und planerisch aufzugreifensowie zu e<strong>in</strong>er besseren Akzeptanz und Unterstützung der Planung beiden Betroffenen zu sorgen. Für die genannten Ziele können auch die Elemente derÖffentlichkeitsbeteiligung <strong>in</strong> den förmlichen Planungsverfahren genutzt werden.Bei der Neuordnung der Entwicklung im Siedlungsbestand kommen <strong>in</strong>sbesondereauch die Instrumente des besonderen Städtebaurechts wie die Durchführung vonSanierungsmaßnahmen und Stadtumbaumaßnahmen zum Tragen. Auf dieser Grundlagekönnen Ziele des Stadtumbaus und der Stadterneuerung, unterstützt durch diee<strong>in</strong>schlägigen Städtebauförderprogramme des Bundes und der Länder und anderegeeignete Förderprogramme, umgesetzt werden.Auch andere rechtsförmliche Instrumente, <strong>in</strong>sbesondere solche des Kommunalrechts,können für Ziele der Stadtentwicklung genutzt werden. Zu nennen ist hiervor allem die Möglichkeit zum Erlass e<strong>in</strong>er Anschluss- und Benutzungssatzung fürNah- und Fernwärmenetze.Von großer Bedeutung für die räumliche Entwicklung der Geme<strong>in</strong>de ist schließlichdie Liegenschaftspolitik der Städte und Geme<strong>in</strong>den. Als Eigentümer von Grundstückenhat e<strong>in</strong>e Stadt oder Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en sehr viel größeren E<strong>in</strong>fluss auf die Nutzungdes Grundstücks, als dies mit dem Mitteln des Planungsrechts gegenüber anderenGrundstückseigentümern durchsetzbar wäre. Diese E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten bestehenauch, wenn die Geme<strong>in</strong>de bzw. die Stadt die Grundstücke an Bauträger oder andereBauwillige veräußert. Basis ist der Kaufvertrag, <strong>in</strong> den entsprechende B<strong>in</strong>dungen aufgenommenwerden können.Von Bedeutung ist schließlich, ob die Geme<strong>in</strong>de oder Stadt <strong>in</strong>sbesondere über StadtwerkeE<strong>in</strong>fluss auf die Energieerzeugung und Energieversorgung der Baugebietenehmen kann. In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d auch die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terkommunalenKooperation mit benachbarten Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den Blick zu nehmen.Die damit angesprochene strategische Option e<strong>in</strong>er regionalen Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>politikist ke<strong>in</strong> orig<strong>in</strong>äres Instrument der Stadtplanung, kann gleichwohl erheblichenE<strong>in</strong>fluss auf e<strong>in</strong>e klimagerechte Stadtplanung haben.Informelle PlanungenNeuordnung imSiedlungsbestandAnschluss- undBenutzungszwangKommunaleLiegenschaftspolitikStadtwerke35


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung2. Baulandentwicklung und <strong>Klimaschutz</strong>Zu den Zielen e<strong>in</strong>er klimagerechten Baulandentwicklung gehört nicht nur, dass dieAuswirkungen auf das lokale und regionale Klima (z.B. zur Vermeidung vonWärme<strong>in</strong>seln, Fallw<strong>in</strong>den, Verschattungen etc., zur Sicherstellung der Frischluftversorgungder Innenstädte) beachtet werden, sondern auch alle Bodennutzungsentscheidungen,die E<strong>in</strong>fluss auf die Ziele des globalen <strong>Klimaschutz</strong>es haben, also dieVerr<strong>in</strong>gerung des Energiebedarfs (kompakte, energieeffiziente Siedlungsformen, gebäudebezogeneEnergiesparmaßnahmen), die Steigerung der Energieeffizienz (Kraft-Wärme-Kopplung) und die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien (Nah- undFernwärme, Erhöhung des Anteils an der Stromerzeugung).2.1 BauleitplanungDie Entwicklung neuer Baugebiete zur Erweiterung der Siedlungsfläche, aber auchzur Umnutzung brachgefallener, vormals genutzter Flächen im Siedlungsbestand erfolgtgrundsätzlich auf der Basis von Bauleitplänen. Aufgabe der Bauleitplanung istes, die bauliche und sonstige Nutzung der Grundstücke <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de vorzubereitenund zu leiten. Die Entwicklung neuen Baulands setzt die Aufstellung von Bebauungsplänenvoraus. Die Entscheidung über die räumliche Lage und Dimensionder Baulandentwicklung fällt auf der Ebene der Flächennutzungsplanung. Demgegenüberwerden durch die Festsetzungen <strong>in</strong> Bebauungsplänen die konkreten Nutzungsmöglichkeitender e<strong>in</strong>zelnen Grundstücke nach Art und Maß der baulichenund sonstigen Nutzungen verb<strong>in</strong>dlich festgelegt. Die Bebauungspläne müssen dabeiaus dem Flächennutzungsplan entwickelt werden. Bauleitplanung hat damit großenE<strong>in</strong>fluss auf die von Gebäuden und anderen Formen der Bodennutzung ausgehendenWirkungen für den <strong>Klimaschutz</strong>.2.1.1 Globaler <strong>Klimaschutz</strong> als Gegenstand der BauleitplanungStärkung des<strong>Klimaschutz</strong>es imBaugesetzbuch„Die Bauleitpläne sollen e<strong>in</strong>e nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen,wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch <strong>in</strong> Verantwortunggegenüber künftigen Generationen mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gt, und e<strong>in</strong>e demWohl der Allgeme<strong>in</strong>heit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten. Siesollen dazu beitragen, e<strong>in</strong>e menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichenLebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln, auch <strong>in</strong> Verantwortung für denallgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>, sowie die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Landschaftsbildbaukulturell zu erhalten und zu entwickeln.“Mit diesem seit 2004 <strong>in</strong> § 1 Abs. 5 BauGB so gefassten Programmsatz wird erstmalsdurch den Gesetzgeber die Bedeutung der Bauleitplanung für den globalen <strong>Klimaschutz</strong>explizit herausgestellt. Unterstrichen wird diese Aufwertung des <strong>Klimaschutz</strong>esim Rahmen der Bauleitplanung auch durch weitere Regelung. So ergibt sich aus§ 1 Abs. 6 Nr. 7 lit. f BauGB, dass bei der Aufstellung der Bauleitpläne <strong>in</strong>sbesondereauch die Nutzung erneuerbarer Energien sowie die sparsame und effiziente Nutzungvon Energie als Belange zu berücksichtigen s<strong>in</strong>d. Der Gesetzgeber hat <strong>in</strong> § 9 Abs. 1Nr. 23b BauGB zudem die Möglichkeit geschaffen, Gebiete festzusetzen, <strong>in</strong> denenbei der Errichtung von Gebäuden bestimmte bauliche Maßnahmen für den E<strong>in</strong>satzerneuerbarer Energien wie <strong>in</strong>sbesondere Solarenergie getroffen werden müssen. DieEröffnung dieser Festsetzungsmöglichkeit durch den Gesetzgeber macht nur S<strong>in</strong>n,wenn der Geme<strong>in</strong>de damit ermöglicht werden soll, auch Ziele des allgeme<strong>in</strong>en Kli-36


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2maschutzes zu verfolgen. Schließlich ist auch auf die Erweiterung der Regelung <strong>in</strong>§ 11 Abs. 1 BauGB zum Gegenstand städtebaulicher Verträge h<strong>in</strong>zuweisen. NachSatz 2 Nr. 4 dieser Vorschrift kann auch die Nutzung von Netzen und Anlagen derKraft-Wärme-Kopplung sowie von Solaranlagen für die Wärme-Kälte- und ElektrizitätsversorgungGegenstand städtebaulicher Verträge se<strong>in</strong>, soweit dies den mit denstädtebaulichen Planungen und Maßnahmen verfolgten Ziele und Zwecken entspricht.Im Ergebnis ist damit den Geme<strong>in</strong>den die Möglichkeit eröffnet worden, mitdem Mittel der Bauleitplanung auch Ziele des allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>es zu verfolgen(Rojahn 2008; Schwarz 2010 m.w.N.). E<strong>in</strong>e höchstrichterliche Bestätigung steht<strong>in</strong>soweit allerd<strong>in</strong>gs noch aus (andere Auffassung noch BVerwG, Urt. v. 25.1.2006 –8 C 13/05).Bauleitplanung ist zwar <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Instrument zur Ordnung der Bodennutzung.Ihr Auftrag besteht aber gerade auch dar<strong>in</strong>, alle damit e<strong>in</strong>hergehenden Wirkungenauf öffentliche und private Belange zu berücksichtigen und ggf. Festlegungenzu treffen, durch die nachteilige Auswirkungen vermieden, verm<strong>in</strong>dert oder ausgeglichenwerden können. Bauleitplanung regelt die Bodennutzung. Die städtebaulicheErforderlichkeit steht damit grundsätzlich im Kontext der örtlichen Situation. Vorallem auf der Ebene der verb<strong>in</strong>dlichen Bauleitplanung (Bebauungsplanung) spielt dieSituationsgebundenheit der planerischen Festsetzungen e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Denndie Festsetzungen müssen sich aus der konkreten örtlichen Planungssituation alsstädtebaulich erforderlich erweisen. Die Situationsbezogenheit von Festsetzungen,die dem allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong> zu dienen bestimmt s<strong>in</strong>d, ergibt sich aus der Ortsgebundenheitder anlassgebenden baulichen Nutzung.Das EEWärmeG regelt die Anforderungen an die Nutzung erneuerbarer Energienbei der Errichtung von Gebäuden mit Ausnahme der im Gesetz speziell ausgenommenenGebäudetypen. Lediglich für den Bereich der Änderung von Gebäudenräumt das Gesetz den Ländern ausdrücklich die Befugnis e<strong>in</strong>, selbst Anforderungenzu formulieren. Hieraus folgt, dass die Länder ke<strong>in</strong>e Regelungen treffen dürfen, dieweitergehende oder abweichende Anforderungen an die Nutzung erneuerbarerEnergien bei der Errichtung von Gebäuden stellen. Dies gilt auch für kommunale Satzungen,die aufgrund von Landesgesetzen weitergehende Anforderungen formulieren.Dies hat das VG Gießen <strong>in</strong> Bezug auf die Regelungen der Solarsatzung Marburgentschieden (Urteil v. 25.5.2010 – 8 K 4071/08.GI).Verhältnis zumEEWärmeGIn Bezug auf Regelung des Bebauungsplans ergibt sich demgegenüber ke<strong>in</strong>e Sperrwirkung,da Bebauungspläne auf der Grundlage der Bestimmungen des BauGB unddamit auf der Grundlage e<strong>in</strong>es anderen Bundesgesetzes getroffen werden. Ausdrückliche,das Verhältnis zu den Festsetzungskompetenzen nach dem BauGB betreffendeRegelungen f<strong>in</strong>den sich im EEWärmeG nicht.Der Regelungszweck des EEWärmeG wirft allerd<strong>in</strong>gs die Frage auf, ob der Gesetzgebermit diesem Gesetz abschließende Anforderungen h<strong>in</strong>sichtlich der Nutzungerneuerbarer Energien stellen wollte. Dies wird man im Grundsatz bejahen müssen.Das Gesetz lässt allerd<strong>in</strong>gs zur Umsetzung dieser Anforderungen erhebliche Gestaltungsspielräume.Diese nach den örtlichen Erfordernissen weiter zu konkretisierenund die Wahlmöglichkeiten mit Blick auf die jeweilige städtebauliche Zielsetzungweiter e<strong>in</strong>zuschränken, steht im E<strong>in</strong>klang mit diesen Anforderung und ist gedecktvon der orig<strong>in</strong>ären Regelungskompetenz der Geme<strong>in</strong>de. Denn es ist gerade Aufgabeder Geme<strong>in</strong>de, die sich aus dem Fachrecht ergebenden Anforderungen mit den örtlichenErfordernissen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen.37


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungOb es allerd<strong>in</strong>gs darüber h<strong>in</strong>aus möglich se<strong>in</strong> soll, gestützt auf die Regelungskompetenzim Bereich der Bauleitplanung auch weitergehende Anforderungen (z.B.e<strong>in</strong>en höheren Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung) festzusetzen,ist mit Blick auf den Regelungszweck des EEWärmeG zum<strong>in</strong>dest zweifelhaft. Dabeiist von Bedeutung, dass sich aus dem EEWärmeG bundesweit e<strong>in</strong>heitliche Anforderungenergeben. E<strong>in</strong>e auf bestimmte Geme<strong>in</strong>den oder Geme<strong>in</strong>deteile bezogene Verschärfungder Anforderungen müsste sich an den Erfordernissen desGleichbehandlungsgebotes messen lassen. E<strong>in</strong>e Abweichung von den generell undbundesweit geltenden Anforderungen ließe sich deshalb nur aufgrund örtlicher Besonderheitenrechtfertigen.Verhältnis zur EnEV undzum EnEGWeitere rechtlicheSchranken fürklimaschutzbezogeneFestsetzungenBesonderheiten beimvorhabenbezogenenBebauungsplanAuch bei den gebäudebezogene Anforderungen an Wärmeschutz und h<strong>in</strong>sichtlichdes Primärenergiebedarfs von Gebäuden stellt sich die Frage nach den Spielräumenfür die Städte und Geme<strong>in</strong>den, die Anforderungen des Fachrechts durch Festsetzungim Bebauungsplan noch zu steigern. Die e<strong>in</strong>schlägigen Bestimmungen des Fachrechtsf<strong>in</strong>den sich im Energiee<strong>in</strong>sparungsgesetz und <strong>in</strong> der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung(EnEV). Anders als das EEWärmeG besteht nach § 3 Abs. 3 EnEG hier Spielraum fürweitergehende Anforderungen durch andere Rechtsvorschriften. Der Bundesgesetzgeberwollte <strong>in</strong>soweit offensichtlich nicht abschließend von se<strong>in</strong>er GesetzgebungskompetenzGebrauch machen. Von dieser Möglichkeit hat bislang (Stand Januar2011) lediglich e<strong>in</strong> Bundesland, nämlich Hamburg, Gebrauch gemacht. Die <strong>in</strong> Hamburggeltenden, durch die letzte Novelle der EnEV zum Teil überholten Anforderungengelten neben denen der EnEV, so dass Vorhaben <strong>in</strong> Hamburg beidenRegelwerken genügen müssen.Die EnEV erzeugt auch ke<strong>in</strong>e Sperrwirkung für weitergehende Regelungen im Bebauungsplan.Solche weitergehenden Anforderungen können deshalb grundsätzlichauch durch Festsetzung im Bebauungsplan getroffen werden. Umstritten ist allerd<strong>in</strong>gs,ob der abschließende Katalog möglicher Festsetzungen <strong>in</strong> § 9 BauGB solcheFestsetzung erlaubt ( Kap. A2 2.4.2). Viele Städte und Geme<strong>in</strong>den weichen deshalbzur Regelung entsprechender Anforderungen auf städtebauliche Verträge aus odernehmen die Anforderungen als B<strong>in</strong>dungen bei der Veräußerung von geme<strong>in</strong>deeigenenGrundstücken an Bauwillige <strong>in</strong> die Kaufverträge auf.Weitere rechtliche B<strong>in</strong>dungen ergeben sich für die Ebene des Bebauungsplans ausdem Umstand, dass die im Gesetz aufgeführten Regelungsmöglichkeiten den begrenztenGestaltungsrahmen für Festsetzungen vorgeben, an den die Städte und Geme<strong>in</strong>dengebunden s<strong>in</strong>d. Als unmittelbar <strong>in</strong> die Rechte des Grundstückeigentümerse<strong>in</strong>wirkende Regelung müssen die Festsetzungen zudem verhältnismäßig se<strong>in</strong>. Siemüssen damit sowohl geeignet als auch unter Würdigung der Gesamtumstände zumutbarse<strong>in</strong> und das Übermaßverbot beachten. Als Ausfluss des Gleichbehandlungsgebotsist auch das Willkürverbot zu beachten. Schließlich dürfen der Umsetzungder Festsetzungen ke<strong>in</strong>e rechtlichen oder tatsächlichen H<strong>in</strong>dernisse entgegenstehen.Soweit e<strong>in</strong> konkretes Investitionsvorhaben planungsrechtlich vorbereitet werdenmuss, wird <strong>in</strong> der Praxis häufig auf das Instrument des vorhabenbezogenen Bebauungsplanszurückgegriffen. Dabei muss e<strong>in</strong> Vorhabenträger auf der Grundlage e<strong>in</strong>esvon ihm vorzulegenden Vorhaben- und Erschließungsplans bereit und <strong>in</strong> der Lagese<strong>in</strong>, das Vorhaben und die Erschließungsmaßnahmen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er bestimmtenFrist durchzuführen. Er muss sich hierzu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Durchführungsvertrag verpflichten.Wichtig bei Vorhaben- und Erschließungsplan ist zum e<strong>in</strong>en, dass die Geme<strong>in</strong>de imFalle der Nichtdurchführung des Vorhabens den Plan entschädigungsfrei aufheben38


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2soll. Zum anderen gelten die sonst für Bebauungspläne geltenden B<strong>in</strong>dungen an denKatalog der <strong>in</strong> § 9 BauGB und <strong>in</strong> der BauNVO vorgesehenen B<strong>in</strong>dungen beim vorhabenbezogenenBebauungsplan nicht. Der Spielraum für klimaschutzbezogene Festsetzungenist hier also größer. Zudem können klimaschutzbezogene Anforderungen<strong>in</strong> dem zw<strong>in</strong>gend abzuschließenden Durchführungsvertrag vere<strong>in</strong>bart werden.2.2. Optimierung der Verfahren zur Aufstellung vonBebauungsplänen im H<strong>in</strong>blick auf Energieeffizienzund KlimagerechtigkeitBereits auf der Ebene der städtebaulichen Planung werden die Weichen für die M<strong>in</strong>imierungdes Energiebedarfs im Gebäudesektor und e<strong>in</strong>e optimierte Nutzung solarerStrahlungsenergie gestellt. Bei der optimierten Nutzung der solaren Strahlungsenergiegeht es vor allem darum, möglichst hohe solare E<strong>in</strong>träge, die dem Gebäude alsWärme zur Verfügung stehen, zu gew<strong>in</strong>nen (Gew<strong>in</strong>nmaximierungspr<strong>in</strong>zip). Um dieMöglichkeit hierfür wirkungsvoll nutzen zu können, müssen die Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>erenergetisch effizienten Entwicklung des Baugebiets bereits frühzeitig geklärt werden.Dies erfolgt s<strong>in</strong>nvoller Weise <strong>in</strong> Energiekonzepten für die jeweiligen Baugebiete. Diefür das Planungsverfahren zuständigen Stellen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de sollten sich deshalbfrühzeitig mit den für Fragen der Energieeffizienz und des <strong>Klimaschutz</strong>es zuständigenStellen abstimmen. Soweit bei kreisangehörigen Geme<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>e Kompetenzstellefür Energieeffizienz und <strong>Klimaschutz</strong> vorhanden se<strong>in</strong> sollte, kann die Unterstützungder zuständigen Stellen beim Landkreis erbeten werden.Soweit e<strong>in</strong> städtebaulicher Vertrag mit e<strong>in</strong>em Bauträger oder Grundstücksentwicklerabgeschlossen wird, kann auch vere<strong>in</strong>bart werden, dass der Vertragspartner der Geme<strong>in</strong>dedas Energiekonzept nach dem <strong>in</strong>haltlichen Anforderungsprofil der Stadtselbst erstellt. Vere<strong>in</strong>bart werden kann auch, dass das Energiekonzept von der Geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> Auftrag gegeben wird, der Vertragspartner der Geme<strong>in</strong>de aber die Kostenhierfür erstattet.Mit e<strong>in</strong>em Energiekonzept werden die Voraussetzungen und Gestaltungsmöglichkeitenermittelt für:die Reduzierung des Wärmeenergiebedarfs von Gebäuden (Wärmeschutz, passiveSolarenergienutzung)die effiziente klimagerechte Energienutzung e<strong>in</strong>schließlich der Nutzung erneuerbarerEnergien.Dabei s<strong>in</strong>d die klimatologisch relevanten Voraussetzungen (Himmelsrichtungen, Topographie,Baumbestände, Hauptw<strong>in</strong>drichtung) genauso zu berücksichtigen wie diePotenziale für die Nutzung erneuerbarer Energien (z.B. Geothermie, Wasserkraft,Nutzung solarer Strahlungsenergie) und e<strong>in</strong>er energieeffizienten Versorgung (z.B.BHKW, Nah- und Fernwärmenetze, Abwärmenutzung). Die Wahl der geeigneten Energieversorgungist abhängig von den örtlichen Standortbed<strong>in</strong>gungen, der Größe unddem Energiebedarf des zu versorgenden Gebietes. Maßgeblich s<strong>in</strong>d daher auch die Bebauungsdichteund der energetische Standard der Gebäude. Bereits bei der städtebaulichenPlanung sollte daher geprüft werden, ob e<strong>in</strong> zentrales System wirtschaftlicher istals mehrere dezentrale Anlagen. Für den wirtschaftlichen Betrieb der Systeme ist vorallem e<strong>in</strong> konstanter Energiebedarf erforderlich. S<strong>in</strong>nvoll ist es daher, <strong>in</strong> dem energetischenGesamtkonzept auch die ergänzende Nutzung von Photovoltaik und Solarthermiesowie den verr<strong>in</strong>gerten Energiebedarf von Niedrigenergiegebäuden zu betrachten.Weichenstellung durchenergetisch optimiertesstädtebauliches KonzeptEnergiekonzeptezugrunde legen39


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungEntscheidend ist es, dass die Ergebnisse des Energiekonzeptes frühzeitig <strong>in</strong> das Planungsverfahrene<strong>in</strong>gespeist werden. Denn nur dann, wenn das städtebauliche Konzeptnoch offen ist, können die aufgezeigten Potenziale des Energiekonzeptes <strong>in</strong> derstädtebaulichen Konzeption wirkungsvoll aufgegriffen werden. Es wird daher <strong>in</strong> derRegel s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, die Erarbeitung des städtebaulichen Konzeptes und die des Energiekonzeptesmite<strong>in</strong>ander zeitlich und <strong>in</strong>haltlich zu verzahnen.Praxis-BeispielExemplarisches Anforderungsprofil der Stadt Freiburg i. Br. für e<strong>in</strong> Energiekonzept1. Energiee<strong>in</strong>sparungEnergiee<strong>in</strong>sparung – WärmeschutzFestlegung von Wärmeschutzvorgaben für die Gebäude:Niedrigenergiehäuser auf städtischen Grundstücken (Wohnungsbau, städt. Gebäude)20 % der Baugrundstücke s<strong>in</strong>d, soweit geeignet, für mögliche Passivbauweise auszuweisenH<strong>in</strong>weise zum StromsparenPassive SolarenergienutzungKompakte Baukörperstrukturen (mit energetisch günstigem Oberflächen-Volumen-Verhältnis)Verh<strong>in</strong>derung der Verschattung von Gebäuden (durch E<strong>in</strong>haltung von M<strong>in</strong>dest-Abständen, Gebäudehöhe,Bepflanzung)Südorientierung der Gebäudehauptfassaden sowie Optimierung der Gebäudeöffnungen (kle<strong>in</strong>e Fensternach Norden, große nach Süden)2. Energieversorgung <strong>in</strong>kl. Nutzung erneuerbarer EnergienErmittlung des Wärmebedarfs für Heizwärme und WarmwasserbereitungPrüfung, ob Anschluss an vorhandene Nah-/Fernwärme möglich istPrüfung der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Gebäuden <strong>in</strong> unmittelbarer NachbarschaftUntersuchung folgender Varianten:Dezentrale Erdgasversorgung (Basisvariante)Nahwärmeversorgung mit BHKW (Erdgas oder Bioöl/Rapsöl als möglicher Energieträger)Wärmeversorgung durch Holz (Pellets oder Hackschnitzel)Untervariante Holz und thermische SolarenergieUntervariante Holz, thermische Solarenergie + Erdgas-SpitzenabdeckungGgf. Wärmeversorgung durch e<strong>in</strong>e andere ressourcenschonende, umweltverträgliche Versorgungsvariante(z.B. oberflächennahe Geothermie)Technische KonzeptionAuslegung der wichtigsten AnlageteileVorschläge zur räumlichen Anordnung der Heizräume, Kam<strong>in</strong>LageplanEnergie- und EmissionsbilanzenBewertung der Immissions-Vorbelastung (siehe ggf. Klimagutachten)Kumulierter Energieaufwand (Methode GEMIS)Sog. „klassische“ Luftschadstoffe (NO x , CO, SO 2 , Staub)Klimarelevante Emissionen (CO 2 )Bewertung <strong>Klimaschutz</strong> und klassische Luftschadstoffe, Abwägung der Vor- und NachteileWirtschaftliche BewertungErmittlung des Investitionsaufwands (Kostenrechnung nach DIN 276)FördermöglichkeitenErmittlung der Betriebs- und VerbrauchskostenWirtschaftlichkeitsrechnung (nach VDI 2067)Spezifische WärmegestehungskostenGgf. SensitivitätsanalyseAktive SolarenergienutzungVorkehrungen zur Errichtung von solarthermischen Anlagen und SolarstromanlagenQuelle:Stadt Freiburg:Anlage 3 zur DrucksacheBA-06/017.3. Vorschläge zur UmsetzungBewertung und Begründung der optimalen VarianteUmsetzungsvorschlag städtebaulicher Vertrag, Contract<strong>in</strong>g, BetreibersucheFestlegung des Standorts der Energiezentrale40


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 22.3 Verr<strong>in</strong>gerung des Energiebedarfs durch kompakte,energieeffiziente SiedlungsformenE<strong>in</strong>flussfaktoren für die M<strong>in</strong>imierung des Energiebedarfs im Gebäudesektor und e<strong>in</strong>eoptimierte Nutzung solarer Strahlungsenergie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Stellung bzw.Ausrichtung des Baukörpers und die Vermeidung von Verschattung. Bei der M<strong>in</strong>imierungdes Energiebedarfs geht es vor allem um die möglichst weitgehende Vermeidungvon Wärmeverlusten. Durch kompakte Siedlungsformen und Wärmeschutzsollen die Transmissionswärmeverluste m<strong>in</strong>imiert werden. Schließlich s<strong>in</strong>d auch diebestehenden Energieangebote <strong>in</strong> der Region <strong>in</strong> den Blick zu nehmen und passendeenergieeffiziente Energieversorgungskonzepte zu entwickeln.Das städtebauliche Konzept bestimmt den späteren Energiebedarf der Gebäudeganz wesentlich mit. Die dabei zu beachtenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen weisen allerd<strong>in</strong>gsregionale und kle<strong>in</strong>räumige Unterschiede auf, so dass es ke<strong>in</strong>e „Patentrezepte“gibt, sondern angepasste Lösungen im E<strong>in</strong>zelfall gesucht werden müssen. Die örtlichenRahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d im Lichte der städtebaulichen Ziele zu erfassen undzu bewerten. Diese s<strong>in</strong>d dann <strong>in</strong> Bezug zu den angestrebten städtebaulichen Zielenzu setzen. Hieraus abgeleiteten werden können dann die auf das konkrete Planungsvorhabenbezogenen energetischen Ziele und Anforderungen, die im städtebaulichenEntwurf aufgegriffen und umgesetzt werden können.Erforderlich ist also e<strong>in</strong> auf das konkrete städtebauliche Planungsvorhaben bezogenesEnergiekonzept. Ob und <strong>in</strong> welchem Maße dieses umgesetzt werden kann,hängt auch von anderen, von dem Planungsvorhaben berührten öffentlichen undprivaten Belangen ab. Diese s<strong>in</strong>d im Rahmen der planerischen Abwägung zu berücksichtigen.Um die berührten Belange möglichst optimal auf die sonstigen mit der Planungverfolgten Ziele e<strong>in</strong>zustellen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, das energetische Konzept sehrfrühzeitig, dass heißt vor der Festlegung auf e<strong>in</strong>en städtebaulichen Entwurf, zu erarbeiten.Es geht darum, Vorfestlegungen zu vermeiden, die e<strong>in</strong>er energetisch besserenPlanung im Wege stehen würden.E<strong>in</strong>flussfaktoren fürEnergiebedarfberücksichtigenRegionale undkle<strong>in</strong>räumigeUnterschiede2.3.1 E<strong>in</strong>flussfaktor BebauungsdichteKompakte Baustrukturen mit hoher Dichte können den Wärmebedarf der E<strong>in</strong>zelgebäudeerheblich reduzieren. Zugleich ist dabei zu beachten, dass umgekehrt ger<strong>in</strong>gereDichten und größere Abstände zwischen den Gebäuden die Bed<strong>in</strong>gungen fürdie Nutzung solarer Strahlungsenergie positiv bee<strong>in</strong>flussen. Beide Effekte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> denBlick zu nehmen und zu e<strong>in</strong>em gemessen an den städtebaulichen Zielen und denörtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sachgerechten Energiekonzept zu entwickeln. Dabeidürfen auch die historisch gewachsenen Strukturen, die etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er regionalen „Baukultur“ihren Ausdruck f<strong>in</strong>den, bestehende Sichtbeziehungen und Nutzungszusammenhängeund andere lokale und regionale Besonderheiten nicht negiert werden.Mit dem städtebaulichen Konzept werden Vorstellungen zur Kubatur neuer Baugebieteentwickelt. Diese bee<strong>in</strong>flussen ganz maßgeblich den späteren Energiebedarfder Gebäude. Zentrale E<strong>in</strong>flussfaktoren hierfür s<strong>in</strong>d:die Bauweise (offen oder geschlossen, Reihenhäuser etc.),die überbaubare Grundstücksfläche (Baul<strong>in</strong>ien und Baugrenzen),die Höhe der Gebäude,die Dachform und Dachausrichtungdie Abmessung der Baukörper und das Maß an Kompaktheit.41


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA/Ve-Wert fürKompaktheitDie Kompaktheit e<strong>in</strong>es Baukörpers kann durch das Verhältnis von Wärme abstrahlenderAußenhülle (A) und dem zu beheizenden Volumen (Ve) ausgedrückt werden. E<strong>in</strong>kompakter Baukörper mit niedrigem A/Ve-Wert hat e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Heizwärmebedarfals e<strong>in</strong> weniger kompakter Baukörper mit e<strong>in</strong>em höheren A/Ve-Wert, da die Transmissionswärmeverlustedurch die Reduzierung der Außenhaut des Gebäudes imVerhältnis zu se<strong>in</strong>em Volumen verr<strong>in</strong>gert werden. Die Transmissionswärmeverlustegegenüber der Bodenfläche s<strong>in</strong>d entsprechend den ger<strong>in</strong>geren Temperaturunterschiedenger<strong>in</strong>ger als gegenüber der Luft, so dass bei e<strong>in</strong>em identischen A/Ve-Wert e<strong>in</strong> flacheresGebäude weniger Wärme verliert als e<strong>in</strong> höheres. Der E<strong>in</strong>fluss der Höhe desGebäudes auf das A/Ve-Verhältnis ist allerd<strong>in</strong>gs nicht l<strong>in</strong>ear. Während bei e<strong>in</strong>er bis zufünfgeschossigen Bebauung der A/Ve-Wert mit jedem Geschoss mehr deutlich verbessertwird, fallen die Verbesserungen darüber nur noch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße <strong>in</strong>s Gewicht(Oberste Baubehörde 2010, S. 23).Auch Tiefe und Länge von Gebäuden haben E<strong>in</strong>fluss auf den A/Ve-Wert. Grundsätzlichverbessert sich das A/Ve-Verhältnis mit zunehmender Tiefe und Länge des Gebäudes.Auch hierbei gibt es e<strong>in</strong>en „kritischen Punkt“, ab dem die Verbesserungennicht mehr erheblich <strong>in</strong>s Gewicht fallen. Wird der Länge des Gebäudes über 25 mausgedehnt, s<strong>in</strong>kt der E<strong>in</strong>fluss auf die Kompaktheit deutlich ab (vgl. ebenda). In Bezugauf die Tiefe des Gebäudes ergibt sich dies aus dem Erfordernis der natürlichen Belichtungvon Räumen und der Nutzung der solaren Strahlungsenergie. In der Praxisbewährt haben sich Bebauungstiefen von 10 m bis 14 m. Größere Bebauungstiefenlassen sich <strong>in</strong> der Regel nur durch Atrien erreichen, die wiederum die Gebäudeaußenflächeund damit den Transmissionswärmeverlust erhöhen.E<strong>in</strong>e Erhöhung des Raumvolumens durch steile Dächer ist energetisch nur dann s<strong>in</strong>nvoll,wenn hierdurch auch die nutzbare Fläche erhöht wird. Dies kann z.B. durche<strong>in</strong>en Kniestock erreicht werden.ChecklisteQuelle:Stadt Augsburg:<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungAugsburg, Leitfadenzur Berücksichtigungvon<strong>Klimaschutz</strong>belangen <strong>in</strong>der städtebaulichen Planungund deren Umsetzung,November 2007,S. 21.Prüfpunkte für den städtebaulichen VorentwurfGeometrie der Baukörper (Kompaktheit der Baukörper)Tiefe/Länge/HöheDachformGliederungOrientierung der BaukörperAusrichtung der Hauptfassade (passive Solarenergienutzung)Verschattung durch BaukörperAbstand der Hauptfassade zurVerschattungskanteStaffelung der Baukörper von Süd nach NordVerschattung durch BepflanzungAbstand der Bepflanzung zur HauptfassadeIntegration von Versorgungse<strong>in</strong>richtungenLeitungsnetzStufenweise ErschließbarkeitStandort Wärmeerzeugung / SpeicherFlexibilität der Versorgung für zukünftige InnovationenNutzung erneuerbarer EnergienOrientierung des Gebäudekörpers und der Dachneigung (aktive Solarenergienutzung)Substitution von Energieträgern durch den E<strong>in</strong>satz CO 2 -armer bzw. CO 2 -neutraler Energien„Experimentelles Wohnen“Teilnahme an Förderprogrammen (E<strong>in</strong>haltung von Baustandards, Solarenergienutzung)42


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Die Kompaktheit des Gebäudes ist nicht nur maßgeblich für die Energiebilanz. Siehat auch maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Kosten, und zwar sowohl <strong>in</strong> Bezug auf dieHerstellung (erhöhte Aufwendungen für Wärmedämmung) als auch <strong>in</strong> Bezug auf Betriebund Unterhaltung. Das Gebäude ist umso wirtschaftlicher, je ger<strong>in</strong>ger die kosten<strong>in</strong>tensive„Außenhaut“ e<strong>in</strong>es Gebäudes ist.Investitions- undVerbrauchskostenOberste Baubehörde im Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium des Innern (2010): Energie und Ortsplanung,Arbeitsblätter für die Bauleitplanung Nr. 17, München, Download unter www.verwaltung.bayern.de/Anlage4000708/EnergieundOrtsplanung-ArbeitsblattNr17.pdfLiteraturtipp2.3.2 E<strong>in</strong>flussfaktor solare StrahlungsenergieAuch die Möglichkeiten zur Nutzung solarer Strahlungsenergie hängen maßgeblichvon den Vorgaben des städtebaulichen Entwurfs und den Festsetzungen des Bebauungsplansab. Dabei spielen vor allem folgende Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle:Orientierung der Gebäude,Verschattung durch andere Gebäude, durch Topographie und durch Vegetation.2.3.3 Festsetzungen im BebauungsplanDie Bebauungsplanung kann durch Berücksichtigung der Standortgegebenheiten,durch e<strong>in</strong>e optimierte Anordnung von Erschließungs- und Baulandflächen sowiedurch Anforderungen an die Bauweise, an die überbaubaren Grundstücksflächenund an die Stellung der baulichen Anlagen zur Realisierung der solaren Wärmegew<strong>in</strong>nebeitragen. Energie sparende Stellung und Bauweise von Gebäuden sollten alsStandardmaßnahmen obligatorisch se<strong>in</strong>; die besonderen Bed<strong>in</strong>gungen der Standorteund der Vorhaben s<strong>in</strong>d jeweils zu berücksichtigen.Das städtebauliche Konzept e<strong>in</strong>er klimagerechten, energieeffizienten und luftaustauschbegünstigendenBebauung kann durch folgende Bebauungsplan<strong>in</strong>halte grundstücksbezogenumgesetzt werden:Maß der baulichen Nutzung, <strong>in</strong>sb. die Festlegungen der Höhe baulicher Anlagen(§ 9 Abs.1 Nr. 1 BauGB i.V.m. § 16 Abs. 1 und 4, § 18 BauNVO)Bauweise, Stellung baulicher Anlagen sowie die nicht überbaubaren Grundstücksflächen(§ 9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB i.V.m. §§ 22 und 23 BauNVO)M<strong>in</strong>destmaße von Baugrundstücken, mit dem Ziel, e<strong>in</strong>er zu großen Verdichtungentgegenzuwirken (§ 9 Abs. 1 Nr. 3 BauGB)Höhenstaffelung oder Höhenbegrenzungen aus Gründen der optimalen Gebäudebesonnung(bspw. <strong>in</strong> Hanglagen) s<strong>in</strong>d über Festsetzung zum Maß der baulichen Nutzungnach § 9 Abs. 1 Nr. 1 BauGB i.V.m. §§ 16, 18 BauNVO planerisch bestimmbar;die Höhe baulicher Anlagen kann als Höchst- oder M<strong>in</strong>destmaß bzw. zw<strong>in</strong>gend festgesetztwerden. Die Nutzung passiver Sonnenenergie kann z.B. auch durch e<strong>in</strong>e geschickteFestlegung von Baugrenzen gefördert werden, wenn etwa W<strong>in</strong>tergärten,die der Nutzung solarer Strahlungsenergie dienen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens ausgewiesen Bereichzulässig s<strong>in</strong>d ( Praxis-Beispiel „Bebauungsplan der Stadt Viernheim“).43


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungPraxis-BeispielAbbildung 2:NachbearbeiteterAuszug aus e<strong>in</strong>emBebauungsplan derStadt ViernheimBebauungsplan der Stadt ViernheimGebäudeoptimierungen, wie die Begrenzung auskragender Bauteile der Fassade oder der Dächer sowieggf. die Ausrichtung der Dachfirste (zur Ermöglichung aktiver Solaranlagen) s<strong>in</strong>d zudem nach den Bestimmungender Landesbauordnungen als örtliche Bauvorschriften unter bestimmten Voraussetzungenmöglich und können auch gestützt auf die Landesrechtliche Ermächtigung gemäß § 9 Abs. 4 BauGBauch als Festsetzung im Bebauungsplan aufgenommen werden.Vorgaben zur Begrünung, Abpflanzung, W<strong>in</strong>dschutzpflanzung, die die Wärmeverluste zusätzlich m<strong>in</strong>dernund somit im weiteren S<strong>in</strong>ne zu energiesparender Bauweise gezählt werden können, s<strong>in</strong>d überdie § 9 Abs. 1 Nr. 15 und 25 BauGB festsetzbar.Quelle:Arno Bunzel und AjoH<strong>in</strong>zen (2000): ArbeitshilfeUmweltschutz <strong>in</strong>der Bebauungsplanung,Berl<strong>in</strong>, S. 112.Die Festsetzungen zum Nutzungsmaß, zu Bauweisen und Grundstücksflächen solltenfür e<strong>in</strong>e klimawirksame Gestaltung mit Maßnahmen zur Grünflächensicherungund zur Begrünung verknüpft werden (überbaubare Grundstücksflächen, von Bebauungfreizuhaltende Flächen, öffentliche und private Grünflächen, Pflanzb<strong>in</strong>dungenu.a.m.).2.3.4 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke anBauwilligeEnergetische Optimierungauf vertraglicherGrundlageNach § 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 BauGB ist auch die (passive) Nutzung von Solarenergieanlagene<strong>in</strong> möglicher Gegenstand e<strong>in</strong>es städtebaulichen Vertrags. Ebenso könnengestalterische Anforderungen vere<strong>in</strong>bart werden, die der Umsetzung der Zieledes Bauleitplans dienen, also auch solche, die der energetischen Optimierung dienen(§ 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 BauGB). Solche Vere<strong>in</strong>barungen werden vor allem dannvon Bedeutung se<strong>in</strong>, wenn es um ergänzende Anforderungen geht, die nach denBestimmungen des BauGB nicht festgesetzt werden können, oder wenn über dieFestsetzungsmöglichkeit rechtliche Zweifel bestehen. Dies setzt freilich die Mitwirkungsbereitschaftder Bauträger oder Eigentümer als potenzielle Vertragspartner derKommune voraus.44


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Entsprechende Vere<strong>in</strong>barungen können auch <strong>in</strong> Grundstückskaufverträge beim Verkaufvon Grundstücken durch die Geme<strong>in</strong>de bzw. Stadt an Bauträger oder sonstigeBauwillige aufgenommen werden.2.4 Besserer Wärmeschutz und Reduzierung desWärmebedarfs von GebäudenBei der Entwicklung neuer Baugebiete sollte das Ziel verfolgt werden, den Wärmeenergiebedarfder zu errichtenden Gebäude möglichst niedrig zu halten. Städteund Geme<strong>in</strong>den können im Rahmen der Entwicklung neuer Siedlungen anstreben,dass die Gebäude die Anforderungen der EnEV übertreffen. Ziel kann z.B. die Realisierungder Bauvorhaben im Passivhausstandard se<strong>in</strong>.Der Passivhausstandard ist gekennzeichnet durch die Reduzierung der Energieverlustemittels e<strong>in</strong>er optimierten Wärmedämmung aller Umfassungsflächen (Dach, Kellerwände,Fundamente, Fenster) sowie e<strong>in</strong>e kontrollierte (Wohn-)Raumlüftung mitWärmerückgew<strong>in</strong>nung aus der Abluft und Nutzung der Sonnene<strong>in</strong>strahlung. DerStandard ist nicht auf bestimmte Gebäudetypen beschränkt. Die Energiee<strong>in</strong>sparungbeim Heizen beträgt über 80 Prozent gegenüber den gesetzlich vorgeschriebenenNeubau-Standards. Der Heizwärmebedarf liegt im Passivhaus unter 15 kWh/(m 2 a)(bezogen auf die Wohnfläche).Übertreffen derEnEV-Anforderungen2.4.1 Entwicklung der fachrechtlichen AnforderungenDer gesetzliche Rahmen h<strong>in</strong>sichtlich des Wärmebedarfs von Gebäuden ergibt sichvor allem aus der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV). Auf Grundlage der Verordnungsermächtigungdes Energiee<strong>in</strong>sparungsgesetz (EnEG) werden Bauherren durch dieseVerordnung bautechnische Standardanforderungen zum effizienten Betriebsenergieverbrauchihres Gebäudes oder Bauprojektes vorgeschrieben. Die EnEV gilt fürWohngebäude, Bürogebäude und gewisse Betriebsgebäude. Sie löste die Wärmeschutzverordnung(WSchV) und die Heizungsanlagenverordnung (HeizAnlV) ab undfasste sie zusammen.Die Faktoren Anlagentechnik und baulicher Wärmeschutz werden nach dem Berechnungsverfahrender EnEV <strong>in</strong> der Gesamtbilanz e<strong>in</strong>es Gebäudes komb<strong>in</strong>iert. Aufdiese Weise kann z.B. e<strong>in</strong>e schlechte Wärmedämmung mit e<strong>in</strong>er effizienten Heizanlageausgeglichen werden. Bemessungsmaßstab für Neubauten ist der Jahresprimärenergiebedarfim Vergleich zu e<strong>in</strong>em Referenzgebäude gleicher Geometrie undAbmessung und vorgegebenen technischen Eigenschaften. Der Primärenergiebedarfberücksichtigt neben dem Endenergiebedarf für Heizung und Warmwasser auch dieVerluste, die von der Gew<strong>in</strong>nung des Energieträgers an se<strong>in</strong>er Quelle über Aufbereitungund Transport bis zum Gebäude und bei der Verteilung, Speicherung im Gebäudeanfallen. Zudem werden vom Gebäudetyp abhängige Grenzwerte für denTransmissionswärmeverlust der Wärme übertragenden Umfassungsfläche geregelt.Mit der EnEV 2009 wurden die Anforderungen bei Neubauten an den Primärenergiebedarfum ca. 30 Prozent sowie an den Transmissionswärmeverlust um ca. 15 Prozentgegenüber den Vorgaben der EnEV 2007 verschärft. Ebenfalls um ca. 30 Prozentgegenüber der EnEV 2007 verschärft wurden die energetischen Anforderungen anAußenbauteile im Falle wesentlicher Änderungen und Modernisierungen von bestehendenGebäuden. Die Anforderungen werden <strong>in</strong> den nächsten Jahren aller Voraus-Berechnungsverfahrender EnEVWeiterentwicklung derEnEV-Anforderungen45


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungsicht nach weiter steigen. H<strong>in</strong>tergrund ist die Neufassung der Richtl<strong>in</strong>ie 2002/91/EGdes Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2002 über dieGesamtenergieeffizienz von Gebäuden (GEEG-Richtl<strong>in</strong>ie bzw. EPBD – EuropeanDirective Energy Performance of Build<strong>in</strong>gs), die am 1. Juni 2010 <strong>in</strong> Kraft trat. Danachs<strong>in</strong>d ab dem 1. Januar 2021 alle neuen Gebäude als Niedrigstenergiegebäude (<strong>in</strong> denEntwürfen auch als Fast-Nullenergiegebäude bezeichnet) auszuführen (öffentlicheGebäude bereits ab 2019). Niedrigstenergiegebäude s<strong>in</strong>d Gebäude mit e<strong>in</strong>er sehrhohen Energieeffizienz. Der fast bei null liegende Energiebedarf sollte zu e<strong>in</strong>em ganzwesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.Nach § 3 Abs. 3 EnEG besteht hier Spielraum für weitergehende Anforderungen durchandere Rechtsvorschriften. Von dieser Möglichkeit hat bislang (Stand Januar 2011) lediglichdas Bundesland Hamburg Gebrauch gemacht. Die <strong>in</strong> Hamburg geltendendurch die letzte Novelle der EnEV zum Teil überholten Anforderungen gelten nebendenen der EnEV, so dass Vorhaben <strong>in</strong> Hamburg beiden Regelwerken genügen müssen.2.4.2 Festsetzungen im BebauungsplanFestsetzungsvariantenUmstrittene RechtslageZur Festsetzung von Wärmeschutzanforderungen oder des Wärmebedarfs kommendrei Varianten <strong>in</strong> Betracht, deren rechtliche Zulässigkeit allerd<strong>in</strong>gs umstritten ist:die Festsetzung e<strong>in</strong>es maximal zulässigen mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten(km-Wert) der gesamten Gebäudehülle, wobei im H<strong>in</strong>blick auf unterschiedliche km-Werte verschiedener Gebäudetypen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiges Berechnungsverfahren vorgegebenwerden muss,die Festsetzung von maximal zulässigen Wärmedurchgangskoeffizienten (k-Werte)für e<strong>in</strong>zelne Bauteile (Außenwände, Dachflächen, Kellerdecken, Fenster usw.),wobei nach dem sog. Bauteilverfahren die k-Werte e<strong>in</strong>zeln berechnet bzw. geprüftwerden können.die Festsetzung e<strong>in</strong>er Jahres-Heizwärmekennzahl oder Energiekennzahl, die gegenüberden Durchgangskoeffizienten die Faktoren Lüftungswärmeverluste, solareund <strong>in</strong>terne Wärmegew<strong>in</strong>ne mit berücksichtigt und der Zielrichtung der EnEV stärkerentspricht. Die Festsetzung e<strong>in</strong>er Energiekennzahl <strong>in</strong> kWh/qm und Jahr muss<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Bauteilanforderungen und Berechnungsverfahren erfolgen.Für diese Regelungsvarianten gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von praktischen Beispielen, die jedochzumeist auf dem Wärmeschutzstandard der alten Wärmeschutzverordnungaufsetzten. Die heute nach der EnEV 2009 geltenden Anforderungen gehen <strong>in</strong> denmeisten Fällen wohl über die <strong>in</strong> den älteren Bebauungsplänen festgesetzten h<strong>in</strong>ausund s<strong>in</strong>d damit durch die Entwicklung des Fachrechts überholt.Als Rechtsgrundlage für e<strong>in</strong>e solche Festsetzung könnte § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB herangezogenwerden. Nach dieser Vorschrift können die zum Schutz vor schädlichenUmwelte<strong>in</strong>wirkungen und sonstigen Gefahren im S<strong>in</strong>ne des Bundes-Immissionsschutzgesetzesoder zu deren Vermeidung oder M<strong>in</strong>derung zu treffenden baulichen undsonstigen technischen Vorkehrungen festgesetzt werden. Da es sich bei durch Wärmeerzeugungveranlasste CO 2 -Emmissionen um eben solche schädlichen Umweltauswirkungenhandelt, ließe sich begründen, dass die mit dem „Niedrigenergiestandard“verbundenen baulichen und technischen Vorkehrungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGBfestgesetzt werden können. Rechtlich ist dies allerd<strong>in</strong>gs nach wie vor umstritten, unddie Praxis weicht <strong>in</strong> der Regel auf andere Umsetzungsmodalitäten, e<strong>in</strong>en städtebaulichenVertrag oder e<strong>in</strong>en Grundstückskaufvertrag mit Bauwilligen aus.46


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Zu beachten ist, dass über die bereits nach der EnEV bestehenden Anforderungen h<strong>in</strong>ausgehendeAnforderungen <strong>in</strong> der Regel zu f<strong>in</strong>anziellen Mehraufwendungen führen.Es ist deshalb zu klären, ob diese Anforderungen im konkreten Fall verhältnismäßigund zumutbar s<strong>in</strong>d. Ohne e<strong>in</strong> Energiekonzept, dass auch auf diese Frage e<strong>in</strong>geht, istdeshalb e<strong>in</strong>e entsprechende Festsetzung praktisch kaum zu begründen. Neben denVerhältnismäßigkeitserwägungen können sich auch hier Anforderungen aus demGleichbehandlungsgebot ergeben. Insbesondere sollte nachvollziehbar se<strong>in</strong>, dass dieGeme<strong>in</strong>de entsprechende Festsetzungen nicht willkürlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen trifft, <strong>in</strong>anderen demgegenüber unterlässt. Auch deshalb ist die Entwicklung e<strong>in</strong>es Energiekonzeptesfür die Entwicklung neuer Baugebiete dr<strong>in</strong>gend zu empfehlen.Verhältnismäßigkeit imE<strong>in</strong>zelfall2.4.3 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke anBauwilligeIm Rahmen des städtebaulichen Vertrages können auch Regelungen getroffen werden,die mit den Mitteln des Bebauungsplans nicht getroffen werden könnten. Derstädtebauliche Vertrag schafft zudem mehr Akzeptanz und Rechtssicherheit, da erauf der E<strong>in</strong>igung mit e<strong>in</strong>em Vorhabenträger bzw. Grundstückseigentümer basiert.Ähnliche Flexibilität und Rechtssicherheit besteht bei der Veräußerung von Baugrundstückenaus dem Eigentum der Geme<strong>in</strong>de. Auch hier ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung mit demKäufer erforderlich, so dass <strong>in</strong> Bezug auf gesteigerte Wärmeschutzanforderungennur solche Käufer <strong>in</strong> Betracht kommen, die e<strong>in</strong> eigenes starkes Interesse an der Umsetzungentsprechender Maßnahmen haben. Gleichwohl s<strong>in</strong>d auch beim Abschlussvon Verträgen rechtliche Grenzen zu beachten, die den Vertragspartner der Geme<strong>in</strong>devor allem vor unangemessenen Vertragsverpflichtungen schützen. Die Frageder Zumutbarkeit ist also auch <strong>in</strong>soweit zu klären.47


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungPraxis-BeispielVertragsmuster für B<strong>in</strong>dung an bestimmte EnergiestandardsDie Stadt Hannover verfolgt z.B. das Ziel, bei der Vergabe von städtischen Grundstücken grundsätzlichdie Errichtung von Wohngebäuden auf geeigneten Grundstücken im Passivhausstandard, sonst m<strong>in</strong>destensim Niedrigenergiehaus-Plus-Standard der Stadt zu vere<strong>in</strong>baren. Der nach Änderung der EnEV2009 def<strong>in</strong>ierte Standard setzt voraus, dass die Wärmeverluste über die Gebäudehülle des Gebäudes(Wert H’ T ) 15 Prozent unter dem Wert des Referenzgebäudes nach der EnEV 2009 liegen (dies entsprichtder Anforderung an die Gebäudehülle für das KfW-Effizienzhaus 70 (2009)) und dass das Gebäudenur 85 Prozent des Primärenergiebedarfes des Referenzgebäudes benötigt (dies entspricht derAnforderung an den Primärenergiebedarf für das KfW-Effizienzhaus 85 (2009)). Ziel ist es damit, dassgeplante (neue) Gebäude m<strong>in</strong>destens als Niedrigenergiehaus-Plus erstellt werden, deren Wärmeverlusteüber die Gebäudehülle und der Primärenergiebedarf 15 Prozent unter dem gesetzlichen Standard derEnEV 2009 liegen.Als weitere Anforderungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Hannover bei der Umsetzung des Baustandards Niedrigenergiehaus-Plus die Anschlusspflicht für Fern- und Nahwärmeversorgung und e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>deststandard für Gas-Brennwert-Anlagenvorgesehen. Um bei dem E<strong>in</strong>bau von Wärmepumpen zu gewährleisten, dass dieEmissionswerte des Heizsystems nicht höher s<strong>in</strong>d als die von Gas-Brennwert-Anlagen, s<strong>in</strong>d Anforderungenauf Grundlage der geltenden Förderrichtl<strong>in</strong>ie des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle(Bafa) e<strong>in</strong>zuhalten. Für die Beheizung von Kam<strong>in</strong>en/Kam<strong>in</strong>öfen s<strong>in</strong>d nach § 9 Abs. 1 Nr. 23 a)BauGB nur bestimmte emissionsarme Brennstoffe zu verwenden (z.B. Holzpellets).Vor Beurkundung der Kaufverträge wird der Käufer verpflichtet, der <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle e<strong>in</strong>e Berechnungdes zu erwartenden Heizenergiebedarfs mit der Passivhaus-Vorprojektierung (PHVP) vorzulegen.Die PHVP vom Passivhaus-Institut Darmstadt ist e<strong>in</strong>e stark vere<strong>in</strong>fachte Version des Passivhaus-Projektierungs-Pakets(PHPP) und dient zur groben Ermittlung des zu erwartenden Heizwärmebedarfs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ersehr frühen Planungsphase. Nach Fertigstellung des Gebäudes ist der Wärmeschutznachweis auf derGrundlage e<strong>in</strong>es speziellen, die Besonderheiten e<strong>in</strong>es Passivhauses berücksichtigenden Berechnungsverfahren(PHPP-Rechenverfahren 2007) durch e<strong>in</strong> von der Stadt anerkanntes Qualitätssicherungsbürozu testieren und der <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle vorzulegen. Käufer, die die Forderungen nicht e<strong>in</strong>halten, zahlene<strong>in</strong>en zehnprozentigen Aufschlag auf den Grundstückskaufpreis.Textvorschlag: Verkauf an Bauträger – sofern ke<strong>in</strong>e Passivhausbauweise vorgesehen ist(MFH/RH/DH-Bebauung)Käufer ...... verpflichtet sich, das geplante Gebäude wenigstens <strong>in</strong> Niedrigenergiebauweise-Plus (2009)(NEH-Plus (2009)) zu errichten, d.h. die Wärmeverluste des Gebäudes über die Außenbauteile (Wert H’ T )und der Primärenergiebedarf müssen wenigstens 15 % unter den Werten des Referenzgebäudes gem.den gesetzlichen Anforderungen der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung 2009 (EnEV 2009) liegen. Dies entsprichtdem aktuellen Standard der Gebäudehülle und des Primärenergiebedarfs, wie er für entsprechende günstigeKredite (z.B. durch Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW „Effizienzhäuser“, erforderlich ist).H’ T ist e<strong>in</strong>e Kenngröße aus der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung und bezeichnet den spezifischen, auf diewärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen Transmissionswärmeverlust e<strong>in</strong>es Gebäudes.Käufer ...... hat sich dazu vor Vertragsbeurkundung bei der Landeshauptstadt Hannover (Bereich Umweltschutz,Sachgebiet <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle, Pr<strong>in</strong>zenstraße 4, 30159 Hannover) beraten lassen.Das/Die zu errichtende/n Gebäude ist/s<strong>in</strong>d mit Fernwärme zu beheizen, sofern die Stadtwerke HannoverAG e<strong>in</strong>en Anschluss an das öffentliche Fernwärmenetz anbietet. Ist ke<strong>in</strong> Fernwärmeanschlussmöglich oder wird dieser zu ungünstigeren Konditionen als bei vergleichbaren Objekten im übrigenVersorgungsgebiet angeboten, so ist die Wärmeversorgung direkt oder über e<strong>in</strong> Nahwärmenetz durche<strong>in</strong>e Versorgungsanlage mit Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk) sicherzustellen.Falls nachgewiesen wird, dass e<strong>in</strong>e Wärmeversorgung mittels Kraft-Wärme-Kopplung nicht wirtschaftlichdurchführbar ist, ist/s<strong>in</strong>d das/die Gebäude durch e<strong>in</strong>e zentrale Heizungsanlage mit Heizwärmeund Warmwasser zu versorgen. Es dürfen nur Heizsysteme verwendet werden, deren Emissionswertenicht höher s<strong>in</strong>d als die von Gas-Brennwert-Anlagen. Ausgenommen hiervon s<strong>in</strong>d automatisch beschickteBiomasse-Heizkessel (z.B. Pelletkessel), welche die Emissionsgrenzwerte des Bundesamtes fürWirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) e<strong>in</strong>halten. Um bei dem E<strong>in</strong>bau von Wärmepumpen zu gewährleisten,dass die Emissionswerte des Heizsystems nicht höher s<strong>in</strong>d als die von Gas-Brennwert-Anlagen,s<strong>in</strong>d Anforderungen auf Grundlage der geltenden Förderrichtl<strong>in</strong>ie des Bundesamtes für Wirtschaft undAusfuhrkontrolle (Bafa) e<strong>in</strong>zuhalten. Zulässig s<strong>in</strong>d z.Z. Wärmepumpen mit e<strong>in</strong>er Jahresarbeitszahl vonm<strong>in</strong>destens 3,5 (bezogen auf reale Arbeitszeittemperaturen). Die Jahresarbeitszahl ist nach der geltendenFassung der VDI 4650 (2009) unter Berücksichtigung der Jahresarbeitszahlen für Raumwärme undfür Warmwasser zu bestimmen.48


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Textvorschlag: Verkauf an private Bauherren (EFH)Bauverpflichtung, NutzungKäufer ..... erwirbt das Grundstück, um darauf unter Beachtung des öffentlichen Baurechts e<strong>in</strong> Wohnhauszu errichten.Käufer ..... verpflichtet sich, das geplante Gebäude wenigstens <strong>in</strong> Niedrigenergiebauweise-Plus (2009)(NEH-Plus (2009)) zu errichten, d.h. die Wärmeverluste des Gebäudes über die Außenbauteile (WertH’ T ) und der Primärenergiebedarf müssen wenigstens 15 % unter den Werten des Referenzgebäudesgem. den gesetzlichen Anforderungen der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung 2009 (EnEV 2009) liegen. Diesentspricht dem aktuellen Standard der Gebäudehülle und des Primärenergiebedarfs, wie er für entsprechendegünstige Kredite (z.B. durch Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW „Effizienzhäuser“, erforderlichist).H’ T ist e<strong>in</strong>e Kenngröße aus der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung und bezeichnet den spezifischen, auf diewärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenen Transmissionswärmeverlust e<strong>in</strong>es Gebäudes.Käufer ... hat sich dazu vor Vertragsbeurkundung bei der Landeshauptstadt Hannover (Bereich Umweltschutz,Sachgebiet <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle, Pr<strong>in</strong>zenstraße 4, 30159 Hannover) beraten lassen.Es dürfen nur Heizsysteme verwendet werden, deren Emissionswerte nicht höher s<strong>in</strong>d als die von Gas-Brennwert-Anlagen. Ausgenommen hiervon s<strong>in</strong>d automatisch beschickte Biomasse-Heizkessel (z.B.Pelletkessel), welche die Emissionsgrenzwerte des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle(BAFA) e<strong>in</strong>halten. Um bei dem E<strong>in</strong>bau von Wärmepumpen zu gewährleisten, dass die Emissionswertedes Heizsystems nicht höher s<strong>in</strong>d als die von Gas-Brennwert-Anlagen, s<strong>in</strong>d Anforderungen auf Grundlageder geltenden Förderrichtl<strong>in</strong>ie des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) e<strong>in</strong>zuhalten.Zulässig s<strong>in</strong>d z.Z. Wärmepumpen mit e<strong>in</strong>er Jahresarbeitszahl von m<strong>in</strong>destens 3,5 (bezogenauf reale Arbeitszeittemperaturen). Die Jahresarbeitszahl ist nach der geltenden Fassung der VDI 4650(2009) unter Berücksichtigung der Jahresarbeitszahlen für Raumwärme und für Warmwasser zu bestimmen.Folgender Passus entfällt, wenn die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e Fern-/Nahwärmeversorgung nicht gegebens<strong>in</strong>d: Wird im Neubaugebiet e<strong>in</strong>e Fern oder Nahwärmeversorgung zu Konditionen angeboten,die nicht ungünstiger s<strong>in</strong>d als im übrigen Stadtgebiet bei vergleichbaren Objekten, verpflichtet sich Käufer.... zum Anschluss und zur Benutzung dieses Wärmeversorgungssystems.Diese Verpflichtung entfällt, wenn Passivhäuser erstellt werden oder wenn zum Zeitpunkt der Bauantragstellungbzw. Bauanzeige erkennbar ist, dass die Wärmeversorgung des Gebäudes über das Wärmeversorgungsnetznicht zum Beg<strong>in</strong>n des Heizbetriebes sichergestellt werden kann. Das Gebäudekann dann dauerhaft mit e<strong>in</strong>em eigenen Heizsystem versorgt werden, das den oben genannten Anforderungenentspricht.Textvorschlag: Verkauf an private Bauherren bei Verpflichtung zum Passivhausstandard(Berechnungsgrundlage der Vertragsstrafe – Erschließungsbeitrag, HaKiBaBo – im jeweiligen E<strong>in</strong>zelfallanpassen)Käufer ..... verpflichtet sich, das geplante Gebäude ausschließlich <strong>in</strong> Passivhausbauweise zu errichten.Der Passivhausstandard ist gegeben, wenn der Jahres-Heizwärmebedarf Qh nicht mehr als 15 kWh jem² Wohnfläche und Jahr beträgt und der Jahres-Primärenergiebedarf Qp nicht mehr als 40 kWh je m²Gebäudenutzfläche (AN) und Jahr beträgt.Käufer ..... hat sich vor der Vertragsbeurkundung bei der Landeshauptstadt Hannover, <strong>Klimaschutz</strong>leitstelledes Bereichs Umweltschutz, Pr<strong>in</strong>zenstraße 4, 30159 Hannover, über die Besonderheiten und Fördermöglichkeitender Passivhausbausweise beraten lassen. Käufer ..... hat vor Beurkundung diesesVertrages e<strong>in</strong>e Berechnung des zu erwartenden Heizwärmebedarfs mittels der Passivhaus-Vorprojektierung(PHVP) für das geplante Gebäude e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Bestätigung durch e<strong>in</strong>en unabhängigen,bei der proKlima GbR, Glockseestraße 33, 30169 Hannover, gelisteten Qualitätssicherer vorgelegt,dass auf dieser Basis der o.a. Passivhausstandard e<strong>in</strong>gehalten wird.Nach Fertigstellung des Gebäudes hat Käufer ..... die vertragsgemäße Umsetzung des vorgenanntenPassivhausstandards durch e<strong>in</strong>en unabhängigen, bei proKlima gelisteten Qualitätssicherer nach demPassivhaus-Projektierungspaket (PHPP) nachzuweisen. Das entsprechende Zertifikat ist unaufgefordert,spätestens sechs Monate nach Fertigstellung des Gebäudes bei der Landeshauptstadt Hannover, <strong>Klimaschutz</strong>leitstelledes Bereichs Umweltschutz, vorzulegen.Sofern Käufer ..... die vorbezeichneten Anforderungen bezüglich des Passivhausstandards abschließendnicht e<strong>in</strong>hält, ist e<strong>in</strong>e Vertragsstrafe <strong>in</strong> Höhe von 10 % des Grundstückskaufpreises an die Landeshaupt-49


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungstadt Hannover zu entrichten. Die Vertragsstrafe wird auf der Grundlage des Grundstückskaufpreisesohne den Erschließungsbeitrag und ohne Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Ermäßigung aufgrund des Hannover-K<strong>in</strong>der-Bauland-Bonus berechnet, d.h. auf e<strong>in</strong>en Wert von ..... Euro/m².Die Vertragsstrafe hat Käufer ..... vor Ablauf von drei Wochen nach gesonderter Aufforderung durchdie Landeshauptstadt Hannover zu zahlen.Bei verspäteter Zahlung tritt vom Tage nach Fälligkeit an Verzug e<strong>in</strong> (§ 286 Abs. 2 Nr. 1 und 2 BGB).Unabhängig von dieser gesetzlichen Regelung verzichtet Käufer ..... hiermit auch ausdrücklich auf e<strong>in</strong>eMahnung im S<strong>in</strong>ne des § 286 Abs. 1 BGB. Im Verzugsfall ist der Betrag der Vertragsstrafe zu verz<strong>in</strong>sen.Der Verzugsz<strong>in</strong>ssatz beträgt für das Jahr 5 Prozentpunkte über dem Basisz<strong>in</strong>ssatz gemäß § 247 BGB.Quelle:LandeshauptstadtHannover.Textvorschlag: Verkauf an Bauträger bei Verpflichtung zum Passivhausstandard(Berechnungsgrundlage der Vertragsstrafe – Erschließungsbeitrag, HaKiBaBo – im jeweiligen E<strong>in</strong>zelfallanpassen)Käufer ..... verpflichtet sich, das/die geplante/n Gebäude ausschließlich <strong>in</strong> Passivhausbauweise zu errichten.Der Passivhausstandard ist gegeben, wenn der Jahres-Heizwärmebedarf Qh nicht mehr als 15kWh je m² Wohnfläche und Jahr beträgt und der Jahres-Primärenergiebedarf Qp nicht mehr als 40 kWhje m² Gebäudenutzfläche (AN) und Jahr beträgt.Käufer ..... hat sich vor der Vertragsbeurkundung bei der Landeshauptstadt Hannover, <strong>Klimaschutz</strong>leitstelledes Bereichs Umweltschutz, Pr<strong>in</strong>zenstraße 4, 30159 Hannover, über die Besonderheiten und Fördermöglichkeitender Passivhausbausweise beraten lassen. Käufer ..... hat vor Beurkundung diesesVertrages e<strong>in</strong>e Berechnung des zu erwartenden Heizwärmebedarfs mittels der Passivhaus-Vorprojektierung(PHVP) für das/die geplante/n Gebäude e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Bestätigung durch e<strong>in</strong>en unabhängigen,bei der proKlima GbR, Glockseestraße 33, 30169 Hannover, gelisteten Qualitätssicherervorgelegt, dass auf dieser Basis der o.a. Passivhausstandard e<strong>in</strong>gehalten wird.Nach Fertigstellung des Gebäudes/der Gebäude hat Käufer ..... die vertragsgemäße Umsetzung desvorgenannten Passivhausstandards durch e<strong>in</strong>en unabhängigen, bei proKlima gelisteten Qualitätssicherernach dem Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) nachzuweisen. Das entsprechende Zertifikat ist unaufgefordert,spätestens sechs Monate nach Fertigstellung des Gebäudes/der Gebäude bei der LandeshauptstadtHannover, <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle des Bereichs Umweltschutz, vorzulegen.Sofern Käufer ..... die vorbezeichneten Anforderungen bezüglich des Passivhausstandards abschließendnicht e<strong>in</strong>hält, ist e<strong>in</strong>e Vertragsstrafe <strong>in</strong> Höhe von zehn Prozent des Grundstückskaufpreises an die LandeshauptstadtHannover zu entrichten. Die Vertragsstrafe wird auf der Grundlage des Grundstückskaufpreisesohne den Erschließungsbeitrag und ohne Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Ermäßigung aufgrund desHannover-K<strong>in</strong>der-Bauland-Bonus berechnet, d.h. auf e<strong>in</strong>en Wert von ..... Euro/m².Die Vertragsstrafe hat Käufer ..... vor Ablauf von drei Wochen nach gesonderter Aufforderung durchdie Landeshauptstadt Hannover zu zahlen.Bei verspäteter Zahlung tritt vom Tage nach Fälligkeit an Verzug e<strong>in</strong> (§ 286 Abs. 2 Nr. 1 und 2 BGB).Unabhängig von dieser gesetzlichen Regelung verzichtet Käufer ..... hiermit auch ausdrücklich auf e<strong>in</strong>eMahnung im S<strong>in</strong>ne des § 286 Abs. 1 BGB. Im Verzugsfall ist der Betrag der Vertragsstrafe zu verz<strong>in</strong>sen.Der Verzugsz<strong>in</strong>ssatz beträgt für das Jahr 5 Prozentpunkte über dem Basisz<strong>in</strong>ssatz gemäß § 247 BGB.Die vorstehenden Regelungen können vom Käufer nicht auf Dritte übertragen werden.Anforderungen können auch bei gewerblichen Bauvorhaben vere<strong>in</strong>bart werden. Auch hier ist die StadtHannover e<strong>in</strong> gutes Beispiel, weil Vorgaben für die Vertragsgestaltungen von Grundstückskaufverträgenund städtebauliche Verträge im Gewerbebau gemacht werden. Danach wird verlangt, dass sowohl dieWärmeversorgung als auch der Klimakälte-Bedarf (Grundlast) über Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zudecken s<strong>in</strong>d. Die Klimakälte wird dabei mittels e<strong>in</strong>er Sorptionskältemasch<strong>in</strong>e aus der KWK-Wärme erzeugt.Soweit e<strong>in</strong>e Fernwärmeversorgung angeboten wird, ist das Objekt überwiegend mit Fernwärmezu versorgen. Ist ke<strong>in</strong>e Versorgung mit Fernwärme möglich, ist e<strong>in</strong> Blockheizkraftwerk (BHKW) vorzusehen.Auf Antrag kann e<strong>in</strong>e Ausnahmeregelung getroffen werden, z.B. bei Unwirtschaftlichkeit. Aufweitergehende B<strong>in</strong>dungen wird verzichtet, da nach E<strong>in</strong>schätzung der Verwaltung bei zu hohen energetischenAnforderungen Bewerber Grundstücke im Umland vorziehen könnten. Die Verwaltung weistim Rahmen e<strong>in</strong>es Beratungsangebotes zudem auf weitere Möglichkeiten zur Senkung des Energiebedarfs(Passivhausbauweise und Niedrigenergiehaus-Plus-Standard, E<strong>in</strong>satz von Primärenergie sparenderTechnik für Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Lüftung sowie Optimierung der e<strong>in</strong>gesetzten Technik) h<strong>in</strong>.Auch werden H<strong>in</strong>weise auf bauliche Maßnahmen für die Nutzung von elektrischer und/oder thermischerSolarenergie sowie auf Fördermittel gegeben.50


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 22.5 Nutzung von Kraft-Wärme-KopplungDie Bundesregierung hat die Kraft-Wärme-Kopplung im <strong>Klimaschutz</strong>-Programm2000 als die bedeutendste Maßnahme zur Reduzierung der Treibhausgase bezeichnet.Der Beitrag der KWK resultiert aus der hohen Primärenergieausnutzung, diemehr als 90 Prozent betragen kann. Nach dem KWKG bestehen verschiedene Fördermöglichkeiten,<strong>in</strong>sbesondere der gestaffelte KWK-Bonus für KWK-Strom und derZuschuss zum Bau von Wärmenetzen.Bei der Kraft-Wärme-Kopplung werden gleichzeitig Nutzwärme und Strom erzeugt.In Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wird die technische Ausrüstung bereitgestellt, diee<strong>in</strong>e Wärmenutzung ermöglicht. Bei der Stromerzeugung ohne Kraft-Wärme-Kopplungwerden erhebliche Wärmepotenziale ungenutzt an die Umwelt abgegeben.Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen nutzen die anfallende Abwärme systematisch aus.Die Wärme kann zum Heizen genutzt oder auch als Prozessdampf <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellenFertigungsverfahren benutzt werden. Es werden also gleichzeitig zwei Energieprodukteerzeugt: Strom und Wärme. Der E<strong>in</strong>satz von Primärenergien wird auf dieseWeise ganz erheblich reduziert. Damit verbunden ist e<strong>in</strong>e Reduktion des Ausstoßesan klimaschädlichen Treibhausgasen wie Kohlendioxid.Große Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen speisen <strong>in</strong> Fernwärmenetze e<strong>in</strong> und versorgendamit ganze Stadtteile oder <strong>in</strong>dustrielle Verbraucher. Blockheizkraftwerke(BHKW) werden zur Nahwärmeversorgung überwiegend für ganze Häuserblocks,zusammenhängende Wohngebiete, Industriebetriebe oder Gewerbeparks über e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>sames Leitungsnetz e<strong>in</strong>gesetzt. Kle<strong>in</strong>e Blockheizkraftwerke können auch e<strong>in</strong>zelneGebäude, wie beispielsweise Kl<strong>in</strong>iken oder Schwimmbäder, versorgen.Der Aufbau der Wärmenetze kann sehr unterschiedlich aussehen. E<strong>in</strong>e Variante istdie zentrale Struktur, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e große zentrale KWK-Anlage, <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Kohlekraftwerk,e<strong>in</strong>en ganzen Stadtteil oder e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustriellen Wärmeverbraucher versorgt.Alternativ können viele kle<strong>in</strong>ere KWK-Anlagen, meist BHKW, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emNetzverbund ebenfalls e<strong>in</strong>en größeren Wärmebedarf decken. Kle<strong>in</strong>e isolierte Insellösungenkönnen zur Wärmeversorgung im ländlichen Raum dienen. Dabei wird ofte<strong>in</strong>e Wärmequelle aus erneuerbaren Quellen, z.B. Biogas-BHKW, genutzt. Aufgrundder Heterogenität der regionalen Gegebenheiten ist e<strong>in</strong>e optimale Abstimmung aufkommunaler Ebene notwendig.Bei der Entwicklung von Energiekonzepten darf die Kraft-Wärme-Kopplung nicht isoliertbetrachtet werden. Sie stellt vielmehr e<strong>in</strong>e von mehreren möglichen Bauste<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>er energieeffizienten und Klima schonenden Wärmeversorgung von Baugebietendar. Die gebäude- und gebietsbezogenen Maßnahmen zur Reduzierung des Wärmebedarfss<strong>in</strong>d daneben genauso <strong>in</strong> den Blick zu nehmen wie die Möglichkeitenzur Deckung des verbleibenden Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien, also <strong>in</strong>sbesonderedurch solarthermische oder geothermische Anlagen. Um die optimaleLösung h<strong>in</strong>sichtlich der Wärmeversorgung zu f<strong>in</strong>den, empfiehlt sich e<strong>in</strong>e diese Optionenberücksichtigende <strong>in</strong>tegrierte Energiekonzeption (<strong>in</strong>tegrierter Wärmeplan).Pr<strong>in</strong>zip derKraft-Wärme-KopplungAufbau der Wärmenetze2.5.1 Festsetzungen im BebauungsplanDer Anschluss an e<strong>in</strong>e und die Benutzung von e<strong>in</strong>er Nah- oder Fernwärmeversorgungkann im Bebauungsplan nicht festgesetzt werden. E<strong>in</strong>e solche Festsetzungsmöglichkeitist dem BauGB nicht zu entnehmen. Allerd<strong>in</strong>gs können im Bebauungsplan Festsetzungengetroffen werden, die den Anschluss an e<strong>in</strong>e Fern- oder Nahwärme-51


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungversorgung unterstützen oder die Voraussetzung hierfür erst schaffen. Zu denken istdabei zum e<strong>in</strong>en an die Festsetzung von Leitungsrechten auf privaten Grundstückenzugunsten der Versorgungsträger und der zu versorgenden Grundstücke (§ 9 Abs. 1Nr. 21 BauGB). Auch kann der Standort für e<strong>in</strong> Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Koppelung durch die Festsetzung e<strong>in</strong>er Versorgungsfläche mit e<strong>in</strong>er entsprechendenZweckbestimmung gesichert werden (§ 9 Abs. 1 Nr. 12 BauGB).2.5.2 Anschluss- und BenutzungszwangHoheitlich kann daneben unter den Voraussetzungen der e<strong>in</strong>schlägigen Bestimmungen<strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>deordnungen der Länder der Anschluss- und die Benutzung vonFern- bzw. Nahwärmeversorgungsnetzen angeordnet werden. So kann die Geme<strong>in</strong>dez.B. nach § 11 GemO BW bei öffentlichem Bedürfnis durch Satzung für dieGrundstücke ihres Gebiets den Anschluss an und die Versorgung mit Nah- und Fernwärmeund ähnliche der Volksgesundheit oder dem Schutz der natürlichen Grundlagendes Lebens e<strong>in</strong>schließlich des Klima- und Ressourcenschutzes dienendeE<strong>in</strong>richtungen (Anschlusszwang) und die Benutzung dieser E<strong>in</strong>richtungen (Benutzungszwang)vorschreiben.Erweiterte Rechtsgrundlagenach EEWärmeGE<strong>in</strong>e bundesrechtliche Klarstellung bzw. <strong>in</strong> manchen Bundesländern auch Erweiterungbr<strong>in</strong>gt § 16 EEWärmeG. Danach können die Geme<strong>in</strong>den und Geme<strong>in</strong>deverbändevon e<strong>in</strong>er Bestimmung nach Landesrecht, die sie zur Begründung e<strong>in</strong>esAnschluss- und Benutzungszwangs an e<strong>in</strong> Netz der öffentlichen Nah- oder Fernwärmeversorgungermächtigt, auch zum Zwecke des Klima- und RessourcenschutzesGebrauch machen.E<strong>in</strong>e solche Satzung kann bestimmte Ausnahmen vom Anschluss- und Benutzungszwangzulassen. Auch kann der Zwang auf bestimmte Teile des Geme<strong>in</strong>degebietsoder auf bestimmte Gruppen von Grundstücken (z.B. bestimmte Neubaugebiete) beschränktwerden. Die Geme<strong>in</strong>de darf bei entsprechender landesrechtlicher Ermächtigungsvorschriftden Anschluss an e<strong>in</strong> Nah- oder Fernwärmenetz und dessen Nutzungauch aus Gründen des globalen <strong>Klimaschutz</strong>es im Wege e<strong>in</strong>er solchen Anschluss- undBenutzungssatzung anordnen (BVerwG Urt. v. 25.1.2006 – 8 C 13.05). Die Versorgungder Geme<strong>in</strong>dee<strong>in</strong>wohner mit Fernwärme hat grundsätzlich aber auch e<strong>in</strong>en deutlichenörtlichen Bezug, selbst wenn das Ziel der – globale – <strong>Klimaschutz</strong> ist.Heute sehen sämtliche Bundesländer die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Anschluss- und Benutzungszwangsfür Fernwärme vor, wobei lediglich Bayern dies auf Neubauten undSanierungsgebiete beschränkt. Die Voraussetzungen und Gestaltungsmöglichkeitens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Bundesländern allerd<strong>in</strong>gs unterschiedlich geregelt.52


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Bundesland Vorschrift Inkrafttreten ABZ Fernwärme alle GebäudeBaden-Württemberg § 11 Abs. 1 GemO 24.07.2000 ja jaBayern Art. 24 Abs. 1 Nr. 3 GO 01.01.2002 ja nur Neubauten/SanierungsgebieteBerl<strong>in</strong> § 23 Abs. 1 EnSpG 31.12.2002 ja jaBrandenburg § 8 Abs. 1 LImSchG 22.07.1999 ja jaBremen § 1 Abs. 2 GemRechtsG 01.02.2006 ja jaHamburg § 4 Abs. 1 KliSchG 01.01.2004 ja jaHessen § 19 Abs. 2 GO 01.04.2005 ja jaMecklenburg- § 15 Abs. 1 KV 31.03.2005 ja jaVorpommernNiedersachsen § 8 Nr. 2 GO 01.11.2006 ja jaNordrhe<strong>in</strong>-Westfalen § 9 GO 14.07.1994 ja jaRhe<strong>in</strong>land-Pfalz § 26 Abs. 1 GemO 31.01.1994 ja jaSaarland § 22 Abs. 1 KSVG 27.06.1997 ja jaSachsen § 14 Abs. 1 GemO 18.03.2003 ja jaSachsen-Anhalt § 8 Nr. 2 GO 01.07.2004 ja jaSchleswig-Holste<strong>in</strong> § 17 Abs. 2 GO 01.04.2003 ja jaThür<strong>in</strong>gen § 20 Abs. 2 Nr. 2 KO 31.12.2002 ja jaTabelle 2:Landesregelungen zumAnschluss- und Benutzungszwangfür Fernwärme(Stand: 16. Juni 2009)Quelle:Difu.2.5.3 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke anBauwillige§ 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 BauGB erwähnt die Nutzung von Netzen und Anlagen derKraft-Wärme-Kopplung ausdrücklich als e<strong>in</strong>en möglichen Gegenstand städtebaulicherVerträge. Diese Möglichkeit ergänzt das nach dem Geme<strong>in</strong>derecht bestehendeInstrumentarium des Anschluss- und Benutzungszwangs. E<strong>in</strong>e vertragliche Vere<strong>in</strong>barungwird vor allen D<strong>in</strong>gen dann <strong>in</strong> Betracht kommen, wenn e<strong>in</strong> solcher kommunalrechtlicherAnschluss- und Benutzungszwang noch nicht angeordnet wurde.Unschädlich dürfte es dabei generell se<strong>in</strong>, wenn die Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagevon der Geme<strong>in</strong>de selbst oder von e<strong>in</strong>em von ihr beherrschten privatrechtlichen Unternehmenbetrieben wird.Im städtebaulichen Vertrag und beim Verkauf von geme<strong>in</strong>deeigenen Baugrundstückenan Bauwillige kann vere<strong>in</strong>bart werden, dass zur Wärmeversorgung der geplantenVorhaben e<strong>in</strong> bestimmtes bestehendes Fernwärme-Versorgungsnetz genutztwird. Auch kann der Anschluss an bestehende oder noch zu errichtende Blockheizkraftwerkevere<strong>in</strong>bart werden ( Praxis-Beispiel „Vertragliche Verpflichtung zur Nutzunge<strong>in</strong>es Fernwärmenetzes“).Vertragliche Verpflichtung zur Nutzung e<strong>in</strong>es FernwärmenetzesPraxis-BeispielDer Erwerber verpflichtet sich, ke<strong>in</strong>e festen, flüssigen und gasförmigen Stoffe und ke<strong>in</strong>e elektrischeEnergie zur Beheizung und Warmwasserbereitung se<strong>in</strong>er baulichen Anlage e<strong>in</strong>schließlich evtl. Nebene<strong>in</strong>richtungenzu verwenden. Er verpflichtet sich vielmehr, den Kaufgegenstand ausschließlich an dieWärmeversorgung der Stadt ..... oder an das Netz e<strong>in</strong>es von der Stadt ..... zu benennenden Dritten (<strong>in</strong>beiden Fällen künftig Fernwärmelieferant genannt) anzuschließen und se<strong>in</strong>en Wärmebedarf für Heizungund Warmwasserbedarf ausschließlich aus e<strong>in</strong>em Heizwerk der o.g. Wärmeversorger zu beziehen.Diese Überlassungsverpflichtung steht unter der Bed<strong>in</strong>gung, dass die Versorgung des Gebäudes aufdem Kaufgegenstand mit Wärme, zur Raumheizung und/oder zur Bereitung von Brauchwarmwasserim erforderlichen Umfang und zu angemessenen, marktüblichen Bed<strong>in</strong>gungen gewährleistet ist; diesgilt <strong>in</strong>sbesondere für den Fernwärmepreis .53


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungLiteratur- undInternettippsBundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (2009): Kraft-Wärme-Kopplung. Chancen für Wirtschaft undUmwelt, 2. Aufl., Berl<strong>in</strong>, S. 4 f., www.bkwk.de/aktuelles/Broschur/Broschur_Internet.pdf.Koch, Hans-Joachim, und Constanze Mengel (2000): Geme<strong>in</strong>dliche Kompetenzen für Maßnahmen des<strong>Klimaschutz</strong>es am Beispiel der Kraft-Wärme-Kopplung, <strong>in</strong>: DVBl., S. 953.Sperlich, Volker: Kraft-Wärme-Kopplung – Was ist das?, www.uni-due.de/imperia/md/content/energie/aufs_kwk.pdf.UBA (2007): Netzgebundene Wärmeversorgung – Anregungen für <strong>Kommunen</strong> und andere Akteure,www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3503.pdf.2.6 Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärmegew<strong>in</strong>nungDie Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärmegew<strong>in</strong>nung ist neben der Reduzierungdes Wärmebedarfs der Gebäude der entscheidende Ansatz e<strong>in</strong>er klimaschutzgerechtenWärmeversorgung. E<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> bei der Errichtung neuerGebäude ergibt sich bereits aus dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG).Danach ist e<strong>in</strong> bestimmter Anteil des Wärmeenergiebedarfs von Gebäudendurch die Nutzung erneuerbarer Energien zu decken. Der Anteil variiert dabei nachder Energiequelle.H<strong>in</strong>tergrund-InformationErneuerbare Energien im S<strong>in</strong>ne des EEWärmeG1. Die dem Erdboden entnommene Wärme (Geothermie)2. Die der Luft oder dem Wasser entnommene Wärme mit Ausnahme von Abwärme (Umweltwärme)3. Die durch Nutzung der Solarstrahlung zur Deckung des Wärmeenergiebedarfs technisch nutzbargemachte Wärme (solare Strahlungsenergie)4. Die aus fester, flüssiger und gasförmiger Biomasse erzeugte Wärme. Die Abgrenzung erfolgt nachdem Aggregatszustand zum Zeitpunkt des E<strong>in</strong>tritts der Biomasse <strong>in</strong> den Apparat zur Wärmeerzeugung.Als Biomasse im S<strong>in</strong>ne dieses Gesetzes werden nur die folgenden Energieträger anerkannt:a) Biomasse im S<strong>in</strong>ne der Biomasseverordnung vom 21. Juni 2001 (BGBl. I, S. 1234), geändertdurch die Verordnung vom 9. August 2005 (BGBl. I, S. 2419), <strong>in</strong> der jeweils geltenden Fassung,b) biologisch abbaubare Anteile von Abfällen aus Haushalten und Industrie,c) Deponiegas,d) Klärgas,e) Klärschlamm im S<strong>in</strong>ne der Klärschlammverordnung vom 15. April 1992 (BGBl. I, S. 912), zuletztgeändert durch Art. 4 der Verordnung vom 20. Oktober 2006 (BGBl. I, S. 2298, 2007 I, S. 2316),<strong>in</strong> der jeweils geltenden Fassung undf) Pflanzenölmethylester.Pflichten nach demEEWärmeG§ 3 Abs. 1 EEWärmeG verpflichtet die Eigentümer von Gebäuden, die neu errichtetwerden, den Wärmeenergiebedarf durch die anteilige Nutzung von erneuerbarenEnergien zu decken. In welcher Weise die Eigentümer dieser Pflicht nachkommen,ist im Weiteren, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> §§ 5 und 6 des Gesetzes geregelt. Den Eigentümernverbleibt <strong>in</strong>soweit e<strong>in</strong> Wahlrecht zwischen mehreren Umsetzungsoptionen. DiePflicht gilt für alle Gebäude mit e<strong>in</strong>er Nutzfläche von mehr als 50 Quadratmetern,die unter E<strong>in</strong>satz von Energie beheizt oder gekühlt werden. Nur bestimmte explizitaufgeführte besondere Gebäudetypen (z.B. Betriebsgebäude, die überwiegend zurAufzucht oder zur Haltung von Tieren genutzt werden) s<strong>in</strong>d von der Verpflichtunggenerell freigestellt.54


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Unter Wärmeenergiebedarf versteht das EEWärmeG jährlich benötigte Wärmemengesowohl zur Deckung des Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasserbereitungals auch zur Deckung des Kältebedarfs für Kühlung jeweils e<strong>in</strong>schließlich derAufwände für Übergabe, Verteilung und Speicherung. Der Wärmeenergiebedarfwird nach den technischen Regeln der Anlagen 1 und 2 zur Energiee<strong>in</strong>sparverordnungEnEV berechnet.Bei der Nutzung solarer Strahlungsenergie muss der Anteil m<strong>in</strong>destens 15 Prozentbetragen, bei der Nutzung von gasförmiger Biomasse m<strong>in</strong>destens 30 Prozent, beider Nutzung von flüssiger oder fester Biomasse sowie bei der Nutzung von Geothermieund Umweltwärme m<strong>in</strong>destens 50 Prozent. Anstelle der Nutzung erneuerbarerEnergien erlaubt das EEWärmeG auch die Deckung des Wärmeenergiebedarfsaus Anlagen zur Nutzung von Abwärme und aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen(m<strong>in</strong>destens 50 Prozent) sowie die Deckung des Wärmeenergiebedarfs unmittelbaraus Netzen der Nah- oder Fernwärmeversorgung. Dem gleichgestellt s<strong>in</strong>d Maßnahmenzur Energiee<strong>in</strong>sparung nach Maßgabe der Nr. VI der Anlage zum EEWärmeG.Dabei müssen die zum Zeitpunkt der Beurteilung zugrunde liegenden Anforderungender Energiee<strong>in</strong>sparverordnungen, ggf. auch weitergehende Anforderungen, umm<strong>in</strong>destens 15 Prozent <strong>in</strong> Bezug auf den Jahres-Primärenergiebedarf und die Wärmedämmungunterschritten werden.Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung odervon Nah- und Fernwärmeals AlternativeDie Anforderungen nach dem EEWärmeG gelten <strong>in</strong> generalisierender Weise unabhängigvon den im E<strong>in</strong>zelfall vorliegenden städtebaulichen Zielsetzungen auf derEbene der <strong>Kommunen</strong>. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund kann es Ziel e<strong>in</strong>er klimagerechtenBaulandentwicklung se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en deutlich höheren Deckungsbeitrag erneuerbarerEnergien <strong>in</strong> Bezug auf den Wärmeenergiebedarf der Gebäude zu erreichen. Zu denkenist dabei an Passivhaus- und Niedrig-Energie-Standards.2.6.1 Regelungen im BebauungsplanIm Bebauungsplan können Gebiete festgesetzt werden, <strong>in</strong> denen bei der Errichtungvon Gebäuden bestimmte bauliche Maßnahmen für den E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energienwie <strong>in</strong>sbesondere Solarenergie getroffen werden müssen (§ 9 Abs. 1 Nr. 23 lit. bBauGB). Ganz überwiegend wird diese Regelung dah<strong>in</strong>gehend ausgelegt, dass derE<strong>in</strong>bau von Anlagen zur Gew<strong>in</strong>nung/Nutzung erneuerbarer Energien selbst nicht Gegenstandder Festsetzung se<strong>in</strong> kann, sondern lediglich die Schaffung von baulichenVoraussetzungen hierfür. Unstreitig festgesetzt werden können deshalb z.B. e<strong>in</strong>e fürdie Nutzung von Solarenergie optimale Firstausrichtung und Dachneigung. Auch Gebäudehöhen,Baugrenzen oder auch Anpflanzungen können so festgesetzt werden,dass e<strong>in</strong>e optimale Nutzung solarer Strahlungsenergie unter Vermeidung von Verschattungenermöglicht wird. Insoweit bietet es sich an, das städtebauliche Konzept unterenergetischen Gesichtspunkten zu überprüfen. Demgegenüber kann der E<strong>in</strong>bau vonSolarkollektoren zur solaren Wärmeenergienutzung nach herrschender Me<strong>in</strong>ung nichtfestgesetzt werden. E<strong>in</strong>e solche Festsetzung wäre deshalb schon h<strong>in</strong>sichtlich der derzeitfehlenden Rechtsgrundlage mit erheblichen rechtlichen Risiken verbunden.BegrenzteFestsetzungsmöglichkeitMit Blick auf die nach dem EEWärmeG bestehenden Wahlmöglichkeiten stellt sichzudem die Frage, ob e<strong>in</strong>e bauplanungsrechtliche Festlegung auf e<strong>in</strong>e bestimmteForm der erneuerbaren Energien städtebaulich zu rechtfertigen wäre. Dass es im E<strong>in</strong>zelfallsolche Gründe geben kann, die den Ausschluss der ansonsten geltenden Wahlmöglichkeitennach dem EEWärmeG rechtfertigen würde, ist sicherlich nicht55


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungausgeschlossen. Standardbeispiele für solche Fallkonstellationen lassen sich allerd<strong>in</strong>gsnicht erkennen, so dass zu größtmöglicher Sorgfalt zu raten ist.Versorgungsflächen,Leitungsrechte festsetzenDer pr<strong>in</strong>zipiellen Wahlfreiheit nach dem EEWärmeG widerspricht es demgegenübernicht, wenn im Bebauungsplan die notwendigen bodenrechtlichen Voraussetzungenfür die Nutzung bestimmter nach dem EEWärmeG vorgesehener erneuerbarer Energiengeschaffen werden. So können z.B. Versorgungsflächen, Leitungsrechte etc.festgesetzt werden, um die geme<strong>in</strong>same Nutzung von Geothermie durch mehrereGrundstückseigentümer zu ermöglichen. Gleiches gilt auch für die geme<strong>in</strong>schaftlicheNutzung von solarer Wärmeenergie, wenn diese z.B. auf Schul- oder Verwaltungsgebäuden<strong>in</strong>stalliert wird, die gewonnene Wärmenergie aber auch für andere Gebäudegenutzt werden soll. Kann und soll die Nahwärmenutzung im Wege desAnschluss- und Benutzungszwangs erzwungen werden oder wurde diese auf vertraglicherBasis vere<strong>in</strong>bart, ist e<strong>in</strong>e entsprechende Festsetzung städtebaulich gerechtfertigt.Es kommt <strong>in</strong>soweit auf den E<strong>in</strong>zelfall, <strong>in</strong>sbesondere auf das jeweilige zugrundeliegende Energiekonzept, an. Soweit dieses Konzept <strong>in</strong> sich schlüssig und e<strong>in</strong> konsistenterBestandteil e<strong>in</strong>er übergreifenden geme<strong>in</strong>dlichen Wärmeversorgungsstrategieist, wird die Darlegung tragfähiger städtebaulicher Gründe <strong>in</strong> der Regel möglich se<strong>in</strong>.2.6.2 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke anBauwilligeNach § 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 BauGB ist auch die Vere<strong>in</strong>barung zur Nutzung vonSolarenergieanlagen e<strong>in</strong> möglicher Gegenstand e<strong>in</strong>es städtebaulichen Vertrags. Auchhierbei handelt es sich um e<strong>in</strong>e vertragliche Benutzungspflicht. Die Vere<strong>in</strong>barungder Nutzung von Solaranlagen kann die nach § 9 Abs. 1 Nr. 23 b BauGB bestehendeFestsetzungsmöglichkeit ergänzen. Denkbar ist auch, dass der Anschluss an e<strong>in</strong>ezentrale Solaranlage für e<strong>in</strong> neues Baugebiet oder für e<strong>in</strong>e Mehrzahl von Vorhabenvere<strong>in</strong>bart wird. Dies setzt freilich die Mitwirkungsbereitschaft der Bauträger oderEigentümer als potenzielle Vertragspartner der Kommune voraus.56


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2„Am Ackermannbogen“ <strong>in</strong> MünchenAls Konversionsmaßnahme wurde das neue Stadtquartier „Am Ackermannbogen“ mit ca. 2.200 Wohnungenund ca. 500 Arbeitsplätzen entwickelt. Im Nordwesten des Quartiers wurde 2007 das Modellprojekt„Solare Nahwärme am Ackermannbogen“ realisiert, das die Nutzung von Solarenergie undFernwärme verb<strong>in</strong>det. Die Solaranlage wird von der Stadtwerke München GmbH (SWM), unterstütztdurch ZAE Bayern und SWT, geplant, errichtet und betrieben. Insgesamt wurden auf drei der GeschosswohnungsbautenSonnenkollektoren auf e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von ca. 3.000 m² aufgebracht. Versorgtwerden 319 Wohne<strong>in</strong>heiten. Um die solare E<strong>in</strong>strahlung der Sommermonate im W<strong>in</strong>ter nutzen zu können,muss die Energie gespeichert werden. Über e<strong>in</strong> Leitungsnetz, das Solar-Sammelnetz, wird e<strong>in</strong> großersaisonaler Wärmespeicher gespeist, dessen rund 5.700 m³ Wasser<strong>in</strong>halt sich bis zum Herbst aufbis zu 90°C aufheizen. In Form e<strong>in</strong>es Hügels wurde er <strong>in</strong> die Grünanlagen <strong>in</strong>tegriert. Die Wärme wirdaus dem Speicher entnommen und über e<strong>in</strong> Nahwärmenetz <strong>in</strong> die Wohngebäude transportiert. MitHilfe von Fernwärme wird e<strong>in</strong>e Absorptionswärmepumpe angetrieben, mit der im W<strong>in</strong>ter die noch vorhandeneRestwärme des Speichers zu Heizzwecken genutzt werden kann. Sie ist <strong>in</strong> der Energiezentraleuntergebracht, die <strong>in</strong> den Erdhügel des Speichers <strong>in</strong>tegriert wurde. Über das Jahr betrachtet ist es dasZiel, 50 Prozent des Warmwasser- und Heizwärmebedarfs der Siedlung durch die Sonnene<strong>in</strong>strahlungzu decken. Darüber h<strong>in</strong>aus steht die Fernwärme der Stadtwerke München GmbH zur Verfügung. DieGrundstücke wurden von der Landeshauptstadt München an fünf Bauträger verkauft. Diese musstensich vertraglich verpflichten, geeignete Heizungs- und Brauchwassersysteme für die zur Verfügung stehendenNetztemperaturen e<strong>in</strong>zubauen.Praxis-BeispielAbbildungen 3:München, Stadtquartier„Am Ackermannbogen“Fotos:LandeshauptstadtMünchen, Referat fürStadtplanung undBauordnung.2.6.3 Satzung aufgrund landesrechtlicher ErmächtigungIn e<strong>in</strong>igen Bundesländern gibt es landesrechtliche Vorschriften, die es den Geme<strong>in</strong>denermöglichen, durch Satzung den E<strong>in</strong>bau von Solarkollektoren zur anteiligen Deckungdes Wärmebedarfs von Gebäuden vorzuschreiben. Diese landesrechtlichen Regelungenstammen überwiegend noch aus der Zeit vor dem In-Kraft-Treten des EEWärmeG.E<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Öffentlichkeit viel beachtetes Beispiel e<strong>in</strong>er darauf gestützten Satzung ist dieSolarsatzung der Stadt Marburg. Nachdem die Satzung von der zuständigen Behördenicht genehmigt worden war, klagte die Stadt auf die Erteilung eben dieser Genehmigung.E<strong>in</strong> erst<strong>in</strong>stanzliches Urteil liegt nun vor. Im Kern geht es bei der Solarsatzungum die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er den Eigentümer e<strong>in</strong>es Gebäudes treffenden Pflicht zum E<strong>in</strong>bauvon Kollektorflächen. Diese Pflicht entsteht bei der Errichtung von beheizten Räumenund deren Erweiterung um mehr als 30 m 2 zusätzliche Bruttogeschossflächesowie bei der Änderung von Dächern von bestehenden beheizten Gebäuden unterim E<strong>in</strong>zelnen bestimmten Voraussetzungen. Als Rechtsgrundlage für diese Satzungwurde § 81 Abs. 2 HBO (Hessische Bauordnung) herangezogen.Kaum Spielraum fürLandesrecht undkommunale Satzungen57


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungDas Verwaltungsgericht Gießen (Urteil v. 25.5.2010, Az. 8 K 4071/08.GI) hat dieMarburger Solarsatzung im Mai 2010 <strong>in</strong> erster Instanz für rechtswidrig erachtet. DieSatzung stehe zwar im E<strong>in</strong>klang mit der landesrechtlichen Ermächtigungsvorschrift.Diese Ermächtigungsvorschrift sei nach In-Kraft-Treten des EEWärmeG aber nichtmehr tragfähig, da nun der Bundesgesetzgeber abschließend von se<strong>in</strong>er GesetzgebungskompetenzGebrauch gemacht habe. Das EEWärmeG eröffnet den Ländern<strong>in</strong> § 3 Abs. 2 lediglich die Möglichkeit, <strong>in</strong> Bezug auf bestehende Gebäude e<strong>in</strong>e Pflichtzur Nutzung erneuerbarer Energie festzulegen. Die Länder dürfen im Übrigen höhereAnforderungen bei der Errichtung von Gebäuden nur <strong>in</strong> Bezug auf den Umfang derKollektorflächen bei Nutzung von solarer Strahlungsenergie treffen (Nr. I 1 a der Anlagezum EEWärmeG). Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei Nutzung solarer Strahlungsenergienach § 5 Abs. 1 EEWärmeG lediglich m<strong>in</strong>destens 15 Prozent desWärmeenergiebedarfs hieraus gedeckt werden müssen. In welchem Maße die Länderden e<strong>in</strong>geräumten Gestaltungsspielraum nutzen, ist derzeit noch offen.H<strong>in</strong>tergrund-InformationQuelle:Auszug aus der Anlagezu §§ 5, 7, 10 und 15EEWärmeG.Anforderungen bei Nutzung solarer Strahlungsenergie nach Anlage zumEEWärmeGI. Solare Strahlungsenergie1. Sofern solare Strahlungsenergie durch Solarkollektoren genutzt wird, gilta) der M<strong>in</strong>destanteil nach § 5 Abs. 1 als erfüllt, wennaa) bei Wohngebäuden mit höchstens zwei Wohnungen Solarkollektoren mit e<strong>in</strong>er Fläche vonm<strong>in</strong>destens 0,04 m2 Aperturfläche je m2 Nutzfläche undbb) bei Wohngebäuden mit mehr als zwei Wohnungen Solarkollektoren mit e<strong>in</strong>er Fläche vonm<strong>in</strong>destens 0,03 m2 Aperturfläche je Quadratmeter Nutzfläche <strong>in</strong>stalliert werden; die Länderkönnen <strong>in</strong>soweit höhere M<strong>in</strong>destflächen festlegen,b) diese Nutzung nur dann als Erfüllung der Pflicht nach § 3 Abs. 1, wenn die Solarkollektorennach dem Verfahren der DIN EN 12975-1 (2006-06), 12975-2 (2006-06), 12976-1 (2006-04)und 12976-2 (2006-04) mit dem europäischen Prüfzeichen „Solar Keymark“ zertifiziert s<strong>in</strong>d.2. Nachweis im S<strong>in</strong>ne des § 10 Abs. 3 ist für Nummer 1 Buchstabe b das Zertifikat „Solar Keymark“.2.7 Brennstoffverwendungsverbote und -beschränkungenUnmittelbar am Schadstoffausstoß setzen Brennstoffverwendungsverbote und -beschränkungenan. Solche Verbote oder Beschränkungen kamen <strong>in</strong> der Vergangenheitvor allem dort zum Tragen, wo aufgrund der topographischen Lage das Entstehen vonInversionswetterlagen begünstigt wird, mit der Folge, dass entstehende Luftverunre<strong>in</strong>igungennicht <strong>in</strong> die Atmosphäre entweichen, sondern zu erheblichen Luftschadstoffkonzentrationführen. Mit Blick auf die Erfordernisse des globalen <strong>Klimaschutz</strong>es unddie damit e<strong>in</strong>hergehende Notwendigkeit, den Ausstoß von Treibhausgasen, <strong>in</strong>sbesonderevon CO 2 , zu reduzieren, könnte <strong>in</strong> Bezug auf die Wärmeenergieversorgung vonGebäuden auch das schlichte Verbot der Verwendung von Brennstoffen, bei derenVerwendung CO 2 freigesetzt wird, e<strong>in</strong> geeignetes Mittel se<strong>in</strong>.2.7.1 Regelungen im BebauungsplanRechtsgrundlage fürBrennstoffverwendungsverboteIm Bebauungsplan können Gebiete festgesetzt werden, <strong>in</strong> denen zum Schutz vorschädlichen Umwelte<strong>in</strong>wirkungen im S<strong>in</strong>ne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes bestimmteluftverunre<strong>in</strong>igende Stoffe nicht oder nur beschränkt verwendet werden dürfen(§ 9 Abs. 1 Nr. 23 lit. a BauGB). Ob diese Rechtsgrundlage e<strong>in</strong> Brennstoffverwendungsverbotauch aus Gründen des allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>es trägt, ist bislang durch die58


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Gerichte nicht entschieden. Da der Begriff der schädlichen Umweltauswirkungen auchsolche Immissionen umfasst, die sich auf die Atmosphäre auswirken, spricht der Wortlautjedenfalls für die grundsätzliche Anwendbarkeit. Die CO 2 -Freisetzung im Zusammenhangmit der Verbrennung fossiler Brennstoffe bewirkt im S<strong>in</strong>ne des BImSchGLuftverunre<strong>in</strong>igungen, da hierdurch die natürliche Zusammensetzung der Luft verändertwird. Wie dargelegt, kann nach der Weiterentwicklung der allgeme<strong>in</strong>en Regelungzu den Zielen der Bauleitplanung und der expliziten Aufnahme der Verantwortung fürden allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> diese Regelung grundsätzlich nicht mehr zweifelhaftse<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong> Bauleitplan Regelungen im S<strong>in</strong>ne von Vermeidungs- oder M<strong>in</strong>derungsmaßnahmentrifft, weil die von der Planung zu erwartenden Auswirkungen sich auch<strong>in</strong> Bezug auf allgeme<strong>in</strong>e Klimafolgen als nachteilig erweisen.Gegen die Zulässigkeit steht allerd<strong>in</strong>gs nach wie vor die Entscheidung des BVerwGv. 25.1.2006 (8 C 13/05), welche ohne weitere Begründung feststellte, dass Verwendungsverbotegemäß § 9 Abs. 1 Nr. 23 BauGB nur aus städtebaulichen Gründen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Bebauungsplan im H<strong>in</strong>blick auf begrenzte örtliche Gegebenheiten festgesetztwerden können. Da die Festsetzungsmöglichkeiten nach § 9 Abs. 1 Nr. 23 BauGBnicht Gegenstand des Rechtsstreites waren und nur am Rande ohne weitere Erörterungder geänderte gesetzlichen Grundlagen erfolgten, darf diese Entscheidung nichtüberbewertet werden. Der eigentlich für das Bauplanungsrecht zuständige 4. Senatdes BVerwG hat sich jedenfalls noch nicht geäußert.Strittige RechtslageSchlüssig ist e<strong>in</strong> anderes Ergebnis, dass auf folgende Argumentation gestützt werdenkann: Da die Bauleitplanung auch dazu beitragen soll, e<strong>in</strong>e menschenwürdige Umweltzu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln,auch <strong>in</strong> Verantwortung für den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>, ist bei der Aufstellunge<strong>in</strong>es Bebauungsplans auch zu berücksichtigen, welche Auswirkungen die Planungauf den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong> hat. Im H<strong>in</strong>blick auf die Klimaschädlichkeit vonTHG und <strong>in</strong>sbesondere von CO 2 und die allgeme<strong>in</strong> anerkannten <strong>Klimaschutz</strong>ziele,die die Reduzierung der THG-Emissionen zum Ziel haben, kann ke<strong>in</strong> Zweifel bestehen,dass e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> Verbot der Verwendung von fossilen Brennstoffen beider Deckung des Wärmebedarfs der Gebäude <strong>in</strong> Verantwortung für den allgeme<strong>in</strong>en<strong>Klimaschutz</strong> festsetzen kann. Der städtebauliche Begründungszusammenhang istdabei nicht alle<strong>in</strong> abstrakt und global. Vielmehr resultiert der Anlass für e<strong>in</strong>e entsprechendeFestsetzung aus der Eröffnung von Bebauungsmöglichkeiten und damit ausder Begründung e<strong>in</strong>es zu deckenden Wärmebedarfs. Wie bei anderen Umweltauswirkungendient e<strong>in</strong>e entsprechende Festsetzung der Vermeidung von Umweltauswirkungen(Sparwasser/Mock 2008).E<strong>in</strong>e solche Festsetzung müsste dann auch den Anforderungen entsprechen, welchesich aus dem Verhältnismäßigkeitsgebot ableiten. H<strong>in</strong>sichtlich Eignung und Angemessenheits<strong>in</strong>d die alternativen Möglichkeiten der Wärmebedarfsdeckung <strong>in</strong> denBlick zu nehmen. Besteht die Möglichkeit des Anschlusses an e<strong>in</strong> Nah- oder Fernwärmenetz,dürfte die Verhältnismäßigkeit mit Blick auf die Erwägungen des BVerwG<strong>in</strong> der angesprochenen Entscheidung vom 25.1.2006 nicht mehr <strong>in</strong> Frage stehen.Falls e<strong>in</strong> Anschluss an Nah- und Fernwärme nicht möglich ist, s<strong>in</strong>d die Optionen derWärmeenergiebedarfsdeckung aus der Nutzung erneuerbarer Energien <strong>in</strong> den Blickzu nehmen. Notwendig wäre dann nicht nur die nach dem EEWärmeG geforderteanteilige Deckung des Wärmeenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien, sonderndie vollständige Deckung. Ob und wenn ja unter welchen Maßgaben diese wirtschaftlichzumutbar ist, ist vom E<strong>in</strong>zelfall abhängig. Jedenfalls bedarf es <strong>in</strong>soweit e<strong>in</strong>ersorgfältigen Ermittlung der voraussichtlichen wirtschaftlichen Belastung.Verhältnismäßigkeitsgebotbeachten59


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungKe<strong>in</strong>e Sperrwirkung desEEWärmeGDie Anforderungen des EEWärmeG sperren weitergehende Festsetzungen im Bebauungsplannicht grundsätzlich. Das EEWärmeG hätte die Festsetzungsmöglichkeitennach § 9 Abs. 1 Nr. 23a BauGB beschränken können. Aus dem Wortlaut desEEWärmeG ist e<strong>in</strong> solches Ans<strong>in</strong>nen jedoch nicht erkennbar. Umgekehrt könnte manaber auch argumentieren, dass § 9 Abs. 23a BauGB auch im Lichte der durch dasEEWärmeG e<strong>in</strong>geführten allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlichen Anforderungen auszulegen ist. Jedenfallsbedarf es angesichts der bundesgesetzlichen Regelung e<strong>in</strong>er aus der konkretenÖrtlichkeit der Geme<strong>in</strong>de abzuleitende spezifische Begründung, soweit imBebauungsplan weitergehende Anforderungen festgesetzt werden sollen, als diesesonst gelten. Dies folgt aus dem mit dem Gleichbehandlungsgebot e<strong>in</strong>hergehendenVerbot willkürlicher Ungleichbehandlung.Im Ergebnis ist zu konstatieren, dass die Rechtsentwicklung h<strong>in</strong>sichtlich der auf denglobalen <strong>Klimaschutz</strong> gestützten Verwendungsverbote bestimmter Brennstoffe nochnicht abgeschlossen ist. Es gibt derzeit ke<strong>in</strong>e gesicherte Rechtslage.2.7.2 Städtebauliche Verträge, Verkauf geme<strong>in</strong>deeigener Grundstücke anBauwilligeRegelungen zum Verbot bestimmter Brennstoffe können auch Gegenstand städtebaulicherVerträge se<strong>in</strong> oder bei der Veräußerung von geme<strong>in</strong>deeigenen Grundstückenan Bauwillige vere<strong>in</strong>bart werden. Solche Vere<strong>in</strong>barungen sehen dann häufig zugleichden Anschluss und die Benutzung an e<strong>in</strong> Nah- oder Fernwärmenetz vor ( Praxis-Beispiel„Vertragliche Verpflichtung zur Nutzung e<strong>in</strong>es Fernwärmenetzes“ <strong>in</strong> Kap. A22.5.3).2.7.3 Anschluss- und BenutzungszwangIn der Wirkung steht e<strong>in</strong> Anschluss- und Benutzungszwang an e<strong>in</strong> Nah- oder Fernwärmeversorgungsnetzdem Verwendungsverbot für fossile Brennstoffe gleich. Dennmit der Benutzungspflicht s<strong>in</strong>d im Umkehrschluss alternative Wege der Wärmeversorgunge<strong>in</strong>es Gebäudes versperrt. Wie an anderer Stelle ausgeführt, kann e<strong>in</strong> solcherAnschluss- und Benutzungszwang auch aus Gründen des allgeme<strong>in</strong>en<strong>Klimaschutz</strong>es angeordnet werden. § 16 EEWärmeG enthält <strong>in</strong>soweit e<strong>in</strong>e bundesrechtlicheKlarstellung.60


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 23. Energetische Sanierung des BestandesRe<strong>in</strong> quantitativ lassen sich die größten Effekte im Rahmen kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenim Bereich des Gebäudebestandes erreichen. Heizung und Warmwasserversorgungöffentlicher und privater Gebäude haben <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>en Anteilvon etwa 40 Prozent des Gesamt-Energieverbrauchs und stehen für fast 20 Prozentdes gesamten CO 2 -Ausstoßes. Große Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale liegen im Gebäudebestandund vor allem bei den 17 Mio. vorhandenen Wohngebäuden. Drei Vierteldieses Bestandes an Wohngebäuden s<strong>in</strong>d vor der ersten Wärmeschutzverordnungerrichtet worden, vielfach noch unsaniert und daher oftmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em energetischschlechten Zustand.3.1 Ziele e<strong>in</strong>es/e<strong>in</strong>er klimagerechten Stadtumbaus/StadterneuerungUm die Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale im Gebäudebestand zu erschließen, bedarf ese<strong>in</strong>er energetischen Optimierung älterer Gebäude. Dabei geht es sowohl um diee<strong>in</strong>gesetzte Heiztechnik als auch um die Wärmedämmung und die Reduzierung vonTransmissionswärmeverlusten. Bezogen auf das e<strong>in</strong>zelne Gebäude gehören hierzu<strong>in</strong>sbesondere folgende Maßnahmen:Wärmedämmung der Wände,Wärmedämmung der Dachflächen,Wärmedämmung der Geschossdecken,Erneuerung der Fenster,E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Lüftungsanlage,Austausch der Heizung e<strong>in</strong>schließlich E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Umwälzpumpe der EnergieeffizienzklasseA und gegebenenfalls e<strong>in</strong>er hocheffizienten Zirkulationspumpe.Zur effizienteren Versorgung mit Wärmeenergie kommen neben der Auswechslungvon E<strong>in</strong>zelheizanlagen auch andere Maßnahmen <strong>in</strong> Betracht:der Anschluss an Nah- und Fernwärmenetze,die Errichtung e<strong>in</strong>es BHKW mit Kraft-Wärme-Kopplung,der nachträgliche E<strong>in</strong>bau von Solarzellen zur Wärmeversorgung,der E<strong>in</strong>bau von Geothermie-Anlagen zur Wärmeversorgung von E<strong>in</strong>zelgebäudenund Gebäudegruppen.Der damit skizzierte Kanon von Zielen betrifft unterschiedliche Akteure. Unmittelbarfür die Umsetzung gebäudebezogener Maßnahmen verantwortlich s<strong>in</strong>d die Eigentümerder Gebäude bzw. die durch eigentumsähnliche Verfügungsrechte Berechtigten(z.B. Erbauberechtigte, Nießbrauchberechtigte).Die Rolle der Stadt bzw. Geme<strong>in</strong>de ist zunächst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e begleitende und unterstützende.So können städtische Immobilien selbst im S<strong>in</strong>ne von guten Beispielen energetischsaniert werden. Es können Beratungsstellen e<strong>in</strong>gerichtet und Informationsbroschürensowie Informationsangebote im Internet bereitgestellt werden. Auch kannüber Fördermöglichkeiten <strong>in</strong>formiert und deren Beantragung unterstützt werden. DieseAufgaben werden nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Aufgaben der Stadtplanung se<strong>in</strong>, sonderndie der für den <strong>Klimaschutz</strong> zuständigen Stellen <strong>in</strong> der Kommunalverwaltung.Von großer Bedeutung vor allem für die quartiersbezogenen Maßnahmen der energetischenSanierung, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e effizientere Wärmeversorgung,s<strong>in</strong>d die örtlichen Energieversorger. In dieser Funktion können die Stadtwerke e<strong>in</strong>Maßnahmenset derenergetischenGebäudesanierungRolle derKommunalverwaltungStadtwerke als InitiatorenquartiersbezogenerLösungen61


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungentscheidender Motor als Partner der Städte se<strong>in</strong>. So kann z.B. die verstärkte Nutzungder Kraft-Wärme-Kopplung für die Städte e<strong>in</strong> zentrales Handlungsfeld se<strong>in</strong>.Viele ostdeutsche Großstädte haben z.B. nach 1990 entscheidende Fortschritte beider CO 2 -M<strong>in</strong>derung durch entsprechende Maßnahmen erreicht. In Dresden konntendie Wärmeversorgung bei 45 Prozent der Wohnungsbestände auf modernste KWK-Anlagen umgestellt und auf diese Weise der CO 2 -Ausstoß um mehr als der Hälftereduziert werden (Deutscher Städtetag 2008).Häufig wird es sich anbieten, dass die Stadtplanung die energetische Sanierung vonQuartieren planerisch begleitet, <strong>in</strong>sbesondere wenn das Quartier auch noch weiterestädtebauliche Defizite aufweist. Insbesondere <strong>in</strong> den Fällen, <strong>in</strong> denen die Städteoder Geme<strong>in</strong>den zugleich Sanierungsmaßnahmen oder Stadtumbaumaßnahmennach dem BauGB durchführen, bietet sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegriertes Vorgehen unter E<strong>in</strong>beziehungder Ziele der energetischen Sanierung an. Denkbar ist dann auch, dass mit denInstrumenten des Städtebaurechts Flächen für Anlagen und Leitungen zur effizientenWärmeversorgung bereitgestellt werden. Aufwertungsmaßnahmen im öffentlichenRaum sollten unter E<strong>in</strong>beziehung der energetischen Wirkungen betrachtet werden.Das gleiche gilt auch für die bei Wohnungsüberhängen häufig erforderlich werdendenRückbaumaßnahmen. Städtebauförderung und die Förderung zur energetischenSanierung sollten s<strong>in</strong>nvoll mite<strong>in</strong>ander komb<strong>in</strong>iert werden.3.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der energetischen SanierungDie Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Initiierung der energetischen Sanierung des Siedlungsbestandess<strong>in</strong>d <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht schwierig. Neben den sich aus der Eigentumsordnungund dem Bestandsschutz ergebenden rechtlichen Restriktionen istdabei vor allem an die große Spannbreite unterschiedlicher Interessen der Eigentümer,an die Eigentümer-Nutzer-Konstellationen mit der Frage der Verteilung der VorundNachteile der energetischen Sanierung sowie an die Auswirkungen auf anderestädtebauliche Belange (z.B. Denkmalschutz) zu denken.3.2.1 Wirtschaftlichkeit und f<strong>in</strong>anzielle AnreizeKfW-Programme„Energieeffizient Bauen“und „EnergieeffizientSanieren“Die energetische Sanierung von Gebäuden ist häufig mit nicht unerheblichen f<strong>in</strong>anziellenBelastungen verbunden, so dass sich für die betroffenen Eigentümer grundsätzlichzunächst die Frage der Wirtschaftlichkeit solcher Investitionen stellen wird.Der Bund und die Länder haben deshalb über verschiedene Förderprogramme erheblichewirtschaftliche Anreize geschaffen, um Impulse für die energetische Sanierungzu setzen. Die im Rahmen des CO 2 -Gebäudesanierungsprogramms des Bundesaufgelegten KfW-Programme „Energieeffizient Bauen“ und „Energieeffizient Sanieren“unterstützen Haus- und Wohnungseigentümer bei der F<strong>in</strong>anzierung energiesparenderBaumaßnahmen und sehen sowohl verbilligte Kredite als auch Zuschüssefür bestimmte Maßnahmen der energetischen Sanierung vor.Von 2006 bis Ende 2009 hat die KfW rund 550.000 Kredite und Zuschüsse mite<strong>in</strong>em Volumen von fast 30 Mrd. Euro bewilligt. Mit den Fördermitteln wurden mehrals 1,4 Mio. Wohnungen saniert oder besonders energieeffizient errichtet, zudemrund 630 kommunale E<strong>in</strong>richtungen. Der positive Effekt für das Klima: Der jährlicheAusstoß des Treibhausgases CO 2 verr<strong>in</strong>gerte sich <strong>in</strong>folge der geförderten Baumaßnahmenum fast vier Mio. Tonnen.62


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Auch die Länder und e<strong>in</strong>ige <strong>Kommunen</strong> haben eigene Förderprogramme zur Ergänzungder Bundesprogramme aufgelegt ( Kap. A3 2.3).www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/BauenWohnen/<strong>in</strong>dex.jspInternettipp3.2.2 Eigentümer-Nutzer-KonstellationenHäufig ist bei Wohnungsunternehmen bzw. privaten Gebäudeeigentümern Zurückhaltunggegenüber Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung festzustellen.Die Ursachen hierfür s<strong>in</strong>d genauso vielfältig wie die Interessenlagen und spezifischenE<strong>in</strong>stellungen der Eigentümer selbst. Unterschiedliche Lebenssituationen, unterschiedlicheswirtschaftliches Leistungsvermögen, unterschiedliche Investitionsbereitschaftoder e<strong>in</strong>fach nur unterschiedliche Werthaltungen führen zu ebenso unterschiedlicherBereitschaft <strong>in</strong> Bezug auf energetische Sanierungsmaßnahmen. In vielen Fällen werdendie ohneh<strong>in</strong> bestehenden Probleme bei der Aktivierung vor allem im Bereich privaterKle<strong>in</strong>eigentümer noch deutlich übertroffen, wenn Gebäudebestände <strong>in</strong> derHand von Erbengeme<strong>in</strong>schaften s<strong>in</strong>d oder Erben unbekannt verzogen s<strong>in</strong>d. DieseProbleme s<strong>in</strong>d aus dem Bereich der Stadterneuerung und des Stadtumbaus h<strong>in</strong>länglichbekannt und dort beschrieben. Patentrezepte, diesen zu begegnen, gibt es nicht.Bereitschaft derEigentümer weckenDie Anbieterstruktur am Wohnungsmarkt erfordert <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e differenzierteStrategie. Von den derzeit knapp 39 Mio. Wohnungen <strong>in</strong> Deutschland entfallen nachAngaben des GdW rund 15,1 Mio. auf Selbstnutzer (also Wohneigentümer), rund13,8 Mio. auf die Kategorie „Private Kle<strong>in</strong>anbieter/Amateurvermieter“ und nur rund9,8 Mio. auf „Professionell-gewerbliche Anbieter“. Auch quantitativ <strong>in</strong>s Gewicht fallendeErfolge bei der energetischen Sanierung wird man am schnellsten mit derGruppe der professionellen gewerblichen Anbieter erreichen können. Demgegenübers<strong>in</strong>d Maßnahmen, welche die Mitwirkung von Kle<strong>in</strong>eigentümern erfordern, besondersaufwändig.H<strong>in</strong>sichtlich der Bereitschaft zur energetischen Sanierung ergeben sich aber zusätzlichespezifische Hemmnisse. E<strong>in</strong>e Ursache hierfür liegt <strong>in</strong> den spezifischen Interessenkonstellationenbei Mietwohnungen, die plakativ als Investor-Nutzer-Dilemmaoder auch als Vermieter-Mieter-Dilemma bezeichnet werden. Dieses Dilemma istdadurch gekennzeichnet, dass e<strong>in</strong>e objektiv s<strong>in</strong>nvolle Investition unterbleibt, weilderen f<strong>in</strong>anzieller Nutzen nicht bei dem Investor liegt, sondern bei e<strong>in</strong>em Dritten(im Falle der energetischen Sanierung <strong>in</strong> Gestalt der E<strong>in</strong>sparung von Brennstoffkostenbei den Mietern), so dass auf der Vermieterseite der wirtschaftliche Anreiz fehlt, dieInvestition zu tätigen. Dieses Dilemma tritt nachvollziehbar vor allem dann auf, wennsich auf dem lokalen Wohnungsmarkt nach erfolgter energetischer Sanierung ke<strong>in</strong>Spielraum für e<strong>in</strong>e die Mehr<strong>in</strong>vestition mittel- bis langfristig amortisierende Erhöhungder Miete ergibt – sei es, weil die Erhöhungsmargen der örtlichen Vergleichsmietebereits ausgeschöpft s<strong>in</strong>d, sei es, weil sich ke<strong>in</strong> Mieter zu Konditionen f<strong>in</strong>det, diee<strong>in</strong>e Ref<strong>in</strong>anzierung der Investitionen ermöglichen würden. In Regionen mit überdurchschnittlichenWohnungsleerständen (Wohnungsüberhängen) wird Letztereshäufig der Fall se<strong>in</strong>. Insoweit hilft auch nicht die nach § 559 BGB bestehende Möglichkeitweiter, die Miete um jährlich elf Prozent der anteilig auf die jeweilige Wohnungentfallenden Kosten der energetischen Sanierung zu erhöhen.Das „Investor-Nutzer-Dilemma“63


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungEnergiekosten alsEntscheidungsfaktor fürMieterDie durch den Energiepass nach der EnEV geschaffene Transparenz im H<strong>in</strong>blick aufden energetischen Standard und die Kosten der Wärmeversorgung von Gebäudensoll dazu beitragen, dass der Energiestandard für die Marktteilnehmer mehr undmehr e<strong>in</strong> Entscheidungsfaktor bei der Wahl e<strong>in</strong>er neuen Mietwohnung oder beimErwerb e<strong>in</strong>es Gebäudes wird. Dies kann durch die <strong>Kommunen</strong> dadurch unterstütztwerden, dass e<strong>in</strong> ökologischer Mietspiegel e<strong>in</strong>geführt wird, der explizit auf den energetischenStandard des jeweiligen Objektes abstellt. In welchem Maße dieser Faktorgegenüber anderen Entscheidungsfaktoren (Lage-, Ausstattungsmerkmale etc.) anBedeutung gew<strong>in</strong>nen wird, ist nicht absehbar. Der Bedeutungszuwachs wird jedenfallsauch von der Entwicklung der Energiepreise abhängen.Bevor e<strong>in</strong> solcher E<strong>in</strong>fluss am Markt nicht deutlich spürbar ist, werden viele Vermietervon vornhere<strong>in</strong> gar ke<strong>in</strong>en Anlass sehen, sich mit der Frage e<strong>in</strong>er energetischen Sanierung<strong>in</strong>tensiver ause<strong>in</strong>ander zu setzen, weil sie bislang aus eigener Sicht recht gutzurechtgekommen s<strong>in</strong>d und dies auch für die Zukunft so annehmen. Die Vermieterkönnen die Verbrauchskosten für Heizung und Warmwasser ohne Weiteres auf dieMieter umlegen. Demgegenüber erfordern Maßnahmen der energetischen Sanierung<strong>in</strong> erheblichem Umfang Investitionen, deren Ref<strong>in</strong>anzierung am Markt durchgesetztwerden müssten. Damit ergibt sich e<strong>in</strong> strukturelles Investitionshemmnis,weil es zum<strong>in</strong>dest bei entsprechenden Marktbed<strong>in</strong>gungen häufig wirtschaftlich günstigersche<strong>in</strong>en wird, „alles beim Alten zu belassen“.3.2.3 Bestandsschutz als rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungDer Gesetzgeber ist sowohl im Energiefachrecht als auch im Städtebaurecht sehr zurückhaltend<strong>in</strong> Bezug auf solche Regelungen, die Anforderungen an bestehende Gebäudestellen. So enthält das EEWärmeG lediglich Anforderungen für die Errichtungvon Gebäuden. Auch die Festsetzung nach § 9 Abs. 1 Nr. 23b BauGB ist auf den Fallder Errichtung baulicher Anlagen beschränkt. Lediglich die EnEV begründet auch Anforderungen,die auf die Änderung an bestehenden Gebäuden gerichtet s<strong>in</strong>d. Nach§ 9 der Verordnung s<strong>in</strong>d im E<strong>in</strong>zelnen bezeichnete Änderungen bei beheizten odergekühlten Räumen von Gebäuden so auszuführen, dass die <strong>in</strong> Anlage 3 der Verordnungfestgelegten Wärmedurchgangskoeffizienten der betroffenen Außenbauteilenicht überschritten werden. Auch diese Regelung ist <strong>in</strong>sgesamt sehr vorsichtig mitBlick auf die verfassungsrechtlichen Erfordernisse austariert.VerfassungsrechtlicheSchrankenE<strong>in</strong>schränkungen der Eigentümerbefugnisse müssen durch e<strong>in</strong> öffentliches Interessevon höherem Gewicht gerechtfertigt se<strong>in</strong>. Insbesondere s<strong>in</strong>d die verfassungsrechtlichenGrundsätze der Verhältnismäßigkeit, der Vertrauensschutzes sowie der Gleichheitsgrundsatznach Art. 3 Abs. 1 GG zu beachten (vgl. BVerfG, Beschl. v. 18.02.2009 –1 BvR 3076/08 –, BVerf-GE 122, 374, 391 f.; Beschl. v. 27.02.2007 – 1 BvL 10/00 –,BVerfGE 117, 272, 294). Dies gilt auch für Beschränkungen aus Gründen des <strong>Klimaschutz</strong>esdurch e<strong>in</strong> Landesgesetz, durch Festsetzung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bebauungsplan odere<strong>in</strong>e andere kommunale Satzung. Solche Beschränkungen dürfen nicht zu e<strong>in</strong>er unzumutbarenBelastung führen und den Eigentümer im vermögensrechtlichen Bereichunzumutbar treffen. Um dies zu gewährleisten, kann der Gesetzgeber Übergangsregelungen,Ausnahme- und Befreiungsvorschriften sowie den E<strong>in</strong>satz sonstiger adm<strong>in</strong>istrativerund technischer Vorkehrungen vorsehen. Diese Anforderungen s<strong>in</strong>d auchvon den Geme<strong>in</strong>den als Satzungsgeber zu berücksichtigen, soweit diese von e<strong>in</strong>erSatzungsermächtigung Gebrauch machen. Hierauf hat z.B. das VG Gießen <strong>in</strong> der Entscheidungzur Solarsatzung der Stadt Marburg abgestellt (Urteil v. 25.5.2010 –64


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 28 K 4071/08.GI). Die Stadt Marburg hat die ursprüngliche Fassung der Satzung dahernoch e<strong>in</strong>mal überarbeiten müssen und e<strong>in</strong>e modifizierte Fassung im Herbst 2010 <strong>in</strong>Kraft gesetzt.3.2.4 Denkmalschutz und andere gestalterische ImplikationenVor allem der nachträgliche E<strong>in</strong>bau von Wärmeschutz an Fassaden kann das historischgewachsene Straßenbild erheblich verändern. Dies gilt nicht nur für denkmalgeschützteEnsemble oder E<strong>in</strong>zelobjekte, sondern auch z.B. für die charakteristischeFassadengestaltung der gründerzeitlichen Bebauung mit Stuckatur und anderen Gestaltungselementen.Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Denkmale, Altbauten, historischenStadtkerne und Stadtquartiere von baukulturellem Rang geben e<strong>in</strong>er Stadt e<strong>in</strong> unverwechselbaresGesicht. Dieses zu erhalten, ist e<strong>in</strong> wichtiger Belang der Stadtentwicklung.Denn die Städte sollen attraktive Orte bleiben, <strong>in</strong> denen sich die Menschenwohlfühlen und mit denen sie sich identifizieren. Städte sollen schön, lebenswertund attraktiv se<strong>in</strong>. Dabei geht es auch um den Erhalt des kulturellen Erbes.Energetische Sanierungim E<strong>in</strong>klang mitDenkmalschutzDie energetische Sanierung der Gebäudebestände muss deshalb auf diese das Stadtbildprägenden Elemente im Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Gebäude Rücksicht nehmen. Hierbedarf es <strong>in</strong>telligenter angepasster Lösungen. Insbesondere die energetische Gebäudesanierungbei denkmalgeschützten Gebäuden ist e<strong>in</strong>e neue Aufgabe und Herausforderung.Es gibt bereits zahlreiche gute Beispiele für <strong>in</strong>telligente Lösungen, die aufdie unterschiedlichen Erfordernisse denkmalgeschützter Gebäude e<strong>in</strong>gehen. So s<strong>in</strong>detwa bei Fachwerkbauten andere Lösungsmöglichkeiten gegeben als bei gründerzeitlichenBauten oder Werkswohnungsbauten der Gartenstadtbewegung. Bei starkgegliederten, denkmalgeschützten Fassaden und bei Fachwerkbauten kann z.B.meist nur mit Innendämmung gearbeitet werden. In manchen Fällen kann die energetischeSanierung auch dazu genutzt werden, den ursprünglichen Zustand etwaim H<strong>in</strong>blick auf die Sprossenteilung von Fenstern wieder herzustellen. Die Lösungsmöglichkeitens<strong>in</strong>d abhängig von den Erfordernissen des jeweiligen Objektes. Die<strong>in</strong> den Literatur- und Internettipps aufgeführten Leitfäden und Untersuchungen zeigene<strong>in</strong>e breite Palette unterschiedlicher Lösungsansätze auf und dokumentierenzahlreiche gute Beispiele.Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und Bundes<strong>in</strong>stitut für Bau-, StadtundRaumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2009): Wärmeschutzfür Sonderfälle, BBSR-Onl<strong>in</strong>e-Publikation Nr. 01/2009, Download unter: www.bbsr.bund.de(Zugriff 28.9.2010).dena Deutsche Energie-Agentur (2010): Leitfaden „Energiee<strong>in</strong>sparung und Denkmalschutz“, Prüfungvon Ausnahmen bei Förderung im KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“, Version 1.3, Stand Juli2010, Download: www.zukunfthaus.<strong>in</strong>fo/de/projekte/niedrigenergiehaus-im-bestand/denkmalschutzausnahmen.html(Zugriff 28.9.2010).Institut für Baukonstruktion, Technische Universität Dresden (2008): Denkmal und Energie – Technologienund System<strong>in</strong>novationen zur Energieversorgung und -e<strong>in</strong>sparung bei Baudenkmalen, Abschlussberichtüber e<strong>in</strong> Forschungsprojekt, gefördert unter dem Az. 22814-25 von der Deutschen BundesstiftungUmwelt, Bearb. Bernhard Weller, Susanne Rexroth, Sven Jakubetz, Download: www.dbu.de/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-22814.pdf (Zugriff 28.9.2010)Literatur- undInternettipps65


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung3.3 Nachträgliche Wärmeschutzmaßnahmen imGebäudebestandDer nachträgliche E<strong>in</strong>bau von Wärmeschutz an Gebäude wirft <strong>in</strong> rechtlicher H<strong>in</strong>sichtzum e<strong>in</strong>en die Frage nach der Zulässigkeit e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme auf. Zum anderenist zu klären, unter welchen Voraussetzungen die Städte und Geme<strong>in</strong>den solcheWärmeschutzvorkehrungen nachträglich verlangen können. Zudem geht esdarum, Anreize zu setzen, damit die Eigentümer bereit s<strong>in</strong>d, ihre Gebäude energetischzu sanieren. Bei e<strong>in</strong>er erfolgreichen klimagerechten Stadterneuerung solltenalle <strong>in</strong>strumentellen Ansätze <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander greifen.3.3.1 Anforderungen nach EnEVEnEV-Anforderungenauch bei Änderungen anbaulichen AnlagenZunächst ist zu berücksichtigen, dass bereits nach der EnEV unter bestimmten Voraussetzungendie Verpflichtung besteht, dass bestimmte Änderungen bei beheiztenoder gekühlten Räumen von Gebäuden so auszuführen s<strong>in</strong>d, dass die <strong>in</strong> Anlage 3der EnEV festgelegten Wärmedurchgangskoeffizienten der betroffenen Außenbauteilenicht überschritten werden. Erfasst s<strong>in</strong>d damit Änderungen anAußenwänden,Fenstern, Fenstertüren, Dachflächenfenstern und Glasdächern,Außentüren,Decken, Dächern und Dachschrägen,Wänden und Decken gegen unbeheizte Räume, Erdreich und nach unten an Außenluft,Vorhangfassaden.E<strong>in</strong>zelheiten zu den Anforderungen an diese Bauteile s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Anlage 3 zur EnEVim Detail beschrieben. Die Anforderungen gelten als erfüllt, wenn geänderte Wohngebäude<strong>in</strong>sgesamt den Jahres-Primärenergiebedarf des Referenzgebäudes und denHöchstwert des spezifischen, auf die wärmeübertragende Umfassungsfläche bezogenenTransmissionswärmeverlusts nach Anlage 1 Tabelle 2 der EnEV oder geänderteNichtwohngebäude <strong>in</strong>sgesamt den Jahres-Primärenergiebedarf des Referenzgebäudesund die Höchstwerte der mittleren Wärmedurchgangskoeffizienten der wärmeübertragendenUmfassungsfläche nach Anlage 2 Tabelle 2 um nicht mehr als 40Prozent überschreiten. Die Verpflichtung greift erst dann, wenn die Änderung e<strong>in</strong>eGer<strong>in</strong>gfügigkeitsschwelle überschreitet, dass heißt, wenn sie e<strong>in</strong> gewisses Gewichtaufweist. Bei Änderungen von Außenbauteilen muss die Fläche der geänderten Bauteilem<strong>in</strong>destens zehn Prozent der gesamten jeweiligen Bauteilfläche des Gebäudesbetreffen. Bei der Erweiterung und dem Ausbau e<strong>in</strong>es Gebäudes um beheizte odergekühlte Räume mit zusammenhängend m<strong>in</strong>destens 15 und höchstens 50 QuadratmeternNutzfläche s<strong>in</strong>d die betroffenen Außenbauteile so auszuführen, dass die <strong>in</strong>Anlage 3 der EnEV festgelegten Wärmedurchgangskoeffizienten nicht überschrittenwerden. Bei Überschreitung von 50 Quadratmetern Nutzfläche gelten die Anforderungenfür zu errichtende Gebäude.Aus § 10 EnEV ergeben sich Anforderungen h<strong>in</strong>sichtlich der Heizkessel und der Wärmedämmungvon Leitungen. So dürfen Eigentümer von Gebäuden Heizkessel, diemit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen beschickt werden und vor dem 1. Oktober1978 e<strong>in</strong>gebaut oder aufgestellt worden s<strong>in</strong>d, nicht mehr betreiben, es seidenn, es handelt sich um Niedertemperatur-Heizkessel oder Brennwertkessel oderheizungstechnische Anlagen, deren Nennleistung weniger als vier Kilowatt oder66


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2mehr als 400 Kilowatt beträgt, oder um Heizkessel nach § 13 Abs. 3 Nr. 2 bis 4 derEnEV.3.3.2 Anforderungen nach LandesrechtNur das Land Hamburg macht derzeit von der Möglichkeit Gebrauch, weitergehendeAnforderungen an den Wärmeschutzstandard bei Änderungen an bestehendenGebäuden zu stellen als die EnEV. Die Hamburgische <strong>Klimaschutz</strong>verordnung(HmbKliSchVO) vom 11. Dezember 2007 (HmbGVBl. 2008, S. 1 ff.) trat noch zuZeiten der EnEV 2007 <strong>in</strong> Kraft. Mit der Änderung der EnEV von 2009 ist die HamburgerRegelung <strong>in</strong> Teilen überholt. Wird e<strong>in</strong> Vorhaben <strong>in</strong> Hamburg durchgeführt,muss es sowohl den Anforderungen der EnEV als auch denen der Hamburgischen<strong>Klimaschutz</strong>verordnung entsprechen. Diese regelt <strong>in</strong> § 4, dass bei Änderungen anbestehenden Gebäuden die Wärmedurchgangskoeffizienten der zu erneuernden,zu ersetzenden oder erstmalig e<strong>in</strong>zubauenden Bauteile die nachfolgend genanntenWerte nicht überschreiten dürfen:0,25 W/(m²K) bei Außenwänden mit außen aufgebrachter Wärmedämmunggemäß Anlage 3 Nummer 7 Tabelle 1 Zeile 1 Buchstaben a und b EnEV,1,40 W/(m²K) bei Fenstern gemäß Anlage 3 Nummer 7 Tabelle 1 Zeile 2 Buchstabea EnEV,0,25 W/(m²K) bei Dächern und Decken, die gegen Außenluft oder unbeheizteRäume grenzen, gemäß Anlage 3 Nummer 7 Tabelle 1 Zeile 4 Buchstaben a undb EnEV,0,40 W/(m²K) bei Fußböden und Kellerdecken, die nach unten an das Erdreich oderan unbeheizte Räume grenzen, gemäß Anlage 3 Nummer 7 Tabelle 1 Zeile 5 Buchstabena und b EnEV.Die Hamburger<strong>Klimaschutz</strong>verordnungSoweit durch die vorhandene Bauteilkonstruktion die mögliche Dämmschichtdickebegrenzt ist, gelten die Anforderungen als erfüllt, wenn die nach den Regeln derTechnik höchstmögliche Dämmschichtdicke e<strong>in</strong>gebaut wird.Aus Gründen des Verhältnismäßigkeitsgebotes besteht <strong>in</strong> bestimmten Fällen dieMöglichkeit der Befreiung auf Antrag. Dies ist der Fall, wenn im E<strong>in</strong>zelfall wegen besondererUmstände unangemessener Aufwand oder <strong>in</strong> sonstiger Weise e<strong>in</strong>e unbilligeHärte entstehen würde. E<strong>in</strong>e unbillige Härte liegt <strong>in</strong>sbesondere vor, wenn die erforderlichenAufwendungen bei bestehenden Gebäuden <strong>in</strong>nerhalb angemessener Fristdurch die E<strong>in</strong>sparungen nicht erwirtschaftet werden können. E<strong>in</strong>e Befreiung ist auchmöglich, sofern Gründe des Denkmalschutzes oder der Baugestaltung dies erfordernsowie dann, wenn der Antragsteller nachweist, dass die Wärmeversorgung des Gebäudesüberwiegend auf Basis erneuerbarer Energieträger oder aus der Nutzung eigenerAbwärme erfolgt oder der Jahres-Heizwärmebedarf weniger als 15 kWh/(m²a)beträgt.Befreiung beiunangemessenemAufwand3.3.3 Bauordnungs- und bauplanungsrechtliche AnforderungenDie nachträgliche Anbr<strong>in</strong>gung von Wärmedämmung an den Fassadenwänden führtdazu, dass der Baukörper <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e größere Ausdehnung hat. Dies kann zurechtlichen Problemen führen, wenn das Bauwerk bereits den bestehenden Rechtsrahmenh<strong>in</strong>sichtlich der Ausdehnung des Gebäudes voll ausgeschöpft hatte. Zu beachtens<strong>in</strong>d <strong>in</strong>soweit folgende Aspekte:67


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungdie E<strong>in</strong>haltung des nach der Landesbauordnung gebotenen Grenzabstandes,die E<strong>in</strong>haltung der sich aus e<strong>in</strong>em Bebauungsplan ergebenden Festsetzungen vonBaugrenzen, Baul<strong>in</strong>ien und Bebauungstiefe sowie zur Grundfläche bzw. Grundflächenzahl,die E<strong>in</strong>haltung der sich aus dem Straßenrecht ergebenden Anforderungen, soweitdie Fassade direkt an die Straße angrenzt und die Wärmedämmung <strong>in</strong> den Straßenraumreichen würde.NichtanrechnungnachträglicherWärmedämmungGer<strong>in</strong>gfügigeÜberschreitung derfestgesetzten Baugrenzenund Baul<strong>in</strong>ienÜberschreitung derfestgesetztenGR oder GRZNutzung des öffentlichenStraßenraumes durchWärmedämmungNach e<strong>in</strong>igen Landesbauordnungen ist festgelegt, dass nachträglich an bestehendenGebäuden angebrachte Außenwandverkleidungen, die dem Wärmeschutz dienen,bei der Bemessung der Abstandsflächen nicht berücksichtigt werden (so z.B. § 6Abs. 3 Nr. 3 LBO BW; § 6 Abs. 7 Nr. 4 BbgBO). Soweit die Landesbauordnungene<strong>in</strong>e solche Nichtanrechnung bislang noch nicht vorsehen, kann die durch nachträglicheWärmedämmung verursachte Unterschreitung der M<strong>in</strong>destgrenzabstände nurim Wege der Erteilung e<strong>in</strong>er Abweichung bzw. Befreiung ermöglicht werden.Soweit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit Bebauungsplan <strong>in</strong> diesem e<strong>in</strong>e Baul<strong>in</strong>ie festgesetzt ist,muss auf der Baul<strong>in</strong>ie gebaut werden. Ist e<strong>in</strong>e Baugrenze festgesetzt, dürfen Gebäudeoder Gebäudeteile diese nicht überschreiten. § 23 Abs. 2 und 3 BauNVOlässt lediglich e<strong>in</strong>e Überschreitung <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gfügigem Ausmaß bezogen auf Gebäudeteile,nicht jedoch bezogen auf die gesamte Fassade zu. Aus diesem Grund ist dienachträglich Anbr<strong>in</strong>gung von Wärmedämmung nach der BauNVO grundsätzlich unzulässig,wenn das Gebäude bereits auf der festgesetzten Baul<strong>in</strong>ie oder Baugrenzesteht. E<strong>in</strong>e nachträgliche Wärmedämmung wäre dann nur auf der Grundlage e<strong>in</strong>erBefreiung nach § 31 Abs. 2 BauGB möglich. Soweit die notwendige Überschreitungder Baugrenze bzw. Baul<strong>in</strong>ie nicht e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall, sondern für alle Grundstücke desBebauungsplangebietes ermöglicht werden soll, erweist sich der Weg der Befreiungallerd<strong>in</strong>gs als problematisch. Es spricht allerd<strong>in</strong>gs viel dafür, dass im Rahmen der laufendenNovellierung von BauGB und BauNVO die <strong>in</strong>soweit beh<strong>in</strong>dernden Vorschriftengeändert werden.In Gebieten mit Bebauungsplan kann zudem die Festsetzung der Grundfläche (GR)oder Grundflächenzahl (GRZ) der nachträglichen Anbr<strong>in</strong>gung von Wärmeschutzentgegenstehen, wenn die GR bzw. die GRZ bereits ausgeschöpft waren. Denn maßgeblichfür die Berechnung der Grundfläche ist die Außenhaut des Gebäudes. Auch<strong>in</strong> diesen Fällen kann die Abweichung von den Festsetzungen des Bebauungsplansnur im Wege der Befreiung ermöglicht werden.Soweit e<strong>in</strong> Gebäude bereits unmittelbar an den Straßenraum angrenzt, greift e<strong>in</strong>enachträgliche Außendämmung an der straßenseitigen Fassade <strong>in</strong> den gewidmetenStraßenraum e<strong>in</strong>. Es stellt sich daher die Frage, ob e<strong>in</strong>e entsprechende Nutzung desStraßenraumes als genehmigungspflichtige Sondernutzung anzusehen ist. Ob diesder Fall ist, ergibt sich aus den Bestimmungen der Straßen- und Wegegesetze derLänder. So enthält z.B. das Bayerische Straßen- und Wegegesetz (BayStrWG) e<strong>in</strong>eRegelung, der zufolge die Benutzung der Straßen über den Geme<strong>in</strong>gebrauch h<strong>in</strong>aus(Sondernutzung) der Erlaubnis der Straßenbaubehörde, <strong>in</strong> Ortsdurchfahrten der Erlaubnisder Geme<strong>in</strong>de nur dann bedarf, wenn durch die Benutzung der Geme<strong>in</strong>gebrauchbee<strong>in</strong>trächtigt werden kann. Würden also z.B. die Benutzbarkeit vonGehwegen durch die Wärmedämmung und die damit verbundene E<strong>in</strong>engung derBreite spürbar verr<strong>in</strong>gert, würde dies e<strong>in</strong> Genehmigungserfordernis begründen. InHamburg wird von der Erhebung von Gebühren für die Benutzung der öffentlichenWege, Grün- und Erholungsanlagen für nachträglich angebrachte Wärmedämmun-68


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2gen bis 0,2 m abgesehen. Wichtig ist der H<strong>in</strong>weis, dass E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> den Straßenraumdurch Wärmedämmung nicht schrankenlos zulässig s<strong>in</strong>d, sondern die straßen- undwegerechtlichen Belange im E<strong>in</strong>zelfall e<strong>in</strong>er Zulassung entsprechender Maßnahmenim Wege stehen können. Es bedarf deshalb <strong>in</strong>sbesondere bei bereits sehr engen Straßenquerschnittene<strong>in</strong>er sorgfältigen Abwägung und Abstimmung mit den zuständigenStellen.3.3.4 Gestaltungsmöglichkeiten im BebauungsplanSoweit e<strong>in</strong> Bebauungsplan für bereits bebaute Siedlungsbereiche aufgestellt wird,kann auf die Erfordernisse e<strong>in</strong>er noch vorzunehmenden nachträglichen Wärmedämmungdurch geeignete Festsetzungen reagiert werden. Dies gilt sowohl h<strong>in</strong>sichtlichder Festsetzung der zulässigen Grundfläche (GR) bzw. Grundflächenzahl (GRZ) alsauch h<strong>in</strong>sichtlich der Baugrenzen und Baul<strong>in</strong>ien. Die Grundfläche kann ausgehendvom vorgefundenen Nutzungsmaß gleich so bemessen werden, dass die Wärmedämmungauch ohne Überschreitung der festgesetzten GR bzw. GRZ möglich ist.Alternativ kann nach § 16 Abs. 6 BauNVO festgesetzt werden, dass ausnahmsweisee<strong>in</strong>e Überschreitung der GR bzw. GRZ zulässig ist, wenn diese zur nachträglichenAnbr<strong>in</strong>gung von Wärmedämmung dient.Festsetzung vonAusnahmen fürnachträglicheWärmedämmungAuch die Festsetzung von Baugrenzen kann bereits die noch auszuführende nachträglicheWärmedämmung berücksichtigen. Bei Baul<strong>in</strong>ien ist dies allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> derRegel nicht sachgerecht, da e<strong>in</strong>e Baul<strong>in</strong>ie dann abweichend von dem vorgefundenenGebäudebestand festgesetzt werden müsste. S<strong>in</strong>nvoller wird es <strong>in</strong> der Regel se<strong>in</strong>,wenn im Bebauungsplan festgesetzt wird, dass abweichend von § 23 Abs. 2 und 3BauNVO e<strong>in</strong>e Überschreitung der Baugrenzen oder Baul<strong>in</strong>ien aus Gründen dernachträglichen Wärmedämmung als Ausnahme zulässig ist. Rechtsgrundlage fürdiese Festsetzung ist § 23 Abs. 2 Satz 3 BauNVO.Soweit e<strong>in</strong> Bebauungsplan aufgestellt wird, kann wie bei neuen Baugebieten ( Kap.A2 2.4.2) auch <strong>in</strong> Erwägung gezogen werden, ob e<strong>in</strong> wärmeschutzbezogener Standardfestgesetzt werden soll, der über die Anforderungen der EnEV h<strong>in</strong>ausgeht. Obe<strong>in</strong>e auf den Fall der Änderung an bestehenden Gebäuden gerichtete Festsetzungvon wärmeschutzbezogenen Standards überhaupt rechtssicher gestaltet werdenkann, ist bislang nicht geklärt. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die EnEV auch fürden Fall der Änderung, Erweiterung von Gebäuden sowie deren Ausbau differenzierteAnforderungen enthält, die h<strong>in</strong>sichtlich der Frage der bundesweit zu gewährleistendenAngemessenheit ausgestaltet s<strong>in</strong>d. Weitergehende Anforderungen wärenunter Bezugnahme auf die regionalen oder örtlichen Besonderheiten auch und geradeh<strong>in</strong>sichtlich der Angemessenheit zu rechtfertigen.Die Angemessenheit entsprechender Festsetzungen müsste auch <strong>in</strong> Bezug gesetztwerden zur wirtschaftlichen Bedeutung der Änderung, die die Pflicht zur Umsetzungder entsprechenden Festsetzung auslöst. Kle<strong>in</strong>e Änderungen, wie z.B. der Umbaue<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>gangsbereichs, werden es kaum rechtfertigen, umfangreiche Sanierungsmaßnahmenwie die Wärmedämmung der gesamten Außenhaut und des Dacheszu verlangen.Festsetzung vonwärmeschutzbezogenenStandards69


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung3.3.5 Stadtumbau- und Sanierungsmaßnahmen nach dem BauGBGebietsbezogene<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenSanierungs- undStadtumbaumaßnahmenGebäudebezogene Maßnahmen der klimagerechten Stadtentwicklung sollten nachMöglichkeit auch im Siedlungsbestand durch gebietsbezogene Maßnahmen ergänztwerden. Durch solche Maßnahmen können auch <strong>in</strong> den bestehenden Quartierentrotz der oft schwierigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen Potenziale für die Nutzung erneuerbarerEnergien und für die effiziente Wärmeversorgung geschaffen werden. Maßnahmenkönnen z.B. die Versorgung e<strong>in</strong>es Bestandsgebiets durch e<strong>in</strong> Blockheizkraftwerkmit Kraft-Wärme-Koppelung für die geme<strong>in</strong>same Nutzung von Geothermie odersolarer Strahlungsenergie für die Wärmeversorgung se<strong>in</strong>. Zudem bietet der quartiersbezogeneAnsatz die Möglichkeit, Zielkonflikte zwischen stadtgestalterischen Belangenund dem <strong>Klimaschutz</strong> konstruktiv aufzugreifen und Lösungen zu entwickeln, beidenen dem Interesse an e<strong>in</strong>er möglichst positiven Energiebilanz genauso Rechnunggetragen wird wie dem an der Erhaltung der gestalterischen Qualität e<strong>in</strong>es Quartiers.Nicht immer wird unter Berücksichtigung der Belange des Denkmalschutzes und derStadtbildpflege die nachträgliche Wärmedämmung der Außenwände von Gebäudenzu rechtfertigen se<strong>in</strong>. Dann aber könnten quartiersbezogene Maßnahmen zur klimaneutralenWärmeversorgung durch erneuerbare Energien e<strong>in</strong>en gewissen Ausgleichschaffen.Um solche Entwicklungen e<strong>in</strong>zuleiten und städtebaulich zu begleiten, stehen diestädtebaulichen Maßnahmen des besonderen Städtebaurechts zur Verfügung. Dieses<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest partiell bereits offen für klimatisch relevante Gesichtspunkte. Sowohlstädtebauliche Sanierungsmaßnahmen nach §§ 136 ff. BauGB als auch Stadtumbaumaßnahmennach §§ 171a ff. BauGB sollen u.a. zum Umweltschutz beitragen. DieAnwendung dieser Instrumente knüpft allerd<strong>in</strong>gs an andere Voraussetzungen an, sodass Maßnahmen der klimagerechten Stadterneuerung nur aus Anlass der Durchführungvon Sanierungsmaßnahmen oder Stadtumbaumaßnahmen durchgeführtwerden können, nicht jedoch umgekehrt als Begründung für die Ausweisung entsprechenderMaßnahmengebiete des besonderen Städtebaurechts herangezogenwerden können. Die Ausweisung e<strong>in</strong>es Sanierungsgebiets setzt das Vorliegen städtebaulicherMissstände voraus, die e<strong>in</strong>es Stadtumbaugebiets das Bestehen bzw. dieErwartung erheblicher städtebaulicher Funktionsverluste.Das E<strong>in</strong>satzfeld städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen ist also auf städtebaulich defizitäreLagen beschränkt. Beim Stadtumbau ist demgegenüber auch präventivesHandeln zur Vermeidung erheblicher städtebaulicher Funktionsverluste möglich.Dabei kann auch der unzureichende energetische Zustand von AltbauquartierenVeranlassung zur Durchführung von Stadtumbaumaßnahmen geben. WesentlicheElemente von Stadtumbaumaßnahmen s<strong>in</strong>ddas <strong>in</strong>tegrierte, unter Beteiligung der maßgeblichen Akteure zu entwickelndestädtebauliche Entwicklungskonzept,die Kooperation als vorzugswürdiges Steuerungs<strong>in</strong>strument,die Bereitstellung von Fördermitteln aus den Bund-Länder-Programmen StadtumbauOst und Stadtumbau West sowiedie beratende Begleitung des Umbauprozesses.Die städtebaulichen Entwicklungskonzepte können im Interesse e<strong>in</strong>er klimagerechtenStadtentwicklung um den Aspekt der Verbesserung der Energiebilanz ergänztwerden. Die Ansätze der Kooperation und Förderungen s<strong>in</strong>d dabei auch für die Umsetzungvon klimaschutzbezogenen Maßnahmen hilfreich.70


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Wie e<strong>in</strong>e Koppelung von Sanierungsmaßnahmen oder Stadtumbaumaßnahmen mitMaßnahmen der energetischen Sanierung praktisch erfolgen werden kann, wurdedurch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) 2009mit dem Wettbewerb „Energetische Sanierung von Großwohnsiedlungen auf derGrundlage <strong>in</strong>tegrierter Stadtteilentwicklungskonzepte“ erkundet. Ausgesuchte Modellvorhabenwurden bzw. werden im Nachgang zum Wettbewerb vertiefend untersucht.Wettbewerb und Modellprojekte zielen auf die Erstellung nachhaltiger und<strong>in</strong>tegrierter Gesamtkonzepte für große Wohnquartiere unter energetischen, städtebaulichen,wohnungswirtschaftlichen, f<strong>in</strong>anziellen und sozialen Aspekten. Im Kerngeht es dabei um e<strong>in</strong>e zukunftsfähige Wärmeversorgung unter Nutzung erneuerbarerEnergien bei gleichzeitiger Berücksichtigung von städtebaulichen Zielen und baukulturellenQualitäten.Modellvorhaben zurenergetischen Sanierungvon Großwohnsiedlungenwww.bbsr.bund.de/cln_015/nn_114916/BBSR/DE/WohnenImmobilien/WohnungspolitischeAnalysen/WohnungsmarktStadtentwicklung/Fachbeitraege/EnergetischeSanierungGRWS/Projekte/Modellvorhaben/01__Start.htmlInternettipp3.4 Nutzung erneuerbarer Energien im GebäudebestandDas EEWärmeG enthält ke<strong>in</strong>e Anforderungen <strong>in</strong> Bezug auf Änderungen und Erweiterungenbestehender Gebäude. § 3 Abs. 2 EEWärmeG eröffnet jedoch die Möglichkeit,solche Anforderungen durch Landesgesetz zu regeln. Von dieser Ermächtigunghat bislang (Januar 2011) unmittelbar lediglich das Land Baden-Württemberg Gebrauchgemacht. In Brandenburg und <strong>in</strong> Hessen gibt es zwar ke<strong>in</strong>e sich aus e<strong>in</strong>emLandesgesetz ergebenden Anforderungen. Die Landesbauordnungen enthalten allerd<strong>in</strong>gsRegelungen, die den Geme<strong>in</strong>den unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeiteröffnen, Anforderung zur Nutzung erneuerbarer Energien für den Fall derÄnderung baulicher Anlagen durch Satzung der Geme<strong>in</strong>de zu begründen. Das bekanntesteBeispiel für e<strong>in</strong>e solche Satzung ist die Marburger Solarsatzung, die – nachBeanstandung der Satzung durch das VG Gießen – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er modifizierten, die rechtlichenBedenken berücksichtigenden Fassung im Herbst 2010 neu gefasst wurde( Kap. A2 3.2.3 und A2 3.4.3).3.4.1 Anforderungen nach LandesrechtNach § 4 Abs. 2 des Gesetzes zur Nutzung erneuerbarer Wärmeenergie <strong>in</strong> Baden-Württemberg (EWärmeG) (GBl. v. 23.11.2007, S. 532 ff.) muss bei Wohngebäudenim Bestand e<strong>in</strong> Pflichtanteil von m<strong>in</strong>destens zehn Prozent des jährlichen Wärmebedarfsseit dem 1.1.2010 aus erneuerbaren Energie gedeckt werden, wenn die Heizungsanlageausgetauscht wird. Die Pflicht gilt als erfüllt, wenn e<strong>in</strong>e solarthermischeAnlage mit e<strong>in</strong>er Größe von 0,04 Quadratmetern pro Quadratmeter Wohnflächegenutzt wird oder wenn bei Wohngebäuden mit nicht mehr als zwei Wohnungenzur Deckung des gesamten Wärmebedarfs e<strong>in</strong>e Wärmepumpe genutzt wird. DesWeiteren gibt es Möglichkeiten der ersatzweisen Erfüllung, für welche sich Verpflichtetealternativ entscheiden können. Unter bestimmten Voraussetzungen entfällt dieVerpflichtung. Dies ist der Fall, wenn andere öffentlich-rechtliche Vorschriften entgegenstehen,die genaue Umsetzung der Nutzungspflicht baulich oder technischunmöglich ist, die Wohnungseigentümer bereits <strong>in</strong> der Vergangenheit zugunsten er-EWärmeG <strong>in</strong> Baden-Württemberg71


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungneuerbarer Wärmeenergie <strong>in</strong>vestiert haben oder die Verwirklichung der Pflicht fürden Betroffenen e<strong>in</strong>e unbillige Härte bedeuten würde.Zur Überwachung der Erfüllung der Nutzungspflichten s<strong>in</strong>d Nachweispflichten derbetroffenen Bauherren bzw. Wohngebäudeeigentümer geregelt, die sie teilweise mitHilfe e<strong>in</strong>es Sachkundigen erfüllen müssen. Die Nachweise darüber müssen den zuständigenBehörden vorgelegt werden. Dies s<strong>in</strong>d im Regelfall die unteren Baurechtsbehörden.In bestimmten Fällen jedoch sowie bei Entscheidungen über Härtefälleist die Landesstelle für Bautechnik beim Regierungspräsidium Tüb<strong>in</strong>gen zuständig.3.4.2 Bauplanungsrechtliche Hemmnisse und GestaltungsmöglichkeitenRechtliche E<strong>in</strong>ordnungals Nebenanlage nichtimmer möglichSoweit die Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energien überwiegend der Versorgunge<strong>in</strong>es Gebäudes oder e<strong>in</strong>es Baugebiets dient und sich der eigentlichen Hauptnutzungauch nach der Größe unterordnet, ist sie <strong>in</strong> der Regel als Nebenanlage im S<strong>in</strong>nevon § 14 BauNVO zulässig. Im Geltungsbereich von Bebauungsplänen mit Baugebietsfestsetzunggilt § 14 BauNVO unmittelbar. Im unbeplanten Innenbereich ist §14 BauNVO anzuwenden, wenn die Eigenart der näheren Umgebung e<strong>in</strong>em derBaugebietstypen der BauNVO entspricht. Fehlt diese Prägung, s<strong>in</strong>d Nebenanlagenals Teile der Hauptanlagen <strong>in</strong> der Regel zulässig, wenn sich die Hauptanlage h<strong>in</strong>sichtlichArt und Maß der baulichen Nutzung, Bauweise und Grundstücksfläche, die überbautwird, <strong>in</strong> die Eigenart der näheren Umgebung e<strong>in</strong>fügt. Das Rücksichtnahmegebot kannim E<strong>in</strong>zelfall zu e<strong>in</strong>em anderen Ergebnis führen. Bei privilegierten Vorhaben im Außenbereichwird der Begriff der mitgezogenen Anlage verwendet. Um e<strong>in</strong>e mitgezogeneAnlage e<strong>in</strong>es landwirtschaftlichen Betriebs handelt es sich nur dann, wenn die nichtlandwirtschaftliche Anlage im weiteren S<strong>in</strong>ne dem landwirtschaftlichen Betrieb dientund diesem äußerlich erkennbar zu- und untergeordnet ist und gegenüber dem Betriebe<strong>in</strong>e „bodenrechtliche“ Nebensache bleibt (BVerwG, NVwZ 1986, S. 200; BVerwG,NVwZ-RR 1999, S. 106).Bei größeren Anlagen und solchen, die der E<strong>in</strong>speisung von elektrischer Energie <strong>in</strong>das Stromnetz dienen, handelt es sich demgegenüber nicht mehr um e<strong>in</strong>e solcheNebenanlage, sondern um e<strong>in</strong>e gewerbliche Nutzung. Im Geltungsbereich e<strong>in</strong>es Bebauungsplanskommt es deshalb entscheidend darauf an, ob nach den Bestimmungender BauNVO <strong>in</strong> dem jeweiligen Baugebiet Gewerbebetriebe allgeme<strong>in</strong> oderzum<strong>in</strong>dest ausnahmsweise zulässig s<strong>in</strong>d. Im unbeplanten Innenbereich gilt das gleiche,wenn die Eigenart der näheren Umgebung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Baugebietstyps derBauNVO geprägt ist. Im Übrigen kommt es auf das E<strong>in</strong>fügen <strong>in</strong> die Eigenart der näherenUmgebung nach § 34 Abs. 1 BauGB an.3.4.3 Satzungen über die Nutzung erneuerbarer Energien nachLandesbauordnungKommunale Satzungen <strong>in</strong>Brandenburg und HessenIn Brandenburg und Hessen sehen die Landesbauordnungen die Möglichkeiten zumErlass örtlicher Bauvorschriften durch Satzung auch <strong>in</strong> Bezug auf klimaschutzbezogeneAnforderungen vor. Nach § 81 Abs. 7 BbgBO kann die Geme<strong>in</strong>de durch örtlicheBauvorschriften für vor dem 1. Januar 2009 fertiggestellte Gebäude die anteiligeNutzung von erneuerbaren Energien festsetzen, wenn die erforderlichen Maßnahmentechnisch und rechtlich möglich, wirtschaftlich zumutbar und verhältnismäßigs<strong>in</strong>d, zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung des Energiebedarfs beitragen und die Aufwendungen72


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2durch die e<strong>in</strong>tretenden E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong>nerhalb angemessener Fristen erwirtschaftetwerden können. Die Geme<strong>in</strong>de kann dabei <strong>in</strong>sbesondereM<strong>in</strong>destflächen für Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagen festsetzen,die Nutzungspflicht abhängig machen von Änderungen am Gebäude, wie dervollständigen oder teilweisen Erneuerung der Dache<strong>in</strong>deckung, der Dächer oderder Fassaden oder dem Austausch von Heizkesseln oder Anlagen zur Wärmeerzeugung.Die Regelung nimmt Bezug auf §§ 2, 4 und 6 bis 11 EEWärmeG sowie die Anlage(zu §§ 5 und 7) und erklärt diese Regelungen für entsprechend anwendbar.Die Hessische Regelung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> § 81 Abs. 2 Hessische Bauordnung (HBO).Danach können die Geme<strong>in</strong>den durch Satzung bestimmen, dass im Geme<strong>in</strong>degebietoder <strong>in</strong> Teilen davon die Verwendung bestimmter Brennstoffe untersagt wird oderbestimmte Heizungsarten vorgeschrieben werden, wenn dies nach den örtlichenVerhältnissen zur Vermeidung von Gefahren, Umweltbelastungen oder unzumutbarenNachteilen oder unzumutbaren Belästigungen oder aus Gründen des Wohls derAllgeme<strong>in</strong>heit zur rationellen Verwendung von Energie geboten ist; danach vorgeschriebeneHeizungsarten dürfen ke<strong>in</strong>e höheren Umweltbelastungen und ke<strong>in</strong>enhöheren Primärenergieverbrauch verursachen als ausgeschlossene Arten.Auf dieser Grundlage hat die Stadt Marburg e<strong>in</strong>e Satzung beschlossen, die für denFall der Änderung von bestehenden beheizten Gebäuden die Installation von Sonnenkollektorenmit e<strong>in</strong>er im E<strong>in</strong>zelnen def<strong>in</strong>ierten Größe vorschreibt. Die Verpflichtunggreift bei der vollständigen Ersetzung e<strong>in</strong>es Daches sowie unter bestimmtenVoraussetzungen auch bei der Änderung von Dächern von bestehenden beheiztenGebäuden. Sie greift zudem beim Austausch e<strong>in</strong>es Heizkessels oder der Umstellungder Heizungsanlage auf e<strong>in</strong>en anderen fossilen Energieträger. Muss die Heizungsanlagekurzfristig wegen e<strong>in</strong>es Defektes ausgetauscht werden, ist die Verpflichtung<strong>in</strong>nerhalb von 24 Monaten nach Austausch zu erfüllen.Solarsatzung der StadtMarburgDie Satzung enthält e<strong>in</strong>e Reihe von Regelungen, die mit Blick auf die Wahrung desVerhältnismäßigkeitspr<strong>in</strong>zips und unbeabsichtigte Auswirkungen <strong>in</strong>sbesondere aufden Denkmalschutz die Anforderungen abmildern oder aussetzen. Nachdem die Satzungzunächst durch das VG Gießen erst<strong>in</strong>stanzlich als rechtswidrig erachtet und dieAufsichtsbehörde die Genehmigung der Satzung verweigert hatte (Urteil v. 25.5.2010– 8 K 4071/08.GI), wurde im Herbst 2010 e<strong>in</strong>e die rechtlichen H<strong>in</strong>weise des Gerichtsaufgreifende modifizierte Fassung beschlossen und <strong>in</strong> Kraft gesetzt. Das Gericht hattezwar die Rechtsgrundlage h<strong>in</strong>sichtlich der Anforderungen im Falle der Änderungenan bestehenden Gebäuden als ausreichend und e<strong>in</strong>schlägig erachtet (Regelungen fürden Fall der Neuerrichtung s<strong>in</strong>d demgegenüber unzulässig; Kap. A2 2.3.6). UnterH<strong>in</strong>weis auf das Verhältnismäßigkeitsgebot kam es jedoch zu der Auffassung, dassÜbergangsregelungen großzügig zu bemessen seien, um den Satzungsunterworfenenzu ermöglichen, sich f<strong>in</strong>anziell und auch sonst auf die entsprechende Verpflichtunge<strong>in</strong>zustellen.Satzung der Universitätsstadt Marburg zur verb<strong>in</strong>dlichen Nutzung der Solarenergie <strong>in</strong> Gebäuden (Solarsatzung);Entwurf vom 24.8.2010, www.marburg.de/sixcms/media.php/20/Solarsatzung%2C%20Stand% 20beschlossen%2020.pdfInternettipp73


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung3.4.4 Stadtumbau- und Sanierungsmaßnahmen nach BauGBGrundstücksübergreifenderAnsatz nachEEWärmeGPotenzialflächen imRahmen des StadtumbausAuch und gerade für die Nutzung erneuerbarer Energien im Siedlungsbestand kommennicht nur gebäudebezogene Maßnahmen <strong>in</strong> Betracht. Vielmehr bieten sich gebietsbezogeneMaßnahmen wie die Umstellung auf Wärmeversorgung überdezentrale Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Koppelung an. Auch können je nachden örtlichen Verhältnissen zum Beispiel im Rahmen von Stadtumbaumaßnahmengebietsbezogene Anlagen zur Nutzung von Solar- oder Geothermie <strong>in</strong> Betracht kommen.Die Verlegung der erforderlichen Leitungen zur Wärmeversorgung erfordertohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en grundstücksübergreifenden Ansatz. § 6 EEWärmeG schafft für entsprechendeLeitungsrechte auf fremden Grundstücken e<strong>in</strong>e eigene Rechtsgrundlage.Als Instrumente zur Umsetzung kommen auch hier Sanierungsmaßnahmen nach§§ 136 ff. BauGB und Stadtumbaumaßnahmen nach §§ 171a ff. BauGB <strong>in</strong> Betracht.Die bei der Umsetzung dieser Maßnahmen erforderlichen <strong>in</strong>tegrierten Stadtentwicklungskonzeptebieten e<strong>in</strong>en geeigneten Ansatz auch zur Berücksichtigung von erneuerbarenEnergien zur Wärmeversorgung <strong>in</strong> den Gebieten. Auf die Ausführungen<strong>in</strong> Kap. A2 3.3.5 kann verwiesen werden.Vor allem bei komplexen Stadtumbaumaßnahmen <strong>in</strong> Regionen, die von starkemRückgang der Bevölkerungszahlen betroffen s<strong>in</strong>d, werden Wohnungsbestände <strong>in</strong> erheblichemUmfang zurückgebaut. Zudem hat der Strukturwandel <strong>in</strong> der Wirtschaft<strong>in</strong> regional unterschiedlichem Umfang Flächen freigesetzt. Diese Flächenpotenzialekönnen jedenfalls dann, wenn sie für e<strong>in</strong>e andere städtebauliche Nutzung <strong>in</strong> absehbarerZeit nicht mehr gebraucht werden, auch als Potenzialflächen für die Nutzungerneuerbarer Energien erschlossen werden.3.4.5 Eigentümerstandortgeme<strong>in</strong>schaftenFür die Umsetzung gebäude-, aber auch gebietsbezogener Maßnahmen kommt es<strong>in</strong> starkem Maße auf das Engagement der <strong>in</strong> dem jeweiligen Gebiet wohnenden undlebenden Menschen an. Dieses zu wecken und zu fördern, ist e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen<strong>in</strong> der Stadterneuerung und im Stadtumbau und gilt auch für die Ziele e<strong>in</strong>er klimagerechtenStadterneuerung. In diesem Zusammenhang wird vermehrt das Modellsogenannter Eigentümerstandortgeme<strong>in</strong>schaften diskutiert. Dabei handelt es sichum private Initiativen, die der Aufwertung des jeweiligen Quartiers dienen. SolcheInitiativen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere auch denkbar, um etwa e<strong>in</strong>e quartiersbezogene Nutzungerneuerbarer Energien zu erreichen. Im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldesdes Bundes<strong>in</strong>stituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zu Eigentümerstandortgeme<strong>in</strong>schaftenwerden tragfähige Ansätze für solche privaten Initiativen derStadterneuerung erprobt.Literatur- undInternettippsBundes<strong>in</strong>stitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung(BBR) (2009): Eigentümerstandortgeme<strong>in</strong>schaften im Stadtumbau, Forschungsfeld 37, ExWoSt-Informationen37/1 – 11/2009, Download: www.bbsr.bund.dewww.stadtentwicklung.berl<strong>in</strong>.de/bauen/baulueckenmanagement/<strong>in</strong>dex.shtml (BaulückenmanagementBerl<strong>in</strong>).www.stadtentwicklung.berl<strong>in</strong>.de/bauen/baugeme<strong>in</strong>schaft/ (Informationen für Baugeme<strong>in</strong>schaften undBaugruppen).74


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 24. Standortentwicklung für erneuerbare EnergienDie Standortentwicklung für erneuerbare Energien ist ebenfalls Aufgabe der Stadtplanung.Die Städte und Geme<strong>in</strong>den leisten dabei e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Beitrag zur Erreichungder klima- und energiepolitischen Zielsetzung, den Anteil erneuerbarerEnergien am Bruttostromverbrauch <strong>in</strong> Deutschland von 14 Prozent im Jahre 2007 auf30 Prozent bis zum Jahre 2020 zu erhöhen. Denn abgesehen von den Offshore-W<strong>in</strong>dparks und den der Fachplanung unterworfenen Anlagen wie <strong>in</strong>sbesondere Wasserkraftwerkes<strong>in</strong>d Anlagen zur Gew<strong>in</strong>nung und Nutzung erneuerbarer EnergienBodennutzungen, die dem Planungsvorbehalt der Geme<strong>in</strong>de unterliegen. Die Geme<strong>in</strong>denkönnen im Rahmen der Bauleitplanung die Zulässigkeit dieser Anlagenräumlich steuern. In vielen Fällen (<strong>in</strong>sbesondere bei der Errichtung von Solarparks undgroßen Biomasse-Anlagen) ist es zudem erforderlich, dass die Geme<strong>in</strong>de die Zulässigkeitdieser Anlagen durch die Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans erst eröffnet.Für die Geme<strong>in</strong>den stellen solche Vorhaben vor allem auch wichtige private Investitionendar, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen und das Gewerbesteueraufkommenund damit die E<strong>in</strong>nahmen der Geme<strong>in</strong>den erhöhen. Klimapolitische Ziele und dieZiele der kommunalen Wirtschaftsförderung treffen sich also. Gleichwohl s<strong>in</strong>d Anlagenzur Nutzung erneuerbarer Energien <strong>in</strong> der Bürgerschaft häufig nicht unumstritten,da Befürchtungen h<strong>in</strong>sichtlich nachteiliger Auswirkungen dieser Anlagenbestehen. Solche Auswirkungen hängen naturgemäß vom Anlagentyp und von denunterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten ab. Sie reichen von Immissionen (z.B.Schattenwurf, Diskoeffekte und Lärm bei W<strong>in</strong>dkraftanlagen, Gerüche, Verkehrslärmbei Biomasse-Anlagen, Blendeffekte bei Solarparks) über Verschlechterung des Landschaftsbildesund damit e<strong>in</strong>hergehenden Imageverlusten (z.B. <strong>in</strong> Tourismusregionen)bis h<strong>in</strong> zu nachteiligen Auswirkungen auf den Naturhaushalt (<strong>in</strong>sbesondere auf denArtenschutz).Stadtplanung leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag dazu, diese Konflikte zu erkennen unde<strong>in</strong>en angemessenen Interessenausgleich mit dem Ziel der Konfliktm<strong>in</strong>imierung zuleisten. Zu diesem Zweck bedient sich die Stadtplanung der Instrumente der Bauleitplanung.Daneben stehen ergänzend auch städtebauliche Verträge als Instrumentzur Verfügung. Durch e<strong>in</strong> transparentes offenes Verfahren kann die Akzeptanz derBevölkerung <strong>in</strong> Bezug auf das Vorhaben <strong>in</strong> der Regel verbessert werden.EnergiepolitischeZielsetzungNotwendigerInteressenausgleich durchBauleitplanung4.1 Gesetzlicher Zulässigkeitsrahmen im ÜberblickDer gesetzliche Zulässigkeitsrahmen ist für Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energienunterschiedlich gefasst. Grundsätzlich kommt es darauf an, wo das Vorhabenrealisiert wird:Im Außenbereich: Die Zulässigkeit beurteilt sich nach § 35 BauGB.Innerhalb e<strong>in</strong>es im Zusammenhang bebauten Ortsteils: Die Zulässigkeit beurteiltsich nach § 34 Abs. 1 bis 3a BauGB, wenn und soweit für das Gebiet ke<strong>in</strong> Bebauungsplanaufgestellt gilt.Im Geltungsbereich e<strong>in</strong>es Bebauungsplans: Die Zulässigkeit beurteilt sich nachden Festsetzungen des Bebauungsplans; bei nicht qualifizierten Bebauungspläneni.S.v. § 30 Abs. 1 BauGB ergänzend je nach Lage nach § 34 oder § 35 BauGB.Die wichtigste Fallgruppe betrifft die Entwicklung von Standorten im bisherigen Außenbereich.Aber auch <strong>in</strong>nerhalb von im Zusammenhang bebauten Ortsteilen gew<strong>in</strong>ntdie Nutzung erneuerbarer Energien e<strong>in</strong>e immer wichtigere Bedeutung, nicht75


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungnur weil nach dem EEWärmeG bei der Errichtung von Gebäuden regelmäßig e<strong>in</strong> bestimmterAnteil des Wärmebedarfs des Gebäudes durch erneuerbare Energien gedecktwerden muss.4.1.1 AußenbereichsvorhabenRechtsrahmen fürVorhaben imAußenbereichPrivilegiertzulässige AnlagenNicht privilegiertzulässige AnlagenStandortsteuerung durchFlächennutzungsplanungDie Schlüsselvorschrift für Vorhaben im Außenbereich ist § 35 BauGB. Die Vorschriftregelt den Zulässigkeitsrahmen für Vorhaben im Außenbereich und schützt diesengrundsätzlich vor Bebauung. Von diesem Grundsatz ausgenommen s<strong>in</strong>d nach Absatz2 Vorhaben, die öffentliche Belange nicht bee<strong>in</strong>trächtigen. Die <strong>in</strong> Absatz 1 derVorschrift aufgeführten Anlagen genießen e<strong>in</strong>e Privilegierung, da der Gesetzgeberfür diese Vorhaben davon ausgeht, dass sie typischerweise <strong>in</strong> den Außenbereich gehören.Zwar ist auch hier von Bedeutung, ob öffentliche Belange und <strong>in</strong>sbesonderedie <strong>in</strong> Absatz 3 der Vorschrift aufgeführten Belange von dem Vorhaben nachteiligberührt werden. Privilegierte Vorhaben s<strong>in</strong>d nach § 35 Abs. 1 BauGB aber erst dannunzulässig, wenn die berührten öffentlichen Belange dem Vorhaben entgegenstehen.Bei der Prüfung der Zulässigkeit ist im Rahmen e<strong>in</strong>er durch die Gerichte vollüberprüfbarennachvollziehenden Abwägung festzustellen, ob im E<strong>in</strong>zelfall die berührtenInteressen des Vorhabenträgers an der Realisierung des Vorhabens schwerer wiegenals der Schutz der berührten öffentlichen Belange. Jeder e<strong>in</strong>zelne der <strong>in</strong> § 35 Abs. 3Satz 1 BauGB beispielhaft genannten öffentlichen Belange ist unabhängig davon, ober durch andere noch verstärkt wird, für sich genommen geeignet, e<strong>in</strong>e Zulassungzu verh<strong>in</strong>dern. Für planerisches Ermessen verbleibt ke<strong>in</strong> Raum. E<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>trächtigunglässt sich auch nicht durch positive Auswirkungen auf andere öffentliche Belangekompensieren (BVerwG, Urt. v. 1.8.2002 – 4 C 5/01 –, Urt. v. 14.3.1975 – IV C 41.73).Für Vorhaben, die der Nutzung erneuerbarer Energien zu dienen bestimmt s<strong>in</strong>d, ergibtsich danach e<strong>in</strong> differenziertes Bild:Zulässig unter den erleichterten Voraussetzungen des § 35 Abs. 1 BauGB:Vorhaben zur Entwicklung und Nutzung von W<strong>in</strong>denergie, § 35 Abs.1 Nr. 5BauGBVorhaben zur Entwicklung und Nutzung von Wasserenergie, § 35 Abs.1 Nr. 5BauGBVorhaben zur energetischen Nutzung von Biomasse bis zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>stallierten elektrischenLeistung von 0,5 MW im Rahmen e<strong>in</strong>es land- oder forstwirtschaftlichenBetriebs oder e<strong>in</strong>es Tierhaltungsbetriebs, soweit dieser wegen se<strong>in</strong>er besonderenZweckbestimmung nur im Außenbereich durchgeführt werden kann (unter denim Gesetz genannten Voraussetzungen), § 35 Abs.1 Nr. 6 BauGBAnlagen zur Nutzung von Geothermie, soweit standortgebunden im Außenbereich,§ 35 Abs.1 Nr. 4 BauGBZulässig unter den normalen Voraussetzungen des § 35 Abs. 2 BauGB:Andere Vorhaben zur energetischen Nutzung von BiomasseNicht an bestimmte Standorte im Außenbereich gebundene Anlagen zur Nutzungvon GeothermieSolarparks und Solaranlagen (Ausnahme: mitgezogene Anlagen z.B. auf Hausdächern)H<strong>in</strong>sichtlich der nach § 35 Abs. 1 BauGB privilegierten Vorhaben kann die Geme<strong>in</strong>dedurch Darstellung von Flächen für entsprechende Vorhaben E<strong>in</strong>fluss auf deren Zulässigkeitim Außenbereich nehmen. Aus § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ergibt sich, dassentsprechenden Vorhaben außerhalb der für diese Vorhaben im Flächennutzungs-76


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2plan dargestellten Flächen regelmäßig unzulässig s<strong>in</strong>d, weil die positive Flächenausweisung<strong>in</strong> der Regel als entgegenstehender öffentlicher Belang zu werten ist. Diegleiche Wirkung entfalten Raumordnungspläne, wenn diese Eignungsflächen für solcheprivilegierten Außenbereichsvorhaben als Ziel der Raumordnung festlegen.Diese planerische Steuerungsmöglichkeit hat bislang vor allem für W<strong>in</strong>denergieanlagene<strong>in</strong>e große praktische Bedeutung, da auf diese Weise e<strong>in</strong> sich aus den örtlichenGegebenheiten abgeleiteter Ausgleich der berührten öffentlichen Belange möglichwird. Nur so lassen sich die Erfordernisse des Naturschutzes und der Landschaftsbildpflege,des Immissionsschutzes, der Tourismuswirtschaft und anderer Interessenangemessen berücksichtigen. Planung wird auf diese Weise auch zur unverzichtbarenVoraussetzung für e<strong>in</strong>e ausreichende Akzeptanz entsprechender Vorhaben <strong>in</strong>der Bevölkerung.Ist e<strong>in</strong> Außenbereichsvorhaben nach § 35 BauGB unzulässig, kann se<strong>in</strong>e Zulässigkeitnur durch Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans erreicht werden. Soweit der Grund fürdie Unzulässigkeit <strong>in</strong> entgegenstehenden Darstellungen des Flächennutzungsplansliegt, kann auch e<strong>in</strong>e Änderung des Flächennutzungsplans ausreichen, um die planungsrechtlichenVoraussetzungen für die Realisierung des Vorhabens zu schaffen.Planungserfordernis alsZulässigkeitshürde4.1.2 Vorhaben im unbeplanten InnenbereichE<strong>in</strong> Vorhaben zur Nutzung erneuerbarer Energien ist nach § 34 Abs. 1 BauGB <strong>in</strong>nerhalbvon im Zusammenhang bebauten Ortsteilen zulässig, wenn es sich nach Artund Maß der baulichen Nutzung der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbautwerden soll, <strong>in</strong> die Eigenart der näheren Umgebung e<strong>in</strong>fügt. H<strong>in</strong>sichtlich derArt der baulichen Nutzung ist auch § 34 Abs. 2 BauGB zu beachten, soweit die Eigenartder näheren Umgebung nach Zweckbestimmung und Nutzungsgefüge e<strong>in</strong>emder <strong>in</strong> der BauNVO geregelten Baugebiete entspricht.Rechtsrahmen fürVorhaben im InnenbereichDie Zulässigkeit von Vorhaben zur Nutzung erneuerbarer Energien beurteilt sichnach den allgeme<strong>in</strong>en Regeln, also nach § 34 Abs.1 und 2 BauGB. H<strong>in</strong>sichtlich derArt der Nutzung wird es sich <strong>in</strong>soweit typischerweise um e<strong>in</strong>e gewerbliche Nutzunghandeln, soweit es sich um e<strong>in</strong>e Anlage handelt, die nicht lediglich der Wärmeversorgungdes Gebäudes dient, da die Erzeugung von elektrischer Energie und derenE<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Netz mit Gew<strong>in</strong>nerzielungsabsicht erfolgt und deshalb planungsrechtlichals Gewerbebetrieb e<strong>in</strong>zustufen ist. Dies gilt z.B. für Photovoltaikanlagenauf Dächern, aber auch für Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen auf Baugrundstücken oder auf Gebäuden,die nach dem EEG Strom e<strong>in</strong>speisen. Soweit nach § 34 Abs. 2 BauGB dieBauNVO zu Anwendung kommt, ist deshalb entscheidend, ob <strong>in</strong> dem Baugebietnach den Bestimmungen der BauNVO Gewerbebetriebe generell oder zum<strong>in</strong>destausnahmsweise zulässig s<strong>in</strong>d. Zudem ist das Rücksichtnahmegebot zu beachten. Danachist das Vorhaben auch dann unzulässig, wenn von ihm Belästigungen oder Störungenausgehen, die nach der Eigenart des Baugebiets im Baugebiet selbst oder <strong>in</strong>dessen Umgebung unzumutbar s<strong>in</strong>d.Liegt ke<strong>in</strong>e Prägung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Baugebiets der BauNVO vor, beurteilt sich dieEigenart der näheren Umgebung danach, ob diese auch durch dem geplanten Vorhabenentsprechende Vorhaben geprägt ist. Im E<strong>in</strong>zelfall kann e<strong>in</strong> Vorhaben auchdann zulässig se<strong>in</strong>, wenn <strong>in</strong> der näheren Umgebung ke<strong>in</strong> entsprechendes Vorbildvorhanden ist. E<strong>in</strong> den vorhandenen Rahmen sprengendes Vorhaben kann ausnahmsweisezulässig se<strong>in</strong>, wenn es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em harmonischen Verhältnis zu der vor-77


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanunghandenen Bebauung steht (BVerwG Urt. v. 26.5.1978, BVerwGE 55, S. 369) unddurch das Überschreiten des Rahmens ke<strong>in</strong>e bodenrechtlich beachtlichen, ausgleichsbedürftigenSpannungen entstehen bzw. bestehende Spannungen dieser Artnicht erhöht (BVerwG Urt. v. 15.12.1994, NVwZ 1995, S. 698).4.1.3 Vorhaben im Geltungsbereich e<strong>in</strong>es BebauungsplansRechtsrahmenBebauungsplanDie Zulässigkeit beurteilt sich bei qualifizierten Bebauungsplänen im S<strong>in</strong>ne von § 30Abs. 1 BauGB nach den Festsetzungen des Bebauungsplans. H<strong>in</strong>sichtlich der Art derNutzung gilt das oben <strong>in</strong> Bezug auf die Anwendung der BauNVO Ausgeführte entsprechend.Bei kle<strong>in</strong>eren Anlagen kann sich die Zulässigkeit auch aus § 14 BauNVOergeben, wenn es sich um e<strong>in</strong>e Anlage handelt, die dem Nutzungszweck des jeweiligenGrundstücks oder dem Baugebiet <strong>in</strong>sgesamt dient. Nach § 14 Abs. 2 BauNVOgehören hierzu auch die der Versorgung des Baugebiets mit Elektrizität und Wärmedienenden Nebenanlagen. Diese können als Ausnahme auch zugelassen werden,soweit im Bebauungsplan ke<strong>in</strong>e besonderen Flächen hierfür festgesetzt wurden.Die Aufstellung von Bebauungsplänen kann auch für die Erhöhung des Anteils erneuerbarerEnergien an der Energieversorgung wichtig se<strong>in</strong>. Durch entsprechendeFestsetzungen werden die Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energiengeschaffen. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d etwa Flächen für die Nutzung von Erdwärme aufden Baugrundstücken oder <strong>in</strong> Baugebieten, Vorkehrungen für die Nutzung von Solarenergiean Gebäuden, Flächenbereitstellung für quartiersbezogene Nutzung erneuerbarerEnergien sowie Flächenbereitstellung für die Energiewirtschaft, etwaW<strong>in</strong>dparks, Anlagen zur Energiegew<strong>in</strong>nung aus Biomasse oder Solarparks.Anteil der W<strong>in</strong>denergie ander Stromerzeugung4.2 Errichtung und Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagenDie Stromproduktion aus W<strong>in</strong>denergieanlagen (WEA) zählt heute schon zu denwirtschaftlichsten Formen der Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Im Jahre 2007hatte die W<strong>in</strong>denergie e<strong>in</strong>en Anteil von 45,7 Prozent bezogen auf den Gesamtbeitragerneuerbarer Energien an der Stromerzeugung. Zwar ist seit 2003 e<strong>in</strong> rückläufigerTrend bei den Neuerrichtungen von W<strong>in</strong>denergieanlagen zu erkennen( Abbildung 4). Die Zahl der noch unbebauten, für die W<strong>in</strong>denergie ausgewiesenenoder für e<strong>in</strong>e entsprechende Nutzung geeigneten Gebiete oder Teilflächen, <strong>in</strong> denenneue W<strong>in</strong>denergieanlagen wirtschaftlich betrieben werden können, nimmt weiterab. Viele der ausgewiesenen W<strong>in</strong>denergiegebiete werden bereits vollständig genutzt.Im Bereich der W<strong>in</strong>denergie werden deshalb Wachstumsimpulse vor allem im Bereichder Offshore-Anlagen und durch das Ersetzen von Altanlagen durch leistungsstärkereneue Anlagen (Repower<strong>in</strong>g) erwartet. Gewisse Impulse können auch vonKle<strong>in</strong>energieanlagen ausgehen. Aber auch die Planung von neuen Anlagen bleibt <strong>in</strong>vielen Regionen e<strong>in</strong>e Aufgabe.78


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Abbildung 4:Entwicklung des W<strong>in</strong>denergieausbaus<strong>in</strong> Deutschland– jährlich neu errichteteWEA und neu <strong>in</strong>stallierteW<strong>in</strong>dleistungQuelle:DEWI GmbH 2010.Die Errichtung von W<strong>in</strong>denergieanlagen kann im konkreten E<strong>in</strong>zelfall bei der ortsansässigenBevölkerung erhebliche Konflikte und Widerstände auslösen. Durch e<strong>in</strong>etransparente und offene Gestaltung des Verfahrens zur Realisierung des Vorhabenssollte von vornhere<strong>in</strong> versucht werden, Misstrauen und Widerstände erst gar nichtentstehen zu lassen. Hierzu gehört auch die Bereitschaft, auf Nutzungskonflikte konstruktivim S<strong>in</strong>ne von Konfliktlösung zu reagieren. Die Planungsverfahren solltendaher möglichst transparent und offen gestaltet werden. Generell gilt: je mehr Transparenz,aktive Mitwirkungsmöglichkeiten und Beteiligung am Ertrag desto mehr Vertrauen.Die Beteiligung der Öffentlichkeit und <strong>in</strong>sbesondere der Betroffenen kannjenseits der gesetzlichen M<strong>in</strong>destanforderungen nach § 3 BauGB unterschiedlichausgestaltet werden.Umgang mit Konfliktenund WiderständenAkzeptanzfördernde Instrumente (DStGB 2009, S. 46, ger<strong>in</strong>gfügig geändert):Bürgergespräche oder -versammlungen,moderierte Workshops,Visualisierungen der Landschaftsgestaltung mit W<strong>in</strong>denergieanlagen undMediationsverfahren, soweit Interessenkonflikte bestehen. .Diskutiert werden auch weitergehende Modelle der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der ortsansässigenBürger. Diese basieren auf dem Gedanken, die Bürger an den wirtschaftlichen Erträgenaus der Anlage unmittelbar teilhaben zu lassen (Ertrags- bzw. Gew<strong>in</strong>nbeteiligung).Auf diese Weise ist es möglich, den Betrieb von W<strong>in</strong>denergieanlagen auf e<strong>in</strong>ebreite örtliche Basis zu stellen. Es kann sich anbieten, e<strong>in</strong>en solchen „Bürgerw<strong>in</strong>dpark“auch aus Anlass des Repower<strong>in</strong>g erstmals e<strong>in</strong>zurichten (DStGB 2009, S. 46 f.).Modell „Bürgerw<strong>in</strong>dpark“Vogel, Michael (2005): Akzeptanz von W<strong>in</strong>dparks <strong>in</strong> touristisch bedeutsamen Geme<strong>in</strong>den der deutschenNordseeküstenregion, Bremerhaven (Institut für Maritimen Tourismus der Hochschule Bremerhaven).Literaturtipp79


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung4.2.1 Zulässigkeit im AußenbereichNach § 35 Abs. 1 Nr. 5 gehören Anlagen, die der Erforschung, Entwicklung oder Nutzungder W<strong>in</strong>d- oder Wasserenergie dienen, zu den privilegierten Vorhaben im Außenbereich.Dies gilt auch für das Ersetzen alter Anlagen durch neue, leistungsstärkereAnlagen.Vorbehalt entgegenstehenderDarstellungenim FlächennutzungsplanDer Gesetzgeber hat mit der Privilegierung von W<strong>in</strong>denergieanlagen gleichzeitige<strong>in</strong> Instrument zur räumlichen Steuerung dieser Anlagen auf der Ebene des Flächennutzungsplanse<strong>in</strong>geführt und damit dem Umstand Rechnung getragen, dass durche<strong>in</strong>e ungesteuerte und massenhafte Errichtung solcher Anlagen erhebliche negativestädtebauliche Auswirkungen auftreten können. Die Darstellung von Flächen fürW<strong>in</strong>denergieanlagen im Flächennutzungsplan hat nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB<strong>in</strong> der Regel die Wirkung entgegenstehender öffentlicher Belange für Vorhaben außerhalbder dargestellten Flächen. H<strong>in</strong>sichtlich ihrer Wirkung als entgegenstehenderöffentlicher Belang ist die Festlegung von Eignungsflächen als Ziel der Raumordnung<strong>in</strong> Raumordnungsplänen der Flächendarstellung im Flächennutzungsplan gleichgestellt.4.2.2 Standortplanung im FlächennutzungsplanDer Flächennutzungsplanung kommt für die Festlegung geeigneter Standorte fürW<strong>in</strong>denergieanlagen e<strong>in</strong>e große praktische Bedeutung zu. Denn die Darstellung vonEignungsflächen für diese Vorhaben schafft Planungs- und Investitionssicherheit. Zugleichkann durch die vorausschauende, auf das gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet bezogenePlanung auf die berührten öffentlichen Belange, also <strong>in</strong>sbesondere auf den Schutzdes Landschaftsbildes, den Naturschutz, den Nachbarschutz (Lärm, Schattenwurf,Diskoeffekt) und den Fremdenverkehr, Rücksicht genommen werden. Die Standortfestlegungberücksichtigt also nicht nur die Faktoren e<strong>in</strong>es effizienten Betriebs derAnlagen (W<strong>in</strong>dhöffigkeit, gute Erschließung, gute Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong> Stromnetz), sondernauch das Ziel, die genannten öffentlichen Belange möglichst wenig zu bee<strong>in</strong>trächtigen.Bei der Standortfestlegung kommen also sowohl positive wie negativeKriterien zum Tragen. Diese dienen der transparenten und fachlich nachvollziehbarenBewertung von Standorten.SchlüssigesPlanungskonzepterforderlichErforderlich für e<strong>in</strong>e Steuerung ist e<strong>in</strong> schlüssiges Planungskonzept, das auf das gesamteGeme<strong>in</strong>degebiet bezogen se<strong>in</strong> muss (BVerwG, Urt. v. 17.12.2002 – 4 C 15/01).Mit Blick auf die von § 35 Abs. 3 BauGB ausgehende Ausschlusswirkung der Darstellungvon Eignungs- bzw. Konzentrationsflächen reicht e<strong>in</strong>e teilräumliche Planungnicht aus.Die Eignungsflächen können im Flächennutzungsplan als „Vorrangflächen für W<strong>in</strong>dkraftanlagen“dargestellt werden. Dabei wird es sich <strong>in</strong> der Regel als erforderlich erweisen,diese als überlagernde Darstellung zu fassen, da unter der W<strong>in</strong>denergienutzunghäufig e<strong>in</strong>e andere Nutzung möglich bleibt (z.B. landwirtschaftliche Nutzung oder dieNutzung als Industriegebiet).Zudem wird aus Gründen der Landschaftsbildschonung häufig auch die Festlegungder maximalen Höhe abzuwägen sei. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs die abnehmende Wirtschaftlichkeitund damit ger<strong>in</strong>gere Effizienz kle<strong>in</strong>erer Anlagen zu berücksichtigen.80


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Kriterien für die Ausweisung von Konzentrationszonen für W<strong>in</strong>denergieanlagenW<strong>in</strong>dpotenzial/W<strong>in</strong>dhöffigkeit:Die W<strong>in</strong>dhöffigkeit ist der entscheidende Faktor bei der Frage, ob e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>dpark wirtschaftlich undim S<strong>in</strong>ne des <strong>Klimaschutz</strong>es effektiv betrieben werden kann. Die W<strong>in</strong>dhöffigkeit ergibt sich ausdem durchschnittlichen W<strong>in</strong>daufkommen, das abhängig ist von W<strong>in</strong>drichtung und Oberflächenprofil.Für e<strong>in</strong>en wirtschaftlich tragbaren W<strong>in</strong>dpark wird i.d.R. e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dhöffigkeit von m<strong>in</strong>destens5 m/s vorausgesetzt (gemessen <strong>in</strong> 30 m Höhe).Ergänzungs-/Arrondierungsmöglichkeiten:Besteht die Möglichkeit, W<strong>in</strong>denergieanlagen an vorhandenen Standorten ergänzend h<strong>in</strong>zuzufügen?Potenzial für Repower<strong>in</strong>g:Können alte W<strong>in</strong>denergieanlagen durch neue, leistungsstärkere ersetzt werden ( Kap. A2 4.2.5)?Netzanschluss:Kann der Anschluss zur E<strong>in</strong>speisung des erzeugten Stroms <strong>in</strong> das Netz mit vertretbarem Aufwanderfolgen? Diesbezüglich ist die Abstimmung mit den örtlichen Netzbetreibern erforderlich.Immissionsschutz:Werden die nach dem Immissionsschutzrecht erforderlichen Abstände h<strong>in</strong>sichtlich der Lärmentwicklungund des Schattenwurfes e<strong>in</strong>gehalten? Diesbezüglich s<strong>in</strong>d Abstandserlasse bzw. Empfehlungender Länder zu beachten.Naturschutz:Würde der W<strong>in</strong>dpark Lebensräume von geschützten Arten (<strong>in</strong>sbesondere Vogelarten) erheblichbee<strong>in</strong>trächtigen? Können solche Bee<strong>in</strong>trächtigungen vermieden werden?Landschaftsbild:Die Veränderungen des Landschaftsbildes bei Errichtung der W<strong>in</strong>denergieanlagen müssen erfasstund bewertet werden. Gerade <strong>in</strong> sensiblen landschaftlichen Situationen empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Computersimulation.Dies gilt umso mehr, wenn zugleich die Interessen des Fremdenverkehrs zu berücksichtigens<strong>in</strong>d.Vorrangige Berücksichtigung von bereits belasteten Standorten:Können die Eignungsflächen bereits vorhandenen technischen Anlagen wie Industrieanlagen,Schornste<strong>in</strong>e, Sendemaste zugeordnet werden und auf diese Weise die Bee<strong>in</strong>trächtigen des Landschaftsbildesger<strong>in</strong>g gehalten werden?Quelle:Difu.ChecklisteMitschang, Stephan (2003): Standortkonzeption für W<strong>in</strong>dkraft auf örtlicher Ebene, <strong>in</strong>: ZfBR 2003,S. 431 ff.Literaturtipp81


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungPraxis-BeispielTabelle 3:Katalog der Kriterien <strong>in</strong>den untersuchten PrüfkomplexenQuelle:www.o-sp.de/ahaus/pdf/erlaeuterungsbericht.pdfAuszug aus dem Erläuterungsbericht zur 17. Änderung des Flächennutzungsplans –Flächen für W<strong>in</strong>denergieanlagen – der Stadt AhausRaumnutzung Schutzzone Kriterium AnwendungNaturhaushaltNaturschutzgebiet 200 m / 500 m A IBereiche für den Schutz der Natur - A IWald 35 m A INaturdenkmal - A Igeschützter Landschaftsbestandteil - A Igesetzlich geschütztes Biotop - A Inaturschutzwürdiges Biotop nach Biotopkataster NRW - A ILandschaftsschutzgebiet, Bereiche für den Schutz der - B II, IIILandschaftsonstiges Biotop nach Biotopkataster NRW - B IIBebauungWohnbaufläche, gemischte Baufläche nach FNP, Wohnsiedlungsbereich500 m A Inach GEPgewerbliche Baufläche nach FNP, Gewerbe- und Industrieansiedlungsbereich- A Inach GEPFläche für den Geme<strong>in</strong>bedarf mit Krankenhaus, Altenheim500 m A Inach FNPE<strong>in</strong>zelhäuser, Siedlungssplitter 200 m A IErholungGrünfläche nach FNP - A IGolfanlage - A IErholungsbereich nach GEP - B IIVerkehrBundesstraße, Landesstraße, Kreisstraße und örtliche 50 m A IHauptverkehrsstraßeBahnl<strong>in</strong>ie 50 m A IVersorgungElektrofreileitung ab 30 kV 50 m A IRichtfunkstrecke 35 m A Ioberflächennahe Lagerstätte - A IWasserschutzgebiet (Schutzzone I, II) - ILandschaftsbildLandschaftsbild E<strong>in</strong>zelfall B, G II, IIINetzanschlußmöglichkeiträumliche Nähe des Netzanschlusses / Aufnahmekapazität- G IIW<strong>in</strong>dhöffigkeit G IIKriterien: A AbschlusskriteriumB AbwägungskriteriumC GunstkriteriumAnwendung: I Abgrenzung potentieller WEA-StandorteII Bewertung von VorranggebietenIII Ermittlung von Vorrangflächen und Standortempfehlungen82


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Darstellung von W<strong>in</strong>dkonzentrationszonen im Flächennutzungsplan BocholtPraxis-Beispiel83


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung4.2.3 Standortplanung durch BebauungsplanGründe für dieStandortplanung durchBebauungsplanDie Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans kann erforderlich se<strong>in</strong>, wenn die Steuerungdurch Standortfestlegung im Flächennutzungsplan und die immissionsschutzrechtlicheÜberprüfung im Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG als nicht ausreichendersche<strong>in</strong>en, um die von der Geme<strong>in</strong>de verfolgten städtebauliche Ziele zuerreichen, <strong>in</strong>sbesondere auch um die durch das Vorhaben aufgeworfenen Nutzungskonflikteangemessen zu lösen. Die Gründe, die e<strong>in</strong>e Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplanserforderlich machen können, s<strong>in</strong>d vielfältig. Unter anderem kommen zumBeispiel folgende Gründe <strong>in</strong> Betracht:Die Höhe der Anlagen soll geregelt werden, soweit diese im Flächennutzungsplannicht dargestellt wurde bzw. vom Flächennutzungsplan abgewichen werden soll.Die Lage der e<strong>in</strong>zelnen Anlagen soll präziser vorgegeben werden als im Flächennutzungsplan(Freihaltung von Bereichen, Schaffung ausreichender Abstände).H<strong>in</strong>sichtlich der Erschließung und der Realisierung von Nebenanlagen bedarf ese<strong>in</strong>er planerischen Koord<strong>in</strong>ation und Steuerung durch Festsetzung.Die Auswirkungen auf Natur- und Landschaft sollen im Rahmen e<strong>in</strong>es Planungsverfahrensaufbereitet werden und Ausgleich und Vermeidung auf der Grundlagee<strong>in</strong>er planerischen Konzeption erfolgen.Das Planungsverfahren soll e<strong>in</strong>e breite Beteiligung der Öffentlichkeit ermöglichen,um die Akzeptanz des Vorhabens zu erhöhen.Im Fall des Repower<strong>in</strong>gs sollen die Neuordnung der Standorte und die Koppelungan den Rückbau von Altanlagen planungsrechtlich gesichert werden.ChecklistePlanung von W<strong>in</strong>denergieanlagen im BebauungsplanBetriebsgeräusche TA LärmSchattenwurfBeurteilungsgrundlageWEA-Schattenwurf-H<strong>in</strong>weiseKonsequenzenSchallimmissionsprognoseFestlegung entsprechender Abstände und technischerAnforderungenAbschaltautomatik bei Überschreitung der ObergrenzenTurbulenzenLuftverkehrAVV Kennzeichnung vonLuftfahrth<strong>in</strong>dernissenZulassung bestimmter Anlagenhöhen mit Blick aufW<strong>in</strong>dertrag und Vermeidung von TurbulenzenKennzeichnungspflichtNachtbefeuerungLichtimmissionen HIWUS-Studie 2008 Vermeidung von Disko-Effekten durch NachtbefeuerungDiese Aufzählung ist nur beispielhaft und ke<strong>in</strong>esfalls abschließend. Die städtebaulichenGründe s<strong>in</strong>d von den Bed<strong>in</strong>gungen vor Ort im E<strong>in</strong>zelfall und von den städtebaulichenZielsetzungen, die die Geme<strong>in</strong>de Kraft ihrer Planungshoheit verfolgt,abhängig.84


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift (AVV) zur Kennzeichnung von Luftfahrth<strong>in</strong>dernissen, Download u.a.unter www.verwaltungsvorschriften-im-<strong>in</strong>ternet.de/bsvwvbund_08052007_ LS1061811351.htm (Zugriff:24.9.2010).Bundesverband W<strong>in</strong>dEnergie e.V. (Hrsg.) (o.J.): Handlungsempfehlung für die Kennzeichnung von W<strong>in</strong>denergieanlagen,abgestimmt auf der Sitzung des AK-Kennzeichnung des BWE am 6.11.2007 <strong>in</strong> Hannover,Download u.a. unter www.w<strong>in</strong>d-energie.de/fileadm<strong>in</strong>/dokumente/Themen_A-Z/Kennzeichnung/handlungsempfehlung_kennzeichnung.pdf (Zugriff: 24.9.2010).HIWUS-Studie (2008): Entwicklung e<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>dernisbefeuerungskonzeptes zur M<strong>in</strong>imierung der Lichtemissionan On- und Offshore-W<strong>in</strong>denergieparks und -anlagen unter besonderer Berücksichtigung derVere<strong>in</strong>barkeit der Aspekte Umweltverträglichkeit sowie Sicherheit des Luft- und Seeverkehrs, Studie imAuftrag des Bundesverbandes W<strong>in</strong>denergie e.V. (BWE).Länderarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Immissionsschutz (LAI) (2002): H<strong>in</strong>weise zur Ermittlung und Beurteilung deroptischen Immissionen von W<strong>in</strong>denergieanlagen (WEA-Schattenwurf-H<strong>in</strong>weise), verabschiedet auf der103. Sitzung des Länderausschusses für Immissionsschutz (LAI), 6.-8.5.2002, Download u.a. unterwww.bauen-wohnen.sachsen.de/download/SMI/Anlage_3_LAI-H<strong>in</strong>weise_Schattenwurf.pdf (Zugriff:24.9.2010).Literatur- undInternettipps4.2.4 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche VerträgeIn städtebaulichen Verträgen können grundsätzlich ergänzende Regelung getroffenwerden. Zu denken ist hierbei vor allem an solche Vere<strong>in</strong>barungen,die der Vorbereitung und Umsetzung e<strong>in</strong>es geplanten Vorhabens dienen, also<strong>in</strong>sbesondere die Erarbeitung der notwendigen grundlegenden Gutachten, dieErarbeitung des Flächennutzungsplans bzw. des Bebauungsplans,die die Ziele der Bauleitplanung sichern, z.B. h<strong>in</strong>sichtlich bestimmter technischerAnforderungen, Betriebsabläufe, Ausgleichs- und Vermeidungsmaßnahmen etc.die die F<strong>in</strong>anzierung der durch das geplante Vorhaben veranlassten Aufwendungender Geme<strong>in</strong>de regeln.4.2.5 Sonderaspekte bei Repower<strong>in</strong>gUnter Repower<strong>in</strong>g wird das Ersetzen bestehender älterer W<strong>in</strong>denergieanlagen durchneue leistungsstarke W<strong>in</strong>denergieanlagen verstanden. Hierdurch kann der Energieertragerheblich gesteigert werden, was für den Betreiber zu e<strong>in</strong>er Verbesserung deswirtschaftlichen Ergebnisses führt. Gleichzeitig kann der Beitrag der Geme<strong>in</strong>de zurStromerzeugung aus erneuerbaren Energien erheblich gesteigert werden. W<strong>in</strong>denergieanlagender 2- bis 3-MW-Klasse können etwa das Fünffache des Jahresenergieertragse<strong>in</strong>er 600-kW-Anlage erzeugen.In Betracht kommen unterschiedliche Fallgestaltungen:E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelanlage wird abgebaut und am selben Standort wieder aufgebaut.E<strong>in</strong>zelne oder sämtliche Anlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dpark werden abgebaut und aufder zuvor bereits genutzten Fläche durch neue W<strong>in</strong>denergieanlagen ersetzt.E<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedener E<strong>in</strong>zelanlagen wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region (zum Beispiel Geme<strong>in</strong>de,Landkreis oder angrenzende Landkreise) abgebaut und durch neueW<strong>in</strong>denergieanlagen an wenigen E<strong>in</strong>zelstandorten ersetzt.E<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedener E<strong>in</strong>zelanlagen wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region (zum Beispiel Geme<strong>in</strong>de,Landkreis oder angrenzende Landkreise) abgebaut und ersetzt durchneue W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neu ausgewiesenen Gebiet.E<strong>in</strong>zelne oder sämtliche Altanlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>dpark werden auf der bereitsgenutzten Fläche durch neue W<strong>in</strong>denergieanlagen ersetzt; zusätzlich erfolgt e<strong>in</strong>eFallkonstellationenbeim Repower<strong>in</strong>g85


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungErweiterung der ausgewiesenen Fläche, um bestehende E<strong>in</strong>zelanlagen durch moderneAnlagen zu ersetzen.Repower<strong>in</strong>g eröffnet auch die Chance, zurückliegende Fehlentwicklungen bei derräumlichen Verteilung der W<strong>in</strong>danlagen zu bere<strong>in</strong>igen. Neue Anlagen weisen zudemdeutliche Verbesserungen im Bereich Lärmschutz auf und haben e<strong>in</strong>en reduziertenSchattenwurf.Vergütung nach EEGBewerungskriterienfür das Repower<strong>in</strong>gRechtsrahmen wie beiNeuanlagenFestsetzungsbeispielDie Vergütung des erzeugten Stroms erfolgt gemäß den Bestimmungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes(EEG). In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, dassdie seit 1.1.2009 geltende Fassung des EEG e<strong>in</strong>en besonderen Anreiz für das Repower<strong>in</strong>gvon W<strong>in</strong>denergieanlagen schafft, die bereits seit m<strong>in</strong>destens zehn Jahren <strong>in</strong>Betrieb s<strong>in</strong>d (§ 30 EEG). Die Anfangsvergütung für die E<strong>in</strong>speisung wird um 0,5 Centpro Kilowattstunde erhöht, wenn die Leistung m<strong>in</strong>destens das Zweifache und maximaldas Fünffache der ersetzten Anlagen beträgt.Wichtige Bewertungskriterien für das Repower<strong>in</strong>g aus Betreibersicht (DStGB 2009,S. 32):der Gesamtzustand des Altanlagenbestandes (Aufwand für Wartung und Instandhaltung),die F<strong>in</strong>anzierungssituation (Restlaufzeit der Kredite für die Altanlagen, F<strong>in</strong>anzierbarkeitdes Repower<strong>in</strong>g),die Entwicklung der Vergütungszahlungen gemäß EEG (s.o.),die Verfügbarkeit e<strong>in</strong>es planungsrechtlich gesicherten W<strong>in</strong>denergiestandorts mitausreichenden W<strong>in</strong>dbed<strong>in</strong>gungen und e<strong>in</strong>em geeigneten Flächenzuschnitt,die Eignung des Standorts für e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen Betrieb moderner Anlagen(Netzanschlussmöglichkeiten, eventuelle Höhenbeschränkungen),der Restwert der Altanlagen und die Möglichkeit e<strong>in</strong>es Verkaufs (Zweitmarkt).Die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Inbetriebnahme e<strong>in</strong>er neuen W<strong>in</strong>denergieanlageals Ersatz für e<strong>in</strong>e Altanlage entsprechen der bei Errichtung e<strong>in</strong>er Neuanlage.W<strong>in</strong>denergieanlagen mit mehr als 50 m Gesamthöhe bedürfen auch alsRepower<strong>in</strong>g-Projekt e<strong>in</strong>er Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz.Auch der Maßstab für die planungsrechtliche Zulässigkeit entspricht dem für dieNeuerrichtung von W<strong>in</strong>denergieanlagen. Die Besonderheit besteht dar<strong>in</strong>, dass B<strong>in</strong>dungen<strong>in</strong> Bezug auf die Koppelung von Rückbau der Altanlage und Ersatzneubaurechtlich fixiert werden müssen.Diese Kopplung an den Rückbau e<strong>in</strong>er oder mehrerer Altanlagen kann durch Festsetzungim Bebauungsplan oder durch Vere<strong>in</strong>barung im Rahmen e<strong>in</strong>es städtebaulichenVertrags erfolgen.Grundlage e<strong>in</strong>er entsprechenden B<strong>in</strong>dung im Bebauungsplan ist § 9 Abs. 2 Satz 1Nr. 2 BauGB. Danach kann unter anderem geregelt werden, dass die Errichtung derneuen leistungsstärkeren W<strong>in</strong>denergieanlagen erst zulässig wird, wenn bestimmteAltanlagen stillgelegt und beseitigt s<strong>in</strong>d (aufschiebende Bed<strong>in</strong>gungen). Die Festsetzungkönnte z.B. wie folgt gefasst werden:„Die im Bebauungsplan festgesetzten W<strong>in</strong>denergieanlagen s<strong>in</strong>d nur unter der Bed<strong>in</strong>gungzulässig, dass die Altanlagen ... (diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Festsetzung nach Lage,Ort und Anzahl genau zu bezeichnen) stillgelegt und beseitigt s<strong>in</strong>d.“Auch e<strong>in</strong>e schrittweise Umsetzung kann durch Festsetzung geregelt werden, wennz.B. die Zulässigkeit für jeweils e<strong>in</strong>e neue W<strong>in</strong>denergieanlage <strong>in</strong> Abhängigkeit vom86


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Rückbau e<strong>in</strong>er oder e<strong>in</strong>er bestimmten Anzahl der genau zu bezeichnenden Altanlagengesetzt wird.Die für den Rückbau vorgesehenen Altanlagen müssen nicht im Geltungsbereichdes Bebauungsplans liegen. Der Bebauungsplan trifft ke<strong>in</strong>e Aussage zur Zulässigkeitdieser Altanlagen, sondern nimmt deren Rückbau lediglich als Bed<strong>in</strong>gung für dieFestsetzungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geltungsbereich <strong>in</strong> Bezug. Deshalb können auch Altanlagen<strong>in</strong> die Planung e<strong>in</strong>bezogen werden, die <strong>in</strong> benachbarten Geme<strong>in</strong>den liegen.Dabei können die Belange der Nachbargeme<strong>in</strong>de berührt se<strong>in</strong>, so dass der geme<strong>in</strong>denachbarlichenAbstimmung dann e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung zukommt.Die planungsrechtliche Absicherung des Repower<strong>in</strong>g kann auch auf der Grundlagee<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation von Flächennutzungsplanung und städtebaulichem Vertrag erreichtwerden. Diese Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeit bietet sich an, wenne<strong>in</strong> konkretes Investitionsbegehren für e<strong>in</strong>e neue Anlage an die Geme<strong>in</strong>de herangetragenwird und die Geme<strong>in</strong>de dieses nicht ohne Neuordnung unter E<strong>in</strong>beziehungvon Rückbaumaßnahmen zulassen will,die Geme<strong>in</strong>de im Rahmen der Aufstellung oder Änderung des Flächennutzungsplanse<strong>in</strong>e Neuordnung h<strong>in</strong>sichtlich der W<strong>in</strong>denergieanlagen erreichen und dabeidie Möglichkeit e<strong>in</strong>es Repower<strong>in</strong>g eröffnen will.Altanlagen außerhalb desBebauungsplansRegelung durchKomb<strong>in</strong>ation ausFlächennutzungsplan undstädtebaulichem VertragDie verb<strong>in</strong>dliche Koppelung von Neuerrichtung leistungsstärkerer Anlagen an denRückbau von Altanlagen erfolgt hier durch städtebaulichen Vertrag. Dabei ist es erforderlich,die maßgeblichen Akteure <strong>in</strong> den Vertrag e<strong>in</strong>zubeziehen. Dies bedeutet,dass sich der Vorhabenträger e<strong>in</strong>er neuen Anlage verpflichten muss, diese erst dannzu errichten, wenn bestimmte Altanlagen stillgelegt und zurückgebaut s<strong>in</strong>d. S<strong>in</strong>nvollerweisewird man die Betreiber der Altanlagen <strong>in</strong> den Vertrag e<strong>in</strong>beziehen, um dieUmsetzung des Repower<strong>in</strong>g zu gewährleisten.Fehlt e<strong>in</strong>e konkrete Investitionsanfrage, kommen als Vertragspartner der Geme<strong>in</strong>defür das Repower<strong>in</strong>g nur die Betreiber der Altanlagen <strong>in</strong> Betracht. Diese müssen sichverpflichten, nach Lage und Anzahl bestimmte Altanlagen zurückzubauen, bevor sieneue Anlagen errichten. Um diese B<strong>in</strong>dung auch für den Fall des Betreiberwechselsabzusichern, ist diese B<strong>in</strong>dung d<strong>in</strong>glich abzusichern. Als Sicherungs<strong>in</strong>strument hierfürkommt die E<strong>in</strong>tragung e<strong>in</strong>er Grunddienstbarkeit <strong>in</strong>s Grundbuch oder die E<strong>in</strong>tragunge<strong>in</strong>er Baulast <strong>in</strong>s Baulastenverzeichnis (nicht möglich <strong>in</strong> Bayern und Brandenburg) <strong>in</strong>Betracht. Für beides ist die Mitwirkung der betroffenen Grundstückseigentümer undderen E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong> den Vertrag erforderlich.Leitfaden „Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagen: Kommunale Handlungsmöglichkeiten“: www.bmu.bund.de/files/pdfs/allgeme<strong>in</strong>/application/pdf/leitfaden_repower<strong>in</strong>g.pdfRepower<strong>in</strong>g-InfoBörse (BMU-geförderte Beratungsstelle zum Repower<strong>in</strong>g): www.repower<strong>in</strong>g-kommunal.deInternettipps87


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung4.2.6 Zulässigkeit von Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>dkraftanlagenE<strong>in</strong>satzbereich undDef<strong>in</strong>itionDer E<strong>in</strong>satzbereich für sogenannte Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>denergieanlagen liegt bislang vorwiegend<strong>in</strong> der Energieversorgung von abgelegenen Gebäuden und Anlagen sowie <strong>in</strong>der Rand- und Zwischenbebauung von W<strong>in</strong>dparks. Ob die Nutzung solcher Anlagenauch für andere Konstellationen <strong>in</strong> Betracht kommt, wird von der weiteren technischenOptimierung und von der Entwicklung der Energiepreise abhängen.E<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche rechtliche Def<strong>in</strong>ition von Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>denergieanlagen fehlt bislang.Das EEG sieht bei bis zu 30 kW <strong>in</strong>stallierter Leistung die Grenze für den Hausanschlussals wirtschaftlichstem Anschlusspunkt (§ 5 Abs. 1 Satz 2 EEG) vor und ziehtdamit e<strong>in</strong>e Grenze für die private Eigenversorgung. Andere Def<strong>in</strong>itionen gehen vone<strong>in</strong>er überstrichenen Rotorfläche bzw. W<strong>in</strong>dangriffsfläche (EN 61400-2) von 200 m2(maximale Leistung von 50–70 kW) aus (Bundesverband Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen 2010) aus.LiteraturtippBundesverband Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen: www.bundesverband-kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen.de/<strong>in</strong>dex.php?menuid=15Ke<strong>in</strong>e BlmSchG-Genehmigungbei Anlagen unter50 m erforderlichE<strong>in</strong>e Genehmigung nach dem BImSchG ist bei Anlagen unter 50 m nicht erforderlich.In e<strong>in</strong>igen Bundesländern s<strong>in</strong>d Kle<strong>in</strong>stanlagen zur Eigenversorgung auch von der Genehmigungspflichtnach dem Bauordnungsrecht ausdrücklich freigestellt (Stand Juni2010: Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen-Anhalt und Saarland). Umstritten ist, obKle<strong>in</strong>energieanlagen, die elektrische Energie <strong>in</strong> das öffentliche Stromnetz e<strong>in</strong>speisen,als Anlagen anzusehen s<strong>in</strong>d, die der öffentlichen Versorgung mit Elektrizität dienen.Auch solche Anlagen s<strong>in</strong>d nach den Landesbauordnungen nicht genehmigungspflichtig.Insoweit bedarf es e<strong>in</strong>er Klärung mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde vor Ort.H<strong>in</strong>sichtlich der von solchen Anlagen ausgehenden Immissionen (Lärm, Lichteffektedurch Schattenwurf und Lichtreflexionen) werden Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen als nicht genehmigungspflichtigeAnlagen im Rahmen e<strong>in</strong>er wirtschaftlichen Unternehmung behandeltund s<strong>in</strong>d nach § 22 Abs. 1 BImSchG zu beurteilen. Die planungsrechtlicheZulässigkeit bestimmt sich nach den allgeme<strong>in</strong>en Regeln. Bei Anlagen, die überwiegendder Selbstversorgung dienen, handelt es sich um Nebenanlagen im S<strong>in</strong>ne von§ 14 BauNVO, soweit es sich um e<strong>in</strong> Vorhaben <strong>in</strong>nerhalb des Geltungsbereichs e<strong>in</strong>esBebauungsplans oder <strong>in</strong>nerhalb des unbeplanten Innenbereichs handelt. Bei Vorhabenim Außenbereich kann es sich um mitgezogene untergeordnete Anlagen privilegierterVorhaben handeln.LiteraturtippBovet, Jana (2010): Ausgewählte Probleme bei der baulichen Errichtung von Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>danlagen, <strong>in</strong>: ZUR,S. 9–15.4.3 Entwicklung von Biomasseanlagen4.3.1 Zulässigkeit im AußenbereichNach § 35 Abs. 1 Nr. 6 gehören Anlagen, die der energetischen Nutzung von Biomassesowie dem Anschluss solcher Anlagen an das öffentliche Versorgungsnetzdienen, unter folgenden im E<strong>in</strong>zelnen festgelegten Voraussetzungen zu den privilegiertenAußenbereichsvorhaben:88


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Die Anlagen müssen im Rahmen e<strong>in</strong>es Betriebs nach Nummer 1 oder 2 oder e<strong>in</strong>esBetriebs nach Nummer 4, soweit es sich dabei um e<strong>in</strong>en Tierhaltungsbetrieb handelt,betrieben werden. Das heißt:a) Das Vorhaben steht <strong>in</strong> räumlich-funktionalem Zusammenhang mit dem Betrieb.b) Die Biomasse stammt überwiegend aus dem Betrieb oder überwiegend aus diesemund aus nahe gelegenen Betrieben nach den Nummern 1, 2 oder 4, soweitLetzterer Tierhaltung betreibt.c) Es wird je Hofstelle oder Betriebsstandort nur e<strong>in</strong>e Anlage betrieben.d) Die <strong>in</strong>stallierte elektrische Leistung der Anlage überschreitet nicht 0,5 MW.Soweit diese Voraussetzungen nicht vorliegen, <strong>in</strong>sbesondere auch <strong>in</strong> den Fällen, beidenen die <strong>in</strong>stallierte elektrische Leistung der Anlage den Wert von 0,5 MW überschreitet,beurteilt sich die Zulässigkeit entsprechender Außenbereichsvorhabennach § 35 Abs. 2 BauGB. Danach kann die Biomasseanlage im E<strong>in</strong>zelfall zugelassenwerden, wenn ihr Betrieb öffentliche Belange nicht bee<strong>in</strong>trächtigt. Öffentliche Belangewerden auch bee<strong>in</strong>trächtigt, wenn die Anlage schädliche Umwelte<strong>in</strong>wirkungenhervorrufen kann (§ 35 Abs. 3 Nr. 3 BauGB). Wegen der Größe der Anlagen undwegen der typischerweise mit dem Betrieb von Anlagen zur Gew<strong>in</strong>nung und energetischenNutzung von Biomasse verbundenen Auswirkungen (z.B. Geruchs- undLärmimmissionen) werden von Anlagen mit e<strong>in</strong>er höheren <strong>in</strong>stallierten elektrischenLeistung <strong>in</strong> der Regel Bee<strong>in</strong>trächtigungen öffentlicher Belange ausgehen und dieseAnlagen daher nicht nach § 35 BauGB genehmigungsfähig se<strong>in</strong>. Das Vorhaben mussdann auf der Grundlage e<strong>in</strong>es Bebauungsplans realisiert werden, <strong>in</strong> dem die aufgeworfenenKonflikte angemessen gelöst werden können.Rechtsrahmen derZulässigkeitPlanungserfordernisTypische Auswirkungen von Biomasseanlagen s<strong>in</strong>dGeruchsimmissionen vor allem im Bereich der Hauptw<strong>in</strong>drichtung,Lärmimmissionen vor allem durch den Zulieferverkehr von Biomasse,Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Landschaftsbildes durch untypische <strong>in</strong>dustrieartige Bauwerke,Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Naturhaushalts und der biologischen Vielfalt.4.3.2 Standortplanung durch Darstellung im FlächennutzungsplanIm Flächennutzungsplan können – wie für andere privilegierte Vorhaben nach § 35Abs. 1 Nr. 2 bis 6 BauGB – Standortfestlegungen mit Ausschlusswirkung für andereFlächen getroffen werden. Wichtiger noch als die Frage der räumlichen Konzentrationentsprechender Vorhaben ist die Standortplanung für größere nicht privilegierteVorhaben. Auch diese wird s<strong>in</strong>nvollerweise im Kontext e<strong>in</strong>er Planung für das gesamteGeme<strong>in</strong>degebiet zu diskutieren se<strong>in</strong>. Bei der Standortsuche werden die <strong>in</strong>frage kommendenFlächen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Eignung e<strong>in</strong>er vergleichenden Analyse zu unterwerfense<strong>in</strong>. Bei Biomasseanlagen kommen vor allem folgende Kriterien für dieStandortfestlegung zum Tragen:vorhandene ausreichende Erschließung,Vermeidung und M<strong>in</strong>derung der Bee<strong>in</strong>trächtigungen aufgrund von Gerüchen undLärm z.B. durch ausreichenden Abstand zu schutzwürdigen Nutzungen,Vermeidung und M<strong>in</strong>derung von Bee<strong>in</strong>trächtigung von Natur und Landschaft, <strong>in</strong>sbesonderevon Bee<strong>in</strong>trächtigungen geschützter Arten,Vermeidung und M<strong>in</strong>derung von Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Landschaftsbildes.E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>gesamträumlicheKonzeptionHäufig wird e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de sich erstmals auf der Grundlage e<strong>in</strong>er konkreten Investitionsanfragemit der Planung für e<strong>in</strong>e große Biomasseanlage konfrontiert sehen. In89


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungdiesem Fall können die Änderung des Flächennutzungsplans und die erforderlicheAufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans im Parallelverfahren durchgeführt werden. Grundlagehierfür bildet § 8 Abs. 3 BauGB.4.3.3 Standortplanung durch BebauungsplanKonfliktbewältigung durchBebauungsplanDie Realisierung von Anlagen zur energetischen Nutzung von Biomasse macht, soweitdie Anlage die sich aus § 35 Abs. 1 Nr. 6 BauGB ergebende Obergrenze für die<strong>in</strong>stallierte elektrische Leistung von 0,5 MW übersteigt, <strong>in</strong> aller Regel die Aufstellunge<strong>in</strong>es Bebauungsplans erforderlich ( Kap. A2 4.3.1). Die durch das Vorhaben ausgelöstenNutzungskonflikte können <strong>in</strong> diesem Verfahren sachgerecht ermittelt, bewertetund gelöst werden. Das Aufstellungsverfahren ermöglicht auch dieE<strong>in</strong>beziehung der Öffentlichkeit und kann so zu e<strong>in</strong>er Verbesserung der Akzeptanzdes Vorhabens <strong>in</strong> der Bevölkerung beitragen.Praxis-BeispielAbbildung 5:Biomassekraftwerk <strong>in</strong>GüstrowFoto:Nawaro BioEnergie AG.Sondergebiet „Bioenergiepark“ <strong>in</strong> GüstrowIn der Stadt Güstrow <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern wurde e<strong>in</strong>e Anlage zur Erzeugung elektrischer Energieaus Biomasse errichtet. Das Vorhaben umfasst Biogasmodule (Fermenter), e<strong>in</strong>e Gasaufbereitung zurErzeugung von Biomethan mit Erdgasqualität, e<strong>in</strong>e Düngemittel- und Brennstoffproduktion mit Fest-Flüssig-Trennungund e<strong>in</strong> Biomassekraftwerk. Prognostiziert wurde die Verarbeitung von 76.000 t Gülle,330.000 t Maissilage, 53.000 t Ganzpflanzensilage und 12.000 t Getreide im Jahr. Im Biomasseheizkraftwerkwerden die Feststoffe zur Erzeugung von Wärme und Energie genutzt. Die Anlieferung der Gülleerfolgt über die üblichen Tanks der Landwirtschaft, der Maishäcksel und das Getreide werden von e<strong>in</strong>emseparaten Unternehmen mit Großraumfahrzeugen angeliefert. Insgesamt umfasst der E<strong>in</strong>zugsbereich12.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche im Umkreis von max. 50 km. Die Anlage wurde seitens derLandwirtschaft <strong>in</strong> der Region sehr begrüßt, da sie e<strong>in</strong> langfristig stabiles Absatzpotenzial verspricht.Die Ansiedlung e<strong>in</strong>es Bioenergieparkesdieser Größenordnung erfordertedie Aufstellung e<strong>in</strong>esBebauungsplans, <strong>in</strong> dem die Eignungdes Standortes h<strong>in</strong>sichtlichse<strong>in</strong>er Auswirkungen auf das Verkehrsaufkommen,der Belastungenfür schutzbedürftige Gebieteund der Umweltbelastungen geprüftwerden konnte. Erforderlichwar daneben e<strong>in</strong>e Genehmigungnach BImSchG. Der Genehmigungsbescheidwurde im März2008 erlassen. Das Gebiet wurdeim Bebauungsplan als Sondergebiet„Bioenergiepark“ (SO) festgesetzt.Zulässig s<strong>in</strong>d nur Anlagen, dieder Erzeugung von Bioenergiedienen, sowie Anlagen zur Nutzungder Reststoffe und Wärmeenergie zur Herstellung von Düngemitteln. Stellplätze und Nebenanlageni.S.v. § 14 Abs. 1 BauNVO s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong>nerhalb der überbaubaren Grundstücksfläche zulässig. E<strong>in</strong>eÜberschreitung der zulässigen Grundflächenzahl durch Nebenanlagen, Garagen, Stellflächen und ihreZufahrten ist unzulässig. Zudem wurde die Höhe der Anlagen festgesetzt.Auf die Festsetzung von Anforderungen zum Schutz vor Immissionen konnte verzichtet werden, daentsprechende Anforderungen Gegenstand der Genehmigung nach dem BImSchG waren. Die E<strong>in</strong>haltungder Immissionsgrenzwerte für außerhalb des Plangebiets liegende Wohnstandorte und andereschützenswerte Bereiche konnte nachgewiesen werden.90


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2Bei der Aufstellung des Bebauungsplans ist das Verhältnis zu dem gegebenenfallserforderlichen Genehmigungsverfahren nach dem BImSchG zu beachten. Dies führtdazu, dass viele anlagebezogenen Festlegungen, die s<strong>in</strong>nvollerweise im Rahmen desGenehmigungsverfahrens als Auflage aufgegeben werden, im Bebauungsplan nichtgetroffen werden müssen. E<strong>in</strong>e solche Problemverlagerung ist allerd<strong>in</strong>gs nur dannzulässig, wenn nachvollziehbar sichergestellt ist, dass das Vorhaben an diesem Standortmit entsprechenden Auflagen der Genehmigungsbehörde realisiert werden kann.Die enge Abstimmung mit dieser Behörde ist also erforderlich.4.3.4 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche VerträgeAuch hier können städtebauliche Verträge e<strong>in</strong>e wichtige Funktion als Ergänzung zumBebauungsplan haben. Insbesondere mit Blick auf die möglichen Umweltauswirkungenwird es <strong>in</strong> vielen Fällen s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, das Beibr<strong>in</strong>gen der erforderlichen Gutachtenund die sich <strong>in</strong>soweit ergebenden B<strong>in</strong>dungen etwa <strong>in</strong> Bezug auf den Betrieb der Anlagedurch städtebaulichen Vertrag zu regeln. Im Übrigen steht das gesamte Spektrummöglicher Vere<strong>in</strong>barungen zur Verfügung, um im E<strong>in</strong>zelfall angemesseneRegelungen zu f<strong>in</strong>den.4.4 Entwicklung von SolarparksDie Zahl der nach dem EEG vergüteten Photovoltaikanlagen hat <strong>in</strong> den letzten Jahrenauch aufgrund der Förderprogramme des Bundes und der Länder massiv zugenommen.Die Wachstumsrate betrug für das Jahr 2008 ca. 47 Prozent gegenüber demVorjahr. Sie war damit deutlich höher als die anderer erneuerbarer Energien (Bundesnetzagentur,EEG-Statistikbericht 2008).Die Stromerzeugung aus Solarenergie (Photovoltaik) ist vergleichsweise flächen<strong>in</strong>tensiv.Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu unterscheiden zwischen Anlagen an oder auf Gebäudenund solchen, die auf Freiflächen untergebracht s<strong>in</strong>d. Bei Ersteren führt diePhotovoltaik zu ke<strong>in</strong>em <strong>in</strong>s Gewicht fallenden zusätzlichen Flächenverbrauch, sondernwird <strong>in</strong> die ohneh<strong>in</strong> vorhandene bzw. zu errichtende Baulichkeit <strong>in</strong>tegriert. BeiLetzterem ist der Flächenverbrauch allerd<strong>in</strong>gs gravierend. Dass EEG setzt deshalb zuRecht voraus, dass flächenhafte Photovoltaikanlagen entweder im Geltungsbereiche<strong>in</strong>es Bebauungsplans oder auf e<strong>in</strong>er Fläche, für die e<strong>in</strong> Verfahren nach § 38 Satz 1BauGB vorgeschrieben ist, errichtet worden s<strong>in</strong>d. Dies gilt für Anlagen, die nicht anoder auf e<strong>in</strong>er baulichen Anlage angebracht worden s<strong>in</strong>d, soweit die baulichen Anlagenvorrangig zu anderen Zwecken als der Erzeugung von Strom aus solarer Strahlungsenergieerrichtet worden s<strong>in</strong>d.Bei Bebauungsplänen, die nach 2003 aufgestellt wurden oder noch werden, sieht dasEEG mit Blick auf die Umweltfolgen von flächenhafter Photovoltaik weitere Beschränkungenvor. Die Vergütungspflicht des Netzbetreibers besteht nach § 32 Abs. 3 EEGnur, wenn sich die Anlageauf Flächen bef<strong>in</strong>det, die zum Zeitpunkt des Beschlusses über die Aufstellungoder Änderung des Bebauungsplans bereits versiegelt waren,auf Konversionsflächen aus wirtschaftlicher, verkehrlicher, wohnungsbaulicheroder militärischer Nutzung bef<strong>in</strong>det,auf Grünflächen bef<strong>in</strong>det, die zur Errichtung dieser Anlage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vor dem 25.März 2010 beschlossenen Bebauungsplan ausgewiesen s<strong>in</strong>d und zum ZeitpunktWachstumsdynamikFördervoraussetzungennach dem EEG91


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungdes Beschlusses über die Aufstellung oder Änderung des Bebauungsplans <strong>in</strong> dendrei vorangegangenen Jahren als Ackerland genutzt wurden, und sie vor dem 1.Januar 2011 <strong>in</strong> Betrieb genommen wurde oderauf Flächen bef<strong>in</strong>det, die längs von Autobahnen oder Schienenwegen liegen, undsie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Entfernung bis zu 110 Metern, gemessen vom äußeren Rand der befestigtenFahrbahn, errichtet wurde.Auch hiervon sieht die komplizierte Regelung des EEG e<strong>in</strong>e Ausnahme vor. Soweitsich die Anlage auf e<strong>in</strong>er Fläche bef<strong>in</strong>det, die bereits vor dem 1. Januar 2010 als Gewerbe-oder Industriegebiet im S<strong>in</strong>ne von § 8 oder § 9 BauNVO festgesetzt war, istder Vergütungsanspruch auch dann gegeben, wenn die vorgenannten Voraussetzungennicht vorliegen.Nutzungsoption fürbrachliegende FlächenDie Errichtung von ebenerdigen flächigen Solaranlagen bietet sich danach vor allemals Nutzungsoption für brachliegende Flächen an, die aufgrund ihrer Vornutzung bereitsganz oder teilweise versiegelt s<strong>in</strong>d. Typische Potenzialflächen s<strong>in</strong>d folgende:ehemalige Flugplätze,aufgegebene Kasernenbereiche außerhalb der Ortslagen und ohne realistischeMöglichkeit e<strong>in</strong>er anderweitigen städtebaulichen Nutzung,aufgegebene Industrieareale, soweit diese nicht für andere städtebauliche Nutzungvorrangig <strong>in</strong> Betracht kommen,stillgelegte Deponien,Randstreifen entlang von Schienenwegen und Bundesautobahnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Breitevon 100 m, nach Inkrafttreten der geplanten Änderung des EEG.4.4.1 Zulässigkeit von PhotovoltaikanlagenRechtsrahmen für dieZulassungNicht nur weil das EEG den Anspruch auf E<strong>in</strong>speisevergütung von der Aufstellunge<strong>in</strong>es Bebauungsplans bzw. e<strong>in</strong>em Verfahren nach § 38 BauGB (z.B. Bau e<strong>in</strong>er Straßeoder e<strong>in</strong>es Schienenweges im Wege der Planfeststellung) abhängig macht, ist dieFrage nach der Zulässigkeit von ebenerdigen flächenhaften Anlagen eher von theoretischerBedeutung. Die Zulässigkeit e<strong>in</strong>er Photovoltaikanlage im Außenbereich beurteiltsich grundsätzlich nach § 35 Abs. 2 BauGB. Da wegen der erheblichenBodenversiegelung bei ebenerdigen flächenhaften Anlagen regelmäßig öffentlicheBelange im S<strong>in</strong>ne von § 35 Abs. 3 BauGB bee<strong>in</strong>trächtigt werden, werden die Voraussetzungenfür e<strong>in</strong>e Genehmigung regelmäßig nicht vorliegen. In aller Regel ist daherdie Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans auch rechtlich geboten, um e<strong>in</strong> solches Vorhabenzur Realisierung zu br<strong>in</strong>gen.Bei Anlagen auf oder an Gebäuden handelt es sich häufig um e<strong>in</strong>e Nebenanlage, diesich dem orig<strong>in</strong>ären Zweck des Gebäudes unterordnet. Soweit also auf privilegiertenAußenbereichsvorhaben entsprechende Anlagen angebracht werden, kommt die Privilegierungauch den angebrachten Photovoltaikanlagen zugute. Bei Vorhaben imGeltungsbereich e<strong>in</strong>es Bebauungsplans oder im unbeplanten Innenbereich richtetsich die Zulässigkeit nach den allgeme<strong>in</strong>en Regeln. Photovoltaikanlagen an oder aufGebäuden s<strong>in</strong>d als gewerbliche Anlagen deshalb zulässig, soweit nach den Bestimmungender BauNVO <strong>in</strong> dem jeweiligen Baugebiet solche Nutzungen zulässig s<strong>in</strong>dbzw. die Eigenart der näheren Umgebung entsprechend geprägt ist. Photovoltaikanlagens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e bloßen Nebenanlagen im S<strong>in</strong>ne von § 14 BauNVO, dasie regelmäßig nicht der Versorgung des Baugrundstücks oder Gebietes zu dienenbestimmt s<strong>in</strong>d, sondern auf die E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> das Stromnetz angelegt s<strong>in</strong>d.92


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 24.4.2 Standortplanung durch Darstellung im FlächennutzungsplanWegen der vielfältigen Umweltauswirkungen von ebenerdigen flächigen Photovoltaikanlagenist e<strong>in</strong>e planerische Steuerung und Festlegung der geeigneten Standortefür solche Vorhaben unverzichtbar. Dabei spielt die Ebene des Flächennutzungsplansim S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er proaktiven, angebotsorientierten Standortpolitik e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.Die Geme<strong>in</strong>den können wie bei der W<strong>in</strong>denergie geeignete Standorte für die Photovoltaikerkunden und durch Darstellung der geeigneten Bereiche im Flächennutzungsplandie Standortsuche von Anlagenbetreibern entsprechend steuern. Allerd<strong>in</strong>gshat die Darstellung entsprechender Eignungsflächen nicht die gleiche Relevanz wiebei der W<strong>in</strong>denergie, denn anders als diese fehlt es an der generellen Privilegierung.Bei der Suche nach geeigneten Standorten wird auf die sich aus dem EEG ergebendenVoraussetzungen abzustellen se<strong>in</strong>. In den Blick zu nehmen s<strong>in</strong>d also vor allem bereitsversiegelte Standorte, Konversionsflächen aus wirtschaftlicher, verkehrlicher, wohnungsbaulicheroder militärischer Nutzung sowie Versiegelungen, Bee<strong>in</strong>trächtigungensowie Flächen längs von Autobahnen oder Schienenwegen bis zu e<strong>in</strong>er Entfernungvon 110 Metern. Als weitere wichtige Voraussetzung müssen die Möglichkeiten derNetze<strong>in</strong>speisung berücksichtigt werden. Schließlich wird es entscheidend auch aufdie Umweltauswirkungen ankommen, wobei durch Aufständerung der unmittelbareE<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den natürlich anstehenden Boden verr<strong>in</strong>gert werden kann ( Praxis-Beispiel„Hausmülldeponie Greiz-Gommla“). Auswirkungen auf das Landschaftsbild s<strong>in</strong>d gemessenan den landschaftsbildprägenden Faktoren zu bewerten.E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>gesamträumlicheKonzeptionOrientierung an EEG4.4.3 Standortplanung durch BebauungsplanBei der Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans können die Auswirkungen der geplantenebenerdigen flächigen Photovoltaik umfassend geprüft und geeignete Maßnahmenzur Vermeidung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen z.B. auf den Naturhaushaltund das Landschaftsbild festgesetzt werden. In Betracht kommt die Festsetzunge<strong>in</strong>es Sondergebiets z.B. mit der Zweckbestimmung Solarpark. Details derdort zulässigen Anlagen s<strong>in</strong>d dann nach den örtlichen Erfordernissen ebenfalls festzusetzen( Praxis-Beispiel „Hausmülldeponie Greiz-Gommla“). Die Festsetzungenkönnen nach Bedarf durch e<strong>in</strong>en städtebaulichen Vertrag ergänzt werden.Bei Flächen entlang von Bundesautobahnen und Schienenwegen werden zum<strong>in</strong>destdie unmittelbaren Randbereiche vom Planfeststellungsbeschluss zu den Verkehrsflächenmit umfasst worden se<strong>in</strong>. Es muss daher geprüft werden, ob nach dem Planfeststellungsbeschlussdie Errichtung von Photovoltaikanlagen möglich ist.Andernfalls ist e<strong>in</strong>e Änderung des Planfeststellungsbeschlusses erforderlich. Die Aufstellungdes Bebauungsplans bleibt unabhängig hiervon erforderlich, soweit das Photovoltaikvorhabennicht ausnahmsweise nach § 35 Abs. 2 BauGB genehmigt werdenkann. Die Zulässigkeit der Anlage unmittelbar durch den Planfeststellungsbeschlusszu begründen, wird <strong>in</strong> der Regel nicht <strong>in</strong> Betracht kommen, da die Anlage <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>emZusammenhang mit der Verkehrsanlage steht.Konfliktbewältigung durchBebauungsplanE<strong>in</strong>e ähnliche Konstellation ergibt sich auch bei anderen Flächen, die dem Regelungsregimee<strong>in</strong>er Fachplanung unterliegen. So sperrt etwa auch bei nicht mehr genutztenmilitärischen Flächen die vormalige Nutzung ehemals militärisch genutzter Flächendie Aufstellung von Bebauungsplänen bis zur Freigabe und Entwidmung der Fläche.Bei e<strong>in</strong>er stillgelegten Deponiefläche gilt weiterh<strong>in</strong> der Vorbehalt der abfallrechtlichenGenehmigung ( Praxis-Beispiel „Hausmülldeponie Greiz-Gommla“). Im Rah-Planfeststellungserfordernisbeachten93


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanungmen des Bebauungsplanverfahrens ist daher e<strong>in</strong>e Abstimmung mit den jeweils zuständigenFachbehörden zu suchen, und die erforderlichen Entscheidungen dieserBehörden s<strong>in</strong>d herbeizuführen.Praxis-BeispielQuelle:Nach Stadt Greiz: Begründungzum BebauungsplanNr. 58/08-SO „SolarparkGreiz-Gommla“.Hausmülldeponie Greiz-GommlaAuf e<strong>in</strong>er ca. 8,2 ha großen Fläche des „Deponiealtteils“ soll e<strong>in</strong> Solarenergiepark errichtet werden.Durch Aufstellung des Bebauungsplans werden die rechtlichen Voraussetzungen sowohl für die baurechtlicheGenehmigung als auch für e<strong>in</strong>e Förderung der Stromerzeugung nach dem Energiee<strong>in</strong>speisungsgesetz(EEG) geschaffen. Die E<strong>in</strong>speisung des <strong>in</strong> dem Solarpark erzeugten Stroms <strong>in</strong> das Netz desörtlichen Energieversorgungsunternehmens soll über e<strong>in</strong>e ca. 100 m vom Plangebiet entfernte Mittelspannungs-Trafostationim nördlich angrenzenden Gewerbegebiet erfolgen. Hierzu wurde auf Veranlassungdes Flächeneigentümers e<strong>in</strong>e Netzverträglichkeitsuntersuchung durch den Versorgungsträgerdurchgeführt.Die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit der Errichtung des Solarparks wird durch den vorliegenden Bebauungsplannach § 30 Abs. 1 BauGB hergestellt. Zusätzlich ist die abfallrechtliche Unbedenklichkeitder Errichtung des Solarparks auf der Deponie durch besonderen Bescheid der Abfallbehörde nach§ 31 Abs. 3 KrW-/AbfG (Plangenehmigung) zu bestätigen und bereits zugesagt worden.Die Photovoltaikanlagen werden mit Festaufständerung (d.h. ohne Nachführung zum Stand der Sonne)<strong>in</strong> Schrägstellung (30°) aufgestellt. Sie sollen mit Schraubfundamenten im Erdboden befestigt werden.Die Bodenfläche der Deponie bleibt im Übrigen bis auf die zulässigen Erschließungs- und Nebenanlagenunberührt; dies ist dadurch sichergestellt, dass der Bebauungsplan neben dem Solarpark ke<strong>in</strong>e anderweitigenNutzungen zulässt.Festgesetzt wird e<strong>in</strong> Sondergebiet „Solarpark“, das der Unterbr<strong>in</strong>gung von Photovoltaik-Modulen <strong>in</strong>Schrägaufstellung sowie der zugehörigen technischen Vorkehrungen und E<strong>in</strong>richtungen auf den ehemalsals Deponie genutzten Flächen dient. Als zulässige Nutzungen werden festgesetzt:Photovoltaik-Module e<strong>in</strong>schließlich ihrer Befestigung auf und <strong>in</strong> dem Erdboden;technische E<strong>in</strong>richtungen und Anlagen zum Betrieb der Photovoltaik-Module, z.B. Wechselrichter,Übergabestation, Stromleitungen;oberirdische und unterirdische Versorgungsanlagen und -leitungen sowie Entsorgungsanlagen und-leitungen;die für die Erschließung und Wartung des Gebiets erforderlichen Wege;E<strong>in</strong>richtungen und Anlagen für Wartung, Instandhaltung, Pflege und Service des Solarparks;E<strong>in</strong>richtungen und Anlagen für die Sicherheitsüberwachung des Solarparks;E<strong>in</strong>richtungen und Anlagen, die der Information über den Solarpark dienen, z.B. Informationspavillon;E<strong>in</strong>friedungen durch Zaunanlagen mit Toren.Zudem werden Festsetzungen zur Höhe der Anlagen getroffen: „Die maximal zulässige Höhe der Oberkantee<strong>in</strong>es Photovoltaikmoduls beträgt 5,0 m über der Oberkante des Geländes, das von dem jeweiligenModul überdeckt wird.“ Zudem f<strong>in</strong>den sich Festsetzungen zur Größe von Informationstafeln undsolche, die der Vermeidung und dem Ausgleich von E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> Natur und Landschaft dienen. U.a.wird festgesetzt, dass die Flächen unterhalb der Photovoltaik-Module mit Ausnahme der für die Befestigungund Verkabelung der Module benötigten E<strong>in</strong>griffsflächen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em unversiegelten Zustand zubelassen s<strong>in</strong>d.Die Aufstellung des vorliegenden Bebauungsplanes erfolgt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit städtebaulichen Verträgengem. § 11 BauGB. Die städtebaulichen Verträge dienen der Absicherung von Pflichten und Leistungendes Vorhabenträgers, die nicht im Bebauungsplan festgesetzt werden sollen oder können. Dabei gehtes u.a. um die Regelung des naturschutzrechtlichen Ausgleichs außerhalb des Plangebiets.4.4.4 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche VerträgeHäufig wird es zweckmäßig se<strong>in</strong>, ergänzend zum Bebauungsplan mit dem Betreiberder Anlage e<strong>in</strong>en städtebaulichen Vertrag zu schließen. In Betracht kommen Regelungen,die der Umsetzung der Planungsziele dienen. Aber auch Vere<strong>in</strong>barungenüber Planungsleistungen, die Erschließung und die Übernahme von Kosten, die derGeme<strong>in</strong>de aus dem Vorhaben entstehen, können Gegenstand städtebaulicher Verträgese<strong>in</strong>.94


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 24.5 Entwicklung von GeothermieanlagenWährend Deutschland bei der Wärmeerzeugung aus Geothermieanlagen europaweite<strong>in</strong>en vorderen Platz e<strong>in</strong>nimmt, wird Strom aus dieser Energiequelle noch <strong>in</strong> relativger<strong>in</strong>gem Maße erzeugt. E<strong>in</strong>er Prognose des Bundesverbands ErneuerbareEnergie zufolge soll die <strong>in</strong>stallierte Leistung für die Stromerzeugung allerd<strong>in</strong>gs erheblichwachsen und im Jahr 2020 bereits 625 MW betragen (gegenwärtig s<strong>in</strong>d 8 MW<strong>in</strong>stalliert). Die Wärmebereitstellung beträgt dann 26,5 Terawattstunden (TWh),davon etwas mehr als die Hälfte aus tiefer Geothermie. 2009 waren es noch 3,5TWh.Vorteile der Geothermie:Gegenüber anderen erneuerbaren Energieträgern ist die Geothermie, unabhängigvon der Tages- und Jahreszeit, von W<strong>in</strong>d und Wetter, vor Ort ständig verfügbar.Mit dem vorhandenen geothermischen Potenzial kann e<strong>in</strong>e Wärmeversorgungaus regenerativer Energie langfristig (über 50 Jahre) gewährleistet werden.Die Nutzung der Geothermie ist besonders umweltschonend, da ke<strong>in</strong>e Lärmemissionen,ke<strong>in</strong>e Schadstoffe und ke<strong>in</strong> klimaschädliches CO 2 freigesetzt werden.Mit der Geothermie lassen sich jährlich m<strong>in</strong>destens 2.000 bis 4.000 Tonnen CO 2e<strong>in</strong>sparen.Es lässt sich e<strong>in</strong>e preisgünstige Wärmeversorgung für die angeschlossenen Wärmeabnehmerrealisieren.Da ke<strong>in</strong>e Kam<strong>in</strong>kehrer- und kaum Wartungs- bzw. Reparaturkosten anfallen, werdenhier Kosten gespart.Es besteht nur ger<strong>in</strong>ger Platzbedarf für die Wärmeübergabestation, die anstelle vonE<strong>in</strong>zelfeuerstätten (z.B. Öl-, Gaskessel, Holzpelletsheizungen) <strong>in</strong>stalliert werden.Man wird unabhängiger vom Weltmarkt für Erdöl und Erdgas, e<strong>in</strong> regionaler Wirtschaftskreislaufwird gefördert.Anteil an der Strom- undWärmeerzeugungGeothermisches HeizwerkDie drei Münchner Umlandgeme<strong>in</strong>den Aschheim, Feldkirchen, Kirchheim betreiben e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samesgeothermisches Heizwerk. Aus ca. 2.200 m Tiefe wird aus mittels zweier Bohrungen ca. 85°C heißesWasser gefördert. Der erste Abschnitt der Fernwärmeversorgung wurde im Oktober 2009 <strong>in</strong> Betriebgenommen. Das geförderte Thermalwasser erwärmt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zu errichtenden Heizzentrale über e<strong>in</strong>enWärmetauscher das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em auszubauenden Nahwärmenetz fließende Nahwärmewasser. Mittelse<strong>in</strong>er Hausanschlussleitung und e<strong>in</strong>er Wärmeübergabestation werden die Wärmeabnehmer (Wohngebäude,Siedlungen, öffentliche und Gewerbegebäude) zuverlässig mit Wärme versorgt. E<strong>in</strong> Reservebzw.Spitzenlastheizkessel sorgt für e<strong>in</strong>e hohe Wärmeversorgungssicherheit.Praxis-BeispielQuelle:Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft zurAufsuchung von Erdwärmeim ErlaubnisfeldAscaim GbR.www.geothermie.de/fileadm<strong>in</strong>/useruploads/aktuelles/projekte/tiefe/deutschland/bayern/aschheim/ascaim.pdfInternettippZu unterscheiden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits kle<strong>in</strong>ere Anlagen, die der Wärmeversorgung e<strong>in</strong>zelnerGebäude oder Gebäudegruppen dienen, und solche, die der E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong>e<strong>in</strong> Fernwärmenetz bzw. der Stromerzeugung dienen. Während Erstere <strong>in</strong> der Regeloberflächennah Wärmegew<strong>in</strong>nung betreiben, kommt bei Letzteren auch die Gew<strong>in</strong>nungaus größeren Tiefen von mehr als 100 m <strong>in</strong> Betracht.UnterschiedlicheAnlagentypen95


A 2<strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung4.5.1 Bauplanungsrechtliche Zulässigkeit von Anlagen zur Nutzung vonGeothermieRechtsrahmen für dieZulassungE<strong>in</strong> eigener Privilegierungstatbestand für Anlagen zur Nutzung von Geothermie f<strong>in</strong>detsich <strong>in</strong> § 35 Abs. 1 BauGB nicht. Gleichwohl können <strong>in</strong>sbesondere Anlagen zurNutzung von Geothermie aus größeren Tiefen im E<strong>in</strong>zelfall als ortsgebundene gewerblicheAnlagen im S<strong>in</strong>ne von § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB privilegiert zulässig se<strong>in</strong>.Voraussetzung hierfür ist allerd<strong>in</strong>gs, dass die geologischen Verhältnisse die Standortgebundenheitdes Vorhabens nach den tatsächlichen Verhältnissen im E<strong>in</strong>zelfall begründen.Da häufig auch größere Entfernungen zwischen ober- und unterirdischenAnlagenteilen technisch unproblematisch überw<strong>in</strong>dbar s<strong>in</strong>d, wird allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> derRegel ke<strong>in</strong>e entsprechende Standortgebundenheit vorliegen. Die planungsrechtlicheZulässigkeit von Anlagen zur Nutzung von Geothermie im Außenbereich beurteiltsich daher <strong>in</strong> der Regel nach § 35 Abs. 2 BauGB. Soweit öffentliche Belange (<strong>in</strong>sbesonderedie <strong>in</strong> § 35 Abs. 3 BauGB aufgeführten) von dem Vorhaben bee<strong>in</strong>trächtigtwerden, ist das Vorhaben unzulässig. In diesem Fall müssen die Voraussetzungen fürdie Zulässigkeit durch Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans erst durch die Geme<strong>in</strong>degeschaffen werden. In dem Planungsverfahren kann dann e<strong>in</strong> angemessener Interessenausgleichzwischen den berührten öffentlichen Belangen erreicht werden.Kle<strong>in</strong>ere Anlagen zur Nutzung von Geothermie, die im Wesentlichen der Wärmeversorgunge<strong>in</strong>es im Außenbereich privilegiert zulässigen Vorhabens dienen, könnenals mitgezogene (untergeordnete) Anlagen ebenfalls <strong>in</strong> den Genuss der privilegiertenZulässigkeit kommen.Bei der Nutzung von Geothermie <strong>in</strong>nerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteileund im Geltungsbereich von Bebauungsplänen gelten die allgeme<strong>in</strong>en Zulässigkeitsregeln.Soweit die Anlage nicht nur der Wärmeversorgung auf demGrundstück oder im Baugebiet dient, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Netz gegen Entgelte<strong>in</strong>gespeist wird, handelt es sich um e<strong>in</strong>en Gewerbebetrieb, sonst um e<strong>in</strong>e untergeordneteNebenanlage im S<strong>in</strong>ne von § 14 BauNVO.4.5.2 Spezielle GenehmigungserfordernisseBergrechtlichesGenehmigungserfordernisWasserrechtlicheVerfahrenserfordernisseAnlagen zur Nutzung von Geothermie bedürfen häufig spezieller Genehmigungennach dem Bergrecht und dem Wasserrecht. Welche Anforderungen zu beachten s<strong>in</strong>d,richtet sich nach dem Anlagentyp. Die wichtigste Unterscheidung besteht zwischenoberflächennahen geothermischen Anlagen (weniger als 100 Meter tief) und Anlagender Tiefengeothermie, die hydrogeothermische, hydrothemale und petrophysikalischeSysteme nutzen. Bei oberflächennahen geothermischen Anlagen s<strong>in</strong>d das Bergrechtund die danach erforderlichen Genehmigungen und Betriebspläne nicht erforderlich,wenn die Anlage auf e<strong>in</strong>em Grundstück liegt und im Zusammenhang mit dessen baulicherNutzung steht (z.B. für die Beheizung). Für größere Anlagen und für Anlagender Tiefengeothermie greifen demgegenüber die Anforderungen des Bergrechts.Neben der bergrechtlichen Bewilligung ist dann regelmäßig auch e<strong>in</strong> bergrechtlicherBetriebsplan erforderlich.Zudem s<strong>in</strong>d die Anforderungen des Wasserrechts zu beachten. Bei geothermischenSystemen ohne Grundwassernutzung ist <strong>in</strong> jedem Fall e<strong>in</strong>e Anzeige an die zuständigeWasserbehörde erforderlich. Soweit es sich um e<strong>in</strong>e Benutzung im wasserrechtlichenS<strong>in</strong>ne handelt, ist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e wasserrechtliche Erlaubnis bzw. Bewilligung erforderlich.Bei Anlagen mit Grundwassernutzung ist immer von e<strong>in</strong>er Benutzung im96


<strong>Klimaschutz</strong> und StadtplanungA 2wasserrechtlichen S<strong>in</strong>ne auszugehen. Kritisch ist dabei u.a., wenn Bodenschichtendurchstoßen werden, die verschiedene Grundwasserschichten vone<strong>in</strong>ander trennen.E<strong>in</strong>e solche Durchbohrung von Grundwasserschichten begründet die Gefahr, dassschädliche Veränderungen des Grundwassers e<strong>in</strong>treten. Die Genehmigungspraxisder Wasserbehörden ist <strong>in</strong> diesen Fällen zum Teil sehr zurückhaltend.4.5.3 Standortplanung durch Darstellung im FlächennutzungsplanGrundwasserschutz und Bodenschutz machen es deshalb erforderlich, bei der Beurteilungder Potenziale für die Nutzung von Geothermie und der Lokalisierung vongeeigneten Standorten für solche Anlagen das gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet und die unterschiedlichengeologischen und hydrologischen Voraussetzungen <strong>in</strong> den Blick zunehmen. Dabei können und sollten auch andere der Nutzung im Wege stehendeRestriktionen berücksichtigt werden, wie etwa die Anforderungen des Natur- undArtenschutzes und der Vorrang anderer Nutzung. Die Ergebnisse e<strong>in</strong>er solchen Eignungsuntersuchungkönnen dann als überlagernde Darstellung <strong>in</strong> den Flächennutzungsplanaufgenommen werden. E<strong>in</strong>e solche Darstellung schafft Planungs- undInvestitionssicherheit.Notwendigkeit e<strong>in</strong>ergesamträumlichenKonzeption4.5.4 Standortplanung durch BebauungsplanSoweit e<strong>in</strong>e Geothermieanlage im Außenbereich errichtet werden soll, die nach § 35Abs. 2 BauGB nicht genehmigt werden kann, weil öffentliche Belange bee<strong>in</strong>trächtigtwerden, ist die Aufstellung e<strong>in</strong>es Bebauungsplans erforderlich. Als Baugebietstypkommt die Festsetzung e<strong>in</strong>es Sondergebiets mit entsprechender Zweckbestimmung<strong>in</strong> Betracht. Durch ergänzende Festsetzung zur Begrünung, zum Ausgleich von E<strong>in</strong>griffen<strong>in</strong> Natur und Landschaft, zur Vermeidung von Emissionen und zu weiterenim E<strong>in</strong>zelfall betroffenen Belangen kann durch die Aufstellung des Bebauungsplanse<strong>in</strong> Ausgleich zwischen den Belangen erreicht werden. Gleichzeitig schafft der BebauungsplanRechtssicherheit.FestsetzungsmöglichkeitenDie Aufstellung des Bebauungsplans ersetzt die ggf. nach dem Bergrecht und nachdem Wasserrecht erforderlichen Genehmigungen, Erlaubnisse und Betriebsplänenicht. Im Planungsverfahren ist mit den für diese Verfahren zuständigen Behördenallerd<strong>in</strong>gs die grundsätzliche Eignung der entsprechenden Standorte zu klären, dader Bebauungsplan ansonsten möglicherweise undurchführbar wäre.4.5.5 Ergänzende Regelungen durch städtebauliche VerträgeIm Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em konkreten Vorhaben zur Errichtung e<strong>in</strong>er größerenGeothermieanlage kann es zudem zweckmäßig se<strong>in</strong>, begleitend zu e<strong>in</strong>em Bebauungsplane<strong>in</strong>e vertragliche Vere<strong>in</strong>barung zu treffen, die etwa die Umsetzung des Bebauungsplans,die E<strong>in</strong>haltung bestimmter B<strong>in</strong>dungen oder die Übernahme derPlanungs- und Realisierungskosten, die der Geme<strong>in</strong>de entstehen, regelt.H<strong>in</strong>weise zum UFOPLAN-Vorhaben des UBA: <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der Raum- und Siedlungsentwicklung –Gestaltungsmöglichkeiten der Raumordnung und der Bauleitplanung, <strong>in</strong>: UMWELT (Zeitschrift desBMU), Nr. 11/2010, S. 699 f.Literaturtipp97


A 3A3 F<strong>in</strong>anzierung kommunaler<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen1. WirtschaftlichkeitsbetrachtungenDie jeweils gültige Geme<strong>in</strong>dehaushaltsverordnung verpflichtet die Städte und Geme<strong>in</strong>den,die wirtschaftlichste Lösung zu f<strong>in</strong>den, bevor Investitionen getätigt werden.Entscheidungen zugunsten oder zuungunsten von kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmens<strong>in</strong>d daher <strong>in</strong> hohem Maße von den damit verbundenen Kosten abhängig,die auf die Stadt, die Geme<strong>in</strong>de oder den Landkreis zukommen. Oftmals s<strong>in</strong>d dieKosten sogar der entscheidende Grund für oder gegen die Umsetzung e<strong>in</strong>er Maßnahme.Selbst notwendige Instandhaltungsmaßnahmen im kommunalen Gebäudebestandmüssen aufgrund des Erfordernisses von hohen Investitionen zum Teilabgelehnt werden. Auf den ersten Blick sche<strong>in</strong>t dieses Verhalten vor dem H<strong>in</strong>tergrundder F<strong>in</strong>anzierungsengpässe der <strong>Kommunen</strong> nachvollziehbar, und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igenFällen ist es sicherlich auch nach sorgfältiger Wirtschaftlichkeitsbetrachtung angebracht.Jedoch kann e<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zugleich auch dieEnergiekosten e<strong>in</strong>er Kommune langfristig reduzieren und damit den Haushalt nachhaltigentlasten, so dass e<strong>in</strong>e vorurteilsfreie und ergebnisoffene Analyse der Wirtschaftlichkeitder heutigen Situation und zukünftiger Alternativen unbed<strong>in</strong>gt zuempfehlen ist.1.1 GrundlagenE<strong>in</strong>e Maßnahme oder e<strong>in</strong> Maßnahmenpaket ist dann wirtschaftlich, wenn die Kosten,die dafür aufgewendet werden müssen, niedriger s<strong>in</strong>d als die Erträge. Wesentlichkomplexer als diese Def<strong>in</strong>ition ist jedoch die Ermittlung der Wirtschaftlichkeit, dahierbei e<strong>in</strong>e Vielzahl von Faktoren e<strong>in</strong>fließt und berücksichtigt werden muss bzw.sollte. E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit s<strong>in</strong>d z.B.: Investitionskosten, Betrachtungszeitraum,Sowieso- und Mehrkosten, Umweltfolgekosten, Energiepreissteigerung,Kapitalkosten, Inflation, Wartungs- und Instandhaltungskosten, Fördermittel,Restwert etc. ( Kap. B5 3.1).Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen stehen zunächstdrei grundlegende Aspekte im Vordergrund:1) Im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsberechnungen wird <strong>in</strong> der Regel die betriebswirtschaftlicheRentabilität e<strong>in</strong>er Maßnahme und nicht die Auswirkungen auf dieVolkswirtschaft untersucht. Im betriebswirtschaftlichen S<strong>in</strong>n geht es beispielsweisebeim Ergreifen von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen lediglich um die Kosten undErträge des Ausführenden, also z.B. e<strong>in</strong>es privaten oder öffentlichen Unternehmensoder e<strong>in</strong>er Stadtverwaltung. Externe Kosten und Erträge werden somit <strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichen Betrachtung vernachlässigt. In den Verwaltungen geltenauch die Kosten und Erträge getrennter Haushaltsposten, z.B. Vermögens- undVerwaltungshaushalt, jeweils als externe Kosten und Erträge. Bei e<strong>in</strong>er volkswirtschaftlichenBetrachtung von Maßnahmen werden h<strong>in</strong>gegen auch die externenKosten der Energiebereitstellung berücksichtigt, wodurch sich der rechnerischeEnergiepreis um mehrere Cent pro kWh erhöht. Der e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichen Sichtkann und sollte gerade von öffentlichen Akteuren e<strong>in</strong>e umfassendere volkswirt-Def<strong>in</strong>ition vonWirtschaftlichkeitBetriebswirtschaft vs.Volkswirtschaft99


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenschaftliche Betrachtung gegenübergestellt und damit versucht werden, Wege zurÜberw<strong>in</strong>dung der Investor-Nutzer-Problematik zu f<strong>in</strong>den.Verschiedene Arten vonKosten und ErträgenStatische vs. dynamischeVerfahrenDrei Arten von<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen2) Die Wirtschaftswissenschaften unterscheiden m<strong>in</strong>destens drei Arten von Kostenund Erträgen:Kosten und Erträge, die sich <strong>in</strong> direkten Geldzahlungen widerspiegeln (E<strong>in</strong>- undAuszahlungen);Kosten und Erträge, die sich <strong>in</strong> Produktivitäts- und Wertveränderungen vonProduktionsfaktoren und Gütern niederschlagen;Kosten und Erträge, die ihren Nutzen außerhalb der Ökonomie zeigen undnur schwer <strong>in</strong> Geldbeträgen ausgedrückt werden können. Im Bereich des <strong>Klimaschutz</strong>eshaben z.B. Maßnahmen der Luftre<strong>in</strong>haltung e<strong>in</strong>e positive Wirkungauf die Lebensqualität.Wirtschaftlichkeitsberechnungen beziehen <strong>in</strong> der Regel lediglich die ersten beidenArten von Kosten und Erträgen e<strong>in</strong>. In weitaus anspruchsvolleren ökonomischenBetrachtungen, wie Kosten-Nutzen-Analysen, können auch nicht monetäreFaktoren berücksichtigt werden.3) Im Rahmen von statischen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen werden überschlägigKosten und Erträge des ersten Betriebsjahres errechnet und über die Nutzungsdauerkonstant fortgeschrieben. Für die Betrachtung kurzer Zeiträume und e<strong>in</strong>eE<strong>in</strong>schätzung der Tendenzen s<strong>in</strong>d diese Verfahren geeignet. Da Anlagen zur Energieversorgungund zum effizienten Energiee<strong>in</strong>satz jedoch <strong>in</strong> der Regel viel längereNutzungsdauern von über 20 Jahren haben, greifen statische Wirtschaftlichkeitsberechnungenhier oftmals zu kurz und können zu Fehle<strong>in</strong>schätzungen führen.Um dies zu vermeiden und um genauere Ergebnisse und Tendenzen ablesen zukönnen, sollten vor allem bei längeren Nutzungsdauern dynamische Verfahrene<strong>in</strong>gesetzt und damit auch Preissteigerungen, Z<strong>in</strong>sen und Tilgung sowie unterschiedlichenZeitpunkte, an denen Kosten und Erlöse anfallen, e<strong>in</strong>bezogen werden(vgl. Jagnow/Wolff o.J., S. 1).Die Bandbreite von wirtschaftlichen Betrachtungsweisen – von e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlichen,kurzfristigen und sich lediglich auf E<strong>in</strong>- und Auszahlungen beziehendenbis zu e<strong>in</strong>er globalen, langfristigen und externe Kosten e<strong>in</strong>beziehenden Betrachtungvon <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen – wird zudem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Aufteilung der <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenaus ökonomischer Sicht deutlich. Es lassen sich drei Arten unterscheiden:e<strong>in</strong>zelwirtschaftliche Maßnahmen, volkswirtschaftliche Maßnahmen und klimapolitischeMaßnahmen.E<strong>in</strong>zelwirtschaftliche Maßnahmen s<strong>in</strong>d Maßnahmen, die neben ihrem klima(politischen)Nutzen aus e<strong>in</strong>zelwirtschaftlicher Sicht für die Kommune rentabel undvolkswirtschaftlich vorteilhaft s<strong>in</strong>d, wie z.B. Energiee<strong>in</strong>sparung an Schulen. SolcheMaßnahmen sollten unstrittig se<strong>in</strong>, da ihnen ke<strong>in</strong>e vernünftigen Argumente entgegenstehen.Volkswirtschaftliche Maßnahmen s<strong>in</strong>d Maßnahmen, die neben ihrem klima(politischen)Nutzen zwar volkswirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d, aber e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichfür die Kommune e<strong>in</strong> „Verlustgeschäft“ darstellen, wie z.B. kommunale Förderprogramme.Diese Maßnahmen erfordern oftmals e<strong>in</strong>en hohen Überzeugungsaufwandund gute Argumente. Volkswirtschaftliche Argumente können zudembei der Entscheidung zwischen betriebswirtschaftlich kostengleichen alternativenMaßnahmen ausschlaggebend se<strong>in</strong>.Klimapolitische Maßnahmen s<strong>in</strong>d Maßnahmen, die sich weder aus betriebswirtschaftlichernoch aus volkswirtschaftlicher Sicht rechnen, aber e<strong>in</strong>en hohen100


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3klima(politischen) Nutzen haben, wie z.B. <strong>Klimaschutz</strong>kampagnen. Bei diesenMaßnahmen muss der Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie durchglobalere Betrachtung und E<strong>in</strong>beziehung weiterer Argumente, wie z.B. e<strong>in</strong>eImageverbesserung, aufgelöst werden.In e<strong>in</strong>igen Studien konnte <strong>in</strong>zwischen nachgewiesen werden, dass Energieeffizienzmaßnahmenim Gebäudebestand aus volkswirtschaftlicher Sicht zu den ökonomischstenMaßnahmen zur CO 2 -Reduzierung zählen. Zwei dieser Untersuchungenseien nachfolgend kurz skizziert:Die Wirtschaftlichkeit von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen wurde 2007 von der BeratungsgesellschaftMcK<strong>in</strong>sey im Rahmen der BDI-Initiative „Wirtschaft für <strong>Klimaschutz</strong>“ erstmalsdetailliert mithilfe e<strong>in</strong>er Bewertung aller über 300 derzeit verfügbaren<strong>Klimaschutz</strong>techniken <strong>in</strong> den vier Technologiebereichen Energie, Transport, Industrieund Gebäude untersucht. Dabei kommt McK<strong>in</strong>sey im Ergebnis zu e<strong>in</strong>er wichtigenKernaussage: „E<strong>in</strong> Abbau der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 31 Prozent gegenüber1990 ist anspruchsvoll, aber machbar – und zwar ohne E<strong>in</strong>bußen für Wirtschaftswachstumund Lebensqualität sowie unter Beibehaltung des Kernkraftausstiegs.“(McK<strong>in</strong>sey & Company, Inc., o.J., S. 1)Die KfW hat 2008 e<strong>in</strong>e umfassende Wirtschaftlichkeitsanalyse der Maßnahmendurchgeführt, die im CO 2 -Gebäudesanierungsprogramm <strong>in</strong> den Jahren 2005 und2006 gefördert wurden. Der Fokus lag dabei auf den CO 2 -Vermeidungskosten bzw.-gew<strong>in</strong>nen, die mit den Maßnahmen verbunden waren. Dabei konnte festgestelltwerden, dass im Vergleich mit den Vermeidungskosten anderer Bereiche „die energetischeCO 2 -Gebäudesanierung zu den wirtschaftlichsten <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenzählt. Die gesamtwirtschaftlichen Erträge der energetischen Gebäudesanierung s<strong>in</strong>ddeutlich höher als die e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichen.“ (KfW Bankengruppe 2008, S. 1 f.)Studie zur Wirtschaftlichkeitvon <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenWirtschaftlichkeitsanalyseder CO 2 -GebäudesanierungKfW Bankengruppe (Hrsg.) (2008): Wirtschaftlichkeitsanalyse der CO 2 -Gebäudesanierung (Autor:Mart<strong>in</strong> Müller), <strong>in</strong>: KfW-Research Nr. 37, Juli 2008, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.Kirchner, Almut (2009): Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Energieeffizienz:Wirtschaftlichkeitsfragen, Markt und Staat, <strong>in</strong>: Die Wohnungswirtschaft, H. 4, S. 66 f.McK<strong>in</strong>sey & Company, Inc. (Hrsg.) (2007): Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen<strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong>e Studie von McK<strong>in</strong>sey & Company, Inc., erstellt im Auftrag von „BDI<strong>in</strong>itiativ – Wirtschaft für <strong>Klimaschutz</strong>“, Berl<strong>in</strong> 2007.Literaturtipps1.2 Berechnungsverfahren zur Ermittlung derWirtschaftlichkeitDieses Kapitel soll lediglich e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den breiten Themenkomplex der Wirtschaftlichkeitsberechnungengeben und dazu dienen, e<strong>in</strong>en Überblick über die verschiedenenBerechnungsverfahren und deren Aussagekraft, Eignung sowie Vor- undNachteile zu erhalten.Nicht alle Vorteile von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen lassen sich quantitativ erfassen. DieWirtschaftlichkeit sollte bei der Auswahlentscheidung für e<strong>in</strong>e Energiespar- bzw. <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenur e<strong>in</strong> Kriterium von mehreren darstellen. Komfortverbesserungen,Schadens- und Risikom<strong>in</strong>imierung, Wertstabilität bzw. -steigerung, e<strong>in</strong>eAnpassung an den aktuellen Stand der Technik (bei Sanierungen) sowie e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>-Aussagekraft vonWirtschaftlichkeitsberechnungen101


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmengere Umweltbelastung oder e<strong>in</strong> Image- bzw. Market<strong>in</strong>ggew<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d weitere Kriterien,die <strong>in</strong> die Entscheidung e<strong>in</strong>fließen und sorgfältig abgewogen werden sollten. Auchberuhen die Ergebnisse von Wirtschaftlichkeitsberechnungen oft auf relativ unsicherenDaten, wie z.B. die Energiepreisentwicklung, so dass alle<strong>in</strong> die Wirtschaftlichkeite<strong>in</strong>er <strong>Klimaschutz</strong>maßnahme noch ke<strong>in</strong>en vernünftigen Entscheidungsgrund darstellt(vgl. Jagnow/Wolff o.J., S. 1) ( Kap. B6 2.2).VerschiedeneBerechnungsverfahrenZur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit e<strong>in</strong>er Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahme steht e<strong>in</strong>e Vielzahlverschiedener statischer und dynamischer Rechenverfahren zur Verfügung. Viersehr gebräuchliche Verfahren werden im Folgenden kurz vorgestellt: Die Amortisationsrechnung,die Berechnung des äquivalenten Energiepreises, die Kapitalwert-Methodeund die Annuitätenmethode. Weitere Verfahren s<strong>in</strong>d beispielsweise dieErmittlung der Kosten der CO 2 -E<strong>in</strong>sparung oder die Berechnung der Lebenszykluskosten.1.2.1. AmortisationsrechnungStatische und dynamischeAmortisationszeitNachteile derAmortisationsrechnungDie Bestimmung der Amortisationszeit ist die e<strong>in</strong>fachste Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeite<strong>in</strong>er Maßnahme zu berechnen. Die statische Amortisationszeit entsprichtdabei der Zeitspanne, <strong>in</strong> der die Aufwendungen durch die E<strong>in</strong>sparungen ausgeglichenwerden können. Um die Zeitspanne zu berechnen, werden die Investitionskostendurch die jährlichen Kostene<strong>in</strong>sparungen (abzüglich eventuell anfallenderKosten für Wartung/Instandhaltung o.Ä.) dividiert. Nach Ablauf der Amortisationszeiterwirtschaftet die Maßnahme Netto-Erlöse. Für e<strong>in</strong>e differenziertere Betrachtungsollte die dynamische Amortisationszeit herangezogen werden. Hierbei werden diejährlichen M<strong>in</strong>derkosten auf den Gegenwartswert abdiskontiert und somit berücksichtigt,dass der heutige Wert künftiger Zahlungen oder Erträge umso ger<strong>in</strong>ger ist,je weiter sie <strong>in</strong> der Zukunft liegen.Maßgebliche E<strong>in</strong>flussfaktoren auf die Wirtschaftlichkeit, wie z.B. die technische Lebensdauere<strong>in</strong>gesetzter Komponenten, Energiepreissteigerungen oder die Veränderungdes Z<strong>in</strong>ssatzes während der Betriebszeit, können im Rahmen vonAmortisationsrechnungen nicht berücksichtigt werden. So muss diejenige Maßnahmemit der kürzesten Amortisationszeit nicht unbed<strong>in</strong>gt auch die wirtschaftlichsteMaßnahme se<strong>in</strong>. Sehr langlebige technische Komponenten können trotzlanger Amortisationszeiten zu deutlich höheren E<strong>in</strong>sparungen beitragen (vgl. Wirtschaftsm<strong>in</strong>isteriumBaden-Württemberg 2009, S. 71).1.2.2. Berechnung des äquivalenten EnergiepreisesDieses Verfahren ist besonders geeignet für die Bewertung von Maßnahmen <strong>in</strong>Bezug auf den Zustand vor der Maßnahme. Ermittelt werden die Kosten pro e<strong>in</strong>gesparteKilowattstunde (Euro/kWh), die dann im Verhältnis zu den jährlichen Mehrkostender Maßnahme (Euro/Jahr) betrachtet werden. E<strong>in</strong>facher gesagt wird mithilfedieser Methode verglichen, was billiger ist: Energie e<strong>in</strong>zukaufen oder Energie e<strong>in</strong>zusparen.Zur Berechnung werden sämtliche Investitionskosten (bzw. die Mehrkostenfür e<strong>in</strong>e Maßnahme) sowie die im Betrachtungszeitraum anfallenden zusätzlichenUnterhalts- und ggf. Entsorgungskosten aufsummiert und durch die über den Nutzungszeitraume<strong>in</strong>gesparten Energiekosten dividiert. Die e<strong>in</strong>gesparten Energiekostens<strong>in</strong>d somit direkt mit dem aktuellen bzw. dem mittleren künftigen Energiebezugspreis102


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3(unter Berücksichtigung der Energiepreissteigerung) vergleichbar. Ergeben sich gleichgroße oder ger<strong>in</strong>gere äquivalente Energiepreise als aktuelle oder künftige Energiebezugskosten,ist die Maßnahme wirtschaftlich.1.2.3 Kapitalwert-MethodeDie Kapitalwert-Methode, auch Barwert-Methode genannt, kann sowohl für e<strong>in</strong>e Betrachtungaktueller Investitionen als auch für e<strong>in</strong>e später geplante Maßnahme herangezogenwerden. Dabei stellt der Kapitalwert die Summe aller Kosten dar, diewährend der Nutzungsdauer e<strong>in</strong>er Investition anfallen. Anders ausgedrückt ist derKapitalwert der Betrag, der heute angelegt werden müsste, um damit sämtliche Investitionskostenund laufenden Ausgaben zu decken. Werden durch e<strong>in</strong>e Maßnahmeauch E<strong>in</strong>nahmen erwirtschaftet, wird der Kapitalwert als Barwert bezeichnetund die Berechnung erfolgt nicht ausschließlich mit den Ausgaben, sondern mit derDifferenz von E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben über den gesamten Betrachtungszeitraumder Nutzungsdauer. Da Kosten und E<strong>in</strong>nahmen zu unterschiedlichen Zeiten der Nutzungsdaueranfallen, wird dies über Auf- und Abz<strong>in</strong>sungen berücksichtigt. Das bedeutet,dass zukünftige Kosten normalerweise als ger<strong>in</strong>gere Kosten <strong>in</strong> die Rechnunge<strong>in</strong>gehen, da die Z<strong>in</strong>sen e<strong>in</strong>er zum Investitionszeitpunkt angelegten Summe die künftighöheren Kosten abdecken. Der Kapital- oder Barwert ist als Kriterium nicht besondersaussagekräftig und anschaulich, da er sämtliche Kosten der gesamtenNutzungsdauer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Summe darstellt und nicht, so wie dies unter Anwendungder Annuitätenmethode erfolgt, die Kosten als gleich große Jahreskosten wiedergibt.Die <strong>in</strong> die Berechnung e<strong>in</strong>gehenden Kosten s<strong>in</strong>d nur Erwartungswerte und daher mitentsprechenden Unsicherheiten behaftet. Insbesondere bei e<strong>in</strong>er langen Nutzungsdauerkönnen die zu erwartenden E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben nur schwer genau vorhergesagtwerden. Zudem lassen sich mithilfe der Kapitalwert-Methode lediglichAussagen darüber treffen, ob e<strong>in</strong>e bestimmte Verz<strong>in</strong>sung erreicht wurde oder nicht.Die Methode ist nicht geeignet, um die Rentabilität der Investition e<strong>in</strong>zuschätzen.Nachteile derKapitalwert-Methode1.2.4 AnnuitätenmethodeDie Annuitätenmethode ist besonders für Maßnahmen, die längere Amortisationszeitenaufweisen, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvollere Ermittlungsform der Wirtschaftlichkeit. Aufbauend aufder Kapitalwertmethode eignet sie sich zur Beurteilung von E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>vestitionen, zumVergleich von alternativen Investitionen oder zur Ermittlung des besten Zeitpunkts fürErsatz<strong>in</strong>vestitionen. Die Annuität e<strong>in</strong>er Investition ergibt sich aus der Multiplikation desKapitalwertes mit dem Kapitalwiedergew<strong>in</strong>nungsfaktor (Annuitätsfaktor). Der Kapitalwiedergew<strong>in</strong>nungsfaktorhängt von der betrachteten Nutzungsdauer und dem Z<strong>in</strong>ssatzab. Im Ergebnis bildet die Annuität die regelmäßige jährliche Zahlung ab, <strong>in</strong> derdie vollständigen regelmäßigen Jahreskosten und -e<strong>in</strong>nahmen bezogen auf die Nutzungsdauere<strong>in</strong>er Investition enthalten s<strong>in</strong>d. Berücksichtigt werden dabei sowohl dieEnergiekosten, die sonstigen Betriebskosten und die Kosten für Wartung und Instandhaltungals auch – über den Kapitalwiedergew<strong>in</strong>nungsfaktor – der jährliche Kapitaldienst,also die Zahlungen für Tilgung und Z<strong>in</strong>sen im Rahmen e<strong>in</strong>er Kreditf<strong>in</strong>anzierung.Um unterschiedliche Lebensdauern der Komponenten <strong>in</strong> die Rechnung e<strong>in</strong>zubeziehen,kann die Annuität e<strong>in</strong>zeln für jede technische oder bauliche Maßnahme ermitteltwerden. Wenn die Berechnung mit der Annuitätenmethode e<strong>in</strong>en negativen Wertergibt, ist die Maßnahme nicht wirtschaftlich, bei e<strong>in</strong>er Annuität größer null h<strong>in</strong>gegen103


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenist sie wirtschaftlich, bzw. bei e<strong>in</strong>em Ergebnis gleich null kann zum<strong>in</strong>dest das e<strong>in</strong>gesetzteKapital zurückgewonnen werden. Im Ergebnis ist – vere<strong>in</strong>facht gesagt – diejenigeInvestition die wirtschaftlichste, die die ger<strong>in</strong>gsten jährlichen Gesamtkostenaufweist.Wahl desBerechnungsverfahrensDie Kommune sollte das Berechnungsverfahren <strong>in</strong> Abhängigkeit von ihren Möglichkeitenund Erwartungen wählen. Verfügt sie über Kapital und möchte dieses <strong>in</strong> den<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong>vestieren, wird e<strong>in</strong>e andere Berechnung gewählt als bei e<strong>in</strong>er Kreditaufnahme.Soll die Maßnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vorgegebenen Zeitrahmen e<strong>in</strong>en bestimmtenErlös erwirtschaften, ist e<strong>in</strong> anderes Berechnungsverfahren heranzuziehen alsbei der Bereitschaft oder dem Wunsch, e<strong>in</strong>en längerfristigen Vorteil durch die Maßnahmezu erzielen. Die Wahl des Berechnungsverfahrens bee<strong>in</strong>flusst allerd<strong>in</strong>gs wesentlichdas Ergebnis der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung; die e<strong>in</strong>zelnen Verfahren könnengezielt für die Überzeugungsarbeit e<strong>in</strong>gesetzt werden. So ist die Berechnung desäquivalenten Energiepreises beispielsweise motivierender und anschaulicher als dieBerechnung der Amortisationszeit.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Frankfurt a.M.,Hochbauamt –Energiemanagement,Mathias L<strong>in</strong>der,Gerbermühlstraße 48,60594 Frankfurt,069/212-30652,mathias.l<strong>in</strong>der @stadt-frankfurt.deStadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> – Die Gesamtkostenberechnung als Instrument zur wirtschaftlichenOptimierungDie Hauptaufgabe der Abteilung Energiemanagement des Hochbauamtes der Stadt Frankfurt a.M. istes, die Strom-, Heizenergie- und Wasserkosten für die ca. 1.000 städtisch genutzten Liegenschaften zum<strong>in</strong>imieren. Zu diesen gehören so unterschiedliche Liegenschaften wie Schulen, K<strong>in</strong>dertagesstätten,Sportanlagen, Verwaltungsgebäude, Museen, Feuerwachen und der Zoo. Oberster Planungsgrundsatzbei Neubau, Unterhaltung und Betrieb dieser Liegenschaften ist die M<strong>in</strong>imierung der Gesamtkosten(Summe aus Investitionskosten, Betriebskosten und Folgekosten) im S<strong>in</strong>ne der Nachhaltigkeit. Deshalbentwickelte die Abteilung Energiemanagement im Jahr 1997 e<strong>in</strong> Rechenmodell, das bereits zu e<strong>in</strong>emmöglichst frühen Planungszeitpunkt alle relevanten Kosten für die verschiedenen Varianten gegenüberstellt.Dieses Verfahren zur Gesamtkostenberechnung von Neubau- und Sanierungsvorhaben steht allen<strong>in</strong>teressierten Nutzern unter der Internetadresse www.energiemanagement.stadt-frankfurt.de zur Verfügung.Das Rechenmodell wird bei der Stadt Frankfurt a.M. für alle Kostenschätzungen und -berechnungenab 250.000 Euro angewendet. Die Gesamtkostenberechnung bietet e<strong>in</strong> differenziertes, aberleicht zu bedienendes Verfahren für Wirtschaftlichkeitsanalysen <strong>in</strong> allen Bereichen des Facility-Managements.Mit Hilfe der Gesamtkostenberechnung konnte die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> ihre Stromverbrauchswerteseit 1990 im Schnitt um vier Prozent, die Heizenergieverbrauchswerte um 31 Prozentund den Wasserverbrauch sogar um 53 Prozent senken. Auch die CO 2 -Emissionen sanken seitdem um28 Prozent.LiteraturtippsJagnow, Kati, und Dieter Wolff (o.J.): Wirtschaftlichkeitsbewertung von Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen. Unterlagenim Rahmen der Ausbildung zum Energieberater an der FH Braunschweig/Wolfenbüttel, o.O.,Download: www.delta-q.de/export/sites/default/de/downloads/Wirtschaftlichkeit_Energieberatung.pdf.L<strong>in</strong>der, Mathias (2011): Die Gesamtkostenberechnung als Instrument zur wirtschaftlichen Optimierung,<strong>in</strong>: Cornelia Rösler (Hrsg.): Kommunales Energiemanagement im Gebäudebestand. Dokumentationdes 15. Deutschen Fachkongresses der kommunalen Energiebeauftragten, Berl<strong>in</strong> (Difu-Impulse, Bd.2/2011), S. 73–84.VDI 2067-1, Wirtschaftlichkeit gebäudetechnischer Anlagen, Blatt 1: Grundlagen und Kostenberechnung,VDI 2000.104


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 32. Möglichkeiten der F<strong>in</strong>anzierung des<strong>Klimaschutz</strong>es durch die <strong>Kommunen</strong>Bei der F<strong>in</strong>anzierung von kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieeffizienzmaßnahmendurch die <strong>Kommunen</strong> können <strong>in</strong> Abgrenzung zur Fremdf<strong>in</strong>anzierung dreiMöglichkeiten unterschieden werden, die <strong>in</strong> diesem Kapitel näher betrachtet werdensollen:Eigenf<strong>in</strong>anzierung,Inanspruchnahme von Förderprogrammen,Förderung lokaler <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiesparmaßnahmen durch <strong>Kommunen</strong>.Die Inanspruchnahme von Fördermitteln des Bundes und der Länder wird <strong>in</strong> diesemKapitel behandelt, da <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> der Regel verpflichtet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Eigenanteilzur F<strong>in</strong>anzierung beizusteuern.2.1 Eigenf<strong>in</strong>anzierungAlle E<strong>in</strong>nahmen, die e<strong>in</strong>er Kommune ohne Verpflichtung zur Rückzahlung zur Verfügungstehen, zählen zur Eigenf<strong>in</strong>anzierung. E<strong>in</strong>gesparte Kosten, wie beispielsweiseEnergiee<strong>in</strong>sparungen, s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen mit e<strong>in</strong>er Drittf<strong>in</strong>anzierung gleichzusetzen. DerWeg über die Eigenf<strong>in</strong>anzierung sollte gewählt werden, wenn die Investitionssummefür die Fremdf<strong>in</strong>anzierung die zu erwartenden Z<strong>in</strong>serträge aus dem Eigenkapital derKommune übersteigt. Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise mit e<strong>in</strong>er ausreichenden F<strong>in</strong>anzausstattungund e<strong>in</strong>em verwaltungs<strong>in</strong>tern vorhandenen fachlichen Know-howsollten die Eigenf<strong>in</strong>anzierung von <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmengrundsätzlich der Fremdf<strong>in</strong>anzierung vorziehen, da sie so ihren E<strong>in</strong>fluss, z.B. auf Artund Maß der Energieverwendung, und ihre Verantwortung vollumfänglich geltendmachen können (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 2 ff.).Als e<strong>in</strong>e Sonderform der Eigenf<strong>in</strong>anzierung kann das stadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g, auchverwaltungs<strong>in</strong>ternes Contract<strong>in</strong>g oder Intract<strong>in</strong>g genannt, e<strong>in</strong>gestuft werden, da beidiesem Contract<strong>in</strong>g-Modell e<strong>in</strong>e verwaltungs<strong>in</strong>terne Organisationse<strong>in</strong>heit die Rolle desVertragspartners für die F<strong>in</strong>anzierung und Durchführung e<strong>in</strong>er Energiesparmaßnahme(Intractor) übernimmt ( Kap. A3 3). Beim E<strong>in</strong>satz von stadt<strong>in</strong>ternen Contract<strong>in</strong>g-Modellen zur F<strong>in</strong>anzierung von Energieeffizienzmaßnahmen werden die e<strong>in</strong>gespartenEnergiekosten, die durch die Umsetzung e<strong>in</strong>er technischen oder baulichen Maßnahmeerzielt wurden, zur verwaltungs<strong>in</strong>ternen Ref<strong>in</strong>anzierung genutzt. Nachdem sich dieMaßnahmen amortisiert haben – die Investitionen also zu 100 Prozent durch die Kostene<strong>in</strong>sparungengedeckt s<strong>in</strong>d –, kann, <strong>in</strong>dem die Folgee<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> weitere Energiesparmaßnahmen<strong>in</strong>vestiert werden, e<strong>in</strong>e Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> der Maßnahmenumsetzungsichergestellt werden (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 2). Dasstadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g wird zurzeit hauptsächlich zur Umsetzung kommunaler Energie-und Wassersparmaßnahmen e<strong>in</strong>gesetzt, es kann jedoch auch auf Landesebeneoder für Wohnungsbaugesellschaften s<strong>in</strong>nvoll genutzt werden. Auch ist die Übertragungauf andere Bereiche, wie z.B. den Abfallbereich, vorstellbar (vgl. Wuppertal Institut2009, S. 1).Neben e<strong>in</strong>er Grundform des stadt<strong>in</strong>ternen Contract<strong>in</strong>g können nach e<strong>in</strong>er Untersuchungdes Wuppertal-Instituts drei weitere Modelle unterschieden werden: das Profitcenter,die unechte Privatisierung und e<strong>in</strong>e Mischform von Contract<strong>in</strong>g undstadt<strong>in</strong>ternem Contract<strong>in</strong>g, bei der sowohl Energiespar<strong>in</strong>vestitionen an externe Con-Def<strong>in</strong>ition und Bedeutungder Eigenf<strong>in</strong>anzierungFunktionsweise desstadt<strong>in</strong>ternen Contract<strong>in</strong>gVerschiedene Modelle105


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmentractoren vergeben als auch stadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g-Maßnahmen durchgeführt werden.Bei der Grundform wird mittels e<strong>in</strong>er zweckgebundenen Anschubf<strong>in</strong>anzierungaus Haushaltsmitteln e<strong>in</strong> verwaltungs<strong>in</strong>terner Energiee<strong>in</strong>sparfonds als eigene Haushaltsstelleerrichtet, der durch die Kapitalrückflüsse aus den erzielten Energiee<strong>in</strong>sparungengespeist und somit laufend erneuert wird. Im Modell des Profitcenterswerden alle den Energiebereich betreffenden Aufgaben gebündelt und e<strong>in</strong> eigenständigesBudget e<strong>in</strong>gerichtet, welches von den kommunalen Energieabteilungenbzw. dem kommunalen Energiemanagement selbständig verwaltet wird. Bei der unechtenPrivatisierung wird e<strong>in</strong>e GmbH gegründet, die für die Energiebewirtschaftungund die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen <strong>in</strong> den kommunalen Liegenschaftenzuständig und deren alle<strong>in</strong>iger Gesellschafter die Stadt, Geme<strong>in</strong>de oder der Kreisist ( Praxis-Beispiel Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen). Da die GmbH nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie gew<strong>in</strong>norientiertist, sondern der politischen Vorgabe unterliegt, e<strong>in</strong>gesparte Energiekostenzu re<strong>in</strong>vestieren, verbleiben die wirtschaftlichen Vorteile und die Kontrolleüber die Anlagen bei der Kommune (vgl. Wuppertal Institut 1998, S. 16 ff.).Zusammenwirkenverschiedener verwaltungs<strong>in</strong>ternerAkteureKommunale VerbreitungMöglichkeiten undGrenzen des stadt<strong>in</strong>ternenContract<strong>in</strong>gBei der Grundform des stadt<strong>in</strong>ternen Contract<strong>in</strong>g treten üblicherweise das Umweltamtoder das Hochbauamt (bzw. die dort angesiedelte kommunale Energieabteilung)als Intractor auf. Dieser plant die Energiesparmaßnahmen, führt die Kostenermittlungdafür durch und errechnet die erzielbaren Energieverbrauchs- und Kostene<strong>in</strong>sparungensowie die Kapitalrückflusszeit. Ebenso liegt die Verantwortung für den Mittele<strong>in</strong>satzaus dem Energiee<strong>in</strong>sparfonds – die Bereitstellung der Anschubf<strong>in</strong>anzierungerfolgt durch die Kämmerei – beim Intractor, der dazu mit dem jeweiligen Fachamt,für welches die Maßnahme realisiert wird (nachfolgend Nutzeramt genannt), e<strong>in</strong>estandardisierte Vere<strong>in</strong>barung abschließt. In dieser Intract<strong>in</strong>g-Vere<strong>in</strong>barung werdenneben den geplanten Energiesparmaßnahmen und den dafür aufzuwendenden Investitionenauch Referenzwerte, errechnete E<strong>in</strong>sparziele, Amortisationszeiten sowiee<strong>in</strong>e Loyalitätsklausel festgehalten. Zudem werden die Kapitalrückflüsse aus denEnergiekostene<strong>in</strong>sparungen geregelt: Je nach Vere<strong>in</strong>barung bleiben der Rückflusse<strong>in</strong>es Teils oder der gesamten e<strong>in</strong>gesparten Kosten während der Amortisationszeit<strong>in</strong> der Verantwortung des Intractors. Nachdem die Investition vollständig ref<strong>in</strong>anziertist, kann das jeweilige Nutzeramt über die darüber h<strong>in</strong>aus zurückfließenden Energiekostene<strong>in</strong>sparungenim Rahmen se<strong>in</strong>er Aufgabenerfüllung frei verfügen. Vorteiledieser verwaltungs<strong>in</strong>ternen F<strong>in</strong>anzierung liegen <strong>in</strong> der vergleichsweise unkompliziertenDurchführung – das Modell kommt ohne öffentliche Ausschreibung der Maßnahmenaus – und dem entstehenden Anreiz für die nutznießenden Fachämter, sichfür Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen <strong>in</strong> ihrem Ressort e<strong>in</strong>zusetzen (vgl. Walderbach 2007,S. 113).Nachdem das stadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g 1995 <strong>in</strong> Stuttgart <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundform entwickeltund vom dortigen Amt für Umweltschutz erstmalig erfolgreich umgesetztwurde ( Praxis-Beispiel Stuttgart), haben e<strong>in</strong>ige bundesdeutsche <strong>Kommunen</strong>, wiezum Beispiel die Städte Lörrach und Kiel, dieses Modell auf ihre Verwaltungsstrukturenübertragen bzw. weiterentwickelt. Mischformen f<strong>in</strong>den zum Beispiel <strong>in</strong> Frankfurtam Ma<strong>in</strong> und <strong>in</strong> Hamburg ihre Anwendung.Die Anwendung des Intract<strong>in</strong>g-Modells <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> ist dann empfehlenswert,wenn über die e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten m<strong>in</strong>destens die Investitionssumme, diefür die Maßnahme aufgebracht werden musste, gedeckt werden kann. Insofern eignetsich das stadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g vor allem für kle<strong>in</strong>ere Maßnahmen mit Amortisationszeitenvon nur wenigen Jahren, die für schnelle Re<strong>in</strong>vestitionsmöglichkeitensorgen. Da es oftmals gerade diese Maßnahmen s<strong>in</strong>d, die zwar zu hohen E<strong>in</strong>sparun-106


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3gen führen können, aber für externe Contractoren zu kle<strong>in</strong>, für die zur Verfügungstehenden Haushaltsmittel zur Instandhaltung aber zu groß s<strong>in</strong>d, ist das stadt<strong>in</strong>terneContract<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> geeignetes Modell zur wirtschaftlichen und kont<strong>in</strong>uierlichen Umsetzungsolcher kle<strong>in</strong>eren Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen, beispielsweise im Bereich derBeleuchtung oder der Lüftung.Insbesondere bei der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Energiee<strong>in</strong>sparfonds, der mit e<strong>in</strong>er begrenztenAnschubf<strong>in</strong>anzierung auskömmlich se<strong>in</strong> muss und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vertretbaren Zeitraumauszugleichen ist, müssen die umzusetzenden Maßnahmen e<strong>in</strong>e hohe Wirtschaftlichkeitaufweisen (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 3).Abbildung 6:Stadt<strong>in</strong>ternes Contract<strong>in</strong>g-Modell – GrundformQuelle:Difu (2011).107


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenPraxis-BeispielAnsprechpartner:LandeshauptstadtStuttgart,Energiewirtschaft/Amt für Umweltschutz,Dr. Jürgen Görres,0711/216-88668,juergen.goerres@stuttgart.deStadt<strong>in</strong>ternes Contract<strong>in</strong>g <strong>in</strong> StuttgartUm Projekte zur Energie- und Wassere<strong>in</strong>sparung zu beschleunigen und <strong>in</strong> viel stärkerem Maße vorantreibenzu können, wurde <strong>in</strong> Stuttgart das stadt<strong>in</strong>terne Contract<strong>in</strong>g entwickelt. Vom Amt für Umweltschutzwerden dabei wirtschaftliche Maßnahmen der städtischen Ämter und Eigenbetriebevorf<strong>in</strong>anziert. Die durch diese Maßnahmen e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten fließen aus dem jeweiligen Ämterbudgetso lange an das Amt für Umweltschutz zurück, bis die Investition abbezahlt ist. Danach könnendie Ämter frei über die e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten verfügen. Seit 1995 hat das Amt fürUmweltschutz mit den städtischen Ämtern und Eigenbetrieben dazu über 270 Vere<strong>in</strong>barungen abgeschlossen.Die durchschnittliche Kapitalrückflusszeit der vom Amt für Umweltschutz e<strong>in</strong>gesetzten F<strong>in</strong>anzmittelliegt bei sieben Jahren. Insgesamt stehen derzeit 8,8 Mio. Euro als Investitionsbudget zurVerfügung. Die f<strong>in</strong>anzielle Größenordnung der Projekte reicht von wenigen 1.000 Euro bei Beleuchtungserneuerungenoder Verbesserungen der Regeltechnik bis zu mehreren 100.000 Euro.Stuttgart hat <strong>in</strong> den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparung und Integrationvon erneuerbaren Energien mit Hilfe des stadt<strong>in</strong>ternen Contract<strong>in</strong>g durchgeführt – u.a. folgende:Dämmung oberster Geschossdecken <strong>in</strong> städtischen Liegenschaften: Bislang wurden über 30.000qm oberste Geschossdecken wärmegedämmt. Hervorzuheben s<strong>in</strong>d Projekte <strong>in</strong> Schulen, bei denendie Dämmung <strong>in</strong> Eigenregie durchgeführt, als Lehr<strong>in</strong>haltsstoffe aufgearbeitet und <strong>in</strong> den Unterricht<strong>in</strong>tegriert werden konnte.E<strong>in</strong>bau von Blockheizkraftwerken: In der Stuttgarter Verwaltung wurde das erste BHKW 1988 <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Klärwerk <strong>in</strong>stalliert. Mittlerweile wurden alle Klärwerke und weitere Gebäude mit BHKW-Anlagen ausgestattet. Bisher wurden dazu neun Erdgasmodule mit e<strong>in</strong>er elektrischen Leistung zwischen50 und 100 kW <strong>in</strong>stalliert. Die gesamten Klär- und Erdgasmodule haben zusammen e<strong>in</strong>eelektrische Leistung von 2.130 kW eI und e<strong>in</strong>e thermische Leistung von 3.450 kW th .Erneuerbare Energien zur Wärmeerzeugung: In den Stuttgarter Liegenschaften wurden <strong>in</strong> den vergangenenJahren vier Holzhackschnitzelheizungen, zwei Holzpelletheizungen, vier Wärmepumpen,drei Photovoltaikanlagen, vier Solaranlagen zur thermischen Warmwasserbereitung, zwei Solaranlagenzur Lufterwärmung und fünf Solarabsorber <strong>in</strong> Betrieb genommen. Zusätzlich s<strong>in</strong>d die erwähntenBHKW zu nennen, <strong>in</strong> denen Klärgas zur komb<strong>in</strong>ierten Strom- und Wärmeerzeugung e<strong>in</strong>gesetztwird. Insgesamt entfallen 23 Prozent der Investition auf den regenerativen Bereich.Praxis-BeispielAnsprechpartner:EnergieDienstleistungsGesellschaft Rhe<strong>in</strong>hessen-Nahe mbH,Christoph Zeis,Am Giener 13,55268 Nieder-Olm,06136/9215-10,christoph.zeis@edg-mbh.deLandkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen – EnergieDienstleistungsGesellschaft Rhe<strong>in</strong>hessen-Nahe mbHVor dem H<strong>in</strong>tergrund sanierungsbedürftiger schulischer Liegenschaften hat der Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>genvor zwölf Jahren die heutige „EnergieDienstleistungsGesellschaft Rhe<strong>in</strong>hessen-Nahe mbH (EDG)“ zunächstals Alle<strong>in</strong>gesellschafter gegründet. Seit dem Jahr 2000 s<strong>in</strong>d mit zwei Verbandsgeme<strong>in</strong>den undzwei Landkreisen weitere Gesellschafter aufgenommen worden. Die EDG hat als re<strong>in</strong> kommunal getrageneGesellschaft im Jahr 1998 begonnen, das enorme Energiee<strong>in</strong>sparpotenzial durch den E<strong>in</strong>satzmoderner Technologien der effizienten und erneuerbaren Energien zu erschließen, und damit e<strong>in</strong>enBeitrag zur Steigerung der dezentralen Energieversorgung und zum kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> geleistet.Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der schwierigen Haushaltslage und der kameralistischen Haushaltsführung konntenganzheitliche und zukunftsgerichtete Energiekonzepte im Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen nicht umgesetztwerden. Die EDG h<strong>in</strong>gegen setzt ihre Projekte nach dem Pr<strong>in</strong>zip des Energiee<strong>in</strong>spar-/Anlagen-Contract<strong>in</strong>gum und kann somit kapital<strong>in</strong>tensive Energieversorgungsanlagen mit höchsten Wirkungsgradendurch e<strong>in</strong>gesparte Energiekosten nach Ersatz der Altanlagen ref<strong>in</strong>anzieren und diese neuen Anlagenim H<strong>in</strong>blick auf Energiee<strong>in</strong>kauf, Wartung und Instandhaltung betreiben.Die energetische Sanierung schulischer Gebäude steht immer noch im Fokus der Tätigkeiten der EDG,es werden aber auch Versorgungskonzepte für weitere Gebäude wie Verwaltungsgebäude oderSchwimmbäder umgesetzt. Die von der EDG e<strong>in</strong>gesetzten Technologien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die dezentraleKraft-Wärme-Kopplung (KWK) und seit 2003 der E<strong>in</strong>satz biogener Primärenergieträger (vor allemHolz und Biogas). Bilanz der Arbeit der EDG: 102 Heizzentralen (Sanierung und Errichtung), 162 größereLiegenschaften (E<strong>in</strong>satz von Blockheizkraftwerken (BHKW), Biomassekesseln und Nahwärmesystemen,Energiemanagementsystem zur Verbrauchsanalyse und Energiee<strong>in</strong>sparung), davon 52Objektversorgungen (Schulen und Schulzentren, Schwimmbäder und sonstige Gebäude) mit 67 BHKWund 14 kommunalen Holzheizwerken.108


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3Fachbereich Grundstücks- und Gebäudemanagement der Stadt Lörrach, Jörg Bienhüls (2007): Abschlussberichtder Stadt Lörrach zum Projekt „Anschubf<strong>in</strong>anzierung für die E<strong>in</strong>führung des Intract<strong>in</strong>g-Modells<strong>in</strong> Lörrach“, Lörrach.Stadt Lörrach (2009): Intract<strong>in</strong>g-Konzept für die Stadt Lörrach.Walderbach, Petra (2007): E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g und Intract<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Freiburg – Erfahrungen mit den erstenbeiden Gebäudepools, <strong>in</strong>: Cornelia Rösler (Hrsg.): Energiemanagement: Maßnahmen und Projekte.Dokumentation des 11. Deutschen Fachkongresses der kommunalen Energiebeauftragten, Berl<strong>in</strong> 2007(Difu-Impulse, Bd. 3/2007), S. 105-115.Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (2009): Öko-Innovationen <strong>in</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen:Intract<strong>in</strong>g hilft, Wuppertal.Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (1998): Kommunales Intract<strong>in</strong>g, Auszug aus dem„Projektteil B: Handlungsoptionen des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zur Verbreitung der Umsetzungvon Intract<strong>in</strong>g auf kommunaler und Landesebene“ der im Auftrag des M<strong>in</strong>isteriums für Bauen und Wohnendes Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen erstellten „Pilotprojekte E<strong>in</strong>sparcontract<strong>in</strong>g und Intract<strong>in</strong>g <strong>in</strong>NRW“, Bearb. Kora Kristof, Sab<strong>in</strong>e Nann<strong>in</strong>g, Frank Merten, Wuppertal.Literaturtipps2.2 Inanspruchnahme von FörderprogrammenZur Unterstützung der kommunalen Aktivitäten im Bereich des <strong>Klimaschutz</strong>es habenBund und Länder e<strong>in</strong>e Reihe von Förderprogrammen aufgelegt. Auch Mittel der EuropäischenUnion stehen für bestimmte Vorhaben zur Verfügung. Dabei können<strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> der Regel F<strong>in</strong>anzierungshilfen <strong>in</strong> Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssenoder z<strong>in</strong>svergünstigten Darlehen für Personal- und/oder Sachkosten erhalten.In Abhängigkeit vom Programm können unterschiedliche Arten von Vorhabenunterstützt werden:kommunale Investitionen (z.B. energetische Gebäudesanierung, E<strong>in</strong>satz erneuerbarerEnergien),kommunale Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzepte,Forschungs- und Entwicklungsvorhaben, Demonstrationsanlagen,Management- und Zertifizierungssysteme (z.B. European Energy Award).Die Höhe der Zuschüsse und z<strong>in</strong>svergünstigten Kredite ist abhängig vom jeweiligenFörderprogramm, oftmals wird auch e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destfördervolumen festgelegt. Um nichtrückzahlbare Zuschüsse zu erhalten, muss der Antragsteller bei der F<strong>in</strong>anzierunge<strong>in</strong>es Projekts <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>en Eigenanteil nachweisen. Des Weiteren ist die Gewährungvon Fördermitteln mit materiellen Anforderungen an den Gegenstand desVorhabens verknüpft, die <strong>in</strong> den Richtl<strong>in</strong>ien festgelegt werden. Für z<strong>in</strong>svergünstigteDarlehen aus dem Gebäudesanierungsprogramm der KfW müssen bei der Sanierungund dem Neubau beispielsweise die gültigen Anforderungen der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung(EnEV) unterschritten werden.Die Europäische Union hat im Bereich <strong>Klimaschutz</strong> und nachhaltige EnergiepolitikProgramme aufgelegt, die sich auch an <strong>Kommunen</strong> richten. Beispielhaft werden hierzwei Programme herausgegriffen: Im Rahmen des dreiteiligen Programms „IntelligenteEnergie – Europa II“ können kommunale Behörden z.B. bei der Etablierung vonEnergieagenturen gefördert werden. Bei der „Europäischen territorialen Zusammenarbeit“– besser bekannt unter dem Namen INTERREG – können <strong>in</strong> Abhängigkeit derProgrammausgestaltung des jeweiligen Kooperationsraumes ebenfalls Aktivitäten imBereich <strong>Klimaschutz</strong> durchgeführt werden (vgl. Zwicker-Schwarm u.a. 2010). Förderungkönnen je nach Programmstrang und Zuschnitt des Projekts sowohl konzeptionelleArbeiten als auch die Umsetzung von (Modell-)Vorhaben erhalten.Förderung für <strong>Kommunen</strong>Fördermittel der EU109


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenDurch e<strong>in</strong>ige europäische Programme wird e<strong>in</strong> erheblicher Anteil der förderfähigenKosten übernommen (zum Teil bis zu 75 Prozent). Je nach Programm werden M<strong>in</strong>destanforderungenan die Projekte bezüglich der Anzahl der zu beteiligenden Projektpartnersowie deren Herkunftsland gestellt. Die Antrags- und Berichtsverfahrens<strong>in</strong>d stark formalisiert, und der Kommunikations- und Koord<strong>in</strong>ationsaufwand <strong>in</strong> denProjekten erhöht sich <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Anzahl der Projektpartner. Neben E<strong>in</strong>blicken<strong>in</strong> die Politik und Praxis anderer EU-Staaten wird den europäischen Projektpartnernder themenbezogene <strong>in</strong>ternationale Erfahrungsaustausch ermöglicht. Diegewonnen Informationen und Kenntnisse über Strukturen und Arbeitsweisen <strong>in</strong> andereneuropäischen Institutionen können über die Projektlaufzeit h<strong>in</strong>aus z.B. bei derBearbeitung transnationaler Herausforderungen von Nutzen se<strong>in</strong>.Bundesprogramme<strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>itiativedes BMUAuf Länderebene wurden <strong>in</strong> den vergangenen Jahren vermehrt Programme aufgelegt,die sich an <strong>Kommunen</strong> und weitere Akteursgruppen (z.B. Privathaushalte, Unternehmen)richten. Ziele und Mittelausstattungen der Programme unterscheidensich vor allem aufgrund der Haushaltslage der Länder erheblich. Neben der energetischenGebäudesanierung und dem energieeffizienten Neubau wird der E<strong>in</strong>satz vonregenerativen Energien, die Kraft-Wärme-Kopplung, Forschungs- und Entwicklungsvorhabenu.a.m. gefördert. Angebote für <strong>Kommunen</strong> bestehen auch im Bereich derInformationsbereitstellung, der Öffentlichkeitsarbeit und der umfassenden Beratungund Unterstützung bei der Erarbeitung regionaler und kommunaler Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzepte.Gebäudesanierungsprogrammdes BMVBSLandesprogrammeAuf Bundesebene wurde <strong>in</strong> den vergangenen Jahren e<strong>in</strong>e Reihe von Programmenmit teilweise erheblichen Mittelausstattungen etabliert, mit denen <strong>Kommunen</strong> beider Erarbeitung von <strong>Klimaschutz</strong>konzepten und der Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenunterstützt werden. Mehrere Bundesressorts haben Förderprogrammeim S<strong>in</strong>ne des <strong>Klimaschutz</strong>es gestaltet, nicht alle richten sich auch an <strong>Kommunen</strong>. Sowohldas Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium (BMU), das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung (BMVBS) als auch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz (BMELV) haben <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Klimaschutz</strong> underneuerbare Energien Programme aufgelegt, die auch von <strong>Kommunen</strong> genutzt werdenkönnen und zum Teil <strong>in</strong> übergreifende Initiativen e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d.E<strong>in</strong> Beispiel ist die 2008 gestartete <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>itiative des BMU: Sie <strong>in</strong>tegriertneben weiteren das „Marktanreizprogramm zur Nutzung erneuerbarer Energien imWärmemarkt“, durch das Anlagen zur Stromerzeugung (z.B. Biomasseanlagen, Solarkollektoren)gefördert werden, sowie die „Richtl<strong>in</strong>ie zur Förderung von <strong>Klimaschutz</strong>projekten<strong>in</strong> sozialen, kulturellen und öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen“, auf derenGrundlage Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise u.a. für die Erstellung von <strong>Klimaschutz</strong>konzeptensowie die Sanierung der Straßenbeleuchtung f<strong>in</strong>anzielle Hilfen erhaltenkönnen.In Abhängigkeit von der Art des Zuwendungsempfängers und den Fördertatbeständenwird durch das „Gebäudesanierungsprogramm“ des BMVBS, getragen von derbundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), u.a. die energetische Sanierungvon Gebäuden der kommunalen sozialen Infrastruktur mit z<strong>in</strong>sverbilligten Darlehenunterstützt. Dabei richtet sich die Höhe der f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung nachden erreichten energetischen Gebäudestandards.Von den Förderprogrammen zu unterscheiden s<strong>in</strong>d Forschungsaktivitäten, <strong>in</strong> derenRahmen konzeptionelle und/oder bauliche Modellvorhaben <strong>in</strong> Städten, Geme<strong>in</strong>denund Kreisen umgesetzt wurden ( Kap. A1 2.1).110


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3Diese Aktivitäten werden von den unterschiedlichen Landesm<strong>in</strong>isterien, Landesförder<strong>in</strong>stitutensowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Regionen und Bundesländern etablierten Energieagenturendurchgeführt. Die Energieagenturen s<strong>in</strong>d je nach Bundesland zuständig für dieFörderung von Forschung, technischer Entwicklung u.a.m. bis h<strong>in</strong> zur Beratung h<strong>in</strong>sichtlichder Fördermöglichkeiten und der beruflichen Weiterbildung. Die Teilnahmevon <strong>Kommunen</strong> am European Energy Award®, <strong>in</strong> dessen Rahmen e<strong>in</strong> Verfahren bezüglichder Qualität der kommunalen Energieerzeugung und -nutzung durchgeführtwird, wird <strong>in</strong> den teilnehmenden Bundesländern (derzeit Bayern, Baden-Württemberg,Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Sachsen) zum Teil über regionale Geschäftsstellen (e<strong>in</strong>gerichtetmitunter bei Energieagenturen) betreut und f<strong>in</strong>anziell unterstützt.Durch Wettbewerbe werden ausgezeichnete Projekte und Maßnahmen bekannt gemacht,vorbildliche Lösungen sollen so zur Nachahmung und zur Entwicklung eigenerIdeen anregen. Kommunalwettbewerbe um begrenzte Fördervolum<strong>in</strong>a s<strong>in</strong>d imVergleich zu anderen Bereichen e<strong>in</strong> relativ neues Verfahren und werden mit demZiel der Aktivierung möglichst vieler <strong>Kommunen</strong> für die klimagerechte Entwicklunge<strong>in</strong>gesetzt. Den Preisträgern wird e<strong>in</strong>e öffentlichkeitswirksame Plattform geboten;gleichzeitig werden <strong>Kommunen</strong>, die nicht unterstützt werden können, bestärkt, eigeneAktivitäten zu entfalten.WettbewerbeDie „Servicestelle: Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>“ – e<strong>in</strong> durch des BMU im Rahmen der<strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>itiative gefördertes Projekt beim Difu – berät <strong>Kommunen</strong> h<strong>in</strong>sichtlichder „Richtl<strong>in</strong>ie zur Förderung von <strong>Klimaschutz</strong>projekten <strong>in</strong> sozialen, kulturellen undöffentlichen E<strong>in</strong>richtungen“ und führt des Weiteren geme<strong>in</strong>sam mit dem BMU denWettbewerb „Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>“ durch. In e<strong>in</strong>er von <strong>in</strong>sgesamt drei Kategorienwerden Preisträger nom<strong>in</strong>iert, die vorbildliche <strong>in</strong>novative technische und/oderbauliche Maßnahmen für den <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kommunalen Gebäude odere<strong>in</strong>er kommunalen E<strong>in</strong>richtung umgesetzt haben.Auch auf Landesebene werden <strong>Kommunen</strong> für vorbildliche Aktivitäten im Bereich<strong>Klimaschutz</strong> im Rahmen von Wettbewerben ausgezeichnet und f<strong>in</strong>anziell unterstützt.Beispiele s<strong>in</strong>d der <strong>in</strong> Niedersachsen durchgeführte Wettbewerb „Klima kommunal2010“ sowie „Klimaneutrale Kommune“ <strong>in</strong> Baden-Württemberg.E<strong>in</strong>en Überblick über die verschiedenen Fördermöglichkeiten können sich kommunaleAkteure und andere Interessenten (z.B. Bürger, Unternehmen) z.B. anhand von<strong>in</strong>ternetbasierten Datenbanken verschaffen. Suchfunktionen ermöglichen das Setzenvon Filtern (Themen, Zielgruppe u.a.) und erleichtern so die Identifikation von F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeitenfür geplante Vorhaben ( Internettipps zu Bundes- und Landesförderprogrammen).Systematisierte Informationen und persönliche Beratungenfür <strong>Kommunen</strong> zu verschiedenen Fördermöglichkeiten werden von e<strong>in</strong>igen landeseigenenoder regionalen Energieagenturen angeboten (z.B. Energieagentur NRW).Informationen zuFörderprogrammenAusführliche Informationen und detaillierte Beratungen zu e<strong>in</strong>zelnen Förderprogrammenkönnen zumeist beim Projektträger e<strong>in</strong>geholt werden. In e<strong>in</strong>igen Fällen werdenInformations- und Beratungsleistungen für bestimmte Programme von anderen Institutionen(als dem Projektträger) angeboten. Die vom BMU e<strong>in</strong>gerichtete „Servicestelle:Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>“, angesiedelt beim Deutschen Institut für Urbanistik,ist e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>richtung.Bei der Suche nach adäquaten Fördermöglichkeiten ist die Aktualität der Informationenzu beachten. Materielle, politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenunterliegen Veränderungen, die sich <strong>in</strong> der Ausgestaltung der Förderpolitik wider-111


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenspiegeln. Unter bestimmten Umständen können Programmänderungen kurzfristigerfolgen, so bspw. wenn e<strong>in</strong>gestellte Haushaltsmittel ausgeschöpft s<strong>in</strong>d. Aufgrundder Komplexität der „Förderlandschaft“ sollte der Zeit- und Arbeitsaufwand für dieSuche und Identifizierung e<strong>in</strong>es geeigneten F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>struments für e<strong>in</strong> bestimmtesVorhaben nicht unterschätzt werden.F<strong>in</strong>anzierungsstrategieAntragstellungE<strong>in</strong>haltung vonFördermodalitätenSynergieeffekte mitanderen Zielen undFörderprogrammenBei der Wahl der F<strong>in</strong>anzierungsstrategie s<strong>in</strong>d zwei Ausgangslagen vorstellbar: dieKonkretisierung e<strong>in</strong>es noch nicht detailliert geplanten Vorhabens entsprechend derFördermöglichkeiten oder die Suche nach e<strong>in</strong>em passenden Programm für e<strong>in</strong> spezifischesVorhaben. Nachdem Informationen zu Fördermöglichkeiten e<strong>in</strong>geholt wurden,ersche<strong>in</strong>t es <strong>in</strong> beiden Fällen s<strong>in</strong>nvoll, möglichst frühzeitig die zuständigenFörder<strong>in</strong>stitutionen direkt anzusprechen. Die kommunale F<strong>in</strong>anzierungsstrategie fürVorhaben kann dann optimal an den Fördermodalitäten ausgerichtet werden. Zu beachtens<strong>in</strong>d die Kumulierbarkeit verschiedener Programme, die Förderhöchstgrenzen,die Komb<strong>in</strong>ierbarkeit mit Sonderf<strong>in</strong>anzierungsmodellen (z.B. Contract<strong>in</strong>g) u.v.m.Das F<strong>in</strong>den des geeigneten Förderprogramms und e<strong>in</strong>e Antragstellung bedürfene<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden Vorbereitung. E<strong>in</strong>e Entscheidung über e<strong>in</strong>e Antragstellung sollteauf Grundlage detaillierter Informationen der zuständigen Förder<strong>in</strong>stitution erfolgen.Die zuständigen Bundes- oder Landesressorts beauftragten für die Abwicklung derFörderprogramme <strong>in</strong> der Regel Projektträger. Die Vorbereitung e<strong>in</strong>es Erfolg versprechendenFörderantrags kann erhebliche zeitliche und personelle Kapazitäten b<strong>in</strong>den.Die Zeitspanne zwischen der Entscheidung für e<strong>in</strong>e Antragsstellung und der E<strong>in</strong>reichunge<strong>in</strong>es Förderantrags sollte berücksichtigt werden, weil bspw. die Ausschöpfungvorgesehener f<strong>in</strong>anzieller Mittel für die Fördermaßnahme Änderungen <strong>in</strong> denFördermodalitäten nach sich ziehen kann.In den Richtl<strong>in</strong>ien zu Förderprogrammen werden oftmals nicht nur technische Ansprücheund Standards an die Vorhaben selbst, sondern auch formale Anforderungenbezüglich der e<strong>in</strong>zureichenden Antragsunterlagen, der Durchführungsnachweiseund der Abrechnungsmodalitäten formuliert. Programmspezifische Antragsfristens<strong>in</strong>d zw<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>zuhalten und sollten bei der Vorbereitung von Förderanträgendaher frühzeitig berücksichtigt werden. Es empfiehlt sich, vor und während der Antragsphasedie Informations- und Beratungsangebote der zuständigen Institutionenzu nutzen, um sich über Formalitäten und Verpflichtungen während der Umsetzungsphaseund nach Abschluss der Maßnahme Kenntnis zu verschaffen.Positive Wirkungen im S<strong>in</strong>ne des <strong>Klimaschutz</strong>es werden nicht nur durch Programmeund Maßnahmen erzielt, die sich explizit auf <strong>Klimaschutz</strong> beziehen, sondern auchdurch solche, deren vordergründiges Ziel bspw. die Stadtbildverschönerung oderdie Revitalisierung der Innenstädte ist. Die Entsiegelung von Flächen, die Fassadenbegrünungund die Pflanzung von zusätzlichen Straßenbäumen können bspw. derErhöhung der Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume dienen und gleichzeitig <strong>Klimaschutz</strong>effektebewirken.112


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3Förderdatenbank des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft und Technologie, www.foerderdatenbank.de.„Servicestelle: Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>“ beim Deutschen Institut für Urbanistik, www.kommunalerklimaschutz.de.BINE Informationsdienst, www.b<strong>in</strong>e.<strong>in</strong>fo. Der Förderkompass Energie ist kostenpflichtig.Deutsche Energie-Agentur dena sowie viele Energieagenturen der Länder und Regionen.KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2010): Förderung von <strong>Klimaschutz</strong> und nachhaltiger Energiepolitik für die<strong>Kommunen</strong> der Zukunft, Frankfurt.Zwicker-Schwarm, Daniel, u.a. (2010): Wettbewerbsfähige und nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklungdurch INTERREG. Der Beitrag transnationaler Projekte <strong>in</strong> den Themenfeldern Innovationsförderungsowie <strong>Klimaschutz</strong> und Klimaanpassung zur Umsetzung der Territorialen Agenda der EU <strong>in</strong> Deutschland,hrsg. vom Bundes<strong>in</strong>stitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesm<strong>in</strong>isterium fürVerkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berl<strong>in</strong> (BMVBS-Onl<strong>in</strong>e-Publikation 33), Download unterwww.bbsr.bund.de.Literatur- undInternettipps2.3 Förderung lokaler <strong>Klimaschutz</strong>- undEnergiesparmaßnahmen durch <strong>Kommunen</strong><strong>Kommunen</strong> selbst gehören nicht nur zur Zielgruppe der Förderaktivitäten des Bundesund der Länder, sondern können <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen ihrerseits <strong>in</strong>itiieren und unterstützen.Viele <strong>Kommunen</strong> haben für Wohnungseigentümer, Unternehmer und weitereAkteursgruppen eigene Förderprogramme, z.B. im Bereich der energetischenGebäudesanierung, aufgelegt ( Kap. C2 4). Auch kommunaleigene Unternehmenwie Stadtwerke treten als Fördermittelgeber auf und <strong>in</strong>itiieren Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmenbei ihren Kunden. In Großstädten wie München, Frankfurt, Stuttgart und weiterenwurden <strong>in</strong>haltlich und f<strong>in</strong>anziell zum Teil umfängliche Förderprogrammeaufgelegt. Auch kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong> wie die Stadt Isernhagen (Niedersachsen) oderdie Geme<strong>in</strong>de Dauch<strong>in</strong>gen (Baden-Württemberg) haben <strong>in</strong> der Vergangenheit <strong>Klimaschutz</strong>-und Energiesparmaßnahmen bezuschusst. Die <strong>in</strong>haltliche Bandbreite sowiedie Höhe der Zuschüsse kommunaler Programme werden durch die Praxisbeispieleangedeutet.Das Auflegen von Förderprogrammen sowie deren Aufrechterhaltung ist abhängigvom politischen Willen und den f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Kommune. F<strong>in</strong>anzielleRestriktionen beschneiden die kommunalen Handlungsspielräume im Bereichder freiwilligen Aufgaben zunehmend. Insbesondere Nothaushalts- und Haushaltssicherungskommunens<strong>in</strong>d betroffen.Bei kommunalen Förderprogrammen zur Energiee<strong>in</strong>sparung und zur energetischenSanierung sollte der effizienten Mittelverwendung höchste Priorität e<strong>in</strong>geräumt werden.Der E<strong>in</strong>satz kommunaler Mittel wird besonders bei freiwilligen Aufgaben wiedem <strong>Klimaschutz</strong> vom Nutzen abhängig gemacht. Nur mit e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden Konzeptione<strong>in</strong>es aufzulegenden Förderprogramms ist daher die Unterstützung desStadt- oder Geme<strong>in</strong>derates oder Kreistages zu erreichen. In der Diskussion über dieVerwendung begrenzter f<strong>in</strong>anzieller Ressourcen steht die Kosten-Nutzen-Relationim Vordergrund. E<strong>in</strong> möglichst optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis muss auch imVergleich mit anderen denkbaren Maßnahmen zur Erreichung des <strong>Klimaschutz</strong>-Zielserkennbar se<strong>in</strong>. Neben e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong> ökonomischen Betrachtungsweise von Förderprogrammensollten weitere positive Wirkungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Entscheidung e<strong>in</strong>fließen. MitMaßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparung und zum <strong>Klimaschutz</strong> können SynergieeffekteImpulswirkung durchFörderprogrammeMittel für kommunaleProgramme113


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen<strong>in</strong> den Bereichen Klimaanpassung, Umweltschutz, Beschäftigung, ökologisch orientierteWirtschaftsförderung, Stadtbildverschönerung, Verkehrsberuhigung, Verbesserungder Lebensqualität u.v.m. erreicht werden.Konzeption undUmsetzung vonFörderprogrammenFörderprogramme im Bereich des <strong>Klimaschutz</strong>es müssen durch die politische Spitzee<strong>in</strong>er Stadt/Geme<strong>in</strong>de sowie e<strong>in</strong>en Beschluss getragen werden. Da <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>eQuerschnittsaufgabe ist und im überwiegenden Teil der <strong>Kommunen</strong> bisher ke<strong>in</strong>e <strong>Klimaschutz</strong>manageragieren, sollten auf Verwaltungsebene <strong>in</strong> Abhängigkeit der Kompetenzenund Zuständigkeiten verschiedene Ämter und Stellen <strong>in</strong> die Zielf<strong>in</strong>dungfür sowie die Konzeption von Programmen e<strong>in</strong>gebunden werden. Dazu gehörenz.B.: Umweltämter, Stadtplanungs-/entwicklungsämter, Hochbauämter sowie Gebäudemanagement/Liegenschaftsmanagement.Des Weiteren sollte geprüft werden,ob und welche lokal agierenden und für die Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenwichtigen Akteure für kommunale Initiativen gewonnen werden können. Hier kommenz.B. Banken, Stadtwerke und weitere Energieversorger <strong>in</strong> Frage.Praxis-BeispielAnsprechpartner:DetmolderEnergieberatung,Werner Landgraf,Woldemarstr. 37,32756 Detmold,05231/301 31 00,<strong>in</strong>fo@nei-dt.deDetmolder Förderprogramm zur energetischen Sanierung von AltbautenSeit 1993 bezuschusst die Stadt Detmold die nachträgliche Wärmedämmung von Altbauten, derenBauanträge vor 1994 gestellt wurden. Zuschüsse gibt es für die nachträgliche Wärmedämmung derGebäudehülle, für den E<strong>in</strong>bau neuer Dreifach-Verglasungen, Türen und Lüftungsanlagen. Die Förderungist auf maximal 2.000 Euro pro Objekt begrenzt. E<strong>in</strong>e Kumulation mit anderen Zuschüssen ist zulässig,solange die Gesamtförderung 30 Prozent der Investitionskosten nicht übersteigt. Für die Höhe der Zuschüssegibt es zwei Qualitätsstandards. Werden die Bauteile <strong>in</strong> Passivhaus-Komponentenqualität saniert,gibt es pro Bauteil höhere Zuschüsse, als wenn sie nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mittleren Qualität zwischen denM<strong>in</strong>destanforderungen der KfW-Förderung und der Passivhausqualität saniert werden. Bei Außenwändengibt es z.B. für die höhere Qualität (ab 22 cm Dämmung) 8 Euro Zuschuss pro m² und <strong>in</strong>sg. max.2.000 Euro, für die mittlere Qualität (ab 18 cm) dagegen nur 5 Euro Zuschuss pro m² und max. 1.000Euro.Gefördert wird auch der E<strong>in</strong>bau besonders energiesparender Lüftungsanlagen gemäß RAL-Gütezeichen965 mit e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens 70-prozentigen Wärmerückgew<strong>in</strong>nung mit pauschal 1.000 Euro. Auch dieNachrüstung simpler feuchtegesteuerter Abluftventilatoren <strong>in</strong> Feuchträumen wird mit 150 Euro gefördert,um dem sonst häufigen Schimmelrisiko nach Fenstersanierungen im Altbau vorzubeugen. Voraussetzungfür die Detmolder Förderung ist e<strong>in</strong>e qualifizierte, firmenunabhängige Energieberatung vor derAntragstellung. Diese kann kostenlos durch das Niedrig-Energie-Institut (NEI) erfolgen, das das Förderprogrammim Auftrag der Stadt Detmold abwickelt.Weitere Informationen: Niedrig-Energie-Institut, www.nei-dt.de; Energieberatung Detmold, www.energieberatung-dt.dePraxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Geme<strong>in</strong>de Hirschberg ander Bergstraße,Gitte Mutzeck,Großsachsener Straße 14,69493 Hirschberg,06201/598 11,gitte.mutzeck@hirschberg-bergstrasse.deUmweltförderprogramm HirschbergDie Geme<strong>in</strong>de Hirschberg an der Bergstraße fördert seit rund 20 Jahren Umwelt- und Energiesparmaßnahmen<strong>in</strong> privaten Haushalten, diese Förderung erfolgt zu 100 Prozent aus kommunalen Mitteln.Nachdem sie aufgrund der kommunalen F<strong>in</strong>anzlage für 2010 ausgesetzt wurde, folgt nun im Frühjahr2011 e<strong>in</strong>e Wiederaufnahme des novellierten Programms. Dieses kommunale Umwelt-Förderprogrammumfasst zum e<strong>in</strong>en Maßnahmen im Bereich des Naturschutzes. Hierzu zählen die Förderung von Pflanzungenheimischer Gehölze und Obstbäume, Baumgutsche<strong>in</strong>e anlässlich von Hochzeiten und Geburten,Zuschüsse zu Dach- und Fassadenbegrünungen und die f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung vonAbfallm<strong>in</strong>derungsmaßnahmen. Im Bereich der Energiesparmaßnahmen wird privaten Bauherren beiNeubauten die Durchführung von Blower-Door-Tests bezuschusst. Bei Gebäuden im Altbaubestands<strong>in</strong>d Förderungen von Wärmedämm-Maßnahmen und bei der Errichtung von Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung(ggf. <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Heizungsunterstützung) möglich. Des Weiteren wird dieErrichtung e<strong>in</strong>er Heizungsanlage für Holzpellets/Hackschnitzel mit e<strong>in</strong>em pauschalen Zuschuss unterstützt.Für weitere Maßnahmen zur CO 2 -Reduzierung oder allgeme<strong>in</strong> zum Umweltschutz können darüberh<strong>in</strong>aus Zuschüsse beantragt werden, über die der Geme<strong>in</strong>derat dann im E<strong>in</strong>zelfall entscheidet.114


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3Hamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzeptUm se<strong>in</strong>e <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu erreichen, hat Hamburg im Jahr 2007 e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept beschlossen,das jährlich fortgeschrieben wird. Das <strong>Klimaschutz</strong>konzept wird mit F<strong>in</strong>anzmitteln zur Förderungvon <strong>Klimaschutz</strong>programmen und -maßnahmen ausgestattet. Es werden aktuell 113 <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätender Stadt Hamburg <strong>in</strong> den Bereichen Forschung, Energie, Stadt als Vorbild, Gebäude, Mobilität,Gewerbe/Anlagentechnik, Bewusstse<strong>in</strong>sbildung, Klimafolgenmanagement sowie nationale und <strong>in</strong>ternationaleKooperationen gefördert. Aus dem <strong>Klimaschutz</strong>konzept mitf<strong>in</strong>anzierte Förderprogrammerichten sich an unterschiedliche Nutzergruppen. E<strong>in</strong> Beispiel ist die „Förderrichtl<strong>in</strong>ie für die Modernisierungvon Wohneigentum und Gebäuden sonstiger Nutzung sowie für den Hamburger Energiepass“.Auf ihrer Grundlage werden derzeit Beratungs-Checks und die Ausstellung des Hamburger Energiepassessowie die Wärmedämmung von Bestandsgebäuden durch die Behörde für Stadtentwicklungund Umwelt bezuschusst.Für den Beratungs-Check vor Ort sowie e<strong>in</strong>e Analyse des Energiee<strong>in</strong>sparpotenzials bei der Ausfertigungdes Hamburger Energiepasses können Grundeigentümer und d<strong>in</strong>gliche Verfügungsberechtigte (z.B.Erbbauberechtigte) e<strong>in</strong>e 40-prozentige Bezuschussung bei der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt(WK) beantragen. Die Kosten e<strong>in</strong>es Energiepasses liegen <strong>in</strong> Abhängigkeit von der Anzahl derWohne<strong>in</strong>heiten zwischen 475 Euro (1-2 Wohne<strong>in</strong>heiten) und 2.145 Euro (über 100 Wohne<strong>in</strong>heiten);e<strong>in</strong> Beratungs-Check kostet 185 Euro.Des Weiteren können Förderanträge für folgende Maßnahmen gestellt werden:Dämmung der Außenwand von außen und als KerndämmungDämmung von Dächern, obersten Geschossdecken oder FlachdächernDämmung von Kellerdecken oder -sohlen und erdangrenzenden GrundflächenE<strong>in</strong>bau von Wärmeschutzfenstern <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Dämmung der AußenwandFür den gewerblichen Bereich ist das aus dem Hamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzept mitf<strong>in</strong>anzierte „FörderprogrammUnternehmen für Ressourcenschutz“ <strong>in</strong>teressant. Dieses Förderprogramm ist für HamburgerProduktions- und Dienstleistungsunternehmen sowie für Handwerksbetriebe geschaffen worden, die<strong>in</strong> Ressourceneffizienzmaßnahmen <strong>in</strong>vestieren möchten. Soweit Handwerksbetriebe ihre Qualifikationfür die Installation thermischer Solaranlagen nachgewiesen haben, kann außerdem für Investitionen <strong>in</strong>erneuerbare Energien nach dem <strong>Klimaschutz</strong>programm „Solarthermie + Heizung“ pro m² Aperturflächeim Gebäudebestand e<strong>in</strong> Zuschuss von 100 Euro beantragt werden. Die Aperturfläche muss m<strong>in</strong>destens3 m² betragen, der Solarkollektortyp muss nach EN 12975 geprüft se<strong>in</strong> und weiteren technischen Anforderungengenügen. Auch der Ersatz von heizungstechnischen Anlagen kann bei der Erfüllung gesetztertechnischer Merkmale gefördert werden, wenn gleichzeitig e<strong>in</strong>e Solarthermieanlage <strong>in</strong>stalliertwird. Die <strong>in</strong> Hamburg agierenden Handwerksbetriebe können so vergünstigte Anlagen bei den Endverbrauchern<strong>in</strong>stallieren.Praxis-BeispielAnsprechpartner für dasHamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzept:Dr. Benno Ha<strong>in</strong>,Hansestadt Hamburg,Leitstelle <strong>Klimaschutz</strong>,040/428 40 2911,benno.ha<strong>in</strong> @bsu.hamburg.deAnsprechpartner<strong>in</strong> fürdas <strong>Klimaschutz</strong>programmSolarthermie +Heizung:Erna He<strong>in</strong>ze,Freie und HansestadtHamburg,Referat ErneuerbareEnergien,040/428403356,Erna.He<strong>in</strong>ze@bsu.hamburg.deStromerzeugung aus regenerativen Energiequellen, Stadtwerke Aachen AG(STAWAG)Die STAWAG unterstützt <strong>in</strong> ihrem Netzgebiet die Errichtung und den Betrieb von fest <strong>in</strong>stallierten Photovoltaikanlagenmit e<strong>in</strong>er Leistung zwischen 1 kWp und 5 kWp. Die Höhe der Zuschüsse beläuft sichpro Anlage auf 200 Euro/kWp, für senkrecht <strong>in</strong> Fassaden <strong>in</strong>stallierte Anlagen können 400 Euro/kWpgewährt werden. Um mögliche offene Fragen vor der Antragstellung zu klären, wird den Antragstellerne<strong>in</strong>e persönliche Beratung bei der Energieberatung der STAWAG empfohlen. Es können nur Anlagengefördert werden, mit deren Bau vor der Bewilligung nicht begonnen wurde und deren Fertigstellung<strong>in</strong>nerhalb von sechs Monaten nach der Bewilligung erfolgt.Die Höhe des jährlich zur Verfügung stehenden Budgets, das über den Aufpreis des STAWAG energreen-Stromsref<strong>in</strong>anziert wird, richtet sich nach den voraussichtlichen E<strong>in</strong>nahmen aus dem energreen-Aufpreis. Energreen, die Ökostrommarke der Stadtwerke, wird über e<strong>in</strong>e Kooperation mit derArbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung im VKU (ASEW) durch zahlreicheStadtwerke vertrieben (teilweise unter anderem Namen). Mit dem „Grünen Strom Label“ (GSL) werdenÖkostromprodukte mit hohem Umweltnutzen gekennzeichnet. Um zertifiziert zu werden, müssen dieStromanbieter mit dem Aufpreis (abzüglich Verwaltungs- und Market<strong>in</strong>gkosten der ASEW) regenerativeAnlagen fördern.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadtwerke Aachen,Energieberatung,0241/181-1333energieberatung@stawag.de115


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen3. F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenim Rahmen von Contract<strong>in</strong>g-ProjektenFremdf<strong>in</strong>anzierungals Chance für denkommunalen <strong>Klimaschutz</strong>Funktionsweise desContract<strong>in</strong>gVerschiedeneContract<strong>in</strong>g-ModelleContract<strong>in</strong>g-Partner der<strong>Kommunen</strong>Energiee<strong>in</strong>sparungen durch bauliche und technische Modernisierungen im Gebäudebestandzählen zu den bedeutendsten und wirtschaftlichsten Maßnahmen zurCO 2 -Reduzierung ( Kap. A3 1.1). Immer noch schlummern <strong>in</strong> den kommunalen Liegenschaftenimmense Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale. Diese auszuschöpfen, ist <strong>in</strong> Anbetrachtder defizitären kommunalen Haushalte kaum noch ausschließlich über e<strong>in</strong>eEigenf<strong>in</strong>anzierung der <strong>Kommunen</strong> möglich. Daher sollte für geplante Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen,deren Umsetzung sonst unterbleiben würde, e<strong>in</strong>e Fremdf<strong>in</strong>anzierunganvisiert werden. Kredite – die klassische und vergleichsweise e<strong>in</strong>fach umzusetzendeFremdf<strong>in</strong>anzierungsform für Investitionen <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> – werden für die meistenEnergiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen nicht gewährt, woraufh<strong>in</strong> Energiee<strong>in</strong>spar<strong>in</strong>vestitionenaufgrund ihrer Konkurrenz zu anderen Investitionen oft unterbleiben. Contract<strong>in</strong>g-Modelle für die Umsetzung von Energiee<strong>in</strong>spar-maßnahmen haben vor diesem H<strong>in</strong>tergrunde<strong>in</strong>en Bedeutungszuwachs erfahren. Grundsätzlich sollten jedoch dieFremdf<strong>in</strong>anzierungsvarianten vor ihrem E<strong>in</strong>satz sorgfältig geprüft und ihnen nur beiAusschluss der Möglichkeit e<strong>in</strong>er Eigenf<strong>in</strong>anzierung (z.B. bei Nothaushalts- oderHaushaltssicherungskommunen) sowie bei möglichst weit reichendem Verbleib derMaßnahmenverantwortung bei der Kommune der Vorzug gegeben werden.Mit dem Contract<strong>in</strong>g bietet sich den <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>e wichtige und <strong>in</strong>zwischen auchweit verbreitete Möglichkeit der Fremdf<strong>in</strong>anzierung und Auslagerung von kostenpflichtigenFachdienstleistungen im Bereich der Energiee<strong>in</strong>sparung. Aber auch beiden erneuerbaren Energien setzt sich diese Kooperations- und F<strong>in</strong>anzierungsform <strong>in</strong>den <strong>Kommunen</strong> mehr und mehr durch. Durch Kooperation mit e<strong>in</strong>em externen Partner(Contractor), der <strong>in</strong> Abhängigkeit vom jeweiligen Contract<strong>in</strong>g-Modell die Planung,F<strong>in</strong>anzierung und/oder Umsetzung von Projekten und Dienstleistungenübernimmt, können Know-how und Kapital erschlossen werden, über das vieleStädte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise aufgrund fehlender Haushaltsmittel nicht verfügen.Ref<strong>in</strong>anzierung und Vergütung des Contractors erfolgen <strong>in</strong> der Regel durch regelmäßigeZahlungen des Contract<strong>in</strong>g-Nehmers auf Basis vere<strong>in</strong>barter Preise (vgl. Arbeitskreis„Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 4).Bei den verschiedenen Contract<strong>in</strong>g-Varianten s<strong>in</strong>d im Kontext des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>esvor allem das Energiespar-Contract<strong>in</strong>g und das Energieliefer-Contract<strong>in</strong>gzu nennen. Zwei weitere, jedoch <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> weniger verbreitete Modelle s<strong>in</strong>ddas F<strong>in</strong>anzierungs-Contract<strong>in</strong>g und das Betriebsführungs-Contract<strong>in</strong>g. Diese vier genanntenModelle s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> der DIN 8930 Teil 5 aus dem Jahr 2003 def<strong>in</strong>ierten Grundvariantendes Contract<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition mit Festlegung klarer Begrifflichkeiten warnotwendig geworden, nachdem zahlreiche Unklarheiten über die verschiedenenDienstleistungspakete beim Contract<strong>in</strong>g dessen Umsetzung teilweise erschwert hatten(vgl. ASUE 2005, S. 4). Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es zahlreiche Sonder- und Mischformendes Contract<strong>in</strong>g, die hier jedoch nicht behandelt werden sollen. Alle Contract<strong>in</strong>g-Modelleunterliegen dem Wettbewerb und somit dem deutschen und europäischen Vergaberecht(vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 4).Geeignete potenzielle Contract<strong>in</strong>g-Partner der <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d oftmals die lokalenund regionalen Energieversorgungsunternehmen, aber auch andere externe Unternehmenund Dienstleister, wie Anlagenbauer oder Energieagenturen. Während beimE<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g angesichts der umfangreichen zu erbr<strong>in</strong>genden Dienstleistun-116


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3gen, die von der Planung über den Bau und Betrieb bis h<strong>in</strong> zur Risikoübernahmeund zur Vorf<strong>in</strong>anzierung reichen, eher größere, umsatzstärkere Unternehmen alsContract<strong>in</strong>g-Partner <strong>in</strong> Frage kommen, s<strong>in</strong>d beim Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g häufigauch lokale Handwerksbetriebe gefragte Partner der <strong>Kommunen</strong>. Diese s<strong>in</strong>d mit denVerhältnissen vor Ort gut vertraut und werden daher regelmäßig auch im Rahmenvon E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g-Modellen von großen Contract<strong>in</strong>g-Dienstleistern mit Unteraufträgenzur baulichen Umsetzung der Maßnahmen versorgt (vgl. KEA 2007, S. 20).3.1. Energieliefer-Contract<strong>in</strong>gBeim Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g, auch Anlagen-Contract<strong>in</strong>g genannt, liegen die Planung,die Errichtung und der Betrieb e<strong>in</strong>er Anlage zur Wärmeversorgung und ggf. zurKälte, Dampf- oder Strombereitstellung <strong>in</strong> der Verantwortung des Contractors. In derRegel gehören ausschließlich die Energieerzeugungsanlagen, z.B. Heizkessel oderBlockheizkraftwerke, zu den Dienstleistungen des Contractors. Inzwischen wurdenjedoch im Rahmen zahlreicher Projekte auch nachgeschaltete Anlagenkomponenten,wie Pumpen oder Regelungsanlagen, die ansonsten <strong>in</strong> der Verantwortung der Kommuneverblieben wären, von den Contractoren f<strong>in</strong>anziert (vgl. KEA 2007, S. 5). Umse<strong>in</strong>e Dienstleistung zu ref<strong>in</strong>anzieren, stellt der Contractor e<strong>in</strong>en Leistungs- bzw.Grundpreis <strong>in</strong> Rechnung, der se<strong>in</strong>e sämtlichen Aufwendungen (Kapital-, WartungsundInstandhaltungskosten) deckt. Die verbrauchte Endenergie ist zudem über e<strong>in</strong>enfür die gesamte Vertragslaufzeit kalkulierten Arbeitspreis von der Kommune aus denMitteln ihres Verwaltungshaushalts an den Contractor zu entrichten. Insbesondereder zu zahlende Leistungspreis stellt e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>anziellen Mehraufwand für den kommunalenHaushalt dar. Um die Gesamtkosten von Eigen- und Contractor-Leistungzu vergleichen, müssen die <strong>Kommunen</strong> Kostenvergleiche <strong>in</strong> Form von Vollkostenrechnungenauf Basis der VDI 2067 aufstellen und dabei den verwaltungs<strong>in</strong>ternenPersonalaufwand über die gesamte Laufzeit des Contract<strong>in</strong>g-Vertrags berücksichtigen(vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 4 f.).Im Rahmen e<strong>in</strong>es Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g können <strong>Kommunen</strong> die vollständige Sanierungoder Neuerrichtung von Anlagen f<strong>in</strong>anzieren. Dieses Contract<strong>in</strong>g-Modell ist besondersbei akutem Sanierungsbedarf der Heizzentrale kommunaler Liegenschaftengeeignet. Häufig lässt sich aufgrund des wirtschaftlichen Eigen<strong>in</strong>teresses des Contractorsim Vergleich zur Eigenf<strong>in</strong>anzierung durch die Kommune e<strong>in</strong>e kostengünstigereWärmeversorgung umsetzen.Funktionsweise desEnergieliefer-Contract<strong>in</strong>gEignung des Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g3.2 E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>gBeim E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestiert der Contractor (<strong>in</strong> den meisten Fällen ist dies e<strong>in</strong>Energiedienstleistungsunternehmen) <strong>in</strong> die Energietechnik e<strong>in</strong>er oder mehrerer Liegenschaften(Gebäudepool) und garantiert e<strong>in</strong>e bestimmte Energieverbrauchs- undEnergiekostene<strong>in</strong>sparung. Sämtliche Leistungen des Contractors werden von derKommune alle<strong>in</strong> aus den Energiee<strong>in</strong>sparungen über e<strong>in</strong>en entsprechend festgelegtenZeitraum f<strong>in</strong>anziert. Mithilfe dieses Contract<strong>in</strong>g-Modells können die kommunalenAufwendungen für Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen erfolgreich verm<strong>in</strong>dert werden. DasFachwissen und das wirtschaftliche Eigen<strong>in</strong>teresse des Contractors tragen, ähnlichwie beim Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g, zur optimalen Ausschöpfung der E<strong>in</strong>sparmöglichkeitenbei (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 5).Funktionsweise desE<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g117


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenVertragslaufzeitenInteressenkonflikteAnwendung desE<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>gDie Vertragslaufzeiten s<strong>in</strong>d beim E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g von besonderer Bedeutungund von der Kommune vor Vertragsabschluss sorgfältig abzuwägen. Werden vergleichsweisekurze Vertragslaufzeiten von fünf bis zehn Jahren vere<strong>in</strong>bart, bleibt dieB<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong>en externen Partner für die Kommune zeitlich überschaubar, und dasRisiko umfänglicher Vertragsänderungen beispielsweise <strong>in</strong> Folge von baulich-technischenVeränderungen am Gebäude wird m<strong>in</strong>imiert. Längere Vertragslaufzeiten vonzehn bis 15 Jahren s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen für die <strong>Kommunen</strong> besonders im H<strong>in</strong>blick auf denAustausch älterer Anlagen <strong>in</strong>teressant – anders als bei kürzeren Laufzeiten könnenes die Contractoren hier <strong>in</strong> der Regel nicht ausschließlich bei den für sie besonderslukrativen Optimierungen an bestehenden Anlagen belassen (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“des DST 2010, S. 5).Das E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g-Modell kann Konflikte zwischen Kommune und Contractorimplizieren, da die Vertragspartner naturgemäß unterschiedliche Interessen undZiele verfolgen. Während die Kommune Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmen langfristig imS<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gesamteffizienz betrachten und die energietechnischen Anlagen auchnach Durchführung des Contract<strong>in</strong>g optimal betreiben muss, ist das Ziel der maximalenEnergiee<strong>in</strong>sparung des Contractors durch se<strong>in</strong>e Ausrichtung auf die vere<strong>in</strong>bartenVertragslaufzeiten eher kurzfristig ausgelegt. Es ist zu empfehlen, dieseInteressenkonflikte vor der Unterzeichnung des Contract<strong>in</strong>g-Vertrags zu klären undim Vertrag zu regeln (vgl. Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 6).Das E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g kommt oft für die energetische Optimierung oder Erneuerungvon Energieversorgungs- und gebäudetechnischen Anlagen zum E<strong>in</strong>satz. Aberauch kle<strong>in</strong>ere Wärmeschutzmaßnahmen, wie die Optimierung von Blockheizkraftwerkenoder die Erneuerung von Gaskesselanlagen, können mithilfe des E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g realisiert werden (vgl. KEA 2007, S. 4). In der Regel fällt die Wahl auf dasE<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g, wenn zusätzlich zur energetischen Verbesserung des Anlagenbestandsumfangreiches externes Fachwissen benötigt wird. Für die Kommune bleibtes dennoch unerlässlich, die energetischen Ziele für ihre Gebäude eigenständig zubestimmen und diese fachkundig mit dem Contractor zu koord<strong>in</strong>ieren (vgl. Arbeitskreis„Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST 2010, S. 8).Praxis-BeispielInterkommunales Energie-E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g, Stadt und Landkreis Lörrach,Weil am Rhe<strong>in</strong> und Geme<strong>in</strong>deverwaltungsverband Denzl<strong>in</strong>gen-Vörstetten-ReuteDie im südwestlichsten Teil Deutschlands gelegenen Städte Lörrach und Weil am Rhe<strong>in</strong>, der LandkreisLörrach sowie der Geme<strong>in</strong>deverwaltungsverband Denzl<strong>in</strong>gen-Vörstetten-Reute haben sich mit Unterstützungder <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA) 2004 entschlossen, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkommunalesEnergie-E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g-Projekt (IKEC) zu <strong>in</strong>itiieren. Mit der Idee für das IKEC ausdem Jahr 2003 wurde erfolgreich e<strong>in</strong> neuer Weg beschritten: Fachlich komplexe Aufgaben wurden gebündeltund auf mehrere kommunale Schultern verteilt. Zudem wurde durch die Bildung e<strong>in</strong>es kommunalenGebäudepools mit acht Losen e<strong>in</strong> ausreichend großes wirtschaftliches E<strong>in</strong>sparpotenzial aufden Markt gebracht, auf das sich renommierte Contractoren aus dem gesamten Bundesgebiet beworbenhaben. Die durchgeführten Energiesparmaßnahmen setzen sich zum überwiegenden Teil aus Energieeffizienzmaßnahmen<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit der Nutzung erneuerbarer Energien zusammen. DieLaufzeit der E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g-Verträge <strong>in</strong> diesem Projekt liegt bei durchschnittlich 15 Jahren. Mitdem IKEC wurde e<strong>in</strong>e CO2-E<strong>in</strong>sparung von mehr als 3.888 Tonnen pro Jahr ausgelöst. E<strong>in</strong>e Broschüre,<strong>in</strong> der die Projektergebnisse ausführlich vorgestellt und Empfehlungen gegeben werden, steht unterwww.kea-bw.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/pdf/Contract<strong>in</strong>g_IKEC.pdf allen <strong>in</strong>teressierten Städten, Geme<strong>in</strong>denund Landkreisen zur Verfügung.118


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>gStadt<strong>in</strong>ternes Contract<strong>in</strong>gO i.d.R. ke<strong>in</strong>e Generalsanierungen möglich, lediglichOptimierung bestehender (komplexer)AnlagenO i.d.R. ke<strong>in</strong>e Generalsanierungen möglich, lediglichOptimierung bestehender (komplexer)Anlagen+ zum Teil externes Know-how + Aufbau <strong>in</strong>ternen Know-hows+ externes Kapital - <strong>in</strong>ternes Kapital notwendig+ externe Risikoübernahme (Zusatzkosten) - <strong>in</strong>terne Risikoübernahme+ externe Energiespargarantie - ohne externe E<strong>in</strong>spargarantie+ für Maßnahmen mit Amortisationszeiten biszu 10 Jahren geeignetO i.d.R. nicht für die F<strong>in</strong>anzierung von Wärmeschutzmaßnahmenund nur e<strong>in</strong>geschränkt fürdie Erneuerung kompletter AnlagenO nicht für Gebäude mit ger<strong>in</strong>gem Energieverbrauch(außer bei Poolbildung)- Profit der E<strong>in</strong>sparung kommt dem Contractorzugute- Konfliktpotenzial mit Contractor bei Funktionsstörungenund ihrer Beseitigung- Interessendifferenz zwischen Kommune alslangfristiger Anlagenbetreiber<strong>in</strong> und Contractorals kurzfristigem Anlagenoptimierer- aufwändige Vertragsanpassung bei Nutzungsänderungenoder Sanierungen- hoher Aufwand für Vorbereitung, Ausschreibung,Vertragsgestaltung und Überprüfungdes E<strong>in</strong>sparerfolgs- lange Vertragslaufzeiten bedeuten vertraglicheB<strong>in</strong>dungen auch bei geänderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen- Amortisationszeit modellabhängig, langeAmortisationszeiten erhöhen F<strong>in</strong>anzierungsaufwand+ erweiterte F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten (modellabhängig)+ ke<strong>in</strong>e Schnittstellen (modellabhängig)+ Profit der E<strong>in</strong>sparung kommt der Kommunezugute und kann wiederum <strong>in</strong> neue kommunaleE<strong>in</strong>sparmaßnahmen <strong>in</strong>vestiert werden+ ke<strong>in</strong>e Konfliktpotenziale (modellabhängig)+ ke<strong>in</strong>e Interessendifferenzen+ ger<strong>in</strong>ger Aufwand+ wesentlich ger<strong>in</strong>gerer Aufwand wegen <strong>in</strong>ternerVertragsbeziehungen+ ke<strong>in</strong>e vertraglichen B<strong>in</strong>dungen an externePartner, höhere Flexibilität- externe Kosten - ke<strong>in</strong>e externen KostenTabelle 4:Vergleich der Vor- undNachteile von E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g und stadt<strong>in</strong>ternemContract<strong>in</strong>gQuelle:Zusammenstellung desDifu (2011), verändert undergänzt nach Arbeitskreis„Energiee<strong>in</strong>sparung“ desDST (2010): Bewertungverschiedener F<strong>in</strong>anzierungsformenfür EnergieundWassere<strong>in</strong>sparmaßnahmen,<strong>in</strong>: H<strong>in</strong>weisezum kommunalen Energiemanagement,Ausgabe 5.1(alte Ausgaben 2, 13), Köln,S. 6 f.3.3 F<strong>in</strong>anzierungs-Contract<strong>in</strong>gDas F<strong>in</strong>anzierungs-Contract<strong>in</strong>g – auch Anlagenbau-Leas<strong>in</strong>g oder Third-Party-F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>ggenannt – ist <strong>in</strong> der kommunalen Praxis eher seltener anzutreffen. Bei diesem Contract<strong>in</strong>g-Modellübernimmt der Contractor, <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong> Unternehmen aus demAnlagen- oder Komponentenbau, die Planung, die F<strong>in</strong>anzierung und die Errichtung(ggf. auch die Sanierung) e<strong>in</strong>er zumeist gut abgegrenzten technischen Versorgungsanlagewie beispielsweise e<strong>in</strong>er Wärmerückgew<strong>in</strong>nungsanlage. Die Ref<strong>in</strong>anzierungse<strong>in</strong>er Investition erfolgt über festgelegte Miet- oder Ratenzahlung durch den Contract<strong>in</strong>g-Nehmer,d.h. die Kommune als Nutzer<strong>in</strong> bzw. Objekteigentümer<strong>in</strong>. Ziel dieserbesonderen Form des Contract<strong>in</strong>g ist die Optimierung der Investitionskosten. Da jedochdie Höhe der zu zahlenden Entgelte – ähnlich wie beim Leas<strong>in</strong>g – von der Vertragslaufzeitund dem Investitionsvolumen abhängt, können die Effizienzgew<strong>in</strong>nedieses Modells gegenüber e<strong>in</strong>er traditionellen F<strong>in</strong>anzierung für die Kommune auchvergleichsweise ger<strong>in</strong>g ausfallen (vgl. EnergieAgentur.NRW 2010a).Die Besonderheit dieses Modells im Vergleich zu dem Energieliefer-Contract<strong>in</strong>g unddem E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g liegt dar<strong>in</strong>, dass die Betriebs- wie auch die Instandhaltungsverantwortungnicht beim Contractor, sondern bei der Kommune als Contract<strong>in</strong>gnehmer<strong>in</strong>liegen. Dem Vorteil der Anlagenerrichtung bzw. -modernisierung ohneFunktionsweise desF<strong>in</strong>anzierungs-Contract<strong>in</strong>gBesonderheit desF<strong>in</strong>anzierungs-Contract<strong>in</strong>g119


A 3F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenEigenkapital steht somit neben den häufig langen Vertragslaufzeiten auch das Risikodes Betriebs der Anlage gegenüber. Hier gibt es jedoch generell die Möglichkeit, sowohlAufgaben als auch das technische und wirtschaftliche Risiko über Wartungsverträgeoder den Abschluss von Versicherungen auf Dritte zu übertragen (vgl.EnergieAgentur.NRW 2010).Funktionsweise desBetriebsführungs-Contract<strong>in</strong>gZiel desBetriebsführungs-Contract<strong>in</strong>gRisiken desBetriebsführungs-Contract<strong>in</strong>g3.4 Betriebsführungs-Contract<strong>in</strong>gDas Betriebsführungs-Contract<strong>in</strong>g wird häufig auch als technisches Anlagemanagementoder technisches Gebäudemanagement bezeichnet. Bei dieser Form des Contract<strong>in</strong>gübernimmt der Contractor für die Kommune als Contract<strong>in</strong>g-Nehmer dieVerantwortung für den wirtschaftlich und technisch optimierten Betrieb e<strong>in</strong>er –neuen oder auch bereits bestehenden – abgegrenzten technischen Versorgungsanlage,die Anlage selbst bleibt dabei <strong>in</strong> kommunalem Eigentum. Die F<strong>in</strong>anzierung bzw.Leistungsvergütung des Contractors kann bei dieser Form ausgesprochen flexibelgestaltet werden und von fixen, an Vertragslaufzeiten gebundenen Pauschalen biszu Entgelten <strong>in</strong> Abhängigkeit vom jeweiligen Aufwand (Arbeitszeit und e<strong>in</strong>gesetztesMaterial) reichen (vgl. EnergieAgentur.NRW 2010).Die Kommune zielt bei diesem Modell auf e<strong>in</strong>e Optimierung der Betriebskosten beigleichzeitigem Funktions- und Werterhalt ihrer Anlage ab. Dabei ist es aus ihrer Sichtvon großem Vorteil, dass das Know-How des Contractors (häufig Energiedienstleistungsunternehmenoder Unternehmen des Anlagenbaus) <strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e qualitativgute Betriebsführung sicherstellen und e<strong>in</strong>e hohe Versorgungssicherheit gewährleistenkann. Der Contractor h<strong>in</strong>gegen trägt – bei zumeist kurzen Vertragslaufzeiten unddaraus resultierend ger<strong>in</strong>ger Planungssicherheit – das alle<strong>in</strong>ige Betriebsrisiko (vgl.EnergieAgentur.NRW 2007, S. 10).Diese Form des Contract<strong>in</strong>g br<strong>in</strong>gt jedoch auch Risiken und Nachteile für die Kommunemit sich. Zum e<strong>in</strong>en stehen der vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Leistungsvergütunghohe Investitions- bzw. Kapitalkosten bei der Errichtung der Anlage gegenüber. DesWeiteren ist bed<strong>in</strong>gt durch die Alle<strong>in</strong>verantwortung des Betreibers/Contractors beiBedienung und Instandhaltung der Anlage die Kostentransparenz ausgesprochenger<strong>in</strong>g, und wenngleich dieser durch se<strong>in</strong> Know-How e<strong>in</strong>e hohe technische Qualitätsicherstellen kann, bestehen ke<strong>in</strong>e bzw. nur ger<strong>in</strong>ge Anreize, Energie zu sparen (vgl.EnergieAgentur.NRW 2007, S. 10).120


F<strong>in</strong>anzierung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenA 3Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST (2010): Bewertung verschiedener F<strong>in</strong>anzierungsformen fürEnergie- und Wassere<strong>in</strong>sparmaßnahmen, <strong>in</strong>: H<strong>in</strong>weise zum kommunalen Energiemanagement, Ausgabe5.1 (alte Ausgaben 2, 13), Köln.Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) (Hrsg.) (2005): Contract<strong>in</strong>g-Offensive für öffentliche Liegenschaften.Wirtschaftliche Energiesparpotenziale mit externen Partnern nutzen, Berl<strong>in</strong>.EnergieAgentur.NRW (2010): Contract<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> – und es funktioniert doch! Modernisieren mitexternen Energiedienstleistern, Wuppertal.EnergieAgentur.NRW (2007): NRW spart Energie. Contract<strong>in</strong>g: Energieeffizienztechnologien ermöglichen.E<strong>in</strong> Leitfaden der EnergieAgentur.NRW, Wuppertal.Geschäftsstelle Nachhaltigkeitsstrategie Umweltm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg (Hrsg.) (o.J.): F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumentefür Energiespar<strong>in</strong>vestitionen. Handreichung für <strong>Kommunen</strong>, Stuttgart.<strong>Klimaschutz</strong>- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA) (2007): Contract<strong>in</strong>g: Effizienter undwirtschaftlicher Weg zum <strong>Klimaschutz</strong>. E<strong>in</strong> Leitfaden für Geme<strong>in</strong>den (Autoren: Rüdiger Lohse, KonstanzeSte<strong>in</strong>), Karlsruhe.Umweltbundesamt (UBA) (Hrsg.) (2002): Contract<strong>in</strong>g für kommunale Sportstätten. Strategien zu <strong>Klimaschutz</strong>und Kostensenkung. Leitfaden, Dessau-Roßlau.Berl<strong>in</strong>er Modell e<strong>in</strong>er Energiesparpartnerschaft als Modell für effizientes Energiespar-Contract<strong>in</strong>g: www.berl<strong>in</strong>er-e-agentur.de/projekte/berl<strong>in</strong>er-energiesparpartnerschaftenPortal der EnergieAgentur.NRW zum Thema Contract<strong>in</strong>g: www.energieagentur.nrw.de/Contract<strong>in</strong>gPortal des UBA zum Thema Contract<strong>in</strong>g, u.a. mit L<strong>in</strong>ks zu weiteren Informationsquellen: www.umweltbundesamt.de/produkte/beschaffung/energieversorgung/contract<strong>in</strong>g.htmlLiteratur- undInternettipps121


A 4A4 <strong>Klimaschutz</strong> als kommunaleGeme<strong>in</strong>schaftsaufgabe1. Herausforderungen bei der Umsetzung von<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenIn vielen Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisen wird <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> zunehmendem Maßals Aufgabe verstanden, obwohl er bisher nicht ausdrücklich zu den Pflichtaufgabene<strong>in</strong>er Kommune gehört. Doch auch wenn Kommunalpolitik und -verwaltung <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenvorantreiben und die lokalen Akteure die Notwendigkeit des <strong>Klimaschutz</strong>esselten <strong>in</strong> Frage stellen, unterbleiben klimaschützende Maßnahmen oderwerden teils unkoord<strong>in</strong>iert, unsachgemäß oder mit zeitlichen Verzögerungen umgesetzt.Hier ergibt sich für die <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von Herausforderungen, die esals Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe unter E<strong>in</strong>beziehung aller wichtigen Akteure zu meistern gilt.Im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> können Maßnahmen, die <strong>Kommunen</strong> direkt bee<strong>in</strong>flussenkönnen, von solchen unterschieden werden, durch die Bevölkerung und Privatwirtschaftmittels Öffentlichkeitsarbeit ( Kap. A5 2) zu eigenem Handeln motiviertwerden sollen. Direkt bee<strong>in</strong>flussbare Maßnahmen, wie die energieeffiziente Bewirtschaftungder eigenen Liegenschaften oder deren energieeffiziente Sanierung, könnenaber zugleich auch e<strong>in</strong>en Vorbildeffekt erzielen. Mit eigenen Maßnahmen undProjekten können <strong>Kommunen</strong> als Vorbilder und Motivatoren dienen und dadurche<strong>in</strong>en Multiplikatoreffekt erzielen.Bei der Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>projekten spielen neben dem Fehlen personellerKapazitäten <strong>in</strong> der Verwaltung <strong>in</strong>sbesondere f<strong>in</strong>anzielle Restriktionen e<strong>in</strong>e entscheidendeRolle. Vor allem jene <strong>Kommunen</strong>, die sich <strong>in</strong> der Haushaltssicherung oder garim Nothaushalt bef<strong>in</strong>den, haben kaum Möglichkeiten, Investitionen <strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenzu tätigen. Um den Herausforderungen des <strong>Klimaschutz</strong>es trotz angespannterHaushaltslage zu begegnen, s<strong>in</strong>d viele <strong>Kommunen</strong> auf Fördermittel unddie Unterstützung lokaler Partner vor Ort ( Kap. A4 3) angewiesen. Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungvon Bürgern, lokalen Energieversorgern, Unternehmen, Banken oder Verbändenkann dazu beitragen, Maßnahmen und Projekte geme<strong>in</strong>schaftlich umzusetzen.Mangelnde Fachkenntnisse <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Klimaschutz</strong>, Energieeffizienz-Technologienoder Energiemanagement sowie das Fehlen von Informationen über die Rentabilitätvon Maßnahmen spielen durchaus e<strong>in</strong>e Rolle. So werden Energiee<strong>in</strong>sparundEnergieeffizienz-Maßnahmen <strong>in</strong> öffentlichen Gebäuden häufig aufgeschoben,obwohl sie auf längere Sicht zur Haushaltskonsolidierung beitragen können. InterkommunalerErfahrungsaustausch und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von wirtschaftlichem undtechnischem Know-how externer Akteure oder der eigenen Stadtwerke können dazubeitragen, Wissenslücken zu schließen. Die Herausforderung für <strong>Kommunen</strong> bestehtdar<strong>in</strong>, die „richtigen“ Akteure, d.h. fachlich kompetente externe Unterstützung, zuf<strong>in</strong>den.Weiterh<strong>in</strong> ist es notwendig, die Themenbereiche Erneuerbare Energien, Energieeffizienzund Energiee<strong>in</strong>sparung zu verknüpfen. S<strong>in</strong>nvoll ist es, Maßnahmenpakete zuschnüren, anstatt verschiedene E<strong>in</strong>zelmaßnahmen umzusetzen, die nicht aufe<strong>in</strong>anderabgestimmt s<strong>in</strong>d. Zahlreiche Maßnahmen und Projekte haben <strong>in</strong> vielen <strong>Kommunen</strong>bereits zu Erfolgen geführt. Unter Berücksichtigung der eigenen lokalenGegebenheiten können diese auch übertragen werden.E<strong>in</strong>flussmöglichkeitennutzenInvestitionsmittelgenerierenWissenslücken schließen123


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeBündelung verschiedenerAkteure/InteressenBasis schaffen durchStrategien und Konzepte<strong>Klimaschutz</strong> als Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe bedeutet, dass – neben den eigenen Aktivitätender <strong>Kommunen</strong> – die Mitwirkung von Bürgern, Initiativen, kommunalen Unternehmen,Privatwirtschaft und Vere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle für die Realisierungvon <strong>Klimaschutz</strong>projekten spielt. Durch e<strong>in</strong>e frühzeitige und umfassende E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungvieler Akteure kann Überzeugungsarbeit geleistet werden und lässt sich Akzeptanzfür verschiedene <strong>Klimaschutz</strong>projekte erzielen. Um e<strong>in</strong>en hohen Beteiligungsgradzu erreichen und Impulse für geeignete Aktionen zu geben, ist es notwendig, verschiedeneInformations- und Beratungsangebote zielgruppenspezifisch vorzusehen.Ziel ist es, die gesellschaftlichen, privaten und wirtschaftlichen Akteure zu eigenverantwortlichemHandeln im S<strong>in</strong>ne gesellschaftspolitisch wünschenswerter Ziele zumotivieren.Auf politischer Ebene wurde bereits e<strong>in</strong>e Reihe von konkreten <strong>Klimaschutz</strong>zielen benannt( Kap. A1 2.2). E<strong>in</strong>e Vielzahl von Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisen hat daraus<strong>in</strong>dividuelle Ziele abgeleitet und umfangreiche Strategien, häufig im Rahmen von<strong>Klimaschutz</strong>konzepten, erarbeitet. Erstellung und Umsetzung von Konzepten hängenjedoch häufig vom politischen Willen und entsprechenden Entscheidungen ab. Beiden für die Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen relevanten Akteuren bestehendurchaus heterogene Zielvorstellungen. Deshalb ist es für e<strong>in</strong>e erfolgreiche lokale<strong>Klimaschutz</strong>politik notwendig, Konzepte zu entwickeln, die sich nicht an E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressenorientieren, sondern übergeordnete Ziele def<strong>in</strong>ieren. Neben der Zieldef<strong>in</strong>itionist die Motivation der relevanten Akteure e<strong>in</strong>e zentrale Aufgabe, die beispielsweiseim Rahmen der Erstellung und Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes erreicht werdenkann. Differenziert nach Interessenlagen der verschiedenen Zielgruppen undAkteure ist es notwendig, geeignete Lösungsansätze bei der Erarbeitung von Maßnahmenvorschlägenzu berücksichtigen. Um zu <strong>Klimaschutz</strong>konzepten zu gelangen,die auch Chancen für e<strong>in</strong>e umfassende Umsetzung von Maßnahmen bieten, solltenneben den technisch-wirtschaftlichen Möglichkeiten die lokalen Strukturen und Akteuresorgfältig analysiert werden. Die Herausforderung für die <strong>Kommunen</strong> bestehtdar<strong>in</strong>, die Potenziale vor Ort zu erkennen und <strong>Klimaschutz</strong> als Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabezu gestalten.124


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 42. Zusammenarbeit von <strong>Kommunen</strong><strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Aufgabe ist räumlich nicht auf das Gebiet e<strong>in</strong>er Kommunebegrenzt. Erfolgreiche <strong>Klimaschutz</strong>strategien s<strong>in</strong>d oftmals Ergebnis e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tensivenErfahrungsaustauschs und münden nicht selten <strong>in</strong> Kooperationen zwischenStädten, Geme<strong>in</strong>den oder Kreisen. Positive Beispiele von (benachbarten) <strong>Kommunen</strong>können zur Nachahmung anregen und eigene Aktivitäten <strong>in</strong>itiieren oder verstärken.Nicht zuletzt vor dem H<strong>in</strong>tergrund knapper Kassen bieten sich geme<strong>in</strong>same Projektean, da durch sie Zeit und Kosten e<strong>in</strong>gespart werden können.2.1 Kommunaler ErfahrungsaustauschDie im <strong>Klimaschutz</strong> aktiven <strong>Kommunen</strong> betrachten den Erfahrungsaustausch mit anderen<strong>Kommunen</strong> als wichtigen Bestandteil ihres Handelns. H<strong>in</strong>weise zu Handlungsmöglichkeitenund konkreten Vorgehensweisen aus anderen Städten, Geme<strong>in</strong>den undKreisen erleichtern ihnen dabei die Arbeit und fördern neue Ideen für <strong>Klimaschutz</strong>projekte.Zugleich eröffnet der Erfahrungsaustausch mittels verschiedener VeranstaltungsundBeratungsangebote auch den Zugang zu <strong>in</strong>teressanten Fach<strong>in</strong>formationen.Zur Beschaffung von Fach<strong>in</strong>formationen wie auch für den direkten Erfahrungsaustauschsteht den Mitarbeitern <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> neben verschiedenen Medien(Fachzeitschriften, Newsletter, Internetpräsentationen usw.) e<strong>in</strong>e Vielzahl von Veranstaltungsformen(Workshops, Tagungen, Kongresse usw.) zur Verfügung. Organisatorens<strong>in</strong>d neben den Umwelt- und Wirtschaftsm<strong>in</strong>isterien der Länder auchUmweltakademien und Energieagenturen. Neben den Landesenergieagenturen gibtes mittlerweile auch e<strong>in</strong>e Vielzahl an regionalen und kommunalen Energieagenturen,die e<strong>in</strong> breites Informations- und Beratungsangebot bereitstellen. Außerdem bietenregionale Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen und Kommunalakademien Veranstaltungen zurWeiterbildung und Qualifikation im Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>bereich an. Bei derSuche nach geeigneten Veranstaltungs- und Beratungsangeboten s<strong>in</strong>d unter anderendie für <strong>Klimaschutz</strong> zuständigen Abteilungen <strong>in</strong> den Landesm<strong>in</strong>isterien ( Kap. D)oder die Energieagenturen wichtige Ansprechpartner.Kostenpflichtige Fortbildungsveranstaltungen können aufgrund schwieriger kommunalerHaushaltslage von den Verwaltungsmitarbeitern vielerorts nicht oder nicht imgewünschten Ausmaß besucht werden. Umso wichtiger wird die Rolle öffentlich f<strong>in</strong>anzierter,den <strong>Kommunen</strong> leichter zugänglicher Angebote, z.B. Beratungsleistungender Energieagenturen. Diese können oftmals günstig angeboten werden oder stehenden <strong>Kommunen</strong> kostenfrei zur Verfügung. E<strong>in</strong>zelne Institutionen bieten mit Hilfe vonLandesmitteln Schulungen für kommunale Mitarbeiter an. Die <strong>Klimaschutz</strong>- und EnergieagenturBaden-Württemberg hat beispielsweise im Frühjahr 2010 erstmals e<strong>in</strong>efünftägige Schulung zum Energiemanagement <strong>in</strong> Liegenschaften durchgeführt. VomM<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg wird dieseSchulung mit 40 Prozent bezuschusst. Kosten- und Zeitaufwand für die Schulung ref<strong>in</strong>anzierensich über die Energiekostene<strong>in</strong>sparungen, es handelt sich demnach ume<strong>in</strong>e wirtschaftliche Investition, mit der sich der Kommunalhaushalt nachhaltig entlastenund gleichzeitig das Klima schützen lässt (vgl. <strong>Klimaschutz</strong>- und EnergieagenturBaden-Württemberg 2010).Neben öffentlichen Veranstaltungen und Beratungsangeboten gibt es auf Bundeswieauf Landesebene verschiedene Arbeitsgruppen und Arbeitskreise. Angesiedeltbei Landesverbänden, Energieagenturen oder Fachverbänden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zahlreichenVeranstaltungen,Beratungen,WeiterbildungenArbeitsgruppen undArbeitskreise125


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeBundesländern Arbeitsgruppen kommunaler Energie-, Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong>beauftragtertätig, <strong>in</strong> welchen Verwaltungsmitarbeiter aus ihrer Praxis heraus Ansätzefür <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen erarbeiten.Zum e<strong>in</strong>en gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl an Gremien auf Landesebene, die kont<strong>in</strong>uierlich zusammenkommen,wie z.B. die „Arbeitsgruppe <strong>Klimaschutz</strong> und Energie“ im SächsischenStaatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Landwirtschaft, der vom hessischenWirtschaftsm<strong>in</strong>isterium organisierte „Arbeitskreis kommunaler Energiebeauftragter<strong>in</strong> Hessen“ oder der „Arbeitskreis der kommunalen Energiebeauftragten <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>“,der von der IB.Energieagentur betreut wird. Zum anderen könnenauch temporäre Arbeitsgruppen und -kreise <strong>in</strong>s Leben gerufen werden, wie z.B. der„Arbeitskreis Kommunale Energiekonzepte – <strong>Klimaschutz</strong> und Wertschöpfung“, dersich im Sommer 2010 auf Initiative des Bayerischen Geme<strong>in</strong>detages zusammengefundenhat. In e<strong>in</strong>er begrenzten Anzahl an Sitzungen mit e<strong>in</strong>em überschaubaren Teilnehmerkreiskönnen dort spezielle Themen behandelt und Handlungsempfehlungenerarbeitet werden.Auch auf Bundesebene existieren verschiedene Arbeitskreise, <strong>in</strong> denen klimapolitischeAkteure zusammenkommen und Erfahrungen austauschen. Der Deutsche Städtetag(DST) betreut beispielsweise e<strong>in</strong>en regelmäßig tagenden Arbeitskreis„Energiee<strong>in</strong>sparung“, <strong>in</strong> welchem die Vertreter der Energiedienststellen großer Städteüber ihre Projekterfahrungen im Bereich des kommunalen Energiemanagements berichten.Die Ergebnisse werden <strong>in</strong> Form von schriftlich gefassten Empfehlungen undH<strong>in</strong>weisen zu fachspezifischen Themen an die DST-Mitgliedsstädte weitergegeben.Als Austauschplattform der kommunalen Energiebeauftragten gilt der jährlich stattf<strong>in</strong>dende„Deutsche Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten“. Er wirdseit 1995 vom Deutschen Institut für Urbanistik <strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>er Gastgeberstadt,dem Arbeitskreis „Energiee<strong>in</strong>sparung“ des DST und den kommunalen Spitzenverbändenausgerichtet.<strong>Kommunen</strong> beraten<strong>Kommunen</strong>Der direkte kommunale Erfahrungsaustausch – Kollegen unterstützen Kollegen – iste<strong>in</strong>e wichtige Quelle für fachspezifische Informationen. Zahlreiche kommunale Mitarbeiterverfügen über hervorragende Kenntnisse <strong>in</strong> Spezialgebieten. Durch wechselseitigeErgänzung kann dieses Informationsangebot effektiv genutzt werden. DerRat von Praktikern, die mit ähnlichen Aufgaben befasst s<strong>in</strong>d, wird oft leichter anerkanntals wissenschaftliche Informationen, die von Experten außerhalb der kommunalenPraxis stammen. Diese <strong>in</strong> kommunaler Selbsthilfe organisierten Gremiengew<strong>in</strong>nen auch im H<strong>in</strong>blick auf die schwierige Haushaltslage vieler <strong>Kommunen</strong> anBedeutung.In Niedersachsen haben sich beispielsweise im Rahmen des Projektes „Klimawandelund <strong>Kommunen</strong>“ überregionale Arbeitskreise gebildet, die sich <strong>in</strong> regelmäßigen Abständentreffen. Ihr Ziel ist es, den gegenseitigen Erfahrungsaustausch der <strong>Kommunen</strong>anzuregen, etwa mit Blick auf ähnlich gelagerte Projekte zu den zentralenThemen <strong>Klimaschutz</strong> und Klimawandel. Teilweise werden Fachbüros und Beratungsstellenfür spezielle Fragestellungen im Bereich des kommunalen Energiemanagementsh<strong>in</strong>zugezogen (vgl. Kommunale Umwelt-AktioN U.A.N. e.V. 2010). In Hessenwurde 2010 die Charta „100 <strong>Kommunen</strong> für den <strong>Klimaschutz</strong>“ unterzeichnet. Dar<strong>in</strong>verpflichten sich die <strong>Kommunen</strong>, auf der Grundlage e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz e<strong>in</strong>en kommunalenAktionsplan für den <strong>Klimaschutz</strong> zu erstellen und umzusetzen sowie <strong>in</strong> regelmäßigenZeitabständen über die Umsetzung zu berichten (vgl. HessischesM<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 2010).126


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4Durch solche, vom Land <strong>in</strong>itiierte Aktionen kann der kommunale Erfahrungsaustauschangeregt und unterstützt werden.In zunehmendem Maße richten sich <strong>Kommunen</strong> auch mit eigenen Veranstaltungenoder mit e<strong>in</strong>er eigenen Internetseite rund um ihre Aktivitäten im <strong>Klimaschutz</strong> an dieFachöffentlichkeit, präsentieren ihre Projekte und stellen sie zur Diskussion ( Kap.A5 2).Vorstellung und Verbreitung vorbildlicher Projekte werden durch die Nutzung desInternets <strong>in</strong> großem Umfang möglich. E<strong>in</strong>e Vielzahl von kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>projektenist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne bereits „veröffentlicht“, allerd<strong>in</strong>gs ist die Gefahr, denÜberblick zu verlieren, groß. Vorteilhaft s<strong>in</strong>d daher Internetangebote, welche diePraxisbeispiele gebündelt und nach Themen sortiert vorstellen. So stellt beispielsweisedie vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit(BMU) geförderte „Servicestelle: Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>“ auf ihrer Projekthomepageverschiedene Beispiele geförderter Projekte aus der BMU-Kommunalrichtl<strong>in</strong>ievor, präsentiert Video-Praxisbeispiele und bietet e<strong>in</strong>e Liste mit veröffentlichten <strong>Klimaschutz</strong>konzepten.Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Planung eigener Projekte erleichternes diese Beispielsammlungen, geeignete Ansprechpartner zu identifizieren und Kontaktaufzunehmen.Internet alsAustauschplattformDie EnergieAgentur.NRW betreibt im Auftrag des M<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft, Mittelstandund Energie des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen das Internetportal „KommEN –Kommunale Energie NRW“. Die Plattform dokumentiert gute Praxisbeispiele, vermitteltvorbildliche Lösungsansätze und unterstützt die lokalen Akteure bei der Realisierungeigener <strong>Klimaschutz</strong>projekte. Relevante Handlungsansätze können schnellermittelt und Ansprechpartner zum Erfahrungsaustausch identifiziert werden (vgl.EnergieAgentur.NRW 2010).Auch die „Tatenbank Energiekommunal“ dient als Projektpool. In ihr werden Lösungsansätzepräsentiert und können <strong>Kommunen</strong> unmittelbar von den Erfahrungen andererprofitieren. Sie wird vom BMU und dem Umweltbundesamt gefördert und enthältvorbildliche Projekte aus den Wettbewerben „Energiesparkommune“ und „Bundeshauptstadtim <strong>Klimaschutz</strong>“ der Deutschen Umwelthilfe. Das Klima-Bündnis ergänztaktuelle Projekte. <strong>Kommunen</strong> erhalten außerdem die Möglichkeit, selbst Energieprojektee<strong>in</strong>zustellen. Die Struktur der Datenbank ermöglicht die direkte Kontaktaufnahmemit den Projektverantwortlichen, die Auskunft über Projektdetails geben (vgl.Klima-Bündnis e.V. 2010).Auf Bundes- und Landesebene sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen <strong>Kommunen</strong> gibt es mittlerweile e<strong>in</strong>eVielzahl an Wettbewerben, die vorbildliche Projekte im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>auszeichnen. Die Veröffentlichung der <strong>Klimaschutz</strong>projekte <strong>in</strong> Broschüren oder imInternet ermöglicht ebenfalls e<strong>in</strong>en Erfahrungsaustausch und kann andere <strong>Kommunen</strong>ermutigen, eigene Maßnahmen zu starten.Neben dem nationalen Erfahrungsaustausch kommt auch dem Umweltdialog auf <strong>in</strong>ternationalerEbene e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung zu. Zahlreiche <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong>tegrierendie Klimavorsorge bereits <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit mit ihren Partnerkommunenund können so die Anliegen des <strong>Klimaschutz</strong>es optimal weitertragen.So nutzt beispielsweise e<strong>in</strong>e Vielzahl baden-württembergischer <strong>Kommunen</strong> ihreStädtepartnerschaften dazu, den Umwelt- und Nachhaltigkeitsdialog voranzubr<strong>in</strong>genund vorhandene Netzwerke auszubauen. Der Austausch von Erfahrungen und Ideensowie die geme<strong>in</strong>same Entwicklung von konkreten Projekten im Rahmen solcherInternationalerErfahrungsaustausch127


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabePartnerschaften können e<strong>in</strong>en großen Beitrag sowohl für den lokalen als auch denglobalen <strong>Klimaschutz</strong> leisten (vgl. Hutter/L<strong>in</strong>k 2009, S. 7 ff.).Die Stadt Freiburg bezieht das Themenfeld Erneuerbare Energien seit mehreren Jahren<strong>in</strong> die Partnerschaftsarbeit mit der italienischen Stadt Padua e<strong>in</strong>. Auf Verbraucher-,Umwelt- und Handwerksmessen <strong>in</strong> Padua wurden Techniken und Möglichkeiten derNutzung erneuerbarer Energien präsentiert, zudem spielt die enge Zusammenarbeitder Handwerkskammern der beiden Städte e<strong>in</strong>e große Rolle. Im Rahmen e<strong>in</strong>es Partnerschaftsabkommensbot die Handwerkskammer zweiwöchige Ausbildungskursean, um den italienischen Handwerkern die für den Bau von Solaranlagen erforderlichenTechniken zu vermitteln. Im Rathaus von Padua werden mittlerweile Beratungender Bürgerschaft durch die hiesige Handwerkskammer durchgeführt, und es wurdebereits e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten angestoßen (vgl. Burger 2009, S. 40 ff.)Neben der Nutzung von Städtepartnerschaften stehen für Städte, Geme<strong>in</strong>den undKreise weitere <strong>in</strong>ternationale Netzwerke zur Verfügung, unter anderen das Klimabündnis/Alianzadel Clima e.V., der Internationale Rat für kommunale Umwelt<strong>in</strong>itiativen(ICLEI) und Energy Cities. Ziel der Netzwerke ist es, e<strong>in</strong>en regelmäßigenkommunalen Erfahrungsaustausch zu CO 2 -M<strong>in</strong>derungstrategien zu unterstützen.E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, sich auch auf europäischer Ebene auszutauschen, ist der„Konvent der Bürgermeister“. In dessen Rahmen stellten die teilnehmenden Bürgermeisterihre eigenen Ziele zur Energiee<strong>in</strong>sparung und zum <strong>Klimaschutz</strong> vor. Sie verpflichtensich, über die von der EU gesetzten Ziele für das Jahr 2020 h<strong>in</strong>auszugehen.Dazu müssen die Bürgermeister <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres e<strong>in</strong>en vom Stadtrat verabschiedetenAktionsplan für nachhaltige Energienutzung vorlegen. Mittlerweile br<strong>in</strong>gtder Konvent rund 1.600 <strong>Kommunen</strong> zusammen, die sich zu <strong>Klimaschutz</strong>zielen undnachhaltiger Stadtentwicklung verpflichten. Im Jahr 2009 fand das erste Treffen desKonvents mit rund 350 teilnehmenden Städten statt (vgl. Europäisches Parlament2010) ( Kap. A4 2.2).Vielfältige Formen derZusammenarbeitThemenspezifischeZusammenarbeit2.2 Interkommunale KooperationenNeben dem Erfahrungsaustausch s<strong>in</strong>d Kooperationen mit (benachbarten) <strong>Kommunen</strong>e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur Verbesserung der Handlungsfähigkeit auf kommunalerEbene.<strong>Klimaschutz</strong> ist e<strong>in</strong> globales Thema und lässt sich nicht auf e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>degebiet beschränken.E<strong>in</strong>erseits beruht e<strong>in</strong>e Vielzahl der klimarelevanten Vorgänge auf den Austauschbeziehungenmit angrenzenden Städten und Geme<strong>in</strong>den (z.B. Pendlerströme,CH 4 -Emissionen aus geme<strong>in</strong>samen Mülldeponien). Andererseits können Engpässe undProbleme durch kooperatives Handeln der benachbarten Städte gelöst werden,z.B. durch Energiedienstleistungen für kreisangehörige Städte und Geme<strong>in</strong>den, durchkreiseigene Betriebe oder die geme<strong>in</strong>deübergreifende Erschließung von Biomassepotenzialen.Städte machen sich daher zunehmend geme<strong>in</strong>sam mit ihren NachbarkommunenGedanken über koord<strong>in</strong>ierte Herangehensweisen zur Senkung klimarelevanterEmissionen.Viele <strong>Kommunen</strong> und Regionen verfügen bereits über jahrelange, zum Teil themenspezifischeFormen der Zusammenarbeit; die Probleme des lokalen <strong>Klimaschutz</strong>eswerden geme<strong>in</strong>sam thematisiert und Projekte <strong>in</strong> Kooperation durchgeführt. Beispieles<strong>in</strong>d unter anderen das Regionalbüro Bergisches Städtedreieck (Remscheid-Sol<strong>in</strong>gen-Wuppertal), das Energiedienstleistungszentrum des Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus-Kreises und die128


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4unabhängige „EnergieBeratungsAgentur“ der Kreise Nürnberger Land und Roth. Auchmit Projekten wie „100%-Erneuerbare-Energien-Regionen“, gefördert vom BMU unddem Umweltbundesamt, wird für e<strong>in</strong>e regionale Kooperation geworben und damite<strong>in</strong> Weg für geme<strong>in</strong>same Konzepte zur Nutzung erneuerbarer Energien aufgezeigt.Zahlreiche Groß- und Mittelstädte s<strong>in</strong>d im <strong>Klimaschutz</strong> aktiv, aber auch viele Städteund Geme<strong>in</strong>den unter 20.000 E<strong>in</strong>wohnern beschäftigen sich zunehmend mit dieserThematik. Gerade <strong>in</strong>nerhalb der überschaubaren Strukturen kle<strong>in</strong>erer <strong>Kommunen</strong>bieten sich Chancen für effektives lokales Handeln. Es müssen daher auch die fürdiese Größenordnung vorhandenen positiven Beispiele für kommunales Handelnverbreitet und die Entwicklung von örtlich angepassten Handlungskonzepten unterstütztwerden.Kooperationen aufverschiedenen EbenenStädtekooperationen bilden e<strong>in</strong>en wichtigen Ansatz für die Aktivität kle<strong>in</strong>erer Städte,denn <strong>in</strong> diesem Rahmen f<strong>in</strong>det nicht alle<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch, sondern auch konkretekommunale Zusammenarbeit statt. Damit auch <strong>in</strong> den mit ger<strong>in</strong>geren Personalkapazitätenausgestatteten <strong>Kommunen</strong> effektive Fortschritte gemacht werdenkönnen, sollte verstärkt auf die Strukturen der geme<strong>in</strong>dlichen Verwaltungszusammenarbeit(z.B. Verwaltungsgeme<strong>in</strong>schaften) und die E<strong>in</strong>richtungen der <strong>in</strong>terkommunalenZusammenarbeit auf Landkreis- und Regionalebene (z.B. Zweckverbände)e<strong>in</strong>gewirkt werden. Gerade <strong>in</strong> ländlichen Regionen werden viele Aufgaben der kommunalenDase<strong>in</strong>svorsorge (öffentlicher Verkehr, Abfallbeseitigung usw.) durch regionaleTräger wahrgenommen.Zunehmend werden auf Landkreisebene umfassende <strong>Klimaschutz</strong>konzepte erstellt.Sie bieten die Chance, sich über <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten der e<strong>in</strong>zelnen kreisangehörigenStädte und Geme<strong>in</strong>den auszutauschen und geme<strong>in</strong>same Projekte, gegebenenfallsunter Federführung des Kreises, zu <strong>in</strong>itiieren und durchzuführen. Die Nutzungbereits vorhandener Zusammenarbeitsstrukturen, wie sie z.B. im Kreis Ste<strong>in</strong>furt durchdas Agenda 21-Büro vorhanden s<strong>in</strong>d ( Praxis-Beispiel Kreis Ste<strong>in</strong>furt), können hierbeigenutzt und ausgebaut werden.Das Agenda 21-Büro im Kreis Ste<strong>in</strong>furtDer Zukunftskreis Ste<strong>in</strong>furt hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 energieautark zu werden. AlsOrganisations- und Informationszentrale dient den <strong>Kommunen</strong> des Kreises seit 1999 das Agenda 21-Büro. Es fördert, strukturiert und dokumentiert die Agenda 21-Aktivitäten im Zukunftskreis Ste<strong>in</strong>furtund entwickelt handlungsorientierte Projekte, die mit der Bürgerschaft und der regionalen Wirtschaftabgestimmt s<strong>in</strong>d. Auch das <strong>in</strong>tegrierte <strong>Klimaschutz</strong>konzept wurde <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit denStädten und Geme<strong>in</strong>den des Kreises erstellt. Es gibt neue Impulse für bisherige <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenim Kreis Ste<strong>in</strong>furt und versucht, die bestehenden Akteursnetzwerke weitergehend zu verzahnen undauszubauen, um e<strong>in</strong>e effektive Beteiligung aller relevanten Akteure im <strong>Klimaschutz</strong> zu sichern. WeitereServiceangebote für <strong>Kommunen</strong> sollen das Zusammenspiel zwischen dem Kreis und den kreisangehörigen<strong>Kommunen</strong> im Bereich <strong>Klimaschutz</strong> verbessern.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Kreisverwaltung Ste<strong>in</strong>furt,Agenda 21-Büro,Tilman Christian,02551/69 21 05,tilman.christian@kreis-ste<strong>in</strong>furt.deF<strong>in</strong>anzielle Unterstützung für die Konzepterstellung erhalten die <strong>Kommunen</strong> seit2008 durch das BMU. So haben beispielsweise die Geme<strong>in</strong>den Cölbe, Lahntal,Münchhausen und Wetter geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept erstellt, welches vomBMU gefördert wurde. E<strong>in</strong>gebunden ist diese kommunale Zusammenarbeit <strong>in</strong> dasProjekt „Klimax – Synergien im <strong>Klimaschutz</strong> maximal nutzen“ des Nordkreises undversteht sich als Fortführung bereits durchgeführter E<strong>in</strong>zelmaßnahmen (vgl. Me<strong>in</strong>el2010). Auch die Kreise Hameln-Pyrmont, Lüchow-Dannenberg und Friesland konntenmit Hilfe der Förderung umfassende <strong>Klimaschutz</strong>konzepte erstellen, die nun alsBasis für weitere Aktivitäten und Projekte dienen.129


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeInterkommunale Kooperationen können auch zwischen Stadt und angrenzendemLandkreis stattf<strong>in</strong>den, wie das Praxis-Beispiel „Bau- & EnergieNetzwerk Mittelrhe<strong>in</strong>e.V.“ der Stadt Koblenz und des Landkreises Mayen-Koblenz zeigt.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>nen:Stadt Koblenz,Umweltamt,Monika Effenberger,0261/129 15 01,Monika.Effenberger@stadt.koblenz.de;KreisverwaltungMayen-Koblenz,Abteilung Umwelt,Dagmar Menges,0261-108451,Dagmar.Menges@kvmyk.deDer Vere<strong>in</strong> „Bau- & EnergieNetzwerk Mittelrhe<strong>in</strong> e. V.“ der Stadt Koblenz und desLandkreises Mayen-KoblenzIm Jahr 2005 gründeten die Stadt Koblenz und der Landkreis Mayen-Koblenz den geme<strong>in</strong>nützigen Vere<strong>in</strong>„BEN-Mittelrhe<strong>in</strong> e.V.“ („Bau- & EnergieNetzwerk Mittelrhe<strong>in</strong> e.V.“). Dessen Ziele s<strong>in</strong>d die Förderungenergiesparenden Bauens und Sanierens sowie der Nutzung erneuerbarer Energien und die Vernetzungverschiedener Akteure. Der Vere<strong>in</strong> soll als zentraler Ansprechpartner zu diesen Themen <strong>in</strong> der GroßregionKoblenz dienen. Zielgruppenspezifische Informations- und Fortbildungsprogramme, Bekanntmachungvon Informations- und Beratungsangeboten, <strong>in</strong>tensive Informations- und Öffentlichkeitsarbeitsowie die Bündelung verschiedener Akteure <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk gehören zu den Vere<strong>in</strong>saktivitäten.Von den Gründungsmitgliedern (Stadt Koblenz und Landkreis Mayen-Koblenz) wird der Vere<strong>in</strong> personell,f<strong>in</strong>anziell und organisatorisch unterstützt. Weitere Vere<strong>in</strong>smitglieder s<strong>in</strong>d drei Verbandsgeme<strong>in</strong>densowie Bauherren, Hausbesitzer, Handwerker, Planer, Architekten, Bauträger, Immobilienwirtschaft, F<strong>in</strong>anzdienstleister,Baustoffproduktion und -handel, Verbände und weitere Akteure. Sie bilden zusammene<strong>in</strong> Netzwerk, das bei der Umsetzung von Projekten im Bereich energiesparendes Bauen und Sanierenkooperiert.Nicht nur auf Ebene der Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise können geme<strong>in</strong>schaftliche<strong>Klimaschutz</strong>projekte angestoßen werden, auch Metropolregionen nutzen vorhandeneStrukturen und weiten diese auf neue Themenbereiche aus. Die MetropolregionHamburg hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, mit ihren 800 <strong>Kommunen</strong>und 14 Landkreisen zur „Modellregion für <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Europa“ zu werden. Dazusollen bereits bestehende Maßnahmenkonzepte mite<strong>in</strong>ander vernetzt und neue geme<strong>in</strong>sameProjekte auf den Weg gebracht werden (vgl. Metropolregion Hamburg2007).Im April 2010 s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Heidelberg bei e<strong>in</strong>em Bürgermeistertreffen elf <strong>Kommunen</strong> derMetropolregion Rhe<strong>in</strong>-Neckar dem Beispiel der Stadt Heidelberg gefolgt und dem„Konvent der Bürgermeister“ ( Kap. A4 2.1) beigetreten. Der Startschuss für die regionaleKooperation war im Herbst 2009 gefallen. Zukünftig sollen jährliche Treffenstattf<strong>in</strong>den, um geme<strong>in</strong>same Projekte für den <strong>Klimaschutz</strong> auf den Weg zu br<strong>in</strong>gen.Unter anderem ist geplant, über geme<strong>in</strong>same EU-Förderanträge „Leuchtturmprojekte“zu <strong>in</strong>itiieren, um die Metropolregion als Energieregion zu präsentieren und zupositionieren. Derzeit wird bereits e<strong>in</strong> regionales Energiekonzept erarbeitet, zudemstehen der regionale Ausbau regenerativer Energien und die Entwicklung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samenCO 2 -Bilanzierungsmodells auf der Agenda (vgl. Stadt Heidelberg 2010).130


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 43. Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort<strong>Klimaschutz</strong> ist e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe. Die lokalen Akteure müssen an den Entscheidungsprozessenüber gesamtstädtische Entwicklungsstrategien teilhaben können.So ist es von Vorteil, beispielsweise bereits <strong>in</strong> der Phase der Vorbereitung e<strong>in</strong>es<strong>Klimaschutz</strong>konzeptes die verschiedenen lokalen Akteure e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und geme<strong>in</strong>sameZiele und Aufgaben der lokalen <strong>Klimaschutz</strong>strategie zu ermitteln. Die <strong>Kommunen</strong>sollten durch Kooperation mit den örtlichen Akteuren ihre (<strong>in</strong>direkten)E<strong>in</strong>flussbereiche weitgehend ausschöpfen, um <strong>in</strong>tegrierte, alle Verbrauchssektorenumfassende <strong>Klimaschutz</strong>strategien zu entwickeln. E<strong>in</strong>e funktionierende Kommunikationzwischen den Verwaltungen, Bürgern, Interessenvertretungen und Unternehmenvor Ort stellt hierbei den „Schlüssel“ für e<strong>in</strong>e Reihe von Lösungsansätzen dar.Für die Erreichung des von der Bundesregierung formulierten Ziels, die CO 2 -Emissionenbis 2020 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken ( Kap. A1 2.2),gehören die Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise geme<strong>in</strong>sam mit verschiedenen lokalen Institutionen,Organisationen und Gruppen zu den wichtigsten Akteuren. Gerade aufkommunaler Ebene müssen daher kommunikative und partizipatorische Ansätze realisiertwerden, um Überzeugung und Akzeptanz zu erreichen. Ziel ist es, die gesellschaftlichen,privaten und wirtschaftlichen Akteure zu eigenverantwortlichem Handelnim S<strong>in</strong>ne gesellschaftspolitisch wünschenswerter Ziele zu motivieren. Neben der Stadtverwaltung,die öffentliche Aufgaben wahrnimmt sowie planerische und politische Entscheidungender kommunalpolitischen Beschlussgremien im Rahmen der gesetzlichenBestimmungen umsetzt, ist e<strong>in</strong>e Reihe weiterer lokaler Akteure für den <strong>Klimaschutz</strong>relevant ( Abb. 7). Zu diesen gehören unter anderen:Fraktionen und Parteien: Vertreter der kommunalen Entscheidungsgremien werdenüber Lösungsansätze <strong>in</strong>formiert und tragen diese <strong>in</strong> die Fraktionen und Parteien,so dass <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> politisches Handeln e<strong>in</strong>fließen kann.Lokale Energieversorger: Die Energieversorgungsunternehmen br<strong>in</strong>gen die Kenntnisüber die örtliche Versorgungsstruktur und aktuelle Entwicklungsvorhaben mit.Ihre E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung bietet beste Voraussetzungen für die spätere Umsetzung e<strong>in</strong>erEnergie- und <strong>Klimaschutz</strong>strategie ( Kap. A4 3.2). Die Mitwirkungsbereitschafthängt jedoch stark vom Umfang ihrer Energiedienstleistungen ab.Wirtschaftsverbände, Handel und Handwerk: Sie s<strong>in</strong>d potenzielle Träger des ökologischenStrukturwandels und sollten daher ebenfalls im Rahmen von kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten e<strong>in</strong>gebunden werden. Dabei ist es <strong>in</strong>sbesondereerforderlich, die Verb<strong>in</strong>dung von ökologischem und ökonomischem Nutzen zuverdeutlichen. Zudem nehmen Handel und Handwerk e<strong>in</strong>e Multiplikatorfunktionim Bereich der privaten Haushalte e<strong>in</strong>.Bürgerschaft und Bürger<strong>in</strong>itiativen: Die an der Planung mitwirkenden Bürger könnensich mit den <strong>Klimaschutz</strong>projekten ause<strong>in</strong>ander setzen und identifizieren. Vorteilhaftist es, die Bürger möglichst <strong>in</strong>nerhalb bestehender Netzwerke (z.B. Vere<strong>in</strong>e)anzusprechen, ihr Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> zu stärken und sie für das Thema<strong>Klimaschutz</strong> zu sensibilisieren und zu aktivieren. Im Idealfall werden engagierteGruppen Träger selbst organisierter Projekte ( Kap. A4 3.3).Um die Kompetenzen und das Wissen der e<strong>in</strong>zelnen Akteure gezielt e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,ist es notwendig, die Akteurskonstellationen <strong>in</strong>nerhalb der eigenen Kommune zuanalysieren (vgl. IZT 2007, S. 27).Geme<strong>in</strong>same Ziele undAufgabenAkteure motivieren131


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeAbbildung 7:Lokale <strong>Klimaschutz</strong>akteureQuelle:Difu (2010).In der Regel s<strong>in</strong>d sich Bürger und Unternehmen der Notwendigkeit des Energiesparens,Umwelt- und Klimaschützens bewusst. Die Lücke zwischen Wissen und Handelnwird jedoch meist erst geschlossen, wenn konkrete Handlungsmöglichkeitenaufgezeigt oder angeboten werden, die den Schritt zur erforderlichen Verhaltensänderungerleichtern. Die kommunale <strong>Klimaschutz</strong>politik sollte darum stärker auf diee<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen und Akteure zugehen, um Impulse für geeignete Aktionenzu geben.Im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> bieten sich viele Anlässe und Projekte für partizipativeStrategien, die „vom Reden zum Handeln“ führen. Wichtig s<strong>in</strong>d dabei überschaubareZiele, Handlungsanleitungen zu akteursspezifischen Maßnahmen sowie e<strong>in</strong> Feedbackzu erfolgreich durchgeführten Maßnahmen. Unter diesen Grundvoraussetzungenkönnen nachhaltige Verhaltensänderungen auf breiter Front erreicht und damite<strong>in</strong> langfristiger Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> geleistet werden.Neben der Aufgabe der Kommune, die verschiedenen <strong>Klimaschutz</strong>akteure gezieltzu <strong>in</strong>formieren und zu beteiligen, ist es außerdem notwendig, potenzielle Kooperationspartnerfür die Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zu aktivieren. Im Folgendenwerden verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Kommuneund lokalen Partnern vor Ort vorgestellt. Besonderes Augenmerk wird dabei nebender E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bürger ( Kap. A4 3.3) auf die Kooperation mit den örtlichenEnergieversorgern ( Kap. A4 3.3) gelegt.3.1 Formen der ZusammenarbeitUm den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> als Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe erfolgreich zu gestalten,bedarf es verschiedener kommunikativer und partizipatorischer Ansätze. Dieerfolgreiche Umsetzung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>projekte hängt <strong>in</strong>sbesonderedavon ab, <strong>in</strong>wieweit die lokalen Akteure frühzeitig e<strong>in</strong>gebunden werden und somite<strong>in</strong>e breite Überzeugung und Akzeptanz erreicht werden kann. Diese E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung132


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4reicht dabei von der Information und Motivation ( Kap. A5) über die Beteiligungbis h<strong>in</strong> zu Kooperationen mit unterschiedlichen Akteuren ( Tab. 5).Während Information und Motivation z.B. durch die Vorstellung von vorbildlichen<strong>Klimaschutz</strong>projekten allgeme<strong>in</strong> zur Me<strong>in</strong>ungsbildung und im besten Fall zur Nachahmunganregen können, geht es bei den Beteiligungs<strong>in</strong>strumenten um das Mitwirkenund die aktive Teilhabe von Dritten an bestimmten Projekten und Aktivitäten. Bei Kooperationenhandelt es sich um e<strong>in</strong>en Aushandlungs- und Entscheidungsprozess zwischenzahlreichen Akteuren, die geme<strong>in</strong>sam, mit unterschiedlichen Rollen undGewichten diesen kooperativen Prozess gestalten (vgl. Bischoff u.a. 2005, S. 172).InformierenundMotivierenForm/Methode CharakteristikInformationsschriften Schriftliche Materialien für <strong>in</strong>teressierte Bürger wie Aushänge,Beilagen <strong>in</strong> lokalen Tageszeitungen oder WurfsendungenVortrags- und DiskussionsveranstaltungenAusstellungen/ExkursionenGezieltes Informations- und Fortbildungsangebot für verschiedeneAkteure zu speziellen ThemenAnschauliche, leicht verständliche Informationen u.a. <strong>in</strong> öffentlichenRäumen; Ideen und Handlungsmöglichkeiten werdenaufgezeigt und der Erfahrungsaustausch gefördertKampagnen Auf e<strong>in</strong> klares Ziel ausgerichtete, zumeist zeitlich umrissene,gebündelte Informations- und Überzeugungsarbeit zur Mobilisierungder Bevölkerung, meist <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit AktionenBeteiligen Beiräte Beratende Funktion, Anregungen und Empfehlungen für Politikund VerwaltungArbeitskreise Geme<strong>in</strong>same, kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit an <strong>in</strong>haltlich klar def<strong>in</strong>iertenThemen und FragestellungenHear<strong>in</strong>gs Gelegenheit für Interessengruppen, sich zu bestimmten Projekten,Konzepten oder Themen zu äußernKooperieren Runde Tische undForenBeteiligungsgesellschaftenBeratende Entscheidungsvorbereitung (Empfehlungen undVorschläge für Politik und Verwaltung) sowie aktives E<strong>in</strong>wirkenund UmsetzungsbegleitungMöglichkeiten für Bürger, sich als Anteilseigner öffentlicherAnlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien fürden <strong>Klimaschutz</strong> zu engagieren (z.B. Bürgersolaranlagen)Tabelle 5:Kommunikative undpartizipatorische Ansätzeim kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>Quelle:Difu (2010), <strong>in</strong> Anlehnungan Bischoff u.a. (2005).Um Kooperationen im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> erfolgreich zu gestalten, ist es notwendig,vorab die Kooperationsnotwendigkeit zu prüfen und die Kooperationspartnersorgfältig auszuwählen. Wichtig ist es, frühzeitig die E<strong>in</strong>stellungen und Interessendes potenziellen Kooperationspartners gegenüber dem jeweiligen Thema zu identifizieren.Dabei ist zu beachten, dass unterschiedliche Handlungsfelder auch unterschiedlichePartner benötigen. Vorhandene Kontakte sollten bei der Suche undAuswahl genutzt werden, um bestehende Netzwerke auszubauen und diese langfristigfür Kooperationen zu nutzen.Erfolgreich kooperierenHat man e<strong>in</strong>en geeigneten Kooperationspartner gefunden, ist es wichtig, die gegenseitigenErwartungen herauszustellen, um Ziele und Inhalte klar def<strong>in</strong>ieren und diegenauen Aktivitäten und Beiträge der e<strong>in</strong>zelnen Beteiligten festlegen zu können. VonBeg<strong>in</strong>n an sollte klar aufgezeigt werden, <strong>in</strong> welchem Umfang Ressourcen, d.h. Arbeitskraft,F<strong>in</strong>anzen oder Zeit, e<strong>in</strong>gebracht werden können bzw. müssen. Der Kooperationsaufwandsollte bekannt se<strong>in</strong>, klar begrenzt werden, und es sollte e<strong>in</strong>langfristig ausgewogenes Kosten-Nutzen-Verhältnis gewährleistet se<strong>in</strong>. Nicht zuletzthängt e<strong>in</strong>e erfolgreiche Kooperation davon ab, <strong>in</strong>wieweit die Kooperationspartnervon ihr profitieren.133


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeNeben diesen Grundvoraussetzungen beim Start e<strong>in</strong>er Kooperation ist für die Dauerder Zusammenarbeit e<strong>in</strong> regelmäßiger Austausch notwendig. So können frühzeitigZiele und Aufgaben zur kont<strong>in</strong>uierlichen Optimierung des geme<strong>in</strong>samen Projektesangepasst werden. Im Rahmen der Struktur- und Prozessorganisation spielen auchdie Kommunikationsfähigkeiten der e<strong>in</strong>zelnen Partner e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. In e<strong>in</strong>igenFällen empfiehlt es sich, e<strong>in</strong>en Moderator oder Mediator e<strong>in</strong>zubeziehen.Von Bedeutung ist ebenso die Erfolgskontrolle bei Kooperationen <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gs,Controll<strong>in</strong>gs oder e<strong>in</strong>er Evaluierung. So ist es durchaus <strong>in</strong>teressant, „bestehendeKooperationen dah<strong>in</strong>gehend zu überprüfen, ob und <strong>in</strong>wieweit sie denursprünglichen Zielen noch entsprechen bzw. ob die Wirtschaftlichkeit der Zusammenarbeitnoch gewährleistet ist“ (Floet<strong>in</strong>g 2010, S. 13).ZielgruppenorientierteAnsätzeDie Kontakte zu Institutionen und Initiativen <strong>in</strong> den Handlungsfeldern des <strong>Klimaschutz</strong>eserhalten dann besondere Bedeutung, wenn zielgruppenorientierte Ansätzeverwirklicht werden sollen. Die Konzentration auf e<strong>in</strong>zelne Zielgruppen und Akteurekann dabei wichtige Impulse für geeignete Aktionen geben. So ist es s<strong>in</strong>nvoll, dassdie Kommune z.B. Haushalte, ausgewählte Gewerbebranchen oder große Industriebetriebemit gezielt konzipierten Informationen oder Serviceangeboten anspricht,die nachvollziehbare, sofort umsetzbare Handlungsmöglichkeiten enthalten. Dabeibietet es sich an, sich für geme<strong>in</strong>same Projekte auf e<strong>in</strong> Themenfeld zu beschränkenund zusammen geeignete Handlungsoptionen zu erarbeiten. Die Kommune dientdabei als Vorbild und kann mit eigenen Projekten zum Nachahmen anregen. Insbesondereim Gebäudebereich kann sie mit gutem Beispiel vorangehen und mit derenergetischen Sanierung ihrer Gebäude unter anderem die Bürger dazu motivieren,selbst e<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> zu leisten. Zahlreiche Städte, Geme<strong>in</strong>den undLandkreise haben bereits Kooperationen im Rahmen der energetischen Sanierungvon Wohngebäuden <strong>in</strong>itiiert, z.B. Augsburg mit dem Projekt „e+haus“ ( Praxis-Beispiel Augsburg, Kap. A5 3.1) oder die „Wärmeschutzpartner Wilhelmshaven –Friesland“ ( Praxis-Beispiel Stadt Wilhelmshaven und Landkreis Friesland, Kap.A5 3.1). Sowohl <strong>in</strong>terkommunale Kooperationen als auch die Zusammenarbeit mitden lokalen Akteuren, die sich mit diesem Themenfeld befassen, bieten sich hier an.Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige ausgewählte Beteiligungs- und Kooperationsformen imkommunalen <strong>Klimaschutz</strong> kurz vorgestellt. Die Beispiele zeigen, dass e<strong>in</strong>e Reihe vonpartizipatorischen Ansätzen auf effektive Kooperationen abzielt. Die <strong>in</strong>dividuellenHandlungsmöglichkeiten werden dadurch sichtbar und können durch die Zusammenarbeitmit verschiedenen lokalen Akteuren ausgebaut werden.3.1.1 EnergiebeiräteIm Rahmen von Energiebeiräten werden verschiedene fachlich kompetente Institutionen,Initiativen und Vertreter von betroffenen Bevölkerungsgruppen zur Diskussionder konzeptionellen Arbeit und der Entwicklung und Durchführung kommunaler<strong>Klimaschutz</strong>projekte beratend h<strong>in</strong>zugezogen. Derartige Expertenkommissionen s<strong>in</strong>dunter anderem <strong>in</strong> Abendsberg, Braunschweig und Wettenberg ( Praxis-Beispiel Wettenberg)tätig.134


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4Der Wettenberger EnergiebeiratSeit Frühjahr 2000 steht der Wettenberger Energiebeirat als Expertengremium allen Bürgern offen. Gegründetwurde er von Mitarbeitern der Geme<strong>in</strong>de, den lokalen Energieversorgern, den StadtwerkenGießen und E.on Mitte, Handwerkern, Architekten, Schornste<strong>in</strong>fegern, Ingenieuren und der FachhochschuleGießen-Friedberg. Das Engagement der Mitglieder f<strong>in</strong>det ehrenamtlich statt. Der Energiebeirathat sich zum Ziel gesetzt, <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen vor Ort voranzubr<strong>in</strong>gen und ist <strong>in</strong> alle <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmender Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>gebunden. Zusätzlich organisiert er Fachvorträge, Ausstellungen sowieExkursionen und veröffentlicht zudem Energiespartipps. Auch die Geme<strong>in</strong>de erhält durch den Energiebeiratlaufend wichtige Impulse und Anregungen, unter anderem beim kommunalen Energiemanagement,bei Baumaßnahmen, <strong>in</strong> der Siedlungsentwicklung oder <strong>in</strong> der Öffentlichkeitsarbeit. Geme<strong>in</strong>samwerden verschiedene Projekte und Aktionen <strong>in</strong>itiiert, wie z.B. der Wettenberger <strong>Klimaschutz</strong>preis.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Geme<strong>in</strong>de Wettenberg,Michael Krick,0641/80454,umweltbeauftragter@Wettenberg.deE<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten kann auch der „wissenschaftlicheStandortfaktor“ spielen, d.h. das Vorhandense<strong>in</strong> engagierter wissenschaftlicherE<strong>in</strong>richtungen vor Ort. Die Kontakte zwischen den örtlichen Verwaltungenund den jeweiligen Instituten können durchaus förderlich se<strong>in</strong> (z.B. Bremer Energie<strong>in</strong>stitut,ifeu/Heidelberg, Öko-Institut Freiburg i. Br., Wuppertal Institut) und im Rahmenvon Energiebeiräten e<strong>in</strong>bezogen werden.3.1.2 ArbeitskreiseWährend Energiebeiräte vorrangig e<strong>in</strong>e beratende Funktion haben sowie Anregungenund Empfehlungen für Politik und Verwaltung geben, zeichnen sich Arbeitskreisedurch e<strong>in</strong>egeme<strong>in</strong>same, kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit an <strong>in</strong>haltlich klar def<strong>in</strong>ierten Themen und Fragestellungenaus. Häufig bestehen diese Arbeitskreise aus e<strong>in</strong>em „harten Kern“ Ehrenamtlicher,die sich regelmäßig treffen und gezielt weitere Personen und Institutionen<strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Vorteilhaft ist zudem e<strong>in</strong> fester Ansprechpartner <strong>in</strong> der Verwaltung,der möglichst häufig an den Arbeitskreissitzungen teilnimmt und somit denErgebnistransfer gewährleistet. Häufig bilden sich <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Arbeitskreises verschiedeneArbeitsgruppen, die sich <strong>in</strong>tensiv E<strong>in</strong>zelthemen widmen.„Heidelberg Kreis <strong>Klimaschutz</strong> und Energie“Der „Heidelberg Kreis <strong>Klimaschutz</strong> und Energie“ ist 2001 aus dem „Runden Tisch Solar“ und dem „Koord<strong>in</strong>ationskreisEnergie“ hervorgegangen. Unter Leitung des Heidelberger Oberbürgermeisters Dr.Eckart Würzner und unter Federführung des Amtes für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energieder Stadt Heidelberg kooperieren Unternehmen, wissenschaftliche E<strong>in</strong>richtungen und Verbände im <strong>Klimaschutz</strong>.Der Zusammenschluss dient als zentrales Kommunikations- und Kooperationsforum auf lokaler,regionaler und fachspezifischer Ebene. In ihm werden die Leitl<strong>in</strong>ien der Heidelberger<strong>Klimaschutz</strong>politik abgestimmt und neue Projekte konzipiert. So war der Runde Tisch beteiligt bei derFortschreibung des Heidelberger <strong>Klimaschutz</strong>konzepts 2004. Der „Heidelberg Kreis <strong>Klimaschutz</strong> undEnergie“ trifft sich regelmäßig, m<strong>in</strong>destens zweimal im Jahr. Unterstützt wird er durch vier Projektarbeitsgruppen:Energieberatung, Energiesparen <strong>in</strong> den Gebäuden der Universität, Wohnungsbau undÖffentlichkeitsarbeit. Ziel ist es, den <strong>Klimaschutz</strong>gedanken <strong>in</strong> allen Bereichen zu verankern, den Multiplikatoreffektzu nutzen, e<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit und dadurch e<strong>in</strong>e nachhaltige Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenzu gewährleisten.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Heidelberg,Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsichtund Energie,Dr. Hans-Wolf Zirkwitz,06221/581 80 10,Hans-Wolf.Zirkwitz@Heidelberg.deund Robert Persch,06221/584 53 21,Robert.Persch@Heidelberg.de135


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe3.1.3 Hear<strong>in</strong>g zum <strong>Klimaschutz</strong>konzeptImmer mehr <strong>Kommunen</strong> beziehen lokale Partner <strong>in</strong> die Erarbeitung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzeptee<strong>in</strong>. Ziel ist es, durch e<strong>in</strong>e möglichst frühe E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung verschiedenerAkteure die spätere Umsetzung der Maßnahmen zu gewährleisten ( Kap. B11.2). Die Potenziale der Energie- und CO 2 -E<strong>in</strong>sparung durch e<strong>in</strong>zelne Maßnahmenmüssen transparent gemacht werden, um zu eigenem Handeln zu motivieren. ImRahmen von Workshops oder Arbeitsgruppentreffen ist es s<strong>in</strong>nvoll, die verschiedenenSchritte e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes vorzustellen und so den Beteiligten dieMöglichkeit zu geben, sich aktiv an der Erarbeitung von Maßnahmen und Projektenzu beteiligen. Außerdem können geeignete Kooperationen identifiziert und frühzeitiggestartet werden. Beispiele für die E<strong>in</strong>beziehung verschiedener Akteure <strong>in</strong> die Konzeptphases<strong>in</strong>d z.B. die „Arbeitsgruppe <strong>Klimaschutz</strong>-Konzept Karlsruhe“, der „HeidelbergKreis <strong>Klimaschutz</strong> und Energie“ ( Praxis-Beispiel Heidelberg) oder die„Klima-Allianz Hannover 2020“ ( Praxis-Beispiel Hannover).Praxis-Beispiel „Klima-Allianz Hannover 2020“Ansprechpartner<strong>in</strong>:LandeshauptstadtHannover,<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle,Astrid Hoffmann-Kallen,0511/16 84-3500,astrid.hoffmann-kallen@hannover-stadt.deAls „Klima-Allianz Hannover 2020“ haben die Landeshauptstadt Hannover und die Stadtwerke HannoverAG mit rund 80 Partnern aus zahlreichen Unternehmen und Organisationen im Jahr 2008 geme<strong>in</strong>same<strong>in</strong> neues <strong>Klimaschutz</strong>aktionsprogramm für den Zeitraum 2008 bis 2020 erarbeitet. Es umfasstFachprogramme für die Stadtverwaltung und die Stadtwerke sowie für die Verbrauchssektoren Gewerbe,Handel, Dienstleistungen und private Haushalte. Das Kernteam, bestehend aus Vertretern verschiedenerFachbereiche der Landeshauptstadt, der Stadtwerke Hannover AG, der <strong>Klimaschutz</strong>agenturRegion Hannover und des „enercity“-<strong>Klimaschutz</strong>fonds „proKlima“, war für die Organisation und dieArbeits<strong>in</strong>halte zuständig. E<strong>in</strong>e moderierte Diskussion <strong>in</strong> vier Arbeitsgruppen mit ausgewählten Akteurendieser Sektoren erbrachte <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Vierteljahres Zusagen zur CO 2 -Reduzierung bei Industrie,Bürogebäudeeigentümern (z.B. Banken, Versicherungen, Landese<strong>in</strong>richtungen), im Wohnungssektorund bei großen Organisationen (Kirchen, Parteien, Sport- und Verbraucherschutzverbände). Ziel ist dieReduktion der CO 2 -Emissionen bis 2020 um 40 Prozent (auf Basis des Jahres 1990). Aus Gründen derNachvollziehbarkeit der Fortschritte haben die beteiligten Akteure e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches CO 2 -Bilanzierungssystemvere<strong>in</strong>bart, außerdem soll alle zwei Jahre e<strong>in</strong> regelmäßiges Monitor<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Erfolgskontrolleerfolgen.3.1.4 Runde Tische, Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>forenIn zahlreichen Städten haben sich Kooperationen im Rahmen von Runden Tischenherausgebildet, <strong>in</strong> denen unterschiedliche Schwerpunkte zum <strong>Klimaschutz</strong> diskutiertund beraten werden. Diese Form der Kooperation erfreut sich größter Beliebtheit unddeckt e<strong>in</strong> breites Spektrum ab – vom lokalen Dialog bis h<strong>in</strong> zur konsequenten Ausarbeitungvon Projekten. Hierbei bedarf es gezielter Impulse durch Ansprache der <strong>in</strong>Frage kommenden Akteursgruppen mit geeigneten Instrumenten und Veranstaltungsformen.Vorteilhaft für solche Runden Tische ist es, wenn es e<strong>in</strong>en aktiven Kreis bzw.„harten Kern“ gibt, der die nötige Triebkraft bei dem aufwendigen Prozess der Selbstorganisationaufbr<strong>in</strong>gt. In e<strong>in</strong>igen <strong>Kommunen</strong> gibt es seit vielen Jahren Runde Tische,so wurde beispielsweise <strong>in</strong> Regensburg bereits 1994 der „Runde Tisch – Klima undEnergie“ aus Vertretern von Industrie, Gewerbe, Bürgerschaft und Verwaltung gegründet.Andere Städte haben diese Form der Kooperation erst <strong>in</strong> den letzten Jahrenetabliert, so zum Beispiel Eisenach. Dort hat sich im Februar 2007 der „Runde Tisch<strong>Klimaschutz</strong>“ konstituiert ( Praxis-Beispiel Eisenach).136


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4„Runder Tisch <strong>Klimaschutz</strong>“ <strong>in</strong> EisenachDer „Runde Tisch <strong>Klimaschutz</strong>“ hat sich im Februar 2007 <strong>in</strong> Eisenach konstituiert und dient seither alskommunale Plattform der wichtigsten Akteure. Er ist als e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> im Gesamtkonzept der städtischen<strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten (kommunales Energiemanagement, Ausbau erneuerbarer Energien, Dialog mitder Wirtschaft) <strong>in</strong>s Leben gerufen worden, <strong>in</strong>itiiert von Frau Rexrodt, der Dezernent<strong>in</strong> für Bauen, Umweltund Verkehr.Der „Runde Tisch <strong>Klimaschutz</strong>“ kommt mehrmals im Jahr, <strong>in</strong> der Regel im Rathaus, zusammen undsetzt sich aus Vertretern von Politik, Handwerk, F<strong>in</strong>anzwirtschaft und Energieversorgung sowie der <strong>in</strong>teressiertenBürgerschaft zusammen. Ziel ist es zu erörtern, welche konkreten Möglichkeiten es <strong>in</strong> derStadt gibt, Energie zu sparen, den Ausstoß von Schadstoffen durch E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien zureduzieren und den Verbrauch natürlicher Rohstoffe zu verr<strong>in</strong>gern. Meist werden zum „Runden Tisch<strong>Klimaschutz</strong>“ auch kompetente Referenten h<strong>in</strong>zugezogen, die sich <strong>in</strong> kurzen Vorträgen verschiedenenFragen des <strong>Klimaschutz</strong>es widmen. So standen bereits Themen wie Solar- und Geothermienutzung,Gebäude-Energieausweise oder Wärmepumpen im Vordergrund.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Eisenach,Referent für Verkehr undEnergie,Ralf Päsler,03691/67 05 26,ralf.paesler@eisenach.deE<strong>in</strong>e spezielle Form der Runden Tische s<strong>in</strong>d die im Rahmen der „Bundesweiten Kampagnezur freiwilligen CO 2 -Vermeidung bei <strong>Kommunen</strong> und Verbrauchern“ durchgeführten„Energie-Tische“. Im Jahr 1995 startete die Kampagne mit den dreiPilotkommunen Bensheim, Dessau und Heidelberg und wurde <strong>in</strong> der Folgezeit aufweitere <strong>Kommunen</strong> ausgedehnt. Die „Energie-Tische“ s<strong>in</strong>d so konzipiert, dass sichetwa 25 Bürger, darunter auch Multiplikatoren, Gewerbebetriebe und Dienstleistungse<strong>in</strong>richtungentreffen, um unter Leitung e<strong>in</strong>es Moderators und unterstützt durchEnergie- und Umweltexperten umsetzungsorientierte Projekte für ihre Stadt zu erarbeiten.Dabei handelt es sich nicht um unverb<strong>in</strong>dliche Diskussionsrunden, vielmehrsollen die Projekte so ausgerichtet werden, dass sie von den Mitgliedern der „Energie-Tische“selbständig umgesetzt werden können (vgl. IFOK 2010).Neben der E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Experten im Rahmen von Beiräten, Arbeitskreisen oderRunden Tischen besteht auch die Möglichkeit, öffentliche Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>forendurchzuführen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht auf e<strong>in</strong>en speziellenTeilnehmerkreis beschränkt s<strong>in</strong>d, sondern allen lokalen Interessenten offenstehen. Die Foren f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> Form von regelmäßigen Veranstaltungenstatt und werden oftmals durch weitere Aktionen begleitet. So wurden im Rahmender Klimaforen <strong>in</strong> Burbach unter anderem e<strong>in</strong>e Bürgerbefragung durchgeführt unde<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>preis <strong>in</strong>s Leben gerufen ( Praxis-Beispiel Burbach).Öffentliche Energie- und<strong>Klimaschutz</strong>forenKlimaforum BurbachZiel des Klimaforums ist es, möglichst viele lokale Interessenvertreter <strong>in</strong> die Gestaltung des kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>es e<strong>in</strong>zubeziehen. Dazu bildet das Forum e<strong>in</strong> Netzwerk aus engagierten Bürgern, Fachleuten,Vertretern der Unternehmen, der Handwerksbetriebe, der Vere<strong>in</strong>e, des Rates und der Verwaltung.Initiiert wurde das Klimaforum 2008 vom Burbacher Bürgermeister Christoph Ewers, seither f<strong>in</strong>det es<strong>in</strong> der Regel vier Mal im Jahr statt. Die Organisation des Klimaforums liegt bei der Geme<strong>in</strong>deverwaltung,die jeweilige Tagesordnung orientiert sich dabei an den Vorschlägen und Wünschen aus der Bürgerschaft.Zum ersten Forum wurde gleichzeitig e<strong>in</strong>e Bürgerbefragung (mit Verlosung als Anreiz) durchgeführt,um den Burbachern die Möglichkeit zur Beteiligung zu geben und um das <strong>in</strong>tegrierte<strong>Klimaschutz</strong>konzept Burbachs an den Bedürfnissen der Bürger zu orientieren. Die Befragung bot auchRaum für eigene Ideen und Vorschläge. So wurden „261 Bürgerideen“ entwickelt. Die Ergebnisse derBefragung bildeten die Basis für Leitbild, Ziele und Handlungsschwerpunkte, die auf dem zweiten Klimaforumdiskutiert wurden. Zu deren Umsetzung wurden Projekte und Maßnahmen entwickelt unddrei Leitprojekte konkretisiert. Beim dritten Klimaforum wurde <strong>in</strong> Kooperation mit RWE e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>preisfür besondere Aktivitäten von Privatleuten, Schulen und Vere<strong>in</strong>en verliehen. Außerdem wurdenwesentliche Inhalte des <strong>in</strong>tegrierten <strong>Klimaschutz</strong>konzepts Burbachs vorgestellt, das auf Ergebnissen deszweiten Klimaforums aufbaut.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Geme<strong>in</strong>de Burbach,Fachbereich 3 – Bauen,Wohnen, Umwelt,Elisabeth Fley,02736/45 82,e_fley@burbachsiegerland.de137


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeOrganisation und Durchführung öffentlicher Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>foren erforderne<strong>in</strong>en hohen Zeit- und Kostenaufwand, den die <strong>Kommunen</strong> häufig nicht alle<strong>in</strong> bewältigenkönnen. Von Vorteil s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Fall Kooperationen mit lokalen Institutionen,die z.B. Räumlichkeiten und Mitarbeiter zur Verfügung stellen können ( Praxis-Beispiel Nordhausen).Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Nordhausen,Amt für Umwelt undGrünordnung,Gabriela Sennecke,03631/696329,agenda21@nordhausen.deNordhäuser EnergieforumDas Nordhäuser Energieforum versteht sich als regelmäßige Informationsveranstaltung und regionaleInformationsplattform zum Thema erneuerbare Energien. Zielgruppen des Forums s<strong>in</strong>d <strong>Kommunen</strong>, Verbände,Vere<strong>in</strong>e, Ingenieurbüros, Architekten, Unternehmen, <strong>in</strong>teressierte Bürger, Auszubildende undStudierende aus dem Landkreis Nordhausen und den angrenzenden Regionen. Das Forum soll dieseZielgruppen über aktuelle Themen neuer Energietrends <strong>in</strong>formieren (Fachvorträge und Podiumsdiskussionen),sie zusammenführen und vernetzen. Jährlich s<strong>in</strong>d vier Foren vorgesehen, Veranstalter s<strong>in</strong>d derLandkreis und die Stadt Nordhausen, die Fachhochschule Nordhausen sowie die VerbraucherzentraleThür<strong>in</strong>gen. Veranstaltungsort ist die Fachhochschule Nordhausen. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihebesteht auch die Möglichkeit, Produkte und Leistungen von Ingenieurbüros, Unternehmen und öffentlichenE<strong>in</strong>richtungen an Informationsständen zu präsentieren.Durch gezielte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Akteursgruppen über Runde Tische sowie Energieund<strong>Klimaschutz</strong>foren können neue Kräfte für den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> mobilisiertwerden. Die Erfahrungen mit den „Energie-Tischen“ zeigen, wie mit derartigenInstrumenten sogenannte W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Lösungen herbeigeführt werden können. So könnenbeispielsweise durch die Beteiligung von Architekten und Handwerkern externeökonomische Interessen mit den <strong>Klimaschutz</strong>zielen verbunden werden. Diese Gruppenwerden zu klimaschutzwirksamer Ausübung ihrer Tätigkeit motiviert, wenn siepersönliche Vorteile und Perspektiven dabei erkennen.3.1.5 Gründung von Vere<strong>in</strong>enZur Bündelung von Informations- und Beratungsangeboten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zentralen Anlaufstellebietet sich auch die Gründung von Vere<strong>in</strong>en an. Zahlreiche <strong>Kommunen</strong>haben diese Form der Zusammenarbeit bereits <strong>in</strong>itiiert, wobei die Zusammensetzungder Mitglieder und die Ausrichtung der Vere<strong>in</strong>e sehr unterschiedlich se<strong>in</strong> können.Auch hier spielen <strong>in</strong>terkommunale Kooperationen ( Praxis-Beispiel StadtKoblenz und Landkreis Mayen-Koblenz, Kap. A4 2.2, Praxis-Beispiel Goslar) unddie E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung weiterer lokaler Akteure e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. E<strong>in</strong>e Vielzahl kommunalerEnergieagenturen wurde ebenfalls als Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gerichtet, z.B. <strong>in</strong> Regensburg,im Landkreis Kassel oder <strong>in</strong> Stuttgart.138


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4„Goslar mit Energie e.V.“Der Vere<strong>in</strong> „Goslar mit Energie e.V.“ geht seit 2007 neue Wege, um die Umsetzung der <strong>Klimaschutz</strong>zieleder Europäischen Union und der Deutschen Bundesregierung <strong>in</strong> der Region voranzutreiben. Die Energieversorgungmit regenerativen Energien soll kont<strong>in</strong>uierlich gesteigert sowie e<strong>in</strong> Beitrag zur nachhaltigenwirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Stadtentwicklung geleistet werden. Schwerpunkte der Vere<strong>in</strong>sarbeits<strong>in</strong>d die Senkung des CO 2 -Ausstoßes, die Förderung der Solarenergie und die energetische Sanierungim Gebäudebestand. Dies wird verwirklicht <strong>in</strong>sbesondere durch: Sensibilisierung, Beratung,Kommunikation und Information; Förderung von regenerativen Energien, von Energieeffizienz und Energiee<strong>in</strong>sparung;Durchführung von Projekten zum effizienten und nachhaltigen Umgang mit Energie. DerVere<strong>in</strong> stützt sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Aktivitäten und Projekten auf die Kooperationspartner Stadt und LandkreisGoslar, das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN), den regionalen Energieversorger, dieSparkasse, die Volksbank, Handwerks<strong>in</strong>nungen, diverse Unternehmen und viele Privatpersonen. „Goslarmit Energie“ <strong>in</strong>itiiert und koord<strong>in</strong>iert z.B. modellhafte Fachwerkhaussanierung, Wasserwirbeltechnik,Stromsparcheck, 100% Regenerativ-Region, Holzvergasertechnologie für Wärme-/Kälteerzeugung,Onl<strong>in</strong>e-Energieberatung im Second Life und beteiligt sich an den Energieprojekten der Region.Der Vere<strong>in</strong> betreibt außerdem e<strong>in</strong> Energiebüro <strong>in</strong> der Goslarer Innenstadt und ist darüber h<strong>in</strong>aus aufdem EnergieCampus des EFZN angesiedelt. Hier erhalten Bürger, Unternehmen und auch kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>denneben e<strong>in</strong>er neutralen kostenlosen Erstberatung zu konkreten Fragestellungen umfassendeInformationen rund um das Thema „Energie“.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Goslar,Michael Stieler,05321/68 55 53,michael.stieler@goslar.de,www.goslar-mit-energie.de3.2 Zusammenarbeit mit lokalen EnergieversorgernIm Bereich der Energieversorgung erweist sich die <strong>in</strong>tensive Kooperation mit Stadtwerkenund anderen lokalen Energieversorgern als e<strong>in</strong>e Erfolgsbed<strong>in</strong>gung für den<strong>Klimaschutz</strong>. Diese br<strong>in</strong>gen die notwendigen Betriebsmittel und e<strong>in</strong> umfassendesenergiewirtschaftliches und technisches Know-how für die Planung und Umsetzungvon <strong>Klimaschutz</strong>projekten mit. Aufgrund der vorhandenen Ressourcen und Kompetenzenzusammen mit der lokalen und regionalen Verankerung können die lokalenEnergieversorger e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> leisten. Hier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesonderedie Energieversorgungsunternehmen bedeutsam, die ihre Kunden mitWärme und Strom aus eigener Erzeugung versorgen. Die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Zusammenarbeithängen jedoch nicht unwesentlich von den konkreten Unternehmenszielenund den Eigentumsverhältnissen ab (vgl. IZT 2007, S. 29). KonkurrierendeInteressen und die Wettbewerbsorientierung s<strong>in</strong>d im Vorfeld auszuloten.Besonders aussichtsreiche Chancen für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit haben <strong>Kommunen</strong>mit eigenen Stadtwerken, <strong>in</strong>sbesondere wenn diese zu 100 Prozent <strong>in</strong> kommunalerHand s<strong>in</strong>d. Hier hat die Kommune die entsprechenden E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten, den<strong>Klimaschutz</strong> auf lokaler Ebene beispielsweise durch Investitionen <strong>in</strong> effiziente undklimaschonende Maßnahmen voranzutreiben.Wichtige Handlungsfelder für die Energieversorger s<strong>in</strong>d unter anderen der Ausbauerneuerbarer Energien, der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und die Erarbeitungvon Energiekonzepten. Daneben s<strong>in</strong>d auch Entwicklung und Vermarktungvon Dienstleistungen für e<strong>in</strong>e sparsame und rationelle Energienutzung durch die Verbrauchervon Bedeutung (vgl. Reck/Litzka 2008, S. 260).3.2.1 Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzepteLange Tradition hat die geme<strong>in</strong>same Erarbeitung von Energiekonzepten, <strong>in</strong>sbesonderedann, wenn diese neben den re<strong>in</strong>en Versorgungsaspekten auch <strong>Klimaschutz</strong>zieledurch Maßnahmen <strong>in</strong> den Bereichen Energiee<strong>in</strong>sparung, Energieeffizienz und139


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeNutzung erneuerbarer Energien unterstützen. Die Erkenntnis, dass e<strong>in</strong>e umfassendekommunale Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>politik ohne die lokalen Energieversorger nichtmöglich ist, führt dazu, dass Kooperationen <strong>in</strong> diesem Bereich zunehmen. Wichtigfür diese Strategie ist es, die Zusammenarbeit zwischen Politik, Verwaltung und demUnternehmen sowohl auf der Management- als auch auf der Fachebene zu etablieren(vgl. IZT 2007, S. 29). So f<strong>in</strong>det die Mitarbeit der Stadtwerke zunehmend auch <strong>in</strong> diversenkommunalen, ämterübergreifenden Gremien zur Erarbeitung von <strong>Klimaschutz</strong>konzeptenoder umweltfreundlichen Energieplanungen statt, wie z.B. <strong>in</strong> Wuppertal( Praxis-Beispiel Wuppertal), <strong>in</strong> Bottrop („Aktionsfeld Energie“), im Rhe<strong>in</strong>isch-Bergischen-Kreis(Arbeitskreis „Energie“) oder <strong>in</strong> Lemgo (Runder Tisch).Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Wuppertal,Cordula Brendel,0202/563 54 78,cordula.brendel@stadt.wuppertal.de;WSW Energie & WasserAG,Frank Schwarz,0202/569 37 17,frank.schwarz@wsw-onl<strong>in</strong>e.deArbeitsgruppe „Örtliches Energieversorgungskonzept“ (ÖEVK) <strong>in</strong> WuppertalDie Stadt Wuppertal beschloss 1980, e<strong>in</strong> örtliches Energieversorgungskonzept zu entwickeln mit demSchwerpunkt e<strong>in</strong>er energiesparenden und umweltschonenden Wärmeversorgung <strong>in</strong> städtischen Quartierenund Gebäuden. Stadtverwaltung mit Hochbauamt, Stadtentwicklung und Verkehrsplanung unddie Wuppertaler Stadtwerke (WSW) gründeten dazu die Arbeitsgruppe „Örtliches Energieversorgungskonzept“(ÖEVK), die die Erarbeitung und Umsetzung des Konzeptes begleitete und die Öffentlichkeite<strong>in</strong>bezog. Nach se<strong>in</strong>er Gründung 1991 arbeitete das Wuppertal Institut mit der Arbeitsgruppe konzeptionellund <strong>in</strong> Projekten zusammen. Die Arbeitsgruppe ÖEVK <strong>in</strong>itiierte auch das CO 2 -M<strong>in</strong>derungsprogrammvon 1996–2010, <strong>in</strong> das auch die Abfallwirtschaft und Umweltplanung bis heute e<strong>in</strong>gebundenist. Der Lohn ist e<strong>in</strong> modernes Energiemanagement für städtische Gebäude, Stadtteilkonzepte, an welchedie Stadtumbau-West-Projekte anknüpfen, die geme<strong>in</strong>same Entwicklung und Umsetzung vorbildlicherstädtischer Projekte, im Wettbewerb gut aufgestellte Stadtwerke, zahlreiche Ehrungen alsenergieeffiziente und e<strong>in</strong>e am <strong>Klimaschutz</strong> orientierte Kommune. Der Erfolg dieser Arbeit wird regelmäßigüberprüft und wurde zuletzt im Januar 2011 durch die Zertifizierung nach dem „European EnergyAward“ bestätigt.3.2.2 Ausbau erneuerbarer EnergienIn den <strong>Kommunen</strong> besteht grundsätzlich E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass der E<strong>in</strong>satz erneuerbarerEnergien verstärkt werden muss. Die Vorteile der Verm<strong>in</strong>derung von CO 2 -Emissonen,Versorgungssicherheit, der hohe Imagegew<strong>in</strong>n und die Beschäftigungseffektevor allem für das lokale Handwerk wurden längst erkannt. Installation, Wartung undBetrieb der Anlagen bedeuten Aufträge für lokale Betriebe und s<strong>in</strong>d somit wichtig fürdie regionale Wertschöpfung (vgl. Deutsches Institut für Urbanistik 2010, S. 9).Viele Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise dokumentieren mit der Durchführung von eigenenErneuerbare-Energien-Projekten bereits ihr Engagement für den <strong>Klimaschutz</strong>.Damit können sie e<strong>in</strong>e Vorbild- und Motivationsfunktion gegenüber Bevölkerungund Privatwirtschaft ausüben, vor allem beim E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien <strong>in</strong> kommunalenLiegenschaften.Beim Ausbau erneuerbarer Energien bieten sich Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisenvielfältige Handlungsmöglichkeiten, die oftmals mit Unterstützung der lokalen Energieversorgerumgesetzt werden können. Für lokale Energieversorger ergeben sichhier profitable Aufgabenfelder, unter anderen die Nutzung vorhandener Biomassepotenziale,der Ausbau von KWK-Anlagen oder der Bau von Nahwärmenetzen (vgl.IZT 2007, S. 29). Hier gilt es seitens der Kommune kooperative E<strong>in</strong>zelprojekte anzuregen,um z.B. Unterstützung bei der F<strong>in</strong>anzierung von Maßnahmen zu erhalten.Für e<strong>in</strong>en systematischen Ausbau der erneuerbaren Energien und deren E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<strong>in</strong> die kommunale Versorgungs<strong>in</strong>frastruktur s<strong>in</strong>d die Energieversorgungsunternehmenaufgrund ihrer lokalen und regionalen Verankerung sowie herausragenden Stel-140


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4lung unentbehrlich. Als strategisch bedeutsame Partner für die <strong>Kommunen</strong> geltenvor allem diejenigen kommunalen Energieversorgungsunternehmen, die ihre Kundenmit Wärme und Strom aus eigener Erzeugung versorgen. Sie nutzen im Gegensatzzu re<strong>in</strong>en Verteilungsunternehmen, die lediglich Energie beschaffen und an ihre Kundenverteilen, <strong>in</strong>sgesamt ihre Chancen beim Ausbau der erneuerbaren Energien besseraus (vgl. IZT 2007, S. 63).Da die Nutzung erneuerbarer Energien meist durch dezentrale Anlagen erfolgt, bietetsich hier die Chance e<strong>in</strong>er Erneuerung bzw. Stärkung der kommunalen Rolle <strong>in</strong>der Energieversorgung. Zugleich eröffnet sich e<strong>in</strong> großes Kooperationspotenzial, dases noch auszuschöpfen gilt. Hierbei s<strong>in</strong>d die Stadtwerke ebenso wie die Kommunalverwaltungengefordert, geme<strong>in</strong>same Strategien zu entwickeln.Für die Sanierung öffentlicher Gebäude stehen <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> oftmals nur begrenztMittel zur Verfügung. Daher sollten bei der Wahl und beim E<strong>in</strong>satz regenerativerEnergien Wirtschaftlichkeitsaspekte und lokal verfügbare Potenziale nicht außer Achtgelassen werden. Potenzialanalysen ( Kap. B5) können hierbei die notwendigenGrundlagen liefern, den passenden Energieträger sowohl unter ökologischen als auchunter ökonomischen Gesichtspunkten für die jeweiligen Standorte oder Liegenschaften<strong>in</strong> der Kommune zu identifizieren. Mit Hilfe der Analysen werden lokale Rahmenbed<strong>in</strong>gungenund die damit verbundenen technischen Möglichkeiten zurNutzung erneuerbarer Energien unter Berücksichtigung von E<strong>in</strong>schränkungen (z.B.durch den Gebäudetyp oder die Grundstücksgröße) betrachtet sowie Energie- undEmissionsbilanzen erstellt (vgl. Deutsches Institut für Urbanistik 2010, S. 9).Auch wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune ke<strong>in</strong>e eigenen Stadtwerke als Kooperationspartner zurVerfügung stehen, ist es dennoch zu empfehlen, mit dem lokalen oder regionalenEnergieversorgungsunternehmen Ziele e<strong>in</strong>er strategischen Energiepolitik zu erarbeitenund damit das technische Fachwissen und die Beurteilung des Partners e<strong>in</strong>zuholen.In Konzessions- und Energielieferverträgen können beispielsweise geme<strong>in</strong>sameFörderziele für erneuerbare Energien festgelegt werden.PotenzialanalysenAgentur für Erneuerbare Energien: www.kommunal-erneuerbar.deDeutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.) (2010): Nutzung erneuerbarer Energien durch die <strong>Kommunen</strong>.E<strong>in</strong> Praxisleitfaden, Köln.Literatur- undInternettippsInstitut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) gGmbH (Hrsg.) (2007): Erneuerbare Energien<strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> optimal nutzen – Denkanstöße für die Praxis, Berl<strong>in</strong>.3.2.3 Energieberatung und Bereitstellung von FörderungenE<strong>in</strong>ige Stadtwerke beteiligen sich, als Ergänzung oder Alternative zu Kundenberatungszentren,an der F<strong>in</strong>anzierung und Durchführung von Umwelt- und Energieberatungen.Kommunale Bildungse<strong>in</strong>richtungen und Kunden- bzw. Informationszentrenvon Stadtwerken werden beispielsweise verstärkt genutzt, um über ökologische Auswirkungenaufzuklären und <strong>in</strong>dividuelle Vermeidungsmaßnahmen aufzuzeigen.Durch die Ausweitung von bedarfsorientierten Beratungen fördern <strong>Kommunen</strong> unddie lokalen Energieversorger e<strong>in</strong>en wirksamen Bewusstse<strong>in</strong>swandel im Umgang mitEnergie und die Bereitschaft privater Haushalte zu E<strong>in</strong>sparungen, Umrüstungen oderenergetischen Modernisierungen (vgl. BMU 2008, S. 684).Unterstützung derEnergieberatung141


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabePraxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadtwerke Leipzig,Dagmar Wolter,0341/121 55 45,dagmar.wolter@swl.deEnergieberatungszentrum <strong>in</strong> LeipzigDie Stadtwerke Leipzig liefern mit ihrem Energieberatungszentrum im Herzen der Stadt alle Informationenrund um Strom und Wärme: Von der Beratung zu den typischen Stromfressern im Haushalt überenergiegeladene Ausstellungen und Vortragsreihen bis h<strong>in</strong> zu vielseitigen Fördermöglichkeiten für Energiesparer.Mit der Energieberatung und dem UMWELT PLUS-Programm verfolgen die Stadtwerke Leipzige<strong>in</strong> wichtiges Ziel: die Umwelt und den Geldbeutel der Kunden zu schonen. Das UMWELTPLUS-Programm unterstützt Stadtwerke-Kunden dabei ganz konkret: Beispielsweise können Energiemessgeräteausgeliehen werden, um effektiv auf die Suche nach Stromfressern zu gehen. F<strong>in</strong>anzielleZuschüsse gibt es unter anderem für die Anschaffung von Erdgasfahrzeugen, solarthermischen Anlagensowie energiesparenden Kühl- und Gefriergeräten. Auch wissen die Energieberater, dass Baumängelbei der Dämmung zu erheblichen Wärmeverlusten und auch Schimmel führen können. Um dieSchwachstellen schnell zu f<strong>in</strong>den, bieten die Stadtwerke Leipzig e<strong>in</strong>e kostengünstige Möglichkeit: mitihrem Thermographie-Service. Zum UMWELT PLUS-Programm gehört es aber auch Energieausweisefür Wohngebäude zu erstellen – mit wertvollen Modernisierungstipps zur energetischen Optimierungdes Wohngebäudes.Impulswirkung durchFörderprogrammeZahlreiche Stadtwerke bieten umfangreiche Energieberatungen für verschiedeneZielgruppen an und nutzen dabei auch verstärkt das Internet als Informationsplattform.So gibt es beispielsweise bei den Stadtwerken München e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-Energieberatungszentrum.Auch auf der Homepage der Stadtwerke Düsseldorf f<strong>in</strong>denInteressierte e<strong>in</strong>e Vielzahl von Tipps rund um das Energiesparen sowie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teraktivenRundgang durch das Stadtwerke-Energiesparhaus.E<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>Kommunen</strong> hat geme<strong>in</strong>sam mit den lokalen EnergieversorgernFörderprogramme zur Energiee<strong>in</strong>sparung aufgelegt, um e<strong>in</strong>e Impulswirkung für den<strong>Klimaschutz</strong> auszulösen ( Kap. A3 2.3). In der f<strong>in</strong>anziellen Ausstattung der Förderprogramme(Euro/E<strong>in</strong>wohner) bestehen jedoch erhebliche Unterschiede. Die Kooperationzwischen Kommune und lokalem Energieversorger kann zusätzlich durchdie E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der örtlichen Sparkassen und Kredit<strong>in</strong>stitute ergänzt werden. Durchz<strong>in</strong>sverbilligte Kreditprogramme können beispielsweise die Nutzung erneuerbarerEnergien, der Bau von Niedrigenergiehäusern oder der E<strong>in</strong>satz von Wärmedämmungenbesser verbreitet werden.142


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4Förderprogramme der Stadtwerke MarburgFörderprogramm Strome<strong>in</strong>sparmaßnahmen: Seit 1995 betreiben die Stadtwerke Marburg e<strong>in</strong> eigenesStromsparförderprogramm, das jährlich neu aufgelegt wird. Ziel ist es, das Bewusstse<strong>in</strong> für den Energieverbrauch<strong>in</strong> der Bevölkerung zu stärken. Im Jahr 2010 wurden die Haushalte beim Energiesparen unterstützt,<strong>in</strong>dem z.B. der Kauf von stromsparenden Haushaltsgeräten gefördert wurde. So gab esbeispielsweise bei der Anschaffung von Kühl- und Gefriergeräten mit dem Energieeffizienzlabel A++e<strong>in</strong>en Zuschuss von 50 Euro pro Neugerät und Haushalt. Der Zuschuss beim Kauf von LED-Lampen,betrug 5 Euro pro Lampe und war auf drei Lampen pro Haushalt beschränkt. Zudem wurden kostenlosStromverbrauchsmessgeräte verliehen und das Anfertigen von Thermographien von Wohngebäudenmit 100 Euro unterstützt.Förderprogramm für den Wechsel zu Erdgas und der Solarthermie: Seit Oktober 2010 unterstützen dieStadtwerke Marburg private Haushalte bei der Sanierung veralteter Heizungsanlagen und tragen so zurKosten- und Schadstoffreduktion bei. Gefördert wird unter anderem der erstmalige E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es Erdgasbrennwertgerätes(mit oder ohne Solaranlage) mit 300 Euro, der E<strong>in</strong>bau von Gaswärmepumpen mite<strong>in</strong>er maximalen thermischen Leistung von 50 kW mit 600 Euro pro Anlage oder der E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Mikro-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage mit 600 Euro.Förderprogramm für Elektrofahrzeuge: Die Stadtwerke Marburg haben an verschiedenen StandortenStromtankstellen errichtet und bieten Besitzern von Elektrofahrzeugen die Möglichkeit, ihr Elektroautomit 100 Prozent Ökostrom zu betanken. Außerdem können Bürger seit Anfang 2011 für die Anschaffunge<strong>in</strong>es Elektrofahrzeugs e<strong>in</strong>en Zuschuss erhalten: die ersten zehn Antragsteller erhalten e<strong>in</strong>e Zuwendungvon jeweils 1.500 Euro, alle nachfolgenden Anträge werden mit jeweils 750 Euro gefördert.Förderprogramm für Erdgas-Kraftfahrzeuge: Energiekunden der Stadtwerke Marburg mit e<strong>in</strong>em PremiumvertragStrom oder Gas erhalten 750 Euro für die Neuanschaffung oder Umrüstungen von Erdgas-Kraftfahrzeugen.Privatpersonen erhalten maximal e<strong>in</strong>e Erdgas-Kraftfahrzeug-Förderung, Gewerbetreibendeund Firmen maximal bis zu fünf Förderungen. Das im Jahr 2004 entwickelte Förderprogramm erzielt e<strong>in</strong>eerstaunlich gute Resonanz <strong>in</strong> der Region. In Marburg und im Landkreis Marburg-Biedenkopf konnten bereitsmehr als e<strong>in</strong>hundert neu zugelassene Erdgasfahrzeuge gefördert werden.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadtwerke Marburg,Christof Jacobi,06421/205-313,Christof.Jacobi@swmr.de3.3 E<strong>in</strong>beziehen der BürgerKommunaler <strong>Klimaschutz</strong> als Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe bedeutet auch, den Bürgernsubstanzielle Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>zuräumen. Bei der Umsetzunge<strong>in</strong>er erfolgreichen kommunalen Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>politik spieltdaher die Bürgerbeteiligung e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. Um die Bürger zum Handelnzu motivieren und für <strong>Klimaschutz</strong>projekte zu gew<strong>in</strong>nen, gibt es zunächst verschiedenekommunikative Ansätze. So können durch Informationsschriften, Vortrags- undDiskussionsveranstaltungen sowie Ausstellungen und Exkursionen ( Tab. 6) vorbildlicheProjekte vorgestellt und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden ( Kap.A5 2). Zudem können durch bürgernahe Beratung im Rahmen von Bürgerversammlungen,Bürgerbüros oder Zukunftswerkstätten kommunale <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenvorgestellt und zur Diskussion gestellt werden. Auch Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>foren( Kap. A4 3.1.4) bieten sich hier an. Mit Hilfe e<strong>in</strong>er umfangreichen Informationspolitikkann beispielsweise die Akzeptanz für e<strong>in</strong>zelne Vorhaben, z.B. im Bereich der erneuerbarenEnergien, gesteigert werden.Neben diesen <strong>in</strong>formellen Formen der Bürgerbeteiligung, gibt es auch vorgeschriebeneBeteiligungsverfahren, die <strong>in</strong> viele Handlungsfelder des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>esh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ragen. Zschiesche (2009, S. 28 f.) nennt <strong>in</strong> diesem Zusammenhangdie Öffentlichkeitsbeteiligung <strong>in</strong> förmlichen Verfahren (Bebauungsplanverfahrenoder Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz) und Verfahrender direkten Demokratie (Bürgerbegehren, Bürgerentscheide, Volksbegehrenund Volksentscheide, Volks<strong>in</strong>itiativen).143


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeAuf lokaler und regionaler Ebene wurden und werden zunehmend Projekte mit Unterstützungder Bürger umgesetzt. Neben Information, Motivation und Beteiligungnimmt auch hier die Kooperation e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle e<strong>in</strong> ( Kap. A4 3.1). Dazubedarf es Strategien, die die Bereitschaft der Bürger zum Handeln anregen.3.3.1 Zusammenarbeit im Rahmen der Lokalen Agenda 21Der Begriff „Lokale Agenda 21“ wird seit der Konferenz der Vere<strong>in</strong>ten Nationen fürUmwelt und Entwicklung <strong>in</strong> Rio 1992 verwendet und resultiert aus der Erkenntnis,das <strong>in</strong>sbesondere Aktivitäten auf der lokalen Ebene notwendig s<strong>in</strong>d, um die formulierten<strong>Klimaschutz</strong>ziele zu erreichen. Im Vordergrund steht <strong>in</strong> diesem Zusammenhangder Dialog zwischen Kommunalverwaltungen und ihren Bürgern sowieweiteren Organisationen und der Privatwirtschaft. Geme<strong>in</strong>sam sollen Programme,Maßnahmen und Projekte gleichzeitig umweltgerecht, sozial verträglich und ökonomischvertretbar gestaltet werden.Im Rahmen der Lokale-Agenda-Prozesse seit Anfang der 1990er-Jahre hat das ThemaPartizipation auch im <strong>Klimaschutz</strong> neue Impulse erhalten und unterschiedliche Kooperationsformenhervorgebracht. Neben Runden Tischen und Arbeitskreisen, kommunalenBürger- und Agenda-Stiftungen wurden außerdem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen BundesländernLandes-Agenda-Büros e<strong>in</strong>gerichtet. Sie organisieren den Informations- und Erfahrungsaustauschfür ihre <strong>Kommunen</strong> und geben H<strong>in</strong>weise, wie die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bürger erfolgreichgestaltet werden kann (Beispiele: Komma21 Bayern, angesiedelt beimBayerischen Landesamt für Umwelt, oder das Agenda-Büro der Landesanstalt für Umweltschutz<strong>in</strong> Baden-Württemberg).3.3.2 Kooperationen beim Ausbau erneuerbarer EnergienDas Themenfeld Erneuerbare Energien bietet viele Möglichkeiten, die Bürger e<strong>in</strong>zubeziehen.E<strong>in</strong>e durch die Agentur für Erneuerbare Energien <strong>in</strong> Auftrag gegebeneForsa-Umfrage im Jahr 2009 belegt, dass sich zwar e<strong>in</strong>e große Mehrheit der Bevölkerunge<strong>in</strong>en unverm<strong>in</strong>derten Ausbau der erneuerbaren Energien wünscht, durchunzureichende Informationen jedoch häufig e<strong>in</strong>e „Angst vor dem Unbekannten“vorhanden ist. Während Solarprojekte zumeist positiv aufgenommen werden, gibtes bei W<strong>in</strong>denergie- und Biomasseanlagen teilweise Akzeptanzprobleme. E<strong>in</strong>e wichtigeRolle spielt <strong>in</strong> diesem Themenfeld daher die frühzeitige Information und Aufklärungder Bevölkerung über geplante Projekte. Exkursionen zu bestehenden Anlagenkönnen Vorbehalte abbauen und wichtige Impulse für neue Projekte geben (vgl.Agentur für Erneuerbare Energien 2010).SolarprojekteDie Nutzung der Solarenergie <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften beispielsweise zur Wassererwärmung<strong>in</strong> Schwimmbädern oder Sporthallen, zur Stromerzeugung <strong>in</strong> Schulenund Rathäusern oder zur Wärmeversorgung von Siedlungen über solar unterstützteNahwärmesysteme kann e<strong>in</strong>e große Wirkung <strong>in</strong> der Öffentlichkeit erzeugen und dieVorbildfunktion der Kommune stärken. Daneben haben viele <strong>Kommunen</strong> mittlerweilee<strong>in</strong>e erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut und nutzen dabei Instrumente wiez.B. Solarstadtpläne und Solardachkataster. Auch durch die E<strong>in</strong>richtung von Solardachbörsenoder die Bereitstellung von Fördermitteln können <strong>Kommunen</strong> die Solarenergienutzungauf ihrem Stadt- oder Geme<strong>in</strong>degebiet vorantreiben (vgl. DeutschesInstitut für Urbanistik 2010, S. 29). So zeigt unter anderem das Beispiel der Stadt Jena144


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4( Praxis-Beispiel Jena), wie durch Kooperationen mit dem ortsansässigen Handwerkund lokalen Solarunternehmen Bürger zur verstärkten Nutzung der Solarenergie gewonnenwerden können.„200-Dächer-Initiative“ der Stadt JenaDie Stadt Jena hat im Jahr 2009 geme<strong>in</strong>sam mit der Kreishandwerkerschaft Jena/Saale-Holzland-Kreisdie „200-Dächer-Initiative“ auf den Weg gebracht. Ziel ist es, den Anteil des Solarstroms an erneuerbarenEnergien zu erhöhen und den Bau von Photovoltaikanlagen zu fördern. Zur Umsetzung der Initiativehat die Stadt e<strong>in</strong> Netzwerk aufgebaut, <strong>in</strong> das alle regionalen Unternehmen, die zur Errichtung e<strong>in</strong>er Photovoltaikanlagebenötigt werden (z.B. Hersteller von Photovoltaikanlagen, Installateure, F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitute),e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Damit werden für den <strong>in</strong>teressierten Bürger alle Maßnahmen gebündelt, die er sonstaufwändig selbst erkunden müsste. Die ortsansässige Firma Schott Solar hat für die Initiative e<strong>in</strong> Sonderkont<strong>in</strong>gentfür 200 Dächer bis zu e<strong>in</strong>er Leistung von 6 kWp zur Verfügung gestellt. Zum Start der Aktionim Oktober 2009 wurde e<strong>in</strong> spezieller Flyer entwickelt, der an alle Jenaer Haushalte verteilt und an vielenöffentlichen Stellen, <strong>in</strong> verschiedenen Firmen, Banken sowie bei Veranstaltungen ausgelegt wurde. Esgab mehrere Pressegespräche, Zeitungsartikel und Beiträge im lokalen Fernsehen. Auf der stadteigenenHomepage f<strong>in</strong>den sich unter den aktuellen H<strong>in</strong>weisen des Fachdienstes Umweltschutz alle wichtigenInformationen zur „200-Dächer-Initiative“. An jedem Gebäude, auf dem im Rahmen dieser Initiative e<strong>in</strong>ePhotovoltaikanlage <strong>in</strong>stalliert wurde, kann e<strong>in</strong>e speziell von der Kreishandwerkerschaft angefertigte Tafelmit dem H<strong>in</strong>weis „Solar im Haus – Energiesparer“ angebracht werden.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Jena,Fachdienst Umweltschutz,Ingrid Leipold,03641/49 52 67,Ingrid.Leipold@ jena.deDamit <strong>in</strong>teressierte Hauseigentümer feststellen können, ob ihr Dach für e<strong>in</strong>e Photovoltaikanlageoder solarthermische Anlage geeignet ist, bieten bereits mehrere <strong>Kommunen</strong>Solardachkataster an. Als Vorreiterkommune kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhangdie Stadt Osnabrück genannt werden. Osnabrück hat 2006 e<strong>in</strong>e von der FakultätAgrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Fachhochschule Osnabrückdurchgeführte und vom Land Niedersachsen geförderte Untersuchung und Beurteilungder Solarpotenziale im Stadtgebiet <strong>in</strong>itiiert. Im Projekt „Sun-Area“ wurden mittelsLaserscanner-Daten, die aus Überfliegungen stammen, Größe, Form, Ausrichtung undNeigung aller Dachflächen berechnet und die Verschattungen simuliert ( Praxis-Beispiel Osnabrück, Kap. C2 5). E<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Kommunen</strong> und Landkreisen stelltauf Grundlage des Sun-Area-Projekts eigene Solardachkataster im Internet zur Verfügung,unter anderen Bonn, Gelsenkirchen, Mülheim und Kaiserslautern.Steht ke<strong>in</strong> eigenes geeignetes Dach zur Verfügung, so bieten Solardachbörsen e<strong>in</strong>ePlattform zur Suche nach anderen geeigneten Dächern, z.B. auf kommunalen Gebäuden.E<strong>in</strong>e Vielzahl von <strong>Kommunen</strong> bieten bereits e<strong>in</strong>e solche Plattform an, unteranderen Berl<strong>in</strong>, Mannheim, Nürnberg, Rostock, Bielefeld und der Landkreis Harz.Auch auf regionaler Ebene werden Angebot und Nachfrage von Dachflächen imRahmen von Solardachbörsen gebündelt, wie z.B. <strong>in</strong> der Metropolregion Bremen-Oldenburg ( Praxis-Beispiel Bremen-Oldenburg) oder der Region Stuttgart.SolardachkatasterSolardachbörsen145


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabePraxis-BeispielAnsprechpartner:Freie Hansestadt Bremen,c/o Senator für Umwelt,Bau, Verkehr und Europa,Hartmut Eichhorn,0421/361-10601,Hartmut.Eichhorn@umwelt.bremen.de„Solardachbörse NordWest“ der Metropolregion Bremen-OldenburgBremen startete bereits im September 2004 mit der Solardachbörse. Ziel war dabei, neben öffentlichenDachflächen auch private Dachbesitzer und Firmen für das Angebot zu begeistern, um so das SolarpotenzialBremer und auch Bremerhavener Dächer stärker zu nutzen. Auf e<strong>in</strong>fache Weise sollten durchdie Solardachbörse (Internetplattform) Investoren und Dachflächenbesitzer vone<strong>in</strong>ander erfahren.Daher konnten und können sowohl Dachangebote als auch Dachgesuche auf der Internetplattforme<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>gesehen werden. Durch redaktionelle Beiträge <strong>in</strong> Fachzeitschriften und <strong>in</strong>tensive lokalePresse- und Öffentlichkeitsarbeit wurden Investoren und potenzielle Betreiber auf das Angebotaufmerksam gemacht. Im Jahr 2006 wurde die Solardachbörse auf die gesamte Metropolregion Bremen-Oldenburgerweitert. Aktivitäten zum Ausbau der Photovoltaik-Anlagen f<strong>in</strong>den somit auch länderübergreifendstatt. Inhaltliche Ausgestaltung und fortlaufende Betreuung erfolgen durch dasEnergienetzwerk NordWest, das <strong>in</strong>terkommunale Forum für Energiedialog und Zusammenarbeit <strong>in</strong> derMetropolregion. Diesem 2006 gegründeten Netzwerk gehören mittlerweile Bremen, Bremerhaven undOldenburg sowie weitere 28 Landkreise, kreisfreie Städte, Städte und Geme<strong>in</strong>den der Region sowiedie EWE AG (regionaler Energieversorger) und die <strong>Klimaschutz</strong>agentur des Landes Bremen (Energie-Konsens gGmbH) an. Bis Ende 2010 wurden über die Solardachbörse NordWest <strong>in</strong>sgesamt 35 Photovoltaik-Anlagenmit zusammen knapp 1.300 kWp Leistung durch Privat<strong>in</strong>vestoren auf öffentlichenGebäuden gebaut und <strong>in</strong> Betrieb genommen. Für die beteiligten <strong>Kommunen</strong> waren ke<strong>in</strong>erlei Planungsleistungenund ke<strong>in</strong>e eigene Investitionen erforderlich.Über Solardachbörsen können Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise ihre eigenen Dachflächenfür Bürgersolaranlagen zur Verfügung stellen. Diese bieten Menschen ohneeigenes geeignetes Dach die Möglichkeit, eigene Solarstromanlagen als Anteilseignerzu betreiben. Dazu bieten sich öffentliche Dachflächen hervorragend an. In derRegel werden Betreibergesellschaften <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er GbR (Gesellschaft bürgerlichenRechts) oder e<strong>in</strong>er GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) gegründet. Durchdie marktüblichen Renditen, die sich bei vielen An-lagen ergeben, ist der Erwerbe<strong>in</strong>es Anteils e<strong>in</strong>er Bürgerbeteiligungsanlage oftmals auch wirtschaftlich <strong>in</strong>teressant.Das Konzept der Bürgerbeteiligungsanlagen ist die <strong>in</strong>zwischen am häufigsten umgesetzteForm der lokalen Solar<strong>in</strong>itiativen (vgl. BSW-Solar 2004, S. 23).Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Mörfelden-Walldorf,Stadtplanungs- undBauamt,Andreas Fröb,06105/93 88 93,andreas.froeb@moerfelden-walldorf.deBürgersolarstromanlagen <strong>in</strong> Mörfelden-WalldorfDie Stadt Mörfelden-Walldorf hat bereits 2001 das erste Solardach für den Zweck e<strong>in</strong>er Bürgerbeteiligungsanlageerschlossen. Bis heute wurden rund 1.200 m 2 Dachfläche mit e<strong>in</strong>er Gesamtleistung vonca. 150 kWp für Bürgersolarstromanlagen verpachtet. Standorte s<strong>in</strong>d z.B. die Feuerwehr Walldorf, dasAltenhilfezentrum Mörfelden sowie die Verwaltungsgebäude der Stadtwerke. Die Bürgersolarstromanlagen<strong>in</strong> Mörfelden-Walldorf beruhen auf dem so genannten „Eigentümermodell“: Jeder Betreiberf<strong>in</strong>anziert und betreibt se<strong>in</strong>e eigene, klar def<strong>in</strong>ierte Solarstromanlage mit eigenem Netze<strong>in</strong>speisezähler.Lediglich die Dachnutzung und die Versicherung der Anlagen werden geme<strong>in</strong>schaftlich organisiert.Dieses Modell erfordert ke<strong>in</strong>e aufwendige und oft risikoreiche Gründung e<strong>in</strong>er Betreibergesellschaft.Der von den Bürgersolarstromanlagen erzeugte Strom wird <strong>in</strong> das Netz e<strong>in</strong>gespeist und entsprechenddem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) über 20 Jahre vergütet. Für diese Dauer und mit e<strong>in</strong>er Optionzur Verlängerung werden auch die Dachnutzungsverträge geschlossen. Betreiber der Photovoltaikanlagens<strong>in</strong>d neben Bürgern auch Firmen. Neben der Stadt treten auch die Sportvere<strong>in</strong>e als Vermietervon Dachflächen auf. In das Projekt s<strong>in</strong>d Fördergelder aus dem städtischen Solarförderprogramm geflossen.Kooperationen W<strong>in</strong>dkraftDie E<strong>in</strong>beziehung der Bürger im Rahmen der W<strong>in</strong>dkraftnutzung erfolgt ebenfalls häufigüber Beteiligungsgesellschaften. So können z.B. unbebaute Flächen lokaler Landwirtefür e<strong>in</strong>e Pachtgebühr oder andere Vergütungen bereitgestellt werden. Beteiligensich Bürger durch eigene Investitionen und verdienen später an der W<strong>in</strong>denergieanlagemit, kann zudem die Akzeptanz visueller und akustischer Bee<strong>in</strong>trächtigungen erhöhtwerden (vgl. Deutsches Institut für Urbanistik 2010, S. 255).146


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4Neben den für die Biomasse spezifischen Kooperationspartnern wie Forst- und Landwirtschafts<strong>in</strong>d auch bei dieser Energienutzungsform die Bürger wichtige Kooperationspartnerder <strong>Kommunen</strong>. Durch umfassende Information über die Effizienz vonBiomasseanlagen können vorherrschende Vorurteile beseitigt werden. Auch solltendie Bürger zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt <strong>in</strong> die Planung mite<strong>in</strong>bezogen werden, umihre Bedenken mit zu berücksichtigen und e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz zu schaffen. Als Kooperationspartnerbieten sich zudem Beteiligungsgesellschaften an. Potenzielle Partners<strong>in</strong>d beispielsweise Energieversorgungsunternehmen und Brennstofflieferanten,aber auch private Investoren wie Anlagenhersteller oder Wärmekunden (vgl. Fischer2004, S. 4).Auch im Bereich der Wasserkraftnutzung können Bürger f<strong>in</strong>anziell beteiligt werden,entweder über Spenden oder <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Beteiligungsgesellschaft, wie im Beispielder Geme<strong>in</strong>de Vöhrenbach im Schwarzwald. Dort wurde mit Hilfe e<strong>in</strong>er Beteiligungsgesellschafte<strong>in</strong> stillgelegtes Wasserkraftwerk an der L<strong>in</strong>achtalsperre reaktiviertund 1998 neu <strong>in</strong> Betrieb genommen. Von den 1,1 Mio. DM Investitionskosten fürdas Kraftwerk wurden Anteile <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt 700.000 DM von Bürgern erworben,die sich mit dieser Beteiligung die Möglichkeit, am Projekt mitzuverdienen,gesichert haben. Zudem konnten durch die Bürgerbeteiligung die Akzeptanz für dasVorhaben und e<strong>in</strong>e Attraktivitätssteigerung des Standorts erreicht werden (vgl. Agenturfür Erneuerbare Energien 2010).Kooperationen BiomasseKooperationenWasserkraft3.3.3 Energiesparprojekte <strong>in</strong> öffentlichen GebäudenE<strong>in</strong> an Bedeutung gew<strong>in</strong>nender Ansatz ist das E<strong>in</strong>wirken auf das Energieverbrauchsverhaltender eigenen Belegschaft oder der Nutzer von öffentlichen Gebäuden (z.B.Verwaltungsmitarbeiter, Lehrkräfte, Schüler). Die <strong>Kommunen</strong> mit ihren E<strong>in</strong>richtungenund Betrieben beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter und können durch die Förderunge<strong>in</strong>es klima- und energiegerechten Nutzerverhaltens des Personals e<strong>in</strong>en wichtigenmultiplikativ wirkenden Effekt erzielen. Information des Personals (z.B. durch das Intranet),Fortbildungsveranstaltungen (unter anderem Hausmeisterschulungen), <strong>in</strong>terneEnergiesparprojekte bezogen auf spezifische E<strong>in</strong>richtungen, Betriebe und Nutzergruppenoder f<strong>in</strong>anzielle Anreize und Beteiligungen der <strong>Kommunen</strong> als Arbeitgebers<strong>in</strong>d Instrumente zur Bewusstmachung und Bee<strong>in</strong>flussung des Nutzerverhaltens derBeschäftigten. E<strong>in</strong>e positive Bee<strong>in</strong>flussung des Nutzerverhaltens im kommunalen Bereichkann auf die Energieverwendung (Raumwärme, Beleuchtung, Elektrogeräte)sowie auf die Verkehrsmittelwahl ausgerichtet se<strong>in</strong>. Das kommunale Energiemanagementbzw. die kommunalen Energiebeauftragten spielen hierbei e<strong>in</strong>e entscheidendeRolle ( Kap. A1 3.2, C2 1).<strong>Klimaschutz</strong>projekte <strong>in</strong> Schulen und K<strong>in</strong>dergärten <strong>in</strong> kommunaler Trägerschaft stellenfür Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise e<strong>in</strong>e Möglichkeit dar, Lehrkräfte, Schüler, Erzieherund K<strong>in</strong>der für Themen wie Energiee<strong>in</strong>sparung und Nutzung erneuerbarer Energienzu sensibilisieren. Auch wenn die <strong>Kommunen</strong> ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Lehrplanhaben, so können sie dennoch Schulen mit geeigneten Lehrmaterialien unterstützen.Lehrkräfte können z.B. im Rahmen von Projekttagen oder -wochen verschiedene klimarelevanteThemen im Unterricht aufgreifen ( Praxis-Beispiel Schwalm-Eder-Kreis).Bei der Umsetzung e<strong>in</strong>er Solaranlage auf dem Schuldach können z.B. jahrgangsübergreifendeProjektgruppen gebildet werden, die den gesamten Projektablauf von derPlanung bis zu Installation und Öffentlichkeitsarbeit begleiten und mitorganisieren.E<strong>in</strong>e Anzeige, die an zentraler Stelle im Gebäude über die CO 2 -E<strong>in</strong>sparung und An-Energieverbrauchsverhalten<strong>in</strong> öffentlichenGebäuden<strong>Klimaschutz</strong>projekte <strong>in</strong>Bildungse<strong>in</strong>richtungen147


A 4<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabelagenleistung <strong>in</strong>formiert, ist e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong>, um auch nach der InstallationMotivation und Interesse zu wecken und den Nutzen der Anlage zu veranschaulichen(vgl. DStGB, BSW-Solar und DUH 2007, S. 16 f.).E<strong>in</strong> weit verbreitetes Instrument zur Energiee<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> öffentlichen Gebäudens<strong>in</strong>d so genannte Prämien- und Anreizmodelle. In vielen Schulen und K<strong>in</strong>dertagesstättenwird das Fifty/fifty-Modell angewendet, das schon zu erheblichen E<strong>in</strong>sparungenführen konnte. Im Vordergrund steht der Lerneffekt durch das Aufzeigen voneigenen Handlungsmöglichkeiten. Durch die Prämierung der E<strong>in</strong>sparungen werdenlangfristige Änderungen des Nutzerverhaltens gefördert.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Schwalm-Eder-Kreis,Hochbauverwaltung undEnergie,Dirk Schnurr,05681/77 54 59,dirk.schnurr@schwalm-eder-kreis.de„Energie sparen an Schulen“ im Schwalm-Eder-KreisDer Schwalm-Eder-Kreis ist Schulträger von 75 Schulen, <strong>in</strong>sgesamt 23.300 Schüler werden dort unterrichtet.Seit 1997 gibt es verschiedene Projekte, die dazu führen sollen, dass sich der Energieverbrauch<strong>in</strong> den Schulen reduziert, das Wissen über die Möglichkeiten zu E<strong>in</strong>sparungen verbessert und sich e<strong>in</strong>Bewusstse<strong>in</strong> über den eigenen Handlungsspielraum <strong>in</strong> diesem Kontext e<strong>in</strong>stellt. Viele der durchgeführten(<strong>in</strong>vestiven wie nicht <strong>in</strong>vestiven) Maßnahmen f<strong>in</strong>den im Rahmen von Kooperationsprojekten mitanderen <strong>Kommunen</strong>, Institutionen, Vere<strong>in</strong>en und Unternehmen statt. Mit den unterschiedlichen Kooperationspartnernwird projektbezogen zusammengearbeitet, der Energiebeauftragte ist hierbei Initiatorund Ansprechpartner für die verschiedenen Projekte. In Arbeitskreisen wird das Vorgehenfestgelegt und werden Aktionen geplant, um die jeweils vere<strong>in</strong>barten Ziele zu erreichen. Beispiele e<strong>in</strong>zelnerProjektbauste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d unter anderen die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es pädagogischen Prämienmodells, Energieaktionstage,Hausmeisterschulungen und Beleuchtungssanierungen <strong>in</strong> Schulen und Turnhallen.Auch zur Motivation der kommunalen Mitarbeiterschaft bieten sich Prämienmodellean. So hat z.B. die Stadt Gelsenkirchen im Jahr 2003 das Projekt „Energiesparen <strong>in</strong>der Stadtverwaltung“ ( Praxis-Beispiel Gelsenkirchen) gestartet.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Gelsenkirchen,Referat Umwelt,Reg<strong>in</strong>a Meßl<strong>in</strong>g,0209/169 46 05,reg<strong>in</strong>a.messl<strong>in</strong>g@gelsenkirchen.deEnergiee<strong>in</strong>sparen <strong>in</strong> der Stadtverwaltung GelsenkirchenUm die städtische Mitarbeiterschaft zum Energiee<strong>in</strong>sparen zu motivieren, wurden <strong>in</strong> dem nicht-<strong>in</strong>vestiven,sondern nutzerorientierten und umweltpsychologischen Projekt <strong>in</strong> zwölf teilnehmenden Liegenschaftenreferatsbezogene „Energiebeauftragte" bestellt. Sie übernehmen geme<strong>in</strong>sam mit den jeweiligenHausmeistern die Organisation vor Ort. Unterstützt werden sie hierbei durch das Projektteam, bestehendaus dem Referat Umwelt (federführende Koord<strong>in</strong>ation), dem Zentralen Immobilienmanagement(fachtechnische Zuständigkeit), der Energieagentur NRW und der ELE (mess- und datentechnische Unterstützung).Zur erforderlichen Quantifizierung des Energiee<strong>in</strong>spareffektes und zur qualitativen Evaluierungdes Projektes wurde außerdem e<strong>in</strong> entsprechendes Beraterbüro e<strong>in</strong>geschaltet. Das Konzeptdes Beratungsbüros sieht vor, dass die F<strong>in</strong>anzierung der Firmenleistungen grundsätzlich vom E<strong>in</strong>sparerfolgabhängt, sie beläuft sich auf 30 Prozent der tatsächlich e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten. Weitere40 Prozent des E<strong>in</strong>gesparten erhalten die beteiligten Liegenschaften für die Re-Investition <strong>in</strong> entsprechendeenergietechnische Sanierungsmaßnahmen, 15 Prozent der e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten werdenals Motivationsanreiz den beteiligten Mitarbeitern zur Verfügung gestellt. Als Verwendungszweck fürdiese 15 Prozent wurden vom „Arbeitskreis zur verwaltungs<strong>in</strong>ternen Energiee<strong>in</strong>sparung“ wiederholtSpenden, Fortbildungsmaßnahmen und Preise für e<strong>in</strong> Energie-Quiz gewählt. Die restlichen 15 Prozentfließen <strong>in</strong> den städtischen Haushalt zurück.Energiesparprojekte <strong>in</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen zeichnen sich zumeist dadurchaus, dass sie durch verschiedenste nicht-<strong>in</strong>vestive Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparungund damit auch zur Kostensenkung beitragen. Somit s<strong>in</strong>d sie auch e<strong>in</strong> wichtiges Instrumentfür <strong>Kommunen</strong> mit angespannter Haushaltslage, wie das Beispiel der StadtHerne zeigt ( Praxis-Beispiel Herne). Dort wurde e<strong>in</strong>e Kampagne für e<strong>in</strong>en bewusstenund effizienten Umgang mit Energie gestartet. Sie ist aufgrund der angestrebtenKostensenkungen auch Teil des städtischen Haushaltssicherungskonzeptes.148


<strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabeA 4„Ruhig mal abschalten“ – „mission E“ <strong>in</strong> HerneIm Januar 2011 hat die Stadt Herne e<strong>in</strong> auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Konzept der „mission E“gestartet. Sie möchte <strong>in</strong> den kommenden fünf Jahren <strong>in</strong> kommunalen E<strong>in</strong>richtun-gen und Gebäuden vierMillionen kWh Energie e<strong>in</strong>sparen. „mission E“ ist e<strong>in</strong>e von der „EnergieAgentur.NRW“ entwickelte Motivationskampagne.Die Agentur leistet Hilfen bei Planung und Erstellung der Informationsmedien derKampagne. Ziel ist es, den Mitarbeitern zu e<strong>in</strong>em sensibleren Umgang mit Energie zu verhelfen – diesnicht nur im Büro, sondern auch im privaten Umfeld. Die Kampagne wendet sich daher zunächst an diestädtische Mitarbeiterschaft, die über e<strong>in</strong>e Plakataktion, Infostände und Seiten im städtischen Internetauftrittregelmäßig über Energiespartipps <strong>in</strong>formiert wird. Praktische H<strong>in</strong>weise zum s<strong>in</strong>nvollen und Kostensenkenden Umgang mit Ressourcen vermittelt auch das Energiesparbuch, das die Projektbeteiligten <strong>in</strong>der Verwaltung verteilt haben. In weiteren Schritten der „mission E“ <strong>in</strong> Herne werden Schulen und städtischeK<strong>in</strong>dertagesstätten sowie die Nutzer der kommunalen Sporte<strong>in</strong>richtungen angesprochen.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Herne,Gebäudemanagement,Peter Wiedeholz,02323/16 29 21,peter.wiedeholz@herne.de149


A 5A5 Öffentlichkeitsarbeit und Beratung1. Bedeutung kommunikativer Elemente im<strong>Klimaschutz</strong><strong>Klimaschutz</strong> als gesellschaftliches Ziel bedarf neben planerischen, rechtlichen undtechnischen Maßnahmen auch e<strong>in</strong>er Veränderung des menschlichen Verhaltens.Dabei geht es darum, sowohl klimaschädigendes Verhalten abzubauen, als auch klimaschützendesVerhalten zu fördern. Ohne die aktive Mitwirkung der Bevölkerungist <strong>Klimaschutz</strong> nur begrenzt möglich. Die Bürger selbst stellen e<strong>in</strong>en der wichtigstenFaktoren im Bereich des effektiven <strong>Klimaschutz</strong>es dar. Mit ihrem persönlichen Verhaltenkönnen sie beispielsweise ihren Verbrauch von Energie bee<strong>in</strong>flussen oderdurch den gezielten Griff nach klimafreundlicheren Produkten die Hersteller veranlassen,das Angebot an klimafreundlichen Waren zu vergrößern.E<strong>in</strong>e Vielzahl von Studien und Umfragen hat <strong>in</strong> den vergangenen Jahren gezeigt, dassder Schutz unserer Umwelt und auch des Klimas vom überwiegenden Teil der Bevölkerungals e<strong>in</strong>e der wichtigsten politischen Aufgaben angesehen wird. Dem zunehmendgewachsenen Umweltbewusstse<strong>in</strong> steht jedoch e<strong>in</strong>e eher ger<strong>in</strong>ge Bereitschaftgegenüber, aus den erkannten Problemen auch selbst die praktischen Konsequenzenzu ziehen. Dies wird beispielsweise beim Verkehr deutlich: Der Automobilisierungsgradund die Kilometerleistung im motorisierten Individualverkehr nehmen weiterh<strong>in</strong>stetig zu.Die Herausforderung bei der Förderung des Umweltbewusstse<strong>in</strong>s der Bevölkerungbesteht für <strong>Kommunen</strong> dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umweltkommunikation zu schaffen.Ziel ist es, durch <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit und Beratung den E<strong>in</strong>zelnen zum eigenenHandeln zu motivieren. Hierfür ist es notwendig, subjektive Sichtweisen, Werthaltungenund Handlungsbereitschaften der Bevölkerung zu kennen, um mitgezielten Instrumenten und Maßnahmen darauf reagieren zu können.Der Anwendungsbereich kommunikativer Instrumente im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>umfasst e<strong>in</strong> breites Spektrum sowohl <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher (Energieversorgung und -verbrauch,Verkehr, Wasserverbrauch und -entsorgung, Abfall oder Beschaffung) als auch<strong>in</strong> methodischer H<strong>in</strong>sicht. Neben der Bereitstellung von umfangreichen Informationsmaterialenund der Nutzung verschiedener Informationsmedien ( Kap. A5 2.1), spielenzielgruppenspezifische und öffentlichkeitswirksame Aktionen ( Kap. A5 2.2),Veranstaltungen ( Kap. A5 2.3) sowie themenspezifische Beratungsangebote durchdie <strong>Kommunen</strong> ( Kap. A5 3) e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.Kommunikative Instrumente dienen im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit und Beratungbesonders folgenden Zielen:Information = Wissensvermittlung,Persuasion = Überzeugen,Partizipation = Beteiligen.Diese Instrumente werden auch als Vermittlungs-, Unterstützungs- und Ergänzungsmöglichkeitenanderer Formen kommunalen Handelns betrachtet. So werden beispielsweiserechtliche Festsetzungen (z.B. Anschluss- und Benutzungszwang, Festsetzungen<strong>in</strong> Bebauungsplänen) durch detaillierte Information über die Notwendigkeit der Maßnahmenverdeutlicht und verständlich gemacht. Im Bereich der kommunalen Planungsaufgabenwird erwartet, dass die Qualität der Planungen durch Beteiligungsverfahrenverbessert und die Akzeptanz gesteigert werden können. Auch der kommunale Klima-KommunikativeInstrumente151


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungAbbildung 8:KommunikativeInstrumenteQuelle:Difu (2011).schutz darf sich nicht auf die Experten- und Verwaltungsebene beschränken, sondernmuss stärker als bisher die Rückkopplung mit der Bevölkerung suchen.Kommunikation undTransparenzHandlungsanreize bietenZielgruppengerechteKommunikationKommunikative Instrumente nehmen daher e<strong>in</strong>e besondere Rolle bei der Herbeiführung,Durchsetzung und Akzeptanzsicherung klimapolitischer Entscheidungen e<strong>in</strong>.Diese Aufgabe kann wesentlich erleichtert werden, wenn die verschiedenen Felderder Klimapolitik und die Lösungsansätze rechtzeitig mit allen relevanten Akteuren diskutiertwerden. Ausgangspunkt hierfür ist e<strong>in</strong>e offene politische Kultur, <strong>in</strong> der dasTransparenzgebot sowohl auf Seiten der Kommune als auch seitens der Bürger alsselbstverständlich und aktiv gehandhabt wird. In diesem S<strong>in</strong>ne sollte die Kommunemit <strong>in</strong>haltlichen Vorschlägen e<strong>in</strong>e konstruktive Diskussion mit den Bürgern und organisiertenInteressengruppen im Vorfeld der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung, z.B. bei der Erstellungvon <strong>Klimaschutz</strong>konzepten, eröffnen und e<strong>in</strong>e möglichst breite Zusammenarbeitanstreben.Um klimaschützendes Verhalten zu bewirken, reicht es jedoch nicht aus, nur die Wissenslückenzu schließen. Vielmehr s<strong>in</strong>d solche Maßnahmen wirkungsvoller, die unmittelbardas gewünschte Verhalten unterstützen und erleichtern. So bieten beispielsweiseEnergiespartipps e<strong>in</strong>en wichtigen Handlungsanreiz, <strong>in</strong>dem sie zur Verm<strong>in</strong>derung desVerbrauchs und damit zur Kostenersparnis beitragen. Entsprechende Informationsangebote<strong>in</strong> Form von konkreten Ratschlägen zum effizienten Energiesparen dienen alsflankierende Maßnahmen und können die Wirkung technischer Maßnahmen verstärken.F<strong>in</strong>anzielle Anreize <strong>in</strong> Form von Preisgeldern bei Wettbewerben oder Zuschüssenim Rahmen von Förderprogrammen ( Kap. A3 2.3, Kap. A4 3.2.3) können zusätzlichenergiesparendes und damit klimaschonendes Verhalten unterstützen.Um wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit umzusetzen, muss die Kommune sich jedochdarüber im Klaren se<strong>in</strong>, dass alle Aktionen und Maßnahmen auf e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>formationsüberflutete“Gesellschaft treffen. Das massenhafte und ständig weiter steigende Angebotan Informationen lässt Öffentlichkeitsarbeit zu e<strong>in</strong>em regelrechten „Kampfum Aufmerksamkeit“ werden. In dem täglich unübersichtlicher werdenden Informationsmarktwerden die Anforderungen an e<strong>in</strong>e wirksame kommunale Öffentlichkeitsarbeitimmer höher. Daher s<strong>in</strong>d attraktiv und ansprechend gestaltete Materialien, <strong>in</strong>denen geeignete, möglichst konkrete lokale Handlungsangebote an die jeweiligenZielgruppen gemacht werden, zu empfehlen ( Kap. A5 3.1).152


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2010): Umweltbewusstse<strong>in</strong><strong>in</strong> Deutschland 2010. Ergebnisse e<strong>in</strong>er repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Reihe Umweltpolitik,Berl<strong>in</strong>.UBA – Umweltbundesamt: Umweltbewusstse<strong>in</strong>/Umweltkommunikation, www.umweltbundesamt.de/umweltbewusstse<strong>in</strong>/umweltbewusstse<strong>in</strong>.htmLiteratur- undInternettipps153


A 5Öffentlichkeitsarbeit und Beratung<strong>Kommunen</strong> als Vorbild2. Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Kommunen</strong> zum<strong>Klimaschutz</strong>Im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> ist Öffentlichkeitsarbeit e<strong>in</strong>e freiwillige Leistung der<strong>Kommunen</strong> und nicht gesetzlich vorgeschrieben. Jedoch wird, gemäß dem Vorsorgepr<strong>in</strong>zip,umweltbezogene Öffentlichkeitsarbeit zur Bee<strong>in</strong>flussung umweltgerechtenHandelns und Verhaltens oft als unverzichtbare kommunale Aufgabe verstanden.Es besteht E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass es s<strong>in</strong>nvoll ist, an die Eigenverantwortlichkeit jedesE<strong>in</strong>zelnen zu appellieren und auf diese Weise e<strong>in</strong>en Wertewandel e<strong>in</strong>zuleiten, anstattdas Umweltverhalten ausschließlich auf gesetzlicher Ebene zu regeln. Jedoch mussÖffentlichkeitsarbeit im Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong> als „weiches Instrument“ verstandenwerden, das nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen Maßnahmen greift: mit neuen Technologien,mit Ge- und Verboten, mit Anreizen zu umweltfreundlichem Verhalten,z.B. über Gebührenordnungen oder über Förderprogramme. Auch hierbei ist dieKommune darauf angewiesen, dass die Adressaten Verordnungen positiv gegenüberstehen,damit diese den entsprechenden Effekt entfalten. Durch die Vermittlung vonKenntnissen und Wissen über ökologische Zusammenhänge wird bei den Bürgerndas notwendige Verständnis für adm<strong>in</strong>istrative <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen geschaffen.<strong>Klimaschutz</strong> als strategische Aufgabe der <strong>Kommunen</strong> umfasst e<strong>in</strong>e systematischeÖffentlichkeitsarbeit. Durch die Vorstellung erfolgreicher Projekte oder das Angebotan Aktivitäten mit Wettbewerbscharakter können neue Projekte <strong>in</strong>itiiert und laufendedurch e<strong>in</strong> positives Market<strong>in</strong>g unterstützt werden. Die kommunale Öffentlichkeitsarbeitim <strong>Klimaschutz</strong> fördert somit die Bewusstse<strong>in</strong>sbildung bei den Akteuren underzielt dadurch e<strong>in</strong>en wesentlichen Multiplikatoreffekt (vgl. Städte- und Geme<strong>in</strong>debundNordrhe<strong>in</strong>-Westfalen 2008, S. 9).Öffentlichkeitsarbeit im <strong>Klimaschutz</strong> soll e<strong>in</strong> entsprechendes Bewusstse<strong>in</strong> fördernund e<strong>in</strong>e Verhaltensänderung der Bevölkerung bewirken. E<strong>in</strong>erseits benötigen dieBürger dazu Informationen über die Zielsetzungen und Maßnahmen des kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>es. Andererseits s<strong>in</strong>d für die Kommunalverwaltung Kenntnisse überdas Verhalten der Bevölkerung von Bedeutung, um konkrete Handlungsmöglichkeitenfür die Adressaten abzuleiten und aufzubereiten.Öffentlichkeitsarbeit zum <strong>Klimaschutz</strong> wird <strong>in</strong> großen <strong>Kommunen</strong> von Pressereferatenoder Pressestellen unterstützt. In kle<strong>in</strong>eren <strong>Kommunen</strong> liegen Konzeption, Durchführungund Evaluation der Maßnahmen im Wesentlichen bei den Mitarbeitern derfür den <strong>Klimaschutz</strong> verantwortlichen Stelle <strong>in</strong> der Verwaltung. Ziel ist es, <strong>Klimaschutz</strong>als Spitzenthema aller Verwaltungsämter zu etablieren ( Kap. A1). RelevanteÄmter <strong>in</strong> Kampagnen zur Öffentlichkeitsarbeit e<strong>in</strong>zubeziehen, kann den Querschnittscharakterdes <strong>Klimaschutz</strong>es verdeutlichen.Neben der Information der Bevölkerung über Klimaprobleme, deren Ursachen, Lösungs-und konkrete Handlungsmöglichkeiten ist vor allem die Information über daskommunale Handeln im <strong>Klimaschutz</strong> zentrale Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit. ImS<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es präventiven <strong>Klimaschutz</strong>es leistet die Kommune e<strong>in</strong>en eigenen Beitragzur Stärkung des Umweltbewusstse<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Bevölkerung und somit auch im Umgangmit Energie <strong>in</strong> den verschiedensten Formen. Dabei hängt der Erfolg kommunalerÖffentlichkeitsarbeit auch davon ab, wie glaubwürdig die Kommune selbst <strong>in</strong>ihrem „Verhalten“ den Bürgern ersche<strong>in</strong>t. Daher ist es nicht nur wichtig, die Bevölkerungzu motivieren, selbst aktiv etwas für den <strong>Klimaschutz</strong> zu tun. Vielmehr ist esebenso wichtig, über alle klimapolitischen Maßnahmen der Kommune umfassendzu <strong>in</strong>formieren und damit e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion e<strong>in</strong>zunehmen, z.B. durch sparsamen154


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5Umgang mit Energie oder durch die Nutzung erneuerbarer Energien <strong>in</strong> kommunalenLiegenschaften ( Kap. C1, 3.1).<strong>Klimaschutz</strong>kalender der Stadt Mannheim „12 Monate – e<strong>in</strong> Klima“Um mit konkreten Maßnahmen beispielgebendes Vorbild zu se<strong>in</strong>, hat die Stadt Mannheim die Öffentlichkeitskampagne„12 Monate – 12 <strong>Klimaschutz</strong>projekte“ <strong>in</strong>s Leben gerufen. Stadtweit und dezernatsübergreifendwird seit 2009 monatlich im Rahmen e<strong>in</strong>es Presseterm<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> besonderes <strong>Klimaschutz</strong>projektder Allgeme<strong>in</strong>heit vorgestellt. Der neue Slogan 2011 mit „12 Monate – e<strong>in</strong> Klima“ soll verdeutlichen, dassjede e<strong>in</strong>zelne Aktion <strong>in</strong> jedem Monat zählt, um unser Klima zu schützen und die CO 2 -M<strong>in</strong>derungszielezu erreichen. Die vorgestellten Maßnahmen haben e<strong>in</strong>e abwechselnde thematische Ausrichtung: vonder Brennstoffzellenheizung bis zu „<strong>in</strong>telligenten“ Stromnetzen, vom energieautarken Klärwerk bis zurAbwrackprämie für Kühlgeräte, vom Passivhaus im privaten Bestand bis zur energetischen Sanierungder Stadtgärtnerei, von der Gründung e<strong>in</strong>er <strong>Klimaschutz</strong>agentur bis zur LED-Weihnachtsbeleuchtung,vom Förderprogramm für Mikro-KWK bis zum Wettbewerb auf der Suche nach der ältesten Heizungspumpe– von großen bis kle<strong>in</strong>en Projekten, von Technik bis Aktion – die ganze Bandbreite der Möglichkeitenund Akteursbeteiligung spiegelt sich dabei wieder. Geplant und organisiert wird die Aktion vonder 2009 neu e<strong>in</strong>gerichteten <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Medienteam der Stadtverwaltung.So s<strong>in</strong>d gute Kontakte zur Lokal- und Regionalpresse sowie Funk und Fernsehen sichergestellt.Alle Fachbereiche von vier Dezernaten, Eigenbetriebe sowie städtische Beteiligungsgesellschaftens<strong>in</strong>d jedes Jahr aufgerufen, sich ideenreich an der Aktion zu beteiligen. Die Zielgruppe von „12 Monate– e<strong>in</strong> Klima“ bilden sowohl die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der städtischen Gesellschaften, der Energieversorgerund der Wohnungsbaugesellschaften als auch die Bürgerschaft, Gewerbetreibende, Unternehmenund Vere<strong>in</strong>e. Damit werden die stadteigenen Kräfte gebündelt und gleichzeitig die Botschaftverbreitet: Die Stadt geht als Vorbild voran und ruft alle Zielgruppen als Akteure zum Nach- und Mitmachenauf.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Mannheim,<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle,Agnes Hähnel-Schönfelder,0621/293-53 71,agnes.haehnelschoenfelder@mannheim.deAuch die Stadt Tüb<strong>in</strong>gen setzt bei ihren <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten auf die „Stadt als Vorbild“.Grundsätzlich geht Tüb<strong>in</strong>gen daher bei jeder <strong>Klimaschutz</strong>maßnahme erst e<strong>in</strong>malmit gutem Beispiel voran, sodann werden Mitstreiter (Kooperationspartner)gesucht, danach wird die Aktion durch e<strong>in</strong>e angemessene Öffentlichkeitsarbeit publikgemacht und schließlich f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Evaluation statt. Mit e<strong>in</strong>em solchen modularenAufbau deckt die Tüb<strong>in</strong>ger <strong>Klimaschutz</strong>kampagne „Tüb<strong>in</strong>gen macht blau“ ( Praxis-Beispiel Tüb<strong>in</strong>gen, Kap. A5 2.2) e<strong>in</strong> breitgefächertes Themenspektrum ab. Zu denKampagnenbauste<strong>in</strong>en gehören dabei Themen wie Ökostrom, Mobilität, Heizen, Altbausanierungusw. Zu den städtischen Vorbildmaßnahmen zählen beispielsweise dieAnschaffung abschaltbarer Steckdosenleisten für die Stadtverwaltung und zwei Tochterunternehmen,der E<strong>in</strong>bau von Hocheffizienz-Umwälzpumpen <strong>in</strong> verschiedenenkommunalen Gebäuden sowie deren Generalsanierung.2.1 Informationsmaterialien und InformationsmedienStädte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise, die sich <strong>in</strong>tensiv dem kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> widmen,beschäftigen sich seit langem auch mit der Öffentlichkeitsarbeit. Ihnen stehte<strong>in</strong>e Vielzahl von Informationsmaterialien und -medien zur Verfügung, welche dieVermittlung von Informationen zum <strong>Klimaschutz</strong> erleichtern. E<strong>in</strong>en besonderen Stellenwerthaben dabei gedruckte Informationen (Broschüren, Faltblätter, <strong>Klimaschutz</strong>undEnergiespartipps, Ratgeber mit Behördenh<strong>in</strong>weisen und Ansprechpartnern, Kalenderusw.). Daneben bieten sich die Zusammenarbeit mit den Medien (<strong>in</strong>sbesonderelokale Presse) und die Nutzung des Internets als Informationsplattform an.Um die Bürger und andere Akteure im <strong>Klimaschutz</strong> über die kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenzu <strong>in</strong>formieren, s<strong>in</strong>d anschauliche, leicht verständliche Informationsmaterialienunabd<strong>in</strong>gbar. Bei jeder Art von Publikationen ist es wichtig, Informationen soFaltblätter und Broschüren155


A 5Öffentlichkeitsarbeit und Beratungknapp und anschaulich wie möglich zu präsentieren. Dabei kommt es weniger aufdie wissenschaftliche Detaillierung als vielmehr auf die Initiierung von Maßnahmen,z.B. zum Energiesparen, an. E<strong>in</strong>fache Grafiken können ganze Textpassagen ersetzen,Zeichnungen und Comics können zusätzlich auflockern.Um kostengünstig Informationen anzubieten, empfiehlt es sich, professionell gestaltete<strong>Layout</strong>-Vorlagen („Rohl<strong>in</strong>ge“) e<strong>in</strong>zukaufen, um diese dann nach Bedarf an verschiedeneklimarelevante Themen anzupassen und mit entsprechenden Informationen zulokalen Ansprechpartnern zu versehen. Abgesehen vom E<strong>in</strong>spareffekt kann dadurche<strong>in</strong> Wiedererkennungseffekt bei der Leserschaft erzielt werden. E<strong>in</strong>e andere Möglichkeits<strong>in</strong>d Mappen, die auf Zuwachs ausgelegt werden und für verschiedene Zielgruppenspezifisch zusammengestellt werden können.Wichtige Voraussetzungen für die Herstellung eigener Informationsmaterialien als Erfolgversprechende Kommunikationsmittel s<strong>in</strong>d jedoch ausreichende f<strong>in</strong>anzielle undpersonelle Kapazitäten. Aufgrund des eher ger<strong>in</strong>gen Etats vieler <strong>Kommunen</strong> für Öffentlichkeitsarbeitist es häufig schwierig, qualitativ hochwertige und professionell gestaltetePublikationen anzubieten. Daher ist es s<strong>in</strong>nvoll, auf Informationsmaterialienanderer Anbieter, z.B. Energieversorgungsunternehmen oder Verbände, zurückzugreifen.Auch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheitsowie die M<strong>in</strong>isterien auf Landesebene haben zum Teil anschauliche Broschüren undFlyer für die Öffentlichkeitsarbeit aufbereitet. Diese können zumeist kostenfrei bestelltund auf eigenen Veranstaltungen oder im Foyer von Rathäusern, Landratsämtern, Geme<strong>in</strong>deverwaltungenetc. ausgelegt werden.Medien alsKommunikationsplattformFür klimagerechtes Verhalten benötigen die Bürger zuverlässige und kont<strong>in</strong>uierlicheInformationen. Die Medien leisten bereits e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag <strong>in</strong> Sachen Sensibilisierungder Bevölkerung für Fragen des <strong>Klimaschutz</strong>es: In Fernsehen, Tageszeitungenund Zeitschriften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen zunehmend Berichte über <strong>Klimaschutz</strong>-Themen zuf<strong>in</strong>den. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er regelmäßigen Aufklärung der Bürger über klimagerechtes Verhaltenreichen die meisten Medienberichte aber nicht aus. Viele Berichte s<strong>in</strong>d oftmalsnicht handlungsorientiert, tragen den lokalen Gegebenheiten kaum Rechnung oderrichten sich an e<strong>in</strong> spezielles Publikum <strong>in</strong>teressierter Experten und besonders umweltengagierterBürger.Die Verbreitung kommunaler Informationen <strong>in</strong> den Medien spielt daher für die kommunaleÖffentlichkeitsarbeit e<strong>in</strong>e eher flankierende Rolle. In der Regel lässt sich dieserKommunikationsweg nur im Zusammenhang mit konkreten Ereignissen (z.B.realisierten Projekten) und Aktionen s<strong>in</strong>nvoll nutzen. Wie <strong>Klimaschutz</strong>themen wahrgenommenwerden, hängt damit ab von öffentlichen Aktionen und politischen Initiativen<strong>in</strong> der Kommune. Stoßen diese auf e<strong>in</strong> Medien<strong>in</strong>teresse, das für e<strong>in</strong>eUnterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den Tagesnachrichten ausreicht?Neben Sonderseiten und Anzeigenserien kann es gel<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mitLokalredaktionen regelmäßig Kolumnen e<strong>in</strong>zurichten (z.B. Porträts der beim kooperativen<strong>Klimaschutz</strong> beteiligten Organisationen, Darstellung beispielhafter Projekte<strong>in</strong> der Kommune).Wenn es Informationen über die kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten zu verbreitengilt, ist auch Eigen<strong>in</strong>itiative der Verwaltungen gefragt. So ist es von Vorteil, mit eigenenPressemitteilungen, beispielsweise beim Start oder Abschluss von <strong>Klimaschutz</strong>projekten,an die örtliche Presse heranzutreten. Dabei ist darauf zu achten, kurze,verständliche Texte zu verfassen, die das Projekt anschaulich darstellen und An-156


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5sprechpartner für Rückfragen benennen. Auch das Angebot, für Interviews (Zeitung,Radio, Lokalsender) zu bestimmten Themen zur Verfügung zu stehen, kann die eigenePresse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.2.2 Zielgruppenspezifische und öffentlichkeitswirksameAktionenÖffentlichkeitsarbeit zum <strong>Klimaschutz</strong> sollte möglichst aus e<strong>in</strong>em Bündel unterschiedlicherInstrumente und Aktionen bestehen. Zielgruppenansprache, direkteKontakte und die Unterbreitung konkreter Handlungsangebote s<strong>in</strong>d besonders wirkungsvoll.Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ sollte der Schwerpunkt auf der sorgfältigenVorbereitung und Durchführung e<strong>in</strong>zelner Aktionen und Projekte liegen. Fürlängerfristige öffentliche Kampagnen vor Ort wird oftmals e<strong>in</strong> spezielles Logo oderMotto entwickelt, um von dessen Wiedererkennungswert zu profitieren.Verschiedene Aktionen zur Motivation der Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> zahlreichen <strong>Kommunen</strong>mittlerweile <strong>in</strong> umfangreiche Kampagnen e<strong>in</strong>gebettet. So rief beispielsweisedie Stadt Heidelberg im Rahmen ihrer Kampagne „Klima sucht Schutz <strong>in</strong> Heidelberg“die Bürger dazu auf, sich fotografieren zu lassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Statement den persönlichenBeitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> zu bekunden. Mittlerweile s<strong>in</strong>d mehrere Städtediesem Beispiel gefolgt und starten unter dem gleichen Motto „Klima sucht Schutz“ähnliche Aktionen.Auch Tüb<strong>in</strong>gen möchte mit der städtischen Kampagne „Tüb<strong>in</strong>gen macht blau“ ( Praxis-BeispielTüb<strong>in</strong>gen) Tipps geben und Anreize bieten, wie die Bürger ihren persönlichenBeitrag für e<strong>in</strong>en blauen Himmel über Tüb<strong>in</strong>gen leisten und dabei CO 2 sowieGeld sparen können. Diese <strong>Klimaschutz</strong>kampagnen leisten somit nicht nur Informations-und Aufklärungsarbeit, sondern regen direkt zum Handeln an.<strong>Klimaschutz</strong>kampagnen„Tüb<strong>in</strong>gen macht blau“2007 hat sich die Stadt Tüb<strong>in</strong>gen zum Ziel gesetzt, ihren CO 2 -Ausstoß bis zum Jahr 2020 auf drei Tonnenpro Kopf und Jahr zu senken. Der provokante Slogan „Tüb<strong>in</strong>gen macht blau“ soll nicht etwa zum „Schwänzen“animieren, sondern positive Assoziationen zum <strong>Klimaschutz</strong> hervorrufen. Zum Beispiel mit gut isolierten,blau markierten Gebäudeteilen <strong>in</strong> Thermografieaufnahmen, mit dem „Blauen Engel“ fürumweltfreundliche Produkte oder mit blau schimmernden Photovoltaikanlagen. Tatsächlich „Blaumachen“dürfen dagegen die CO 2 -Verursacher im Haushalt. Steckerleisten sollen unnötige Standby-Verluste beiElektrogeräten vermeiden, Heizungspumpen arbeiten nur bei Bedarf und Autos werden geteilt oder stehengelassen und durch das Fahrrad und den Öffentlichen Personennahverkehr ersetzt. E<strong>in</strong>e eigene Internetseite<strong>in</strong>formiert und gibt Tipps.Bei ihrer Aktion zählt die Stadt auf viele Kooperationspartner, darunter die Stadtwerke Tüb<strong>in</strong>gen und dieAgentur für <strong>Klimaschutz</strong>. Die Vere<strong>in</strong>igten Lichtspiele Tüb<strong>in</strong>gen hat Klimafilmtage organisiert, Fahrschulenboten Spritsparkurse und die Volkshochschule e<strong>in</strong>e Vortragsreihe an und der Reitvere<strong>in</strong> baute bei e<strong>in</strong>emSpr<strong>in</strong>gturnier e<strong>in</strong> „blaues H<strong>in</strong>dernis“ auf. Neben vielen theoretischen Tipps bot die Kampagne auch Mitmachaktionenfür die Bevölkerung wie die Eisblockwette oder die Fotoaktion „Gib dem <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>Gesicht“. Unter dem Motto „Tüb<strong>in</strong>gen isst klimafreundlich“ wurde zu e<strong>in</strong>em regionalen Frühstück undMittagessen <strong>in</strong>s Rathaus e<strong>in</strong>geladen. Als praktische Unterstützung bei der E<strong>in</strong>sparung von CO 2 -Emissionenstellt Tüb<strong>in</strong>gen kostenlos städtische Dächer für Photovoltaikanlagen bereit, die von Bürgerbeteiligungsgesellschaftenbetrieben werden können. Für Autofahrer hat die Stadt den Tüb<strong>in</strong>ger Klimapass entwickelt,der von Autohäusern ausgestellt wird. Der CO2 Ausstoß wird dabei mit e<strong>in</strong>er Farbskala visualisiert. Natürlichist die beste Klasse blau – wie alles Klimafreundliche <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Universitätsstadt Tüb<strong>in</strong>gen,Referat für Presse- undÖffentlichkeitsarbeit,Sab<strong>in</strong>e Schm<strong>in</strong>cke,07071/2 04 15 00,presse@tueb<strong>in</strong>gen.de157


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungE<strong>in</strong> Slogan für den<strong>Klimaschutz</strong>Aktionstage<strong>Kommunen</strong>, die e<strong>in</strong>en öffentlichkeitswirksamen Slogan entwickelt haben, können ihreverschiedenen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten daran ausrichten und damit e<strong>in</strong>en Wiedererkennungseffektbei der Bevölkerung erzielen. Ziel ist es, die Bürger durch Slogans zu eigenemHandeln zu motivieren; sie sollen sich mit den <strong>Klimaschutz</strong>kampagnen vor Ortidentifizieren. Beispiele s<strong>in</strong>d unter anderen: Region Bayreuth: „Frei von CO 2 sei mitdabei“, Karlsruhe: „Karlsruhe macht Klima“, Essen: „Unsere Stadt – unser Klima – Essenbekennt Farbe, geme<strong>in</strong>sam CO 2 sparen“, Freiburg: „CO 2 -Diät und CO 2 libri“.Aufgrund des f<strong>in</strong>anziellen und personellen Aufwands s<strong>in</strong>d die Erarbeitung und Umsetzungvon umfangreichen Kampagnen nicht <strong>in</strong> allen <strong>Kommunen</strong> möglich. In derRegel ist dies vor allem <strong>in</strong> größeren <strong>Kommunen</strong>, gegebenenfalls geme<strong>in</strong>sam mit denkommunalen Unternehmen, realisierbar. Zunehmende Bedeutung gew<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zelneöffentliche Veranstaltungen und Aktionen wie Umweltmärkte, „Tage der erneuerbarenEnergien“, Ausstellungen, Vortragsveranstaltungen, Wettbewerbe,Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong>preise, Exkursionen und Besichtigungen, Infomobile etc.E<strong>in</strong> wichtiger Ansatz im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit s<strong>in</strong>d die Vorbereitung undDurchführung zielgruppenspezifischer Aktionen. In e<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Kommunen</strong> werdenregelmäßig Umwelt-, Klima- oder Energiespartage bzw. -wochen mit Markt- undFestcharakter durchgeführt. Diese Veranstaltungen werden entweder von der Kommuneselbst oder geme<strong>in</strong>sam mit den Stadtwerken oder ortsansässigen Vere<strong>in</strong>enund Verbänden vorbereitet. Sie s<strong>in</strong>d nicht immer primär auf den Energiesektor ausgerichtet,sondern sollen das allgeme<strong>in</strong>e Umweltbewusstse<strong>in</strong> der Bevölkerung stärkenund diese zu eigenem Handeln motivieren.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Langenzenn,Jürgen Habel,09101/70 30,stadt@langenzenn.deKlima- und Umwelttag 2009 <strong>in</strong> LangenzennUm e<strong>in</strong>e breite Öffentlichkeit für die <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu sensibilisieren, organisierten die Stadt Langenzennund die Bürger<strong>in</strong>itiative „KlimaTisch“ am Sonntag den 26. April 2009 e<strong>in</strong>en Aktions- und Informationstag.Für diesen Klima- und Umwelttag wurde die Innenstadt für den Autoverkehr gesperrt.Unter aktiver Beteiligung von Stadtrat, Stadtverwaltung, Bund Naturschutz, Gewerbeverband, Kirchengeme<strong>in</strong>den,Schulen, K<strong>in</strong>dergärten, Jugendhaus, Weltladen, Gastronomie und Vere<strong>in</strong>en wurden Informationen(Umwelt-Messe, Vorträge, Infomaterial, Präsentationen), Event (Basteln und Werken fürK<strong>in</strong>der, Wasseruntersuchung, Klimaspiel, Umwelt-Theater, Konzert) und Bewirtung (Öko- und Bauernmarkt,Verköstigung durch lokale Anbieter) mit e<strong>in</strong>em verkaufsoffenen Sonntag komb<strong>in</strong>iert. Schülerder Hauptschule befragten die Besucher am Aktionstag nach ihren Wünschen bezüglich e<strong>in</strong>er auf Nachhaltigkeitausgerichteten Stadtentwicklung. Im Vorfeld des Aktionstages hatten sich K<strong>in</strong>dergärten undGrundschule an e<strong>in</strong>em Klimaläufer-Projekt beteiligt. Die Wege zur Schule oder dem K<strong>in</strong>dergarten wurdene<strong>in</strong>e Woche lang klimafreundlich zu Fuß, mit dem Roller oder Fahrrad zurückgelegt – wofür es amAktionstag Belohnungen gab. So kamen <strong>in</strong>sgesamt ca. 5.000 km zusammen. Für Schüler von Hauptschuleund Gymnasium wurden Führungen durch die Ausstellung „Energielehrpfad“ angeboten. Ausgehendvon diesem Klima- und Umwelttag ist e<strong>in</strong>e Reihe weiterer städtischer Folgeprojekte <strong>in</strong> engerZusammenarbeit mit den oben genannten Gruppen entstanden. So werden städtische Liegenschaftenzu 100 Prozent mit regenerativem Strom versorgt, Baumaßnahmen an städtischen Gebäuden entsprechendem jeweils höchstmöglichen energetischen Standard. Seit 2010 ersche<strong>in</strong>t regelmäßig e<strong>in</strong>e Umwelt-Kolumneim Langenzenner Mitteilungsblatt. E<strong>in</strong>e Bürgerbus-L<strong>in</strong>ie zur Anb<strong>in</strong>dung der Außenortean den ÖPNV wird <strong>in</strong> Kürze <strong>in</strong> Betrieb genommen und an vielen Verkaufsstellen wird der fair gehandelteKaffee „Zennafair“ ausgeschenkt. Das Klimaläufer-Projekt ist an der Grundschule nun e<strong>in</strong>e feste Institutionund wurde 2010 ergänzt mit e<strong>in</strong>er für Grundschüler ausgearbeiteten „Klimawoche“, die den K<strong>in</strong>dernspielerisch und altersgerecht die Thematik nahe brachte.Neben Aktionstagen, die verschiedene Themen rund um den <strong>Klimaschutz</strong> abdecken,bieten e<strong>in</strong>ige <strong>Kommunen</strong> themenspezifische Aktionstage, z.B. zu erneuerbaren Energien( Praxis-Beispiel Oederan) oder zur Mobilität ( Praxis-Beispiel Norderstedt) an.158


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5Tag der Erneuerbaren Energien <strong>in</strong> OederanDer „Tag der Erneuerbaren Energien“ geht auf e<strong>in</strong>e Initiative der Stadt Oederan zurück, die mittlerweilebundesweit stattf<strong>in</strong>det. 1992/93 wurde <strong>in</strong> Oederan von der Stadtbau- und Wohnungsgesellschaft OederanmbH (SWG) e<strong>in</strong>e solargestützte Nahwärmeversorgung für über 500 Wohnungen errichtet. Um dieseder Öffentlichkeit vorzustellen, wurde e<strong>in</strong> Tag der offenen Tür durchgeführt. 1996 entwickelten Mitarbeiterder Stadtverwaltung die Idee, e<strong>in</strong>en eigenen Tag der offenen Tür für weitere Nutzer von regenerativenEnergien an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen Term<strong>in</strong> durchzuführen, und zwar <strong>in</strong> vielen Orten gleichzeitig. Dem Aufrufder Stadt und der SWG folgten damals 26 weitere Anlagenbetreiber <strong>in</strong> ganz Sachsen unter dem Motto„Zehn Jahre nach Tschernobyl – wir zeigen es geht auch anders“. Der „Tag der Erneuerbaren Energien“war geboren; jeweils am letzten Aprilsamstag. 1997 übersprang die Idee die Ländergrenzen, so dass derTag seit 2001 <strong>in</strong> allen Bundesländern stattf<strong>in</strong>det. Die Koord<strong>in</strong>ation des deutschlandweiten „Tages der ErneuerbarenEnergien“ liegt bei der Stadt Oederan. Hierzu wurde e<strong>in</strong>e eigene Homepage www.energietag.dee<strong>in</strong>gerichtet. Grundpr<strong>in</strong>zip des Tages ist es, die vielfältigen Nutzungsformen der erneuerbarenEnergien vor Ort e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit aus privaten, gewerblichen und kommunalen Energienutzernvorzustellen. So kann an der konkreten Anlage über Funktion und Wirkungsweise, Vor- und Nachteile,bisherige Fehler und auch Grenzen <strong>in</strong>formiert werden. Da viele verschiedene alternative Energienutzungsanlagengeöffnet s<strong>in</strong>d, kann sich jeder das für se<strong>in</strong>e Bed<strong>in</strong>gungen optimale Projekt oder Pr<strong>in</strong>zip auswählen.Ergänzt werden die „offenen Türen“ durch verschiedene Begleitveranstaltungen, wie Vorträge, Diskussionsrunden,Besichtigungsfahrten und Messen angeboten. Zu den Kooperationspartnern gehören <strong>Kommunen</strong>,Stadtwerke, Verbände, Unternehmen, Behörden, Energieagenturen und E<strong>in</strong>zelpersonen. InOederan wird auf dem Marktplatz die Messe „Erneuerbare Energien“ veranstaltet. Die F<strong>in</strong>anzierung fürdie Aktivitäten <strong>in</strong> Oederan läuft zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Teil über E<strong>in</strong>nahmen aus Standgebühren. Die Koord<strong>in</strong>ationgibt die Stadt Oederan als kostenlosen Service für den <strong>Klimaschutz</strong>.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Oederan,Bauamt (Energie- undGebäudemanagement),Eberhard Ohm,037292/27-162,ohm.sv@oederan.deAktionen zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltbewussten Mobilität der NorderstedterBevölkerungSeit 2000 veranstaltet die Stadt Norderstedt jährlich m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Aktionstag <strong>in</strong> der europäischenMobilitätswoche. Dabei werden der Öffentlichkeit neue Angebote vorgestellt und bewährte Aktivitätenwiederholt, die den Wert des öffentlichen Straßenraumes für vielfältige Nutzungen positiv erlebbar machen.Als oberstes Ziel steht die Verbesserung der Umweltsituation im E<strong>in</strong>klang mit den Nachhaltigkeitsaspektender Agenda 21 im Vordergrund, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> diese Richtung verändertes und gefestigtesMobilitätsverhalten der Bevölkerung wird angestrebt. Um die Öffentlichkeit von klimaschonenden Fortbewegungsmittelnzu überzeugen und zu umweltfreundlichem Verhalten anzuregen, werden am Aktionstagklimaschonende und umweltfreundliche Formen der Mobilität beworben und <strong>in</strong> attraktiverForm angeboten: z.B. kostenfreie Nutzung des ÖPNV, Sperrung von Straßen für den Verkehr, auf denenstattdessen Straßenfeste, open-air-K<strong>in</strong>o und e<strong>in</strong> sehr beliebter Musikumzug (Movimento) stattf<strong>in</strong>denoder die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es sieben Kilometer langen Rundkurses für Inl<strong>in</strong>eskater auf den städtischen Straßen.2010 wurde das Straßenfest auf e<strong>in</strong>er der Hauptverkehrsstraßen dazu genutzt, die Anwohner undGäste zur fantasievollen Umgestaltung des Straßenabschnitts zu animieren (MitMachMeile), was derzeit<strong>in</strong> Fachplanungen vertieft wird. Dies alles s<strong>in</strong>d für die Bevölkerung gute Möglichkeiten, Straßen e<strong>in</strong>malanders zu nutzen (ohne Pkw-Verkehr) und wahrzunehmen. Grundpr<strong>in</strong>zip dabei ist für die Stadtverwaltung,dass die Aktionstage als besondere Angebote kommuniziert werden und nicht als Verbotekonzipiert s<strong>in</strong>d. Bei allen Aktionen ist es wichtig Anwohner/<strong>in</strong>nen und ansässige Unternehmen – <strong>in</strong>sbesondereden E<strong>in</strong>zelhandel – <strong>in</strong> die Organisation und Durchführung e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Norderstedt,Fachbereich Umwelt,Mart<strong>in</strong>a Braune,040/535 95-361,umwelt@norderstedt.deZumeist im Zusammenhang mit öffentlichen Festen, Events, Veranstaltungen, aberauch als eigenständige Aktionen werden von den <strong>Kommunen</strong> Informationsständezum Thema „<strong>Klimaschutz</strong>“ angeboten. Dabei geht es <strong>in</strong>sbesondere darum, allgeme<strong>in</strong>eHandlungsansätze zu vermitteln und die Bürger e<strong>in</strong>zuladen, an <strong>Klimaschutz</strong>projektenmitzuwirken. Um Interesse für das Thema zu wecken oder als Anstoß, umselbst aktiv zu werden, bietet es sich auch an, die Bürger dort anzusprechen, wo sieentsprechende Konsum- bzw. Investitionsentscheidungen treffen, z.B. im Baumarktoder <strong>in</strong> den entsprechenden Abteilungen der Warenhäuser, <strong>in</strong> denen Haushaltsgeräteverkauft werden.Informationsstände undAusstellungen159


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungE<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Kommunen</strong> nutzt im Zusammenhang mit Informationsständen, Volksfestenund Mitmach-Aktionen Ausstellungen, um die Bevölkerung für das Thema <strong>Klimaschutz</strong>allgeme<strong>in</strong> oder auch für e<strong>in</strong>zelne Themenschwerpunkte zu sensibilisieren.Solche Ausstellungen müssen nicht immer selbst hergestellt werden. VerschiedeneInstitutionen, aber auch e<strong>in</strong>ige <strong>Kommunen</strong> bieten bereits fertige Ausstellungen zuunterschiedlichen Themen und für verschiedene Zielgruppen an.Mitmach-AktionenIm Zusammenhang mit Rahmenveranstaltungen (unter anderem Energiespartage,allgeme<strong>in</strong>e Festivitäten) oder auch als E<strong>in</strong>zelaktionen bieten sich verschiedene Ansätzezu Mitmach-Aktionen. Diese können zielgruppenspezifisch wirken und s<strong>in</strong>dthematisch begrenzt; sie ermöglichen es, die Brücke vom Wissen zum Handeln zuschlagen und Verhaltensalternativen auszuprobieren. Beispiele für Mitmach-Aktionens<strong>in</strong>d Energiesparlampenaktionen (E<strong>in</strong>tausch alter Glühbirnen gegen Energiesparlampen),Thermografie-Aktionen zur Energiee<strong>in</strong>sparung (z.B. im Landkreis Rottal-Inn),Wettbewerbe oder Preisausschreiben.Praxis-H<strong>in</strong>weisFolgende Grundsätze sollten bei der Erarbeitung von Aktionen berücksichtigt werden:Abstraktes begreifbar machen: Die Auswirkungen des Klimawandels und die dr<strong>in</strong>gende Notwendigkeitdes <strong>Klimaschutz</strong>es s<strong>in</strong>d für viele Bürger nicht vorstellbar. Es ist deshalb wichtig, die direkten Verknüpfungenmit dem Lebensalltag bewusst zu machen. Informationen zum <strong>Klimaschutz</strong> müssenallgeme<strong>in</strong>verständlich aufbereitet werden.Positiv motivieren: <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten benötigen e<strong>in</strong>e attraktive, positive Ausstrahlung. <strong>Klimaschutz</strong>bedeutet nicht (nur) Verzicht, sondern (auch) e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n an Lebensqualität.Verhaltensalternativen aufzeigen: Klimaverträgliche Alternativen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Lebensbereichen vorhanden,sie werden jedoch oftmals subjektiv nicht wahrgenommen. An dieser Stelle ist die "„Strategieder kle<strong>in</strong>en Schritte“ zu vertreten. Praktische Demonstrationen, öffentlichkeitswirksame Aktionenoder Selbstverpflichtungen sollten erreichbare Ziele vermitteln.Handlungsanreize bieten: Klimaverträgliches Verhalten soll sich auch <strong>in</strong>dividuell lohnen. <strong>Klimaschutz</strong>braucht e<strong>in</strong> positives Image <strong>in</strong> der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.Rückmeldung geben: Das eigene Verhalten wird häufig falsch e<strong>in</strong>geschätzt – die eigenen Beiträgezum <strong>Klimaschutz</strong> werden oft über-, die der anderen unterbewertet. E<strong>in</strong> positives Feedback <strong>in</strong>sbesondereüber erzielte Erfolge wirkt unterstützend.Wir-Gefühl stärken: Häufig ist die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die eigene Verantwortlichkeit wenig ausgeprägt. „Andere“(d.h. Produzenten, der Handel, der Staat oder die Stadtverwaltung) sollen erst e<strong>in</strong>mal etwas tun. <strong>Klimaschutz</strong>ist jedoch dann besonders erfolgreich, wenn alle auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel h<strong>in</strong>wirken.Breitenwirksamkeit erzielen: Um möglichst viele Menschen zu motivieren, sollten erfolgreich realisierteProjekte durch <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit verbreitet werden. So können auch neue <strong>Klimaschutz</strong>akteureangesprochen werden.Generelle Fragestellungen2.3 Bildungs- und DiskussionsveranstaltungenNeben der Erstellung und Verbreitung von Informationsmaterialien sowie der Planungund Umsetzung verschiedener Aktionen und Kampagnen ist auch die Durchführungvon Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteilder Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>. Diese Veranstaltungen richten sich meist andie breite Öffentlichkeit, das heißt: an <strong>in</strong>teressierte Bürger, ortsansässige Institutionenoder auch Initiativen und Unternehmen.Der thematische Schwerpunkt liegt bei dieser Art von Veranstaltung auf eher generellenFragestellungen wie der Erarbeitung, Vorstellung und Diskussion e<strong>in</strong>es kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>konzeptes, e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>-Aktionsprogramms oder e<strong>in</strong>zelner160


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5Maßnahmen <strong>in</strong> den Bereichen Energie und Verkehr. So hat beispielsweise die HansestadtHamburg im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Stadt im Dialog“ den Grundste<strong>in</strong>für e<strong>in</strong>en umfassenden Diskussions- und Planungsprozess gelegt, dessen Zieldie Präsentation e<strong>in</strong>es „Masterplans <strong>Klimaschutz</strong> für Hamburg“ ist. Auch die StadtAnsbach hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>jährigen Prozess unter aktiver E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bevölkerunge<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept erstellt. Veranstaltungen dieser Art zielen häufig auf e<strong>in</strong>egrundsätzliche Stärkung des allgeme<strong>in</strong>en Umweltbewusstse<strong>in</strong>s ab.Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>kongress <strong>in</strong> Böbl<strong>in</strong>genDie Stadt Böbl<strong>in</strong>gen hat als Mitveranstalter mit dem baden-württembergischen M<strong>in</strong>isterium für Umwelt,Naturschutz und Verkehr im Oktober 2010 den landesweiten „Kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>kongress 2010“durchgeführt. Auf dieser Veranstaltung diskutierten über 300 Klimaexperten, Politiker und kommunaleEntscheidungsträger über erfolgreiche Ansätze und Initiativen zum <strong>Klimaschutz</strong>. In drei Foren wurden dieThemen „CO 2 -freie Kommune“, „<strong>Klimaschutz</strong> und Umweltbildung – K<strong>in</strong>dergarten, Schule und Jugend“sowie „<strong>Klimaschutz</strong> und Mobilität“ behandelt.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Böbl<strong>in</strong>gen,Baudezernat,Christ<strong>in</strong>e Kraayvanger,07031/6 69 32 01,Kraayvanger@boebl<strong>in</strong>gen.deE<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Kommunen</strong> führt darüber h<strong>in</strong>aus Fachveranstaltungen im S<strong>in</strong>ne vonFortbildungsangeboten durch. Diese richten sich <strong>in</strong> der Regel an bestimmte Zielgruppen,da sie speziellere Fragen behandeln. Neben Tagungen können <strong>in</strong> diesemBereich auch Vortragsabende, Workshops (z.B. im Rahmen der Mülheimer Initiativefür <strong>Klimaschutz</strong>) oder Sem<strong>in</strong>are (z.B. „Geme<strong>in</strong>sam für den <strong>Klimaschutz</strong> – Ältere übernehmenVerantwortung" <strong>in</strong> Hanau) stattf<strong>in</strong>den.SpezifischeFragestellungenEs können aber auch konkrete Themen wie z.B. die Nutzung von Solarenergie oderdie energetische Altbausanierung im Vordergrund stehen. So fanden beispielsweise<strong>in</strong> Dortmund <strong>in</strong> Kooperation von Umweltamt, Geschäftsbereich Stadterneuerung,und der nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Initiative „AltbauNEU“ Veranstaltungen wie „Bestandsgebäude– Attraktivität durch energetische Sanierung“, „Modernisierung derHeizung“, „Innendämmung – Behaglichkeit <strong>in</strong> attraktiver Hülle“ oder „Dach-, AußenundKellerdämmung – wärmende Kleidung für die Immobilie“ statt ( Praxis-BeispielAltbauNEU, Kap. A5 3.1).Neben der Kommune als maßgeblichem Initiator/Akteur s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel weitereKooperationspartner beteiligt. Je nach Veranstaltung können die Kooperationspartnerbereits bei der Planung und Organisation e<strong>in</strong>gebunden werden oder als Fortbildungsträger(z.B. Wirtschaftsverbände, Kammern, Innungen, Vere<strong>in</strong>e und Verbände)im Rahmen der Durchführung für <strong>in</strong>haltliche Inputs/Impulse sorgen.Damit die Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich ist, sollen die Mitarbeiter der Kommunemit gutem Beispiel vorangehen. Somit beg<strong>in</strong>nt die Öffentlichkeitsarbeit bereits mitder Schulung der Verwaltungsmitarbeiter ( Kap. A4 3.3.3) zu eigenem bewusstemHandeln sowie zu <strong>in</strong>formativem, kooperativen und unterstützenden, zum Teil auchbeispielgebenden Verhalten gegenüber der Bevölkerung.Verwaltung als Vorbild161


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungChecklisteUmweltgerechte Organisation von VeranstaltungenBei der Planung und Organisation sollte sich die Kommune aufgrund ihrer Vorbildfunktion auch ane<strong>in</strong>er umweltgerechten Durchführung von Veranstaltungen orientieren:Quelle:Difu nach BMU und UBA(Hrsg.) (2010): Leitfadenfür die umweltgerechteOrganisation vonVeranstaltungen, Berl<strong>in</strong>und Dessau-Roßlau.Auswahl des Veranstaltungsortes(bzw.-gebäudes) imH<strong>in</strong>blick auf(a) Mobilität und(b) Energieversorgungund -verbrauchBeschaffung vonProdukten undDienstleistungenCater<strong>in</strong>gAbfallmanagementUmgang mit WasserErreichbarkeit mit nicht motorisierten und öffentlichen Verkehrsmitteln(ÖPNV), Pr<strong>in</strong>zip der „kurzen Wege“Wahl von Veranstaltungszeiten (Beg<strong>in</strong>n/Ende), die den Teilnehmern e<strong>in</strong>eproblemlose An- und Abreise mit dem öffentlichen Verkehr ermöglichenInformationen zur Benutzung umweltverträglicher Verkehrsmittel (Wegbeschreibung,Fahrplanauskünfte) durch H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>ladung und Aushängeam VeranstaltungsortSchaffen von Anreizen für die Nutzung öffentlicher und/oder umweltfreundlicherVerkehrsmittel, z.B. durch Anbieten von Kombitickets (E<strong>in</strong>trittskartezur Veranstaltung be<strong>in</strong>haltet zusätzlich die kostenlose Nutzung desÖPNV)Organisation e<strong>in</strong>es Shuttle-Services oder von Fahrgeme<strong>in</strong>schaften für dieWege zwischen Hotel, Veranstaltungsort und/oder Ankunfts-/AbreiseortNutzung von erneuerbaren Energien, Ökostrom, Kraft-Wärme-KopplungKe<strong>in</strong>e masch<strong>in</strong>elle Kühlung der RäumeE<strong>in</strong>satz energieeffizienter GeräteBerücksichtigung der Umweltkriterien des Umweltzeichens „Blauer Engel“oder des Europäischen UmweltzeichensPapiersparen (doppelseitiger Druck, M<strong>in</strong>imierung der Zahl der verteiltenHandouts), Nutzung von Recycl<strong>in</strong>gpapierBevorzugung von Produkten aus ökologischem LandbauVerwendung von saisonalen und umweltschonend transportierten Lebensmitteln(kurze Transportwege)Bereitstellung von leitungsgebundenem Tr<strong>in</strong>kwasser <strong>in</strong> KaraffenAufstellen von Abfall<strong>in</strong>seln für die getrennte AbfallsammlungE<strong>in</strong>satz ökologisch vorteilhafter Verpackungen, z.B. MehrwegMöglichst E<strong>in</strong>satz wassersparender Armaturen und Spülkästen <strong>in</strong> Hotelsund KonferenzgebäudenMöglichst E<strong>in</strong>satz wassersparender Geräte <strong>in</strong> den Küchen162


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 53. Informations- und Beratungsangebote durchdie <strong>Kommunen</strong>Direkte Handlungsmöglichkeiten im Bereich <strong>Klimaschutz</strong> haben Städte, Geme<strong>in</strong>denund Kreise vor allem bei ihren eigenen Liegenschaften. Hier können sie durch Maßnahmenzur Energiee<strong>in</strong>sparung und -effizienz, durch E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Energiemanagementssowie des E<strong>in</strong>satzes erneuerbarer Energien e<strong>in</strong>e Vorbildfunktione<strong>in</strong>nehmen. Auch die Themenfelder Beschaffung und Mobilität (z.B. kommunalerFuhrpark) bieten e<strong>in</strong>e Vielzahl direkter kommunaler E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten.Für e<strong>in</strong>e umfassende <strong>Klimaschutz</strong>strategie ist es jedoch notwendig, nicht nur die eigenenkommunalen Handlungsoptionen auszuschöpfen, sondern auch auf die Bereichee<strong>in</strong>zuwirken, die nur <strong>in</strong>direkt bee<strong>in</strong>flussbar s<strong>in</strong>d. Durch weitreichendeInformations- und Beratungsangebote sollten sowohl die Bürger als auch Gewerbe,Handel, Dienstleister und Industrie e<strong>in</strong>bezogen werden. Aufklärungsarbeit und dasAufzeigen von konkreten Handlungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d Grundlagen dafür, die vonPolitik und Verwaltung formulierten <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu erreichen.Die Potenziale für den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> können nur dann ausgeschöpftwerden, wenn es den kommunalen Entscheidungsträgern gel<strong>in</strong>gt, Bürger und anderelokale Akteure von geme<strong>in</strong>samen Zielen zu überzeugen und sie für diese zu begeistern.Im Rahmen e<strong>in</strong>er umfassenden <strong>Klimaschutz</strong>strategie erfordert dies e<strong>in</strong> konsequentesund nachvollziehbares Handeln. Es gilt, alle Akteure zu überzeugen und zumotivieren und somit ihr Engagement für den <strong>Klimaschutz</strong> zu fördern.3.1 Information und Beratung zum Thema „Energie“Wichtige Ansatzpunkte des <strong>Klimaschutz</strong>es und der CO 2 -Reduktion liegen im Energiebereich.Folgende Leitziele gilt es durch kommunale Informations- und Beratungsangebotezu vermitteln:den Energiebedarf durch veränderte Verhaltensweisen und verbesserte Wirkungsgrade<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Verbrauchssektoren deutlich zu senken (Energie sparen),den E<strong>in</strong>satz von regenerativen Energiequellen zu fördern und fossile Energieträgerzu substituieren (Alternativen erschließen),die Energie aus fossilen, nicht erneuerbaren Energiequellen effizienter zu erzeugenund umzuwandeln (Verluste vermeiden).Durch das Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeiten mit Hilfe kommunaler Energieberatungsollen die Bereitschaft des E<strong>in</strong>zelnen, zu handeln, geweckt und damitdie Motivation, selbst e<strong>in</strong>en Beitrag zur Umsetzung der <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu leisten,gefördert werden.Im Rahmen der verschiedenen lokalen Energieberatungsangebote nehmen <strong>Kommunen</strong>e<strong>in</strong>e besondere Rolle e<strong>in</strong>. Sie gewährleisten Unabhängigkeit, da sie ke<strong>in</strong> kommerziellesInteresse verfolgen, die Beratung als öffentliche Aufgabe wahrnehmenund nicht auf e<strong>in</strong>e spezielle Klientel festgelegt s<strong>in</strong>d. Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreisehaben ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Informationen und Beratungen zumThema „Energie“ anzubieten. Vorteilhaft ist es, wenn die Kommune beispielsweiseim Rathaus e<strong>in</strong>e zentrale Anlaufstelle e<strong>in</strong>richtet, die regelmäßig (Initial-)Beratungendurchführt, umfangreiche, möglichst zielgruppenspezifische, Informationsmaterialienbereithält und weiterführende (Vor-Ort-) Beratungen vermittelt. Daneben spielen telefonischeBeratungen oder zunehmend das Internet als allgeme<strong>in</strong>e Informations-Ziele der EnergieberatungKommunaleEnergieberatung163


A 5Öffentlichkeitsarbeit und Beratungplattform e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Viele Umweltämter nutzen bereits diese verschiedenenInstrumente, um Interessierten e<strong>in</strong> breites Informations- und Beratungsangebot zurVerfügung zu stellen, unter anderen auch die Stadt Hagen ( Praxis-Beispiel Hagen).Nur wenige <strong>Kommunen</strong> können jedoch Verwaltungsmitarbeiter (z.B. kommunale Energiebeauftragte)für Energieberatungen e<strong>in</strong>setzen, nicht zuletzt weil entsprechende personelleund f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen fehlen. Alternativ stellen daher <strong>Kommunen</strong> auchRathausräume zur Verfügung und b<strong>in</strong>den externe Berater (Kooperationspartner) e<strong>in</strong>.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Hagen,Umweltamt,Hans Joachim Wittkowski,02331/207 37 63,hans-joachim.wittkowski@stadt-hagen.deEnergieberatung der Stadt HagenIm Umweltamt der Stadt Hagen gibt es e<strong>in</strong>e Reihe von Informations- und Beratungsangeboten zu denThemen <strong>Klimaschutz</strong> und Energie. Neben themenspezifischen Informationsmaterialien werden auchFortbildungen und Fachsem<strong>in</strong>are angeboten. Aktuell wurde <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem örtlichen EnergiedienstleisterMark-E auch e<strong>in</strong> Elektromobilitätstag <strong>in</strong> Ergänzung zum Umwelttag etabliert. In der AG„Gesunde Stadtentwicklung“ wird das Thema <strong>Klimaschutz</strong> und Energieberatung durch das Umweltamtebenfalls immer wieder aufgegriffen, um Bürger <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är zu beraten und um öffentlichkeitswirksameAktionen durchzuführen (z.B. Presseterm<strong>in</strong> zum Ausblasen mit Zellulosedämmstoff). Ferner werdenvom Umweltamt Beratungen, speziell zu den Anforderungen und gesetzlichen Bestimmungen desErneuerbare-Energien-Wärmegesetzes <strong>in</strong> Neubauten im Baugenehmigungsprozess angeboten. Im Rahmendes Netzwerks „Gebäudeberatung – Energiesparen – Modernisieren“ arbeitet das Umweltamtmit der Wirtschafts- und Servicegesellschaft des Handwerks mbH, der Verbraucherzentrale Hagen,Bürgervere<strong>in</strong>en sowie den Mitarbeitern des örtlichen Energiedienstleisters Mark-E zusammen. Mit mehrerenEnergieberatern und Bankfachleuten werden umfassende Lösungen rund um die Themen Energiesparen,Modernisierung und F<strong>in</strong>anzierung angeboten. Im Zusammenhang mit dem Programm derKlimaFair-Förderung des Energiedienstleisters wird weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Energieberatung für Sanierer oderNutzer von regenerativen Energien und Effizienztechniken angeboten.Neben der Kommune, die direkt Beratungsangebote bereitstellt, gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahlweiterer lokaler Akteure, die Energieberatungen <strong>in</strong> Kooperation mit der Kommuneoder eigenständig anbieten, unter anderenlokale Energieversorger,Verbraucherzentralen,lokale und regionale Energieagenturen,Mietervere<strong>in</strong>e,Handwerksbetriebe und Fachhandel (bzw. die dazugehörigen Verbände),Schornste<strong>in</strong>feger als Initialberater,Ingenieur- und Architekturbüros,selbstständige Energieberater.KooperationspartnerNeben den Verbraucherzentralen beteiligen sich oftmals die lokalen Energieversorgungsunternehmenan der F<strong>in</strong>anzierung und Durchführung von Energieberatungensowie der Bereitstellung von Informationsmaterialien. Vorteilhaft ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang,dass den Energieversorgungsunternehmen die meisten Verbrauchsdatenbereits zur Verfügung stehen. Kunden können somit direkt angesprochen und<strong>in</strong>dividuelle Energiesparmaßnahmen identifiziert werden. Außerdem verfügen Energieversorgungsunternehmen<strong>in</strong> der Regel über ausreichend Kapital zur F<strong>in</strong>anzierunggrößerer Projekte, <strong>in</strong> denen Fördergelder, Bonussysteme und Öffentlichkeitsarbeitkomb<strong>in</strong>iert werden können ( Kap. A4 3.2.3). Für e<strong>in</strong>e große Zahl von Energieversorgungsunternehmenist die Energieberatung zu e<strong>in</strong>em wichtigem Instrument unde<strong>in</strong>er zentralen Komponente ihrer Energiedienstleistungen geworden.Unterstützung bei der Energieberatung erhalten die <strong>Kommunen</strong> zudem durch e<strong>in</strong>eVielzahl von regionalen Energieagenturen, die sowohl Bürger als auch Unternehmenberaten und unterstützen. In Baden-Württemberg hat sich beispielsweise bereits e<strong>in</strong>164


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5flächendeckendes Netz regionaler Energieagenturen gebildet, nicht zuletzt durchLandeszuschüsse, die für die Gründung bereitgestellt werden. Auch die <strong>Kommunen</strong>selbst können dort wertvolle Informationen erhalten.Da die Beratungsleistungen der verschiedenen Anbieter zum Teil nicht aufe<strong>in</strong>anderabgestimmt s<strong>in</strong>d, ist es notwendig, dass die Kommune e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende Funktionübernimmt – auch um ihre eigenen energiepolitischen Ziele umsetzen zu können.Ziel ist es, die vorhandenen Beratungsangebote zu bündeln und diese Kooperationenauch nach außen transparent zu machen.Aufgrund des Fehlens personeller und f<strong>in</strong>anzieller Kapazitäten können nur wenige<strong>Kommunen</strong> eigenes Personal für Energieberatungen bereitstellen; sie s<strong>in</strong>d daher aufdie Kooperation mit externen Akteuren angewiesen. Wichtig ist es deshalb, e<strong>in</strong> Netzwerkder Energieberatung aufzubauen und weiterzuentwickeln, an dem möglichstalle örtlichen Träger beteiligt s<strong>in</strong>d. Beispiele für solche Netzwerke f<strong>in</strong>den sich unteranderem <strong>in</strong> den Städten Heidelberg und Augsburg ( Praxis-Beispiel Heidelberg, Praxis-BeispielAugsburg).Aufbau von NetzwerkenNetzwerk Energieberatung <strong>in</strong> HeidelbergIm Rahmen der städtischen <strong>Klimaschutz</strong>kampagne „Klima sucht Schutz <strong>in</strong> Heidelberg ... auch bei dir!“hat das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie der Stadt Heidelberg <strong>in</strong> Kooperation mitzahlreichen Beteiligten e<strong>in</strong> Energieberaternetzwerk gegründet.Ziel des Netzwerkes ist es, den Bürgern kompetente Beratung und umfassende Informationen rund umdas Thema „Energieausweise, Sanierung und Neubau“ anzubieten. An dem Netzwerk s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>sammit der Stadt Heidelberg die Heidelberger Stadtwerke, die <strong>Klimaschutz</strong>- und Energie-BeratungsagenturHeidelberg-Nachbargeme<strong>in</strong>den (KliBA), die Handwerkskammer Mannheim sowie zahlreiche Handwerker,Architekten, Ingenieure und Energieberater beteiligt. Im Zuge der Netzwerkgründung wurde außerdeme<strong>in</strong>e Internet-Datenbank e<strong>in</strong>gerichtet. In ihr f<strong>in</strong>den sich die Adressen von Handwerkern, Ingenieuren, Energieberaternund Architekten, die aufgrund ihrer Qualifikationen die verschiedenen Energieausweise ausstellenbzw. e<strong>in</strong>e Energieberatung durchführen können. Mit e<strong>in</strong>em Klick können <strong>in</strong>teressierte Bürger soden Berater zum richtigen Energieausweis oder zu Sanierungsfragen <strong>in</strong> nächster Nachbarschaft f<strong>in</strong>den.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Heidelberg,Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsichtund Energie,Robert Persch,06221/584 53 21,Robert.Persch@Heidelberg.deAuch <strong>in</strong>terkommunale Kooperationen bieten sich bei Informations- und Beratungsangebotenan. Personal- und Kostenaufwand können durch geme<strong>in</strong>same Aktionenund die Entwicklung von geme<strong>in</strong>samen Informationsmaterialien e<strong>in</strong>gespart werden.So zeigt z.B. das Projekt „AltbauNeu“ ( Praxis-Beispiel), wie durch koord<strong>in</strong>iertes,geme<strong>in</strong>sames Vorgehen das Informations- und Beratungsangebot ausgebaut werdenkann.Das Beratungsangebot der <strong>Kommunen</strong> kann zumeist nicht über e<strong>in</strong>e Initialberatungh<strong>in</strong>ausgehen. Für den Ratsuchenden ist es daher wichtig, weitere kompetente Ansprechpartner,z.B. für e<strong>in</strong>e detaillierte Vor-Ort-Beratung vermittelt zu bekommen.Mittlerweile bietet das Internet e<strong>in</strong>e Vielzahl von Datenbanken, <strong>in</strong> denen Energieberateraufgelistet s<strong>in</strong>d. Die Bezeichnung „Energieberater“ ist gesetzlich jedoch nichtgeschützt, <strong>in</strong> der Regel handelt es sich um Architekten und Ingenieure mit besondererZusatzqualifikation oder Fachberater des Handwerks (z.B. Elektriker, Dachdecker).Um die Qualität der Beratungen sicherzustellen, müssen die Berater beiAufnahme <strong>in</strong> die Datenbank bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen. <strong>Kommunen</strong> solltenauf ihren Internetseiten nur solche Datenbanken anbieten oder verl<strong>in</strong>ken, beidenen diese Kriterien berücksichtigt (z.B. zertifizierte Berater durch die BAFA) undtransparent dargestellt s<strong>in</strong>d.Energieberater-Datenbanken165


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungPraxis-BeispielAnsprechpartner:EnergieAgentur.NRW,Markus Feldmann,0202/245 52 66,Feldmann@energieagentur.nrw.de„AltbauNEU“: E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Initiative von Städten und Kreisen <strong>in</strong> NRWDas Projekt „AltbauNEU“ ist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Initiative von neun Städten und sieben Kreisen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen.Aufgabe des Projekts ist es, <strong>in</strong>teressierten <strong>Kommunen</strong> und geme<strong>in</strong>nützigen Institutionendie vorhandenen Erfahrungen im Bereich lokaler und regionaler Initiativen zur energetischen Gebäudemodernisierungzu vermitteln und sie bei ihren eigenen Aktivitäten als Multiplikatoren zu unterstützen.Damit sollen e<strong>in</strong> Know-how-Transfer zwischen Gebietskörperschaften und regionalen Initiativen bzw.Netzwerken im Bereich energetischer Gebäudemodernisierung erreicht, der Arbeits- und Kostenaufwandreduziert sowie Öffentlichkeitsarbeit geme<strong>in</strong>sam genutzt werden. Das Projekt zielt <strong>in</strong>sbesondere daraufab, auf spezifische lokale Besonderheiten zu reagieren und <strong>in</strong>dividuell zugeschnittene Dienstleistungsangebote(z.B. Fachberatungen) bereitzustellen. Module und Materialien werden geme<strong>in</strong>sam entwickeltund genutzt, öffentlichkeitswirksame Aktionen geme<strong>in</strong>sam vorbereitet und dann lokal durchgeführt.Neben der Bereitstellung der „AltbauNEU“-Internetseite werden verschiedene Maßnahmen im BereichÖffentlichkeitsarbeit durchgeführt. Kooperationspartner s<strong>in</strong>d die Handwerkskammer Münster, die örtlichenKreishandwerkerschaften, Wirtschaftsförderer, Energieberater, Handwerker, Ingenieure und Architekten,Banken und Sparkassen. Das Projekt wird durch das M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Mittelstand undEnergie des Landes NRW f<strong>in</strong>anziell unterstützt und von e<strong>in</strong>em Ingenieurbüro betreut. Fachlich unterstütztwird das Projekt durch die EnergieAgentur.NRW und die Verbraucherzentrale Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen.Kosten derEnergieberatungDie von den <strong>Kommunen</strong> angebotenen Informations- und Beratungsangebote s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> der Regel kostenfrei. Wenn mit Kooperationspartnern zusammengearbeitet wird,wird teilweise e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Unkostenbeitrag für die Energieberatung erhoben. Beiden kostenfreien Angeboten der <strong>Kommunen</strong> handelt es sich zumeist um telefonischeoder persönliche Initialberatungen.Umfangreichere und damit kosten<strong>in</strong>tensivere Angebote wie z.B. Vor-Ort-Beratungenwerden vor allem dann wahrgenommen, wenn die Initialberatung bereits erheblicheE<strong>in</strong>sparpotenziale aufgezeigt hat. E<strong>in</strong> Anreiz für weiterführende Beratungsgesprächebieten außerdem Zuschüsse zur Energieberatung, die e<strong>in</strong>ige <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> Kooperationmit anderen Akteuren, wie z.B. den lokalen Energieversorgern ( Praxis-BeispielLeipzig, Kap. A4 3.2.3) oder Stiftungen, anbieten können. Die Ma<strong>in</strong>zer Stiftung für<strong>Klimaschutz</strong> und Energieeffizienz bietet z.B. e<strong>in</strong> Intensiv-Beratungsangebot für Sanierungs<strong>in</strong>teressiertezum Festpreis an.Praxis-H<strong>in</strong>weisQuelle:Zusammenstellung nachWagener-Lohse (1995),S. 13 ff.Kriterien der EnergieberatungUnabhängigkeit: Energieberatung sollte von Institutionen angeboten werden, die e<strong>in</strong>e unabhängigeund produktneutrale Beratung gewährleisten.Umsetzungsorientierung: E<strong>in</strong> auf Umsetzung orientiertes Beratungsgespräch muss die Hemmnisse füre<strong>in</strong>zelne Energiesparmaßnahmen beim Ratsuchenden erfassen und geeignete Gegenmaßnahmen zurÜberw<strong>in</strong>dung nennen.Kosteneffizienz: Da der Kunde nur zum Teil davon überzeugt ist, durch die Beratung tatsächlich e<strong>in</strong>enf<strong>in</strong>anziellen Vorteil zu haben, wird er eher e<strong>in</strong>e kostenlose Energieberatung aufsuchen. Liegt der f<strong>in</strong>anzielleE<strong>in</strong>sparerfolg jedoch auf der Hand, wird der Kunde unter Nutzung se<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>sparpotenzials zurBezahlung bereit se<strong>in</strong>.Evaluierbarkeit: Hier ist die Frage zu stellen, ob die zur Beratung e<strong>in</strong>gesetzten f<strong>in</strong>anziellen Mittel denim allgeme<strong>in</strong>en Interesse liegenden Zweck erfüllt haben. In der Durchführung von Energieberatungsprogrammensollte daher m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Dokumentation über Aufwand und Nutzen enthalten se<strong>in</strong>.ZielgruppenorientierteBeratungsangeboteDie öffentlich angebotene Energieberatung richtet sich neben privaten Haushaltenauch an Industrie- und Gewerbebetriebe sowie Wohnungsunternehmen. ZielgruppenorientierteAngebote s<strong>in</strong>d von besonderer Bedeutung, da für Energiesparmaßnahmen<strong>in</strong> den verschiedenen Bereichen zum Teil spezifische Informationsgrundlagenerforderlich s<strong>in</strong>d.166


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5ZielgruppePrivate HaushalteIndustrie/GewerbeWohnungsunternehmenThemenHeizkostenabrechnung, TarifgestaltungEnergiesparende HaushaltsgeräteEnergiesparende WarmwasserbereitungEnergiee<strong>in</strong>sparung bei HeizungsanlagenWärmeschutz von Gebäuden durch Fenster, Bau- und DämmstoffeE<strong>in</strong>satz erneuerbarer EnergienEnergiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV)EnergiepassFördermöglichkeiten für e<strong>in</strong>zelne MaßnahmenEnergiemanagementProzessoptimierungAbwärmenutzungKomb<strong>in</strong>ierte Wärme- und StromerzeugungFremdf<strong>in</strong>anzierung energiesparender MaßnahmenInvestitionsm<strong>in</strong>imierung durch Synergieeffekte (Modernisierung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit Sanierungen)Energieeffiziente Heizungs- und WarmwasserbereitungsanlagenFördermöglichkeitenTabelle 6:Themenbereiche derEnergieberatungQuelle:Modifiziert nach Wagener-Lohse (1995), S. 20.In den letzten Jahren ist e<strong>in</strong>e Trendwende zu erkennen: Immer häufiger werden spezielleZielgruppen angesprochen, z.B. Schulen, verschiedene Haushaltstypen oderGewerbebranchen. Gründe hierfür s<strong>in</strong>d der unterschiedliche Beratungsbedarf unddie Erkenntnis, dass konkrete H<strong>in</strong>weise und Informationen für die jeweilige Zielgruppeeher zum Erfolg führen.Neben den kommunalen Gebäuden wird <strong>in</strong> vielen bundesdeutschen <strong>Kommunen</strong><strong>in</strong>sbesondere der Wohnungsbau als wichtiges Aufgabenfeld für Beratungsangeboteangesehen, denn hier lassen sich erhebliche CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale erschließen.Verstärkte Aktivitäten der <strong>Kommunen</strong> haben <strong>in</strong> den letzten Jahren bereits zu deutlichenE<strong>in</strong>sparungen im Energiesektor geführt. Im Verbund mit zahlreichen technischenwie organisatorischen Maßnahmen leisten kommunale Beratungsangebotehierzu ihren Beitrag.Beratungsprogramme imWohngebäudebereichBei der Umsetzung von Energiesparmaßnahmen <strong>in</strong> Altbauten können der Energieverbrauchum bis zu 60 Prozent gesenkt und damit klimaschädliche Emissionen <strong>in</strong> größeremUmfang vermieden werden, die durch Verluste bei Raumheizung oderWarmwasserbereitung entstehen. Um zu Energiesparmaßnahmen im Wohngebäudebestandzu motivieren, wenden e<strong>in</strong>ige Städte und Stadtwerke <strong>in</strong>zwischen umfassendeStrategien an, mit denen sie möglichst viele Akteure des Baubereichs an e<strong>in</strong>emTisch versammeln ( Praxis-Beispiel Augsburg). Ziel ist es, für die Bevölkerung e<strong>in</strong> unabhängiges,kostenfreies – oder möglichst kostengünstiges – Beratungsangebot bereitzustellen.Durch die verstärkte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Gewerbebetrieben (vor allemBaugewerbe) erhält die Energieberatung e<strong>in</strong>e Bedeutung <strong>in</strong> doppelter H<strong>in</strong>sicht, dadas Handwerk gerade im Bereich Gebäudesanierung als wichtiger Multiplikator wirkt.Im Wohngebäudebereich ist es notwendig, auf den Informations- und Beratungsbedarfunterschiedlicher Zielgruppen (Hauseigentümer, Bauherren, Mieter) e<strong>in</strong>zugehen.Auch <strong>in</strong>nerhalb der jeweiligen Zielgruppen s<strong>in</strong>d spezifische Herangehensweisens<strong>in</strong>nvoll. So werden beispielsweise verstärkt Projekte und Programme für e<strong>in</strong>kommensschwacheHaushalte angeboten (siehe Praxis-Beispiel Nürnberg). Sie s<strong>in</strong>d besondersvon steigenden Energiekosten belastet, für die häufig die <strong>Kommunen</strong>aufkommen müssen. Insbesondere beim Thema „Energiesparen“ bietet die Verknüpfungvon <strong>Klimaschutz</strong>- und sozialpolitischen Handlungszielen daher wertvolle Synergieeffekte.167


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungPraxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Augsburg,Umweltamt,Abteilung <strong>Klimaschutz</strong>,Hans-Peter Koch,0821/324 73 26,hans-peter.koch@augsburg.de„e+haus – Gebäude energetisch modernisieren“ der Stadt AugsburgMit der Kampagne „e+haus – Gebäude energetisch modernisieren“, die 2006 gestartet wurde, sprichtdie Stadt Augsburg auf unterschiedlichen Wegen private Haushalte an. Ziel ist es, die CO 2 -Emissionenim Gebäudebereich zu reduzieren. Um das Angebot bekannt zu machen, wurde e<strong>in</strong> Logo entwickelt,welches das Thema auch optisch onl<strong>in</strong>e und offl<strong>in</strong>e im Alltag der Bürger platziert. Das e<strong>in</strong>heitliche Designlässt die Kampagne vor Ort wie e<strong>in</strong>e „Marke“ wirken und steigert den Wiedererkennungswert.E<strong>in</strong>e Vielzahl kostenloser Informations- und Beratungsmöglichkeiten ebnet Haus- und Wohnungseigentümernden Weg zu energetischen Modernisierungsmaßnahmen an ihren Gebäuden. Alle Informationen,die für „E<strong>in</strong>steiger“ wichtig s<strong>in</strong>d, wurden <strong>in</strong> der Infomappe „e+haus Gebäude energetischmodernisieren – bei uns s<strong>in</strong>d Sie richtig!“ zusammengefasst. Neben e<strong>in</strong>er Internetseite mit Energiechecksfür Gebäude sowie praktischen Tipps zur Umsetzung und F<strong>in</strong>anzierung beantwortet e<strong>in</strong>e Service-Hotl<strong>in</strong>eFragen direkt und stellt Kontakt zu Experten her. Um diesen Service für die Bürgeranzubieten, arbeiten zahlreiche Fachleute aus den Bereichen Energie, Bau und F<strong>in</strong>anzierung Hand <strong>in</strong>Hand mit der Stadt zusammen. Sie bilden e<strong>in</strong> fest etabliertes Netzwerk, das sich regelmäßig an e<strong>in</strong>enTisch setzt. Weitere Informationsangebote hält die Initiative „e+haus“ auf verschiedenen Veranstaltungenund Messen sowie bei ihren Qualifizierungs- und Schulungsangeboten bereit.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Wilhelmshaven,Fachbereich Umwelt,Gerold Janssen,04421/16-2540,gerold.janssen@stadt.wilhelmshaven.deWärmeschutzpartner Wilhelmshaven – FrieslandDie Wärmeschutzpartner Wilhelmshaven – Friesland s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative der Stadt Wilhelmshavenund des Landkreises Friesland mit verschiedenen Akteuren. Seit September 2003 leistendie „Wärmeschutzpartner“ unter e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Dach durch Öffentlichkeitsarbeit und <strong>in</strong>dividuelleBeratungstätigkeit Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit rund um das Thema „Energetische Modernisierung<strong>in</strong> Wohngebäuden“. Erklärte Ziele s<strong>in</strong>d die Verr<strong>in</strong>gerung des Ausstoßes von CO 2 durchdie energetische Sanierung von Gebäuden, e<strong>in</strong>e nachhaltige Senkung bzw. Begrenzung der Heizkostenfür Gebäudenutzer, die Förderung und Belebung der regionalen Bauwirtschaft sowie die Entwicklungbzw. Sicherung e<strong>in</strong>es zukunftsfähigen Gebäudebestandes.Aktuell kooperieren <strong>in</strong> der regionalen Geme<strong>in</strong>schafts<strong>in</strong>itiative im Raum Wilhelmshaven – Friesland rund45 Partner, darunter Energieberater, Verbände, ausführende Betriebe verschiedener Baugewerke, regionaleKredit<strong>in</strong>stitute und Immobilienunternehmen. E<strong>in</strong> „P<strong>in</strong>gu<strong>in</strong> mit Haus“ symbolisiert als Markenzeichendie Partnerschaft von <strong>Klimaschutz</strong> und der Zukunftsfähigkeit e<strong>in</strong>er nachhaltigen Gebäudewirtschaft.Neben e<strong>in</strong>er kostenfreien Hotl<strong>in</strong>e sowie e<strong>in</strong>em Internetauftritt wurde als zentrales Beratungs<strong>in</strong>strumentder Wärmeschutzpartner der „Energiepass Wilhelmshaven“ als kommunaler Vorläufer des heute nachder Energiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV) geregelten Gebäudeenergieausweises e<strong>in</strong>gesetzt. Er umfasst e<strong>in</strong>eenergetische Bewertung und Analyse der Gebäude sowie Modernisierungsempfehlungen, die Beschreibungund günstige Abfolge e<strong>in</strong>zelner erforderlicher Maßnahmen sowie die f<strong>in</strong>anziellen Fördermöglichkeiten.Rückmeldungen bestätigen, dass der überwiegende Teil der Hausbesitzer den Energiepass alswichtige Entscheidungshilfe bewertet. So setzen über die Hälfte der Befragten die empfohlenen E<strong>in</strong>sparmaßnahmenum oder haben Schritte zur Umsetzung e<strong>in</strong>geleitet.E<strong>in</strong>satz erneuerbarerEnergienInformation und Beratungdurch PraxisnäheEnergieberatung sollte neben dem Energiesparen immer auch über die Nutzung erneuerbarerEnergien <strong>in</strong>formieren. E<strong>in</strong>e Vielzahl von Städten, Geme<strong>in</strong>den und Kreisen nutzt<strong>in</strong> ihren Liegenschaften bereits erneuerbare Energien und kann öffentlichkeitswirksamdarüber <strong>in</strong>formieren und beraten. In vielen kommunalen Gebäuden zeigen beispielsweiseAnzeigetafeln, wie viel Strom durch die Photovoltaikanlage auf dem kommunalenDach produziert wird. Auch das Angebot e<strong>in</strong>es Solardachkatasters <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mite<strong>in</strong>er Solardachbörse auf der Homepage der Kommune kann die Bevölkerung motivieren,selbst <strong>in</strong> erneuerbare Energien zu <strong>in</strong>vestieren ( Praxis-Beispiel Wiesbaden).Insbesondere <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren, ländlichen Geme<strong>in</strong>den ist der E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energienweit fortgeschritten, da dort <strong>in</strong> der Regel die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>enE<strong>in</strong>satz besonders gut s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d bereits energieautark (bekanntesBeispiel ist das Bioenergiedorf Jühnde <strong>in</strong> Niedersachsen), andere <strong>Kommunen</strong>möchten dieses Ziel noch erreichen. Energieautarkie bedeutet dezentrale StromundWärmeversorgung mittels erneuerbarer Energien und die Nutzung regional ver-168


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5fügbarer Ressourcen. Hiermit verbunden ist e<strong>in</strong>e regionale Wertschöpfung, da durchneue Betätigungsfelder Arbeitsplätze geschaffen werden und damit e<strong>in</strong> Impuls fürwirtschaftliche Entwicklung gesetzt wird. Zudem kann Energieautarkie das Imageund die Identifikation mit e<strong>in</strong>er Region prägen.„EnergieSparProjekt“ für Hilfeempfänger und Ger<strong>in</strong>gverdiener <strong>in</strong> NürnbergDas „EnergieSparProjekt “ (ESP) der Stadt Nürnberg wurde 2008 vom Sozialamt gestartet, um den alarmierendhohen Energiekosten <strong>in</strong> Haushalten von Hilfeempfängern und Ger<strong>in</strong>gverdienern zu begegnen.Das Projekt läuft zunächst bis Ende 2011, soll aber verstetigt werden. Oberstes Ziel ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“.Über <strong>in</strong>tensive, persönliche Beratungen durch freiberuflich tätige Architekten und Ingenieure mite<strong>in</strong>er Zusatzausbildung als Energieberater sowie e<strong>in</strong>er speziellen sozialen Schulung sollen e<strong>in</strong>kommensschwacheHaushalte zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Senkung ihres Energieverbrauchs befähigt werden. Für daskostenlose Angebot wurde e<strong>in</strong> dreistufiges Beratungskonzept entwickelt: Den ersten Kontakt zur Zielgruppesuchen die Berater <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit den sozialen Diensten, E<strong>in</strong>richtungen der Stadtund der Wohlfahrtsverbände sowie dem Jobcenter. Durch Plakate und mehrsprachiges Informationsmaterial,aber auch persönliche Ansprache wird auf das Angebot aufmerksam gemacht. Nach freiwilligerAnmeldung f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Erstberatung statt, bei der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten Fragebogen alle relevantenInformationen, wie Strom- und Heizkostenabschläge, Größe, Aufteilung, Lage und baulicher Zustand derWohnung, von e<strong>in</strong>em Berater erfasst werden. Zudem gibt dieser bereits erste Tipps zum sofortigen Energiesparen.Die bei der Erstberatung herausgefilterten Schwerpunkthemen werden <strong>in</strong> bis zu drei Folgeberatungenvertieft. Zur Unterstützung werden bei Bedarf Hilfsmittel wie Energiesparlampen übergebenoder Spenden zur Neuanschaffung e<strong>in</strong>es energieeffizienten Gerätes vermittelt. Durch die E<strong>in</strong>beziehungdes Themas „Gebäudesubstanz“ werden auch die Hausbesitzer motiviert, die Energieeffizienz ihrer Gebäudezu verbessern. Weitere Ziele s<strong>in</strong>d die Entlastung des kommunalen Haushaltes über die im Rahmender Beratungen erzielten Heizkostene<strong>in</strong>sparungen sowie e<strong>in</strong>e Reduktion des CO 2 -Ausstoßes <strong>in</strong> der Stadt.Neben e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeitsarbeit setzt das Projekt auf enge Vernetzung mit verschiedenen E<strong>in</strong>richtungenund Initiativen vor Ort. Auf diese Weise werden e<strong>in</strong>e hohe Multiplikatorwirkung und lokaleAkzeptanz erreicht.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Stadt Nürnberg,Amt für Existenzsicherungund soziale Integration,Gundula Blaszyk,0911/231 57 70,gundula.blaszyk@stadt.nuernberg.deSolarstromkampagne „Sonne sucht Dach“ aus WiesbadenZiel der Wiesbadener Solarkampagne „Sonne sucht Dach“ ist es, den Anteil an solar erzeugtem Stromdeutlich zu erhöhen und sich damit dem Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen Stromversorgung anzunähern. DieKampagne leistet damit auch e<strong>in</strong>en Beitrag zur Erreichung der selbst gesetzten <strong>Klimaschutz</strong>ziele fürWiesbaden, die unter anderem vorsehen, bis zum Jahr 2020 den Anteil regenerativer Energien auf 20Prozent zu erhöhen. An der Spitze der Kampagne stehen Oberbürgermeister und Umweltdezernent<strong>in</strong>,die Planung und Durchführung erfolgte über das städtische Umweltamt. Die Grundlage von „Sonnesucht Dach“ bildet das Wiesbadener Solarkataster, das erste se<strong>in</strong>er Art <strong>in</strong> Hessen. Es wurde im Juli 2009onl<strong>in</strong>e gestellt und zeigt mit wenigen „Klicks“, ob die eigene Dachfläche für die Erzeugung von Solarstromgeeignet ist oder nicht. Die Solarstromkampagne selbst steht auf drei Säulen:1) Wiesbaden rüstet alle geeigneten städtischen Dachflächen mit Solarstromanlagen aus. Bürgern undUnternehmen wird e<strong>in</strong> umfassendes und kostenloses Beratungsprogramm zu Solarstromanlagenangeboten, darüber h<strong>in</strong>aus gab es zum Kampagnenstart 1.000 Euro Spr<strong>in</strong>terprämie für die erstenzehn Solarstrom-Anlagen.2) Die angebotenen Beratungsgespräche f<strong>in</strong>den überwiegend im städtischen Umweltladen, der zentralenAnlaufstelle für Bürger, aber auch bei den Kooperationspartnern der Kampagne (<strong>Klimaschutz</strong>agenturWiesbaden, Nassauische Sparkasse, ESWE Versorgungs AG = Stadtwerke) statt. Hier standauch <strong>in</strong> den ersten zwei Monaten e<strong>in</strong>e vom Umweltamt erarbeitete Ausstellung „Photovoltaik –Strom von der Sonne“. Sie wird zum Entleihen angeboten.3) Wiesbaden errichtet und betreibt Solaranlagen, an denen sich Bürger als Gesellschafter beteiligenkönnen (Bürgersolaranlagen). Darüber h<strong>in</strong>aus werden angebotene Dachflächen an Dritte vermittelt,die PV-Anlagen errichten möchten.Praxis-BeispielAnsprechpartner:LandeshauptstadtWiesbaden,Umweltamt,Roland Petrak,0611/31 37 06,roland.petrak@wiesbaden.de169


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungInformation und Beratungdurch PraxisnäheAuch die Geme<strong>in</strong>de Morbach möchte bis 2010 energieautark werden und hat <strong>in</strong>diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>en umfassenden strategischen Ansatz entwickelt. E<strong>in</strong>Bauste<strong>in</strong> dieser Strategie ist die „Energielandschaft“ ( Praxis-Beispiel Morbach), diepraxisnah die Nutzung erneuerbarer Energien vermittelt.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Geme<strong>in</strong>de Morbach,Bauabteilung,Michael Grehl,06533/7 13 17,mgrehl@ morbach.de„Morbacher Energielandschaft“Seit 1995 stand e<strong>in</strong>e 146 ha große Fläche von e<strong>in</strong>em ehemaligen US-Munitionsdepot zur Verfügung. ImFrühjahr 2001 entstand aus der Verwaltung heraus die Idee, das Gelände für die Gew<strong>in</strong>nung von W<strong>in</strong>dundSonnenenergie zu nutzen. Diese Idee wurde zur „Morbacher Energielandschaft“ weiterentwickelt.In e<strong>in</strong>er Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wurde e<strong>in</strong> Masterplan erarbeitetund mit dem Land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz abgestimmt. Die Bevölkerung wurde über Medien und öffentlicheSitzungen <strong>in</strong>formiert. Besondere Merkmale der Energielandschaft s<strong>in</strong>d:Energiesparende, unternehmens- und funktionsübergreifende Verkettung energiewirtschaftlicher Prozesse(Nutzung von Prozesswärme, Bioabfällen etc.),Technologietransfer und Entwicklung <strong>in</strong>novativer Umwelttechnologien sowie Prozessoptimierung aufBasis erneuerbarer Energien,<strong>in</strong>telligentes Stoffstrommanagement,nachhaltige, regionale Wertschöpfung,reale und virtuelle Erlebbarkeit; Vermittlung energiewirtschaftlicher, ökologischer und umwelttechnischerZusammenhänge von der Planung über die Produktion bis zur Verwertung der Reststoffe.Die Morbacher Energielandschaft besteht aus den folgenden Elementen: W<strong>in</strong>dkraftanlagen, Photovoltaikanlage,Biogasanlage, Holzpellet-Produktionsanlage, Holzhackschnitzel-Heizkraftanlage und solare Tr<strong>in</strong>kwasseraufbereitungsanlagen.Seit März 2010 nutzt die Energieberatung der VerbraucherzentraleRhe<strong>in</strong>land-Pfalz neue Räumlichkeiten im Infozentrum der Energielandschaft. Beraten wird dort jeden erstenSamstag im Monat von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Die Erstberatung über Wärmedämmung, Energiee<strong>in</strong>sparung,erneuerbare Energien sowie mögliche Fördermittel ist kostenlos, Beratungsterm<strong>in</strong>e könnenim Rathaus Morbach gebucht werden.3.2 Information und Beratung zum Thema „Verkehr“Der Verkehrssektor (ohne Luft- und Seeverkehr) gehört mit über 150 Mio. TonnenCO 2 -Emissionen pro Jahr zu den größten Emittenten <strong>in</strong> Deutschland. Um das Reduktionszielzu erreichen, muss der Ausstoß an CO 2 auch im Verkehrssektor deutlichverr<strong>in</strong>gert werden. Zusätzlich wird e<strong>in</strong>e Reduktion des <strong>in</strong>nerstädtischen Autoverkehrsvon vielen Bürgern als wünschenswert angesehen – wobei gleichzeitig e<strong>in</strong>e Aufrechterhaltungder Mobilität gefordert wird. E<strong>in</strong>e umweltverträgliche Verkehrsentwicklunggehört daher zu den wichtigen Handlungsfeldern der <strong>Kommunen</strong>, um dieTreibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Die Erarbeitung und Umsetzung e<strong>in</strong>es Verkehrsentwicklungsplansmit dem Ziel der Verkehrsvermeidung und der Förderungdes Umweltverbundes (ÖPNV, Radverkehr, Fußgänger) spielen hierbei e<strong>in</strong>e entscheidendeRolle.<strong>Klimaschutz</strong>projekte im Bereich Mobilität tragen nicht nur zu e<strong>in</strong>er Senkung der CO 2 -Emissionen bei, sondern machen Städte, Geme<strong>in</strong>den und Kreise auch attraktiver undlebenswerter. So verpflichten sich z.B. <strong>in</strong> der „Münsteraner Erklärung“ (vgl. He<strong>in</strong>richBöll Stiftung 2008) die unterzeichnenden <strong>Kommunen</strong> zu e<strong>in</strong>er Mobilitätspolitik, dieFußgängern, Fahrrad, ÖPNV und Bahn e<strong>in</strong>deutig den Vorrang gibt vor Straßenbau,Parkhäusern und dem Ausbau von Flughäfen. Instrumente s<strong>in</strong>d unter anderen derE<strong>in</strong>satz umweltfreundlicher Fahrzeuge im öffentlichen Fuhrpark und im Nahverkehr,die Ausweitung von Tempo 30-Zonen, der Ausbau des Park & Ride-Verkehrs entlangder ÖPNV-Achsen und die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er City-Maut.170


Öffentlichkeitsarbeit und BeratungA 5Die Förderung e<strong>in</strong>er umweltbewussten Verkehrsmittelwahl setzt umfassende Informationüber Alternativen zum Pkw voraus. Dafür ist es notwendig, die Bedürfnisseder Bürger im Bereich Mobilität genau zu untersuchen, um so durch gezielte MobilitätsberatungPotenziale für umweltfreundliche Verkehrsmittel zu erschließen. Zielist es, durch Information und Motivation Verhaltensänderungen zu erzielen.MobilitätsberatungDie Information der Bevölkerung über alternative Möglichkeiten der Fortbewegungerfolgt über unterschiedliche Wege, z.B. Internet, Pr<strong>in</strong>tmedien wie Flyer, Broschüren( Praxis-Beispiel Weilheim), Plakate etc.Erstellung e<strong>in</strong>es „Mobilitätskompasses“ für die Stadt WeilheimIm Zuge ihres Gesamtverkehrskonzeptes hat sich die Stadt Weilheim die Aufgabe gestellt, den Verkehr<strong>in</strong> und um Weilheim durch „weiche“ Maßnahmen zu reduzieren. Das Konzept ist Bestandteil e<strong>in</strong>es städtischenLeitbildes aus dem Jahr 2002, <strong>in</strong> dessen Abschnitt „Mobilität und Verkehr“ drei Leitziele genanntwerden: 1. Höchstmögliche Mobilität für motorisierte und nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer, 2.Höchstmögliche Umwelt- und Sozialverträglichkeit, 3. Ger<strong>in</strong>gstmögliche Kosten für den Steuerzahler.Speziell beim Quell- und B<strong>in</strong>nenverkehr sieht die Stadt gute Möglichkeiten, das gesetzte Ziel der Verr<strong>in</strong>gerungdes Verkehrs und des daraus resultierenden CO 2 -Ausstoßes zu erreichen. Die Vielzahl an Angeboten– Stadtbusbetrieb, Car-Shar<strong>in</strong>g, ÖPNV – und e<strong>in</strong> gut ausgebautes Radwegenetz bieten den Bürgerndafür e<strong>in</strong>e breite Basis. Um ihnen diese verschiedenen Möglichkeiten vorzustellen und jedem E<strong>in</strong>zelnenklima- und umweltverträgliche Möglichkeiten der Fortbewegung „schmackhaft“ zu machen, wurde e<strong>in</strong>eebenso umfassende wie übersichtliche und ansprechende Broschüre erstellt: der so genannte Mobilitätskompass.In e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln werden die Themen „zu Fuß“, „mit dem Radl“, „mit dem Stadtbus“, „CarShar<strong>in</strong>g“usw. jeweils auf die Situation <strong>in</strong> Weilheim bezogen behandelt. Es gibt Routenvorschläge, e<strong>in</strong>engroßen Falt-Stadtplan sowie jede Menge Tipps und Informationen. Im Januar 2010 wurde die Broschürean alle Weilheimer Haushalte verteilt, zusätzlich erhält seitdem jeder Neubürger e<strong>in</strong> Exemplar.Praxis-BeispielAnsprechpartner:Stadt Weilheim i. OB,Ordnungsamt/Verkehrsbehörde,Andreas Wunder,0881/68 25 10,ordnungsamt@weilheim.deInformations- und Beratungsleistungen zum Thema „Verkehr“ sollten neben den Bürgernauch Unternehmen angeboten werden. Auch hier bestehen große Potenziale,durch das Aufzeigen von konkreten Handlungsmöglichkeiten das Verkehrsaufkommender Betriebe zu reduzieren und damit e<strong>in</strong>en Beitrag für den <strong>Klimaschutz</strong> zu leisten.Ziele e<strong>in</strong>es betrieblichen Mobilitätsmanagements <strong>in</strong> Unternehmen undöffentlichen E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d etwa die stärkere Nutzung des ÖPNV bzw. des Fahrradsim Berufsverkehr (z.B. durch Job-Tickets oder Duschmöglichkeiten <strong>in</strong> der Nähedes Arbeitsplatzes) und die Förderung geme<strong>in</strong>schaftlicher Formen der Mobilität (z.B.Car-Shar<strong>in</strong>g oder Mitfahrgeme<strong>in</strong>schaften).„mobil&Job“, Kreis UnnaMit „mobil&Job“ hat der Kreis Unna e<strong>in</strong>e Initiative <strong>in</strong>s Leben gerufen, die kreisansässigen Unternehmenzeigt, wie sie ihre Verkehrsabläufe umwelt- und klimafreundlicher gestalten und nebenbei Kosten sparenkönnen. Für <strong>in</strong>teressierte Unternehmen werden kostenlos umfassende Mobilitätspläne erarbeitet. AufBasis e<strong>in</strong>er freiwilligen schriftlichen Mitarbeiterbefragung sucht das Team von „mobil&Job“ für jedene<strong>in</strong>zelnen Mitarbeiter nach möglichst umwelt- und klimafreundlichen Alternativen für den Weg zur Arbeit.Das können optimale Verb<strong>in</strong>dungen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr oder „Job-Tickets“sowie Fahrgeme<strong>in</strong>schaften oder günstige Radwegverb<strong>in</strong>dungen se<strong>in</strong>. Selbstverständlich fließen persönlicheWünsche und Ideen der Mitarbeiter mit <strong>in</strong> die Planung e<strong>in</strong>. Durch die Verbesserung der Arbeitswegeleisten die Teilnehmer täglich e<strong>in</strong>en Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> und profitieren zugleich durch ZeitundGeldersparnis sowie weniger Stress auf dem Weg zur Arbeit. Auch die Situation <strong>in</strong>nerhalb der Unternehmenwird geprüft, wie etwa der Auslastungsgrad der Dienstwagen und der Zustand vorhandenerParkplätze für Autos und Fahrräder vor Ort. Der Service endet nicht mit dem <strong>in</strong>dividuell abgestimmtenMobilitätsplan, sondern versteht sich als kont<strong>in</strong>uierliches Beratungsangebot. Plaketten an den Gebäudenteilnehmender Firmen dokumentieren die Teilnahme an „mobil&Job“ und deren aktive Umsetzunge<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Mobilitätsmanagements.Praxis-BeispielAnsprechpartner<strong>in</strong>:Kreis Unna,Maren Lethaus,02303/27 20 61,maren.lethaus@kreis-unna.de171


A 5Öffentlichkeitsarbeit und BeratungVerkehrskonzepteZahlreiche <strong>Kommunen</strong> haben bereits Konzepte für e<strong>in</strong>e klimafreundliche Mobilitäterarbeitet. Ziel ist es, die Verkehrsplanung mit <strong>Klimaschutz</strong> zu verb<strong>in</strong>den und Maßnahmenzu entwickeln, welche die Bürger zu e<strong>in</strong>er klimafreundlichen Verkehrsmittelwahlmotivieren. Im Rahmen der Konzepterstellung ist es notwendig, frühzeitigmit den betroffenen Akteuren (z.B. Umwelt-, Stadtplanungsämter, Verkehrsunternehmen,Umweltverbände), Möglichkeiten, Ideen, Hemmnisse und Kooperationen zudiskutieren, um e<strong>in</strong>e spätere erfolgreiche Umsetzung e<strong>in</strong>es klimafreundlichen Verkehrskonzeptszu gewährleisten. Wichtige Kooperationspartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesonderedie kommunalen und regionalen Verkehrsunternehmen.AbfallberatungGesundheits- undErnährungsberatung3.3 UmweltberatungAußer zu „Energie- und Mobilitätsberatung“ gibt es im Rahmen der lokalen Umweltberatungweitere Informations- und Beratungsangebote, die auch im H<strong>in</strong>blick aufe<strong>in</strong>e umfassende kommunale <strong>Klimaschutz</strong>strategie genutzt werden können.In vielen <strong>Kommunen</strong> wird die Umweltberatung von den Kommunalverwaltungenselbst durchgeführt. Parallel dazu wird diese Aufgabe auch von Verbraucherorganisationensowie Umwelt- und Naturschutzverbänden wahrgenommen. Um Doppelarbeitenzu vermeiden, können hier Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen getroffen werden.Diese können sich auf e<strong>in</strong>e Arbeitsteilung sowohl <strong>in</strong>haltlich als auch zeitlich (Öffnungszeiten)beziehen, aber auch die vollständige Übertragung der Aufgabe aufe<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung umfassen. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit besteht <strong>in</strong> der Gründung e<strong>in</strong>ergeme<strong>in</strong>samen Beratungse<strong>in</strong>richtung. Für die Umweltberatung wird e<strong>in</strong>e Vielzahl vonInformationsmaterialien wie Merkblätter oder Broschüren erarbeitet und zur Verfügunggestellt. Die Beratungse<strong>in</strong>richtungen können auch hier Aufwand und Kostensparen, wenn diese Materialien geme<strong>in</strong>sam erstellt und vertrieben werden.Viele Bürger nutzen die lokale Umweltberatung zur Klärung von Fragen im Abfallbereich.E<strong>in</strong> wichtiges Handlungsfeld ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Abfallvermeidungmit ihren energierelevanten Aspekten. Fragen der Produktauswahl (Getränkeflasche,Dose oder Tetra Pak) sowie die Auswahl von Materialien (Naturprodukteoder Kunststoffe) können unter energetischen Gesichtspunkten diskutiert werden.Ziel der Abfallberatung ist es unter anderem, private Haushalte, Betriebe und Bildungse<strong>in</strong>richtungenzu den Themen „Sammelsystemoptimierung“, „Konsumverhalten“sowie „Entsorgungsverhalten“ zu <strong>in</strong>formieren und zu beraten und so e<strong>in</strong>enachhaltige Verr<strong>in</strong>gerung von Stoffströmen zu erreichen. In der Regel können Fragenüber das Umwelttelefon beantwortet werden, daneben stehen Informationsveranstaltungenund das Zusammenstellen von Informationsmaterial im Vordergrund.Die Gesundheits- und Ernährungsberatung kann ebenfalls Impulse geben. Etwa 70 Prozentder landwirtschaftlichen Treibhausgase stammen aus der Tierhaltung. Empfehlungenzur Ernährung mit weniger tierischen Fetten und Eiweißen haben so nicht nurgesundheitliche, sondern auch klimaschützende Vorteile. Wenn die verstärkt konsumiertenpflanzlichen Produkte vom Bauern aus der Umgebung bezogen werden, hatdies nicht nur beschäftigungspolitische, sondern aufgrund der vermiedenen Transportkilometerauch klimaschützende Vorteile. Und wenn dann auch noch auf die Tomateaus dem Gewächshaus zugunsten der Freilandtomate verzichtet wird, können auchhier 50 Prozent der Primärenergie für die Produktion der Tomate gespart werden. MehrereStädte haben bereits e<strong>in</strong>en „vegetarischen Wochentag“ e<strong>in</strong>geführt, wie z.B. Bremen,Magdeburg, Wiesbaden und Berl<strong>in</strong>.172


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A 5InternetquellenKommunale Umwelt-AktioN U.A.N. e.V.: <strong>Kommunen</strong> beraten <strong>Kommunen</strong>, www.kuknds.de/content,50.htmlLeitfaden „Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagen. Kommunale Handlungsmöglichkeiten“,Download: www.bmu.bund.de/files/pdfs/allgeme<strong>in</strong>/application/pdf/leitfaden_repower<strong>in</strong>g.pdfNABU-Projekt „StadtKlimaWandel“: www.nabu.de/aktionenundprojekte/stadtklimawandel/Repower<strong>in</strong>g-InfoBörse (BMU-geförderte Beratungsstelle zum Repower<strong>in</strong>g): www.repower<strong>in</strong>g-kommunal.deUBA KomPass: Internetbasierter Leitfaden zur Anpassung an den Klimawandel,www.klimalotse.anpassung.netUFOPLAN-Vorhaben des BfN: Noch wärmer, noch trockener? Stadtnatur und Freiraumstrukturenim Klimawandel, www.bmu.de/files/pdfs/allgeme<strong>in</strong>/application/pdf/kommunaler_klimaschutz_bf.pdfRechtsprechungBVerfG, Beschl. v. 18.2.2009 – 1 BvR 3076/08 –, BVerfGE 122, 374.BVerfG, Beschl. v. 27.2.2007 – 1 BvL 10/00 –, BVerfGE 117, 272.BVerwG, Urt. v. 25.1.2006 – 8 C 13/05.BVerwG, Urt. v. 17.12.2002 – 4 C 15/01.BVerwG, Urt. v. 1.8.2002 – 4 C 5/01.BVerwG, NVwZ-RR 1999, S. 106.BVerwG, Urt. v. 15.12.1994; NVwZ 1995, S. 698.BVerwG, NVwZ 1986, S. 200.BVerwG, Urt. v. 26.5.1978, BVerwGE 55, 369.BVerwG, Urt. v. 14.3.1975 – IV C 41.73.VG Gießen, Urt. v. 25.5.2010 – 8 K 4071/08.Gl.180


InhaltsverzeichnisBB1 Inhaltliche Anforderungen an kommunale Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1871. Sektorübergreifender Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1872. Partizipative Erstellung – Zusammenführung der Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1893. Handlungsorientierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1904. Ziele im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1915. Erfolgskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1946. Teilkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195B2 Idealtypisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1971. Projektkoord<strong>in</strong>ation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1972. Zeit- und Kostenaspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1983. Bauste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199B3 Qualitative Ist-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2011. Struktur <strong>in</strong> der Kommune. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2022. Aktivitätsprofil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2033. Akteure (und Netzwerke), Akteursanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2054. SWOT-Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209B4 Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2111. Grundsätzliches vorab klären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2131.1 Kurzbilanz oder Detailbilanz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2131.2 Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2141.3 Kommunale Bilanzierungsmethoden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2181.4 Aufteilung der Verbrauchssektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2191.5 Bezugsjahr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2201.6 Gebot der Fortschreibungsfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2211.7 CO 2 als Leit<strong>in</strong>dikator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2221.8 Energiebasierte CO 2 -Bilanz oder Kohlenstoffbilanz?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223181


BInhaltsverzeichnis2. Ermittlung der Grunddaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2242.1 Stationärer Energieverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2252.2 Ermittlung der Grunddaten zur Bilanzierung – Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2363. Ermittlung der CO 2 -Bilanz für Energie und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2423.1 Aufbereitung der Grunddaten (e<strong>in</strong>zelner Sektoren) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2423.2 Emissionsfaktoren Energie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2453.3 Emissionsfaktoren Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2503.4 (Anwendungs-)Beispiele für die Berechnung kommunaler CO2-Bilanzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2554. Bewertung von CO 2-Bilanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2574.1 Vergleich bestehender Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2574.2 Datengüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2584.3 Aufteilung der Verbrauchssektoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2594.4 Witterungskorrektur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2604.5 Emissionsfaktoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2604.6 Berechnung der Emissionen aus Stromverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2614.7 Bewertung von Verkehrsbilanzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2614.8 Vergleich persönliche CO 2 -Bilanz und Kommunalbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2625. Nicht energetisch bed<strong>in</strong>gte CO2-Emissionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2645.1 Industrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2645.2 Abfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2655.3 Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268B5 Potenzialanalysen und Szenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2731. Ziele und Nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2732. Def<strong>in</strong>itionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2742.1 CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2742.2 CO 2 -Szenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2753. Berechnung von CO2-M<strong>in</strong>derungspotenzialen im stationären Bereich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2773.1 Grundlagen zur Potenzialberechnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2773.2 Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale bei Geräten und Anlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2793.3 Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale bei Raumwärme und Warmwasser. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2804. Berechnung von Potenzialen <strong>in</strong> der Energieversorgung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2825. Berechnung von Potenzialen im Sektor Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2836. Berechnung der Emissionsm<strong>in</strong>derungsszenarien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286182


InhaltsverzeichnisBB6 Maßnahmenkatalog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2891. Maßnahmensammlung und -entwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2891.1 Ergebnisse der Ist-Analyse nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2891.2 Ergebnisse des partizipativen Prozesses nutzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2901.3 Ergänzung der Maßnahmenvorschläge durch Bearbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2942. Maßnahmenauswahl und -bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2962.1 Wirkungsansätze von Maßnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2962.2 Bewertungsmöglichkeiten von Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2993. Erstellung und Beschluss e<strong>in</strong>es Maßnahmenkatalogs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3053.1 Erstellung von Maßnahmenblättern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3053.2 Prioritäten- und Zeitplan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3063.3 Beschluss und Umsetzung des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzepts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309B7 <strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3111. Grundsätzliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3112. Controll<strong>in</strong>gelemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3142.1 Top-down und Bottom-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3142.2 CO 2 -Bilanz und Indikatoren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3142.3 Maßnahmencontroll<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3152.4 Controll<strong>in</strong>g- und Managementsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3163. Dokumentation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3194. Checkliste Bilanzierungsgrundlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320Literatur und Internetquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321183


Entwicklung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzepteBE<strong>in</strong>führungE<strong>in</strong> kommunales Energie- bzw. <strong>Klimaschutz</strong>konzept dient als strategischer Leitfadenfür e<strong>in</strong>e langfristig angelegte <strong>Klimaschutz</strong>politik. Häufig wird im Rahmen der Erstellunge<strong>in</strong>es solchen Konzepts <strong>Klimaschutz</strong> zum ersten Mal als Querschnittsthemaämter- und aufgabenübergreifend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune diskutiert.Grundlage für das Konzept ist e<strong>in</strong> politischer Beschluss, der schon vorab deutlichmacht, dass e<strong>in</strong>e solche <strong>in</strong>tegrative Herangehensweise auch „von oben“ gewünschtwird und die Ergebnisse aus dieser Arbeit <strong>in</strong> der zukünftigen kommunalen Praxis berücksichtigtwerden sollen.Der Erstellung e<strong>in</strong>es kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzepts geht häufig die Formulierungvon politischen Zielen voraus, die sich an städteübergreifenden Zielen (z.B. desKlima-Bündnisses) und lokal relevanten Gegebenheiten (z.B. lokale Energieversorgung)orientieren.Die Formulierung quantitativer Ziele im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> alle<strong>in</strong> greift aberzu kurz. Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>konzepte haben auch die langfristigen Ziele e<strong>in</strong>ernachhaltigen und umweltverträglicheren Stadtpolitik zu berücksichtigen. KommunaleAktionspläne dürfen deshalb nicht <strong>in</strong> kurzfristigem Aktionismus enden, sondern solltenauf e<strong>in</strong> solides und langfristiges Planen und Handeln ausgerichtet se<strong>in</strong>. Sie bedürfender Unterstützung durch nahezu alle gesellschaftlichen Interessengruppen.Die gewählten Analyse- und Planungs<strong>in</strong>strumente müssen diese Anforderungen widerspiegelnund unterstützen.Dieses Kapitel soll e<strong>in</strong>en Überblick geben, was bei der Erstellung von <strong>Klimaschutz</strong>konzeptenzu beachten ist und wie idealtypisch dabei vorgegangen wird.Dabei werden die folgenden Aspekte betrachtet:Erläuterung der grundsätzlichen <strong>in</strong>haltlichen Anforderungen an <strong>Klimaschutz</strong>konzepteRahmenbed<strong>in</strong>gungen (Kosten und Personal) und idealtypisches Vorgehen (Vorstellungder drei Bauste<strong>in</strong>e)Bauste<strong>in</strong> 1: Analyse der Ist-Situation (qualitativ und quantitativ)Bauste<strong>in</strong> 2: Berechnung von Potenzialen und SzenarienBauste<strong>in</strong> 3: Entwicklung e<strong>in</strong>es umsetzungsorientierten MaßnahmenkatalogsPolitischer Beschluss des Konzepts<strong>Klimaschutz</strong>controll<strong>in</strong>g185


BEntwicklung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzeptePraxis-BeispielVorstellung von KlimastadtDie Umsetzung der oben genannten Punkte soll am Beispiel von Klimastadt anhand verschiedener Praxis-Beispiele<strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Unterkapiteln dargestellt werden. Falls es nötig ist, werden die Besonderheitenfür größere oder kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong> separat betrachtet.Die <strong>in</strong> diesem Kapitel vorgestellte Kommune „Klimastadt“ möchte sich von e<strong>in</strong>em externen Beratererstmals e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept erstellen lassen. Klimastadt repräsentiert e<strong>in</strong> Mittelzentrum <strong>in</strong> Nordwestdeutschland.<strong>Klimaschutz</strong> war seit Mitte der 1990er-Jahre schon immer <strong>in</strong> der Kommunalpolitikam Rande e<strong>in</strong> Thema. Nach guten Erfahrungen mit lokalen Agenda-Gruppen zum Thema wurde imJahr 2002 im Umweltamt e<strong>in</strong>e halbe Stelle für das Thema <strong>Klimaschutz</strong> geschaffen.Zuletzt verstärkten sich die Aktivitäten und es wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Stadtwerken e<strong>in</strong>e Energieagenturgegründet, <strong>in</strong> der die Bürger vor Ort beraten werden sollen. E<strong>in</strong>e genaue Aufgabenbeschreibungfür die Energieagentur ist im Auftrag als e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsvorgesehen. Darüber h<strong>in</strong>aus soll geklärt werden, <strong>in</strong> welchen Bereichen sich die Stadt <strong>in</strong> Zukunft verstärktengagieren kann.Der folgende Steckbrief zeigt verschiedene Fakten zu Klimastadt auf:E<strong>in</strong>wohnerzahl (Erstwohnsitz) 88.212E<strong>in</strong>wohner (Zweitwohnsitz) 2.123Haushalte 40.250Wohnfläche 3.420.010 m 2Nettogeschossfläche <strong>in</strong> kommuneeigenen 136.250 m 2GebäudenWohngebäude 14.089Sozialversicherungspflichtige BeschäftigtegesamtSozialversicherungspflichtige BeschäftigteIndustrie44.2009.800Angestellte im Öffentlichen Dienst 800Gemeldete Pkw 45.287RadwegelängeSiedlungsmüllaufkommen (Hausmüll)Konzessionsnehmer ErdgasKonzessionsnehmer Strom18 km33.559 t/aStadtwerke Klimastadt (75-prozentige Tochter der Stadt,25 % <strong>in</strong> Hand der Überregional AG)Überregional AGHauptenergieversorger Wärme (4 Nahwärmenetzeund e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Fernwärmenetz)Stadtwerke Klimastadt (75-prozentige Tochter der Stadt,25 % <strong>in</strong> Hand der Überregional AG)186


B 1B1 Inhaltliche Anforderungen an kommunaleKonzepteKommunale <strong>Klimaschutz</strong>konzepte können nur Wirkung entfalten, wenn lokale Gegebenheitenund der reale Handlungsspielraum von <strong>Kommunen</strong> berücksichtigt werden.Die Entwicklung und Formulierung von Zielen und Teilzielen <strong>in</strong> Konzeptensollten sich daran ausrichten und so auch nach außen kommuniziert werden. Ist diesnicht der Fall und bleiben Erfolge aus, wird die Motivation für die Umsetzung weitererAufgaben <strong>in</strong>nerhalb der Kommune s<strong>in</strong>ken. Es ist deshalb ratsam, e<strong>in</strong>ige Punkte zuberücksichtigen, die im Folgenden kurz dargestellt werden.1. Sektorübergreifender Ansatz<strong>Klimaschutz</strong> als globales Thema stellt die Verwaltung vor neue Herausforderungen.Neben der Betrachtung des Themas <strong>in</strong>nerhalb der klassischen Verwaltungsaufgaben,wie z.B. dem Energiemanagement der eigenen Gebäude oder der Stadtplanung, istdie Kommune auch als Initiator von <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten aller anderen Verbrauchssektorengefragt. Von E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen unabhängig, kann sie so <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenbei anderen lokalen Akteuren anregen und günstige Bed<strong>in</strong>gungen für derenUmsetzung schaffen.Parallel zu E<strong>in</strong>zelmaßnahmen für bestimmte Zielgruppen oder Sektoren sollte deswegenbesonderes Gewicht auf sektorübergreifende Maßnahmen gelegt werden.Diese be<strong>in</strong>halten häufig Kommunikationsmaßnahmen oder die Entwicklung vonStrukturen, von denen alle Sektoren profitieren können. Zudem werden häufig spezielleAngebote für die Zielgruppe der Multiplikatoren (Handwerk, Architekten, Vere<strong>in</strong>e,Kirchen, Planer) entwickelt, die dann aus eigenem Antrieb <strong>in</strong> den jeweiligenSektoren übergreifend beraten.Dieser übergreifende Ansatz garantiert, dass die E<strong>in</strong>zelmaßnahmen mite<strong>in</strong>ander vernetztund Synergieeffekte genutzt werden. Damit wird die kommunale CO 2 -M<strong>in</strong>derungverstärkt. Das Aufgabenfeld <strong>Klimaschutz</strong> wird darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>nerhalb derVerwaltung strukturiert und das Thema kann dadurch effizienter und effektiver bearbeitetwerden.Ausgehend von den Möglichkeiten der CO 2 -Bilanzierung werden die verschiedenenEnergieverbrauchssektoren für die Entwicklung weiterer E<strong>in</strong>zelmaßnahmen gesondertuntersucht.Der Sektor Kommunale E<strong>in</strong>richtungen ist <strong>in</strong> der Regel lediglich für e<strong>in</strong> bis drei Prozentder CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune verantwortlich. Bisweilen betrachten daher die<strong>Kommunen</strong> den Beitrag <strong>in</strong> ihrem eigenen Bereich als untergeordnet. Alle<strong>in</strong> schon imInteresse e<strong>in</strong>er zukünftigen Haushaltsentlastung sollten im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsdie eigenen Liegenschaften und Handlungsbereiche genauer untersuchtwerden. Vielfach werden im Rahmen des Konzepts erstmalig Verbräuchezentral dokumentiert und E<strong>in</strong>sparpotenziale identifiziert. Mit entsprechenden Maßnahmenund der Reduktion der CO 2 -Emissionen kann die Kommune zudem ihreVorbildfunktion <strong>in</strong> ihrem eigenen spezifischen Aufgabenbereich erfüllen. Nur dannwird sie auch von den lokalen Akteuren als glaubwürdig betrachtet.<strong>Klimaschutz</strong>wirkung <strong>in</strong>allen SektorenGrundlage ist dieKommunikation undEntwicklung vonStrukturenDie Kommune als Vorbild187


B 1Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteH<strong>in</strong>tergrund-InformationEnergieverbrauchssektoren <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>Kommunale E<strong>in</strong>richtungenGewerbe, Handel, Dienstleistungen und Kle<strong>in</strong>verbrauch (GHD)Industrie/Verarbeitendes GewerbePrivate HaushalteVerkehrDie oben aufgeführten Sektoren lassen sich darüber h<strong>in</strong>aus noch weiter differenzieren. So wurden <strong>in</strong>verschiedenen <strong>Kommunen</strong> Großverbraucher, wie z.B. Universitäten und Landesbehörden, separat untersuchtund eigene Maßnahmen ausgearbeitet.Der Sektor „Energieversorgung“ sollte <strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzepten differenziert betrachtet werden. In derCO 2 -Bilanz werden die Emissionen der Produkte dieses Sektors (Strom/Wärme) den oben genanntenSektoren zugeordnet. Damit soll der Blick verstärkt auf den Verbraucher und Nutzer von Energie gelenktwerden, so dass z.B. Effizienzmaßnahmen <strong>in</strong> diesem Bereich besser dokumentiert werden können. Beider Maßnahmenerstellung wird neben Maßnahmen bei den Energieverbrauchssektoren auch untersucht,wie die Energieversorgung vor Ort klimafreundlicher und effizienter gestaltet werden kann. ImBereich Abfall und Abwasser steht mit Rücksicht auf Kreislaufprozesse <strong>in</strong> der Regel vor allem der energetischrelevante Aspekt (Klärgas-, Deponiegasnutzung, Müllverbrennung) im Vordergrund. Dieser Bereichwird damit im Querschnittsbereich Energieversorgung behandelt.Vernetzung zur Erhöhungder EffektivitätFür e<strong>in</strong>e effektive Maßnahmenumsetzung sollte schon bei der Maßnahmenentwicklungfür e<strong>in</strong>zelne Zielgruppen und Sektoren parallel stets geprüft werden, <strong>in</strong>wieweitdie E<strong>in</strong>zelmaßnahmen verschiedener Zielgruppen mite<strong>in</strong>ander vernetzt werdenkönnten (z.B. bei Beratungsangeboten).Dementsprechend müssen alle Akteure von Anfang an <strong>in</strong> den verschiedenen Phasendes <strong>Klimaschutz</strong>konzepts e<strong>in</strong>gebunden werden.188


Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteB 12. Partizipative Erstellung –Zusammenführung der Akteure<strong>Klimaschutz</strong> ist <strong>in</strong> den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em zentralen gesellschaftsrelevantenThema geworden. Bürger, Wirtschaft und Verwaltung beschäftigen sich mit verschiedenenAspekten des <strong>Klimaschutz</strong>es. Ziel e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts ist es daher, dieExpertise der Akteure vor Ort zu nutzen und zusammenzuführen. Bei den meistenMaßnahmen handelt es sich um Vorschläge und Ideen, die seit Jahren im Zusammenhangmit e<strong>in</strong>er umweltfreundlichen Energie- und Verkehrspolitik im Gesprächs<strong>in</strong>d. In <strong>Klimaschutz</strong>konzepten werden sie jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en neuen <strong>in</strong>haltlichen Kontextgestellt und aufgrund der Bedeutung für den <strong>Klimaschutz</strong> bewertet. E<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzeptgibt damit e<strong>in</strong>en Überblick über den Stand der Aktivitäten derKommune und zeigt Entwicklungsmöglichkeiten auf. Es dient der Zusammenführung,Weiterentwicklung und Ergänzung vorhandener Planungen und Ideen.Viele der Ideen und Planungen s<strong>in</strong>d wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll und wurden aus verschiedenenGründen trotzdem noch nicht umgesetzt. Neben der Zusammenführung <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept sollte deswegen mit den Akteuren diskutiert werden, wo diebisherigen Hemmnisse lagen und wie sie überwunden werden können. Deswegenmuss bereits die Erarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts als e<strong>in</strong> beteiligungsorientierterProzess verstanden werden. Denn nicht e<strong>in</strong> ausgefeiltes Gutachten oder e<strong>in</strong>gut gestalteter Bericht s<strong>in</strong>d Beleg für den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>, sondern der planerischeund gesellschaftliche Prozess, der durch die Diskussion der Inhalte <strong>in</strong> Ganggesetzt wird. Dieser Prozess kann nur durch e<strong>in</strong>e ernsthafte Kooperation, die auchdie <strong>in</strong>tensive Diskussion strittiger Themen e<strong>in</strong>schließt, bewältigt werden.Wie bei allen Maßnahmenempfehlungen handelt es sich auch bei <strong>Klimaschutz</strong>konzeptenum e<strong>in</strong>e Diskussionsgrundlage, an der die für die Umsetzung relevanten Akteureund die Öffentlichkeit beteiligt werden müssen. Der Beteiligungsprozess <strong>in</strong> derErstellungsphase ist für die Kommune e<strong>in</strong>e Chance, die beteiligten Akteure <strong>in</strong> Aktionspläneoder <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Handlungskonzept e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und gleich für die Umsetzungsphasezu gew<strong>in</strong>nen. Um Befürchtungen entgegenzuwirken, dass hier e<strong>in</strong> Prozess außerhalbdes demokratisch gewählten Gremiums (Stichwort Schattenparlament) entsteht, sollteauch die Politik e<strong>in</strong>gebunden und regelmäßig über den Prozess <strong>in</strong>formiert werden.Die sich aus e<strong>in</strong>em solchen Prozess ergebenden Vorteile sollten die damit verbundenenKosten und den Zeitaufwand aufwiegen.Ideen entwickeln undHemmnisse identifizierenPartizipation als UmsetzungsvorbereitungErfolgsfaktoren für partizipative Prozesse (nach Renn 2003, Wiener/Riehm 2002)Politische Legitimation und ZielsetzungDie politischen Vertreter, <strong>in</strong>sbesondere die Spitze (Oberbürgermeister, Bürgermeister), müssene<strong>in</strong> unmissverständliches politisches Signal senden.Kompetenz der ErstellerDer Prozess sollte professionell gemanagt werden. Dabei gibt es e<strong>in</strong>e klar erkennbare Projektorganisation.Die Initiierung und Koord<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>es solchen partizipativen Prozesses erfordert e<strong>in</strong>hohes Maß an kommunikativen Fähigkeiten des Konzepterstellers. Er tritt sowohl als Ersteller alsauch als Moderator und häufig auch als Mediator gegenüber den beteiligten Akteuren auf. Es istdeswegen von Vorteil, wenn der Ersteller von allen Beteiligten als neutraler Mittler gesehen wird.Kompetenz der BeteiligtenDie Beteiligten leisten konstruktiven fachlichen Input. Ziel der Beteiligten ist die Entwicklung vonW<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Maßnahmen für den <strong>Klimaschutz</strong>.EffizienzDer Aufwand (Zeit und Kosten) sollte ger<strong>in</strong>ger se<strong>in</strong> als Nutzen und Ergebnis.Fachliche Begleitung durch die VerwaltungDie Verwaltung muss sich am Prozess beteiligen – e<strong>in</strong>erseits um den Prozess fachlich abzustützen,anderseits um zwischen Politik und Akteuren zu vermitteln.Praxis-H<strong>in</strong>weis189


B 1Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteLokal umsetzbareMaßnahmen benennen3. HandlungsorientierungDie Handlungsorientierung von <strong>Klimaschutz</strong>konzepten ist eng verknüpft mit demgeschilderten kooperativen Ansatz. Wenn das Ziel die Umsetzung von Maßnahmenist, müssen zunächst e<strong>in</strong>mal jene Maßnahmen genannt werden, die auf kommunaleroder lokaler Ebene überhaupt realisiert werden können. Allgeme<strong>in</strong>e Forderungenan höhere Verwaltungs- und politische Entscheidungsebenen s<strong>in</strong>d weder effektivnoch helfen sie, lokale Aktivitäten zu <strong>in</strong>itiieren.Bei der Maßnahmenentwicklung sollte deswegen gleich zu Beg<strong>in</strong>n die entsprechendeZielgruppe der Maßnahme genau def<strong>in</strong>iert werden (Haushalte, kle<strong>in</strong>e Gewerbebetriebe,Berufspendler). Daneben sollte – <strong>in</strong> Abstimmung mit dem jeweiligen Akteur –e<strong>in</strong> Hauptverantwortlicher für die Umsetzung der Maßnahme genannt werden(Ämter, Stadtwerke, Verbände, Vere<strong>in</strong>e usw.). Diese s<strong>in</strong>d aufgerufen, die Initiative fürdie Realisierung zu übernehmen und Träger der jeweiligen Maßnahme zu werden.Für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung ist es empfehlenswert, schon bei der Maßnahmenerstellungkonkrete Zielsetzungen zu def<strong>in</strong>ieren. Gleichzeitig sollten mit den Akteurendie ersten Schritte besprochen und abgeklärt werden, was die jeweiligenverantwortlichen Akteure für die Umsetzung benötigen. Dies ist auch von Bedeutungfür e<strong>in</strong>e spätere Überprüfung des bisher Geleisteten im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>.Allgeme<strong>in</strong>e Forderungen nach Maßnahmen lassen sich selten umsetzen und überhauptnicht überprüfen.190


Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteB 14. Ziele im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>Die aktuellen und zukünftigen Anstrengungen im <strong>Klimaschutz</strong> werden unternommen,um das globale Ziel e<strong>in</strong>er für die Menschheit noch allgeme<strong>in</strong> verträglichen Klimaerwärmungzu erreichen. Dazu werden auf den unterschiedlichsten Ebenen Zielezur M<strong>in</strong>derung der CO 2 -Emissionen, zur Energiee<strong>in</strong>sparung oder zum Ausbau erneuerbarerEnergien formuliert. Auch <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> f<strong>in</strong>den sich immer öfter Zielvorgabenzum <strong>Klimaschutz</strong>.Wenn auf kommunaler Ebene von Zielen gesprochen wird, müssen zwei verschiedeneHerangehensweisen betrachtet werden ( Kap. A1 1):<strong>Klimaschutz</strong>ziele als politisches ZielNahezu alle Ziele im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> beruhen heute auf e<strong>in</strong>er politischenWillensbekundung. Aus unterschiedlicher Motivation heraus werden hierverschiedene ambitionierte Ziele def<strong>in</strong>iert (z.B. 100 Prozent erneuerbare Energien,Null-Emissions-Kommune, -10 Prozent CO 2 -Emissionen alle fünf Jahre). Nur seltens<strong>in</strong>d die Ziele schon mit konkreten Maßnahmen h<strong>in</strong>terlegt. Dazu bedarf es der Erstellunge<strong>in</strong>es kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzepts. In diesem sollte darauf geachtetwerden, dass e<strong>in</strong>erseits die lokalen Potenziale auf realistischen Annahmen beruhen,anderseits diese Potenziale auch mit konkreten und umsetzbaren Maßnahmenh<strong>in</strong>terlegt werden. Gute <strong>Klimaschutz</strong>konzepte zeichnen sich dadurch aus,dass sie der Kommune e<strong>in</strong>en realistischen Weg aufzeigen, wie sie ihre Ziele erreichenkann, und dabei auf unangenehme Wahrheiten (Kosten, Ausbau unpopulärererneuerbarer Energien) h<strong>in</strong>weisen. Hier liegt es dann schließlich primär am politischenWillen, die eigenen Ziele zu erreichen und das Konzept umzusetzen.<strong>Klimaschutz</strong>ziele als Ergebnis wissenschaftlicher PotenzialstudienVielfach zeigen Potenzialstudien, dass bereits heute e<strong>in</strong> Großteil der CO 2 -Emissionenmit modernen Techniken und Verfahren vermieden werden könnte. DiesePotenziale können auf e<strong>in</strong>zelne <strong>Kommunen</strong> heruntergerechnet und angepasstwerden. Vere<strong>in</strong>zelt haben bereits <strong>Kommunen</strong> ihre Ziele anhand dieser Potenzialstudienformuliert. Der wissenschaftlichen Ermittlung der kommunalen Potenzialeliegen dabei realistische Annahmen (Berücksichtigung von Sanierungszyklen,Preissteigerungsraten, Wirtschaftlichkeit der Maßnahme etc.) zu Grunde. Idealerweisewerden <strong>in</strong> den Potenzialstudien verschiedene E<strong>in</strong>zelbereiche des <strong>Klimaschutz</strong>esgesondert betrachtet (erneuerbare Energien, KWK, Effizienz), die auchfür die Zielsetzungen der <strong>Kommunen</strong> wichtig s<strong>in</strong>d. Auf Basis der Potenzialstudienwerden <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen entwickelt, die den Handlungsspielraum derKommune zur Umsetzung der technisch-wirtschaftlichen Potenziale vor Ort aufzeigen.Dabei bedarf es immer auch der Unterstützung, Förderung und Begleitunghöherer Ebenen (Land, Bund, EU) ( Kap. A 1 2).Bei der <strong>Klimaschutz</strong>zielsetzung <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> sollte zudem bedacht werden, dassdie Handlungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>er Kommune begrenzt s<strong>in</strong>d. Neben f<strong>in</strong>anziellen undpersonellen Kapazitäten hat die Kommune nur begrenzte Möglichkeiten, auf andereAkteure e<strong>in</strong>zuwirken.Die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten der <strong>Kommunen</strong> auf die e<strong>in</strong>zelnen Sektoren s<strong>in</strong>d dabei sehrunterschiedlich. Dies ist bei der Maßnahmenauswahl zu berücksichtigen. DirekteE<strong>in</strong>flussmöglichkeit besteht bei den eigenen kommunalen E<strong>in</strong>richtungen. Durch spezielleInstrumente kann z.B. der Energieverbrauch von privaten Haushalten bee<strong>in</strong>flusstwerden. Der Gewerbe- und <strong>in</strong>sbesondere der Industriesektor entziehen sichaber weitgehend dem direkten E<strong>in</strong>fluss der <strong>Kommunen</strong>.<strong>Klimaschutz</strong>ziele alsGrundpfeiler desProzessesRolle der Kommune beider Zielerreichung191


B 1Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteZielgruppenspezifische Ansätze bezogen auf die Wirtschaft s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> größerenStädten vorzuf<strong>in</strong>den. In Bezug auf das produzierende Gewerbe s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e kompetenteBeratung spezielle Kenntnisse erforderlich, weshalb <strong>Kommunen</strong> diese Aufgabenur s<strong>in</strong>nvoll mit Unterstützung von Spezialisten (Energieagenturen, Stadtwerke,spezialisierte Beratungsunternehmen usw.) durchführen können, die branchenspezifischeAnsätze beherrschen. Darüber h<strong>in</strong>aus kann die Kommune vor allem als Moderatorauftreten und über Information und Netzwerkarbeit die Akteure erreichen.Praxis-H<strong>in</strong>weisDifferenzierung von ZielenViele <strong>Kommunen</strong> setzen sich e<strong>in</strong> CO 2 -E<strong>in</strong>sparziel für 2020 oder 2030. E<strong>in</strong>ige gehen weiter und setzensich sogar Ziele für 2050. Es besteht allerd<strong>in</strong>gs die Problematik, dass CO 2 -E<strong>in</strong>sparziele auch deutlichvon der Bilanzierungssystematik abhängen. Folgende Beispiele sollen dies transparent machen:Berechnung mit veränderbarem Bundesstrommix bis 2020: Die Bundesregierung hat sich ebenfalls Zielezum Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt. Das EEG soll Sicherheiten schaffen und den Ausbau entsprechendweiter vorantreiben. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich der Bundesstrommix verändern wird– und somit also auch der Emissionsfaktor des Stroms. Multipliziert man den Emissionsfaktor mit demEnergieverbrauch, erhält man die CO 2 -Emissionen, welche durch diesen Energieverbrauch entstehen.Durch e<strong>in</strong>e Verbesserung des bundesweiten Emissionsfaktors für Strom würde also ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Emissionsm<strong>in</strong>derunge<strong>in</strong>treten, ohne dass die Kommune Maßnahmen umsetzt. Deshalb kann es beispielsweiseim Strombereich zu M<strong>in</strong>derungen der CO 2 -Emissionen kommen, obwohl kaum Energiee<strong>in</strong>sparmaßnahmenumgesetzt wurden. Allerd<strong>in</strong>gs tragen <strong>Kommunen</strong> deutlich zum Ausbau erneuerbarer Energien (z.B.PV-Dächer auf Schulen, Biogasanlagen mit kommunaler Beteiligung etc.) bei.Anders sieht es aus, wenn man den Emissionsfaktor für die regionale Stromerzeugung zugrunde legt( Kap. B 4.3.2): Alle Veränderungen des Kraftwerkparks auf der Gemarkung der Kommune würdenzu e<strong>in</strong>er Veränderung des Emissionsfaktors für Strom führen. CO 2 -Emissionen können sich bei dieserBerechnungsmethodik sehr stark verändern: Ins Positive (z.B. wenn e<strong>in</strong> großer W<strong>in</strong>dpark gebaut wird)aber auch <strong>in</strong>s Negative (z.B. wenn e<strong>in</strong> neues Kohlekraftwerk gebaut wird).Beide Beispiele zeigen auf, dass es nicht ausreicht, lediglich CO 2 -E<strong>in</strong>sparziele zu def<strong>in</strong>ieren. Um <strong>Klimaschutz</strong>zieleumfassend zu verfolgen, ist es deswegen notwendig, dass sich die <strong>Kommunen</strong> auch e<strong>in</strong>Ziel zur Endenergiee<strong>in</strong>sparung setzen und dieses ebenfalls überprüfen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird empfohlen,sich auch Versorgungsziele, wie e<strong>in</strong>e Erhöhung des Anteils von Strom und Wärme aus Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen oder des Anteils erneuerbarer Energien, zu setzen.H<strong>in</strong>tergrund-InformationSynergien mit anderen kommunalen ZielenBeim <strong>Klimaschutz</strong> und bei der Formulierung von Zielen darf nicht vergessen werden, dass mit der Umsetzungvon Maßnahmen und der Erreichung von Zielen auch andere kommunale Ziele erreicht werden.So steigern sich die Wohn- und Aufenthaltsqualität durch Verr<strong>in</strong>gerung des Verkehrs und e<strong>in</strong>eSanierung der Gebäude. Zudem s<strong>in</strong>kt die Lärmbelästigung, und die Luftqualität wird aufgrund der ger<strong>in</strong>gerenEmissionen aus der Kraftstoffverbrennung verbessert. <strong>Klimaschutz</strong> bietet zudem die Möglichkeit,Stadtplanung <strong>in</strong>tegriert und ämterübergreifend anzugehen. Nicht zuletzt wird das regionaleHandwerk gestärkt, und der Verbraucher hat ger<strong>in</strong>gere Energiekosten. Somit werden auch Anforderungender Wirtschaftsförderung berücksichtigt.Notwendigkeit derZusammenarbeit auf allenEbenenDie Qu<strong>in</strong>tessenz ist also, dass die Kommune es nicht alle<strong>in</strong>e schaffen kann, <strong>in</strong> denVerbrauchssektoren vor Ort alle technischen und zugleich wirtschaftlichen Potenzialeder Akteure zu nutzen. Drei wesentliche Punkte außerhalb des E<strong>in</strong>flussbereichsder <strong>Kommunen</strong> spielen hier zusätzlich e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle:die richtige Weichenstellung durch die Setzung politischer Rahmenbed<strong>in</strong>gungen( Kap. A1 2) auf höheren Ebenen (EU-, Bundes- oder Landesebene),das Engagement und der Wille der Bürger und Firmen <strong>in</strong> der Kommune, die Aufgabedes <strong>Klimaschutz</strong>es ernst zu nehmen und umzusetzen,192


Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteB 1sowie mittelfristig e<strong>in</strong> anderer Lebens- und Wirtschaftsstil der Akteure. Dabei musses nicht (nur) um Verzicht gehen. Veränderungen sollen und können auch diskutiertwerden, um volkswirtschaftlich, gesundheitlich und sozial nachhaltiger zuleben, als das derzeit der Fall ist.Konzept e<strong>in</strong>er 100%-<strong>Klimaschutz</strong>-KommuneVor dem H<strong>in</strong>tergrund der zunehmenden Bedeutung des <strong>Klimaschutz</strong>es und der Festlegung ambitionierterCO 2 -Reduktionsziele auf Bundesebene können <strong>Kommunen</strong>, die <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong>tegrieren wollen,bei der Zielsetzung noch e<strong>in</strong>en Schritt weiter gehen und sich auf den Weg zu e<strong>in</strong>er „Null-Emissions-Kommune“ oder „Klimaneutralen Kommune“ begeben. Viele <strong>Kommunen</strong> haben das bereits getan undwollen „CO 2 -frei“, „klimaneutral“ oder „100%-erneuerbare-Energien-<strong>Kommunen</strong>“ werden.Obwohl realistischerweise e<strong>in</strong>e Reduktion der Emissionen auf null nicht möglich ersche<strong>in</strong>t, haben sichdennoch diese Begriffe etabliert, h<strong>in</strong>terlegt mit verschiedensten Strategien und Maßnahmen. Doch wasist notwendig, um <strong>in</strong> die Nähe e<strong>in</strong>er Null-Emissions-Kommune zu kommen, sowohl <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en als auch<strong>in</strong> großen <strong>Kommunen</strong>? Diese Frage hat sich das Bundesumweltm<strong>in</strong>isterium gestellt und dazu e<strong>in</strong>e umfassendeDef<strong>in</strong>ition erarbeitet, die im Folgenden beschrieben wird.H<strong>in</strong>tergrund-InformationWas ist e<strong>in</strong>e Null-Emissions-Kommune?Angestrebt werden soll e<strong>in</strong>e Reduktion der CO 2 -Emissionen bis 2050 um 95 Prozent gegenüber demBezugsjahr. Damit e<strong>in</strong>hergehend muss der Verbrauch an Endenergie deutlich reduziert werden (Richtwert60 Prozent Endenergiee<strong>in</strong>sparung). Die drei Säulen e<strong>in</strong>er solchen Strategie s<strong>in</strong>d langfristig ökologischund ökonomisch s<strong>in</strong>nvolle Maßnahmen zurAusschöpfung der Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz, zum Energiesparen und zur Entwicklunge<strong>in</strong>es nachhaltigen Lebensstils,Nutzung erneuerbarer Energien, <strong>in</strong>sbesondere aus regionalen Quellen, undSchließung von regionalen Stoffkreisläufen.E<strong>in</strong>bezogen werden die Energieverbräuche und CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> den von der Kommune bee<strong>in</strong>flussbarenBereichen: öffentliche E<strong>in</strong>richtungen, private Haushalte, GHD und Verkehr. Der Kommune stehtes frei, die Industrie <strong>in</strong> die Bilanzierung zu <strong>in</strong>tegrieren, auf jeden Fall sollte dieser Sektor <strong>in</strong> die Maßnahmenplanungmit e<strong>in</strong>bezogen werden. Energierelevante Stoffströme wie z.B. Biogaserzeugung oder verschiedeneMethoden der Abfallverwertung können bei der Emissions-Bilanzierung berücksichtigtwerden.Für die Kommune bedeutet dies mittel- und langfristig e<strong>in</strong>en umfassenden Strukturwandel. Um diesesZiel zu erreichen, muss sie e<strong>in</strong>e langfristige Strategie entwickeln und <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> alle Bereiche <strong>in</strong>tegrieren.E<strong>in</strong> zentraler Punkt der Strategie ist die Optimierung der lokalen Energiesysteme <strong>in</strong> der Kommune.An erster Stelle stehen daher Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparung, zur Effizienzsteigerung und zur Nutzunglokaler Ressourcen. Maßnahmen der Emissions-Kompensation sowie des „Imports“ von Strom aus erneuerbarenEnergien (z.B. von W<strong>in</strong>d-Offshore-Strom) s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> begrenztem Umfang möglich.Dadurch soll gewährleistet werden, dass <strong>in</strong> Null-Emissions-<strong>Kommunen</strong> lokale Strukturen gestärkt werdenund die regionale Wertschöpfung gesteigert wird. Langfristig werden durch den ger<strong>in</strong>geren EnergieverbrauchKosten e<strong>in</strong>gespart und die Kommune wird unabhängiger von fossilen Energieträgern. <strong>Kommunen</strong>,die sich bereits jetzt für e<strong>in</strong>e Null-Emissions-Strategie entscheiden, nehmen <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>eVorreiterrolle e<strong>in</strong>. Die Lebensqualität <strong>in</strong> der Kommune wird entscheidend verbessert und die Attraktivität<strong>in</strong>sgesamt erhöht.Wie kann dieses langfristige Ziel verfolgt werden?Insgesamt ist es notwendig, dass e<strong>in</strong> Entwicklungspfad, d.h. e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derungsl<strong>in</strong>ie der CO 2 -Emissionenund des Endenergiebedarfs, ermittelt wird. Um das Vorgehen <strong>in</strong> überschaubare Schritte e<strong>in</strong>zuteilen,werden, ausgehend von den im Jahr 2050 zu erreichenden Energie- und CO 2 -Reduktionszielen, Zwischenzieleermittelt. Die aus dieser Zielsetzung abgeleiteten Maßnahmen müssen sich an den Zwischenzielenorientieren. In e<strong>in</strong>er Null-Emissions-Kommune müssen langfristige Managementprozesse<strong>in</strong> Gang gesetzt werden. In regelmäßigen Abständen ist e<strong>in</strong>e Energie- und CO 2 -Bilanz zu erstellen, undes muss kont<strong>in</strong>uierlich geprüft werden, ob die Maßnahmen wie geplant umgesetzt und Zwischenzieleerreicht wurden. Entsprechend dieser Notwendigkeit müssen das <strong>Klimaschutz</strong>management bzw. begleitendeInstitutionen wie z.B. e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>rat vom Geme<strong>in</strong>de- oder Stadtrat mit ausreichend Kompetenzenausgestattet werden.193


B 1Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteFlexibles Controll<strong>in</strong>g alsInstrument desQualitätsmanagements5. ErfolgskontrolleDie Umsetzung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzepte muss effizient und effektiv erfolgen.Die Belastung für die <strong>Kommunen</strong> hat <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig zugenommen.Die notwendige langfristige Planung des <strong>Klimaschutz</strong>es erfordert deswegen die Etablierunge<strong>in</strong>es Verfahrens, mit dem <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen überprüft wird, ob dieformulierten Ziele im <strong>Klimaschutz</strong> erreicht wurden. Dies muss sich nicht notwendigerweisean den gem<strong>in</strong>derten Emissionsmengen orientieren.Durch das <strong>Klimaschutz</strong>konzept werden nicht zuletzt Prozesse angestoßen, die sichnicht nur an den CO 2 -M<strong>in</strong>derungen messen lassen. E<strong>in</strong>e Erfolgskontrolle kann auchqualitativ überprüfen, ob Maßnahmen, die ursprünglich zum Zwecke des <strong>Klimaschutz</strong>esvorgesehen waren, <strong>in</strong>zwischen realisiert wurden – und wenn nicht, woransie gescheitert s<strong>in</strong>d und ob neue Hemmnisse ausgeräumt werden müssen. WichtigerAnsprechpartner ist hier der bei der Maßnahmenerstellung benannte verantwortlicheAkteur. Gegebenenfalls kann auch die Korrektur e<strong>in</strong>es Handlungskonzepts notwendigwerden, weil sich Maßnahmen als nicht realisierbar erwiesen haben oder neueHandlungsideen h<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d.Die Festlegung aufwändiger quantitativer Instrumente zur Erfolgsbilanz ist nur danneffektiv, wenn auch auf planerischer und politischer Ebene die kont<strong>in</strong>uierliche Prüfungdes bisher Erreichten, z.B. durch e<strong>in</strong> Berichtswesen, gewünscht wird. Wie e<strong>in</strong>solches Konzept aussehen kann, wird im Kapitel Controll<strong>in</strong>g genauer erläutert.194


Inhaltliche Anforderungen an kommunale KonzepteB 16. TeilkonzepteNeben den breit angelegten <strong>Klimaschutz</strong>konzepten besteht häufig auch der Bedarfbei <strong>Kommunen</strong>, spezielle, für den <strong>Klimaschutz</strong> der Kommune wichtige Themen zuanalysieren. Im Gegensatz zum Gesamtkonzept konzentriert sich das Teilkonzeptauf konkrete Themengebiete. In der Praxis geläufige Teilkonzeptbereiche s<strong>in</strong>d:Sektorenübergreifende Teilkonzepte (Wärmenutzungskonzept, Potenzialanalyseerneuerbare Energien, Stadtteilkonzepte)Themenspezifische Teilkonzepte (Energiemanagement <strong>in</strong> der Kommune, strategischeSanierungsplanung, Verkehrskonzept, Energieeffizienz <strong>in</strong> Kläranlagen etc.)Ziel e<strong>in</strong>es Teilkonzepts ist es, konzeptionelle Analysen für diese abgegrenzten Bereichedurchzuführen und Maßnahmen zu entwickeln, die gezielt <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenfür diesen Teilbereich voranbr<strong>in</strong>gen. Es kann nicht allgeme<strong>in</strong> gesagt werden,dass Teilkonzepte auch weiter <strong>in</strong>s (planerische) Detail gehen. So kann beispielsweisee<strong>in</strong> Wärmenutzungskonzept den Fokus auf e<strong>in</strong>e strategische Planungsgrundlage richten.Durch das Wärmenutzungskonzept erhält die Kommune H<strong>in</strong>weise, wo ggf. Nahwärmenetzes<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden könnten. Diese Informationen müssenanschließen im Rahmen von Machbarkeitsstudien konkret mit Vor-Ort-Daten unterfüttertwerden, um darauf aufbauend Umsetzungsentscheidungen treffen zu können,wodurch wiederum die Planungsphase <strong>in</strong>itiiert wird.Teilkonzepte alsVertiefung des<strong>Klimaschutz</strong>konzeptes195


B 2B2 Idealtypisches Vorgehen1. Projektkoord<strong>in</strong>ationDie Erstellung e<strong>in</strong>es Konzepts ist e<strong>in</strong>e umfangreiche Projektarbeit, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e Vielzahlvon Aufgaben zu bewältigen ist und verschiedenste Personen an der Entwicklungbeteiligt werden. Zur Koord<strong>in</strong>ation des Ablaufs muss e<strong>in</strong> Projektleiter benannt werden,der die Fäden <strong>in</strong> der Hand hält. Er sollte die Strukturen der Kommune gut kennenund zudem über kommunikative Fähigkeiten verfügen, um die notwendigeAkzeptanz <strong>in</strong> der Bevölkerung zu erreichen, da er mit vielen Gruppierungen undihren Vertretern <strong>in</strong> der Kommune zusammenarbeiten wird.In der Regel wird der Projektleiter e<strong>in</strong> Mitarbeiter der Verwaltung se<strong>in</strong>. Bei e<strong>in</strong>emKonzept, das von e<strong>in</strong>em externen Berater erstellt wird, sollte auf Verwaltungsseitee<strong>in</strong> Ansprechpartner benannt werden. E<strong>in</strong>e enge Kooperation und e<strong>in</strong> regelmäßigerAustausch zwischen den beiden s<strong>in</strong>d für die Konzepterstellung elementar wichtig.Koord<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>eskomplexen ProzessesVerwaltungs<strong>in</strong>terneAufgabenFür die verwaltungs<strong>in</strong>terne Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts bzw. die Koord<strong>in</strong>ationder Konzept-Arbeit erweist sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> größeren Städten die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>erfesten Stelle als notwendig. In kle<strong>in</strong>eren Städten bedarf es zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>er teilweisenFreistellung des Personals für e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum (z.B. sechs Monate). Für e<strong>in</strong>eoptimale Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>em externen Ersteller sollte der Mitarbeiter m<strong>in</strong>destensdie Hälfte der oben angegebenen Zeitkapazitäten zugestanden bekommen.Zudem ist zu klären, <strong>in</strong>wieweit die Erstellung des Konzepts strukturell begleitet werdenkann. Auch über die Erstellung des Konzepts h<strong>in</strong>aus haben sich <strong>in</strong> verschiedenen<strong>Kommunen</strong> neu geschaffene Gremien und Arbeitskreise gebildet, die das Thema <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> der Kommune begleiten. Mitglieder könnten verschiedene Entscheidungsträger,Multiplikatoren und Experten se<strong>in</strong>. Die Zusammensetzung ergibt sichaus der Aufgabenstellung und kann an die lokalen Anforderungen angepasst werden.In der Praxis setzt sich e<strong>in</strong> solcher Kreis überwiegend aus Verwaltungsmitgliedernzusammen. Das Projektteam trifft sich im Erstellungsprozess regelmäßig und diskutiertund bewertet erste Ergebnisse und vorgeschlagene Maßnahmen. Für die Zielf<strong>in</strong>dungund die Umsetzungsdiskussion allerd<strong>in</strong>gs sollte der Kreis auf jeden Fall überdie Verwaltung h<strong>in</strong>aus erweitert werden.Begleitung des ProzessesAufgaben der Verwaltung und des Erstellers bei externer Bearbeitung des KonzeptsPraxis-H<strong>in</strong>weisAnprechpartner Verwaltung Externer Ersteller Arbeitskreis <strong>Klimaschutz</strong>Unterstützung bei der Datenzusammenstellung(Ist-Analyse)Auswahl von Interviewpartnernund Workshopthemen und Vermittlungvon Kontakten (Anschreiben,Akteursauswahl etc.)Projektmanagement währenddes KonzeptsInhaltliche Auswertung der Ist-Analyse, CO 2 -Bilanz und PotenzialberechnungenDef<strong>in</strong>ition von Zielsetzungenund <strong>in</strong>haltlichen AnforderungenKritische Diskussion von Zwischen-und EndergebnissenMaßnahmenideen entwickelnund diskutierenBetreuung des ArbeitskreisesVerwaltungs<strong>in</strong>terne Koord<strong>in</strong>ationOrganisation der begleitendenÖffentlichkeitsarbeitDurchführung und Analyse derInterviews und WorkshopsMaßnahmenideen entwickelnund diskutierenInhaltlicher Input für den ArbeitskreisModeration des Arbeitskreises <strong>in</strong>der KonzeptphaseMaßnahmenauswahl und-bewertung197


B 2Idealtypisches VorgehenBearbeitungsdauerIntegration vonvorhandenem MaterialKostenaspekte bei<strong>Klimaschutz</strong>konzepten2. Zeit- und KostenaspekteDer Zeitbedarf für e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept hängt im Wesentlichen davon ab, <strong>in</strong>wieweitschon während der Konzepterstellung Strukturen und Maßnahmen vertieft werden.Für e<strong>in</strong>e idealtypische Vorgehensweise muss von der Gründung des Arbeitskreisesbis zum Beschluss des Konzepts e<strong>in</strong> Zeitraum von e<strong>in</strong>em (kle<strong>in</strong>e Kommune) bis zuzwei (große Kommune) Jahren veranschlagt werden ( Praxis-Beispiel „Zeit- und Kostenplanung<strong>in</strong> Klimastadt“). Die Umsetzung wird bei Berücksichtigung tiefgreifender,zum Teil erst langfristig realisierbarer Maßnahmen e<strong>in</strong>e Daueraufgabe bleiben. DerZeithorizont für die Zieljahre sollte dies berücksichtigen und e<strong>in</strong>e Zeitspanne von10 bis 20 Jahren umfassen.Diese Angabe, „etwa e<strong>in</strong> Jahr“, gilt für die Bearbeitung durch externe Gutachter. Beider <strong>in</strong>ternen Bearbeitung durch die Verwaltung kann der Zeitbedarf bei gleichen Anforderungenmöglicherweise noch größer se<strong>in</strong>, da nicht auf Standard<strong>in</strong>strumente zurückgegriffenwerden kann.E<strong>in</strong>e verwaltungs<strong>in</strong>terne Erstellung wird sich bei der CO 2 -Bilanzierung zunächst aufschon vorhandenes Datenmaterial beziehen, da ke<strong>in</strong>e umfangreichen Erhebungenmöglich s<strong>in</strong>d. Die Unterstützung der Stadtwerke bzw. Energiedienstleister sollte gesichertwerden, damit die energiewirtschaftlichen Daten, zum<strong>in</strong>dest der leitungsgebundenenEnergieträger, zur Verfügung stehen.Die Kommune sollte auch bei externer Erstellung die Daten selbst zusammentragen,die <strong>in</strong> der Kommunalverwaltung und <strong>in</strong> kommunalen Betrieben vorhanden s<strong>in</strong>d, umhohe Ingenieurhonorare für die Datensuche zu vermeiden und um eigenes Wissenaufzubauen. Bei der Vielzahl der vorhandenen Konzepte bzw. Daten sollte die Aktualitätgeprüft werden, da nur aktuelle Informationen <strong>in</strong> die Konzepterstellung e<strong>in</strong>fließensollten. Gegebenenfalls werden erneute Erhebungen oder Schätzungenerforderlich. <strong>Klimaschutz</strong>konzepte stellen aber ke<strong>in</strong> zusätzliches, neues Planwerkdar, sondern dienen vorwiegend der Integration vorhandener Planungen und Handlungskonzepte.Mit der Erstellung e<strong>in</strong>es Konzepts kommen auf die Kommune verschiedene Kostenzu. Neben konkreten Kosten für Workshops und Veranstaltungen s<strong>in</strong>d dies vor allemdie <strong>in</strong>ternen und externen Personalkosten, die für die Erarbeitung des Konzepts anfallen.Die Kosten für e<strong>in</strong>e externe Bearbeitung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts können nur grobveranschlagt werden. Auf dem Markt gibt es e<strong>in</strong> breites Spektrum, je nachdem wiedetailliert und umfassend die Schritte bearbeitet werden sollen. Folgende Preise können<strong>in</strong> etwa veranschlagt werden (Sonderleistungen, wie z.B. die Berücksichtigungvon Abfall und Abwasser, oder die Erstellung von Teilkonzepten, beispielsweise zuKWK, müssen zusätzlich berücksichtigt werden):<strong>Kommunen</strong> über 100.000 E<strong>in</strong>wohner: 0,5–1 Euro pro E<strong>in</strong>wohner (mit Verkehrsteil:0,75–1,5 Euro pro E<strong>in</strong>wohner)<strong>Kommunen</strong> unter 100.000 E<strong>in</strong>wohner: 1–1,5 Euro pro E<strong>in</strong>wohner (mit Verkehrsteil:1,5–3 Euro)Bei kle<strong>in</strong>en <strong>Kommunen</strong> (unter 20.000 E<strong>in</strong>wohner) können auch höhere Kosten proE<strong>in</strong>wohner anfallen.198


Idealtypisches VorgehenB 23. Bauste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsDie e<strong>in</strong>zelnen Projektschritte und Bauste<strong>in</strong>e des Projekts s<strong>in</strong>d im Vorfeld mit denVerantwortlichen zu klären und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitplan festzuhalten.Abbildung 1:Strukturelle Elementebeim kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>: Vorbereitung,Konzept, Diskussion undUmsetzungQuelle:ifeu.Für alle relevanten Sektoren e<strong>in</strong>er Kommune wird die aktuelle Situation im Rahmenvon Energie- und CO 2 -Bilanzen erfasst, es werden E<strong>in</strong>sparpotenziale berechnet undMaßnahmen zur Umsetzung der Potenziale erarbeitet.Der Erstellung von <strong>Klimaschutz</strong>konzepten liegen im Wesentlichen drei Bauste<strong>in</strong>e zugrunde:1. Grundlage des Konzepts ist die Ist-Analyse, die e<strong>in</strong>en qualitativen und e<strong>in</strong>en quantitativenTeil (Energie- und CO 2 -Bilanz) hat. Die Bestandsaufnahme be<strong>in</strong>haltete<strong>in</strong>en Rückblick auf das bereits Geschehene: Welche <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenwurden bislang <strong>in</strong> der Kommune umgesetzt? In welchen Sektoren ist die Kommunebereits sehr aktiv? Bei der CO 2 -Bilanz wird ermittelt, wie viel Energie (Strom,Heizenergie, Prozesswärme, Kraftstoffe etc.) <strong>in</strong> den jeweiligen Sektoren verbrauchtwird und welche Energieträger zur Strom- und Wärmeversorgung e<strong>in</strong>gesetztwerden. Je nach <strong>Kommunen</strong>größe und Zielen s<strong>in</strong>d unterschiedlicheBilanzierungsmethoden empfehlenswert.2. Aufbauend auf den Informationen aus der Energie- und CO 2 -Bilanz wird e<strong>in</strong>e Potenzialanalysefür die betrachteten Sektoren erstellt. Dabei wird das technischund wirtschaftlich umsetzbare Potenzial <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren dargestellt,und zwar <strong>in</strong> den Bereichen Energiee<strong>in</strong>sparung, Effizienzsteigerung, Ausbau derKraft-Wärme-Kopplung, sowie zur Nutzung erneuerbarer Energien. Als Optionkönnen auch Szenarien entwickelt werden, die der Kommune helfen, ihre <strong>Klimaschutz</strong>zielegenauer zu def<strong>in</strong>ieren. Für die Szenarien wird die Potenzialanalyseum Faktoren wie z.B. Ausbauraten, Sanierungszyklen und Energiekostenentwicklungerweitert. Neben e<strong>in</strong>em Referenzszenario (Wie entwickeln sich der Energieverbrauchund die CO 2 -Emissionen ohne zusätzliche <strong>Klimaschutz</strong>anstrengungen?)wird e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>szenario erstellt, das die Entwicklung unter Berücksichtigungkonsequenter <strong>Klimaschutz</strong>politik aufzeigt.Drei Bauste<strong>in</strong>e199


B 2Idealtypisches Vorgehen3. Der zentrale Bestandteil e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts ist der Maßnahmenkatalog.Dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den kommunale Instrumente zur Förderung CO 2 -m<strong>in</strong>dernder Technikenund Strukturen Berücksichtigung. Welche Maßnahmen <strong>in</strong> der Kommune kurz-,mittel- und langfristig umgesetzt werden sollen, ergibt sich e<strong>in</strong>erseits aus den ArbeitsschrittenBilanz, qualitative Ist-Analyse und Potenzialanalyse, andererseitsaus den gesammelten Informationen aus Gesprächen, Interviews und Diskussionenmit den Akteuren vor Ort. In Ergänzung zu re<strong>in</strong> technischen Maßnahmen(wie z.B. der Gebäudedämmung) werden <strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzepten überwiegendUmsetzungsmaßnahmen erarbeitet, die Hemmnisse abbauen bzw. Umsetzungsvoraussetzungenfür Maßnahmen schaffen und zu Verhaltensänderungen anregen(z.B. Informationskampagnen, Anschubförderung oder Qualitätssicherung).Vom Konzept zurUmsetzungMit der Erarbeitung der Maßnahmen beg<strong>in</strong>nt die politische Diskussion (Arbeitskreis,Ausschüsse, Rat der Kommune) des Gesamtkonzepts als auch e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen.Die Gremien erarbeiten und verabschieden Beschlüsse zur Umsetzung derMaßnahmen bzw. ausgewählter Maßnahmenpakete.Im Anschluss daran fängt die eigentliche Arbeit an: die Umsetzung der getroffenenEntscheidungen. Dies stellt sich <strong>in</strong> der Praxis zumeist als schwieriger dar als zunächstangenommen. Hier zahlt es sich umso mehr aus, wenn <strong>in</strong> die vorangegangenen Schrittenmöglichst alle relevanten Gruppierungen der Kommune <strong>in</strong>tegriert waren, denndann ist die Gefahr viel kle<strong>in</strong>er, dass Hemmnisse erst sukzessive erkannt werden.Gegen Ende e<strong>in</strong>er externen Beratertätigkeit <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> sollte somit immerdas methodische Grundgerüst des zukünftigen Controll<strong>in</strong>gs und der Evaluierung e<strong>in</strong>zelnerMaßnahmen, aber auch der Umsetzung des gesamten <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsvorliegen. Grundlage dieses Controll<strong>in</strong>gs könnte beispielsweise e<strong>in</strong> CO 2 -Bilanzierungstoolse<strong>in</strong>, mit Hilfe dessen die Kommune oder Stadtwerke die Energie- undCO 2 -Bilanzierung eigenständig fortsetzen können.Praxis-BeispielZeit- und Kostenplanung <strong>in</strong> KlimastadtUnten dargestellt ist e<strong>in</strong> Zeit- und Umsetzungsplan für das <strong>Klimaschutz</strong>konzept von Klimastadt (die jeweiligenArbeitsschritte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Monatskästchen markiert). Die Erstellung des Konzepts war aufgrunde<strong>in</strong>er Förderung auf e<strong>in</strong> Jahr begrenzt. Die Ferienzeiten (Juli/August) wurden für die im Konzeptzugrunde liegenden Berechnungen genutzt. Insgesamt waren neben Gesprächen für das Konzept vierWorkshops angesetzt.Die Kosten des Konzepts für e<strong>in</strong>e externe Bearbeitung (<strong>in</strong>kl. Verkehr) beliefen sich auf 114.330 Eurobrutto, was <strong>in</strong> etwa 1,3 Euro pro E<strong>in</strong>wohner entsprach. Ausschlaggebend für die Beauftragung war nichtzuletzt auch e<strong>in</strong>e Konzeptförderung seitens des Bundes <strong>in</strong> Höhe von 60 Prozent.MonatRahmenbed<strong>in</strong>gungen und ProjektsteuerungIst-AnalyseErmittlung E<strong>in</strong>sparpotenzialeMaßnahmenentwicklung und -planSzenarienentwicklungIntegrative KonzepterarbeitungGesprächeVerwaltungsworkshopWorkshop EnergieversorgungWorkshop VerkehrAbschlussworkshopEndberichtJanFebMarAprMaiJunJulAugSepOktNovDez200


B 3B3 Qualitative Ist-AnalyseGrundlage der zukünftigen Handlungsvorschläge bildet e<strong>in</strong>e Ist-Analyse, die am Anfangdes Konzepts steht. Erste für das Konzept relevante Fragen sollen dabei geklärtwerden: Wo steht die Kommune heute im <strong>Klimaschutz</strong>? Wo gibt es Ansatzpunktefür zukünftige <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten? Den Bearbeitern stehen dabei qualitative undquantitative Möglichkeiten zur Verfügung.Dem kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>beauftragten hilft e<strong>in</strong>e regelmäßige Ist-Analyse allerd<strong>in</strong>gsauch dabei, den Überblick zu behalten und die Situation neu zu bewerten.Zu e<strong>in</strong>er Ist-Analyse gehören:1. Analyse der Struktur <strong>in</strong> der Kommune und Darstellung der Entwicklung2. Feststellung der bisher durchgeführten <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen, ihrer Wirkungund Erfolge und der daraus gesammelten Erfahrungen (Aktivitätsprofil)3. Identifikation der relevanten Akteure, Bestimmung ihrer Beziehungen und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten(Akteursanalyse)4. Optional: daraus ableitend e<strong>in</strong>e Stärken-Schwächen-Analyse5. CO 2 -Bilanz (quantitative Analyse)E<strong>in</strong>e wichtige Basis für e<strong>in</strong> Handlungskonzept ist e<strong>in</strong>e Übersicht darüber, welche Aktivitätender Stadt bisher schon zum <strong>Klimaschutz</strong> beigetragen haben und welche Akteurevor Ort noch aktiv s<strong>in</strong>d. Dabei kann e<strong>in</strong>erseits aus Fehlern der Vergangenheitgelernt werden, andererseits lassen sich Anknüpfungspunkte für weitere Schritte f<strong>in</strong>den.Die qualitative Ist-Analyse zeigt dem Ersteller auf, welche Schwerpunkte er beider Konzeptentwicklung setzen muss. Bei bisher im <strong>Klimaschutz</strong> sehr aktiven <strong>Kommunen</strong>kann anders vorgegangen werden als bei <strong>Kommunen</strong>, die beim <strong>Klimaschutz</strong>Neuland betreten. Die qualitative Ist-Analyse hilft zudem, die Lage vor Ort e<strong>in</strong>zuschätzenund die Kommune sowie deren Akteure kennen zu lernen.E<strong>in</strong>e Energie- und CO 2 -Bilanz der klimarelevanten Emissionen ist zur Erarbeitunge<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts von entscheidender Bedeutung. Auf dieser aufbauendkönnen die Poten-ziale und Szenarien für e<strong>in</strong>e Kommune berechnet werden. Davonwerden wiederum Maß-nahmen abgeleitet, e<strong>in</strong> Handlungskonzept entwickelt unde<strong>in</strong> Prioritätenkatalog erstellt. Zu-dem dient die CO 2 -Bilanz der Entwicklung von Indikatoren,wie beispielsweise der Anteil von KWK und erneuerbaren Energien <strong>in</strong> derKommune. Diese s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en detaillierten Vergleich sowie e<strong>in</strong>e Erfolgskontrollenötig.Elemente e<strong>in</strong>er Ist-Analyse201


B 3Qualitative Ist-Analyse1. Struktur <strong>in</strong> der KommuneSammlung von relevantenInformationenTabelle 1:Erforderliche Informationenfür die Entwicklung e<strong>in</strong>es<strong>Klimaschutz</strong>konzeptsQuelle:ifeu.Am Anfang steht e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Sammlung von Informationen, um die Struktur <strong>in</strong>der Kommune zu beschreiben und sie zu charakterisieren und auch, um auf zukünftigeEntwicklungsrichtungen aufmerksam zu werden. Die Tab. 1 zeigt die verschiedenenInformationen auf.InformationenDemografische Entwicklung: aktueller Stand undzukünftige Entwicklung der Bevölkerungszahlenunter Berücksichtigung der Altersverteilung unddifferenziert nach Ortsteilen/SiedlungenSiedlungsstruktur: erwartete zukünftige Entwicklung<strong>in</strong> Ortsteilen und Gebäudekategorien, GebäudetypologienSozialstruktur: Beschäftigungsstruktur, Arbeitslosigkeit,Ausländeranteil, Sensibilität für umweltrelevanteThemen, mittlere HaushaltsgrößeRegionale Identität: Interaktion, Abgrenzung, Konkurrenzmit angrenzenden Regionen, adm<strong>in</strong>istrativeZuordnungFlächenangaben und Entfernungen: aktuelle Flächenverteilungund -nutzung, geplante Veränderungen,Naturschutzrestriktionen, Entfernungen zurelevanten externen ArbeitsräumenWirtschaftsstruktur: Anteil Großbetriebe, GHD,Land- und Forstwirtschaft, kommunalwirtschaftlicheUnternehmenVerkehrsstruktur: Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur (Straßennetz,Rad- und Fußwegenetz, ÖPNV-Netz), ModalSplit, Kfz-Dichte, Parksituation, Verkehrsplanungder Kommune, Entfernungen zu relevanten externenArbeitsräumen (Pendlerwege) etc.Verwendung der DatenBerücksichtigung von Entwicklungen, die z.B. Gebäudeleerstände,erhöhte Wohnraumnachfrage,Änderung der Ver- und Entsorgungsstruktur nachsich ziehen (z.B. für das TREND-Szenario)Grunddaten für Planungsansätze wie Ortskernverdichtung,Neuausweisung von WohngebietenBasis<strong>in</strong>formationen für Motivations- und Sensibilisierungsaktivitätenund für die E<strong>in</strong>schätzung vonWertschöpfungspotenzialenBeschreibung der Kommune h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Planungsmöglichkeiten,Systemgrenzen und potenziellenWechselwirkungen zu angrenzenden undübergeordneten RäumenBewertung der Nachhaltigkeit der Landnutzungund zur geographischen E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> überregionaleRäume z.B. h<strong>in</strong>sichtlich MobilitätsnachfrageFeststellung von Wertschöpfungspotenzialen undspezifischen Wirtschafts<strong>in</strong>teressen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungfür Festlegung von Systemgrenzen, Abgrenzungoder E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Industrie, Ansatzpunktefür <strong>Klimaschutz</strong>-Sondervere<strong>in</strong>barung, Möglichkeitender Integration <strong>in</strong> KSKE<strong>in</strong>schätzung der Ausgangssituation, Bewertungvon kommunalen Handlungsfeldern (Optimierungsbedarf)202


Qualitative Ist-AnalyseB 32. AktivitätsprofilDie bisher durchgeführten Aktivitäten und <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen werden zusammengetragen.Ziel ist es, die bereits vorhandenen Informationen und Erfahrungensowie erfolgversprechende Ansätze zu nutzen und mögliche Hemmnisse und Umsetzungsvoraussetzungenzu erkennen. Es soll e<strong>in</strong> Überblick gegeben werden, <strong>in</strong> welchenBereichen die Kommune bisher aktiv war und welche Maßnahmen durchgeführtwurden. Im Rahmen von Akteursgesprächen und/oder Workshops soll die Liste vonkommunalen Aktivitäten im <strong>Klimaschutz</strong> ergänzt, vervollständigt und sortiert werden.Tab. 2 bietet Orientierung für e<strong>in</strong>e Sortierung anhand der vier wichtigsten Handlungsfelderim kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>. In den e<strong>in</strong>zelnen Handlungsfeldern f<strong>in</strong>den sichwiederum Fragen, die bei der Maßnahmensammlung helfen sollen.KlimapolitikWelche CO 2 - bzw. Energie-Reduktionsziele wurden festgelegt und welche Visionen wurden entwickelt?Welche Leitbilder, Initiativen und Slogans gibt es?Wurde e<strong>in</strong>e Energie- und CO 2 -Bilanz erstellt und werden die Werte regelmäßig gemessen, überprüftund dokumentiert?Wurden bereits Untersuchungen bzw. Studien zu dem Thema Umwelt, Nachhaltigkeit, Energieund <strong>Klimaschutz</strong> erstellt?Wie wurde die <strong>Klimaschutz</strong>politik <strong>in</strong>stitutionalisiert? Wurde z.B. e<strong>in</strong>e ämterübergreifende Stabsstellee<strong>in</strong>gerichtet, e<strong>in</strong>e <strong>Klimaschutz</strong>agentur gegründet, erfolgt e<strong>in</strong>e regelmäßige Information allerBeteiligten?Wurde e<strong>in</strong> Aktionsprogramm erarbeitet und welche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt?Wie oft und für welche Zielgruppen werden Informationsveranstaltungen zum Thema <strong>Klimaschutz</strong>und Klimapolitik durchgeführt? Welche <strong>Klimaschutz</strong>kampagnen gibt es?Was für Strukturen und Modelle für die aktive Beteiligung von lokalen Akteuren gibt es (z.B. Arbeitskreisemit Bürgerbeteiligung, langfristige Kooperationen mit Unternehmen und Stakeholdernoder Pilotprojekte mit aktiver Beteiligung von e<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen)?Wie werden <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten über die Stadtgrenzen h<strong>in</strong>aus ausgeweitet, z.B. durch Engagement<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Netzwerken, Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen, Planung undUmsetzung regionaler <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen? Ist die Kommune Mitglied bei Initiativen wie z.B.Klimabündnis oder hat an Wettbewerben teilgenommen (z.B. <strong>Klimaschutz</strong>kommune, Bundeshauptstadt<strong>Klimaschutz</strong>)?EnergieIn welchen eigenen Gebäuden und Anlagen wird e<strong>in</strong> Energiemanagement durchgeführt? Wie regelmäßigund <strong>in</strong> welchen Gebäuden werden Energie-Audits durchgeführt und Energieberichte erstellt?Welche Effizienzstandards gibt es für kommunale Gebäude im Neubau und im Bestand?Welche Maßnahmen zur Information und Motivation kommunaler Mitarbeiter zu energiebewusstemVerhalten wurden durchgeführt?Welche Maßnahmen zur Förderung e<strong>in</strong>er nachhaltigen Energieversorgung wurden umgesetzt(z.B. Bezug von Ökostrom oder Versorgung mit Strom und Wärme aus auf erneuerbaren Energienoder KWK basierenden Anlagen vor Ort)?Welche Maßnahmen gibt es, um die Gebäudeeffizienzpotenziale <strong>in</strong> den privaten Haushalten undim Gewerbe zu erschließen (z.B. Förderprogramme und Beratungs- und Informationsangebote)?Welche Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien und von KWK, wie Standort- und Potenzialanalysenund Berücksichtigung bei Neubau- und Sanierungsprojekten, gibt es?Welche Beratungs- und Informationsangebote zur kommunalen Energiepolitik und zu Energieeffizienzgibt es für die Bürger?Welche Strukturen für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmen(KMU), großen Energieverbrauchern (Industrie) und Energieversorgern gibt es? Das können Beratungsangebote,die geme<strong>in</strong>same Entwicklung und Durchführung von Effizienzprojekten, Zielvere<strong>in</strong>barungenoder auch Förderangebote se<strong>in</strong>.Wie s<strong>in</strong>d die Kriterien der Energieeffizienz <strong>in</strong> die Stadtplanung <strong>in</strong>tegriert?VerkehrGibt es e<strong>in</strong>e städtische Zielsetzung/Strategie zum <strong>Klimaschutz</strong> für den Verkehr?Durch welche Kriterien und Maßnahmen <strong>in</strong> der Stadt- und Verkehrsplanung wird e<strong>in</strong>e Reduzierungder Verkehrsbelastung erreicht (z.B. Aktivitäten im Bereich Stadtentwicklung zur Vermeidungneuer Verkehre)? Wo gibt es positive Entwicklungen (z.B. autoarmes/freies) Wohnen? Wo gibt esDetaillierte Analyse von<strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenTabelle 2:Verschiedene Bereiche deskommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es203


B 3Qualitative Ist-AnalyseQuelle:ifeu.gegenläufige Entwicklungen (z.B. Konkurrenz umliegender Geme<strong>in</strong>den durch Ausweisung vonBau- und Gewerbegebieten)?Welche Maßnahmen wurden durchgeführt, um das ÖPNV-Angebot zu verbessern sowie die Attraktivitätvon Rad- und Fußverkehr zu steigern (Erhöhung des Modal Split)? Wie wird dies mit verkehrslenkendenMaßnahmen im MIV verknüpft (z.B. Parkraummanagement, Park&Ride-Angebote,Verkehrsfluss, Zufahrtsbeschränkungen bei gleichzeitigem Ausbau des ÖPNV)?Welche Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Mobilität gibt es für die kommunalen Mitarbeiter(z.B. Job-Ticket, Fahrradstellplätze, Umstellung des kommunalen Fahrzeugparks auf emissionsarmeFahrzeuge)?Welche Aktivitäten zur Reduktion der Emissionen im Berufs- und Wirtschaftsverkehr werden bereitsdurchgeführt (z.B. Mobilitätsmanagement, Flottenmanagement)?Gibt es Aktivitäten im Rahmen der Umweltbildungsarbeit (z.B. Schulwegpläne, städtische Projektezur Mobilitätserziehung an Schulen, Spritsparkurse etc.)?Welche Möglichkeiten nutzt die Kommune, um e<strong>in</strong>e klimaverträglichere Pkw-Nutzung zu fördern(z.B. Förderung der Anschaffung besonders effizienter Fahrzeuge, Unterstützung von Car-Shar<strong>in</strong>gund Fahrgeme<strong>in</strong>schaften)?Abfall und AbwasserWelche Maßnahmen führt die Kommune zur Reduktion des Abfallaufkommens und zur Optimierungdes Recycl<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> städtischen E<strong>in</strong>richtungen, privaten Haushalten sowie Gewerbe und Industriedurch?Welche Maßnahmen gibt es zur Optimierung der energetischen Verwertung von Abfall (KWK-Anlagen), Klär- und Deponiegas und zur Optimierung der Biogaserzeugung?Welche Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz <strong>in</strong> Kläranlagen und durch Abwasserwärmenutzunggibt es?Praxis-BeispielAktivitätsprofil von KlimastadtKlimastadt nutzte für e<strong>in</strong>e erste Analyse den <strong>Klimaschutz</strong>-Benchmark des Klima-Bündnisses. Im Aktivitätsprofilkonnte die Verwaltung <strong>in</strong> vier klimaschutzrelevanten Bereichen auf e<strong>in</strong>er Skala von 0-4 Punktenihre bisherigen Aktivitäten bewerten. Die Auswertung (Stand 15.10. 2010) zeigt, dass verschiedeneMaßnahmen im Bereich Verkehr (53 Prozent der möglichen Punkte) und Abfall (60 Prozent) bereitserfolgreich umgesetzt werden konnten. Im Bereich Klimapolitik s<strong>in</strong>d es lediglich 40 Prozent. Allerd<strong>in</strong>gswirkt sich die Gründung der Energieagentur mittelfristig sicherlich positiv aus. Im Bereich Energie konntenbisher nur 25 Prozent der möglichen Punkte erreicht werden. Wesentliche Aktivitäten lagen hierbislang <strong>in</strong> den Bereichen Bürgerbeteiligung, Mitarbeitermotivation und Vorbildrolle der Stadt.Abbildung 2:Aktivitätsprofil vonKlimastadt 2010Quelle:Klima-Bündnis und ifeu.204


Qualitative Ist-AnalyseB 33. Akteure (und Netzwerke), Akteursanalyse<strong>Klimaschutz</strong> wird von Menschen vorangebracht. Deshalb ist es wichtig, die entscheidendenAkteure der Kommune <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>zubeziehen. Ziel der Akteursanalyseist es, die für die Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts relevanten Akteure undGruppen zu identifizieren, diese gezielt anzusprechen und aktiv <strong>in</strong> den <strong>Klimaschutz</strong>prozesse<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Relevanz haben Akteure, die den <strong>Klimaschutz</strong> durch ihr Handeln<strong>in</strong> entscheidender Weise bee<strong>in</strong>flussen können, <strong>in</strong>sbesondere wenn sie den<strong>Klimaschutz</strong> vor Ort aktiv vorantreiben und ideell oder f<strong>in</strong>anziell unterstützen können.In jeder Kommune herrschen andere lokale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, und die Akteure,die <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> im Bereich <strong>Klimaschutz</strong> aktiv bzw. für die Umsetzungdes <strong>Klimaschutz</strong>konzepts von Bedeutung s<strong>in</strong>d, unterscheiden sich.Die richtigen Akteure zu f<strong>in</strong>den, ist die Erfolgsgrundlage des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts.Dies kann nur unter E<strong>in</strong>beziehung des lokalen Know-hows geschehen. Geme<strong>in</strong>sammit Verwaltungsmitarbeitern wird der relevante Personenkreis bestimmt. Im Laufedes <strong>Klimaschutz</strong>prozesses und durch weiterführende Gespräche wird diese Liste erweitertund ergänzt. Es gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl von Akteuren, die für die Umsetzung des<strong>Klimaschutz</strong>konzepts relevant se<strong>in</strong> können:Verwaltungen: Geme<strong>in</strong>derat, Umweltamt, Städtebau, GebäudemanagementVerbände und Initiativen: Umwelt-, Verkehrs-, Bürgerverbände und -<strong>in</strong>itiativen,Vere<strong>in</strong>eÖffentliche E<strong>in</strong>richtungen: Schulen, Universitäten, Militäre<strong>in</strong>richtungen, LandesundBundesbehörden, KirchenWirtschaft: lokale Firmen, Unternehmen, Handwerkskammern, Energieversorger,Abfall- und Abwasserentsorger, Land- und Forstwirte, Architektenverbände, Wasserversorger,StadtwerkeWissenschaft: Hochschulen, Forschungs<strong>in</strong>stituteF<strong>in</strong>anzwesen: Geld-, Kredit<strong>in</strong>stitute, InvestorenLokale MedienSonstige: Verbraucherberatung, Haus- und Grundbesitzervere<strong>in</strong>igungDer Kommune selbst kommt als Initiator des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts e<strong>in</strong>e besondereRolle zu. Sie wird als zentraler Akteur gesondert betrachtet.Die Struktur und Organisation <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung ist <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> unterschiedlich.Wichtig ist die Beantwortung der Fragen: Wer ist <strong>in</strong>nerhalb der Kommunezuständig für Belange des <strong>Klimaschutz</strong>es? Wie s<strong>in</strong>d die zeitlichen, f<strong>in</strong>anziellenund personellen Kapazitäten, und welches Know-how ist vorhanden? Welche Stellen/Personens<strong>in</strong>d von der Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts betroffen bzw.haben E<strong>in</strong>fluss darauf? Welche Kompetenzen s<strong>in</strong>d vorhanden?Zur Identifikation der Akteure können u.a. die im Aktivitätsprofil gesammelten Informationenherangezogen werden. Wer ist <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung verantwortlichfür die Planung und Initiierung der Maßnahme, die Durchführung, F<strong>in</strong>anzierung unddie Überprüfung der Ergebnisse?Wie am Beispiel des Energiemanagements gezeigt wird, gibt es nicht nur e<strong>in</strong>e zentraleStelle, die sich mit dem Thema <strong>Klimaschutz</strong> beschäftigt. Ganz im Gegenteil: Invielen Bereichen muss das Thema <strong>Klimaschutz</strong> aufgegriffen und <strong>in</strong>tegriert werden.Identifikation undE<strong>in</strong>ordnung lokalerAkteureDie Kommune als Akteur205


B 3Qualitative Ist-AnalyseH<strong>in</strong>tergrund-InformationKommunales Energiemanagement: Wer macht eigentlich was?Energetische Belange <strong>in</strong> kommunalen Gebäuden liegen im Grunde nie <strong>in</strong> nur e<strong>in</strong>er Hand. Wie das Energiemanagement(EM) organisiert ist bzw. wie es organisiert werden kann, ist abhängig von den jeweiligenVerwaltungsstrukturen, den bisherigen Erfahrungen, der personellen und f<strong>in</strong>anziellen Situationund den e<strong>in</strong>zuhaltenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Für e<strong>in</strong>e Optimierung muss deswegen genau dokumentiertse<strong>in</strong>, wer welche der folgenden Aufgaben <strong>in</strong>nehat (die Aufgaben werden häufig nicht nur vonverwaltungs<strong>in</strong>ternen Stellen erfüllt, sondern zum Teil auch von externen Institutionen wie z.B. Ingenieurbüros,Wartungsfirmen, Stadtwerken etc. bearbeitet).Verbrauchskontrolle: Wo liegen die Daten zum Energieverbrauch und zu Energiekosten vor? Werwertet die Daten aus?Gebäudeanalyse: Wichtig ist zunächst festzustellen, welche Gebäude und Anlagen beim kommunalenEnergiemanagement betrachtet werden müssen. Wer verfügt über die wichtigen Gebäudedaten wieNutzungsart, Baujahr, Informationen zum Heizungssystem, Energie- und Wasserverbrauchsdaten undEnergiekosten der letzten Jahre, Zählernummern und Kontaktdaten des Betriebspersonals vor Ortund der zuständigen Wartungsfirmen? Werden Energiekennwerte ermittelt und, wenn ja, von wem?Für welche Gebäude wurden bereits Grob- oder Fe<strong>in</strong>diagnosen durchgeführt und wer ist verantwortlichdafür?Planung von E<strong>in</strong>sparmaßnahmen: Wer entscheidet darüber, welche E<strong>in</strong>sparmaßnahmen oder Sanierungen<strong>in</strong> welchen Gebäuden durchgeführt werden und welche Kriterien dafür ausschlaggebends<strong>in</strong>d? Wer verfügt über Informationen, welche Sanierungen sowieso anstehen? Wer ist verantwortlichfür die F<strong>in</strong>anzierungsplanung? Wer achtet bei der Planung von Neubauten auf den Energieverbrauch?Betriebsführung von Anlagen: Wer ist verantwortlich für die Betriebsüberwachung (Regelungse<strong>in</strong>stellungen,Wartung und Instandhaltung) der Anlagen und für Beratung und Kontrolle des Betriebspersonals?Energiebeschaffung: Wer ist verantwortlich für den Energiee<strong>in</strong>kauf, für Abschluss und Prüfung vonLieferverträgen mit Energieversorgungsunternehmen und für die Kontrolle der Abrechnungen?Nutzungsoptimierung: Dazu gehören e<strong>in</strong>e unter energetischen Gesichtspunkten optimierte Belegungvon Gebäuden und auch der rationelle Umgang mit Energie durch die Gebäudenutzer. Werist verantwortlich für die Erstellung von Belegungsplänen und für die Information und Motivationder Gebäudenutzer?Begleitung <strong>in</strong>vestiver Maßnahmen: Wer begleitet die Umsetzung technischer Maßnahmen und werist verantwortlich für die optimale Funktion neuer Anlagen?Kommunikation: Wer ist verantwortlich für Schulung und Motivation des Betriebspersonals und derVerwaltungsangestellten? Wer ist verantwortlich für die Erstellung von Energieberichten? Gibt ese<strong>in</strong>e Plattform für den Erfahrungsaustausch von Energiebeauftragten und wer ist verantwortlich fürdie Koord<strong>in</strong>ation?VerwaltungsexterneAkteureAuch die Akteure außerhalb der Verwaltung müssen identifiziert und von Anfang an<strong>in</strong> den <strong>Klimaschutz</strong>prozess <strong>in</strong>tegriert werden. Hierfür ist es wichtig, dass die Bearbeiterdes <strong>Klimaschutz</strong>konzepts e<strong>in</strong>en Überblick über die Akteure und deren Rollebeim kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> erhalten. Wichtige Kriterien hierfür s<strong>in</strong>d z.B. ihreZiele und Interessen, E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten sowie bisherigen Aktivitäten.E<strong>in</strong>e Zusammenstellung der Ziele, Interessen und Motive der Akteure schafft e<strong>in</strong>enÜberblick über günstige Anknüpfungspunkte für e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit. Ebenso lassensich sensible Bereiche identifizieren, <strong>in</strong> denen Strategien für die Umsetzung der Maßnahmenerarbeitet werden müssen, um Hemmnisse, z.B. fehlende f<strong>in</strong>anzielle oderpersonelle Kapazitäten, abzubauen. Ziele und Interessen des Akteurs entscheidenüber dessen Kooperationsbereitschaft oder geben Aufschluss über mögliche zukünftigeKonflikte. In beiden Fällen gilt es, die Akteure geschickt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Gesamtkonzepte<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.Für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung des E<strong>in</strong>flusses des Akteurs auf die Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsist z.B. relevant, wie viele Personen erreicht werden (Multiplikatorenwirkung),wie groß das CO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenzial ist und welche f<strong>in</strong>anziellen undpersonellen Ressourcen zur Verfügung stehen.206


Qualitative Ist-AnalyseB 3Für die Bedeutung e<strong>in</strong>es Akteures für den kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> spielen natürlichse<strong>in</strong>e bisherigen Aktivitäten e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle. Vorreiter mit e<strong>in</strong>er Vielzahl anAktivitäten s<strong>in</strong>d bei der Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>zubeziehen.Zurückhaltende oder abwartende Akteuren werden dagegen schwierig zu motivierense<strong>in</strong>. Hier sollte von Fall zu Fall entschieden werden, wie mit den Akteurenumgegangen werden soll. Idealerweise werden sie aber im Prozess berücksichtigt.Anhand der zusammengetragenen Informationen können dann aus der Vielzahl vonAkteuren diejenigen Schlüsselakteure bestimmt werden, die die Umsetzung des Konzeptsbzw. der <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen maßgeblich bee<strong>in</strong>flussen.Für die zukünftige Umsetzung des Konzepts erhält man daneben auch e<strong>in</strong>en Überblick,welche Akteure zwar nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss haben, aber dennoch <strong>in</strong> ihremTeilbereich e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen können, da sie die <strong>Klimaschutz</strong>ziele aktiv unterstützen,oder welche Akteure mit großem E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> der Kommune aufgrund ihrerZiele und Interessen bisher nicht im <strong>Klimaschutz</strong> aktiv s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Kooperationsbereitschaftaufweisen. Hier müssen neue Ansatzpunkte im Konzept geschaffenund <strong>Klimaschutz</strong> auch für diese Akteure attraktiv gestaltet werden.Die Kommune und ihre Möglichkeiten: kommunale Beteiligungen<strong>Kommunen</strong> verfügen häufig über e<strong>in</strong>e Reihe von Beteiligungen an Unternehmen und E<strong>in</strong>richtungenund haben damit Möglichkeiten, dort Interessen im S<strong>in</strong>ne des <strong>Klimaschutz</strong>es zu vertreten. Wie dieKommune E<strong>in</strong>fluss nehmen kann, ist abhängig von Anteil und Art der Beteiligung sowie der RechtsundOrganisationsform (u.a. Eigenbetriebe, GmbH, KG, GbR, Genossenschaften, Zweckverbände, Wasser-und Bodenverbände). In folgenden Bereichen ist kommunale Beteiligung üblich:Messen, Märkte, Touristik, Wirtschaftsförderung (z.B. Stadtmarket<strong>in</strong>g)Ent- und Versorgung, Verkehr (z.B. Stadtwerke, Stadtre<strong>in</strong>igung, Flugplatz, Abfallwirtschaftsunternehmen,Verkehrsverbund, Abwasserentsorgung, Energieversorgung)Kultur und Freizeit (z.B. Theater, Bäder)Wohngebäude, Städtebau und Grundstücksverwaltung (Baugenossenschaften)Sonstige (z.B. Kl<strong>in</strong>iken, Rechenzentren)Die Steuerung der Beteiligungen (Beteiligungsmanagement) erfolgt über Fachämter, Kämmerei odereigens e<strong>in</strong>gerichtete Beteiligungsverwaltungen (Referat oder Abteilung Beteiligungen). E<strong>in</strong>en gutenÜberblick gibt der jährliche Beteiligungsbericht. Vorgaben dazu s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>deordnungen geregelt.Aus den Beteiligungsberichten gehen u.a. der Umfang der Beteiligungen, Gew<strong>in</strong>n und Verlust,Aufgaben und Personalbestand, Wirtschaftspläne und Pläne für die kommenden Jahre hervor. DurchInvestitionen der städtischen Beteiligungen können die <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten der Stadt unterstütztwerden, z.B. durch Investitionen <strong>in</strong> erneuerbare Energien, den Ausbau des ÖPNV oder die energetischeSanierung von Gebäuden.Praxis-H<strong>in</strong>weis207


B 3Qualitative Ist-AnalysePraxis-BeispielNetzwerkanalyse für KlimastadtIn der Abb. 3 werden anhand der Kästen Akteure, Aktivitäten und Nähe der Akteure zue<strong>in</strong>ander (durchKooperation und Kontakte) dargestellt.Die Analyse zeigt auf, dass bereits nach kurzer Zeit die Mitarbeiter der Energieagentur mit allen Akteuren<strong>in</strong> Kontakt stehen. Die Stadtwerke hatten bisher mit wenigen Akteuren vor Ort Kontakte und konzentrierensich auf ihr Kerngeschäft. Umweltamt und Agenda-Gruppe hatten im Zuge mehrererVeranstaltungen und Aktivitäten Kontakt. Die Energieagentur versucht sich als Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> von Aktivitätenund bemüht sich, mit bisher weniger e<strong>in</strong>gebundenen Akteuren Kontakt aufzunehmen.Abbildung 3:Im kommunalen<strong>Klimaschutz</strong> agierendeAkteure <strong>in</strong> KlimastadtQuelle:ifeu.208


Qualitative Ist-AnalyseB 34. SWOT-AnalyseUm die Ausgangslage für die Implementierung des <strong>Klimaschutz</strong>es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommunebesser beurteilen zu können, kann e<strong>in</strong>e SWOT-Analyse durchgeführt werden. Diesevere<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Stärken-Schwächen-Analyse (Strengths and Weaknesses) und e<strong>in</strong>e Chancen-Risiken-Analyse(Opportunities and Threats). SWOT ist e<strong>in</strong> Instrument, um dieErgebnisse vorangegangener Analysen übersichtlich zusammenzustellen und die Entwicklunge<strong>in</strong>er <strong>Klimaschutz</strong>strategie zu unterstützen.Dabei werden sowohl die <strong>in</strong>tern vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen (Stärkenund Schwächen) betrachtet als auch die externen Chancen und Risiken, die sich ausdem Umfeld der Kommune ergeben und auf die diese ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss hat. Kriterienfür Stärken bzw. Schwächen können z.B. die Personalausstattung <strong>in</strong> der Kommune,die Organisationsstrukturen oder die Arbeit e<strong>in</strong>er kommunalen Energieagentur se<strong>in</strong>.Chancen bzw. Risiken können sich z.B. auf staatliche Fördermittel, rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenoder technische Entwicklungen beziehen. Aus e<strong>in</strong>er Gegenüberstellungder identifizierten Kriterien können Potenziale, Handlungsmöglichkeiten undHandlungsbedarf abgeleitet werden.Die Erkenntnisse aus den vorangegangenen Analysen (Akteursanalyse, SWOT-Analyse,Aktivitätsprofil) dienen als Grundlage für die Maßnahmenplanung ( Kap.B 6.1). Es werden geeignete Maßnahmen def<strong>in</strong>iert, um die Ergebnisse umzusetzen(bzw. die angestrebten Ziele zu erreichen).Zusammenfassung derErgebnisse mittelsSWOT-Analyse209


B 4B4 Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzDie Bilanzierung ist Hilfsmittel, nicht Selbstzweck bei der Erstellung und Umsetzungvon <strong>Klimaschutz</strong>konzepten. Sie soll die Kommune bei ihren Planungen unterstützen,Prioritäten aufzeigen und Entscheidungen begründen. Natürlich können solche Entscheidungenteilweise auch aufgrund positiver Beispiele aus anderen <strong>Kommunen</strong>getroffen werden. Die hochgradig komplexen Zusammenhänge erfordern allerd<strong>in</strong>gsimmer öfter die fundierte Absicherung von Entscheidungen auf der Basis e<strong>in</strong>er Bilanzierung,zumal wenn die Entscheidungen unbequem oder politisch umstrittense<strong>in</strong> könnten.Im Rahmen der Bilanzierung werden die klimarelevanten Treibhausgasemissionen,wenn möglich nach ihren Verursachern aufgeschlüsselt, ermittelt. Sie ist zudem Grundlagefür die Berechnung der möglichen M<strong>in</strong>derungspotenziale und der Szenarien.Wenn e<strong>in</strong>e Bilanzierung durchgeführt wird, dann muss sie gewissen M<strong>in</strong>deststandardsgenügen.Sie sollte:abgesicherte und <strong>in</strong> der Fachwelt akzeptierte Methoden und Daten verwenden;transparent und nachvollziehbar se<strong>in</strong>, wichtige Annahmen aufführen und Quellenangeben;klimaschutzwirksame Maßnahmen richtig abbilden und nicht zu Fehlentscheidungenführen;zielführend se<strong>in</strong>, das heißt, Methodik, Umfang und Detaillierung der Bilanz solltensich adäquat an der Fragestellung ausrichten.Im Folgenden sollen die E<strong>in</strong>zelschritte bei der Erstellung e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz erläutertund auf die jeweiligen Besonderheiten e<strong>in</strong>gegangen werden ( Abb. 4). Nebengrundsätzlichen Entscheidungsoptionen werden auch die e<strong>in</strong>zelnen Schritte bei derErhebung von Grunddaten erläutert. Anhand von vorliegenden oder selbst berechnetenEmissionsfaktoren lassen sich mit diesen Grunddaten wiederum die CO 2 -Emissionene<strong>in</strong>er Kommune berechnen. Im Anschluss werden noch Tipps und H<strong>in</strong>weisezur Bewertung vorliegender CO 2 -Bilanzen gegeben ( Kap. B 4.4).Ziel der CO 2 -BilanzierungE<strong>in</strong>haltung von M<strong>in</strong>deststandardsE<strong>in</strong>zelschritte e<strong>in</strong>erBilanzierungAbbildung 4:E<strong>in</strong>zelschritte bei der Entwicklunge<strong>in</strong>er kommunalenCO 2 -BilanzQuelle:ifeu.211


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzDie CO 2 -Bilanzierung wird <strong>in</strong> diesem Leitfaden ausführlich behandelt. Da die Erstbilanzhäufig von Externen erstellt wird, haben die kommunalen Ansprechpartner dieMöglichkeit, das methodische Vorgehen mit den Erstellern zu diskutieren und währendder Erstellung auch zu kontrollieren. Die CO 2 -Bilanz als dauerhaftes Controll<strong>in</strong>g-Instrumentsollte zudem nicht nur seitens ihrer Erstersteller, sondern auch durchdie kommunalen Vertreter bewertet und fortgeführt werden können.212


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 41. Grundsätzliches vorab klären1.1 Kurzbilanz oder Detailbilanz?Vor der Erstellung e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz sollte zunächst e<strong>in</strong>mal geklärt werden, welcheZiele mit ihrer Erstellung erreicht werden sollen. Geht es vorrangig darum, die Bürger<strong>in</strong>nenund Bürger im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes zu <strong>in</strong>formieren undzu motivieren, reicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache überschlägige Emissionsbilanz (Kurzbilanz). Willdie Kommune wissen, wo ihre Handlungsschwerpunkte bei e<strong>in</strong>em <strong>Klimaschutz</strong>konzeptliegen sollten, dann ist e<strong>in</strong>e detailliertere Bilanz erforderlich (Detailbilanz). DieVerhältnisse <strong>in</strong> jeder Kommune unterscheiden sich erheblich, je nachdem, ob sie e<strong>in</strong>wichtiger Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsstandort ist, mehr alte oder neueBausubstanz hat, über e<strong>in</strong>e umweltfreundliche Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur verfügt oderstark auf den Individualverkehr ausgerichtet ist.Für die Unterscheidung der Bilanztypen ist vor allem die Menge und Qualität (Datengüte)der verfügbaren und genutzten lokalen Daten entscheidend. Je mehr lokaleDaten für die Bilanz herangezogen werden, desto genauer kann die Bilanz die Energieversorgungsstrukturund den Energieverbrauch und die damit verbundenen CO 2 -Emissionen abbilden. Je nach Zielsetzung der Handlungskonzepte muss dieCO 2 -Bilanz den Anforderungen entsprechend erstellt werden.Bei der Sammlung der lokalen Daten liegen diese häufig nicht standardisiert vor. DieDetailtiefe (Datengüte und Datenmenge) kann für e<strong>in</strong>zelne Bereiche recht unterschiedlichse<strong>in</strong>. Manche Daten lassen sich relativ schnell erheben, andere Datenerhebungenwiederum benötigen viel Vorlaufzeit oder s<strong>in</strong>d mit relativ hohen Kostenverbunden.E<strong>in</strong>e Detailbilanz zeichnet sich dadurch aus, dass sie vor allem kommunenspezifisch,möglichst vollständig, detailliert und aktuell ist. Im Gegensatz dazu kann e<strong>in</strong>e Kurzbilanzmit hochgerechneten, zum Teil veralteten Daten nur grobe Erkenntnisse liefernoder unvollständig se<strong>in</strong>. Zudem entstehen im Verkehrsbereich Probleme mit der Abgrenzung,da durch die Verwendung von Kurzbilanzdaten das vorgeschlagene Pr<strong>in</strong>zipder endenergiebasierten Territorialbilanz ( Kap. B 4.1.2) verlassen wird.Mit diesen Vorüberlegungen ergeben sich unterschiedliche Herangehensweisen beider Datensammlung und der Berechnung der CO 2 -Bilanz. In den Kapiteln zur Datenerhebung( Kap. B 4.2 und B 4.3) wird immer zunächst das Vorgehen bei e<strong>in</strong>erDetailbilanz geschildert, bevor auf e<strong>in</strong>e alternative Datenermittlungsmethode beider Kurzbilanz e<strong>in</strong>gegangen wird.Unterstützend bei der E<strong>in</strong>schätzung der unterschiedlichen Quellen sollen hier dieangegebenen Datengütegrade A–D se<strong>in</strong> ( Abb. 5). E<strong>in</strong>e Detailbilanz besitzt hier dieDatengüte A bzw. B und basiert überwiegend auf kommunalen Primärdaten. Wurdenstattdessen überschlägige Kennzahlen zur Ermittlung der CO 2 -Bilanz erhoben,hätte die Bilanz die Datengüte C oder D.Kurz- und DetailbilanzDatengüte als UnterscheidungskriteriumDatengüte undHerangehensweise213


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzAbbildung 5:Bilanzierungsgrundlagenund DatengüteQuelle:ifeu.Datengüte alsQualitätskriteriumFolgende Beispiele sollen das Kriterium der Datengüte erläutern. Datengüte A habenz.B. direkt aus dem Controll<strong>in</strong>g der Stadt abgelesene Energieverbräuche der stadteigenenLiegenschaften. Datengüte B liegt z.B. bei der Hochrechnung des Heizölverbrauchsder privaten Haushalte über regionale Schornste<strong>in</strong>fegerdaten (Anzahl derKessel und Kesselleistung) vor. Bei Datengüte C werden regionale Kennzahlen (z.B.aus e<strong>in</strong>er regionalen Gebäudetypologie) mit regionalen Basisdaten (z.B. Wohnflächennach Baualtersklassen) hochgerechnet. Datengüte D haben Ergebnisse, beidenen bundesweite Kennzahlen mit den regionalen Statistikdaten (E<strong>in</strong>wohner- oderBeschäftigtenzahl) ohne Abgleich verknüpft werden.Letztlich wird es <strong>in</strong> der Gesamtbilanz verschiedene Arten von Bilanzierungstiefen undDatenquellen geben, da <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen detaillierte Daten, <strong>in</strong> anderen nur hochgerechneteDaten vorliegen oder mit angemessenen Mittel erhoben werden können.1.2 Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipienAbbildung 6:Übersicht über die CO 2 -Emissionen, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erkommunalen Bilanz für KlimastadtBerücksichtigungf<strong>in</strong>den könnenQuelle:ifeu.Festlegung vonBilanzgrenzenBei der Bilanzierung gibt es ke<strong>in</strong>e standardisierte oder e<strong>in</strong>zig richtige Methode. Dadie Bilanzierung e<strong>in</strong> Werkzeug darstellt, um bestimmte Aussagen zu bekommen,kann die Art der Bilanzierung auch von dem Ziel des Konzeptes abhängig se<strong>in</strong>. DieWahl der Bilanzierungsmethode bee<strong>in</strong>flusst auch die Bewertung der M<strong>in</strong>derungswirkungder <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen. Bilanzen können – nicht nur im kaufmännischenS<strong>in</strong>ne – bewusst oder unbewusst geschönt werden. Zahlen bedeuten nicht214


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4zwangsläufig wissenschaftliche Wahrheit. Ist der Rahmen falsch abgesteckt, wird dieM<strong>in</strong>derungswirkung e<strong>in</strong>er Maßnahme falsch bewertet. Deswegen muss als e<strong>in</strong>er derersten Schritte des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes geklärt werden, welche Bilanzierungsmethodeangewandt werden soll.Drei grundsätzliche Pr<strong>in</strong>zipien stehen derzeit <strong>in</strong> mehreren Variationen für e<strong>in</strong>e kommunaleCO 2 -Bilanzierung zur Diskussion.Im Folgenden wird zur Verständlichkeit und der Bewertung von anderen CO 2 -Bilanzene<strong>in</strong> Überblick über diese gegeben. Die Abbildungen 6 bis 8 illustrieren den Text.Vorab sei gesagt, dass im Leitfaden, falls es nicht anders erwähnt ist, nach dem Pr<strong>in</strong>zipder Territorialbilanz BUND ( Kap. B 4.1.3) gerechnet wird.Territorialpr<strong>in</strong>zip (Inlandsbilanz)Bei der Territorialbilanz ( Abb. 7) werden Endenergieverbrauch bzw. CO 2 -Emissionenberücksichtigt, die <strong>in</strong>nerhalb des Territoriums (Gemarkung der Kommune)entstehen. Dieses Territorialpr<strong>in</strong>zip ist auch Basis für die weltweiten Klimarahmenkonventionen.Allerd<strong>in</strong>gs können dort im Rahmen des Zertifikathandels <strong>in</strong> gewissemUmfang auch treibhausgasm<strong>in</strong>dernde Maßnahmen außerhalb des Territoriums angerechnetwerden.Quellenbilanz: Klassisches Beispiel für e<strong>in</strong>e Territorialbilanz ist die Quellenbilanz,die im Rahmen der Emissionskataster angewandt wird. Hierbei werden die Emissionenaller Quellen im betrachteten Territorium aufsummiert. Damit kann derGrad der lokalen Schadstoffbelastung (Immissionen) berechnet werden. Die gesamtenEmissionen lokaler Kraftwerke und des Verkehrs vor Ort s<strong>in</strong>d beispielsweisebei diesem Pr<strong>in</strong>zip berücksichtigt. Die Quellenbilanz ist als Basis fürkommunale <strong>Klimaschutz</strong>konzepte allerd<strong>in</strong>gs nicht geeignet, da Kraftwerke rechtwillkürlich <strong>in</strong> die Bewertung e<strong>in</strong>gehen. Verbrauchen beispielsweise die E<strong>in</strong>wohnerund Unternehmen <strong>in</strong> der Kommune A Strom, der von e<strong>in</strong>em Kraftwerk, das außerhalbder Kommune A liegt, produziert wird, wäre die Nutzung des Stroms beider Quellenbilanz emissionsfrei. Kommune B wiederum, auf deren Gemarkungdas Kraftwerk steht, bekommt die Emissionen des Kraftwerks zu 100 Prozent angerechnet,selbst wenn E<strong>in</strong>wohner und Unternehmen nur e<strong>in</strong>en Bruchteil desStroms abnehmen.Territorialpr<strong>in</strong>zip –Verursacherpr<strong>in</strong>zip –Akteurspr<strong>in</strong>zipAbbildung 7:Berücksichtigte Emissionene<strong>in</strong>er Quellenbilanz (l<strong>in</strong>ks)und e<strong>in</strong>er endenergiebasiertenTerritorialbilanz (nächsteSeite)215


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzQuelle:ifeu.Endenergiebasierte Territorialbilanz: Als Basis für kommunale <strong>Klimaschutz</strong>konzeptehat sich die endenergiebasierte Territorialbilanz als praktikabel erwiesen.Es werden alle im betrachteten Territorium anfallenden Verbräuche auf Ebene derEndenergie (Energie, die z.B. am Hauszähler gemessen wird) berücksichtigt undden verschiedenen Verbrauchssektoren zugeordnet. Über spezifische Emissionsfaktorenwerden dann die CO 2 -Emissionen berechnet. Graue Energie (die z.B. <strong>in</strong>Produkten steckt) und Energie, die außerhalb der Stadtgrenzen benötigt wird (z.B.bei e<strong>in</strong>em Hotelaufenthalt), werden nicht bilanziert.Vorteil dieser Bilanz ist, dass die Energieverbraucher im Mittelpunkt der Bilanzierungstehen. Maßnahmen des Konzepts können deswegen auf die e<strong>in</strong>zelnen Verbrauchssektorenzugeschnitten werden, die Erfolge können <strong>in</strong> der Bilanzzielgruppenspezifisch dargestellt werden.Verursacherpr<strong>in</strong>zip (Inländerbilanz)Beim Verursacherpr<strong>in</strong>zip werden die Emissionen bilanziert, die durch die Bevölkerung,die <strong>in</strong> dem betreffenden Gebiet lebt, verursacht werden. Diese Emissionenmüssen nicht <strong>in</strong> dem betrachteten Gebiet entstehen. So ist auch der Energieverbrauchaußerhalb des Territoriums (z.B. bei Hotelaufenthalten und Fernreisen) enthalten.Im Bedürfnisfeld Konsum und Ernährung werden die Emissionen derkonsumierten Güter, die hauptsächlich außerhalb des Territoriums produziert wurden,e<strong>in</strong>berechnet. Dafür entfallen die Emissionen der produzierenden Betriebeder Kommune, sofern sie nicht der Versorgung der E<strong>in</strong>wohner dienen. Im BereichMobilität werden beispielsweise der Energieverbrauch von auswärtigen Pendlern,die <strong>in</strong> der Kommune arbeiten, und der Durchgangsverkehr nicht erfasst.Die Ermittlung des tatsächlichen Energieverbrauchs der e<strong>in</strong>zelnen Bewohner wärebeim Verursacherpr<strong>in</strong>zip nur mit extrem hohem Aufwand möglich. Daher wirdhäufig mittels bundesweiter Kennzahlen hochgerechnet. Lokale Erfolge bei derEmissionsentwicklung s<strong>in</strong>d dann aber nicht mehr erkennbar, da <strong>in</strong> diesem FallEmissionsreduktionen nur durch e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung der E<strong>in</strong>wohnerzahlen oderdurch Veränderungen auf Bundesebene möglich wären. Um dem e<strong>in</strong>zelnen Bürgerse<strong>in</strong>e Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ist das Verursacherpr<strong>in</strong>zip, dasz.B. bei der persönlichen CO 2 -Bilanz zu Grunde gelegt wird, allerd<strong>in</strong>gs ideal ge-216


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4eignet ( Kap. B 4.4.8). Mit Hilfe von Internettools kann er die CO 2 -Emissionenauf Basis se<strong>in</strong>es persönlichen Konsummusters relativ genau abbilden.Akteurspr<strong>in</strong>zip (Stakeholder Influence)Bei der Anwendung des Akteurspr<strong>in</strong>zips werden nur die Verbräuche und Emissionenbetrachtet, die im direkten E<strong>in</strong>flussbereich des jeweiligen Akteurs liegen.Die Stadtverwaltung könnte z.B. e<strong>in</strong>e Bilanz ihrer eigenen E<strong>in</strong>richtungen erarbeitenlassen, die auch außerhalb der Gemarkung liegen können. Der Kreis könntee<strong>in</strong> Verkehrskonzept aufstellen, das im Wesentlichen das Thema Stadt-Umland-Beziehung berücksichtigt. Stadtwerke könnten ihre Kraftwerke sowie Beteiligungenan Kraftwerken <strong>in</strong>ner- und außerhalb der Gemarkung e<strong>in</strong>beziehen.Abbildung 8:Berücksichtigte Emissionenbei e<strong>in</strong>er Bilanz nach demVerursacherpr<strong>in</strong>zip (oben)und dem Akteurspr<strong>in</strong>zip(unten)Quelle:ifeu.217


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzIn se<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Form wird das Akteurspr<strong>in</strong>zip selten angewandt, Häufig werdenBilanzen, die auf Basis anderer Pr<strong>in</strong>zipen erstellt wurden, durch das Akteurspr<strong>in</strong>zipergänzt oder e<strong>in</strong>geschränkt. So werden bisweilen städtische E<strong>in</strong>richtungen (z.B.Kläranlagen) außerhalb der Gemarkung aufgrund des Akteurspr<strong>in</strong>zips <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e klassischeTerritorialbilanz e<strong>in</strong>berechnet. Im Covenant of Mayors ( Kap. B 4.1.3) werdenKraftwerke <strong>in</strong> der Kommune (Territorialpr<strong>in</strong>zip) nur dann berechnet, wennsie <strong>in</strong> der Hand von kommunalen Stadtwerken s<strong>in</strong>d und Maßnahmen an diesengleichzeitig Teil der Maßnahmen im <strong>Klimaschutz</strong>konzept s<strong>in</strong>d (Akteurspr<strong>in</strong>zip).Bundesstrommix alsGrundlage1.3 Kommunale BilanzierungsmethodenAuch bei Anwendung des endenergiebasierten Territorialpr<strong>in</strong>zips, das wir für diekommunale Anwendung empfehlen, bleiben noch weitere Fragen zur Bilanzierungoffen. Die wichtigste davon ist die Frage nach dem Strommix ( auch Kap. B 4.3.2).Zur besseren Vergleichbarkeit der kommunalen Bilanzen empfehlen wir die Anwendungdes Bundesstrommixes (Territorialbilanz Bund). Daneben werden <strong>in</strong> diesemKapitel noch weitere kommunale Bilanzierungsmethoden auf Basis der Territorialbilanzvorgestellt, die <strong>in</strong> der Praxis häufiger angewandt werden.Territorialbilanz BUNDBei der Territorialbilanz BUND werden die Emissionen im Strombereich mit demBundesstrommix berechnet. Die CO 2 -Emissionen weiterer Energieträger werdenauf Basis des territorialen Endenergieverbrauchs und ihrer spezifischen Emissionsfaktorenermittelt. Bei den (Heiz-)Kraftwerken im Territorium wird lediglich dieWärmeauskopplung (z.B. über e<strong>in</strong>e exergetische Bewertung Kap. B 4.3.2) berücksichtigt.Der lokale Emissionsfaktor für Strom wird nicht verwendet, da dieseStromerzeugung <strong>in</strong> der Regel schon im Bundesstrommix enthalten ist. Dies giltauch für die lokale Erzeugung aus erneuerbaren Energien. Diese kann über weitereIndikatoren ( Kap. B 7.2.2) <strong>in</strong> die Bewertung <strong>in</strong>tegriert werden.Territorialbilanz REGIOBei der Territorialbilanz REGIO werden die Stromemissionen als Produkt desStromverbrauchs im Territorium mit dem regionalen Strommix berechnet. DieserMix ergibt sich aus dem gewichteten Mittel der CO 2 -Faktoren aller (Heiz-)Kraftwerke<strong>in</strong>nerhalb des Territoriums. Sofern die lokale Stromlieferung unter dem lokalenStromabsatz liegt, wird der verbleibende Stromansatz mit dem Bundesmixgerechnet. Die CO 2 -Emissionen weiterer Energieträger werden auf Basis des territorialenEndenergieverbrauchs und ihrer spezifischen Emissionsfaktoren ermittelt.Dadurch können die Emissionen aus der Stromanwendung höher (z.B. beiKohlekraftwerken) oder niedriger (z.B. bei W<strong>in</strong>dkraftanlagen) als bei der TerritorialbilanzBUND liegen.Anmerkung: Die Territorialbilanz REGIO hat methodische Schwächen. So ist dieSumme der Stromemissionen aus solchen Territorialbilanzen REGIO nicht mitden Emissionen auf Bundesebene kompatibel. Zum Teil fällt die Bilanz auch ohneE<strong>in</strong>fluss der Kommune schlechter (z.B. Kohlekraftwerk e<strong>in</strong>es überregionalen Versorgers)oder besser (z.B. Wasserkraftanlage) aus als bei der BUND-Bilanz. Wirempfehlen die Anwendung der REGIO-Bilanz daher nur <strong>in</strong> Ergänzung zur BUND-Bilanz. Dadurch kann aufgezeigt werden, wie die lokale Kraftwerksstruktur gegenüberdem Bundesmix aussieht.218


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Territorialbilanz CM (Covenant of Mayors)Die EU-weiten Bilanzierungsempfehlungen für <strong>Kommunen</strong> im Rahmen desCovenant of Mayors sehen im Kern auch die endenergiebasierte Territorialbilanzvor. Die CO 2 -Emissionen werden auf Basis des territorialen Endenergieverbrauchsund ihrer spezifischen Emissionsfaktoren ermittelt. Allerd<strong>in</strong>gs sollen nach dem Akteurspr<strong>in</strong>zipE<strong>in</strong>richtungen (Industrieanlagen/Kraftwerke), die dem Emissionshandelunterliegen und nicht im E<strong>in</strong>flussbereich der <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d, nicht e<strong>in</strong>bezogenwerden. S<strong>in</strong>d Kraftwerke im Besitz kommunaler Stadtwerke und s<strong>in</strong>d gleichzeitigim Konzept Umbau-/Erweiterungsmaßnahmen für diese geplant, werden dieStromemissionen der Kraftwerke angerechnet, ansonsten wird der Bundesmix genommen.Anmerkung: Durch die teilweise Berücksichtigung des Akteurspr<strong>in</strong>zips s<strong>in</strong>d CM-Bilanzen untere<strong>in</strong>ander nur schwer vergleichbar. Wir empfehlen die Anwendungder CM-Bilanz daher nur <strong>in</strong> Ergänzung zur BUND-Bilanz.E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Methode zur kommunalen CO 2 -Bilanzierung hat sich <strong>in</strong> Deutschlandnoch nicht durchgesetzt. Als Basis sollte die Territorialbilanz mit Bundesstrommix(BUND-Bilanz) dienen. Um die Ergebnisse besser vergleichen zu können,sollten CO 2 -Bilanzen durch weitere Indikatoren ergänzt werden ( Kap. B 7.2.2).1.4 Aufteilung der VerbrauchssektorenUm anhand von CO 2 -Bilanzen handlungsorientierte und verursacherbasierte Konzepteerstellen zu können, sollten die CO 2 -Emissionen den verschiedenen Energieverbrauchssektorenzugerechnet werden. Pr<strong>in</strong>zipiell wird empfohlen, nach folgendenVerbrauchssektoren bei e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz zu unterscheiden (die Emissionen des SektorsEnergieversorgung werden mit se<strong>in</strong>en Produkten Strom und Fernwärme den verschiedenenVerbrauchssektoren zugeschrieben):Private Haushalte: Der Sektor Private Haushalte berücksichtigt den Energiebedarfaller privaten Nutzer <strong>in</strong> der Kommune. Dies be<strong>in</strong>haltet auch die Bewohner vongewerblichen oder städtischen Immobilien. Auch die Mischnutzung von Gebäudensollte dabei berücksichtigt werden.Verarbeitendes Gewerbe/Industrie: Aufgrund der Systematik der Statistischen Landesämterwird <strong>in</strong>nerhalb der CO 2 -Bilanzierung der Sektor Industrie folgendermaßenunterteilt: Energieverbrauch des Verarbeitenden Gewerbes, Bergbau undGew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en und Erden. Darunter fallen alle Betriebe aus diesen Wirtschaftzweigenmit m<strong>in</strong>destens 20 Beschäftigten (e<strong>in</strong>zelne Bereiche werden bereitsab zehn Mitarbeitern erfasst, sofern sie Mehrbetriebsunternehmen zugehören, die<strong>in</strong>sgesamt mehr als 20 Mitarbeiter haben). Im Folgenden wird dieser Sektor vere<strong>in</strong>fachtIndustrie genannt.Städtische E<strong>in</strong>richtungen: Diesem Sektor s<strong>in</strong>d zunächst die Energieverbräuche derstädtischen Liegenschaften zuzuordnen. Teilweise werden hierunter auch dieDaten für städtische Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen wie beispielsweise Brunnenpumpenund der Stromverbrauch der städtischen Straßenbeleuchtung subsummiert.Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Kle<strong>in</strong>verbrauch (GHD): In diesem Sektorwerden alle stationären Energieverbräuche unter Abzug des Energieverbrauchsder anderen Sektoren vom Gesamtverbrauch berücksichtigt:Gesamtverbrauch – Industrie – Städtische E<strong>in</strong>richtungen – Private Haushalte =Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Kle<strong>in</strong>verbrauchEnergieverbrauch alsGrundlage der Sektorenaufteilung219


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzErhebung und Aufteilungder SektorenDie Verbrauchsdaten der städtischen E<strong>in</strong>richtungen und der Industrie werden separaterhoben ( Kap. B 4.2.1). Der Energieverbrauch privater Haushalte lässt sich aufgrundse<strong>in</strong>er Homogenität von den Energieversorgern relativ gut abschätzen.Demnach berücksichtigt s<strong>in</strong>d die Verbräuche von Bundes- und Landese<strong>in</strong>richtungen<strong>in</strong>klusive Universitäten, Gewerbebetrieben, aller Dienstleistungsunternehmen sowieVere<strong>in</strong>e und Kirchen. Sofern möglich und s<strong>in</strong>nvoll können z.B. Bundes- und Landese<strong>in</strong>richtungenauch als gesonderter Verbrauchssektor abgebildet werden.Bei den Informationen der Energieversorger wird der Sektor Gewerbe, HandelDienstleistungen und Kle<strong>in</strong>verbrauch manchmal dem Haushaltssektor, manchmaldem Industriesektor zugeordnet. Durch Nachfragen ist es zumeist möglich, den Sektordennoch separat darzustellen, <strong>in</strong>dem Daten zum Verbrauch des Haushaltssektorsoder von Großverbrauchern/-kunden den jeweiligen Sektoren zugeordnet werdenund die Differenz dem Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Kle<strong>in</strong>verbrauchzugeordnet wird. Im Folgenden wird der Sektor vere<strong>in</strong>facht als GHD-Sektor(Gewerbe, Handel, Dienstleistung) bezeichnet.Verkehr: Der Sektor Verkehr wird von den stationären Energieverbrauchssektorengetrennt behandelt. Er be<strong>in</strong>haltet Emissionen von Straßenverkehr (Personen- undGüterverkehr) und Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV, hier L<strong>in</strong>ienbusse,Straßenbahn und Schienenpersonennahverkehr).Nicht berücksichtigt werden <strong>in</strong> der Bilanz üblicherweise Personenfernverkehr (Pkw,Bahn, Reisebus, Flugzeug) sowie Güterverkehre mit Bahn und B<strong>in</strong>nenschiff, da e<strong>in</strong>emhohen Aufwand zur Ermittlung von Grunddaten für die Bilanz nur ger<strong>in</strong>ge Emissionsbeiträgeund kaum Handlungsmöglichkeiten der Kommune gegenüberstehen.Bilanzjahr1.5 BezugsjahrCO 2 -Bilanzen sollten den Anspruch e<strong>in</strong>er größtmöglichen Aktualität haben. Wie aktuellEnergie- und CO 2 -Bilanzen s<strong>in</strong>d, hängt meist jedoch von der Datenverfügbarkeitbei den Datenlieferanten ab. Häufig liegen validierte und veröffentlichungsfähigeDaten erst e<strong>in</strong> bis zwei Jahre nach e<strong>in</strong>em Bezugsjahr vor. Dies gilt es, bei der Erstellungvon CO 2 -Bilanzen zu beachten. In der Praxis wird derzeit mit e<strong>in</strong>er etwa anderthalbjährigen„Verspätung“ der Bilanz gerechnet. So kann mit Daten für das Bilanzjahr2011 beispielsweise frühestens Mitte 2013 gerechnet werden.H<strong>in</strong>tergrund-InformationRetrospektive CO 2 -BilanzierungWird e<strong>in</strong>e Bilanz zum ersten Mal erstellt, fehlen <strong>in</strong> der Kommune die Vergleichswerte zu früheren Jahren.Trotzdem wird oft der Vergleich zu e<strong>in</strong>em früheren Bezugsjahr gesucht oder gewünscht. Beispielsweisehat die Enquete-Kommission <strong>in</strong> ihren Analysen das Jahr 1987 als Bezugsjahr für dieCO 2 -Emissionen angegeben. Für die Jahre 2005, 2020 und 2050 wurden M<strong>in</strong>derungsziele benannt.Die Reduktionsziele des Kyoto-Protokolls wiederum nehmen das Jahr 1990 als Basisjahr an.Die Erstellung früherer Bilanzen bzw. e<strong>in</strong>e Rückrechnung anhand aktueller Werte ist jedoch mit e<strong>in</strong>igenSchwierigkeiten verbunden. Vielfach liegen die benötigten Daten nicht mehr <strong>in</strong> der benötigten Formvor. Die Liberalisierung des Energiemarktes im Jahr 1998 hat bei den Energieversorgern zu e<strong>in</strong>er erheblichenUmstrukturierung <strong>in</strong> den Unternehmen geführt. Auch ist davon auszuzugehen, dass sich Controll<strong>in</strong>g-Softwarebei den Energieversorgern weiterentwickelt hat und die Daten nicht <strong>in</strong> vergleichbarerForm vorliegen. Aber auch andere Daten wie Energiekonzepte, Verkehrsentwicklungspläne, Verkehrszählungen,Haushaltsbefragungen usw. liegen nicht e<strong>in</strong>heitlich für das zu betrachtende Jahr vor. Es empfiehltsich deswegen, bei e<strong>in</strong>er Retrospektive nur e<strong>in</strong>e überschlägige Berechnung durchzuführen unddarauf <strong>in</strong> der Emissionsberichterstattung h<strong>in</strong>zuweisen.220


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Wurde bereits e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Bilanz <strong>in</strong> der Kommune erstellt, s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeitund konkrete Aussagen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Methodik und Datenkonsistenz vonhoher Bedeutung.Berücksichtigung e<strong>in</strong>esBezugsjahresDeswegen sollte die alte Bilanz noch e<strong>in</strong>mal genau geprüft werden:Welche Daten wurden erhoben, wer hat diese bereitgestellt, und s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong>der damals vorliegenden Form noch zu erhalten?Welche Methodik wurde angewandt, und entspricht diese heutigen Standards?Ergeben sich <strong>in</strong> dieser Analyse Unterschiede, muss geprüft werden, <strong>in</strong>wieweit dieDaten vergleichbar s<strong>in</strong>d. Ist das nicht der Fall, empfiehlt es sich, die neue Bilanz mitverfügbaren Daten und Methodik als Standard festzulegen und die alte Bilanz mitden vorliegenden alten Daten soweit möglich an die neue Bilanz anzupassen.1.6 Gebot der FortschreibungsfähigkeitJede Bilanz, die im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts erstellt wird, sollte heute aufderen Fortschreibungsfähigkeit h<strong>in</strong> geprüft werden. Energie- und CO 2 -Bilanzen s<strong>in</strong>ddas wichtigste Controll<strong>in</strong>g-Instrument im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>. Deswegen mussmit der Erstellung der ersten Bilanz die Möglichkeit gegeben se<strong>in</strong>, diese Bilanz mitgleicher Methodik und gleichen Datenquellen <strong>in</strong> Zukunft fortzuschreiben.E<strong>in</strong>heitliche Methodikbei FortschreibungenWerden bei der Erstellung der ersten Bilanz im Basisjahr Datenquellen genutzt, die<strong>in</strong> den späteren Jahren nicht erneut bereitgestellt werden (z.B. Luftre<strong>in</strong>haltepläne,Verkehrspläne), so sollte e<strong>in</strong>e schlüssige Fortschreibung der Daten möglich se<strong>in</strong>.Werden im anderen Fall bei der Fortschreibung neue, detailliertere Fakten erhoben,ist e<strong>in</strong> Vergleich mit dem Basisjahr ebenfalls schwierig, da die detaillierteren Quellenzu unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Umso wichtiger ist es deswegen,bereits im Basisjahr festzulegen, mit welchem Aufwand und welcher Datentiefe dieErhebungen erfolgen sollen und <strong>in</strong>wieweit diese auch <strong>in</strong> Zukunft verfügbar se<strong>in</strong> werden.Aufwand und Nutzen sollten hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernünftigen Verhältnis stehen.Ziel der Fortschreibung e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz sollte se<strong>in</strong>, lokale Effekte durch den <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> der CO 2 -Bilanz abbilden zu können. Wird e<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanz nur mit überschlägigenbundesweiten Kennzahlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzbilanz ermittelt, werden sich dieErfolge kommunaler Maßnahmen <strong>in</strong> der Bilanz nicht widerspiegeln können.Ziel der FortschreibungDie Tab. 3 zeigt noch e<strong>in</strong>mal auf, was bei der Datensammlung und der Festlegungder Datentiefe zu beachten ist bzw. welche Auswirkungen dies für die Bewertungder Bilanz hat.Datengüte/-fülle(Datentiefe)Dauerhafte Datenverfügbarkeit(Fortschreibbarkeit)Ziel der BilanzKurzbilanzGer<strong>in</strong>g: Ermittlung über Kennzahlenund e<strong>in</strong>fach zu erhebendeDatenGegeben (ger<strong>in</strong>ge Datentiefe)Überschlägige Darstellung desStatus quoGrundlage für e<strong>in</strong>e PotenzialanalyseCO 2 -Bilanz als grobes Controll<strong>in</strong>g-Instrument(ke<strong>in</strong>e Abbildunglokaler Aktivitäten)DetailbilanzMittel bis hoch: Darstellung des Energieverbrauchse<strong>in</strong>zelner Sektoren (vorwiegendPrimärdaten)Gegeben (hohe Datentiefe), jedoch genauerzu prüfenDetaillierte Darstellung des Status quoDetaillierte Aufteilung nach VerbrauchssektorenGrundlage für Potenzialanalyse undSzenarienCO 2 -Bilanz als langfristiges Controll<strong>in</strong>g-InstrumentTabelle 3:Unterschiede Kurz- undDetailbilanzQuelle:ifeu.221


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzCO 2 -EmissionenWeitere TreibhausgaseTabelle 4:TreibhausgaspotenzialeQuelle:UBA 2010.1.7 CO 2 als Leit<strong>in</strong>dikatorWichtigste Größe bei Treibhausgasbilanzen ist die Emission von Kohlendioxid (CO 2 ),das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe (Kohle, Erdöl, Erdgas etc.) freigesetzt wird.CO 2 leistet den größten Beitrag zum Treibhauseffekt und wird deshalb auch oft alsLeit<strong>in</strong>dikator für die Treibhausgase verwendet. CO 2 kann durch Bilanzierung des Verbrauchsfossiler Energieträger relativ e<strong>in</strong>fach und zuverlässig errechnet werden, da sichder Kohlenstoff im festen Verhältnis mit dem Luftsauerstoff verb<strong>in</strong>det. Dadurch liegtauch die Menge des gebildeten Kohlendioxids immer höher als die des Brennstoffes(z.B. werden durch die Verbrennung von 1 kg Heizöl 3,18 kg CO 2 freigesetzt).Die direkten CO 2 -Emissionen aus regenerativen Brennstoffen (z.B. Holz) werdendabei nicht e<strong>in</strong>gerechnet, da diese als klimaneutral angesehen werden. Das bei derVerbrennung freiwerdende CO 2 wurde vorher bei der Entstehung der Biomasse derLuft entnommen und, unter Freisetzung von Sauerstoff, als Kohlenstoff <strong>in</strong> die Pflanzee<strong>in</strong>gebautNeben Kohlendioxid haben weitere Gase E<strong>in</strong>fluss auf den Treibhauseffekt. Um dieWirkung der verschiedenen Treibhausgase vergleichen zu können, wird das Treibhauspotenzialdieser Stoffe auf die Treibhauswirkung von CO 2 bezogen ( Tab. 4).Die Methanemissionen werden dann z.B. nicht <strong>in</strong> kg Methan, sondern <strong>in</strong> kg CO 2 -Äquivalent angegeben. Da Methan die 21-fache Treibhausgaswirkung von Kohlendioxidhat, wird der Ausstoß von e<strong>in</strong>er Tonne Methan daher <strong>in</strong> 21 TonnenCO 2 -Äquivalent umgerechnet.CO 2 -(Äquivalente)-Emissionen<strong>in</strong> Mio. tweltweitAnteile der CO 2 -(Äquivalente)Global Warm<strong>in</strong>g Potential <strong>in</strong> CO 2 -Äquivalenten(Hier noch Treibhausgaspotenzialenach IPCC 1995 auf 100 Jahre bezogen –Werte werden ständig aktualisiert)CO 2 31.972 73,5% 1CH 4 6.784 15,6% 21N 2 O 3.943 9,1% 320H-FKW und FKW 652 1,5% 140–11.700SF 6 125 0,3% 23.900Gesamt 43.476 100%CO 2 -Emissionswerte und CO 2 -Äquivalente, die dann auch die CH 4 -, N 2 O-Emissionenusw. enthalten, gehen im Sprachgebrauch oft durche<strong>in</strong>ander. Wird im Leitfaden deswegenvon CO 2 -Emissionen gesprochen, s<strong>in</strong>d damit die Treibhausgasemissionen <strong>in</strong>CO 2 -Äquivalenten geme<strong>in</strong>t.VorkettenNeben den CO 2 -Äquivalenten sollten bei der Berechnung der CO 2 -Emissionen auchdie Vorketten der Energiebereitstellung berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dassnicht nur die direkten Emissionen bei der Verbrennung e<strong>in</strong>es Energieträgers berechnetwerden, sondern auch die Emissionen, welche durch die Gew<strong>in</strong>nung, Umwandlungund den Transport des Energieträgers entstehen. Dies führt dazu, dass erneuerbareEnergieträger, wie z.B. Biomasse, nicht komplett emissionsfrei s<strong>in</strong>d. Bei der Gew<strong>in</strong>nungund dem Transport der Biomasse werden fossile Energieträger verbrannt, derenEmissionen dem Energieträger bei der Endnutzung zugerechnet werden müssen.Auch der Stromverbrauch wird dann, z.B. bei der endenergiebasierten Territorialbilanz,e<strong>in</strong>schließlich der Vorketten zur Bereitstellung außerhalb der Kommune berücksichtigt.222


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 41.8 Energiebasierte CO 2 -Bilanz oder Kohlenstoffbilanz?Dieser Leitfaden konzentriert sich auf die CO 2 -Emissionen (<strong>in</strong>kl. Äquivalente) ausdem stationären und nicht stationären Energieverbrauch. Etwa 80 Prozent der CO 2 -Emissionen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den letzten Jahren auf diese Quelle zurückzuführen.Weitere nicht energetisch verursachte CO 2 -Emissionen verteilen sich lautUBA-Emissionsberichten für das IPCC anteilig nach den <strong>in</strong> der Tab. 5 dargestelltenEmissionsquellen.SektorAnteile an CO 2 -Emissionen (<strong>in</strong>kl.Äquivalente, ohne Vorketten)Energie (stationär) 64,6%Energie (Verkehr), ohne Vorketten (z.B. Strom, welcher im16,0%Energiebereich berücksichtigt wird)Industrieprozesse (m<strong>in</strong>eralische Produkte, chemische Industrie,10,9%Herstellung von Metall)Landwirtschaft (Fermentation, Düngerwirtschaft, Landwirtschaftliche6,9%Böden)Abfall (Abfalldeponierung, Abwasserbehandlung, andere) 1,1%Lösemittel und andere Produktverwendung 0,3%N 2 O bei Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (Wälder0,1%und Ackerland)Energieverbrauch alsGrundlage der CO 2 -BilanzTabelle 5:Derzeit nach IPCC <strong>in</strong>Deutschland erfasste EmissionenQuelle:UBA (2010).E<strong>in</strong>e vollständige Erhebung der Daten zur Anwendung des IPCC-Standards für kommunaleCO 2 -Bilanzen wäre mit erheblichem Aufwand und hohen Kosten verbunden.Zudem werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen überhaupt ke<strong>in</strong>e Daten vorliegen bzw. dannnur wieder über bundesweite Kennwerte abschätzbar se<strong>in</strong>. Für viele <strong>Kommunen</strong>s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige der oben genannten Bereiche (z.B. Industrieprozesse oder Landwirtschaft)nicht relevant.Berücksichtigung weitererCO 2 -EmissionenIn diesem Leitfaden ist der Fokus daher auf die beiden Bereiche stationärer Energieverbrauchund Verkehr gerichtet.Für <strong>Kommunen</strong>, die darüber h<strong>in</strong>aus zu Informationszwecken noch weitere CO 2 -Emissionenerheben möchten, f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Kap. B 4.5 Kurzanleitungen zur Bilanzierungvon Landwirtschaft, Industrie und Abfall (<strong>in</strong>kl. Abwasser).Waldbestand wird im Rahmen der kommunalen CO 2 -Bilanz nicht als Kohlenstoffsenkeberücksichtigt. Der CO 2 -B<strong>in</strong>dungseffekt des Waldes wird aber durch die „CO 2 -neutrale“ thermische Verwertung z.B. des Waldrestholzes e<strong>in</strong>berechnet.223


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzErgänzung der erhobenenDaten mit Kennzahlenals Grundlage derDatenerhebungAlternatives Vorgehen:Über Kennzahlen zurBilanz2. Ermittlung der GrunddatenBei der Ermittlung von Bilanzen kann auf zwei unterschiedliche Weisen vorgegangenwerden. So können entweder zunächst lokale Daten gesammelt und fehlende Datenmit Kennzahlen ergänzt werden oder es können zunächst Ergebnisse über Kennwerteermittelt und diese über Detaildaten aufgefüllt werden. Beide Wege führen zue<strong>in</strong>er kommunalen CO 2 -Bilanz, die im Idealfall bei beiden Wegen dasselbe Ergebnishat ( Abb. 9). In diesem Leitfaden wird vor allem auf die erste Variante e<strong>in</strong>gegangen.Verschiedene Bilanzierungstools bieten aber auch die Möglichkeit, die über bundesweiteKennzahlen ermittelte Bilanz mit lokalen Daten zu modifizieren. Das Vorgehenhat den Vorteil, dass mit wenigen Werten bereits CO 2 -Emissionen aufgezeigt werdenkönnen. Da diese CO 2 -Emissionen jedoch auf Kennwerten basieren, hat diese ersteBilanz nichts mit der realen lokalen Situation vor Ort zu tun. Es wird deswegen dr<strong>in</strong>gendempfohlen, diese Bilanzen mit lokalen Daten aufzuwerten. Geschieht diesnicht, werden lokale Erfolge und Veränderungen der lokalen Strukturen <strong>in</strong> zukünftigenBilanzen nicht abgebildet werden können. Deswegen sollte mit der Erstellungder ersten Bilanz gleich abgeklärt werden, <strong>in</strong>wieweit und mit welchen lokalen Datendie erste Kennzahlenbilanz ergänzt werden kann.Abbildung 9:Möglichkeiten zur Ermittlunge<strong>in</strong>er kommunalenCO 2 -BilanzQuelle:ifeu.H<strong>in</strong>tergrund-InformationBilanzierung über KennzahlenE<strong>in</strong>e Modifikation des Inländerpr<strong>in</strong>zips ( Kap. B 4.1.2) erfolgt <strong>in</strong> manchen Bilanzierungstools über e<strong>in</strong>eBerechnung der CO 2 -Emissionen mittels E<strong>in</strong>wohnerzahlen und Anzahl der sozialversicherungspflichtigBeschäftigten. Anhand von bundesweit ermittelten Kennzahlen wird der Energieverbrauch für den privatenSektor und die Wirtschaft berechnet. So lässt sich anhand weniger statistischer Zahlen e<strong>in</strong>e ersteüberschlägige kommunale Bilanz erstellen.Um Doppelungen des Energieverbrauchs mit dem der Wirtschaft zu vermeiden, wird beim Energieverbrauchder privaten Haushalte nur der Vor-Ort-Verbrauch ermittelt (lokaler Strom- und Wärmeverbrauch).Verbräuche außerhalb der Kommune oder durch Konsum werden hier nicht berücksichtigt.Im Grunde wird bei dieser Bilanzierungsform also das Inländerpr<strong>in</strong>zip im privaten Sektor um e<strong>in</strong> „In-Arbeiter“-Pr<strong>in</strong>zip erweitert.E<strong>in</strong>e Ermittlung des Energieverbrauchs über Kennzahlen sollte jedoch nur e<strong>in</strong> erster Schritt se<strong>in</strong>. Kennzahlenbilden nur e<strong>in</strong>en bundesweiten Durchschnitt ab. Lokale Besonderheiten, z.B. bei der Energieträgeraufteilung,f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> solchen Bilanzen nicht wieder. Sie s<strong>in</strong>d dementsprechend mit möglichstvielen lokalen Werten zu ergänzen.Datensammlung aufgrundvielfältiger QuellenWird e<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanz zum ersten Mal erstellt, ist die Sammlung und Ermittlung derGrunddaten mit e<strong>in</strong>er längerfristigen Suche verbunden. Ansprechpartner müssen gefundenund die Daten müssen <strong>in</strong> geeigneter Form von diesen zur Verfügung gestellt224


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4werden. Um die Fortschreibungsfähigkeit e<strong>in</strong>er Bilanz zu gewährleisten, sollte zudemdie dauerhafte Verfügbarkeit der Daten geklärt werden.Die zu ermittelnden Grunddaten s<strong>in</strong>d beim stationären Energieverbrauch die genutzteEndenergie (für leitungsgebundene und nicht leitungsgebundene Energieträger).Bei der nicht-stationären Nutzung (Verkehrsbereich) werden dagegen dieFahrleistungen verschiedener Verkehrsmittel benötigt. Aus den Fahrleistungen lassensich anhand von spezifischen Faktoren die CO 2 -Emissionen und der Endenergiebedarfermitteln ( Kap. B 4.2.2.)Die im Folgenden vorgestellten Quellen für e<strong>in</strong>e kommunale CO 2 -Bilanz s<strong>in</strong>d vielfältig.Die Ersteller müssen vorab festlegen, welche Daten sie mit welchem Ziel fürdie CO 2 -Bilanz nutzen wollen ( Kap. B 4.1.6). Kommunale CO 2 -Bilanzen beruhenhäufig auf Annahmen und Abschätzungen und haben mehrere unterschiedlicheQuellen. Hierbei ist darauf zu achten, dass Doppelzählungen vermieden und möglichstdie Daten mit der besten Datengüte genutzt werden, um e<strong>in</strong>e möglichst exakteWiedergabe der Wirklichkeit zu gewährleisten.In den folgenden Abschnitten wird dargestellt, welche Daten von welchen Institutionenfür e<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanzierung bereitgestellt werden können. Datenquellen, dieDaten mit der höchsten Datengüte für e<strong>in</strong>e Detailbilanz bereitstellen, werden zuerstbenannt, sodann Alternativen zur Erhebung von Daten mit ger<strong>in</strong>gerer Güte.2.1 Stationärer EnergieverbrauchH<strong>in</strong>weis: Alle erhobenen Daten sollten möglichst nach den Verbrauchssektoren privateHaushalte, GHD und Industrie unterteilt se<strong>in</strong>. In den e<strong>in</strong>zelnen Abschnitten f<strong>in</strong>densich Tipps, wie sich dies bewerkstelligen lässt.Datenquelle Inhalt BerücksichtigteSektorenNetzgesellschaftAbsatzzahlen der VertriebsgesellschaftEnergieverbrauch Strom und Erdgasder GesamtkommuneEnergieverbrauch Strom und Erdgasder Kunden des EnergieversorgersAlleAlle (Tarifkunden)DatengüteAAÜbersicht über verschiedeneDatenquellenTabelle 6:Übersicht über Quellenund Daten für e<strong>in</strong>e stationäreCO 2 -BilanzAbsatzzahlen Fern- und Nahwärme Wärmeverbrauch Alle AEigenerhebungen für nicht leitungsgebundeneEnergieträgerStromverbrauch von WärmepumpenSchornste<strong>in</strong>fegerdatenFörderprogrammeGebäudekennzahlenEnergieverbrauch (Heizöl, Solarthermie-,Biomasse- und Geothermieanlagen)Wärmeerzeugung/-verbrauch auselektrischen WärmepumpenErmittlung Heizölverbrauch überLeistung der KesselErmittlung für verschiedene Energieträgeranhand von den Förderungenim Zeitraum des Förderprogrammsfür GesamtkommuneWärmeerzeugung aus nicht leitungsgebundeneEnergieträger (ke<strong>in</strong>e Aufteilung)Je nach ErhebungAllePrivateHaushalteGHDJe nach Förderprogramm,meist jedochPrivateHaushalteGHDPrivateHaushalteGHDABBBC225


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzHeizölverbrauch über KennzahlenBerechnung des Wärmeverbrauchs(Heizöl)PrivateHaushalteGHDIndustrieC–DErmittlung des Energieverbrauchsder Industrie über KennzahlenBerechnung des Wärmeverbrauchs<strong>in</strong> der IndustrieC–DSektorspezifische Auswertungen:KommuneSektorspezifische Auswertungen:IndustrieStrom- und Wärmeverbrauch kommunalerGebäudeStrom und Wärmeverbrauch nachEnergieträgern für alle EnergieträgerKommuneAQuelle:ifeu.IndustrieALeitungsgebundene EnergieträgerDie Ermittlung des Gesamtenergieverbrauchs von leitungsgebundenen Energieträgern(Erdgas, Strom, Fern- und Nahwärme) ist <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong> Problem und deswegenfür alle Bilanzen obligatorisch.Energieversorger –Netzgesellschaft alsDatenquelleFür Informationen zur Endenergie- und CO 2 -Bilanzierung s<strong>in</strong>d die Energieversorger,mit denen die <strong>Kommunen</strong> Konzessionsverträge (für Erdgas und Strom) abgeschlossenhaben, die wichtigsten Ansprechpartner. Diesen liegen zählergenaue Informationenüber den Absatz von Strom und Erdgas im gesamten <strong>Kommunen</strong>gebiet vor.Die Daten der Netzgesellschaft be<strong>in</strong>halten sowohl den Strom- und Erdgasverbrauchder Kunden des lokalen Energieversorgers als auch die Absätze an Kunden von Drittanbietern.Wer Netzbetreiber auf dem Gebiet der Kommune ist, kann den Konzessionsverträgenentnommen werden. In manchen Fällen kann es vorkommen, dass es <strong>in</strong>nerhalbdes Geme<strong>in</strong>degebiets zwei oder mehrere Netzgesellschaften gibt. Die Konzessionsabgabenzahlungender Netzgesellschaft liegen dem Kämmerer vor. Die <strong>in</strong> den Konzessionsabgabenermittelten Verbräuche s<strong>in</strong>d mit den Daten der Energieversorgerabzugleichen. Diese sollten mit den Daten der Netzbetreiber übere<strong>in</strong>stimmen. Istdies nicht der Fall, sollte geprüft werden, ob alle für die Kommune relevanten Bilanzkreisefür die Bilanz vom Netzbetreiber erfasst wurden.Die Netzdaten liegen <strong>in</strong> folgender E<strong>in</strong>teilung vor:Lieferungen an Tarifkunden mit SchwachlasttarifLieferungen an Tarifkunden (übrige Lieferungen)Lieferungen an SondervertragskundenNicht konzessionspflichtige LieferungenEs ist zu erkennen, dass die vorliegenden Daten der Netzgesellschaften kaum untergliederts<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e Aufteilung nach Sektoren, die auf diesen Daten beruht, ist mit entsprechendenUnschärfen behaftet. Seit der Novellierung des EnWG 2005 f<strong>in</strong>det sichder Begriff des Tarifkunden nur noch <strong>in</strong> der Konzessionsabgabenverordnung (KAV).Tarifkunden s<strong>in</strong>d nach allgeme<strong>in</strong>er Auffassung im Strombereich nur noch jene Abnehmer,die e<strong>in</strong>en Jahresverbrauch von weniger als 30.000 kWh haben oder beidenen die gemessene Leistung <strong>in</strong> weniger als zwei Monaten über 30 kW liegt. Trifftjedoch e<strong>in</strong>er der Punkte nicht zu, wird dieser Kunde als Sonderkunde e<strong>in</strong>gestuft. Esist eher unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass e<strong>in</strong> solcher Fall im Sektor Haushalte oder GHD auftretenwird. Demnach s<strong>in</strong>d größere Gewerbekunden und Industriekunden vornehmlichbei den Sondervertragskunden zu f<strong>in</strong>den.Beim Erdgas fehlt bislang e<strong>in</strong>e solche Regelung. Derzeit herrscht nach der KAV dieRegelung, dass Tarifkunden solche Kunden s<strong>in</strong>d, die auf Grundlage von Verträgenim Rahmen der gesetzlichen Grundversorgung oder Ersatzversorgung beliefert wer-226


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4den. Die Grundversorgung schließt e<strong>in</strong>, dass jeder Haushaltskunde mit Erdgas beliefertwerden muss. Nach § 3 Nr. 22 EnWG s<strong>in</strong>d Haushaltskunden als Kunden mite<strong>in</strong>em Verbrauch für den Eigenbedarf von bis zu 10.000 kWh pro Jahr def<strong>in</strong>iert.Grundsätzlich ist es diesen aber auch möglich, Sonderverträge mit den Versorgernabzuschließen. Der Verbrauch der Tarifkunden ist also nur die untere Grenze dessen,was Haushalte und Gewerbekle<strong>in</strong>kunden verbrauchen.Es ist <strong>in</strong> jeden Fall ratsam, nach genaueren Daten zu fragen. Die Netzbetreiber regelnihre Netze mit Hilfe von Lastprofilen verschiedener Kundengruppen. Großverbraucherwerden hier auch separat erfasst. Auf Anfrage s<strong>in</strong>d die Netzbetreiber vielfachbereit, e<strong>in</strong>e detaillierte Verbrauchserfassung zur Verfügung zu stellen.Auswirkungen der Liberalisierung der EnergiewirtschaftDurch die fortschreitende Liberalisierung des Energiemarktes seit dem Jahr 1998 haben sich Problemebei der Sammlung von Daten ergeben. Zwar können auf Bundes- und Landesebene weiterh<strong>in</strong> Energiebilanzenerstellt werden, <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong> gestaltet sich dies wegen der zunehmend komplexerenMarktsituation wesentlich schwieriger. So können Kunden heute ihren Strom- und Gasanbieter frei wählen,so dass nicht e<strong>in</strong> Anbieter, sondern e<strong>in</strong>e Vielzahl von Anbietern vor Ort über Verbrauchsdaten ihrerKunden verfügen.Zudem müssen heute die Energieversorger ihre Sparten Vertrieb, Netze und Erzeugung getrennt vone<strong>in</strong>anderals selbständige Unternehmense<strong>in</strong>heiten führen, die auf dem Energiemarkt als eigenständigeE<strong>in</strong>heiten auftreten. Dies hat zur Folge, dass sich die jeweiligen Unternehmense<strong>in</strong>heiten im Wettbewerbmit anderen bzw. externen Marktteilnehmern nicht bevorteilen oder benachteiligen dürfen. Diese Entflechtungist bei kle<strong>in</strong>eren Energieversorgern, also vor allem bei Stadtwerken, die weniger als 100.000Kunden mittelbar oder unmittelbar mit Strom bzw. Erdgas beliefern, nicht zw<strong>in</strong>gend..Die Datenbeschaffung für die kommunale CO 2 -Bilanzierung, gerade bei der Ermittlung der kommunalenEnergieverbräuche, steht dadurch vor mehreren Herausforderungen.Im ungünstigen Fall müssten für die benötigten Daten jeweils neue Ansprechpartner <strong>in</strong> den verschiedenenE<strong>in</strong>heiten gefunden werden. Daten zu Verbräuchen vor Ort liegen e<strong>in</strong>erseits der Netzgesellschaft(<strong>in</strong>kl. Durchleitungen), andererseits der Vertriebsgesellschaft (nur für eigene Kunden) vor. Die Datender Netzgesellschaft umfassen im Regelfall alle Verbräuche leitungsgebundener Energieträger <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erKommune. Die Daten der Vertriebsgesellschaft geben dagegen Aufschluss über die Verteilung der Verbräucheauf die Verbrauchssektoren, die vom Vertrieb beliefert werden.Je nach Energieversorger f<strong>in</strong>den sich im Idealfall Stabs- und Koord<strong>in</strong>ierungsstellen, die im Auftrag derGeschäftsführung die Möglichkeiten und Befugnisse haben, Daten aus verschiedenen Unternehmensbereichenzu beschaffen und diese an die Bilanzersteller weiterzuleiten.H<strong>in</strong>tergrund-InformationVielfach bedienen lokale Energieversorger noch e<strong>in</strong>en Großteil der Kunden, so dasssie durch ihre Absatzzahlen über genauere Informationen zur Sektoraufteilung verfügen.Die Datenbereitstellung ist allerd<strong>in</strong>gs nicht verpflichtend. Zum<strong>in</strong>dest stadteigenenEnergieversorger stellen Daten <strong>in</strong> der Regel noch differenziert zur Verfügung.Energieversorger:Absatzzahlen derVertriebsgesellschaftals DatenquelleUm Doppelzählungen zu vermeiden, müssen die vom Vertrieb erhaltenen Verbrauchszahlenaber wiederum von den Daten der Netzgesellschaft abgezogen werden.Bei den Erdgasverbrauchsdaten ist zudem zu prüfen, ob und <strong>in</strong>wieweit dasErdgas zur Energieumwandlung (Strom, Fernwärme) <strong>in</strong> Kraftwerken oder BHKWsgenutzt wird. Diese Mengen s<strong>in</strong>d ebenfalls abzuziehen.Außer nach Stromabsätzen sollte zudem nach Spezialtarifen für Wärmeanwendungenmit Strom gefragt werden. Häufig gibt es eigene Tarife für Heizstrom und Wärmepumpen.In der Regel wird auch der Stromverbrauch für die Straßenbeleuchtung gesondertausgewiesen. Zusammen mit weiteren Informationen zur Sektorenaufteilungmuss e<strong>in</strong>e Abgrenzung zu anderen Stromanwendungen vorgenommen werden.227


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzEnergieversorger:Absatzzahlen Fern- undNahwärme alsDatenquelleDer lokale Energieversorger ist häufig auch der Betreiber von Nah- und Fernwärmenetzen.Aus Bilanzierungssicht <strong>in</strong>teressieren neben den Erzeugungsdaten die Verbrauchsdatennach Verbrauchssektoren. Dazu muss geklärt werden, welche Objekteund Gebiete <strong>in</strong>nerhalb der Kommune mit Nah- und Fernwärme versorgt werden.Zudem ist zu prüfen, ob es sich um Fernwärme (Wasser) oder Ferndampf handelt.Dementsprechend s<strong>in</strong>d alle Verbräuche <strong>in</strong>nerhalb des Gebiets der Kommune für dieBilanz zu erfassen.Praxis-BeispielUmgang mit Daten der Energieversorger <strong>in</strong> KlimastadtDaten zum Energieverbrauch der Energieversorger (Stadtwerke und Überregional AG) für Klimastadt2010 (<strong>in</strong> GWh)PrivateHaushalteGHD Industrie StädtischeLiegenschaftenEigeneBetriebeGesamtStrom 125 103 265 493Erdgas 315 52 130 40 537Fernwärme 53 27 40 120Nahwärme 18 18Gesamt 511 182 435 2 46 1.168Die Überregional AG als lokaler Netzbetreiber schickte auf Anfrage zunächst nur die für die Konzessionsabgaberelevanten Daten. Auf Nachfrage konnten hier jedoch über Standardlastprofile Haushalteund über registrierte Leistungsmessungen (RLM) Großkunden (Industrie) separat dargestellt werden.Die Differenz zum Gesamtstromverbrauch wurde dem Sektor GHD zugeordnet.Die Stadtwerke stellten bei ihren Daten neben Verbrauchsdaten (Erdgas und Wärme) derIndustrie/Großverbraucher auch noch Daten zum Verbrauch städtischer Liegenschaften und des SektorsGewerbe/Haushalte zur Verfügung. Auf Nachfrage konnten Nahwärmenetze <strong>in</strong> der Stadt komplettals Anlagen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft identifiziert werden. Da es sich bei den Fernwärmekundenmeist um Kunden <strong>in</strong> Häusern mit Mischnutzung handelte, wurde hier e<strong>in</strong> Kundenverhältniszwischen Haushalten und GHD von 2:1 angenommen. Die 40 GWh Erdgas unter dem Punkt„Eigene Betriebe“ werden <strong>in</strong> den Heizzentralen zur Bereitstellung von Nahwärme benötigt. Das dortgenutzte Erdgas muss also vom Gesamtverbrauch abgezogen werden.Nicht leitungsgebundene EnergieträgerDie Erfassung nicht leitungsgebundener Energieträger (Heizöl, Kohle, Biomasse, Solarthermie,Wärmepumpe) auf kommunaler Ebene ist mit Schwierigkeiten verbunden,da es hierfür ke<strong>in</strong>e zentrale Datensammlung gibt (Ausnahme: Industrie, s.u.).Wärme aus elektrischerWärmepumpe alse<strong>in</strong>faches BeispielErhebung von nichtleitungsgebundenenEnergieträgern anhandvon vorliegenden StudienRelativ e<strong>in</strong>fach lässt sich die aus elektrischen Wärmepumpen gewonnene Wärmeermitteln, falls beim Energieversorger dafür e<strong>in</strong> gesonderter Tarif vorliegt. Anhande<strong>in</strong>er gemittelten Arbeitszahl (z.B. 3,0) kann der Energieverbrauch hochgerechnetwerden. Die für Wärmepumpen genutzte Strommenge muss jedoch vom Gesamtstromabgezogen werden, um Doppelungen zu vermeiden.Vielfach erheben Umweltämter oder Stadtplanungsämter im Rahmen anderer Untersuchungenauch Daten zu Energieträgern, die über statistische Daten nur unscharfoder gar nicht zu erfassen s<strong>in</strong>d. Dazu zählen:HeizölverbrauchSolarthermieanlagenBiomasseanlagenGeothermieanlagen228


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Liegen solche Studien vor, ist zu prüfen, <strong>in</strong>wieweit sie aktuell s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e Fortschreibbarkeitgewährleistet ist.E<strong>in</strong>e Abschätzung des Heizölverbrauchs und der Festbrennstoffanlagen kann überStatistiken der Schornste<strong>in</strong>feger erhoben werden. Von den Schornste<strong>in</strong>fegern werden<strong>in</strong> der Regel kle<strong>in</strong>ere Heizungsanlagen jährlich oder mehrjährig geprüft. Dabei werdenz.B. die Anzahl der Heizungsanlagen nach Leistungsklassen sowie die jeweiligenAbgasverluste und teilweise die Rußzahl auf Ebene der Kehrbezirke erfasst. E<strong>in</strong>e Kommunesetzt sich aus mehreren Kehrbezirken zusammen. Die Grenzen der Kehrbezirkekönnen allerd<strong>in</strong>gs im E<strong>in</strong>zelfall auch über die <strong>Kommunen</strong>grenzen h<strong>in</strong>ausreichen.Heizölverbrauch überSchornste<strong>in</strong>fegerdatenDie Daten der Bezirksschornste<strong>in</strong>feger werden auf Kreisebene zusammengefasstund über den Landes<strong>in</strong>nungsverband des Schornste<strong>in</strong>fegerhandwerks (LIV) an diezuständigen Ämter auf Landesebene weitergeleitet.Die Anfrage nach Daten sollte sich auf rudimentäre Basisdaten beschränken – zume<strong>in</strong>en, um den Aufwand ger<strong>in</strong>g zu halten, und zum anderen, um ke<strong>in</strong>e datenschutzrechtlichenProbleme zu <strong>in</strong>duzieren. Das im Praxis-Beispiel dargestellte Erhebungsrasterist <strong>in</strong> der Regel für e<strong>in</strong>e kommunale CO 2 -Bilanzierung ausreichend.Schornste<strong>in</strong>fegerdaten <strong>in</strong> KlimastadtPraxis-BeispielAnzahl der Anlagen nach Leistungsklassen (kW) 4–11 11–25 25–50 50–100 >100 SummeHeizöl-Verdampfungsbrenner ohne Brennwertkessel 5 30 2 1 0 38Heizöl-Zerstäubungsbrenner ohne Brennwertkessel 1 1.351 1.962 418 261 3.993Gasbrenner mit Gebläse 0 3.524 656 220 90 4.490Gasbrenner ohne Gebläse 0 240 306 99 191 836Raumluftunabhängige Gasfeuerstätten 5 816 16 11 2 850Summe 11 5.961 2.942 749 544 10.2071. Schritt: Ermittlung Heizölverbrauch = ∑Mittlere Leistung der Ölkessel x Anzahl x Vollbenutzungsstunden(1.400 h) = 227 GWh2. Schritt: Ermittlung theoretischer Gasverbrauch über Heizkessel (analog zu Heizöl): 360 GWh3. Schritt: Abgleich mit Erdgasverbrauchsdaten von Versorgern für die Sektoren Private Haushalte undGHD: -2 % Differenz −> ke<strong>in</strong> weiterer Abgleich nötigDiese Daten s<strong>in</strong>d datenschutzrechtlich ohne E<strong>in</strong>schränkungen auf Ebene der Kehrbezirkezu erhalten. E<strong>in</strong>e Lieferung auf Datenträger ist s<strong>in</strong>nvoll, aber nach § 19 desSchornste<strong>in</strong>fegergesetzes nicht verpflichtend (Kopie des Kehrbuches ist auch möglich).Für die Zuordnung der Daten zu den Sektoren Private Haushalte und GHD könnenfolgende Daten herangezogen werden: Absatzzahlen (z.B. Gas-Haushaltstarife),Hausanschlusszahlen, landesweite wohnflächenspezifische Verbrauchswerte (Gebäudetypologie)zusammen mit der Gesamtwohnfläche <strong>in</strong> der Kommune.Vorsicht: Bei den nicht leitungsgebundenen Energieträgern (Heizöl und Holz) handeltes sich nicht um Primärdaten (Datengüte A). Die Bilanz ist daher immer mit Unsicherheitenbehaftet. Dies gilt <strong>in</strong> der Regel auch für die Aufteilung nach Sektoren.229


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzErhebung von nichtleitungsgebundenenEnergieträgern überFörderprogrammeBerechnungsansatz überGebäudetypologie<strong>Kommunen</strong>, Länder und Bund haben <strong>in</strong> der Vergangenheit vielfach Förderprogrammezum Ausbau der erneuerbaren Energien im Wärmebereich aufgelegt. E<strong>in</strong>eZusammenfassung der dort gelisteten Anlagen kann zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Überblick überdie <strong>in</strong> der Region geförderten Anlagen geben.Beispielhaft sei hier das Marktanreizprogramm (MAP) des Bundes genannt. Hierkann das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Informationen zugeförderten Biomasseanlagen, Solarthermieanlagen sowie Wärmepumpen geben.Dem BAFA liegen die Zahlen der geförderten Anlagen <strong>in</strong> verschiedenen Postleitzahlbezirkenfür e<strong>in</strong>zelne Jahre vor. Geht man davon aus, dass der überwiegende Teilder Anlagen gefördert wurde, geben die Zahlen des BAFA e<strong>in</strong>en guten Überblicküber diese schwierig zu erhebenden Energiesysteme <strong>in</strong> den letzten Jahren.Folgende Daten werden seit dem Jahr 2001 erfasst:Wärmepumpen (Pumpentyp, Anzahl)Biomasseanlagen (Anzahl und Art, Leistung, Sektor)Solarthermieanlagen (Anzahl und Kollektortyp, Größe, Sektor, Nutzungsart)Auf regionaler Ebene gab es, <strong>in</strong>sbesondere für Solarthermieanlagen und Wärmepumpen,bereits vor 2001 Förderprogramme, deren Daten noch h<strong>in</strong>zugezogen werdenkönnen.E<strong>in</strong> sehr differenzierter Ansatz zur Ermittlung des Heizenergieverbrauchs ist die Abschätzungüber e<strong>in</strong>e regionale Gebäudetypologie. Anhand des über die Gebäudetypologiehochgerechneten Wärmeenergiebedarfs und des vorliegenden Gasverbrauchs(s.o.) kann der Anteil weiterer Energieträger abgeschätzt werden. Auf dieserBasis können später auch bauteilscharfe Szenarien für Sanierungsstrategien entwickeltwerden. Daher wird die Typologie an dieser Stelle ausführlicher erläutert.Sollte ke<strong>in</strong>e detaillierte Typologie zur Verfügung stehen, ist zum<strong>in</strong>dest die Bildung vondrei virtuellen Gebäudetypen für die Erstellung der Bilanz und die Bewertung derMaßnahmen s<strong>in</strong>nvoll. Sie sollte E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäuser (Eigenheimbesitzer), DreibisSechsfamilienhäuser (Streubesitz) und Wohngebäude mit sieben und mehr Wohnungen(Mietwohngebäude bzw. Eigentumswohnungen) umfassen, da diese Aufteilungaus den Statistiken abgeleitet werden kann und damit auch unterschiedlicheZielgruppen für die spätere Maßnahmenentwicklung betrachtet werden können.Der Grundgedanke der Typologie ist e<strong>in</strong>e Differenzierung des Gebäudebestandesnach energierelevanten Kriterien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von Gebäudetypen, die praktisch dengesamten Bestand der Stadt <strong>in</strong> baulich-konstruktiver H<strong>in</strong>sicht umfassen. Der Gebäudebestandwird nach energierelevanten Merkmalen aus e<strong>in</strong>er überschaubaren Anzahlvon Gebäudetypen zusammengesetzt.Die wichtigsten Merkmale s<strong>in</strong>d:die Baukonstruktion der Gebäudehülle, besonders der e<strong>in</strong>gesetzten Baustoffeund Schichtdicken, unddas Oberflächen-Volumen-Verhältnis, bestimmt durch die Grundrissform, Anbausituationund die Geschoßzahl.Die Entwicklung der Baukonstruktionen verläuft parallel zu den Bauepochen. Diesedecken sich weitestgehend mit den politischen und damit auch wohnungsstatistischenAbgrenzungen (z.B. 1918 Gründung der Weimarer Republik, 1949 Gründungder Bundesrepublik, 1968 Gebäude- und Wohnungszählungen). Der Gebäudebestandvor 1945 lässt sich nach IWU 2003 grob <strong>in</strong> drei Klassen unterteilen (<strong>in</strong> Klammernjeweils der Wohnflächenanteil <strong>in</strong> Deutschland nach IWU 2003):230


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4A/BGebäude, die bis 1918 erstellt wurden; diese werden wie folgt unterteilt:A Gebäude <strong>in</strong> Fachwerkbauweise (3 %)B Mauerwerksbauten verputzt oder mit Sichtmauerwerk (9 %)C Gebäude aus der Zeit zwischen 1919 und 1948 (10 %)Der Gebäudebestand nach 1945 wurde durch z.T. starke Veränderungen <strong>in</strong> den Baukonstruktionen,den Materialien und den Baunormen weiter differenziert:D 1949–1957: E<strong>in</strong>fache Bauweise der Nachkriegszeit, vorherrschend ist e<strong>in</strong>ematerial- und kostensparende Bauweise, der bauliche Wärmeschutz stehtim H<strong>in</strong>tergrund (11 %)E 1958–1968: E<strong>in</strong>haltung und gelegentliche Übererfüllung der M<strong>in</strong>destanforderungennach DIN 4108 (15 %)F 1969–1978: Infolge der ersten Ölpreiskrise häufigere Übererfüllung der DIN4108, E<strong>in</strong>führung der ergänzenden Bestimmungen zur DIN 4108 (15 %)G 1979–1983: E<strong>in</strong>haltung der Anforderungen der 1. Wärmeschutzverordnung(7 %)H 1984–1994: E<strong>in</strong>haltung der Anforderungen der 2. Wärmeschutzverordnung(12 %)I 1995–2001: E<strong>in</strong>haltung der Anforderungen der 3. Wärmeschutzverordnung(13 %)J 2002–2006: E<strong>in</strong>haltung der EnEV 2002 und der EnEV 2004 (4 %)In jeder Baualtersklasse wird zusätzlich noch nach E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäusern(EFH), Reihenhäuser (RH), Mehrfamilienhäusern (MFH) und großen Mehrfamilienhäusern(GFH) differenziert, da diese sich <strong>in</strong> Größe und Kompaktheit und damit <strong>in</strong>ihren Wärmeverlusten durch die Außenflächen wesentlich unterscheiden. Sofern <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>er Klasse mehrere charakteristische Bauweisen auftreten, wurden diese <strong>in</strong>den dom<strong>in</strong>ierenden Typ sowie Varianten (z.B. Flachdach E<strong>in</strong>familienhaus) gegliedert.Die Verteilung der Wohngebäude und Wohnungen h<strong>in</strong>sichtlich des Baualters kannauf Basis der Gebäude- und Wohnungszählung 1987 bzw. aus vorliegenden Fortschreibungendurch die Stadt ermittelt werden.Die Aufteilung des Energieverbrauchs für die verschiedenen Gebäudetypen kannu.a. anhand der U-Werte und Flächen der e<strong>in</strong>zelnen Bauteile ermittelt werden. Dieseliegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie des IWU-Instituts von 2003 vor. Unberücksichtigt bleibt <strong>in</strong> dieserStudie aber, <strong>in</strong>wieweit bereits Nachbesserungen an e<strong>in</strong>zelnen Gebäudeteilenvorgenommen wurden.231


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzH<strong>in</strong>tergrund-InformationVom U-Wert zum EnergieverbrauchFür die überschlägige Berechnung der Transmissionswärmeverluste anhand des U-Werts benötigt man alleFlächen und U-Werte der Gebäudehülle. Die Multiplikation der U-Werte mit den Flächen und der Heizgradzahlermöglicht e<strong>in</strong>e grobe Abschätzung des Energieverbrauchs. Verluste über Wärmebrücken undLüftung sowie Gew<strong>in</strong>ne durch <strong>in</strong>nere und äußere Wärme s<strong>in</strong>d dabei allerd<strong>in</strong>gs noch nicht berücksichtigt.E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er Altbau-Nordwand auf den HeizenergieverbrauchWand = 70 m 2 Kalksandste<strong>in</strong>mauer (U = 1,4 W/(m²K))Fensterflächen = 10 m 2 Fensterfläche (U = 2,6 W/(m²K))Heizgradzahl des Jahres (G15): 2.750 Kd entspricht 66 kKh (EnEV)Berechnung Energieverbrauch Mauer1,4 W/(m²K) x 70 m 2 x 2.750 Kd x 24 h = 6.468 kWhBerechnung Energieverbrauch Fenster2,6 W/(m²K) x 10 m 2 x 2.750 Kd x 24 h = 1.716 kWhDer Transmissionswärmeverlust der Wand e<strong>in</strong>schließlich der Fenster beträgt demnach etwa 8.200 kWhim betrachteten Jahr. Pro Quadratmeter werden also etwa 100 kWh Wärmeenergie an die Umgebungabgegeben.Abschätzung desHeizölverbrauchs überKennzahlenDer Anteil des Stromverbrauchs am Gesamtenergieverbrauch (Wärme und Strom)<strong>in</strong> Deutschland ist im GHD-Sektor und im Haushaltssektor relativ homogen. Im Haushaltssektorbetrug der Stromanteil im Mittel der Jahre 2005–2009 20 Prozent (nichtwitterungskorrigiert) des Gesamtenergieverbrauchs der Haushalte. Im GHD-Sektorbetrug der Stromanteil im gleichen Zeitraum 34 Prozent. Da der Erdgas- und Stromverbrauchüber den Energieversorger bekannt ist, können anhand der Stromanteiledie Summe der restlichen Energieträger grob abgeschätzt werden.Am Beispiel von Klimastadt soll hier e<strong>in</strong>e Abschätzung des Endenergieverbrauchsüber die oben genannten Kennzahlen für e<strong>in</strong> Bilanzjahr dargestellt werden ( Praxis-H<strong>in</strong>weis „Über Kennzahlen zum kommunalen Endenergieverbrauch“).Schritt A: Ermittlung des Endenergieverbrauchs über Ergebnisse e<strong>in</strong>er Umfrage/über Kennwerte/Daten der Energieversorger der Industrie der StadtSchritte B und D: Angaben des Energieversorgers zum Verbrauch der leitungsgebundenenEnergieträger (Strom, Gas, Fernwärme) für private Haushalte und dieGesamtstadtSchritt C: Ermittlung des Endenergieverbrauchs für den GHD-SektorEs wird davon ausgegangen, dass neben den leitungsgebundenen Energieträgernnur Heizöl e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielt. Der Endenergieverbrauch der gesamtenStadt wird wie folgt berechnet:Schritte E, F, G und H: Es wird zunächst jeweils der Endenergieverbrauch für dieSektoren Haushalte und GHD ermittelt. Die Abschätzung erfolgt über die jeweiligenStromanteile am Endenergieverbrauch.Schritt I: Zur Abschätzung des Ölverbrauchs müssen die Sektoren Haushalte undGHD jedoch zusammenfassend betrachtet werden, da über das Tarifsystem derStadtwerke ke<strong>in</strong>e Aufteilung des Gas- und Fernwärmeverbrauchs auf diese Sektorenerfolgen kann. Natürlich können auch andere Wege der Abschätzung gewählt werden,wenn zusätzliche Informationen vorliegen. Vom Gesamt-Endenergieverbrauchder Sektoren Haushalte und GHD wird der Verbrauch an Strom, Gas und Fernwärmeabgezogen.Schritt J: Berechnung des Endenergieverbrauchs der gesamten Stadt.232


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Über Kennzahlen zum kommunalen EndenergieverbrauchPraxis-H<strong>in</strong>weisSchritt Sektor Strom Gas Fernwärme Heizöl Summe E<strong>in</strong>heitund NahwärmeA Industrie 265 130 40 30 67 [GWh/a]B Haushalte 125 unbek. unbek. unbek. unbek. [GWh/a]C GHD (D-B-A) 103 unbek. unbek. unbek. unbek. [GWh/a]D Gesamtstadt 493 497 138 unbek. unbek. [GWh/a]E Haushalt+GHD (D-A) 228 367 98 [GWh/a]FGHIJAnnahme:Anteil Strom/EndenergieHaushalteGHDAbschätzung:EndenergieverbrauchHaushalte (B/F)Abschätzung:EndenergieverbrauchGHD (C/F)Abschätzung:Ölbedarf für Haushalteund GHD (G+H-E)EndenergieverbrauchGesamtstadt (A+E+I)20%34%125/0,2= 625103/0,34= 303[GWh/a][GWh/a]625[GWh/a]+303-228-367-98=235493 497 138 265 1.393 [GWh/a]Erhalten die <strong>Kommunen</strong> ke<strong>in</strong>e Daten von den Statistischen Landesämtern zum Energieverbrauchdes Verarbeitenden Gewerbes (Industrie), kann dieser, neben der direktenBefragung relevanter Betriebe, auch über branchenspezifische Kennzahlenabgeschätzt werden. Werden über die Daten der Energieversorger beispielhaft fürGroßverbraucher die Verbrauchsdaten zu Erdgas, Fernwärme und Strom abgefragt,lassen sich die verbleibenden Energieverbräuche anhand der hochgerechneten branchenspezifischenKennzahlen und die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigenim Wirtschaftszweig „Verarbeitendes Gewerbe“ berechnen ( Tab. 7).Abschätzung des Energieverbrauchsder Industrieüber KennzahlenDer angegebene Anteil Kohle soll darstellen, wie relevant der Energieträger <strong>in</strong> derjeweiligen Branche ist. Für e<strong>in</strong>e exakte Berechnung des lokalen <strong>in</strong>dustriellen Kohleverbrauchsmüssen Betriebe e<strong>in</strong>zeln befragt werden.233


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzTabelle 7:Energieverbrauch des VerarbeitendenGewerbes <strong>in</strong>Deutschland 2008Quelle:Statistisches Bundesamt.Bundesdurchschnitt Energieverbrauch pro sozialversicherungspflichtigBeschäftigtem <strong>in</strong> den <strong>in</strong>dustriellen Branchen(Abschnitten) für das Jahr 2008Strom[kWh/a]Wärme[kWh/a]AnteilKohle10 Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 32.607 79.895 8 %11 Getränkeherstellung 39.311 200.829 0 %12 Tabakverarbeitung 28.460 37.186 0 %13 Herstellung von Textilien 31.851 53.791 7 %14 Herstellung von Bekleidung 5.792 9.301 0 %15 Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen 7.876 5.316 0 %16 Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne 55.402 180.200 0 %Möbel)17 Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus 155.687 1.128.321 4 %18 Herstellung von Druckerzeugnissen, Vervielfältigung von 23.483 22.605 0 %bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern19 Kokerei und M<strong>in</strong>eralölverarbeitung 348.976 777.002 7 %20 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 159.437 509.300 6 %21 Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen 18.195 35.281 0 %22 Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren 38.734 25.699 1 %23 Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung 66.678 298.554 32 %von Ste<strong>in</strong>en und Erden24 Metallerzeugung und -bearbeitung 170.945 655.495 73 %25 Herstellung von Metallerzeugnissen 20.237 20.070 1 %26 Herstellung von DV-Geräten, elektronischen und optischen 22.149 12.915 0 %Erzeugnissen27 Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 13.887 9.844 4 %28 Masch<strong>in</strong>enbau 12.017 12.452 0 %29 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 22.241 19.409 2 %30 Sonstiger Fahrzeugbau 12.333 14.327 0 %31 Herstellung von Möbeln 12.530 40.636 0 %32 Herstellung von sonstigen Waren 9.501 20.958 0 %33 Reparatur und Installation von Masch<strong>in</strong>en und Ausrüstungen 4.414 6.007 0 %Sektorspezifische SonderauswertungenDie oben abgeschätzten Daten können noch durch eigene Abfragen der SektorenIndustrie und Energieverbrauch der kommunalen Liegenschaften ergänzt werden.Daten aus Energiemanagementfürkommunale GebäudeDie <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d dem Sektor GHD zugeordnet. E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme desEnergieverbrauchs der kommunalen Liegenschaften sollte im Rahmen e<strong>in</strong>es Energiemanagements<strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> jeder Kommune obligatorisch se<strong>in</strong> und ist mit wenigAufwand bei der Erhebung möglich. Liegen die Daten noch nicht gesammelt vor,bietet sich mit der Erstellung die Möglichkeit, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Controll<strong>in</strong>g der Liegenschaftenzu <strong>in</strong>itiieren. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d vom ermittelten Energieverbrauch desGHD-Sektors abzuziehen.Zunächst sollte geklärt werden, wer <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung für welche Liegenschaftenzuständig ist. Dabei s<strong>in</strong>d möglichst alle Verbräuche von Liegenschaften zu erfassen,welche im Eigentum und <strong>in</strong> Eigennutzung der Kommune s<strong>in</strong>d. Nicht dazu zählendie Gebäude städtischer Betriebe, von der Stadt verpachtete Gebäude und stadteigeneWohngebäude. Diese werden dem Sektor private Haushalte zugeordnet.Werden neben städtischen Gebäuden und Infrastruktur auch noch der Bereich derStraßenbeleuchtung sowie Verbräuche städtischer Infrastruktur (z.B. Brunnenpumpenoder sanitäre E<strong>in</strong>richtungen) erhoben, empfehlen wir, diese Bereiche nicht dem234


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Verbrauch der „städtischen E<strong>in</strong>richtungen“ zuzuordnen. So wird die Straßenbeleuchtungoft nicht mehr von der Kommune selbst, sondern von externen Dienstleisternbetreut und die Infrastruktur häufig nicht gleichmäßig erfasst. Beides wird dem SektorGHD zugeschlagen werden.Während Strom- und Erdgasverbrauch der Großverbraucher von den Energieversorgernbereits abgebildet wird, werden nicht leitungsgebundene Energieträger bei Industriebetriebenbisher nur durch die Erhebungen der Statistischen Landesämtererfasst. Drei Möglichkeiten ergeben sich dadurch. Die erste Möglichkeit ist, den Energieverbrauchder Industriebetriebe direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Befragung zu ermitteln. Die Identifikationgrößerer Betriebe kann über das Emissionshandelskataster (Betriebe größer20 MW), das Gewerbeaufsichtsamt oder mittels Ortskenntnis der lokalen Akteureerfolgen.Daten der StatistischenLandesämter und weitereVerfahren zur Ermittlungdes Energieverbrauchs derIndustrieAlternativ erheben die Statistischen Landesämter verschiedene Datensätze zu Energieverbrauchund Energieumwandlung <strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong>. Primärstatistisch werdenjährlich vom Statistischen Landesamt Energieverbrauchs- und Erzeugungsdaten desVerarbeitenden Gewerbes erhoben. Diese können für Kreise und kreisfreie Städtezur Verfügung gestellt werden.Mit der Dom<strong>in</strong>anz- bzw. der Fallzahlregelung können datenschutzrechtlich zwei E<strong>in</strong>schränkungenauftreten. So können die Daten für <strong>Kommunen</strong> nicht zur Verfügunggestellt werden, wenn es weniger als drei Betriebe vor Ort gibt oder e<strong>in</strong> Betrieb fürmehr als 90 Prozent des Energieverbrauchs <strong>in</strong>nerhalb der Statistik verantwortlich ist.Bei den erhobenen Daten ist zu berücksichtigen, dass Brennstoffe, die zur Stromerzeugung<strong>in</strong> Industrieunternehmen genutzt werden, neben dem ermittelten Eigenverbrauchdes Stroms ebenfalls aufgelistet werden. Ist e<strong>in</strong> solcher Betrieb, beispielsweiseüber die Gewerbeaufsichtsämter vor Ort, bekannt, sollte e<strong>in</strong>e Datenanfrage an ihngestellt werden, um die Statistik mit den entsprechenden Daten des Betriebs zu bere<strong>in</strong>igenund so Doppelzählungen zu vermeiden.Auch hier ist zu berücksichtigen, dass die Energieangaben für die leitungsgebundenenEnergieträger bei den befragten Betrieben von den jeweils zur Verfügung gestelltenDaten der Energieversorger abzuziehen s<strong>in</strong>d.Die dritte Variante ist, anhand von bundesweiten Kennzahlen der sozialversicherungspflichtigBeschäftigten <strong>in</strong> diesem Sektor überschlägig den Energieverbrauchnach Energieträgern zu ermitteln (s.o.). Da gerade im Industriesektor der Energieverbrauchsehr heterogen ist und bereits <strong>in</strong> gleichen Branchen Betriebe sehr unterschiedlichproduzieren, ist diese Methode mit sehr großen Unsicherheiten behaftet.235


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzH<strong>in</strong>tergrund-InformationBerücksichtigung von Emissionshandelsbetrieben und weiteren IndustriebetriebenIn verschiedenen Bilanzierungsverfahren (Covenant of Mayors) werden Betriebe, welche unter dasTreibhausgas-Emissionshandelsgesetz (TEHG) fallen, gesondert betrachtet und <strong>in</strong> der kommunalen Bilanznicht berücksichtigt. Dies hat den H<strong>in</strong>tergrund, dass diese überregional produzierenden Betriebemit dem Emissionshandel bereits e<strong>in</strong>em <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>strument „untergeordnet“ s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong>diesen Betrieben erfolgen demnach also nicht aufgrund e<strong>in</strong>es lokalen Instruments. Zudem wird argumentiert,dass diese Betriebe mit ihren hohen Emissionen die kommunale CO 2 -Bilanz häufig verzerren.Im Covenant of Mayors wurde darüber h<strong>in</strong>aus festgelegt, dass Industriebetriebe nur Teil der Bilanzierungse<strong>in</strong> sollen, falls diese auch mit Maßnahmen im <strong>Klimaschutz</strong>konzept verknüpft s<strong>in</strong>d. Dies gilt auch fürdie Bilanzierung von Emissionen aus Abfall- und Abwasserbehandlung ( Kap. B 4.5.2).Um die emissionshandelspflichtigen Betriebe <strong>in</strong> den CO 2 -Bilanzen separat unberücksichtigt zu lassen,müssen diese bei Betriebsbefragungen gekennzeichnet werden. Erfolgt die Bilanzierung über andereQuellen, müssen die CO 2 -Emissionen, die für das Bilanzjahr im Emissionshandelsregister für die entsprechendenBetriebe verzeichnet s<strong>in</strong>d, vom Sektor Industrie abgezogen werden. Dabei ist zu berücksichtigen,dass die Emissionen im Emissionshandelsregister ohne Vorkette und CO 2 -Äquivalentengerechnet werden ( Kap. B 4.4.5).Kurz- und Detailbilanzim VerkehrMischformen derBilanzierung2.2 Ermittlung der Grunddaten zur Bilanzierung – VerkehrGrundlage für e<strong>in</strong>e Bilanzierung der verkehrsbed<strong>in</strong>gten Treibhausgasemissionene<strong>in</strong>er Kommune s<strong>in</strong>d Informationen zu den Verkehrsmengen im Bilanzierungsgebiet.Für die Grenzen der Bilanz und die mögliche Bilanztiefe ist dabei die lokale Datensituation<strong>in</strong> der Kommune ausschlaggebend.Hauptmerkmal der Detailbilanz ist e<strong>in</strong>e detaillierte Erfassung des lokalen Verkehrs<strong>in</strong>nerhalb der Bilanzgrenzen (Territorialpr<strong>in</strong>zip, Kap. B 4.1.2) mithilfe kommunenspezifischerInformationen.E<strong>in</strong>e Kurzbilanz wird erstellt, wenn nur wenige oder ke<strong>in</strong>e lokalen Daten bei ger<strong>in</strong>gerDetailtiefe vorliegen und der lokale Verkehr somit nur grob und teilweiseunvollständig erfasst werden kann. Die Kommune bekommt mit relativ ger<strong>in</strong>gemAufwand e<strong>in</strong>e erste Übersicht der CO 2 -Emissionen, allerd<strong>in</strong>gs mit sehr e<strong>in</strong>geschränkterAussagekraft.Je nach Datenverfügbarkeit <strong>in</strong> der Kommune kann die Bilanz auch Elemente von Detail-und Kurzbilanz h<strong>in</strong>sichtlich der Erfassung lokaler Gegebenheiten und Detaillierungsgradenthalten, z.B. wenn detaillierte ÖPNV-Daten vom örtlichen Verkehrsunternehmenvorliegen, aber ke<strong>in</strong>e lokalen Informationen zum Pkw- und Lkw-Straßenverkehr. Entscheidendist <strong>in</strong> dem Fall e<strong>in</strong>e gute Dokumentation der Datenquellen und Bilanzabgrenzungen,um die Vergleichbarkeit bei späteren Fortschreibungen der Bilanzsicherzustellen.236


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4ZieleKennzeichenAufwandDatengüteund-fülleDetailbilanzKurzbilanzDetaillierte Erfassung und AufschlüsselungErste E<strong>in</strong>schätzung der Größenordnungder CO 2 -Emissionen durch den Ver-der CO 2 -Emissionen des Verkehrsbe-kehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommunereichs im Vergleich mit den übrigen VerbrauchssektorenBerücksichtigung des E<strong>in</strong>flusses externer<strong>in</strong> der KommuneFaktoren (Ände-rung/Innovation der Verdeutlichung von Datenlücken im Verkehrsgeschehentechnischen Systeme, Kfz-Bestand, Kraftstoffzusammensetzung)und im Mobilitätsver-auf die CO 2 - haltenEmissionenE<strong>in</strong>geschränkte Berücksichtigung desFortschreibungs- und VergleichsmöglichkeitE<strong>in</strong>flusses externer Faktoren (Kfz-Beständender Bilanz nach gewissen Zeitabstand,technische Innovationen etc.) aufdie CO 2 -EmissionenE<strong>in</strong>geschränkte Fortschreibungs- undVergleichsmöglichkeitFür die Ermittlung der Verkehrsmengenwerden lokale Daten aus ortsspezifischenVerkehrs- und MobilitätsuntersuchungenverwendetEmissionen im Personenverkehr und imGüterverkehr werden erfasstDie Verkehrsmengen werden <strong>in</strong> regelmäßigenzeitlichen Abständen aktualisiertUm e<strong>in</strong>e zeitliche Vergleichbarkeit zuermöglichen, muss die Vorgehensweisebei der Bilanzierung (Bilanzgrenzen, Bilanztiefeetc.) klar def<strong>in</strong>iert und bei Fortschreibungenbeibehalten werdenAktuelle Emissionsfaktoren für das jeweiligeBezugsjahr müssen <strong>in</strong> differenzierter,mit den Verkehrsdaten abgestimmterForm vorliegenVerkehrs- und Emissionsdaten könnenauch differenziert nach Verkehrsartenoder -zwecken vorliegen. Dann könnenzusätzlich Maßnahmenschwerpunkteabgeleitet und CO 2 -Emissionsänderungendurch lokale Maßnahmen abgeschätztwerden;Bei erstmaliger Erstellung je nach Datenlageund Detaillierung mittlerer bis großerAufwand, evtl. nur mit externer HilfeFortschreibungsaufwand ger<strong>in</strong>ger, <strong>in</strong>sb.bei Mitverwendung von Verkehrsdaten,die bereits für andere Zwecke regelmäßigerhoben werden (z.B. Verkehrsmodellfür Verkehrsentwicklungsplanung,Emissionskataster ...)Datengüte A-B: je nach Umfang,Detaillierungsgrad und Aktualität derverwendeten kommunenspezifischenGrunddatenMit der Erfassung der Kfz-Fahrleistungenim Stadtgebiet und Informationsbereitstellungdurch lokale ÖPNV-Anbieterkann häufig der gesamte Verkehr imkommunalen Handlungsbereich erfasstwerdenGrundlage s<strong>in</strong>d Informationen zum Mobilitätsverhaltender Bevölkerung, entwederaus kommunenspezifischenMobilitätserhebungen oder aus überregionalenUntersuchungen (z.B. bundesdurchschnittlicheWerte für bestimmte<strong>Kommunen</strong>typen und -größen)Im Allgeme<strong>in</strong>en kann nur der Personenverkehrder Wohnbevölkerung abgebildetwerden. Andere Verkehrsteilnehmer(regionaler Zielverkehr, Durchgangsverkehr)sowie Güterverkehre <strong>in</strong> der Kommunewerden meist nicht mit erfasstKe<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit mit anderenBilanzen aufgrund der abweichendenBilanzierungsgrenzen (ke<strong>in</strong> Territorialpr<strong>in</strong>zip,meist ohne Güterverkehr)Ke<strong>in</strong>e Ableitung von kommunenspezifischenMaßnahmenschwerpunktensowie von möglichen Emissionse<strong>in</strong>sparungendurch kommunale <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenmöglichFortschreibungsfähig bei regelmäßigenkommunenspezifischen Mobilitätserhebungenoder bei Verwendung regelmäßigaktualisierter überregionalerUntersuchungenBei vorhandenen Mobilitätsdaten <strong>in</strong>nerhalbkurzer Zeit erstellbarDatengüte C: Bei Verwendung regionalerbzw. kommunenspezifischer E<strong>in</strong>wohner-Kennwerte;Datengüte D: Bei Verwendung bundesmittlererKennzahlenIm Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e vollständige Erfassungder verkehrsbed<strong>in</strong>gten Emissionender Kommune möglichTabelle 8:Unterscheidung vonDetailbilanz undKurzbilanz im VerkehrQuelle:ifeu.237


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzDatenquellen für DetailbilanzenZähldaten zumVerkehrsaufkommen alsGrundlageNutzung von externerhobenen DatenVerkehrsunternehmen alsDatenlieferantenDie Ermittlung der Verkehrsmengen im Straßenverkehr erfolgt am besten auf derGrundlage genauer Zähldaten zum Verkehrsaufkommen im Straßennetz und ergänzenderInformationen zu den typischen Fahrzuständen oder Geschw<strong>in</strong>digkeiten aufden e<strong>in</strong>zelnen Straßenabschnitten. Über die Länge der Straßenabschnitte und diejeweilige Fahrzeuganzahl (DTV) pro Abschnitt können die Fahrleistungen (Fz-km) füralle Straßenabschnitte berechnet werden. Mit Hilfe von Emissionsfaktoren (g/Fz-km)können daraus die streckenbezogenen Emissionen berechnet werden.Eigene Verkehrsdatenerhebungen s<strong>in</strong>d sehr aufwändig und durch e<strong>in</strong>e Kommune alle<strong>in</strong>für die CO 2 -Bilanzierung meist nicht zu leisten. Vor allem für größere Städte liegenVerkehrsdaten oft aus anderen Untersuchungen vor, z.B. aus kommunalenVerkehrsmodellen für Verkehrsentwicklungsplanung oder Lärmkartierung. Teilweises<strong>in</strong>d entsprechende Daten auch bei übergeordneten Landes<strong>in</strong>stitutionen erhältlich,z.B. aus der Erstellung von Emissionskatastern ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „Fahrleistungenim Straßenverkehr <strong>in</strong> Baden-Württemberg“). Solche Daten s<strong>in</strong>d grundsätzlichauch für die kommunale CO 2 -Bilanzierung verwendbar und können dann bei Bedarfdurch begrenzte zusätzliche Erhebungen ergänzt und vervollständigt werden.Daten zum öffentlichen Personennahverkehr (L<strong>in</strong>ienbus, Straßenbahn, Schienennahverkehr)s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Straßenverkehrsmodellen oft nicht enthalten. Sie können jedochüblicherweise von den örtlichen Verkehrsunternehmen jährlich bezogen werden.H<strong>in</strong>tergrund-InformationFahrleistungen im Straßenverkehr <strong>in</strong> Baden-WürttembergIn Baden-Württemberg berechnet das Statistische Landesamt jedes Jahr die Fahrleistungen auf Geme<strong>in</strong>deebene,differenziert nach Straßentypen und Fahrzeugkategorien. Für größere Städte sowie auf Ebeneder Landkreise s<strong>in</strong>d die Informationen direkt im Internet abrufbar. Kle<strong>in</strong>eren <strong>Kommunen</strong> werden dieseInformationen auf Anfrage zur Verfügung gestellt. Auch die Landesanstalt für Umwelt, Messungen undNaturschutz Baden-Württemberg (LUBW) ermittelt zur Erstellung der kommunalen Emissionskatasterim Zwei-Jahres-Abstand Straßenverkehrsfahrleistungen, die mit den Fahrleistungsdaten des StatistischenLandesamtes vergleichbar s<strong>in</strong>d.Vollständigkeit undDifferenzierung derVerkehrsdatenEntscheidend für die direkte Verwendbarkeit der vorhandenen Daten sowie den Zusatzaufwandfür Datenanpassungen und ergänzende Erhebungen s<strong>in</strong>d die Vollständigkeitund der Differenzierungsgrad der Daten. Diese können je nachHauptverwendung der genutzten Daten sehr unterschiedlich se<strong>in</strong>, z.B.:S<strong>in</strong>d alle Straßen mit relevanten Verkehrsmengen im Stadtgebiet erfasst oder nurTeile davon (z.B. nur Innenstadt oder nur übergeordnete Hauptstraßen)?Liegen die Verkehrsdaten als Summe aller Kfz vor oder differenziert nach verschiedenenFahrzeugkategorien (Pkw, Lieferwagen, Lkw …)?S<strong>in</strong>d die Daten differenziert nach Straßentypen (Autobahn, Bundes-, Landes-,Kreis- und Geme<strong>in</strong>destraßen), Straßenfunktionen (Haupt-, Sammel-, Erschließungsstraßen…), Geschw<strong>in</strong>digkeitsregelungen (> 50 km/h, Tempo-30-Zone …)o.Ä.?Für die Emissionsberechnungen ist zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e grobe E<strong>in</strong>teilung nach Fahrzeugkategoriennotwendig. Dies sollte möglichst anhand lokaler Verkehrsdaten geschehen,weil sich die Fahrleistungsaufteilung zwischen e<strong>in</strong>zelnen <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong>sb. für überregionalbedeutende Straßen erheblich unterscheiden kann. Falls ke<strong>in</strong>e differenziertenlokalen Daten vorliegen, muss die E<strong>in</strong>teilung anhand von Durchschnittswerten abgeschätztwerden. Tab. 9 zeigt beispielhaft für das Jahr 2010 die bundesmittlere Auftei-238


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4lung des Leichtverkehrs < 3,5 t zwischen motorisiertem Individualverkehr (MIV) undleichten Nutzfahrzeugen sowie Fahrleistungsanteile des Schwerverkehrs (Lkw + Bus> 3,5 t) am Gesamtverkehr. Der Anteil von L<strong>in</strong>ienbussen <strong>in</strong>nerhalb des Schwerverkehrssollte nach Möglichkeit ortsspezifisch, z.B. anhand von Informationen der Verkehrsunternehmenoder Fahrplandaten, ermittelt werden.Autobahn Außerortsstraßen InnerortsstraßenFahrleistungsaufteilung im Leichtverkehr < 3,5 tMIV (Pkw, Zweiräder) 94,5% 96,0% 91,0%LNfz (Lieferwagen etc.) 5,5% 4,0% 9,0%Anteile des Schwerverkehrs > 3,5 t im Straßenverkehr15,0% 6,5% 5,0%Tabelle 9:Bundesmittlere Aufteilungder Fahrleistungen nachFahrzeugkategorien im Jahr2010Quelle:TREMOD.Auch e<strong>in</strong>e Differenzierung nach Straßentypen sollte im Rahmen der Detailbilanz erfolgen,da Geschw<strong>in</strong>digkeiten und Fahrdynamik und damit die fahrzeugspezifischenEmissionen abhängig von der Verkehrssituation stark variieren. Bei detaillierter Kenntnisdes Verkehrsgeschehens können pr<strong>in</strong>zipiell sehr hohe Differenzierungsgrade gewähltwerden, die dann auch die Beantwortung spezieller Fragestellungen, z.B. zumE<strong>in</strong>fluss von Verkehrssteuerungsanlagen auf die Emissionen, ermöglichen. Für diemeisten Zwecke der CO 2 -Bilanz reicht jedoch e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachte Unterteilung nachverschiedenen Geschw<strong>in</strong>digkeitsklassen aus, z.B.:Hauptverkehrsstraßen > 50 km/h (z.B. Stadtr<strong>in</strong>g, Stadtteilverb<strong>in</strong>der, Ortsdurchfahrten)Hauptverkehrsstraßen 50 km/hNebenstraßen


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzUm die unterschiedlichen Handlungsfelder und E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten der Stadt darzustellensowie M<strong>in</strong>derungspotenziale für konkrete, zielgruppenspezifische Maßnahmenbündelabzuschätzen, s<strong>in</strong>d weitere Differenzierungen der Verkehre erforderlich,<strong>in</strong>sb. nach:Verkehrsarten: B<strong>in</strong>nenverkehr, Quell-Ziel-Verkehr, DurchgangsverkehrVerkehrszwecken: Berufsverkehr, E<strong>in</strong>kaufsverkehr …E<strong>in</strong>e entsprechende Differenzierung wird nur <strong>in</strong> seltenen Fällen direkt vorliegen, kannallerd<strong>in</strong>gs bei Vorliegen geeigneter Zusatz<strong>in</strong>formationen (Mobilitätsbefragungen,Kordonzählungen, Pendlerstatistik u.Ä.) zum<strong>in</strong>dest überschlägig erfolgen.Mit e<strong>in</strong>er solchen zusätzlich differenzierten Bilanz können beispielsweise die Veränderungder CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>zelner Teilverkehre (z.B. berufsbed<strong>in</strong>gter E<strong>in</strong>pendlerverkehr)durch bestimmte Maßnahmen und die dadurch erreichte Veränderung dergesamten CO 2 -Emissionen der Kommune berechnet werden. Die zugrunde liegendenMaßnahmenwirksamkeiten (z.B. um wie viel Prozent nimmt der Pkw-Verkehrdurch e<strong>in</strong>e bestimmte Maßnahme ab) müssen jedoch im Vorfeld ermittelt werdenund für die Ermittlung der möglichen E<strong>in</strong>sparungen bekannt se<strong>in</strong>.Datenquellen für KurzbilanzenKurzbilanzen für überschlägigeBerechnungenVollständigkeit undDifferenzierung derVerkehrsdatenIst es e<strong>in</strong>er Kommune nicht möglich, detaillierte Daten für den Verkehr <strong>in</strong>nerhalb derGemarkung zu erheben, kann sie mithilfe e<strong>in</strong>er Kurzbilanz e<strong>in</strong>e erste überschlägigeBerechnung der CO 2 -Emissionen durchführen und so die Größenordnung der verkehrsbed<strong>in</strong>gtenCO 2 -Emissionen ermitteln. Dazu müssen die Verkehrsmengen <strong>in</strong> derKommune abgeschätzt werden.E<strong>in</strong>e Abschätzung der CO 2 -Emissionen über die Wohnbevölkerung ist mithilfe vonInformationen zum Mobilitätsverhalten möglich. Die Kommune kann dafür entwedereigene Mobilitätserhebungen durchführen bzw. <strong>in</strong> Auftrag geben oder auf Datender kont<strong>in</strong>uierlichen, bundesweiten Mobilitätserhebungen „Mobilität <strong>in</strong> Deutschland“(MID 2008) und „Mobilität <strong>in</strong> Städten“ (SrV 2008) zurückgreifen.Auswärtige Verkehrsteilnehmer <strong>in</strong> der Kommune (z.B. Pendler, E<strong>in</strong>kaufsverkehr,Durchreisende) werden über kommunale Mobilitätserhebungen nicht erfasst.Ebenso ist der Straßengüterverkehr, wenn überhaupt, nur anteilig für die E<strong>in</strong>wohnerenthalten. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung dieser Verkehre <strong>in</strong> die Kurzbilanz wird nur <strong>in</strong> seltenenFällen möglich se<strong>in</strong>, soweit zusätzliche Auswertungen (Kordonzählungen, Pendlerstatistiku.Ä.) zur Verfügung stehen.Ausgangspunkt für die Ermittlung der Verkehrsmengen ist die E<strong>in</strong>wohnerzahl derKommune. Diese wird mit folgenden wesentlichen Mobilitätsparametern verknüpft:Anzahl der täglichen Wege pro E<strong>in</strong>wohnerAnteil von ÖPNV und MIV (nur Fahrer) an den täglichen Wegen (Modal Split)Durchschnittliche Wegelänge im ÖPNV und MIVFalls der Kommune ke<strong>in</strong>e Mobilitätsdaten für die eigenen E<strong>in</strong>wohner vorliegen, könnenMobilitätsdaten aus MID und SrV entnommen werden. Die Ergebnisse dieserbundesweiten Erhebungen liegen differenziert für verschiedene Stadt-, Geme<strong>in</strong>deundKreistypen vor, da <strong>in</strong>sbesondere die Größe der Kommune (E<strong>in</strong>wohnerzahl) undder Grad der Zentralität großen E<strong>in</strong>fluss auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerunghaben.240


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4In MID erfolgt e<strong>in</strong>e Klassifizierung anhand der Systematik der Wohnungsmarkt- undImmobilienbeobachtung des Bundes (WIM BBSR) (BBSR 2007). E<strong>in</strong>e ländliche Geme<strong>in</strong>deohne zentralörtliche Funktion wird nach dieser Systematik als „Sonstige Geme<strong>in</strong>de“e<strong>in</strong>geordnet. In diesem Fall würden <strong>in</strong> der Tab. 10 die Daten der drittenSpalte von rechts gewählt werden.MIV – Motorisierter IndividualverkehrÖPNV – Öffentlicher PersonennahverkehrÖPFV – Öffentlicher PersonenfernverkehrMetropoleGroßstadtMittelstadtKle<strong>in</strong>stadt/großeGeme<strong>in</strong>deSonstigeGeme<strong>in</strong>deUmlandkreisLändl.KreisWege pro E<strong>in</strong>wohner und Tag 3,4 3,5 3,5 3,4 3,3 3,4 3,4Modal Splitzu Fuß 28% 26% 23% 22% 21% 22% 23%Fahrrad 12% 8% 12% 9% 7% 10% 10%MIV (Mitfahrer) 12% 14% 16% 16% 16% 16% 16%MIV (Fahrer) 31% 42% 43% 47% 50% 46% 46%ÖPNV 17% 10% 6% 6% 5% 6% 5%ÖPFV 1% 1% 1% 1% 1% 1% 1%MIVKfz-Fahrten pro E<strong>in</strong>wohner und Tag 1,06 1,48 1,50 1,58 1,65 1,55 1,56km pro Fahrt 14,5 14,1 14,1 14,9 15,9 14,5 15,3Kfz-km pro E<strong>in</strong>wohner und Tag 15,4 20,8 21,2 23,6 26,3 22,5 23,8ÖPNVPers.-Fahrten pro E<strong>in</strong>w. und Tag 0,57 0,35 0,19 0,19 0,17 0,25 0,24km pro Fahrt 9,4 8,9 14,8 16,5 14,1 14,7 17,6Pers.-km pro EW und Tag 5,3 3,1 2,8 3,2 2,4 3,7 4,3Über Anzahl und Länge der Wege und den Modal-Split-Anteil wird die Fahrleistungdes motorisierten Individualverkehrs (MIV) <strong>in</strong> Kfz-km pro E<strong>in</strong>wohner (EW) und Tagsowie die Verkehrsleistung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) <strong>in</strong> Personen-kmpro E<strong>in</strong>wohner und Tag ermittelt. Damit können – unter Verwendung mittlererEmissionsfaktoren ( Kap. B 4.3.3) – die Treibhausgasemissionen des motorisiertenVerkehrs <strong>in</strong> der Kommune überschlägig berechnet werden.Die Mobilitätsdaten geben Auskunft über die Mobilität der E<strong>in</strong>wohner (bspw. e<strong>in</strong>erKommune). Die Daten enthalten neben den <strong>in</strong>nerörtlichen Wegen auch (regionale)Weganteile außerhalb der Gemarkungsgrenze. Gleichzeitig fehlt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzbilanzüblicherweise der Verkehr von Auswärtigen (Ziel- und Durchgangsverkehr) <strong>in</strong>nerhalbder <strong>Kommunen</strong>grenzen. Außerdem ist es <strong>in</strong> der Regel nicht möglich, aus den Mobilitätsdatendie Fahrleistung des Straßengüterverkehrs abzuleiten. Demnach wird dasangestrebte Bilanzierungspr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er verursacherbezogenen Territorialbilanz verlassen.Trotz der genannten Defizite ermöglicht der beschriebene Ansatz, zum<strong>in</strong>dest dieGrößenordnung der Verkehrsemissionen e<strong>in</strong>er Kommune grob zu ermitteln und sov.a. die Relevanz des Verkehrs für die CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune im Vergleichzu anderen Verbrauchssektoren zu bewerten.E<strong>in</strong>e Fortschreibung der Kurzbilanz ist zum e<strong>in</strong>en durch regelmäßige Mobilitätserhebungen<strong>in</strong> Eigenregie der Kommune möglich. Zum anderen werden auch die bundesweitenMobilitätserhebungen (SrV, MID) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Rhythmusaktualisiert (ca. alle fünf Jahre).Tabelle 10:Personenmobilität nachStadt-, Geme<strong>in</strong>de- undKreistyp (WIM BBSR)Klassifizierung der Städte,Geme<strong>in</strong>den und Kreisenach BBSR 2007.Quelle:MID 2008.Regelmäßige Aktualisierungder Verkehrsdaten241


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -Bilanz3. Ermittlung der CO 2 -Bilanz für Energie undVerkehrMit der im vorangegangenen Unterkapitel dargestellten Ermittlung der Grunddatenist die Hauptarbeit bei der Ermittlung der Energie- und CO 2 -Bilanz bereits erfolgt.Die Daten müssen nun noch abgeglichen, auf Plausibilität geprüft, gegebenenfallsangepasst ( Kap. B 4.3.1) und mit Hilfe von Emissionsfaktoren ( Kap. B 4.3.2 undB 4.3.3) abschließend als CO 2 -Emissionen dargestellt werden ( Kap. B 4.3.4).3.1 Aufbereitung der Grunddaten (e<strong>in</strong>zelner Sektoren)Vergleichbarkeit derWerteTabelle 11:Umrechnung derverschiedenen E<strong>in</strong>heitenQuelle:ifeu.Heizwert und BrennwertDie zusammengestellten Daten bedürfen vor der weiteren Nutzung noch e<strong>in</strong>male<strong>in</strong>er Kontrolle. Da sie vielfach aus unterschiedlichen Quellen stammen, ist zunächstnoch e<strong>in</strong>mal zu prüfen, ob alle Daten dem Bilanzjahr zugeordnet werden könnenbzw. ob bei Fortschreibungen das Bilanzjahr als aktuelles Jahr angegeben ist. Zudemwerden die Daten häufig <strong>in</strong> unterschiedlichen E<strong>in</strong>heiten erfasst. Zur besseren Vergleichbarkeitsollte die Bilanz sich auf e<strong>in</strong>e Basise<strong>in</strong>heit beziehen. Für Kommunalbilanzenbietet sich die Grunde<strong>in</strong>heit kWh mit den abgeleiteten E<strong>in</strong>heiten (je nachBedarf) MWh oder GWh an.Energiee<strong>in</strong>heit Ziele<strong>in</strong>heit Vorsätze Beispiel1 J 1/3.600 Wh Kilo 10 3 10 GJ = 10 x 109 J = 10 x1 SKE 8.141 Wh Mega 10 610 9 /3600 Wh = 2,78 MWhGiga 10 91.000 Wh 1 kWh Terra 10 121.000 kWh 1 MWh Peta 10 151.000 MWh 1 GWhDie Berechnung der CO 2 -Emissionen basiert auf den jeweiligen Verbrauchsdaten,die <strong>in</strong> der Regel auf Basis des Heizwertes Hi (früher unterer Heizwert Hu) erfassts<strong>in</strong>d. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es Ausnahmen. Die Gasversorger rechnen den Verbrauch zumeistauf Basis des Brennwertes Hs (früher oberer Heizwert Ho) ab. Da sich zwischenBrenn- und Heizwertangaben bis zu zehn Prozent Differenz ergeben können,ist hier e<strong>in</strong>e genaue Erfassung der Daten von hoher Relevanz.Die Unterscheidung der beiden Werte ist auf die betrachtete Kondensationswärme desentstehenden Wasserdampfes bei der Verbrennung zurückzuführen. Der Brennwert istder auf die Brennstoffmenge bezogene Betrag der Energie, die bei vollständiger Verbrennungfrei wird, wenn die Verbrennungsprodukte auf die Bezugstemperatur zurückgekühltwerden. Die Kondensationswärme des bei der Verbrennung entstehendenWasserdampfes wird bei Berechnung des Brennwerts nutzbar gemacht. Dies ist die Unterscheidungzum Heizwert, bei dem der entstehende Wasserdampf ungenutzt bleibt.Tabelle 12:UmrechnungsfaktorenBrennwert und Heizwertfür verschiedene EnergieträgerQuelle:ifeu.Tab. 12 zeigt für verschiedene Energieträger, wie sich aus den ermittelten Daten Heizwertangabenaus den Brennwertangaben umrechnen lassen.Heizwert −>BrennwertBrennwert −>HeizwertErdgas Heizöl Flüssiggas Ste<strong>in</strong>kohle Braunkohle1,11 1,06 1,09 1,04 1,070,901 0,943 0,917 0,962 0,935242


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Erdgasverbrauch <strong>in</strong> KlimastadtDie Daten zum Erdgasverbrauch <strong>in</strong> Klimastadt stammen von den lokalen Stadtwerken. Auf Nachfrageerhielten die Bearbeiter die Information, dass es sich bei den bereitgestellten Daten um Angaben desmittleren Brennwerts gehandelt hat. Die Daten werden für die Bilanz auf den Heizwert umgerechnet.Alle Berechnungen, die mit dem Brennwert berechnet wurden, s<strong>in</strong>d dementsprechend anzupassen.Praxis-BeispielPrivate HaushalteGHD Industrie StädtischeLiegenschaftenEigeneBetriebeGesamtErdgas (H o ) 315 52 130 40 537Erdgas (H i ) 284 47 117 36 484In kalten W<strong>in</strong>tern steigt der Heizenergiebedarf <strong>in</strong> allen stationären Energieverbrauchssektorendurch den höheren Raumwärmebedarf. Gegenüber Jahren mit relativwarmen W<strong>in</strong>tern würden sich demnach erhebliche Unterschiede bei denVerbrauchswerten und den damit verbundenen CO 2 -Emissionen ergeben. Da dieseUnterschiede weder auf Nutzungsänderungen noch auf Fehler der Heizanlagen basieren,wird empfohlen, für den Heizenergieverbrauch e<strong>in</strong>e Witterungskorrekturdurchzuführen.WitterungskorrekturAls Grundpr<strong>in</strong>zip gilt, dass derjenige Heizenergieverbrauch mittels Witterungsbere<strong>in</strong>igungberechnet wird, der im gleichen Zeitraum und am gleichen Ort bei e<strong>in</strong>erlangjährigen, durchschnittlichen Witterung aufgetreten wäre.Für die Berechnung der Witterungskorrektur nach VDI 2067 s<strong>in</strong>d die Gradtagszahlen(GTZ) für das Bilanzjahr sowie das langjährige Mittel der GTZ erforderlich.Diese Daten können beim Deutschen Wetterdienst gegen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Gebühr füretwa 400 Stationen <strong>in</strong> Deutschland erworben werden. Bei der Auswahl der Wetterstationenempfiehlt der Deutsche Wetterdienst (DWD), Stationen <strong>in</strong> der Nähe zusuchen, die <strong>in</strong> etwa auch die gleiche Höhenlage aufweisen, um hier zwischen denStationen auftretende Unterschiede zu berücksichtigen. Mit den Daten wird auchdas langjährige Mittel der letzten zehn Jahre zur Verfügung gestellt. Die Berücksichtigungder letzten Jahre hat sich für das langjährige Mittel als praktikabel erwiesen.Das offizielle langjährige Mittel zwischen 1971 und 1990 eignet sich dagegen besserfür Vergleiche über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum. Wichtig ist, dass <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zeljahrenmit dem gleichen langjährigen Mittel gerechnet wird, um e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit derDaten herzustellen.Die GTZ stellt den Zusammenhang zwischen der Außenlufttemperatur und demHeizenergieverbrauch her. Dazu wird die Differenz zwischen der üblichen Raumtemperatur(20°C) und der durchschnittlichen Außentemperatur e<strong>in</strong>es Tages gebildet.Die Berechnung erfolgt nur, wenn die Außentemperatur niedriger als 15°C ist,da ab dieser Temperatur von der Verwendung e<strong>in</strong>er Heizung ausgegangen wird. DieGTZ e<strong>in</strong>es Jahres ist die Summe der Differenzen von Innen- zu Außentemperaturaller Heizungstage. Mit der GTZ und dem langjährigen Mittel der GTZ kann nun derwitterungsbere<strong>in</strong>igte Heizenergieverbrauch bspw. im Jahr 2015 berechnet werden,und zwar mit:E v (2015) = witterungsbere<strong>in</strong>igter Heizenergieverbrauch im Jahr 2015 <strong>in</strong> kWhE vg (2015) = gemessener Heizenergieverbrauch im Jahr 2015 <strong>in</strong> kWhGTZ 15m = langjähriges Mittel der GTZ am Ort <strong>in</strong> Kd (Kelv<strong>in</strong>*d)G 15 (2015) = GZT des Jahres 2015 am Ort <strong>in</strong> Kd243


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzWenn Raumheizung und Warmwasserbereitung über e<strong>in</strong> gekoppeltes Heizungssystemerfolgen, darf nur der Energieverbrauch, welcher der Raumheizung zuzuordnenist, witterungsbere<strong>in</strong>igt werden.Praxis-BeispielWitterungskorrektur im Sektor Private Haushalte <strong>in</strong> KlimastadtVerbrauch 2010 <strong>in</strong>GWhAnteil Heizenergie<strong>in</strong> %Erdgas Heizöl Nah- und Fernwärme Gradtagszahl 2010 3.322284 113 71 Gradtagszahl (langjähriges3.784Mittel)80 85 85 Korrekturfaktor 1,139Berechnung = 0,8 x 284x 1,139 +0,2 x 315WitterungskorrigierterVerbrauch2010 <strong>in</strong> Gwh= 0,85 x 117x 1,139 +0,15 x 117316 126 79= 0,85 x 71 x 1,139 +0,15 x 71Analog zur Witterungskorrektur mittels der GTZ gibt es e<strong>in</strong> weiteres Verfahren nachder neueren VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 3807. Statt mit den GTZ zu rechnen, werden die Heizgradtage(HGT) verwendet. Die HGT werden genau wie die GTZ berechnet, mitdem Unterschied, dass der Ausgangswert nicht die übliche Raumtemperatur von20°C, sondern die Heizgrenztemperatur von 15°C ist.In der Praxis hat sich die Berechnung mittels der GTZ durchgesetzt. Mit den HGTlassen sich jedoch häufiger plausible Ergebnisse erzielen, da die Wärmegew<strong>in</strong>nedurch die Sonnene<strong>in</strong>strahlung und <strong>in</strong>nere Wärmequelle (Personen und Geräte) beiden HGT besser berücksichtigt werden. Bei bekannten GTZ können die HGT mittelse<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der VDI-Richtl<strong>in</strong>ie 3807 angegebenen Gleichung berechnet werden.Der Heizenergieanteil (ohne Warmwasser) ist je nach Sektor und Energieträger sehrunterschiedlich. Bei den Privaten Haushalten kann er bei Fernwärme bis zu 90 Prozent,bei Heizöl etwa 80 Prozent betragen, im Industriebereich eventuell nur 10 Prozentbis 20 Prozent. Die genauen Anteile lassen sich der detaillierten Basisbilanz, dieim Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts erstellt wird, entnehmen. Entsprechend derHeizenergieanteile muss der Endenergieverbrauch dann witterungskorrigiert werden.244


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Endenergieverbrauch für Klimastadt (stationär) nach Zusammenfassung undAufbereitung der DatenPraxis-BeispielAbbildung 10Endenergieverbrauch 2010 nachSektor und EnergieträgerPrivate Haushalte,<strong>in</strong> GWhGHD Industrie StädtischeLiegenschaftenGesamtStrom 125 95 265 8 493Erdgas 316 38 121 13 488Nah- und Fernwärme 79 28 41 2 151Heizöl 126 126 31 8 291Sonstige Energieträger 12 3 15 3 33Gesamt 658 291 473 34 1.456Die Daten aus den vorherigen Kapiteln wurden im vorliegenden Ergebnis zusammengefasst. Unter„Sonstige Energieträger“ f<strong>in</strong>den sich neben Biomasse (26 GWh) noch 5 GWh Wärme aus Wärmepumpenund 3 GWh aus Biomasse. Die Werte für erneuerbare Energien wurden aus den BAFA-Daten dervergangenen Jahre hochgerechnet.Quelle:ifeu.3.2 Emissionsfaktoren EnergieDie Emissionsfaktoren s<strong>in</strong>d entscheidende Parameter für die Erstellung von Emissionsbilanzen,da sie die technischen Systeme und die Besonderheiten, aber auch bestimmteZustände, <strong>in</strong> denen diese Systeme genutzt werden, abbilden. Deshalbsollten die Quellen bzw. die Randbed<strong>in</strong>gungen und Annahmen, die Emissionsfaktorenzugrunde liegen, bei der Angabe der Faktoren immer mit genannt werden.Emissionsfaktoren alsE<strong>in</strong>flussfaktor von CO 2 -BilanzenFür Kurz- und Detailbilanzen, die nur e<strong>in</strong>en Überblick über die freigesetzten CO 2 -Emissionen geben sollen, reichen wenige Emissionsfaktoren aus, die sich auf diehauptsächlich e<strong>in</strong>gesetzten Energieträger beziehen. Zum Beispiel gibt es e<strong>in</strong>en Emissionsfaktorfür Erdgas, das <strong>in</strong> Heizungsanlagen verbrannt wird ( Tab. 13). In diesemFaktor s<strong>in</strong>d die vorgelagerten Emissionen für die Förderung und den Transport desErdgases und – <strong>in</strong> diesem Fall – auch für die Produktion der Heizungsanlage enthalten.Die Emissionen lassen sich e<strong>in</strong>fach durch Multiplikation mit dem jeweiligen Endenergieverbrauchermitteln.245


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzTabelle 13:Emissionsfaktoren nachBrennstoffen für WärmeundStromerzeugungBrennstoffEmissionsfaktor (g/kWh)Quelle<strong>in</strong>kl. Äquivalente und VorkettenEmissionsfaktoren WärmeErdgas (Haushalte) 251 UBA 2009Heizöl (leicht) 319 UBA 2009Ste<strong>in</strong>kohle (Haushalte) 421 UBA 2009Braunkohle-Brikett (Haushalte) 432 UBA 2009Erdgas (Industrie) 233 UBA 2009Ste<strong>in</strong>kohle-Mix (Industrie) 397 UBA 2009Braunkohle-Mix (Industrie) 444 UBA 2009Feste Biomasse-Mix (Haushalte) 12–16 UBA 2009Feste Biomasse-Mix (Industrie) 8 UBA 2009Biogas-Mix (Wärme) 8 UBA 2009Klär- und Deponiegas 8 UBA 2009Solarthermie 71 UBA 2009Emissionsfaktoren StromerzeugungBundesmix 2006 626 ifeu 2010Bundesmix 2007 665 ifeu 2010Bundesmix 2008 623 ifeu 2010Bundesmix 2009 595 ifeu 2010Wasserkraft 3 UBA 2009W<strong>in</strong>denergie 10 UBA 2009Photovoltaik 64 UBA 2009Klärgas/Deponiegas 51 UBA 2009Möchte man besondere Genauigkeit erzielen, lassen sich darüber h<strong>in</strong>aus auch dieEmissionsfaktoren wesentlich detaillierter auf die Struktur und Ausprägung der verschiedenenSysteme vor Ort darstellen. Anhand des GEMIS-Systems lassen sich fürverschiedene Prozesse und Energieträger spezielle Emissionsfaktoren berechnen.Sonderfall StromStrom kann sowohl aus konventionellen Anlagen, Erneuerbaren-Energien-Anlagenals auch Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen <strong>in</strong> das öffentliche Stromnetz e<strong>in</strong>gespeistwerden. Die E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> öffentliches Verteilnetz fließt wiederum <strong>in</strong> die Berechnunge<strong>in</strong>es bundesdeutschen Strommixes e<strong>in</strong>, anhand dessen e<strong>in</strong> Emissionsfaktorfür Strom erstellt und die CO 2 -Bilanz des Stromverbrauchs berechnet wird.Alternativ können die regionalen E<strong>in</strong>speisungen auch <strong>in</strong> der Bilanz mit e<strong>in</strong>em sogenanntenTerritorialmix errechnet werden. Daneben könnten auch noch e<strong>in</strong> Händlermixoder e<strong>in</strong> modifizierter Regionalmix herangezogen werden ( H<strong>in</strong>tergrund-Information„Welcher Strom für me<strong>in</strong>e Kommune?“)Es wird <strong>in</strong> diesem Leitfaden empfohlen, zunächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt mit demBundesmix zu rechnen. In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt kann e<strong>in</strong>e Bilanz mit territorialemMix berechnet werden, anhand dessen man e<strong>in</strong>en Vergleich ziehen kann, ob undwie sich die Stromerzeugungsanlagen im <strong>Kommunen</strong>gebiet im Vergleich zum Bundesmixpositiver oder negativer auf den <strong>Klimaschutz</strong> auswirken.Bei Nutzung des Bundesmixes ist darauf zu achten, dass sich dieser mit der Zeit verändert.Auf die kommunale CO 2 -Bilanz kann beispielsweise deshalb e<strong>in</strong> bundesweiterAusbau von erneuerbaren Energien <strong>in</strong> Zukunft also e<strong>in</strong>en positiven Effekt auf diekommunale CO 2 -Bilanz haben, ohne dass die Kommune etwas selbst getan hat. Esempfiehlt sich deswegen, diesen externen Effekt bei Fortschreibungen gesondertauszuweisen, um deutlich unterscheiden zu können, welche CO 2 -Effekte auf Maßnahmen<strong>in</strong> der Kommune und welche auf Veränderungen beruhen, die außerhalb246


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4ihres E<strong>in</strong>flussbereichs liegen. Die zukünftige Entwicklung des Bundesstrommixeskann zudem nicht exakt „vorhergesagt“ werden.Welcher Strom für me<strong>in</strong>e Kommune?Territorialmix StromKennzeichen: Berücksichtigung des regionalen KraftwerkparksVorteil: Lokale Bemühungen im Versorgungsbereich werden <strong>in</strong> der CO 2 -Bilanz abgebildetNachteil: <strong>Kommunen</strong> mit überregionalen Kraftwerken <strong>in</strong>nerhalb ihrer Gemarkung werden stark bevorteilt(W<strong>in</strong>dpark) oder benachteiligt (Kohlekraftwerk)Bundesmix StromKennzeichen: Für die Berechnung der CO 2 -Emissionen aus Strom wird der bundesweite Emissionsfaktorfür Strom zugrunde gelegtVorteile:Bessere Vergleichbarkeit von CO 2 -Bilanzen zwischen den <strong>Kommunen</strong>Bessere Darstellung des Erfolgs von Effizienzmaßnahmen im Bereich Strom bei der CO 2 -BilanzNachteile:Regionale Kraftwerkdiskussionen (Ausbau Kohle) werden nicht <strong>in</strong> der Bilanz berücksichtigtVerbesserungen des Bundesmixes führen zu CO 2 -M<strong>in</strong>derungen, die nicht durch kommunale Maßnahmenverursacht wurdenCovenant of MayorsKennzeichen: Für die Berechnung e<strong>in</strong>es regionalen Strommixes werden ke<strong>in</strong>e Energieerzeugungsanlagene<strong>in</strong>berechnet, welche im Emissionshandel (>20 MW) berücksichtigt s<strong>in</strong>d. Ausnahme bilden Kraftwerke,welche mehrheitlich durch regionale Energieversorger betrieben werden, falls im KonzeptMaßnahmen zur Verbesserung der Effizienz bei diesen Kraftwerken vorgeschlagen s<strong>in</strong>d.Vorteile:Regionale Handlungsmöglichkeiten werden auch <strong>in</strong> der Bilanz abgebildetÜberregionale Instrumente des <strong>Klimaschutz</strong>es (Effizienz des Kraftwerkparks) werden nicht lokalen<strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten zugeschriebenNachteile:Erschwerte Vergleichbarkeit von BilanzenBilanzsprünge bei Änderung der Eigentumsanteile von Kraftwerken, <strong>in</strong> deren Folge die Kraftwerkebei der Bilanzierung neu berücksichtigt oder aus der Bilanzierung herausgenommen werden müssen.Händlermix StromKennzeichen: Die Bilanzierung erfolgt mit dem Händlermix des lokalen EnergieversorgersVorteil: Market<strong>in</strong>gmöglichkeit für den VersorgerNachteile :E<strong>in</strong>kauf von RECS-Zertifikaten macht Stromkonsum <strong>in</strong> der Kommune klimaneutral, ohne dass dadurchzw<strong>in</strong>gend CO 2 -M<strong>in</strong>derungseffekte angestoßen werdenJährliche Änderung des Mixes erlaubt ke<strong>in</strong>en Vergleich zwischen E<strong>in</strong>zeljahrenHändlermix entspricht nicht der tatsächlichen Stromnutzung der Verbraucher vor Ort, da diese sichihren Versorger aussuchen könnenH<strong>in</strong>tergrund-InformationUnabhängig von der Nutzung des Strommixes wird für die Berechnung kommunalerBilanzen e<strong>in</strong> Emissionsfaktor für die Nutzung von Nah- und Fernwärme benötigt.Nah- und Fernwärme werden regional bzw. lokal produziert und bereitgestellt. E<strong>in</strong>eigener Emissionsfaktor kann und sollte dafür berechnet werden. Für Heizzentralenlassen sich anhand der Wirkungsgrade und der e<strong>in</strong>gesetzten Brennstoffe die sich darausergebenden Emissionsfaktoren schnell berechnen.Ermittlung von Emissionsfaktorenfür Fernwärmeund lokalen StromIn KWK-Anlagen werden gleichzeitig Strom und nutzbare Wärme erzeugt. In größerenAnlagen wie z.B. Heizkraftwerken erfolgt dies über Dampf und/oder Gasturb<strong>in</strong>en.In kle<strong>in</strong>en Anlagen (z.B. BHKW) wird dazu e<strong>in</strong> Motor e<strong>in</strong>gesetzt. In beidenFällen wird e<strong>in</strong> Teil der bei der Stromerzeugung anfallenden Wärme <strong>in</strong> Wärmenetzee<strong>in</strong>gespeist. Im Vergleich zur getrennten Strom- und Wärmeerzeugung verbessert247


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -Bilanzsich die Primärenergieausnutzung, und es verr<strong>in</strong>gern sich, gleiche Energieträger vorausgesetzt,die CO 2 -Emissionen.Es gibt verschiedene Bewertungsmöglichkeiten, <strong>in</strong>wieweit die entstehenden CO 2 -Emissionen aus KWK-Anlagen den Produkten Strom und Wärme zugeordnet werdenkönnen ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „Möglichkeiten zur Bewertung von Fernwärmeund Strom aus KWK-Anlagen“).H<strong>in</strong>tergrund-InformationMöglichkeiten zur Bewertung von Fernwärme und Strom aus KWK-AnlagenDen aus Kraft-Wärme-Kopplungsprozessen (KWK) erzeugten Koppelprodukten Strom und Wärme könnenbei der CO 2 -Bilanzierung auf verschiedene Weise die entstandenen Emissionen zugerechnet werden.Hier s<strong>in</strong>d kurz die wichtigsten Methoden beschrieben:Kalorische Betrachtung: Die Emissionen werden entsprechend dem Energieoutput aufgeteilt. Beiden meisten BHKW hieße das, dass e<strong>in</strong> Drittel der Emissionen dem Strom zugeschlagen würde undzwei Drittel der Wärme. Hierbei wird die Wertigkeit der Energien außer Acht gelassen. Diese Betrachtungwird <strong>in</strong> der Regel nicht angewandt.Brennstoffmehraufwand: Hier wird berechnet, wie viel Brennstoffe<strong>in</strong>satz als Mehraufwand e<strong>in</strong>zusetzenist, um die gleiche Stromproduktion zu erreichen, die ohne e<strong>in</strong>e Wärmeauskopplung möglichwäre. Diese Betrachtungsweise wird häufig bei großen KWK-Prozessen (z.B. Kohleheizkraftwerken)angewandt. Sie ist z.B. bei BHKWs leider nicht anwendbar.Gutschriften (Strom oder Wärme): Bei der Betrachtung anhand von Gutschriften wird zum Beispielbeim Strom unterstellt, dass der Strom aus e<strong>in</strong>em BHKW den bundesweiten Strommix verdrängenwürde. Dem BHKW-Strom werden also diese bundesweiten Emissionen vergütet. Die Wärme bekommtdann die Differenz aus den Gesamtemissionen des BHKWs und verdrängten bundesweitenStromemissionen zugerechnet. Diese können auch negativ se<strong>in</strong>! Im Rahmen e<strong>in</strong>es Systemvergleichsist diese Methodik durchaus s<strong>in</strong>nvoll. Bei lokalen CO 2 -Bilanzen führen negative CO 2 -Emissionenallerd<strong>in</strong>gs zu Problemen.F<strong>in</strong>nische Methode (EU): Dabei wird der E<strong>in</strong>satz für die Strom- und Wärmeerzeugung zunächstmit Referenzwirkungsgraden der getrennten Erzeugung ermittelt. Anschließend erfolgt e<strong>in</strong>e Aufteilungder Brennstoffe<strong>in</strong>sparung der gekoppelten Erzeugung gegenüber der getrennten Erzeugungproportional im Verhältnis der über die Referenzwirkungsgrade ermittelten Brennstoffe<strong>in</strong>sätze fürStrom und Wärme. Durch diese Methode wird <strong>in</strong> der Regel die Stromerzeugung entlastet und dieWärmeauskopplung belastet.Exergetische Berechnung: Bei der exergetischen Berechnungsweise werden die Gesamtemissionendes KWK-Prozesses entsprechend dem Exergiegehalt (= hochwertiger Energieanteil) der Koppelprodukteaufgeteilt. Das System ist leicht zu handhaben und berücksichtigt auch die Wertigkeit derEnergie.Falls ke<strong>in</strong>e genaueren Daten über die tatsächlich e<strong>in</strong>gesetzten KWK-Anlagen undBrennstoffe existieren, sollte auf e<strong>in</strong>e (evtl. falsche) Aufteilung auf Strom und Wärmeverzichtet und die Emissionen über den Brennstoffe<strong>in</strong>satz berechnet werden.Internettipphttp://ffe.de/wissenffe/artikel/334-allokationsmethoden-fuer-spezifische-co2-emissionen-von-strom-undwaerme-aus-kwk-anlagen248


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Ermittlung des regionalen Strommixes für KlimastadtPraxis-BeispielDie Stadtwerke haben im Jahr 2009 ihr Kohlekraftwerk weitestgehend stillgelegt, um an gleicher Stelleim Jahr 2014 e<strong>in</strong> neues GuD-Kraftwerk zu errichten. Für die Fernwärmeversorgung wird noch e<strong>in</strong> verbliebenerBlock (50 MW) mit Kohle <strong>in</strong> Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Bei e<strong>in</strong>em Input von 450GWh Ste<strong>in</strong>kohle wurden noch 150 GWh Strom und 120 GWh Wärme e<strong>in</strong>gespeist bzw. an den Endkundengeliefert. Aus erneuerbaren Energien wurden 4,5 GWh Strom aus W<strong>in</strong>d, 10 GWh aus Wasserkraftund 1,8 GWh aus PV-Anlagen e<strong>in</strong>gespeist.1. Schritt: Ermittlung des Stromfaktors aus Kohlekraft (Ergebnisse gerundet)Emissionen Ste<strong>in</strong>kohleOutputStrom/WärmeEmissionsfaktorStromInput: 450GWh150 GWh120 GWhEmissionsfaktorKohle: 397 g/kWhWirkungsgradStrom: 33,3 %WirkungsgradWärme: 27,8 %CO 2 -Emissionen Strom= 0,874 * 178.650 Tonnen =156.219 TonnenCO 2 -Emissionen = 450 GWh * 397 g/kWh =178.650 TonnenExergiefaktorStrom: 1Wärme: 0,17232. Schritt: Ermittlung des regionalen EmissionsfaktorsQuelle Menge Anteil EmissionsfaktorStrom aus Kohleblock150 GWh 30,4 % 1.041 g/kWhStadtwerkeW<strong>in</strong>dkraft 4,5 GWh 0,9 % 10 g/kWhWasserkraft 10 GWh 2,0 % 3 g/kWhPV-Anlagen 1,8 GWh 0,4 % 64 g/kWhStrom aus öffentlichemNetz(Bezug)Anteil Exergie Strom: 0,333* 1 / (1 * 0,333 + 0,17 *0,277) = 0,874Anteil Exergie Wärme:0,278 * 0,17 / (1 * 0,333 +0,17 * 0,333) = 0,126Emissionsfaktor Strom:156.219 t / 150 GWh = 1.041 g/kWh326,7 GWh 66,3 % Annahme 590 g/kWh (2010 noch nichtbekannt)Strommix Stadt 493 GWh 100 % 708 g/kWhNeben KWK-Strom sollte auch die Stromerzeugung aus Erneuerbaren-Energien-Anlagenfür die Berechnung des regionalen Strommixes berücksichtigt werden. Dazukönnen beim Netzbetreiber die Werte der jährlichen E<strong>in</strong>speisungen zuW<strong>in</strong>denergie,Geothermie (E<strong>in</strong>speisung Wärmebonus gesondert),Wasserkraft,PV-Anlagen (E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong>kl. Eigennutzung),Deponiegas, Klärgas, Grubengas,Biomasse (E<strong>in</strong>speisungen mit KWK Bonus gesondert),bezogen werden.Anhand der verschiedenen Strome<strong>in</strong>speisungen lässt sich daraus e<strong>in</strong> regionaler Emissionsfaktorfür die Stromerzeugung berechnen. Liegt die regional bereitgestellte Stromerzeugungunter dem regionalen Stromverbrauch, wird für den darüber h<strong>in</strong>ausverbrauchten Strom der Emissionsfaktor für den deutschen Bundesmix herangezogen.249


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzVerkehrsmengenals Grundlage derBerechnung vonEmissionsfaktorenEmissionsfaktoren für dieDetailbilanz Verkehr3.3 Emissionsfaktoren VerkehrZur Berechnung der CO 2 -Emissionen des Verkehrs e<strong>in</strong>er Kommune werden zu denVerkehrsmengen (Fahrleistungen, Verkehrsleistungen) passende Emissionsfaktorenbenötigt. Unabhängig davon, ob die Datenlage der Kommune e<strong>in</strong>e Detailbilanz ermöglichtoder ob nur mittels Kurzbilanz die Größenordnung der verkehrsbed<strong>in</strong>gtenEmissionen ermittelt werden soll, bestehen bestimmte Anforderungen an die Emissionsfaktoren:Aktualität: Durch neue Fahrzeugtechniken und rechtliche Vorschriften ändernsich die spezifischen Emissionen im Zeitverlauf. Die Emissionsfaktoren müssendaher die Kfz-Bestände und Fahrzeugtechnologien (<strong>in</strong>sb. Kraftstoffeffizienz) sowieandere E<strong>in</strong>flüsse auf die spezifischen Emissionen (z.B. Biokraftstoffe) im jeweiligenBezugsjahr abbilden.Energetische Vorkette: Neben den direkten Emissionen der Fahrzeuge im Fahrbetriebs<strong>in</strong>d auch die Aufwendungen für die Bereitstellung der Energie (Rohenergiegew<strong>in</strong>nung,Aufbereitung und Umwandlung <strong>in</strong> Raff<strong>in</strong>erien und Kraftwerken)e<strong>in</strong>zubeziehen. Im elektrischen Schienenverkehr entstehen die CO 2 -Emissionenausschließlich <strong>in</strong> der energetischen Vorkette. Ohne Berücksichtigung der Vorketteist ke<strong>in</strong> Vergleich zwischen verschiedenen Energieträgern (Benz<strong>in</strong>, Diesel, Strometc.) möglich.Verwendung von CO 2 -Äquivalenten: Treibhausgasemissionen im Verkehr entstehenbisher fast vollständig als Kohlendioxid CO 2 . In ger<strong>in</strong>gem Umfang werdenauch Methan (CH 4 ) und Lachgas (N 2 O) emittiert. Zukünftig könnte sich der Anteilanderer Treibhausgase erhöhen (Biokraftstoffe, Elektromobilität). Die Emissionsangabensollten sich daher auch im Verkehr stets auf CO 2 -Äquivalente beziehen.In der Detailbilanz liegen die Verkehrsmengenangaben im Straßenverkehr unterteiltnach Fahrzeugkategorien (Pkw, leichte Nutzfahrzeuge, Lkw) vor, im ÖPNV s<strong>in</strong>d sienach Verkehrsmitteln (Bus, Straßenbahn, Schienennahverkehr) unterteilt. Weiterh<strong>in</strong>s<strong>in</strong>d die Daten im Optimalfall differenziert nach verschiedenen Straßentypen oderVerkehrssituationen zur Erfassung der kommunenspezifischen Verkehrssituation.Diese Differenzierungsgrade müssen auch die Emissionsfaktoren aufweisen.Für den Straßenverkehr gibt Tab. 14 fahrleistungsbezogene Emissionsfaktoren für aktuelleund zukünftige Bezugsjahre differenziert nach Fahrzeugkategorien und verschiedenenStraßentypen aus dem Emissionsberechnungsmodell TREMOD an.TREMOD bildet den gesamten motorisieren Verkehr <strong>in</strong> Deutschland h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>erVerkehrs- und Fahrleistungen, Energieverbräuche und zugehörigen Emissionenfür den Zeitraum 1960 bis 2030 ab und ist Grundlage für die offizielle Berichterstattungder Bundesregierung ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „TREMOD – Transport EmissionModel“). Die Emissionsfaktoren berücksichtigen bundesmittlere Anteilee<strong>in</strong>zelner Verkehrssituationen und Fahrzustände am Verkehr auf den jeweiligen Straßentypen.In die Faktoren s<strong>in</strong>d sowohl die Vorketten zur Kraftstoffbereitstellung alsauch sogenannte Kaltstartzuschläge (für den erhöhten Kraftstoffverbrauch <strong>in</strong> derStartphase bei Fahrzeugen <strong>in</strong> kaltem Betriebszustand) bereits e<strong>in</strong>gerechnet.250


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4TREMOD – Transport Emission ModelAktuelle und differenzierte Emissionsfaktoren liegen für alle motorisierten Verkehrsmittel durch das imAuftrag des Umweltbundesamtes vom ifeu Heidelberg entwickelte und fortlaufend aktualisierte EmissionsberechnungsmodellTREMOD (Transport Emission Model) vor. TREMOD bildet den gesamtenmotorisierten Verkehr <strong>in</strong> Deutschland h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Verkehrs- und Fahrleistungen, Energieverbräucheund zugehörigen Emissionen für den Zeitraum 1960 bis 2030 ab. Das Modell ist Grundlage füralle diesbezüglichen Berechnungen und für die offizielle Berichterstattung der Bundesregierung (Kyoto-Protokoll, NEC-Protokoll).In TREMOD werden der durchschnittliche technische Stand der Fahrzeugflotten <strong>in</strong> Deutschland im jeweiligenBezugsjahr sowie E<strong>in</strong>flüsse durch Geschw<strong>in</strong>digkeit und Fahrsituation berücksichtigt. Weiterh<strong>in</strong>s<strong>in</strong>d Randbed<strong>in</strong>gungen wie die CO 2 -M<strong>in</strong>derungsziele der Europäischen Kommission, Beimischung vonBiokraftstoffen etc. berücksichtigt. TREMOD wird <strong>in</strong> enger Verknüpfung mit dem „Handbuch für Emissionsfaktorendes Straßenverkehrs HBEFA“ entwickelt und enthält damit stets die aktuellen HBEFA-Emissionsfaktoren.Gleichzeitig stellt TREMOD die Flottenzusammensetzungen für HBEFA bereit.H<strong>in</strong>tergrund-InformationIn den meisten Fällen ist bei der Erstellung e<strong>in</strong>er Detailbilanz e<strong>in</strong>e Differenzierungdes Straßenverkehrs nach den hier dargestellten Geschw<strong>in</strong>digkeitsklassen ausreichend.Ist aus bestimmten Gründen e<strong>in</strong>e größere Differenzierung im Straßenverkehrgewünscht (und mit den vorliegenden Verkehrsdaten möglich), empfiehlt sich dieErmittlung aktueller Emissionsfaktoren mithilfe des HBEFA – Handbuch für Emissionsfaktorendes Straßenverkehrs ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „HBEFA – HandbuchEmissionsfaktoren des Straßenverkehrs“). HBEFA enthält fahrleistungsbezogene Emissionsfaktoren<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Differenzierung für e<strong>in</strong>zelne Verkehrssituationen undFahrzustände. Da diese Faktoren allerd<strong>in</strong>gs nur die direkten Emissionen im Fahrbetriebabbilden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem Fall ergänzende Anpassungen zur Berücksichtigung vonenergetischen Vorketten und Kaltstartzuschlägen notwendig. Aufgrund der erhöhtenKomplexität dieser Anpassungen sollte die Kommune <strong>in</strong> dem Fall ggf. die Beauftragungerfahrener externer Fachleute prüfen.HBEFA – Handbuch Emissionsfaktoren des StraßenverkehrsDie derzeit umfassendste Datenbasis von Emissionsfaktoren für den Straßenverkehr enthält das „HandbuchEmissionsfaktoren im Straßenverkehr HBEFA“. Dieses durch <strong>in</strong>fras (Schweiz) zusammen mit mehrereneuropäischen Forschungs<strong>in</strong>stitutionen entwickelte Emissionsmodell be<strong>in</strong>haltet für Kfz-Flottenverschiedener Länder fahrleistungsbezogene Emissionsfaktoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Differenzierung für verschiedeneVerkehrssituationen und Fahrzustände (<strong>in</strong>fras 2010).H<strong>in</strong>tergrund-InformationIm öffentlichen Personennahverkehr hängen die spezifischen Emissionen von e<strong>in</strong>erVielzahl von E<strong>in</strong>flüssen ab (Fahrzeuggrößen, Alter des Fahrzeugbestands, Haltestellenabstände,Fahrverhalten der Fahrzeugführer, Topografie etc.). Damit gibt es <strong>in</strong> derRealität große Schwankungsbreiten zwischen verschiedenen <strong>Kommunen</strong>.Wenn von den lokalen Verkehrsbetrieben aktuelle Daten über den Kraftstoffverbrauchbzw. den Fahrstromverbrauch im L<strong>in</strong>ienbusverkehr und im schienengebundenenVerkehr (Straßen-, U-Bahn, Regionalzüge) vorliegen, bietet sich die Ermittlungkommunenspezifischer Emissionsfaktoren an. Durch Multiplikation mit energieträgerspezifischenEmissionsfaktoren kann direkt auf die CO 2 -Emissionen geschlossenwerden. Der Verbrauch von e<strong>in</strong>em Liter Dieselkraftstoff führt <strong>in</strong>kl. energetischer Vorkettezu rund 2,9 kg CO 2 -Emissionen. Im elektrisch betriebenen Schienennahverkehrkann e<strong>in</strong> Emissionsfaktor von 670 kg CO 2 -Äquivalenten pro MWh Stromverbrauch(Bahnstrommix) bei der Berechnung der CO 2 -Emissionen verwendet werden. Für251


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzStadt- und U-Bahnen wird der gleiche Emissionsfaktor verwendet wie beim stationärenStromverbrauch der Kommune ( Kap. B 4.3.2).Über die Verknüpfung mit den Daten zur angebotenen (Platz-km) bzw. realen Verkehrsleistung(Personen-km) der öffentlichen Verkehrsmittel s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus Aussagenzur Energie- bzw. CO 2 -Effizienz pro beförderte Person im öffentlichen Verkehrmöglich.Falls ke<strong>in</strong>e lokalen Energieverbrauchsangaben vorliegen bzw. ke<strong>in</strong>e Abgrenzung desFahrbetriebs vom übrigen Energieverbrauch der Verkehrsunternehmen möglich ist,können die Emissionen im öffentlichen Personennahverkehr ausgehend von den Verkehrsmengenüber bundesdurchschnittliche Emissionsfaktoren ( Tab. 14 und 15)berechnet werden.Tabelle 14:BundesdurchschnittlicheCO 2 -Emissionsfaktorenfür den Straßenverkehr(g/Fz-km)Quelle:TREMOD; alle Angaben<strong>in</strong>kl. energetischerVorkette.Tabelle 15:BundesdurchschnittlicheCO 2 -Emissionsfaktoren fürden ÖPNVQuelle:TREMOD; alle Angaben<strong>in</strong>kl. energetischer Vorkette.Kfz-Kategorie Geschw<strong>in</strong>digkeitsklasse 2000 2005 2010 2015 2020g CO 2 -Äqu./Fahrzeug-kmMotorisierter IO-Hauptverkehrsstraße > 50 km/h 237 211 191 171 150IndividualverkehrMIVIO-Hauptverkehrsstraße 50 km/h 189 172 157 143 126IO-Nebenstraße 50 km/h 275 248 234 212 195IO-Hauptverkehrsstraße 50 km/h 259 248 242 222 205IO-Nebenstraße 3,5 t IO-Hauptverkehrsstraße > 50 km/h 728 731 711 716 698IO-Hauptverkehrsstraße 50 km/h 706 731 737 734 706IO-Nebenstraße


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Detailbilanz Verkehr mittels kommunenspezifischer Daten für KlimastadtPraxis-BeispielFür Klimastadt s<strong>in</strong>d aus dem kommunalen Verkehrsmodell detaillierte Fahrleistungen des Straßenverkehrsim Stadtgebiet differenziert nach Fahrzeugarten und Straßenarten für das Jahr 2010 verfügbar.Auch für den ÖPNV liegen stadtspezifische Angaben des lokalen Verkehrsunternehmens und des regionalenVerkehrsverbundes für Bus- und Schienennahverkehr vor. Mit diesen stadtspezifischen Grunddatenwurde mithilfe der Emissionsfaktoren aus den Tab. 14 und 15 e<strong>in</strong>e detaillierte Emissionsbilanzdes Verkehrs im Stadtgebiet ermittelt.Aus e<strong>in</strong>er Mobilitätsuntersuchung der Stadt konnte zudem auf die Verkehrsverteilung und somit dieEmissionsanteile im B<strong>in</strong>nen- und im regionalen Quell-Zielverkehr geschlossen werden. Damit s<strong>in</strong>d anhandder Emissionsbilanz auch Aussagen zu Maßnahmenschwerpunkten möglich.Pkw LNfz Lkw Bus SPNVFahrleistungen im Straßenverkehr (Mio. Fz-km) 630 25 60 4 -Autobahn 193 10 44 - -Hauptverkehrsstraße > 50 km/h 151 5 7 - -Hauptverkehrsstraße 50 km/h 238 8 7 - -Nebenstraße


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzPraxis-H<strong>in</strong>weisKurzbilanz Verkehr mittels e<strong>in</strong>wohnerbezogener MobilitätsdatenLaut e<strong>in</strong>er im Auftrag von Klimastadt durchgeführten Haushaltsbefragung legte 2008/2009 jeder der88.212 E<strong>in</strong>wohner durchschnittlich etwa 3,4 Wege je Tag zurück. Weiterh<strong>in</strong> liegen folgende e<strong>in</strong>wohnerbezogenenMobilitätsdaten vor:Fuß Fahrrad Moped Pkw-Fahrer Pkw-Mitfahrer Bus BahnModal Split 25% 27% 1% 27% 6% 12% 1%Wegelänge (km) 1,4 2,8 5,2 11,2 8,0 4,9 124,2Die MIV-Fahrleistungen der E<strong>in</strong>wohner ergeben sich aus den Kategorien „Pkw-Fahrer“ und „Moped“.Pkw-Mitfahrer werden nicht mitgerechnet, da sie ke<strong>in</strong> zusätzliches Fahrzeug benutzen. Für die lokaleÖPNV-Verkehrsleistung werden die Busfahrten der E<strong>in</strong>wohner verwendet. Mit diesen kommunenspezifischenMobilitäts-Grunddaten und den zugehörigen Emissionsfaktoren aus der nachfolgenden Übersichtkönnen die Verkehrs- und Emissionsmengen der E<strong>in</strong>wohner für das Jahr 2010 wie folgt überschlägigberechnet werden:Verkehrs-GrunddatenMIV-Fahrleistung[27% Modal-Split-Anteil] x [3,4 Wege/Person*Tag] x [11,2 km/Weg]x [88.212 Personen] x [365 Tage/Jahr] = 331 Mio. Kfz-km pro JahrÖPNV-Verkehrsleistung [12% Modal-Split-Anteil] x [3,4 Wege/Person*Tag] x [4,9 km/Weg]x [88.212 Personen] x [365 Tage/Jahr] = 64 Mio. Personen-km pro JahrCO 2 -Emissionen 2010MIV[331 Mio. Kfz-km/Jahr] x [204 g CO 2 -Äqu./Kfz-km] = 67.500 t CO 2 -Äqu./JahrÖPNV[64 Mio. Pers.-km/Jahr] x [80 g CO 2 -Äqu./Pers.-km] = 5.100 t CO 2 -Äqu./JahrDie berechneten Emissionen werden nicht nur auf dem Gebiet von Klimastadt verursacht, sondern berücksichtigenauch Fahrten der E<strong>in</strong>wohner <strong>in</strong>s Umland. Im Gegenzug werden weder Fahrten von Auswärtigennoch der Güterverkehr im Stadtgebiet <strong>in</strong> der Bilanz erfasst.Praxis-H<strong>in</strong>weisKurzbilanz für e<strong>in</strong>en Kreis im Bereich Verkehr mittels bundesmittlererMobilitätsdatenDer Kreis (200.000 E<strong>in</strong>wohner), dessen Kreisstadt Klimastadt ist, ist laut BBSR 2007 e<strong>in</strong> ländlicher Kreis höhererDichte (BBR-Kreistyp 8). MID stellt bundesmittlere Mobilitätsdaten für ländliche Kreise bereit. Darauswerden Verkehrs- und Emissionsmengen der E<strong>in</strong>wohner für 2010 wie folgt überschlägig berechnet:VerkehrsgrunddatenMIV-Fahrleistung[46% Modal-Split-Anteil] x [3,4 Wege/Person*Tag] x [15,3 km/Weg]x [200.000 Personen] x [365 Tage/Jahr] = 1.747 Mio. Kfz-km pro JahrÖPNV-Verkehrsleistung [5% Modal-Split-Anteil] x [3,4 Wege/Person*Tag] x [17,6 km/Weg]x [200.000 Personen] x [365 Tage/Jahr] = 218 Mio. Personen-km pro JahrCO 2 -Emissionen 2010MIV[1.747 Mio. Kfz-km] x [204 g CO 2 -Äqu./Kfz-km] = 356.400 t CO 2 -Äqu./JahrÖPNV[218 Mio. Pers.-km] x [80 g CO 2 -Äqu./Pers.-km] = 17.400 t CO 2 -Äqu./Jahr254


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 43.4 (Anwendungs-)Beispiele für die Berechnungkommunaler CO 2 -BilanzenIm Folgenden wird anhand von zwei Praxis-Beispielen aufgezeigt, wie e<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanzgrafisch dargestellt werden kann. Grundlage der Ergebnisse ist die ermittelteEndenergiebilanz von Klimastadt sowie die Detailbilanz Verkehr für Klimastadt.Ergebnisdarstellung e<strong>in</strong>erCO 2 -BilanzCO 2 -Bilanz für KlimastadtPraxis-BeispielAbbildung 11Quelle:ifeu.Die Abbildung zeigt die CO 2 -Bilanz für Klimastadt. Mit Hilfe dieser Darstellungsform lassen sich nebender Aufteilung der Emissionen auf die e<strong>in</strong>zelnen Sektoren auch die Anteile an den CO 2 -Emissionen füre<strong>in</strong>zelne Energieträger darstellen. Sowohl die Verkehrsbilanz als auch die Energiebilanz erfolgten nachdem Territorialpr<strong>in</strong>zip BUND. Wäre beim Verkehrsbereich e<strong>in</strong>e andere Bilanzierungssystematik (z.B.mit e<strong>in</strong>er Kurzbilanz) angewendet worden, sollte dies ausgewiesen werden.255


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzPraxis-BeispielAbbildung 12Darstellung der regionalen Stromversorgung für KlimastadtQuelle:ifeu.Im Kapitel B 4.1.3 wurden die Vorteile der Territorialbilanz BUND bereits erläutert. Um darüber h<strong>in</strong>ausauch die lokalen Aktivitäten und Entscheidungen <strong>in</strong> der regionalen Stromversorgung darstellen zu können,wird empfohlen, nachrichtlich bei der CO 2 -Bilanzierung mit BUND-Mix für Strom auch den Vergleichzur Territorialbilanz REGIO zu ziehen. In der Abbildung ist dies für Klimastadt erfolgt und imrechten Balken dargestellt.Es ist zu erkennen, dass aufgrund des älteren noch <strong>in</strong> Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen Kohleblocks <strong>in</strong> Klimastadtsich e<strong>in</strong>e Bilanz mit dem REGIO-Mix schlechter darstellt als mit dem BUND-Mix für Strom.Mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Inbetriebnahme des neuen GuD-Kraftwerks wird sichder REGIO-Mix für Strom <strong>in</strong> Klimastadt deutlich verbessern. Dieser Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> sollte <strong>in</strong>Zukunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung der beiden Bilanzen dokumentiert werden.256


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 44. Bewertung von CO 2 -BilanzenViele <strong>Kommunen</strong> möchten ihre aktuellen CO 2 -Emissionen mit Ergebnissen aus älterenStudien oder mit denen anderer Städte vergleichen. Dies ist allerd<strong>in</strong>gs nur möglich,wenn jeweils mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Methode gerechnet wurde. Während dieEndenergiebilanzen von <strong>Kommunen</strong> im Grunde vergleichbar s<strong>in</strong>d (Ausnahme Witterungskorrekturund Aufteilung der Sektoren), gibt es bei CO 2 -Bilanzen e<strong>in</strong>ige Besonderheitenzu berücksichtigen, die bei Nichtbeachtung zu e<strong>in</strong>er falschenBewertung führen können ( Abbildung 13). Im Kapitel B 4.1.3 wurde e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlicheMethodik bereits vorgeschlagen. Darüber h<strong>in</strong>aus gilt es, noch weitere Fallstrickebei der CO 2 -Bilanzierung zu berücksichtigen. E<strong>in</strong>ige davon werden <strong>in</strong> den nächstenKapiteln aufgeführt. Werden neue Bilanzen erstellt, sollte die Bilanzierungsgrundlageimmer transparent dargestellt werden. Als Hilfe dazu dient die Checkliste im Anhang.Wichtige UnterscheidungskriterienbeiCO 2 -BilanzenAbbildung 13:Übersicht über die Unterschiedebei der Nutzungunterschiedlicher Methodenund Quellen anhandder vorliegenden Bilanzvon Klimastadt (nur Energiebereich)-Quelle:ifeu.4.1 Vergleich bestehender Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipienIn der Regel geht aus bestehenden Bilanzen nicht direkt hervor, welches Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipzugrunde liegt. Im vorliegenden Leitfaden wird das Pr<strong>in</strong>zip der TerritorialbilanzBUND empfohlen ( Kap. B 4.1.2). Bei diesem Pr<strong>in</strong>zip werden alleCO 2 -Emissionen auf Basis des Endenergieverbrauchs im Gebiet der Kommune (e<strong>in</strong>schließlichStrom und Fernwärme) berücksichtigt. Emissionen aus dem Stromverbrauchwerden mit dem Bundesstrommix hochgerechnet.Um zu erkennen, welches Pr<strong>in</strong>zip ( Kap. B 4.1.2 und B 4.1.3) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bilanz verwendetwurde, bieten sich verschiedene Optionen an.Existiert beispielsweise der Sektor „Energieversorgung“, ist davon auszugehen, dass dieErzeugung von Strom und Fernwärme als eigener Sektor angenommen wurde und dieEmissionen aus Strom- und Fernwärmeerzeugung nicht den Endenergieverbrauchernzugeordnet wurden. Es wurde demnach nach dem Quellenbilanz-Pr<strong>in</strong>zip gerechnet.Territorialpr<strong>in</strong>zip BUNDals GrundlageAuswirkungen der Anwendunganderer Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipien257


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzOb mit dem Verursacher- oder Inländerpr<strong>in</strong>zip gerechnet wurde, ist aus e<strong>in</strong>er Bilanznur schwer ablesbar. Da hier meist nur Bundeswerte mit lokalen Daten ergänzt wurden,s<strong>in</strong>d, soweit dies nicht im Bericht erwähnt wird, Plausibilitätschecks s<strong>in</strong>nvoll.Hier könnten Abgleiche der Verbrauchswerte des relativ homogenen Sektors Haushaltemit den Ergebnissen der eigenen Bilanz s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Weichen die Ergebnissedeutlich vone<strong>in</strong>ander ab, kann dies trotzdem noch mehrere Ursachen haben (z.B.falsche Aufteilung der Sektoren). Hier s<strong>in</strong>d zunächst die anderen Möglichkeiten auszuschließen,oder es empfiehlt sich, direkt mit dem Bearbeiter der Bilanz Kontaktaufzunehmen.Anhand e<strong>in</strong>es Beispiels für e<strong>in</strong>e Kommune soll auch hier erläutert werden, welcheAuswirkungen unterschiedliche Bilanzierungspr<strong>in</strong>zipien haben können. KommuneA ist e<strong>in</strong> Oberzentrum, <strong>in</strong> dem Schwer<strong>in</strong>dustrie mit entsprechend hoher Zahl an Beschäftigtenund den damit verbundenen Pendlerströmen vorhanden ist. Zudem stehtvor Ort noch e<strong>in</strong> altes Kohlekraftwerk des Vorversorgers, das doppelt so viel Stromerzeugt, wie <strong>in</strong> der Stadt benötigt wird. Beim der Quellenbilanz werden u.a. auchalle Emissionen der Schwer<strong>in</strong>dustrie und des Kraftwerks bilanziert. Dementsprechendhoch s<strong>in</strong>d die CO 2 -Emissionen im Stadtgebiet. Wird die empfohlene TerritorialbilanzBUND als Basis genommen, liegen die CO 2 -Emissionen niedriger, da dasKohlekraftwerk nicht e<strong>in</strong>berechnet wird. Die Emissionen des Stromverbrauchs werdenmit dem Bundesstrommix berechnet. Bei der Territorialbilanz REGIO wird dasKohlekraftwerk nur soweit berücksichtigt, wie es dem Stromverbrauch <strong>in</strong> der Kommuneentspricht. Die CO 2 -Emissionen liegen zwischen denen der beiden anderenFälle. Bei der Bilanz für den Covenant of Mayors würden weder das Kraftwerk nochdie Schwer<strong>in</strong>dustrie berücksichtigt werden, sofern sie dem Emissionshandel unterliegen.Die CO 2 -Emissionen würden am niedrigsten liegen.Hohe Datengüte als Ziele<strong>in</strong>er kommunalen Bilanz4.2 DatengüteDie Güte der verwendeten Daten ist für die Aussagekraft der Bilanzen entscheidend.E<strong>in</strong>e Kommune sollte im Erstellungsprozess der ersten Bilanz entscheiden, welcheDatengüte und -fülle sie verwendet, und auf diesem Niveau ihre Bilanzen <strong>in</strong> Zukunftauch fortschreiben. Nur so ist langfristig e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit gegeben.E<strong>in</strong>e Bilanz, die anhand von bundesweiten Kennzahlen, wie E<strong>in</strong>wohner- bzw. Beschäftigtenzahlen,hochgerechnet ist, kann schnell erstellt werden, hat aber e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geAussagekraft. Im Idealfall wird e<strong>in</strong>e Bilanz möglichst detailliert erstellt, um lokaleGegebenheiten und zukünftige Erfolge auch abbilden zu können. Die Erstellunge<strong>in</strong>er solchen Detailbilanz, <strong>in</strong> der nahezu ausschließlich lokale Daten verwendet werden,ist allerd<strong>in</strong>gs mit höherem Aufwand verbunden.Beide Bilanzen weisen am Ende Ergebnisse für verschiedene Sektoren auf. Bevor dieErgebnisse bewertet werden, sollte geprüft werden, <strong>in</strong>wieweit die Bilanzen anhanddes Daten<strong>in</strong>puts überhaupt mite<strong>in</strong>ander verglichen werden können. CO 2 -Bilanzenund deren Erstellung, Methodik und Quellen s<strong>in</strong>d im Idealfall <strong>in</strong> den Berichten transparentdargestellt. Daran lässt sich schnell ermitteln, welche Daten mit welcher Datengüteerhoben wurden.Um die eigenen Bilanzen, auch für spätere Bearbeiter, transparent zu gestalten, wirdvorgeschlagen, für die jeweiligen Datenquellen und die jeweiligen Energieverbräuchedie Datengüte zu notieren. Anhand der verschiedenen Anteile der Daten am Endenergieverbrauch(vor der Witterungskorrektur) kann schnell ermittelt werden, auf258


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4welcher Datengüte e<strong>in</strong>e Bilanz überwiegend basiert. Die Tab. 17 zeigt e<strong>in</strong> solchesBeispiel für den stationären Energieverbrauch e<strong>in</strong>er Kommune auf.Die Wertung der Datengüte A bis D ( Kap. B 4.1.1) erfolgte folgendermaßen:Datengüte A (Regionale Primärdaten) −> Faktor 1Datengüte B (Primärdaten und Hochrechnung) −> Faktor 0,5Datengüte C (Regionale Kennwerte und Statistiken) −> Faktor 0,25Datengüte D (Bundesweite Kennzahlen) −> Faktor 0Daten Quelle DatengüteWertungDatengüteAnteil amEndenergieverbrauchDatengüteanteilig (Wertungx Anteil)Stromverbrauch EVU A 1 30% 0,3Erdgasverbrauch EVU A 1 39% 0,39Heizölverbrauch Haushaltund GewerbeKennzahlen, WohnundNutzflächenC 0,25 8% 0,002HeizölverbrauchIndustrieBiomasseSolarthermieDaten StatistischesLandesamt undKennzahlenBundesweiterKennwert pro E<strong>in</strong>wohnerAbsorberflächenüber BAFAB 0,5 20% 0,1D 0 2% 0B 0,5 1% 0,005Gesamt 100% 0,816Methoden zur Bewertungder DatengüteTabelle 17:Stationärer Energieverbrauche<strong>in</strong>er KommuneQuelle:ifeu.Im <strong>in</strong> Tab. 17 aufgezeigten Beispiel kann der überwiegende Anteil der Energieverbräuchemit Datengüte A erhoben werden. Bei den nicht leitungsgebundenen Energieträgernwurde der Energieverbrauch auch über Kennwerte und Nutz- bzw.Wohnflächen abgeschätzt (Datengüte B und C). Bei Solarthermie lag e<strong>in</strong> Solarkatastermit den Solarflächen vor, die mit gemittelten spezifischen Energieerträgen multipliziertwurden (Datengüte B). Lediglich bei der Biomasse wurden <strong>in</strong> diesem Fall derBundesdurchschnitt über die E<strong>in</strong>wohner hochgerechnet (Datengüte D).Insgesamt ergibt sich so e<strong>in</strong>e anteilige Datengüte von 0,82 (sehr gut = 1; sehrschlecht = 0).Im Verkehrsbereich kann anhand der verwendeten Daten analog vorgegangen werden.Für e<strong>in</strong>e Bewertung der Gesamtbilanz müssen die Daten dann auf Basis ihrerjeweiligen Anteile zusammengefügt werden.4.3 Aufteilung der VerbrauchssektorenDer Vergleich der Entwicklungen e<strong>in</strong>zelner Sektoren aus verschiedenen Bilanzenmacht nur S<strong>in</strong>n, wenn die Sektoren e<strong>in</strong>heitlich bestimmt wurden. Die im Leitfadenempfohlene Aufteilung im stationären Energieverbrauch umfasst die vier SektorenPrivate Haushalte, Gewerbe/Kle<strong>in</strong>verbrauch, Industrie und Städtische E<strong>in</strong>richtungen.Inwieweit diese Aufteilung möglich ist, hängt auch von dem Datenumfang, der -tiefesowie der Tarifstruktur des jeweiligen Energieversorgers ab. In e<strong>in</strong>igen Fällen wirdder Gewerbesektor dem Haushaltssektor, <strong>in</strong> anderen Fällen dem Industriesektor zugeordnet.Manchmal ist der Bereich Energieversorgung als eigener Sektor dargestellt.Zudem wird nicht immer dieselbe Def<strong>in</strong>ition für e<strong>in</strong>zelne Sektoren verwendet (beispielsweise:Industriesektor).E<strong>in</strong>heitliche Kriterienzur Aufteilung derSektoren als Grundlagefür Vergleiche259


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzS<strong>in</strong>d die Sektoren unterschiedlich def<strong>in</strong>iert, muss bei e<strong>in</strong>em Vergleich der Bilanzendie höhere Aggregationsebene (notfalls alle Sektoren im stationären Bereich zusammen)gewählt werden.4.4 WitterungskorrekturDauerhafte WitterungskorrekturermöglichtVergleicheAlle zur Raumwärme bereitgestellte Energie sollte witterungskorrigiert werden. Geschiehtdies nicht, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne Folgejahre e<strong>in</strong>er Bilanz im Grunde nicht mite<strong>in</strong>andervergleichbar, da erhebliche Verbrauchsschwankungen aufgrund unterschiedlicherWetterverhältnisse vorliegen.F<strong>in</strong>den sich bei Bilanzen über mehrere Jahre größere unerklärliche Schwankungendes Energieverbrauchs, könnte e<strong>in</strong>e nicht vorgenommene Witterungskorrektur dieUrsache se<strong>in</strong>. Die <strong>in</strong>ternationalen Treibhausgas-Bilanzen werden allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> derRegel nicht witterungskorrigiert.Am Beispiel der Gradtagszahlen des Frankfurter Flughafens ( Tab. 18) über 13 Jahrezeigt sich, dass die GTZ und die damit verbundene Witterungskorrektur bei e<strong>in</strong>emMittelwert von 3.313 Gradtagen zwischen +13 Prozent und 14 Prozent zum Mittelschwankt. Die ermittelten Endenergieverbräuche im Raumwärmebereich hätten <strong>in</strong>diesem Beispiel ohne Witterungskorrektur also e<strong>in</strong>e Schwankung <strong>in</strong> der Bandbreite,die nicht mehr zu vertreten wäre.Tabelle 18:Gradtagszahlen des FrankfurterFlughafensQuelle:Stadt Frankfurt.Jahr 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008Gradtagszahl 3.832 3.298 3.221 3.039 2.933 3.275 3.078 3.176 3.283 3.196 3.141 2.941 3.219Faktor 0,86 1,00 1,03 1,09 1,13 1,01 1,08 1,04 1,01 1,04 1,05 1,13 1,03Mittel 3.313S<strong>in</strong>d frühere Bilanzen nicht witterungskorrigiert worden, kann anhand von angenommenHeizenergieanteilen <strong>in</strong> den jeweiligen Jahren der Heizenergieverbrauch nachträglichwitterungskorrigiert werden.4.5 EmissionsfaktorenNutzung e<strong>in</strong>heitlicherEmissionsfaktorenmit Äquivalenten undVorkettenIm Rahmen dieses Leitfadens wird empfohlen, bei den Emissionsfaktoren CO 2 -Äquivalenteund Vorketten zu berücksichtigen. Dadurch kann die Klimarelevanz verschiedenerAktivitäten mite<strong>in</strong>ander verglichen werden.Beim Vergleich von CO 2 -Bilanzen können die genutzten Emissionsfaktoren, soweitsie nicht bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bericht dokumentiert s<strong>in</strong>d, durch Rückrechnung aus demEndenergieverbrauch und den damit verbundenen CO 2 -Emissionen ermittelt werden.S<strong>in</strong>d die Emissionsfaktoren nicht e<strong>in</strong>heitlich, sollten die genutzten Quellen und Methodenmit denen der zu vergleichenden Bilanz vere<strong>in</strong>heitlicht werden (Strom- undFernwärmefaktoren werden im folgenden Abschnitt separat betrachtet).Die Tab. 19 zeigt beispielhaft auf, dass mit der Wahl der Emissionsfaktoren deutlicheUnterschiede entstehen können, je nachdem, ob Vorketten und Äquivalente e<strong>in</strong>bezogenwerden.260


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Emissionsfaktoren Wärme (g/kWh)Energieträger CO 2 -Emissionsfakor <strong>in</strong>kl. CO 2 -Äquivalenteund VorkettenCO 2 -Emissionsfakor ohne CO 2 -Äquivalenteund Vorketten (Quelle: UBA)Erdgas 251 202Heizöl (leicht) 319 266Biomasse (Haushalte) 12-16 0Emissionsfaktoren Stromerzeugung (g/kWh)Bundesmix 2008 623 572Photovoltaik 64 0Tabelle 19:CO 2 -Emissionsfaktoren mitund ohne Vorkette für e<strong>in</strong>zelneEnergieträgerQuelle:ifeu.4.6 Berechnung der Emissionen aus StromverbrauchWie bereits <strong>in</strong> Kapitel B 4.1.3 dargestellt, kann der Stromverbrauch bei der CO 2 -Bilanzierunge<strong>in</strong>erseits mit dem bundesdeutschen Strommix, andererseits mit e<strong>in</strong>emeigens berechneten regionalen Strommix bewertet werden. Im vorliegenden Leitfadenwird die Bilanzierung auf Grundlage des bundesdeutschen Strommixes (TerritorialbilanzBUND) empfohlen. Parallel wird empfohlen, den regionalen Strommixzu berechnen, um beim Vergleich der beiden Bilanzen überprüfen zu können, <strong>in</strong>wieweitdie regionale Energieversorgungsstruktur zum <strong>Klimaschutz</strong> beiträgt.Anhand von zwei Beispielkommunen mit dem gleichen Stromverbrauch, aber unterschiedlicherVersorgungsstruktur sei dies erläutert. F<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune Ae<strong>in</strong> großes, älteres Kohlekraftwerk, s<strong>in</strong>d die spezifischen CO 2 -Emissionen des regionalenStrommixes wesentlich höher als die des Bundesmixes. Liegt e<strong>in</strong> großer W<strong>in</strong>dparkauf dem Geme<strong>in</strong>degebiet der Kommune B, s<strong>in</strong>d die spezifischen CO 2 -Emissionenaus dem Stromverbrauch m<strong>in</strong>imal. Bei Anwendung des bundesdeutschen Strommixes,bei dem beide Anlagen berücksichtigt s<strong>in</strong>d, liegen die CO 2 -Emissionen der <strong>Kommunen</strong>zwischen diesen beiden Extremwerten.Territorialpr<strong>in</strong>zip BUNDals GrundlageBeispiel fürunterschiedlicheStromemissionsfaktorenUm e<strong>in</strong>en Vergleich der Bilanzen zwischen den <strong>Kommunen</strong> zu ermöglichen, wirddeswegen immer empfohlen, den Stromverbrauch mit dem gleichen CO 2 -Emissionsfaktor(Bundesmix) zu berechnen.Ist bei e<strong>in</strong>er Bilanz unklar, welcher Strommix verwendet wurde, sollte der CO 2 -EmissionsfaktorStrom durch Division der CO 2 -Emissionen durch den Endenergieverbrauchberechnet werden. Weicht dieser Wert deutlich (mehr als 15 Prozent) vomvorliegenden Wert des Bundesstrommixes ab, kann davon ausgegangen werden,dass mit e<strong>in</strong>em regionalen Strommix gerechnet wurde.4.7 Bewertung von VerkehrsbilanzenEntscheidend für die Vergleichbarkeit e<strong>in</strong>er CO 2 -Bilanz des Verkehrs (zu anderenJahren, anderen <strong>Kommunen</strong>) s<strong>in</strong>d ähnlich wie <strong>in</strong> den stationären Sektoren die Abgrenzungund Vollständigkeit der Grunddaten (Fahr- und Verkehrsleistungen) sowiedie Verwendung vergleichbarer Emissionsfaktoren (Aktualität, Vorkette).Die Detailbilanz e<strong>in</strong>er Kommune mit vollständigem Straßenverkehr von E<strong>in</strong>wohnern,Auswärtigen und Durchreiseverkehr sowie Straßengüterverkehr im Stadtgebiet kannnicht mit e<strong>in</strong>er Kurzbilanz verglichen werden, <strong>in</strong> der nur der Verkehr der E<strong>in</strong>wohnererfasst ist, dieser aber üblicherweise über die Stadtgrenzen h<strong>in</strong>weg. Die Unterschiedezwischen beiden Bilanzierungsmethoden können im Allgeme<strong>in</strong>en nicht ausgeglichenProbleme beimVergleich von Kurz- undDetailbilanzen261


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -Bilanzwerden, so dass e<strong>in</strong> direkter Vergleich zweier <strong>Kommunen</strong> mit unterschiedlicher Herangehensweisebei der Bilanzierung nicht möglich ist.Detailbilanz alsControll<strong>in</strong>g-Instrumentkommunaler MaßnahmenAuch die Weiterverwendung der Bilanz im Rahmen des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts ist abhängigvon Bilanztiefe und -vollständigkeit. Kurzbilanzen ermöglichen e<strong>in</strong>e erste E<strong>in</strong>schätzungder Größenordnung der CO 2 -Emissionen des Verkehrsbereichs imVergleich mit den übrigen Verbrauchssektoren <strong>in</strong> der Kommune und können Datenlückenim Verkehrsgeschehen und Mobilitätsverhalten verdeutlichen. Jedoch ist damitaufgrund der nur teilweisen Erfassung des durch die Kommune verursachten Verkehrske<strong>in</strong>e Ableitung kommunenspezifischer Maßnahmenschwerpunkte oder möglicherEmissionse<strong>in</strong>sparungen durch kommunale <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten möglich. Mit Detailbilanzenist e<strong>in</strong>e detaillierte Erfassung und Aufschlüsselung der CO 2 -Emissionendurch den Verkehr <strong>in</strong> der Kommune anhand ortsspezifischer Informationen möglich.Entsprechend der Vollständigkeit und des Differenzierungsgrades der Grunddatenkönnen auf dieser Grundlage auch Maßnahmenschwerpunkte abgeleitet und CO 2 -Emissionsänderungen durch lokale Maßnahmen abgeschätzt werden. Soweit diesaufgrund der Datenlage <strong>in</strong> der Kommune möglich ist, sollte deshalb im Verkehr möglichstimmer die Erstellung e<strong>in</strong>er Detailbilanz angestrebt werden.Territorialbilanz BUND alsHandlungsgrundlage fürKommuneBürgerbilanz alsHandlungsgrundlage fürden E<strong>in</strong>zelnenUnterschiede Bürgerbilanzund kommunaleCO 2 -Bilanz4.8 Vergleich persönliche CO 2 -Bilanz und KommunalbilanzGrundlage für die CO 2 -Bilanzierung auf kommunaler Ebene ist e<strong>in</strong>e endenergiebasierteTerritorialbilanz. Hier werden auf Basis des Endenergieverbrauchs <strong>in</strong>nerhalbder Grenzen der Gebietskörperschaft die CO 2 -Emissionen für verschiedene Sektorenberechnet ( Abb. 14). Damit wird das Handlungsfeld der e<strong>in</strong>zelnen Kommune e<strong>in</strong>gegrenzt.Will die Kommune auch den gesamten Wirkungsbereich ihrer Bürger<strong>in</strong>nenund Bürger bee<strong>in</strong>flussen, reicht dieser Ansatz nicht mehr aus.So s<strong>in</strong>d z.B. die CO 2 -Emissionen bei Herstellung der Konsumprodukte nicht enthalten,wenn diese außerhalb der Kommune produziert worden s<strong>in</strong>d. Auch z.B. derFlugverkehr ist <strong>in</strong> der kommunalen Bilanz nicht abgebildet. Um die Handlungsfelderdes E<strong>in</strong>zelnen aufzeigen zu können, sollte auf die persönliche CO 2 -Bilanz (UBA2007) verwiesen werden. Hier können die CO 2 -Emissionen jedes E<strong>in</strong>zelnen nach Bedürfnisfelderndargestellt werden. Abb. 14 zeigt so e<strong>in</strong>e Bilanz für den durchschittlichenBundesbürger im Jahr 2006, der etwa elf Tonnen CO 2 -Emissionen pro Jahrverursacht. Diese Emissionen entstehen nicht nur <strong>in</strong>nerhalb der Kommune, sondernweltweit.Die Emissionen des Bürgers zu Hause (<strong>in</strong> Abb. 14 l<strong>in</strong>ks als Strom und Heizen bezeichnet)machen nicht ganz drei Tonnen pro Jahr aus und s<strong>in</strong>d nahezu deckungsgleichmit dem Sektor Private Haushalte <strong>in</strong> der Kommunalbilanz.Der Verkehrsbereich der Kommunalbilanz unterscheidet sich schon stärker von derpersönlichen Bilanz, da hier <strong>in</strong>sbesondere der Flugverkehr und der Fernverkehr nichtmit bilanziert s<strong>in</strong>d.Die größten Unterschiede ergeben sich bei den Bedürfnisfeldern Ernährung und Konsum.In beiden Feldern entsteht e<strong>in</strong> Großteil der Produkte und damit auch der CO 2 -Emissionen außerhalb der Gebietskörperschaft, diese können damit den kommunalenSektoren Industrie und Gewerbe (oder auch Landwirtschaft) nur zum ger<strong>in</strong>gen Teilzugeordnet werden.262


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Der Bereich „Allgeme<strong>in</strong>heit“ be<strong>in</strong>haltet die Aktivitäten des Staates im Auftrag undzugunsten der Bürger. Hierunter fallen sowohl das Bildungs- als auch das Sozialsystemsowie der Bereich Recht, Ordnung und Sicherheit. Zum Teil f<strong>in</strong>den sich dieseEmissionen <strong>in</strong> der Kommunalbilanz wieder. CO 2 -Emissionen von K<strong>in</strong>dergärten undSchulen f<strong>in</strong>det man bei den Städtischen E<strong>in</strong>richungen, die der Landes– und Bundese<strong>in</strong>richtungenim Sektor Gewerbe.Abbildung 14:Vergleich der persönlichen(l<strong>in</strong>ks) mit der kommunalen(rechts) CO 2 -BilanzQuelle:ifeu.Bei der Kommunikation dieser beiden Bilanzierungsverfahren muss ganz klar herausgestelltwerden, dass die Bilanzarten sich nicht widersprechen, sondern gegenseitigergänzen. Während die Kommunalbilanz auf das Controll<strong>in</strong>g der Aktivitäten der Institutionenvor Ort zielt, dient die persönliche CO 2 -Bilanz der Motivation E<strong>in</strong>zelner.Darüber h<strong>in</strong>aus kann Letztere auch H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen für Öffentlichkeitskampagnen(z.B. im Schulbereich) bereitstellen. Auch die persönliche CO 2 -Bilanzkann fortgeschrieben werden, da viele der angebotenen Bürgerbilanzen (auchHuman Carbon Footpr<strong>in</strong>t genannt) auch e<strong>in</strong>e Speicherfunktion der Ergebnisse vergangenerJahresbilanzen enthalten.Ergänzung der beidenBilanzarten263


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzNicht energetische CO 2 -Emissionen als Spezialfälle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sektoren5. Nicht energetisch bed<strong>in</strong>gte CO 2 -EmissionenWie bereits beschrieben, wird der Schwerpunkt <strong>in</strong> diesem Leitfaden auf die energetischbed<strong>in</strong>gten CO 2 -Emissionen gelegt, da diese e<strong>in</strong>en Großteil der CO 2 -Emissionenabbilden und relativ e<strong>in</strong>fach zu ermitteln s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e weitergehende CO 2 -Bilanz, z.B.auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene, enthält zudem durch menschliche Aktivitätenerzeugte CO 2 -Emissionen. Aufgrund spezieller Strukturen (z.B. landwirtschaftlichePrägung), lokaler Spezialfälle (z.B. Chemische Industrie) oder extrem langfristiger Ziele(z.B. bis 2050) wollen manche <strong>Kommunen</strong> auch nicht energetisch bed<strong>in</strong>gte CO 2 -Emissionenberücksichtigen.Die Ermittlung von nicht energetischen CO 2 -Emissionen (Spezialbilanzen) könnenan dieser Stelle nicht bis <strong>in</strong>s letzte Detail beschrieben werden. Die Umsetzung vonDetailbilanzen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sektoren ist <strong>in</strong> der Regel mit e<strong>in</strong>em erhöhten Aufwandverbunden, der im Rahmen e<strong>in</strong>es kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes zumeistnicht <strong>in</strong> Relation zur den bee<strong>in</strong>flussbaren CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialen steht.Im Folgenden werden Methoden erläutert, wie für diese Sonderbereiche e<strong>in</strong>e Kurzbilanzüberschlägig erstellt werden kann. Damit wird <strong>Kommunen</strong> die Möglichkeitgegeben, anhand leicht zu erhebender Daten aufzuzeigen, welche Größenordnungdie weiteren Emissionsquellen für die Gesamtemissionen vor Ort ausmachen. Sollte<strong>in</strong> diesen Bereichen e<strong>in</strong>e Detailbilanz erstellt werden, wird e<strong>in</strong>e Beauftragung vonspezialisierten, externen Dienstleistern empfohlen.TreibhausgaseQuellen und Berechnung5.1 IndustrieNeben energetisch bed<strong>in</strong>gten Emissionen werden im Sektor Industrie auch nochdurch Produktion- und Umwandlungsprozesse Treibhausgase durch die Nutzungund Feuerung fossiler Brennstoffe emittiert. In Deutschland wurden auf diese Weiseim Jahr 2008 etwa elf Mio. Tonnen CO 2 -Äquivalente emittiert. Über 75 Prozent s<strong>in</strong>dauf direkte CO 2 -Emissionen zurückzuführen. Etwa elf Prozent bzw. acht Prozent wurdendurch fluorierte Kohlenwasserstoffe (HFC) und Lachgas (N 2 O) emittiert. Verursacherdieser Emissionen s<strong>in</strong>d zu großen Teilen die Metall verarbeitende Industrie(45 Prozent), die Chemische Industrie (22 Prozent) sowie die Produktion m<strong>in</strong>eralischerProdukte (19 Prozent).Für e<strong>in</strong>e Abschätzung der nicht energetischen Treibhausgasemissionen kann auf verschiedeneQuellen zurückgegriffen werden. Eigene größere Recherchen s<strong>in</strong>d hierdeswegen nur bed<strong>in</strong>gt notwendig.Emissionshandelskataster: Neben Energieversorgungsunternehmen mit größerenKraftwerksstandorten s<strong>in</strong>d auch Industrieunternehmen mit größeren CO 2 -EmissionenTeil des europäischen CO 2 -Zertifikathandels. Im Emissionshandelsregisterhaben <strong>Kommunen</strong> zunächst die Möglichkeit, Unternehmen <strong>in</strong>nerhalb ihrer Gemarkungzu identifizieren, die emissionshandelspflichtig s<strong>in</strong>d. Nicht energetischbed<strong>in</strong>gte Emissionen aus Industriefeuerungen f<strong>in</strong>den sich für die Chemische, Metallund M<strong>in</strong>eralien verarbeitende Industrie sowie für weitere <strong>in</strong>dustrielle Anlagen<strong>in</strong> im Emissionshandelsgesetz, Anhang I, Nr. VI-XVIII. Bei den angegebenen Emissionenist zu berücksichtigen, dass diese ohne Vorketten und CO 2 -Äquivalenteberechnet werden.264


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Statistische Landesämter: E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der Emissionserhebung bietendie Daten der Statistischen Landesämter. In ihren Erhebungen wird auch die nichtenergetische Feuerung von Energieträgern abgefragt. Bereits bei der ersten Datenanfragesollte e<strong>in</strong>e Unterscheidung nach energiebed<strong>in</strong>gtem und nicht energetischemRohstoffverbrauch des Verarbeitenden Gewerbes nachgefragt werden.Die Daten liegen, wenn sie aus Datenschutzgründen nicht geschwärzt werden,nach e<strong>in</strong>zelnen Energieträgern unterteilt vor. Für e<strong>in</strong>e Umrechnung auf sektoraleTreibhausgasemissionen können die Emissionsfaktoren des Nationalen Treibhausgas<strong>in</strong>ventarberichts(NIR) genutzt werden.Befragung: Die dritte und aufwändigste Variante ist die direkte Befragung von Unternehmenzu ihrer nicht energetisch genutzten Feuerung von Energieträgern.Sollten im Rahmen der Energiebilanz Industrieunternehmen nach ihrem Rohstoffverbrauchbefragt werden, kann bei Unternehmen relevanter Branchen darüberh<strong>in</strong>aus noch die nicht energetische Nutzung abgefragt werden.5.2 AbfallIn Deutschland wurde die Abfall- und Abwasserentsorgung <strong>in</strong> den letzten Jahrendurch Etablierung e<strong>in</strong>er funktionierenden Kreislaufwirtschaft erheblich verbessert.Vielfach werden nun Abfälle stofflich verwertet (z.B. Metalle, Kunststoffe) oder energetischgenutzt (z.B. Müllheizkraftwerke). Dies führte zu e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derung der direktenTreibhausgasemissionen <strong>in</strong> diesem Sektor, da die entstehenden Emissionen <strong>in</strong>den jeweiligen Bilanzierungsbereichen (Energie, Industrie) berücksichtigt werden.Der Sektor Abfall umfasst im Gegensatz zur Ökobilanz nur die Abfallentsorgungdurch Deponierung und Kompostierung. Stoffliches Recycl<strong>in</strong>g oder energetischeNutzung s<strong>in</strong>d nicht enthalten. Weder die Bilanz zur Herstellung des Sekundärproduktesnoch die der Weiterverwertung werden berücksichtigt. Dabei liegen der Bilanzierungder im Geme<strong>in</strong>degebiet angefallene Abfall und dessen Verwendungzugrunde. Die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen im Bereich Abfall schließtauch die Abwasserbehandlung mit e<strong>in</strong>.Der Nationale Treibhausgas<strong>in</strong>ventarbericht für das Jahr 2008 für Deutschland zeigt,dass aufgrund der erfolgten E<strong>in</strong>stellung der Deponierung von unbehandeltem Siedlungsabfalldie Hauptpotenziale <strong>in</strong> diesem Sektor bereits ausgeschöpft wurden. Sokonnten zwischen 1990 und 2008 Treibhausgasemissionen von ca. 27 Mio. t CO 2 -Äquivalenten je Jahr vermieden werden. Im Jahr 2008 lagen die Gesamtemissionen<strong>in</strong> diesem Bereich bei 10,9 Mio. t CO 2 -Äquivalenten. Die verbleibenden Emissionens<strong>in</strong>d überwiegend auf die geschätzten noch verbleibenden Methan- und Lachgasemissionenvon Deponien zurückzuführen.Berechnungsgrundlage für die Abfallbilanz e<strong>in</strong>er Kommune ist das Aufkommen anHausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen, welches im Abfallwirtschaftsberichtder Kommune erfasst wird. Ist die Kommune e<strong>in</strong>em Abfallwirtschaftsverbandangegliedert, erfolgt die Bilanzierung über die E<strong>in</strong>wohnerzahl, falls ke<strong>in</strong>e Teilmengenvorhanden s<strong>in</strong>d. Gewerbeabfälle können aufgrund ihrer spezifischen Zusammensetzung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzbilanz nicht erfasst werden.Aufgrund der etablierten Kreislaufwirtschaft und des Ausbaus der energetischen Nutzungfallen bei der Abfallbilanzierung kaum noch Emissionen an, welche dem Abfallsektorzugerechnet werden können:Ausgangslage im BereichAbfallAbgrenzung zurkommunalen EndenergieundCO 2 -BilanzTreibhausgase imAbfallbereichDatenquellen imAbfallbereichBerücksichtigteAbfallfraktionen undEmissionen265


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzSeit Juni 2005 ist die Deponierung von biologisch abbaubaren unbehandeltenAbfällen verboten. Aus diesem Grund spielen nach Juni 2005 deponierte Abfallmengenfür die CO 2 -Bilanzierung ke<strong>in</strong>e Rolle. Lediglich die Restmengen des vor2006 abgelagerten Abfalls emittieren weiterh<strong>in</strong> Treibhausgase bis zu ihrem vollständigenAbbau. Da die kommunale Bilanz als Ausgangspunkt für Verbesserungendienen soll und diese im H<strong>in</strong>blick auf das Deponieverbot bereits vollständigausgeschöpft wurden, werden diese Rest-Emissionen nur berücksichtigt, soweitsie energetisch genutzt werden können. Ansonsten wird empfohlen, die Emissionsm<strong>in</strong>derungdurch die Stilllegung der Deponien komplett dem Bilanzjahr 2006zuzurechnen (vgl. Vogt u.a. 2010).In Deutschland erfolgt die Abfallentsorgung <strong>in</strong> Müllverbrennungsanlagen (MVAs)vollständig unter energetischer Nutzung. Zur Vermeidung e<strong>in</strong>er Doppelbilanzierungwerden die dort entstehenden Emissionen nur im Energieteil e<strong>in</strong>er kommunalenBilanz berücksichtigt.Seit März 2006 müssen alle mechanischen und mechanisch/biologischen Behandlungsanlagender 30. BImSchV genügen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil der den Anlagen zugeführtenAbfallmengen wird anschließend deponiert oder <strong>in</strong> MVAs weiterbehandelt,der weitaus größere Teil wird aufgrund se<strong>in</strong>es Heizwertes als Energieträger verwendet.Die auf diesen Wegen (außer Deponierung) und durch Metallrückgew<strong>in</strong>nungerstellten Gutschriften werden entsprechend der Abfallbehandlung <strong>in</strong> MVAsbereits im Energieteil mitbilanziert. Lediglich bei der Deponierung der MBA-Reststoffefallen noch 3,4 kg CO 2 pro Tonne MBA-Input an (vgl. ebenda).Durch das Recyceln von Altpapier, Altglas, Leichtverpackungen (Kunststoffe, Alum<strong>in</strong>ium,Weißblech), Altmetallen und Altholz werden ebenfalls ke<strong>in</strong>e Emissionenmehr bilanziert, sondern durch die Verwendung als Sekundärrohstoffe Gutschriftenfür die Folgeprodukte erstellt.Dies bewirkt, dass derzeit vom Aufkommen an Hausmüll und hausmüllähnlichenGewerbeabfällen lediglich die Treibhausgas-Emissionen der Bio- und Grünabfälle berechnetwerden müssen. Teilweise können bei der Behandlung <strong>in</strong> Vergärungsanlagenentstehende Emissionen durch ihre energetische Nutzung <strong>in</strong> der Energiebilanz gutgeschriebenwerden. Der anfallende Kompost ersetzt e<strong>in</strong>en Teil des benötigten M<strong>in</strong>eraldüngersund führt dadurch zu Gutschriften im Bereich der Landwirtschaft.Jedoch verbleiben trotz dieser Gutschriften THG-Emissionen, die mit Hilfe der Emissionsfaktorenbilanziert werden. Dazu müssen die anfallenden Tonnen Abfall (feucht)mit dem jeweiligen Emissionsfaktor multipliziert werden. Bei Bioabfall und Grünabfallwird empfohlen, mit jeweils 17 kg CO 2 -Äquivalente pro Tonne Abfall zu rechnen(Vogt u.a. 2010). Gutschriften aus Strom und Wärme, Kompostierung und MVA s<strong>in</strong>dhier allerd<strong>in</strong>gs berücksichtigt. Im Jahr 2008 betrug das durchschnittliche Aufkommenan Bio- und Grünabfall 109 kg pro E<strong>in</strong>wohner (berechnet nach Zahlen des StatistischenBundesamtes).Alternative: ÜberschlägigeBerechnung anhand vonKennzahlenUm e<strong>in</strong>e schnelle Übersicht über die absehbare Größenordnung von THG-Emissionenaus Abfall <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune (im Verhältnis zu den energetischen Emissionen)zu erhalten, wird empfohlen, mit den aus dem nationalen Treibhausgas<strong>in</strong>ventar spezifischenEmissionen pro E<strong>in</strong>wohner zu rechnen. Hier gilt es zu beachten, dass nichtmehr nach dem Territorialpr<strong>in</strong>zip, sondern nach dem Inländerpr<strong>in</strong>zip gerechnet wird.Hier werden THG-Emissionen aus Deponien also eventuell e<strong>in</strong>er Kommune zugerechnet,auf deren Gebiet ke<strong>in</strong>e Deponie zu f<strong>in</strong>den ist. Der bundesweite Kennwertbeträgt im Jahr 2008 hierfür 92 kg CO 2 -Äquivalente pro E<strong>in</strong>wohner.266


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Die kommunale Abwasserbehandlung erfolgt <strong>in</strong> Deutschland unter aeroben Bed<strong>in</strong>gungen,weshalb ke<strong>in</strong>e CH 4 -Emissionen entstehen. Lediglich Abwasser, welches nichtan Kle<strong>in</strong>kläranlagen oder die Kanalisation angeschlossen ist und dessen Entsorgungüber abflusslose Gruben erfolgt, tragen zur CH 4 -Bildung bei. Im Jahr 2007 betraf diesknapp vier Prozent aller E<strong>in</strong>wohner Deutschlands. Auf diesem Weg entstehendeMengen an CH 4 -Emissionen s<strong>in</strong>d vernachlässigbar.Emissionen bei derAbwasserbehandlungBei der kommunalen Abwasserbehandlung entstehen, vor allem bei der Denitrifikation,N 2 O- Emissionen. Diese können über die durchschnittliche Pro-Kopf-Eiweißzufuhrbilanziert werden, welche dem jeweils aktuellen FAO Statistical Yearbookentnommen werden kann. Der Stickstoffanteil im Eiweiß und der N 2 O-Emissionsfaktorpro kg Stickstoff im Abwasser s<strong>in</strong>d im Nationalen Treibhausgas<strong>in</strong>ventarberichtzu f<strong>in</strong>den.Um die Gesamtemissionen an N 2 O e<strong>in</strong>er Kommune zu erhalten, muss man die E<strong>in</strong>wohnerzahlmit der durchschnittlichen Pro-Kopf-Eiweißzufuhr (2008: 36,1 kg/EW),dem Stickstoffanteil im Eiweiß (0,16 kgN/kg Eiweiß) und dem N 2 O-Emissionsfaktor(EF = 0,01 kg N 2 O-N pro kg produziertes Abwasser) multiplizieren. Die Annahmenfür die Daten wurden dem NIR 2010 entnommen.Der bei der biologischen Abwasserbehandlung anfallende Klärschlamm wird stabilisiert,um e<strong>in</strong>e unkontrollierte Faulung zu verh<strong>in</strong>dern. Bei kle<strong>in</strong>en Anlagen (< 10.000EW) erfolgt dies aerob, wobei ke<strong>in</strong>e CH 4 -Emissionen entstehen. Bei größeren Anlagen(> 30.000 EW) wird die Stabilisierung hauptsächlich anaerob <strong>in</strong> Faultürmendurchgeführt, wobei die entstehenden CH 4 -Emissionen entweder energetisch genutztoder abgefackelt werden. Die energetisch genutzten Mengen und die damiterzeugte Energie (Wärme/Strom) können im jeweiligen Klärwerk abgefragt werden.Bilanzierungsrelevante Mengen an nicht energetisch genutzten CH 4 -Emissionen gelangenauf diesem Weg nicht <strong>in</strong> die Umwelt.Anschließend wird der Klärschlamm auf drei möglichen Wegen weiterbehandelt:Behandlung <strong>in</strong> Mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlagen (MBA): EntsprechendeMethanemissionen werden im Abfallbereich berichtet.Thermische Verwertung (Verbrennung): Es entstehen ke<strong>in</strong>e Methanemissionen.Die thermische Verwertung erfolgt unter energetischer Nutzung und wird deswegenim energetischen Teil berücksichtigtStoffliche Verwertung: Zur stofflichen Verwertung des Klärschlamms zählen <strong>in</strong>sbesonderedie Verwertung <strong>in</strong> der Landwirtschaft laut Klärschlammverordnung sowiedie Nutzung bei Rekultivierungsmaßnahmen und die Kompostierung. Die Emissionender stofflichen Verwertung werden ebenfalls nicht unter der Abwasser- undSchlammbehandlung berichtet, sondern im Bereich Landwirtschaft. Ökobilanzen(vgl. Fehrenbach/Knappe 2002) zeigen auf, dass diese Lösung gesamtbilanziell dieökologisch schlechteste Variante darstellt, wenn der Klärschlamm e<strong>in</strong>e hohe Schadstoffbelastungaufweist. Bei e<strong>in</strong>er Ausbr<strong>in</strong>gung ist dann e<strong>in</strong> Emissionsfaktor von100–130 kg CO 2 pro Tonne Schlammtrockenmasse anzusetzen.Alternativ lässt sich, analog zum Inländeransatz bei der Abfallbehandlung, auch beider Abwasserbehandlung aus dem nationalen Treibhausgas<strong>in</strong>ventar e<strong>in</strong> Kennwertpro E<strong>in</strong>wohner bilden. Für das Jahr 2008 beträgt dieser ca. 29 kg CO 2 -Äqivalentepro E<strong>in</strong>wohner.267


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -Bilanz5.3 LandwirtschaftTreibhausgasemissionenund Bilanzierungsmethode<strong>in</strong> derLandwirtschaftGemessen an den Gesamtemissionen Deutschlands verursachte die Landwirtschaft2008 laut Nationalem Treibhausgas<strong>in</strong>ventarbericht 2010 (NIR) 6,2 Prozent der CO 2-,53 Prozent der CH 4- und 77 Prozent der N 2 O-Emissionen. In Anlehnung an den NIRwerden dabei die Gruppen Nutztierhaltung, Düngemittel-Management sowie LandwirtschaftlicheBöden unterschieden.Für die Berechnung der Treibhausgasemissionen wird für e<strong>in</strong>e Kurzbilanz das Tier-1-Verfahren des IPCC-Reports 2006 empfohlen. Die Grundlage dieser Methode bilden<strong>in</strong>ternational anerkannte Schätzwerte bzw., falls vorhanden, für Deutschland ermitteltetKennzahlen.Bisher existieren kaum kommunale Bilanzen für den Bereich Landwirtschaft. Aufgrundvon Unsicherheiten und dem Mangel an Daten wird auf Bundesebene vielfachkaum mehr als e<strong>in</strong>e ungefähre Größenordnung der Emissionen angeben. Für diekommunale Bilanzierung, die häufig auf diesen Daten basiert, gilt dies <strong>in</strong> verstärktemMaße. Vere<strong>in</strong>zelt wird derzeit daran gearbeitet, die Datengrundlage für die Bilanzierungzu verbessern (s.u.).Der vorgestellte Vorschlag für e<strong>in</strong>e Kurzbilanz ist gegenüber anderen Methoden starkvere<strong>in</strong>facht dargestellt. Für e<strong>in</strong>e umfangreichere Abschätzung der Treibhausgasemissionenempfiehlt sich die Beauftragung spezialisierter Büros.Datenquellen undBerechnungNutztierhaltungIn der Nutztierhaltung werden die Emissionen hauptsächlich durch Fermentation beider Verdauung und bei der Lagerung von Wirtschaftsdünger verursacht. Diese s<strong>in</strong>dstark von Tierart und Futter sowie beim Wirtschaftsdünger vom Management abhängig.Die primäre Größe zur Berechnung der THG-Emissionen durch Nutztierhaltungist der Viehbestand, untergliedert nach Tierarten (R<strong>in</strong>der, Schwe<strong>in</strong>e, Geflügel,Schafe und Pferde). Die Tierarten Esel, Maultier/Maulesel, Ziegen sowie Büffel werdenaufgrund ihrer vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen Anzahl nicht berücksichtigt. Die Datenliegen dem jeweiligen Statistischen Landesamt auf kommunaler Ebene vor, unterliegenaber zum Teil der statistischen Geheimhaltung. In der Gruppe Pferde werdenjedoch nur die <strong>in</strong> landwirtschaftlichen Betrieben gehaltenen Tiere erfasst. Da derweitaus größere Teil anderweitig untergebracht ist, s<strong>in</strong>d die Berechnungen sehr ungenau.Um die CH 4 -Emissionen aus der Verdauung zu berechnen, wird die Anzahl der jeweiligenTierart mit dem tierartspezifischen Emissionsfaktor für bei der Verdauungentstehendes Methan multipliziert. Da sich der Emissionsfaktor von Milchkühen undübrigen R<strong>in</strong>dern stark unterscheidet, wird empfohlen, bei der Gruppe R<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>eUnterteilung zu machen. Bei den anderen Tierarten ist e<strong>in</strong>e weitere Unterscheidungnicht notwendig.Tabelle 20:CH 4 -Emissionsfaktorendurch VerdauungQuelle:NIR 2010.Tierart EF (kg Platz -1 a -1 CH 4 )Milchkühe 114übrige R<strong>in</strong>der 45Schwe<strong>in</strong>e 1Schafe 8Pferde 16Geflügelunzureichende Daten zur Berechnung268


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Die Berechnung der CH 4 -, N 2 O-, NO- und N 2 -Emissionen aus der Lagerung und Nutzungvon Wirtschaftsdünger ist sehr komplex. Neben verschiedenen Lagerungsformenund -zeiten müssten auch die Ausbr<strong>in</strong>gungsarten, -orte und -zeitpunkteberücksichtigt werden. Genaue statistische Erhebungen erfolgten im Rahmen derLandwirtschaftszählung 2010. Erste vorläufige Ergebnisse können beim StatistischenBundesamt erfragt werden. Bislang waren Bilanzierungen der Treibhausgasemissionenaus dem Wirtschaftsdünger-Management nur mit sehr hohem Aufwand möglich.Die CH 4 -Emissionen aus der Lagerung von Wirtschaftsdünger werden derzeit nochüber den Tierbestand abgeschätzt. Für die Bilanzierung der Emissionen von R<strong>in</strong>dernund Schwe<strong>in</strong>en gibt der NIR 2010 mittlere Emissionsfaktoren an ( Tab. 21). DetailliertereEmissionsfaktoren aufgeschlüsselt nach Tierart, Temperatur und Regionens<strong>in</strong>d im IPCC-Bericht 2006 zu f<strong>in</strong>den. Tabelle 21:Tierart [kg Platz- 1 a- 1 ])CH 4 -Emissionsfaktoren ausder Lagerung von WirtschaftsdüngerMilchkühe 27,1übrige R<strong>in</strong>der 5,6Schwe<strong>in</strong>e 3,9N-Verb<strong>in</strong>dungen werden sowohl während der Lagerung als auch nach der Ausbr<strong>in</strong>gungemittiert. Die Emissionen durch Ausbr<strong>in</strong>gung werden im Abschnitt Düngemittel-Managementbilanziert. Die Ausgangsgröße für alle Emissionen ist die ausgeschiedeneN-Menge pro Tier und Jahr, wobei die N-Menge abgezogen werden muss, welchebeim Weidegang entsteht. Die N-Emissionen bei der Lagerung be<strong>in</strong>halten direkte und<strong>in</strong>direkte N 2 O-Emissionen sowie direkte NO- und N 2 -Emissionen.Direkte: Die gelagerte N-Menge wird mit dem jeweiligen Emissionsfaktor multipliziert.Indirekte: Die N 2 O-Emissionen entstehen zum e<strong>in</strong>en durch Verflüchtigung vonN- Verb<strong>in</strong>dungen (NH 3 , NO x ), die anschließend wieder auf Böden und Wasseroberflächenabgelagert und schließlich als N 2 O emittiert werden. Zum anderenwird N durch Oberflächenabfluss und Auswaschung aus dem Wirtschaftsdüngerausgetragen und an anderer Stelle <strong>in</strong> Form von N 2 O emittiert. Im Rahmen e<strong>in</strong>erKurzbilanz werden die <strong>in</strong>direkten Emissionen jedoch nicht berücksichtigt.Im NIR werden die tierartspezifischen N-Ausscheidungen jährlich berechnet, mitAusnahme der Pferde, hier wird auf Angaben aus der deutschen Literatur zurückgegriffen.Der NIR 2010 gibt mittlere Emissionsfaktoren für N 2 O und NO je Lagerungsartan. Detailliertere Angaben s<strong>in</strong>d im IPCC-Bericht 2006 zu f<strong>in</strong>den.Quelle:NIR 2010.TierartN-Ausscheidungen(kg Tierplatz -1 a -1 )*Anteil an N-Ausscheidungen beiWeidegang (<strong>in</strong> %)**Milchkühe 132,5 12,7übrige R<strong>in</strong>der 40,8 19,4Schwe<strong>in</strong>e 10,2 0Schafe 7,4 70,9Pferde 48,0 31,5Geflügel 0,77 0Tabelle 22:TierartspezifischeN-Ausscheidungen*Quelle:NIR 2010.**Quelle:Berechnungen des ifeubasierend auf Zahlendes NIR 2010.269


B 4Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzTabelle 23:Emissionsfaktoren derN-Verb<strong>in</strong>dungen nachLagerungsartQuelle:NIR 2010.Lagerungsart Emissionsfaktor N 2 O (kg kg -1 N) Emissionsfaktor NO (kg kg -1 N)Flüssigmist mit Schwimmdecke 0,005 0,0005Flüssigmist ohne Schwimmdecke 0,000 0,0000Flüssigmist unterhalb Spaltenboden0,002 0,0002Festmist (ke<strong>in</strong> Umsetzen) 0,005 0,0005Geflügelfestmist bzw. -kot 0,001 0,0001Die Unsicherheiten bezüglich der Tierzahlen s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich. Bei Pferdenist die Unsicherheit sehr hoch, da hier nur diejenigen erfasst werden, welche <strong>in</strong> landwirtschaftlichgenutzten Betrieben untergebracht s<strong>in</strong>d. R<strong>in</strong>der h<strong>in</strong>gegen werden mite<strong>in</strong>er Genauigkeit von fast 100 Prozent erfasst, Schwe<strong>in</strong>e von 90 Prozent. Bei derBestimmung von Emissionsfaktoren, welche sowohl die Verdauung als auch die Lagerungvon Wirtschaftsdünger betreffen, s<strong>in</strong>d die Unsicherheiten sehr hoch.Für die Ermittlung der NMVOC-Emissionen (flüchtige Verb<strong>in</strong>dungen) gibt es bislangke<strong>in</strong>e genauen Berechnungsverfahren. Erste Schätzungen für ganz Deutschland fürdie Tierarten R<strong>in</strong>der, Schwe<strong>in</strong>e, Schafe und Hühner wurden anhand von relativenEmissionsfaktoren aus Großbritannien vorgenommen.Datenquellen undBerechnung DüngemittelmanagementN-Verb<strong>in</strong>dungen gelangen durch ausgebrachte Klärschlämme, auf dem Feld verbleibendeErnterückstände sowie M<strong>in</strong>eral- und Wirtschaftsdünger <strong>in</strong> die Böden. Dortwerden sie von Mikroorganismen zu N 2 O und NO umgewandelt und schließlichemittiert werden. Bei der Ausbr<strong>in</strong>gung von M<strong>in</strong>eraldünger, der Kalk- und Harnstoffenthält, entsteht zusätzlich CO 2 . Die genauen Treibhausgasemissionen s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>erReihe Faktoren abhängig. Für e<strong>in</strong>e Kurzbilanz wird vorgeschlagen, die Berechnungüber die ausgebrachte Düngermenge und -art sowie die jeweiligen Emissions- undUmrechnungsfaktoren durchzuführen ( Tab. 24).Klärschlamm: Die Mengen an ausgebrachtem Klärschlamm (Trockengewicht) liegenbei den Statistischen Landesämtern für die e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer vor. DerN-Gehalt <strong>in</strong> g N kg-1 Klärschlamm (TG) der e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer ist im Sonderheft334 (Berechnung der Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft – NationalerEmissionsbericht 2010 für 2008) des Johann He<strong>in</strong>rich von Thünen-Institutsdokumentiert. Bei dieser Methode entstehen Unsicherheiten durch die Vernachlässigungvon gekalkten, dehydrierten und feuchten Klärschlämmen und derenN-Gehalten.Ernterückstände: Die N-Emissionen durch Ernterückstände <strong>in</strong> bestimmten Pflanzenrichten sich hauptsächlich nach Feldfrucht und Ernteertrag. Um e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>igermaßenaussagekräftige Bilanzierung zu ermöglichen, ist e<strong>in</strong>e Vielzahl vonParametern (Anbauflächen pro Feldfrucht, ober- und unterirdische Ernterückstände,pflanzenspezifisches N-Fixierungspotenzial etc.) notwendig, deren Ermittlung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzbilanz nicht geleistet werden kann. Für e<strong>in</strong>e detaillierte Bilanzsollte das o.g. Sonderheft 334 h<strong>in</strong>zugezogen werden.M<strong>in</strong>eraldünger: Die Gesamtmenge für die e<strong>in</strong>zelnen Bundesländer liegt beim StatistischenBundesamt vor. Im Wirtschaftsjahr 2008/2009 wurden pro ha landwirtschaftlichgenutzter Fläche 91,6 kg Stickstoff, 126,4 kg Kalk, 34,3 kg Harnstoff(Harnstoff + Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung) verkauft. Unsicherheiten entstehendurch die Annahmen, dass die gesamte Menge ausgebracht wird und dasses ke<strong>in</strong>e Angaben zur genauen Menge und Art e<strong>in</strong>es Düngemittels pro ha gibt,da je nach Feldfrucht unterschiedlich gedüngt wird.270


Quantitative Ist-Analyse: CO 2 -BilanzB 4Wirtschaftsdünger: Der Anteil vom Weidegang kann direkt mit dem Emissionsfaktormultipliziert werden, woh<strong>in</strong>gegen vom gelagerten Anteil die bereits durch dieLagerung emittierten Mengen abgezogen werden müssen. Im IPCC-Bericht 2006,Kapitel 10, s<strong>in</strong>d diese differenziert nach Lagerungsform angegeben.Düngemittel EFN 2 O(kg kg -1 N 2 O-N)*M<strong>in</strong>eraldüngerWirtschaftsdüngerKlärschlammEFNO(kg kg -1 NO-N)*EF CO 2(kg kg -1 C)*Umwandlungsfaktor0,0125 0,012 44/28Weidegang 0,02 0,02 44/28Kalkdünger 0,125** 44/12Harnstoff 0,2 44/12Tabelle 24:Emissions- und Umrechnungsfaktorenfür Düngemittel*Quelle:NIR 2010.**Quelle:Mittelwert gebildet ausZahlen vom IPCC 2006.Bei der Nutzung landwirtschaftlicher Böden unterscheidet man zwischen direktenund <strong>in</strong>direkten Emissionen. Erstere entstehen bei Bearbeitung organischer Böden,bei Grünlandumbruch sowie bei der Umwandlung von Mooren, Waldflächen etc.<strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzte Flächen. Bei der Bilanzierung wird das emittierte N 2 Ound NO erfasst. Zu den <strong>in</strong>direkten N-Emissionen zählen der Oberflächenabfluss unddie Auswaschung von gedüngten Flächen sowie die atmosphärische Deposition auslandwirtschaftlichen Quellen.Datenquellen undBerechnungen landwirtschaftlicherBödenFür die Berechnung der direkten Emissionen werden die Hektar landwirtschaftlich genutzterFlächen der Kommune sowie der Emissions- und N 2 O-N Umrechnungsfaktorbenötigt. Für die Kurzbilanz ist e<strong>in</strong> Emissionsfaktor für alle Bodenarten ausreichend.Im Rahmen e<strong>in</strong>er Kurzbilanz werden die <strong>in</strong>direkten Emissionen nicht berücksichtigt(siehe Nutztierhaltung).271


B 5B5 Potenzialanalysen und Szenarien1. Ziele und NutzenÄhnlich der Ist-Analyse müssen Potenziale und Szenarien an die unterschiedlichenVoraussetzungen und Strukturen der jeweiligen Kommune angepasst werden.Sie helfen den <strong>Kommunen</strong>,e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> verfügbare technische Entwicklungen und deren Auswirkungenauf die Energie- und CO 2 -Bilanz zu bekommen,Bereiche und Sektoren mit hohen CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialen zu identifizieren,Prioritäten bei der Bestimmung der <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zu setzen,E<strong>in</strong>zelmaßnahmen bzgl. M<strong>in</strong>derungspotenzial und Wirtschaftlichkeit zu bewerten,Ziele für e<strong>in</strong>zelne Bereiche und die gesamte Kommune festzulegen undfür e<strong>in</strong> langfristiges Controll<strong>in</strong>g geeignete Voraussetzungen schaffen.Die Potenzial- und Szenarienberechnung ist wesentliche Grundlage für den zu erarbeitendenMaßnahmen- und Prioritätenplan. Neben der Identifikation der Handlungsschwerpunktewerden dadurch auch Kosten und CO 2 -M<strong>in</strong>derungseffekte sowiedie Effizienz der Maßnahmen abgeleitet.Im Konzept sollten CO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenziale auf möglichst allen Wirkungsfeldern ausgewiesenwerden.So gibt es Potenziale u.a. durchReduktion der Nachfrage nach Energiedienstleistung (Suffizienz),verändertes Nutzerverhalten bei gleicher Energiedienstleistung,Erhöhung der Energieeffizienz (sowohl bei Anlagentechnik als auch bei Gebäuden),primärenergiesparende Energieumwandlung (z.B. durch Kraft-Wärme-Kopplung)unddurch Energieträgerumstellung (z.B. auf erneuerbare Energien) sowieveränderte Verkehrsmittelwahl (Modal Split).Die Potenziale leiten sich vom Status quo der Kommune ab. Das heißt, es werdendie Potenziale ermittelt, die sich z.B. <strong>in</strong> der aktuellen technischen Ausstattung, demaktuellen Gebäudebestand und der Verkehrssituation vor Ort f<strong>in</strong>den lassen.<strong>Klimaschutz</strong>potenziale fürverschiedene Bereiche273


B 5Potenzialanalysen und Szenarien2. Def<strong>in</strong>itionenTechnisch-wirtschaftlichePotenziale als Grundlage2.1 CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialeBei der Berechnung der CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale wird empfohlen, das maximalerschließbare Potenzial auszuweisen, das aus aktueller technischer und wirtschaftlicherSicht umgesetzt werden kann.Werden Potenziale auf anderen Ebenen der Potenzialpyramide ( Abb. 15) berechnet,verändert sich auch die Aussage der Ergebnisse.Abbildung 15:PotenzialpyramideQuelle:ifeu.Das theoretische Gesamtpotenzial ist das gesamte physikalisch nutzbare Energieangebote<strong>in</strong>es Energieträgers oder e<strong>in</strong>er Energietechnik <strong>in</strong>nerhalb des Untersuchungsgebieteszu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt. Bei der Solarenergie wäre diesz.B. die gesamte Globalstrahlung auf die betrachtete Region. Bei Gebäuden wärees die Sanierung auf Passivhausstandard ohne Rücksicht auf technische/wirtschaftlicheRestriktionen.Das technische CO 2 -Reduktionspotenzial kann durch den aktuell am Markt verfügbarenStand der Technik umgesetzt werden. Das wären z.B. bei der Solarenergiee<strong>in</strong>e Betrachtung aller geeigneten Dach- und Freiflächen oder die erzielbarenEnergiee<strong>in</strong>sparungen bei der Sanierung aller Gebäude auf den aktuellen Standder Technik. Technische Restriktionen s<strong>in</strong>d dabei bereits berücksichtigt.Das wirtschaftliche Potenzial umfasst den Teil des technischen Potenzials, derunter ökonomischen Gesichtspunkten die Nutzung erlaubt. Das heißt, die Investition<strong>in</strong> energieeffiziente Technologien bzw. <strong>in</strong> erneuerbare Energien muss sich<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten Lebensdauer, unter Berücksichtigung e<strong>in</strong>es def<strong>in</strong>iertenZ<strong>in</strong>ssatzes, amortisieren. Bei der Solarenergie bedeutet das, dass eventuell kle<strong>in</strong>ereAnlagen auf ungünstig ausgerichteten Dächern ke<strong>in</strong>en wirtschaftlichen E<strong>in</strong>satzermöglichen. Bei der Gebäudedämmung können unter Umständen relativneue Gebäuden nicht wirtschaftlich saniert werden.274


Potenzialanalysen und SzenarienB 5Die letzte Stufe der Potenzialpyramide nimmt das realistisch maximal umsetzbareEmissionsreduktionspotenzial e<strong>in</strong>. Dieses erschließbare Potenzial ist <strong>in</strong> der Regelkle<strong>in</strong>er als das wirtschaftliche Potenzial und wird durch verschiedene Restriktionenwie rechtliche Begrenzung, mangelnde Information, Investor-Nutzer-Dilemma, beschränkteHerstellerkapazitäten e<strong>in</strong>geschränkt. Dieses Erschließungspotenzial kannaber auch größer als das wirtschaftliche Potenzial se<strong>in</strong>. So <strong>in</strong>vestiert mancher Bürgeraus Umwelt- und Prestigegründen <strong>in</strong> Solaranlagen, obwohl sie sich nicht für ihnrechnen.Die Potenzialberechnung bezieht sich auf den Ist-Zustand. Zukünftige veränderteRahmenbed<strong>in</strong>gungen, z.B. die Veränderung der E<strong>in</strong>wohnerzahl oder der Zubau vonGebäuden, werden nicht berücksichtigt. Zum Teil bee<strong>in</strong>flussen sich die CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialegegenseitig. So verr<strong>in</strong>gert sich das KWK-Potenzial mit zunehmenderGebäudeeffizienz. Umgekehrt verr<strong>in</strong>gert e<strong>in</strong> besserer Energieträgermix die absoluteHöhe der CO 2 -M<strong>in</strong>derung durch Effizienztechniken. Diese komplexen Abhängigkeitenkönnen bei Potenzialanalysen <strong>in</strong> der Regel nicht abgebildet werden. Dazu bedarfes der Szenarienbetrachtung.Ke<strong>in</strong>e Berücksichtigungvon sich änderndenRahmenbed<strong>in</strong>gungen2.2 CO 2 -SzenarienGrundlage der Szenarienberechnung s<strong>in</strong>d die wirtschaftlichen CO 2 -Reduktionspotenziale,die im Rahmen der Potenzialbetrachtung ermittelt wurden. Diese werdendurch weitere strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ergänzt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeitreihe bish<strong>in</strong> zum avisierten Zieljahr dargestellt. Im Rahmen der Szenarien werden sowohl derZuwachs als auch die Wechselwirkungen zwischen den Handlungsfeldern (z.B. Energieeffizienzund Energieversorgung) berücksichtigt.Da es e<strong>in</strong>e Vielzahl von Stellgrößen gibt, welche die Emissionsentwicklung <strong>in</strong> derZukunft bee<strong>in</strong>flussen können, ist es s<strong>in</strong>nvoll, unterschiedliche Szenarien abzubilden.Es sollte zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>imal-Szenario (TREND- oder BAU-Szenario) und e<strong>in</strong> Maximal-Szenario(hier KLIMA-Szenario genannt) erstellt werden.TREND-Szenario: Wie könnten sich die Emissionen entwickeln, wenn <strong>Klimaschutz</strong>auf dem gleichen Niveau weiterbetrieben wird wie bisher? Auswirkungen vonjetzt schon absehbaren Maßnahmen (z.B. Effizienzzunahme durch EU-Richtl<strong>in</strong>ien)werden <strong>in</strong> diesem Szenario berücksichtigt.KLIMA-Szenario: Wie könnten sich die Emissionen entwickeln, wenn im Rahmene<strong>in</strong>er ambitionierten Klimapolitik auf allen Ebenen versucht wird, das gesamte technisch-wirtschaftlicheE<strong>in</strong>sparpotenzial auszuschöpfen? Um dieses Szenario umzusetzen,s<strong>in</strong>d neben kommunalen Aktivitäten auch die Mitarbeit auf Landes-, BundesundEU-Ebene notwendig.Nach Bedarf können die Szenarien durch weitere ergänzt werden. Szenarien s<strong>in</strong>dke<strong>in</strong>e Prognosen und sollen daher die Zukunft auch nicht präzise voraussagen. DieSzenarien zeigen vielmehr den maximalen Handlungsspielraum und die resultierendenCO 2 -Emissionen auf. Dabei werden die strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen derSzenarien (Bevölkerungs- und Beschäftigtenentwicklung etc.) als gleich angenommen.Zusätzliche Berücksichtigungvon sich änderndenRahmenbed<strong>in</strong>gungen undWechselwirkungenTREND- und KLIMA-Szenario275


B 5Potenzialanalysen und SzenarienPraxis-H<strong>in</strong>weisUnterschied Potenziale – SzenarienBeispiel Kühlen und Gefrieren <strong>in</strong> Klimastadt für die privaten Haushalte:Energieverbrauch für Kühlen/Gefrieren <strong>in</strong> privaten Haushalten: zehn Mio. kWh/a <strong>in</strong> 40.250 Haushalten.Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> durchschnittlicher Energieverbrauch im Basisjahr 2010 für Kühlen/Gefrieren von248 kWh pro Haushalt.Aus heutiger Sicht liegt der durchschnittlich erreichbare spezifische Energieverbrauch für Kühlen undGefrieren pro Haushalt durch den E<strong>in</strong>satz von Best-Technologien (A+++) bei 180 kWh.Das E<strong>in</strong>sparpotenzial beträgt also 68 kWh pro Haushalt und Jahr bzw. 27 Prozent.Berechnung des E<strong>in</strong>sparpotenzials: Bei e<strong>in</strong>em Erneuerungszyklus von zehn Jahren werden von 2010 bis2020 alle Kühlschränke erneuert. Im Jahr 2020 liegt dann der gesamte Energieverbrauch im Sektor „PrivateHaushalte“ für Kühlen und Gefrieren mit 2,74 Mio. kWh/a etwa 27 Prozent unter dem heutigenVerbrauch. Zur Berechnung des CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzials werden die Stromverbräuche mit demEmissionsfaktor für Strom multipliziert.Entwicklung e<strong>in</strong>es Szenarios: Das E<strong>in</strong>sparpotenzial wird nicht komplett umgesetzt. Zum e<strong>in</strong>en steigt dieAnzahl der Haushalte von 2010 bis 2020 um zwei Prozent. Zusätzlich besteht häufig das Problem, dassbei der Anschaffung e<strong>in</strong>es Neugerätes größere Geräte mit mehr Volumen oder mit e<strong>in</strong>em größerenGefrieranteil gekauft werden. Dadurch kommt es zu e<strong>in</strong>em weiteren Zuwachs (z.B. zehn Prozent). Außerdemwird angenommen, dass nicht jeder Bürger der Kommune X se<strong>in</strong> Altgerät gegen e<strong>in</strong> A+++-Gerät austauscht. Im TREND-Szenario s<strong>in</strong>d es vielleicht nur 25 Prozent, im KLIMA-Szenario 80 Prozent.Diese Annahmen bee<strong>in</strong>flussen die Entwicklung der TREND- oder KLIMA-Szenarien erheblich. Im ungünstigstenFall liegt der Energieverbrauch für Kühlen und Gefrieren mit 260 kWh pro Haushalt sogarhöher als im Ausgangszustand.276


Potenzialanalysen und SzenarienB 53. Berechnung von CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialenim stationären BereichBasis für die Szenarienberechnung und die Bewertung der Maßnahmen ist u.a. diePotenzialermittlung. Daher werden <strong>in</strong> den folgenden Kapiteln beispielhaft Potenziale<strong>in</strong> den BereichenReduzierung des Stromverbrauchs undReduzierung des Energieverbrauchs für Heizung und Tr<strong>in</strong>kwassererwärmungberechnet.Im stationären Bereich erfolgt die Potenzialberechnung immer auf Basis des Endenergiebedarfse<strong>in</strong>er Kommune. Die Endenergieentwicklung zeigt die Effekte derEnergiee<strong>in</strong>sparung und die auf dieser Endenergieentwicklung aufbauende Energieträgerverteilungzeigt das gesamte CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzial auf.3.1 Grundlagen zur PotenzialberechnungBasis jeder Emissionsreduktionsberechnung stellt die Energie- und CO 2 -Bilanz für e<strong>in</strong>bestimmtes Ausgangsjahr dar. Diese Bilanz be<strong>in</strong>haltet Daten über den Strom- undWärmeverbrauch <strong>in</strong> den verschiedenen Sektoren e<strong>in</strong>er Kommune sowie Informationenüber die Energieträgerverteilung.Emissionsreduktionspotenziale im stationären Bereich (Haushaltsstrom, Wärme, Motorenetc.) werden auf Basis des Energieverbrauchs berechnet. Durch die Verknüpfungdieser Daten mit den Emissionsfaktoren kann das CO 2 -Reduktionspotenzialermittelt werden.E<strong>in</strong>er der ersten Schritte der Potenzialberechnung ist die Festlegung e<strong>in</strong>es Zieljahres.S<strong>in</strong>nvoll s<strong>in</strong>d Berechnungen für die nächsten zehn bis 15 Jahre. Zeiträume darüberh<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d wegen der ungewissen Entwicklung von Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schwierigberechenbar. Das heißt aber auch, dass bei e<strong>in</strong>em angenommenen Sanierungszykluse<strong>in</strong>er Gebäudehülle von ca. 50 Jahren <strong>in</strong> zehn Jahren lediglich 20 Prozent des gesamtenGebäudepotenzials ausgeschöpft werden kann. Bei der Heizungs- und Anlagentechniks<strong>in</strong>d es, bei e<strong>in</strong>em angenommen Sanierungszyklus von 15 Jahren, etwazwei Drittel des Potenzials.Zur Berechnung der CO 2 -Reduktionspotenziale müssen zur Verfügung stehendeDaten aus der Bilanz weiter differenziert werden. So wird beispielsweise der Stromverbrauchdes Sektors Private Haushalte weiter aufgeteilt <strong>in</strong> relevante Anwendungenwie Raumwärme, Warmwasserbereitung, Kochen, Beleuchtung, Informations- undKommunikationstechnologie, Kühlen usw.Endenergiebilanz alsAusgangspunktFestlegung des ZieljahresDetaillierung derErgebnisse aus derCO 2 -BilanzAbbildung 16:Aufteilung des Stromverbrauchsim Sektor PrivateHaushalte im Jahr 2002(l<strong>in</strong>ks) und im Sektor GHDund ÖffentlicheE<strong>in</strong>richtungen (rechts)Datenquelle:Prognos 2007.277


B 5Potenzialanalysen und SzenarienDazu notwendige Informationen werden möglichst aktuellen Studien entnommen.Als Beispiele seien hier Prognos 2007 (bezieht sich jedoch auf Energieverbrauchsdatendes Jahres 2002), der Energiereport des Bundeswirtschaftsm<strong>in</strong>isteriums sowieAuswertungen des Bundesverbandes für Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW)genannt. Ähnlich differenzierte Daten zum Energieverbrauch wie <strong>in</strong> der Abb. 16 gibtes auch für den Sektor Industrie.Im Sektor Private Haushalte ist es durchaus s<strong>in</strong>nvoll, den Bereich „Elektrogeräte“ weiterzu detaillieren und den Energieverbrauch den e<strong>in</strong>zelnen Geräten (Kühlen, Waschen,Spülen) zuzuordnen. Auch hierfür gibt es z.B. <strong>in</strong> Prognos 2007 Informationen,wie sich der Stromverbrauch im Haushalt aufteilt.Bei der Industrie variieren die Anwendungsbereiche des Energieverbrauchs starknach Industriezweig und Produktionsprozess. Zudem handelt es sich hier um jenenSektor, für den spezifische kommunale Daten nur selten zur Verfügung stehen. Allerd<strong>in</strong>gsstellt Prognos 2007 überschlägige Informationen zur Verteilung des Energieverbrauchsauf Anwendungen zur Verfügung, die beispielsweise über die Anzahlder sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten <strong>in</strong> der Branche hochgerechnet werdenkönnen.Die <strong>Kommunen</strong>, die e<strong>in</strong> Energiemanagement für die eigenen Gebäude aufgebauthaben, verfügen über detaillierte Energieverbrauchsdaten ihrer eigenen Gebäudeund kennen die E<strong>in</strong>sparpotenziale <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Anwendungsbereichen (z.B. Beleuchtung,Warmwasser). Diese Daten und Informationen fließen <strong>in</strong> die Potenzialberechnunge<strong>in</strong>.Sammlung weitererstatistischerInformationenBewertung derWirtschaftlichkeitZur Potenzialberechnung müssen statistische Daten gesammelt werden, die bei derCharakterisierung der Kommune helfen. Notwendige Zusatz<strong>in</strong>formationen s<strong>in</strong>d:E<strong>in</strong>wohner- und Haushaltsanzahl, Informationen zu Wohnflächen (Quellen: StatistischesLandesamt)Gebäude- und Wohnungszahl sowie, wenn möglich, Wohnflächen <strong>in</strong> der <strong>Kommunen</strong>ach E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäuser, 3- bis 6-Familienhäusern und großenMehrfamilienhäusern (Quellen: Kommune, Statistisches Landesamt)Informationen zu Geräte-Ausstattungsgraden <strong>in</strong> den Haushalten (Quelle: StatistischesBundesamt)Informationen zu vorhandenen Industriezweigen <strong>in</strong> der Stadt, sozialversicherungspflichtigBeschäftigten (Quellen: Kommune, Statistisches Landesamt)Daten zu durchschnittlichen Erneuerungs- und Sanierungszyklen für Geräte, Gebäudetechnik,Heizungsanlagen, Wärmedämmung etc. (Quellen: Praxiserfahrungen,Studien)Zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit verschiedener CO 2 -M<strong>in</strong>derungsmaßnahmenmüssen Daten zu Energiepreisen und Energiepreisentwicklungen gesammelt werden.Der s<strong>in</strong>nvollste Zeitpunkt für e<strong>in</strong>e <strong>Klimaschutz</strong>maßnahme ist normalerweise die ohneh<strong>in</strong>nötige Neuanschaffung oder Sanierung. Alle zehn Jahre wird <strong>in</strong> etwa der Kühlschrankausgetauscht, alle 50 Jahre wird e<strong>in</strong>e Außenwand saniert. Wird e<strong>in</strong> neuesGerät angeschafft oder e<strong>in</strong>e Außenwand energetisch saniert, fließen lediglich dieMehrkosten für die höhere Energieeffizienz <strong>in</strong> die Wirtschaftlichkeitsberechnung mite<strong>in</strong>.278


Potenzialanalysen und SzenarienB 5Studien und Veröffentlichungen, die u.a. als Grundlage zur Potenzialberechnungdienen können:Prognos (2007): Potenziale für Energiee<strong>in</strong>sparung und Energieeffizienz im Lichte aktueller Preisentwicklungen,Basel.Fraunhofer ISI u.a. (2004): Energieverbrauch der privaten Haushalte und des Sektors Gewerbe, Handel,Dienstleistungen (GHD), Karlsruhe.Institut für Wohnen und Umwelt (2007): Potentiale zur Reduzierung der CO 2 -Emissionen bei derWärmeversorgung von Gebäuden <strong>in</strong> Hessen bis 2012, Darmstadt.Institut für Wohnen und Umwelt (2007): Querschnittsbericht Energieeffizienz im Wohngebäudebestand– Techniken, Potenziale, Kosten und Wirtschaftlichkeit, Darmstadt.Informationen zu aktuellen Gerätestandards: www.ecotopten.de oder www.topten.chLiteratur- undInternettipps3.2 Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale bei Geräten und AnlagenSowohl im Strom- als auch im Wärmebereich bestehen große Potenziale durch denE<strong>in</strong>satz effizienter Geräte und Anlagen. Der Stromverbrauch im Sektor Private Haushaltelässt sich massiv durch effizientere Kühlgeräte oder Leuchtmittel reduzieren.Im Sektor GHD und Industrie besteht zudem großes E<strong>in</strong>sparpotenzial bei Motorenund Pumpsystemen. Der Energieverbrauch dieser Geräte wird daher zum Teil bereitsauf EU-Ebene reguliert, beispielsweise durch die EUP-Richtl<strong>in</strong>ie (Energy used Products).E<strong>in</strong>e Kommune kann zusätzlich unterstützend tätig se<strong>in</strong>, um besonders effizienteGeräte schneller <strong>in</strong> den Umlauf zu br<strong>in</strong>gen.Mit den detaillierten Daten zum Stromverbrauch <strong>in</strong> den Sektoren, aufgeteilt nach Anwendungen(z.B. Beleuchtung, Kühlung, Waschen, Information und Kommunikation,Kraft wie z.B. Motoren etc.), können, orientiert am aktuell verfügbaren technisch-wirtschaftlichenBest-Standard, die Potenziale berechnet werden. Die Berechnung erfolgtfolgendermaßen:Energiee<strong>in</strong>sparpotenzialee<strong>in</strong>zelner TechnologienBerechnung derE<strong>in</strong>sparpotenziale imStrombereichSumme Stromverbrauch Kühlen/Gefrieren im Sektor Private Haushalte <strong>in</strong> Kommune XY [kWh/a]:Anzahl der Haushalte (HH) <strong>in</strong> Kommune XY=Durchschnittlicher spezifischer Stromverbrauch für Kühlen/Gefrieren [kWh/(HH*a)]-Aktueller Best-Standard für Kühl-/Gefriergeräte [kWh/a]=Spezifisches absolutes E<strong>in</strong>sparpotenzial während des gesamten Ersatzzyklus [kWh/(HH*a)]*Anzahl der Haushalte <strong>in</strong> Kommune XY:Ersatzzyklus Kühl-/Gefriergerät [a]=E<strong>in</strong>sparpotenzial pro Jahr [kWh/a]Sollte der betrachtete Zeitraum kürzer als der jeweilige Ersatzzyklus der Maßnahmese<strong>in</strong>, kann nur e<strong>in</strong> Teil des gesamten Potenzials <strong>in</strong> dieser Zeit ausgeschöpft werden.Ist der betrachtete Zeitraum jedoch länger als e<strong>in</strong> gesamter Ersatzzyklus, müssen Annahmengetroffen werden, wie sich die Technologien nach dem aktuellen Produktzyklusweiterentwickeln. Bei diesen Annahmen kann man ggf. auf Entwicklungen derletzten Jahre zurückgreifen und diese im Trend fortführen.279


B 5Potenzialanalysen und SzenarienE<strong>in</strong>sparpotenziale durchGebäudesanierungBerücksichtigung derGebäudestrukturE<strong>in</strong>sparpotenziale durchHeizungstechnologie3.3 Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale bei Raumwärme undWarmwasserGroße E<strong>in</strong>sparpotenziale bestehen durch die energetische Gebäudesanierung <strong>in</strong>allen Sektoren. Der heute durchschnittliche Energieverbrauch für die Gebäudebeheizungkann unter technisch-wirtschaftlichen Gesichtspunkten deutlich reduziertwerden. Auch hier greifen EU-, bundes- und landesspezifische Maßnahmen <strong>in</strong> diePotenzialausschöpfung e<strong>in</strong>. Die Kommune kann entscheidend zur Erhöhung der Sanierungsrateund zur Steigerung der Sanierungsqualität beitragen (z.B. durch dieEtablierung e<strong>in</strong>es Sanierungsstandards). Ideales Hilfsmittel zur Berechnung bauteilspezifischerE<strong>in</strong>sparpotenziale ist e<strong>in</strong>e Gebäudetypologie ( Kap. B 4.2.1).Die Berechnung der Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale im Bereich Wärmeversorgung ist komplex.Anhand statistischer Daten zur Gebäudestruktur (Anzahl E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäuser,Verteilung der Wohnfläche) ist es möglich, den Heizenergieverbrauch fürden Sektor Private Haushalte auf die Wohnfläche umzulegen. Diese spezifischenVerbrauchswerte können mit jeweiligen spezifischen Heizenergieverbräuchen verglichenwerden, die mittels technisch-wirtschaftlicher Maßnahmen erreichbar s<strong>in</strong>d.Allerd<strong>in</strong>gs liegt der Sanierungszyklus bei Gebäuden bei rund 50 Jahren, das heißt,dass nur rund zwei Prozent der Gebäude jährlich saniert werden.Weitere M<strong>in</strong>derungspotenziale bietet der E<strong>in</strong>satz effizienter Wärmeerzeuger (Heizungsoptimierung).Energiee<strong>in</strong>sparungen durch die Optimierung des Heizungssystems,hydraulischen Abgleich und durch verbesserte Regelung und Steuerungensollten ebenfalls <strong>in</strong> der280


Potenzialanalysen und SzenarienB 5Ermittlung der Energie-E<strong>in</strong>sparpotenziale <strong>in</strong> KlimastadtPraxis-BeispielAbbildung 17Quelle:ifeu.In Abb. 17 wurden die Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale für verschiedene Sektoren und Technologien für Klimastadtberechnet. Bei den Ergebnissen handelt es sich um die technisch-wirtschaftlichen Potenzialefür Wärme- (oben) und Stromanwendungen (unten) im betrachteten Zeitraum. Sanierungszyklen wurdenhier ebenso wie e<strong>in</strong>e moderate Energiepreissteigerung (1,5 Prozent jährlich) berücksichtigt.Abb. 17 bietet e<strong>in</strong>en Überblick über die Potenziale, wenn sich Akteure vor Ort bei anstehenden Investitionsentscheidungenrational verhalten würden. Da dies nicht immer so ist, werden die ermitteltenPotenziale auch nicht automatisch erschlossen.281


B 5Potenzialanalysen und SzenarienPotenziale derEnergieversorgungBerechnungen alsGrundlage fürDetailkonzepte4. Berechnung von Potenzialen <strong>in</strong> derEnergieversorgungDurch die Umstellung auf erneuerbare Energien oder durch den Wechsel von e<strong>in</strong>erÖlheizung auf e<strong>in</strong>en Fernwärmeanschluss mit KWK können CO 2 -Emissionen reduziertwerden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist auf EU-Ebene beschlossen.Auf Bundes- und Landesebene wurden beispielsweise Gesetze entwickelt, die e<strong>in</strong>eNutzung erneuerbarer Energien unter bestimmten Voraussetzungen vorschreiben( Kap. A 3.4). Außerdem werden diese Energieträgerumstellungen durch verschiedeneFörder<strong>in</strong>strumente unterstützt. Wie beim Ausbau der KWK können auch hierdie Kommune sowie Energieversorgungsunternehmen entscheidend dazu beitragen,dass vermehrt erneuerbare Energien e<strong>in</strong>gesetzt werden.CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale <strong>in</strong> der Energieversorgung können unterschiedlich berechnetwerden. E<strong>in</strong>erseits gibt es die Möglichkeit, die Potenziale der Energieangebotsseitezu berechnen. Informationen zu Angebotspotenzialen s<strong>in</strong>d aber nurbed<strong>in</strong>gt aussagekräftig, da ke<strong>in</strong>e genaueren Umsetzungsmöglichkeiten berücksichtigtwerden. Deshalb gibt es andererseits die Möglichkeit der Potenzialbetrachtungmit realistischen Ausbauraten ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „Realistische Ermittlungvon Potenzialen“).Im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts ist es zudem schwierig, Wirtschaftlichkeitsanalysenfür e<strong>in</strong>zelne Nahwärmenetze oder den Ausbau der Fernwärme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erKommune zu erstellen. Dazu bedarf es Machbarkeitsstudien für jeden E<strong>in</strong>zelfall. Gesprächemit den lokalen Energieversorgern eröffnen jedoch Rückschlüsse über Strategienim Ausbau von Erdgas-, Fern- und Nahwärmenetzen. Bei der Ermittlung derPotenziale kann man sich wiederum an Ausbauraten und Zielerreichung <strong>in</strong> vergleichbarenStädten mit hohem Erdgas- oder Fernwärmeanteil orientieren.H<strong>in</strong>tergrund-InformationRealistische Ermittlung von PotenzialenBeispiel Solarthermie:Der durchschnittliche Wert der fünf besten Städte aus der Solar-Bundesliga wird als Ausbaupotenzialzugrunde gelegt. Mit e<strong>in</strong>er Trendextrapolation werden bundesweite jährliche Steigerungen fortgeschrieben.Der vorherrschende Energieträgermix wird durch Solaranlagen verdrängt.Beispiel KWK:Das Ausbaupotenzial der KWK hängt stark von vorhandenen Energieversorgungsstrukturen <strong>in</strong> der Kommunesowie von geplanten Aktivitäten und Zielen der Energieversorger, Stadtwerke oder der Bürgerab. Durch Gespräche mit Energieversorgern können KWK-Ausbaupotenzial der nächsten Jahre abgeschätztwerden. In ländlichen Gebieten ohne Stadtwerke können Gespräche mit Land- und/oder Forstwirten(wegen Waldrestholzpotenzialen oder Gülle für Biogaserzeugung) bzw. mit weiteren Akteurengeführt werden. Aufbauend auf den Gesprächsergebnissen können Annahmen getroffen werden, mitwelchen Energieträgern die KWK-Anlage betrieben wird.Beispiel Energieträgerumstellung von Öl auf Gas, Pellets etc.:Der Kesseltausch birgt nicht nur Potenziale zur Effizienzsteigerung, sondern auch zum Energieträgerwechsel.Häufig wird e<strong>in</strong> Ölkessel gegen e<strong>in</strong>en Gas- oder Festbrennstoffkessel (Pellets oder Hackschnitzel)getauscht. Das Potenzial dieser Energieträgerumstellung kann an bundesweite Entwicklungen oderan Planungen des Gasversorgers der Stadt angepasst werden. Das Ausbaupotenzial der Pelletskesselorientiert sich nicht an Biomasse-Potenzialen der Stadt, sondern ebenfalls an bundesweiten Entwicklungender letzten Jahre. Daten dazu können z.B. vom Bundesamt für Ausführkontrolle (BAFA) aus Förder<strong>in</strong>formationenzum Marktanreizprogramm abgleitet werden.282


Potenzialanalysen und SzenarienB 55. Berechnung von Potenzialen im Sektor VerkehrIm Bereich Verkehr werden die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der technischen Entwicklungvor allem durch die europäische sowie die Bundes- und Landesebene gesetzt. ZusätzlicheE<strong>in</strong>sparpotenziale auf kommunaler Handlungsebene ergeben sich <strong>in</strong> ersterL<strong>in</strong>ie durch Maßnahmen zur Bee<strong>in</strong>flussung des Verhaltens der Verkehrsteilnehmer.Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der technischen Entwicklung s<strong>in</strong>d im Verkehr vor allemdurch die EU (z.B. CO 2 -Grenzwerte Kfz, Erneuerbare-Energien-Richtl<strong>in</strong>ie) sowie aufBundes- und Landesebene (z.B. CO 2 -abhängige Kfz-Steuer) vorgegeben. In den kommendenJahren werden die spezifischen Energieverbräuche der Verkehrsmittel unddamit die spezifischen CO 2 -Emissionen weiter abnehmen. Unter der Annahme, dasssich Verkehrsmengen und Modal Split <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune <strong>in</strong> zukünftigen Jahren nichtändern, sondern auf dem gleichen Niveau wie im Basisjahr bleiben, werden die verkehrsbed<strong>in</strong>gtenCO 2 -Emissionen damit bereits ohne weitere Maßnahmen abnehmen.Wenn der Verkehr zukünftig ansteigt, werden die Emissionsrückgänge entsprechendger<strong>in</strong>ger ausfallen ( Kap. B 5.6).Den größten Anteil an den CO 2 -Emissionen hat der motorisierte Individualverkehr(MIV). Deshalb haben Maßnahmen zur MIV-Vermeidung bzw. zur Verlagerung aufemissionsärmere und emissionsfreie Verkehrsmittel des Umweltverbunds e<strong>in</strong> großesM<strong>in</strong>derungspotenzial. Durch Verlagerung vom Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel(Bus, Bahn) werden die CO 2 -Emissionen pro Fahrt um 40–70 Prozent reduziert. BeimRad- und Fußverkehr werden die Emissionen der Fahrzeugnutzung komplett vermieden.Fallen Fahrleistungen komplett weg, z.B. durch e<strong>in</strong>e Erhöhung der Fahrzeug-Besetzungsgrade(Fahrgeme<strong>in</strong>schaften) oder e<strong>in</strong>e erhöhte Lkw-Auslastung, werden dieEmissionen der Fahrzeugnutzung ebenfalls im Umfang der e<strong>in</strong>gesparten Fahrleistungkomplett vermieden.Der motorisierte Straßenverkehr wird auch bei e<strong>in</strong>er signifikanten Verlagerung vonFahrten auf Rad und öffentlichen Verkehr weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en hohen Anteil am Verkehrim Stadtgebiet haben. Deshalb ist es notwendig, den verbleibenden Verkehr möglichstenergieeffizient zu gestalten. Die Kommune kann <strong>in</strong> begrenztem Umfang e<strong>in</strong>ezusätzliche Steigerung der Energieeffizienz im Verkehr erreichen, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong> möglichstenergieeffizientes Verhalten der Verkehrsteilnehmer gefördert wird.Im Pkw-Verkehr s<strong>in</strong>d Verbrauchse<strong>in</strong>sparungen möglich durch e<strong>in</strong>e verkehrsangepasste,kraftstoffsparende Fahrweise sowie durch e<strong>in</strong>e optimierte Fahrzeugausrüstung(Leichtlaufreifen, -öle) und -wartung (z.B. Reifendruckkontrolle). Maßnahmenzur Verbrauchsoptimierung s<strong>in</strong>d vor allem für Vielfahrer <strong>in</strong>teressant, die überproportionalzu den Fahrleistungen beitragen. Entsprechend muss zur Optimierung vonzehn Prozent der Fahrleistung e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anteil der Pkw-Fahrer durch entsprechendeMaßnahmen erreicht werden.Auch beim Neuwagenkauf können durch Wahl e<strong>in</strong>es sparsameren Pkw-Modells größereVerbrauchse<strong>in</strong>sparungen erreicht werden. Innerhalb e<strong>in</strong>er Fahrzeugklasse s<strong>in</strong>dim Mittel über 15 Prozent Verbrauchse<strong>in</strong>sparung gegenüber dem Durchschnittsverbrauchmöglich. Weitere Verbrauchse<strong>in</strong>sparungen s<strong>in</strong>d durch Kauf e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>erenPkw erreichbar.Die spezifischen Emissionsm<strong>in</strong>derungen im Verkehr durch die übergeordnete technischeEntwicklung werden bereits über die Emissionsfaktoren für verschiedene Bezugsjahre( Kap. B 4.3.3) abgebildet. Die Kommune muss im Rahmen derPotenzialanalyse darüber h<strong>in</strong>aus abschätzen, welche Emissionsm<strong>in</strong>derungen durchE<strong>in</strong>fluss anderer EbenenE<strong>in</strong>fluss derübergeordnetentechnischen Entwicklungauf den EmissionstrendVermeidung undVerlagerung von MIVSteigerung derEnergieeffizienz imStraßenverkehr283


B 5Potenzialanalysen und Szenarienzusätzliche Maßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung,aber auch zur Effizienzsteigerung, möglich s<strong>in</strong>d.Bei der Vermeidung von motorisiertem Verkehr ist die Berechnung e<strong>in</strong>fach:Emissionse<strong>in</strong>sparung = e<strong>in</strong>gesparte Fahrleistung x EmissionsfaktorBei e<strong>in</strong>er Verlagerung von Straßenverkehr auf andere Verkehrsmittel mit niedrigerenspezifischen Emissionen muss die Berechnung den Unterschied der spezifischenEmissionen zwischen den Verkehrsmitteln berücksichtigen. Entscheidend ist nichtdie Emission pro Fahrzeug, sondern pro Nutzene<strong>in</strong>heit (Verkehrsleistung <strong>in</strong> Personen-kmbzw. Tonnen-km):Emissionse<strong>in</strong>sparung = verlagerte Verkehrsleistung x (Emissionsfaktor ursprünglichesVerkehrsmittel – Emissionsfaktor neu gewähltes Verkehrsmittel)Bei Effizienzsteigerungen durch e<strong>in</strong>e optimierte Fahrzeugnutzung ist für das Emissionse<strong>in</strong>sparpotenzialentscheidend, welcher Anteil der Fahrleistungen wie stark optimiertwurde:Emissionse<strong>in</strong>sparung = optimierte Fahrleistung x Emissionsfaktor x prozentuale EffizienzsteigerungE<strong>in</strong>sparpotenziale durch die Wahl energieeffizienter Modelle beim Neuwagenkaufhängen neben der spezifischen Effizienzsteigerung gegenüber e<strong>in</strong>er unbee<strong>in</strong>flusstenKaufentscheidung von der Maßnahmendauer ab, da pro Jahr nur ca. sieben Prozentder Pkw-Flotte und deren Fahrleistungen durch neue Fahrzeuge ersetzt werden:Emissionse<strong>in</strong>sparung = Fahrleistung x optimierter jährlicher Neuzulassungsanteil x Maßnahmendauer(Jahre) x 7% x prozentualer Effizienzgew<strong>in</strong>nGrundsätzlich hängt bei allen auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer abzielendenMaßnahmen die Höhe der E<strong>in</strong>sparpotenziale entscheidend davon ab, welcher Anteilder Zielgruppe und damit der Fahr- und Verkehrsleistungen durch die Maßnahmenerreicht wird. Hierfür ist neben der generellen Wirksamkeit der Maßnahme (nur Informationwirkt schwächer als Angebotsverbesserungen) vor allem die Intensität derMaßnahmenumsetzung entscheidend.Zur Veranschaulichung wird <strong>in</strong> Abb. 18 dargestellt, wie groß Emissionsm<strong>in</strong>derungspotenziale– zusätzlich zur übergeordneten technischen Entwicklung – durch verschiedeneMaßnahmenwirkungen se<strong>in</strong> können, wenn e<strong>in</strong>e bestimmte Maßnahmenwirkung(fünf Prozent und zehn Prozent der jeweiligen Zielgruppe ändern ihr Verhalten) erzieltwird. Die größten Emissionsm<strong>in</strong>derungen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e Verkehrsvermeidungund durch Verlagerung auf die emissionsfreien Verkehrsmittel Rad- und Fußverkehrzu erreichen. Relevante Potenziale s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong> auch durch Fahrleistungsreduktionendurch die Verlagerung auf den Öffentlichen Verkehr vorhanden sowie durche<strong>in</strong>e Erhöhung der Fahrzeugauslastung (z.B. im Berufsverkehr). Die E<strong>in</strong>sparpotenzialedurch Effizienzmaßnahmen s<strong>in</strong>d auf kommunaler Ebene ger<strong>in</strong>g, da sie im Wesentlichennur durch Verhaltensänderungen der Verkehrsteilnehmer und <strong>in</strong> gewissem Rahmendurch Verkehrsflussoptimierungen erreicht werden.284


Potenzialanalysen und SzenarienB 5Abbildung 18:Beispiel für Emissionsm<strong>in</strong>derungspotenzialeimVerkehr <strong>in</strong> Abhängigkeitvon der Wirksamkeitkommunaler MaßnahmenQuelle:ifeu.285


B 5Potenzialanalysen und SzenarienVon den Potenzialen zuden SzenarienSzenarien:TREND und KLIMARelevanteRahmenbed<strong>in</strong>gungen6. Berechnung der Emissionsm<strong>in</strong>derungsszenarienDie Potenzialberechnung zeigt auf, welche Energie- und Emissionsm<strong>in</strong>derungen technisch-wirtschaftlichund <strong>in</strong> Bezug auf realistische Umsetzungsraten möglich wären.In der Realität werden diese Potenziale nicht ausreichend ausgeschöpft, da Investitionsentscheidungenaußer von Energieeffizienz- und <strong>Klimaschutz</strong>zielen auch vonweiteren oder ganz anderen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen bee<strong>in</strong>flusst werden. Diese Tatsachesowie strukturelle Entwicklungen im Energiebereich werden im Szenario berücksichtigt.Die ermittelten E<strong>in</strong>sparpotenziale bilden dafür die Grundlage.Szenarienberechnungen basieren auf vielen Annahmen über Entwicklungen <strong>in</strong> derZukunft und s<strong>in</strong>d daher ke<strong>in</strong>e Prognosen. Sie bieten aber Anhaltspunkte, wie sichder Energieverbrauch und die CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> den nächsten Jahren entwickelnkönnten, wenn alle Ebenen (Bund, Länder und Geme<strong>in</strong>den) beim <strong>Klimaschutz</strong> diegleichen Ziele verfolgen.Szenarien beziehen sich ebenfalls auf festgelegte Zieljahre und werden grundsätzlichmit zwei verschiedenen Entwicklungen berechnet:TREND-Szenario: den Trend fortzuschreiben heißt, vergangene Entwicklungen <strong>in</strong> dieZukunft weiter abzubilden („Bus<strong>in</strong>ess as usual“). Zudem werden absehbare Entwicklungenwie z.B. Auswirkungen des Emissionshandels, Umsetzung der EU-Effizienzrichtl<strong>in</strong>ie,Entwicklungen durch die EUP-Richtl<strong>in</strong>ie etc. <strong>in</strong> den TREND e<strong>in</strong>bezogen.Für die Effizienzseite bedeutet dies, dass der Zubau (also Neubau von Wohn- undGewerbeflächen) und die Anschaffung von Neugeräten sich an gesetzlichen Bestimmungenorientieren. Auf Versorgungsseite werden der TREND der vergangenenJahre fortgesetzt bzw. bereits bestehende Planungen umgesetzt. Im Verkehr werdenmit dem TREND abnehmende spezifische CO 2 -Emissionen aufgrund der technischenVerbrauchsm<strong>in</strong>derungen zukünftiger Kfz erfasst, ebenso aber auch zukünftig ansteigendeFahrleistungen, z.B. im Güterverkehr.KLIMA-Szenario: Hier wird vorausgesetzt, dass zusätzlich zu den Maßnahmen imTREND-Szenario weit reichende Maßnahmen im Effizienzbereich und im Bereichder Energieversorgung (Energieträgerwechsel, E<strong>in</strong>satz der Kraft-Wärme-Kopplung,erneuerbare Energien) durchgeführt werden. Im Effizienzbereich werden dann diebeschriebenen technisch-wirtschaftlichen Maßnahmen im Rahmen ihrer SanierungsundErneuerungszyklen umgesetzt. Gleichzeitig werden auf der Versorgungsseitedie Substitution CO 2 -<strong>in</strong>tensiver Energieträger, der Ausbau der KWK und erneuerbarerEnergien erheblich stärker als im TREND vorangetrieben. Darüber h<strong>in</strong>aus wird davonausgegangen, dass übergeordnete Regelungen und Fördermöglichkeiten weiter ausgebautund verschärft werden und alle Akteure klimaverträglich handeln.Da e<strong>in</strong> Szenario die Energieverbrauchs- und Emissionsentwicklung der Zukunft abbildensoll, s<strong>in</strong>d neben den Informationen aus der Potenzialberechnung auch strukturelleDaten e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Diese Daten s<strong>in</strong>d:BevölkerungsentwicklungGeplanter Wohnungsneubau: Die spezifische Wohnfläche pro E<strong>in</strong>wohner hat <strong>in</strong>den letzten Jahren sukzessive zugenommen. Der Anteil von Haushalten mit wenigerBewohnern ebenfalls. Diese Entwicklung hat großen E<strong>in</strong>fluss auf den Energieverbrauch.Entwicklung der Ausstattungsgrade (Rebound-Effekte): Insbesondere beim Stromverbrauchkonnten bereits e<strong>in</strong>ige Effizienzerfolge erreicht werden (z.B. Computerbildschirmeverbrauchen deutlich weniger Energie), die jedoch durch erhöhte286


Potenzialanalysen und SzenarienB 5Ausstattungsgrade im Haushalt (jeder Bewohner verfügt über e<strong>in</strong>en eigenen PC,Ausstattung im mobilen I&K-Bereich mit Mobiltelefon, MP3-Player etc.) aufgehobenwurden.Entwicklung der Beschäftigungsstruktur: Hier müssen Annahmen getroffen werden,wie sich die Sektoren GHD und Industrie weiter entwickeln. Hier kann mansich auf bundesweite Wirtschaftsprognosen beziehen und diese auf die kommunalenVerhältnisse umlegen. Kommunale Entwicklungen (z.B. aus Gesprächen mitder Wirtschaftsförderung etc. entnommen) sollten <strong>in</strong> der Prognose Berücksichtigungf<strong>in</strong>den.Veränderung/Entwicklung der Emissionsfaktoren (z.B. der Fernwärme vor Ort,Emissionsfaktoren für verschiedene Verkehrsträger) bei bereits feststehendenMaßnahmen, die die Emissionsfaktoren bee<strong>in</strong>flussen.Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der Fahr- und VerkehrsleistungenAnnahmen zum zukünftigen Bundesmix Strom. Weil e<strong>in</strong>zelne Sektoren schwierigvorherzusagen s<strong>in</strong>d (Ausbau erneuerbare Energien, KWK-Strom bzw. RückgangKernenergie und Kohlestrom), wird empfohlen, über den Betrachtungszeitraumentweder den Strommix auf unverändertem Niveau anzusetzen oder anhand derEntwicklungen der letzten Jahre fortzuschreiben.An den genannten Punkten wird deutlich, dass die Szenarienentwicklung auf komplexeRechnungen aufbaut. Meist werden dazu speziell entwickelte Modelle verwendet.Die beiden im Praxis-Beispiel aufgezeigten Szenarien für Klimastadt bilden die beidenäußeren Enden für den zukünftigen <strong>Klimaschutz</strong>pfad der Stadt. Es wurde bereits aufgezeigt,dass viele der CO 2 -E<strong>in</strong>spapotenziale nicht <strong>in</strong> Hand der Stadt alle<strong>in</strong>e liegen.Für die positiven Entwicklungen im KLIMA-Szenario müssen sich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungenauf höheren Ebenen weiter verbessern ( Kap. A 2.2).CO 2 -Szenarien und diekommunale WirkungAber auch der Beitrag der Stadt durch Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts wirdsich <strong>in</strong> den zukünftigen CO 2 -M<strong>in</strong>derungen zeigen. Würden sich beispielsweise dieäußeren Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nicht ändern, würden die kommunalen Maßnahmen<strong>in</strong> Klimastadt im Jahr 2020 immer noch bewirken, dass die CO 2 -Emissionen ger<strong>in</strong>gers<strong>in</strong>d als im TREND-Szenario angenommen. Welchen genauen Beitrag die kommunalenMaßnahmen dabei haben werden, ist ex ante nicht zu bewerten. Je nach Erfolgbei der Umsetzung der Maßnahmen kann dies erst mit e<strong>in</strong>er Evaluation nachträglichermittelt werden.287


B 5Potenzialanalysen und SzenarienPraxis-BeispielAbbildung 19Szenarienentwicklung für KlimastadtQuelle:ifeu.Die aufgeführten Szenarien zeigen auf, was <strong>in</strong> Klimastadt <strong>in</strong> den nächsten zehn Jahren an CO 2 -E<strong>in</strong>sparungenmöglich ist. Neben Berücksichtigung der sich verändernden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (gleichbleibende Bevölkerungszahlbei steigendem Wohnflächenbedarf und Ausbau des Dienstleistungssektors) fließen <strong>in</strong> dieBerechnung auch die Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale und Änderungen im Versorgungsbereich e<strong>in</strong>.Die Energiee<strong>in</strong>sparungen im KLIMA-Szenario orientieren sich an den ermittelten technisch-wirtschaftlichenE<strong>in</strong>sparpotenzialen ( Kap. B 5.3). Dies macht bereits 15 Prozentpunkte der ermittelten 28 ProzentpunkteCO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenziale aus. Im TREND-Szenario halten sich diese Energiee<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong>Grenzen (vier Prozentpunkte CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen). Weder die Sanierungszyklen noch die Effizienzkriterienbei Neuanschaffungen werden der Wirtschaftlichkeit angepasst. So kann der Energieverbrauchgegenüber dem Bilanzjahr nur unwesentlich gesenkt werden.Effizienzgew<strong>in</strong>ne und damit verbundene CO 2 -Emissionsm<strong>in</strong>derungen im Verkehrsbereich s<strong>in</strong>d zu großenTeilen sowohl im TREND- (vier Prozentpunkte) als auch im KLIMA-Szenario (sechs Prozentpunkte)auf Entwicklungen auf Bundes- und EU-Ebene zurückzuführen.Im Versorgungsbereich (Wärme) wiederum werden im KLIMA-Szenario <strong>in</strong> Klimastadt verstärkt Anstrengungenunternommen. Nah- und Fernwärmenetze werden ausgebaut, Heizöl wird mit Erdgas substituiertund erneuerbare Energien verstärkt e<strong>in</strong>gesetzt (zwei Prozentpunkte). Auch im TREND-Szenariowird angenommen, dass die beschriebenen Maßnahmen stattf<strong>in</strong>den. Dies erfolgt aber mit der bisherigenGeschw<strong>in</strong>digkeit, so dass es bis zum Zieljahr kaum Auswirkungen auf die CO 2 -Emissionen habenwird (< e<strong>in</strong> Prozentpunkt).Sowohl im KLIMA- (fünf Prozentpunkte), als auch im TREND-Szenario (sechs Prozentpunkte) profitiertKlimastadt im Gesamtergebnis von der Annahme, dass sich der BUND-Mix für Strom im betrachtetenZeitraum verbessern wird.288


B 6B6 MaßnahmenkatalogDie Erstellung des Maßnahmenkatalogs ist das Kernelement e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts.Er setzt sich aus e<strong>in</strong>zelnen umsetzungsorientierten Maßnahmen <strong>in</strong> den kommunalenHandlungsfeldern zusammen. Wenn möglich bauen diese Maßnahmenauf bereits bestehenden Erfahrungen auf. Die jeweiligen E<strong>in</strong>zelmaßnahmen solltenals Ergebnis im Maßnahmenkatalog zusammengefasst und mit weiteren H<strong>in</strong>weisen(Kommunikationskonzept, Wertschöpfungspotenziale, Zeit- und F<strong>in</strong>anzplan) flankiertwerden. Dabei ist auf e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Maß an Übersichtlichkeit und gleichzeitignotwendiger Detailliertheit zu achten.1. Maßnahmensammlung und -entwicklungDie Entwicklung e<strong>in</strong>es Maßnahmenkatalogs beg<strong>in</strong>nt mit der Sammlung von Maßnahmenvorschlägenund Ideen zur M<strong>in</strong>derung von CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune.Als E<strong>in</strong>stieg helfen dabei bundesweite Maßnahmendatenbanken mit Beispielen ausanderen <strong>Kommunen</strong>. Dort f<strong>in</strong>den sich zahlreiche Ideen und weitergehende Informationenzu kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen. E<strong>in</strong>e 1:1-Übertragung e<strong>in</strong>er erfolgreichenMaßnahme von e<strong>in</strong>er Kommune auf die nächste ist jedoch nicht e<strong>in</strong>fachmöglich. Wenn Maßnahmenvorschläge erfolgreich umgesetzt werden sollen, müssenSie an die spezifischen Voraussetzungen vor Ort angepasst werden. In jedem Fallmüssen die Besonderheiten und bestehenden Strukturen e<strong>in</strong>er Kommune berücksichtigtund Maßnahmen danach ausgesucht, gegebenenfalls angepasst oder auchkomplett neu entwickelt werden.Die Sammlung der Maßnahmen erfolgt <strong>in</strong> folgenden Stufen ( Abb. 20):Als Ergebnisse der Ist-Analyse werden bestehende Maßnahmen gesichtet und bewertet.Im Rahmen der partizipativen Konzepterstellung werden Ideen und konkreteMaßnahmenvorschläge wichtiger kommunaler Akteure gesammelt. Die Beteiligungwichtiger Akteure <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb der Kommunalverwaltung beider Konzepterstellung schafft optimale Grundlagen für die zukünftige Umsetzungder <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen.Im letzten Schritt ergänzen Erfahrungen und Recherchen des Konzepterstellersdie Maßnahmensammlung.Ergebnisse der Ist-Vorschläge lokalerErgänzung durchAnalyseAkteureBearbeiter. CO2 -Bilanz, Potenziale/ . WorkshopsSzenarien. Gespräche. Qualitative AnalyseMaßnahmenkatalog alsKernelement des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptsAnpassung von Maßnahmenan regionale Besonderheitenund StrukturenAbbildung 20:Quellen zur MaßnahmensammlungMaßnahmensammlungQuelle:ifeu.1.1 Ergebnisse der Ist-Analyse nutzenE<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept muss den <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune nicht neu erf<strong>in</strong>den.Die meisten <strong>Kommunen</strong> haben bereits vor der Konzepterstellung <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenumgesetzt. Vere<strong>in</strong>zelt kann auch auf Vorschläge früherer Energie- undBestehende Maßnahmenund Strukturen nutzen289


B 6MaßnahmenkatalogErgebnisse der quantitativenIst-Analyse nutzen<strong>Klimaschutz</strong>konzepte zurückgegriffen werden. Die bestehende Maßnahmen undNetzwerke s<strong>in</strong>d die Ansatzpunkte, auf denen e<strong>in</strong> neu zu entwickelndes Konzept aufbaut.Mit der qualitativen Ist-Analyse ( Kap. B 3) wurde aufgezeigt, welche Maßnahmen<strong>in</strong> welchem Umfang und mit welchen Effekten bereits umgesetzt wurden.Gleichzeitig werden Strukturen und Akteursnetzwerke zum <strong>Klimaschutz</strong> analysiert.E<strong>in</strong>e Maßnahme funktioniert nicht <strong>in</strong> jeder Kommune und bedarf der Anpassung andie jeweiligen Strukturen und Akteure. Bisher wenig erfolgreiche Maßnahmen solltenim Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts deswegen modifiziert oder durch neue Maßnahmenersetzt werden, wenn damit die Chance auf e<strong>in</strong>e breite Umsetzung besteht.Erfolgreiche Maßnahmen wiederum bieten die Möglichkeit, neue und ambitionierteZiele <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich zu entwickeln. Neue und weitergehende Maßnahmen könnendann von den Erfahrungen und den lokalen Erfolgsfaktoren profitieren.Die Ergebnisse der CO 2 -Bilanz und die E<strong>in</strong>sparpotenziale zeigen parallel auf, <strong>in</strong> welchenBereichen und <strong>in</strong> welchen Sektoren das größte <strong>Klimaschutz</strong>potenzial vorhandenist. An den Ergebnissen sollte sich deswegen die Auswahl der Handlungsfelderund Maßnahmen ebenfalls orientieren.Partizipation alswichtigstes Element derMaßnahmenentwicklungHerangehensweise beipartizipativen Prozessen1.2 Ergebnisse des partizipativen Prozesses nutzenKommunaler <strong>Klimaschutz</strong> wird von Akteuren und Netzwerken vor Ort getragen. In derIst-Analyse s<strong>in</strong>d die Strukturen und Schlüsselakteure identifiziert worden ( Kap. B 3).Auch für die Entwicklung der Maßnahmen müssen die lokalen Akteure e<strong>in</strong>bezogenwerden. Deren Know-how, Erfahrungen und E<strong>in</strong>fluss werden für die Entwicklung undPräzisierung, aber auch für die Akzeptanz der Maßnahmen von entscheidender Bedeutungse<strong>in</strong>.Die Maßnahmensammlung ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teraktiver Prozess. Ke<strong>in</strong> Gutachter sollte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<strong>Klimaschutz</strong>konzept Maßnahmenvorschläge machen, die nicht mit den lokalenAkteuren diskutiert und abgestimmt wurden. Denn mit der Fertigstellung des Konzeptesmüssen letztendlich die lokalen Akteure e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept umsetzen.Dies gel<strong>in</strong>gt nur, wenn die Akteure ihre Ideen im Konzept wiederf<strong>in</strong>den und somith<strong>in</strong>ter ihm stehen.Zudem sollte nicht auf die Kreativität und den Ideenreichtum der lokalen Expertenoder Kümmerer verzichtet werden. Dieses lokale Wissen zu erschließen, nutzbar zumachen und <strong>in</strong> das Konzept zu <strong>in</strong>tegrieren, ist e<strong>in</strong>e der wesentlichen Aufgaben beider Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts.Welche Akteure konkret bei der Erstellung des Konzepts mit e<strong>in</strong>bezogen werden sollen,kann aus den Ergebnissen der Netzwerkanalyse gefolgert werden ( Kap. B 3.3).Auch Gespräche mit bereits bekannten und aktiven Akteuren (Umweltamt, Umweltgruppen,Energieagentur ( Kap. A 4.3) s<strong>in</strong>d hilfreich. Ziel sollte es dabei se<strong>in</strong>, möglichstalle Akteure bzw. Institution e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den, die bereits aktiv bei Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>themen<strong>in</strong> der Kommune mitgewirkt haben oder mitwirken.Verschiedene Formen der Interaktion mit den Akteuren vor Ort bieten sich dabeian. Je nach Ziel und Zeitbedarf können sie <strong>in</strong> unterschiedlicher Form angewendetwerden. Neben zeit<strong>in</strong>tensiven Varianten (Bürgerbefragungen) oder Veranstaltungen,die mit hohem Aufwand verbunden s<strong>in</strong>d (offene Workshops, z.B. Zukunftswerkstätten),haben sich vor allem E<strong>in</strong>zelgespräche und Workshops als Formen der Beteiligungbei der Erstellung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>konzepte bewährt.290


MaßnahmenkatalogB 6Bei der partizipativen Bearbeitung sollte darauf geachtet werden, dass mit Arbeitsgruppenoder Workshops ke<strong>in</strong>e parallelen Aktivitäten oder Entscheidungsstrukturenentwickelt werden. Stattdessen sollten neue Akteure <strong>in</strong> die vorhandenen Strukturenmit e<strong>in</strong>gebunden werden und Vorschläge gemacht werden, wie <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e effektiveund effiziente Organisationsstruktur aufgebaut werden kann.Um e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die örtlichen Gegebenheiten zu bekommen, sollten zuBeg<strong>in</strong>n wichtige Akteure angesprochen werden. Neben dem Sachverstand <strong>in</strong>nerhalbder Verwaltung werden auch Me<strong>in</strong>ungen und Ideen von Akteuren außerhalb desVerwaltungsbetriebs e<strong>in</strong>bezogen.Gespräche mit lokalenAkteurenZiel dieser Gespräche und Befragungen ist es, e<strong>in</strong>en umfassenden Blick über die <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätender Akteure vor Ort zu erhalten und Ideen für kommunale <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenzu sammeln. Anhand der Gespräche lässt sich idealerweisefeststellen, wer relevante Akteure für <strong>Klimaschutz</strong> vor Ort s<strong>in</strong>d oder wer zusätzlich<strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>gebunden werden sollte.Da solche Gespräche zeitaufwändig s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong> begrenztes Budget dafür vorgesehenist, muss e<strong>in</strong>e Vorauswahl an Gesprächspartnern getroffen werden. Diese erfolgt <strong>in</strong> Abstimmungmit dem Ansprechpartner <strong>in</strong> der Verwaltung und wird gegebenenfalls durchInformationen aus den Gesprächen ergänzt. Häufige Ansprechpartner s<strong>in</strong>d dabei relevanteÄmter der Verwaltung (Umweltamt, Stadtplanungsamt, Hochbauamt etc.), Energieversorger,Umweltverbände, Agenda- und Energiearbeitsgruppen, Energieagenturen,Verbände (Handwerk, Planer, Haus und Grund) und Wohnungsbaugesellschaften.Um möglichst viele eigene Ideen der Gesprächspartner zu erhalten, sollten die Gespräche<strong>in</strong> offener Form (ke<strong>in</strong>e Ja- und Ne<strong>in</strong>-Fragen) durchgeführt werden. Die Ergebnisseaus den Gesprächen fließen später <strong>in</strong> die Maßnahmenentwicklung mit e<strong>in</strong>.E<strong>in</strong>e Zuordnung der Ergebnisse zu den e<strong>in</strong>zelnen Gesprächspartnern sollte jedochim Konzept nicht ersichtlich se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e notwendige Offenheit im Gespräch zugewährleisten.. Ebenso sollten lediglich <strong>in</strong>terne Protokolle erstellt werden. So wirde<strong>in</strong>e offene und vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre garantiert.Zur Vor<strong>in</strong>formation der Interviewpartner dient e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Gesprächsleitfaden.Anhand e<strong>in</strong>es Fragebogens werden damit grobe Themenblöcke des Gesprächs umrissen.Dadurch s<strong>in</strong>d die Ergebnisse aus verschiedenen Gesprächen auch mite<strong>in</strong>andervergleichbar.Das Gespräch sollte vor Ort oder telefonisch durchgeführt werden. Folgende Punktesollten beachtet werden.Vor dem Gespräch:Ansprache und Term<strong>in</strong>vere<strong>in</strong>barungRahmen klären (Anonymität, Verwendung der Ergebnisse)Informationen zum Gesamtprojekt und Gesprächsleitfaden vorab zuschicken (beiexternen Akteuren auch Anschreiben der Kommune)Analyse und Sammlung der bisherigen Aktivitäten der Akteure anhand vorliegenderMaterialienWährend des Gesprächs:Orientierung am FragebogenOffene FragenGegebenenfalls Nachfragen und geme<strong>in</strong>same IdeenentwicklungWeiteres Vorgehen erläutern (Workshops etc.)291


B 6MaßnahmenkatalogNach dem GesprächAuswertung des Gesprächsprotokolls (Akteure, Strukturen, gelaufene Maßnahmen,Maßnahmenideen)Die Fragen, die sich im Gespräch ergeben haben, klären, weitere RecherchenNeben den allgeme<strong>in</strong>en Gesprächen mit verschiedenen Akteuren gibt es noch die Möglichkeit,zusätzlich vertiefende Fachgespräche zu führen. In diesen werden entwederWorkshops detailliert vorbereitet oder e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen weiter ausgearbeitet.Workshops mit lokalenAkteurenIm Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts sollten mehrere Workshops durchgeführtwerden. Anzahl und Art der Workshops im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzepts s<strong>in</strong>dvorab zwischen dem Gutachter und der Kommune abzuklären.Die Workshops verfolgen dabei folgende Ziele:die Erarbeitung des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts bekannt zu machen undmit den wesentlichen Akteuren zu diskutieren sowieden Maßnahmenplan zu konkretisieren und abzustimmen.Als Rahmen für e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept bieten sich erfahrungsgemäß m<strong>in</strong>destense<strong>in</strong> verwaltungs<strong>in</strong>terner Auftaktworkshop ( H<strong>in</strong>tergrund-Information „Startschuss<strong>Klimaschutz</strong>: der verwaltungs<strong>in</strong>terne Auftaktworkshop“) sowie e<strong>in</strong> Abschlussworkshopan. Letzterer ist Teil der Maßnahmenauswahl und Bewertung und wird deswegen<strong>in</strong> Kap. B 6.2 beschrieben. Darüber h<strong>in</strong>aus sollten weitere Workshops mitspeziellen Zielen durchgeführt werden. Die Themenauswahl kann anhand der Akteursgesprächeund der Gespräche mit der Verwaltung erfolgen.H<strong>in</strong>tergrund-InformationStartschuss <strong>Klimaschutz</strong>: der verwaltungs<strong>in</strong>terne AuftaktworkshopZum verwaltungs<strong>in</strong>ternen Auftaktworkshop werden alle relevanten Ämter e<strong>in</strong>geladen. Das Querschnittsthema<strong>Klimaschutz</strong> wird <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung oft bereits unabhängig vone<strong>in</strong>ander bearbeitet.Ziel des Workshops ist es, anhand der Aktivitäten <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung Synergien zuidentifizieren, aber auch Hemmnisse anzusprechen.Geme<strong>in</strong>sam mit den Akteuren sollen zunächst alle bestehenden Maßnahmen gesammelt und dargestelltwerden. Oft werden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen der Kommune zumersten Mal übergreifend dargestellt und den jeweiligen Ämtern aufgezeigt. Die Sammlung der Maßnahmensollte anhand von Kategorien (z.B. Zielgruppen der Maßnahmen) erfolgen. Aufgezeigte Lückenkönnen mit den Teilnehmern besprochen und parallel erste Maßnahmenideen gesammelt werden.F<strong>in</strong>den sich darüber h<strong>in</strong>aus strukturelle Probleme <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung, sollten zunächst geme<strong>in</strong>sameZiele vere<strong>in</strong>bart werden. Im Folgenden sollten Möglichkeiten zur Erreichung dieser Ziele diskutiertund konkrete nächste Schritte vere<strong>in</strong>bart werden.Zur erfolgreichen Durchführung von Workshops wird empfohlen, folgende Punktezu beachten:Vor dem WorkshopAuswahl des Themas <strong>in</strong> Abstimmung mit dem AuftraggeberFestlegung des Ziels des WorkshopsSollen im Workshop Maßnahmen präsentiert und diskutiert, gesammelt oder weiterentwickeltwerden oder bedarf es grundsätzlicher Entscheidungen seitens derTeilnehmer?Festlegung des Rahmens (Zeitraum, Ort)Für e<strong>in</strong>e ausreichende Vertiefung der Thematik sollte für den Workshop etwa e<strong>in</strong>halber Tag mit Pausen e<strong>in</strong>geplant werden. Bis zu maximal vier Stunden habensich hier als praktikabel erwiesen.292


MaßnahmenkatalogB 6Entwicklung e<strong>in</strong>es Ablaufplans (Medienwahl, Methodenwahl)Auswahl der TeilnehmerJe nach strategischem Ziel des Workshops sollten die Teilnehmer ausgesucht werden.Werden technisches Lösungen diskutiert, sollte die technisch-operativeEbene e<strong>in</strong>geladen werden. S<strong>in</strong>d jedoch Grundsatzbeschlüsse zu fällen, sollte dieGeschäftsführer-/Amtsleiter-Ebene e<strong>in</strong>geladen werden.Größe des WorkshopsDie Teilnehmerzahl sollte 20 nicht überschreiten. Es s<strong>in</strong>d deswegen nur die fürdas Thema relevanten Akteure e<strong>in</strong>zuladen, welche bei der Weiterentwicklungvon Maßnahmen mit e<strong>in</strong>gebunden werden oder auf deren Expertise oder derenRessourcen nicht verzichtet werden kann.Gegebenenfalls vorbereitende FachgesprächeWährend des WorkshopsBegrüßung und Vorstellungsrunde als formeller E<strong>in</strong>stieg und Möglichkeit, Teilnehmerund Interessen kennen zu lernenErläuterung von Agenda und Ziel des Workshops, um Teilnehmern aufzuzeigen,was sie erwarten und zu welchem Zeitpunkt sie <strong>in</strong> welchem Rahmen Input gebenkönnenEmpfohlen: Mix von Methoden (aktiv: E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller Teilnehmer, z.B. durchPunktebewertungen; passiv: externer Vortrag zu Beg<strong>in</strong>n zur Abgrenzung des Themasund als Diskussionsgrundlage)Visualisierung und Festhalten der ErgebnisseNach dem WorkshopErstellung und Versand e<strong>in</strong>es ProtokollsAuswertung des Workshops nach relevanten Ergebnissen (Akteure, Strukturen,umgesetzte Maßnahmen, Maßnahmenideen für das <strong>Klimaschutz</strong>konzept)Existieren <strong>in</strong> der Kommune bereits partizipative Elemente zum Thema (Energietische,Energieforen, Agenda-Gruppe), können diese <strong>in</strong> den Beteiligungsprozess des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts<strong>in</strong>tegriert werden oder, leicht modifiziert, sogar im Rahmen bestehenderForen abgehalten werden. Werden solche bestehenden Netzwerke genutzt,sollten dort auch weitere Akteure e<strong>in</strong>gebunden werden, die für die Umsetzung von<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen Relevanz besitzen. E<strong>in</strong>e separate Recherche zu solchen Akteurenwird deswegen dr<strong>in</strong>gend empfohlen. Ist im Rahmen des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptse<strong>in</strong> Arbeitskreis gebildet worden ( Kap. B 2.1), sollte dieser <strong>in</strong> regelmäßigen Abständenmit e<strong>in</strong>bezogen werden.E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung des Prozesses<strong>in</strong> bestehende Strukturen293


B 6MaßnahmenkatalogPraxis-H<strong>in</strong>weisE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der PolitikOhne politische Entscheidungen und Vorgaben ist kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> nicht umsetzbar. Im Rahmender <strong>Klimaschutz</strong>konzepte stellt sich daher die Frage, <strong>in</strong>wieweit Politiker oder politische Gremien<strong>in</strong> den Erstellungsprozess mit e<strong>in</strong>gebunden werden sollen.Mit dem partizipativen Erstellungsprozess <strong>in</strong> Form von Gesprächen, Workshops und Arbeitskreisen sollke<strong>in</strong>esfalls der E<strong>in</strong>druck von neuen Gestaltungsforen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Kommune entstehen, die parallelzu gesetzlich legitimierten Gremien agieren.Ziel des Beteiligungsprozesses ist es vielmehr, Expertenwissen und lokales Know-how für das geme<strong>in</strong>sameZiel <strong>Klimaschutz</strong> zu bündeln. Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>Klimaschutz</strong>konzept vorgeschlagenen Maßnahmenund Strukturen sollten idealerweise langfristig, also auch über mehrere Legislaturperioden, wirken.E<strong>in</strong>e enge E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Parteien und der politischen Gremien kann allerd<strong>in</strong>gs auch den Entwicklungsprozessbeh<strong>in</strong>dern, wenn parteipolitisches Kalkül die Sachdiskussion beh<strong>in</strong>dert oder unmöglich macht.Politisch legitimierte Gremien (Geme<strong>in</strong>derat, Umweltausschuss) sollten aber regelmäßig und vor allemvor Abschluss des Konzepts über den Projektfortschritt <strong>in</strong>formiert werden und dabei die Möglichkeitbesitzen, Anmerkungen und Ergänzungen vorzubr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung der Parteien kann zudemüber Gespräche erfolgen.E<strong>in</strong> Sonderfall ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Verwaltungsspitze (Bürgermeister bzw. Amtsleiter). Da diese auchVorsitzende politischer Gremien (und zum Teil auch der Stadtwerke) se<strong>in</strong> können und e<strong>in</strong>en entscheidendenE<strong>in</strong>fluss auf die Umsetzung des Konzepts haben, sollten auch mit dieser Ebene Strategiegesprächegeführt werden.Letztendlich muss über die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung politischer Gremien aber <strong>in</strong> jeder Kommune selbständig entschiedenwerden.Punktuelle Ergänzung derentwickelten Maßnahmen1.3 Ergänzung der Maßnahmenvorschläge durch BearbeiterDer partizipative Prozess bildet e<strong>in</strong>e wichtige Grundlage, um Maßnahmenideen vonlokalen Akteuren zu sammeln. Es ist Aufgabe des Gutachters, die Ideen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emMaßnahmenpool zu sammeln und zu strukturieren. Er muss e<strong>in</strong>schätzen können,ob sich aus den gesammelten Maßnahmenvorschlägen e<strong>in</strong> umsetzbares und wirkungsvolles<strong>Klimaschutz</strong>konzept entwickelt lässt. Gegebenenfalls sollte der Maßnahmenpoolum Maßnahmen erweitert werden, die für e<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept fürunabd<strong>in</strong>gbar gehalten werden. Inwieweit die gesammelten Maßnahmen ausreichen,soll anhand der folgenden Kriterien geklärt werden.Maßnahmen schaffen gut funktionierende Strukturen. Neben neuen Stellen werdenauch Zuständigkeiten klar def<strong>in</strong>iert und dauerhaft Gelder zur Verfügung gestellt. Verbundenist dies mit e<strong>in</strong>em Controll<strong>in</strong>g der Aktivitäten. Das Controll<strong>in</strong>g ist entweder<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelmaßnahmen <strong>in</strong>tegriert oder wird als separate Maßnahme aufgeführt.Die Maßnahmen sollten e<strong>in</strong> guter Mix aus kurz-, mittel- und langfristigen Wirkungsansätzense<strong>in</strong>. Kurzfristige Maßnahmen s<strong>in</strong>d häufig öffentlichkeitswirksamund sorgen für schnelle erste Erfolge. Mittel- und langfristige Maßnahmen bedürfendagegen e<strong>in</strong>er Vorbereitungszeit und verfolgen langfristigere Ziele.Es sollten sowohl Maßnahmen formuliert werden, die konkret das Handlungsfeldder Kommune als auch andere wichtige Institutionen und die breite Öffentlichkeitbee<strong>in</strong>flussen.Die Maßnahmen orientieren sich u.a. an den ermittelten CO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenzialen.Es ist deswegen zu prüfen, ob der Schwerpunkt der Maßnahmen sich auch <strong>in</strong> derHöhe der ermittelten Potenziale und der relevanten Handlungsfelder ( Praxis-H<strong>in</strong>weis „Handlungsfelder, Akteure und Zielgruppen“) widerspiegelt und gleichzeitigauch der begrenzte E<strong>in</strong>flussbereich der Kommune berücksichtigt wird.294


MaßnahmenkatalogB 6Die Maßnahmen im Konzept stehen nicht e<strong>in</strong>zeln für sich, sondern bauen meistaufe<strong>in</strong>ander auf. Die verschiedenen Wirkungsansätze ( Kap. B 6.2.1) gilt es dabeizu berücksichtigen. Auch die Nutzung von Synergien aus e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmensollte im Blickfeld der Analyse stehen.Handlungsfelder, Akteure und ZielgruppenBei der Aufgliederung der Maßnahmen nach Handlungsfeldern hat es sich bewährt, diese an den <strong>in</strong>der CO 2 -Bilanz betrachteten Sektoren (z.B. Stadteigene E<strong>in</strong>richtungen, Private Haushalte, Gewerbe)auszurichten. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es noch übergreifende Handlungsfelder, die alle Verbrauchssektorenbetreffen und im Rahmen von Maßnahmen gesondert unterteilt werden können. Beispiele für sektorübergreifendeMaßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>Klimaschutz</strong>wettbewerbe, Klimatage, Qualifizierungsangebote (z.B.für Handwerk, Ingenieure und Architekten) oder Verpflichtung zu Effizienzstandards.Im Rahmen dieses Leitfadens werden die Handlungsfelder für Maßnahmen <strong>in</strong> Kapitel C noch e<strong>in</strong>malgenauer erläutert.In jedem Fall sollten die Maßnahmen aus den betrachteten Handlungsfeldern e<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen zugeordnetse<strong>in</strong>, um deutlich zu machen, wer letztendlich die CO 2 -M<strong>in</strong>derung umsetzt. Ebenso muss derAkteur bzw. der Initiator genannt werden, der direkt an der Planung und Umsetzung der Maßnahme beteiligtist. Akteur und Zielgruppe können bisweilen identisch se<strong>in</strong> (z.B. E<strong>in</strong>führung des Energiemanagementsdurch das Hochbauamt). In der Regel handelt es sich aber um verschiedene Personengruppen,z.B. bei Energiesparkampagnen, bei denen die Zielgruppe die privaten Haushalte, die Akteure aber dieStadtverwaltung, Stadtwerke usw. s<strong>in</strong>d.Bisweilen s<strong>in</strong>d die Zielgruppen ihrerseits wiederum Akteure, die weitere Personen zu <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenmotovieren. Zum Beispiel kann die Stadt als Hauptakteur und Initiator den Sportvere<strong>in</strong>en Zuschüssenfür <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen ihrer Mitglieder geben.Praxis-H<strong>in</strong>weis295


B 6MaßnahmenkatalogMaßnahmenauswahl alskomplexer ProzessVerknüpfung vonMaßnahmenAbstimmung mit<strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten derKommune2. Maßnahmenauswahl und -bewertungDa die Mittel der Kommune für die Umsetzung meist begrenzt s<strong>in</strong>d, beg<strong>in</strong>nt bereitswährend der Maßnahmensammlung und -entwicklung e<strong>in</strong> Auswahlprozess. Bei derendgültigen Auswahl von Maßnahmen s<strong>in</strong>d verschiedene D<strong>in</strong>ge zu berücksichtigen.Viele Maßnahmen können ihre Wirkung erst als Verbund verschiedener und koord<strong>in</strong>ierterAktivitäten entfalten („lnstrumenten-Mix“). So können Informationsangeboteund die Vernetzung relevanter Akteure beispielsweise bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es kommunalenFörderprogramms zur erfolgreichen Umsetzung e<strong>in</strong>es solchen beitragen.Re<strong>in</strong> technische E<strong>in</strong>zelmaßnahmen an Gebäuden würden zwar bei dem jeweiligenObjekt e<strong>in</strong>e CO 2 -M<strong>in</strong>derung bewirken, ohne Öffentlichkeitsarbeit und weitere Maßnahmenzur Verbreitung des Standards auf andere Gebäude wäre die Wirkung aufdie gesamten CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune aber ger<strong>in</strong>g.Solche E<strong>in</strong>zeImaßnahmen sollten zu Paketen oder gar zu abgestimmten Konzeptenzusammengefasst werden. Bei der Darstellung von Maßnahmen ist es daher wichtig,dass über Querverweise auch „flankierende Maßnahmen" aufgezeigt werden, welchedie <strong>Klimaschutz</strong>wirkung verstärken.Neben dem Mix der Instrumente spielt es auch e<strong>in</strong>e Rolle, <strong>in</strong>wieweit <strong>Klimaschutz</strong>bereits Bestandteil der Kommunalpolitik ist. In e<strong>in</strong>er Kommune, die das Thema geradeerst für sich entdeckt hat, müssen Öffentlichkeit und Verwaltung zunächst sensibilisiertund die notwendigen Strukturen geschaffen werden. War die Kommunebereits verstärkt tätig, sollten bestehende Strukturen auf deren Wirksamkeit überprüftund gegebenenfalls modifiziert und ausgebaut werden. Die bereits aktivierte Öffentlichkeitkann dann <strong>in</strong> der neuen Phase <strong>in</strong>sbesondere zu Spezialthemen vertieft <strong>in</strong>formiertwerden.Für die Umsetzungsphase ist zudem e<strong>in</strong>e Vorab-Bewertung der Maßnahmen durchden Gutachter nach verschiedenen quantitativen und qualitativen Kriterien empfehlenswert( Kap. B 6.2.2), welche e<strong>in</strong>fach und übersichtlich aufzeigen, mit welchemAufwand und welchen Potenzialen e<strong>in</strong>e Kommune bei der Umsetzung rechnenkann.Grenzen undMöglichkeitenkommunalen Wirkens2.1 Wirkungsansätze von MaßnahmenAus der Tradition heraus wird bei kommunalen Möglichkeiten auch heute noch häufigzunächst e<strong>in</strong>mal an ordnungspolitische gedacht. Derzeit ist das Themenfeld <strong>Klimaschutz</strong>allerd<strong>in</strong>gs immer noch nicht als kommunale Pflichtaufgabe verankert. Die <strong>Kommunen</strong>haben deshalb ordnungspolitisch nur begrenzt Gestaltungsmöglichkeiten.Im Rahmen der Dase<strong>in</strong>svorsorge und mit dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung derKommune sollte das Thema <strong>Klimaschutz</strong> trotzdem auf breiter Ebene unterstützt werden.Deswegen ist es umso wichtiger, dass die <strong>Kommunen</strong> erkennen, dass es überordnungsrechtliche Instrumente h<strong>in</strong>aus noch e<strong>in</strong>e Vielzahl an Maßnahmen mit anderenWirkungsansätzen gibt. In Tab. 25 s<strong>in</strong>d diese Wirkungsansätze kurz dargestelltund im Folgenden erläutert.296


MaßnahmenkatalogB 6MaßnahmenartStrukturierende MaßnahmenÖffentlichkeitsarbeit und InformationVernetzungOrdnungsrecht/PolitikF<strong>in</strong>anzierungTechnische MaßnahmenZiel/SchwerpunktGrundlagen für die Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> derKommune; Bereitstellung von personellen und f<strong>in</strong>anziellenRessourcen; Def<strong>in</strong>ition der ZuständigkeitenBewusstse<strong>in</strong>sbildung und InformationSynergien durch Akteursvernetzung mit der Kommune alse<strong>in</strong>em neutralen ModeratorFestlegung von Standards/Rahmenbed<strong>in</strong>gungenDirekte Förderung von technischen MaßnahmenUmsetzung an eigenen GebäudenTabelle 25:Übersicht über Wirkungsansätzevon MaßnahmenQuelle:ifeu.Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>arbeit wird ohne funktionierende Strukturen nicht dauerhafteffizient und effektiv ihre Ziele erreichen können. Unter Schaffung von Strukturenwerden hier die Bereitstellung von personellen und f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen und dieDef<strong>in</strong>ition von Zuständigkeiten verstanden. Die zukünftige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der <strong>Klimaschutz</strong>verantwortlichen<strong>in</strong> den bestehenden Verwaltungsapparat und die kommunalenNetzwerke spielt dabei e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.StrukturierendeMaßnahmenManche <strong>Kommunen</strong> beg<strong>in</strong>nen hier praktisch bei null, und es bedarf des Aufbaus solcherStrukturen als Basis des Konzepts. Bei im <strong>Klimaschutz</strong> bereits aktiven <strong>Kommunen</strong>sollte geprüft werden, <strong>in</strong>wieweit bestehendes Personal, aktuell bereitgestelltef<strong>in</strong>anzielle Mittel und ausgewiesene Zuständigkeiten für die Umsetzung e<strong>in</strong>es neuen<strong>Klimaschutz</strong>konzepts ausreichen ( Kap. A 1.3).In beiden Fällen sollte beachtet werden, dass es sich bei den im Konzept vorgeschlagenenMaßnahmen zu großen Teilen um zusätzliche Maßnahmen und Belastungenhandelt. Es ist davon auszugehen, dass deswegen bereits <strong>in</strong> dem Themenfeld aktiveMitarbeiter und auch die f<strong>in</strong>anzielle Ausstattung nicht oder nur bed<strong>in</strong>gt im Konzepte<strong>in</strong>geplant werden können. Deswegen wird empfohlen, schon im Konzept darzustellen,welche Mittel sowohl personeller als auch f<strong>in</strong>anzieller Art für die Umsetzungdes Konzepts zusätzlich nötig oder bereits abgedeckt s<strong>in</strong>d.Informations- und Öffentlichkeitsarbeitsmaßnahmen s<strong>in</strong>d nicht nur vergleichsweisegünstig, sondern bieten im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> auch verschiedene Vorteile.<strong>Kommunen</strong> haben gegenüber übergeordneten Ebenen den Vorteil, dass sie unmittelbarund regelmäßig <strong>in</strong> Kontakt mit den Akteuren vor Ort stehen und zumeist alsneutraler Akteur gesehen werden, der ke<strong>in</strong>e Eigen<strong>in</strong>teressen verfolgt. Zudem werdenseitens der Akteure lokale Aktivitäten verstärkt wahrgenommen und haben e<strong>in</strong>e direktereWirkung als „abstrakte“ Aktionen auf Landes- Bundes- oder EU-Ebene.Maßnahmen derÖffentlichkeitsarbeitDie Wirkung der Maßnahmen ist zwar nur begrenzt messbar, verschiedene Evaluationenzeigen aber, dass durchaus konkrete Aktivitäten <strong>in</strong>folge der Angebote entstehen.Auch für e<strong>in</strong>en dauerhaften gesellschaftlichen Wandel und für e<strong>in</strong>e Bewusstse<strong>in</strong>sbildungzum Thema seitens der Akteure s<strong>in</strong>d diese Maßnahmen unersetzlich.Zudem ist Informations- und Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenvor Ort bekannt und auf Vorteile und Handlungsmöglichkeiten aufmerksam zumachen. Um e<strong>in</strong>e breitere Wirkung der Maßnahmen zu erzielen, sollten InformationsundÖffentlichkeitsarbeitsmaßnahmen andere <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen ergänzen.Der Form der Öffentlichkeitsarbeit, z.B. Veranstaltungen, Beratungsangebote, Broschüren,Demonstrationsobjekte oder Webseiten, s<strong>in</strong>d im Grunde ke<strong>in</strong>e Grenzengesetzt. Es sollte stets darauf geachtet werden, dass klar ist, wer die Zielgruppe e<strong>in</strong>erMaßnahme ist, um die Angebote dementsprechend zu gestalten.297


B 6MaßnahmenkatalogProfessionelle Hilfe von außen, <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Öffentlichkeitsarbeitsreferatoder <strong>in</strong> Kooperation mit Partnern, erhöht die Erfolgschancen ( H<strong>in</strong>tergrund-Information„Kommunikationskonzept“).H<strong>in</strong>tergrund-InformationKommunikationskonzept<strong>Klimaschutz</strong> wird nur zum Teil von der Kommune, im Wesentlichen aber von allen lokalen Akteurenumgesetzt. Deswegen muss das Thema auch die breite Öffentlichkeit erreichen. Kommunikationskonzepteim Rahmen des Stadtmarket<strong>in</strong>gs oder der täglichen Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung s<strong>in</strong>ddazu geeignete Instrumente.Der Vorteil der direkten Ansprache der Akteure ist neben den ger<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>vestiven Kosten (im Gegensatzzu e<strong>in</strong>em Förderprogramm), dass sich die Stadt mit der Besetzung e<strong>in</strong>es Zukunftsthemas e<strong>in</strong>en Standortvorteilverschaffen kann. Gleichzeitig können sich die Bürger mit e<strong>in</strong>er zukunftsfähigen Stadt gutidentifizieren.Im Folgenden werden die Eckpunkte dargestellt, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Kommunikationskonzept enthaltense<strong>in</strong> sollten:Analyse der Ausgangssituation: Als Instrument dient e<strong>in</strong>e SWOT-Analyse, die auch schon Grundlageder qualitativen Ist-Analyse se<strong>in</strong> kann. E<strong>in</strong>e kurz gefasste SWOT-Analyse erlaubt es, schnell die Stärkenund Schwächen sowie die Chancen und Risiken der Ausgangslage zum <strong>Klimaschutz</strong> zu erfassen.Dies bildet e<strong>in</strong>e gut zugängliche Basis für die Festlegung der Zielgruppen und derKommunikationsziele.Zielgruppenanalyse: In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt muss geklärt werden, welche Zielgruppen mit welchenMitteln angesprochen werden können. Neben den Akteuren, die direkt mit Maßnahmen angesprochenwerden, s<strong>in</strong>d Multiplikatoren wie Presse, Politik, Wirtschaft, Vere<strong>in</strong>e oder Kulture<strong>in</strong>richtungenmit e<strong>in</strong>zubeziehen. Auch sollte die allgeme<strong>in</strong>e Öffentlichkeit und die benötigten Kommunikationsmittel<strong>in</strong> die Analyse mit e<strong>in</strong>bezogen werden.Positionierung des Thema <strong>Klimaschutz</strong>: Mit der Zielgruppenanalyse wird zunächst geprüft, <strong>in</strong>wieweitdas Thema <strong>in</strong> den jeweiligen Zielgruppen verankert ist (Ist-Zustand) und welche Rolle es <strong>in</strong> Zukunftspielen sollte (Soll-Positionierung). Dazu muss auch geklärt werden, welche Botschaften kommuniziertwerden sollen. Die Entwicklung e<strong>in</strong>er Dachmarke mit hohem Wiedererkennungswert kannzudem hilfreich se<strong>in</strong>, <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der Kommune zu <strong>in</strong>stitutionalisieren.Maßnahmenentwicklung und Verknüpfung mit Maßnahmenkatalog: Auf Grundlage des vorliegendenMaßnahmenkataloges werden nun konkrete Kommunikationsmaßnahmen formuliert. E<strong>in</strong> modularerAufbau ist hier wichtig. Es empfiehlt sich deswegen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Starterkampagne <strong>Klimaschutz</strong>zu e<strong>in</strong>em Thema zu machen. Dies sollte geme<strong>in</strong>sam und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Umsetzung vone<strong>in</strong>fachen und öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen des Maßnahmenkataloges geschehen.Instrumentenplanung: Für die Umsetzung des Kommunikationskonzepts steht e<strong>in</strong>e Vielzahl vonmöglichen Instrumenten zur Verfügung. Die Auswahl richtet sich nach der angesprochenen Zielgruppe,dem Kommunikationsziel und natürlich den f<strong>in</strong>anziellen und personellen Möglichkeiten.Folgende Instrumente können exemplarisch zum E<strong>in</strong>satz kommen: Pressearbeit, Internetangebote,<strong>Klimaschutz</strong>stadtplan, Energietage, Plakate, Infoflyer zum <strong>Klimaschutz</strong>, <strong>Klimaschutz</strong>-Newsletter, Projekt-Datenblätterfür Best-Practice-Projekte im <strong>Klimaschutz</strong>, Infostand auf Messen oder öffentlichenVeranstaltungen etc.Maßnahmen zurVernetzung von AkteurenNahezu alle lokalen Akteure haben <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Weise Kontakt zur kommunalenVerwaltung. Die kommunale Verwaltung verfolgt <strong>in</strong> ihrem Handeln ke<strong>in</strong>e konkretenEigen<strong>in</strong>teressen, sondern orientiert ihr Handeln am Nutzen für das Allgeme<strong>in</strong>wohl.Dies kann der Kommune <strong>in</strong> Prozessen die Möglichkeit verschaffen, als relativ neutralangesehener Akteur zwischen verschiedenen Interessenlagen zu vermitteln.Dadurch kann die Kommune, ähnlich wie <strong>in</strong> Agenda-Prozessen, auch im kommunalen<strong>Klimaschutz</strong> Prozesse <strong>in</strong>itiieren und Akteure zusammenführen. Ihre Rolle ist dabeie<strong>in</strong>e Mischung aus Moderator, Mediator und auch Initiator. Sie kann auf Akteure zugehenund diese zum Mitwirken motivieren oder auch längerfristige Prozesse durchdauerhafte Präsenz „am Leben erhalten“.298


MaßnahmenkatalogB 6Auch <strong>Klimaschutz</strong>agenturen, die mehrheitlich im Besitz der <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d, könnendiese Netzwerkfunktion übernehmen, wenn die Anb<strong>in</strong>dung an die Kommune gegebenist und die Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts <strong>in</strong> enger Abstimmung mit derKommune erfolgt.In Kapitel A werden die verschiedenen hoheitlichen Möglichkeiten aufgezeigt, die<strong>Kommunen</strong> besitzen. Derzeit ist der Gestaltungsrahmen für <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> diesemBereich noch relativ ger<strong>in</strong>g. Die Kommune wird deswegen auch neben den rechtlichenPotenzialen vor allem die privatwirtschaftlichen Möglichkeiten ausnutzen undgegenüber Akteuren als Geschäftspartner auftreten.Maßnahmen aus demOrdnungrecht und fürdie PolitikZudem werden Akteure für den <strong>Klimaschutz</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt durch zusätzliche Auflagenund E<strong>in</strong>griffe motiviert. Das Instrument der rechtlichen Regulierung sollte deswegensparsam e<strong>in</strong>gesetzt werden und durch Öffentlichkeitsarbeit vorbereitetwerden, um e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz dafür zu erhalten.In Zeiten knapper Kassen s<strong>in</strong>d Förderprogramme seitens der Kommune politischschwer darstellbar. Allerd<strong>in</strong>gs spielt auch hier die Vermarktung des Themas e<strong>in</strong>e wichtigeRolle. Wird <strong>Klimaschutz</strong> vom Bürger als wesentliche Aufgabe der Kommune gesehen,ist er auch bereit, fünf bis zehn Euro pro Jahr dafür zur Verfügung zu stellen.Maßnahmen derF<strong>in</strong>anzierungE<strong>in</strong>e Breitenförderung der Kommune ist nicht notwendig, da es bereits umfangreicheProgramme auf Landes- und Bundesebene gibt. Überregionale Förderprogrammekönnten durch die Kommune z.B. „optimiert“ werden, <strong>in</strong>dem höhere energetischeStandards zusätzlich gefördert werden. E<strong>in</strong>e weitere Option der f<strong>in</strong>anziellen Förderungist die Unterstützung der E<strong>in</strong>führung regionaler Standards. Werden diese e<strong>in</strong>gehalten,können die Umsetzer mit e<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>anziellen Förderung rechnen. Dies kanndie Akzeptanz erhöhen und die schnellere Umsetzung solcher Standards zur Folgehaben.Damit die f<strong>in</strong>anzielle Förderung nicht von der Kommune alle<strong>in</strong>e getragen wird, solltenach Kooperationspartnern und Unterstützern gesucht werden. Diese s<strong>in</strong>d vermehrtzur Unterstützung bereit, wenn diese durch die Förderung Vorteile, wie z.B. zusätzlicheAufträge, erwarten können.Die Kommune kann und sollte im Rahmen des Konzepts auch selbst technische Maßnahmen<strong>in</strong>itiieren und umsetzen. Technische Maßnahmen, wie beispielsweise dieGebäudesanierung der eigenen Liegenschaften oder die Modernisierung der Straßenbeleuchtung,sollten dabei die Energieeffizienz als wichtiges Kriterium berücksichtigen.Bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit zeigt sich, dass gerade dieenergieeffizienteste Lösung bei e<strong>in</strong>er Betrachtung der Kosten über die gesamte Lebensdauerund unter Berücksichtigung steigender Energiepreise auch zumeist diewirtschaftlichste Lösung ist.Technische MaßnahmenIm H<strong>in</strong>blick auf die Vorbildwirkung der Stadt und auch die Außendarstellung machendiese <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten die Kommune als Akteur glaubhaft. Getreu dem Motto„Tue Gutes und rede darüber“ sollten solche Maßnahmen auch mit e<strong>in</strong>er damit verbundenenÖffentlichkeitsarbeit verknüpft se<strong>in</strong>.2.2 Bewertungsmöglichkeiten von MaßnahmenEs gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl von Möglichkeiten, <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen zu bewerten.Neben wirtschaftlichen Kriterien (z.B. Höhe der Investitionskosten, Betriebs- oderMöglichkeiten zur Bewertungvon Maßnahmen299


B 6MaßnahmenkatalogVolkswirtschaftlichkeit oder CO 2 -Vermeidungskosten) spielen die Höhe der CO 2 -M<strong>in</strong>derung über die Laufzeit der Maßnahme und der Grad der Erreichung vorgegebenerZiele e<strong>in</strong>e Rolle. Dazu kommen Sozialverträglichkeit, Faktoren der Akzeptanzbei Politik, Verwaltung, externen Akteuren und der Bevölkerung generell. Zur besserenHandhabbarkeit beschränken wir uns im Folgenden auf wenige Faktoren alsKernelemente zur Bewertung von Maßnahmen. Diese können jederzeit durch weitereKriterien ergänzt werden.Priorität der MaßnahmeAls wesentliches Kriterium wird die Priorität e<strong>in</strong>er Maßnahme aus Sicht des Gutachtersaufgenommen. In diese (subjektive) Bewertung gehen neben dem Ausmaß der <strong>Klimaschutz</strong>effekteund wirtschaftlichen Kriterien auch quantitativ schwer zu bewertendeKriterien e<strong>in</strong>. Dazu gehören die Akzeptanz <strong>in</strong> Politik und Verwaltung, die Sozialverträglichkeit,weitere Umweltwirkungen (z.B. Schadstoffemissionen <strong>in</strong> Inversionsgebieten)und Ähnliches.Auch die Dr<strong>in</strong>glichkeit auf der Zeitskala wird dabei berücksichtigt. Oft gibt es für dieUmsetzung e<strong>in</strong>er Maßnahme günstige Zeitpunkte, die e<strong>in</strong>e Umsetzung Erfolg versprechendmachen (z.B. Beg<strong>in</strong>n/Ende e<strong>in</strong>es Bundesförderprogramms).Aber auch die aktuelle Motivation und E<strong>in</strong>stellung von lokalen Akteuren verändertsich über die Zeit und muss bei der Betrachtung von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen berücksichtigtwerden. Manche Maßnahmen besitzen Relevanz für viele andere Maßnahmen.Sie flankieren diese oft nicht nur, sondern bilden die Grundlage zu deren Umsetzung.Sie f<strong>in</strong>den sich dementsprechend häufiger auch bei der Maßnahmenbeschreibunganderer Maßnahmen wieder, was sich wiederum auf ihre Prioritätsbewertung auswirkt.Die endgültige Prioritätenfestlegung erfolgt <strong>in</strong> Abwägung der verschiedenen Faktorendurch den Erstellter des Konzepts <strong>in</strong> Absprache mit dem Auftraggeber oder <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Abschlussworkshop ( Praxis-H<strong>in</strong>weis „Prioritätenfestlegung im Abschlussworkshop“).Auf Maßnahmen mit hoher Priorität sollte die Kommune bei Beg<strong>in</strong>n derUmsetzung e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk legen.Praxis-H<strong>in</strong>weisPrioritätenfestlegung im AbschlussworkshopIn e<strong>in</strong>em Abschlussworkshop werden die bisherigen Ergebnisse sowie der vorläufige Maßnahmenkatalogpräsentiert. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre Anregungen und Ergänzungen beizusteuern.Zudem s<strong>in</strong>d abschließend Priorität der Maßnahmen, F<strong>in</strong>anzierung, Aufgabenverteilung und sichdaraus ergebende nächste Schritte zu klären.Die Auswahl der Teilnehmer ist mit dem Ansprechpartner aus der Kommune zu klären. Idealerweisewerden die Teilnehmer aus den Gesprächspartnern und Teilnehmern der bisherigen Workshops ausgewählt.Möchte die Kommune e<strong>in</strong>e möglichst breite Beteiligung, ist auch e<strong>in</strong>e offenere Veranstaltungsformmit offener Beteiligung möglich. Besteht andererseits auch noch am Ende großer Klärungsbedarfbezüglich der Aufgabenverteilung und der Entwicklung zukünftiger Strukturen <strong>in</strong> der Verwaltung, könnendiese Fragen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em verwaltungs<strong>in</strong>ternen Workshop abschließend anhand des vorliegendenMaßnahmenkataloges geklärt werden.WirkungstiefeFür die Qualität von Maßnahmen soll im Folgenden der Begriff der Wirkungstiefee<strong>in</strong>geführt werden. Sie ist ger<strong>in</strong>g bei Maßnahmen der Gefahrenabwehr, mittel beiMaßnahmen der technischen Vorsorge und groß bei strukturellen Maßnahmen.Umwelthandeln, das an kurzfristigen Erfolgen orientiert ist, <strong>in</strong>sbesondere unter demE<strong>in</strong>fluss der politischen Wahlzyklen, wird deshalb meist an den Maßnahmen ger<strong>in</strong>geroder mittlerer Wirkungstiefe ansetzen. Die Erfolge werden allerd<strong>in</strong>gs nicht von Dauer300


MaßnahmenkatalogB 6se<strong>in</strong>, da die zugrunde liegenden Strukturen nicht verändert wurden. Technische E<strong>in</strong>zelmaßnahmen,die weiter ke<strong>in</strong>e Änderung im Nutzerverhalten bewirken, habene<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Wirkungstiefe, auch dann, wenn ihr quantitativer Beitrag zu e<strong>in</strong>er THG-M<strong>in</strong>derung groß se<strong>in</strong> kann. Die Wirkungstiefe e<strong>in</strong>er Energieträgersubstitution mussebenfalls als ger<strong>in</strong>g angesehen werden.Dagegen haben Maßnahmen, die auf e<strong>in</strong>e Optimierung der Energieumwandlung,e<strong>in</strong>e Wirkungsgradverbesserung oder e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des Nutzwärmebedarfsdurch z.B. Wärmedämmung abzielen, e<strong>in</strong>e mittlere Wirkungstiefe. Der E<strong>in</strong>satz regenerativerEnergien hat e<strong>in</strong>e mittlere Wirkungstiefe, da er an der Nutzenergienachfrageprimär nichts ändert.Die größte Wirkungstiefe haben Maßnahmen, die auf e<strong>in</strong>e grundsätzliche Verr<strong>in</strong>gerungdes Energiebedarfs beim Verbraucher abzielen. Das können strukturelleMaßnahmen se<strong>in</strong>, wie z.B. die Wandlung e<strong>in</strong>es EVU zu e<strong>in</strong>em Energiedienstleistungsunternehmenoder die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>tegrierter Planungsansätze. Insbesondere s<strong>in</strong>d esaber Maßnahmen im Bereich des Wertewandels (z.B. geändertes Konsum- oder Verkehrsverhalten).Maßnahmen können unter verschiedenen Aspekten auch unterschiedlicheWirkungstiefen haben. So gilt beispielsweise das Austauschen vonGlühlampen gegen Energiesparlampen etwa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verwaltung als punktuelle Maßnahmevon ger<strong>in</strong>ger Wirkungstiefe. Wird jedoch e<strong>in</strong> Programm „Energiesparlampe“mit dem Ziel durchgeführt, die Bevölkerung für das Thema „rationelle Energieverwendung“zu sensibilisieren, wenn die Energiesparlampe sozusagen der Aufhänger füre<strong>in</strong> weiter reichendes Anliegen ist, so hat die Aktion e<strong>in</strong>e große Wirkungstiefe.E<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept sollte aus e<strong>in</strong>er Mischung von Maßnahmen mit ger<strong>in</strong>ger,mittlerer und großer Wirkungstiefe bestehen. Die Maßnahmen mit ger<strong>in</strong>ger Wirkungstiefezielen auf e<strong>in</strong>e schnelle Umsetzung mit – meistens – wenigen Hemmnissenab, um mit sofort erzielbaren Erfolgsmeldungen die Stimmung für den lokalen<strong>Klimaschutz</strong> und weitergehende Maßnahmen zu verbessern. Die Maßnahmen mitgroßer Wirkungstiefe stehen für e<strong>in</strong>e langfristige <strong>Klimaschutz</strong>politik, erfordern abermehr Hemmnisbeseitigung, strukturelle Veränderungen usw.Die Emissionsmenge an CO 2 , die mit e<strong>in</strong>er Maßnahme e<strong>in</strong>gespart werden kann, iste<strong>in</strong> weiterer zentraler Leit<strong>in</strong>dikator. Indirekt werden damit auch die Verbrauchsm<strong>in</strong>derungvon fossilen Energieträgern und die Emissionsm<strong>in</strong>derung bei anderen Schadstoffenangezeigt.CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialeIn der kommunalen Praxis können zur Verstärkung der Argumentation auch die vielenweiteren positiven Umweltentlastungseffekte <strong>in</strong> prägnanter Form genannt und<strong>in</strong> die Argumentation <strong>in</strong>tegriert werden. Dieser sich örtlich auswirkende Zusatznutzenvon Energiespar- und Verkehrsvermeidungsmaßnahmen trägt erheblich zur Verbesserungder urbanen Lebensqualität bei (Verbesserung von Luftqualität undStadtklima, Lärmm<strong>in</strong>derung, Verkehrssicherheit usw.).Die Abschätzung der CO 2 -M<strong>in</strong>derung e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelmaßnahme kann allerd<strong>in</strong>gs vonsehr unterschiedlicher Güte se<strong>in</strong>. Es müssen die verschiedenen Wirkungsansätzevon Maßnahmen beachtet werden. Technische Maßnahmen, wie z.B. der Tausche<strong>in</strong>er Heizungskesselanlage gegen e<strong>in</strong>e neue und effizientere, lassen sich leicht h<strong>in</strong>sichtlichihres M<strong>in</strong>derungseffektes berechnen. Schwieriger wird dann schon die Abschätzung,wie viele Kesselanlagen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Zeitspanne umgestelltwerden könnten. Sie hängt wesentlich von der Sanierungsrate und wirtschaftlichenFaktoren, aber auch von der Akzeptanz dieser Maßnahme ab.301


B 6MaßnahmenkatalogSehr schwer quantifizierbar s<strong>in</strong>d Maßnahmen, die auf gezielte Verhaltensänderungbauen oder bei denen Rückkopplungs- und Verlagerungseffekte <strong>in</strong> der Wirkungsketteerwartet werden. Es s<strong>in</strong>d hier nur qualitative Aussagen möglich. Allgeme<strong>in</strong> kann festgestelltwerden, dass die Emissionsm<strong>in</strong>derung von Maßnahmen umso schwerer zuquantifizieren ist, je stärker diese auf langfristige Verhaltensänderungen abzielen.Bei denjenigen Maßnahmen, bei denen e<strong>in</strong>e quantitative Abschätzung vorgenommenwerden kann, wird das CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzial nach Ende der Laufzeit bzw.im Zieljahr (z.B. 2020) ermittelt. Läuft die Maßnahme mehrere Jahre, werden diejährlichen zusätzlichen M<strong>in</strong>derungseffekte addiert (nicht kumuliert) und ergebensomit das E<strong>in</strong>sparpotenzial der E<strong>in</strong>zelmaßnahme im letzten Jahr der Maßnahmenumsetzung.Das berechnete absolute CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzial e<strong>in</strong>er Maßnahme wirddann auf die gesamten CO 2 -Emissionen aller Sektoren <strong>in</strong> der Kommune bezogen.CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale verschiedener Maßnahmen müssen nicht unbed<strong>in</strong>gt addierbarse<strong>in</strong>. Die theoretische Summe der E<strong>in</strong>zelpotenziale kann größer ersche<strong>in</strong>enals die tatsächlich erreichte M<strong>in</strong>derung bei Realisierung aller Maßnahmen. Dies betriffthauptsächlich technische Maßnahmen mit überlappenden Wirkungsbereichen.Bei strukturellen oder auf das Verhalten abzielenden Maßnahmen ist es umgekehrtauch möglich, dass die M<strong>in</strong>derung bei Maßnahmenbündeln größer ist als die rechnerischeSumme der E<strong>in</strong>zelmaßnahmen.Effizienz von Anschubkostenbei Maßnahmenim EnergiebereichObwohl sich die vorgeschlagenen Maßnahmen <strong>in</strong> der Regel betriebswirtschaftlichrechnen, werden sie häufig nicht umgesetzt. Um die Investoren <strong>in</strong> diesen Fällen zue<strong>in</strong>er Maßnahme zu bewegen, müssen daher zusätzliche Anreize geschaffen werden.Den Aufwand für diese Anreize bezeichnen wir als „Anschubkosten“. Diese be<strong>in</strong>haltendie gesamten Programmkosten e<strong>in</strong>er Maßnahme und enthalten sowohl Geldleistungen(z.B. für Förderung oder Studien) als auch Personalkosten (die über diereguläre Verwaltungstätigkeit h<strong>in</strong>ausgehen). Diese Kosten werden auf die über dieNutzungszeit der <strong>in</strong>itiierten Maßnahme e<strong>in</strong>gesparte Menge der CO 2 -Emissionen bezogen.H<strong>in</strong>tergrund-InformationCO 2 -VermeidungskostenCO 2 -Vermeidungskosten lassen sich aus unterschiedlicher Perspektive berechnen (vgl. Öko-Institut1998).Bei der volkswirtschaftlichen Perspektive werden die Gesamtkosten über alle Elemente des jeweilsbetrachteten Systems ermittelt.Der gesellschaftliche Ansatz geht über die volkswirtschaftliche Perspektive noch h<strong>in</strong>aus, <strong>in</strong>dem erauch externe Kosten (z.B. Umweltschäden) berücksichtigt.Die e<strong>in</strong>zelwirtschaftliche Betrachtung erfolgt auf Grundlage e<strong>in</strong>er Rentabilitätsrechnung für denE<strong>in</strong>zelnen. Dar<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d auch alle Zuwendungen von außen für den E<strong>in</strong>zelnen berücksichtigt. Dadurchlassen sich die nötigen Unterstützungen von außen darstellen, welche das Individuum zur klimafreundlicherenAlternative bewegen.Im Budgetansatz werden nur diejenigen Kosten- und Ertragselemente berücksichtigt, die für die öffentlichenHaushalte relevant s<strong>in</strong>d (entspricht bei Ausgaben für den allgeme<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong> derEffizienz von Anschubkosten).Welches Modell im Grunde genutzt wird, hängt von der Ausgangsfragestellung ab. Im Rahmen vonkommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzepten wird der Budgetansatz (s.o.) empfohlen, da sich hierbei die Effizienzvon Maßnahmen aus Sicht der Kommune überschlägig darstellen lässt.302


MaßnahmenkatalogB 6Für die Umsetzung der Maßnahmen ist die Wirtschaftlichkeit der E<strong>in</strong>zelmaßnahmenaus Sicht des Investors von entscheidender Bedeutung. Es handelt sich hier also nichtum die Sicht der Stadt bzw. des Förderers oder Initiators.Betriebswirtschaftlichkeitder Maßnahme imEnergiebereichIn der Regel betrachten wir im Rahmen dieses Konzepts nur Maßnahmen, die sichbetriebswirtschaftlich rechnen. Das heißt, dass über die rechnerische Nutzungsdauerder umgesetzten Maßnahme mehr Energiekosten e<strong>in</strong>gespart werden als für die <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>vestitionzusätzlich bezahlt wurde.Zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit der Maßnahme verwenden wir den bekanntenBegriff der Amortisationszeit, d.h. der Zeit, nach der die (zusätzlichen) Aufwendungendurch die Summe der E<strong>in</strong>sparungen ausgeglichen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e gerade noch wirtschaftlicheMaßnahme entspricht dann e<strong>in</strong>er Amortisationszeit, die etwas kürzer alsdie Nutzungsdauer der Investition ist. E<strong>in</strong>e sehr wirtschaftliche Maßnahme entsprichte<strong>in</strong>er Amortisationszeit von e<strong>in</strong> bis zwei Jahren.Sehr wirtschaftlich s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestive Maßnahmen mit hohen E<strong>in</strong>spareffekten wiez.B. Optimierung der Regelung. Gut wirtschaftlich s<strong>in</strong>d zumeist Investitionen <strong>in</strong> dieAnlagentechnik. (Noch) wirtschaftlich s<strong>in</strong>d z.B. <strong>in</strong> den meisten Fällen die Mehrkostene<strong>in</strong>er Außenwanddämmung.ZusammenfassendesBewertungsrasterBei der Bewertung dieser Maßnahmen handelt es sich um e<strong>in</strong>e exakte (im Voraus)Bewertung und damit um e<strong>in</strong>e Abschätzung zukünftiger Effekte. Je nachdem, wiedie Umsetzung erfolgt, können sich die vorab getroffenen Bewertungen verschiebenoder neu bewertet werden. Da die Bewertung mit Unsicherheiten behaftet ist, wirdempfohlen, die verschiedenen Kriterien nicht nummerisch darzustellen, sondern <strong>in</strong>e<strong>in</strong> vorab def<strong>in</strong>iertes Raster mit Kategorien e<strong>in</strong>zuordnen. Dadurch wird die Grundaussageder jeweiligen Kriterien gut erfasst. Die Maßnahmen können leicht verglichenwerden, ohne sich im Detail zu verlieren.Um die Übersichtlichkeit zu bewahren wird empfohlen, etwa fünf Bewertungse<strong>in</strong>heitenfür jedes Kriterium zu entwickeln, welche die Erfüllung des Kriteriums widerspiegeln.Bei der Vorstellung der Kriterien werden dazu jeweils Beispiele genannt,<strong>in</strong>wieweit die Kriterien sortiert werden können, und anhand e<strong>in</strong>es Punkterasters erläutert.Je mehr Punkte erreicht werden, desto mehr wird das Kriterium erfüllt. DieTab. 26 zeigt für e<strong>in</strong> qualitatives und drei quantitative Kriterien im EnergiebereichBewertungsmöglichkeiten für Maßnahmen <strong>in</strong> Klimastadt auf.Punkte Priorität (Beispiele) Wirkungstiefe E<strong>in</strong>sparpotenzial(<strong>in</strong> % desGesamtpotenzials)5 Förderung „EnergetischeAltbausanierung“4 Unterstützung kommunalesHandwerk3 Effiziente Technik <strong>in</strong>städtischen Gebäuden2 Nicht für Konzept relevant1 Nicht für Konzept relevantGesamtkonzept<strong>Klimaschutz</strong>kommunikation<strong>Klimaschutz</strong>stadtplanE<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>esWärmesiegels<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> derStadtplanungSolaranlagen aufstädtischen LiegenschaftenEffizienz vonAnschubkosten(<strong>in</strong> Europro Tonne)Betriebswirtschaftlichkeit(Amortisationszeit<strong>in</strong> % derNutzungszeit)> 0,6% ≤ 0 0 bis 0,4% 0–10 20 bis 0,2% 10–25 40 bis 0,1% 25–40 60 bis 0,01% > 40 80 bis 100%Tabelle 26:Bewertungsmöglichkeitenfür MaßnahmenQuelle:ifeu.303


B 6MaßnahmenkatalogKosten der Maßnahme fürdie StadtverwaltungMaßnahmenumsetzung:Hemmnisse/VoraussetzungenFür die Umsetzung von Maßnahmen s<strong>in</strong>d Investitionskosten sowie laufende Personal-und organisatorische Kosten der E<strong>in</strong>zelmaßnahmen zum<strong>in</strong>dest im Vergleich mitanderen Maßnahmen von Bedeutung. Vor allem zusätzlicher personeller Aufwandstellt <strong>in</strong> vielen Fällen auch e<strong>in</strong>es der wichtigsten Hemmnisse für die Umsetzung vonMaßnahmen dar.Im Gegensatz zu den Maßnahmen im stationären Bereich, wo <strong>in</strong> der Regel nur wirtschaftlicheMaßnahmen betrachtet werden, ist e<strong>in</strong>e solche Bewertung und Auswahlfür den Bereich Verkehr sehr viel schwieriger. Hier hängt es entscheidend davon ab,welche positiven „Nebeneffekte“ die Maßnahmen zusätzlich haben (Gesundheitsförderung,Luftre<strong>in</strong>haltung, Lärmm<strong>in</strong>derung etc.) und wie diese f<strong>in</strong>anziell zu bewertens<strong>in</strong>d.Die aufgeführten Maßnahmenkosten beziehen sich auf die Kosten für die Kommune.Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Fällen nicht alle<strong>in</strong> dem Ziel des <strong>Klimaschutz</strong>es zuzurechnen,sondern entsprechen den Kosten für alle positiven Wirkungen der Maßnahme (Luftre<strong>in</strong>haltung,Lärmschutz, Wohn- und Aufenthaltsqualität, Verkehrssicherheit etc.).Kosten bzw. E<strong>in</strong>sparungen für die Maßnahmenzielgruppen (z.B. zusätzliche Betriebskostenfür ÖPNV-Anbieter, Ersparnisse oder zusätzliche Anschaffungskosten für Privatperson)s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> nicht enthalten.Kosten:Sehr ger<strong>in</strong>gGer<strong>in</strong>gMittelHochSehr hochbis 10.000 Eurobis 25.000 Eurobis 50.000 Eurobis 100.000 Euro> 100.000 EuroIm Bereich Verkehr spielen bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen die Umsetzungshemmnissee<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So haben beispielsweise restriktive Maßnahmen wieTempolimitierungen und Verkehrsbeschränkungen unter <strong>Klimaschutz</strong>aspekten e<strong>in</strong>günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, scheitern <strong>in</strong> der Umsetzung jedoch häufig an derAkzeptanz der Entscheidungsträger und der Zielgruppe der Kraftfahrzeugnutzer. Auchf<strong>in</strong>anzielle oder personelle Kapazitäten sowie der organisatorische Aufwand, z.B. durchdie Notwendigkeit von (z.T. ressortübergreifenden) Abstimmungsprozessen und Kooperationen,können Hürden darstellen. Jedes der Kriterien für Umsetzungshemmnissewird <strong>in</strong> der Bewertungsmatrix mit e<strong>in</strong>em Punkt aufgeführt, dabei wird die Matrix vonunten mit Punkten „aufgefüllt“.Ger<strong>in</strong>ge HemmnisseFünf Punkte Hohe Akzeptanz bei ZielgruppeVier Punkte Hohe Priorität bei AkteurenDrei Punkte Klare Zuständigkeiten bei AkteurenZwei Punkte Ger<strong>in</strong>ger organisatorischer AufwandE<strong>in</strong> Punkt Ger<strong>in</strong>ger f<strong>in</strong>anzieller Aufwand304


MaßnahmenkatalogB 63. Erstellung und Beschluss e<strong>in</strong>esMaßnahmenkatalogs3.1 Erstellung von MaßnahmenblätternAnhand der Bewertung von Maßnahmenwirkungen wurden die Maßnahmen für das<strong>Klimaschutz</strong>konzept ausgewählt. Im Konzept selbst werden diese Maßnahmen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Übersicht zunächst aufgeführt. Für jede E<strong>in</strong>zelmaßnahme empfiehlt es sich,weitere Informationen, die die Umsetzung betreffen, aufzuführen.Diese Informationen können für jede Maßnahme übersichtlich <strong>in</strong> Maßnahmenblätterauf maximal e<strong>in</strong>er Seite zusammengefasst werden, um e<strong>in</strong>en schnellen Überblick zugewährleisten, wie ihn vor allem Entscheidungsträger <strong>in</strong> Stadträten und -verwaltungenbenötigen.Das Praxis-Beispiel „Maßnahmenblatt für Klimastadt“ zeigt e<strong>in</strong>e Variante für e<strong>in</strong> solchesMaßnahmenblatt, das im Folgenden kurz erläutert werden soll.Die Maßnahme wird kurz beschrieben, eventuelle Zielgruppen und der Umsetzungszeitraummit den jährlichen Anschubkosten genannt. Bei den jährlichen Anschubkostender Stadt stellen wir diejenigen voraussichtlich nötigen Anschubkosten dar, welchedie Stadt als Initiator für die Dauer der Maßnahme aufbr<strong>in</strong>gen sollte, damit die Maßnahmezielführend umgesetzt werden kann. Kosten für zusätzliche Personalstellen s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> den Maßnahmenblättern enthalten. Aufwendungen anderer Akteure (Stadtwerke,andere Firmen, private Haushalte etc.) können zusätzlich aufgeführt werden.Der mögliche Initiator und weitere Akteure sowie Maßnahmen, die zur Ergänzungs<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>en, werden noch aufgeführt. Schlussendlich können noch H<strong>in</strong>weiseauf ähnliche Projekte, Beispiele, Effekte der Maßnahme oder ergänzende Empfehlungenzur Maßnahmenumsetzung gegeben werden.Auf der rechten Seite kann die Maßnahmenbeschreibung durch e<strong>in</strong>e Bewertungsmatrixergänzt werden, die e<strong>in</strong>e leichtere E<strong>in</strong>ordnung nach verschiedenen Gesichtspunktenerlaubt. Die Inhalte der Bewertungsmatrix erfolgen aus der Maßnahmenbewertung( Kap. B 6.2.2)Zusammenfassung derErgebnisse <strong>in</strong>Maßnahmenblättern305


B 6MaßnahmenkatalogPraxis-BeispielMaßnahmenblatt für KlimastadtHH3 <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der StadtplanungIntegriertes <strong>Klimaschutz</strong>konzept für KlimastadtStatus: Anpassung<strong>Klimaschutz</strong> wird Teil der Stadtenwicklung und Stadtplanung. Ansatzpunkte s<strong>in</strong>d Festlegungen durche<strong>in</strong>e solare Bauleitplanung und Festsetzung von Passivhausbauweise bei privatwirtschaftlichen Verträgenund der Veräußerung städtischer Grundstücke, Entwicklung von Versorgungsstrategien für Gebietemit hoher und mittlerer Verdichtung über KWK. Entwicklung von entsprechenden Kriterien fürdauerhafte Verankerung des <strong>Klimaschutz</strong>es.Zeitraum: ab 2010 (laufend),Aufwand/jährliche Anschubkosten: Euro 30.000 (zusätzliche Fachplanungen)Möglicher Akteur/Initiator: KlimastadtWeitere Akteure: Stadtwerke, eventuell WohnungsbaugesellschaftenErgänzende Maßnahmen: Förderung, „Energetische Altbausanierung“, „Modellprojekte <strong>Klimaschutz</strong>“,„Vorreiter Wohnungsbauunternehmen“H<strong>in</strong>weise/Beispiele/Effekte: Unterstützungstool AMICA des Klima-Bündnisses, Kriterien anderer Städtezur städtebaulichen und klimaschonenden Planung nutzen. Zunächst Prüfung von höheren Standardsfür e<strong>in</strong> Giblet. Instrumentenentwicklung unter Berücksichtigung der Bebauungsart und der Eigentumsverhältnisse.BewertungPrioritätWirkungstiefeE<strong>in</strong>sparpotenzial der MaßnahmeEffizienz von AnschubkostenBetriebswirtschaftlichkeit der Maßnahme3.2 Prioritäten- und ZeitplanZusammenfassung desMaßnahmenkatalogsS<strong>in</strong>d die Maßnahmen ausgewählt, bewertet und <strong>in</strong> Maßnahmenblättern ausgearbeitet,werden sie zur besseren Übersicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prioritäten- und Zeitplan für dienächsten Jahre aufgelistet.Ziel des Prioritäten- und Zeitplans ist es aufzuzeigen, was kurz und mittelfristig fürden kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> an f<strong>in</strong>anziellen und personellen Ressourcen <strong>in</strong>nerhalbder Verwaltung benötigt wird. Zudem kann anhand der Übersicht noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>ebessere Abstimmung des Gesamtpakets <strong>Klimaschutz</strong>konzept erfolgen.Für die Politik wird mit diesem Plan zudem e<strong>in</strong>e Übersicht geschaffen, wie viele Gelderfür konkrete Maßnahmen <strong>in</strong> Zukunft zusätzlich bereitgestellt und wann möglichstneue Personalstellen geschaffen werden sollten.306


MaßnahmenkatalogB 6Prioritäten- und Zeitplan für Klimastadt (Ausschnitt)Praxis-BeispielAbbildung 21Quelle:ifeu.Der Ausschnitt aus dem Prioritäten- und Zeitplan von Klimastadt zeigt auf, dass im Rahmen des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptesKlimastadt empfohlen wird, <strong>in</strong> den Jahren 2010 bis 2020 etwa fünf Mio. Euro pro Jahrzur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um zusätzliche Kosten, welche zu bestehenden Ausgabenfür Maßnahmen und Personal h<strong>in</strong>zugerechnet werden sollten. Dies entspricht Ausgaben im Schnittvon etwas mehr als fünf Euro pro E<strong>in</strong>wohner und Jahr.Da Klimastadt bereits <strong>in</strong> den vergangenen Jahren im <strong>Klimaschutz</strong> aktiv war, wird der Schwerpunkt derMaßnahmen im Ausbau und <strong>in</strong> der Qualitätsverbesserung der bestehenden Strukturen liegen. Um <strong>Klimaschutz</strong>zu e<strong>in</strong>em Breitenthema zu machen, werden die Investitionen <strong>in</strong> Maßnahmen, welche Multiplikatorenbetreffen, weiter ausgebaut. Alte Instrumente (z.B. im Haushaltsbereich) werden angepasst,bilden weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schwerpunkt der Aktivitäten, s<strong>in</strong>d aber nicht mit dementsprechend hohen Kostenverbunden.Was <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune über den Umsetzungszeitraum oder pro Jahrkosten darf, muss <strong>in</strong> jeder Kommune neu entschieden werden. Die Politik sollte <strong>in</strong>jedem Fall dafür sorgen, dass die Gelder dauerhaft zur Verfügung stehen, damit Planungund Umsetzung der Maßnahmen auch sichergestellt werden.Kosten und benötigtesPersonal für den<strong>Klimaschutz</strong>In der Praxis haben sich folgende Orientierungsgrößen bei kommunalen Konzeptenbewährt:Dauerhaft sollten m<strong>in</strong>destens drei bis fünf Euro pro E<strong>in</strong>wohner und Jahr bereitgestelltwerden.Die Kosten sollten über die E<strong>in</strong>zeljahre gestaffelt se<strong>in</strong>.Ambitionierte Städte kalkulieren vor allem zu Beg<strong>in</strong>n erhöhte Ausgaben, um Strukturenzu verbessern und damit auch gleich größere Aufgaben angehen zu können.307


B 6MaßnahmenkatalogKlimapolitisch „verhaltenen“ <strong>Kommunen</strong> wird empfohlen, <strong>in</strong> den ersten Jahrenmit schnellen und kostengünstigen Maßnahmen Erfolge und Wirtschaftlichkeitder <strong>Klimaschutz</strong>bemühungen aufzuzeigen (z.B. durch Schulungen von Hausmeisternöffentlicher Gebäude) und dann die Aufwendungen nach wenigen Jahrenzu erhöhen.Ambitionierte Städte geben bis zu zehn Euro pro E<strong>in</strong>wohner und Jahr aus.<strong>Klimaschutz</strong>vorreitern wurde bereits empfohlen, bis zu 30 Euro pro E<strong>in</strong>wohner undJahr auszugeben (hier allerd<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>anziert über e<strong>in</strong>en externen Bürgerfonds), umdie potenziellen <strong>Klimaschutz</strong>erfolge vor Ort <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie nicht nur an bundespolitischeRahmenbed<strong>in</strong>gungen zu knüpfen.In der Kostenaufstellung sollte zudem auch e<strong>in</strong>e Auflistung des durch das Konzeptentstehenden Personalbedarfs erfolgen. Dazu wird im Idealfall aufgelistet, <strong>in</strong> welchenÄmtern und Bereichen neue Personalstellen ab welchem Jahr bereitgestellt werdenmüssten. Dies sollte auch so im Zeitplan berücksichtigt se<strong>in</strong>.H<strong>in</strong>tergrund-InformationRegionale Wertschöpfung<strong>Klimaschutz</strong> ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Umwelt- und Ressourcenschutz. Die Folgen unseres Wirkens s<strong>in</strong>d bei <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenjedoch nicht unmittelbar sichtbar. Bis vor wenigen Jahren war es deswegenschwierig, <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>er breiten Masse als relevantes und <strong>in</strong>teressantes Thema zu präsentieren.Mit der Weiterentwicklung von Effizienztechnologien und steigenden Energiepreisen s<strong>in</strong>d <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenheute aber <strong>in</strong> weiten Bereichen wirtschaftlich geworden. <strong>Klimaschutz</strong> ist somit für alleSektoren und Akteure <strong>in</strong>teressant geworden. Durch das wirtschaftliche Handeln profitieren neben denEndnutzern auch e<strong>in</strong>e Vielzahl von Akteuren und nicht zuletzt die Kommune selbst. Vielfach wird <strong>in</strong>diesem Zusammenhang auch von der regionalen Wertschöpfung durch <strong>Klimaschutz</strong> gesprochen.Regionale Wertschöpfung umfasst alle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region erbrachten wirtschaftlichen Leistungen. WerdenHäuser saniert und erneuerbare Energien ausgebaut, kommt dies direkt der betreffenden Kommuneund den Akteuren, wie dem Handwerk, vor Ort zugute. Die Wertschöpfungsschritte reichen auf regionalerEbene zumeist von der Planung über die Umsetzung, Wartung und Reparatur bis zum Rückbauvon Anlagen. Gibt es produzierende Unternehmen vor Ort, werden diese auch berücksichtigt.IÖW (2010) def<strong>in</strong>iert regionale Wertschöpfung als die Schöpfung von ökonomischen Werten auf kommunalerEbene als Zusammensetzung aus:den erzielten Gew<strong>in</strong>nen (nach Steuern) beteiligter Unternehmen,den Nettoe<strong>in</strong>kommen der beteiligten Beschäftigten undden auf Basis der betrachteten Wertschöpfungsschritte gezahlten Steuern (Gewerbesteuer, Steuerauf E<strong>in</strong>kommen und Umsatzsteuer).Dieser unternehmerisch geprägten Betrachtungsweise kann zum e<strong>in</strong>en noch die Betrachtung aus Endverbrauchersichth<strong>in</strong>zugefügt werden, zum anderen der Standpunkt zur Regionalisierung der Geldströme.Während der Endverbraucher also durch se<strong>in</strong>e Investitionen Geld e<strong>in</strong>spart (Effizienz) oderverdient (erneuerbare Energien), profitieren gleichermaßen lokale Handwerksbetriebe wie auch die<strong>Kommunen</strong>.Die Umsetzung und Förderung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen ist heute also mehr denn je auch regionaleWirtschaftsförderung.Für die Berechnung der wirtschaftlichen Potenziale durch <strong>Klimaschutz</strong> bietet es sich an, sich an den ermitteltenCO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenzialen durch Effizienz und erneuerbare Energien zu orientieren. Anhandder im KLIMA-Szenario zusätzlich getätigten Investitionen und des für die Region angenommenen Umsatzanteilsfür regionale Unternehmen lassen sich das Auftragsvolumen und die benötigten Arbeitsplätzeabschätzen. Dadurch wird für die lokalen Akteure und Vor-Entscheider deutlich, was auchwirtschaftlich möglich ist, wenn die Endverbraucher alle technisch-wirtschaftlichen Potenziale nutzen.308


MaßnahmenkatalogB 6Regionale Wertschöpfungspotenziale <strong>in</strong> KlimastadtIn e<strong>in</strong>er IÖW-Studie (IÖW 2010) wurden für e<strong>in</strong>e Kommune, die <strong>in</strong> etwa Klimastadt entspricht und e<strong>in</strong>edurchschnittliche Ausbauquote von erneuerbaren Energien hat, beispielhaft e<strong>in</strong>mal die damit verbundenenAuswirkungen auf die regionale Wertschöpfung berechnet. Der Anteil von Strom aus erneuerbarenEnergien liegt bei 16,1 Prozent, im Bereich Wärme bei 8,4 Prozent und beim Kraftstoffverbrauchbei 5,5 Prozent.Insgesamt liegt die Wertschöpfung <strong>in</strong> etwa bei drei Mio. Euro, welche zu großen Teilen die Nettoe<strong>in</strong>kommender beteiligten Beschäftigten und die Gew<strong>in</strong>ne der beteiligten Unternehmen darstellen. Fürdie Kommune konnten Steuere<strong>in</strong>nahmen von 235.000 Euro nachgewiesen werden. Zudem kommennoch Pachte<strong>in</strong>nahmen von etwa 200.000 Euro für Flächen zur Erzeugung aus W<strong>in</strong>denergie und Biogasanlagenh<strong>in</strong>zu.Sowohl W<strong>in</strong>dkraftanlagen als auch die Installationen von PV-Anlagen erwiesen sich dabei mit mehr als60 Prozent der gesamten Wertschöpfung als die Energien, welche am meisten zur regionalen Wertschöpfungbeitrugen. Dies ist e<strong>in</strong>erseits auf die hohen regionalen Anteile an der Wertschöpfungskette,andererseits auf die hohen Anteile dieser Technologien im Vergleich zu anderen Energieträgern zurückzuführen.Zudem konnten die Geldströme rationalisiert werden, <strong>in</strong>dem etwa 2,9 Mio. Euro an Ausgaben für fossileBrennstoffimporte vermieden werden konnten. Gleichzeitig wurden <strong>in</strong> dem Modell 50 Arbeitsplätzedurch erneuerbare Energien geschaffen.Praxis-Beispiel3.3 Beschluss und Umsetzung des kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>konzeptsDer Beschluss des Konzepts und umsetzender Maßnahmenprogramme ist unverzichtbareGrundlage für die anschließende Realisierungsphase. Die Beschlussfassungauf politischer Ebene schafft die notwendige Verb<strong>in</strong>dlichkeit für die weiteren Aktivitätender Stadtverwaltung, da <strong>Klimaschutz</strong> und Energiee<strong>in</strong>sparung im engeren S<strong>in</strong>nezunächst ke<strong>in</strong>e kommunalen Pflichtaufgaben darstellen. Neben Grundsatz- und Zielbeschlüssen,die zunächst generelle Handlungsvorgaben enthalten und den politischenWillen dokumentieren, stellt der Ratsbeschluss des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts denAuftakt für die Umsetzung der im Konzept beschriebenen Maßnahmen dar.Hierbei kann unter Umständen e<strong>in</strong> stufenweises Vorgehen s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, das demGrundsatzbeschluss e<strong>in</strong>es Gesamtmaßnahmenpakets e<strong>in</strong>zelne maßnahmenbezogeneUmsetzungsbeschlüsse folgen lässt, die den Vorteil der politisch e<strong>in</strong>facherenDurchsetzbarkeit haben. Das <strong>Klimaschutz</strong>konzept dient damit als Klammer für e<strong>in</strong>enkont<strong>in</strong>uierlichen Innovationsprozess.E<strong>in</strong>e wichtige Vorbereitung der Umsetzungsbeschlüsse ist die gezielte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungder Ratsfraktionen. Wichtige Zwischenergebnisse zur Erhebung des Ist-Zustands, zuMaßnahmenvorschlägen und ihren positiven Auswirkungen vor Ort müssen im regelmäßigenDialog der Kommunalpolitik vermittelt werden, um den Konsens zum<strong>Klimaschutz</strong>konzept herbeizuführen.In diesen beschlussvorbereitenden Arbeitsschritten werden aus der Fülle der vorgeschlagenenMaßnahmen lokal umsetzbare Maßnahmenpakete identifiziert. Die letztlichverb<strong>in</strong>dliche Festlegung der prioritären Maßnahmenpakete und zeitlichen (d.h.kurz-, mittel- und langfristigen) Umsetzungsschritte erfolgt <strong>in</strong> den kommunalpolitischenGremien (Räte, Ausschüsse). Geme<strong>in</strong>deräte setzen sich aufgrund des umfangreichenkommunalpolitischen Tagesgeschäfts meist weniger <strong>in</strong>tensiv mit denErfordernissen des <strong>Klimaschutz</strong>es ause<strong>in</strong>ander als mit anderen Themenbereichen.Zur Beschlussvorbereitung ist darum e<strong>in</strong>e übersichtliche, für Laien nachvollziehbareAufbereitung der Ziele, Ausgangslage (Ist-Bilanz) und Ergebnisse (Maßnahmenvor-Ratsbeschluss alsoffizieller Auftakt derUmsetzung„Politikfreundliches“Vorgehen bei derBeschlussvorbereitung309


B 6Maßnahmenkatalogschläge) erforderlich. Den unter Zeitdruck stehenden Entscheidungsträgern musse<strong>in</strong> schneller Überblick ermöglicht werden. Zur übersichtlichen Darstellung der e<strong>in</strong>zelnenvorzuschlagenden Maßnahmen bieten sich die <strong>in</strong> diesem Leitfaden enthaltenenMaßnahmenblätter ( Kap. B 6.3.1) an.„Interne“ Vorgehensweisenund E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung„Externer“ bei derUmsetzungFür „<strong>in</strong>terne“ Angelegenheiten, wie z. B. verhaltensbezogene Ansätze oder die umwelt-bzw. klimafreundliche Beschaffung, können von den Verwaltungsspitzen entsprechendeDienstanweisungen oder Beschaffungs- bzw. Vergabeverordnungenerlassen werden. Es hat sich als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen, im Beschluss zum <strong>Klimaschutz</strong>konzepte<strong>in</strong>en regelmäßigen Umsetzungsbericht der Verwaltung vorzusehen. Dar<strong>in</strong>kann, auch wenn noch ke<strong>in</strong>e fortschreibbare Bilanzierung betrieben wird, zum<strong>in</strong>destüber den Stand der Umsetzung Bericht erstattet werden ( Kap. B 7.3).Ferner wird <strong>in</strong> den kommunalpolitischen Beschlüssen der f<strong>in</strong>anzielle Rahmen geklärt.Häufig stehen jedoch die Beschlüsse zu kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>konzepten unterdem Vorbehalt der Erschließung von F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten oder anderer E<strong>in</strong>schränkungen,was durch Zusätze wie „Die Umsetzung des Konzepts darf ke<strong>in</strong>e zusätzlichenF<strong>in</strong>anzmittel beanspruchen“ oder „Durch <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen dürfenke<strong>in</strong>e Arbeitsplätze vernichtet werden“ deutlich gemacht wird. Die enge F<strong>in</strong>anzsituationerlaubt es vielen kommunalen Verwaltungen, nur kostenneutrale Projekte zustarten.Kommunale Ansätze zum <strong>Klimaschutz</strong> bedürfen daher verstärkt externer Partner zurF<strong>in</strong>anzierung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen. Neben den kommunalpolitischen Beschlüssenzur <strong>Klimaschutz</strong>aktivität der Stadt sollten die Ergebnisse des Konzepts auchgegenüber Dritten kommuniziert und dementsprechend <strong>in</strong> Beschlüsse umgesetztwerden. Als (Mit-)Eigentümer von kommunalen Betrieben können Städte <strong>in</strong> relevantenBereichen (z.B. Energieversorgung, öffentlicher Nahverkehr, Abfallbehandlung,Abwasserbeseitigung, sozialer Wohnungsbau usw.) die Verb<strong>in</strong>dlichkeit der politischbeschlossenen <strong>Klimaschutz</strong>ziele herbeiführen.310


B 7B7 <strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>g1. GrundsätzlichesUm aktuelle Entwicklungen und daraus folgende Handlungsoptionen abschätzen zukönnen, bedarf es als langfristige Aufgabe im kommunalen <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>er regelmäßigenPositionsbestimmung. Nur so kann gesichert werden, dass die bereitgestelltenpersonellen und f<strong>in</strong>anziellen Mittel auch effizient und effektiv für dasgeme<strong>in</strong>same Ziel <strong>Klimaschutz</strong> genutzt werden. Aus diesem Grund ist die E<strong>in</strong>führunge<strong>in</strong>es Controll<strong>in</strong>gsystems wesentlicher Bestandteil e<strong>in</strong>es Handlungskonzepts und desManagementprozesses ( Abb. 22), der alle anderen Bereiche bee<strong>in</strong>flusst.Controll<strong>in</strong>g alsPositionsbestimmungAbbildung 22:Controll<strong>in</strong>g und <strong>Klimaschutz</strong>management–KreislaufQuelle:ifeu.Controll<strong>in</strong>g geht dabei über den bloßen Vergleich des Ist- und Soll-Zustandes h<strong>in</strong>aus.Es ist das Steuerungs- und Koord<strong>in</strong>ierungs<strong>in</strong>strument <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Klimaschutz</strong>managementprozessesund liefert Informationen zur Entscheidungsf<strong>in</strong>dung und zielgerichtetenSteuerung.Im Rahmen des Controll<strong>in</strong>gs wird die Situation <strong>in</strong> der Kommune regelmäßig analysiert.Es werden dann Empfehlungen für e<strong>in</strong>e Modifikation oder Beibehaltung bisherigerInstrumente gegeben. Darauf aufbauend werden die Grob- oder Fe<strong>in</strong>ziele neujustiert und die <strong>Klimaschutz</strong>konzeption und -planung an die neuen Erkenntnisse angepasst.Falls es gravierende Änderungen gibt, ist gegebenenfalls e<strong>in</strong> neuer Beschlussauf höherer Ebene (kommunale Gremien) nötig. Nach der Umsetzung der Maßnahmenbeg<strong>in</strong>nt der Kreislauf von neuem.Zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es effizienten Controll<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d verschiedene Aspekte zu beachten,die im Folgenden dargestellt werden.Wesentlich für die Umsetzung des Controll<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Festlegung und die zeitlicheFixierung von konkreten und überprüfbaren Zielen und Detailzielen. Detailziele helfen,den <strong>Klimaschutz</strong>prozess <strong>in</strong> überschaubare Schritte e<strong>in</strong>zuteilen. Dabei kann essich um maßnahmenorientierte Meilenste<strong>in</strong>e oder konkrete quantifizierbare Kennwertehandeln. Wichtig ist vor allem, dass die Ziele messbar und damit überprüfbars<strong>in</strong>d. Daher muss das Controll<strong>in</strong>g bereits bei der Erarbeitung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptssowohl bei der Zielformulierung als auch bei der Maßnahmengestaltung berücksichtigtwerden.Def<strong>in</strong>ition von Zielen311


B 7<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gE<strong>in</strong> Ziel kann z.B. se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e CO 2 -M<strong>in</strong>derung von jährlich zwei Prozent im Bereichder kommunalen E<strong>in</strong>richtungen zu erreichen oder den Anteil erneuerbarer Energienund der Kraft-Wärme-Kopplung <strong>in</strong> der gesamten Kommune <strong>in</strong> nächsten zehn Jahrenzu verdoppeln.E<strong>in</strong> Detailziel kann se<strong>in</strong>, konkrete Energiekennwerte der Schulen oder der öffentlichenBeleuchtung zu erreichen, die Sanierungsrate von E<strong>in</strong>- und Zweifamilienhäusernzu erhöhen oder die spezifischen CO 2 -Emissionen des kommunalen Fuhrparksunter e<strong>in</strong>en Zielwert zu br<strong>in</strong>gen.Auf der operativen Ebene können Detailziele z.B. die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Energiemanagements<strong>in</strong> öffentlichen Gebäuden, die Gründung e<strong>in</strong>es Energieberatungszentrums,die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Sanierungsstandards bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunktoder die Festlegung von <strong>Klimaschutz</strong>leitl<strong>in</strong>ien für die Erstellung von Bebauungsplänense<strong>in</strong>. Das Controll<strong>in</strong>g umfasst daher nicht nur den Bereich der physikalisch prüfbarenBasiswerte, sondern auch den Umsetzungsstand der vorgeschlagenenMaßnahmen. Es müssen auch die tatsächlich aufgewendeten Kosten, Personalaufwandund Material- und Sachmittel im Vergleich zur Planung und im Verhältnis zumerzielten Ergebnis analysiert werden.ZuständigkeitenBerücksichtigung vonStrukturenEs sollte klar geregelt se<strong>in</strong>, welche Stelle oder Person für das Controll<strong>in</strong>g verantwortlichist. Wird e<strong>in</strong>e entsprechende Stelle geschaffen, bietet sich der <strong>Klimaschutz</strong>manageroder Energiebeauftragte an. <strong>Klimaschutz</strong>berichte, Maßnahmenberichte undBilanzen werden von dieser Stelle e<strong>in</strong>em Entscheidungsgremium (z.B. Geme<strong>in</strong>derat)vorgelegt und Vorschläge für das weitere Vorgehen entwickelt.Beim Controll<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zelner Maßnahmen ist es empfehlenswert, dass dies durch diejeweils für die Umsetzung Verantwortlichen geschieht bzw. diese eng <strong>in</strong> den Prozessmit e<strong>in</strong>bezogen werden. Der Klimamanager trägt die e<strong>in</strong>zelnen Ergebnisse zusammenund erhält damit e<strong>in</strong>en Überblick über die Gesamtheit der Maßnahmen undden Stand der Zielerreichung.Die Bereitstellung von f<strong>in</strong>anziellen und personellen Mitteln bedeutet nicht automatische<strong>in</strong>e erfolgreiche Umsetzung e<strong>in</strong>es Konzepts. Oftmals f<strong>in</strong>den sich Hemmnissetrotz ausreichender Mittel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mangelnden Management- und Organisationsstruktur.Auf diese sollte im Rahmen des Controll<strong>in</strong>gs deswegen besonderes Augenmerkgelegt werden. Die Strukturen und Zuständigkeiten können sich zwischen<strong>Kommunen</strong> deutlich unterscheiden. Für e<strong>in</strong>e erfolgreiche und effiziente <strong>Klimaschutz</strong>arbeitgibt es ke<strong>in</strong> standardisiertes Erfolgsmodell. In manchen <strong>Kommunen</strong> ist der <strong>Klimaschutz</strong>z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Amt verankert, manchmal ist er als Stabstelle beider Verwaltungsspitze organisiert. Im Rahmen des Controll<strong>in</strong>gs sollten diese, eventuellwechselnden, Zuständigkeiten abgebildet werden.312


<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gB 7Maßnahmencontroll<strong>in</strong>g am Beispiel der Energieagentur KlimastadtIm Vorfeld der Erstellung des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts für Klimastadt wurde mit der Gründung e<strong>in</strong>er Energieagenture<strong>in</strong>e Anlaufstelle Klima- und Umweltschutz für private Haushalte und Unternehmen geschaffen.Im <strong>Klimaschutz</strong>konzept wird vorgeschlagen, dass die Verwaltung im Rahmen der Umsetzung des<strong>Klimaschutz</strong>konzepts die Aktivitäten der Energieagentur regelmäßig e<strong>in</strong>em Controll<strong>in</strong>g unterzieht.Zunächst sollten hierfür Ziele und Detailziele formuliert werden. Detailziele könnten beispielsweisese<strong>in</strong>:Durchführung von Bürgerberatungsstunden im Rathaus an zwei Tagen pro WocheDurchführung e<strong>in</strong>er Informationsveranstaltung pro MonatDurchführung e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>destanzahl an Gewerbeberatungen pro JahrDauerhaft soll die Energieagentur e<strong>in</strong>e Anlaufstelle mit täglichen Öffnungszeiten se<strong>in</strong>.Diese festgelegten Ziele werden zeitlich fixiert und e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzvolumen sowie die Personalaufwendungenfestgelegt. Werden diese Ziele bei der Durchführung nicht erreicht, wird nach Hemmnissen (zuger<strong>in</strong>ger Bekanntheitsgrad, zu hohe Kosten der Beratung u.a.) und nach Optimierungsmöglichkeitengesucht.Praxis-Beispiel313


B 7<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>g2. Controll<strong>in</strong>gelementeDas Controll<strong>in</strong>g bietet lokalen Akteuren die Möglichkeit, Entwicklungen systematischzu erfassen, um bei Fehlentwicklungen rechtzeitig gegensteuern zu können. Dabeisollte sowohl das große Ganze als auch das Detail im Fokus stehen.Controll<strong>in</strong>g im<strong>Klimaschutz</strong>2.1 Top-down und Bottom-up<strong>Klimaschutz</strong>controll<strong>in</strong>g sollte parallel auf zwei Ebenen stattf<strong>in</strong>den.Top-down: Der mittel- und langfristige Rahmen zur M<strong>in</strong>derung des Endenergiebedarfsund der CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune wird durch das KLIMA-Szenariogesteckt. Ob diese Ziele tatsächlich auch e<strong>in</strong>gehalten werden, muss durch e<strong>in</strong>Controll<strong>in</strong>g auf Ebene der Sektoren und der Gesamtkommune zeitnah geprüftwerden. Dabei werden auf dieser aggregierten Ebene (Top-down) auch Detailzieleanhand weiterer Indikatoren berücksichtigt.Bottom-up: Im Rahmen der Maßnahmenentwicklung werden konkrete Umsetzungsschrittezur Erreichung der <strong>Klimaschutz</strong>ziele vorgeschlagen und bewertet.Um nachzuprüfen, ob die Effekte der Maßnahmen den Planungen entsprechen,ist e<strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>controll<strong>in</strong>g notwendig. Dabei werden e<strong>in</strong>zelne Maßnahmen (Bottomup)auf ihre Wirksamkeit überprüft.Für beide Ebenen gilt, dass die Basisdaten zur Durchführung des Controll<strong>in</strong>gs bereitsim Rahmen des <strong>Klimaschutz</strong>konzepts dargestellt se<strong>in</strong> müssen. Die Bilanzen und Indikatorenmüssen für die Top-down-Betrachtung ausreichend und transparent zurVerfügung stehen. Für E<strong>in</strong>zelmaßnahmen müssen Zeitrahmen, benötigte f<strong>in</strong>anzielleund personelle Ressourcen sowie die zu erwartenden Effekte ausgewiesen se<strong>in</strong>.Anmerkung: Die Summe der CO 2 -M<strong>in</strong>derungseffekte aller Maßnahmen (Bottom-up-Betrachtung) ist <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong> Teil des tatsächlich erreichten M<strong>in</strong>derungspotenzials(Top-down). Das Gesamtpotenzial wird nicht nur durch Maßnahmen derGebietskörperschaft erreicht, sondern auch durch <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen weitererAkteure auf allen Ebenen (EU, Bund, Land, Kommune).CO 2 -Bilanz alsGrundlage für quantitativesControll<strong>in</strong>g2.2 CO 2 -Bilanz und IndikatorenE<strong>in</strong> wichtiges Instrument des Controll<strong>in</strong>gs ist die Energie- und CO 2 -Bilanz, welcheüber die Jahre fortgeschrieben wird. Mit Hilfe der Bilanz lassen sich Aussagen zurEntwicklung der kommunalen CO 2 -Emissionen und des Energieverbrauchs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnenSektoren treffen.Die Entwicklung der CO 2 -Emissionen sollte jedoch nicht der e<strong>in</strong>zige quantifizierbareIndikator für den <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der Kommune se<strong>in</strong>. Grundlage für e<strong>in</strong>e CO 2 -Bilanzist e<strong>in</strong>e Vielzahl an Informationen, welche e<strong>in</strong>e differenziertere Betrachtung von Bilanzenermöglicht. So lassen sich über die Jahre auch weitere Entwicklungen verfolgen,selbst gesteckte Unterziele anhand von folgenden beispielhaft aufgeführtenIndikatoren überprüfbar machen:Anteil erneuerbarer Energien im Strom und WärmebereichAnteil Kraft-Wärme-Kopplung an Strom und WärmeEndenergieverbräuche für e<strong>in</strong>zelne Sektoren314


<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gB 7Während CO 2 -Bilanzen aus unterschiedlichen Gründen schwierig zu vergleichens<strong>in</strong>d ( Kap. B 4.4), bieten diese Indikatoren die Basis für e<strong>in</strong>e differenzierte E<strong>in</strong>schätzungder eigenen Entwicklung.<strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong>dikatorenfür differenzierte BetrachtungsweiseE<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>-Benchmark bietet darüber h<strong>in</strong>aus die Möglichkeit, den Vergleich mitdem Durchschnittswert von Deutschland, dem Durchschnitt aller beteiligten <strong>Kommunen</strong>und dem besten Wert e<strong>in</strong>er ähnlich großen Kommune zu ziehen.Mit der Endenergie- und CO 2 -Bilanz sowie weiteren Indikatoren kann somit die Gesamtsituationund -entwicklung der Erfolge von <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten dargestelltwerden. Allerd<strong>in</strong>gs ist oft schwer feststellbar, auf welche Ursachen diese zurückzuführens<strong>in</strong>d, da es sich immer um die Auswirkungen e<strong>in</strong>es Bündels an Maßnahmenauf den verschiedenen organisatorischen Ebenen Bund, Länder und <strong>Kommunen</strong>oder auch wirtschaftlicher Entwicklungen handeln kann. Für e<strong>in</strong>e genauere Betrachtungder eigenen <strong>Klimaschutz</strong>erfolge müssen die E<strong>in</strong>zelmaßnahmen untersucht werden(Bottom-up).2.3 Maßnahmencontroll<strong>in</strong>gUm den Erfolg von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen darstellen zu können, sollte regelmäßig dieWirkung von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen untersucht werden. Entscheidend für die Beurteilungder Effizienz und Effektivität e<strong>in</strong>er Maßnahme ist dabei, mit welchem Aufwandan Kosten, Personal und Ressourcen wie viel CO 2 vermieden bzw. Energie e<strong>in</strong>gespartworden ist. E<strong>in</strong>e genaue Analyse ist sehr aufwändig und kann nur im Rahmen e<strong>in</strong>erumfangreichen wissenschaftlichen Evaluation durchgeführt werden. Dabei wird dertatsächliche E<strong>in</strong>fluss der Maßnahme auf das Handeln der lokalen Akteure sichtbar.Im Rahmen von Befragungen von Vergleichsgruppen können Mitnahmeeffekte eruiertund weitere Anschub<strong>in</strong>strumente (z.B. Förderung auf Bundesebene) berücksichtigtwerden.Für e<strong>in</strong> kommunales Maßnahmencontroll<strong>in</strong>g ist diese Methode <strong>in</strong> der Regel nicht f<strong>in</strong>anzierbar.Hier sollte e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Controll<strong>in</strong>g durchgeführt werden, das zum<strong>in</strong>destdie Effekte der angestoßenen Maßnahmen überschlägig darstellt.Der Erfolg kann gerade bei „harten“ technischen Maßnahmen noch relativ gut unde<strong>in</strong>fach dargestellt werden. So lassen sich z.B. bei der Sanierung e<strong>in</strong>es Rathausesoder bei der Umstellung der Wärmeversorgung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil/Gebäudekomplexanhand von Kennwerten wie dem Energieverbrauch <strong>in</strong> kWh/m 2 die Ergebnisse dieserMaßnahmen nachverfolgen. Auch technisch orientierte Förderprogramme lassensich gut evaluieren, da die aufgrund dieses Programms angestoßene technische Maßnahmekonkret berechenbar ist.Schwieriger ist dies bei „weichen“ Maßnahmen wie Informations- und Fortbildungskampagnen,der Gründung e<strong>in</strong>es Energieberatungszentrums oder auch der Schaffunge<strong>in</strong>er Personalstelle für e<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>beauftragten. Bei diesen Maßnahmenkönnen nicht ohne Weiteres CO 2 -M<strong>in</strong>derungen zugeordnet werden.Zielführender ist es bei solchen Maßnahmen, leicht quantifizierbare Werte zu erheben(z.B. die Anzahl der Beratungen pro Jahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Energieagentur) und anhandvon selbst festgelegten Indikatoren/Kennwerten die Entwicklung <strong>in</strong> den Zielbereichenzu beobachten. Hierzu können auch Vergleichswerte anderer <strong>Kommunen</strong> mitähnlichen Strukturen herangezogen werden.Nicht standardisierbareHerangehensweise beimMaßnahmencontroll<strong>in</strong>gMaßnahmencontroll<strong>in</strong>gbei „harten“ und„weichen“ Maßnahmen315


B 7<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gUm die konkrete Maßnahmenwirkung von weichen Maßnahmen bewerten zu können,bedarf es e<strong>in</strong>er weiter reichenden Evaluation. In dieser könnte zum Beispiel mittelsstichprobenartiger Kurz<strong>in</strong>terviews der Beratungsempfänger oder Fragebögenerhoben werden, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e Beratung zu Investitionen bzw. Verhaltensänderungengeführt hat.Anwendung bestehenderControll<strong>in</strong>g-InstrumenteBenchmark Kommunaler<strong>Klimaschutz</strong>2.4 Controll<strong>in</strong>g- und ManagementsystemeE<strong>in</strong>e Kontrolle der Effekte kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten kann durch Anwendungstandardisierter Controll<strong>in</strong>gsysteme erleichtert werden. Neben der Kontrolledes Leit<strong>in</strong>dikators CO 2 sollten weitere Indikatoren betrachtet werden, die Aussagenüber das Erreichen von Detailzielen zulassen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist es auch s<strong>in</strong>nvoll,den Managementprozess <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung e<strong>in</strong>er regelmäßigen Kontrollezu unterziehen.Ähnlich wie bei der Erstellung der CO 2 -Bilanz müssen auch hier Aufwand und Nutzenabgewogen werden. Während z.B. für große <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong> aufwändiges Systemwie das EMAS (Eco-Management and Audit Scheme nach ISO 14001 – EMAS2004) zur Anwendung gelangen kann, benötigen kle<strong>in</strong>e <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>fachere Controll<strong>in</strong>gsysteme.Zwei dieser e<strong>in</strong>facheren Systeme s<strong>in</strong>d im Folgenden kurz dargestellt.Das Benchmark Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> (Climate Cities Benchmark) wurde imRahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Projektes des Umweltbundsamtes entwickelt und stehtseit Ende 2009 im Internet zur Verfügung. Es dient als Hilfsmittel für e<strong>in</strong> eigenes Controll<strong>in</strong>gder <strong>Kommunen</strong> ohne externen Berater.Als E<strong>in</strong>stieg dient e<strong>in</strong> Aktivitätsprofil, <strong>in</strong> welches die Kommune den Stand der Aktivitäten<strong>in</strong> den Bereichen Klimapolitik, Energie, Verkehr und Abfall als Eigene<strong>in</strong>schätzunge<strong>in</strong>trägt ( Praxis-Beispiel „Aktivitätsprofil von Klimastadt“). Als Ergebnis erhältdie Kommune e<strong>in</strong>e Kurzbewertung des Profils mit H<strong>in</strong>weisen auf Optimierungsmöglichkeitenund beispielhafte Maßnahmen anderer <strong>Kommunen</strong>.Außerdem können die Endenergiebilanzen der Kommune e<strong>in</strong>gegeben werden, diedann <strong>in</strong> standardisierter vergleichbarer Form als CO 2 -Bilanzreihen dargestellt werden.Zusammen mit weiteren E<strong>in</strong>gaben der Kommune dienen diese als Basis für die Berechnungder Indikatoren.Die Indikatoren liegen auf Ebene der Gesamtstadt ( Abb. 23) und der stadteigenenLiegenschaften ( Abb. 24) vor. Mit Hilfe der Indikatoren können Detailziele abgeprüftwerden. Zur e<strong>in</strong>facheren Darstellung und Vergleichbarkeit s<strong>in</strong>d alle Indikatoren<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 10-Punkte-System dargestellt (0 Punkte schlecht, 10 Punkte sehr gut).Aufgrund der Komplexität des Themas CO 2 -Bilanzierung ( Kap. B 4.1) gibt es bei dengesamtstädtischen Indikatoren, die alle Sektoren e<strong>in</strong>er Stadt e<strong>in</strong>beziehen, zwei Wertefür CO 2 -Emissionen. Der erste Wert ist mit dem Bundesstrommix (Bilanz BUND), derzweite mit dem lokalen Strommix (Bilanz REGIO) berechnet. Außerdem gibt es nochIndikatoren für den Anteil erneuerbarer Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung sowieKennwerte <strong>in</strong> den Bereichen Private Haushalte, Verkehr und Abfall. Allen Indikatorenwerden das jeweilige Bezugsjahr und die Datengüte ( Kap. B 4.1) zugeordnet.Die Indikatoren im Bereich Städtische E<strong>in</strong>richtungen, die sich explizit auf die kommunalenE<strong>in</strong>richtungen beziehen, s<strong>in</strong>d teilweise detaillierter. Hier werden z.B. mittlereEnergiekennwerte von Schulen, Verwaltungsgebäuden und Straßenbeleuchtungund der spezifische CO 2 -Ausstoß der öffentlichen Pkw-Flotte bewertet.316


<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gB 7Abbildung 23:Beispiel für gesamtstädtischeIndikatoren desBenchmark Kommunaler<strong>Klimaschutz</strong>Quelle:ifeu.Abbildung 24:Beispiel für Indikatoren desBenchmark Kommunaler<strong>Klimaschutz</strong>Quelle:ifeu.317


B 7<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gEuropean Energy AwardDer European Energy Award® wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es EU-weiten Forschungsprojektsentwickelt und wird seit längerem als standardisiertes Controll<strong>in</strong>g- und Managementtoolangeboten (eea®). Bei der Umsetzung des Programms wird dassogenannte Energieteam der Kommune durch e<strong>in</strong>en externen Berater unterstützt.Wichtiges Werkzeug des European Energy Award® ist die Erarbeitung e<strong>in</strong>es Maßnahmenkataloges.Erfolgreiche <strong>Kommunen</strong> können mit dem European EnergyAward® oder European Energy Award®Gold ausgezeichnet werden.Zur Erfassung des Ist-Zustandes werden anhand von Fragebögen folgende sechsMaßnahmenbereiche behandelt.Kommunale Gebäude und AnlagenKommunale EntwicklungsplanungVer- und EntsorgungMobilitätInterne OrganisationExterne KommunikationDie Fragebögen können durch die <strong>Kommunen</strong> selbst ausgefüllt werden. Der eea-Beraterüberträgt die Information danach <strong>in</strong> das Audit-Tool. Dadurch werden die Bewertungsowie die Überprüfung durch den eea-Auditor erleichtert. Das Ergebnis wirdu.a. mit Hilfe e<strong>in</strong>er Netzgrafik visualisiert ( Abb. 25).Abbildung 25:Beispiel für den Erfüllungsgradim Rahmen desEuropean Energy Award®Quelle:ifeu.Neben der maßnahmenorientierten Bewertung enthält der European EnergyAward® auch e<strong>in</strong> Wirkungstool zur Abschätzung des CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialsausgewählter Maßnahmen bzw. Projekte. Die Ziele des Wirkungstools s<strong>in</strong>d u.a.:die Erhebung von Indikatoren,der Vergleich mit Benchmark- und/oder Best-Practice-Werten,die Def<strong>in</strong>ition von E<strong>in</strong>sparzielen,die Berechnung der daraus resultierenden Energie- und CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen.Das Wirkungstool orientiert sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Struktur und se<strong>in</strong>em Aufbau an dem eea-Maßnahmenkatalog. Aus jedem Bereich s<strong>in</strong>d stellvertretend Indikatoren ausgewähltworden.318


<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gB 73. DokumentationFür e<strong>in</strong>e regelmäßige Übersicht zu den Aktivitäten bietet es sich an, jährlich e<strong>in</strong>enkurzen Maßnahmenbericht mit e<strong>in</strong>fach zu erhebenden Zahlen und deren Entwicklungzu erstellen. Dieser dient primär der Information der <strong>in</strong>ternen Entscheidungsträger.Alle zwei bis vier Jahre sollte darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> ausführlicher <strong>Klimaschutz</strong>berichterstellt werden. In diesem werden neben dem wichtigsten Stand der bisherigen Maßnahmenumsetzungauch Strukturen und übergreifende Ergebnisse des <strong>Klimaschutz</strong>esdargestellt.Inhalte s<strong>in</strong>d demnach:E<strong>in</strong>leitung mit kurzer und verständlicher E<strong>in</strong>führung zur Klimaproblematik, ihrerglobalen Entwicklungstendenzen sowie die Darstellung des Zusammenhangs von<strong>Klimaschutz</strong> und Kommune.Bestandsaufnahme- und Analyseteil mit Daten, welche die Ausgangslage (Ist-Zustand)und je nach Möglichkeit jährliche Entwicklungen und ggf. Prognosen aufzeigen.Die auf e<strong>in</strong>em <strong>Klimaschutz</strong>konzept beruhende Berichterstattung enthältaktuelle Daten zum lokalen Energieverbrauch sowie CO 2 -Bilanzen.Aktualisierung der Akteursanalyse und SWOT-Analyse, Ableitung von Handlungsempfehlungen.Hierzu können auch standardisierte Controll<strong>in</strong>gtools genutzt werden.Stand der Maßnahmenumsetzung, Koord<strong>in</strong>ation der Maßnahmen und Zielerreichung.Ziel des Berichts ist es, bei Bedarf die Strategie auf Grundlage der erhobenen Informationenneu anzupassen und Maßnahmen und Organisationsstrukturen zu modifizierenbzw. neue Maßnahmen zu entwickeln. Alle oben genannten Inhalte könnenseparat bei Bedarf auch häufiger erhoben werden.Neben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen Version sollte auch e<strong>in</strong>e für die Öffentlichkeit bestimmte Versionerstellt werden. Dazu werden die wichtigsten Ergebnisse und Erfolge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eranschaulichen Kurzfassung zur Information der Bevölkerung und der Akteure übersichtlichdargestellt und öffentlichkeitswirksam kommuniziert. E<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierlicheInformation hilft, den <strong>Klimaschutz</strong>prozess im Bewusstse<strong>in</strong> der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgerund bei Unternehmen präsent zu halten, stärkt die Motivation und hilft somit,die Unterstützung des <strong>Klimaschutz</strong>prozesses zu sichern.Beim ausführlichen <strong>Klimaschutz</strong>bericht ist darauf zu achten, dass er von den Inhaltensowie von der Form her als Element der Öffentlichkeitsarbeit e<strong>in</strong>setzbar ist, um dieAkteure sowohl zu <strong>in</strong>formieren als auch zu motivieren. E<strong>in</strong>e Kooperation mit derstädtischen Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit empfiehlt sich.RegelmäßigeControll<strong>in</strong>g-BerichteE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung derÖffentlichkeit319


B 7<strong>Klimaschutz</strong>berichtswesen/Controll<strong>in</strong>gAbbildung 26:Übersicht über daskommunale <strong>Klimaschutz</strong>-Controll<strong>in</strong>gQuelle:ifeu.4. Checkliste320


B 7LiteraturAG Energiebilanzen e.V. (Hrsg.) (2010): Energiebilanz der Bundesrepublik Deutschland(2005-2008), Berl<strong>in</strong>.BBR (2007): Kreistypen, Stadt und Geme<strong>in</strong>detypen der Wohnungs- und Immobilienmarktbeobachtung,Bonn (www.bbsr.bund.de).Bertoldi, Paolo, u.a. (2010): Guidebook „How to Develop a Susta<strong>in</strong>able Energy ActionPlan (SEAP)“. Part 2: Publications Office of the European Union, Luxemburg.Diefenbach, Nikolaus, und Rolf Born (2007): Basisdaten für Hochrechnungen mit derDeutschen Gebäudetypologie des IWU, Darmstadt.Duscha, Markus, und Hans Hertle (Hrsg.) (1999): Energiemanagement für öffentlicheGebäude, 2., überarbeitete Auflage, Heidelberg.Fischer, Annett, und Carlo Kallen (Hrsg.) (1997): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>. Leitfadenzur Erarbeitung und Umsetzung kommunaler Klimakonzepte, Berl<strong>in</strong> (Deutsches Institutfür Urbanistik).Follmer, Robert, u.a. (2010): Mobilität <strong>in</strong> Deutschland 2008, Ergebnisbericht und Tabellenband,im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung(FE-Nr. 70.801/2006), Bonn, www.mobilitaet-<strong>in</strong>-deutschland.de.Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI u.a. (2004): Energieverbrauchder privaten Haushalte und des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen(GHD), Karlsruhe.Haenel, Hans-Dieter (Hrsg.) (2010): Berechnung der Emissionen aus der deutschenLandwirtschaft – Nationaler Emissionsbericht (NIR) 2010 für 2008, Braunschweig.ifeu (2010a): Transport Emission Model: „Daten- und Rechenmodell Schadstoffemissionenaus dem motorisierten Verkehr <strong>in</strong> Deutschland 1960–2030“, im Auftrag desUmweltbundesamtes (FKZ 3707 45 101), Version 5, Heidelberg, www.ifeu.de/tremod.ifeu (2010b): Stromemissionsfaktoren für die Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg.IÖW (2010): Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien, Berl<strong>in</strong>.IPCC (2006): Guidel<strong>in</strong>es for National Greenhouse Gas Inventories.IWU – Institut für Wohnen und Umwelt (2007a): Potentiale zur Reduzierung derCO 2 -Emissionen bei der Wärmeversorgung von Gebäuden <strong>in</strong> Hessen bis 2012,Darmstadt.IWU – Institut für Wohnen und Umwelt (2007b): Querschnittsbericht Energieeffizienzim Wohngebäudebestand – Techniken, Potenziale, Kosten und Wirtschaftlichkeit,Darmstadt.IWU – Institut für Wohnen und Umwelt (2003): Deutsche Gebäudetypologie – Systematikund Datensätze, Darmstadt.Prognos (2007): Potenziale für Energiee<strong>in</strong>sparung und Energieeffizienz im Lichte aktuellerPreisentwicklungen, Basel.321


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InhaltsverzeichnisCC1 Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen Verwaltung . . . . . . . . . . . . . 3271. Politische Maßnahmen/Grundsatzbeschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3272. Organisatorische Maßnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3353. Kommune als Vorbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3443.1 Nutzerverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3443.2 Beschaffung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352C2 Handlungsfeld Energie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3591. Kommunale Liegenschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3592. Private Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3703. Gewerbe und Industrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3813.1 Gewerbe, Handel und Dienstleistungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3813.2 Industrie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3834. Energieeffizientes Bauen und Sanieren, Siedlungsentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3915. Energieversorgung <strong>in</strong> kommunaler Verantwortung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4016. Regenerative Energieerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414Exkurs: Sieben Technologien der regenerativen Strom- und Wärmeerzeugung –Entwicklungsstand und kommunale E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416C3 Handlungsfeld Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4251. Integrierte Stadt- und Verkehrsplanung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4292. Förderung der Nahmobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4393. Mobilitätsmanagement. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4474. Alternative Antriebe/Potenziale der Elektromobilität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4565. Städtischer Wirtschafts- und Güterverkehr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 463323


CInhaltsverzeichnisC4 Weitere Handlungsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4751. Abfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4752. Abwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4803. Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486324


Kommunale Handlungsfelder im <strong>Klimaschutz</strong>CE<strong>in</strong>führungStädte und Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d wichtige Akteure bei der Umsetzung globaler und nationaler<strong>Klimaschutz</strong>ziele. Sie gestalten die lokale Energie- und Verkehrspolitik, bee<strong>in</strong>flussendie Klimarelevanz der Energieversorgung, entscheiden über kommunaleUmweltvorschriften und spielen als bürgernächste staatliche Politik- und Verwaltungsebenee<strong>in</strong>e entscheidende Rolle durch Information und Mobilisierung der Öffentlichkeit.<strong>Kommunen</strong> haben die Möglichkeit, über ordnungsrechtliche Instrumente,f<strong>in</strong>anzielle Anreize und „weiche“ Maßnahmen den <strong>Klimaschutz</strong> lokal voranzutreiben.Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e breite Vielfalt von Handlungsfeldern, <strong>in</strong>denen <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichster Form tätig werden können. In den verschiedenenHandlungsbereichen des lokalen <strong>Klimaschutz</strong>es kann die e<strong>in</strong>zelne Kommunedabei unterschiedliche Rollen e<strong>in</strong>nehmen.Bei der Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen nehmen Städte und Geme<strong>in</strong>dene<strong>in</strong>e zentrale Rolle e<strong>in</strong>. Sie können durch engagierte Aktivitäten nicht nur ihrer kommunalenVerantwortung gerecht werden, sondern auch e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion ausfüllen.Wenn <strong>Kommunen</strong> ihre Energie- und Verkehrskonzepte an der CO 2 -M<strong>in</strong>derungorientieren und auf die Verr<strong>in</strong>gerung des Energieverbrauchs setzen, erzielen sie übere<strong>in</strong>en Imagegew<strong>in</strong>n h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e ganze Reihe positiver ökologischer und ökonomischerVorteile: Verr<strong>in</strong>gerung von Risiken, Schadstoff- und Lärmemissionen, E<strong>in</strong>sparungvon Betriebskosten und Ermöglichung günstiger regionalwirtschaftlicher Effekte,z.B. Schaffen von Arbeitsplätzen.Zahlreiche Hemmnisse verh<strong>in</strong>dern die Ausschöpfung von E<strong>in</strong>sparmöglichkeiten,selbst wenn sie wirtschaftlich s<strong>in</strong>d, z.B. das Fehlen von Kontrolle über den Energieverbrauch,ungenügende Kenntnisse über Effizienztechnologien und ihre Wirtschaftlichkeit,mangelnde Investitionsmöglichkeiten für Nutzer von Gebäuden und Anlagenusw. Viele dieser Probleme können durch Information, Beratung und neue Angebotean die Energieverbraucher gelöst werden, dort, wo die Energie verwendet wird –also dezentral, auf kommunaler Ebene.Die Vielfalt der möglichen kommunalen Ansätze im <strong>Klimaschutz</strong> ist groß. S<strong>in</strong>nvollist es daher, wenn die <strong>Kommunen</strong> ihre Erfahrungen auswerten und untere<strong>in</strong>anderaustauschen. Maßnahmen können so rasch optimiert und weiterentwickelt werden,was zu e<strong>in</strong>er höheren Effektivität des kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es führt ( Kap. A4).Teil C des Leitfadens beschreibt daher detaillierte Handlungsmöglichkeiten zur Erarbeitungund Umsetzung von Maßnahmen <strong>in</strong> den Handlungsfeldern Lokale Verwaltung,Energie, Verkehr sowie Abfall, Abwasser und Ernährung. In Form vonMaßnahmenblättern – und veranschaulicht anhand umgesetzter Praxis-Beispiele –werden ausgewählte E<strong>in</strong>zelmaßnahmen, die sich <strong>in</strong> der kommunalen Praxis bewährthaben, übersichtlich dargestellt. Dabei ist die Beschreibung der Maßnahmen allgeme<strong>in</strong>gehalten, da sich lokale Voraussetzungen und Bed<strong>in</strong>gungen sowie die Umsetzbarkeitvon Kommune zu Kommune stark unterscheiden können.E<strong>in</strong> Maßnahmenblatt gliedert sich <strong>in</strong> folgende Abschnitte auf:Maßnahmennummer:MK = Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungME = Handlungsfeld c EnergieMV = Handlungsfeld VerkehrMW = Weitere Handlungsfelder (Abfall, Abwasser, Ernährung)Ökologische undökonomische Vorteiledurch <strong>Klimaschutz</strong>Kommunaler Erfahrungsaustauschs<strong>in</strong>nvollMaßnahmenblätter325


C 1Kommunale Handlungsfelder im <strong>Klimaschutz</strong>MaßnahmentitelBeschreibung: Erläuterung der Wirkungsweise und der Zielsetzung der MaßnahmeErfolgs<strong>in</strong>dikatoren: anhand der Erfolgs<strong>in</strong>dikatoren kann überprüft werden, ob dieangegebene Maßnahme erfolgreich umgesetzt wurdeAkteure: Auflistung der verschiedenen Akteure, die für die Umsetzung der Maßnahmerelevant s<strong>in</strong>dAufwand (f<strong>in</strong>anziell, materiell, zeitlich): e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Abschätzung des Aufwandeszur Umsetzung der Maßnahme wird gegebenVerknüpfung mit anderen Maßnahmen: Verweis auf flankierende Maßnahmen,die im Verbund die <strong>Klimaschutz</strong>wirkung der Maßnahme verstärkenHandlungsschritte: detaillierte Handlungsanweisungen zur Umsetzung der MaßnahmeWeitere allgeme<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>weise zur Erstellung e<strong>in</strong>es Maßnahmenkatalogs gibtB6.Kap.326


C 1C1 Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb derlokalen Verwaltung1. Politische Maßnahmen/GrundsatzbeschlüsseDie Energiepreissteigerungen der letzten Jahre und zunehmende Umweltkatastrophenhaben dazu geführt, dass der <strong>Klimaschutz</strong> wesentlich stärker <strong>in</strong> das Bewusstse<strong>in</strong>von Öffentlichkeit und Politik gerückt ist. Ambitionierte Ziele zur Verm<strong>in</strong>derung derTreibhausgase gibt es auf EU-Ebene mit m<strong>in</strong>destens 20 Prozent und auf Bundesebenemit 40 Prozent bis 2020 gegenüber dem Basisjahr 1990.Doch so wichtig Entscheidungen auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler Ebene s<strong>in</strong>d, ambitionierte<strong>Klimaschutz</strong>ziele s<strong>in</strong>d ohne engagierte <strong>Kommunen</strong> nicht zu erreichen.Bei der praktischen Umsetzung der CO 2 -Reduktionsziele spielen Städte und Geme<strong>in</strong>dene<strong>in</strong>e zentrale Rolle: Sie s<strong>in</strong>d maßgebliche Akteure bei der Umsetzung globaler<strong>Klimaschutz</strong>vere<strong>in</strong>barungen. Zudem können sie als bürgernahe Ebene Privathaushalteund Unternehmen für Beiträge zum <strong>Klimaschutz</strong> gew<strong>in</strong>nen und e<strong>in</strong>e wichtigeVorbildfunktion ausüben.Doch gehört <strong>Klimaschutz</strong> bisher nicht zu den Pflichtaufgaben von <strong>Kommunen</strong> undtritt als freiwillige Aufgabe h<strong>in</strong>ter Pflichtaufgaben zurück ( Kap. A1 2.2). Problematischs<strong>in</strong>d zudem die f<strong>in</strong>anziellen Restriktionen, die die kommunale <strong>Klimaschutz</strong>politik vonStädten und Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>schränken. Viele Städte s<strong>in</strong>d kaum noch <strong>in</strong> der Lage, Mittel<strong>in</strong> den <strong>Klimaschutz</strong> zu <strong>in</strong>vestieren ( Kap. A1 2.4). Daher konkurriert <strong>Klimaschutz</strong> zusätzlichmit anderen freiwilligen Aufgaben wie der Instandhaltung und dem Betriebvon Schwimmbädern oder der Subventionierung des örtlichen Theaters.Deshalb s<strong>in</strong>d Schritte erforderlich, um dem <strong>Klimaschutz</strong> als Ziel und Aufgabenstellungsowohl <strong>in</strong> der Kommunalpolitik als auch <strong>in</strong> der Kommunalverwaltung e<strong>in</strong>en adäquatenStellenwert e<strong>in</strong>zuräumen. Grundlage und Maßstab für alle <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmene<strong>in</strong>er Kommune – von der Erstellung e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes über die Umsetzungvon Maßnahmen bis zu Evaluationsprozessen – ist e<strong>in</strong> politischer Beschluss zur Erreichungvon <strong>Klimaschutz</strong>zielen. Als Zeichen kommunaler Handlungsbereitschaft wirkter sich zudem positiv auf die Akzeptanz von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen <strong>in</strong> der Bürgerschaftaus.<strong>Kommunen</strong> – zentraleAkteure im <strong>Klimaschutz</strong>Politischer BeschlussFreiburg i. Br.: Beschlussantrag zum <strong>Klimaschutz</strong> 2007Beschlussantrag:1. Der Geme<strong>in</strong>derat nimmt das Gutachten „<strong>Klimaschutz</strong>strategie Stadt Freiburg – Szenarien und Maßnahmenplan“gemäß Drucksache G-07/102 zur Kenntnis und beschließt als <strong>Klimaschutz</strong>ziel dieReduktion der CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> Freiburg um m<strong>in</strong>destens 30 Prozent bis 2030 (Basisjahr: 1992).2. Der Geme<strong>in</strong>derat beschließt, ab dem Jahr 2008 jährlich zehn Prozent der Konzessionsabgabe (derzeitrd. 1,2 Mio. Euro/Jahr), die die badenova AG an die Stadt abführt, für zusätzliche städtische<strong>Klimaschutz</strong>projekte vor allem im <strong>in</strong>vestiven Bereich e<strong>in</strong>zusetzen. Die Verwaltung wird beauftragt,dem Geme<strong>in</strong>derat bis Ende 2007 e<strong>in</strong>e Konkretisierung dieser Projekte vorzulegen.3. Der Geme<strong>in</strong>derat beschließt den Maßnahmenplan gemäß Anlage 3 der Drucksache G-07/102.4. Der Geme<strong>in</strong>derat beauftragt die Verwaltung, dem Geme<strong>in</strong>derat parallel zu jedem Doppelhaushalte<strong>in</strong> „Maßnahmenpaket <strong>Klimaschutz</strong>“ zur Beschlussfassung vorzulegen (erstmals für den Doppelhaushalt2009/2010) und über die Ergebnisse zu berichten.5. Der Geme<strong>in</strong>derat beauftragt die Verwaltung, gemäß Ziff. 6.2 der Drucksache über die <strong>Klimaschutz</strong>zielezu <strong>in</strong>formieren und möglichst viele Akteure zum Handeln zu motivieren.Praxis-Beispiel327


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungVernetzung mitumliegenden Geme<strong>in</strong>denKooperation mit umliegenden Geme<strong>in</strong>den bietet die Möglichkeit zum Erfahrungsaustauschund zur Entwicklung geme<strong>in</strong>samer Strategien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region ( Kap. A4 2).Durch Kooperation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region können Kräfte und Ressourcen gebündelt werden(z.B. Installierung Fördermanagement/-beratung) und es lassen sich die Entwicklungzu e<strong>in</strong>er energieautarken Region <strong>in</strong>itiieren oder die Qualität von öffentlichem Nahverkehrund Rad<strong>in</strong>frastruktur verbessern.Die Zusammenarbeit von Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region kann so beträchtlich zur Reduktionvon Emissionen und zur Sensibilisierung der Bevölkerung beitragen. NachhaltigesHandeln <strong>in</strong> Bezug auf Energie, Mobilität und Boden wird gefördert und e<strong>in</strong>ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Mehrwert für die gesamte Regiongeschaffen.Praxis-BeispielVere<strong>in</strong> „Strategische Partner – <strong>Klimaschutz</strong> am Oberrhe<strong>in</strong> e.V.“Die „Strategischen Partner – <strong>Klimaschutz</strong> am Oberrhe<strong>in</strong>“, e<strong>in</strong> Zusammenschluss von mehr als 150 <strong>Kommunen</strong>,Landkreisen, Organisationen und Unternehmen, haben sich 2006 zusammengefunden, umgeme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> der Energievorbildregion um die Stadt Freiburg, den Ortenaukreis und die Kreise Breisgau-Hochschwarzwald,Emmend<strong>in</strong>gen und Lörrach das Klima zu schützen, <strong>in</strong>dem sie den Energieverbrauchnoch weiter senken, die regenerative Energieerzeugung deutlich steigern und damit dieregionale Wirtschaft stärken. Seit 2010 <strong>in</strong> der Organisationsform e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>getragenen Vere<strong>in</strong>s, bietetdiese Partnerschaft ihren Mitgliedern <strong>in</strong> der Region e<strong>in</strong>e Kommunikations- und Aktionsplattform für geme<strong>in</strong>sameProjekte und Kampagnen und hilft so, regionale Synergien zu erschließen.Beitritt zu BündnissenWird <strong>Klimaschutz</strong> von der politischen Spitze unterstützt, kann neben der Vernetzungmit Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der unmittelbaren Umgebung auch der Beitritt zu <strong>Klimaschutz</strong>-Netzwerkenhilfreich se<strong>in</strong>. Gerade nach den enttäuschenden Ergebnissen des Klimagipfels<strong>in</strong> Kopenhagen im Dezember 2010 können <strong>in</strong> Netzwerken geme<strong>in</strong>same Überlegungenangestellt werden, wie sich <strong>Kommunen</strong> von nationalstaatlich bestimmter Politik unabhängigermachen und wie sie dem Klimawandel auf praktische Art durch lokales politischesHandeln und <strong>in</strong>ternationale Vernetzung entgegentreten können.Dabei s<strong>in</strong>d ambitionierte Ziele im <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Bündnissen sowie für e<strong>in</strong>zelne <strong>Kommunen</strong>wichtig, sie sollten aber differenziert betrachtet werden. So ist es z.B. für <strong>Kommunen</strong>im ländlichen Raum leichter möglich, Energie zu 100 Prozent aus erneuerbarenQuellen zu beziehen: Sie verfügen über wesentlich mehr Fläche als urbane Zentren,um W<strong>in</strong>dkraftanlagen aufzustellen, können Energie aus landwirtschaftlichen Biogasanlagenbeziehen und haben <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren Energiebedarf als Städte. FürStädte ist es dagegen deutlich schwieriger, ihren hohen Energiebedarf ohne Unterstützungaus ländlichen Regionen zu 100 Prozent regenerativ zu decken. Wie ambitionierteund zugleich differenzierte Ziele im <strong>Klimaschutz</strong> festgelegt werden können, wird<strong>in</strong> Teil B ( Kap. B1 4) beantwortet. Dort f<strong>in</strong>den sich auch Informationen zur Null-Emissions-Kommune.Praxis-BeispielStuttgart: Teilnahme an unterschiedlichen Netzwerken, z.B.Arbeitskreis Energiee<strong>in</strong>sparung des Deutschen StädtetagesKlima-BündnisNetzwerk der europäischen kommunalen EnergiebeauftragtenEnergienetzwerk des Rates der Geme<strong>in</strong>den und Regionen Europas (RGRE)Energy CitiesEU-Konvent der Bürgermeister328


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1<strong>Klimaschutz</strong>konzepte geben den strategischen und <strong>in</strong>strumentellen Rahmen für kommunale<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen vor. Die Verb<strong>in</strong>dung strategischer E<strong>in</strong>sparziele mitder Abschätzung lokaler Umsetzungsmöglichkeiten vermeidet, dass trotz Durchführungs<strong>in</strong>nvoller E<strong>in</strong>zelaktivitäten das erforderliche CO 2 -E<strong>in</strong>sparziel <strong>in</strong> der Summenicht erreicht wird. Zusätzlich zum <strong>Klimaschutz</strong>konzept sollten Aktionsprogrammeerarbeitet werden, z.B. <strong>in</strong> den Bereichen Energie und Verkehr. Sie liefern "<strong>Klimaschutz</strong>fahrpläne"mit konkreten Umsetzungsstrategien für die entsprechenden Bereiche.Detail<strong>in</strong>formationen zu kommunalen Konzepten, idealtypischem Vorgehen,Analysen, zur Erstellung e<strong>in</strong>es Maßnahmenkataloges und zum Berichtwesen f<strong>in</strong>densich <strong>in</strong> Teil B.Erarbeitung vonKonzepten undProgrammenGeme<strong>in</strong>de Saerbeck – Integriertes <strong>Klimaschutz</strong>- und KlimaanpassungskonzeptDas Integrierte <strong>Klimaschutz</strong>- und Klimaanpassungskonzept (IKKK) der Geme<strong>in</strong>de Saerbeck ist vone<strong>in</strong>em Expertengremium aus Verwaltungsmitarbeiterschaft und Externen erarbeitet worden und bündelte<strong>in</strong>e Vielzahl von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen, die die Vorgehensweise und die Maßnahmenschritte auf demWeg zu e<strong>in</strong>er „klimaneutralen“ Kommune (Ziel: bilanzielle Energieautarkie 2030) abbilden. Def<strong>in</strong>ierts<strong>in</strong>d sieben Handlungsfelder (Bioenergiepark – Bildung/Transfer/Bürgermitwirkung – Stoffstrommanagement/Netze– Klimafolgen/Klimaanpassung – Siedlung/Verkehr/Mobilität – Market<strong>in</strong>g/Öffentlichkeitsarbeit– Management/Controll<strong>in</strong>g/F<strong>in</strong>anzen) mit drei Leit- und 150 E<strong>in</strong>zelprojekten. Um dasEtappenziel „Klimaneutrale Geme<strong>in</strong>deverwaltung 2018“ zu erreichen, wird auf konsequente energetischeGebäudesanierung, effektive Gebäudeleittechnik und die Umstellung von fossilen auf erneuerbareEnergieträger gesetzt. Die Leistungen der Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d „ausgezeichnet“: Saerbeck erhielt 2009 dendeutschen Solarpreis und den European Energy Award.Praxis-BeispielUm Anreize zu schaffen, das <strong>Klimaschutz</strong>konzept und entsprechende Maßnahmenumzusetzen, eignen sich kommunale Wettbewerbe. In der Solarbundesliga, bei Wettbewerbender Deutschen Umwelthilfe (Bundeshauptstadt im <strong>Klimaschutz</strong>, <strong>Klimaschutz</strong>kommune),dem Climate Star des Klima-Bündnisses oder dem WettbewerbKommunaler <strong>Klimaschutz</strong> von InWent können <strong>Kommunen</strong> den Anreiz nutzen, ihreLeistungen im <strong>Klimaschutz</strong> zu verbessern bzw. Strategien anderer <strong>Kommunen</strong> kennenlernenund diese eventuell selbst realisieren.329


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK1:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: <strong>Klimaschutz</strong> politisch verankern<strong>Klimaschutz</strong> soll als strategisches Ziel auf allen Ebenen der Geme<strong>in</strong>depolitik mit hoherPriorität verankert se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicher politischer Beschluss dient als Leitbild für kommunalesHandeln. Er ist Voraussetzung für die Verwaltung, Maßnahmenvorschläge aufGrundlage der örtlichen Situation zu entwickeln.Bei allen Entscheidungen muss <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong> wichtiges Kriterium se<strong>in</strong>. Die Kommunalpolitik,<strong>in</strong>sbesondere auch die kommunalpolitische Spitze, sollte sich mit dem <strong>Klimaschutz</strong>zielidentifizieren. E<strong>in</strong> Beschluss, sich im <strong>Klimaschutz</strong> zu engagieren, solltevon Beg<strong>in</strong>n an <strong>in</strong>tensiv mit der Bevölkerung rückgekoppelt werden, um Know-how zunutzen, Akzeptanz zu schaffen und mögliche Konflikte mit anderen Handlungsfeldernzu lösen.E<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Beschluss zum <strong>Klimaschutz</strong> sowie nach verschiedenen Themenbereichendifferenzierte Beschlüsse liegen vor.KommunalpolitikZeitlicher Aufwand zur Erarbeitung der Beschlüsse und bei der E<strong>in</strong>beziehung der Bevölkerung.Organisatorische Maßnahmen (MK5–MK8)Konzepte und Programme erarbeiten (MK4)Beschluss der Kommune, <strong>Klimaschutz</strong> als Ziel der Kommune zu def<strong>in</strong>ierenFestlegung e<strong>in</strong>es quantitativen und zeitlichen Reduktionsziels für Treibhausgase,um Maßstäbe für das weitere kommunale Handeln zu setzen (z.B. Reduktion derCO 2 -Emissionen um zehn Prozent alle fünf Jahre; Halbierung der Pro-Kopf-Emissionenbis spätestens 2030 [Basisjahr 1990])Beschluss zur Erarbeitung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten CO 2 -M<strong>in</strong>derungskonzepts, das m<strong>in</strong>destensdie Bereiche Energie, Verkehr, Raumplanung und Beschaffung enthältBetrachtung aller Möglichkeiten, Treibhausgasemissionen zu verm<strong>in</strong>dern, d.h. auchweitere Bereiche wie Abfall, Abwasser, Landwirtschaft, Ernährung, Erhaltung bzw.Erweiterung von CO 2 -Senken330


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK2:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Institutionelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen für die Kooperation mitumliegenden Geme<strong>in</strong>den, um <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen umzusetzenDie Kooperation mit umliegenden Geme<strong>in</strong>den bietet die Möglichkeit, Erfahrungenauszutauschen und geme<strong>in</strong>same Strategien <strong>in</strong> der Region zu entwickeln. Zentrale Themenfür die Zusammenarbeit können e<strong>in</strong> Verkehrsverbund, die geme<strong>in</strong>same Bee<strong>in</strong>flussungdes regionalen Energieversorgers oder die Schaffung von geme<strong>in</strong>samenInstitutionen se<strong>in</strong>, die jene Aufgaben übernehmen, die e<strong>in</strong>e Kommune alle<strong>in</strong> überfordernwürden.Gerade für kle<strong>in</strong>ere Geme<strong>in</strong>den mit begrenztem Fachwissen ist e<strong>in</strong>e enge Abstimmungmit Partnern und betroffenen Behörden zielführend. Geme<strong>in</strong>sam kann z.B. e<strong>in</strong> Konzeptzur Klimaanpassung erarbeitet werden. Auch die geme<strong>in</strong>same Umsetzung von Projektenfällt so leichter.Bei Kooperationen sollte auf gleiche Themen bzw. Fragestellungen <strong>in</strong> den beteiligten<strong>Kommunen</strong> geachtet werden. Regional s<strong>in</strong>d dies z.B. die Förderung erneuerbarer Energienoder der Verkehrsbereich. Neben der Zusammenarbeit mit umliegenden <strong>Kommunen</strong>ist zudem die überregionale Kooperation mit vergleichbar großen <strong>Kommunen</strong>wichtig.Die folgenden Handlungsbereiche s<strong>in</strong>d für die Zusammenarbeit vorrangig geeignet:EnergieberatungKommunales EnergiemanagementÖffentlicher NahverkehrKooperation mit dem regionalen EnergieversorgungsunternehmenAktive und regelmäßige Zusammenarbeit mit umliegenden sowie überregional mitvergleichbar großen <strong>Kommunen</strong> f<strong>in</strong>det statt.Geme<strong>in</strong>same Institutionen, die den <strong>Klimaschutz</strong> fördern, existieren (z.B. Verkehrsverbund).Kommunalpolitik und -verwaltungZeitlicher Aufwand für Kontaktaufnahme und Treffen mit Geme<strong>in</strong>devertretern<strong>Klimaschutz</strong> politisch verankern (MK1)Konzepte und Programme erarbeiten (MK4)Personelle Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> optimieren (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richten (MK6)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Kontaktaufnahme mit umliegenden Geme<strong>in</strong>den bzw. überregional mit <strong>Kommunen</strong>vergleichbarer GrößeHerstellen e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung über regelmäßige Treffen zum AustauschPrüfung, ob geme<strong>in</strong>same Institutionen s<strong>in</strong>nvoll und möglich s<strong>in</strong>d, z.B. Verkehrsverbund,Energieberatungsstelle, Energiemanagementstelle, Anbieter von EnergiedienstleistungenGründung e<strong>in</strong>es Umlandverbandes im Großraum von städtischen Ballungsräumen331


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK3:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Kommune beteiligt sich an nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Initiativenund Bündnissen zum <strong>Klimaschutz</strong>Die Vorteile der Mitgliedschaft <strong>in</strong> Netzwerken bestehen im Informationsaustausch <strong>in</strong>sbesondereauch über Maßnahmen zur CO 2 -Reduktion, im Aufbau von Kontakten, <strong>in</strong> derdirekten Unterstützung bei Projektanträgen und bei der Drittmittele<strong>in</strong>werbung sowie <strong>in</strong>der Initiierung von Projekten. Geme<strong>in</strong>sam können Leitl<strong>in</strong>ien für lokale Klimapolitik oderdie Formulierung von Selbstverpflichtungen der <strong>Kommunen</strong> erarbeitet werden.Gleichzeitig stellen die Netzwerke e<strong>in</strong>e Interessenvertretung der <strong>Kommunen</strong> gegenüberAkteuren auf nationaler, europäischer und <strong>in</strong>ternationaler Ebene dar. Über Netzwerkekönnen sich <strong>Kommunen</strong> dafür e<strong>in</strong>setzen, dass ihre Handlungsmöglichkeiten imBereich <strong>Klimaschutz</strong> erhalten oder sogar ausgebaut werden. Um die Vorteile, welchedie Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk bietet, optimal zu nutzen, muss die e<strong>in</strong>zelneKommune selbst aktiv werden. Für e<strong>in</strong>en Erfolg ist zudem entscheidend, dass die politischeFührung den Netzwerkgedanken mit trägt.Beispiele für kommunale Initiativen zum <strong>Klimaschutz</strong> s<strong>in</strong>d die Lokale Agenda 21, die„Charta der Europäischen Städte und Geme<strong>in</strong>den auf dem Weg zur Zukunftsbeständigkeit“(Aalborg Charta), der Konvent der Bürgermeister/<strong>in</strong>nen sowie <strong>in</strong>ternationaleBündnisse wie das Klima-Bündnis e.V., Energy Cities und Cities for Climate Protection.Mit ihrem Beitritt verpflichten sich die Mitglieder zu e<strong>in</strong>er aktiven <strong>Klimaschutz</strong>politikund zur Reduktion der kommunalen Treibhausgase.Aktive Mitgliedschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em oder mehreren Bündnissen zum <strong>Klimaschutz</strong>Zunahme von Wissen, Aktionen und Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Kommunezum Thema <strong>Klimaschutz</strong>KommunalpolitikZeitlicher Aufwand für Beschluss, e<strong>in</strong>em Bündnis beizutretenZeitlich je nach Bedarf der Kommune: Teilnahme an Veranstaltungen, Kampagnen,Projekten o.Ä.F<strong>in</strong>anziell: Mitgliedsbeitrag abhängig von jeweiligen Bündnis<strong>Klimaschutz</strong> politisch verankern (MK1)Konzepte und Programme erarbeiten (MK4)Personelle Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> optimieren (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK6)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Entscheidung des Stadtparlamentes/Geme<strong>in</strong>derates zum Beitritt e<strong>in</strong>es BündnissesJe nach Bündnis: Unterzeichnung e<strong>in</strong>er SelbstverpflichtungJe nach Bedarf der Kommune: Teilnahme an Veranstaltungen, Kampagnen, Projekteno.Ä.Eventuell Prüfung und Nutzung der F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten von Bündnis-Mitgliedschaften(vgl. He<strong>in</strong>rich Böll Stiftung: Kommunale Partnerschaften und Netzwerke,S. 29 f.)Öffentliche MittelMittel aus Bürgermeisterhaushalt (Öffentlichkeitsarbeit, Repräsentation etc.)Mittel aus Fachhaushalten der <strong>Kommunen</strong>Mittel aus dem Etat der Geme<strong>in</strong>deparlamenteLandesstiftungen332


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK4:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Konzepte und Programme zum <strong>Klimaschutz</strong> erarbeitenE<strong>in</strong> systematisches Konzept zum <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der Kommune soll gewährleisten, dass1.) realistische und kostengünstige Wege aufgezeigt werden, um e<strong>in</strong> gesetztes CO 2 -M<strong>in</strong>derungszielzu erreichen, dass 2.) Zielgruppen und Akteure benannt werden und dieGrundlage für e<strong>in</strong>en möglichst breiten Konsens über zu treffende Maßnahmen geschaffenwird. E<strong>in</strong> <strong>Klimaschutz</strong>konzept sollte sowohl den Energie- als auch den Verkehrsbereichumfassen. Auf Basis e<strong>in</strong>er Ist-Analyse soll das Konzept die technischen und nicht-technischenMaßnahmen zur CO 2 -Reduktion <strong>in</strong>klusive ihrer Kosten und Umsetzungsschritteaufzeigen. Das Gesamtziel zur CO 2 -Reduktion muss dabei entsprechend der verschiedenenVerbrauchssektoren und Anwendungsbereiche von Energie aufgeschlüsselt werden.Zusätzlich sollten mögliche Wege für die zukünftige Entwicklung ermittelt werden.S<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>sparpotenziale bzw. CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenziale <strong>in</strong> der Kommune ermittelt,muss mit Aktionsprogrammen e<strong>in</strong>e auf die lokale Situation angepasste Strategie entwickeltwerden, wie diese Potenziale <strong>in</strong> welchem Zeitrahmen ausgeschöpft werdenkönnen. Orientiert am gesamten CO 2 -M<strong>in</strong>derungsziel der Kommune müssen E<strong>in</strong>zelzielefür die verschiedenen Bereiche wie Energie und Verkehr festgelegt werden. Daskommunale Aktionsprogramm muss auf diese Ziele h<strong>in</strong>führen und geeignet se<strong>in</strong>,Hemmnisse organisatorischer, struktureller und f<strong>in</strong>anzieller Art gegen die Umsetzungder ermittelten Potenziale zu überw<strong>in</strong>den. Außerdem müssen Mechanismen und Kontroll<strong>in</strong>strumentezur Überprüfung der Zeit-Ziel-Punkte e<strong>in</strong>geführt werden.<strong>Klimaschutz</strong>konzept und Aktionsprogramme liegen <strong>in</strong> der Kommune vor.Kommune, Energieversorgungsunternehmen und VerkehrsbetriebeF<strong>in</strong>anzieller/personeller Aufwand zur Erstellung von Konzept und AktionsprogrammenZeitlich: e<strong>in</strong> halbes bis e<strong>in</strong> Jahr, abhängig von der Größe der Kommune und demUmfang des Konzeptes (Enthält das Konzept alle Bereiche oder e<strong>in</strong>e Auswahl?)<strong>Klimaschutz</strong> politisch verankern (MK1)Personelle Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> optimieren (MK5)Netzwerkaktivitäten wichtiger kommunaler Akteure (MK7)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Abteilung für kommunales Energiemanagement (ME1)Mobilitätsmanagement (MV12)Festlegung von Zielen, Arbeitsprogramm und Zeitrahmen für das <strong>Klimaschutz</strong>konzept(abzudeckende Bereiche, Methodik, Kriterien für Potenziale [technische und wirtschaftlichePotenziale], Vorgaben für Wirtschaftlichkeitsrechnungen usw.)Festlegung e<strong>in</strong>er zuständigen Stelle <strong>in</strong> der Verwaltung für die Betreuung bzw. Erstellungdes KonzeptsFestlegung der Vorgehensweise zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wichtiger Partner (z.B. Energieversorger)und zur Rückkopplung mit Interessengruppen und Bevölkerung, gegebenenfallsE<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es BeiratesAusschreibung an geeignete Fachleute bzw. Beauftragung e<strong>in</strong>er fachkundigen Stelle<strong>in</strong>nerhalb der VerwaltungBereitstellung der erforderlichen Datenbasis (für leitungsgebundene Energieträgervon Energieversorgungsunternehmen, Ergebnisse von Verkehrserhebungen, Fahrgastbefragungender Verkehrsbetriebe, Umfragen unter bestimmten Zielgruppen,z.B. Beschäftigte e<strong>in</strong>es Betriebs usw.)Veröffentlichung des Konzeptes, ggf. zusätzlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gekürzten Form333


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungLiteraturtippsEcofys (2009): Untersuchung möglicher Ansatzpunkte bundespolitischer Instrumente zur Förderungdes kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es, Berl<strong>in</strong>.Freie Hansestadt Bremen (Hrsg.) (2008): Aktionsprogramm <strong>Klimaschutz</strong> 2010, Bremen.Freie Hansestadt Bremen (Hrsg.) (2009): <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieprogramm 2020, Bremen.He<strong>in</strong>rich Böll Stiftung (Hrsg.) (2010): Kommunale Partnerschaften und Netzwerke. E<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>ertransnationalen Politik der Nachhaltigkeit, Berl<strong>in</strong>, S. 100.Hutter, Claus-Peter, und Fritz-Gerhard L<strong>in</strong>k (Hrsg.) (2008): Städtepartnerschaften und Klimavorsorge.Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung durch kommunale und regionale Partnerschaften, Stuttgart.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): <strong>Klimaschutz</strong>konzeption fürdie Stadtwerke Lemgo, Heidelberg.Kern, Krist<strong>in</strong>e, Stefan Niederhafner, Sandra Rechl<strong>in</strong> und Jost Wagner (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Deutschland – Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven. Discussion Paper SPS IV 2005-101, Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung, Berl<strong>in</strong>.KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2010): Förderung von <strong>Klimaschutz</strong> und nachhaltiger Energiepolitik für dieKommune der Zukunft. Abschlussbericht des Expertenkreises, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.) (2007): 10 Aufgabenfelder der Klima- und Energiepolitik <strong>in</strong> Stuttgart,Stuttgart.Öko-Institut e.V., Energieagentur Regio Freiburg GmbH und Willi Loose (2007): <strong>Klimaschutz</strong>-Strategieder Stadt Freiburg (Version 3.3), Freiburg.Stadt Karlsruhe (Hrsg.) (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzept Karlsruhe 2009. Handlungsrahmen für den kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>, Karlsruhe.Technisches Büro Taffelt GbR und Ingenieurbüro FMT (2005): Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiekonzeptfür die Stadt Freiberg/Sachsen, Stadt Freiberg.UN-Millenniumkampagne <strong>in</strong> Deutschland, Servicestelle <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>en Welt/InWEnt gGmbH(2005): Aktiv vor Ort – <strong>Kommunen</strong> handeln jetzt. UN-Millenniumentwicklungsziele: Chancen <strong>in</strong> den<strong>Kommunen</strong> nutzen, Bonn.United Nations (Hrsg.) (2007): Eight Ways to Change the World – Local Authorities <strong>in</strong> the North andthe Millennium Development Goals, New York.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.334


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 12. Organisatorische Maßnahmen<strong>Klimaschutz</strong> ist <strong>in</strong> den meisten Fällen e<strong>in</strong>e freiwillige, fachübergreifende kommunaleAufgabe und bedarf daher der Unterstützung durch die Verantwortlichen der Stadtund den Geme<strong>in</strong>derat. Den Rahmen für e<strong>in</strong>en effektiven <strong>Klimaschutz</strong> bilden dessenpolitische Verankerung, die Festlegung von <strong>Klimaschutz</strong>zielen, -konzepten und Aktionsprogrammen.Jedoch ist ohne organisatorische Maßnahmen seitens der Kommune e<strong>in</strong> zielführendesund dauerhaftes Engagement für den <strong>Klimaschutz</strong> nicht möglich.So kann es auf Ebene der Verwaltung aufgrund von Ressortzuschnitten und unterschiedlichenVerfahrensabläufen zu parallelen Planungen oder zu Konfliktsituationen<strong>in</strong> der Umsetzung kommen. Auf Ebene der lokalen Akteure gibt es <strong>in</strong> Städten undGeme<strong>in</strong>den bereits zahlreiche Akteure und Akteursnetzwerke, die sich für den <strong>Klimaschutz</strong>e<strong>in</strong>setzen. Schnittstellen und Synergien zwischen Akteuren, Kommune,Wirtschaft und Bürgern werden ohne organisatorische Maßnahmen der Kommunehäufig zu wenig genutzt. Konzeption und Umsetzung e<strong>in</strong>er effektiven <strong>Klimaschutz</strong>arbeits<strong>in</strong>d, gerade als freiwillige Aufgabe, angesichts der f<strong>in</strong>anziell angespanntenLage vieler <strong>Kommunen</strong> ohne die Organisation e<strong>in</strong>er soliden f<strong>in</strong>anziellen Grundlagenicht möglich.Um <strong>Klimaschutz</strong>-Beschlüsse zu realisieren, müssen <strong>Kommunen</strong> daher personelle undf<strong>in</strong>anzielle Kapazitäten bereitstellen und geeignete organisatorische Strukturen zurschrittweisen Umsetzung von Maßnahmen schaffen ( Kap. A1 3).Haupthemmnisse bei der Umsetzung von Beschlüssen zum <strong>Klimaschutz</strong> s<strong>in</strong>d die f<strong>in</strong>anziellangespannte Lage vieler <strong>Kommunen</strong> sowie die Tatsache, dass <strong>Klimaschutz</strong>e<strong>in</strong>e freiwillige Aufgabe von <strong>Kommunen</strong> darstellt. Werden z.B. Zuständigkeiten fürdas Thema geschaffen, s<strong>in</strong>d sie bei knappen Kassen immer durch Streichungen gefährdet.Personellen Maßnahmen können zudem das Fehlen von Akzeptanz <strong>in</strong> denDienststellen (zusätzlicher Aufwand, Haltung zum Thema) und damit von Bereitschaftzur Mitarbeit oder unterschiedliche Interessen der Akteure entgegenstehen.Auch bei der Gründung von Netzwerken und Gremien zum Thema kann die f<strong>in</strong>anzielleSituation e<strong>in</strong>e hemmende Rolle spielen. Hier können weitere Elemente wie zusätzlicherZeitaufwand, Eigen<strong>in</strong>teressen der Akteure oder allgeme<strong>in</strong>e Vorbehaltegegen Netzwerke und deren Effektivität h<strong>in</strong>zukommen. In Bezug auf die Gründunge<strong>in</strong>es Fonds wirken bisweilen der hohe F<strong>in</strong>anzbedarf sowie der organisatorische Aufwandhemmend.Aber: Nur wenn die Kommune die entsprechenden Grundvoraussetzungen schafft,kann <strong>Klimaschutz</strong> als kommunale Aufgabe gel<strong>in</strong>gen. Hierzu gehören die erwähntenBeschlüsse und die Unterstützung durch die politische Spitze e<strong>in</strong>er Kommune, aberauch die Bereitstellung personeller Ressourcen, die die fachübergreifende Aufgabe <strong>Klimaschutz</strong>koord<strong>in</strong>ieren, die Organisation <strong>in</strong> der Verwaltung z.B. mit Lenkungskreisenzum Thema, die Schaffung e<strong>in</strong>er unabhängigen Agentur für <strong>Klimaschutz</strong>, die die Umsetzungdes <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes begleitet, die Organisation von Netzwerkaktivitätenauf Ebene städtischer Akteure sowie die Schaffung e<strong>in</strong>er soliden f<strong>in</strong>anziellen Grundlagefür <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten, z.B. durch die Gründung e<strong>in</strong>es Fonds ( Kap. A3).Durch die Institutionalisierung des <strong>Klimaschutz</strong>es <strong>in</strong> personeller und f<strong>in</strong>anzieller H<strong>in</strong>sichtkann die Kommune die Akzeptanz nachhaltiger Maßnahmen erhöhen, derenUmsetzung beschleunigen und Arbeitsplätze <strong>in</strong> der Region erhalten oder schaffen.Grundvoraussetzung fürkommunalen <strong>Klimaschutz</strong>335


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungPersonelle RessourcenoptimierenDa <strong>Klimaschutz</strong> nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehört und e<strong>in</strong> fachübergreifendesThema darstellt, muss erst e<strong>in</strong>e entsprechende Zuständigkeit <strong>in</strong> Kommunalpolitikund -verwaltung geschaffen werden. E<strong>in</strong>e Stabstelle zum <strong>Klimaschutz</strong>fungiert als Anwalt für den <strong>Klimaschutz</strong>, koord<strong>in</strong>iert die fachübergreifende Aufgabe,br<strong>in</strong>gt Akteure zusammen und überprüft Umsetzungserfolge. Organisatorisch wirddie Stelle durch Arbeitsgruppen und Gremien <strong>in</strong> der Kommune unterstützt. Bei Umstrukturierungen<strong>in</strong> der Verwaltung und Verlagerung von Aufgaben h<strong>in</strong> zu externenAkteuren muss darauf geachtet werden, dass zentrale Aufgaben zum <strong>Klimaschutz</strong>auch personell bei der Kommune verbleiben, um den E<strong>in</strong>fluss der Kommunalpolitikzu erhalten ( Kap. A4 3).Praxis-BeispielHannover: <strong>Klimaschutz</strong>leitstelleDie niedersächsische Landeshauptstadt gründete ihre <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle im Jahr 1994. E<strong>in</strong>gebunden<strong>in</strong> den Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, erarbeitet sie unter anderem die städtischen <strong>Klimaschutz</strong>aktionsprogramme,koord<strong>in</strong>iert deren Umsetzung und wertet Ergebnisse aus. In der so genannten <strong>Klimaschutz</strong>regionHannover, <strong>in</strong> der neben den 21 Städten und Geme<strong>in</strong>den auch viele Organisationenund Institutionen der Region Hannover an geme<strong>in</strong>samen Konzepten und Projekten arbeiten, vertrittdie <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle die Landeshauptstadt. Außerdem gehören hierzu die Region Hannover selbst,die <strong>Klimaschutz</strong>agentur Region Hannover und der lokale <strong>Klimaschutz</strong>fonds proKlima, der geme<strong>in</strong>sammit den Stadtwerken Hannover und mehreren Nachbarstädten betrieben wird. Zusammen mit dengroßen lokalen Wirtschaftsunternehmen, mit der Wohnungswirtschaft, hannoverschen Verbänden undBildungse<strong>in</strong>richtungen werden <strong>in</strong> der Klima-Allianz Hannover 2020 geme<strong>in</strong>same Aktionen zur Verbesserungder Energieeffizienz, zum klimafreundlichen Bauen und für e<strong>in</strong> umweltgerechtes Nutzerverhaltenabgesprochen und <strong>in</strong> Gang gesetzt.Die Stärken der Stadt Hannover, die auch Gründungsmitglied des Klima-Bündnisses ist, liegen aufgrundder langjährigen und vielfältigen Aktionen im Bau von Passivhäusern bei Wohn- und Nichtwohngebäuden,<strong>in</strong> der Gestaltung energetisch optimierter Baugebiete und <strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit der lokalenWirtschaft im <strong>Klimaschutz</strong>.Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong>E<strong>in</strong>e Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> unterstützt die <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle dar<strong>in</strong>, das <strong>Klimaschutz</strong>konzeptder Kommune umzusetzen und zu begleiten. Unabhängig von E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressenist sie unter anderem Informations- und Kontaktstelle für lokale undregionale Akteure, kann Fördermittel erschließen oder das kommunale Energiemanagementunterstützen. Mit e<strong>in</strong>er Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> schafft e<strong>in</strong>e Kommunee<strong>in</strong>e solide strukturelle und <strong>in</strong>haltliche Basis für kommunale <strong>Klimaschutz</strong>arbeit.Praxis-BeispielKliBA Heidelberg: <strong>Klimaschutz</strong>- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Nachbargeme<strong>in</strong>denKliBA wurde im März 1997 als neutrale und unabhängige Energie-Beratungsagentur für die Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Regiongegründet. Sie verfolgt das Ziel, <strong>Kommunen</strong>, Verbraucher und Unternehmen bei klimaschutzrelevantenMaßnahmen zu unterstützen und so zur E<strong>in</strong>sparung von Kohlendioxid beizutragen.Die Kernaufgaben der KliBA s<strong>in</strong>d Information und Beratung von Bürgern und Unternehmen, Organisationvon Informations- und Bildungsangeboten, Kooperationsprojekte und Unterstützung beteiligter<strong>Kommunen</strong>. Vor der Gründung der Energie-Beratungsagentur scheiterten <strong>in</strong> vielen <strong>Kommunen</strong> und Unternehmendr<strong>in</strong>gend erforderliche energetische Maßnahmen häufig an e<strong>in</strong>er Reihe von Hürden, wiemangelnde Information und Qualifikation, kurzfristige Orientierung und F<strong>in</strong>anzierungslücken. KliBAbaut diese Hemmnisse ab.In ähnlicher Weise fördert die Ravensburger Energieagentur durch die Beratung von privaten Haushalten,<strong>Kommunen</strong> und Gewerbebetrieben den effizienten E<strong>in</strong>satz von Energie und Ressourcen.336


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1Da es sich beim <strong>Klimaschutz</strong> um e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsaufgabe handelt, müssen lokaleAkteure an entsprechenden Entscheidungsprozessen teilhaben können. In Netzwerkenzum Thema können Informationen und Erfahrungen ausgetauscht, Lösungen fürverschiedene Interessen gefunden und Akteure zum Handeln motiviert werden. Inder Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren kann die Kommune ihren direkten E<strong>in</strong>flussbereichausschöpfen und unter Beteiligung e<strong>in</strong>er breiten Basis <strong>Klimaschutz</strong>strategienentwickeln und umsetzen.Netzwerkaktivitätenwichtiger lokaler AkteureOffenbach a.M.: Umweltschutz als TeamarbeitSeit Mai 2007 kooperiert <strong>in</strong> Offenbach e<strong>in</strong> hochrangig besetztes Kompetenzteam für e<strong>in</strong> Mehr an Umwelt-und <strong>Klimaschutz</strong>. Auf Initiative der Offenbacher Bürgermeister<strong>in</strong> wurde unter ihrer Leitung e<strong>in</strong>eExpertenrunde zusammengestellt, die Perspektiven und Strategien für den kommunalen Umwelt- und<strong>Klimaschutz</strong> entwickelt. Die Besetzung des Teams reicht vom Vorstand der Energieversorgung Offenbachüber die Leitung der Stadtwerke Offenbach bis h<strong>in</strong> zu Amtsleitungen und Geschäftsführungenvon städtischen Behörden und Stadtwerketöchtern. Die Zusammensetzung aus Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong>-Fachleuten,Kaufleuten und Entscheidungsträgern ermöglicht die rasche Umsetzung von Projekten.Zu bereits realisierten Projekten zählen: Installation von Solaranlagen auf kommunalen Dächern,Bezug von Ökostrom für alle städtischen Liegenschaften, Modernisierung des Bus-Fuhrparks nach Umweltstandards,Fahrradmietsystem, Car-Shar<strong>in</strong>g-Programm oder auch Fortschreibung des öffentlichenNahverkehrs unter Öko-Gesichtspunkten.Praxis-BeispielUm Maßnahmen zum <strong>Klimaschutz</strong> umzusetzen, s<strong>in</strong>d zusätzliche f<strong>in</strong>anzielle Mittelerforderlich. Neben Möglichkeiten wie Contract<strong>in</strong>g oder Förderprogrammen stellte<strong>in</strong> Fonds zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>e unbürokratische Art der F<strong>in</strong>anzierung dar. Durchunterschiedliche Akteure gespeist, kann er zur Anschubf<strong>in</strong>anzierung von Maßnahmendienen.Fonds zum <strong>Klimaschutz</strong>Hannover: <strong>Klimaschutz</strong>fonds proKlima – Der enercity-FondsIn Hannover gibt es seit 1998 den <strong>Klimaschutz</strong>fonds „proKlima“ mit e<strong>in</strong>em Budget von etwa fünf Mio.Euro jährlich. Gespeist wird der Fonds von der Landeshauptstadt Hannover, umliegenden Städten <strong>in</strong>der Region Hannover sowie den Stadtwerken Hannover AG (enercity). Er ist e<strong>in</strong> Modell zur lokalen,freiwilligen und kooperativen Umsetzung von <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen. Die wesentlichen Aufgabendes enercity-Fonds proKlima s<strong>in</strong>d die Initiierung von <strong>Klimaschutz</strong>projekten, deren f<strong>in</strong>anzielle Förderungsowie die fachliche Unterstützung der Umsetzung. Das Leistungsspektrum reicht von f<strong>in</strong>anziellen Zuschüssenüber Fach<strong>in</strong>formationen bis zu konkreten Projektberatungen. Die Vergabe der Zuschüsse erfolgtnach vier festgelegten Kriterien: CO 2 -Effizienz, absolute CO 2 -Reduzierung, Multiplikatorenwirkungund Innovationsgrad der Maßnahmen. Der europaweit e<strong>in</strong>zigartige <strong>Klimaschutz</strong>fonds bewilligte von1998 bis 2009 Fördermittel <strong>in</strong> Höhe von rund 44 Millionen Euro.E<strong>in</strong> weiteres Beispiel ist der kommunale Nachhaltigkeitsfonds Ibbenbüren, mit dem die Stadt Maßnahmenzum Erhalt von Klima und Umwelt fördert.Praxis-Beispiel337


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK5:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Personelle Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> optimieren – Leitstelle undGremienUm nach der politischen Verankerung des <strong>Klimaschutz</strong>es festgelegte <strong>Klimaschutz</strong>ziele,<strong>Klimaschutz</strong>konzepte und Aktionsprogramme effektiv umzusetzen, muss <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong>der Kommune personell verankert se<strong>in</strong>. Da die Aufgabe fachübergreifend ist, bedarf ese<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ationsstelle, die entsprechende Akzeptanz, Kompetenz, Personal und Mittelzur Verfügung hat. Die beste Form ist e<strong>in</strong>e Stabstelle für <strong>Klimaschutz</strong>. Die Organisationdieser Position hängt von den Gegebenheiten der Kommune und den bereits vorhandenenAufgabenzuteilungen ab. Generell kann e<strong>in</strong>e solche <strong>Klimaschutz</strong>stelle auch <strong>in</strong> andererForm denn als Stabstelle e<strong>in</strong>gerichtet werden. Entscheidend ist der entsprechende, auchpolitische, Rückhalt für die Organisationsform und die Personen, die die Stelle ausfüllen.Voraussetzungen e<strong>in</strong>es <strong>Klimaschutz</strong>beauftragten s<strong>in</strong>d zudem kommunikative Fähigkeiten,um die unterschiedlichen Interessen <strong>in</strong>nerhalb der Stadtverwaltung selbst, der Politik, aberauch mit und zwischen den Handlungsträgern auszubalancieren.Für kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong> ist dieses Thema schwieriger. Hier können durch Kooperationenmit anderen kle<strong>in</strong>en <strong>Kommunen</strong> Synergien geschaffen oder der Landkreis als übergeordneteE<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>gebunden werden.<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> der Kommune gel<strong>in</strong>gt am besten, wenn nicht nur e<strong>in</strong>e zentrale <strong>Klimaschutz</strong>stelleexistiert, sondern auch dezentrale Zuständigkeiten festgelegt und verwaltungs<strong>in</strong>terneArbeitsgruppen oder zum<strong>in</strong>dest formalisierte Verfahren zur Koord<strong>in</strong>ationdes <strong>Klimaschutz</strong>es zwischen allen beteiligten Stellen e<strong>in</strong>gerichtet werden.Koord<strong>in</strong>ationsstelle zum <strong>Klimaschutz</strong> existiertDezentrale Zuständigkeiten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Kommune festgelegtVerwaltungs<strong>in</strong>terne Arbeitsgruppen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gerichtetKommunalpolitik und -verwaltungVon <strong>Klimaschutz</strong> betroffene Ämter: Umwelt, Hochbau, Kämmerei, Stadtplanung, StädtischeEnergieversorgungsunternehmen, Stadtentwicklung, Liegenschaftsamt, Bauordnungsamt,Betriebe des öffentlichen Verkehrs, Ordnungsamt, Tiefbau, Sport- und Bäder,Presse, Schulamt, Wirtschaftsförderung, Abfallamt bzw. AbfallbeseitigungsbetriebePersonalkosten: entsprechend etwa e<strong>in</strong>em Stellenanteil, <strong>in</strong> Abhängigkeit von organisatorischerForm der LösungZeitlicher Aufwand für verwaltungs<strong>in</strong>terne Zuständigkeit, Arbeitsgruppen und GremienKonzepte und Programme erarbeiten (MK4)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richten (MK6)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Information und Schulung (MK9)Kommunales Energiemanagement (ME1)E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er referatsübergreifenden <strong>Klimaschutz</strong>leitstelleAusstattung dieser Stelle mit entsprechenden Mitteln und KompetenzenEntwicklung der Aufgabenbeschreibung und der KostenkalkulationBeschluss des Geme<strong>in</strong>deratsAusschreibung und Besetzung der StelleBenennung von Ansprechpartnern/Umweltbeauftragten <strong>in</strong> den DienststellenE<strong>in</strong>richtung weiterer Gremien: z.B. Energiebeirat, ressortübergreifende Arbeitsgruppe,konzernweites Entscheidungsgremium zum kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>338


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK6:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richtenE<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Klimaschutz</strong>politik sollte von E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen unabhängig se<strong>in</strong>. Alsgrundlegende Maßnahme sollte daher e<strong>in</strong>e eigenständige <strong>Klimaschutz</strong>agentur für dieStadt bzw. die Region gegründet werden. Aufgaben s<strong>in</strong>d die Begleitung und Evaluierungder Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes. Schwerpunkte können se<strong>in</strong>: Information,Beratung, Kommunikation, Verknüpfung der Akteure, Erschließung vonFördermitteln und Initiierung von Pilotprojekten, Erarbeitung von objektbezogenenEnergiekonzepten für die unterschiedlichsten Sektoren, Qualifikation. In den erstenJahren kann e<strong>in</strong>e für alle transparente Evaluation der kommunalen Maßnahmen dazubeitragen, frühzeitig <strong>in</strong>effiziente Maßnahmen aus dem Programm zu nehmen.Der Agentur kann e<strong>in</strong> fachkundiger Beirat zur Seite gestellt werden mit weiteren maßgeblichenAkteuren (z.B. Hochschulen und angewandte Forschung, IHK, Handwerkskammerund Innungsverbände, Architekten, Hauseigentümer- und Mieterverbände,Wohnungsunternehmen, Vertreter von Umweltschutzorganisationen).Die <strong>Klimaschutz</strong>agentur kann als Geschäftsfeld bei den Stadtwerken angesiedelt se<strong>in</strong>.Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> ist e<strong>in</strong>gerichtet und arbeitet effektivStadt, StadtwerkeEnergieeffizienzzentrumRegionale Partner: Architekten, Ingenieure, Handwerk, Firmen, Handwerkskammeretc.Jährliche Anschubkosten: Nach Arbeitsumfang der Agentur sehr unterschiedlichZwischen 50.000 und 200.000 Euro für die Stadt zzgl. Beiträgen weiterer Gesellschafterfür Personal- plus Nebenkosten. Die Arbeit der Agentur entlastet großenteils die<strong>in</strong> die Umsetzung des <strong>Klimaschutz</strong>konzeptes <strong>in</strong>volvierten städtischen Stellen. Mittelfristigkann sich die Agentur selbst tragen.Eventuell Zuschuss von Land bzw. Bund (BMU) für e<strong>in</strong>e Personalstelle der Stadtmöglich, z.B. Baden-Württemberg: Förderung durch das Umweltm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>Form e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>maligen Zuschusses <strong>in</strong> Höhe von 100.000 Euro als Anschubf<strong>in</strong>anzierung(<strong>Klimaschutz</strong>-Plus-Programm)Personelle Ressourcen optimieren (MK5)Netzwerkaktivitäten wichtiger lokaler Akteure (MK7)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahmen: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Anreize und Motivation (MK10)Kampagnen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Qualifizierung der Hausmeister als Energiemanager (ME2)Die Agentur begleitet bzw. evaluiert alle MaßnahmenErarbeitung von Konzept und Struktur der Agentur (eventuell Kooperationsmodell mit<strong>Klimaschutz</strong>agentur <strong>in</strong> der Region s<strong>in</strong>nvoll) und Abstimmung mit dem LandkreisAbsicherung der F<strong>in</strong>anzierung, eventuell Erschließung von EU-Fördermitteln zumAufbau e<strong>in</strong>er AgenturBeschluss des Geme<strong>in</strong>deratsGründung der Agentur und E<strong>in</strong>tragung <strong>in</strong> das Handelsregister339


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK7:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenMaßnahme: Netzwerkaktivitäten wichtiger kommunaler Akteure<strong>Klimaschutz</strong> erfordert als Querschnittsaufgabe vielfach neue Kooperationen. Erst dadurchwerden optimale Ergebnisse erzielt. Daher braucht die Kommune die Unterstützungaller relevanten lokalen Akteure – gesellschaftlich, privat und wirtschaftlich.Vernetzung und frühe E<strong>in</strong>beziehung lokaler Akteure <strong>in</strong> die kommunale <strong>Klimaschutz</strong>arbeits<strong>in</strong>d zudem bei strategischen Planungen s<strong>in</strong>nvoll, die mit Interessen anderer kollidierenkönnen. Die E<strong>in</strong>beziehung kann von der Information über aktive Beteiligungbis zur Kooperation reichen. Der Erfahrungsaustausch „auf Augenhöhe“ hat e<strong>in</strong> hohesPotenzial für Sensibilisierung und Motivation der Beteiligten. Mögliche Formen:Allianz zum <strong>Klimaschutz</strong>: E<strong>in</strong>e städtische Allianz soll alle wesentlichen gesellschaftlichenAkteure aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenführenund ihnen die Möglichkeit geben, neue Ideen und Projekte für den <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> der Kommune im Rahmen e<strong>in</strong>es Netzwerkes zu entwickeln.Netzwerk Erneuerbare Energien: Die <strong>in</strong> der Kommune wesentlichen Akteure aus demBereich Erneuerbarer Energien sollen geme<strong>in</strong>sam den zukünftigen Handlungsbedarferarbeiten und daraus abgeleitete Maßnahmen umsetzen.Energieeffizienznetzwerk: E<strong>in</strong> kommunaler E<strong>in</strong>fluss auf den Sektor Industrie ist nur bed<strong>in</strong>gtgegeben. E<strong>in</strong>e Möglichkeit ist die Initiierung von Energie-Effizienz-Netzwerken.Hier unterstützen sich Unternehmen e<strong>in</strong>er Region gegenseitig bei der Planung undDurchführung von Maßnahmen.Kooperation mit Städten auf bilateraler Ebene: Neben e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft <strong>in</strong> großenStädtenetzwerken kann e<strong>in</strong> <strong>in</strong>formelles Netzwerk mit weiteren aktiven <strong>Klimaschutz</strong>kommunen<strong>in</strong> der eigenen Region aufgebaut werden. Hierdurch können Synergieeffekteerschlossen, die Effizienz von CO 2 - M<strong>in</strong>derungsmaßnahmen verbessert und die<strong>Klimaschutz</strong>arbeit der Kommune langfristig abgesichert werden.Netzwerke wichtiger lokaler Akteure s<strong>in</strong>d etabliert, Teilnehmer treffen sich regelmäßigWichtige lokale Akteure beteiligen sich bei kommunaler Planung und Maßnahmenzum Thema <strong>Klimaschutz</strong>Die Netzwerke entwickeln Ideen und Projekte zum <strong>Klimaschutz</strong>Initiator, Organisator der Treffen: vornehmlich KommuneWeitere Akteure: Netzwerkteilnehmer, später auch <strong>in</strong> der Durchführungsverantwortung:Alle klimaschutzrelevanten Institutionen, Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft,Experten, <strong>in</strong>teressierte Bürger, <strong>Kommunen</strong> aus der RegionJährliche Anschubkosten: Je nach Umsetzungstiefe etwa 2.000 bis 10.000 Euro proJahr für Koord<strong>in</strong>ation und Öffentlichkeitsarbeit etc.; Kosten können teilnehmendeBetriebe eventuell mittragen.Personal: Für Organisation der Veranstaltungen bei der Stadt; für die e<strong>in</strong>zelnen Verbände,Institutionen etc.: wenige Stunden pro Jahr. Gleichzeitig wird durch die vere<strong>in</strong>bartenKooperationen und Arbeitsteilungen unnötiger Aufwand vermieden.Konzepte und Programme erarbeiten (MK4)Personelle Ressourcen optimieren (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richten (MK6)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)340


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1HandlungsschritteAlle wesentlichen Akteure ansprechen und gew<strong>in</strong>nenAuftakttreffen zur Abstimmung der Bedürfnisse und Ziele; dauerhafte, <strong>in</strong>stitutionalisierteZusammenarbeit starten; gegebenenfalls Selbstverpflichtungen anstoßenAbklärung der F<strong>in</strong>anzierungZwei bis drei Mal jährlich Treffen pro Themenbereich mit Erfahrungsaustausch, Vorstellungaktueller Projekte und Entwicklung neuer Strategien, Sitzungen sollten neutralmoderiert werden.341


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK8:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds<strong>Klimaschutz</strong> auf e<strong>in</strong>e solide Basis zu stellen und Maßnahmen umzusetzen, erfordertKapital. E<strong>in</strong>e unbürokratische Möglichkeit der dauerhaften F<strong>in</strong>anzierung bietet e<strong>in</strong>Fonds zum <strong>Klimaschutz</strong>. Die Maßnahme kann wesentlich dazu beitragen, kapital<strong>in</strong>tensiveAktionen mit hohem CO 2 -Reduktionspotenzial umzusetzen. Die E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>es Fonds ist sowohl für den Bereich der kommunalen E<strong>in</strong>richtungen als auch für dieUnterstützung privater Initiativen zweckmäßig.Der Fonds sollte zusätzlich zur Landes- und Bundesförderung fungieren. Se<strong>in</strong>e Steuerungkann z.B. durch die <strong>Klimaschutz</strong>agentur mit Beirat erfolgen.Mögliche Formen e<strong>in</strong>es Fonds:<strong>Klimaschutz</strong>fonds Stadt und Stadtwerke: Von städtischer Seite kann e<strong>in</strong> Teil der Konzessionsabgabenzweckgebunden als Beitrag <strong>in</strong> den Fonds fließen. Es sollten sichauch die Stadtwerke und weitere wichtige Akteure im <strong>Klimaschutz</strong> beteiligen.Bürgerfonds: Mit e<strong>in</strong>em Fonds für lokale und <strong>in</strong>ternationale <strong>Klimaschutz</strong>projektesoll Bürgern wie auch Unternehmen e<strong>in</strong>e Geldanlagemöglichkeit geboten werden,aus der heraus konkrete <strong>Klimaschutz</strong>projekte f<strong>in</strong>anziert werden. Die Investoren könnenfür ihr e<strong>in</strong>gesetztes Kapital e<strong>in</strong>e Rendite erzielen, die je nach Projekttyp zwischenzwei und fünf Prozent liegen sollte.<strong>Klimaschutz</strong>fonds der großen Industrie- und Gewerbebetriebe unter Mitwirkung derStadt zur F<strong>in</strong>anzierung von Modellprojekten sowie besonderen Aktionen<strong>Klimaschutz</strong>fonds ist e<strong>in</strong>gerichtetFonds trägt sich zunehmend selbst und wird aktiv für <strong>Klimaschutz</strong>projekte genutztStadt/Energieversorger/Stadtwerke/EnergiereferatWeitere Akteure: <strong>Klimaschutz</strong>agentur und <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle, Kreissparkasse, Kredit<strong>in</strong>stitute,Handwerksverbände etc.Potenziell alle kommunalen Firmen/Unternehmen und HaushalteVolumen abhängig von Größe und f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten der Kommune; davon,ob bestehende Förderprogramme <strong>in</strong> den Fonds <strong>in</strong>tegriert werden; von Gesamtausstattung/f<strong>in</strong>anziellenMöglichkeiten anderer Akteure: 300.000 bis e<strong>in</strong>e Mio. EuroÜber den Fonds erfolgt die Anschubf<strong>in</strong>anzierung der Mehrkosten der <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen.Die Kostene<strong>in</strong>sparungen durch die Maßnahmen können dem Fondswieder gut geschrieben werden. Dadurch reduziert sich der Aufwand für den Fondsjährlich möglichst bis zu dessen Selbstf<strong>in</strong>anzierung.Als Grundstock kann die Kommune z.B. ab e<strong>in</strong>em Euro pro EW <strong>in</strong>vestieren.Basis für die Umsetzung der meisten <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmenChancen e<strong>in</strong>es Fonds zunächst <strong>in</strong> bilateralen Gesprächen abwägenEntwicklung des Fonds-KonzeptesSicherung der F<strong>in</strong>anzausstattungEntwicklung von FörderungskriterienEntwicklung möglichst e<strong>in</strong>facher AntragsverfahrenGründung des Fonds mit engagierten Akteuren und jährliches Controll<strong>in</strong>gBegleitende Öffentlichkeitsarbeit bezüglich der Existenz von F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten,Antragsverfahren etc.342


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1Ecofys (2009): Untersuchung möglicher Ansatzpunkte bundespolitischer Instrumente zur Förderungdes kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es, Berl<strong>in</strong>.Hessisches M<strong>in</strong>isterium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz (Hrsg.) (2008): HessischerKlimapakt. Kommunale Beispiele nachhaltiger Energiepolitik, Wiesbaden.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2004): CO 2 - M<strong>in</strong>derungskonzeptfür die Stadt Augsburg, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): Energiekonzept Ma<strong>in</strong>z 2005–2015 Energie und Verkehr, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): Energie- und <strong>Klimaschutz</strong>konzeptfür die Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> 2008, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): <strong>Klimaschutz</strong>konzeption fürdie Stadtwerke Lemgo, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzeptionMannheim 2020, Heidelberg.Kern, Krist<strong>in</strong>e, Stefan Niederhafner, Sandra Rechl<strong>in</strong> und Jost Wagner (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Deutschland – Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven. Discussion Paper SPS IV 2005-101, Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung. Berl<strong>in</strong>.Leitstelle <strong>Klimaschutz</strong> Hamburg (2009): Hamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzept 2007–2012. Fortschreibung2009/2010, Hamburg.Öko-Institut e.V., Energieagentur Regio Freiburg GmbH und Willi Loose (2007): <strong>Klimaschutz</strong>-Strategieder Stadt Freiburg (Version 3.3), Freiburg.Stadt Dresden (2007): 3. Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>bericht, Dresden.Stadt Karlsruhe (Hrsg.) (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzept Karlsruhe 2009. Handlungsrahmen für den kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>, Karlsruhe.Stadtverwaltung Worms und Klima-Bündnis e.V. (2010): <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieeffizienzkonzept derStadt Worms, Worms.Technisches Büro Taffelt GbR und Ingenieurbüro FMT (2005): Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiekonzeptfür die Stadt Freiberg/Sachsen, Freiberg.Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH (2008): Maßnahmenpaket zur CO 2 -Reduktion fürdie Stadt Osnabrück. Endbericht, Wuppertal.Literatur- undInternettippswww.energiemanagement.stadt-frankfurt.de/www.hannover.de: Informationen zur <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle Hannoverwww.keabw.de/<strong>in</strong>dex.php?id=61: Übersicht regionaler Energieagenturen <strong>in</strong> Baden-Württembergwww.umweltfreundlich-zum-betrieb.de343


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen Verwaltung3. Kommune als VorbildGlaubwürdigkeitkommunaler<strong>Klimaschutz</strong>politik3.1 Nutzerverhalten<strong>Kommunen</strong> können <strong>in</strong> Bereichen wie Politik, Energie oder Verkehr den Rahmen für<strong>Klimaschutz</strong> vorgeben und mit Maßnahmen zur F<strong>in</strong>anzierung, Qualifizierung oderder Unterstützung von Netzwerken zudem Anreize für lokale Akteure schaffen, sichfür den <strong>Klimaschutz</strong> zu engagieren.Die Bereitschaft kommunaler Akteure für den <strong>Klimaschutz</strong> wächst, wenn die <strong>Kommunen</strong>selbst ihre Rolle als Maßstab und Vorbild für Bürgerschaft und Betriebe ausfüllen.Die <strong>Klimaschutz</strong>politik der <strong>Kommunen</strong> wird glaubwürdig, wenn <strong>in</strong>nerhalb derlokalen Verwaltung Ziele vere<strong>in</strong>bart, Mitarbeiter und Nutzer kommunaler Liegenschaften<strong>in</strong>formiert und geschult oder <strong>in</strong>terne <strong>Klimaschutz</strong>kampagnen veranstaltetwerden. Begleitet durch e<strong>in</strong>e entsprechende Öffentlichkeitsarbeit wird die Vorbildfunktionder Kommune auch deutlich wahrgenommen.Den größten Anteil an den CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> der kommunalen Verwaltung habendie Bereiche Strom, Heizenergie und Mobilität. Mit organisatorischen Maßnahmenund e<strong>in</strong>er bewussteren Nutzung von Geräten, Gebäuden und Fahrzeugen kann e<strong>in</strong>eKommune zehn bis 20 Prozent an Energie, Treibstoff und Abfall e<strong>in</strong>sparen – beiSpritsparkursen beträgt das E<strong>in</strong>sparpotenzial je nach bisherigem Fahrstil sogar bis zu30 Prozent. Dabei s<strong>in</strong>d Maßnahmen zur Verhaltensänderung zwar nicht kostenlos,aber kostengünstig mit Amortisationszeiten von unter e<strong>in</strong>em Jahr. Weitere E<strong>in</strong>sparungenvon 30 bis 50 Prozent s<strong>in</strong>d bei entsprechenden Investitionen möglich. In großenLiegenschaften kann das jährliche E<strong>in</strong>sparpotenzial 100.000 Euro und mehrbetragen (vgl. KEA).Um den <strong>Klimaschutz</strong>zielen <strong>in</strong>nerhalb der Kommune gerecht zu werden und Vorbildim <strong>Klimaschutz</strong> zu se<strong>in</strong>, können <strong>Kommunen</strong> Nutzerverhalten und Beschaffung <strong>in</strong>allen städtischen Liegenschaften wie Verwaltungsgebäuden, Schulen, Bädern undSportstätten, Altenheimen oder Kitas e<strong>in</strong>beziehen. Ziel ist es, die Nutzer kommunalerLiegenschaften zu klimaschonendem Verhalten zu motivieren, ihr Wissen zu e<strong>in</strong>embewussten Umgang mit Energie und zu nachhaltigem Konsum zu verbessern undklimaschonendes Verhalten zur Gewohnheit zu machen.E<strong>in</strong>e Schlüsselfunktion bei der Erreichung kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>ziele kommtHausmeistern und technischem Betriebspersonal zu, die mit entsprechenden KenntnissenEnergieanlagen und Objekte energiesparend betreuen können ( Kap. C2 1).Klimaverträgliches Nutzerverhalten geht gleichzeitig über das re<strong>in</strong>e Energiemanagementh<strong>in</strong>aus, denn effektive Beiträge zur Verm<strong>in</strong>derung von Treibhausgasemissionenkönnen von allen Nutzern kommunaler Liegenschaften wie Schülern und Lehrkräften,Verwaltungsangestellten oder Besuchern kommunaler Liegenschaften geleistetwerden, z.B. im Bereich der Mobilität, bei der Beschaffung ( Kap. C1 3.2) oder beikonsequenter Abfallvermeidung und sparsamer Verwendung von Gebrauchsgütern.Indem die Kommune E<strong>in</strong>fluss auf Nutzerverhalten und Beschaffung nimmt, setzt sieImpulse, die auch <strong>in</strong> den Privatbereich getragen werden. So können Geme<strong>in</strong>demitarbeiterund Nutzer kommunaler Liegenschaften wichtige Multiplikatoren bei derVerbreitung von Informationen zu ressourcenschonendem Nutzerverhalten werden.Hemmnisse für die Umsetzung der Maßnahme können <strong>in</strong> zusätzlichem Zeitaufwand,Informations- und Motivationsdefiziten, Rout<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Verhalten und Geschäfts-344


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1abläufen oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beschaffungswesen liegen, dessen Ziel der kostengünstigsteE<strong>in</strong>kauf ist. Probleme können zusätzlich durch den schwer quantifizierbaren Nutzender Maßnahmen hervorgerufen werden: CO 2 -Reduktion durch Verhaltensänderunglässt sich nur mit hohem Aufwand <strong>in</strong> Zahlen fassen.Dennoch lassen sich erhebliche E<strong>in</strong>sparpotenziale durch Instrumente erschließen,die auf e<strong>in</strong> geändertes Nutzerverhalten und geänderte Beschaffung abzielen. Inhaltlichsollten sich Maßnahmen auf die Verbrauchsschwerpunkte Heizung, Strom undMobilität konzentrieren, da hier die Hauptursachen für Emissionen kommunaler Liegenschaftenliegen. Wichtig ist bei nutzerbezogenen Initiativen, nicht nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelneoder ausschließlich kommunikative Maßnahmen zu ergreifen, sondern sie imZusammenhang e<strong>in</strong>er Gesamtstrategie (Konzept), z.B. als Maßnahmenbündel oderflankierend zu aktuellen Projekten der technischen Energiee<strong>in</strong>sparung oder Sanierung,e<strong>in</strong>zusetzen. Die Wirkungen der e<strong>in</strong>zelnen Instrumente können sich so gegenseitigverstärken.Als Basis für klimaschonendes Verhalten und klimaschonende Beschaffung könnenDienstanweisungen fungieren. Gegenüber schriftlichen H<strong>in</strong>weisen oder mündlichenEmpfehlungen haben Dienstanweisungen verb<strong>in</strong>dlichen Charakter, z.B. zum Heizbetrieb,zur Verwendung von Strom oder Wasser und zum Nutzerverhalten. Die StadtFreiburg weist z.B. die Mitarbeiterschaft der Kommune an, für Dienstreisen grundsätzlichdie Deutsche Bahn zu wählen, für Nahziele Regiokarten oder Dienstfahrräderder Ämter. Pkw dürfen nur <strong>in</strong> begründeten Ausnahmefällen verwendet werden.Grundlagen fürklimaschonendesVerhaltenNeben Dienstanweisungen bilden passive Maßnahmen e<strong>in</strong>e Grundlage für andauerndeEnergiesparerfolge und für e<strong>in</strong> geändertes Nutzerverhalten. Dies können Maßnahmendurch Hausmeister und technische Mitarbeiter der Liegenschaften se<strong>in</strong> wiedie Regulierung der Innentemperatur oder die E<strong>in</strong>stellung der Heizungsanlage mitNacht- bzw. Wochenendabsenkung. Beim Strombedarf kann durch Mess-, SteuerundRegeltechnik E<strong>in</strong>fluss genommen werden oder durch die Umrüstung von Beleuchtung.Ger<strong>in</strong>g <strong>in</strong>vestive Maßnahmen unterstützen zudem energiesparendes Nutzerverhalten,etwa Präsenzmelder, die unnötige Beleuchtung verh<strong>in</strong>dern, oderabschaltbare Steckdosen bzw. Steckerleisten mit Schalter und Zeitschaltuhren, umStand-by-Verluste zu verh<strong>in</strong>dern.Um Nutzer kommunaler Liegenschaften zum <strong>Klimaschutz</strong> zu motivieren, ihr Wissenzum Thema klimaschonendes Verhalten zu vertiefen und dauerhafte Änderungenim Verhalten zu bewirken, eignen sich Informationen und Schulungen, Anreize undMotivation sowie Kampagnen.Information und SchulungUm klimaschonend zu handeln, ist Wissen über technische und nutzerseitige Möglichkeitennotwendig. Mit verschieden strukturierten Informationen für unterschiedlicheNutzergruppen (Mitarbeiter und Besucher kommunaler Liegenschaften) kanndie Kommune die Grundlage für klimaschonendes Verhalten schaffen ( Kap. A5).345


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungPraxis-BeispielHamburg: Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für energiesparendes und umweltschonendesFahrverhaltenUm die CO 2 -Emissionen des städtischen Fuhrparks weiter zu reduzieren, veranstaltet die Stadt Hamburge<strong>in</strong> systematisches Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für e<strong>in</strong> energiesparendes und umweltschonendes Verhalten. Nach e<strong>in</strong>erBedarfserhebung folgen Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs beim Fahrsicherheitszentrum des ADAC. Erfahrungen und Erwartungender Teilnehmenden werden mit e<strong>in</strong>em Evaluationsbogen abgefragt.Leipzig <strong>in</strong>formiert umfangreich zum Thema „<strong>Klimaschutz</strong>“, zu eigenen Aktivitäten und zu Handlungsmöglichkeitenauf e<strong>in</strong>er eigenen Internetseite www.leipzig.de/klimaschutz. 2009 gab es e<strong>in</strong>e ersteÖffentlichkeitsarbeits-Kampagne zum Thema „<strong>Klimaschutz</strong>/Energie sparen“, u.a. mit Straßenbahn-Außenwerbung. 2010 fand die <strong>Klimaschutz</strong>kampagne zum Thema „Mobilität“ mit Umweltquiz undUnternehmensbefragung statt.Anreize und MotivationDamit die Mitarbeiterschaft das Wissen um klimafreundliches Verhalten <strong>in</strong> die Praxisumsetzt und so die Kommune als Vorbild für andere lokale Akteure dienen kann,bedarf es entsprechender Anreize durch die Kommune. Neben f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeitenkönnen Mitarbeiter durch die Verknüpfung von beruflichem und persönlichemNutzen sowie durch Wettbewerbe motiviert werden.Praxis-BeispielFreiburg i. Br.: GuT Bike K<strong>in</strong>gUm die kommunale Mitarbeiterschaft zu motivieren, Wege zu und während der Arbeit klimafreundlichmit dem Fahrrad zurückzulegen, veranstaltet das Garten- und Tiefbauamt Freiburg den GuT Bike K<strong>in</strong>g.In e<strong>in</strong>er Teilnehmerliste wird die Gesamtzahl der an e<strong>in</strong>em Tag mit dem Rad zurückgelegten Kilometererfasst. Belohnt werden diejenigen Mitarbeiter, die die meisten Kilometer während des Jahres radeln,und jene, die prozentual am häufigsten mit dem Rad zur Arbeit kommen bzw. ihre Wege während derDienstzeit mit dem Rad zurücklegen. Motivierend wirken Preise (Sonderurlaub), das Konkurrieren derKollegen und Abteilungen untere<strong>in</strong>ander und <strong>in</strong>sbesondere das geme<strong>in</strong>same Ziel, die Erde im Jahr dreiMal zu umradeln (120.000 km). E<strong>in</strong>e weitere Idee des Garten- und Tiefbauamtes: Start e<strong>in</strong>er Initiativezu Gunsten des Gehens.E<strong>in</strong> weiteres Mittel zur Motivation setzt die Geme<strong>in</strong>de Weissach im Tal e<strong>in</strong>: Mit e<strong>in</strong>em E-Fahrrad, dasfür <strong>in</strong>nerörtliche Dienstfahrten zur Verfügung steht, sowie mit der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er E-Tankstelle verbessertdie Geme<strong>in</strong>de die Infrastruktur und schafft so Anreize zu klimafreundlichem Verhalten.KampagnenÜber laufende Aktivitäten h<strong>in</strong>aus sollte das Thema „<strong>Klimaschutz</strong>“ von Zeit zu Zeit<strong>in</strong>tensiv beleuchtet werden. Kampagnen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Möglichkeit, das Bewusstse<strong>in</strong> fürklimafreundliches Verhalten umfassend zu schärfen, <strong>in</strong>tensiv zu praktizieren undsomit zu verstetigen.Praxis-BeispielRegensburg: ÖkoschulprogrammSeit 1999 führt Regensburg das Ökoschulprogramm durch. Ziel des Vorhabens ist es, Schülern den bewusstenUmgang mit Energie und der Umwelt zu vermitteln und dadurch den Betriebsmittelverbrauch<strong>in</strong> den Bereichen Strom, Gas, Wasser und Abfall zu senken. Neben geändertem Nutzerverhalten erfolgenE<strong>in</strong>sparungen auch durch technische Maßnahmen. Als Belohnung und Motivationsstütze fließt seit1999 e<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>gesparten Betriebskosten zur freien Verfügung an die Schulen zurück, e<strong>in</strong> Großteilder Gelder wird <strong>in</strong> Energiesparmaßnahmen re<strong>in</strong>vestiert. Für die effektive Umweltarbeit an Schulen, darunterdas Ökoschulprogramm, hat die Stadt Regensburg bereits zahlreiche Preise erhalten, siehewww.regensburg.de unter „Umwelt“.Mit e<strong>in</strong>er Kampagne für K<strong>in</strong>der („K<strong>in</strong>dermeilen“) setzt sich z.B. Schwabach für den <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>.Halle und Wernigerode erreichen die kommunale Mitarbeiterschaft und Bürger mit dem bundesweitenStädtewettbewerb „Stadtradeln“, und Metz<strong>in</strong>gen motiviert und <strong>in</strong>formiert Mitarbeiter zu „Energieeffizienz<strong>in</strong> Büros“.346


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK9:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Information und Schulung zum <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> städtischenLiegenschaftenUm klimagerecht handeln zu können, s<strong>in</strong>d Information und Wissen notwendig. Daherist die Schulung von Anlagenbedienern (z.B. Hausmeister) und Anlagenbenutzern (Angestellte,Lehrer, Schüler, Nutzer von Sportstätten, Museen etc.) kommunaler Gebäudeentscheidend. Neben e<strong>in</strong>er bewussten Nutzung von Gebäuden, Fahrzeugen und Gerätenträgt die Weiterbildung der kommunalen Mitarbeiterschaft dazu bei, dass Gesetzemit <strong>Klimaschutz</strong>-Bezug auf Ebene der Bezirksämter effektiv umgesetzt werdenkönnen, dass das Wissen um Klimaprobleme für die notwendige Akzeptanz von Maßnahmensorgt sowie Anlagenbediener und Nutzer als Multiplikatoren ihr erworbenesWissen auch <strong>in</strong> private Haushalte tragen.Bereiche, die wichtige Klimafaktoren darstellen, sollten Teil von Schulungen se<strong>in</strong>:Stromverbrauch (Optimierung von Beleuchtung, Büro- und Kommunikationstechnik/Computernutzung), Heizenergie (Optimierung Raumwärme), Mobilität. Wissen kannüber Infomaterial, Ausstellungen oder Fortbildungen (<strong>in</strong>tern, extern) vermittelt werden.Das Angebot soll praxisorientiert auf die Mitwirkung der Akteure <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungenzielen.Rückmeldung über Abfragevorlagen bei NutzernVorschläge aus der Mitarbeiterschaft zur Verbesserung der NutzungsabläufeErzielte E<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong>folge der Schulung und InformationKommune: z.B. Umweltberatung, Personalämter, Arbeitnehmervertretungen, Baureferat,Schul- und Kultusreferat, Sportamt, Stadtkämmerei, Stadtwerke, MobilitätsbeauftragterEnergieagentur, <strong>Klimaschutz</strong>leitstelleWeitere Akteure: Beratungse<strong>in</strong>richtungen, eventuell bestehender Arbeitskreis zumThema, Unternehmen aus dem Dienstleistungsbereich, Industrie mit erheblichemVerwaltungsgebäudeanteil, GebäudeeignerArbeitsaufwand zur Entwicklung, Koord<strong>in</strong>ation und Umsetzung der Maßnahme:kann durch e<strong>in</strong>e Koord<strong>in</strong>ationsstelle abgedeckt werdenBei Bildungsarbeit an K<strong>in</strong>dergärten und Schulen: Zusätzlicher Betreuungs- und Beratungsaufwandfür die Stadt/externe Betreuer: zwei bis vier Wochen/Jahr.Kosten für Entwicklung, Erstellung, Vertrieb der Informationsmaterialien (z.B. Flyer,Poster, Plakate)Kosten bei Zuschuss zu Maßnahmen wie z.B. zu Eco-Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>gKosten für externe EvaluierungAgentur zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK6)F<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Anreize und Motivation (MK10)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Beschaffung (MK12, MK13)Abteilung Kommunales Energiemanagement (ME1)Qualifizierung der Hausmeister (ME2)Ökonomische Anreizprogramme (ME4)Klärung der koord<strong>in</strong>ierenden Stelle sowie Abstimmung und Vernetzung bisherigerAkteure und Aktivitäten347


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungEntwicklung e<strong>in</strong>es übertragbaren Konzepts mit Beratungs- und Unterstützungsmodulenfür städtische LiegenschaftenZusammenstellung von Informationsmaterialien für die entsprechenden ZielgruppenZeitplanung und AblaufplanungBereitstellung von F<strong>in</strong>anzmitteln/Erschließung von FördermittelnModellprojekte an ausgewählten, „engagierten“ LiegenschaftenKommunikation und Umsetzung des AngebotesRegelmäßige externe Evaluierung348


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK10:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Anreize und Motivation – nicht-monetärDa die Nutzer von öffentlichen Gebäuden die Energiekosten nicht selbst bezahlen,müssen sie durch andere Methoden motiviert werden. Neben monetären Anreizenwie Beteiligung an E<strong>in</strong>sparerfolgen durch Betreiber von Anlagen oder Nutzer <strong>in</strong> städtischenLiegenschaften können dies auch Anreize wie die Verknüpfung von beruflichemund privatem Nutzen oder die Beteiligung an Wettbewerben se<strong>in</strong>.Bei der Verknüpfung von beruflichem und privatem Nutzen fördert die Kommuneklimafreundliches Verhalten, wovon Mitarbeiter und Nutzer auch privat profitierenkönnen, z.B. durch die Nutzung von Jobticket oder Bahncard für Beruf und privat,durch Schulungen für verbrauchsarmes Fahren oder zu Energie- und Wassere<strong>in</strong>sparung,die sich auch auf den privaten Verbrauch positiv auswirken.Mit e<strong>in</strong>em Wettbewerb zum Vorschlagswesen zum Thema <strong>Klimaschutz</strong> können Mitarbeiterund Nutzer kommunaler Liegenschaften die genaue Kenntnis ihres Umfeldesnutzen, um klimafreundliche Verbesserungen vorzuschlagen. Vorschläge mitnachweisbarem E<strong>in</strong>sparpotenzial können durch Preise oder Prämien belohnt werden.Wettbewerbe können auch für die Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittelveranstaltet werden, z.B. für die Abteilung/Person mit den meisten Radkilometernzur Arbeit pro Jahr. Die Würdigung der Aktivitäten motiviert zum Weitermachen.Auch die Verbesserung der Infrastruktur kann zu Motivation beitragen, z.B. Car-Shar<strong>in</strong>g,Duschen für Radfahrer, Ausstattung mit Dienstfahrrädern, übertragbare Jahreskartenfür den ÖPNV pro Abteilung.Angebote zu Jobticket, Bahncard oder Schulungen werden zunehmend genutztBeteiligung von Mitarbeitern und Nutzern kommunaler Liegenschaften an Wettbewerbenzum <strong>Klimaschutz</strong>Angebote wie Car-Shar<strong>in</strong>g oder Dienstfahrräder werden genutztKommunale Verwaltung<strong>Klimaschutz</strong>agenturÖffentliche E<strong>in</strong>richtungenKosten und Personal für Entwicklung und Umsetzung der MaßnahmenSiehe Wettbewerbe: Es muss unter Umständen e<strong>in</strong>e Stelle e<strong>in</strong>gerichtet werden, diefür die Sichtung der Vorschläge und die Berechnung der E<strong>in</strong>spareffekte zuständig istKosten für PreisePersonelle Ressourcen optimieren (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK6)Konzepte und Programme erarbeiten (MK4)Beschaffung (MK12, MK13)Förderung des Fuß- und Radverkehrs (MV7)Integrierte Stadt- und Verkehrsplanung ( Kap. C3 1)Entwicklung von Anreizsystemen und e<strong>in</strong>es UmsetzungskonzeptesDurchführung von Pilotprojekten zur Motivation und AuswertungÜbertragung auf andere E<strong>in</strong>richtungenKoord<strong>in</strong>ation der Beteiligten und ÖffentlichkeitsarbeitJährliche BerichtserstellungWichtig <strong>in</strong>sbesondere für Verwaltung: kont<strong>in</strong>uierliche Betreuung349


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK11:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong>Dauerhafte Informationsarbeit und Erfolgskontrolle zum Thema <strong>Klimaschutz</strong> sollen mitthematisch fokussierten Kampagnen verknüpft werden. So kann e<strong>in</strong>e höhere Wirksamkeiterzielt werden. Die Kampagne soll motivieren, aktiv an E<strong>in</strong>sparungen mitzuwirken.Als Belohnung und Motivationsstütze kann e<strong>in</strong> Teil der e<strong>in</strong>gespartenBetriebskosten an die beteiligten Liegenschaften zur freien Verfügung zurückfließen.Mögliche Inhalte: Erhöhung der Kompetenz <strong>in</strong> Energiefragen bei städtischen Bediensteten,die unmittelbar mit der Überwachung der Energieanlagen bzw. des Objekts betrauts<strong>in</strong>d; Verbesserung des Kenntnisstandes zum energiesparenden Nutzerverhalten;Motivierung der Verwaltungsangestellten und -bediensteten zur aktiven Teilnahme am<strong>Klimaschutz</strong>; verwaltungs<strong>in</strong>terne Umsetzung des Leitzieles <strong>Klimaschutz</strong>. Zur gezieltenAnsprache e<strong>in</strong>zelner Zielgruppen können z.B. Informationsveranstaltungen, Positivbeispiele,Workshops oder Coach<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gesetzt werden.Die Erfolgskontrolle kann mit e<strong>in</strong>em Wettbewerb verknüpft werden (Welche Abteilung/welchesReferat spart am meisten Energie e<strong>in</strong>?). Dabei müssen die Effekte größerer<strong>in</strong>vestiver Maßnahmen herausgerechnet werden.Umfang der abgeschätzten Energie- und CO 2 -E<strong>in</strong>sparungenGrad der Beteiligung von Referaten und GesellschaftenRückmeldungen von MitarbeiternAusgelöste InvestitionenKommune: Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft, Personal- und Organisationsamt,Umwelt- und Arbeitsschutz, Schul- und Sportamt, weitere DienststellenStadtwerkeAgenda 21, Energieberatungse<strong>in</strong>richtungen, externe DienstleisterE<strong>in</strong>beziehung von Fremdnutzern der Schulgebäude, wie Sportvere<strong>in</strong>e oder HortKosten für Entwicklung und Durchführung von KampagnenPersoneller Aufwand der Kommune kann durch externe Vergabe reduziert werdenExterne Dienstleistungen und Druck von MaterialienDie Amortisationszeit liegt laut Erfahrungen bei e<strong>in</strong> bis zwei Jahren. Weitere Sachkostenkönnen für gezielte Aktionen anfallen (z.B. breiter E<strong>in</strong>satz von schaltbaren Steckerleisten).Personelle Ressourcen optimieren (MK5)Information und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)Beschaffung (MK12, MK13)Abteilung Kommunales Energiemanagement (ME1)Ökonomische Anreizprogramme (ME4)Konzeption der Kampagne und Abstimmung mit den Verantwortlichen der Referate,Gesellschaften und mit den PersonalrätenBereitstellung von F<strong>in</strong>anzmittelnZeitplanung und Ablaufplanung von KampagnenpaketAusarbeitung der Medien zu den dauerhaft e<strong>in</strong>gesetzten Elementen und den erstenKampagnenWerbung für das Kampagnenpaket <strong>in</strong> den kommunalen LiegenschaftenStart und Durchführung der Kampagne, gegebenenfalls <strong>in</strong>klusive WettbewerbenErfolgskontrolle und EvaluierungVerstetigung und Optimierung des Angebots350


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2003): Umweltschutzlohnt sich für öffentliche Verwaltungen. Strategien und Beispiele für ökonomische Anreize, Berl<strong>in</strong>.Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Geme<strong>in</strong>debund und Deutsche Umwelthilfe (Hrsg.) (2007):Städte und Geme<strong>in</strong>den aktiv für den <strong>Klimaschutz</strong>. Gute Beispiele aus dem Wettbewerb „Bundeshauptstadtim <strong>Klimaschutz</strong>“, Berl<strong>in</strong>.Freie Hansestadt Bremen (Hrsg.) (2009): <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieprogramm 2020, Bremen.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2004): CO 2 -M<strong>in</strong>derungskonzeptfür die Stadt Augsburg, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2006): Energie-Effizienz-Konzeptfür die Stadt Aachen, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): <strong>Klimaschutz</strong>konzeption fürdie Stadtwerke Lemgo, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2008): Energiekonzept Ma<strong>in</strong>z 2005–2015 Energie und Verkehr, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzeption Mannheim2020, Heidelberg.ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzept 2020 fürdie Stadt Münster, Heidelberg.IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH (Hrsg.) (2007): Erneuerbare Energien<strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> optimal nutzen – Denkanstöße für die Praxis, Berl<strong>in</strong>.IWU – Institut Wohnen und Umwelt und Öko-Institut e.V. (2002): <strong>Klimaschutz</strong>konzept für die WissenschaftsstadtDarmstadt, Darmstadt.Landeshauptstadt Stuttgart (Hrsg.) (2007): 10 Aufgabenfelder der Klima- und Energiepolitik <strong>in</strong> Stuttgart,Stuttgart.Leitstelle <strong>Klimaschutz</strong> Hamburg (2009): Hamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzept 2007–2012. Fortschreibung2009/2010, Hamburg.Öko-Institut e.V. (2004): Kommunale Strategien zur Reduktion der CO 2 -Emissionen um 50% am Beispielder Stadt München, Freiburg.Öko-Institut e.V., Energieagentur Regio Freiburg GmbH und Willi Loose (2007): <strong>Klimaschutz</strong>-Strategieder Stadt Freiburg (Version 3.3), Freiburg.Stadt Heidelberg (Hrsg.) (2004): <strong>Klimaschutz</strong>konzept Heidelberg 2004, Heidelberg.Stadt Karlsruhe (Hrsg.) (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzept Karlsruhe 2009. Handlungsrahmen für den kommunalen<strong>Klimaschutz</strong>, Karlsruhe.Stadtverwaltung Worms und Klima-Bündnis e.V. (2010): <strong>Klimaschutz</strong>- und Energieeffizienzkonzept derStadt Worms, Worms.Technisches Büro Taffelt GbR und Ingenieurbüro FMT (2005): Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiekonzeptfür die Stadt Freiberg/Sachsen, Stadt Freiberg.Literatur- undInternettippswww.kea-bw.de/arbeitsfelder/nutzersensibilisierungwww.umweltfreundlich-zum-betrieb.de351


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungProblem des <strong>in</strong>tensivenRessourcenverbrauchsNachhaltige BeschaffungGroßes Beschaffungsvolumender <strong>Kommunen</strong>Politisches Bekenntnis zurumweltfreundlichen Beschaffung3.2 BeschaffungKlimawandel, Luft- und Wasserverschmutzung, Abfall und Landnutzung bee<strong>in</strong>trächtigendas globale Ökosystem und die Existenz von Menschen. Im Zentrum dieserProbleme steht der weltweit <strong>in</strong>tensive Verbrauch von Ressourcen, die von der Natur<strong>in</strong> diesem Ausmaß nicht reproduziert werden können. Neben Klimawandel und Verschmutzungführt der steigende Verbrauch an Rohstoffen und Bodenflächen, vorallem von nicht- erneuerbaren Ressourcen, zu Verknappung und Verteilungskonflikten,die weltweit nachhaltige Entwicklungen <strong>in</strong> Gesellschaften gefährden. Zudemtreten Umweltwirkungen aus nicht-nachhaltigem Verbrauch nicht unbed<strong>in</strong>gt dortauf, wo sie verursacht werden, sondern können globale Reichweite aufweisen.Bei der Beschaffung muss daher Nachhaltigkeit oberste Priorität besitzen. E<strong>in</strong>käufersollten ausschließlich Produkte und Dienstleistungen erwerben, die wirklich benötigtwerden, die e<strong>in</strong>e hohe Umweltverträglichkeit besitzen und sozialen wie ökonomischenAspekten entsprechen.Die öffentliche Hand kann durch umwelt- und klimafreundlichen E<strong>in</strong>kauf als Hebelfür Umweltschutz und Zukunftsmärkte fungieren. Klimafreundlicher E<strong>in</strong>kauf kanndazu beitragen,Energieverbrauch und damit Treibhausgasemissionen zu reduzieren,unter Berücksichtigung von Lebenszykluskosten Kosten zu sparen,Innovationen zu stimulieren,Märkte für umweltfreundliche Technologien zu schaffen und so die Wettbewerbsfähigkeitvon entsprechenden Produkten zu erhöhen.Die öffentliche Hand besitzt e<strong>in</strong> derart hohes Beschaffungsvolumen <strong>in</strong> umweltorientiertenMärkten und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Produktbereichen e<strong>in</strong>en so signifikanten Anteilam Gesamtmarkt, dass durch die Nachfrage seitens der Kommune energieeffizienteProdukte gefördert werden können und sich damit e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong>leisten lässt. Wichtige Nachfragebereiche s<strong>in</strong>d u.a. Gebäudeneubau und -renovierung,Energie- und Wasserwirtschaft, Transport, IT und Elektrogeräte. Hier kannder Anteil des öffentlichen Sektors <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teilbereichen erheblich se<strong>in</strong> (z.B. beiServern, Omnibussen). „Über se<strong>in</strong> hohes Nachfragevolumen ist der öffentliche Sektorhier <strong>in</strong> der Lage, Marktentwicklungen direkt zu bee<strong>in</strong>flussen.“ (McK<strong>in</strong>sey 2008)Innerhalb des öffentlichen Sektors vere<strong>in</strong>en die <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>schließlich kommunalerUnternehmen der Dase<strong>in</strong>svorsorge das mit Abstand größte Beschaffungsvolumen(ca. 250 Mrd. Euro) und spielen daher <strong>in</strong> der Beschaffung e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle.<strong>Kommunen</strong> sollten e<strong>in</strong> klares politisches Bekenntnis zu ihrer Verantwortung als wichtigeKonsumenten und Investoren abgeben und die umweltfreundliche Beschaffung<strong>in</strong> grundlegenden Dokumenten der Behörde wie dem Leitbild, Dienstanweisungenoder e<strong>in</strong>em Beschaffungsleitfaden als Organisationsziel def<strong>in</strong>ieren. Um die Vorbildfunktionder Kommune zu unterstreichen, eignen sich verb<strong>in</strong>dliche Quoten zur Berücksichtigungvon Nachhaltigkeitskriterien, mit denen neben dem Ziel derTreibhausgasreduktion auch ökologische und soziale Anforderungen an Produkteund Dienstleistungen formuliert werden können. Durch regelmäßige Berichterstattungkann überprüft werden, ob die Umsetzung <strong>in</strong> die Praxis auch wirklich erfolgtist. Beschaffung durch strategischen und „<strong>in</strong>telligenten“ E<strong>in</strong>kauf kann neue Technologienfördern, Arbeitsplätze schaffen und die öffentlichen Kassen entlasten.352


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1Beschluss der Mitglieder des Klima-Bündnisses für 100-prozentig ökologische, sozialeund faire öffentliche BeschaffungPraxis-BeispielDas Potenzial umweltfreundlicher öffentlicher Beschaffung wird bisher nur unzureichendausgeschöpft. Die Ursache liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Hemmnissen:Intransparenz: Die Datenlage zur öffentlichen Beschaffung ist <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sgesamtlückenhaft. Dies betrifft sowohl die Potenziale klimaverträglicher Beschaffungals auch den bisherigen Umsetzungsstand.Fehlen von Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> der Kommune: Kommunale Beschaffer benötigenbei der Umstellung auf ökologischen E<strong>in</strong>kauf e<strong>in</strong> klares politisches Bekenntnis.Dazu s<strong>in</strong>d verb<strong>in</strong>dliche Zielvorgaben notwendig.Wissensdefizite: Durch die Komplexität des Themas wissen viele Beschaffer nichtüber die rechtliche Zulässigkeit ökologischer Kriterien bei der AuftragsvergabeBescheid, oder es bestehen Unsicherheiten bezüglich der korrekten Umsetzung.Auch die Anwendung des Lebenszykluskosten-Ansatzes ist für viele Beschafferproblematisch.Unübersichtliches Informationsangebot: Das Angebot an existierenden Anleitungen,Kriterienlisten etc. für verschiedene Produktbereiche ist sehr umfangreichund unübersichtlich, da die Beschaffungshilfen von unterschiedlichen Behörden,Projekten, Forschungse<strong>in</strong>richtungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs)veröffentlicht werden.Höhere Anfangs<strong>in</strong>vestitionen: Klimafreundliche Produkte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Beschaffungz.T. mit höheren Anfangs<strong>in</strong>vestitionen verbunden. Zwar amortisieren sichdie Kosten unter Berücksichtigung der Lebensdauer, doch höhere Anfangskostenwirken oft <strong>in</strong>vestitionshemmend.<strong>Kommunen</strong> haben bei der Beschaffung <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen die Möglichkeit,aktiv zu se<strong>in</strong>. Ihre Vorbildrolle kann e<strong>in</strong>e Kommune sehr gut <strong>in</strong> der Anschaffung energieeffizienterBürogeräte und Gebrauchsgüter ausfüllen.HemmnisseHandlungsfelderUm Wissensdefizite <strong>in</strong> der Durchführung der Beschaffung abzubauen, ist e<strong>in</strong> Ausbauder Fortbildungsangebote für kommunale Beschaffer s<strong>in</strong>nvoll. Vernetzung der Beschafferermöglicht Erfahrungsaustausch sowie e<strong>in</strong>e „<strong>in</strong>telligente“ und strategischeBündelung im E<strong>in</strong>kauf von Produkten.Anschaffung energieeffizienter Bürogeräte und GebrauchsgüterIm Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>novativen E<strong>in</strong>kaufskonzeptes macht die Landeshauptstadt Ma<strong>in</strong>z die Beschaffungenergieeffizienter IT-Geräte und nachhaltiger Gebrauchsgüter zu wirtschaftlich günstigen Bed<strong>in</strong>gungenmöglich: Durch die Zusammenarbeit mit dem Land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, das se<strong>in</strong>e Ausschreibungen mitkommunalen Öffnungsklauseln ausstattet, können erhebliche E<strong>in</strong>sparungen erzielt werden. Durch dasgeme<strong>in</strong>same Vorgehen fördern Kommune und Land die verstärkte Beschaffung energieeffizienter Bürogeräteund Gebrauchsgüter.Schonung von CO 2 -Senken und 40 Prozent weniger Energieverbrauch bei der Herstellung – die Klimarelevanzvon Recycl<strong>in</strong>gpapier ist evident. Laut Abfallrecht ist die Verwendung für die öffentliche Handverpflichtend, und <strong>in</strong> Schulen bietet sich Papier als lebensnahes Thema an. Die Stadt Löhne hat e<strong>in</strong> beispielhaftesGesamtkonzept entwickelt und zudem die „Initiative 2000 plus“ <strong>in</strong>itiiert – e<strong>in</strong>e bundesweiteKooperation aus Umwelt- und Verbraucherverbänden sowie <strong>Kommunen</strong>. Ziel ist es, Recycl<strong>in</strong>gpapier<strong>in</strong> Schule und Büro wieder „salonfähig“ zu machen.Praxis-BeispielAuch im kommunalen Fuhrpark können durch energieeffiziente Fahrzeuge Verbräucheund Emissionen gesenkt und Zeichen für die Öffentlichkeit gesetzt werden.353


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungPraxis-BeispielBeschaffung kommunaler FuhrparkDie Stadtwerke München (SWM), das kommunale Unternehmen Münchens, s<strong>in</strong>d regionaler Schrittmacherder Elektromobilität. Um den Individualverkehr klimafreundlicher zu machen, arbeiten sie mitPartnern aus Industrie und Forschung zusammen, beschaffen auch für den eigenen Fuhrpark E-Fahrzeugebzw. testen verschiedene Fahrzeugtypen. An rund 30 SWM-Ladesäulen im Stadtgebiet fließtCO 2 -freier Ökostrom.Den E<strong>in</strong>satz von E-Fahrrädern unter anderem im dienstlichen Gebrauch der <strong>Kommunen</strong> testet das Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet. Mit 151 geförderten Pedelecs sollen technische, <strong>in</strong>frastrukturelle und soziale Forschungsfragenbeantwortet werden. Erdgasfahrzeuge setzen die <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen e<strong>in</strong>,so z.B. die Stadt Mönchengladbach mit Erdgasdienstfahrzeugen <strong>in</strong> mehreren Fachbereichen der Verwaltungoder Ravensburg mit Erdgasbussen, die seit 2009 auch direkt durch das Stadtzentrum fahren.E<strong>in</strong>e vergleichsweise e<strong>in</strong>fach umzusetzende Maßnahme ist der Bezug von Strom auserneuerbaren Energien. Durch e<strong>in</strong>e hohe Gesamtnachfrage wird so e<strong>in</strong> langfristigbeschleunigter Kapazitätsausbau erneuerbarer Energien möglich; zusätzlich wird e<strong>in</strong>positives Signal an private Haushalte gesendet.Praxis-BeispielBeschaffung von StromDie Stadt Friedrichshafen deckt ihren Strombedarf ausschließlich mit Wasserkraft. Friedrichshafen undder städtische Energieversorger gehören zu den Vorreitern klimafreundlicher Stromversorgung. DieStadt konnte als erste Kommune <strong>in</strong> Deutschland alle städtischen E<strong>in</strong>richtungen und privaten Haushaltesowie kle<strong>in</strong>ere Gewerbebetriebe zu 100 Prozent mit ökologischem Strom versorgen, und zwar ohnePreisaufschlag. Friedrichshafen ist damit Vorbild für andere <strong>Kommunen</strong>, z.B. für das oberbayerischeSchrobenhausen, dessen Stadtrat im Jahr 2010 e<strong>in</strong>e Energieversorgung beschlossen hat, bei der 50 Prozentaus Ökostrom stammen.Rund 75 Prozent des jährlichen Strombedarfs der Stadt Emden und ihrer Industrie werden aus erneuerbarenEnergien wie W<strong>in</strong>denergie, Photovoltaik, solarer Wärme, Biomasse und Geothermie gedeckt.Die Stadtwerke nutzen erneuerbare Energien aus W<strong>in</strong>denergieanlagen und Biomasse. Mit Hilfe e<strong>in</strong>esFörderprogramms, des sogenannten Emder Modells, werden die Anwendung erneuerbarer Energiensowie die Verbesserung der Energieeffizienz <strong>in</strong> privaten Haushalten und Unternehmen unterstützt.Emden wurde 2010 für se<strong>in</strong>e vielfältigen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitäten mit dem Titel „Niedersächsische Klimakommune2010“ ausgezeichnet.354


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1MK12:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Energieeffiziente Bürogeräte und GebrauchsgüterDer Anteil der Bürogeräte am Stromverbrauch liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Büro durchschnittlich beica. 20 bis 30 Prozent, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen sogar bei bis zu 40 Prozent. Dabei s<strong>in</strong>d durch E<strong>in</strong>sparmaßnahmenund rationelle Energienutzung im Bereich der Bürogeräte häufig E<strong>in</strong>sparungenvon mehr als 50 Prozent möglich. Durch energieeffiziente Geräte lassensich erhebliche E<strong>in</strong>sparungen alle<strong>in</strong> schon durch reduzierten Stromverbrauch im Standby-Betrieberzielen. Dies gilt besonders für Geräte, die <strong>in</strong> ständiger Bereitschaft bleibenmüssen. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund steigender Ausstattung und höheren Leistungsumfangsder Bürogeräte besitzen Geräte mit e<strong>in</strong>em effizienten Energiemanagement deutlicheVorteile.E<strong>in</strong>e Reduzierung des Stromverbrauchs durch effiziente Geräte wirkt unmittelbar aufdie Energiekosten.Menge der e<strong>in</strong>gesparten Energie bzw. KostenKommune (als Beschaffer)Kommunale Mitarbeiterschaft (als Nutzer)HerstellerGer<strong>in</strong>ger Aufwand zur Bedarfsanalyse, ger<strong>in</strong>ger Aufwand zur InformationF<strong>in</strong>anzieller Aufwand zur Beschaffung der GeräteInformation und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)Bedarfsanalyse: Bedarf welcher Leistungen? Wie kann diese Leistung am bestenbefriedigt werden?Art, Funktionsumfang, Anzahl der zu beschaffenden GeräteAnforderungsliste an Anbieter schickenNachweis der WirtschaftlichkeitGeräte mit Energiemanagement bevorzugenEnergiespartipps für den Büroalltag355


C 1Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungMK13:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Kommunaler FuhrparkIm kommunalen Fuhrparkmanagement besteht ebenfalls die Möglichkeit, umweltbewusstzu handeln. Durch e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dlichen Beschluss <strong>in</strong> der Kommune kann erreichtwerden, die öffentliche E<strong>in</strong>kaufs- und Leas<strong>in</strong>gpolitik bei Neuanschaffungen verstärktan den Erfordernissen des <strong>Klimaschutz</strong>es auszurichten. Dabei sollte bei der Beschaffungund Nutzung von Fahrzeugen vor allem auf folgende Punkte geachtet werden:Schutz des Klimas vor TreibhausgasemissionenMöglichst ger<strong>in</strong>ger Verbrauch nicht erneuerbarer RessourcenVerm<strong>in</strong>derung lokaler LuftschadstoffemissionenVerm<strong>in</strong>derung der LärmbelastungBeitrag zur Diversifizierung der KraftstoffversorgungBeim E<strong>in</strong>kauf der Fahrzeuge ist <strong>in</strong> der Ausschreibung auf Vorgaben zur Energieeffizienzzu achten. Als Richtschnur kann das EU-Ziel von 120 g CO 2 /km im Flottendurchschnittdienen. Alternative Antriebe und Kraftstoffe wie Erdgas, Biodiesel oder Hybride erfordernoft höhere Investitionskosten, rentieren sich aber über die Haltedauer der Fahrzeugeund senken die Emissionsbelastung vor Ort.Menge der e<strong>in</strong>gesparten Energie bzw. Kosten,Anzahl der FahrtenKommune (als Beschaffer)Kommunale Mitarbeiterschaft (als Nutzer)Kommunale Dienstleistungsunternehmen, HerstellerF<strong>in</strong>anzieller Aufwand je nach Umfang der AnschaffungInformation und Schulung (MK9)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MW16)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den eigenen Fuhrpark (MW17)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MW15)Erfassung des tatsächlichen MobilitätsbedarfsBeschluss der Kommune zur Umstellung im Bereich FuhrparkVornehmen von ProduktbewertungenErstellen von Kriterien und AusschlussfaktorenE<strong>in</strong>haltung der beschlossenen ZieleEffektive Gestaltung der Fahrten, um so unnötige Fahrten zu vermeidenRegelmäßige Durchführung von Information und Schulung für die VerantwortlichenEvaluation der DurchführungÖffentlichkeitswirksame Darstellung der ergriffenen MaßnahmenWeitere Handlungsmöglichkeiten:Fahrzeugpool<strong>in</strong>gAnschaffung von DienstfahrrädernDienstanweisung zur Benutzung des ÖPNV für Dienstfahrten356


Handlungsmöglichkeiten <strong>in</strong>nerhalb der lokalen VerwaltungC 1Berl<strong>in</strong>er Energieagentur GmbH (2007): Umweltorientierte Beschaffung von Fahrzeugen. Leitfaden fürdie Beschaffung unter Kriterien der Energieeffizienz und des <strong>Klimaschutz</strong>es, Berl<strong>in</strong>.Berl<strong>in</strong>er Energieagentur GmbH (2008): Beschaffung und <strong>Klimaschutz</strong>. Leitfaden zur Beschaffung vonGeräten, Beleuchtung und Strom nach den Kriterien Energieeffizienz und <strong>Klimaschutz</strong>. Modul 4: Beschaffungvon Grünem Strom, Berl<strong>in</strong>.BMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (2010): Impulse für Innovationen im öffentlichenBeschaffungswesen, Berl<strong>in</strong>dena – Deutsche Energie-Agentur GmbH (2009): Beschaffungsleitfaden. Energieeffiziente Bürogeräteprofessionell beschaffen. Beschaffungskriterien, Vergaberecht, Wirtschaftlichkeit, Berl<strong>in</strong>Europäische Kommission (2005): Umweltorientierte Beschaffung! – E<strong>in</strong> Handbuch für e<strong>in</strong> umweltorientiertesöffentliches Beschaffungswesen, Luxemburg.Germanwatch e.V. (2010): Klimaverträgliche öffentliche Beschaffung. Deutschland auf dem Weg zurfast treibhausgasfreien Gesellschaft, Bonn.McK<strong>in</strong>sey & Company Inc. (2008): Potenziale der öffentlichen Beschaffung für ökologische Industriepolitikund <strong>Klimaschutz</strong>.Klima-Bündnis e.V. (1995): Arbeitsbuch Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>. Handlungsstrategien für europäischeStädte und Geme<strong>in</strong>den, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.Umweltbundesamt (2008): Umweltfreundliche Beschaffung. Ökologische und wirtschaftliche Potenzialerechtlich zulässig nutzen, Dessau-Roßlau.Umweltbundesamt (2010): Umweltfreundliche Beschaffung. Schulungsskripte, Dessau-Roßlau.Wegweiser GmbH Berl<strong>in</strong>, Technische Universität Berl<strong>in</strong> und Orrick Hölters & Els<strong>in</strong>g (2009): „E<strong>in</strong>käuferStaat“ als Innovationstreiber. Entwicklungspotenziale und Handlungsnotwendigkeiten für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novativereBeschaffung im öffentlichen Auftragswesen Deutschlands, Berl<strong>in</strong>.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.Literatur- undInternettippswww.lfu.bayern.de/umweltkommunal/fach<strong>in</strong>formationen/beschaffung_und_fuhrpark/<strong>in</strong>dex.htm357


C 2C2 Handlungsfeld Energie1. Kommunale LiegenschaftenIm Bereich Kommunale Liegenschaften werden alle energieverbrauchenden E<strong>in</strong>richtungenzusammengefasst, die der Kommune gehören. Dies betrifft Verwaltungsgebäude,öffentliche Schulgebäude, Krankenhäuser, Schwimmbäder, Sporthallen,Bibliotheken, Feuerwehr, Stadtbeleuchtungen usw. Personen, die <strong>in</strong> kommunalenLiegenschaften arbeiten oder diese besuchen, spielen die Hauptrolle bei der Reduzierungdes Energieverbrauchs. Dies können kommunale Angestellte, Hausmeister,Lehrkräfte und Schüler, Mitglieder e<strong>in</strong>es Sportvere<strong>in</strong>s und viele weitere se<strong>in</strong>. Die baulichenVoraussetzungen der kommunalen Gebäude s<strong>in</strong>d aber m<strong>in</strong>destens genausowichtig: Selbst bei vorbildlichem Nutzerverhalten schneidet e<strong>in</strong> alter unsanierter Bauenergetisch nicht gut ab. <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d daher auch <strong>in</strong> der Pflicht, ihre Gebäude,wenn erforderlich, energetisch zu sanieren.Die <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> Deutschland besitzen über 170.000 Liegenschaften und s<strong>in</strong>ddamit wesentlich am Energieverbrauch <strong>in</strong> Deutschland beteiligt. Die Energiekostenstellen mit ca. 2,6 Milliarden Euro den viertgrößten Faktor <strong>in</strong> kommunalen Haushaltendar. Alle<strong>in</strong> 23,5 Mt CO 2 -Emissionen pro Jahr entstehen durch Energieverbrauch<strong>in</strong> öffentlichen Gebäuden. Etwa zwei Drittel des Energieverbrauchs fallen <strong>in</strong> Gebäudenauf kommunaler Ebene an. Der Gebäudesektor, welcher für bis zu 40 Prozentdes gesamten Energieverbrauchs verantwortlich ist, bietet damit vielfältige Möglichkeitenzur CO 2 -E<strong>in</strong>sparung.Obwohl der Anteil an CO 2 -Emissionen der kommunalen Liegenschaften im Vergleichzu Haushalten oder der Industrie deutlich ger<strong>in</strong>ger ist, s<strong>in</strong>d Maßnahmen der <strong>Kommunen</strong><strong>in</strong> eigenen Liegenschaften wichtig. Neben der Tatsache, dass die Mehrzahlder Maßnahmen den kommunalen Haushalt <strong>in</strong> kurzer Zeit entlasten kann, liegt dieBedeutung von Energiespar- und <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen <strong>in</strong> diesem Sektor <strong>in</strong> denFunktionen der Kommune als Vorbild, Verbraucher und Multiplikator. Zudem wirddie Glaubwürdigkeit der kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>politik an der Umsetzung <strong>in</strong> eigenenLiegenschaften gemessen ( Kap. C1 3).Insgesamt haben bislang nur wenige <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong> zentrales Gebäudemanagemente<strong>in</strong>geführt. Bei der überwiegend praktizierten dezentralen Bewirtschaftungfehlt oftmals e<strong>in</strong>e Gesamtverantwortung. Zahlreiche Geme<strong>in</strong>den verfügen zudemnur über unzureichende Datenbestände von ihren Liegenschaften und deren Betriebskosten.Daher fehlt diesen Geme<strong>in</strong>den der Überblick über ihre Nutzflächenund das Wissen darüber, welche ihrer Liegenschaften am meisten verbraucht unddamit die höchsten Kosten verursacht.Die Wahrnehmung des <strong>Klimaschutz</strong>es ist e<strong>in</strong>e freiwillige Aufgabe für die <strong>Kommunen</strong>und setzt immer auch e<strong>in</strong>en entsprechenden f<strong>in</strong>anziellen Rahmen voraus ( Kap. A3).Das Fehlen von F<strong>in</strong>anzmitteln und f<strong>in</strong>anziellen Anreizen ist das Haupthemmnis fürdie Durchführung der Maßnahmen für kommunale Liegenschaften. Weitere Hemmnissestellen die zersplitterte Aufgabenverteilung und die kameralistische Haushaltsführung,<strong>in</strong>sbesondere die Trennung zwischen Verwaltungs- und Vermögenshaushaltsowie die Erstellung des Verwaltungshaushalts nach dem Bedarfsdeckungs- und desVermögenshaushalts nach dem M<strong>in</strong>imierungspr<strong>in</strong>zip dar. Gleichzeitig existieren vielfachMotivations- und Informationsdefizite sowie auch Reibungsverluste bzw. Überforderungenfür Energiesparmaßnahmen <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften.Energieverbrauch <strong>in</strong>kommunalenLiegenschaftenKommune als Vorbild undVerbraucherHemmnisse359


C 2Handlungsfeld EnergieDirekteE<strong>in</strong>flussmöglichkeitenSystematischesManagementDie E<strong>in</strong>griffs- und Steuerungsmöglichkeiten der <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Bezug auf die eigenenLiegenschaften am größten, da nicht auf das Verhalten anderer Akteure E<strong>in</strong>flussgenommen werden muss, sondern eigenes Handeln und verwaltungs<strong>in</strong>terneVeränderungen im Mittelpunkt stehen. So kann die Kommune bei den kommunalenLiegenschaften <strong>in</strong>nerhalb des gegebenen rechtlichen Rahmens und ihrer f<strong>in</strong>anziellenMöglichkeiten relativ unabhängig und eigenständig handeln, ohne andere Akteureüberzeugen oder bee<strong>in</strong>flussen zu müssen. <strong>Kommunen</strong> beweisen im Übrigen zunehmend,dass Energiesparmaßnahmen kommunaler Liegenschaften rentabel s<strong>in</strong>d. DieUmsetzung der Maßnahmen kann die oft desolate Lage kommunaler Haushalte unmittelbarpositiv bee<strong>in</strong>flussen.Durch e<strong>in</strong> effizientes Energiemanagement, <strong>in</strong> dessen Fokus der sparsame und nutzerfreundlicheE<strong>in</strong>satz von Wärme, Kälte, Strom und Wasser steht, kann e<strong>in</strong>es derhöchsten Kostene<strong>in</strong>sparpotenziale erschlossen werden. Hierfür ist die E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>er Abteilung für Energiemanagement wirksam. Bei kle<strong>in</strong>eren <strong>Kommunen</strong>, für diedie E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er solchen Abteilung aus Kostengründen nicht <strong>in</strong> Frage kommt,kann e<strong>in</strong>e Lösung so aussehen, dass mehrere <strong>Kommunen</strong> kooperieren und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samenEnergiebeauftragten e<strong>in</strong>stellen. Da kommunale Liegenschaften unterschiedlichorganisiert s<strong>in</strong>d, hängt die wirksamste Methode vom jeweiligen E<strong>in</strong>zelfallab. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>richtungsspezifisches Managementsystem kann se<strong>in</strong>e Leistung auch mitdoppelter Wirkung, wie z.B. Umweltbildung für Schulen, realisieren.Praxis-BeispielFrankfurt: Abteilung EnergiemanagementDie Abteilung Energiemanagement im Hochbauamt hat die Aufgabe, die Strom-, Heizenergie- und Wasserkostenfür die ca. 1.000 städtisch genutzten Liegenschaften zu m<strong>in</strong>imieren. Diese Liegenschaften senkenihren Energieverbrauch durch angepasstes Nutzerverhalten, optimierte Betriebsführung odertechnische Maßnahmen. Für das Energiecontroll<strong>in</strong>g wurde neben der Erfassung von manuellen Ablesungen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank und der elektronischen Auswertung der Rechnungsdaten e<strong>in</strong> System zur automatischenVerbrauchserfassung aufgebaut. Weiterh<strong>in</strong> steht der Abteilung e<strong>in</strong> Etat aus e<strong>in</strong>gespartenMitteln zur Realisierung energie- und wassersparender Investitionen zur Verfügung. Diese Gelder werdenzum Teil mittels der Methode des „Internen Contract<strong>in</strong>g“ verwendet, <strong>in</strong>dem das Hochbauamt <strong>in</strong> anderenÄmtern z.B. stromsparende Beleuchtung oder Blockheizkraftwerke f<strong>in</strong>anziert und <strong>in</strong>stalliert und aus denE<strong>in</strong>sparungen der Ämter die Investition zurückgezahlt wird. Seit dem Jahr 1990 konnten die Stromverbrauchswertetrotz vor allem im Bereich der IT rasant zunehmender technischer Ausstattung im Schnittum vier Prozent und die Heizenergieverbrauchswerte um 31 Prozent gesenkt werden, der Wasserverbrauchsogar um 53 Prozent. Die CO 2 -Emissionen sanken im gleichen Zeitraum um 28 Prozent.Praxis-BeispielAalen: „Grüner Aal“Der Grüne Aal ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches, unbürokratisches Zertifizierungssystem für das Umweltmanagementan Schulen. Das Zertifikat wird an Schulen vergeben, die e<strong>in</strong> Umweltmanagementsystem e<strong>in</strong>führen,Umweltschutz <strong>in</strong> den Schulalltag pädagogisch <strong>in</strong>tegrieren, Maßnahmen durchführen und e<strong>in</strong>e Umwelterklärungüber ihre Tätigkeiten, Projekte und Ziele erstellen. Das Projekt Grüner Aal hatte großen Anteilan der Auszeichnung der „Lokalen Agenda 21 Aalen“ als vorbildliche kommunale Bürgeraktion 2010durch den ehemaligen M<strong>in</strong>isterpräsident Mappus und wurde 2006/2007, 2008/2009, 2010/2011 bereitsdreimal als Projekt der UNESCO-Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.Bis 2010 wurden sieben Schulen <strong>in</strong> Aalen und e<strong>in</strong> Jugendhaus mit dem Grünen Aal ausgezeichnet.Zwei weitere Schulen bef<strong>in</strong>den sich auf dem Weg.Qualifizierung derHausmeisterFür Energiee<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften spielen Hausmeister e<strong>in</strong>egroße Rolle, da sie aufgrund ihrer Kenntnisse und Erfahrungen <strong>in</strong> den Betrieben Gebäudeund Nutzerschaft am besten kennen. Um die Kenntnisse von Hausmeistern360


Handlungsfeld EnergieC 2effektiv zu nutzen und zugleich auszubauen, ist deren Qualifizierung durch regelmäßigeSchulungen notwendig.Nürnberg und Erlangen: Energieworkshop für Hausmeister und MitarbeiterUm das Nutzerverhalten positiv zu bee<strong>in</strong>flussen, wurde im Jahr 2006 der „Energie-Workshop für Hausmeister/<strong>in</strong>nen“vom Kommunalen Energiemanagement (KEM) der Stadt Nürnberg <strong>in</strong>itiiert und <strong>in</strong> Kooperationmit der Stadt Erlangen und der Energieagentur Mittelfranken ausgearbeitet. Hierbei werdenfür jedes Gewerk Sanitär/Heizung/Elektro die wichtigsten technischen Grundlagen erläutert und E<strong>in</strong>sparmöglichkeitenaufgezeigt. Der Workshop ist je Gewerk aufgeteilt <strong>in</strong> Impulsvorträge mit anschließenderFragerunde und Erfahrungsaustausch. Die Dauer des Workshops ist auf ca. 2,5 Stundenangelegt. Ziel ist es, Hausmeistern e<strong>in</strong>en Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, sie mit Informationenüber Mittel und Wege zum Energiesparen zu versorgen und sie zum energiesparenden Handeln zumotivieren.Praxis-BeispielStadtbeleuchtung auf Straßen, Brücken, an Seen, Parks usw. gehört zum Ersche<strong>in</strong>ungsbildder Stadt, macht den Aufenthalt auf den Straßen sicher und erhöht die Lebensqualität.Alle<strong>in</strong> für die Straßenbeleuchtung werden <strong>in</strong> Deutschland jährlich dreibis vier Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht. Straßenbeleuchtung ist mitüber e<strong>in</strong>em Drittel am kommunalen Stromverbrauch beteiligt. Hier liegen enormePotenziale zur Reduzierung von Emissionen und Energieverbrauch, zur Entlastungdes Haushalts, zur Steigerung der Versorgungssicherheit und für den <strong>Klimaschutz</strong>.Optimierung derStadtbeleuchtungDüsseldorf: LED-StadtbeleuchtungDie Stadt Düsseldorf hat <strong>in</strong> Kooperation mit den Stadtwerken Düsseldorf e<strong>in</strong> Konzept für die öffentlicheStraßenbeleuchtung erarbeitet. Bei diesem Konzept stehen die Optimierung der Beleuchtung und dieSteigerung der Energieeffizienz im Vordergrund. Als Pilotprojekt hat die Stadt 2007 die erste LED-StraßenbeleuchtungDeutschlands für e<strong>in</strong>en 300 Meter langen Straßenzug <strong>in</strong> Betrieb genommen. DieLeuchten haben e<strong>in</strong>e Lichtpunkthöhe von sechs Metern und stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand von bis zu 30Metern zue<strong>in</strong>ander. In e<strong>in</strong>er Diode wird das Licht durch e<strong>in</strong>en Kristall erzeugt, der bei StromdurchflussLicht unterschiedlicher Farbe abgibt. Hierbei wird, im Gegensatz zur Glühbirne, nur wenig Wärme produziert.Dadurch wird e<strong>in</strong>e sehr hohe Energieeffizienz erreicht. Bei ger<strong>in</strong>gerem Stromverbrauch s<strong>in</strong>ddiese Lampen viel heller und sorgen bei gleicher Ausleuchtung für e<strong>in</strong>en deutlich reduzierten Ausstoßvon CO 2 . Auf Grund des erfolgreichen Pilotprojektes werden <strong>in</strong> Düsseldorf weitere energieeffizienteStraßenleuchten <strong>in</strong>stalliert.Praxis-BeispielWeitere Maßnahmen zu diesem Thema enthalten Kap. C1 3.1 (Nutzerverhalten)sowie Kap. C2 4 (Energieeffizientes Bauen und Sanieren, Siedlungsentwicklung).361


C 2Handlungsfeld EnergieME1:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenMaßnahme: E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Abteilung für das kommunale EnergiemanagementDurch das kommunale Energiemanagement werden der Energieverbrauch <strong>in</strong> kommunalenLiegenschaften zeitmäßig überwacht und strategische Energiesparpläne für denGebäudebestand entwickelt. Mit e<strong>in</strong>em jährlichen Energiebericht über die Energieverbrauchsstrukturwird der Kosten- und Umweltfaktor Energie im kommunalen Haushalttransparent gemacht. Um Energiemanagement systematisch zu realisieren, ist die E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>er eigenen Abteilung und dort die E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>es oder mehrerer Energiebeauftragterunerlässlich. Kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong>, für die die E<strong>in</strong>richtung aus Kostengründennicht <strong>in</strong> Frage kommt, können mit anderen <strong>Kommunen</strong> kooperieren und e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samenEnergiebeauftragten e<strong>in</strong>stellen. Die Tätigkeitsschwerpunkte der Abteilung undder Energiebeauftragten f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Kap. A1 3.2. Die wesentlichen Ansatzpunktefür die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er solchen Abteilung werden im Folgenden aufgezeigt.Querschnittorganisation: Das kommunale Energiemanagement stellt e<strong>in</strong>e umfassendeQuerschnittsaufgabe dar, die <strong>in</strong> hohem Maße das Zusammenwirken aller Beteiligtenmehrerer Ämter und E<strong>in</strong>richtungen voraussetzt. Gleichzeitig muss diese Abteilung unmittelbarenE<strong>in</strong>fluss auf verschiedene Bereiche nehmen können, wie auf Gebäudegestaltung,Bauphysik, technische Gebäudeausrüstung, technischen Gebäudebetrieb,Gebäudenutzung, Baumaßnahmen, Erarbeitung von Richtl<strong>in</strong>ien und Standards, denEnergiee<strong>in</strong>kauf, die Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.Absicherung der Kompetenzen: Die folgenden Kompetenzen müssen von der Verwaltungsspitzeoder dem Kommunalrat durch Festlegung <strong>in</strong> der Geschäftsordnung, <strong>in</strong> derZuständigkeitsordnung oder <strong>in</strong> Energieleitl<strong>in</strong>ien abgesichert werden: Zugang zu allenGebäuden, technischen Anlagen, Gebäude- und Energiedaten, fachgebundenes Weisungsrechtgegenüber Nutzern und Betreibern sowie die Möglichkeit, bei allen Bauprojektender Kommune, beg<strong>in</strong>nend mit den Architekturwettbewerben, E<strong>in</strong>fluss zu nehmen.Qualifiziertes Personal und regelmäßige Weiterbildung: Energiemanagement erfordertEnergiebeauftragte, die technische, elektronische und betriebswirtschaftliche Qualifikationenhaben. Hausmeister und Vor-Ort-Personal, die maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf denoptimalen Anlagenbetrieb nehmen können, sollen unterschiedliche Instrumente deskommunalen Energiemanagements kennenlernen. Für Ausbildung und Weiterbildungs<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terne und externe Schulungen nötig.Reduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungGrad der E<strong>in</strong>beziehung der kommunalen LiegenschaftenVerwaltungKommunalratEnergiebeauftragteHausmeisterF<strong>in</strong>anziell: Zusätzliches PersonalMateriell: SchulungsmaterialienSchaffung <strong>in</strong>stitutioneller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Kooperation mit umliegendenStädten und Geme<strong>in</strong>den (MK2)Optimierung personeller Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richten (MK6)Information und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)362


Handlungsfeld EnergieC 2Qualifizierung der Hausmeister als Energiemanager (ME2)Optimierung der Stadtbeleuchtung (ME3)E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme (ME4)HandlungsschritteErarbeitung e<strong>in</strong>es Ratsbeschlusses oder Verwaltungsbeschlusses und Zubilligungvon Weisungsbefugnis und EtatFestlegung <strong>in</strong> der Geschäftsordnung bzw. Zuständigkeitsordnung oder <strong>in</strong> Energieleitl<strong>in</strong>ienErarbeitung e<strong>in</strong>er Dienststellenbeschreibung und e<strong>in</strong>es Anforderungsprofils für denEnergiebeauftragtenE<strong>in</strong>stellung der Abteilung und E<strong>in</strong>setzen des Energiebeauftragten363


C 2Handlungsfeld EnergieME2:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Maßnahme: Qualifizierung der Hausmeister als EnergiemanagerDa Hausmeister „ihre“ Gebäude und deren Nutzer am besten kennen, spielen sie <strong>in</strong>kommunalen Liegenschaften e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle. Durch ihre Betriebserfahrung s<strong>in</strong>dihnen Stärken und Mängel der Gebäude bekannt. Untersuchungen zeigen, dass Hausmeisterden Energieverbrauch bis zu 20 Prozent, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen sogar bis zu 50 Prozentverr<strong>in</strong>gern können. Dies setzt qualifizierte Hausmeister voraus, die als Energiemanagerfungieren.Regelmäßige Schulung: Konkrete Energiee<strong>in</strong>sparergebnisse hängen vor allem vom Nutzerverhalten( Kap. C1 3.1) und vom effizienten Betrieb der Haustechnik ab. Anlagenbetreuers<strong>in</strong>d <strong>in</strong> aller Regel die Hausmeister. Von ihnen wird e<strong>in</strong> sachgerechter undenergiesparender Betrieb erwartet. Daher s<strong>in</strong>d Schulungen <strong>in</strong> regelmäßigen Abständennotwendig. Die Schulungs<strong>in</strong>halte sollen notwendiges Grund- und Fachwissen vermittelnwie technische Zusammenhänge und Wirkungsweise der haustechnischen Anlagen,die wichtigsten Grundlagen zur Wärmedämmung der Bauhülle und der Anlagentechnik,zur Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Bedienungder Anlagen, die Motivation zum verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcenund die Motivation zu Dokumentation und Veröffentlichung.Energietreff für Austausch: Um die praktischen Erfahrungen der Hausmeister zu nutzen,können Energietreffs für Hausmeister organisiert werden. In Gruppen werden moderierte,fachbezogene Treffs durchgeführt, z.B. vor Ort <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude mit der Anlage.Kommunikation zwischen Amt, E<strong>in</strong>richtungsverwaltung und Hausmeister: Betriebskosten,Medienverbräuche und etwaige E<strong>in</strong>sparpotenziale liegen fast immer außerhalbdes Verantwortungsbereichs der Hausmeister. Daher werden gebäude- und anlagentechnischesWissen der Hausmeister kaum genutzt. Es sollte e<strong>in</strong> regelmäßiger Austauschzwischen Ämtern, E<strong>in</strong>richtungsverwaltungen, die die Medienverbrauchsdatenverwalten, und Hausmeistern stattf<strong>in</strong>den. Dort, wo bereits e<strong>in</strong> kommunales Energiemanagementbesteht, ist es notwendig, dass diesem e<strong>in</strong> Hausmeister angehört.Gebäude- und Anlagebegehung: Bei Gebäudebegehungen wird aktiv nach Energiesparmöglichkeitenvor Ort gesucht, und die E<strong>in</strong>stellungen der Anlagentechnik werdenoptimiert. Um organisatorische Änderungen unkompliziert zu realisieren, ist es s<strong>in</strong>nvoll,dass bei diesen Begehungen neben dem Hausmeister auch Leiter von Verwaltungsseiteanwesend s<strong>in</strong>d.Prämien für aktive Hausmeister: E<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Beteiligung der Hausmeister an denE<strong>in</strong>sparungen ist attraktiv. In jedem Fall ist e<strong>in</strong>e Prämie als Zulage steuer- und abgabenpflichtig.E<strong>in</strong>e weitere Option ist, das Geld für Anschaffungen wie z.B. besondere Werkzeugezu verwenden.Anzahl der teilnehmenden HausmeisterTage der SchulungReduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungVerwaltungHausmeisterKosten für die externen Referenten, Bearbeitung des Materials und die Vorbereitungfür die SchulungWeiterbildung ist zeitlich aufwändig364


Handlungsfeld EnergieC 2Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteOptimierung personeller Ressourcen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK5)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> e<strong>in</strong>richten (MK6)Information und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Abteilung für das kommunale Energiemanagement (ME1)E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme (ME4)Erstellung der SchulungsmaterialienGew<strong>in</strong>nung von ReferentenDurchführung der regelmäßigen Schulung, auch vor Ort, und EnergietreffsÜberprüfung der E<strong>in</strong>führung von Prämienmodellen365


C 2Handlungsfeld EnergieME3:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Maßnahme: Optimierung der StadtbeleuchtungAlle<strong>in</strong> für die Straßenbeleuchtung werden <strong>in</strong> Deutschland jährlich drei bis vier MilliardenKilowattstunden Strom verbraucht. Dies entspricht dem Stromverbrauch von ca.1,2 Mio. Haushalten und e<strong>in</strong>er Klimabelastung von über zwei Mio. Tonnen CO 2 proJahr. Der Anteil der Straßenbeleuchtung beträgt über e<strong>in</strong> Drittel des kommunalenStromverbrauchs. Rund e<strong>in</strong> Drittel der Straßenbeleuchtung <strong>in</strong> Deutschland ist m<strong>in</strong>destens20 Jahre alt. Durch die bereits heute verfügbare Technik können der CO 2 -Ausstoßhalbiert und gleichzeitig die Lichtqualität deutlich verbessert werden. Bislang werdenaber jährlich nur rund drei Prozent der Straßenbeleuchtung <strong>in</strong> Deutschland erneuert.Hier liegen enorme Potenziale zur Reduzierung von Emissionen und Energieverbrauch,zur Entlastung des Haushalts, zur Steigerung der Versorgungssicherheit und für den<strong>Klimaschutz</strong>. Um diese Potenziale zu erschließen, werden die wesentlichen Ansatzpunktezur Optimierung von Stadtbeleuchtung im Folgenden aufgezeigt.Bedarfsgerechte Beleuchtungssteuerung: Durch die bedarfsgerechte Steuerung derLeuchten wird e<strong>in</strong>e qualitativ gute Wirkung erzielt. Hierzu eignen sich die Reduzierungder Anzahl der Stadtbeleuchtung durch angemessenen Abstand zwischen den Anlagensowie die Änderung der Beleuchtungsdauer durch Dämmerungsschalter und dieBeschränkung der Lichtstärke auf das gestalterisch und funktional Notwendige. Umden Bedarf an Beleuchtung zu ermitteln, müssen Verkehrszählungen vorgenommenwerden und Sachkenntnisse über die Verkehrssteuerung vorliegen.Richtige Wahl der entsprechenden energieeffizienten Beleuchtungstechnik: Bei Neuplanungund Sanierung von Beleuchtungsanlagen sollten moderne und energieeffizienteLösungen für die Stadtbeleuchtung zum E<strong>in</strong>satz kommen. Hier spielen nebenEnergieeffizienz auch niedrige Betriebskosten (Lebensdauer, Wartungs<strong>in</strong>tervalle) sowiee<strong>in</strong>e besondere Umweltfreundlichkeit e<strong>in</strong>e große Rolle. Empfehlungen und e<strong>in</strong>e Übersichtzu effizienter Beleuchtungstechnik bietet z.B. das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit.E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien: Der Strombedarf für die Stadtbeleuchtung kann aus erneuerbarenQuellen gedeckt werden ( MK19). Neben dem Bezug durch eigene Anlagenlassen sich auch bisher nicht elektrifizierte Wege z.B. mit Solarleuchten versorgen.Rücksicht auf ökologisch sensible Gebiete: Künstliche Lichtquellen können je nach Beleuchtungszeitpunkt,Beleuchtungsdauer, Lichtstärke und Lichtfarbe Auswirkungen aufOrganismen haben, die auf Licht sensibel reagieren. Licht kann den Bewegungsradiusvon Tieren und damit ihr Nahrungsangebot e<strong>in</strong>schränken und etwa das Verhältnis vonGreiftier und Beute verändern. Daher muss Kunstlicht an den Rändern von Siedlungengrundsätzlich auf se<strong>in</strong>e Notwendigkeit h<strong>in</strong> geprüft werden beziehungsweise mit derentsprechenden Sorgfalt geplant und ausgeführt werden.Anzahl der sanierten Stadtbeleuchtungsanlagen und StraßenbeleuchtungReduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungKommune, <strong>in</strong> Kooperation mit EnergieversorgerÖPNV-BetreiberF<strong>in</strong>anz- und Kredit<strong>in</strong>stituteHohe technische Investitionen, durch die aber Stromkosten von bis zu 50 Prozente<strong>in</strong>gespart werden könnenHoher personeller Aufwand für Verkehrszählung zu Beg<strong>in</strong>n366


Handlungsfeld EnergieC 2Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteE<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Abteilung für das kommunale Energiemanagement (ME1)Energiebewusste Stadt-/Bebauungsplanung (ME16)Ermittlung von Bedarf durch VerkehrszählungPrüfung verschiedener technischer Alternativen für die BeleuchtungstechnikEntwicklung e<strong>in</strong>es stimmigen GesamtkonzeptesUmsetzung367


C 2Handlungsfeld EnergieME4:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer AnreizprogrammeUm ökologische und ökonomische E<strong>in</strong>sparpotenziale erfolgreich zu erschließen, eignetsich die breite E<strong>in</strong>führung bzw. gezielte Nutzung ökonomischer Anreize für Mitarbeiterund Nutzer kommunaler Liegenschaften. So können Motivation und Eigen<strong>in</strong>teressebedeutend erhöht werden mit dem Ziel, die effiziente Nutzung von Energie dauerhaftzu verbessern. Für die Kommune bedeutet der wirtschaftliche Gew<strong>in</strong>n, der aus Energiesparmaßnahmenresultiert, an sich bereits e<strong>in</strong>en ökonomischen Anreiz. FolgendeModelle können kommunale Liegenschaften dabei unterstützen, ökonomische Anreizmaßnahmenzu realisieren:Erfolgsbeteiligung für die NutzerMit e<strong>in</strong>er Erfolgsbeteiligung wird den Nutzern kommunaler Liegenschaften e<strong>in</strong> Teilder Verbrauchskosten erstattet, die sie durch umweltbewusstes Verhalten e<strong>in</strong>sparen.Erfolgsbeteiligung für die ZuständigenDie für Energiee<strong>in</strong>sparung zuständigen Stellen oder Personen, wie die Abteilungfür Energiemanagement, Energiebeauftragte, Hausmeister usw., erhalten e<strong>in</strong>e Erfolgsbeteiligung,wenn sie durch ihre Maßnahmen für Energiee<strong>in</strong>sparung die Gesamtkostenfür Energie reduzieren.Verleihung von Prämien und PreisenFür konkrete Aktivitäten der E<strong>in</strong>richtungen können Prämien verliehen werden. DiesePrämien können auch für Projekte vergeben und verwendet werden, die nicht direktenergiee<strong>in</strong>sparend s<strong>in</strong>d, wie z.B. für Umweltbildung. Als Ergänzung des normalenVorschlagswesens kann e<strong>in</strong> spezieller Wettbewerb für Vorschläge zur E<strong>in</strong>sparungvon Energie ausgeschrieben werden ( Kap. C1 3.1).Beruflichen und persönlichen Nutzen verknüpfen ( Kap. C1 3.1)Anzahl der Teilnehmer, der Prämien und PreisverleihungenReduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungVerwaltungHausmeisterNutzer wie z.B. Schüler, Sportvere<strong>in</strong>smitgliederKosten für externe Referenten, die Bearbeitung des Materials und die Vorbereitungfür die SchulungWeiterbildung ist zeitlich aufwändigInformation und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Abteilung für das Kommunale Energiemanagement (ME1)Qualifizierung der Hausmeister als Energiemanager (ME2)Entscheidung e<strong>in</strong>zelner Leitungskräfte oder Verwaltungsmitarbeiter, <strong>in</strong> Richtungökonomischer Anreize für den <strong>Klimaschutz</strong> aktiv zu werdenKonzeptentwicklung und Modellauswahl, unter Berücksichtigung vorhandener Ressourcen,<strong>in</strong>dividueller und kollektiver ZielvorstellungenUmsetzung und E<strong>in</strong>beziehung weiterer AkteureAuswertung der Umsetzungserfahrungen und Erkenntnisse, Zielerreichen, Nutzen-Kosten-VerhältnisRückkopplung368


Handlungsfeld EnergieC 2BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und UBA – Umweltbundesamt(2003): Umweltschutz lohnt sich für öffentliche Verwaltungen. Strategien und Beispiele für ökonomischeAnreize, Berl<strong>in</strong>.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und UBA – Umweltbundesamt(2010): DIN EN 16001: Energiemanagementsysteme <strong>in</strong> der Praxis. E<strong>in</strong> Leitfaden für Unternehmenund Organisationen, Berl<strong>in</strong>.DStGB – Deutscher Städte- und Geme<strong>in</strong>debund (2010): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> – Perspektiven undF<strong>in</strong>anzierung, Berl<strong>in</strong>.Ecofys GmbH (2009): Untersuchung möglicher Ansatzpunkte bundespolitischer Instrumente zur Förderungdes kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>es, Köln.Gesellschaft für kommunales Energiemanagement (2003): Energietreffs für Hausmeister. E<strong>in</strong> zeitgemäßesund zielgruppenorientiertes Schulungsprogramm, Fürth i.Odw.Hessisches M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung (2004): Auswertung der BudgetundAnreizsysteme zur Energiee<strong>in</strong>sparung an hessischen Schulen. Endbericht, Wiesbaden.Klima-Bündnis e.V. (1995) : Arbeitsbuch kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.McK<strong>in</strong>sey & Company (2008): Potenziale der öffentlichen Beschaffung für ökologische Industriepolitikund <strong>Klimaschutz</strong>, Berl<strong>in</strong>.Stadt Freiberg (2005): Kommunales <strong>Klimaschutz</strong>- und Energiekonzept für die Stadt Freiberg/Sachsen,Freiberg.Stadt Karlsruhe (2009): <strong>Klimaschutz</strong>konzept Karlsruhe 2009, Karlsruhe.Umweltm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg (2010): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Baden-Württemberg. Basiskonzept<strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>, Stuttgart.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.Literatur- undInternettippsBundeswettbewerb „Energieeffiziente Stadtbeleuchtung“,www.bundeswettbewerb-stadtbeleuchtung.de/Dena: Energiemanagement,www.energieeffiziente-kommune.de/energiemanagement/energiemanagement-startseite/Dena: Optimierungsmöglichkeiten für die Straßenbeleuchtung,www.energieeffizienz-im-service.de/energieeffiziente-beleuchtung/energieeffiziente-strassenbeleuchtung/optimierungsmoeglichkeiten.htmlDeutscher Städtetag: H<strong>in</strong>weise zum kommunalen Energiemanagement,www.staedtetag.de/10/schwerpunkte/artikel/00008/zusatzfenster22.htmlLand Baden-Württemberg: KlimaNet-Überblick:Anreizsystem,www.uvm.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/46574/Praemiensysteme.pdf?command=downloadContent&filename=Praemiensysteme.pdfNABU: Umsetzung e<strong>in</strong>er ökologischen Stadtbeleuchtung,www.nabu.de/aktionenundprojekte/stadtbeleuchtung/projekt/leitl<strong>in</strong>ien.htmlRegierung Unterfranken,www.regierung.unterfranken.bayern.de/imperia/md/content/regufr/bauwesen/klimaschutz_hausmeister.pdfStadt Heidelberg: Prämien für die E-Teams,www.heidelberg.de/servlet/PB/menu/1167768_l1/<strong>in</strong>dex.htmlStadt Nürnberg,www.nuernberg.de/imperia/md/baureferat/dokumente/kem/projekt<strong>in</strong>fo_hmworkshop.pdfVerband Sächsischer Bildungs<strong>in</strong>stitute e.V.,www.energieeffizienz-sachsen.de369


C 2Handlungsfeld EnergieBedeutendesE<strong>in</strong>sparpotenzial <strong>in</strong> privatenHaushaltenNeuer Trend bei Wohnenund KonsumHaushalte als direkteVerbraucher2. Private HaushalteUnter der Kategorie Private Haushalte wird der Energieverbrauch aller E<strong>in</strong>wohnerund Haushalte mit Ausnahme des Bausektors betrachtet. Dies betrifft die AnwendungsbereicheHeizung, Warmwasser und Strom <strong>in</strong> Privathaushalten.Etwa 30 Prozent des Endenergieverbrauchs <strong>in</strong> Deutschland entfällt auf die privatenHaushalte. Am meisten wird für Heizung und Warmwasser verwendet – abgesehenvon Benz<strong>in</strong> oder Diesel für Fahrzeuge. Den deutlich überwiegenden Anteil machtdabei mit rund drei Vierteln des Endenergieverbrauchs von Haushalten die Raumwärmeaus. Daher spielen die energetische Sanierung oder die Festlegung energetischerBaustandards wichtige Rollen ( Kap. A2 3 und Kap. C2 4). Der Stromverbrauchmacht etwa zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus, dar<strong>in</strong> enthalten s<strong>in</strong>dz.B. Elektromotoren – etwa <strong>in</strong> Wasch- und Spülmasch<strong>in</strong>en, Kühl- und Gefrierschränken,Umwälzpumpen, Lüftern, Licht und Lampen. Obwohl der Stromanteil am Endenergieverbrauchder Haushalte ger<strong>in</strong>g ist, ist die Wirkung auf die CO 2 -Emissionen groß, daStrom e<strong>in</strong>en höheren Emissionsfaktor als Wärme besitzt. Aus diesem Grund solltender Verbrauch sowohl der Wärme als auch des Stroms Ziele der Reduzierung im Bereichder Haushalte se<strong>in</strong>.In Deutschland werden etwa zehn Prozent der gesamten Treibhausgasemissionendurch die privaten Haushalte verursacht. Dieser Anteil bleibt seit dem Basisjahr 1990trotz ger<strong>in</strong>ger Schwankungen annähernd gleich. Da die gesamten Treibhausgasemissionenseit 1990 tendenziell abnehmen, nehmen auch die Gesamtemissionen derHaushalte ab.Seit den 1990er-Jahren hat sich die Situation der Haushalte deutlich geändert. Dererste Grund dafür liegt <strong>in</strong> der Zunahme der Wohnfläche, die private Haushalte nutzen.E<strong>in</strong>e wesentliche Ursache hierfür ist die überproportionale Zunahme der E<strong>in</strong>undZwei-Personen-Haushalte. Mit dem erhöhten Flächenbedarf stieg auch der Energiebedarffür Raumwärme. Zum Zweiten gab es auch e<strong>in</strong>en höheren Stromverbrauchauf Grund gestiegener Geräteausstattung. Der starke Anstieg der E<strong>in</strong>- undZwei-Personen Haushalte macht sich hier ebenfalls bemerkbar – es gibt mehr Haushalte,<strong>in</strong> denen im Schnitt weniger Personen leben. Da aber <strong>in</strong> allen Haushalten e<strong>in</strong>egewisse Ausstattung mit Strom verbrauchenden Geräten besteht, nimmt der Stromverbrauch<strong>in</strong>sgesamt zu, je mehr Haushalte es gibt. Drittens veränderte sich diedurchschnittliche Ausstattung mit Haushaltsgeräten im Zeitverlauf stark: Die Zahlder <strong>in</strong> privaten Haushalten genutzten Computer, Wäschetrockner, Geschirrspülmasch<strong>in</strong>enoder Mikrowellengeräte nimmt zu. Die Technisierung ist daher e<strong>in</strong>e der wesentlichenUrsachen für den weiterh<strong>in</strong> steigenden Stromverbrauch der Haushalte.Schließlich lieferte auch das <strong>in</strong>sgesamt gestiegene Konsumniveau e<strong>in</strong>en Beitrag zurErhöhung des Energieverbrauchs. Generell zeigt sich: Es gab noch ke<strong>in</strong>e Entkopplungzwischen Konsum und Energienachfrage. Die Effizienzsteigerungen reichen längstnicht aus, um die negativen Effekte – ausgelöst durch die erhöhte Konsumnachfrage,den Zuwachs der Wohnfläche und die stärkere Ausstattung privater Haushalte mitElektrogeräten – zu kompensieren.Als Verbraucher s<strong>in</strong>d die privaten Haushalte und Bürger für den <strong>Klimaschutz</strong> besonderswichtig. Sie nutzen Energie und konsumieren Waren und Dienstleistungen,deren Herstellung und Nutzung andernorts Energie beansprucht. Ihr Engagementzum sparsamen Umgang mit Energie und anderen Ressourcen kann den Weg fürdie Zukunft bee<strong>in</strong>flussen. Die Realisierung e<strong>in</strong>er rationellen Energienutzung <strong>in</strong> privatenHaushalten ist deshalb das Ziel der Maßnahmen <strong>in</strong> diesem Bereich.370


Handlungsfeld EnergieC 2Um die CO 2 -Emissionen von Haushalten zu reduzieren, gibt es zwei Möglichkeiten.Zum e<strong>in</strong>en kann die Änderung von Lebensstil und Nutzungsverhalten e<strong>in</strong>e EnergieundRessourcene<strong>in</strong>sparung bewirken. Dafür ist ke<strong>in</strong>e zusätzliche Investition nötig.Zum anderen besteht die Möglichkeit, Energieverbrauchsgeräte wie „Weißwaren“gegen effizientere Geräte auszutauschen bzw. entsprechende Geräte zu erwerben.Da <strong>in</strong> den letzten Jahren die Effizienz der Geräte deutlich besser geworden ist, kanndurch den Austausch und Kauf e<strong>in</strong>es effizienten Gerätes e<strong>in</strong>e Reduzierung der Emissionenbewirkt werden.<strong>Kommunen</strong> können Haushalte nicht direkt verpflichten, aber sie können die privatenHaushalte durch attraktive Maßnahmen motivieren.Nutzerverhalten undAustausch von GerätenMaßnahmen für privateHaushalte – MerkmaleVorteile,WirkungNachteile,AufgabenÄnderung von LebensstilJede Person kann es zu jeder Zeit umsetzenDurch Wiederholung und Rout<strong>in</strong>enkann e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong>swandel hervorgerufenwerdenWiederholung und Fortsetzung vonEnergiesparen kann für die Familie belastendse<strong>in</strong>Begrenzte Reduktion: regelmäßigeWiederholung und Fortsetzung s<strong>in</strong>dnötig, sonst wird die Wirkung ger<strong>in</strong>gerAuswahl von und Austausch zuhocheffizienten GerätenEffizienz der Reduktion ist groß beifortdauernd sicherer WirkungDie richtige Auswahl beim Kauf e<strong>in</strong>esGerätes ist wichtig, danach brauchtman ke<strong>in</strong>e SondermaßnahmenMaßnahme ist nur bei der Gelegenheitdes Kaufs des Gerätes durchführbarMaßnahme ist nur e<strong>in</strong>malig, d.h. e<strong>in</strong>eBewusstse<strong>in</strong>sbildung oder „Ansteckungseffekte“zu anderen Bereichenkann man nicht erwartenTabelle 1:Merkmale der Maßnahmenfür <strong>Klimaschutz</strong> bei denprivaten HaushaltenQuelle:Nach Yoichi Mizutani,Masaharu Sakai undKenichi Oshima (2007).<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen für private Haushalte liegen bisher hauptsächlich im Bereichder Öffentlichkeitsarbeit. Allerd<strong>in</strong>gs ist es für Bürger schwierig, e<strong>in</strong> unmittelbares Gefühlfür „unsichtbare“ CO 2 -Emissionen zu haben und die Wirksamkeit von Aktivitätene<strong>in</strong>zuschätzen. Daher s<strong>in</strong>d konkrete Anreize entscheidend, die über bisherige Aufklärungsmaßnahmenh<strong>in</strong>ausgehen.E<strong>in</strong>beziehung Bürger undHaushalteMünster: Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>kampagne „Klima sucht Schutz <strong>in</strong> Münster …auch bei Dir!“ und „Münster packt´s! Der Bürgerpakt für <strong>Klimaschutz</strong>“Erfolgreicher <strong>Klimaschutz</strong> ist immer Teamarbeit. Damit die Mannschaft vor Ort noch größer und bunterwird, ist <strong>in</strong> Münster die <strong>Klimaschutz</strong>kampagne "Klima sucht Schutz <strong>in</strong> Münster … auch bei Dir!“ mit„Münster packt´s! Der Bürgerpakt für <strong>Klimaschutz</strong>" entwickelt worden. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches prägnantesCorporate Design mit den Farben Blau und Grün wurde erarbeitet, um e<strong>in</strong>en hohen Wiedererkennungswertzu erreichen. Ziel ist es, das globale Thema „<strong>Klimaschutz</strong>“ noch stärker <strong>in</strong> der Stadtgesellschaftzu verankern. Dabei setzt die Stadt stark auf die Unterstützung der Bürger: Sie sollen mit ihrempersönlichen Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Wort und Bild Flagge zeigen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schrittdurch die Unterzeichnung e<strong>in</strong>er Selbstverpflichtung mit dem Bürgerpakt für <strong>Klimaschutz</strong> aktiv den <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Münster unterstützen. Das Motto lautet: <strong>Klimaschutz</strong> ist ganz e<strong>in</strong>fach und jeder kann mitmachen,denn <strong>Klimaschutz</strong> fängt zu Hause bzw. im Alltag an!Praxis-BeispielUnsichtbare CO 2 -Emissionen und unsichtbaren Energieverbrauch zu visualisieren,kann dazu beitragen, den Umgang mit Energie bewusster zu gestalten und Ansatzpunktefür Verbrauchsreduktionen aufzuzeigen. Zudem werden Bürger und Haushaltedurch die graphische Abbildung von CO 2 -Emissionen zu konkretem Handelnmotiviert. E<strong>in</strong>e Methode ist. z.B. das Smart Meter<strong>in</strong>g.Visualisierung vonEnergieverbrauch undCO 2 -Emissionen371


C 2Handlungsfeld EnergiePraxis-BeispielWeitere Informationen:www.stadtwerke-bonn.de/energieundwasser/Smart_Meter<strong>in</strong>g.1495.0.htmlBonn: Pilotprojekt Smart Meter<strong>in</strong>gMit 50 Bonner Familien führen die „Stadtwerke Bonn (SWB) Energie und Wasser“ bis September 2010das Pilotprojekt „Smart Meter<strong>in</strong>g“ durch. Hierbei wird der herkömmliche Zähler durch e<strong>in</strong>en neuen "<strong>in</strong>telligentenZähler" ersetzt. Dieser übermittelt die aktuellen Stromverbrauchsdaten kabellos an e<strong>in</strong> Display<strong>in</strong> den Wohnraum. Die Testhaushalte erhalten damit die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch jederzeitabzulesen und unnötige Verbrauchsgeräte oder Beleuchtung <strong>in</strong> Räumen, <strong>in</strong> denen sich niemand aufhält,auszuschalten. Durch die Änderung ihres Verbrauchsverhaltens können die Testhaushalte Energie unddamit Geld sparen. SWB Energie und Wasser wird aufgrund der gewonnenen Erfahrungen e<strong>in</strong> Produktentwickeln.BeratungsangebotDie wesentlichen Ziele kommunaler Energieberatung s<strong>in</strong>d die Förderung des allgeme<strong>in</strong>enEnergiebewusste<strong>in</strong>s, die Erhöhung der Energiesparbereitschaft und dieverstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Durch das Aufzeigen konkreter Handlungsmöglichkeitensteigen die Bereitschaft zu eigenem Handeln und damit dieMotivation, e<strong>in</strong>en Beitrag zur Umsetzung der <strong>Klimaschutz</strong>ziele zu leisten. Die geme<strong>in</strong>sameKoord<strong>in</strong>ation mit benachbarten <strong>Kommunen</strong> kann e<strong>in</strong>e größere Vielfalt anAspekten sowie Lernmöglichkeiten anhand guter Beispiele ermöglichen.Praxis-BeispieleSaarbrücken und Trier: Stadt- und grenzüberschreitende EnergieberatungE<strong>in</strong>e stadt- und grenzüberschreitende Energieberatung f<strong>in</strong>det zwischen den Städten Saarbrücken, Trier,Metz und Luxemburg statt. Bei den Energietouren des Städtenetzes QuattroPole <strong>in</strong>formieren Umweltberaterder Stadtverwaltungen und örtliche Energieexperten über gesunde Baustoffe, Passivhaus- oder Sonnenhausstandard,Heizen mit Holz und Sonne oder die richtige Be- und Entlüftung. Unter dem Motto„Erst mitfahren – dann (um)bauen“ laden die QuattroPole-Umweltexperten alle <strong>in</strong>teressierten Bürger, Bauherren,Handwerker, Architekten und Planer zu kostenlosen Energietouren e<strong>in</strong>. Die Busexkursionen werdenzweisprachig durchgeführt und wollen zum grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch anregen.Bei über 100 Exkursionen fuhren <strong>in</strong> den letzten elf Jahren rund 4.500 Interessierte mit. Das Projekt wurde2005 mit dem „Climate Star“ und 2006 mit dem Umweltpreis des Landes Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz ausgezeichnet.Die Energiesparberatung für Transfere<strong>in</strong>kommensbezieher, die <strong>in</strong> Zusammenarbeitder Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> mit dem Caritasverband Frankfurt <strong>in</strong>itiiert wurde, hatbundesweit erfolgreiche Verbreitung gefunden. Dieses Projekt zeigt die Möglichkeitder Verb<strong>in</strong>dung von <strong>Klimaschutz</strong> und Sozialhilfe auf.Praxis-BeispielDüsseldorf: Energiesparberatung für e<strong>in</strong>kommensschwache Haushalte mitAbwrackprämie für KühlschränkeE<strong>in</strong>kommensschwache Haushalte erhalten von Energiesparberatern des zweiten Arbeitsmarktes e<strong>in</strong>e kostenloseBeratung zum Energiesparen. Der Schwerpunkt liegt bei Strom und Wasser. Wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>effizientesKühlgerät festgestellt, kann der Inhaber e<strong>in</strong>e „Abwrackprämie“ von 100 Euro für den Kauf e<strong>in</strong>es neuenA+-Gerätes erhalten, wenn der alte Kühlschrank sachgerecht entsorgt wird. Bei diesem Projekt gew<strong>in</strong>ntder e<strong>in</strong>kommensschwache Haushalt, <strong>in</strong>dem se<strong>in</strong>e Nebenkosten gesenkt werden, gew<strong>in</strong>nt die Kommune,<strong>in</strong>dem die Zuschüsse ger<strong>in</strong>ger ausfallen, und gew<strong>in</strong>nt der <strong>Klimaschutz</strong> durch deutlich ger<strong>in</strong>gere CO 2 -Emissionen.Nach dem Motto „Erfahrung macht den Meister“ können Bürger mit ihren Erfahrungenund Kenntnissen dazu beitragen, weitere Bürger zu eigenen <strong>Klimaschutz</strong>aktivitätenzu motivieren.372


Handlungsfeld EnergieC 2Landkreis Kulmbach: „EnergieFenster“ – e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Initiative und„WissensPlattform“Im Landkreis Kulmbach s<strong>in</strong>d engagierte Bürger, die e<strong>in</strong>e Pelletheizung, Solar- oder Photovoltaikanlage,Hackschnitzelheizung oder Wärmepumpe e<strong>in</strong>gebaut haben, dazu bereit, ihre Praxiserfahrungen weiterzugeben.Mit dem entsprechenden Projekt „EnergieFenster“ hat der Landkreis Kulmbach e<strong>in</strong>e neue„WissensPlattform“ geschaffen. Hier können sich <strong>in</strong>teressierte Bürger zu festgelegten Zeiten mit „Bürger-Beratern“<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen.Praxis-Beispiel373


C 2Handlungsfeld EnergieME5:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: E<strong>in</strong>beziehung der Bürger und HaushalteDer umfassenden E<strong>in</strong>beziehung der Bürger und Haushalte stehen verschiedene H<strong>in</strong>dernisseim Wege. Klimaschützendes Verhalten hat z.B. vielfach das Image von Verzichtund Askese. Mit verschiedenen Aktionen kann dieses Image verändert werden.Ziel solcher Aktionen ist es, das neue Verhalten mit dem Image e<strong>in</strong>er kreativen undpositiven Tätigkeit zu verb<strong>in</strong>den, die Spaß macht. Auch ausgefallene Ideen sollten willkommense<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e möglichst große Mitwirkung der Bürger zu erzielen.Bei Ideen- oder Leistungswettbewerben (z.B. e<strong>in</strong>en bestimmten Stromverbrauch proKopf zu unterschreiten oder e<strong>in</strong>e konkrete E<strong>in</strong>sparrate pro Jahr zu erreichen) könnenfür die Gew<strong>in</strong>ner Prämien ausgesetzt werden.Ausschreibung und Ermittlung der Sieger sollen öffentlich erfolgen.Kampagne zur Image-Änderung (z.B. Deklaration für Selbstverpflichtung, Bürgerpakt)Ideen-Wettbewerb (z.B. zukunftsfähige Haushalte)Leistungswettbewerbe (z.B. „Haushalt mit der größten E<strong>in</strong>sparquote “, „ÄltesterKühlschrank“, bzw. „Klimaquiz“)Dialogische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bürger mittels KommunikationstechnologienDer Maßnahme können ke<strong>in</strong>e direkten CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen zugeordnet werden; sie bereitetjedoch den Boden für die Akzeptanz der Umsetzung direkt wirksamer Maßnahmen.TeilnehmeranzahlRückmeldung und Vorschläge von BürgernVerwaltungHandelIndustrieEnergieversorgerF<strong>in</strong>anz- und Kredit<strong>in</strong>stituteWerbeagenturenVerbraucherzentrenUmweltschutzorganisationenDer f<strong>in</strong>anzielle Aufwand ist ger<strong>in</strong>g im Vergleich zu <strong>in</strong>vestiven Maßnahmen, undauch die Suche nach Sponsoren ist e<strong>in</strong>facher.Die Entwicklung des Konzeptes und die Bearbeitung des Werbematerials benötigene<strong>in</strong>igen zeitlichen Aufwand.Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Visualisierung von CO 2 -Emissionen und Energieverbrauch (ME6)Zielgruppenorientierte Energiesparberatung (ME6)E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme (Haushalte) (ME8)Gründung e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe mit externen Experten (z.B. professionelle Werbeagentur)Konzepterarbeitung und E<strong>in</strong>beziehen von externen Dienstleistungsanbietern, z.B.für das Sponsor<strong>in</strong>g der PreiseKoord<strong>in</strong>ierte Durchführung der Beratung seitens aller Beteiligten und Informationder BevölkerungVeröffentlichung von Teilnehmern oder Gew<strong>in</strong>nernRegelmäßige Evaluierung der Teilnehmeranzahl und Medienpräsentation374


Handlungsfeld EnergieC 2ME6:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenMaßnahme: Visualisierung von CO 2 -Emissionen und EnergieverbrauchFür Bürger und private Haushalte ist es schwierig, die Realität unsichtbarer CO 2 -Emissionenund von Energieverbrauch wahrzunehmen und zu erkennen, wie notwendiges ist, Emissionen zu reduzieren. E<strong>in</strong>e Visualisierung der Emissionen zielt darauf ab,Auswirkungen quantitativ sichtbar zu machen.Der e<strong>in</strong>fachste Weg zur Visualisierung besteht im Angebot von Internettools, die als „Onl<strong>in</strong>e-Rechner“für CO 2 -Emissionen und Energieverbrauch verwendet werden können. MitHilfe dieses Tools können E<strong>in</strong>zelpersonen oder Haushalte ihre <strong>in</strong>dividuelle Menge an Emissionenbestimmen. Sie erhalten Aufschluss darüber, wie sich die verschiedenen Aspekteihres Lebens auf den jeweiligen Anteil an klimaschädlichen Gasen auswirken, werden umfassendüber die e<strong>in</strong>zelnen Parameter <strong>in</strong>formiert und am Schluss darüber aufgeklärt, welcheMöglichkeiten zur CO 2 -Reduktion sich speziell für sie anbieten. Darüber h<strong>in</strong>aus ist esmöglich, Maßnahmen zur E<strong>in</strong>sparung gezielt durchzuspielen und so die langfristige Reduktionzu planen. Die entsprechenden Tools liegen bei verschiedenen Anbietern kostenlosvor. <strong>Kommunen</strong> können sie auf ihrer Webseite präsentieren und bei Bürgern fürderen Gebrauch werben.Zurzeit noch aufwändiger, aber zugleich effektiver als Onl<strong>in</strong>e-Rechner ist die E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>es Verbrauchsmonitors <strong>in</strong> Haushalten, um e<strong>in</strong>e konkrete Visualisierung zuschaffen. Verbrauchsmonitore messen ausschließlich den Stromverbrauch. Der Monitorkann den Gesamtverbrauch oder den Verbrauch e<strong>in</strong>zelner Geräte bildlich darstellen– an den Geräten selbst oder an e<strong>in</strong>er zentralen Stelle im Haushalt. Die Darstellungkann sich auf den momentanen Verbrauch und/oder auf e<strong>in</strong>e bestimmte Periode, z.B.e<strong>in</strong> Jahr, beziehen. So können Haushalte den Erfolg von Energiesparmaßnahmen wieden E<strong>in</strong>satz neuer energiesparender Haushaltsgeräte oder das Ausschalten der Standby-Funktionunmittelbar überprüfen. <strong>Kommunen</strong>, die eigene Stadtwerke besitzen,haben die Möglichkeit, Verbrauchsmonitore e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> Haushalten zu <strong>in</strong>stallieren. Aberauch <strong>Kommunen</strong>, die ke<strong>in</strong>e Stadtwerke besitzen, können e<strong>in</strong>e Installation <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit externen Energieversorgern realisieren.Visualisierungen des Verbrauchs können dazu beitragen, den Umgang mit Energie bewussterzu gestalten und Ansatzpunkte für Verbrauchsreduktionen aufzuzeigen. Außerdemwerden Bürger und Haushalte durch die Angabe der Werte zu konkretemEngagement motiviert.Anzahl der beteiligten Bürger und HaushalteHöhe des reduzierten Energieverbrauchs und der CO 2 -EmissionenVerwaltungVerbraucherzentrenUmweltschutzorganisationenEnergieversorgerWissenschaftlerExperten oder Unternehmen für CO 2 -Berechnung und VerbrauchsmonitoreDer f<strong>in</strong>anzielle Aufwand unterscheidet sich je nach Art der Visualisierung. Für Onl<strong>in</strong>e-Rechner gibt es bereits verschiedene Anbieter. Die Installation des Verbrauchsmonitorsbenötigt zusätzlich Zeit.E<strong>in</strong>beziehung der Bürger und Haushalte (ME5)Zielgruppenorientierte Energiesparberatung (ME7)E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme (Haushalte) (ME8)375


C 2Handlungsfeld EnergieHandlungsschritteKontaktaufnahme und Konzeptentwicklung mit externen Experten für VisualisierungenDurchführung des Pilotprojekts, Bewertung, VerbesserungProjektdurchführungÖffentliche Auszeichnung energiesparender HaushalteRegelmäßige Evaluierung376


Handlungsfeld EnergieC 2ME7:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Zielgruppenorientierte EnergiesparberatungJe nach Lebensstil und Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Haushalten s<strong>in</strong>d die Problemebezüglich des Energieverbrauchs sehr unterschiedlich. Deshalb spielt die spezialisierteBeratung nach verschiedenen Zielgruppen e<strong>in</strong>e große Rolle für die rationale Energiee<strong>in</strong>sparung.Um die jeweiligen Zielgruppen zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mitverschiedenen Ämtern erforderlich. Zielgruppen s<strong>in</strong>d z.B.:E<strong>in</strong>kommensschwache Haushalte: Komb<strong>in</strong>ation mit SozialhilfeE<strong>in</strong>kommensstarke Haushalte: da hier der größte Teil der Emissionen der Haushalteentsteht, sollten diese Haushalte als Schwerpunkt behandelt werden (z.B. Beratungbeim Kauf e<strong>in</strong>es Elektrogeräts)Haushalte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund: Beheben von Informationsmängeln durch Begleitung<strong>in</strong> der jeweiligen MutterspracheHaushalte mit jungen bzw. alten PaarenÄnderung des Lebensstiles wie Umzug, Heirat, K<strong>in</strong>dergeburt: Gutsche<strong>in</strong> für Energiesparberatungoder Energiesparlampe, InfopaketJe nach Art der Beratung kann man zwischen der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Energieberatungsstelleund „Vor-Ort-Beratung“ unterscheiden:1. Energiesparberatung <strong>in</strong> BeratungsstellenIn Zusammenarbeit mit Verbraucherzentralen, Energieagenturen oder auch Energieversorgungsunternehmenwerden üblicherweise zu festen Zeiten Energieberatungen<strong>in</strong> Beratungsstellen angeboten. Diese s<strong>in</strong>d meist kostenlos oder gegen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>geGebühr zu erhalten; es handelt sich um e<strong>in</strong>e grundsätzliche und allgeme<strong>in</strong>e Beratung.2. Vor-Ort-EnergiesparberatungZu e<strong>in</strong>er Vor-Ort-Beratung kommt e<strong>in</strong> Energiesparberater <strong>in</strong> die Haushalte und führte<strong>in</strong>e Beratung durch, die gezielt auf die Probleme der Wohnung e<strong>in</strong>geht. Für dieseBeratung können je nach gewünschter Beratungstiefe und fachlicher Ausrichtungdes Beraters verschiedene Varianten zur Verfügung stehen.Beratungstage und -stundenAnzahl der TeilnehmerReduzierung von Energieverbrauch und EnergiekostenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungKommune, <strong>in</strong> Kooperation mit Handel, Industrie, EnergieversorgerF<strong>in</strong>anz- und Kredit<strong>in</strong>stituteVerbraucherzentralenEnergieagenturenMittlerer f<strong>in</strong>anzieller Aufwand für Beratung und Materialien. Es fallen Personalkostenund Nebenkosten für die Beratung an.Mittlerer zeitlicher Aufwand für die Bearbeitung des Programms und der Informationsmaterialien.E<strong>in</strong>beziehung von Bürgern und Haushalten (ME5)Visualisierung von CO 2 -Emissionen und Energieverbrauch (ME6)E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme (Haushalte) (ME8)Gründung e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe mit Teilnehmern aus verschiedenen ÄmternKonzeptentwicklung je nach Zielgruppe und Def<strong>in</strong>ition zielgruppenspezifischer Beratungswege<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit externen Experten377


C 2Handlungsfeld EnergieErarbeiten des Anforderungsprofiles des Energieberaters und AusschreibungKoord<strong>in</strong>ierte Durchführung der Beratung seitens aller Beteiligten und Informationder Bevölkerung über die EnergieberatungRegelmäßige Evaluierung378


Handlungsfeld EnergieC 2ME8:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: E<strong>in</strong>führung ökonomischer und ökologischer Anreizprogramme(Haushalte)Um Haushalte zum Energiesparen zu motivieren, können f<strong>in</strong>anzielle Anreize gesetztwerden. Zum Beispiel können Haushalte je nach e<strong>in</strong>gesparter Energiemenge unterschiedlicheBelohnungen erhalten. Da der Wärmeverbrauch der Haushalte unter anderemvom Wetter und der jeweiligen Wärmedämmung abhängt und damit e<strong>in</strong>igenSchwankungen unterliegt, ist es schwierig, die Anstrengungen und E<strong>in</strong>sparungen derHaushalte hierfür zu berechnen. Es ist deshalb e<strong>in</strong>facher, e<strong>in</strong>e Belohnung für E<strong>in</strong>sparungenim Stromverbrauch e<strong>in</strong>zuführen.Auch durch den Neukauf energieeffizienter Haushaltsgeräte können Bürger oftmalsklimaschonend handeln. So lassen sich mit modernen Waschmasch<strong>in</strong>en und Kühlschränkenim Vergleich zu alten Geräten bis zur Hälfte an Energie e<strong>in</strong>sparen. Die Haushaltewerden unter bestimmten Voraussetzungen f<strong>in</strong>anziell unterstützt, wenn sie sichfür e<strong>in</strong>en Neukauf bestimmter energieeffizienter Haushaltsgeräte entscheiden. MöglicheVoraussetzungen für Neugeräte können bestimmte Effizienzklassen (z.B. A++-Geräte)oder Bewertungen (z.B. Eco Top Ten) se<strong>in</strong>.Belohnung für die E<strong>in</strong>sparung der Energie wie z.B. 20 Euro ab zehn Prozent E<strong>in</strong>sparungoder zehn Cent für jede e<strong>in</strong>gesparte Kilowattstunde StromAbwrackprämie oder Bonusprogramm für den Ersatz alter Haushaltsgeräte durchneueDie Zusammenarbeit mit lokalen Energieversorgern wie den Stadtwerken und mit entsprechendenGeschäften ist erforderlich. Die Kommune übernimmt die Rolle des F<strong>in</strong>anzierungsträgersund Informationsverteilers.Anzahl der TeilnehmerReduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenHöhe der Kostene<strong>in</strong>sparungHöhe der ausgezahlten FörderbeträgeKommuneEnergieversorgerGeschäfteF<strong>in</strong>anzieller Aufwand ist ger<strong>in</strong>g, und bei bisheriger Umsetzung der Maßnahme <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>wirken zumeist Stadtwerke oder regionale Stromversorger unterstützend mit.Für das Programm s<strong>in</strong>d Werbematerialien nötig. Für deren Erstellung muss zu Beg<strong>in</strong>nZeit e<strong>in</strong>geplant werden. Für die kont<strong>in</strong>uierliche Werbung vor und während des Programmswird laufend Zeit benötigt.E<strong>in</strong>beziehung von Bürgern und Haushalten (ME5)Visualisierung von CO 2 -Emissionen und Energieverbrauch (ME6)Zielgruppenorientierte Energiesparberatung (ME7)Gründung e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe mit Verwaltung, Energieversorgern und HändlernKonzeptentwicklung und Modellauswahl, Berücksichtung vorhandener Ressourcen,<strong>in</strong>dividueller und kollektiver ZielvorstellungenUmsetzung und E<strong>in</strong>beziehung weiterer AkteureAuswertung der Umsetzungserfahrungen und Erkenntnisse, Zielerreichung, Kosten-Nutzen-Verhältnis379


C 2Handlungsfeld EnergieLiteratur- undInternettippsBenke, Georg (2007): Visualisierung und Monitor<strong>in</strong>g des Energieverbrauchs, Wien.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2003): Umweltschutz lohntsich für öffentliche Verwaltung, Berl<strong>in</strong>.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2009): Energie effizient nutzen– Tipps zum Klimaschützen und Geldsparen, Berl<strong>in</strong>.Kern, Krist<strong>in</strong>e, Stefan Niederhafner, Sandra Rechl<strong>in</strong> und Jost Wagner (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Deutschland – Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven. Discussion Paper SPS IV 2005-101, Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung, Berl<strong>in</strong>.Mizutani, Yoichi, Masaharu Sakai und Kenichi Oshima (2007): Handbuch für das Anhalten des Klimawandels(Chiikihatu Stop-Ondanka Handbook), Kyoto.Statistisches Bundesamt Deutschland (2008): Pressemitteilung Nr. 411 „Energieverbrauch der privatenHaushalte von 1995 bis 2006 leicht gesunken“, Wiesbaden.UBA – Umweltbundesamt (2006): Wie private Haushalte die Umwelt nutzen – höherer Energieverbrauchtrotz Effizienzsteigerungen, Dessau.UBA – Umweltbundesamt (2008): Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischerEmissionen, Berl<strong>in</strong>.www.dena.de/themen/thema-strom/www.klima-sucht-schutz.de/energiesparen.htmlStadt Mülheim an der Ruhr: 100.000 <strong>in</strong>telligente Stromzähler für Mülheim an der Ruhr, www.muelheimruhr.de/cms/100000_<strong>in</strong>telligente_stromzaehler_fuer_muelheim_an_der_ruhr.htmlwww.verbraucherzentrale-energieberatung.de380


Handlungsfeld EnergieC 23. Gewerbe und Industrie3.1 Gewerbe, Handel und DienstleistungenIm Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher (GHD) werdenalle Verbrauchsgruppen zusammengefasst, die nicht der Industrie, den privatenHaushalten oder dem Verkehr zuzuordnen s<strong>in</strong>d. Dabei be<strong>in</strong>haltet er aus dem Bereichdes Produzierenden und Verarbeitenden Gewerbes den Energieverbrauch vonHandwerksbetrieben und Betrieben mit weniger als 20 Beschäftigten (<strong>in</strong>dustrielleKle<strong>in</strong>betriebe). Zu diesem Bereich zählen eigentlich auch die kommunalen Gebäudeund E<strong>in</strong>richtungen. Auf deren Energieverbrauch können die Städte aber unmittelbare<strong>in</strong>wirken, deshalb werden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigenen Kapitel behandelt ( Kap. C2 1).Der Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige Verbraucher (GHD) istsehr heterogen und umfasst ganz unterschiedliche Akteure von Landwirtschaft überHandwerk und Handel bis zu F<strong>in</strong>anz- und Versicherungsdienstleistungen. Trotz derVielfalt der Anwendungen ist die Verbrauchsstruktur des Sektors im Vergleich zumIndustriesektor noch relativ homogen, <strong>in</strong>sbesondere bei Dienstleistungsbetrieben.Hier überwiegt der gebäudebezogene Energieverbrauch. Aber gerade im Bürobereichgibt es e<strong>in</strong>en steigenden nutzerbed<strong>in</strong>gten Energieverbrauch (Stromverbrauch),z.B. im Bereich der Geräte- und IuK-Ausstattung. Ebenfalls nimmt die Ausstattungmit Klima- und Lüftungstechnik <strong>in</strong> diesem Bereich zu.Für die vielfältigen Anwendungen <strong>in</strong> Handel und Gewerbe werden meist allgeme<strong>in</strong>verbreitete Querschnittstechnologien (Motoren, Beleuchtung, Lüftung, Kühlung) e<strong>in</strong>gesetzt.Je nach Kommune und Branchenmix variieren diese Anteile erheblich.Der Anteil des Energieverbrauchs im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungenam Gesamtenergieverbrauch liegt <strong>in</strong> Deutschland bei etwa 15 Prozent. Auf kommunalerEbene kann der Anteil des Energieverbrauchs und der CO 2 -Emissionen diesesSektors an den gesamten kommunalen CO 2 -Emissionen erheblich variieren. Kle<strong>in</strong>ere,ländliche <strong>Kommunen</strong>, die überwiegend als Wohnstätten genutzt werden und ke<strong>in</strong>Gewerbegebiet aufweisen, weisen <strong>in</strong> diesem Sektor ger<strong>in</strong>ge Emissionen auf (Anteilca. fünf Prozent). Bei mittelgroßen <strong>Kommunen</strong> und Großstädten, die sich zu ausgeprägtenDienstleistungsstandorten entwickelt haben, kann der Anteil der CO 2 -Emissionendes GHD-Sektor erheblich größer se<strong>in</strong> (Anteil ca. 40 Prozent). Großstädtemit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Mischung aus Gewerbe und Industrie liegen <strong>in</strong> dieserBandbreite eher <strong>in</strong> der Mitte. Der Anteil des GHD-Sektors an den gesamten CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune ist daher niedrig bis mittelhoch. Besondere Bedeutunghaben <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen <strong>in</strong> diesem Sektor, dadurch die Übertragbarkeit verschiedener Querschnittstechnologien (Beleuchtung,Lüftung, Kühlung, usw.) e<strong>in</strong>e Breitenwirkung erzielt werden kann undMaßnahmen <strong>in</strong> diesem Sektor mitunter starke Auswirkungen auf das Konsumverhaltender Verbraucher haben (z.B. <strong>Klimaschutz</strong> im E<strong>in</strong>zelhandel, im Gastgewerbeusw.).Die direkten E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten der Kommune <strong>in</strong> diesem Sektor s<strong>in</strong>d zwar eherger<strong>in</strong>g und werden deshalb häufig nicht wahrgenommen. Indirekt ist jedoch e<strong>in</strong>e Motivationdurch Informations-, Vernetzungs- oder f<strong>in</strong>anzielle Anreizprogramme möglich.Der Kommune fällt <strong>in</strong> diesem Bereich also vor allem die Rolle als Berater und Promotorzu. Von weiterer Bedeutung <strong>in</strong> diesem Sektor s<strong>in</strong>d die Energieversorgungsunternehmen,da sie über die Energiekostenabrechnung direkt mit den Betrieben KontaktHeterogene Ausprägungdes Sektors GHDBedeutung imkommunalen KontextKommune als Berater undPromotor381


C 2Handlungsfeld Energiehaben und als Energiedienstleistungsunternehmen dieser Verbrauchsgruppe attraktiveAngebote machen können.Hemmnisse für KMUKle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen s<strong>in</strong>d für Energieeffizienzmaßnahmen eher schwerund oft nur dann zu motivieren, wenn diese sich <strong>in</strong> kurzer Zeit amortisieren. Zu e<strong>in</strong>ersystematischen Beschäftigung mit betrieblichen Energieverbräuchen und -kostenkommt es <strong>in</strong> diesen Betrieben meist nur dann, wenn der Anteil der Energiekostenungewöhnlich hoch ist. Somit bleiben die wirtschaftlichen Potenziale <strong>in</strong> diesem Bereichoft unausgeschöpft.Weitere Hemmnisse bei dieser Zielgruppe s<strong>in</strong>dInformations-, Planungs- und Umsetzungsdefizite von Energieeffizienzmaßnahmenauf Grund mangelnder personeller Kapazitäten (bei Großbetrieben ist imGegensatz dazu Fachpersonal üblich),unzureichende F<strong>in</strong>anzmittel zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen(bzw. Investitionskosten stehen <strong>in</strong> Konkurrenz zu anderen betrieblichen Investitionen),Bedenken bei zu langen Amortisationszeiten von Energieeffizienzmaßnahmenund Zweifel an der Wirtschaftlichkeit (bei Investitionsentscheidungen wird dadurchmeist die Maßnahme mit der ger<strong>in</strong>gsten Amortisationszeit gewählt).Abbildung 1:In welchen Bereichen wurdenbzw. werden Energiesparmaßnahmen<strong>in</strong> KMUumgesetzt?Quelle:Prognos AG, 2009.Durch Kooperationen zwischen Kommune, örtlicher Wirtschaft und weiteren regionalenund überregionalen Partnern können Kosten gesenkt und natürliche Ressourcengeschont werden (z.B. ÖKOPROFIT: Ökologisches Projekt für <strong>in</strong>tegrierteUmwelttechnik). Weiterh<strong>in</strong> kann bei Querschnittstechnologien e<strong>in</strong>e Steigerung derEnergieeffizienz <strong>in</strong> Betrieben erreicht werden. Grundlegender Schritt hierfür ist ofte<strong>in</strong>e branchenspezifische Beratung und Information, die Handlungsmöglichkeitenaufzeigt, welche für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Betrieben e<strong>in</strong>er Branche anwendbar s<strong>in</strong>d. ZurUmsetzung dieser und zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch (<strong>in</strong>sbesondere fürkle<strong>in</strong>e und mittlere Betriebe) kann die Kommune Kooperationen und Netzwerkezwischen Betrieben anregen und <strong>in</strong>itiieren.382


Handlungsfeld EnergieC 23.2 IndustrieIm Industriesektor werden im Wesentlichen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbesmit über 20 Beschäftigten zusammengefasst. Dazu zählen <strong>in</strong>sbesondere Branchenwie Kraftfahrzeug<strong>in</strong>dustrie, Ernährungs<strong>in</strong>dustrie, Chemische Industrie, MetallverarbeitendeIndustrie, Masch<strong>in</strong>enbau.Die Verbrauchsstruktur des Sektors Industrie ist, abhängig von der jeweiligen Brancheund der Produktpalette, sehr heterogen. Für die vielfältigen Anwendungen werdenkaum allgeme<strong>in</strong>verbreitete Querschnittstechnologien e<strong>in</strong>gesetzt. Es überwiegt derEnergiee<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Prozesstechnik. Die e<strong>in</strong>gesetzte Endenergie wird zu etwa 70Prozent für die Prozesswärmeerzeugung, zu 20 Prozent für die Bereitstellung mechanischerEnergie und die Beleuchtung sowie zu zehn Prozent für die Raumwärmeerzeugungverwendet.Der Anteil des Energieverbrauchs der Industrie am Gesamtenergieverbrauch liegt <strong>in</strong>Deutschland bei knapp 30 Prozent. Der Anteil dieses Sektors an den gesamten kommunalenCO 2 -Emissionen variiert je nach kommunaler Struktur erheblich (etwa zwischennull und 60 Prozent). Der niedrige Wert betrifft kle<strong>in</strong>ere, ländliche Geme<strong>in</strong>denohne nennenswerte Industrie, die vorwiegend als Wohnstätten genutzt werden. Derhöhere Wert trifft auf große <strong>Kommunen</strong> mit erheblichem Industriebestand zu. E<strong>in</strong>igewenige Betriebe können bereits sehr große Anteile (bis ca. 40 Prozent) der CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>er Kommune verursachen. Die Emissionen aus Industrieprozessens<strong>in</strong>d stark an das Produktionsniveau gekoppelt. Speziell die CO 2 -Emissionen bildenhauptsächlich den Konjunkturverlauf ab, wobei steigende Produktionszahlen bei derEisen- und Stahl<strong>in</strong>dustrie, der Chemischen Industrie sowie der Zement<strong>in</strong>dustrie dieEmissionen ansteigen lassen.In diesem Sektor haben <strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen besondere Bedeutung, da zum Teilmit wenigen Maßnahmen große CO 2 -M<strong>in</strong>derungseffekte erreicht werden könnenund umweltbewusst hergestellte Produkte über das Verteilernetz weit über die Grenzender Kommune bekannt werden.Die <strong>Kommunen</strong> haben im Vergleich zu den anderen Verbrauchssektoren (Haushalte,Kle<strong>in</strong>verbraucher) e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren E<strong>in</strong>fluss auf die Energieverwendung <strong>in</strong>Industriebetrieben. Indirekt ist jedoch e<strong>in</strong>e Bee<strong>in</strong>flussung durch Information und Motivationmöglich. In diesem Zusammenhang s<strong>in</strong>d die Energieversorger von Bedeutung,da sie über die Energiekostenabrechnung (Energielieferverträge) direkt mit denIndustriebetrieben Kontakt haben und maßgeschneiderte Energiedienstleistungenanbieten können.Im Industriesektor zu Energiesparmaßnahmen zu motivieren, erweist sich als anspruchsvollesHandlungsfeld für die <strong>Kommunen</strong>, welches sie auf Grund ihrer eigenenbegrenzten Kapazitäten oft nur mit kooperationswilligen Unternehmen gestaltenkönnen. E<strong>in</strong> konstruktiver Dialog ist Voraussetzung für die Erschließung wirtschaftlicherEnergiee<strong>in</strong>sparpotenziale im Produzierenden Sektor. F<strong>in</strong>anzielle Förderung rationellerEnergieverwendung im Industriesektor ist lediglich den Stadtstaaten (imRahmen der Landesförderprogramme) oder größeren Städten (<strong>in</strong> Zusammenarbeitmit Energieversorgern) möglich.Besonders bei der Industrie s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten der <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> derRegel eher begrenzt. Die Zuständigkeiten zur Senkung des Energieverbrauchs s<strong>in</strong>ddirekt <strong>in</strong> den Betrieben angesiedelt und werden, soweit sie kurzfristigen Amortisati-Heterogene Verbrauchsstruktur<strong>in</strong> der IndustrieBedeutung im kommunalenKontextRolle der <strong>Kommunen</strong>Hemmnisse383


C 2Handlungsfeld Energieonserwartungen entsprechen, meist auch wahrgenommen. Hier haben Energiee<strong>in</strong>sparstrategienmit e<strong>in</strong>er ganzen Reihe von Hemmnissen zu kämpfen:Hohe Rentabilitätsanforderungen oder F<strong>in</strong>anzierungsengpässe (vor allem bei kle<strong>in</strong>enund mittelständischen Unternehmen – KMU);mangelnde Kenntnisse und Informationen zu wirtschaftlichen Energiee<strong>in</strong>sparpotenzialen(vor allem <strong>in</strong> KMU, aber auch größere Betriebe haben Personalengpässebeim betriebs<strong>in</strong>ternen Energiemanagement; Ausnahme: Betriebe mit sehr hohenEnergiekostenanteilen);ke<strong>in</strong>e Inanspruchnahme externer Beratung, weil <strong>in</strong> den Betrieben die Qualifikationdes Beraters (prozessspezifische Kenntnisse und Erfahrungen) kaum e<strong>in</strong>geschätztwerden kann;mangelnde Kooperationsbereitschaft aufgrund von Befürchtungen, dass betriebs<strong>in</strong>ternesKnow-how über externe Berater zu Wettbewerbern abfließt;Zögern der Unternehmen beim Abschluss von mittel- bis langfristigen Verträgenwegen unsicherer Konjunkturerwartungen, selbst bei <strong>in</strong>novativen F<strong>in</strong>anzierungsmodellen(gekoppelt an Energiedienstleistungsangebote).HandlungsmöglichkeitenUmso wichtiger s<strong>in</strong>d daher Beratungsangebote, die den Erfahrungsaustausch zwischenden Betrieben fördern oder Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale aufdecken. Auch könnendurch f<strong>in</strong>anzielle Anreize die Nutzung von regenerativen Energiequellen undKraft-Wärme-Kopplung oder die Verwendung von Abwärme zur Eigen- oder auchzur Fremdversorgung (E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong> Fernwärmenetze) gezielt gefördert werden.Praxis-BeispieleAugsburg: Umweltvere<strong>in</strong>barung Stadt – WirtschaftMit der Umweltvere<strong>in</strong>barung Stadt – Wirtschaft erhalten Betriebe mit aktivem Umweltmanagementsystemnach EMAS, ISO 14001, ÖKOPROFIT® oder QuB Erleichterungen beim Vollzug des Umweltrechts. DieStadt Augsburg unterstützt damit Unternehmen, die freiwillige Leistungen im betrieblichen Umweltschutzerbr<strong>in</strong>gen.Branchenkonzepte für Gastgewerbe, Handwerk und E<strong>in</strong>zelhandelMit den Branchenkonzepten rundet die Stadt Augsburg ihr Angebot zum betrieblichen Umweltschutzab. Im Gegensatz zu e<strong>in</strong>zelbetrieblichen Untersuchungen werden durch Branchenkonzepte branchentypischeund übertragbare Maßnahmen zur Behebung betrieblicher Schwachstellen aufgezeigt, die für e<strong>in</strong>eVielzahl von Betrieben anwendbar s<strong>in</strong>d.Durch Öko-Audits <strong>in</strong> Industriebetrieben kann e<strong>in</strong> umfassendes Umdenken e<strong>in</strong>geleitetwerden. Im technischen Bereich lassen sich ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültigen Konzepte aufstellen.Die Stromanwendung sollte jedoch e<strong>in</strong> wichtiges Handlungsfeld se<strong>in</strong>, da sierund e<strong>in</strong> Viertel des <strong>in</strong>dustriellen Endenergieverbrauches ausmacht. Weitere Schwerpunktesollten die prozess- und betriebs<strong>in</strong>terne Abwärmenutzung sowie die Kraft-Wärme-Kopplung se<strong>in</strong> ( Kap. A2 2.5 und Kap. C2 5).384


Handlungsfeld EnergieC 2München: München für <strong>Klimaschutz</strong>Im Jahr 2007 wurde das Bündnis „München für <strong>Klimaschutz</strong>“ gegründet. Während der Projektierungsphase,die sich bis zum Zwischenplenum im März 2009 erstreckte, erarbeiteten mehr als 100 Bündnispartner(Unternehmen und Institutionen aus den Sektoren Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung,Verbände etc.) mehr als 30 Projekte, mit denen die lokalen und regionalen CO 2 -Emissionen deutlich gesenktwerden sollen. Der Austausch zwischen diesen Akteuren erfolgte <strong>in</strong>nerhalb vier fachlicher Forensowie e<strong>in</strong>es Arbeitskreises Bildung & Öffentlichkeitsarbeit. Zusätzlich wurden jährlich drei Plenarsitzungenfür alle Bündnispartner und für die <strong>in</strong>teressierte Öffentlichkeit angeboten. Seit dem Ergebnisplenumim März 2010 bef<strong>in</strong>det sich das Bündnis <strong>in</strong> der Umsetzungsphase, <strong>in</strong> der die angestoßenen Projekteumgesetzt werden, aber auch weitere Projekte <strong>in</strong>itiiert werden. Auch weitere Bündnispartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dieser Phase willkommen. Alle Partner verpflichten sich, das CO 2 -Reduktionsziel der LandeshauptstadtMünchen (m<strong>in</strong>us 50 Prozent CO 2 bis spätestens 2030) zu unterstützen sowie e<strong>in</strong> CO 2 -Reduktionsprojektumzusetzen oder e<strong>in</strong>e betriebs<strong>in</strong>terne CO 2 -Bilanz zu erstellen. Für se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>novativen Ansatz wurdendas Bündnis im Jahr 2009 vom BMU sowie e<strong>in</strong>zelne Projekte vom Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isteriumfür Umwelt und Gesundheit ausgezeichnet.Praxis-BeispielE<strong>in</strong> übergreifender Schwerpunkt ist der Erfahrungsaustausch mit der Kommune undden Energieversorgern. Die Industrie muss <strong>in</strong> den Diskussionsprozess vor Ort e<strong>in</strong>gebundense<strong>in</strong>, damit frühzeitig ungünstige Entscheidungen korrigiert werden könnenund e<strong>in</strong>e Vertrauensbasis für den <strong>Klimaschutz</strong> geschaffen werden kann.Erlangen: Initiative EnergieeffizientER – Erlanger Allianz zur Energieeffizienzund zum <strong>Klimaschutz</strong>Seit sieben Jahren besteht <strong>in</strong> Erlangen die Lenkungsgruppe EnergieeffizientER unter der Leitung vonOberbürgermeister und Umweltreferent. Die Mitglieder der Lenkungsgruppe s<strong>in</strong>d Vertreter der ErlangerStadtwerke, der Stadt Erlangen, der Universität Erlangen-Nürnberg, des Universitäts-Kl<strong>in</strong>ikums, des staatlichenBauamtes, der SIEMENS AG, der Industrie- und Handelskammer-Gremium Erlangen, der Kreishandwerkerschaft,der GEWOBAU Erlangen, der Architekten und der AGENDA 21. Wesentliches Zielder Lenkungsgruppe ist die Initiierung von Maßnahmen und Projekten zur Verbesserung der Energieeffizienz.Innerhalb der Lenkungsgruppe wurde für den gesamten Energiebereich e<strong>in</strong> Ende 2008 vom Stadtratbeschlossenes Aktionsprogramm erarbeitet. Dieses wird im Rahmen der Erlanger Allianz zur Energieeffizienzund zum <strong>Klimaschutz</strong> über freiwillige Vere<strong>in</strong>barungen mit allen relevanten Akteuren wie Wohnungswirtschaft,Unternehmen, öffentliche E<strong>in</strong>richtungen und anderen Institutionen umgesetzt.Praxis-Beispiel385


C 2Handlungsfeld EnergieME9:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Umwelt-/Energiemanagement und Energiecontroll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> BetriebenKooperationsprojekt zwischen <strong>Kommunen</strong> und der örtlichen Wirtschaft mit dem Zielder Betriebskostensenkung unter gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen(u.a. Wasser, Energie). Dadurch werden negative Umweltauswirkungen verr<strong>in</strong>gert; Umweltund Unternehmen profitieren gleichermaßen davon. Angesprochen werden produzierendeUnternehmen, Dienstleister, Handwerker und Soziale<strong>in</strong>richtungen.Neben E<strong>in</strong>sparungen bei Kosten und Ressourcen liegt der Vorteil dieses Projektes auch<strong>in</strong> der Motivation der Mitarbeiter.Anzahl der teilnehmenden BetriebeEvaluation der E<strong>in</strong>sparungenUnternehmenDienstleisterHandwerkerSoziale<strong>in</strong>richtungenBeratungs-Dienstleister(Hoher) organisatorischer Aufwand zur Schaffung arbeitsfähiger StrukturenF<strong>in</strong>anzieller Aufwand zur Umsetzung der MaßnahmenBranchenspezifische Informationskampagnen (ME11)Energieeffizienz bei Querschnittstechnologien (ME10)Kooperation und Netzwerke zwischen Betrieben (ME12)Ausarbeitung und Festlegung der Organisationsstruktur und der detaillierten Projektabläufe<strong>in</strong>nerhalb des GesamtprojektsFestlegung der VerantwortlichkeitenInformation und ÖffentlichkeitsarbeitDurchführung des Projektes mit ersten Interessierten386


Handlungsfeld EnergieC 2ME10:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Energieeffizienz bei QuerschnittstechnologienWirkungsweise: Aufbau und Durchführung der Beratung für effiziente Beleuchtung,Lüftungsanlagen und Druckluftsysteme; Kälte- und Förderungstechnik; Angebot fürkostengünstigen E<strong>in</strong>kauf durch Poolbildung; Aufbau e<strong>in</strong>es Informationssystems mitBenchmark<strong>in</strong>g und Rückkopplung (Erfolgskontrolle).Ziel: Unterstützung der Unternehmen bei der Steigerung der EnergieeffizienzAnzahl der beratenen Unternehmen/BeratungenEvaluation der durchgeführten EnergieeffizienzmaßnahmenKommuneUnternehmenStadtwerkeEnergiedienstleisterMittlerer Kostenaufwand für Anschubf<strong>in</strong>anzierungUmwelt-/Energiemanagement und Energiecontroll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Betrieben (ME9)Branchenspezifische Informationskampagnen (ME11)Kooperation und Netzwerke zwischen Betrieben (ME12)Entwicklung der Beratungskonzepte (<strong>in</strong>haltlich gestuft nach Komplexität und abgestimmtmit anderen Maßnahmen)Aufbau des Beraterpools (für Qualifizierung eventuell e<strong>in</strong> Jahr Vorlauf)Start und EvaluationStandardisierung387


C 2Handlungsfeld EnergieME11:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Branchenspezifische Informationskampagnen bzw. Energiee<strong>in</strong>sparkampagnenIm Gegensatz zu e<strong>in</strong>zelbetrieblichen Untersuchungen werden durch Branchenkonzeptebranchentypische und übertragbare Maßnahmen zur Behebung betrieblicherSchwachstellen aufgezeigt, die für e<strong>in</strong>e Vielzahl von Betrieben anwendbar s<strong>in</strong>d. Diesbedeutet auch, dass Branchenkonzepte nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e Zusammenfassung e<strong>in</strong>zelbetrieblicherUntersuchungsergebnisse s<strong>in</strong>d. Sie müssen vielmehr durch Standardisierungbranchentypischer Aspekte sowie durch die Berücksichtigung organisatorischerRahmenbed<strong>in</strong>gungen komplexen Anforderungen genügen.Evaluation von InformationskampagnenMonitor<strong>in</strong>g von Energiee<strong>in</strong>sparungenBetriebe je nach BrancheKommune als Initiator, Moderator, UmsetzerGer<strong>in</strong>g bis mittel je nach Umfang der KampagneKooperation und Netzwerke zwischen Betrieben (ME12)Umwelt-/Energiemanagement und Energiecontroll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Betrieben (ME9)Energieeffizienz bei Querschnittstechnologien (ME10)Bestandsaufnahme der aktuellen Situation im BetriebAnalyse der Bestandsaufnahme (z.B. <strong>in</strong> Workshops)Erarbeiten von MaßnahmenKontrolle der Umsetzung (Nachweis über E<strong>in</strong>sparungen)Eventuell Label/Logo für teilnehmende Betriebe nach Umsetzung der Maßnahmen388


Handlungsfeld EnergieC 2ME12:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Kooperation und Netzwerke zwischen BetriebenRegelmäßiger Erfahrungsaustausch <strong>in</strong>sbesondere für kle<strong>in</strong>e und mittlere Betriebe imGewerbe-, Handel-, Dienstleitungssektor, unterstützt durch Impulsvorträge;Themen: z.B. Energiemanagement <strong>in</strong> Betrieben, Wohnungsbaugesellschaften, Wirtschaftlichkeitvon Maßnahmen.Anzahl der ErfahrungsaustauscheAnzahl der teilnehmenden BetriebeBetriebe des Gewerbe-, Handels-, DienstleistungssektorsKommune als ImpulsgeberGer<strong>in</strong>ger Aufwand zur Initiierung des NetzwerksWeitere Aufgaben (je nach Selbstverständnis des Netzwerks) können bei der Kommunebzw. bei Mitgliedern des Netzwerks liegen: Leitung und Moderation des Netzwerks,Planung von Veranstaltungen oder FortbildungenBranchenspezifische Informationskampagnen bzw. Energiee<strong>in</strong>sparkampagnen(ME11)Umwelt-/Energiemanagement und Energiecontroll<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Betrieben (ME9)Energieeffizienz bei Querschnittstechnologien (ME10)Kontaktaufnahme zwischen Kommune und AkteurenAbklären der Motivation, Interessen und OrganisationDurchführung von regelmäßigen Erfahrungsaustauschen389


C 2Handlungsfeld EnergieLiteratur- undInternettippsAGEB – Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Energiebilanzen (2009): Auswertungstabellen zur Energiebilanz für dieBundesrepublik Deutschland 1990–2007, Stand 09/2008.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2009): Energieeffizienz –die <strong>in</strong>telligente Energiequelle. Tipps für Industrie und Gewerbe, Berl<strong>in</strong>.BMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (2010): Energie <strong>in</strong> Deutschland. Trends undH<strong>in</strong>tergründe zur Energieversorgung, Berl<strong>in</strong>.Energiewirtschaftliches Institut an der Universität zu Köln und Prognos AG (2005): Die Entwicklung derEnergiemärkte bis zum Jahr 2030. Energiewirtschaftliche Referenzprognose, Köln, Basel.Fischer, Annett und Carlo Kallen (Hrsg.) (1997): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> – Leitfaden zur Erarbeitungund Umsetzung kommunaler Klimakonzepte, Berl<strong>in</strong>.Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Lehrstuhl für Energiewirtschaft und Anwendungstechnik(IfE) Technische Universität München und GfK Market<strong>in</strong>g Services GmbH & Co. KG (2009):Energieverbrauch des Sektors Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) für die Jahre 2004 bis 2006.Abschlussbericht, Karlsruhe, München, Nürnberg.Kern, Krist<strong>in</strong>e, Stefan Niederhafner, Sandra Rechl<strong>in</strong> und Jost Wagner (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Deutschland – Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven. Discussion Paper SPS IV 2005-101, Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung, Berl<strong>in</strong>.Klima-Bündnis e.V. (1995): Arbeitsbuch Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>. Handlungsstrategien für europäischeStädte und Geme<strong>in</strong>den, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.Prognos AG (2009): Energieeffizienz <strong>in</strong> der Industrie. E<strong>in</strong>e makroskopische Analyse der Effizienzentwicklungunter besonderer Berücksichtigung der Rolle des Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenbaus, Berl<strong>in</strong>.Prognos AG (2010): Rolle und Bedeutung von Energieeffizienz und Energiedienstleistungen <strong>in</strong> KMU,Berl<strong>in</strong>.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.UBA – Umweltbundesamt (2005): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland bis 2030. Endbericht zum ForschungsvorhabenPolitikszenarien III, Dessau.UBA – Umweltbundesamt (2009): Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgas<strong>in</strong>ventar1990–2007, Dessau.www.bmwi.de/Navigation/Technologie-und-Energie/Energiepolitik/energiedaten.htmlwww.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistiken/UnternehmenGewerbeInsolvenzen/KMUMittelstand/KMUMittelstand.psml390


Handlungsfeld EnergieC 24. Energieeffizientes Bauen und Sanieren,SiedlungsentwicklungEnergieeffizientes Bauen und Sanieren umfasst e<strong>in</strong>en ganzheitlichen Ansatz bei Planung,Ausführung, Betrieb oder Sanierung e<strong>in</strong>es Gebäudes. Energieeffizienz ist sowohlim Altbau als auch im Neubau zu erreichen. Allerd<strong>in</strong>gs ist der Gebäudebestand<strong>in</strong> Deutschland sehr heterogen. Aus diesem Grund lassen sich für die Sanierung vonGebäuden ke<strong>in</strong>e pauschalen Empfehlungen aussprechen. Was für das e<strong>in</strong>e Gebäudezielführend ist, hat bei dem anderen möglicherweise ke<strong>in</strong>e oder sogar gegenteiligeEffekte.Energieeffizientes Bauen ist für E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäuser sowie für Gewerbebauten,Verwaltungsgebäude und Schulen geeignet. Dafür bedarf es ke<strong>in</strong>er Hochtechnologie,und es ist <strong>in</strong> allen räumlichen Gegebenheiten zu realisieren. Mit baulichenMaßnahmen ist es heutzutage sehr gut möglich, den Energiebedarf sowie die CO 2 -Emissionen maßgeblich zu verr<strong>in</strong>gern ( Kap. A2 3).In Deutschland wird rund e<strong>in</strong> Drittel der Endenergie für Heizwärme (Raumwärmeund Warmwasserbereitung) verbraucht. Dabei wird der überwiegende Teil von privatenHaushalten (d.h. <strong>in</strong> Wohngebäuden) verwendet. Wesentliche Faktoren, dieden Raumwärmebedarf der Haushalte bee<strong>in</strong>flussen, s<strong>in</strong>d die Zunahme der Wohnflächedurch Neubaumaßnahmen und die Zunahme der E<strong>in</strong>-Personen-Haushalte.Der Anteil des Gebäudebestands <strong>in</strong> Deutschland ist im Vergleich zum Neubaubereicherheblich größer, und der Gebäudebestand verfügt über e<strong>in</strong> deutlich schlechteresenergetisches Niveau. Dadurch besteht dort e<strong>in</strong> erheblicher Handlungsbedarf(Altbausanierung). Zusätzlich begrenzt energiesparende Bauweise im Neubau denZuwachs an Energieverbrauch.Bei Energiesparmaßnahmen im Gebäudebestand gilt grundsätzlich: Bedarfssenkunghat Vorrang vor versorgungs- bzw. anlagentechnischen Investitionen. EnergiesparendeInvestitionen s<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvoll und <strong>in</strong> der Regel dann wirtschaftlich, wenn sie mitohneh<strong>in</strong> erforderlichen Renovierungen verknüpft werden. Über die Durchführungvon nachträglichen wärmetechnischen Sanierungen im Bereich der privaten Haushalteentscheidet meist deren Wirtschaftlichkeit. Maßnahmen können zusätzlichdurch Beratung und f<strong>in</strong>anzielle Anreize <strong>in</strong> Form von Zuschüssen und Darlehen <strong>in</strong>itiiertwerden. Dies gilt für den Neubau ebenso wie für Sanierungsmaßnahmen an bestehendenHäusern.Energiesparmaßnahmen an bestehenden Gebäuden dienen zudem der Werterhaltungund der Steigerung des Wohnkomforts. E<strong>in</strong>e gute Wärmedämmung verh<strong>in</strong>dert BauundFeuchteschäden. Sie verbessert die thermische Behaglichkeit von Wohn- und Arbeitsräumenund ist darüber h<strong>in</strong>aus Vorraussetzung für e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>satz energiesparenderHeizsysteme. Erfahrungen zeigen jedoch, dass im Gebäudebestand oftnur e<strong>in</strong>e Heizungssanierung durchgeführt wird. Bei Verzicht auf gleichzeitige Wärmedämmungwerden Heizanlagen dann <strong>in</strong> der Regel überdimensioniert. Geldmangeloder die so genannte Investor-Nutzer-Problematik bei Miethäusern verh<strong>in</strong>dern immerwieder die s<strong>in</strong>nvolle Komb<strong>in</strong>ation dieser Maßnahmen ( Kap. A2 3.2.2). NachträglicheWärmedämmung kann jedoch <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit ohneh<strong>in</strong> erforderlichen SanierungsundRenovierungsarbeiten an Fassaden durchaus wirtschaftlich se<strong>in</strong>, da so z.B. günstigereHeizanlagen möglich werden, die die Energiekosten reduzieren. Es ist jedoch notwendig,durch Änderungen der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen Möglichkeiten dafür zu schaffen,dass die e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten auch den Investoren zugute kommen.HeterogenerGebäudebestandErheblicherHandlungsbedarf imGebäudebestandVorrang vonBedarfssenkung vorInvestitionen391


C 2Handlungsfeld EnergieGrößtes Reduktionspotenzialbei AltbausanierungEffizienz imNeubaubereichEnergiesparende Bauweise im Neubau begrenzt den Zuwachs an Energieverbrauch.Der Gebäudebestand nimmt <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland jedoch jährlich nurum etwa e<strong>in</strong> Prozent zu, so dass der Handlungsspielraum e<strong>in</strong>geengt ist. Währendsich viele <strong>Kommunen</strong> auf die Gestaltungsmöglichkeiten im Neubaubereich konzentrieren,besteht erheblicher Handlungsbedarf im Gebäudebestand. Somit liegt dasgrößte Potenzial der Energieverbrauchsreduzierung im Bereich der Altbausanierung.Die Effizienz von energiebewussten Maßnahmen ist im Neubaubereich besondersgroß, da im Vergleich zur Altbausanierung Maßnahmen umfassender, unproblematischerund kostengünstiger durchgeführt werden können. Durch e<strong>in</strong>en relativ ger<strong>in</strong>genMehraufwand an planerischen und technischen Leistungen lässt sich e<strong>in</strong> sehrniedriger Energiehausstandard erreichen. Zudem werden im Neubaubereich Akzentefür Jahrzehnte gesetzt, die nur schwer und mit hohem Aufwand nachträglichwieder korrigierbar s<strong>in</strong>d.Praxis-BeispielMünster: Niedrigenergiehausstandard im NeubauUm das im Neubaubereich liegende CO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenzial auszuschöpfen, hat der Rat der Stadt Münstererstmals 1996 beschlossen, städtische Baugrundstücke nur noch mit der Auflage zu verkaufen, dass dieauf ihnen errichteten Gebäude als Niedrigenergiehäuser mit erhöhtem Wärmedämmstandard zu errichtens<strong>in</strong>d. Die städtische Festsetzung gilt nicht nur für private Wohngebäude, sondern auch für Büro- undDienstleistungsgebäude und wird <strong>in</strong> den städtebaulichen Verträgen ebenfalls umgesetzt. Auf Grund derhohen Kont<strong>in</strong>uität konnte somit der Niedrigenergiehausstandard <strong>in</strong> Münster dauerhaft e<strong>in</strong>geführt werden.Er wurde auch nach E<strong>in</strong>führung der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung (EnEV) mit der Fortsetzung der Festschreibunge<strong>in</strong>es erhöhten kommunalen baulichen Standards für Münster fortgeschrieben und soll <strong>in</strong> den kommendenJahren schrittweise an den Passivhausstandard herangeführt werden.Bauleitplanung undBeratungAlle am Bau Beteiligten (Bauherren, Architekten, Handwerker usw.) müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>enKommunikationsprozess e<strong>in</strong>bezogen werden. Die Kontrolle der fachgerechten Ausführungenergiesparender Maßnahmen ist für die <strong>Kommunen</strong> schwierig. Deshalb istes s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Bauherren bereits vor dem Baubeg<strong>in</strong>n bzw. baubegleitend e<strong>in</strong>eauf das Thema ausgerichtete Beratung erhalten können. Für die Sanierung von Gebäudenist es wichtig, die relevanten Handwerks<strong>in</strong>nungen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und derenKompetenz als Fachberater gegenüber privaten Bauherren gegebenenfalls durchSchulungen zu stärken.Praxis-BeispielÖkologische Standards <strong>in</strong> der Bauleitplanung der Stadt OsnabrückVor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt und den natürlichen Lebensgrundlagenhat der Rat der Stadt Osnabrück im Juli 2008 e<strong>in</strong>stimmig Grundsätze zur Berücksichtigungökologischer Belange <strong>in</strong> der Bauleitplanung beschlossen. Hierzu wurden Standards zu den BereichenEnergie/<strong>Klimaschutz</strong>, Luftre<strong>in</strong>haltung/Stadtklima und Boden/Wasser def<strong>in</strong>iert und erläutert, die bei derAufstellung und Änderung von Bebauungsplänen berücksichtigt werden müssen (z.B. Erstellung von Energiekonzepten,solarenergetische Prüfungen, Festsetzungen zur Dachbegrünung bzw. ersatzweise solarenergetischenNutzungen etc.). Darüber h<strong>in</strong>aus sollen, <strong>in</strong> Anlehnung an die Förderstufen der Kreditanstaltfür Wiederaufbau (KfW), <strong>in</strong> städtebaulichen Verträgen Vorgaben zum Energiestandard von Neubautengemacht werden.Zielgruppe privateHausbesitzerIm Bereich der Neubauplanung kann die Stadt zwar durch Nutzung ihrer Planungs<strong>in</strong>strumenteden Zuwachs an Energieverbrauch begrenzen, um jedoch e<strong>in</strong>e tatsächlicheCO 2 -M<strong>in</strong>derung im Gebäudebereich zu erzielen, ist es notwendig, <strong>in</strong>sbesondereprivate Hausbesitzer zu energiesparenden Maßnahmen an bestehenden Gebäudenzu motivieren.392


Handlungsfeld EnergieC 2Neumarkt i. d. OPf.: Städtisches Förderprogramm „Faktor 10“Im November 2009 hat der Stadtrat Neumarkt das „Faktor-10“-Sanierungsprogramm zur energetischenGebäudesanierung beschlossen. Ziel ist es, durch Sanierungsmaßnahmen, die von den Bürger<strong>in</strong>nenund Bürgern Neumarkts an ihren Häusern vorgenommen werden, e<strong>in</strong>e Reduktion des Primärenergieverbrauchsvon durchschnittlich 85 Prozent zu erreichen. Pro Jahr stellt die Stadt Neumarkt zwei bisdrei Mio. Euro zur Verfügung.Praxis-BeispielDie Umsetzung energiesparender Maßnahmen wird <strong>in</strong>sbesondere im Altbau durche<strong>in</strong>e Reihe von Hemmnissen beh<strong>in</strong>dert. Zunächst besteht e<strong>in</strong> großes Informationsdefizitüber s<strong>in</strong>nvolle Möglichkeiten der Gebäudesanierung und deren Wirtschaftlichkeit.H<strong>in</strong>zu kommt e<strong>in</strong>e Unsicherheit über künftige Preisentwicklungen, so dassInvestoren zu e<strong>in</strong>er sehr vorsichtigen Kalkulation neigen.Hemmnisse bei derUmsetzungDie Aufgabe der Kommune ist es, durch Information und Beratung darauf h<strong>in</strong>zuwirken,dass Energiesparmaßnahmen im Gebäudebestand zusammen mit ohneh<strong>in</strong> fälligenInstandhaltungsmaßnahmen durchgeführt werden, da sie meist nur dannwirtschaftlich umzusetzen s<strong>in</strong>d. Anderenfalls wird bei e<strong>in</strong>em 15 bis 50 Jahre dauerndenRenovierungszyklus für größere Instandhaltungen bei Häusern zu viel Zeit „verschenkt“.Auch der Eigentümer läuft bei e<strong>in</strong>er „verschenkten“ Möglichkeit Gefahr,später zw<strong>in</strong>gend notwendige Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparung nicht mehr mitwirtschaftlich vertretbarem Aufwand realisieren zu können.Rhe<strong>in</strong>berg: Dr. HausDie Stadt Rhe<strong>in</strong>berg bietet im Zeitraum November 2009 bis November 2012 e<strong>in</strong> kostenloses, neutralesSanierungsberatungsangebot durch Haus-zu-Haus-Beratungen für private Wohngebäudeeigentümer<strong>in</strong> homogenen Wohnsiedlungen an – mit e<strong>in</strong>em Umfang von 3.600 anzusprechenden Hausbesitzern(von 8.000 <strong>in</strong> ganz Rhe<strong>in</strong>berg).Die Beratungen zielen auf Werte deutlich unter EnEV 2009 ab und beziehen e<strong>in</strong>e Beratung zur Nutzungerneuerbarer Energien e<strong>in</strong>. Handwerker-Sensibilisierung und Qualifizierung für entsprechende fachlicheUmsetzung gehören ebenso zu den Schwerpunkten. „Philosophie“ des Angebotes ist es, nicht dieNachfrage von Hausbesitzern abzuwarten, sondern e<strong>in</strong>e Initial-Beratung direkt vor Ort <strong>in</strong> den Gebäudenaktiv anzubieten und auch nachbarschaftliche Strukturen zur Motivation zu nutzen.Praxis-BeispielEigentümer (Investor für Energiesparmaßnahmen) und Nutzer (Nutznießer der Energiesparmaßnahmen)s<strong>in</strong>d im Bereich des vermieteten Wohnungsbestandes nichtidentisch („Investor-Nutzer-Dilemma“). Dies wirkt besonders hemmend auf die Umsetzungvon Energiesparmaßnahmen für Wohnungsgrößen und -typen, für die aufdem Wohnungsmarkt e<strong>in</strong>e starke Nachfrage besteht.Als wichtiges Vorbild dienen Demonstrationsprojekte <strong>in</strong> energiesparender Bauweise,die von <strong>Kommunen</strong> oder kommunalen Versorgungsunternehmen durchgeführt werdenkönnen.MaßnahmenKassel: Kasseler SolararchitekturpreisStadt und Landkreis Kassel verleihen seit 2005 den Kasseler Solararchitekturpreis. Der Preis berücksichtigtzu gleichen Teilen architektonisch-gestalterische, technische sowie Energieeffizienz-Kriterien,ist mit 5.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre vergeben. Prämiert werden geeignete fertiggestellteObjekte <strong>in</strong> Stadt und Landkreis Kassel.Praxis-Beispiel393


C 2Handlungsfeld EnergieMit der Festsetzung energetischer Standards und e<strong>in</strong>er energiebewussten Stadt- undBebauungsplanung stehen der Kommune wichtige Handlungsoptionen zur Verfügung( Kap. A2 2 und A2 3).Praxis-BeispielDetmold: Energiesparauflagen bei Grundstücksverkäufen und Passivhausstandardfür städtische GebäudeDurch Ratsbeschluss hat die Stadt Detmold festgelegt, dass sich beim Verkauf von Baugrundstücken anPrivate die Käufer verpflichten müssen, bei der Bebauung bestimmte <strong>Klimaschutz</strong>auflagen zu erfüllen,<strong>in</strong>sbesondere die E<strong>in</strong>haltung von Passivhausstandard. Ebenso sollen alle Baumaßnahmen (Neu- undUmbau) als Passivhaus mit e<strong>in</strong>em Wärmebedarf von rund 15 kWh/m² geplant werden, soweit die technischenVoraussetzungen gegeben s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e solche Planung als wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll anzusehen ist.Weiterh<strong>in</strong> sollte die Zusammenarbeit mit Fachkräften gesucht werden, um z.B. Netzwerkezu bilden oder e<strong>in</strong>e regelmäßige Qualifizierung der Fachkräfte zu gewährleisten.F<strong>in</strong>anzielle Anreize und Förderprogramme können sowohl im Neubaubereichals auch <strong>in</strong> der Altbausanierung Impulse geben.Praxis-BeispieleRemscheid: „AltbauNEU im Dialog“ – Interdiszipl<strong>in</strong>äres Netzwerk mit Energieberatern,Handwerkern, ArchitektenIn Remscheid hat sich Ende 2007 e<strong>in</strong> Netzwerk rund um die energetische Altbausanierung gebildet. Beteiligts<strong>in</strong>d Energieberater, Handwerker, Architekten, die jeweils den Markt der Gebäudesanierung alswichtig erachten und die diesen Markt weiter erschließen möchten. E<strong>in</strong> weiteres Ziel neben dem Erfahrungsaustauschist die Fortbildung der Beteiligten, um die Qualität von Kundenberatungsgesprächen zuverbessern. Mit der Internetplattform werden Hauseigentümer unterstützt, Maßnahmen zur energetischenModernisierung von Gebäuden umzusetzen. Dabei sollen Hausbesitzer und Sanierungsfachleute zusammengebrachtwerden.Münster: Netzwerk „AltbauPartner Handwerk Münster“Mit Unterstützung der Stadt Münster und der Kreishandwerkerschaft Münster haben sich 15 Handwerksbetriebe<strong>in</strong> Münster zu e<strong>in</strong>em Kompetenz-Netzwerk zusammengeschlossen. Alle Betriebe erfüllen e<strong>in</strong>eReihe von Qualitätsmerkmalen: In der Regel handelt es sich um Meisterbetriebe, die <strong>in</strong> den letzten Jahrenm<strong>in</strong>destens zwei Referenzobjekte <strong>in</strong> punkto energieeffiziente Sanierung umgesetzt haben, also Erfahrungnachweisen können und kont<strong>in</strong>uierlich im Netzwerk mitarbeiten sowie an Weiterbildungen teilnehmen.Die Betriebe verpflichten sich aber auch, möglichst die festgesetzten höheren energetischen Standardsbei der Ausführung ihrer Aufträge umzusetzen. Sie haben zudem e<strong>in</strong>en Ehrenkodex verabschiedet, dersie zur energetisch optimierten Sanierung unter E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien verpflichtet und e<strong>in</strong>e ganzheitlicheSanierung <strong>in</strong> den Vordergrund stellt.394


Handlungsfeld EnergieC 2ME13:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Festsetzung energetischer StandardsGebäude weisen e<strong>in</strong> sehr großes CO 2 -E<strong>in</strong>sparpotenzial auf. Ziel ist das Ausschöpfendieses Potenzials. Technische Weiterentwicklung und neue gesetzliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenmachen die Festlegung energetischer Standards im Gebäudebereich beim Verkaufkommunalen Baulandes möglich bzw. notwendig.Durch Beschluss im Kommunalparlament werden <strong>in</strong> allen Kaufverträgen beim Erwerbvon kommunalen Grundstücken energiespezifische Anforderungen (z.B. Passivhausstandard)verb<strong>in</strong>dlich festgeschrieben.Rechtliche Festsetzung energetischer StandardsEvaluation und QualitätssicherungVerwaltungHauseigentümerWohnungsbaugesellschaftenGer<strong>in</strong>ger Aufwand zur Festlegung der Standards; davor sollte Beratung <strong>in</strong> Anspruchgenommen und Rücksprache mit lokalen Behörden und dem Handwerk gehaltenwerdenMögliche f<strong>in</strong>anzielle Vergünstigungen (z.B. Rabatte, z<strong>in</strong>slose Kredite usw.) für Grundstückskäuferbei E<strong>in</strong>haltung e<strong>in</strong>es höherwertigen energetischen BaustandardsEnergiebewusste Stadt-/Bebauungsplanung (ME14)Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte (ME17)Förderprogramme/F<strong>in</strong>anzierung für Sanierung und Innovation im GebäudebestandNeubauten und Objektversorgung (ME15)Def<strong>in</strong>ition des technischen und energetischen Standards für KommunalbeschlussBeschluss im Kommunalparlament zur Festsetzung der Energiestandards <strong>in</strong> Verträgenbeim Verkauf von kommunalem BaulandSchaffung von Anreizen für die E<strong>in</strong>haltung des vorgegebenen Standards bzw. beiÜbertreffen des vorgegebenen StandardsPrüfung der E<strong>in</strong>haltung der Energiestandards (z.B. durch e<strong>in</strong> Ingenieurbüro)Aktualisierung und Fortschreibung der Standards395


C 2Handlungsfeld EnergieME14:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)HemmnisseVerknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Energiebewusste Stadt-/BebauungsplanungVerankerung energiesparender Komponenten im Rahmen der BauleitplanungIm Rahmen der Ausweisung von Neubaugebieten sollte die Kommune darauf e<strong>in</strong>wirken,dass die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> zukünftigen Bebauungs-, Vorhabens- und Erschließungsplänene<strong>in</strong>en nachhaltigen <strong>Klimaschutz</strong> fördern (dies bedeutet ke<strong>in</strong>e ausschließliche Orientierungauf erneuerbare Energien <strong>in</strong> der Bauleitplanung).Berücksichtigung wesentlicher, energierelevanter Faktoren im Bebauungsplan (z.B.hohe Kompaktheit, passive und aktive Solaroptimierung bzw. Südausrichtung derBaukörper)Gute Erschließbarkeit für NahwärmeNiedrigenergiehausstandard und Ausweisung geeigneter Teilflächen für PassivhäuserWesentliche Punkte für die Umsetzung der Ziele s<strong>in</strong>d:Konsens <strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung und zwischen Verwaltung und KommunalpolitikQualitätssicherung (sachkundige Begleitung des Vorhabens)Information und Beratung: frühzeitige Information und Beratung von Investoren, Planernund BauherrenAnzahl der BeratungenAnzahl der Objekte, die die Vorgaben umgesetzt habenStadtentwicklungsamtHochbau- und LiegenschaftsamtErhöhter Aufwand <strong>in</strong> der Stadtverwaltung (z.B. Stadtentwicklungsamt)Personal- und F<strong>in</strong>anzbedarf bei der Qualitätssicherung und InformationKoord<strong>in</strong>ations- und Überzeugungsaufwand <strong>in</strong> der VerwaltungUnterschiedliche Interessen verschiedener AkteurePersonalaufwand bei Information und QualitätssicherungFestlegung energetischer Standards (ME13)Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte (ME17)Ausarbeitung und Verabschiedung e<strong>in</strong>es Rahmenkataloges für energetische M<strong>in</strong>deststandards<strong>in</strong> der kommunalen Bauleitplanung (<strong>in</strong> Anlehnung an die Selbstverpflichtungvon M<strong>in</strong>deststandards)Vorhabenbezogener Abgleich und Abstimmung mit dem zukünftigen InvestorUnterzeichnung privatwirtschaftlicher VerträgeUmsetzung der Qualitätssicherung396


Handlungsfeld EnergieC 2ME15:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Förderprogramme für und F<strong>in</strong>anzierung von Sanierung und Innovation<strong>in</strong> Gebäudebestand, Neubauten und ObjektversorgungDie Förderprogramme sollen den Zielgruppen helfen, e<strong>in</strong>e eventuelle F<strong>in</strong>anzierungslückeauszufüllen, und attraktive Impulse geben. Man muss zwischen Förderung für Neubau,Gebäudebestand und Objektversorgung unterscheiden.Mögliche Ziele:Überschreiten gesetzlicher M<strong>in</strong>destanforderungen oder üblicher PraxisRealisierung von qualitativ hochwertigen Sanierungen/BauenVerkürzung des Sanierungszyklus <strong>in</strong> Gebäudebestand und ObjektversorgungBeschäftigungssicherung im BaubereichSicherung nachhaltiger E<strong>in</strong>sparung von HeizenergieZusätzliche AnreizmethodeUnterschied der Förderhöhe je nach Erreichbarkeit der CO 2 -ReduktionZusatzbonus für <strong>in</strong>novative Maßnahmen wie Passivhaus, Biomassekessel usw.Thermografische Aufnahme des Gebäudebestandes, um Schwachstellen des Hauseszu erkennen, „Krisengefühl“ zu wecken und danach gezielt zu sanierenAuszeichnung guter Projekte je nach Baujahr im GebäudebestandAnzahl der f<strong>in</strong>anzierten ProjekteHöhe der F<strong>in</strong>anzierungKommuneEigentümerHandwerkskammerBereitstellung von FördermittelnFestlegung energetischer Standards (ME13)Qualifizierungsmaßnahmen für Fachkräfte (ME17)Netzwerkbildung für Fachkräfte (ME16)Gründung e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe (<strong>in</strong>nerhalb der Verwaltung, Zusammenarbeit mit Interessiertenwie Handwerkern)Potenzialanalyse <strong>in</strong> der Kommune, Anteil von Altbau, jährlicher Neubau, GebäudetypologieFestlegung von Voraussetzungen und Höhe der Förderung für die Genehmigungenwie M<strong>in</strong>desterreichen der Reduktion, StandardQualifikationssicherungÖffentlichkeitsarbeit zur Promotion (Investoren/Besitzer)Evaluation des Förderprogramms nach Kriterien wie ökologische und ökonomischeWirkung sowie Projektkosten397


C 2Handlungsfeld EnergieME16:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Netzwerkbildung für FachkräfteDie Kommune übernimmt als Motor die Bildung e<strong>in</strong>es Netzwerks für Fachkräfte energieeffizientenBauens und Sanierens. Die Fachkräfte verpflichten sich, e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samenKodex zu folgen. Die Mitglieder des Netzwerks s<strong>in</strong>d über e<strong>in</strong>e Internetseiteerreichbar.Ziele des Netzwerks:Informations- und Erfahrungsaustausch mit anderen UnternehmenBündelung von Aktivitäten, Angeboten, KompetenzenAusschöpfen der EnergiesparpotenzialeBedarf an energieeffizientem Bauen und Sanieren erkennen, fördern und bedienenBelebung des regionalen ArbeitsmarktesFortbildung der Mitglieder des NetzwerksUnterstützung der Kooperation von Unternehmen und Forschungse<strong>in</strong>richtungenEtablierung der Region als Standort für energetisches Bauen und SanierenPräsentationsmöglichkeit für <strong>in</strong>novative BauobjekteAnzahl der AustauschtreffenAnzahl der Mitglieder (Größe des Netzwerks)Kommune: Initiierung des Netzwerks, eventuell Bereitstellung der InternetplattformMitglieder des Netzwerkes: z.B. Stadt, Stadtwerke, Architekten, Ingenieure, Handwerker,Baustoffhandel, Energieberater, Gebäudediagnostiker, Kredit<strong>in</strong>stituteGer<strong>in</strong>ger Aufwand zur Initiierung des Netzwerks und zur Betreuung der InternetseiteWeitere Aufgaben (je nach Selbstverständnis des Netzwerks) können bei der Kommunebzw. bei Mitgliedern des Netzwerks liegen: Leitung und Moderation des Netzwerks,Planung von Veranstaltungen oder FortbildungenFörderprogramme für/F<strong>in</strong>anzierung von Sanierung und Innovation im Gebäudebestand,<strong>in</strong> Neubauten und Objektversorgung (ME15)Festlegung energetischer Standards (ME13)Qualifizierungsmaßnahmen für das Handwerk (ME17)Stadt regt durch Kontakt mit lokalen Akteuren die Gründung e<strong>in</strong>es Netzwerks anVerabschieden e<strong>in</strong>er Erklärung, <strong>in</strong> der sich die Mitglieder zur E<strong>in</strong>haltung von Beratungs-und Gütestandards bei Bau und Sanierung verpflichtenMitglieder und Kommune entwickeln e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Plattform (z.B. Internetseitemit e<strong>in</strong>er Beschreibung des Netzwerks und e<strong>in</strong>er Liste der Mitglieder)Weitere Möglichkeiten:Auftaktveranstaltung unter Beteiligung von Lokal-/RegionalpolitikernDurchführen e<strong>in</strong>er Anzahl kostenloser Gebäudegutachten mit dem Ziel, umfangreicheSanierungen anzustoßenVersenden von Fragebögen an Gebäudeeigentümer zur Ermittlung des SanierungspotenzialsErstellen e<strong>in</strong>er Motivationsbroschüre bzw. Market<strong>in</strong>g-Maßnahmen (Faltblätter, Presseartikel,Internet, Umweltkalender usw.)Gründung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s398


Handlungsfeld EnergieC 2ME17:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)HemmnisseVerknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Qualifizierungsmaßnahmen für FachkräfteDurch Information und Qualifizierung werden Grundlagen für die Umsetzung wirtschaftlicher<strong>Klimaschutz</strong>maßnahmen geschaffen. Auch durch die E<strong>in</strong>führung der Energiee<strong>in</strong>sparverordnung,die e<strong>in</strong>e nachweisliche Abstimmung zwischen den Gewerkenfordert, besteht aktuell e<strong>in</strong> hoher Bedarf an zusätzlicher Qualifikation im Bausektor. Umeffiziente und nachhaltige Technologien branchenübergreifend und im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegriertenPlanungs- und Bauprozesses umzusetzen, ist e<strong>in</strong>e regelmäßige Qualifizierungder beteiligten Personen notwendig.Durch die Qualifikation werden Grundlagen für e<strong>in</strong>e Ausschöpfung der Energiee<strong>in</strong>sparpotenzialegelegt.Des Weiteren haben zukunftsfähige Technologien die Chance e<strong>in</strong>er früheren E<strong>in</strong>führung(Best-Practice-Beispiele).Kommune als Koord<strong>in</strong>atorEnergieberatungsstellen, Hochschulen, Innungen, Architektenkammer für die Organisationund UmsetzungPersoneller und f<strong>in</strong>anzieller Aufwand <strong>in</strong> der Vorbereitung der KurseInformationsstandard wird <strong>in</strong>tern oft überschätztVerschiedene Ansprechpartner für unterschiedliche KurseKapazität der EnergieberatungsstellenNetzwerkbildung für Fachkräfte (ME16)Agentur zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK6)Festlegung energetischer Standards (ME13)Initiierung der Qualifizierungs<strong>in</strong>itiativeInhaltliche Vorbereitung und Erarbeitung des QualifizierungsangebotesDurchführung der QualifizierungsmaßnahmeEvaluation und Reflexion der Qualifizierung399


C 2Handlungsfeld EnergieLiteratur- undInternettippsAGEB – Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Energiebilanzen AGEB (2008): Auswertungstabellen zur Energiebilanz fürdie Bundesrepublik Deutschland 1990–2007, Stand 09/2008.BBR – Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2001): Leitfaden Nachhaltiges Bauen, Bonn.BMVBS – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2010): Wohnen und Bauen <strong>in</strong> Zahlen2009/2010, Berl<strong>in</strong>.BMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (2010): Energie <strong>in</strong> Deutschland. Trends undH<strong>in</strong>tergründe zur Energieversorgung, Berl<strong>in</strong>.co2onl<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>nützige GmbH und Fraunhofer-Institut für Bauphysik (2007): CO 2 -Gebäudereport2007, Kurzfassung.Ecofys GmbH (2006): Energieeffizienz und Solarenergienutzung <strong>in</strong> der Bauleitplanung. Rechts- undFachgutachten unter besonderer Berücksichtigung der Baugesetzbuch-Novelle 2004, Nürnberg.Fischer, Annett, und Carlo Kallen (Hrsg.) (1997): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong> – Leitfaden zur Erarbeitungund Umsetzung kommunaler Klimakonzepte, Berl<strong>in</strong>.Kern, Krist<strong>in</strong>e, Stefan Niederhafner, Sandra Rechl<strong>in</strong> und Jost Wagner (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong><strong>in</strong> Deutschland – Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven. Discussion Paper SPS IV 2005-101, Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung, Berl<strong>in</strong>.Stadt Augsburg (2007): <strong>Klimaschutz</strong> und Stadtplanung Augsburg. Leitfaden zur Berücksichtigung von<strong>Klimaschutz</strong>belangen <strong>in</strong> der städtebaulichen Planung und deren Umsetzung, Augsburg.Statistisches Bundesamt (2008): Energieverbrauch der privaten Haushalte. Wohnen, Mobilität, Konsumund Umwelt, Wiesbaden.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.UBA – Umweltbundesamt (2006): Wie private Haushalte die Umwelt nutzen – Höherer Energieverbrauchtrotz Effizienzsteigerungen. H<strong>in</strong>tergrundpapier, Dessau.www.bmu.de/energieeffizienz/gebaeude/doc/37946.phpwww.<strong>in</strong>itiative-energieeffizienz.de/www.keds-onl<strong>in</strong>e.de/keds-Themen/Energieeffiziente-Kommune/Energiemanagement/Massnahmen/Bauleitplanung.htmlwww.klima-sucht-schutz.de/www.umweltbundesamt-daten-zur-umwelt.de400


Handlungsfeld EnergieC 25. Energieversorgung <strong>in</strong> kommunalerVerantwortungDie kommunale Energiewirtschaft/-versorgung umspannt die Handlungsfelder Energieerzeugung,Energiespeicherung, Energiebeschaffung und Energielieferung. WelcheHandlungsfelder von den <strong>Kommunen</strong> dom<strong>in</strong>iert werden, hängt von derOrganisation der kommunalen Energiewirtschaft ab. In Deutschland gibt es rund900 kommunale Energieversorgungsunternehmen, e<strong>in</strong> Teil von ihnen besitzt rundacht Prozent der <strong>in</strong>stallierten Kraftwerksleistung, der andere Teil s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong>e Verteilunternehmen.E<strong>in</strong>e nachhaltige Energiewirtschaft gewährleistet Energieversorgungssicherheit beigleichzeitiger Wirtschaftlichkeit, Erschw<strong>in</strong>glichkeit der Leistungen für breite Bevölkerungsschichten,Kostenentlastung aller Verbrauchergruppen sowie Umwelt- undKlimaverträglichkeit. Die Maximierung der Energieeffizienz (<strong>in</strong> der Energiebereitstellung)ist hierfür – abgesehen von der Energieproduktion aus regenerativen Quellen– das wichtigste Mittel, das der Energiewirtschaft zur Verfügung steht. Die Ziele könnenlangfristig nur erreicht werden, wenn die <strong>Kommunen</strong> erstens die Kontrolle überdie gesamte Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft weitestgehend <strong>in</strong>nehabenbzw. zurückgew<strong>in</strong>nen und wenn sie zweitens zusätzlich die effiziente Nutzung derEnergie rigoros <strong>in</strong> Angriff nehmen.Szenarien sehen <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> der nahen Zukunft nur noch e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>g steigendenStromverbrauch voraus. Danach wird der Stromverbrauch mit abnehmenderBevölkerung und steigender Nutzungseffizienz langsam zurückzugehen.Von 1990 bis 2007/08 wurde e<strong>in</strong>e 29-prozentige Steigerung der Energieproduktivitäterzielt. Um ehrgeizige Ziele im <strong>Klimaschutz</strong> zu erreichen, muss sich vor allem dieEnergieeffizienz verbessern. Hierfür s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e deutlich stärkere Nutzungder Kraft-Wärme-Kopplung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Ausbau von Nahwärmenetzen,e<strong>in</strong>e beschleunigte energetische Modernisierung des Gebäudebestandesund die Ausschöpfung der Effizienzpotenziale <strong>in</strong> der Stromnutzung und der Prozesswärmebereitstellungerforderlich. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die wichtigsteEffizienztechnologie, wenn es um die Erzeugung von Strom und Wärme geht. Essteckt noch e<strong>in</strong> sehr großes Potenzial <strong>in</strong> der Wärmemenge, die <strong>in</strong> Stromkraftwerkenals Abfallprodukt anfällt.KWK-Strom hat <strong>in</strong> Deutschland derzeit e<strong>in</strong>en Anteil von ca. zwölf Prozent an der gesamtenStromerzeugung. E<strong>in</strong>ige Städte weisen bereits heute Anteile von über 50 Prozentauf und demonstrieren die Machbarkeit e<strong>in</strong>er starken Anteilserhöhung dieserTechnologie ( Kap. A2 2.5).Verantwortlich für die E<strong>in</strong>stellung der erforderlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Maximierungder Energieeffizienz s<strong>in</strong>d die Bundesregierung und die Länderregierungen,die Ausführung liegt bei Energieversorgern, Industrie und Gewerbe, der Baubrancheund den Privathaushalten. Die <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d das B<strong>in</strong>deglied, das an der strategischwichtigsten Position sitzt, um den Prozess <strong>in</strong> den Städten <strong>in</strong> Gang zu setzen und zubeschleunigen. Es liegt im E<strong>in</strong>flussbereich der <strong>Kommunen</strong>, die Vorgaben der Regierungzu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Energiewirtschaft/-versorgung nicht nur zu erfüllen, sondernzu übertreffen.Die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten der Kommune s<strong>in</strong>d unterschiedlich. <strong>Kommunen</strong> ohne eigeneStadtwerke (B-<strong>Kommunen</strong>) haben nur ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf die Versorgungsstruktur,z.B. über die Gestaltung des Konzessionsvertrags oder über die Wahl derKommunaleEnergiewirtschaftNutzung der Kraft-Wärme-Kopplung<strong>Kommunen</strong> als B<strong>in</strong>degliedE<strong>in</strong>flussmöglichkeiten derKommune401


C 2Handlungsfeld EnergieEnergieträger <strong>in</strong> den eigenen Gebäuden. <strong>Kommunen</strong> mit eigenen Stadtwerken (A-<strong>Kommunen</strong>) können dagegen sehr viel mehr bewirken. In beiden Fällen spielen dieEnergieversorger <strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. Die Kommune mussdaher e<strong>in</strong>en engen Kontakt mit ihnen halten und e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Erfahrungsaustauschpflegen.Stadtwerke als AkteureHandlungsmöglichkeitenStadtwerke s<strong>in</strong>d wichtige Impulsgeber und Know-how-Träger <strong>in</strong> Energiefragen. Sieverfügen über die erforderliche Kompetenz, den Ausbau der erneuerbaren Energiensowie die Entwicklung der Energieeffizienzmärkte und <strong>in</strong>novativer Energiedienstleistungenvoranzutreiben. So können sie e<strong>in</strong>en erheblichen Beitrag zu e<strong>in</strong>er nachhaltigenEnergieversorgung und zum Erreichen der nationalen <strong>Klimaschutz</strong>ziele leisten.Die E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong>dustrieller und gewerblicher Akteure und die Schaffung vonMöglichkeiten zur aktiven Bürgerbeteiligung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Säule der kommunalen Versorgungsunternehmen.Die Gesamtheit der Stärken kommunaler Stadtwerke bed<strong>in</strong>gtihre hohe Akzeptanz und Legitimität.E<strong>in</strong> vielfältiges und auf die Verbrauchergruppen zugeschnittenes Energiedienstleistungsangebot,das ständig weiterentwickelt wird, ist das vielleicht wirkungsvollste Instrumentder kommunalen Energieversorgungsunternehmen, um die Endverbraucheran sich zu b<strong>in</strong>den und damit direkt deren Energienutzungsverhalten zu bee<strong>in</strong>flussen.Der Verwirklichung sollte von den <strong>Kommunen</strong> hohe Priorität e<strong>in</strong>geräumt werden.Praxis-BeispielBeratungsprojekt SUN-AREA/SUN-POWER zur Nutzung desvorhandenen Dachflächenpotenzials für Solarenergie <strong>in</strong> der Stadt OsnabrückDie Stadt Osnabrück führte mit Unterstützung von Sponsoren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Testgebiet das PilotprojektSUN-POWER zur Aktivierung des – im Rahmen des Forschungsprojekts SUN-AREA der FachhochschuleOsnabrück ermittelten – solaren Dachpotenzials durch. Aufbauend auf den Ergebnissen des ForschungsprojektsSUN-AREA, wurden im April 2008 rund 200 Besitzer von gut oder sehr gut geeignetenDachflächen schriftlich über das Solarpotenzial ihres Daches und die Ertragsaussichten für die Investition<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Photovoltaik-Anlage <strong>in</strong>formiert. Verbunden wurde diese Information mit dem Angebot e<strong>in</strong>eskostenlosen, umfassenden und qualifizierten Beratungsgespräches durch e<strong>in</strong> Fachbüro. In e<strong>in</strong>em Abschlussberichtwurden Daten zu Beratungs<strong>in</strong>halten, Realisierungshemmnissen und tatsächlicher Realisierungsquotefestgehalten.Die Forcierung der Kraft-Wärme-Kopplung, die Erhöhung des Anteils von Fernwärme,der Aufbau von Nahwärme<strong>in</strong>seln und die Abwärmenutzung aus Industrie und Gewerbeergeben <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong> hocheffizientes Maßnahmenpaket für e<strong>in</strong>e nachhaltigeWärmeversorgung, das von den <strong>Kommunen</strong> stark gefördert werden soll unde<strong>in</strong>en großen Beitrag zum Erreichen kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>ziele leistet.Siedlungs- und betriebsnahe konventionelle Kraftwerke können entsprechend umgerüstetwerden. Konventionelle Kraftwerke, die als KWK-ungeeignet e<strong>in</strong>gestuft werden,lassen sich optimieren, um klimafreundlicher zu werden. Vom NeubauAbwärme erzeugender Kraftwerke sollte abgesehen werden. Ziele s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> hoherWirkungsgrad der Nutzung der Primärenergie, günstige Emissionswerte, der E<strong>in</strong>satzregenerativer Energieträger und die Komb<strong>in</strong>ation mit Anlagen regenerativer Energieerzeugungbei der Produktion von Strom und Wärme/Kälte. Fossile und nukleareEnergieproduktion sollen schrittweise substituiert werden.<strong>Kommunen</strong> haben e<strong>in</strong>en gewissen Handlungsspielraum, auf Energiekonzerne im Eigen<strong>in</strong>teresseE<strong>in</strong>fluss und Druck auszuüben. Die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten, die sich vonKommune zu Kommune unterschiedlich darstellen, s<strong>in</strong>d jedoch limitiert und solltenfolglich voll ausgeschöpft werden.402


Handlungsfeld EnergieC 2Berl<strong>in</strong>: „KWK Modellstadt Berl<strong>in</strong>“In Berl<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d weit über 300 Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen erfolgreich im E<strong>in</strong>satz. Das Anwendungsspektrumreicht von Blockheizkraftwerken (BHKW) für Mehrfamilienhäuser, Krankenhäuser, Schulenoder Gewerbebetriebe bis h<strong>in</strong> zum Heizkraftwerk zur Versorgung ganzer Stadtteile mit Fernwärmeund Strom. In Komb<strong>in</strong>ation mit erneuerbaren Energien wie Biomasse, Biogas oder Photovoltaik werdenzunehmend „grüne“ KWK-Lösungen umgesetzt. Zugleich ist Berl<strong>in</strong> Forschungs- und Produktionsstandortfür <strong>in</strong>novative KWK-Technologien wie Brennstoffzellen oder virtuelle Kraftwerke. Der KWK-Anteilam Berl<strong>in</strong>er Wärmemarkt liegt im Jahr 2010 bei über 30 Prozent. Um die zentrale und dezentrale KWKweiter auszubauen, haben das Land Berl<strong>in</strong>, die Berl<strong>in</strong>er Energieagentur, Vattenfall Europe und die Gasagdie Initiative „KWK Modellstadt Berl<strong>in</strong>“ <strong>in</strong>s Leben gerufen.Praxis-BeispieleFlensburg: Projekt KWKplusDie Stadt Flensburg ergänzt im Projekt KWKplus die Kraft-Wärme-Kopplung um den E<strong>in</strong>satz von Ersatzbrennstoff.Für diesen Brennstoff verwendet die Kommune Haus- und Gewerbeabfälle, die <strong>in</strong> speziellenBrennstoff-Aufbereitungsanlagen <strong>in</strong> Norddeutschland zerkle<strong>in</strong>ert, sortiert und so von e<strong>in</strong>emGroßteil der potenziell enthaltenen Schadstoffe befreit werden. Hierdurch begrenzt die Stadt die Verbrennungfossiler Ressourcen. Wie <strong>in</strong> Schwäbisch Hall liegt der KWK-Anteil <strong>in</strong> Flensburg bei über 50Prozent.Rostock und Lemgo: Stetige Erhöhung des Anteils von FernwärmeZur langfristigen Sicherung ökologisch optimierter zentraler Kraft-Wärme-Kopplung wurde <strong>in</strong> RostockEnde 2007 e<strong>in</strong>e Satzung mit Anschluss- und Benutzungszwang für Öffentliche Fernwärme erlassen.Die Schrumpfung des Fernwärmeabsatzes <strong>in</strong>folge energetischer Sanierungen und Abbruch im Bestandkonnte durch Neuanschlüsse kompensiert werden. In Rostock hat Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung2010 e<strong>in</strong>en Anteil von rund 38 Prozent am städtischen Wärmemarkt.Auch die Stadt Lemgo setzt neben der forcierten Nutzung erneuerbarer Energiequellen und e<strong>in</strong>er weitgehendenEigenversorgung mit Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen auf das dazugehörige Fernwärmenetz.Seit 1979 ist das Fernwärmenetz der Stadt massiv ausgebaut worden und erstreckt sich über weite Teiledes Stadtkerns auf e<strong>in</strong>er Länge von 55 km (2006).Praxis-BeispieleWiesbaden: Forcierung des Aufbaus von Nahwärme<strong>in</strong>selnDas Pilotprojekt „Nahwärme<strong>in</strong>sel Kle<strong>in</strong>e Schwalbacher Straße" wurde 2007 von der LandeshauptstadtWiesbaden – Umweltamt geme<strong>in</strong>sam mit der ESWE Versorgungs AG begonnen und <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>esJahres komplett realisiert. In der ersten Phase wurde die Nahwärme<strong>in</strong>sel mit e<strong>in</strong>er Leistung von 300 Kilowatterrichtet. Seit 2008 s<strong>in</strong>d die Gebäude der Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH mite<strong>in</strong>er Leistung von etwa 200 Kilowatt angeschlossen. Weitere Kunden sollen gewonnen und die Leistungder Anlage sukzessive auf 3.000 Kilowatt ausgebaut werden. In der Anfangsphase können Kohlendioxid-Emissionenum rund 85 Tonnen jährlich verr<strong>in</strong>gert werden, bei Realisierung der vollen Leistungvon 3.000 Kilowatt etwa 850 Tonnen jährlich. Das Projekt wurde aus dem <strong>Klimaschutz</strong>- und Innovationsfondsder ESWE-Versorgungs AG gefördert.Praxis-BeispielE<strong>in</strong>e Stromnetzübernahme bei auslaufenden Konzessionsverträgen eröffnet <strong>Kommunen</strong>die Möglichkeit, die Energieversorgung für die Endverbraucher zu verbessern,den Spielraum der kommunalen <strong>Klimaschutz</strong>politik zu erweitern sowie die kommunaleund regionale Gesamtentwicklung und Wirtschaftsentwicklung positiv zu verändern.403


C 2Handlungsfeld EnergiePraxis-BeispielRegionalwerk Bodensee: Kommunale Stromnetzübernahme bei auslaufendenKonzessionsverträgenFür das Regionalwerk Bodensee entsteht die Idee im Jahr 2006: Statt die auslaufenden Konzessionsverträgeder Strom- und Gasnetze zu verlängern, soll e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames, eigenständiges Energieversorgungsunternehmen<strong>in</strong> der Region gegründet werden. Auslöser ist der Wunsch der Geme<strong>in</strong>den nache<strong>in</strong>er regional orientierten, verbraucherfreundlichen und preisgünstigen Energieversorgung. In dem2008 gegründeten Regionalwerk Bodensee verfügen die beteiligten <strong>Kommunen</strong> geme<strong>in</strong>sam über dieMehrheit. Damit wird sichergestellt, dass Unternehmensstrategie und unternehmerisches Handeln <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie an bürgerschaftlichen Interessen und Bedürfnissen orientiert s<strong>in</strong>d.E<strong>in</strong> weiteres Beispiel stellt Wolfhagen dar. Dort wurden die Stromversorgungsnetze <strong>in</strong> die stadteigeneStadtwerke Wolfhagen GmbH übernommen und <strong>in</strong>tegriert.H<strong>in</strong>tergrund-Information„Virtuelles Kraftwerk“E<strong>in</strong> Konzept, das sich noch ganz am Anfang der Umsetzungsphase bef<strong>in</strong>det, jedoch große Potenzialeverspricht, ist das des virtuellen Kraftwerks.Die Energieversorgungsstruktur mittels e<strong>in</strong>er Vielzahl an Technologien im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Orientierung h<strong>in</strong>zu dezentraler Energieerzeugung auszurichten, erfordert e<strong>in</strong>en zentralen Steuerungsmechanismus.Das Konzept des virtuellen Kraftwerks ist untrennbar mit dezentraler Stromerzeugung verknüpft. Ine<strong>in</strong>em virtuellen Kraftwerk werden viele kle<strong>in</strong>e Stromerzeuger zu e<strong>in</strong>em Gesamtkraftwerk gebündelt.Es vernetzt dezentrale Energieerzeugungs- (Photovoltaik-, Biogas-, kle<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>denenergieanlagen, Kle<strong>in</strong>wasserkraftwerke,Blockheizkraftwerke kle<strong>in</strong>erer Leistung) und Verbraucheranlagen über e<strong>in</strong> zentralesSteuerungssystem <strong>in</strong>formationstechnisch untere<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong> virtuelles Kraftwerk ist ebenso zuverlässigund leistungsstark wie e<strong>in</strong> herkömmliches Großkraftwerk. Die unterschiedlichen Technologien werdenso komb<strong>in</strong>iert, dass Strom bedarfsgerecht und zuverlässig zur Verfügung steht. W<strong>in</strong>denergie- und Solaranlagenleisten je nach Verfügbarkeit von W<strong>in</strong>d und Sonne ihren Beitrag, Biogas und Wasserkraftgleichen kurzfristige Schwankungen aus und dienen zur vorübergehenden Speicherung.E<strong>in</strong> virtuelles Kraftwerk übernimmt energiewirtschaftliche Aufgaben, die über die verbrauchsnahe Versorgungh<strong>in</strong>ausgehen. Indem die Strommengen mehrerer Anlagen gebündelt vermarktet werden, könnenVertriebswege genutzt werden, die dem Betreiber e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelanlage nicht zur Verfügung stehen – dieWirtschaftlichkeit e<strong>in</strong>zelner Anlagen kann dadurch entscheidend gesteigert werden. Die Betreiberdezentraler Erzeugungsanlagen s<strong>in</strong>d am wirtschaftlichen Erfolg des virtuellen Kraftwerks beteiligt. Es optimiertdie Lastflüsse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzbereich, dadurch s<strong>in</strong>kt der zu zahlende Leistungspreis für den Stromabnehmer,und Energie wird e<strong>in</strong>gespart. Es erhöht die Attraktivität des Betriebs eigener Anlagen, stärktso den E<strong>in</strong>satz erneuerbarer Energien und fördert die E<strong>in</strong>führung neuer Technologien.Der Betrieb e<strong>in</strong>es virtuellen Kraftwerks setzt den E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Steuerung der dezentralen Anlagen voraus,was gerade bei Privathaushalten zu e<strong>in</strong>em Mangel an Akzeptanz führt. Die Kommunikationskostenund der Steuerungsaufwand stellen im Vergleich zur ungekoppelten Betriebsweise dezentraler Anlagene<strong>in</strong> Hemmnis für die Verbreitung des Konzepts dar. Daher zielen Weiterentwicklungen <strong>in</strong> die Richtung,dass die e<strong>in</strong>zelnen Produzenten nur temporär <strong>in</strong>formationstechnisch gekoppelt s<strong>in</strong>d. Der Markt für virtuelleKraftwerke bef<strong>in</strong>det sich noch im Aufbau, verspricht aber e<strong>in</strong> hohes Potenzial.Grundsätzlich lassen sich mehrere Betriebskonzepte unterscheiden. E<strong>in</strong> virtuelles Kraftwerk kann damitfolgende Funktionen erfüllen, mit denen sich Vorteile realisieren lassen:Optimierung der Lastflüsse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzbereich, wodurch der zu zahlende Leistungspreis s<strong>in</strong>ktund Energie e<strong>in</strong>gespart wird;E<strong>in</strong>speisung und Vergütung des Stroms aus dezentraler Produktion <strong>in</strong> der Regel nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz(EEG) oder Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (genauer: Gesetz für die Erhaltung,die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, KWKG). Das Konzept desvirtuellen Kraftwerks eröffnet alternative Vermarktungsmöglichkeiten (z.B. über die Strombörse imDay-ahead- oder Intra-day-Handel);Bereitstellung von Reserve- und Regelleistung wie beispielsweise M<strong>in</strong>utenreserve und Sekundärregelleistungals weiteres Betriebskonzept.404


Handlungsfeld EnergieC 2ME18:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Entwicklung und Angebot von Energiedienstleistungen undOptimierung der (<strong>in</strong>stitutionellen) BeratungsstrukturenE-Dienstleistungen/Energiebezogene Dienstleistungen zielen auf die Überw<strong>in</strong>dungvon Hemmnissen für Investitionen <strong>in</strong> energieeffizienten Technologien und Maßnahmenprivater, öffentlicher, privatwirtschaftlicher Energieendverbraucher ab. TypischeHemmnisse s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Informationsstand unter Verbrauchern und lange Amortisationszeiten(z.B. von Sanierungs-/Modernisierungsmaßnahmen). E-Dienstleistungenkompensieren vorhandene Defizite und fördern so die Realisierung von Investitionen,die höchste Wirtschaftlichkeit mit höchster Primärenergiee<strong>in</strong>sparung und -nutzungseffizienzkomb<strong>in</strong>ieren.Um diese Leistung zu erbr<strong>in</strong>gen, müssen Energieversorgungsunternehmen (EVU)durch die Umstellung und Erweiterung der Unternehmensbereiche <strong>in</strong> Energiedienstleistungsunternehmen(EDU) gewandelt/überführt/umstrukturiert werden. Ziel ist es,den Verkauf bloßer Energieträger durch e<strong>in</strong> Angebot von Dienstleistungen zu Stromund Wärme/Kälte zu ergänzen und dabei die jeweils ökologisch-ökonomisch günstigstenTechniken und Energieträger e<strong>in</strong>zusetzen.Grundsätzlich wird unterschieden zwischen(1) Beratungsangeboten/Dienstleistungen(2) Service-Angeboten/Dienstleistungen, die über Beratung h<strong>in</strong>ausgehen (z.B. technischorganisatorische Anlagenbetreuung)(3) Anreizprogrammen bzw. F<strong>in</strong>anzierungsangeboten für die Kunden(4) Dienstleistungen, die F<strong>in</strong>anzierung und Anlagenbetreuung vere<strong>in</strong>en(5) QualifizierungsprogrammenDurch die Erweiterung des Leistungsangebots werden die Erlöse der EVU von derenEnergieverkauf entkoppelt, die Interessenkonflikte zwischen EVU und <strong>Klimaschutz</strong>zielenabgebaut sowie zum Erhalt bzw. der Belebung regionaler Wertschöpfungspotenzialeund e<strong>in</strong>er stärkeren Kundenb<strong>in</strong>dung beigetragen.Anzahl der Beratungsangebote/BeratungenAnzahl der AnreizprogrammeHöhe der F<strong>in</strong>anzierungKommune als Anstoßgeber/Katalysator und eventuell als Lenker/LeiterEVU bzw. EDU, andere Energiedienstleistungsunternehmen (z.B. im <strong>in</strong>dustriellen Bereich)Erhöhter Aufwand bei der E<strong>in</strong>richtung von Strukturen und FörderungMittlerer Aufwand bei der BeratungKommunale Stromnetzübernahme bei auslaufenden Konzessionsverträgen (ME22)1. Entwicklung e<strong>in</strong>es vollständigen Dienstleistungsangebotsspektrums:Durchführung von Sparpotenzialstudien, Ermittlung der Kosten bei der Nutzung vonSparpotenzialen, Analyse von Hemmnissen und Def<strong>in</strong>ition von E<strong>in</strong>sparzielen, Anpassungder Energielieferverträge an <strong>Klimaschutz</strong>zieleEntwicklung von Beratungsangeboten (z.B. bundesweite Initiative Stromsparcheck,Strompass Haushalt, <strong>in</strong>dividuelle Stromsparberatung für f<strong>in</strong>anziell schwache Haushalte)Entwicklung von Service-Angeboten, die über Beratung h<strong>in</strong>ausgehen, von technischenund planerischen Services (z.B. technisch organisatorische Anlagenbetreuung,405


C 2Handlungsfeld EnergieDurchführung der Lichtplanung für Gebäude, Ausleihe von Geräten, Entwicklungmoderner Messverfahren)Entwicklung von Anreizprogrammen bzw. F<strong>in</strong>anzierungsangeboten für die Kundenmit Blick auf Tarifgestaltung, Lieferverträge, Contract<strong>in</strong>g, Zertifikate, Prämien, FondsEntwicklung idealer Angebotsformen (z.B. Personalisiertes E-Portal im Internet, realeund virtuelle Energie<strong>in</strong>fobörse, <strong>in</strong>teraktives Energiemanagement, Webportal für Industriekunden)Regelmäßige Evaluierung jeder E<strong>in</strong>zeldienstleistung h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Effektivität undlaufende Verbesserung des AngebotsZielgruppenspezifische und -attraktive Vermarktung der e<strong>in</strong>zelnen Dienstleistungsprodukte(Infomaterialien, Infoveranstaltungen, Wettbewerbe etc.) und pro-aktivesBewerben potenzieller Kunden2. Bündelung aller Aktivitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gut erreichbaren Zentrum3. Beteiligung an den regional vorhandenen Netzwerken (Dienstleister und Hersteller) –dabei möglichst Funktion als „Navigator“4. Aufbau und Pflege strategischer Partnerschaften und Kooperationen mit Herstellern,Handwerkern etc.5. Engagement bei der Qualifizierung von Marktpartnern6. Vermittlung und Inanspruchnahme externer Fördermöglichkeiten406


Handlungsfeld EnergieC 2ME19:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Forcierung der Kraft-Wärme-KopplungE<strong>in</strong>sparung von Primärenergie durch gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme, dadurchSubstitution von Strom aus fossilen Kondensationskraftwerken; dabei <strong>in</strong>sbesondereVerbesserung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für private Betreiber von Blockheizkraftwerken(BHKW) bzw. sonstigen KWK-Anlagen.Dezentrale BHKW stellen <strong>in</strong> vielen Fällen, vor allem bei dezentralen Anwendungen,e<strong>in</strong>e ökonomisch s<strong>in</strong>nvolle Möglichkeit zur umweltfreundlichen gekoppelten Erzeugungvon Strom und Wärme dar. Wichtige E<strong>in</strong>satzbereiche s<strong>in</strong>d öffentliche Verbraucher wieSchulen, Krankenhäuser, große Verwaltungsgebäude, Industrie- und Gewerbebetriebe,Neubaugebiete, Siedlungen, größere Wohnblöcke etc.F<strong>in</strong>anzierung und Betrieb können über eigens dafür gegründete Gesellschaften oder überDritte (z.B. EVU, Contract<strong>in</strong>g-Firmen etc.) erfolgen. Diese <strong>in</strong>stallieren KWK-E<strong>in</strong>heiten undverkaufen die erzeugte Wärme und den Strom. Für größere Industriebetriebe mit entsprechendemStrom- und Wärmebedarf ist darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e Vielzahl von Kraft-Wärme-Kopplungssystemen verfügbar, z.B. auf Basis von Dampfturb<strong>in</strong>en oder Gasturb<strong>in</strong>en.E<strong>in</strong>e zentrale Voraussetzung für den Erfolg von KWK-Systemen ist die Sicherstellungentsprechender E<strong>in</strong>speisebed<strong>in</strong>gungen, denn e<strong>in</strong>e ausreichende Vergütung des produziertenStroms ist Voraussetzung für den wirtschaftlichen Betrieb <strong>in</strong>dustrieller und gewerblicherKWK-Anlagen.Höhe des KWK-Anteils <strong>in</strong> der KommuneKommuneEnergieversorgungsunternehmen (EVU)Kommunale DienstleisterBürgerJe nach Umfang der angestrebten Forcierung der KWKErhöhung des Anteils von Fernwärme (ME20)Forcierung des Aufbaus von Nahwärme<strong>in</strong>seln (ME21)Abschluss e<strong>in</strong>er freiwilligen Vere<strong>in</strong>barung mit dem EVU (oder Eigen<strong>in</strong>itiative desEVU) zur Erhöhung der E<strong>in</strong>speisevergütungen über das gesetzliche Maß h<strong>in</strong>ausErleichterung der Netzanb<strong>in</strong>dung von BHKW, Unterstützung von Betreibern bei Verhandlungenmit dem EVU, Erleichterung adm<strong>in</strong>istrativer Auflagen (Genehmigung),Unterstützung von Betreibern bei der PlanungErstellung e<strong>in</strong>er Potenzialanalyse für BHKW <strong>in</strong> öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen und möglichstweitgehende Ausschöpfung der Potenziale, Nutzung derartiger Vorhaben alsDemonstrationsprojekte und für <strong>in</strong>tensive Öffentlichkeitsarbeit pro BHKW im privatengewerblichen BereichRout<strong>in</strong>emäßige Überprüfung der Möglichkeit des BHKW-E<strong>in</strong>baus bei Neubauprojektenbzw. im Rahmen von anstehenden Sanierungs<strong>in</strong>vestitionen (z.B. bei e<strong>in</strong>emSanierungsprojekt für e<strong>in</strong>en Stadtteil)Nutzung von eventuell bestehenden Fördermöglichkeiten aus Landes- oder BundesmittelnKontaktierung <strong>in</strong> Frage kommender Industriebetriebe und deren Informierung überBHKW-E<strong>in</strong>satz- und F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten407


C 2Handlungsfeld EnergieEntwicklung von Betreibermodellen (Nutzung von Drittf<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten),eventuell für Paketlösungen (d.h. Errichtung mehrerer BHKW gleichzeitig, dadurchgünstigere Konditionen und Reduktion der Planungskosten)408


Handlungsfeld EnergieC 2ME20:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Erhöhung des Anteils von FernwärmeErhöhung des Anteils der Fernwärme, um E<strong>in</strong>zelofen- und Zentralheizungen auf Basisfossiler Brennstoffe zu substituieren – unter Nutzung aller Möglichkeiten des E<strong>in</strong>satzesregenerativer Energieträger, um negative externe Effekte zu m<strong>in</strong>imieren.Bei möglichst weitgehendem E<strong>in</strong>satz regenerativer Energieträger sowie konsequenterAnwendung von KWK-Technologien kann die Fernwärmebereitstellung den CO 2 -Ausstoßstark reduzieren. Im ländlichen Raum bietet sich der E<strong>in</strong>satz von Biomasse <strong>in</strong> NahundFernwärmenetzen an, dieser kann im Sommer für die Warmwasserbereitung durchzentrale Solaranlagen ergänzt werden. In städtischen Bereichen werden <strong>in</strong> der RegelKraft-Wärme-Kopplungssysteme e<strong>in</strong>gesetzt. Zentrale Verbundsysteme können durchdezentrale Nahwärme<strong>in</strong>seln ergänzt werden, die später <strong>in</strong> das Verbundnetz e<strong>in</strong>gekoppeltwerden können. In der Heizzentrale kann auf e<strong>in</strong>e Verschiebung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungensehr flexibel reagiert werden. Bei der Neuerschließung unbebauter Flächenkommen die kostengünstigen Systeme und Verlegungstechniken voll zum Tragen.Die Anschlussdichte ist entscheidend für den wirtschaftlichen Betrieb von Nah- undFernwärmesystemen. Durch entsprechende Regelungen <strong>in</strong> den städtebaulichen oderprivatrechtlichen Vere<strong>in</strong>barungen können e<strong>in</strong> Anschlusszwang und damit e<strong>in</strong>e wirtschaftlicheBasis für den Anlagenbetreiber sichergestellt werden.Höhe des Fernwärmeanteils <strong>in</strong> der KommuneAnschlussdichteEnergieversorgungsunternehmenKommuneDie Wirtschaftlichkeit des Fernwärmeausbaus hängt stark von der erzielbaren AnschlussdichteabForcierung der Kraft-Wärme-Kopplung (ME19)Forcierung des Aufbaus von Nahwärme<strong>in</strong>seln (ME21)Folgende Instrumente können zur Erreichung e<strong>in</strong>es hohen Anschlussgrades e<strong>in</strong>gesetztwerden:Untersuchung und Nutzung aller Energiesparpotenziale bei der FernwärmeerzeugungNutzung aller Möglichkeiten des E<strong>in</strong>satzes regenerativer EnergieträgerFestlegung von verb<strong>in</strong>dlichen Vorranggebieten für Gas und Fernwärme, die der Fernwärmeweitgehenden Vorrang e<strong>in</strong>räumenInnerhalb der Fernwärmevorranggebiete Sicherstellung e<strong>in</strong>es hohen AnschlussgradesBei mangelnder Akzeptanz von Anschluss- und Benutzungszwang Entwicklung guterMarket<strong>in</strong>g- und Bürger<strong>in</strong>formationskonzepte zur AkzeptanzsteigerungAlternative zu Anschlusszwang: z.B. Kopplung von Wohnbaufördermitteln oder Fördermittelnbei der Wohnungszusammenlegung etc. an die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es FernwärmeanschlussesErzielung e<strong>in</strong>es hohen Bekanntheitsgrades und Verbesserung des Images, kundenfreundlicheGestaltung der Tarife (ke<strong>in</strong>e hohen Grundpreise), rout<strong>in</strong>emäßige Berücksichtigungbei EnergieberatungAus Gründen der Vorbildwirkung sollte die Geme<strong>in</strong>de alle geeigneten Gebäude undE<strong>in</strong>richtungen ans Fernwärmenetz anschließen, auch im Fall von e<strong>in</strong>zelwirtschaftlichenNachteilen409


C 2Handlungsfeld EnergieGezielter Anschluss von Großverbrauchern (z.B. Krankenhaus, Schule, Gewerbebetriebe,Bäder)Bei Neubaugebieten ist auf den Anschluss an die Fernwärme zu achten (Raumplanung,Bauplanung etc.). Bei hohen Gebäudestandards (gute Dämmung, wenig Heizwärmebedarf)ist die Wirtschaftlichkeit von Fernwärme schwerer erreichbar.410


Handlungsfeld EnergieC 2ME21:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Forcierung des Aufbaus von Nahwärme<strong>in</strong>selnErhöhung des langfristig erreichbaren Ausbaugrades der Fernwärmeversorgung durchSchaffung von Nahwärme<strong>in</strong>seln <strong>in</strong> Bereichen, <strong>in</strong> denen die Fernwärme erst mittel- oderlangfristig verfügbar se<strong>in</strong> wird.Der Fernwärmeausbau ist e<strong>in</strong>e langfristig angelegte Strategie e<strong>in</strong>es kommunalen Energieversorgungsunternehmens(EVU). Es wird daher <strong>in</strong> der Regel Gebiete geben, die erstmittel- oder langfristig an das kommunale Fernwärme-Verbundnetz angeschlossen werdenkönnen. Damit <strong>in</strong> diesen Gebieten e<strong>in</strong>e Infrastrukturentwicklung vermieden wird,die den Fernwärmeausbau langfristig ausschließt, und bereits kurzfristig e<strong>in</strong>e Nutzungder ökologischen Vorteile der KWK möglich ist, können <strong>in</strong> diesen Gebieten Nahwärme<strong>in</strong>selnaufgebaut werden, die so beschaffen s<strong>in</strong>d, dass sie später <strong>in</strong>s Fernwärme-Verbundnetz<strong>in</strong>tegrierbar s<strong>in</strong>d. In der Nahwärmeversorgung s<strong>in</strong>d zentrale Heizanlagen fürMehrfamilienhäuser E<strong>in</strong>zelofen- bzw. Wohnungszentralheizungen vorzuziehen. Im Unterschiedzu dezentralen Systemen s<strong>in</strong>d zentrale Heizanlagen später leicht auf Fernwärmeumrüstbar, da die notwendigen Wärmeverteile<strong>in</strong>richtungen im Haus bereitsbestehen.Nahwärmesysteme s<strong>in</strong>d im Vergleich zur Gase<strong>in</strong>zelversorgung sicherer.Anzahl der Nahwärme<strong>in</strong>selnAnzahl der angeschlossenen GebäudeKommuneWärmeversorgungsunternehmenJe nach Größe und Anzahl der Nahwärme<strong>in</strong>selnErhöhung des Anteils von Fernwärme (ME20)Forcierung der Kraft-Wärme-Kopplung (ME19)Rout<strong>in</strong>emäßige Überprüfung der Möglichkeit des Aufbaus e<strong>in</strong>er Nahwärme<strong>in</strong>selbei allen größeren BauprojektenErstellung e<strong>in</strong>es Abwärmekatasters aus Industrie- und Produktionsanlagen undÜberprüfung auf mögliche Eignung für die NahwärmebereitstellungBewusstse<strong>in</strong>sbildung im Bereich des zuständigen Wärmeversorgungsunternehmensbzw. des kommunalen EVURout<strong>in</strong>emäßige Berücksichtigung von Nahwärme bzw. zentralen Heizanlagen beiGenehmigungsverfahren, Wohnbauförderungen etc. sowie bei Sockelsanierungenvon MehrfamilienhäusernSofortiger Ausbau dezentraler Energieversorgung <strong>in</strong> nicht fernwärmeversorgten GebietenEventuell Inbetriebnahme e<strong>in</strong>es virtuellen Kraftwerks zum zentralen Datenmanagementder dezentralen Energieerzeugung411


C 2Handlungsfeld EnergieME22:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Kommunale Stromnetzübernahme bei auslaufendenKonzessionsverträgenKommunalisierung des Netzbetriebes dient mehreren Zielen: Verwirklichung von Geme<strong>in</strong>wohl<strong>in</strong>teressen;Wahrung oder Wiedererlangung des kommunalen E<strong>in</strong>fluss aufdie Infrastruktur und Energiepolitik <strong>in</strong> der Region und vor Ort; Erhalt und Schaffungvon Arbeitsplätzen; Entwicklung neuer standortrelevanter Geschäftsfelder und damitStärkung der regionalen Wertschöpfung; Integration wirtschaftlich erfolgreicher Betriebe<strong>in</strong> die kommunale Gesamtstrategie; maßgebliche Beteiligung der <strong>Kommunen</strong>an e<strong>in</strong>em regional verankerten Unternehmen. Die Gewerbesteuer und die Rendite dergesamten energiewirtschaftlichen Aktivitäten fließen fortan an die Eigentümerkommune.Damit sichern sich die <strong>Kommunen</strong> e<strong>in</strong>e verbesserte F<strong>in</strong>anzierung ihrer Selbstverwaltungsaufgabenund der ihnen von Bund und Land übertragenen Aufgaben.Außerdem können so der Bürgerschaft günstige Preise angeboten, e<strong>in</strong>e sichere VerundEntsorgung gewährleistet und der Umbau der Energieversorgung im S<strong>in</strong>ne der Anforderungendes <strong>Klimaschutz</strong>es kommunal selbstbestimmt kontrolliert werden.Übernahme des Netzbetriebes und Übertragung auf kommunalen AufgabenträgerKommuneNetzbetreiberstrategische PartnerF<strong>in</strong>anzieller Aufwand je nach Größe/Umfang des NetzesEntwicklung und Angebot von Energiedienstleistungen und Optimierung der (<strong>in</strong>stitutionellen)Beratungsstrukturen (ME18)Prüfung der Handlungsoptionen aus Sicht der Kommune (mögliche Kriterien: Profitabilität,E<strong>in</strong>fluss auf Kommunalentwicklung, Mitgestaltung von Produkt- und Preispolitik,Gewährleistung des steuerlichen Querverbunds, Bürgerakzeptanz etc.)Prüfung spezifischer Erfolgsfaktoren (rechtliche Machbarkeit, Siedlungsstruktur,Energienetzstruktur, Kundenstruktur, Höhe des Netzkaufpreises und dessen Ref<strong>in</strong>anzierungdurch Netznutzungsentgelte, vorhandene Unternehmensstrukturenetc.)Klärung unter anderem folgender wichtiger Aspekte:(1) Lässt sich das Netz vom jetzigen Betreiber kaufen?(2) Welcher Kaufpreis ist angemessen?(3) Wie den künftigen Netzbetrieb gestalten?(4) Welche Rolle kommt der Kommunalaufsicht zu?(5) Soll die Übernahme <strong>in</strong> Eigenständigkeit oder mit strategischem Partner (kommunalorientierter Partner oder Energiekonzern) erfolgen?(6) Welche ökonomischen Risiken s<strong>in</strong>d mit dem Netzbetrieb verbunden?(7) Können mit der Kommunalisierung des Netzbetriebs weitere Aktivitäten verknüpftwerden?Strategische Vorbereitung und Kommunizierung auf allen Ebenen und für/an alleAkteure und Stakeholder (samt Bürgerschaft)Übernahme des Netzbetriebes und Übertragung auf kommunalen Aufgabenträger412


Handlungsfeld EnergieC 2Agentur für Erneuerbare Energien (2008): Erneuerbare-Energien-Projekte <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>. ErfolgreichePlanung und Umsetzung, Berl<strong>in</strong>.LfU – Bayerisches Landesamt für Umwelt (2008): Leitfaden zur Abwärmenutzung <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>, Augsburg.BMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie und BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit (2006): Energieversorgung für Deutschland. Statusbericht für denEnergiegipfel am 3. April 2006, Berl<strong>in</strong>.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2003): Nutzung von Biomasse<strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>. E<strong>in</strong> Leitfaden, Berl<strong>in</strong>.DLR – Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung,Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie (2004): Ökologisch optimierter Ausbau der Nutzungerneuerbarer Energien <strong>in</strong> Deutschland, Stuttgart, Heidelberg, Wuppertal.Klima-Bündnis e.V. (1995): Arbeitsbuch Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>. Handlungsstrategien für europäischeStädte und Geme<strong>in</strong>den, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>.Rat für Nachhaltige Entwicklung (2008): Entwicklung des deutschen Kraftwerksparks und die Deckungdes Strombedarfs, Berl<strong>in</strong>.Roon, Seraf<strong>in</strong> von (2009): Mikro-KWK und virtuelle Kraftwerke. Forschungsstelle für Energiewirtschaft,München.UBA – Umweltbundesamt (2007): Netzgebundene Wärmeversorgung – Anregungen für <strong>Kommunen</strong>und andere Akteure, Dessau-Roßlau.VKU – Verband kommunaler Unternehmen e.V. (2010): Konzessionsverträge. Handlungsoptionen für<strong>Kommunen</strong> und Stadtwerke, Berl<strong>in</strong>.Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong> für Sozialforschung (2005): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland –Handlungsoptionen, Entwicklung und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.Literatur- undInternettippswww.bkwk.de (Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V.)www.bundes-sgk.de (Sozialdemokratische Geme<strong>in</strong>schaft für Kommunalpolitik <strong>in</strong> der BundesrepublikDeutschland e.V.)www.kommunal-erneuerbar.dewww.thema-energie.de413


C 2Handlungsfeld EnergieNachhaltigeEnergieversorgungInformation und Standortprüfung6. Regenerative EnergieerzeugungAls erneuerbare Energien werden alle Energien bezeichnet, die im menschlichenZeitmaß unerschöpflich s<strong>in</strong>d. Im Gegensatz zu (den Energieträgern) Erdöl, Kohle,Erdgas und Uran ist die Nutzung erneuerbarer Energieträger klimafreundlich, sicherund schont Umwelt und Ressourcen. Im S<strong>in</strong>ne des <strong>Klimaschutz</strong>es und für e<strong>in</strong>e nachhaltigeEnergieversorgung muss e<strong>in</strong>e mittelfristig hohe und langfristig 100-prozentigeDeckung des Energiebedarfs durch regenerative Energien angestrebt werden. WährendEU und Bundesregierung die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den Ausbau erneuerbarerEnergien stecken, s<strong>in</strong>d es die Bundesländer, Städte und Geme<strong>in</strong>den, die denAusbau realisieren. Von Bedeutung für und <strong>in</strong>nerhalb von <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d vor allemW<strong>in</strong>d- und Wasserkraft, Photovoltaik und Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpenund Geothermie.In Deutschland wurden 2009 rund zehn Prozent des Endenergieverbrauchs durcherneuerbare Energien gedeckt, 16,1 Prozent zur Strom-, 8,4 Prozent zur Wärme-, 5,5Prozent zur Kraftstofferzeugung. Insgesamt konnten rund 107 Mio. t CO 2 , davonrund 52 Mio. t CO 2 durch die EEG-vergütete Strommenge, vermieden werden. Biszum Jahr 2010 wurde <strong>in</strong> Deutschland bereits e<strong>in</strong>e Reduzierung der gesamten Treibhausgasemissionenum 23,1 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 erreicht.<strong>Kommunen</strong> besitzen verschiedene Möglichkeiten, die Nutzung erneuerbarer Energienlokal und regional voranzutreiben und zu steuern. Grundlegende Planungsschritte zurNutzung erneuerbarer Energien s<strong>in</strong>d das Informieren über die verschiedenen Technologienund die Prüfung von deren Standorteignung. Dabei s<strong>in</strong>d geografische, klimatische,land- und forstwirtschaftliche, rechtliche, wirtschaftliche, politische und sozialeFaktoren zu betrachten. Die <strong>Kommunen</strong> müssen ermitteln, welche erneuerbaren Energien<strong>in</strong> welcher Reihenfolge unter den lokalen Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> die Energieversorgunge<strong>in</strong>gebunden werden können ( Kap. A2 4).Der kommunale Handlungsrahmen umfasst folgende Bereiche:Bau und Betrieb von Erneuerbare-Energien-AnlagenBeteiligung an Erneuerbare-Energien-AnlagenNutzung erneuerbarer Energien <strong>in</strong> kommunalen LiegenschaftenFlächennutzungs- und Bauleitplanung, die die Nutzung erneuerbarer EnergienunterstütztBürgerberatung zu technischen Fragen und FörderprogrammenKommunale FörderprogrammeInformation der Bürger, öffentlicher und kirchlicher Träger und der PrivatwirtschaftSchaffung von InvestitionsanreizenKommunale Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit mit Partizipierung an bundesweitenWettbewerben und Aktionen414


Handlungsfeld EnergieC 2Ansbach: Potenzialanalyse und Flächenmanagement für erneuerbare EnergienUm das Potenzial für Energie aus W<strong>in</strong>dkraftanlagen zu prüfen, führte die Stadt Ansbach nach e<strong>in</strong>erbreiten Zustimmung durch den Ansbacher Stadtrat e<strong>in</strong>e Machbarkeitsstudie durch. Hierzu scannteAnsbach mit eigenen Mitteln das gesamte Stadtgebiet und identifizierte sieben grundsätzlich geeigneteFlächen für W<strong>in</strong>dkraftanlagen. Bei drei Flächen wurden weitere Verfahrensschritte e<strong>in</strong>geleitet. In diePlanung und Eignungsprüfung waren betroffene Behörden und Träger öffentlicher Belange sowie, durche<strong>in</strong>e öffentliche Informationsveranstaltung, die Bürgerschaft e<strong>in</strong>gebunden.Praxis-BeispieleMagdeburg: DachflächenbörseIn Bezug auf Solarenergie managt die Stadt Magdeburg vorhandene Flächen durch e<strong>in</strong>e Dachflächenbörse.Nach e<strong>in</strong>er öffentlichen Ausschreibung stehen Dachflächen zum Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagenfür Bürger und Investoren zur Verfügung. 18 Anlagen wurden bis 2009 errichtet, fürzwölf weitere wurden Verträge abgeschlossen, und 2010 sollen 20 weitere Dächer vergeben werden.Die zur Verpachtung angebotene Fläche beträgt <strong>in</strong>sgesamt 11.442 m 2 (Stand 2010).E<strong>in</strong> Instrument zur effektiven Förderung der erneuerbaren Energien ist „Potenzialanalyseund Flächenmanagement für erneuerbare Energien“. Es dient als Grundlagefür praktisch alle Teilbereiche des kommunalen Handlungsspielraums. Es ist Basis derMaßnahmenkonzipierung und ermöglicht die Steuerung der kommunalen Raumbzw.Flächenentwicklung. Die Entwicklung von „Förder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismenfür erneuerbare Energien“ kann als Schlüsselreiz für Investitionen wirken undleistet e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Akzeptanz der erneuerbaren Energien <strong>in</strong> der Bevölkerung.Damit ist sie den Teilbereichen des kommunalen Handlungsrahmens, dieMaßnahmen und Projekte realisieren, vorgelagert. Bürgerenergieanlagen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzierungsmechanismus,der e<strong>in</strong>e vollständige Bürgerbeteiligung herbeiführt undim Falle von Mittelknappheit der <strong>Kommunen</strong> dieser konstruktiv entgegenwirkt. Planungund Management der Anlagen liegen <strong>in</strong> der Hand der beteiligten Bürger, dieals Besitzer von der Rendite aus der Stromerzeugung profitieren. Die Kommune kanne<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen, <strong>in</strong>dem sie umfassend berät, vermittelt und unterstützt.HandlungsmöglichkeitenEnergiegenossenschaft Odenwald eG: Förder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismenfür erneuerbare EnergienDie Energiegenossenschaft Odenwald eG wurde im Jahr 2009 auf Betreiben von Bürgern gegründetund ist e<strong>in</strong>e Initiative der Geme<strong>in</strong>den, Städte und Unternehmen aus der Region sowie der VolksbankOdenwald eG. Zweck der Energiegenossenschaft s<strong>in</strong>d Entwicklung und Ausbau erneuerbarer Energienim Odenwaldkreis sowie die Verbesserung von Energieeffizienz und Energiee<strong>in</strong>sparung. Bürger, Städte,Geme<strong>in</strong>den und Unternehmen haben die Möglichkeit, sich mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>lage ab 100 Euro an der Genossenschaftzu beteiligen. Neben der Umsetzung von Projekten wie der Installation von Photovoltaik-Anlagen oder der Instandsetzung e<strong>in</strong>es Wasserkraftwerkes präsentiert sich die Genossenschaft mitInformationsveranstaltungen sowie durch Projekte mit Schulen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit und verfolgt Energieeffizienz-und E<strong>in</strong>sparungsziele. Die Energiegenossenschaft bietet zudem e<strong>in</strong>e kostenlose Gebäudeanalysefür Bürger und Unternehmen unter dem Aspekt der Energiee<strong>in</strong>sparung an.Praxis-BeispieleE<strong>in</strong> weiteres wichtiges Instrument für <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d Modellanlagen erneuerbarerEnergien. Werden sie zu Beg<strong>in</strong>n der Umsetzung des Ausbaus erneuerbarer Energienals Säule der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong>tegriert, erhöhen sie deren Effektivitätsignifikant. Die Technologien werden erfahrbar, Interesse wird geweckt,Wissenslücken geschlossen, Vertrauen und Zustimmung geschaffen.HemmnisseDie e<strong>in</strong>zelnen erneuerbaren Energietechnologien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den verschiedenen E<strong>in</strong>satzbereichenmit unterschiedlichen Hemmnissen konfrontiert. Das alle Bereiche glei-415


C 2Handlungsfeld Energiechermaßen betreffende Haupthemmnis ist die bisher e<strong>in</strong>geschränkte Wirtschaftlichkeitder Erneuerbaren. Sie resultiert aus der teilweisen Subventionierung konventionellerEnergieträger (deutsche Ste<strong>in</strong>kohle) und der Ausklammerung der Externalitäten<strong>in</strong> deren Preisbildung, was zu deutlichen Wettbewerbsnachteilen für erneuerbareEnergien führt.Bei e<strong>in</strong>igen Technologien bed<strong>in</strong>gen nach wie vor technische Hemmnisse sowie Informations-und Kenntnismängel e<strong>in</strong>e ablehnende Haltung unter Planern und Investoren.Großanlagen und die Bündelung von E<strong>in</strong>zelanlagen (aus Kostengründen)haben Akzeptanzprobleme. Diese entstehen durch lokale und regionale Interessenkonflikte,kontroverse Risikoe<strong>in</strong>schätzungen, Befürchtungen von Immobilienwertverlustenund von Bee<strong>in</strong>trächtigung der Lebensqualität.Strukturelle Diffusionshemmnisse beziehen sich auf die Nichtübertragbarkeit derAusbaukonzepte zwischen unterschiedlichen Regionen und die mit steigendem Urbanisierungsgradteils drastisch s<strong>in</strong>kenden Verbreitungschancen. Lokale Bed<strong>in</strong>gungens<strong>in</strong>d je nach Lage e<strong>in</strong>er Kommune sehr unterschiedlich (z.B. Süd-Nord-Gefälleh<strong>in</strong>sichtlich der solaren E<strong>in</strong>strahlung).Exkurs: Sieben Technologien der regenerativen Strom- undWärmeerzeugung – Entwicklungsstand und kommunaleE<strong>in</strong>flussmöglichkeitenPraxis-BeispielePilotprojekte erneuerbare EnergieerzeugungUlmDas Ulmer Biomasse-Heizkraftwerk am Standort Magirusstraße zählt zu den effizientesten Biomasse-Heizkraftwerken Europas. Aufgrund se<strong>in</strong>er Lage kann hier ganzjährig Kraft-Wärme-Kopplung betriebenwerden, so dass sich aus ökonomischer und ökologischer Sicht optimale Bed<strong>in</strong>gungen ergeben. Nebenm<strong>in</strong>destens 50 Prozent Frischholz wird auch Altholz e<strong>in</strong>gesetzt, das ausschließlich von zertifiziertenAufbereitern stammt. Im Frühjahr 2011 wird die Fernwärme Ulm GmbH mit dem Bau e<strong>in</strong>es weiterenBiomasse-Heizkraftwerks beg<strong>in</strong>nen. Die Fertigstellung ist für den Herbst 2012 geplant. Am StandortMagirusstraße wird dann e<strong>in</strong>e Wärme- und Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen (Holzhackschnitzel)von 70 Prozent erreicht.MönchengladbachIn Mönchengladbach nutzt die Niederrhe<strong>in</strong>ische Versorgung und Verkehr (NVV) AG e<strong>in</strong> stillgelegtesWasserwerk als Geothermie-Anlage zur Wärmeversorgung e<strong>in</strong>es Industriebetriebes. 2007 wurde dasWasserwerk reaktiviert und liefert nun Grundwasser von etwa zehn bis elf °C Temperatur, dessen thermischeEnergie <strong>in</strong> den Wärmepumpen zum Heizen genutzt wird.Strom-Bereich(1) W<strong>in</strong>dkraftDie W<strong>in</strong>denergie verfügt unter den erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung sowohlüber das größte Ausbaupotenzial als auch über den höchsten Anteil am produziertenGesamtstrom. Im Energiemix der Zukunft wird sie e<strong>in</strong>e zentrale Rollee<strong>in</strong>nehmen. 2009 erzeugte die W<strong>in</strong>denergie 40 Prozent des Stroms aus erneuerbarenEnergieträgern <strong>in</strong> Deutschland, und erstmals wurde Offshore-W<strong>in</strong>dstrom <strong>in</strong>sdeutsche Stromnetz e<strong>in</strong>gespeist. Bis zum Jahr 2025 sollen W<strong>in</strong>dkraftanlagen 25 Pro-416


Handlungsfeld EnergieC 2zent der Stromproduktion leisten (Referenz: Stromverbrauch 2009), was e<strong>in</strong>e 20-prozentigeCO 2 -M<strong>in</strong>derung bewirken würde. Zur Erreichung dieses Ziels werden derAusbau der Offshore-W<strong>in</strong>denergienutzung und der Ersatz alter Anlagen durch moderneund leistungsstärkere Anlagen (Repower<strong>in</strong>g) forciert. Die W<strong>in</strong>denergienutzungan Land wird ebenfalls weiterentwickelt, jedoch wird ihr Anteil mittelfristig mit zehnProzent deutlich unter dem der Offshore-Nutzung liegen.<strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d wichtige Akteure im Repower<strong>in</strong>g und W<strong>in</strong>dparkausbau. Als Trägerder Planung und genehmigungsrechtlicher Belange s<strong>in</strong>d sie für die Entwicklung undUmsetzung kommunaler Strategien und Projekte <strong>in</strong> beiden Handlungsfeldern verantwortlich.Sie können durch ihren E<strong>in</strong>fluss auf die Festlegungen <strong>in</strong> Regionalplänen,Flächennutzungs- und Bebauungsplänen und <strong>in</strong> den Genehmigungsverfahren sowohlRahmenbed<strong>in</strong>gungen bestimmen als auch die konkrete Ausgestaltung vonW<strong>in</strong>denergieprojekten steuern.Beim W<strong>in</strong>dparkausbau s<strong>in</strong>d <strong>Kommunen</strong> z.B. dafür zuständig, geeignete Flächen auszuweisen.Sie können die Flächenerschließung steuern und über die Bauleit- undRaumplanung dafür sorgen, dass Anlagen ausschließlich <strong>in</strong> Vorranggebieten entstehen( Kap. A2 4.2).<strong>Kommunen</strong> sollten e<strong>in</strong>e Strategie entwickeln, die dar<strong>in</strong> besteht, aus den Erfahrungenbei der Realisierung von W<strong>in</strong>denergieanlagen Nutzen zu ziehen, unter den Akteurenund zwischen Akteuren und Betroffenen e<strong>in</strong>en aktiven Austausch und e<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>-Situation zu schaffen und die regionale Wirtschaft e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Wege, e<strong>in</strong>e breiteZustimmung für e<strong>in</strong> Projekt zu erlangen, müssen sehr frühzeitig beschritten werden.<strong>Kommunen</strong> sollten dazu geme<strong>in</strong>sam mit den Betreibern und Planern – neben derSicherstellung der optimierten Betriebsweise und Netz<strong>in</strong>tegration der Anlagen – e<strong>in</strong>wirksames Market<strong>in</strong>g, größtmögliche Transparenz und vielfältige Mitwirkungs- undErtragsbeteiligungsmöglichkeiten etablieren.Metropolregion Bremen-Oldenburg: Verbesserung der Akzeptanz vonRepower<strong>in</strong>g-Projekten: „Dialogverfahren Repower<strong>in</strong>g“Über e<strong>in</strong>en Zeitraum von 16 Monaten wurde seit Oktober 2008 e<strong>in</strong> regionales Dialogverfahren mitdem Titel „Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> der Metropolregion Bremen-Oldenburg“ durchgeführt.Hierzu arbeiteten die unterschiedlichen Interessengruppen auf <strong>in</strong>sgesamt fünf Tagessem<strong>in</strong>arenund e<strong>in</strong>er Exkursion geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>er Lösungssuche für die Akzeptanz und die Umsetzung von Repower<strong>in</strong>g.Das Dialogverfahren wurde auf regionaler Ebene und unabhängig von e<strong>in</strong>zelnen Planungsvorhabendurchgeführt.Praxis-Beispiel(2) WasserkraftWasserkraft zur Stromerzeugung ist e<strong>in</strong>e ausgereifte Technologie und hat im Vergleichzu den anderen erneuerbaren Energien <strong>in</strong> Deutschland nur noch e<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gesEntwicklungspotenzial. Der Bau neuer Anlagen und die Modernisierung zurLeistungserhöhung bestehender Anlagen f<strong>in</strong>den nur noch <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang statt(<strong>in</strong>stallierte Leistung: 1990 4.403 MW, 1998 4.600 MW, 2009 4.760 MW). Im Jahr2009 hat die Wasserkraft <strong>in</strong> Deutschland 3,3 Prozent des Gesamtstroms und damitrund 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt.Im Bereich der großen Wasserkraft können die <strong>Kommunen</strong> lediglich im Planfeststellungs-und Genehmigungsverfahren mitwirken. Bei kle<strong>in</strong>eren Wasserkraftanlagenhaben sie im Rahmen der Genehmigungsverfahren (Wasser- und Naturschutzrecht)417


C 2Handlungsfeld Energiegroßen E<strong>in</strong>fluss auf die Errichtung neuer und die Änderung bestehender Anlagen,außerdem können sie diese über Stadtwerke selbst betreiben.(3) PhotovoltaikIm Jahr 2009 erzeugte die Photovoltaik <strong>in</strong> Deutschland 1,1 Prozent des Gesamtstromsund rund sieben Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Die Technologie verzeichnetauf Grund der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) e<strong>in</strong>rasantes Wachstum.Um die Nutzung der Photovoltaik voranzutreiben, können die <strong>Kommunen</strong> über dieBauleitplanung die Vorgaben für Gebäudeausrichtung und Dachgestaltung entsprechendformulieren. Im Flächennutzungsplan neuer Baugebiete können z.B. Bauweiseund Dachform entsprechend bestimmt, dar<strong>in</strong> und <strong>in</strong> städtebaulichen Verträgen Anteilund Nutzung der erneuerbaren Energien festgeschrieben werden ( Kap. A2 4.4).Die Technologie kann <strong>in</strong> kommunalen Liegenschaften angewendet, durch kommunalverwaltete Solardachbörsen an Investoren vermittelt, im Lehrprogramm der Bildungse<strong>in</strong>richtungenverankert und als wichtiger Bestandteil <strong>in</strong> die kommunale BildungsundÖffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong>tegriert werden. <strong>Kommunen</strong> können eigene Anlagen betreiben.Photovoltaik wird durch den Bund stark gefördert.Praxis-BeispieleLandkreise Traunste<strong>in</strong>, Rosenheim, Berchtesgadener Land: BürgersolarwerkeUnter dem Motto „Solarstrom vom Watzmann bis zum Wendelste<strong>in</strong>“ wurden <strong>in</strong> den Landkreisen Traunste<strong>in</strong>,Rosenheim und Berchtesgadener Land bereits über 50 Bürgersolarkraftwerke errichtet.Gelsenkirchen: Solarstadt GelsenkirchenAls e<strong>in</strong>e der ersten Städte Deutschlands hat sich Gelsenkirchen <strong>in</strong> den 1990er-Jahren mit dem Titel „SolarstadtGelsenkirchen“ auf den Weg <strong>in</strong>s Solarzeitalter gemacht.Praxis-BeispielHammelburg: Bürgerkraftwerke/-energieanlagenDie Hammelburger Solarstromgesellschaft (HSG) wurde im April 1994 gegründet. Anlass war die E<strong>in</strong>führungder kostendeckenden Vergütung durch die Stadtwerke Hammelburg. Ausschließlich mit demprivaten Kapital der Gesellschafter bezahlt, errichtet die HSG ihre Anlagen auf gemieteten Dächernvon Privatleuten. An die Hausbesitzer wird hierfür ke<strong>in</strong> Mietz<strong>in</strong>s bezahlt. Als Gegenleistung erhaltensie das jederzeitige Aufkaufsrecht zum Zeitwert und nach zwanzig Jahren die Anlagen geschenkt. Fastalle Dachbesitzer s<strong>in</strong>d gleichzeitig Gesellschafter.(4) BiomasseMit fester, flüssiger, gasförmiger Biomasse sowie Deponie- und Klärgas befeuerteBiomassekraftwerke erzeugten 2009 rund fünf Prozent der gesamten Stromerzeugungund ca. 32 Prozent der regenerativen Stromerzeugung. Innerhalb von fünf Jahrenhat sich der Output verdreifacht. Die Biomasse hat nach der W<strong>in</strong>denergie dengrößten Anteil an der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern.Die meisten Biogasanlagen werden von Landwirten oder kommerziellen Investorenbetrieben. <strong>Kommunen</strong> können auf die Planung und Umsetzung der Anlagen <strong>in</strong>sbesondereim immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren E<strong>in</strong>fluss ausüben.Sie können den öffentlichen Diskussionsprozess steuern und selbst Anlagen – neben418


Handlungsfeld EnergieC 2der Stromproduktion zur organischen Reststoffverwertung – betreiben. <strong>Kommunen</strong>haben die Möglichkeit, die Beschaffung der Biomasse und die Anlagenbelieferungzu übernehmen bzw. zu koord<strong>in</strong>ieren und die Abwärmenutzung aus der Stromerzeugungmit der E<strong>in</strong>speisung <strong>in</strong>s Wärmenetz zu garantieren ( Kap. A2 4.3).Wärme-Bereich(4) SolarthermieSolarthermie produzierte 2009 0,4 Prozent des Gesamtwärmeverbrauchs und 4,7 Prozentder regenerativen Wärme <strong>in</strong> Deutschland.Die Handlungsmöglichkeiten der <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d dieselben wie bei Photovoltaik(siehe oben). Die e<strong>in</strong>zige Erweiterung bei der Solarthermie ist deren Bedarf an kommunalerFörderung, da die Fördermaßnahmen des Bundes nur etwa 15 Prozent derInvestitionssumme abdecken.(5) BiomassenutzungMit fester, flüssiger, gasförmiger Biomasse sowie Deponie- und Klärgas befeuerteBiomassekraftwerke erzeugten 2009 rund acht Prozent der gesamten Wärmeerzeugungund rund 92 Prozent der regenerativen Wärmeerzeugung. Hier besteht e<strong>in</strong>großer Anwendungsbereich <strong>in</strong> den Privathaushalten. In der energetischen Verwertungvon Reststoffen und Abfällen biogenen Ursprungs steckt noch e<strong>in</strong> großes, weitgehendungenutztes Potenzial.Die Handlungsmöglichkeiten der <strong>Kommunen</strong> im Bereich Biomasse wurden bereitsim Abschnitt zur Stromproduktion (siehe oben) erläutert ( Kap. A2 4.3).(6) WärmepumpenDie Wärmebereitstellung durch Wärmepumpen lag 2009 etwa <strong>in</strong> der Größenordnungder Leistung der Solarthermie (ca. 0,4 Prozent). Wärmepumpen entziehen diebereitgestellte Wärme dem Erdreich, dem Wasser, der Luft oder der Sonnene<strong>in</strong>strahlung,sie dienen auch der Klimatisierung. Kritisiert wird, dass sie meist mit fossilerEnergie betrieben werden. Wird die Wärmepumpe jedoch mit Ökostrom betrieben,gehört sie zu den energetisch und ökologisch effizientesten Heiztechniken.Gerade weil die Technologie umstritten ist, spielen die <strong>Kommunen</strong> als Berater undPromotor e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Die <strong>Kommunen</strong> können außerdem ökostrombetriebeneWärmepumpen <strong>in</strong> eigenen Liegenschaften und E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>stallieren, umihre Vorbildfunktion zu erfüllen und selbst Energie und Kosten zu reduzieren.(7) GeothermieGeothermie stand 2009 auf der gleichen Wärmeleistungsstufe wie Solarthermie. Siegenerierte ca. 0,4 Prozent der Gesamtwärme und damit ca. 4,7 Prozent der regenerativenWärme. E<strong>in</strong> merklicher Technologieausbau ist erstmals nach über zwei Dekadenim Jahr 2007 e<strong>in</strong>getreten. 2006 lag die Leistung der Geothermie noch bei 1.938 GWh,im Jahr 2000 bei 1.513 GWh und 1990 mit 1.664 GWh schon auf demselben Niveau.419


C 2Handlungsfeld EnergieAm weitesten verbreitet ist die oberflächennahe Geothermie, die vorwiegend <strong>in</strong>Wohnhäusern und Gewerbebauten zum E<strong>in</strong>satz kommt. Viele <strong>Kommunen</strong> nutzensie bereits für ihre E<strong>in</strong>richtungen. Ihren größten wirtschaftlichen Vorteil gegenüberkonventionellen Heizsystemen entfaltet die Technologie bei größeren Neubautenmit Wärme- und Kühlungsbedarf.<strong>Kommunen</strong> können die Genehmigungsgebühren niedrig ansetzen, um e<strong>in</strong>en Investitionsanreizzu schaffen, und Bebauungsgebiete so planen, dass Erdwärmeanlagen nichtauf z.B. aus Naturschutzgründen sensiblen Flächen gebaut werden ( Kap. A2 4.5).<strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d am Großteil der Tiefengeothermie-Systeme über ihre Stadtwerke oderüber kommunale Gesellschaften und Zweckverbände beteiligt. Auf Grund des notwendigenhohen Investitionsvolumens und der Netz<strong>in</strong>tegration spielen die <strong>Kommunen</strong>e<strong>in</strong>e tragende Rolle bei dieser Art der Geothermie (z.B. für die f<strong>in</strong>anzielle Förderung).420


Handlungsfeld EnergieC 2ME23:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Potenzialanalyse und Flächenmanagement für erneuerbare EnergienDie Ergebnisse von Energiepotenzialanalysen dienen als Grundlage zur kommunalenMaßnahmenkonzipierung und Steuerung der räumlichen Entwicklung mit dem Ziel,zur Substitution fossiler Energieträger beizutragen.Es ist Aufgabe der <strong>Kommunen</strong>, das standortspezifische theoretische, technische, wirtschaftlichePotenzial der erneuerbaren Energien <strong>in</strong>nerhalb ihrer Grenzen zu ermitteln.Ebenso können durch die Festlegung von Flächen für die Nutzung erneuerbarer Energien(z.B. Freiraumsolaranlagen) im Flächennutzungsplan wichtige Vorraussetzungengeschaffen werden.Fester Bestandteil und Ergebnis der Potenzialanalyse s<strong>in</strong>d die Identifizierung und Ausweisungvon Vorranggebieten bzw. Idealstandorten z.B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Karte mit denFlächen der Kommune und deren Kategorisierung <strong>in</strong> Eignungsgrade für die jeweiligeTechnologie (z.B. Solarkataster, wor<strong>in</strong> alle relevanten Angaben wie Neigung, Ausrichtung,Gebäudehöhe und Statik erfasst se<strong>in</strong> sollten).Weitere Schritte für <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d der Aufbau e<strong>in</strong>es effektiven, auf Bürger- und Investorenbeteiligungbasierenden Flächenmanagements (z.B. Flächenbörse) sowie dieFörderung der Bürgerbeteiligung und die Bereitstellung von F<strong>in</strong>anzierungsmodellenzur Potenzialerschließung unter anderem durch Flächenbörsen und Bürgerkraftwerke.Studie über PotenzialanalyseAufbau e<strong>in</strong>es Flächenmanagements<strong>Kommunen</strong>BürgerInvestorenGer<strong>in</strong>ger bis mittlerer Aufwand zur Potenzialerfassung je nach Schärfe der BetrachtungGer<strong>in</strong>ger bis mittlerer Aufwand zum Aufbau e<strong>in</strong>es effektiven FlächenmanagementsFörder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismen für erneuerbare Energien (ME24)Bürgerkraftwerke/-energieanlagen (ME25)Datenerhebung und -analyse zu Energieverbrauch und Bestand der Anlagen erneuerbarerEnergienPotenzialberechnung verschiedener Technologien. Für jede Technologie s<strong>in</strong>d bestimmteMesstechniken erforderlich, z.B.: Zur Standortidentifizierung für Solaranlagenkönnen die Dachflächen im Stadtgebiet per Laserscann<strong>in</strong>g durch e<strong>in</strong> Flugzeugerfasst und bewertet werdenSWOT-Analyse: Methodik, um Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risikendes Untersuchungsobjekts qualitativ aufzulisten und daraus Strategien und MaßnahmenabzuleitenUmsetzung von Maßnahmen zur Bürger- und Investorenbeteiligung und Potenzialerschließung(Flächenbörsen, Bürgerkraftwerke etc.)421


C 2Handlungsfeld EnergieME24:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Förder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismen für erneuerbare EnergienE<strong>in</strong> breites Spektrum an F<strong>in</strong>anzierungsmodellen ist Voraussetzung für die Erhöhungdes Anteils erneuerbarer Energien <strong>in</strong> Regionen.F<strong>in</strong>anzierungsmodelle können nach ihrem Grad des kommunalen E<strong>in</strong>griffs klassifiziertwerden. Die Kommune kann die Rolle des Betreibers, Initiators, Unterstützers und Vermittlerse<strong>in</strong>nehmen. Ausführende Ebenen s<strong>in</strong>d die <strong>Kommunen</strong> selbst oder die Stadtwerke,<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Modellen <strong>in</strong> Kooperation mit lokalen Betrieben und Banken. Mankann grob sechs Modelle unterscheiden:(1) Anlagenbetrieb durch Kommune oder kommunales Unternehmen, f<strong>in</strong>anziert durchEigenmittel oder Kredite(2) Erneuerbare-Energien-Contract<strong>in</strong>g(3) F<strong>in</strong>anzierungsmodelle von Kommune und Stadtwerken für Energieabnehmer(4) Bürgerkraftwerke(5) Investorenprojekte mit BürgerbeteiligungHöhe des F<strong>in</strong>anz-/FörderrahmensKommuneStadtwerkeLokale BetriebeBankenMittlerer Aufwand, je nach F<strong>in</strong>anzierungsmodellF<strong>in</strong>anzielle Maßnahme: <strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Bürgerkraftwerke/-energieanlagen (ME25)Anlagenbetrieb durch Kommune oder kommunales Unternehmen (meist Gründungkommunaler Betreibergesellschaft), f<strong>in</strong>anziert durch Eigenmittel oder Kredite; Ref<strong>in</strong>anzierungüber Strome<strong>in</strong>speisevergütung, Wärmeverkauf, E<strong>in</strong>sparung an Ausgabenfür fossile EnergieErneuerbare-Energien-Contract<strong>in</strong>g: Privatwirtschaftliches Unternehmen plant, errichtet,betreibt, f<strong>in</strong>anziert Anlage im Auftrag der Kommune, die über festgelegtenZeitraum zur Amortisation die Energie abnimmt<strong>Kommunen</strong> und Stadtwerke entwickeln F<strong>in</strong>anzierungsmodelle für Abnehmer vonerneuerbaren Energien: Tarifgestaltung, Lieferverträge, Fonds, Zuschüsse (z.B. AusbauÖkostromvertrieb, Ökostromtarifgestaltung, Ökostrombezug durch Zertifikate,Zuschüsse, Aktion Zukunftscent: Aufschlag auf Strompreis zur F<strong>in</strong>anzierung vonErneuerbare-Energien-Anlagen)Bürgerkraftwerke: Bürger gründen Betreibergesellschaft und f<strong>in</strong>anzieren Anlagedurch Anteile. Kommune kann als Initiator fungieren und Flächen bereitstellen, z.B.organisiert als FlächenbörseInvestorenprojekte mit Bürgerbeteiligung: Kommune schafft planungs- und genehmigungsrechtlicheVoraussetzungen für Dritt<strong>in</strong>vestitionen (Kundenkapitalanlage)für Erneuerbare-Energien-Projekte von F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stituten422


Handlungsfeld EnergieC 2ME25:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Bürgerkraftwerke/-energieanlagenF<strong>in</strong>anzierungs- und Organisationsmodell für wirksamen <strong>Klimaschutz</strong> über e<strong>in</strong>e 100-prozentige Bürgerbeteiligung/-verwaltung. Es ermöglicht den Bürgern und den <strong>Kommunen</strong>den Ausstieg aus der Energieabhängigkeit, bietet den Bürgern e<strong>in</strong>e direkteTeilhabe und stärkt die regionale und lokale Wertschöpfung.Bürgerkraftwerke s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Modell für Bürger, die <strong>in</strong> erneuerbare Energien <strong>in</strong>vestieren wollen,aber ke<strong>in</strong>e eigene Anlage besitzen. Dadurch wird e<strong>in</strong>e Möglichkeit geschaffen, sichals Gesellschafter an der Errichtung z.B. e<strong>in</strong>er Photovoltaik-Anlage zu beteiligen und soselbst Unternehmer und Stromerzeuger zu werden. Die Rendite s<strong>in</strong>d die Gew<strong>in</strong>ne ausdem Verkauf des erzeugten Stroms, dessen Preis durch die staatlich festgelegte E<strong>in</strong>speisevergütungfür 20 Jahre gut kalkulierbar ist. Mögliche Gesellschafts-/Rechtsformen s<strong>in</strong>dz.B. Genossenschaft, Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft, Personengesellschaft.E<strong>in</strong> regionaler Versorger übernimmt die kaufmännische und technische Abwicklung.Die Kommune kann e<strong>in</strong>e aktive Rolle als Berater, Vermittler und Unterstützer e<strong>in</strong>nehmenund e<strong>in</strong> Serviceleistungspaket entwickeln, um die Rollen effektiv auszufüllen.Anzahl der BürgerkraftwerkeAnzahl der BetreiberBürgerRegionale EnergieversorgungsunternehmenKommuneOrganisatorischer Aufwand zur Entwicklung und DurchführungZeitlicher und f<strong>in</strong>anzieller Aufwand für Market<strong>in</strong>g und ÖffentlichkeitsarbeitFörder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismen für erneuerbare Energien (ME24)Potenzialanalyse und Flächenmanagement für erneuerbare Energien (ME23)Entwicklung kommunaler Beratung zu Planung und Durchführung von Bürgerkraftwerken,Gesellschaftsformen, regionalen Erneuerbare-Energien-Firmen, Verträgenmit kommunalen Energieversorgungsunternehmen (EVU)Entwicklung e<strong>in</strong>es Flächenvermittlungs-/-managementsystemsEntwicklung attraktiver Verträge für Kooperation mit kommunalen EVU durch kommunaleEVUMarket<strong>in</strong>gkonzept entwickeln und Neugründern anbietenEventuell Angebot für Planung gesamter Informations- und Öffentlichkeitsarbeit423


C 2Handlungsfeld EnergieLiteratur- undInternettippsAgentur für Erneuerbare Energien (2008): Erneuerbare-Energien-Projekte <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>. ErfolgreichePlanung und Umsetzung, Berl<strong>in</strong>.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2010): Entwicklung der erneuerbarenEnergien <strong>in</strong> Deutschland im Jahr 2009, Berl<strong>in</strong>.Bundesrepublik Deutschland (2010): Nationaler Aktionsplan für erneuerbare Energie gemäß der Richtl<strong>in</strong>ie2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, Berl<strong>in</strong>.DAKS e.V. (2006): Bürger machen Energie. Bürgerkraftwerke – E<strong>in</strong> Handlungsleitfaden, Dresden.DStGB – Deutscher Städte- und Geme<strong>in</strong>debund (2009): Repower<strong>in</strong>g von W<strong>in</strong>denergieanlagen – KommunaleHandlungsmöglichkeiten. Ersetzen von Altanlagen durch moderne W<strong>in</strong>denergieanlagen alsChance für die geme<strong>in</strong>dliche Entwicklung, Berl<strong>in</strong>.Forschungsstelle für Umweltpolitik der Freien Universität Berl<strong>in</strong> (2007): Zukünftiger Ausbau erneuerbarerEnergieträger unter besonderer Berücksichtigung der Bundesländer, Berl<strong>in</strong>.Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT (2010): Potenzialanalyse erneuerbareEnergien für das Gebiet der Stadt und des Landkreises Bamberg. Endbericht, Oberhausen.IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (2007): Erneuerbare Energien <strong>in</strong> <strong>Kommunen</strong>optimal nutzen – Denkanstöße für die Praxis, Berl<strong>in</strong>.Mautz, Rüdiger (2006): Der Ausbau der regenerativen Energien – Chancen und Barrieren, MünsterUBA – Umweltbundesamt (2011): Presse<strong>in</strong>formation Nr. 20/2011: Treibhausgase deutlich unter demLimit, Dessau-Roßlau (www.umweltbundesamt.de/uba-<strong>in</strong>fo-presse/2011/pdf/pd11-020_treibhausgase_deutlich_unter_dem_limit.pdf).Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (2010): Potenziell treibende Kräfte und potenzielle Barrierenfür den Ausbau erneuerbarer Energien aus <strong>in</strong>tegrativer Sicht, Wuppertal.www.biogas.orgwww.buerger-kraftwerke.dewww.erneuerbare-energien.dewww.grosswaermepumpen.dewww.kommunal-erneuerbar.dewww.repower<strong>in</strong>g-kommunal.dewww.thema-energie.de/energie-erzeugen/erneuerbare-energien/biomasse.htmlwww.waermepumpe.dewww.w<strong>in</strong>d-energie.de (Bundesverband W<strong>in</strong>denergie e.V.)www.w<strong>in</strong>d<strong>in</strong>formation.dewww.unendlich-viel-energie.de424


C 3C3 Handlungsfeld VerkehrDer Anteil des Verkehrs am Kohlendioxidausstoß <strong>in</strong> Deutschland lag im Jahr 2007mit 20,1 Prozent (Straßenverkehr 19,1 Prozent) h<strong>in</strong>ter dem Energiesektor (51 Prozent)an zweiter Stelle.Quellgruppe Anteil <strong>in</strong> % Veränderung zu 1990 <strong>in</strong> %Verkehr 20,2 -6,3darunter Straßenverkehr 19,3 -3,7Energiewirtschaft 46,8 -15,2Haushalte 13,9 -19,4Verarbeitendes Gewerbe 12,6 -38,8Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 5,3 -38,2In Deutschland s<strong>in</strong>ken nach Angaben des Umweltbundesamtes (2009) seit 1990 <strong>in</strong>fast allen Bereichen die CO 2 -Emissionen zum Teil erheblich. Der Verkehrssektor bildetdabei jedoch e<strong>in</strong>e Ausnahme, bed<strong>in</strong>gt durch den Anstieg des Verkehrsaufwands.Zwischen 1991 und 2007 erhöhte sich der Verkehrsaufwand im Güterverkehr – gemessen<strong>in</strong> Tonnenkilometern – um 66 Prozent und im Personenverkehr – gemessen<strong>in</strong> Personenkilometern – um 26 Prozent. Laut NABU (www.nabu.de/themen/verkehr/verkehrundklimaschutz/sorgenk<strong>in</strong>dverkehr/#, o. J.) s<strong>in</strong>d die CO 2 -Emissionen des Verkehrsum mehr als elf Prozent angestiegen, während im vergangenen Jahrzehnt dieCO 2 -Emissionen <strong>in</strong>sgesamt um 15 Prozent zurückgegangen s<strong>in</strong>d.Der Ausstoß pro Automobil konnte seit 1990 zwar durch s<strong>in</strong>kenden Verbrauch reduziertwerden, durch den steigenden Verkehr nahmen die Gesamtemissionen desAutoverkehrs jedoch zu. Die Emissionsberichterstattung 2009 im Rahmen der UnitedNations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) gibt für den Straßenverkehrssektore<strong>in</strong>en Anteil von 17,1 Prozent an den Gesamtemissionen fürDeutschland an. Laut UBA-Szenario muss hier e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derung von 30 MillionenTonnen CO 2 bis 2020 gegenüber 2005 angestrebt werden (2007). Mittlerweile hatsich jedoch herausgestellt, dass im Verkehr bis 2020 e<strong>in</strong>e Treibhausgas-Emissionsm<strong>in</strong>derungvon m<strong>in</strong>destens 40 Millionen Tonnen notwendig wird, da <strong>in</strong> anderen Bereichen– vor allem im Kraftwerksbereich – angestrebte M<strong>in</strong>derungspotenzialeger<strong>in</strong>ger ausfallen (UBA 2010, S. 11).Damit der Verkehr auf lange Sicht zur CO 2 -M<strong>in</strong>derung und zum <strong>Klimaschutz</strong> beiträgt,ist es erforderlich, e<strong>in</strong>e Mobilität mit weniger verkehrsbed<strong>in</strong>gten CO 2 -Emissionen zuermöglichen. Hierfür muss e<strong>in</strong> Bündel zusätzlicher Maßnahmen und Instrumente ergriffenund e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die <strong>Kommunen</strong> bilden hier – neben den Verantwortungsbereichenvon Bund und Ländern – e<strong>in</strong>e wichtige Umsetzungsebene.Relevanz des Verkehrs fürden <strong>Klimaschutz</strong>Tabelle 2:Energiebed<strong>in</strong>gte CO 2 -Emissionen <strong>in</strong> Deutschlandim Jahr 2008: Verkehr imVergleich zu anderenQuellgruppenQuelle:Umweltbundesamt,Emissionsberichterstattungder BundesrepublikDeutschland 2010;CRF-Tabellen 1990–2008,Berichtstabellen nach demCommon Report<strong>in</strong>g Formatfür die Emissionsberichterstattungunter der KlimarahmenkonventionderVere<strong>in</strong>ten Nationen, April2010 (Stand: 15.1.2010,www.umweltbundesamt.de/emissionen/publikationen.htm)Kommunale Möglichkeitenim HandlungsfeldDa Verkehr e<strong>in</strong>e notwendige Begleitersche<strong>in</strong>ung moderner Industrie- und Dienstleistungsgesellschaftenist und wirtschaftliche wie soziale Ursachen hat, gilt es die Mobilitätsbedürfnisseund -erfordernisse des E<strong>in</strong>zelnen, der Gesellschaft und auch derWirtschaft <strong>in</strong> den Vordergrund zu rücken und gute Ansätze zu entwickeln, wie diesemöglichst umweltverträglich, ressourcenschonend und klimafreundlich realisiert werdenkönnen.Zur Erschließung von Potenzialen <strong>in</strong> diesem Handlungsfeld tragen technologische,regulatorische und fiskalische Maßnahmen bei, die oftmals nicht <strong>in</strong> der kommunalenHandlungshoheit liegen, wohl aber teilweise kommunal umgesetzt werden. Aberauch <strong>Kommunen</strong> können e<strong>in</strong>en nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur CO 2 -M<strong>in</strong>-425


C 3Handlungsfeld Verkehrderung im Verkehr leisten ( Kap. A1 1.2). Die Möglichkeiten der städtischen Verkehrsplanungbeziehen sich <strong>in</strong>sbesondere auf den Innerortsverkehr, der für e<strong>in</strong> Viertelder CO 2 -Emissionen des gesamten Verkehrs verantwortlich ist. Das Potenzial derEmissionsreduktion ist aber größer, denn e<strong>in</strong> sehr hoher Anteil des Verkehrs hat e<strong>in</strong>enregionalen Bezug.Zu beachten ist dabei, dass isolierte E<strong>in</strong>zelmaßnahmen oft zu kurz greifen und ke<strong>in</strong>eausreichende Wirkungstiefe aufweisen. Sie werden nämlich oft durch nicht <strong>in</strong>tendierteFolgewirkungen wie Zunahme der Verkehrsmenge kompensiert. Vielmehr bedeutet<strong>Klimaschutz</strong> im Verkehrsbereich e<strong>in</strong>e umfassende und komplexe Problemstellung undAufgabe. Maßnahmen sollen dabei zu e<strong>in</strong>er verträglicheren Gestaltung des Verkehrsbeitragen, so dass dieser effizienter, leiser, sauberer und sicherer umgesetzt werdenkann. Insbesondere umfasst der Handlungsbereich verkehrsbee<strong>in</strong>flussende Maßnahmen,die e<strong>in</strong>en Beitrag leisten zuVerkehrsvermeidung (also Bee<strong>in</strong>flussung des Bedarfs nach Verkehr zu dessen Reduktionsowie Verkürzung von Wegstrecken),Verkehrsverlagerung (Verlagerung des Verkehrs auf umweltverträglichere Verkehrsträger)undVerkehrsoptimierung (bessere Auslastung von bestehenden Kapazitäten im Verkehr).<strong>Klimaschutz</strong> für den Verkehrsbereich muss also auf umfassende Konzepte und Maßnahmenbündelzurückgreifen, um die erwünschte Wirkungstiefe zu erreichen. Dementsprechendwerden <strong>in</strong> diesem Leitfaden auch nicht verkehrsträgerspezifischeMaßnahmen vorgestellt. Vielmehr beziehen sich die Maßnahmen und Instrumenteauf folgende komplexe Handlungsbereiche von <strong>Kommunen</strong>:Integrierte Stadt- und VerkehrsplanungMV1 Urbanität durch NutzungsmischungMV2 Innen- vor Außenentwicklung/Bestand vor NeubauMV3 Umgang mit ruhendem Verkehr/ParkraummanagementMV4 Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden VerkehrsströmeMV5 ÖPNV als RückgratMV6 Intermodalität – SchnittstellenoptimierungFörderung der NahmobilitätMV7 Förderung des Fuß- und Radverkehrs als SystemMV8 Verkehrsberuhigung und -verflüssigungMV9 Kommunikationsstrategie/Awareness-KampagneMV10 Institutionalisierung der Belange von RadfahrernMobilitätsmanagementMV11 Kommunale Mobilitätsberatung von BetriebenMV12 Mobilitätsmanagement im kommunalen FuhrparkMV13 Individuelle MobilitätsberatungMV14 Wohnungsbezogenes MobilitätsmanagementAlternative Antriebe/Potenziale der ElektromobilitätMV15 Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastrukturMV16 Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-FahrzeugeMV17 Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den eigenen Fuhrpark426


Handlungsfeld VerkehrC 3Städtischer Wirtschafts- und GüterverkehrMV18 Verkehrsoptimierung durch FührungsnetzeMV19 Stadt-LogistikMV20 Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter LösungenMV21 Güterverkehrszentrum/Komb<strong>in</strong>ierter VerkehrMV22 Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische TransportkettenMV23 Regionale WirtschaftskreisläufeMV24 UmweltzoneFür die Umsetzung <strong>in</strong> diesen Bereichen stehen den <strong>Kommunen</strong> unterschiedliche Instrumenteund Möglichkeiten zur Verfügung ( Kap. B6 2.1). Grob differenziert s<strong>in</strong>ddies:Regulationen und Ordnungsrecht (z.B. Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen, E<strong>in</strong>fahrverboteund Nutzervorteile etc.)Fiskalische und marktwirtschaftliche Instrumente (z.B. Parkgebühren)Stadt- und verkehrsplanerische Maßnahmen (z.B. ÖPNV- und Radverkehrsnetze,Straßenraumaufteilung, Querungsmöglichkeiten, Masterpläne, Verkehrsentwicklungspläne)Organisation und Kommunikation (Mobilitätsmanagement und aufklärerischeKampagnen meist zur Schaffung von mehr Awareness für das Thema)Welches Instrument oder welche Komb<strong>in</strong>ation von Instrumenten sich für die Umsetzungvon Maßnahmen besten eignet, hängt stark von der jeweiligen Kommuneund deren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ab.So ist auch die Verankerung des Themas Klimaschonende Mobilität <strong>in</strong> den Institutionenund Abläufen der Verwaltung e<strong>in</strong> sehr relevanter Aspekt. Der Leitfaden „<strong>Klimaschutz</strong>im Stadtverkehr“ des Umweltbundesamtes (UBA 2010) gibt hierzuH<strong>in</strong>weise. So s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Steuerungsgruppe aus Mitgliedern der entsprechendenAbteilungen der Stadtverwaltung s<strong>in</strong>nvoll und die Def<strong>in</strong>ition von klarenVerantwortlichkeiten notwendig. Begleitet werden sollte e<strong>in</strong>e solche Steuerungsgruppedurch e<strong>in</strong>en externen Beirat oder e<strong>in</strong>en Runden Tisch.Neben lokalen Besonderheiten bee<strong>in</strong>flussen siedlungsstrukturelle Eigenschaften desjeweiligen Gebietes das Verkehrsverhalten entscheidend. So s<strong>in</strong>d Siedlungsstrukturund Topographie e<strong>in</strong> wichtiger Faktor für die Nutzung oder Nichtnutzung nicht-motorisierterVerkehrsmittel. Zu große Entfernungen oder Steigungen zwischen Startpunktund Ziel verh<strong>in</strong>dern das Fahrradfahren und das Zufußgehen. Durch Förderungder Stadt der kurzen Wege werden die Nutzung des Rads oder das Zufußgehen attraktiver,gleichzeitig werden Wege <strong>in</strong> Entfernungsbereiche verlagert, <strong>in</strong> denen nichtmotorisierteVerkehrsmittel nutzbar s<strong>in</strong>d.Aber auch beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stehen Raumstrukturund Verkehrsangebot <strong>in</strong> engem Zusammenhang. In Räumen mit ger<strong>in</strong>ger, zeitlichund räumlich disperser und nur schwer bündelbarer Nachfrage beschränkt sich dasAngebot häufig nur auf nachfragestärkere Zeiten und orientiert sich am Schülerverkehrsaufkommenund entsprechenden Wegeverb<strong>in</strong>dungen. In Nebenverkehrszeitenwerktags und an Wochenenden ist das Fahrtenangebot oftmals sehr ausgedünntoder es existiert überhaupt nicht. Hier gilt es neue Formen zwischen konventionellemÖPNV und Individualverkehr zu entwickeln, die den zielgruppenspezifischen räumlichenund zeitlichen Anforderungen entgegenkommen.Kommunale InstrumenteRahmenbed<strong>in</strong>gungen427


C 3Handlungsfeld VerkehrWirkungsabschätzungE<strong>in</strong>e weitere relevante Rahmenbed<strong>in</strong>gung für die Umsetzbarkeit von Maßnahmenzur M<strong>in</strong>derung der Emissionen im Verkehrsbereich ist die absehbare demografischeEntwicklung der Kommune. So sollte grundsätzlich <strong>in</strong> Gebieten mit rückläufiger Bevölkerungszahlvon der Inanspruchnahme weiterer Fläche Abstand genommen werden.Innenentwicklung sollte Priorität vor Außenentwicklung genießen. Generellsollte sich an bestehenden Infrastrukturen orientiert und ausgerichtet werden.Viele Maßnahmen im Verkehrsbereich, die dem <strong>Klimaschutz</strong> zuträglich s<strong>in</strong>d, werdennicht (alle<strong>in</strong>) zu diesem Zweck durchgeführt. Die Stärkung des ÖPNV dient z.B. derAufgabe der Dase<strong>in</strong>svorsorge, und die Förderung der Nahmobilität soll die urbaneAufenthalts- und Lebensqualität steigern. Die meisten Maßnahmenbündel im Verkehrsbereichentfalten also ihre Wirkung e<strong>in</strong>erseits auch über den re<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>h<strong>in</strong>aus, andererseits s<strong>in</strong>d ihre Effekte auf die CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen oftmals schlechtquantifizierbar ( Kap. B5 5). Aber auch wenn quantitative Angaben zu CO 2 -M<strong>in</strong>derungspotenzialenim Verkehrsbereich schlecht möglich s<strong>in</strong>d, sollte an e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerungdes motorisierten Verkehrs festgehalten werden, da hierüber auch andereZielsetzungen verfolgt werden können, wie die Verbesserung der Luftqualität, Lärmreduktionund die Erhöhung von Sicherheit und Lebensqualität.So ist z.B. das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en <strong>Klimaschutz</strong>konzeptenfür e<strong>in</strong>zelne <strong>Kommunen</strong> dazu übergegangen, für den verkehrlichen Bereichdie Bedeutung der e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen für das Gesamtkonzept als Prioritätskriteriumzu verwenden.Literatur- undInternettippsifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung (2010): Klimakonzept Mannheim 2020, Heidelberg.NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. (o. J.): Sorgenk<strong>in</strong>d Verkehr. Mobilität und <strong>Klimaschutz</strong>,www.nabu.de/themen/verkehr/verkehrundklimaschutz/sorgenk<strong>in</strong>dverkehr/#UBA – Umweltbundesamt (2007): <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> Deutschland: 40%-Senkung der CO2-Emissionen bis2020 gegenüber 1990, Dessau.UBA – Umweltbundesamt (2009): Emissionsberichterstattung der Bundesrepublik Deutschland 2009,CRF-Tabellen 1990–2007, Berichtstabellen nach dem Common Report<strong>in</strong>g Format für die Emissionsberichterstattungunter der Klimarahmenkonvention der Vere<strong>in</strong>ten Nationen, April 2009, www.umweltbundesamt.de/emissionen/publikationen.htmUBA – Umweltbundesamt (2010): CO 2 -Emissionsm<strong>in</strong>derung im Verkehr <strong>in</strong> Deutschland. Mögliche Maßnahmenund ihre M<strong>in</strong>derungspotenziale, Dessau.UBA – Umweltbundesamt (2010): Leitfaden <strong>Klimaschutz</strong> im Stadtverkehr, www.umweltbundesamt.de/uba-<strong>in</strong>fo-medien/4023.htmlVCÖ (o.J.): VCÖ-Leitfaden Klimafreundlicher mobil. Tipps und Tricks, die Umwelt und Geldbörse schonen,Wien, www.vcoe.at428


Handlungsfeld VerkehrC 31. Integrierte Stadt- und VerkehrsplanungNachhaltige Planung und Politik beschränken sich im Verkehrsbereich nicht auf Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturund Verkehrsbetrieb, auf Verkehrsabwicklung und gegebenenfallsVerkehrsmittelnutzung. Auch die räumlichen Verflechtungen und die zurückgelegtenDistanzen s<strong>in</strong>d von Bedeutung. E<strong>in</strong>e weitere Zunahme der Verkehrs<strong>in</strong>tensität verbundenmit e<strong>in</strong>er verkehrsabhängigen Entwicklung räumlicher Strukturen und der Zunahmedes Energieverbrauchs ist nicht vere<strong>in</strong>bar mit nachhaltiger Entwicklung und<strong>Klimaschutz</strong>, da hierdurch mit weiter steigenden CO 2 -Emissionen und zu rechnen ist.Qualitäten e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Stadtentwicklungs- und Verkehrsplanung liegen dabei<strong>in</strong> der Integration der teilweise isolierten Planungsgrundlagen, wie Flächennutzungsplan,Verkehrsentwicklungsplan, Landschaftsplan und Lärmm<strong>in</strong>derungsplan. Weiterh<strong>in</strong>hat sich als wichtig erwiesen, dass aufgrund der regionalen Verflechtungen diePlanvorhaben auch <strong>in</strong>terkommunal abgestimmt werden und Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgersich an den Planungsprozessen beteiligen können ( Kap. A4 3.3).Integrierte Stadt- und Verkehrsplanung legt das Schwergewicht auf die Bestandserhaltungund die Ermöglichung von flächen- und verkehrssparsamem Handeln derBevölkerung <strong>in</strong> diesen Strukturen. Wichtig hierfür ist das richtige Maß an baulicherDichte und Nutzungsmischung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>räumigen Siedlungsstrukturen. Verstärkt werdenkann die verkehrsm<strong>in</strong>dernde Raumnutzung durch organisatorische und preislicheKonzepte, die der Herstellung von „Kostenwahrheit“ zuträglich s<strong>in</strong>d. Alszukunftsfähig zeigen sich auf der stadtplanerischen Seite autoarme Stadtquartiere( Kap. C3 3) und Zentrenkonzepte, die e<strong>in</strong>e nahräumliche Versorgung ermöglichen.Auf der verkehrsplanerischen Seite bildet die Stärkung der raum- und umweltverträglichenMobilität e<strong>in</strong>en Schwerpunkt. So sollte sich die Erschließung von Neubaugebietengrundsätzlich am ÖPNV orientieren und Verkehrsverr<strong>in</strong>gerung über Anreizefür verkehrssparsames Verhalten gefördert werden.Bei der Gestaltung der persönlichen Mobilität <strong>in</strong> Alltag und Freizeit kommt nebender umweltfreundlichen Nahmobilität ( Kap. C3 2) vor allem dem ÖPNV e<strong>in</strong>e herausragendeRolle zu, <strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>e vom privaten Auto unabhängige und zudemumweltgerechtere Mobilität für alle Bevölkerungsgruppen sichert. E<strong>in</strong>e Verschiebungdes Modal-Split-Anteils zugunsten des ÖPNV, <strong>in</strong>sbesondere des Schienenverkehrs,trägt zur CO 2 -M<strong>in</strong>derung bei. Dessen spezifische Emissionen pro Personenkilometerliegen nämlich weit unterhalb der Werte des motorisierten Individualverkehrs (MIV).Die Verbesserung des ÖPNV sollte jedoch immer mit Maßnahmen zur Vermeidungdes motorisierten Individualverkehrs und zur Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrsverknüpft werden. Dies gilt auch für den ländlichen Raum.Neben Konzepten zur Förderung des ÖPNV s<strong>in</strong>d Maßnahmen, die die Verknüpfungvon Elementen des Umweltverbundes optimieren, e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrierterVerkehrs- und Raumplanung. So kann z.B. die Vernetzung („Bike & Ride“)von Fahrrad- und öffentlichem Verkehr (ÖV) e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Entschärfungder kommunalen Verkehrsprobleme leisten. Insbesondere für die FahrtzweckeArbeit und Wochenendfreizeitverkehr – dort werden besonders lange Wege zurückgelegtund ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) traditionell sehrhoch – kann auch die Komb<strong>in</strong>ation von Pkw und Fahrrad e<strong>in</strong>e Alternative zur Pkw-Nutzung se<strong>in</strong>. Bedeutung und Potenziale der Vernetzung des nichtmotorisierten Verkehrs(NMV) mit dem ÖV hängen u.a. von der Struktur der jeweiligen Region ab, wobeidie größten Potenziale <strong>in</strong> großen Ballungsräumen und den Städten realisierbar s<strong>in</strong>d.Integration vonPlanungsgrundlagen und<strong>in</strong>terkommunaleAbstimmungIntermodalität429


C 3Handlungsfeld VerkehrPraxis-BeispielWeitere Informationen:www.tuvpt.de/abgeschlossene-projekte/pnvregion/nahvis.htmlwww.tuvpt.de/fileadm<strong>in</strong>/pdf/PNVRegion/PNVRegionBroschuere.pdfHotzenwald: Halb-flexibles ÖPNV-Angebot für den ländlichen RaumIm Rahmen e<strong>in</strong>es vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung durchgeführten Umsetzungsprojektswurde e<strong>in</strong> halb-flexibles, halb-l<strong>in</strong>iengebundenes ÖPNV-Angebot für den ländlichen Raum entwickelt.E<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>bus, genannt Hotzenflex, bediente auf festen Routen den stark zersiedelten Raum desHotzenwalds. Auf vorherige Anmeldung ermöglichte er auch außerhalb der L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Tür-zu-Tür-Beförderung.Das Projekt komb<strong>in</strong>iert damit Vorteile beider Angebotsarten. Es reagiert auf Wünsche ausder älteren Bevölkerung. Diese empf<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>ien- und fahrplangebundenes Angebot als zuverlässiger,kann aber die weiten Wege zu den Haltestellen im ländlichen und bergigen Raum des Hotzenwaldesnicht bewältigen. Die Älteren benötigen vorrangig e<strong>in</strong> Angebot zur Flächenerschließung <strong>in</strong>nerhalb ihrerOrtschaften oder zwischen e<strong>in</strong>zelnen Ortsteilen oder Nachbargeme<strong>in</strong>den, weniger e<strong>in</strong> Fahrtenangebot<strong>in</strong> die nächstgrößeren Geme<strong>in</strong>den.Praxis-BeispielWeitere Informationen:www.ast-griesheim.de,www.dad<strong>in</strong>a.de,www.rmv.deGriesheim: Anruf-Sammel-Taxi für den suburbanen RaumDie Stadt Griesheim liegt mit ihren ca. 26.000 E<strong>in</strong>wohnern etwa e<strong>in</strong>en Kilometer westlich der StadtDarmstadt. E<strong>in</strong>e Straßenbahnl<strong>in</strong>ie stellt e<strong>in</strong> wichtiges Rückgrat der Verkehrsbeziehung sowohl für dieSchul- und Arbeitswege, als auch für E<strong>in</strong>kaufs- und Freizeitwege dar. Die Straßenbahnl<strong>in</strong>ie zieht sichdurch Griesheim <strong>in</strong> voller Länge, und aufgrund der schmalen, langgestreckten Form der Kommune iste<strong>in</strong>e Haltestelle von nahezu jedem Wohnstandort aus fußläufig zu erreichen. Auf Grund des größerwerdenden Anteils der älteren Bevölkerung galt es zu überlegen, wie trotz dieser sehr guten Grundversorgungdurch die Straßenbahn e<strong>in</strong> Zubr<strong>in</strong>gerverkehr zu den Straßenbahnhaltestellen respektive<strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> Stadtverkehr gestaltet werden kann. Resultat war die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Anruf-Sammel-Taxis (AST), für das 70 Haltepunkte <strong>in</strong>nerhalb des Stadtgebietes e<strong>in</strong>gerichtet wurden. Betreiber des imJuli 2005 e<strong>in</strong>geführten AST ist e<strong>in</strong> privates Unternehmen. Zielgruppe s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Ältere undMenschen mit e<strong>in</strong>geschränkter Mobilität. Diese können nach vorheriger telefonischer Anmeldung im30-M<strong>in</strong>uten-Rhythmus an e<strong>in</strong>er der über 70 AST-Haltestellen zusteigen. In begründeten Ausnahmenfällen(Glatteis, Gehbeh<strong>in</strong>derungen etc.) erhalten die Fahrgäste e<strong>in</strong>e Tür-zu-Tür-Beförderung. Genutztwird das AST <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für <strong>in</strong>nerstädtische Wege und weniger als Straßenbahnzubr<strong>in</strong>ger, wie ursprünglichgeplant.Praxis-BeispielMa<strong>in</strong>z: Verknüpfung ÖPNV und RadverkehrDie Landeshauptstadt Ma<strong>in</strong>z hat zusammen mit der Ma<strong>in</strong>zer Verkehrsgesellschaft (MVG) e<strong>in</strong> Konzeptfür e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives Fahrradverleihsystem entwickelt und damit 2009 den ersten Preis zur Förderung alsModellvorhaben des BMVBS gewonnen. Das Besondere an diesem Konzept besteht <strong>in</strong> der Verknüpfungdes klimafreundlichen und energieeffizienten ÖPNV mit e<strong>in</strong>em Verleihsystem. Zu diesem Zweckwerden im Ma<strong>in</strong>zer Stadtgebiet 120 Stationen vorrangig <strong>in</strong> der Nähe von Haltestellen der MVG errichtet.Diese werden mit e<strong>in</strong>er vom Stromnetz unabhängigen Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Die Bezahlungerfolgt über das sogenannte E-Ticket<strong>in</strong>g (berührungslose Anwendung der VDV-KA-Karte),welches langfristig die herkömmlichen Fahrkarten der MVG ersetzen wird.Nachhaltige Raum- und Verkehrsentwicklung erfordert e<strong>in</strong>en komplexen Handlungsansatz,der Push- und Pull-Maßnahmen umfasst. Da Veränderungen zum Besserenhäufig schnell vergessen werden, gilt es diese Vorteile besonders im Bewusstse<strong>in</strong> zuverankern. Parkraummanagement mit Quartiersgaragen schafft Flächen für das K<strong>in</strong>derspiel,Sperrungen für den Durchgangsverkehr und Geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungenoder Pförtneranlagen entlasten empf<strong>in</strong>dliche Bereiche, Vorrangschaltungen fürden ÖPNV machen den Busverkehr komfortabler und zuverlässiger. Zufußgehenund Radfahren s<strong>in</strong>d gesund.430


Handlungsfeld VerkehrC 3MV1:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteUrbanität durch NutzungsmischungWirkungsweise:Nutzungsmischung, kompakte Strukturen und quartiersbezogene Zentrenkonzeptes<strong>in</strong>d notwendige Voraussetzungen für Urbanität und tragen zu e<strong>in</strong>er verbesserten Erreichbarkeitund Erschließung von Nutzungen und Zielen bei. Verträgliche Dichte undausgewogene Mischung ermöglichen kurze Wege und leisten somit e<strong>in</strong>en Beitrag zurReduktion des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und der daraus resultierendenEmissionen.Ziele:Erhalt bzw. Schaffung von MischnutzungenFlächen- und Verkehrssparsamkeit durch NutzungsmischungErhalt und Entwicklung von Lebens- und Aufenthaltsqualität(Re)Vitalisierung von urbanen Räumen und QuartierenAnteil Wohnnutzung im StadtkernAnteil Gewerbe <strong>in</strong> WohngebietenAnteil Erholungsfläche im QuartierVerr<strong>in</strong>gerung der durchschnittlichen Distanz von Versorgungse<strong>in</strong>richtungen undWohnstandortenLangfriststrategieÜberschaubare Kosten für KonzeptentwicklungÜbernahme der Maßnahmen und Umsetzungen durch die Akteure vor OrtLangfristig Schaffung der Stelle e<strong>in</strong>es Stadtteilmanagers oder E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>esQuartiersbürosInnen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Stadtlogistik (MV19)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Umweltzone (MV24)Entwicklung e<strong>in</strong>es ZentrenkonzeptsVerknüpfung mit übergeordneten PlanverfahrenE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es möglichst breiten lokalen Bündnisses von Personen und InstitutionenE<strong>in</strong>führung von QuartiersmanagementBeteiligungskonzept und Kommunikationsstrategie431


C 3Handlungsfeld VerkehrMV2:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteInnen- vor Außenentwicklung/Bestand vor NeubauWirkungsweise:E<strong>in</strong>e nachhaltige Siedlungs- und Verkehrsentwicklung basiert auf der Verknüpfung vonStandort- und Verkehrsplanung. Bestehende Strukturen gilt es dabei zu erhalten undweiterzuentwickeln, statt weitere Flächen zu versiegeln oder die Verkehrs<strong>in</strong>frastrukturauszuweiten. Kompakte Strukturen und Innenentwicklung schaffen gute Voraussetzungenfür kurze Wege und leisten somit e<strong>in</strong>en Beitrag zur Reduktion des motorisiertenIndividualverkehrs (MIV).Ziele:Urbanität und FlächensparsamkeitErhalt bzw. Schaffung dichter, kompakter Strukturen und NachverdichtungenVerkehrliche Erschließung über bestehende Verkehrsangebote und e<strong>in</strong>e umfeldgerechteAbwicklungSiedlungsdichte anhand E<strong>in</strong>wohner pro QuadratmeterRelation von Neubauerschließung, Brachflächen und Bauvorhaben zur NachverdichtungGemessene Änderung im Verkehrsverhalten (kürzere Wege/mehr Fuß- und Radwege)LangfriststrategiePlanung und Umsetzung größtenteils im Rahmen der vorhandenen Stellen und desbestehenden EtatsUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Erfassung <strong>in</strong>nerstädtischer Flächenpotenziale/BrachflächenkatasterSchließung von Baulücken und NachverdichtungGew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong>nerstädtischen Wohnraums durch Um- und Ausbau bestehender GebäudeDef<strong>in</strong>ition von Auflagen: Verkehrssparsame Erschließung als Voraussetzung für NeubauSchaffung von direkten Naherholungsmöglichkeiten z.B. <strong>in</strong> den Block<strong>in</strong>nenbereichenAm Bedarf orientierte Umnutzung von Gebäuden und Strukturen432


Handlungsfeld VerkehrC 3MV3:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteUmgang mit ruhendem Verkehr/ParkraummanagementWirkungsweise:E<strong>in</strong> zentrales Problem <strong>in</strong> Innenstädten stellt der ruhende Verkehr dar. Durch konsequenteParkraumbewirtschaftung im öffentlichen Raum soll e<strong>in</strong>erseits die Dom<strong>in</strong>anz des motorisiertenIndividualverkehrs (MIV) e<strong>in</strong>geschränkt werden, um somit höhere Qualitätenfür Aufenthalt und umweltfreundlichere Formen der Fortbewegung zu schaffen. Andererseitsmüssen ausreichend Stellplätze für Anwohner bereitgehalten werden, um Parksuchverkehrzu m<strong>in</strong>imieren und Randwanderung entgegenzuwirken. So könnenbeispielsweise Anwohnergaragen durch E<strong>in</strong>nahmen der Parkraumbewirtschaftung subventioniertwerden. Parkraumbewirtschaftung zielt dabei <strong>in</strong>sbesondere auf e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielleBeteiligung der Haushalte von Umlandgeme<strong>in</strong>den (E<strong>in</strong>pendler, Shopp<strong>in</strong>gbesucher)ab. Parallel dazu müssen für die neu geschaffenen Stellplätze Parkflächen im öffentlichenRaum abgebaut und Anreizstrukturen für e<strong>in</strong> urbanes Leben ohne eigenes Auto gesetztwerden, damit der Problemdruck tatsächlich reduziert werden kann.Ziele:Reduktion des Parksuchverkehrs und der dadurch erzeugten EmissionenM<strong>in</strong>imierung von Lärm und Sicherheitsbee<strong>in</strong>trächtigungen für Fußgänger und Radfahrerdurch zugeparkten Straßenraum und ÜbergängeMehr Straßenraum für den Umweltverbund, Verbesserung der Aufenthaltsqualität,ästhetische AufwertungAttraktivitätssteigerung der Quartiere als Wohn- und auch als ArbeitsortAnzahl Stellplätze (öffentlich, privat)/Nachbarschaftsgaragen/Stellplatz-DoppelnutzungVerkehrserhebung: M<strong>in</strong>derung das MIV-AufkommensHaushaltserhebung: Anzahl autofreier Haushalte/Anzahl Autos pro HaushaltLangfristige Umsetzung <strong>in</strong> BestandsquartierenMittelfristiger Horizont über kreative Kooperationen für Mehrfachnutzung von StellplätzenBei Neubau: Erzielung e<strong>in</strong>es schnelleren Ergebnisses mittels Stellplatzsatzung undgleichzeitiger Reduktion von Parkflächen im öffentlichen RaumZum Teil Subventionierung der Kosten über die ParkraumbewirtschaftungSteuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MV15)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Analyse der vorhandenen Stellplätze <strong>in</strong>klusive nicht öffentlicher Möglichkeiten undFestlegung der benötigten Stellplätze für AnwohnerErstellung e<strong>in</strong>es Parkraummanagementkonzepts433


C 3Handlungsfeld VerkehrKooperation mit ansässigen Unternehmen und Immobilienbesitzern zur besserenAusnutzung vorhandener Parkmöglichkeiten z.B. <strong>in</strong> TiefgaragenReduktion der öffentlichen Parkflächen parallel zur Schaffung von Anwohner-Stellplätzenim nicht öffentlichen RaumKonsequente Bewirtschaftung der öffentlichen ParkplätzeNutzung von Erträgen der Parkraumbewirtschaftung zur Errichtung von Quartiersgaragen434


Handlungsfeld VerkehrC 3MV4:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteSteuerung der e<strong>in</strong>kommenden VerkehrsströmeWirkungsweise:E<strong>in</strong>e nachhaltige und emissionsarme Stadt- und Verkehrsentwicklung ist mit e<strong>in</strong>em steigendenAutoverkehrsaufkommen nicht vere<strong>in</strong>bar. Neben Pull-Maßnahmen für den Umweltverbunds<strong>in</strong>d Push-Maßnahmen bezogen auf den motorisierten Individualverkehr(MIV) stärker wirksam. Zu den E<strong>in</strong>schränkungen gehören z.B. Pförtneranlagen, Bewirtschaftungskonzepteund Rückbau von mehrspurigen Autostraßen <strong>in</strong> empf<strong>in</strong>dlichen <strong>in</strong>nerstädtischenBereichen. Dynamische (Park-)Leitsysteme, die auch den Übergang zumÖPNV anregen, sowie e<strong>in</strong> niedriges <strong>in</strong>nerstädtisches Geschw<strong>in</strong>digkeitsniveau tragenzu e<strong>in</strong>er Verlagerung und Reduktion von e<strong>in</strong>kommenden Autoverkehrsströmen bei.Ziele:Reduzierung des MIV auf e<strong>in</strong> stadtverträgliches Maß, orientiert an der Belastbarkeitdes Lebensraums StadtEntlastung von <strong>in</strong>nerstädtischen Straßen durch e<strong>in</strong>schränkende Maßnahmen undeventuell Ausbau von UmgehungsmöglichkeitenAbnahme der Pendelbeziehungen, vor allem der MIV-E<strong>in</strong>pendlerInsgesamt handelt es sich um e<strong>in</strong>e LangfriststrategieTechnische und bauliche Infrastrukturmaßnahmen s<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>anziell meist aufwendigUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Innen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Erhebung des E<strong>in</strong>-, Aus- und B<strong>in</strong>nenpendelverkehrs – kle<strong>in</strong>teilige Betrachtung aufQuartiers- und teilweise StraßenzugebeneAnalyse und Festsetzung e<strong>in</strong>es Maßes an „verträglichem“ Autoverkehr für empf<strong>in</strong>dliche<strong>in</strong>nerstädtische BereicheUmsetzung von e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>en zur Steuerung und M<strong>in</strong>derung des e<strong>in</strong>kommendenVerkehrsPförtnerlichtsignalanlagenGeschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungenParkraumbewirtschaftungStraßenrückbau/(temporäre) E<strong>in</strong>bahnstraßenregelungenUmnutzung von Autofahrstreifen zu Radwegen435


C 3Handlungsfeld VerkehrMV5:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteÖPNV als Rückgrat e<strong>in</strong>es kommunalen VerkehrssystemsStadt:Vorzug des Ausbaus des ÖPNV mit Vorrangschaltung gegenüber dem Netz des motorisiertenIndividualverkehrs (MIV). E<strong>in</strong>e ÖPNV-Infrastruktur, mit der alle <strong>in</strong>nerstädtischenZiele gut und schnell erreicht werden können, trägt nicht nur zur verkehrlichen, sondernauch zur städtebaulichen Aufwertung und Attraktivität bei und ermöglicht e<strong>in</strong>e größtenteilsautofreie Alltagsgestaltung. Der reduzierte Pkw-Bedarf trägt zur Vermeidungvon Kapazitätsengpässen im Straßennetz bei und nutzt der Luftre<strong>in</strong>haltung, dem Lärmschutzund der M<strong>in</strong>derung von Emissionen.Land:Im ländlichen Raum gilt es durch bedarfsorientierte Angebote für bestimmte Zielgruppendie Autoabhängigkeit zu m<strong>in</strong>dern und auch autofreien Haushalten selbstbestimmteMobilität zu ermöglichen.Ziele:Attraktivitätssteigerung des ÖPNVSicherung und Ausbau des Gesamtnetzes/e<strong>in</strong>er Leitstruktur ÖPNVReduktion der Autoabhängigkeit und Sicherung selbstbestimmter Mobilität für alleÄnderung im Modal Split zu Gunsten des UmweltverbundesVerbesserung der Mobilität autofreier Haushalte (mehr und längere Wege)Langfriststrategie basierend auf e<strong>in</strong>er GrundsatzentscheidungSukzessiver weiterer AusbauUmgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MV15)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark (MV17)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Vorbereiten/Lancieren e<strong>in</strong>er Grundsatzentscheidung für die Priorisierung des ÖPNVFestlegung von Qualitätskriterien für den ÖPNV„Schnell, sicher, zuverlässig“Zielgruppenorientierung und BarrierefreiheitAngebote für autofreies Leben (Radmitnahme, Gepäckaufbewahrung)Festlegung von Kriterien, die bei Planverfahren zu beachten s<strong>in</strong>d, z.B. Neubaugebietemüssen zuerst mit e<strong>in</strong>er öffentlichen Schienenverb<strong>in</strong>dung angeschlossen werdenAusbau und Weiterentwicklung der Vorrangstellung des ÖPNVüber technische Möglichkeiten wie telematische Vorrangschaltungenüber weiteren Ausbau, Netzverdichtung und Optimierung der Taktfrequenzendurch flexible Angebote <strong>in</strong> Randzeiten oder dünner besiedelten GebietenRückbau der MIV-Infrastruktur wo dies möglich istBedarfsanalyse zur Identifizierung der spezifischen Mobilitätsbedürfnisse und Wegebeziehungenrelevanter Zielgruppen436


Handlungsfeld VerkehrC 3MV6:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteIntermodalität – SchnittstellenoptimierungWirkungsweise:Die Steigerung des ÖPNV-Anteils am Modal Split führt zu e<strong>in</strong>er CO 2 -Emissionsm<strong>in</strong>derung,zum<strong>in</strong>dest dann, wenn dadurch Pkw-Kilometer e<strong>in</strong>gespart werden. Hierzu müssenÜbergänge und Schnittstellen vom Pkw zum ÖPNV optimiert werden, um e<strong>in</strong>en Umstiegso problemlos und attraktiv wie möglich zu gestalten. Aber auch e<strong>in</strong>e Optimierungder Verknüpfung von Fahrrad und ÖPNV ermöglicht die Erweiterung des E<strong>in</strong>zugsbereichsder ÖPNV-Infrastruktur und schafft somit potenziell neue Kundengruppen, diesonst auf das Auto als alle<strong>in</strong>iges Verkehrsmittel zurückgreifen würden.Ziele:Intermodalität und Vernetzung von Verkehrsträgern ermöglichen Effizienzverbesserungenund erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten für e<strong>in</strong>e sozial- und umweltverträglicheEntwicklung <strong>in</strong> städtischen Gebieten.Änderung im Modal Split zu Gunsten des UmweltverbundesErhöhung der Anzahl <strong>in</strong>termodaler WegekettenInsgesamt LangfriststrategieMitnahmeregelungen im ÖPNV schnell umsetzbarBauliche und organisatorische Maßnahmen benötigen mittel- bis langfristige sukzessiveUmsetzungKof<strong>in</strong>anzierungsmodelle bei Umbaumaßnahmen zur Schaffung von Barrierefreiheitkönnen Kosten reduzierenUmgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MV15)Stadt-Logistik (MV19)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Durchführung e<strong>in</strong>er Bedarfs- und PotenzialanalyseIdentifikation von geeigneten Haltestellen für <strong>in</strong>termodale AngeboteBauliche Maßnahmen: Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur/Optimierung der ZugänglichkeitUnterstützend wirken Bike & Ride- und Park & Ride-Systeme – Fahrradabstell- undParkmöglichkeiten entlang der E<strong>in</strong>fallstraßen an ÖPNV-Haltepunkten zur Erleichterungdes Umstiegs sowie Mitnahmemöglichkeiten von Rädern <strong>in</strong> öffentlichen VerkehrsmittelnInformationsstrategie, Beschilderung, Beteiligungskonzept und KommunikationsstrategieEvaluation/Wirkungsmessung437


C 3Handlungsfeld VerkehrLiteraturtippsFromberg, Andrea, Rene Hoevel u.a. (1997): Fahrrad und ÖPNV/Bike & Ride – Empfehlungen zur Attraktivitätssteigerungdes Fahrrade<strong>in</strong>satzes für Zu- und Abbr<strong>in</strong>gerfahrten sowie Fahrradmitnahme imÖPNV, <strong>in</strong>: direkt, Nr. 50/1997, Bonn.Holz-Rau, Christian, u.a. (2004): Nachhaltige Raum- und Verkehrsplanung. Beispiele und Handlungsempfehlungen,Bremerhaven.Holz-Rau, Christian, u.a. (2005): Abschlussbericht Nachhaltige Regional-, Städtebau- und Verkehrs(entwicklungs)planungRAVE. Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriumsfür Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, FOPS-Projekt Nr. 73.314/2001, Dortmund.438


Handlungsfeld VerkehrC 32. Förderung der Nahmobilität„Nahmobilität“ ist im Pr<strong>in</strong>zip ke<strong>in</strong> neues Phänomen, sondern subsumiert althergebrachteFormen der Fortbewegung – vorrangig das Zufußgehen und das Radfahren- und alltägliche Fortbewegungsmuster. Das Neue ist die relativ junge Begrifflichkeitund e<strong>in</strong> Perspektivwechsel: Über die Fortbewegung, den verkehrlichen Kontext unddie Betrachtung der e<strong>in</strong>zelnen Verkehrsmittel h<strong>in</strong>aus steht die Komplexität von Mobilität/desUnterwegsse<strong>in</strong>s im Fokus, und der funktionelle wie auch qualitative Zusammenhangvon Versorgung, Infra- und Siedlungsstruktur, Stadtentwicklung undStandortqualität wird mit <strong>in</strong> den Blick genommen.Nahmobilität ist <strong>in</strong>dividuelle, nichtmotorisierte Mobilität im Quartier oder im Stadtteil.Es ist die natürlichste und freieste Art, sich fortzubewegen – und zugleich diekostengünstigste, gesündeste und umweltverträglichste. Fußgänger und Radfahrertragen zur Urbanität und Belebung der Städte bei, benötigen dafür den ger<strong>in</strong>gstenFlächenbedarf und schaffen wichtige Standortvorteile für Handel, Dienstleistung undTourismus.Rad- und Fußgängerverkehr zählen zu den umweltverträglichsten Fortbewegungsarten.In der Auswertung der Mobilität <strong>in</strong> Deutschland-Daten von 2002 waren zehnProzent der Autofahrten kürzer als 1 km und 50 Prozent der Fahrten kürzer als 5km. Diese Wege könnten zu e<strong>in</strong>em guten Teil durch Fuß und Rad abgedeckt werden.Werden Pkw-Fahrten durch Rad- oder Fußverkehr substituiert, so bedeutet dies, dassLuftschadstoffe wie die Ozonvorläufer Stickoxid und Kohlenwasserstoff, Partikel undKohlenstoffdioxid reduziert werden. Ferner werden hierdurch erschöpfbare Energieressourcengeschont.Für die Umsetzung von Nahmobilität gilt es <strong>in</strong>sbesondere vier Planungsgrundsätzezu beachten:Verkehrsabläufe verlangsamen,Verkehrsvorgänge begreifbarer machen,Verkehrsräume sichtbarer machen,Mitmenschen sensibilisieren.Was die konkrete Planung und Umsetzung von Konzepten anbelangt, so s<strong>in</strong>d vieleProjekte und Maßnahmen auf bestimmte Zielgruppen mit ihren spezifischen Bedürfnissenausgerichtet. Daneben gibt es Konzepte, die sich <strong>in</strong>sbesondere mit den Bedarfskonkurrenzender verschiedenen Zielgruppen beschäftigen, sowie Umsetzungen, diedem Grundsatz des „Design for All“ folgen und gleichermaßen nutzbar und nützlichfür alle Zielgruppen se<strong>in</strong> sollen. E<strong>in</strong> wichtiger Aspekt <strong>in</strong> der Umsetzung s<strong>in</strong>d daher partizipativePlanungsansätze, die Bürger, anvisierte Zielgruppen und lokale Akteure e<strong>in</strong>beziehen( Kap. A4 3). Sie gelten <strong>in</strong>sbesondere im Bereich Nahmobilität als Erfolgversprechend, da sie zu e<strong>in</strong>er nutzeradäquaten Optimierung und somit zu e<strong>in</strong>er besserenAkzeptanz der Maßnahme und zu e<strong>in</strong>er Identifizierung mit dem Quartier beitragen.Förderung von Nahmobilität ist demnach e<strong>in</strong> komplexes Feld, das unterschiedlichePerspektiven vere<strong>in</strong>en und von unterschiedlichen Seiten aus betrieben werden sollte.Fachliche Schwerpunkte zur Förderung von Nahmobilität bilden dementsprechendstadtplanerische und verkehrsplanerische Maßnahmen, Kommunikationsstrategiensowie flankierende Maßnahmen.So bewirkt z.B. die Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System <strong>in</strong> der Stadt, dassdie Fortbewegung ohne Emissionen attraktiver, sicherer und auch schneller vonstat-Nahmobilität alsnatürlichste,kostengünstigste,gesündeste undumweltverträglichsteFortbewegungStadtplanerischeMaßnahmen439


C 3Handlungsfeld Verkehrtengeht und somit mehr <strong>in</strong>nerstädtische Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad stattmit dem Auto zurückgelegt werden.Praxis-BeispielFrankfurt am Ma<strong>in</strong>: RadverkehrsförderungZur Steigerung des Radverkehrsanteils im Gebiet der Stadt Frankfurt/Ma<strong>in</strong> werden unter anderem kont<strong>in</strong>uierlichneue Radrouten und Lückenschlüsse <strong>in</strong>nerhalb des Radverkehrsnetzes geplant und umgesetzt.Zu diesem Netz gehört auch der r<strong>in</strong>gförmig um die Kernstadt gelegene Grüngürtel, der alsAusflugsziel und Naherholungsgebiet auch e<strong>in</strong>en 75 km langen Radrundweg be<strong>in</strong>haltet. Darüber h<strong>in</strong>auswerden auch auf Regulationsebene Änderungen zur Förderung des Radverkehrs verabschiedet, wiedie Freigabe des Radfahrens entgegen der E<strong>in</strong>bahnstraße. Diese Regelung gilt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Stadtteilen bereitsseit 1995. Damit war Frankfurt die erste deutsche Stadt, <strong>in</strong> der dies möglich ist. Heutzutage giltdie Regelung <strong>in</strong> allen Tempo-30-Zonen, außer wenn die Fahrbahn für e<strong>in</strong>e sichere Begegnung zwischenRad und Auto zu schmal ist. Diese Maßnahme führt zu e<strong>in</strong>er Verkürzung der Verkehrswege von Fahrradfahrernund damit zu e<strong>in</strong>er erhöhten Attraktivität des Radfahrens <strong>in</strong> der Stadt und <strong>in</strong>sbesondere imWohnumfeld zum Zwecke der Nahversorgung. Die Verkehrssicherheit wird nicht bee<strong>in</strong>trächtigt, da dieFahrradfahrer den Autofahrern entgegenkommen und sich so <strong>in</strong> deren Blickfeld bef<strong>in</strong>den.VerkehrsplanerischeMaßnahmenVerkehrsberuhigung ist e<strong>in</strong> wirksames Instrument, um Autoverkehr zu entschleunigenund somit zu e<strong>in</strong>er Gleichwertigkeit der e<strong>in</strong>zelnen Fortbewegungsarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emgeme<strong>in</strong>samen Straßenraum beizutragen. Dadurch werden unmotorisierte Fortbewegungsarten<strong>in</strong>nerstädtisch attraktiver und führen zu e<strong>in</strong>em „Shift“ im Modal Split wegvom Auto.Gleichzeitig wird der Autoverkehr durch Verlangsamung flüssiger, was ebenfalls zue<strong>in</strong>er Reduktion der CO 2 -Emissionen beiträgt.Praxis-BeispieleEntschleunigung durch Shared SpaceSeit e<strong>in</strong> paar Jahren f<strong>in</strong>det der Shared-Space-Ansatz <strong>in</strong> ganz Europa immer mehr Beachtung. SharedSpace hebt die herkömmliche Trennung der verschiedenen räumlichen Funktionen auf und bewirkte<strong>in</strong>en neuen Gebrauch und Wahrnehmung unserer Straßen und öffentlichen Räume. Das entscheidendeMerkmal dabei ist, dass Verkehrsschilder, Ampeln und andere Regulationen und Zonierungennicht mehr nötig s<strong>in</strong>d. In Shared Space fügen sich Autofahrer rücksichtsvoll <strong>in</strong>s menschliche Mite<strong>in</strong>andervon Fußgängern, Radfahrern und spielenden K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong> und werden Teil des gesamten gesellschaftlichenund kulturellen Kontextes.Der Ansatz bietet die Möglichkeit, Straßen sicherer zu machen, gesellschaftliche Trennungen aufzuheben,die Attraktivität von Städten und Dörfern zu erhöhen und damit nicht zuletzt der Wirtschaft e<strong>in</strong>enImpuls zu geben. Vorreiter waren Shared-Space-Projekte im holländischen Oudehaske, im niedersächsischenBohmte und die Londoner Kens<strong>in</strong>gton High Street.KommunikationsstrategienEbenso s<strong>in</strong>d Kommunikationsstrategien zur Schaffung von Awareness (etwa: Bewusstse<strong>in</strong>,Bewusstheit, Aufmerksamkeit), zur Verbreitung der Zielsetzungen der Maßnahmenund zur Vermittlung von entsprechenden Leitbildelementen wichtige Aspekte,die oftmals über e<strong>in</strong>e gute Resonanz <strong>in</strong> der Bürgerschaft entscheiden ( Kap. A5).440


Handlungsfeld VerkehrC 3Öffentlichkeitsarbeit und Awareness-Kampagnen für Nahmobilität„In die Stadt ohne me<strong>in</strong> Auto“ – Bundesweite Kampagne des Klima-Bündnisses, bei dem für e<strong>in</strong>en autofreienTag im Rahmen der europäischen Woche der Mobilität geworben wird.„Nürnberg steigt auf“ – E<strong>in</strong>e umfassende Radverkehrskampagne, die 2010 gestartet wurde, mit Bestandteilenaus den Bereichen Wegweisungskonzept, Fahrradstadtplan, Abstellanlagen und Freiraumverb<strong>in</strong>dungen.„Clever mobil und fit zur Arbeit“ und „bike + bus<strong>in</strong>ess“ s<strong>in</strong>d zwei Radfahrkampagnen, die sich auf dieberuflichen Pendelwege fokussieren und sowohl die Berufspendler ansprechen. Bei „Bike + Bus<strong>in</strong>ess“werden auch Unternehmen mittels Beratung e<strong>in</strong>es Mobilitätsmanagers e<strong>in</strong>bezogen.Praxis-BeispieleZuständigkeiten für die Belange von Fußgängern und Radfahrenden zu etablieren,trägt dazu bei, dass deren Bedürfnisse kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse e<strong>in</strong>gebrachtwerden und so langfristige Verbesserungen für die unmotorisierte Nahmobilitäterzielt werden können. Auf Bundesebene s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong>sbesondere derAllgeme<strong>in</strong>e Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) und FUSS e.V. – Fachverband FußverkehrDeutschland – aktiv, auf kommunaler Ebene werden Arbeitsgruppen gegründet,Stabsstellen geschaffen, Stellen für Radverkehrsbeauftragte e<strong>in</strong>gerichtet odersogar e<strong>in</strong> ganzes Radfahrbüro mit mehreren Mitarbeitern bei der Stadt angesiedelt.Flankierende MaßnahmenFellbach: Runder Tisch RadverkehrIn Fellbach besteht e<strong>in</strong>e ständige Arbeitsgruppe „Runder Tisch Fahrrad“, der Fachleute <strong>in</strong>nerhalb undaußerhalb der Verwaltung angehören. Der Runde Tisch hat die Förderung des Radverkehrs zum Ziel.Schwer¬punkte der Arbeit s<strong>in</strong>d Radwegeplanung, Entschärfung von Gefahrenstellen und Öffentlichkeitsarbeit.Ergebnis ist unter anderem die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Fahrradstraße. Zur Änderung des ModalSplit wird dies komb<strong>in</strong>iert mit e<strong>in</strong>em von der Stadt subventionierten Nahverkehrsticket – mit dem Erfolge<strong>in</strong>er Frequenzsteigerung von 20 Prozent für den ÖPNV.Praxis-BeispielRADforum Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>Das RADforum Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e seit 2003 bestehende regionale Kooperationsplattform zur Förderungdes Radverkehrs unter der Leitung des Planungsverbandes Ballungsraum Frankfurt/Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>.Kernziele der Kooperation s<strong>in</strong>d die Intensivierung des Erfahrungs- und Informationsaustauschs, die Abstimmunge<strong>in</strong>es regionalen Radroutennetzes sowie die Unterstützung regionaler Radverkehrsprojekte,wie z.B. „bike + bus<strong>in</strong>ess“ oder der Ma<strong>in</strong>-Radweg. In enger Kooperation ist auch das Radfahrbüro derStadt Frankfurt/Ma<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gebunden, das 2009 eigens zur Radverkehrsförderung gegründet wurde. Eskoord<strong>in</strong>iert unter anderem die städtischen Aktivitäten h<strong>in</strong>sichtlich des Radverkehrs und dient als ersterAnsprechpartner für Radfahrende <strong>in</strong> Frankfurt. Weiterh<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d am RADforum neben den 75 Mitgliedskommunendes Planungsverbandes auch sechs Landkreise, das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,Verkehr und Landesentwicklung, die Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung, der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Verkehrsverbundsowie der ADFC Landesverband Hessen beteiligt.Praxis-Beispiel441


C 3Handlungsfeld VerkehrMV7:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteFörderung des Fuß- und Radverkehrs als SystemWirkungsweise:Die Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System – hauptsächlich durch den Ausbauder Fuß- und Radwege-Infrastruktur als durchgängige Netze – trägt zur Steigerung derAttraktivität der Nahmobilität bei und führt somit zu Verlagerungen von CO 2 -emittierendenVerkehren im Nahbereich auf CO 2 -freie Fortbewegung per Fuß und Rad.Ziele:Innerstädtischer Fuß- und Radverkehr gelten im Rahmen der Nachhaltigkeit als wichtigeElemente e<strong>in</strong>er menschen- und umweltgerechten Stadt/Kommune.Fuß- und Radverkehr werden gestärkt, um anderweitige Ziele zu erreichen, wie Umweltschutz,Verkehrssicherheit, Gesundheitsförderung, urbane Wohn- und Lebensqualität.Änderung im Modal Split zu Gunsten der Fuß- und RadwegeErhöhung von Zahl und Länge durchgängiger Rad- und FußwegeE<strong>in</strong>zelmaßnahmen wie e<strong>in</strong> Lückenschluss durch Stichstraßen oder die Öffnung derE<strong>in</strong>bahnstraßen für Radfahrer können kostengünstig und schnell e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserungund damit e<strong>in</strong>en im Modal Split messbaren Erfolg erbr<strong>in</strong>gen.Die konzeptionelle Verankerung der Fuß- und Radwege <strong>in</strong> den herkömmlichen Planverfahrenführt nicht unbed<strong>in</strong>gt zu Mehrkosten.Langfristig betrachtet s<strong>in</strong>d Zufußgehen und Radfahren sowohl <strong>in</strong>dividuell als auchvolkswirtschaftlich betrachtet mit Abstand preiswerter als die Nutzung von Autooder ÖPNV.Urbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Institutionalisierung der Belange von Radfahrern (MV10)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Erstellung e<strong>in</strong>es Gesamtkonzepts für den Fuß- und RadverkehrIdentifizierung und Umsetzung von E<strong>in</strong>zelmaßnahmen wie Stichstraßen und Radabkürzungen,Stellplätze etc.Änderung von Verkehrsregeln wie Öffnung der E<strong>in</strong>bahnstraßen und Freigabe derBusspuren für den RadverkehrAusbau von <strong>in</strong>nerörtlichen, durchgängigen und querungsarmen Fuß- und RadwegenetzenIntegration der Rad- und Fußwegeplanung <strong>in</strong> Flächennutzungs- oder MasterpläneSchaffung überregionaler RadroutenFür die Umsetzung ist zu beachten:Verlangsamung von Verkehrsabläufen und Sichtbarmachung von VerkehrsräumenÖffentlichkeitsarbeit zur Bewusstse<strong>in</strong>sbildung442


Handlungsfeld VerkehrC 3MV8:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteVerkehrsberuhigung und -verflüssigungVom Autoverkehr dom<strong>in</strong>ierter öffentlicher Straßenraum soll durch Entschleunigung lebenswerterund sicherer werden. Neben den vorgeschriebenen Tempolimits (vonSchrittgeschw<strong>in</strong>digkeit bis Tempo 30) s<strong>in</strong>d die Rücknahme von Verkehrszeichen, Signalanlagenbis zu Fahrbahnmarkierungen und die schrittweise Gleichberechtigung derVerkehrsteilnehmer charakteristisch – je nach Verkehrsberuhigungskonzept: Tempo-30-Zone, Spielstraße, Begegnungszone, Geme<strong>in</strong>schaftsstraße, Shared Space. Entschleunigungträgt zu e<strong>in</strong>er Verbesserung des Verkehrsflusses bei, wodurch klimarelevanteEmissionen verm<strong>in</strong>dert werden.Ziele:Neustrukturierung/Multifunktionalität des öffentlichen Raums, <strong>in</strong> dem Verkehr undVerweilen sowie andere räumliche Funktionen mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong>s Gleichgewicht kommen.Architektonische und kulturhistorische Strukturen, die nicht oder nur noch schlechterkennbar s<strong>in</strong>d, können wieder neu erschlossen und erlebbar werden.Gegenseitige Rücksicht und Vorsicht im Verkehr führen zu mehr gefühlter Sicherheitder schwächeren Verkehrsteilnehmer und somit zu häufigerer emissionsfreier Fortbewegungper Rad oder zu Fuß.Änderung im Modal Split zu Gunsten der Fuß- und RadwegeM<strong>in</strong>derung der Verkehrsunfälle, <strong>in</strong>sbesondere derjenigen zwischen Auto und Radfahreroder FußgängerSenkung der Geschw<strong>in</strong>digkeit und Verr<strong>in</strong>gerung von stockendem/stauendem VerkehrMittlerer bis größerer Aufwand, da verkehrsberuhigende Maßnahmen auch baulicheMaßnahmen umfassenDurch den Wegfall von Beschilderung und Lichtsignalanlagen werden im Betrieblangfristig Gelder für den Erhalt e<strong>in</strong>gespartUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Institutionalisierung der Belange von Radfahrern (MV10)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Prozess zur Umsetzung von verkehrsberuhigten Quartieren:Politik: Formulierung der Zielstellung des Vorhabens und anschließende Diskussionmit allen Beteiligten (Bewohner, Verkehrsteilnehmer, Behörden und Fachleuten)unter E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung von Kreativität, Wünschen und FachkompetenzPlanung: Ergebnisse der Diskussionen werden von Fachleuten <strong>in</strong> Entwürfen konkretisiert.Oberste Priorität liegt auf der Bereitschaft zu Kooperation, Kreativitätsowie Kommunikation untere<strong>in</strong>ander als auch mit den BeteiligtenAusführung: Nicht ausschließlich e<strong>in</strong>e schlichte bauliche Umsetzung des Plans, sondernAbwägen, welche Plandetails (Stadtmöbel, Materialien) die beste Wirkung erzielen.So können etwa die Wahl des Straßenbelages wie auch Höhe und Positionvon Straßenlaternen die Wirkung wesentlich bee<strong>in</strong>flussen.443


C 3Handlungsfeld VerkehrMV9:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteKommunikationsstrategie/Awareness-KampagneWirkungsweise:Kommunikationsstrategien zur Verbreitung der Zielsetzungen der Maßnahmen und zurVermittlung von entsprechenden Leitbildelementen s<strong>in</strong>d wichtige Aspekte, die oftmalsüber e<strong>in</strong>e gute Resonanz <strong>in</strong> der Bürgerschaft entscheiden.Awareness-Kampagnen können für die e<strong>in</strong>zelnen Bürger/Arbeitnehmer Anreize schaffen,das eigene Verkehrsverhalten zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.Ziele:Vermittlung von Werthaltungen und Positionierung zum <strong>Klimaschutz</strong>Schaffung e<strong>in</strong>er positiven, akzeptanzbildenden und möglichst über längere Zeittragfähigen Plattform zur Verbesserung des „Klimas“ für NahmobilitätVeränderung der Verkehrsmittelwahl h<strong>in</strong> zu emissionsärmeren oder -freien FortbewegungsartenÄnderung im Modal Split zu Gunsten der Fuß- und RadwegeImagewandel zu Gunsten emissionsarmer/-freier FortbewegungÖffentlichkeitsarbeit als Teil des „Alltagsgeschäfts“Weitere Kommunikationsstrategien oder Awareness-Kampagnen können schnellund mit ger<strong>in</strong>gen Mitteln bis zu umfangreichen, mehrjährigen, partizipativen Maßnahmenausgebaut werden.Öffentlichkeitsarbeit sollte alle weiteren Maßnahmen begleiten und vermitteln, weshalbwas für wen gemacht wird.Besonders hilfreich erweist sich hierbei die Schaffung von Stellen bzw. die Bereistellungkont<strong>in</strong>uierlicher Ansprechpartner für unterschiedlichen Belange – Radverkehrsbeauftragte,Mobilitätsmanager, City-Logistik-Stelle.Entwicklung e<strong>in</strong>es KommunikationskonzeptesIdentifikation geeigneter Instrumente, je nach Umfang mit Unterstützung von Fachleutenund AgenturenSchrittweise Umsetzung der Strategie/KampagneAbschätzung der Wirkung und gegebenenfalls Nachjustierung444


Handlungsfeld VerkehrC 3MV10:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteInstitutionalisierung der Belange von RadfahrernWirkungsweise:Radverkehr ist auf kurzen bis mittleren Strecken bis zu ca. zehn Kilometern das umweltfreundlichsteund effizienteste Verkehrsmittel. Verkehrsplanerische und bauliche Maßnahmenan den Belangen von Radfahrern auszurichten, kann zu e<strong>in</strong>erAttraktivitätssteigerung und über Verschiebungen im Modal Split deutlich zu Emissionse<strong>in</strong>sparungenbeitragen.Um die Belange von Radfahrern langfristig zu stärken, erweist sich e<strong>in</strong>e Institutionalisierungz.B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Stabsstelle, der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es kommunalen Radbüros oderder Benennung e<strong>in</strong>es kommunalen oder regionalen Radverkehrsbeauftragten als s<strong>in</strong>nvoll.Ziele:Kont<strong>in</strong>uierliche E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung der Belange der Radfahrer <strong>in</strong> kommunale PlanungsundUmsetzungsvorhabenSchaffung und Etablierung e<strong>in</strong>er oder mehrerer Stellen (Radverkehrsbeauftragte,Stabsstelle Radverkehr, Radfahrbüro etc.)Integration der Belange von Radfahrern <strong>in</strong> sämtliche relevanten Planungs- und UmsetzungsvorhabenLängerfristig angelegt, da e<strong>in</strong>e Institutionalisierung Bestand haben und möglichstke<strong>in</strong>e zeitliche Befristung aufweisen sollteKosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie PersonalkostenStelle/Büro sollte auch für die Akquise von Drittmittelprojekten zuständig se<strong>in</strong> undauf diese Weise aufgestockt werden könnenIntermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Zusammenschluss der Radfahrlobbyisten, um Bedarf und Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Institutionalisierungzu eruierenErmittlung, wie die entsprechende Zuständigkeit/Stelle/das Büro/die Agentur aufgestelltund wo sie angesiedelt se<strong>in</strong> sollteHerbeiführung von politischen Mehrheiten für das AnliegenE<strong>in</strong>stellung von Haushaltsmitteln für die Institutionalisierung445


C 3Handlungsfeld VerkehrLiteraturtippsBMVBS – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2006): FahrRad! Das Info-Magaz<strong>in</strong>zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2002–2012, Ausgabe 04/08, Berl<strong>in</strong>.Gertz, Carsten (1998): Umsetzungsprozesse <strong>in</strong> der Stadt- und Verkehrsplanung. Die Strategie der kurzenWege, Berl<strong>in</strong> (Schriftenreihe A des Instituts für Straßen- und Schienenverkehr der TU Berl<strong>in</strong>, Bd. 30).Krause, Juliane, und Edzard Hildebrandt (2006): Modellvorhaben „Fußgänger- und fahrradfreundlicheStadt“ – Chancen des Fuß- und Radverkehrs als Beitrag zur Umweltentlastung. Umweltforschungsplandes Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dessau.Monheim, He<strong>in</strong>er (2009): Nahmobilität – Chance für mehr Lebens- und Bewegungsqualität und effizientenVerkehr, <strong>in</strong>: mobilogisch! Ökologie Politik Bewegung, Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung,Nr. 4/2009.446


Handlungsfeld VerkehrC 33. MobilitätsmanagementMobilitätsmanagement hat zum Ziel, die <strong>in</strong>dividuelle E<strong>in</strong>stellung und das <strong>in</strong>dividuelleMobilitätsverhalten der Verkehrsteilnehmer durch Beratung, Information und Organisationzu verändern und darüber den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu reduzieren.Maßnahmen des Mobilitätsmanagements setzen dementsprechend direktan der Nachfrage nach Mobilität im Personenverkehr an. Mobilitätsmanagement hatsich <strong>in</strong> Forschung und Praxis als eigenständiger Ansatz zur Schaffung nachhaltigerMobilität etabliert. Es zielt darauf ab, Mobilität effizienter sowie sozial- und umweltverträglicherzu gestalten (vgl. das bundesweite „Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement:effizient mobil“ unter www.effizient-mobil.de).Dabei setzen die Maßnahmen an den <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>stellungen der Verkehrsteilnehmeran, um durch Informationsmittel und Beratung das Spektrum an Alternativen zumMIV zu erweitern, die Aufmerksamkeit auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu lenkenund für deren Nutzungsmöglichkeit zu werben. Das Mobilitätsverhalten der Bevölkerungwird durch gezielte Anreize, <strong>in</strong>sbesondere durch Beratungsdienstleistungen sowieImage- oder Awareness-Kampagnen, auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds gelenkt.Der Zugang zum Umweltverbund wird durch die Vere<strong>in</strong>fachung der Komb<strong>in</strong>ationvon Verkehrsmitteln und durch Informations- und Serviceleistungen erleichtert.Im Fokus des Mobilitätsmanagements steht somit die Entwicklung von zielgruppenspezifischenKonzepten und Kampagnen, die möglichst spezifisch auf die Mobilitätsbedürfnisseder e<strong>in</strong>zelnen Verkehrsteilnehmer zugeschnitten s<strong>in</strong>d und die gegebenen<strong>in</strong>frastrukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen effizienter ausschöpfen.Innerhalb des Mobilitätsmanagements lassen sich fünf Dienstleistungstypen unterscheiden:Information und BeratungDer häufigste Grund für die Nichtnutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln oderder Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher Verkehrsmittel ist das Fehlen von Informationen.Mobilitätsmanagement setzt daher am spezifischen Informations- und Beratungsbedürfnisder Zielgruppen an.Verkauf und ReservierungE<strong>in</strong> Instrument s<strong>in</strong>d Mobilitätszentralen, die e<strong>in</strong> verkehrsmittelübergreifendes undbreit gefächertes Informations- und Beratungsangebot vorhalten. Träger von Mobilitätszentralens<strong>in</strong>d oftmals Verkehrsunternehmen oder <strong>Kommunen</strong>. Das zusammenfassendeAngebot und der Verkauf von Tickets für den Nah-, RegionalundFernverkehr sowie der Verkauf von Tickets für Freizeit- und Kulturveranstaltungen<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Reservierungsmöglichkeiten für Car-Shar<strong>in</strong>g-Angeboteund e<strong>in</strong>em Fahrradverleih s<strong>in</strong>d ebenfalls e<strong>in</strong> wichtiger Dienstleistungsbauste<strong>in</strong>, dadie Verkehrsteilnehmer alles aus e<strong>in</strong>er Hand erhalten.Koord<strong>in</strong>ation und OrganisationAuch die Optimierung der Organisation von Mobilitätsmöglichkeiten ist e<strong>in</strong> Angebotdes Mobilitätsmanagements. Dabei geht es um die bessere Koord<strong>in</strong>ation zwischene<strong>in</strong>zelnen Anbietern des öffentlichen Verkehrs sowie zwischen öffentlichemVerkehr und Fahrrad, Car-Shar<strong>in</strong>g und Pkw. Neue Angebote durch Organisation zuschaffen, wie z.B. Fahrgeme<strong>in</strong>schaftsvermittlung, Br<strong>in</strong>gdienste, Car-Shar<strong>in</strong>g, Anruf-Sammel-Taxen und Shuttlebusse, gehört ebenfalls zu den Dienstleistungen des Mobilitätsmanagements.Mobilitätsmanagementsetzt an Nachfrageseite an447


C 3Handlungsfeld VerkehrÖffentlichkeitsarbeit und BildungUm <strong>in</strong> der Öffentlichkeit das Bewusstse<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e differenzierte und verträglicheVerkehrsmittelwahl zu stärken, s<strong>in</strong>d Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong> Form von Aktionenund Kampagnen sowie soziales Market<strong>in</strong>g notwendig. Auch Mobilitätsbildungund -erziehung s<strong>in</strong>d Teile e<strong>in</strong>es umfassenden Mobilitätsmanagements zur frühzeitigenVermittlung von Wissen und praktischer Kompetenz.Consult<strong>in</strong>gConsult<strong>in</strong>g bezeichnet hier die umfassende Beratung bei der Aufstellung und Umsetzungvon Mobilitätskonzepten für <strong>Kommunen</strong>, Betriebe, Schulen, Wohnungsunternehmenund andere große Verkehrserzeuger. Es be<strong>in</strong>haltet m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>eProblemanalyse, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme der betrieblichen Mobilität, die Prüfungpotenzieller Alternativen und daraus resultierende Empfehlungen. Der vom Klima-Bündnis herausgegebene Handlungsleitfaden „Mobilitätsmanagement für Betriebe“gibt kommunaler Verwaltung und Unternehmen H<strong>in</strong>weise, wie Konzepteentwickelt werden können, um Mitarbeiter- und Kundenverkehre nachhaltiger zugestalten.<strong>Kommunen</strong> können analog Betrieben das Umsteigen ihrer Mitarbeiter auf umweltfreundlicheVerkehrsmittel unterstützen und auch bei Dienst- und Botenfahrten durchNutzung von Fahrrädern CO 2 -Emissionen e<strong>in</strong>sparen. Die Vorteile der Kommune bestehen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kostenreduzierung durch effizientere Fuhrparknutzung oder Kooperationmit Car-Shar<strong>in</strong>g-Anbietern, <strong>in</strong> weniger Ausfallzeiten der Mitarbeiter durche<strong>in</strong>en positiven Effekt auf Fitness und Gesundheit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Imagegew<strong>in</strong>n und <strong>in</strong> derMitarbeitermotivation ( Kap. C1 3).Praxis-BeispielGriesheim: Mobilitätsmanagement im kommunalen FuhrparkDie Stadt Griesheim strebt über e<strong>in</strong> kommunales Mobilitätsmanagement an, Dienstwege von Dienstwagenoder dienstlich genutzten Pkw auf das Fahrrad oder auf Car-Shar<strong>in</strong>g-Fahrzeuge zu verlagern.Hierfür wurde e<strong>in</strong>e Kooperation mit e<strong>in</strong>em Car-Shar<strong>in</strong>g-Anbieter e<strong>in</strong>gegangen. Dieser stellt e<strong>in</strong> Fahrzeugfür Dienstfahrten zur Verfügung, welches außerhalb der Dienstzeiten von Privatpersonen genutzt werdenkann.Die Kommune kann aber auch als besondere Serviceleistung Mobilitätsberatung fürUnternehmen anbieten. Der durch Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten erzeugteVerkehr der Unternehmen wird durch e<strong>in</strong>e kommunale Servicestelle analysiert, undLösungskonzepte werden geme<strong>in</strong>sam mit dem Unternehmen erarbeitet.Praxis-BeispielKreis Unna: Kommunale Mobilitätsberatung und <strong>in</strong>novatives Angebot fürMitarbeiter und UnternehmenMit dem Projekt „mobil&Job“ hat der Kreis Unna e<strong>in</strong>e Initiative <strong>in</strong>s Leben gerufen, die kreisansässigeUnternehmen motiviert und unterstützt, ihre Verkehrsabläufe umwelt- und klimafreundlicher zu gestaltenund dabei auch noch Kosten zu sparen. Dazu steht <strong>in</strong>teressierten Unternehmen e<strong>in</strong> kostenloser„Alles-aus-e<strong>in</strong>er-Hand-Service“ zur Verfügung, der mit der Erfassung der Verkehrswege bzw. -mittel desUnternehmens und se<strong>in</strong>er Mitarbeiter beg<strong>in</strong>nt und mit der Erarbeitung e<strong>in</strong>es umfassenden Mobilitätsplansendet. „mobil&Job“ setzt dabei nicht auf Patentrezepte, sondern erarbeitet jeweils <strong>in</strong>dividuelleLösungen, abhängig von Unternehmensart und -größe, geografischer Lage und dem E<strong>in</strong>zugsgebiet derBeschäftigten. Leitgedanke der Analyse s<strong>in</strong>d die drei „v“ der Verkehrsplanung: vermeiden, verlagern,verträglich abwickeln. Auf der Basis e<strong>in</strong>er freiwilligen schriftlichen Mitarbeiterbefragung werden fürjeden Teilnehmer Vorschläge zu möglichst umwelt- und klimafreundlichen Alternativen für den Wegzur Arbeit erarbeitet. Dies können optimale Verb<strong>in</strong>dungen mit dem ÖPNV oder „Job-Tickets“ sowieFahrgeme<strong>in</strong>schaften oder günstige Radwegverb<strong>in</strong>dungen se<strong>in</strong>.448


Handlungsfeld VerkehrC 3Auch bei der Beratung zur Standortwahl von Unternehmen lassen sich Mobilitätsmanagementkonzeptes<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>setzen. E<strong>in</strong> Instrument können Angebote zur Stundungvon Stellplatz-Ablösezahlungen se<strong>in</strong>, wenn Unternehmen sich verpflichten,<strong>in</strong>dividualverkehrsvermeidende Maßnahmen (z.B. e<strong>in</strong> Job-Ticket) e<strong>in</strong>zuführen. Mobilitätsstandortberatungwirkt sich positiv auf das Unternehmensimage und die Mitarbeiterzufriedenheitaus. Öffentlichkeitskampagnen wie Wettbewerbe steigern dieEffizienz kommunaler Mobilitätsberatung.E<strong>in</strong> weiteres Handlungsfeld im Bereich des Mobilitätsmanagements liegt <strong>in</strong> der Mobilitätsberatungund dem Mobilitätsmarket<strong>in</strong>g für spezifische Zielgruppen wie Schüler,Rentner, Berufspendler und Neubürger. Da e<strong>in</strong>e Veränderung des Mobilitätsverhaltens<strong>in</strong>sbesondere zu Zeitpunkten gel<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong> denen Individuen oder UnternehmenMobilität neu organisieren müssen, setzt Mobilitätsberatung an solchen „Mobilitätsbrüchen“wie dem Standortwechsel e<strong>in</strong>es Unternehmens oder dem Wohnungswechselan. Auch bei Veränderungen <strong>in</strong> der Lebensphase wie dem E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Ruhestandkönnen Market<strong>in</strong>g- und Informationsmaßnahmen gezielt wirken, um z.B. Nutzungshemmnissenbezogen auf den ÖPNV aufgrund mangelnder Erfahrung entgegenzuwirken.Köln: Individuelle Mobilitätsberatung – Empfehlungsmarket<strong>in</strong>g „PatenTicket“Im Rahmen des Projekts boten die Kölner Verkehrs-Betriebe e<strong>in</strong>em Teil der Stammkundschaft im Altervon über 60 Jahren e<strong>in</strong>e zusätzliche dreimonatige Zeitkarte an. Dieses „PatenTicket“ wurde von denälteren Stammkunden an bekannte oder befreundete ältere Personen weitergereicht, die bislang denÖPNV selten oder gar nicht nutzten. Während der dreimonatigen Probephase wurden die „Patenk<strong>in</strong>der“durch <strong>in</strong>dividuelle Beratung und geme<strong>in</strong>same Fahrten mit ihren „Paten“ mit der Nutzung desÖPNV vertraut gemacht. Damit konnten bei den „Patenk<strong>in</strong>dern“ e<strong>in</strong> stärker multimodales Verkehrsverhaltenangeregt und ÖPNV-Zugangshemmnisse bei dieser Zielgruppe abgebaut werden.Rund 30 Prozent der „Patenk<strong>in</strong>der“ konnten direkt im Anschluss an das Projekt als Stammkunden mite<strong>in</strong>em „Aktiv60Ticket“ gewonnen werden. Weitere „Patenk<strong>in</strong>der“ wurden <strong>in</strong> den folgenden Monatenzu Stammkunden der Kölner Verkehrs-Betriebe.Praxis-BeispieleDer Wohnstandort und die damit verbundenen Mobilitätsoptionen haben entscheidendenE<strong>in</strong>fluss auf die Verkehrsmittelwahl und Verkehrsentstehung. WohnstandortbezogenesMobilitätsmanagement will e<strong>in</strong>e autounabhängigere Mobilität fördern,<strong>in</strong>dem <strong>Kommunen</strong>, Wohnungs- und Verkehrsunternehmen sowie Car-Shar<strong>in</strong>g-AnbieterMobilitätsoptionen im Umweltverbund für die Bewohner e<strong>in</strong>es Quartiers schaffen.Die „alternativen“ Verkehrsmittel müssen dabei <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe des Quartiersverfügbar und ohne Barriere nutzbar se<strong>in</strong>. Seit Ende der 1990er-Jahre bieten Wohnungsunternehmenihren Kunden vere<strong>in</strong>zelt auch im konventionellen WohnungsbestandMobilitätsdienstleistungen an. Dazu gehören Mietertickets, <strong>in</strong>dividuelle Mobilitätsberatung,Bedarfsangebote des ÖPNV oder Car-Shar<strong>in</strong>g zu Sonderkonditionenfür die Bewohner bestimmter Quartiere oder Wohnungsbestände. Da am Wohnstandortdie negativen Folgen des Verkehrs besonders sensibel wahrgenommen werden,tragen Maßnahmen des wohnstandortbezogenen Mobilitätsmanagements nichtnur zur Verkehrsvermeidung, sondern auch zur Mieterzufriedenheit bei.449


C 3Handlungsfeld VerkehrPraxis-BeispielFreiburg-Vauban: Wohnungsbezogenes MobilitätsmanagementE<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil des sozial-ökologischen Modellcharakters des Stadtteils Vauban <strong>in</strong> Freiburgist das dort umgesetzte Verkehrskonzept. Weite Teile des Stadtteils wurden stellplatzfrei ausgewiesen.Parken erfolgt am Rand des Quartiers <strong>in</strong> Hochgaragen. Darüber h<strong>in</strong>aus haben sich ca. 50 Prozent allerHaushalte vertraglich dazu verpflichtet, ganz auf e<strong>in</strong> eigenes Auto zu verzichten.Da Mobilitätsmanagement überwiegend auf der lokalen Ebene angesiedelt ist, bietetes vor allem den <strong>Kommunen</strong> Handlungsmöglichkeiten zur Verkehrs- und CO 2 -Reduzierung.Besonders wirkungsvoll ist Mobilitätsmanagement dort, wo es gel<strong>in</strong>gt, diemaßgeblichen Akteure wie <strong>Kommunen</strong>, Betriebe und Verkehrsunternehmen zu vernetzen,und diese kooperativ und strategisch auf das Ziel e<strong>in</strong>er steigenden Nutzungdes Umweltverbunds h<strong>in</strong>arbeiten ( Kap. A4 3). Dabei ist Mobilitätsmanagement e<strong>in</strong>ressort- und politikfeldübergreifendes Instrument. Auch wenn <strong>in</strong> Deutschland aufgrunddes hohen Ausbaustandards der Verkehrsmittelalternativen gute Voraussetzungenherrschen, um durch Mobilitätsmanagement CO 2 -Emissionen zu senken,s<strong>in</strong>d Maßnahmen des Mobilitätsmanagements noch lange ke<strong>in</strong> Standard. Aktuellwird durch das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement „effizient mobil“, dasvom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) f<strong>in</strong>anziertund durch die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) koord<strong>in</strong>iert wird,e<strong>in</strong>e flächendeckende Verbreitung und Implementierung forciert. In bundesweit 15Regionen werden im Rahmen des Programms koord<strong>in</strong>ierte Netzwerke aufgebautund diese auch überregional vernetzt.450


Handlungsfeld VerkehrC 3MV11:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteKommunale Mobilitätsberatung von BetriebenWirkungsweise:Angeboten werden Mobilitätsberatung und Mobilitätsservice (<strong>in</strong>klusive der Entwicklungvon neuen Dienstleistungen) für Betriebe, um den motorisierten Individualverkehr (MIV)der Beschäftigten bei den Berufswegen zu reduzieren. Informationsangebot über alternativeVerkehrsmittelnutzung, Radwege- oder Fahrplan<strong>in</strong>fos sowie f<strong>in</strong>anzielle Anreizewie Job-Tickets können den organisatorischen und <strong>in</strong>formationellen Aufwand der Beschäftigtenreduzieren.Das Fehlen von Parkflächen und hohe Fuhrparkkosten können Beratungsbedarf seitensder Unternehmen auslösen. E<strong>in</strong>e Reduzierung der Fuhrpark- und Dienstreisekosten fürdie Unternehmen ist z.B. durch Car-Shar<strong>in</strong>g oder Bike-Lösungen möglich.Beratungsservice bei ansiedlungswilligen Unternehmen kann e<strong>in</strong>e optimale Erreichbarkeitvon Kunden und Beschäftigten durch alternative Verkehrsmittel ermöglichen.Ziele:Steigerung des Beschäftigtenanteils, der den Arbeitsweg mit umweltfreundlichenVerkehrsmitteln zurücklegtReduzierung des motorisierten IndividualverkehrsReduzierung von Staus und Verkehrsspitzen auch durch Beratung von ansiedlungswilligenUnternehmenReduzierung des CO 2 -AusstoßesSchaffung und Etablierung e<strong>in</strong>er oder mehrerer Stellen zum MobilitätsmanagementAnzahl an Unternehmen, die Beratung <strong>in</strong> Anspruch nehmenReduktion von Stellplätzen und Fuhrpark- bzw. Fahrtkosten für die UnternehmenKoord<strong>in</strong>ierungs- und KooperationsaufwandF<strong>in</strong>anzierung der MobilitätsmanagementstelleUmgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark (MV12)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Erfassung des Ist-ZustandsAnalyseEntwicklung von Lösungskonzepten für das Unternehmen und die e<strong>in</strong>zelnen MitarbeiterBeratung und UmsetzungEvaluation der Wirksamkeit451


C 3Handlungsfeld VerkehrMV12:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMobilitätsmanagement im kommunalen FuhrparkDie Kommune führt e<strong>in</strong> betriebliches Mobilitätsmanagement der Stadtverwaltung e<strong>in</strong>,um die Wahl umweltfreundlicher Verkehrsmittel bei Arbeits- und Dienstfahrten der Beschäftigtensowie die Nutzung von Car-Shar<strong>in</strong>g für Dienstfahrten und -reisen zu befördern.Unterstützend wirken die E<strong>in</strong>richtung von Fahrradstellplätzen, die Schaffung e<strong>in</strong>es Fahrrad-und e<strong>in</strong>es Car-Shar<strong>in</strong>g-Pools, Job-Ticket-Angebot, Mitfahrerbörse, Information überFahrradwegenetz, Beteiligung an der Verr<strong>in</strong>gerung von Verwaltungskosten und von Flächenbedarffür Kfz-Stellplätze.Ziele:Reduzierung des Anteils am Berufspendelverkehr, der mit dem Auto (motorisierterIndividualverkehr/MIV) zurückgelegt wirdReduzierung von Dienst- und Botenfahrten, die mit dem Auto durchgeführt werdenGer<strong>in</strong>gere Kosten durch Fuhrparkreduktion und Parkflächene<strong>in</strong>sparungVerm<strong>in</strong>derung der KrankenständeReduktion der MIV-Arbeitswege und DienstfahrtenVerkle<strong>in</strong>erung des FuhrparksReduktion von Stellplätzen und Fuhrpark- bzw. FahrtkostenKostenreduktion wird angestrebtGer<strong>in</strong>ger Personalaufwand, da es e<strong>in</strong>en „Treiber“/Zuständigen brauchtUmgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Institutionalisierung der Belange von Radfahrern (MV10)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark (MV17)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Erstellung e<strong>in</strong>es Gutachtens, um die Verkehrsmittelnutzung der Mitarbeiter, Pendelverflechtungenund das Angebot alternativer Verkehrsmittel zu analysierenEntwicklung e<strong>in</strong>es betrieblichen MobilitätsmanagementsEtablierung e<strong>in</strong>es Rad- und Car-Shar<strong>in</strong>g-PoolsSchaffung e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tranetgestützten Buchungs- und Rechnungssystems zur Nutzungder Car-Shar<strong>in</strong>g-Wagen für private oder dienstliche Zwecke452


Handlungsfeld VerkehrC 3MV13:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteIndividuelle MobilitätsberatungDurch Information und Beratung sowie e<strong>in</strong> zielgruppenadäquates Market<strong>in</strong>g sollen Personenzur Änderung ihres Verkehrsverhaltens bewegt werden. Insbesondere wenndurch Umbrüche Gewohnheiten und Rout<strong>in</strong>en verändert und das Verkehrsverhaltenneu organisiert werden muss, s<strong>in</strong>d hohe Wirkungen zu erzielen. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>dder Wohnstandortwechsel oder Veränderungen <strong>in</strong> der Lebensphase wie Gründunge<strong>in</strong>er Familie, Arbeitsplatzwechsel oder E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong>s Rentenalter.Ziele:Veränderung bei der Verkehrsmittelwahl und ger<strong>in</strong>gere Nutzung des AutosCO 2 -ReduzierungReduzierung von Staus und Kfz-StellplätzenReduktion der MIV-Wege (motorisierter Individualverkehr)Häufigere Nutzung des UmweltverbundesReduktion von Stellplätzen und Fuhrpark- bzw. FahrtkostenStelle e<strong>in</strong>es Mobilitätsberaters oder e<strong>in</strong>e Mobilitätszentrale müssen dauerhaft e<strong>in</strong>gerichtetwerdenUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Innen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Institutionalisierung der Belange von Radfahrern (MV10)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Analyse des Verkehrsverhaltens <strong>in</strong> der Zielgruppe bzw. den ZielgruppenAnalyse von Problem-, Konfliktsituationen und Mängeln <strong>in</strong> der Infrastruktur für alternativeVerkehrsmittel und von Mängeln h<strong>in</strong>sichtlich InformationsmittelnEntwicklung von Gegenmaßnahmen, Aufdecken von ungenutzten PotenzialenErarbeitung von geeigneten Mobilitätsmanagement-Maßnahmen mit Zeit- und KostenplanSchrittweise Umsetzung der MaßnahmenEvaluierung der Maßnahmen (Vorher-Nachher-Vergleich)Optimierung der entwickelten Maßnahmen453


C 3Handlungsfeld VerkehrMV14:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteWohnungsbezogenes MobilitätsmanagementDurch wohnstandortnahe Bereitstellung verschiedener Mobilitätsangebote sollen Bewohnerbestimmter Quartiere bzw. Wohnungsbestände problemlos für jeden Weg dasjeweils optimale Verkehrsmittel wählen und ihre Alltagsorganisation auch unabhängigvon e<strong>in</strong>em eigenen Auto gestalten können. Möglichkeiten hierzu bieten Mieterticketsund wohnstandortbezogenes Car-Shar<strong>in</strong>g. Fahrradhäuser sowie Fahrradbügel für Kurzzeitparkererhöhen die bequeme Nutzung des Fahrrads. Auch standortspezifischeMobilitäts<strong>in</strong>formationen erhöhen die Nutzung alternativer Verkehrsmittel. AutofreieWohnquartiere, die über wenige Kfz-Stellplätze verfügen, s<strong>in</strong>d auch k<strong>in</strong>derfreundlicherund können für bestimmte Zielgruppen <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong>.Ziele:Reduzierung der Pkw-Nutzung durch Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenenVerkehrsmittelnServiceangebote, wie z.B. Car-Shar<strong>in</strong>g, erhöhen <strong>in</strong>dividuelle Mobilitätsoptionenund verr<strong>in</strong>gern das auf den privaten Pkw Angewiesen-Se<strong>in</strong>Reduktion der MIV-Wege (motorisierter Individualverkehr)Erhöhung des Anteils autofreier HaushaltReduktion von StellplätzenLangfristige PlanungKoord<strong>in</strong>ierungs- und KooperationsaufwandUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Innen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Umweltzone (MV24)Im Bestand:Monitor<strong>in</strong>g der MieterschaftAnalyse der Nachfragepotenziale durch MieterbefragungEntwicklung zielgruppenspezifischer Angebote und geeigneter Öffentlichkeitsarbeit454


Handlungsfeld VerkehrC 3Beckmann, Klaus J., u.a. (2003): Mobilitätsmanagement <strong>in</strong> Deutschland und im Ausland. Stand vonTheorie und Praxis. Schlussbericht des Projekts 70.657/01 im Forschungsprogramm Stadtverkehr desBMVBW (FOPS 2001), Aachen.Beckmann, Klaus J., u.a. (2004): Mobilitätsmanagement <strong>in</strong> Deutschland und im Ausland – Stand vonTheorie und Praxis, Aachen (Institut für Stadtbauwesen, RWTH Aachen, Schriftenreihe Stadt – Region– Land, Heft 76), S. 79–88.Klima-Bündnis (2003): Handlungsleitfaden Mobilitätsmanagement für Betriebe, zu bestellen unter:klimabuendnis.org/aktionskoffer.html?&L=1%23c805/Konsortium MOMENTUM und MOSAIC (2000): Handbuch Mobilitätsmanagement, Dortmund und Aachen.Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft (2010): Betriebliches MobilitätsmanagementMünchen 2009/2010, München, www.muenchen.de/arbeitundwirtschaft und www.betriebemobil.deLiteratur- undInternettippswww.effizient-mobil.dewww.forschungs<strong>in</strong>formationssystem.de/?20082455


C 3Handlungsfeld VerkehrKlimavorteile bei Nutzungregenerativer Energie4. Alternative Antriebe/Potenziale derElektromobilitätElektrisch angetriebene Fahrzeuge gibt es im alltäglichen Verkehr schon lange: Straßenbahnenund Züge fahren mit Strom. E<strong>in</strong>en (neuen) Aufschwung erlebt derzeit das<strong>in</strong>dividuelle Fahrzeug mit Elektroantrieb. Elektrische Antriebe (Hybrid-, Batterie- undBrennstoffzellenfahrzeuge) bieten große Potenziale zur Verr<strong>in</strong>gerung der Abhängigkeitvon Ölimporten sowie zur Reduzierung von CO 2 - und lokalen Schadstoffemissionen.Am Ort der Nutzung s<strong>in</strong>d sie abgasfrei und erzeugen kaum Lärm. ErheblicheKlimavorteile werden aber erst dann erreicht, wenn der Strom aus anderen Quellenals den fossilen Energieträgern stammt. Wenn also regenerativ erzeugter Strom <strong>in</strong> ausreichendemUmfang zur Verfügung steht, wird Elektrotraktion zur s<strong>in</strong>nvollen Alternativefür Verbrennungsmotoren.Derzeit bef<strong>in</strong>det sich die Elektromobilität – bis auf Nischenprodukte – noch <strong>in</strong> derPhase der Marktvorbereitung. Die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen und von Modellender Netz<strong>in</strong>tegration durch die Verbraucher muss erst noch entwickelt werden.Die Bundesregierung strebt das ambitionierte Ziel an, dass bis 2020 e<strong>in</strong>e MillionElektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen fahren. Im Jahr 2030 könnten es überfünf Millionen Fahrzeuge se<strong>in</strong>. Bis 2050 soll der Verkehr <strong>in</strong> Städten überwiegendohne fossile Brennstoffe auskommen. Zur Unterstützung der Markte<strong>in</strong>führung willdie Bundesregierung geeignete Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen. Beispielsweise solle<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Infrastruktur für das Laden der Fahrzeuge entwickelt und aufgebautwerden.H<strong>in</strong>tergrund-InformationVgl. auchwww.bmvbs.de/DE/VerkehrUndMobilitaet/Zukunftstechnologien/Elektromobilitaet/elektromobilitaet_node.htmlAalen: „Grüner Aal“Elektromobilität ist für die Bundesregierung e<strong>in</strong> Thema von hoher strategischer Bedeutung. In der aktualisiertenKraftstoffstrategie der Bundesregierung wird die Elektromobilität zu e<strong>in</strong>em wichtigen Bauste<strong>in</strong>,und auch <strong>in</strong> der High-Tech-Strategie (HTS) der Bundesregierung haben alternative Antriebskonzepte undneue Verkehrstechnologien e<strong>in</strong>e große Bedeutung. In Verb<strong>in</strong>dung mit der Energieversorgung aus erneuerbarenQuellen wurde Elektromobilität im Integrierten Energie- und Klimaprogramm (IEKP) verankert.Es wurde e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiver Dialog zwischen den zuständigen Ressorts – den Bundesm<strong>in</strong>isterien für Wirtschaftund Technologie (BMWi), für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit (BMU) und für Bildung und Forschung (BMBF) – und Akteuren ausWirtschaft und Wissenschaft <strong>in</strong>itiiert, um geme<strong>in</strong>sam Herausforderungen und Möglichkeiten zu ermittelnund Leitl<strong>in</strong>ien für e<strong>in</strong>en auf zehn Jahre angelegten Plan zur Umsetzung von Elektromobilitätszielenzu entwickeln. Diese Leitl<strong>in</strong>ien fließen dann <strong>in</strong> den Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität e<strong>in</strong>,der den Rahmen für künftige Technologieentwicklungen und die Markte<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Deutschland darstellt.Darüber h<strong>in</strong>aus wurde von der Bundesregierung mit Hilfe von Mitteln des Konjunkturprogrammsrund e<strong>in</strong>e halbe Milliarde Euro für e<strong>in</strong>en „Leitmarkt für Elektromobilität“ zur Verfügung gestellt.Aber auch <strong>Kommunen</strong> können e<strong>in</strong>en Beitrag zur E<strong>in</strong>führung und Verbreitung vonElektromobilität und anderen alternativen Antrieben leisten. Batterieelektrische Fahrzeugeoder auch Hybridfahrzeuge brauchen e<strong>in</strong>e Nische, <strong>in</strong> der sie ihren zentralenVorteil, die lokale Emissionsfreiheit, „ausspielen“ können. Insbesondere betrifft diesden urbanen Verkehr, weil hier ideale Nischenbed<strong>in</strong>gungen vorherrschen (vgl.www.elektromobile-stadt.de). Aber nicht alle<strong>in</strong> der <strong>in</strong>novative Antrieb, sondern umfassendeMobilitätskonzepte für urbane Regionen stehen im Vordergrund.Die Konzepte zur Elektromobilität umfassen dabei Personenkraftwagen (Pkw) undleichte Nutzfahrzeuge, ebenso werden Zweiräder (Elektroroller, Elektrofahrräder)und Leichtfahrzeuge e<strong>in</strong>bezogen. Daneben sollte e<strong>in</strong>e umfassende Strategie zur Elektromobilitätauch auf Stadtbusse und andere Fahrzeuge ausgerichtet werden. Kurz-456


Handlungsfeld VerkehrC 3und mittelfristig bieten vor allem Hybridkonzepte CO 2 - und Energiee<strong>in</strong>sparpotenziale,die nicht vernachlässigt werden sollten.Mit Blick auf Nachhaltigkeit kommt vor allem der „wenig motorisierten Elektromobilität“e<strong>in</strong>e besondere Rolle zu. In ihr steckt e<strong>in</strong> großes Potenzial, Autofahrten aufumweltverträglichere Verkehrsmittel wie Pedelecs (elektrounterstützte Fahrräder) zuverlagern. Diese tragen dazu bei, dass die Reichweite ursprünglich nicht-motorisierterVerkehrsmittel erheblich erweitert werden kann: durch Erhöhung der Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit,ger<strong>in</strong>gere körperliche Anstrengung und dadurch, dass auch topographischproblematischere Gebiete zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Somit können Strecken, diezurzeit aufgrund von Steigung oder Entfernung statt mit dem Fahrrad mit dem Pkwzurückgelegt werden, durch Pedelecs bewältigt werden.Region Frankfurt/Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>: wenig motorisierte ElektromobilitätDas geme<strong>in</strong>sam von ADFC Hessen und Planungsverband geleitete Projekt „bike + bus<strong>in</strong>ess“ zielt <strong>in</strong>der Region Frankfurt/Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong> darauf ab, wirkungsvolle Instrumente zur Förderung des beruflichenRadverkehrs zu entwickeln. Dabei sollen immer mehr Pendler über ihre Unternehmen dazu bewegtwerden, auf dem täglichen Weg zur Arbeit auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) zu verzichtenund auf das Fahrrad umzusteigen. Bei der Umsetzung werden alle an der Mobilitätskette Beteiligten <strong>in</strong>das Projekt e<strong>in</strong>bezogen. Hierzu gehören neben den Unternehmen auch die <strong>Kommunen</strong> sowie dieDienstleister im öffentlichen Personennahverkehr. Seit März 2010 ist das Projektmodul „bike + bus<strong>in</strong>ess2.0“ Bestandteil der „Modellregion Elektromobilität Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>“. Zehn Arbeitgeber aus der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Region s<strong>in</strong>d mit <strong>in</strong>sgesamt 151 Pedelecs (elektrounterstützten Fahrräder) beteiligt.Praxis-BeispielVgl. www.bikeandbus<strong>in</strong>ess.de/news.htm#news2010Elektromobilität als simpler Ersatz des Autos mit Verbrennungsmotor durch e<strong>in</strong> Automit Elektroantrieb wird <strong>in</strong> absehbarer Zeit nicht flächendeckend zu realisieren se<strong>in</strong>.Dennoch ist jede Stadt gut beraten, sich mit diesem Handlungsfeld zu befassen undbei Bedarf e<strong>in</strong>e spezifische „Roadmap Elektromobile Stadt“ zu erarbeiten. Elektromobilitätfungiert dabei als Katalysator und Innovationstreiber, um zukunftsfähigeund multimodale Mobilitätskonzepte zu fördern und über Awareness- und Informationskampagnendie Bürger zu sensibilisieren.Städte können beispielsweise durchUnterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur,Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge,Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den eigenen Fuhrparklangfristige Entwicklungen anstoßen, die nicht nur auf e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung von CO 2 -Emissionen abzielen. Sie geben auch Anstoß zum Umdenken <strong>in</strong> der Bevölkerung,so dass im Bereich der Individualmobilität Konzepte von „Nutzen statt Haben“ befördertwerden, die durch Car-Shar<strong>in</strong>g bislang nicht den erhofften Verbreitungsgradgefunden hatten.Bonn: Aufbau e<strong>in</strong>er Naturstrom-TankstelleIm Dezember 2009 hat „SWB Energie und Wasser“ im Bonner Beethoven-Parkhaus die erste Naturstrom-Tankstelleder Region eröffnet und damit erste <strong>in</strong>frastrukturelle Voraussetzungen für die E<strong>in</strong>führungvon Elektromobilität geschaffen.Praxis-BeispielVgl. www.swb.bonn.de/energieundwasser/fileadm<strong>in</strong>/pdf/SWB_Energie_und_Wasser/E-Fahrzeuge/RZ_SWB_Naturstrom_Flyer_Tanke_72.pdf457


C 3Handlungsfeld VerkehrPraxis-BeispielVgl. www.bielefeld.de/de/un/kli/mot/ecar/Bielefeld: Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen FuhrparkDie Stadtwerke Bielefeld haben <strong>in</strong>sgesamt vier Pkw-Elektrofahrzeuge angeschafft. Davon werden zweivon städtischen Mitarbeitern leihweise als Dienstfahrzeuge genutzt, um wertvolle Erfahrungen zur Alltagstauglichkeitder neuen Antriebstechnologien zu sammeln. Die zugehörigen Parkplätze mit Ladestationenstehen auch für andere Verkehrsteilnehmer mit Elektroautos zur Verfügung.458


Handlungsfeld VerkehrC 3MV15:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteUnterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastrukturIntelligente Stromversorgungs- und Netz<strong>in</strong>frastrukturen, aber auch effiziente Lösungenzur Integration der Elektromobilität <strong>in</strong> solche Energiesysteme der Zukunft s<strong>in</strong>d wichtigeVoraussetzungen, um die Potenziale der Elektromobilität optimal zu nutzen. Aktuellwerden im Rahmen des Forschungsprogramms „E-Energy: IKT-basiertes Energiesystemder Zukunft“ <strong>in</strong> sechs Modellregionen neue Konzepte für die digitale Vernetzung und<strong>in</strong>telligente Steuerung von technischen Systemen und Marktbeziehungen <strong>in</strong> der Elektrizitätsversorgungbeschleunigt entwickelt und breitenwirksam erprobt.Ziele:Schaffen der Voraussetzung für Markte<strong>in</strong>führung und -diffusion von ElektromobilitätEntwicklung e<strong>in</strong>er Energie<strong>in</strong>frastruktur für Elektrofahrzeuge und M<strong>in</strong>imierung derBelastung für das Stromnetz z.B. über Lösungen für das gesteuerte LadenErmöglichung der Rückspeisung von Strom aus Batteriefahrzeugen <strong>in</strong> das Netz, umLastverläufe ungünstiger Betriebszustände bei Kraftwerkskomponenten zu vermeidenund Reservekapazitäten zu m<strong>in</strong>imierenE<strong>in</strong>speisung von regenerativ erzeugtem Strom zu Spitzenlastzeiten durch Zwischenspeicherung<strong>in</strong> Elektrofahrzeugen. Dies könnte dazu beitragen, dass die erneuerbarenEnergien den Lastbedarf besser befriedigen und so <strong>in</strong>sgesamt mehr Stromaus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht.Zielvorgaben bezüglich Lade<strong>in</strong>frastruktur-Stationen erreichtFlächendeckende Netz- und Lade<strong>in</strong>frastrukturZielvorgaben bezüglich Anzahl an Elektrovehikeln erreichtLangfriststrategie, mit mehreren zeitlichen Etappen:Infrastruktur <strong>in</strong> fünf bis sechs Modellregionen mit Netzanb<strong>in</strong>dungInfrastruktur <strong>in</strong> den 20 wichtigsten StadtzentrenVerdichtung der Stadtzentren-Lade<strong>in</strong>frastrukturFlächendeckende InfrastrukturF<strong>in</strong>anziell sehr kostspielig, über Mittel aus dem Konjunkturpaket II gefördertAber: Elektromobilität soll mittelfristig ohne Förderung des Staates wirtschaftlichtragfähig se<strong>in</strong>Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark (MV12)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark (MV17)Identifizierung von geeigneten Standorten zum Aufbau e<strong>in</strong>er Lade<strong>in</strong>frastrukturFestlegung und E<strong>in</strong>igung auf Standards bezüglich der Netz- und Lade<strong>in</strong>frastrukturKlärung rechtlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen z.B. bezüglich der Stell- und Ladeplätzeund der Verrechnung der Ladekosten etc.Installierung erster Modell-StromtankstellenVerdichtung der Lade<strong>in</strong>frastrukturGleiches gilt für die E<strong>in</strong>speisungsmöglichkeiten459


C 3Handlungsfeld VerkehrMV16:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteUnterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastrukturUm die Verbreitung von Elektromobilität zu befördern, kann e<strong>in</strong>e neue Dynamik erzeugtwerden, wenn künftig <strong>Kommunen</strong> und Städte Erleichterungen für Elektrofahrzeugeanbieten – zum Beispiel freie Parkplätze und Pedelec-Boxen mit Lademöglichkeitoder Nutzung von Bus- und Taxispuren.Erreichen der Zielvorgaben h<strong>in</strong>sichtlich der Verbreitung von ElektrofahrzeugenAnzahl an E-Stellplätzen und deren NutzungStromverbrauch an den unterschiedlichen LadestationenKurzfristig umsetzbarTeilweise müssen vorab rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geklärt oder geschaffenwerdenGer<strong>in</strong>ger f<strong>in</strong>anzieller AufwandUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark (MV12)Individuelle Mobilitätsberatung (MV13)Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement (MV14)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MV15)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark (MV17)Umweltzone (MV24)Identifizierung von geeigneten Maßnahmen zur Privilegierung der ElektromobilitätSchrittweise Umsetzung von Maßnahmen (z.B. Freigabe von Busspuren)Information der relevanten Gruppen (z.B. Busfahrer, Taxifahrer)Awareness-Kampagne zu den e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen, um Aufmerksamkeit <strong>in</strong> derBevölkerung zu erzeugen460


Handlungsfeld VerkehrC 3MV17:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteAnschaffung von Elektrofahrzeugen für den eigenen FuhrparkDie Entwicklung von neuen elektrischen Fahrzeugkonzepten ist direkt mit dem primärenE<strong>in</strong>satzzweck des Fahrzeugs verbunden. Während sich z.B. Lieferfahrzeuge und Stadtbussegrundsätzlich für e<strong>in</strong>e Hybridisierung und Elektrifizierung eignen, müssen bei Abfall-SammelfahrzeugenHilfsaggregate oder separate Antriebsaggregate <strong>in</strong> die Auslegungdes Antriebs mit e<strong>in</strong>bezogen werden, um günstige Effekte (Energieeffizienz, Lärm) imsensiblen städtischen E<strong>in</strong>satzgebiet (d.h. während der Sammelfahrt) zu erreichen. Aufgrunddes hohen Verbrauchs von Sammelfahrzeugen und steigender Energiepreise fürkonventionelle Antriebe sollte aber auch hier e<strong>in</strong>e umfangreiche Kosten-Nutzen-Analysedurchgeführt werden, um zu ermitteln, ob sich langfristig e<strong>in</strong>e Elektrifizierung <strong>in</strong> diesemBereich lohnt.Ziel:Die Elektrifizierung des gewerblichen Flotten- und Verteilerverkehrs (z.B. Müllabfuhr,Stadtre<strong>in</strong>igung) bietet zusätzliches Potenzial, lokale Emissionen zu reduzieren unde<strong>in</strong>er Vorbildfunktion bei der Markte<strong>in</strong>führung gerecht zu werden.Höhe des Anteils an Elektrofahrzeugen im kommunalen FuhrparkE<strong>in</strong>sparungen bei Treibstoffkosten und Reduzierung von CO 2 -Emissionen pro JahrGemessene Lärmm<strong>in</strong>derungEs handelt sich um e<strong>in</strong>e langfristige Maßnahme, die sukzessive über Anschaffunge<strong>in</strong>zelner Fahrzeuge umgesetzt wird.Elektrifizierte Nutzfahrzeuge sollten nicht zusätzlich angeschafft werden, sondernals Alternative bei e<strong>in</strong>er anstehenden Neuanschaffung gewählt werden, um den f<strong>in</strong>anziellenAufwand <strong>in</strong> Grenzen zu halten.Die komplette Umstellung der Flotte weist e<strong>in</strong>en langen Zeithorizont auf.Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark (MV12)Unterstützung des Aufbaus e<strong>in</strong>er Netz- und Lade<strong>in</strong>frastruktur (MV15)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Erprobung spezifischer neuer Antriebskonzepte im realen Verkehrsgeschehen <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em oder mehreren PrototypenWeiterbildung der Fahrzeugführer und des Personals, das für die Wartung zuständigistBeurteilung der Wirksamkeit der DemonstratorenBeseitigung von Schwachstellen/Rückmeldung von Optimierungsbedarf beim HerstellerErfassung der KundenakzeptanzSukzessive weitere Umstellung des Fuhrparks mit optimierten Fahrzeugen461


C 3Handlungsfeld VerkehrLiteraturtippsBMWi – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie, BMVBS – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung, BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit,BMBF – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung, BMELV – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2009): Auszug aus dem Bericht an den Haushaltausschuss KonjunkturpaketII, Ziffer 9 Fokus „Elektromobilität“, Berl<strong>in</strong>.Bundesregierung (2008): Sachstand und Eckpunkte zum Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität,Berl<strong>in</strong>.Canzler, Weert, und Andreas Knie (2009): E-Mobility – Chance für <strong>in</strong>termodale Verkehrsangebote undfür e<strong>in</strong>e automobile Abrüstung, <strong>in</strong>: UfU Themen und Informationen, Heft 66, 2/2009.Friedrich, Axel, und Rudolf Petersen (2009): Der Beitrag des Elektroautos zum <strong>Klimaschutz</strong> – Wunschund Realität. Gutachten im Auftrag der Delegation DIE LINKE im Europäischen Parlament.Matthies, Gregor, Klaus Stricker und Jan Traenckner (2010): Zum E-Auto gibt es ke<strong>in</strong>e Alternative, München.462


Handlungsfeld VerkehrC 35. Städtischer Wirtschafts- und GüterverkehrSeit den 1950er-Jahren steigt nicht nur das Güterverkehrsaufkommen kont<strong>in</strong>uierlich.Zugleich verlagern sich Güterverkehre zusehends auf die Straße, so dass der Anteilder Lkw-Transporte auf der Straße im Modal-Split ansteigt. Der Anteil der durch Lkwtransportierten Gütermenge lag im Jahr 2008 bei 77 Prozent (vgl. Statistisches Bundesamt,Verkehr im Überblick 2008). Dabei hat der Gütertransport auf der Straßeh<strong>in</strong>sichtlich des Schadstoff- und CO 2 -Ausstoßes die mit Abstand ungünstigste Umweltbilanzaller Verkehrsträger.Abbildung 2:Daten zum Güterverkehr –Entwicklung der Verkehrsleistungnach Verkehrsträgern<strong>in</strong> Tonnenkilometern(Zeitreihe 1991, 2000,2005, 2006, 2007, 2008)Quelle:Statistisches Bundesamt,Verkehr im Überblick 2008.Auch für die Zukunft wird mit e<strong>in</strong>em steigenden Güterverkehrsaufkommen und e<strong>in</strong>erweiteren leichten Zunahme des Straßengüterverkehrs gegenüber den anderen Verkehrsträgernim Modal Split gerechnet. Für die <strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> Deutschland bedeutetdies e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>en zunehmenden Handlungsdruck, Lkw-Verkehre stadt- und umweltverträglichzu gestalten. Denn Verkehrsbelastungen, Schadstoff- und CO 2 -Ausstoßsowie das Management des Straßengüterverkehrs werden sich unverm<strong>in</strong>dertim urbanen Raum und den Stadtregionen konzentrieren. Andererseits liegen vieleUrsachen, wie beispielsweise die steigende <strong>in</strong>ternationale Verflechtung der Wirtschaftund die Funktionsweise des Transport- und Gütermarkts sowie unternehmens<strong>in</strong>ternelogistik<strong>in</strong>tensive Produktionsprozesse außerhalb des E<strong>in</strong>flussbereichs der<strong>Kommunen</strong>. Dennoch s<strong>in</strong>d die <strong>Kommunen</strong> als handelnde Akteure unerlässlich, vorallem <strong>in</strong> den Bereichen Nah- und Regionalverkehr.<strong>Kommunen</strong> können durch Restriktionen und Benutzervorteile Anreize schaffen,emissionsärmere Fahrzeuge zu nutzen. So s<strong>in</strong>d für emissionsarme Lieferfahrzeuge<strong>in</strong> der Fußgängerzone Bremens erweiterte Lieferzeiten gegenüber konventionellenFahrzeugen e<strong>in</strong>gerichtet worden.In Berl<strong>in</strong> und Münster dürfen City-Logistik-Fahrzeuge die Busspur zur schnelleren Belieferungmitbenutzen. In der Kölner Innenstadt wurden Stellflächen für mobile logistischeDepots e<strong>in</strong>gerichtet, um die Endverteilung der Pakete für e<strong>in</strong>en Kurierdienst463


C 3Handlungsfeld Verkehrohne CO 2 -Emissionen zu Fuß oder per Rad durchzuführen. Weitere Maßnahmen,die <strong>in</strong> der kommunalen Praxis erprobt wurden, s<strong>in</strong>d die bereits seit den 1990er-Jahrenpraktizierten City-Logistik-Konzepte, die darauf abzielen, unnötigen Lieferverkehr zuvermeiden. Die anfänglich sehr hohen Erwartungen h<strong>in</strong>sichtlich der Verkehrsverm<strong>in</strong>derungspotenzialevon solchen Konzepten konnten <strong>in</strong> der praktischen Anwendungjedoch nicht voll erfüllt werden. Heute wird vermehrt von Stadt- oder Regionallogistikgesprochen, die e<strong>in</strong>en größeren geographischen Raum umfasst als die City-Logistik.Abbildung 3:Daten zum Güterverkehr –Beförderungsleistung imStraßengüterverkehr nachNah-, Regional- und Fernbereich(Zeitreihe 1995,2000, 2005, 2006, 2007,2008)Quelle:Statistisches Bundesamt,Verkehr im Überblick 2008Verkehrsleistung <strong>in</strong> Mrd. tkm200180160140120100806040200Nahverkehr (bis 50 km) Regionalverkehr (51 bis 150 km) Fernverkehr (über 150 km)2000 2005 2008*JahrPraxis-BeispielBremen: UmweltladepunktIn Bremen arbeiten die Mitarbeiter der Stadt mit Auslieferungsfirmen zusammen, deren Auslieferungsfahrzeugerelativ alt s<strong>in</strong>d und hohe Emissionswerte aufweisen. Die Zusammenarbeit führte zu der Idee,e<strong>in</strong>en umweltfreundlichen Ladepunkt am Rande e<strong>in</strong>er Fußgängerzone e<strong>in</strong>zurichten.Ladearbeiten an Fußgängerzonen s<strong>in</strong>d bis 11.00 Uhr erlaubt. Es gab e<strong>in</strong>e steigende Nachfrage nachAuslieferung und Abholung von Paketen und Gütern auch außerhalb dieser Zeiten. In der Folge organisiertedie Stadt die Planung und Koord<strong>in</strong>ation mit verschiedenen Organisationen.Der Umwelt-Ladepunkt bef<strong>in</strong>det sich nun nahe der Fußgängerzone. Er erlaubt den Kurier-, Express- undPaketdiensten während der Tageszeit Zugang zum Stadtzentrum für Auslieferungen und Abholungen.Der Zugang gilt exklusiv nur für Fahrzeuge, die den Abgasstandard Euro V/EEV erfüllen. Die Handelskammerunterstützte das Projekt und war aktiv an der Zusammenarbeit der öffentlich-privaten Partnerschaftbeteiligt.Weitere wichtige Maßnahmen s<strong>in</strong>d der Ausbau des Komb<strong>in</strong>ierten Verkehrs und verschiedeneMaßnahmen im Bereich des kommunalen Verkehrsmanagements. Letztereswird hauptsächlich zur Verbesserung des Verkehrsflusses e<strong>in</strong>gesetzt. Es kann beispielsweisekonkret zusammen mit Maßnahmen zur Zufahrtsdosierung oder e<strong>in</strong>em Lkw-Führungsnetz gezielt zur Reduzierung von CO 2 -Emissionen Anwendung f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>eweitere Maßnahme ist die Reduzierung von kle<strong>in</strong>räumigem Verteilverkehr <strong>in</strong> Innenstädten.So können <strong>Kommunen</strong> den Kurier- und Expressdiensten Stellflächen für mobileDepots zur Belieferung von End- oder Kle<strong>in</strong>kunden <strong>in</strong> Innenstädten zur Verfügung stellen,die e<strong>in</strong>e weitere Verteilung durch Fahrradkuriere oder Boten ermöglichen.Auch das Konzept der regionalen Wirtschaftskreisläufe dient der Reduktion von CO 2 -Emissionen, <strong>in</strong>dem Transportwege zwischen Unternehmen oder zwischen Produktionund Endkunden durch die Ausrichtung auf <strong>in</strong>traregionale Stoffströme vermiedenwerden. Diese Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten ist eng mit der Herausbildunge<strong>in</strong>es regionalen Images verbunden und fällt <strong>in</strong> die Schnittstelle von Stadt- undRegionalentwicklung, Regionalmarket<strong>in</strong>g sowie Wirtschaftsförderung.464


Handlungsfeld VerkehrC 3Dresden: GüterstraßenbahnIn den späten 90er-Jahren entstand bei Volkswagen (VW) die Idee e<strong>in</strong>er „Gläsernen Manufaktur“ <strong>in</strong>Dresden, welche die Automobilproduktion als Ereignis sichtbar machen sollte. Voraussetzung dafürwar e<strong>in</strong> angemessener Standort <strong>in</strong> Nähe des Stadtzentrums. Das Logistikzentrum wurde etwa vier Kilometerwestlich der Manufaktur aufgebaut. Um das sensible Stadtzentrum nicht durch zusätzlichenGüterverkehr zu belasten, erarbeiteten Volkswagen und die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB AG) e<strong>in</strong><strong>in</strong>novatives Logistikkonzept: den E<strong>in</strong>satz von Güterstraßenbahnen.Die Güterstraßenbahn CarGoTram ist seit dem 1. März 2001 <strong>in</strong> Betrieb. Ihr Fahrplan ist mit den Fahrplänender Personenbahnen abgestimmt. Sie wird, wie alle Verkehrsmittel der DVB AG, durch das Betriebsleitsystemgesteuert.Die Güterstraßenbahn liefert, bis auf die Karosserie, alle Automobilkomponenten. Sie nutzt das normaleStraßenbahn-Gleisnetz. Lediglich zwei Anschlussgleise wurden neu gebaut. Mit jeder Fahrt entlastendie zwei 60-Meter-Züge das Stadtzentrum von drei Lkw-Fahrten.Praxis-BeispielKöln: Mobile DepotsInsgesamt nutzt die Firma UPS sechs Fahrräder für die Paketzustellung <strong>in</strong> Deutschland. In Köln ist seitAnfang August e<strong>in</strong> zweites Fahrrad im E<strong>in</strong>satz. Die weiteren neuen Zustellfahrräder s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Hamburg,Bremen, Hannover und Bochum im Dienst.Seit über acht Jahren betreibt UPS <strong>in</strong> Köln e<strong>in</strong>e besondere Form der Paketzustellung. Die Innenstadtbelieferungerfolgt zu Fuß und per Rad. Für die Kölner Innenstadt wurde von der Stadt Köln zusammenmit dem Paketdienst UPS das Konzept der „mobilen Depots“ entwickelt. Als mobiles Depot dienenzwei Zustellfahrzeuge, von denen aus der Umkreis zu Fuß und per Lastenfahrrad beliefert wird. Durchweniger Lkw-Verkehr können die Innenstädte auf diese Art spürbar von Lärm und Abgasen entlastetwerden. Für UPS hat diese Form der Innenstadtbelieferung darüber h<strong>in</strong>aus die Vorteile, dass die Parkplatzsuchevermieden wird und Pakete nachmittags nachlieferbar s<strong>in</strong>d. Die Lastenfahrräder weisenzudem e<strong>in</strong>en hohen Wiedererkennungswert auf.Praxis-BeispielMetropolregion Nürnberg: Förderung regionaler WirtschaftskreisläufeZiel der Regionalkampagne „Orig<strong>in</strong>al Regional“ der Europäischen Metropolregion Nürnberg ist dieFörderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, regionaler Produkte und regionaler Dienstleistungen. DieRegionalkampagne vernetzt 21 Partner bzw. Regional<strong>in</strong>itiativen zur Vermarktung regionaler Produkteund Dienstleistungen. Rund 1.000 Erzeuger werben geme<strong>in</strong>sam unter „Orig<strong>in</strong>al Regional“. „Orig<strong>in</strong>alRegional“ ist e<strong>in</strong>e Dachmarke, die bestehende regionale Gütesiegel unterstützt. Außerdem ist „Orig<strong>in</strong>alRegional“ e<strong>in</strong>e Plattform für Erfahrungsaustausch und geme<strong>in</strong>same Projekte. So steht mit der Websitewww.orig<strong>in</strong>al-regional.<strong>in</strong>fo e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Werbeplattform zur Verfügung. Geme<strong>in</strong>same Auftritte,z.B. auf der Messe Consumenta, br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> Mehr an Aufmerksamkeit. <strong>Kommunen</strong> werden angeregt,beim E<strong>in</strong>kauf e<strong>in</strong>e gewisse Regionalquote e<strong>in</strong>zuhalten.Die Regionalkampagne „Orig<strong>in</strong>al Regional“ ist e<strong>in</strong> Vorhaben, das die Metropolregion Nürnberg als Stadt-Land-Partnerschaft kennzeichnet. Hier werden Projekte durchgeführt, die gezielt die Verflechtung vonländlichen Räumen und Verdichtungsraum stärken. Diese Aktivitäten waren e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Europäischen MetropolregionNürnberg durchgeführtes Modellvorhaben im Rahmen des vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr,Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) geförderten Aktionsprogramms „Modellvorhaben derRaumordnung“ (MORO). Seit September 2010 unterstützt das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,Infrastruktur, Verkehr und Technologie die erfolgreich gestartete Projektarbeit mit der Förderung e<strong>in</strong>er Kooperationsstelle„Partnerschaft Ländlicher Raum – Verdichtungsraum“, die weitere Ansätze erprobt.Praxis-BeispielE<strong>in</strong> weiteres mögliches Handlungsfeld s<strong>in</strong>d Institutionalisierungsmaßnahmen desGüter- und Wirtschaftsverkehrs als Querschnittsaufgabe im Rahmen von kont<strong>in</strong>uierlichenGesprächskreisen oder <strong>in</strong> Form der Schaffung e<strong>in</strong>es Referats. Ziel der Institutionalisierungist es, <strong>in</strong>tegrierte Konzepte zu entwickeln und die Kooperationsstrukturzu verbessern. Schließlich kann die Umweltzone – obwohl als EU-rechtliche Maßnahme<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf die Reduzierung gesundheitsschädigender Emissionen wie465


C 3Handlungsfeld Verkehrbeispielsweise Fe<strong>in</strong>staub und Stickstoffdioxid ausgerichtet – im Nebeneffekt auchzu CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen führen: durch die <strong>in</strong>itiierten Flottennachrüstungen und die gesteigerteAufmerksamkeit, die auf das Verkehrsproblem gelenkt wird. Die Wirksamkeitder Umweltzone h<strong>in</strong>sichtlich CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen wurde jedoch bislang nichtuntersucht.Zusammenfassend lässt sich für die Maßnahmen im Handlungsfeld des städtischenWirtschafts- und Güterverkehrs festhalten: Es geht verstärkt um das Zusammenführenund Integrieren verschiedener Maßnahmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em auf die speziellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenund Problemstellungen der Kommune abgestimmten Gesamtkonzept.Dies erfordert neben Analyse- und Kommunikationskompetenzen vor allem Netzwerkkompetenzen( Kap. A5).466


Handlungsfeld VerkehrC 3MV18:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteVerkehrsoptimierung durch FührungsnetzeVerkehrsoptimierung und Verkehrsverflüssigung dienen der Reduzierung von Suchverkehren,von Halten <strong>in</strong> zweiter Reihe und dadurch bed<strong>in</strong>gtem „Stop and go“ sowievon hohem Lkw-Aufkommen und somit Belastung der Innenstadt durch Lkw-Verkehr.Lkw-Führungsnetze umfassen e<strong>in</strong>e Verbesserung der Wegweisung zu Gewerbegebieten,den E<strong>in</strong>satz von Verkehrstelematik zur Zufahrtsdosierung und Durchfahrtsverbotefür Lkw.Ziele:Optimierung der Wegweisung für GüterverkehrEntlastung <strong>in</strong>nerstädtischer Gebiete vom Lkw-VerkehrVerflüssigung des Lkw-Verkehrs (ke<strong>in</strong> „Stop and go“ <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen Gebieten)Verbesserung der Luftqualität, E<strong>in</strong>haltung von Luftgrenzwerten, CO 2 -M<strong>in</strong>derungsowie NO 2 -M<strong>in</strong>derung (Stickstoffdioxid), Fe<strong>in</strong>staubReduktion des <strong>in</strong>nerstädtischen Lkw-TransitverkehrsM<strong>in</strong>imierung des <strong>in</strong>nerstädtischen Lkw-Verkehrs auf die notwendigen FahrtenLangfristiger Ausbau von telematischen SystemenUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Umweltzone (MV24)Problemanalyse, z.B. Erhebung der Verkehrsdaten (Schaffung der Datengrundlage)Informierung von betroffenen Unternehmen und Spediteuren sowie Handel überdas Vorhaben467


C 3Handlungsfeld VerkehrMV19:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteStadt-LogistikE<strong>in</strong>führung von Speditions- und/oder Lieferdienstkooperationen zur gebündelten Belieferungvon Großabnehmern bzw. zu Zielen mit hoher Lieferfrequenz oder Problemzonen<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen Lagen und Fußgängerzonen. Sendungen zu e<strong>in</strong>em bestimmtenGebiet werden gesammelt und durch den Stadt-Logistik-Betreiber bedient. ZwischenbetrieblicheKooperationen und optimale Tourenplanung sollen vermeidbaren Lkw-Verkehrsowie Leer- und Parallelfahrten reduzieren. Anb<strong>in</strong>dung an e<strong>in</strong> Logistik- oder Güterverkehrszentrumist s<strong>in</strong>nvoll.Ziele:Reduzierung des Fe<strong>in</strong>verteilverkehrs durch Bündelung der Lkw-LieferverkehreEntlastung <strong>in</strong>nerstädtischer Gebiete von Lkw-VerkehrVerbesserung der AufenthaltsqualitätVerbesserung der AnliefersituationWeniger Luftschadstoffe, weniger CO 2 -AusstoßReduktion <strong>in</strong>nerstädtischen GüterverkehrsReduktion von LeerverkehrenEher ger<strong>in</strong>ger bis mittlerer Aufwand zur Initiierung bzw. Etablierung und Moderatione<strong>in</strong>es NetzwerksGegebenenfalls mittlerer bis hoher Aufwand zur Standortbereitstellung e<strong>in</strong>es LogistikzentrumsSteuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark (MV12)Verkehrsoptimierung durch Führungsnetze (MV18)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Güterverkehrszentren/Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr (MV21)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Problembewusstse<strong>in</strong>, Problemanalyse, adäquate GebietsabgrenzungStadt regt durch Kontakt mit lokalen Akteuren die Gründung e<strong>in</strong>es Netzwerks anMarktanalyseErstellung des Stadt-Logistik-KonzeptsAusschreibung des Stadt-Logistik-UnternehmensInstitutionelle und personelle Betreuung, eventuell Gründung e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>s Stadt-Logistik, kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklung und BetreuungSchaffung e<strong>in</strong>es zentralen Umladeterm<strong>in</strong>als (eventuell mit Schiene-Straße-Umschlag)468


Handlungsfeld VerkehrC 3MV20:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteInstitutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter LösungenÜber die Initiierung e<strong>in</strong>es Netzwerks oder Gesprächskreises sollen problematische Situationenim H<strong>in</strong>blick auf den Güterverkehr aufgedeckt und angesprochen werden,für die schließlich <strong>in</strong>tegrierte Lösungen herbeigeführt werden.Ziele:Identifizierung von Problemlagen und Erarbeitung von Lösungsvorschlägen (konkreteMaßnahmen oder Strategien) durch kont<strong>in</strong>uierlichen DialogEntwicklung langfristiger Strategien (<strong>in</strong>tegrierte Planung etc.)Verbesserung des Anlieferverkehrs, Vermeidung von Konflikten mit motorisiertemIndividualverkehr (MIV) und FahrradverkehrEntlastung <strong>in</strong>nerstädtischer Gebiete von AnlieferverkehrReduzierung der Liefervorgänge, Reduzierung der AnlieferzeitenReduzierung umwelt- und klimaschädlicher Lkw-Verkehre, CO 2 -ReduzierungImageverbesserungSchaffung e<strong>in</strong>er Stelle oder e<strong>in</strong>es Ortes für die Initiierung von KooperationsmöglichkeitenGer<strong>in</strong>ger Aufwand zur Initiierung des Netzwerks und Betreuung der GesprächsrundenWeitere Aufgaben (je nach Selbstverständnis des Netzwerks) können bei der Kommuneoder bei Mitgliedern des Netzwerks liegen: Leitung und Moderation desNetzwerks, Planung von Veranstaltungen, Aufrechterhaltung des Kommunikationsprozesses.Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Güterverkehrszentren/Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr (MV21)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Umweltzone (MV24)Anregung der Gründung e<strong>in</strong>es Netzwerks durch die Stadt mittels Kontakten zu lokalenAkteurenAnalyse: Problemstellung, Bedürfnisse, GebietFestlegung von Lösungsstrategie und E<strong>in</strong>zelmaßnahmenInformation aller Betroffenen und Präsentation von Analyse und E<strong>in</strong>zelmaßnahmenVerstetigung/Institutionalisierung verlangt kont<strong>in</strong>uierliche Aktivität (Nutzungs<strong>in</strong>teresse).469


C 3Handlungsfeld VerkehrMV21:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteGüterverkehrszentrum/Komb<strong>in</strong>ierter VerkehrE<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Güterverkehrszentrums (GVZ), um den Gütertransport auf Schienebzw. Wasserwege (Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr) zu verlagern. GVZ s<strong>in</strong>d Logistikstandorte, andenen unterschiedliche Verkehrsträger zusammengeführt werden und e<strong>in</strong>e Clusterbildungvon Logistikunternehmen, Betrieben zur Lagerhaltung sowie von logistik<strong>in</strong>tensivenIndustrie- und Handelsunternehmen an e<strong>in</strong>em Standort stattf<strong>in</strong>det. Voraussetzung iste<strong>in</strong>e günstige Anb<strong>in</strong>dung an den Regional- und Fernverkehr.E<strong>in</strong>e weitere Variante e<strong>in</strong>es GVZ kann die Verladung der Güter auf die Straßenbahnse<strong>in</strong>. Hier wird die <strong>in</strong>nerstädtische Erschließungsfunktion der Straßenbahn für den Transportvon Gütern z.B. zu e<strong>in</strong>em oder mehreren Großabnehmern genutzt (Beispiele:Dresden, Wien, Amsterdam, Zürich).Ziele:Entlastung der Umwelt durch Verlagerung des Güterverkehrs auf alternative Verkehrsmittel/Gütertransportauf der Straße so kurz wie möglichBündelung des Güterverkehrs auf massentransporttaugliche und umweltfreundlicheVerkehrsmittel (Schiene, Wasserwege)Entlastung von Innenstadt, RegionReduzierung von AnlieferfahrtenSynergieeffekte durch ClusterbildungErhöhung des Anteils an Schienen-GüterverkehrReduzierung von AnlieferfahrtenHoher f<strong>in</strong>anzieller Aufwand durch Schaffung von Infrastruktur und Bereitstellung vongeeigneten FlächenSteuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Schaffung von Privilegien für Zero-Emission-Fahrzeuge (MV16)Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark (MV17)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Umweltzone (MV24)Sondierungsgespräche mit Akteuren des TransportwesensStandortsucheMachbarkeitsstudie, gegebenenfalls <strong>in</strong>terkommunale Kooperation (Zweckverband,Planungsverband)KonzepterstellungPrüfung von Fördermöglichkeiten470


Handlungsfeld VerkehrC 3MV22:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteIntermodale <strong>in</strong>nerstädtische TransportkettenSchaffung von Standorten für mobile logistische Knoten (z.B. Paketbusse), über die danndie Weiterverteilung von Expresssendungen erfolgen kann. Innerstädtische Zonen könnenso von motorisierten Kurier-Express-Paket-Diensten (KEP-Diensten) entlastet werden.Vorteil für Transportunternehmen:Suchverkehre werden vermiedenZeitdauer für Anlieferungen wird reduziert (Stau)Ziele:Reduzierung des motorisierten Zulieferverkehrs <strong>in</strong> <strong>in</strong>nerstädtischen LagenVerbesserung der Luftqualität, E<strong>in</strong>haltung von Luftgrenzwerten, CO 2 -M<strong>in</strong>derungsowie NO 2 -M<strong>in</strong>derung (Stickstoffdioxid), Verr<strong>in</strong>gerung der Fe<strong>in</strong>staubemissionenVerlagerung des Zulieferverkehrs auf Radkuriere bzw. BotenNutzung der mobilen logistischen KnotenErhöhung des emissionsfreien „Letzte-Meile“-AnlieferverkehrsGer<strong>in</strong>ger Aufwand, schnelle Umsetzung möglichSteuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)Intermodalität – Schnittstellenoptimierung (MV6)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Kommunale Mobilitätsberatung von Betrieben (MV11)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Güterverkehrszentrum/Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr (MV21)Regionale Wirtschaftskreisläufe (MV23)Umweltzone (MV24)Identifizierung der ProblemlageKontaktaufnahme mit TransportunternehmenBereitstellung von Standorten für mobile logistische Knoten durch die Kommune471


C 3Handlungsfeld VerkehrMV23:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteRegionale WirtschaftskreisläufeDurch regionale Wirtschaftskreisläufe sollen <strong>in</strong>traregionale Stoffströme verm<strong>in</strong>dert werden.Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, um dadurch Transportwege und denAusstoß klimarelevanter Stoffe zu m<strong>in</strong>imieren. Häufige Anwendung im Bereich Nahrungsmittel.Schaffung e<strong>in</strong>er Dachmarke. Verb<strong>in</strong>dung mit Regionalmarket<strong>in</strong>g und Wirtschaftsförderung.Notwendig s<strong>in</strong>d Cluster- und Netzwerkbildung sowie Kooperationen. Kommunale Ansiedlungspolitikberücksichtigt „Produktionsnähe“ zu vorhandenen Clustern und Netzwerkenund unterstützt Regional<strong>in</strong>itiativen durch die Schaffung von entsprechendenRahmenbed<strong>in</strong>gungen.Ziele:Kürzere Wege zwischen Hersteller und Endverbraucher, um dadurch CO 2 e<strong>in</strong>zusparenStärkung der regionalen IdentitätStärkung der regionalen Wirtschaft (Arbeitsplätze)Bewusstse<strong>in</strong>sbildung bei Endverbrauchern und HandelVerkürzung der Wege zwischen Produktion und EndabnehmerErhöhung des Anteils an regional erzeugten ProduktenKoord<strong>in</strong>ations- und KooperationsaufwandEtablierung von Stadtmarket<strong>in</strong>gUrbanität durch Nutzungsmischung (MV1)Innen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Güterverkehrszentrum/Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr (MV21)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Umweltzone (MV24)Anregung der Gründung e<strong>in</strong>es Netzwerks durch die Stadt mittels Kontakten zu lokalenAkteurenEntwicklung e<strong>in</strong>er Dachmarke/von Regionalmarket<strong>in</strong>gErhalt/E<strong>in</strong>richtung von Wochenmärkten als Absatzweg, Gestaltung von Märkten,lebensstilnahe MarktzeitenAnsiedlung von entsprechendem Lebensmittele<strong>in</strong>zelhandelUmfangreiche Öffentlichkeitsarbeit und Regionalmarket<strong>in</strong>g zur Unterstützung derDachmarke472


Handlungsfeld VerkehrC 3MV24:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteUmweltzoneEs gelten EU-weite Luftqualitätsrichtl<strong>in</strong>ien für Fe<strong>in</strong>staub seit 2005 und für Stickstoffdioxidseit 2010. Die Luftgrenzwerte werden jedoch häufig <strong>in</strong> stark befahrenen Straßen nichte<strong>in</strong>gehalten. Von den <strong>Kommunen</strong> müssen Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualitätergriffen werden.In Deutschland ist die gesetzliche Grundlage für die E<strong>in</strong>richtung von Umweltzonensowie für die Erstellung von Luftre<strong>in</strong>halteplänen und Aktionsplänen § 47 des Bundesimmissionsschutzgesetzes(BImSchG) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Verordnung über Immissionswertefür Schadstoffe <strong>in</strong> der Luft (22. BImSchV). Die Verantwortung für dieE<strong>in</strong>haltung der Grenzwerte liegt bei den Bundesländern. Die betroffenen <strong>Kommunen</strong>müssen <strong>in</strong> Luftre<strong>in</strong>halteplänen und Aktionsplänen Maßnahmen zur E<strong>in</strong>haltung derWerte ergreifen. E<strong>in</strong>e räumlich zu def<strong>in</strong>ierende Umweltzone kann/muss e<strong>in</strong>gerichtetwerden, <strong>in</strong> der Fahrverbote für Pkw und Lkw bestimmter Schadstoffklassen gelten. DaMaßnahmen im Rahmen der Umweltzone wie Fahrverbote, Verkehrsverflüssigung u.Ä.auch den Ausstoß von CO 2 verr<strong>in</strong>gern und die Rußemissionen von Dieselmotoren(Black Carbon) ebenfalls erheblich zur Klimaerwärmung beitragen, führt die E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>er Umweltzone zur M<strong>in</strong>derung von CO 2 .Hauptziel:Verbesserung der Luftqualität, E<strong>in</strong>haltung von Luftgrenzwerten, wie z.B. M<strong>in</strong>derungvon NO 2 (Stickstoffdioxid), PM 10 (Fe<strong>in</strong>staub)Verbundene Ziele:Durch Fahrbeschränkungen Initiierung von Nachrüstungen und Umstellung vonFuhrparks auf weniger emittierende FahrzeugeDadurch weniger CO 2 -AusstoßBewusstse<strong>in</strong>sbildung bei den VerkehrsteilnehmernM<strong>in</strong>derung von Immissionen und EmissionenE<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Umweltzone als längerfristige MaßnahmeNotwendigkeit der kurzfristigen Umsetzung bei Überschreitung der LuftgrenzwerteInnen- vor Außenentwicklung/Bestand vor Neubau (MV2)Umgang mit ruhendem Verkehr/Parkraummanagement (MV3)Steuerung der e<strong>in</strong>kommenden Verkehrsströme (MV4)ÖPNV als Rückgrat (MV5)Förderung des Fuß- und Radverkehrs als System (MV7)Verkehrsberuhigung und -verflüssigung (MV8)Kommunikationsstrategie/Awareness-Kampagne (MV9)Verkehrsoptimierung (MV18)Stadt-Logistik (MV19)Institutionalisierungsmaßnahmen zur Umsetzung <strong>in</strong>tegrierter Lösungen (MV20)Güterverkehrszentrum/Komb<strong>in</strong>ierter Verkehr (MV21)Intermodale <strong>in</strong>nerstädtische Transportketten (MV22)Aufstellung von Aktionsplan oder Luftre<strong>in</strong>halteplan nach BImSchG und Zuständigkeitsverordnungdurch zuständige LandesbehördeLieferung des Datenmaterials und Maßnahmenbewertung durch die KommuneAbschätzung der Wirksamkeit durch oberste Landesbehörde für Verkehr473


C 3Handlungsfeld VerkehrUmsetzung der Maßnahme durch die Kommune (Ausweisung der Umweltzone,Plaketten, Öffentlichkeitsarbeit)Überwachung des FahrverbotsLiteraturtippsArndt, Wulf-Holger, und Heike Flämig (1999): Soll und kann e<strong>in</strong>e Kommune City-Logistik fördern?, <strong>in</strong>:Internationales Verkehrswesen, Jg. 51, Heft 7/8.Ickert, Lutz, u.a. (2007): Abschätzung der langfristigen Entwicklung des Güterverkehrs <strong>in</strong> Deutschlandbis 2050 – Schlussbericht im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,Basel.Meyer, Susanne (2010): Der deutsche Außenhandel im Sog der Weltwirtschaftskrise, <strong>in</strong>: StatistischesBundesamt (Hrsg.): Wirtschaft und Statistik, Heft 4/2010, S. 360–369, Wiesbaden.Müller, Michael, und Achim Volkamer (2006): VCD Fakten. Leitfaden städtischer Güterverkehr – Umweltschonen und Kosten sparen (Hrsg.: Verkehrsclub Deutschland e.V., Bundesverband), Berl<strong>in</strong>.Statistisches Bundesamt (2010): Verkehr im Überblick 2008, Fachserie 8 Reihe 1.3, Wiesbaden.474


C 4C4 Weitere Handlungsfelder1. AbfallDie Abfallwirtschaft <strong>in</strong> Deutschland hat sich seit Beg<strong>in</strong>n der 1990er-Jahre erheblichgewandelt. Durch gesetzliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzsowie die zugehörigen Rechtsverordnungen) wurde der Wandel von derBeseitigungswirtschaft zur Kreislaufwirtschaft vollzogen. Damit leistet die Abfallwirtschaftauf Grund der <strong>in</strong> den letzten Jahren erheblich verschärften gesetzlichen Auflagene<strong>in</strong>en maßgeblichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland.In Deutschland fallen jährlich gut 40 Mio. Tonnen Siedlungsabfälle an. Bereits heutewerden hohe Quoten an Wertstoffen getrennt erfasst und verwertet. Mit dem Verbotder Deponierung nicht vorbehandelter Siedlungsabfälle wurde e<strong>in</strong> entscheidenderSchritt der Abfallwirtschaft zum <strong>Klimaschutz</strong> geleistet ( Kap. B4 5.2). Der Ausstiegaus der Deponierung nicht vorbehandelter Abfälle hat zur erheblichen Vermeidungvon Methanemissionen geführt, die 21-fach stärker klimawirksam s<strong>in</strong>d als CO 2 -Emissionen.Durch stoffliche und thermische Verwertung werden Treibhausgase durchden E<strong>in</strong>satz von Sekundärrohstoffen und den Ersatz von Strom und Wärme aus fossilenEnergiequellen gem<strong>in</strong>dert. Der Energiegehalt der Restsiedlungsabfälle – bezogenauf die E<strong>in</strong>satzenergie des Abfalls – stammt nämlich zu gut 50 Prozent aus derenbiogenem Anteil (z.B. Papier, Holz, Textilien, Bioabfall) und ist somit CO 2 -neutral. InDeutschland wird das Ziel anvisiert, alle Siedlungsabfälle durch Weiterentwicklungund Ausbau der Behandlungstechniken vollständig zu verwerten, so dass ihre Deponierungganz e<strong>in</strong>gestellt werden kann.Es ist die Aufgabe der <strong>Kommunen</strong>, die Entsorgung <strong>in</strong> privaten Haushalten zu übernehmenund für die Beseitigung der gewerblichen Abfälle zu sorgen. Ziel für diekommunale Abfallwirtschaft soll se<strong>in</strong>, allen Bürgern langfristige Entsorgungssicherheitbei bestmöglichem Service, hohem ökologischem Niveau und sozialverträglichenGebühren zu bieten. Gleichzeitig stellen die <strong>Kommunen</strong> auch selbst Verbraucherdar, d.h., sie besitzen <strong>in</strong> diesem Bereich e<strong>in</strong>e Vorbildfunktion, die sie wahrnehmenkönnen, <strong>in</strong>dem sie allen Bürgern zeigen, dass sie möglichst wenig Abfall anfallen lassen.Als Planer und Regulierer haben die <strong>Kommunen</strong> viele E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten. Siekönnen e<strong>in</strong> Abfallmanagementkonzept entwickeln und entsprechende Regelungen,Genehmigungen bzw. Förderungen e<strong>in</strong>führen. Als Berater und Promotor können die<strong>Kommunen</strong> durch umfangreiche Information und Öffentlichkeitsarbeit viele gesellschaftlich<strong>in</strong>teressierte Bürger erreichen und zu e<strong>in</strong>em Engagement motivieren.Um das Ziel der vollständigen Siedlungsabfallverwertung zu erreichen und auch umnoch weitere vorhandene Emissionsm<strong>in</strong>derungspotenziale der Abfallwirtschaft zuerschließen, können viele Hebel angesetzt werden. Die Abfallvermeidung ist e<strong>in</strong>grundsätzlicher Ansatz und trägt mit zum <strong>Klimaschutz</strong> bei. Zusätzlich bietet die Optimierungdes Trennsystems, gerade was die Bioabfallerfassung und -verwertung angeht,große stoffliche und energetische Nutzenpotenziale, die noch ausgeschöpftwerden können.Wandel zurKreislaufwirtschaftBeitrag der Abfallwirtschaftzum <strong>Klimaschutz</strong>Aufgaben der KommuneHandlungsmöglichkeiten475


C 4Weitere HandlungsfelderPraxis-BeispielMünchen: Grüner Strom aus BioabfallMünchner Bioabfälle werden mit der braunen Tonne flächendeckend e<strong>in</strong>gesammelt. Die <strong>in</strong>novativeund effiziente Umwelttechnologie der Trockenfermentation verarbeitet pro Jahr maximal 25.000 TonnenKüchen- und Gartenabfälle aus der braunen Biotonne und liefert dabei energiereiches Biogas, daszur Produktion von rund 3.780.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr reicht. Diese Strommenge deckt<strong>in</strong> etwa den Jahresverbrauch von circa 1.600 Münchner Haushalten und ersetzt rund 375.000 LiterHeizöl. Auch die Abwärme der Blockheizkraftwerke und die anfallenden Gärreste werden s<strong>in</strong>nvoll genutzt:Die Wärme dient <strong>in</strong> der Anlage zum Heizen verschiedener Stoffströme, die Gärreste werden zuFertigkompost verarbeitet und kehren als wertvoller Dünger zurück <strong>in</strong> den Kreislauf der Biomasse. DieseAspekte machen das Gesamtkonzept sowohl ökologisch als auch ökonomisch attraktiv.Weitere wesentliche Potenziale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Abfallbehandlungs- und Abfallverbrennungsanlagenselbst vorhanden. Zum Beispiel werden für Abfallverbrennungsanlagene<strong>in</strong>e Erhöhung der Energieeffizienz, d.h. e<strong>in</strong>e Erhöhung des elektrischen und thermischenWirkungsgrads, und <strong>in</strong>sbesondere die Anwendung von KWK-Technik für Wärmeund Fernwärmenetz als wesentlich angesehen. Weitere Optimierungspotenziale gibtes etwa <strong>in</strong> der Monoverbrennung für Klärschlämme mit Blick auf die Energienutzung,die Reduktion von N 2 O-Emissionen und die Phosphor-Rückgew<strong>in</strong>nung.Praxis-BeispielMa<strong>in</strong>z: Strom und Fernwärme aus SiedlungsabfällenE<strong>in</strong>e der effizientesten Abfallentsorgungsanlagen, das Müllheizkraftwerk Ma<strong>in</strong>z, wird seit 2003 betrieben.Nach ihrer Fertigstellung kann diese Anlage über 340.000 Tonnen an Siedlungsabfällen entsorgen.Das Kraftwerk garantiert die sichere Entsorgung von Abfällen für die Region mit mehr als 500.000 E<strong>in</strong>wohnern.50 Prozent der Abfälle gelten als erneuerbar, d.h. dass die Verbrennungsanlage e<strong>in</strong>e klimafreundlicheAlternative zu anderen Primärenergieträgern darstellt. In Ma<strong>in</strong>z wird der Abfall zurErzeugung von Strom, Prozessdampf und Fernwärme durch Kraft-Wärme-Kopplung verwendet. Dergrößte Anteil des Hochdruckdampfes wird dann durch das benachbarte GuD-Kraftwerk mit 400 MWLeistung, entsprechend der Nachfrage, zur Erzeugung von Wärme oder Strom verwendet. Währenddes energieoptimierten Betriebes beträgt der elektrische Wirkungsgrad netto 23 Prozent, die Anlageproduziert Strom für über 40.000 Wohnungen.Die Hauptaufgabe der Abfallwirtschaft ist die schadlose Entsorgung von Abfällen.Somit kann es vorkommen, dass abfallwirtschaftliche und klimapolitische Ziele mite<strong>in</strong>anderkonkurrieren. Deshalb ist bei der Planung von abfallwirtschaftlichen Maßnahmendarauf zu achten, dass die gesteigerte energetische Nutzung von Abfällennicht zu e<strong>in</strong>er unerwünschten schleichenden Verteilung von Schadstoffen <strong>in</strong> der Umweltbeiträgt. Für Sekundärbrennstoffe ist deshalb die E<strong>in</strong>haltung bestimmter GüteundQualitätskriterien erforderlich, die den Verbrennungsvorgang und das Emissionsniveaukalkulierbar machen.476


Weitere HandlungsfelderC 4MW1:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: AbfallvermeidungZiel dieser Maßnahmen ist es, das Abfallaufkommen so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten.Dafür können die <strong>Kommunen</strong> neben den Eigenaktionen als Vorbildrolle zahlreicheMaßnahmen für Bürger oder Wirtschaft anbieten.Regulierungsmaßnahmen: Durchsetzung der Umweltregularien wie Genehmigungvon Fastfood-Betrieben mit e<strong>in</strong>er Regelung der AbfallfolgenKooperative Lösungen: Vere<strong>in</strong>barung der Vermeidung von Verpackungsabfällenoder die Nutzung von Mehrweggeschirr bei VeranstaltungenÖkonomische Maßnahmen: Verursachergerechte GebührenmodellePräventive Maßnahmen: Leas<strong>in</strong>g- und Verleihmodelle wie öffentliche Stationen zurVermietung von Gerätschaft und Ausstattungen (z.B. technische Geräte)Öffentlichkeitsarbeit und Motivation der Abfallerzeuger: Angebot von umfangreichenInformationen und Beratungen zum Thema Abfallvermeidung. Anreize fürKompostierung von Bioabfällen und Abfallvermeidung (z.B. Vergünstigungen, Wettbewerbe)Sekundärmärkte: Gebrauchtwarenmärkte, Reparaturwerkstätten, Spendenprojektefür karitative ZweckeMenge des vermiedenen AbfallsAnzahl der BeratungenVerwaltungKommunalratAbfallentsorgerVerbraucherzentrumF<strong>in</strong>anziell: Relativ ger<strong>in</strong>g im Vergleich zu groß<strong>in</strong>vestiven Maßnahmen (z.B. effizientereVerwertungsanlagen), ger<strong>in</strong>ger Aufwand für Raumkosten für Informationszentrum,Sekundärmärkte usw., Personalkosten für z.B. die BeratungMateriell: Flyer, Broschüre usw. für die ÖffentlichkeitsarbeitInformation und Schulung (MK9)Anreize und Motivation (MK10)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Optimierte Bioabfallerfassung und -verwertung (MW2)Analyse der Vermeidungspotenziale und Suche nach SchwerpunktenKooperationsaufbau mit den betroffenen ZielgruppenRatsbeschluss und Sicherstellung der F<strong>in</strong>anzierungDurchführung der Maßnahmen477


C 4Weitere HandlungsfelderMW2:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenMaßnahme: Optimierte Bioabfallerfassung und -verwertungE<strong>in</strong> erheblicher Anteil an Bioabfällen wird nach wie vor über die Restabfallbehandlungbeseitigt und damit nicht oder nur unzureichend genutzt. Durch E<strong>in</strong>führung bzw. Ausweitungder Getrenntsammlung werden Bio- und Grünabfalle vom Restabfall abgetrennt.Der separat erfasste organische Abfall kann sowohl stofflich als auch energetischgenutzt werden und trägt damit zur Schonung von Düngemittelreserven, Torf und fossilenEnergiequellen bei. Die stofflichen und energetischen Nutzpotenziale werdendurch Auftrennung der Bioabfallströme für die jeweils geeignetsten Verwertungsverfahrenoptimiert. Durch getrennte Erfassung des Bioabfalls wird außerdem die Mengean Restmüll mit vergleichsweise höheren Behandlungskosten ger<strong>in</strong>ger.Die folgenden Gesichtspunkte sollten bei der Bioabfallerfassung berücksichtigt werden:Je lockerer die Besiedlungsdichte, desto höher s<strong>in</strong>d die erfassbaren Mengen bei <strong>in</strong>der Regel guter Qualität des Materials. Hierbei ist aber auch zu berücksichtigen,dass <strong>in</strong> dieser Gebietsstruktur e<strong>in</strong> vergleichsweise hoher Anteil von Eigenkompostierernvorzuf<strong>in</strong>den ist.Bei Pflichte<strong>in</strong>führung der Biotonne <strong>in</strong> dicht bebauten Siedlungsstrukturen bestehtdas Risiko e<strong>in</strong>es höheren Störstoffanteils. In ländlichen Gebieten kann es s<strong>in</strong>nvollse<strong>in</strong>, Ausnahmen bei Eigenkompostierung kontrolliert zuzulassen.Gebührensystem: Zum Beispiel bieten e<strong>in</strong>e Reduzierung der Restabfallgebühren beiTeilnahme an der Bioabfallerfassung oder die Schaffung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Müllgebührohne zusätzliche Kosten für die Biotonne Anreize zur getrennten Sammlung.Für die Abschöpfung des Grünabfallpotenzials s<strong>in</strong>d die Abfuhr<strong>in</strong>tervalle bei derStraßensammlung sowie Anzahl, Erreichbarkeit und Öffnungszeiten von Sammelplätzenoder Wertstoffhöfen entscheidend.Zielorientierte Öffentlichkeitsarbeit, z.B. für K<strong>in</strong>der und Jugendliche durch Umweltbildungoder für ausländische Mitbürger durch Informationsangebote <strong>in</strong> der jeweiligenMuttersprache, kann das Sammelergebnis verbessern.Für die Verwertungswege der erfassten Stoffströme werden drei Verfahren unterschieden:Kompostierungs- und Vergärungsverfahren (mit anschließender stofflicher Nutzungdes Gärsubstrats) sowie thermisch-energetische Nutzungsverfahren.Erfasste Menge des Bioabfalls (gesamt und pro Kopf)Anzahl der Biotonnen-BesitzerReduktion von CO 2 -EmissionenVerwaltungKommunalratEnergieversorgerAbfallentsorgerBürgerF<strong>in</strong>anziell: Hohe Investitionskosten der Verwertungsanlage, Müllwagen usw.Mehrere kle<strong>in</strong>ere <strong>Kommunen</strong> können bei der Anschaffung und Nutzung kooperierenMateriell: Flyer, Broschüre usw. für die ÖffentlichkeitsarbeitSchaffung <strong>in</strong>stitutioneller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Kooperation mit umliegendenStädten und Geme<strong>in</strong>den (MK2)E<strong>in</strong>beziehung Bürger und Haushalte (ME5)Zielgruppenorientierte Energiesparberatung (ME7)Abfallvermeidung (MW1)478


Weitere HandlungsfelderC 4HandlungsschritteDurchführung e<strong>in</strong>er Machbarkeitsstudie und Berechnung der E<strong>in</strong>sparpotenzialeKonzeptentwicklungRatsbeschluss und Sicherstellung der F<strong>in</strong>anzierungDurchführung der MaßnahmenBMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2006): Abfallwirtschaft <strong>in</strong>Deutschland – Status quo und Perspektiven, Berl<strong>in</strong>.BMU – Bundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und UBA – Umweltbundesamt(2009): Ökologisch s<strong>in</strong>nvolle Verwertung von Bioabfällen. Anregungen für kommunale Entscheidungsträger,Berl<strong>in</strong>, Dessau-Roßlau.LfU – Landesamt für Umwelt Bayern (2009): Workshop zum Kampagnenauftakt – Grundlagen für Abfallvermeidungskonzepte<strong>in</strong> den <strong>Kommunen</strong>. Fachtagung des LfU am 14.10.2008, Augsburg.UBA – Umweltbundesamt (2006): Energie aus Abfall. E<strong>in</strong> bedeutender Beitrag zum <strong>Klimaschutz</strong>. Nutzungder Potenziale <strong>in</strong> Deutschland und Europa, Dessau-Roßlau.UBA – Umweltbundesamt (2009): <strong>Klimaschutz</strong> konkret – Mut zum Handeln, Dessau-Roßlau.UBA – Umweltbundesamt: Bewährte Verfahren zur kommunalen Abfallbewirtschaftung. Maßnahmenzur Förderung der Abfallvermeidung, www.umweltbundesamt.de/best-practice-mwm/<strong>in</strong>dex.htmlLiteratur- undInternettipps479


C 4Weitere HandlungsfelderKläranlagen größtekommunaleStromverbraucherInterkommunaleZusammenarbeit undPrivatisierungEnergieoptimierungEnergiee<strong>in</strong>sparungenEnergieerzeugungOptimierung desVerfahrens2. AbwasserIn Deutschland s<strong>in</strong>d ca. 94 Prozent der Bevölkerung an die kommunale Abwasserentsorgungangeschlossen. Hierzu stehen rund 10.000 kommunale Kläranlagen zurVerfügung. Die restliche Bevölkerung re<strong>in</strong>igt ihr Abwasser <strong>in</strong> eigenen Kle<strong>in</strong>kläranlagen.Die Länge des öffentlichen Abwasserkanalnetzes beträgt ca. 357.000 km.Die kommunalen Kläranlagen s<strong>in</strong>d für durchschnittlich 20 Prozent des Stromverbrauchsaller kommunalen E<strong>in</strong>richtungen verantwortlich. Damit stellen sie <strong>in</strong> derRegel die größten Stromverbraucher im kommunalen Bereich dar und verbrauchenmehr Strom als Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude oder andere kommunaleE<strong>in</strong>richtungen. Der Gesamtstromverbrauch der 10.000 Kläranlagen entsprichtetwa dem Strombedarf von 900.000 Vier-Personen-Haushalten und ca. drei Mio.Tonnen CO 2 -Emissionen pro Jahr (vgl. UBA 2009).Im Bereich Abwasser können <strong>Kommunen</strong> verstärkt die Rolle als Vorbild e<strong>in</strong>nehmen.Innovative und umweltfreundliche Projekte <strong>in</strong> diesem Bereich haben e<strong>in</strong> hohesDemonstrations- und Multiplikationspotenzial. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es viele kommunaleKläranlagen, die nicht nur für e<strong>in</strong>e Kommune, sondern für e<strong>in</strong>en Zusammenschlussmehrerer kommunaler Gebietskörperschaften zuständig s<strong>in</strong>d. Innerhalb dieser Zweckverbündes<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit und Akzeptanz der teilnehmenden<strong>Kommunen</strong> notwendig, um erfolgreich Maßnahmen umzusetzen ( Kap. A4 2).Zahlreiche <strong>Kommunen</strong> haben ihre Abwasserentsorgungspflicht voll- oder teilprivatisiert.Für diese <strong>Kommunen</strong> s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten <strong>in</strong> diesem Bereich deshalbbegrenzt. Zahlreiche Untersuchungen haben ergeben, dass es relevante Energiee<strong>in</strong>sparpotenzialeund Möglichkeiten zur besseren Ausnutzung des energetischen Potenzialsder Abwasserbehandlungsanlagen gibt. Bei der Energieoptimierung vonAbwasserbehandlungsanlagen sollte jedoch vor Aktivitäten zur Energieerzeugungstets e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imierung des Energieverbrauchs im Fokus stehen.Energiee<strong>in</strong>sparungen lassen sich durch kurz- und mittelfristige Maßnahmen vor allembei der Belüftung sowie bei Behandlung und Verwertung von Klärschlamm realisieren.Alle<strong>in</strong> durch effizientere Belüftung, verbesserte Steuerung der Aggregate sowieE<strong>in</strong>satz von Motoren und Pumpen der höchsten Energieeffizienzklasse wäre <strong>in</strong>Deutschland e<strong>in</strong>e durchschnittliche Strome<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> Abwasserbehandlungsanlagenvon 900 GWh pro Jahr oder ca. 600.000 Tonnen CO 2 -Äquivalenten Emissionsm<strong>in</strong>derungpro Jahr realisierbar (vgl. UBA 2009).Die Energieerzeugung <strong>in</strong> Abwasseranlagen ist grundsätzlich den regenerativen Energienzuzuordnen, Ausnahme ist die thermische Nutzung des Abwassers <strong>in</strong> Abwasserkanälen.H<strong>in</strong>sichtlich des Energieerzeugungspotenzials ist die gesamte Verfahrenskettevon der Nutzung der thermischen Energie des Abwassers und des nutzbaren Gefällesim Wasserweg über die Stromerzeugung durch verbesserte Faulgasgew<strong>in</strong>nung und-verwertung bis zur Gärresteverwertung von Bedeutung.Durch optimierte Verfahren, die zu e<strong>in</strong>er Erhöhung der Faulgasausbeute und desWirkungsgrades bei der Verstromung führen, könnten die Selbstversorgung mitStrom auf kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen nahezu verdoppelt und damitweitere CO 2 -E<strong>in</strong>sparungen erreicht werden. Bei Nutzung aller Möglichkeiten gehenSchätzungen langfristig von e<strong>in</strong>er Vervierfachung der Stromausbeute aus Faulgasverstromungaus.480


Weitere HandlungsfelderC 4All dies zeigt: Die deutsche Siedlungswasserwirtschaft kann durch e<strong>in</strong>e Steigerungder Energieeffizienz von Abwasseranlagen e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Reduzierungdes Energiebedarfs und der CO 2 -Emissionen leisten.Wichtiger Beitrag zum<strong>Klimaschutz</strong>Bochum: Abwasserwärmenutzung Nordwestbad BochumDas von der Stadt Bochum betriebene „Nordwestbad Bochum“ ist etwa 150 Meter von e<strong>in</strong>em Abwasserkanal(DN 3000) entfernt und wird teilweise durch die Wärme des Abwassers geheizt. Der Trockenwetterabflussim Kanal liegt bei ca. 80 l/s, die Abwassertemperatur liegt auch <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonatenbei m<strong>in</strong>destens 12° C.Der Abwasserwärmetauscher besteht aus zwei parallel angeschlossenen Wärmetauscherreihen mite<strong>in</strong>er Gesamtlänge von 47 Metern. Er wurde <strong>in</strong> den neuen Kanal e<strong>in</strong>gebaut und entnimmt dort dieWärme durch e<strong>in</strong>e mit Strom versorgte Wärmepumpe. Diese kann durch die Wärmeabfuhr <strong>in</strong> denKanal auf der Nutzwärmeseite e<strong>in</strong>e Heiztemperatur von 50 bis 55° C zur Verfügung stellen. E<strong>in</strong> großerTeil des benötigten Wärmepumpenstromes wird durch e<strong>in</strong> Blockheizkraftwerk produziert, welches diegleiche elektrische Größe (50 kW) aufweist wie die Wärmepumpe.Die zwei vorhandenen Gaskessel decken den Spitzenbedarf der Anlage ab. Statt für bisher 1.700 werdensie künftig nur noch für 500 Volllaststunden e<strong>in</strong>gesetzt. Die bisher für Heizzwecke benötigte Gasmengevon 2.952 MWh/a kann durch die Abwärmenutzung auf 1.857 MWh/a reduziert werden. DieCO 2 -Emissionen verr<strong>in</strong>gern sich dadurch um 220 Tonnen pro Jahr (37 Prozent).Praxis-BeispielDie umfänglichsten E<strong>in</strong>sparungen s<strong>in</strong>d bei den großen Abwasserbehandlungsanlagen(Abwasserbehandlungsanlagen der Größenklasse 4, >10.000 E<strong>in</strong>wohnerwertenund Größenklasse 5, >100.000 E<strong>in</strong>wohnerwerten) zu erwarten. Rund 2.200 der10.000 Abwasserbehandlungsanlagen <strong>in</strong> Deutschland haben e<strong>in</strong>e Ausbaugröße vonmehr als 10.000 E<strong>in</strong>wohnerwerten. Sie behandeln über 90 Prozent des Abwassersund verursachen dabei 87 Prozent des Stromverbrauchs. Insbesondere bei den kle<strong>in</strong>erenkommunalen Abwasseranlagen liegt der spezifische Stromverbrauch deutlichüber dem größerer Abwasserbehandlungsanlagen.E<strong>in</strong> effizienterer E<strong>in</strong>satz von Energie bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlungim Verbund mit der ressourcen- und energieeffizienten Klärschlammverwertung e<strong>in</strong>schließlichder Co-Vergärung organischer Substrate machen das Erreichen des Zielesder „energieautonomen Abwasserbehandlungsanlage“ möglich.Dresden: Energiekonzept für die KläranlageIm Zuge der Modernisierung und des Ausbaus der Kläranlage <strong>in</strong> Dresden-Kaditz wurde e<strong>in</strong> langfristigesEnergiekonzept <strong>in</strong> die Planungen <strong>in</strong>tegriert. Dieses sieht <strong>in</strong> beispielhafter Weise neben der effektivenNutzung von Ressourcen den schrittweise steigenden E<strong>in</strong>satz regenerativer Energiequellen vor.Die Kläranlage erzeugt immer mehr regenerative Prozessenergie <strong>in</strong> eigenen Anlagen. Langfristig möchtedie Stadtentwässerung Dresden sogar energieautark werden. So ist im Auslauf der Kläranlage zur Elbee<strong>in</strong>e Turb<strong>in</strong>e (138 kW) <strong>in</strong>stalliert, die den Höhenunterschied von durchschnittlich fünf Metern zur Energiegew<strong>in</strong>nungnutzt. Zusätzlich bef<strong>in</strong>det sich seit sechs Jahren auf der Dachfläche des Regenüberlaufbeckensdie bis zum Jahr 2009 größte Fotovoltaikanlage (190 kW) <strong>in</strong> Dresden. So können derzeitannähernd vier Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Kläranlage durch regenerative Energiequellengedeckt werden. Die erheblichen Schlammmengen, die <strong>in</strong> der Kaditzer Anlage anfallen, sollen zurGew<strong>in</strong>nung von Faulgas genutzt werden. Im Herbst 2008 war Baustart für zwei Faulbehälter mit jeweils10.500 m 3 Volumen. Dar<strong>in</strong> können ab 2011 täglich 15.000 m 3 Biogas erzeugt werden, welches das bisherzur Schlammtrocknung benötigte Erdgas ersetzen soll. E<strong>in</strong> alternatives Szenario verzichtet auf dieTrocknung des Schlammes und sieht stattdessen e<strong>in</strong> Blockheizkraftwerk vor. Mit der aus dem Faulgaserzeugten Elektroenergie könnten 50 Prozent des Eigenbedarfs der Kläranlage gedeckt werden. Darüberh<strong>in</strong>aus fällt bei den Umwandlungsprozessen genug Wärme für die Schlammfaulung und zur Klimatisierungvon Betriebsräumen an. Der Faulprozess bewirkt die Reduzierung der organischen Schlammmasseum etwa 30 Prozent, was die Entsorgungskosten senkt.Praxis-Beispiel481


C 4Weitere HandlungsfelderMW3:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Energetische Optimierung der AbwasserbehandlungIn e<strong>in</strong>er normal geführten Abwasserbehandlungsanlage entfallen rund 80 Prozent desStromverbrauchs auf die Belüftung und kont<strong>in</strong>uierlich laufende Verbraucher wie Pumpenund Rührwerke. Diese Komponenten stellen somit die Hauptansatzpunkte für e<strong>in</strong>eenergetische Optimierung dar.Im Bereich der Belüftung s<strong>in</strong>d z.B. durch Austausch der Belüfter, Optimierung der Belüfteranordnungund Regelung der Belüftung über Onl<strong>in</strong>e-Messung mehr als 50 Prozentder Belüftungsenergie e<strong>in</strong>sparbar.Ebenso lassen sich durch die Optimierung der Betriebsführung, die Vermeidung vonDruckverlusten und den E<strong>in</strong>satz moderner Pumpen mit hoher Effizienz und ger<strong>in</strong>gerVerstopfungsanfälligkeit Energiee<strong>in</strong>sparungen erzielen.E<strong>in</strong>e dauerhafte energetische Optimierung setzt die Kontrolle der wichtigsten Anlageteilevoraus: Überwachung von Gebläsestationen und Pumpwerken und Messung desDruckverlustes der Belüftungse<strong>in</strong>richtungen. Als positiver Nebeneffekt lassen sich aufdiese Weise oft auch sich anbahnende Betriebsstörungen frühzeitig erkennen.Reduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenKommunalpolitikEntsorgungsunternehmenF<strong>in</strong>anziell: Höhere InvestitionEnergiee<strong>in</strong>sparung und -gew<strong>in</strong>nung bei der Klärschlammbehandlung und Klärschlammverwertung(MW4)Nutzung der Abwasserwärme (MW5)BestandsanalyseDurchführung der Machbarkeitstudie und Berechnung der E<strong>in</strong>sparpotenzialeRatsbeschluss und Sicherstellung der F<strong>in</strong>anzierungDurchführung der Maßnahmen zur energetischen Optimierung482


Weitere HandlungsfelderC 4MW4:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Energiee<strong>in</strong>sparung und -gew<strong>in</strong>nung bei der Klärschlammbehandlungund KlärschlammverwertungKlärschlammbehandlung:Viele große Kläranlagen (Größenklasse 4 und 5) pumpen den Klärschlamm (Überschussschlamm)<strong>in</strong> Faulbehälter zur Erzeugung von Faulgas. Für e<strong>in</strong>e optimale Faulgasausbeutemuss der Faulbehälter auf 35 bis 38° C beheizt werden. Die Beheizungbenötigt 70 bis 80 Prozent des gesamten Wärmebedarfs der Kläranlage. Der Heizenergiebedarflässt sich erheblich senken, <strong>in</strong>dem der Klärschlamm vor der Verbr<strong>in</strong>gung<strong>in</strong> den Faulbehälter masch<strong>in</strong>ell entwässert wird. Dies führt zu e<strong>in</strong>er Volumenreduzierungund ermöglicht die Erhöhung des Anteils an Trockensubstanz.In Abwasseranlagen mit Blockheizkraftwerken (BHKW) wird das gewonnene Faulgasverstromt. Dabei verbessern moderne BHKWs mit hohem Wirkungsgrad die Energieeffizienzder Anlage noch weiter.Weitere Ansatzpunkte zur Effizienzsteigerung der Abwasseranlagen s<strong>in</strong>d die Ausnutzungfreier Faulraumkapazitäten und e<strong>in</strong>e optimale Betriebsführung. Dadurch lassensich erhebliche Mengen an geeignetem biologischem Material zur Faulgas-(Biogas-)gew<strong>in</strong>nungaufnehmen und die Stromproduktion weiter steigern.Klärschlammverwertung:Die Energieeffizienz für die Klärschlammtrocknung und -verwertung ist besondershoch, wenn die Trocknung mit Sonnenenergie und/oder ungenutzter Abwärme undVerbrennung möglichst nahe am Kläranlagenstandort vorgenommen wird. Selbst derTransport von entwässertem Klärschlamm auch bei großen Transportentfernungenzum Kraftwerk/Zementwerk und Trocknung mit der Kraftwerksabwärme vor der Verbrennungist noch energetisch günstiger als die Trocknung mit Primärbrennstoffen.Reduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenKommunalpolitik und -verwaltung, UnternehmenZeitlicher Aufwand für Kontaktaufnahme und Treffen mit Geme<strong>in</strong>devertreternEnergetische Optimierung der Abwasserbehandlung (MW3)Nutzung der Abwasserwärme (MW5)Durchführung der Machbarkeitsstudie und Berechnung der E<strong>in</strong>sparpotenzialeRatsbeschluss und Sicherstellung der F<strong>in</strong>anzierungDurchführung der Maßnahmen483


C 4Weitere HandlungsfelderMW5:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Nutzung der AbwasserwärmeAbwasser gelangt <strong>in</strong> Wohngebäuden meist mit Temperaturen zwischen 12 und 20° C<strong>in</strong> den Abwasserkanal. Abwasserwärme <strong>in</strong> größeren Abwasserkanälen (mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destabflussvon 15 Litern pro Sekunde) eignet sich deshalb sehr gut für den effizientenBetrieb von Wärmepumpen zur Beheizung von Gebäuden, da es gegenüber anderenWärmequellen (Luft, Boden, Grundwasser) höhere Temperaturen aufweist und ganzjährigverfügbar ist.Über Wärmetauscher <strong>in</strong> der Kanalsohle der Abwasserkanäle kann dem Abwasser e<strong>in</strong>Teil der Wärme entzogen und über Wärmepumpen auf e<strong>in</strong> Temperaturniveau von biszu 70° C für die Gebäudebeheizung angehoben werden. Dabei können die Anlagenso ausgelegt werden, dass die Abwassertemperatur <strong>in</strong>sgesamt um nicht mehr als 1° Cs<strong>in</strong>kt und damit ganzjährig die biologische Re<strong>in</strong>igung <strong>in</strong> der Kläranlage nicht bee<strong>in</strong>trächtigtwird.Im Bereich der Gebäudeheizung lässt sich auch unter Berücksichtigung des Stromverbrauchsder Wärmepumpen auf diese Weise e<strong>in</strong> Großteil der Primärenergie e<strong>in</strong>sparen.Gleichzeitig kann das Verfahren durch Abgabe von Wärme über den Wärmetauscheran das Abwasser im Sommer Gebäude kühlen.Als Voraussetzung für e<strong>in</strong>en effizienten Betrieb müssen sich größere Wärmeabnehmerwie Mehrfamilienhäuser, Schulen, Sporthallen oder Bäder <strong>in</strong> der Nähe des Kanals bef<strong>in</strong>den.Reduktion des Energieverbrauchs und der TreibhausgasemissionenAnzahl der E<strong>in</strong>richtungen oder Haushalte, die Abwässerwärme anwendenKommunalpolitikEntsorgungsunternehmen(Kanal-)NetzbetreiberF<strong>in</strong>anziell: höhere Investitionskosten beim E<strong>in</strong>bau des Wärmetauschers (eventuellSynergieeffekte bei notwendigen Kanalsanierungen nutzen, um die Kosten für denWärmetauscher-E<strong>in</strong>bau zu senken)Zeitlich: Berücksichtigung bei sowieso anstehenden KanalsanierungenEnergetische Optimierung der Abwasserbehandlung (MW3)Bestandsanalyse (Abwasserkanäle und nahe gelegene beheizbare Gebäude)Erarbeitung e<strong>in</strong>er MachbarkeitsstudieRatsbeschluss und Sicherstellung der F<strong>in</strong>anzierungDurchführung der Maßnahmen484


Weitere HandlungsfelderC 4BWP – Bundesverband WärmePumpe e. V., Deutsche Bundesstiftung Umwelt, ASEW – Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaftfür sparsame Energie- und Wasserverwendung GbR im Verband kommunaler Unternehmen undInstitut Energie <strong>in</strong> Infrastrukturanlagen (2005): Heizen und Kühlen mit Abwasser. Ratgeber für Bauherrenund <strong>Kommunen</strong>, München u.a.Land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz (2007): Ökoeffizienz <strong>in</strong> der Wasserwirtschaft. Steigerung der Energieeffizienz vonAbwasseranlagen, Ma<strong>in</strong>z.UBA – Umweltbundesamt (2006): Steigerung der Energieeffizienz auf kommunalen Kläranlagen, Dessau-Roßlau.UBA – Umweltbundesamt (2009): Energieeffizienz kommunaler Kläranlagen, Dessau-Roßlau.Literaturtipps485


C 4Weitere HandlungsfelderKlimafreundlicheErnährung3. ErnährungE<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die globalen Stoffkreisläufe tragen Lebensmittelproduktion und -versorgungerheblich zur erhöhten Bildung von Treibhausgasen und damit zum Klimawandelbei. E<strong>in</strong>e klimafreundlichere Ernährungsweise h<strong>in</strong>gegen verb<strong>in</strong>det Empfehlungen füre<strong>in</strong>e gesunde Ernährung mit ökologischer Erzeugung und möglichst regionaler Distribution.Klimaschonendes Essen kann somit erheblich zum Schutz des Weltklimas beitragen.Zu den wichtigsten Umweltmaßnahmen, zu denen Konsumenten im Ernährungsbereichbeitragen können, zählt die starke E<strong>in</strong>schränkung des Fleischkonsums.Dabei ist auch der Staat gefragt: In Deutschland trägt er mit der verfassungsrechtlichenVerankerung des Schutzes der Menschenwürde und des Vorsorgepr<strong>in</strong>zips nichtnur Verantwortung für die Lebensmittelsicherheit, sondern <strong>in</strong>sgesamt für nachhaltigeErnährung.Lebensmittel, die im Rahmen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Ernährungsweise konsumiert werden,sollten frisch, regional, saisonal, ökologisch, gentechnisch unverändert und freivon Schadstoffen se<strong>in</strong>. Obst und Gemüse können idealerweise unter natürlichen Bed<strong>in</strong>gungenvoll ausreifen und s<strong>in</strong>d weniger mit Chemikalien behandelt, die üblicherweiseFrüchte aus Übersee und fernen Gebieten transportfähig machen sollen.Werden Produkte nicht <strong>in</strong> Gewächshäusern gezüchtet, sondern stammen aus derUmgebung, wirkt sich dies auch positiv auf die Umwelt aus.Die Welternährungsorganisation FAO hat schon 2007 erklärt, dass 18 Prozent derschädlichen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft stammen, <strong>in</strong>sbesondereaus der Viehzucht. Neue Studien setzen diesen Wert weit höher an. Laut FAO ist die„Nutztier“-Haltung für 37 Prozent des weltweiten Methanausstoßes verantwortlich.Methan ist 21 Mal klimawirksamer als Kohlendioxid.Praxis-BeispielVernetzungsstelle Schulverpflegung Thür<strong>in</strong>genDie Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thür<strong>in</strong>gen ist an die Verbraucherzentrale Thür<strong>in</strong>gen e.V. angegliedertund bietet allen Akteuren und Interessierten Beratung sowie Unterstützung rund um das ThemaSchulverpflegung an. Dies betrifft gleichermaßen den Versorger/Caterer der Schule, Eltern, Schüler undSchulamt.Die Vernetzungsstelle Thür<strong>in</strong>gen hat folgende Ziele:Regelmäßige Ermittlung und Bewertung des Schulverpflegungsangebotes (erfolgt zweijährig), <strong>in</strong>sbesondereErfassung von Schulen mit Schwierigkeiten bei der MittagsversorgungAnwendung der Qualitätsstandards für die Schulverpflegung <strong>in</strong> rund 80 Prozent der SchulenSteigerung von Akzeptanz und Teilnehmerzahl an e<strong>in</strong>er gesunden SchulverpflegungSensibilisierung von Schülern und Lehrkräften für e<strong>in</strong>e „gesunde Ernährung“ durch E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung vonErnährungsprojektenAuf- und Ausbau von Kooperationen zwischen den Beteiligten der SchulverpflegungVernetzung vorhandener AktivitätenDie Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thür<strong>in</strong>gen ist mit zwei Dreiviertel-Stellen besetzt. Insgesamtstehen dem Projekt auf fünf Jahre verteilt rund 417.000 Euro zur Verfügung, f<strong>in</strong>anziert durch BundesundLandesmittel. Mit Stand von 2010 werden vier Schulen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen begleitet.Die Nutzung pädagogischer Begleitmaßnahmen im Ernährungsbereich wird von der Vernetzungsstelleempfohlen und organisiert. Ebenso wird auf Aktivitäten bekannter Partner wie Verbraucherzentralen,Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Landfrauenverband (aid-Ernährungsführersche<strong>in</strong>) oder Thür<strong>in</strong>gerÖkoherz verwiesen. Hierdurch können Theorie und Praxis besser mite<strong>in</strong>ander verknüpft sowieVerständnis und Akzeptanz für die Umstellung auf gesündere Schulverpflegung geweckt werden.486


Weitere HandlungsfelderC 4Der Konsum von Fleisch verursacht ca. 40 Prozent mehr Treibhausgasemissionenals die Summe an Emissionen aus Autos, Lastwagen, Flugzeugen, Geländefahrzeugenund Schiffen weltweit. Die Tierwirtschaft ist sogar für 51 Prozent der anthropogenverursachten Treibhausgase verantwortlich. Methan, das vor allem <strong>in</strong> derTierwirtschaft entsteht, ist wesentlich klimarelevanter als Kohlenstoffdioxid, besitztaber zugleich e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere Verweildauer <strong>in</strong> der Atmosphäre. Werden Herstellungund Verbrauch tierischer Produkte reduziert, können bedeutende Fortschritte fürUmwelt und Klima erzielt werden.Treibhausgasemissionen<strong>in</strong>folge FleischkonsumsUmweltbelastungen durch Massentierhaltung s<strong>in</strong>d enorm. So fallen bei e<strong>in</strong>em Mastr<strong>in</strong>dz.B. täglich 20 kg Dung an, was sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb mit 10.000 Tieren auf ca.200.000 kg Dung am Tag summiert – dem organischen Abfall e<strong>in</strong>er Stadt mit 110.000E<strong>in</strong>wohnern vergleichbar. Die anfallende Gülle belastet <strong>in</strong> hohem Maße das Grundwasserund trägt darüber h<strong>in</strong>aus zum Waldsterben bei.Ottersberg: Eigenverpflegung an der FH OttersbergAn der privaten Kunsthochschule Ottersberg bereiten Studierende das Essen <strong>in</strong> der Mensa <strong>in</strong> e<strong>in</strong>embundesweit vorbildlichen Projekt selbst zu. Ursprung des Projektes ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e studentische Initiative,die sich zum Alltag an der Fachhochschule <strong>in</strong> der Nähe von Bremen entwickelt hat. Entsprechend desanthroposophischen Ansatzes der Privathochschule wird nur vegetarisch gekocht, wobei jeder Studente<strong>in</strong>mal pro Trimester e<strong>in</strong>en Kochdienst übernimmt.Ziele des Projektes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ess- und Kocherleben sowie die vegetarische Versorgungvon Studierenden, Gästen und Mitarbeitern der FH.Dabei bereiten täglich fünf Studierende unter Anleitung e<strong>in</strong>er Köch<strong>in</strong> vegetarische Drei-Gänge-Menüszu. Studierende übernehmen folgende Aufgaben:Erstellen der Planung der Teams und Überzeugen von „Drückebergern“Der studentische Mensabeirat kümmert sich um Organisatorisches, Preise und die Jobverteilungder KochteamsRe<strong>in</strong>igen der Küche; Re<strong>in</strong>igungszeit: zwei StundenPraxis-BeispielGefragt s<strong>in</strong>d daher Informationen über Aktionen, die e<strong>in</strong>e naturgemäße Produktion,d.h. ökologisch erzeugte Lebensmittel zum Ziel haben. In ökologisch erzeugten Lebensmittelns<strong>in</strong>d bedeutend weniger Zusatzstoffe enthalten, werden Tierschutzsowie gentechnikfreie Herstellung beachtet. Ökologische Produktion ist <strong>in</strong>sgesamtsorgfältiger, naturgemäßer und weniger auf schnelle <strong>in</strong>dustrielle Produktion ausgerichtet.Ökologisch erzeugteLebensmittelOsnabrück: Osnabrück gentechnikfreiE<strong>in</strong>em Antrag der Grünen folgend, erklärt der Stadtrat die Stadt Osnabrück für gentechnikfrei. Auf denFlächen der Stadt werden demnach zukünftig ke<strong>in</strong>e gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut.Diese Regelung wird <strong>in</strong> den Pachtverträgen festgehalten und setzt auf e<strong>in</strong>e freiwillige Selbstverpflichtungder Landwirte. 3.500 ha landwirtschaftliche Fläche s<strong>in</strong>d davon betroffen. In städtischen E<strong>in</strong>richtungensollen zudem künftig nur gentechnikfreie Lebensmittel angeboten werden. Begründet wird der Antragmit der Ablehnung von Gentechnik durch die Verbraucher und den ungeklärten Risiken von Gentechnik-Pflanzenfür Mensch und Gesamtökologie.Praxis-BeispielNeben Aktionen wie „Slow Food“ und Initiativen von Tierschutzverbänden, Vegetariernund Veganern, dem Euregio-Projekt "Gesunde K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> gesunden <strong>Kommunen</strong>“u. a. sollen auf den folgenden Seiten beispielhafte Maßnahmen von <strong>Kommunen</strong> erfasstwerden, die im Bereich Ernährung e<strong>in</strong>en Beitrag zur Verbesserung von Ressourcennutzung,Gesundheit und zum Schutz des Klimas leisten.487


C 4Weitere HandlungsfelderPraxis-BeispielFreiburg i. Br.: Nachhaltigkeit als LebenskunstSeit 2007 macht Freiburg <strong>in</strong> sechs Veranstaltungszyklen ethische und kulturelle Grundlagen von Nachhaltigkeitbewusst und geht der Frage nach e<strong>in</strong>em „guten Leben“ nach: Wie wollen wir leben, und wiesoll unsere Welt aussehen? Hauptthemen s<strong>in</strong>d „Zeit“, „Lebens-Mittel“, „Raum“, „Generationen“,„Hören“ sowie „Energie“.Akteure vor Ort s<strong>in</strong>d die Stadt Freiburg, die Evangelische Akademie Baden, Evangelische ErwachsenenbildungFreiburg und Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg. F<strong>in</strong>anziert wird das Projekt durchden Innovationsfonds der badenova AG & Co. KG sowie von der Landesstiftung Baden-Württemberg.Frei von Glaubensrichtungen und Religionen arbeiten Veranstalter verschiedenster Bereiche zusammen.Von Fotoausstellungen über Kochshows, Sem<strong>in</strong>are, Ausstellungen, Musikveranstaltungen und E<strong>in</strong>blicke<strong>in</strong> die Arbeit sozialer Träger und Unternehmen werden an verschiedenen Orten Informationen und Anregungenzu den jeweiligen Themen gegeben. Das Engagement der Beteiligten ist maßgeblich für denErfolg der Veranstaltungsreihe.488


Weitere HandlungsfelderC 4MW6:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: E<strong>in</strong>richten von Vernetzungsstellen für SchulverpflegungDie Vernetzungsstelle Schulverpflegung bietet allen Akteuren und Interessierten rundum die Schulverpflegung Beratung sowie Unterstützung an.Ziele der Vernetzungsstelle s<strong>in</strong>d:regelmäßige Ermittlung und Bewertung des SchulverpflegungsangebotesSteigerung der Akzeptanz und Teilnehmerzahl an gesunder SchulverpflegungSensibilisierung von Schülern und Lehrkräften für „gesunde Ernährung“ durch E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungvon ErnährungsprojektenAuf- und Ausbau von Kooperationen zwischen den Beteiligten der SchulverpflegungInformation zu Kostenübernahme für K<strong>in</strong>der aus e<strong>in</strong>kommensschwachen FamilienVernetzung vorhandener AktivitätenEntsprechend der Informations- und Lernprozesse der Beteiligten kann sich die Nachfragenach gesunder Schulverpflegung stetig entwickelnAkteure von Vernetzungsstellen für Schulverpflegung s<strong>in</strong>d die Bundesregierung im Rahmendes Nationalen Aktionsplans „In Form – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährungund mehr Bewegung“ sowie die M<strong>in</strong>isterien für Soziales, Familie undGesundheit <strong>in</strong> den Bundesländern.Der Aufwand richtet sich nach der Zahl der teilnehmenden Schulen und der Schülerzahlfür die durchzuführenden Projekte <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern. Die Beratungen <strong>in</strong>den Schulen, mit dem Versorger/Caterer und die Erfassung sowie Informationsprozesseerfordern Zeit. E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Aussage ist hier nicht möglich.Erarbeitung von Konzepten und Programmen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK4)Information und Schulung zum <strong>Klimaschutz</strong> <strong>in</strong> städtischen Liegenschaften (MK9)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Gentechnikfreie Regionen (MW8)Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit (MW9)Nach der Mittelvergabe durch die Mittelgeber/Regierung s<strong>in</strong>d entsprechend der fürdas Bundesland zu betreuenden Schulen/E<strong>in</strong>richtungen Personalplanungen und Zeitplänezu erstellen und ist das Projekt <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller H<strong>in</strong>sicht detailliert zu untersetzen.Für die F<strong>in</strong>anzplanung, aufgeschlüsselt nach Jahren/passenden Zeitabschnitten des Projektes,s<strong>in</strong>d neben den Personalkosten, Raumkosten und Sachmitteln auch Fahrtkosten,Werbungs- und Druckkosten für Flyer und Pressematerialien zu berücksichtigen.489


C 4Weitere HandlungsfelderMW7:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Eigenverpflegung an Fachschulen/HochschulenStudierende kochen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt das Essen der Mensa selbst. Entsprechend desAnsatzes der Fachschulen/Hochschulen wird zu bestimmten Term<strong>in</strong>en bzw. ständigvegetarisch gekocht.Die Maßnahme dient mehreren Zielen:geme<strong>in</strong>sames Ess- und KocherlebenBezug zu/Wissen über ökologisch und klimafreundlich erzeugte Lebensmitteln herstellenKenntnisse <strong>in</strong> der Zubereitung von Lebensmitteln erlangen(vegetarische) Versorgung der Studierenden, Gäste und MitarbeiterTeilnehmerzahl bei Kochaktionen und beim VerzehrRegelmäßigkeit der AktionenE<strong>in</strong>e Studenten<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> Kooperation mit Studentenwerk, privatem Träger oder e<strong>in</strong>emVere<strong>in</strong>Aufwand hängt von der Zahl der zu Verpflegenden ab und be<strong>in</strong>haltet u.a.Organisation der E<strong>in</strong>satzteams, Anleitung durch e<strong>in</strong>e Fachkraft, Kalkulation, PlanerstellungEventuell weitere Aufgaben wie E<strong>in</strong>kauf, Vertragsabschlüsse mit Lieferanten etc.<strong>Klimaschutz</strong>fonds (MK8)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Gentechnikfreie Regionen (MW8)Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit (MW9)Die Planung der Größe des Kochteams richtet sich nach der Zahl der zu Verpflegenden.Sobald die Größe des Teams feststeht und e<strong>in</strong> Koch und e<strong>in</strong>e stellvertretendeFachkraft benannt s<strong>in</strong>d (diese sollten festangestellt se<strong>in</strong>), s<strong>in</strong>d entsprechend der Tagesgerichtedie Arbeitsaufgaben und Zuständigkeiten zu verteilen. Die Zeitdauer für dentäglichen E<strong>in</strong>satz ist festzuschreiben und be<strong>in</strong>haltet neben den vorbereitenden Aufgabenauch die Re<strong>in</strong>igung und die Materialbestellung für die folgenden Tage.E<strong>in</strong>satzpläne mit Namen und Regelungen für Ersatz bei Verh<strong>in</strong>derung der Teammitglieders<strong>in</strong>d im Vorfeld zu erstellen. Die Organisation ist von e<strong>in</strong>em Koch oder e<strong>in</strong>erFachkraft durchzuführen, der bzw. die bereits <strong>in</strong> größeren Teams mit mehr als fünf MitgliedernErfahrungen gesammelt hat.490


Weitere HandlungsfelderC 4MW8:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Gentechnikfreie Regionen – DeutschlandPflanzen beachten ke<strong>in</strong>e Ackergrenzen. Für gentechnisch veränderte Pflanzen bedeutetdies, dass sie, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Umwelt ausgesetzt, nicht mehr rückholbar und ihre Eigenschaftendurch Pollenflug oder Insekten auf herkömmliche Pflanzen übertragbars<strong>in</strong>d. Um ungeklärte Risiken aus gentechnisch veränderten Pflanzen zu vermeiden,können Städte und Geme<strong>in</strong>den gentechnikfreie Regionen beschließen.Mit gentechnikfreien Regionen können <strong>Kommunen</strong> beitragen zusicheren und gesunden Nahrungsmittelnder Verh<strong>in</strong>derung von Monokulturen und deren Folgendem Erhalt der biologischen Vielfaltdem Erhalt der kle<strong>in</strong>bäuerlichen Landwirtschaftder Verh<strong>in</strong>derung von Preissteigerungen bei NahrungsmittelnDie Schaffung gentechnikfreier Regionen können <strong>Kommunen</strong> ergänzen durchInformationsveranstaltungen mit regionalen Produzenten von Lebensmitteln, Garten-bzw. Grundstückseigentümern, Landwirten, Imkerndas Angebot von grundsätzlich nur gentechnikfreien Lebensmitteln <strong>in</strong> städtischenE<strong>in</strong>richtungen.In Deutschland gibt es über 114 Gentechnikfreie Regionen (GFR) und 198 GFR-Initiativen(Stand 2010).Existenz und Größe gentechnikfreier Flächen im Umkreis e<strong>in</strong>er KommuneStadtverwaltungenStadträte, Geme<strong>in</strong>deräteVere<strong>in</strong>eInteressierte und betroffene BürgerGrundstücksbesitzer, PächterWissenschaftlerImker, Verarbeiter, Händler, Umweltaktivisten, ZüchterOrganisations- und Informationsaufwand, um Bevölkerung und Stadt- bzw. Geme<strong>in</strong>de-vertretersowie Pächter <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>zubeziehenFür den Aufwand können ke<strong>in</strong>e bezifferbaren Angaben gemacht werdenErarbeitung von Konzepten und Programmen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK4)Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit (MW9)Die wichtigste Grundlage für den Aufbau e<strong>in</strong>es Netzwerkes/Verbundes wie GentechnikfreieRegionen s<strong>in</strong>d Informationen. Dies betrifft Folgen und Risiken der Gentechnik,Informationen über mögliche Partner (s. Akteure), Fachleute für Beratungen und Vertragsgestaltung(Wissenschaftler, Juristen) und die Erfassung dieser Daten, um dasNetzwerk aufzubauen und zu entwickeln. Personalkosten, Raumkosten fallen bei den<strong>Kommunen</strong> <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Höhe an, Fahrtkosten, Werbungs- und Druckkosten für Flyerund Pressematerialien s<strong>in</strong>d jedoch zu planen. Beim Netzwerkaufbau s<strong>in</strong>d die Medien(Presse, lokaler Rundfunk und Webseiten zur Region) unbed<strong>in</strong>gt mit e<strong>in</strong>zubeziehen.491


C 4Weitere HandlungsfelderMW9:Beschreibung(Wirkungsweise,Ziel)Erfolgs<strong>in</strong>dikatorenAkteureAufwand (f<strong>in</strong>anziell,materiell, zeitlich)Verknüpfung mit anderenMaßnahmenHandlungsschritteMaßnahme: Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit<strong>Kommunen</strong> können Veranstaltungsreihen gestalten, die verschiedene Inhalte zumThema Nachhaltige Entwicklung zusammenbr<strong>in</strong>gen.In den Veranstaltungen können die ethischen und kulturellen Grundlagen von Nachhaltigkeitbewusst gemacht werden: Wie wollen wir leben, und wie soll unsere Weltaussehen? In mehreren Themenzyklen können Fragen zum Umgang mit „Zeit“, „Lebens-Mitteln“etc. erörtert werden.Ziel der Maßnahme ist es, Teilnehmende aus e<strong>in</strong>er kreativen Perspektive für das ThemaNachhaltigkeit zu sensibilisieren und die Verantwortung jedes E<strong>in</strong>zelnen für den Umgangmit Ressourcen bewusst zu machen.Veranstaltungen f<strong>in</strong>den stattZahl der TeilnehmendenInformationen aus Feedback-BögenStädte, <strong>Kommunen</strong>Vere<strong>in</strong>eUnternehmenKünstlerWeiterbildungse<strong>in</strong>richtungenBürgerStiftungenZeitlicher und personeller Aufwand: Ehrenamtliche und Mitarbeiter verschiedenerstädtischer und privater E<strong>in</strong>richtungen arbeiten h<strong>in</strong>sichtlich der VeranstaltungsreihezusammenKosten für Öffentlichkeitsarbeit/Werbung: Kosten können zum Teil über symbolischeE<strong>in</strong>trittspreise und Förderungen/Zuschüsse f<strong>in</strong>anziert werdenGentechnikfreie Regionen (MW8)Erarbeitung von Konzepten und Programmen zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK4)Kampagne zum <strong>Klimaschutz</strong> (MK11)Kostenplanungentsprechend der bei e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltungs<strong>in</strong>halte entstehenden Kosten für Vorbereitung,Durchführung und Werbung; es empfiehlt sich, die e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltungenals Projekte und den Inhalten entsprechend zu planen.Zeitplanungrichtet sich nach Umfang und Inhalt der e<strong>in</strong>zelnen Veranstaltung; betrifft Zeit fürRaumsuche, Künstler- oder Dozentensuche, Zeit für Vertragsgestaltung, Pressearbeitund E<strong>in</strong>ladungen sowie für Abrechnung und/oder Suche nach Fördergebern;m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> halbes Jahr ist an Vorlauf für Absprachen und Projektpartnersuchezu berücksichtigen.Personalplanunghängt ab von Umfang der Veranstaltung, geplanten Besucherzahlen und Organisationsaufwandfür das jeweilige Projekt;ist unbed<strong>in</strong>gt von Mitarbeitern der Kommune durchzuführen, wenn externe Projektteilnehmeroder Ehrenamtler e<strong>in</strong>bezogen werden sollen.492


Weitere HandlungsfelderC 4www.bfeoe.de (Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie/BfEÖ)www.fh-ottersberg.dewww.fraktion-gruene-os.de/Gentechnikfreies-Osnabrueck-1.phtmlwww.gentechnikfreie-regionen.dewww.ke<strong>in</strong>e-gentechnik.de/news-gentechnik/news-regional/news/de/22656.htmlwww.nachhaltigkeit-als-lebenskunst.dewww.vzth.de/schulverpflegungInternettipps493


InhaltsverzeichnisAnhangAnsprechpartner bei Bund und Ländern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497Ansprechpartner Bund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497Ansprechpartner Länder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 498Verzeichnis der Praxis-Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505Praxis-Beispiele aus Städten und Landkreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505Weitere Praxis-Beispiele nach Themen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 509Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511495


AnhangAnsprechpartner bei Bund und LändernAnsprechpartner BundBundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz undReaktorsicherheit (BMU)Alexanderstraße 310178 Berl<strong>in</strong>-MittePostanschrift: 11055 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/18-305-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.bmu.deUmweltbundesamt (UBA)Wörlitzer Platz 106844 Dessau-RoßlauPostanschrift: Postfach 140606813 Dessau-RoßlauTelefon: 030/89 03-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.umweltbundesamt.deBundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau undStadtentwicklung (BMVBS)Invalidenstraße 4410115 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/18-300-0E-Mail: buerger<strong>in</strong>fo@bmvbs.bund.deHomepage: www.bmvbs.deBundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie(BMWi)Scharnhorststr. 34–3710115 Berl<strong>in</strong>Postanschrift: 11019 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/18-615-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.bmwi.deBundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung(BMBF)He<strong>in</strong>emannstraße 253175 BonnTelefon: 0228/99 57-0E-Mail: <strong>in</strong>formation@bmbf.bund.deHomepage: www.bmbf.deBundes<strong>in</strong>stitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung(BBSR)Deichmanns Aue 31–3753179 BonnTelefon: 0228/9 94 01-0E-Mail: zentrale@bbr.bund.deHomepage: www.bbsr.bund.deDeutscher StädtetagGereonshausGereonstraße 18–3250670 KölnTelefon: 0221/37 71-0E-Mail: post@staedtetag.deHomepage: www.staedtetag.deDeutscher LandkreistagUlrich-von-Hassell-HausLennéstraße 1110785 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/59 00 97-309E-Mail: <strong>in</strong>fo@Landkreistag.deHomepage: www.landkreistag.deDeutscher Städte- und Geme<strong>in</strong>debundMarienstr. 612207 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/7 73 07-0E-Mail: dstgb@dstgb.deHomepage: www.dstgb.de497


AnhangAnsprechpartnerAnsprechpartner LänderBaden-WürttembergM<strong>in</strong>isterium für Naturschutz, Umwelt und VerkehrBaden-Württemberg (UVM)Abteilung 2: Grundsatz, Nachhaltigkeit, <strong>Klimaschutz</strong>,NaturschutzKernerplatz 970182 StuttgartPostanschrift: Postfach 10 34 3970029 StuttgartTelefon: 0711/126-0E-Mail: umwelt-bw@lubw.bwl.deHomepage: www.umwelt.baden-wuerttemberg.deWirtschaftsm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg (WM)Abteilung 4: Energie und WohnungsbauTheodor-Heuss-Straße 470174 StuttgartTelefon: 0711/123-0E-Mail: poststelle@wm.bwl.deHomepage: www.wm.baden-wuerttemberg.deLandesanstalt für Umwelt, Messungen und NaturschutzBaden-Württemberg (LUBW)Postfach 10 01 6376231 KarlsruheTelefon: 0721/56 00-0E-Mail: poststelle@lubw.bwl.deHomepage: www.lubw.baden-wuerttemberg.deStädtetag Baden-Württemberg e.V.Geschäftsstelle StuttgartKönigstraße 270173 StuttgartTelefon: 0711/2 25 72-0E-Mail: post@staedtetag-bw.deHomepage: www.staedtetag-bw.deLandkreistag Baden-WürttembergPanoramastraße 3770174 StuttgartTelefon: 0711/22 46 20E-Mail: poste<strong>in</strong>gang@landkreistag-bw.deHomepage: www.landkreistag-bw.deGeme<strong>in</strong>detag Baden-WürttembergPanoramastraße 3370174 StuttgartTelefon: 0711/22 57 20E-Mail: zentrale@geme<strong>in</strong>detag-bw.deHomepage: www.geme<strong>in</strong>detag-bw.deBayernBayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt undGesundheit (StMUG)Abteilung 7: <strong>Klimaschutz</strong> und technischer UmweltschutzRosenkavalierplatz 281925 MünchenTelefon: 089/92 14 31 51E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.stmug.bayern.deBayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft,Infrastruktur, Verkehr und Technologie (StMWIVT)Abteilung VI: Energie, Bergbau, Rohstoffe, UmweltfragenPr<strong>in</strong>zregentenstraße 2880525 MünchenPostanschrift: 80525 MünchenTelefon: 089/21 62-0E-Mail: poststelle@stmwivt.bayern.deHomepage: www.stmwivt.bayern.deBayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium des Innern (StMI)Odeonsplatz 380539 MünchenPostanschrift: Postfach80524 MünchenTelefon: 089/21 92-01E-Mail: poststelle@stmi.bayern.deHomepage: www.stmi.bayern.deBayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)Bürgermeister-Ulrich-Straße 16086179 AugsburgPostanschrift: 86177 AugsburgTelefon: 0821/90 71-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.lfu.bayern.deBayerischer StädtetagPrannerstraße 780333 MünchenPostanschrift: Postfach 10 02 5480076 MünchenTelefon: 089/290 08 70E-Mail: post@bay-staedtetag.deHompage: www.bay-staedtetag.de498


AnsprechpartnerAnhangBayerischer LandkreistagKard<strong>in</strong>al-Döpfner-Str. 880333 MünchenPostanschrift: Postfach 34026380099 MünchenTelefon: 089/286 61 50E-Mail: <strong>in</strong>fo@bay-landkreistag.deHomepage: www.bay-landkreistag.deBayerischer Geme<strong>in</strong>detagDreschstraße 880805 MünchenTelefon: 089/3600090E-Mail: baygt@bay-geme<strong>in</strong>detag.deHomepage: www.bay-geme<strong>in</strong>detag.deBerl<strong>in</strong>Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt undVerbraucherschutzBrückenstr. 610179 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/90 25-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.berl<strong>in</strong>.de/sen/guvSenatsverwaltung für StadtentwicklungWürttembergische Straße 610707 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/9 01 39-3000E-Mail: kommunikation@senstadt.berl<strong>in</strong>.deHomepage: www.stadtentwicklung.berl<strong>in</strong>.de/Deutscher Städtetag – Landesgeschäftsstelle Berl<strong>in</strong>Senatskanzlei, Berl<strong>in</strong>er Rathaus10173 Berl<strong>in</strong>Telefon: 030/90 26-2342BrandenburgM<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz(MUGV)Abteilung 5: Umwelt, <strong>Klimaschutz</strong> und NachhaltigkeitAlbert-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Straße 42-4614473 PotsdamPostanschrift: Postfach 60 11 5014411 PotsdamTelefon: 0331/866-7301E-Mail: poststelle@mugv.brandenburg.deHomepage: www.mugv.brandenburg.deM<strong>in</strong>isterium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL)Henn<strong>in</strong>g-von-Tresckow-Str. 2–814478 PotsdamPostanschrift: Postfach 60 11 6114411 PotsdamTelefon: 0331/866-0E-Mail: poststelle@mil.brandenburg.deHomepage: www.mil.brandenburg.deM<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft undEuropaangelegenheiten (MWE)Abteilung 2: Energie und InnovationHe<strong>in</strong>rich-Mann-Allee 10714473 PotsdamTelefon: 0331/866-0E-Mail: poststelle@mwe.brandenburg.deHomepage: www.mwe.brandenburg.deLandesamt für Umwelt, Gesundheit undVerbraucherschutz Brandenburg (LUGV)Seeburger Chaussee 214476 Potsdam, OT Groß GlienickeTelefon: 033201/44 20E-Mail: BdP@LUGV.Brandenburg.deHomepage: www.lugv.brandenburg.deStädte- und Geme<strong>in</strong>debund BrandenburgStephensonstr. 414482 PotsdamTelefon: 0331/7 43 51-0E-Mail: mail@stgb-brandenburg.deHomepage: www.stgb-brandenburg.deLandkreistag BrandenburgJägerallee 2514469 PotsdamPostanschrift: Postfach 60 10 3514410 PotsdamTelefon: 0331/2 98 74-0E-Mail: poststelle@landkreistagbrandenburg.deHomepage: www.landkreistagbrandenburg.de499


AnhangAnsprechpartnerBremenSenator für Umwelt, Bau, Verkehr und EuropaFachbereich Umwelt, Abteilung 2: Umweltwirtschaft,Klima- und RessourcenschutzAnsgaritorstraße 228195 BremenTelefon: 0421/361-2407E-Mail: office@bau.bremen.deHomepage: www.bauumwelt.bremen.de;www.umwelt.bremen.deSenator für Wirtschaft und HäfenAbteilung 2: Häfen und Logistik, Referat 22:Umwelt- und Klimaangelegenheiten,Agrarwirtschaft, VerbraucherangelegenheitenZweite Schlachtpforte 328195 BremenTelefon: 0421/3 61 88 08E-Mail: office@wuh.bremen.deHomepage: www.wirtschaft.bremen.deDeutscher Städtetag – Landesverband BremenSenatskanzlei/RathausAm Markt 2128195 BremenTelefon: 0421/361-6370HamburgBehörde für Stadtentwicklung und UmweltAmt für Natur- und RessourcenschutzLeitstelle <strong>Klimaschutz</strong>Stadthausbrücke 820355 HamburgTelefon: 040/4 28 28-0E-Mail: <strong>in</strong>fo@bsu.hamburg.deHomepage: www.hamburg.de/bsu;www.klima.hamburg.de/leitstelleBehörde für Wirtschaft und ArbeitAmt E: Nationales, Energie, WirtschaftsförderungAlter Ste<strong>in</strong>weg 420459 HamburgTelefon: 040/4 28 28-0E-Mail: poststelle@bwa.hamburg.deHomepage: www.hamburg.de/bwaDeutscher Städtetag – LandesgeschäftsstelleHamburgF<strong>in</strong>anzbehördeGänsemarkt 3620354 HamburgTelefon: 040/4 28 23-1602HessenHessisches M<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Energie, Landwirtschaftund Verbraucherschutz (HMULV)Abteilung VIII: Energie, Erneuerbare Energien und<strong>Klimaschutz</strong>Ma<strong>in</strong>zer Str. 8065189 WiesbadenTelefon: 0611/815-1800E-Mail: poststelle@hmuelv.hessen.deHomepage: www.hmulv.hessen.de;www.energieland.hessen.deHessisches M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Verkehr undLandesentwicklung (HMWVL)Abteilung IV: Außenwirtschaft, Mittelstand, BeruflicheBildung, Energie,TechnologieKaiser-Friedrich-R<strong>in</strong>g 7565185 WiesbadenTelefon: 0611/815-0E-Mail: poststelle@hmwvl.hessen.deHomepage: www.wirtschaft.hessen.deHessisches Landesamt für Umwelt und Geologie(HLUG)65203 WiesbadenRhe<strong>in</strong>gaustraße 186Telefon: 0611/69 39-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.hlug.deHessischer StädtetagFrankfurter Str. 265189 WiesbadenTelefon: 0611/17 02-0E-Mail: poste<strong>in</strong>gang@hess-staedtetag.deHomepage: www.hess-staedtetag.deHessischer LandkreistagFrankfurter Straße 265189 WiesbadenTelefon: 0611/17 06-0E-Mail: <strong>in</strong>fo@hlkt.deHomepage: www.hlkt.de500


AnsprechpartnerAnhangHessischer Städte- und Geme<strong>in</strong>debundHenri-Dunant-Str. 1363165 Mühlheim am Ma<strong>in</strong>Postanschrift: Postfach 135163153 Mühlheim am Ma<strong>in</strong>Telefon: 06108/6 00 10E-Mail: hsgb@hsgb.deHomepage: www.hsgb.deMecklenburg-VorpommernM<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt undVerbraucherschutzAbteilung 2: Nachhaltige Entwicklung, Forsten undNaturschutz, Referat 200: Integrativer Umwelt- und<strong>Klimaschutz</strong>, UmweltbildungPaulshöher Weg 119061 Schwer<strong>in</strong>Postanschrift: 19048 Schwer<strong>in</strong>Telefon: 0385/588-0E-Mail: poststelle@lu.mv-regierung.deHomepage: www.regierung-mv.deM<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Arbeit und TourismusAbteilung 5: Energie, Immissionsschutz, AbfallwirtschaftJohannes-Stell<strong>in</strong>g-Straße 1419053 Schwer<strong>in</strong>Postanschrift: 19048 Schwer<strong>in</strong>Telefon: 0385/588-5007E-Mail: poststelle@wm.mv-regierung.deHomepage: www.regierung-mv.deLandesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie(LUNG)Abteilung 5: Immissionsschutz und Abfallwirtschaft,Dezernat 550: <strong>Klimaschutz</strong>Goldberger Strasse 1218273 GüstrowTelefon: 03843/777-550E-Mail: poststelle@ lung.mv-regierung.deHomepage: www.lung.mv-regierung.deStädte- und Geme<strong>in</strong>detag Mecklenburg-Vorpommern e.V.Bertha-von-Suttner-Str. 519061 Schwer<strong>in</strong>Telefon: 0385/30 31-210E-Mail: sgt@stgt-mv.deHomepage: www.stgt-mv.deLandkreistag Mecklenburg-VorpommernBertha-von-Suttner-Straße 519061 Schwer<strong>in</strong>Telefon: 0385/30 31-300E-Mail: post@landkreistag-mv.deHomepage: www.landkreistag-mv.deNiedersachsenNiedersächsisches M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und<strong>Klimaschutz</strong>Abteilung 1: Zentrale Aufgaben, Energie, <strong>Klimaschutz</strong>,Referat 10: Energiepolitik, <strong>Klimaschutz</strong>,Klimafolgen, NachhaltigkeitArchivstraße 230169 HannoverTelefon: 0511/120-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.umwelt.niedersachsen.deNiedersächsischer StädtetagPr<strong>in</strong>zenstraße 2330159 HannoverTelefon: 0511/3 68 94-0E-Mail: post@nst.deHomepage: www.nst.deNiedersächsischer LandkreistagAm Mittelfelde 16930519 HannoverPostanschrift: Postfach 890 14630514 HannoverTelefon: 0511/8 79 53-0E-Mail: post@landkreistag-mv.deHomepage: www.landkreistag-mv.deNiedersächsischer Städte- und Geme<strong>in</strong>debundArnswaldtstraße 2830159 HannoverTelefon: 0511/3 28 50E-Mail: nsgb@nsgb.deHomepage: www.nsgb.<strong>in</strong>fo501


AnhangAnsprechpartnerNordrhe<strong>in</strong>-WestfalenM<strong>in</strong>isterium für <strong>Klimaschutz</strong>, Umwelt,Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz(MKUNLV)Abteilung VII: Klima, Energie und UmweltwirtschaftSchwannstr. 340476 DüsseldorfTelefon: 0211/45 66-666E-Mail: <strong>in</strong>foservice@mkulnv.nrw.deHomepage: www.umwelt.nrw.deM<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnenund Verkehr (MBV)Jürgensplatz 140291 DüsseldorfTelefon: 0211/38 43-0E-Mail: poststelle@mwebwv.nrw.deHomepage: www.mwebwv.nrw.deLandesamt für Natur, Umwelt und VerbraucherschutzNRW (Lanuv)Abteilung 3: Umweltwirkung, Umweltmediz<strong>in</strong>,Übergreifende Umweltthemen, Umwelt<strong>in</strong>formation,Umweltbildung, Fachbereich 34: Koord<strong>in</strong>ierungübergreifender Umweltthemen, <strong>Klimaschutz</strong>/Klimafolgen,Umwelt<strong>in</strong>formationLeibnizstr. 1045659 Reckl<strong>in</strong>ghausenTelefon: 02361/305-0E-Mail: poststelle@lanuv.nrw.deHomepage: www.lanuv.nrw.deStädtetag Nordrhe<strong>in</strong>-WestfalenGereonshausGereonstraße 18–3250670 KölnTelefon: 0221/37 71-0E-Mail: post@staedtetag-nrw.deHomepage: www.staedtetag-nrw.deLandkreistag Nordrhe<strong>in</strong>-WestfalenKavalleriestraße 8–1040213 DüsseldorfTelefon: 0211/30 04-910E-Mail: post@lkt-nrw.deHomepage: www.lkt-nrw.deStädte- und Geme<strong>in</strong>debund Nordrhe<strong>in</strong>-WestfalenKaiserswerther Straße 199/20140474 DüsseldorfPostanschrift: Postfach 10 39 5240030 DüsseldorfTelefon: 0211/4 58 71Homepage: www.kommunen-<strong>in</strong>-nrw.deE-Mail: <strong>in</strong>fo@kommunen-<strong>in</strong>-nrw.deRhe<strong>in</strong>land-PfalzM<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz(MUFV)Abteilung 8: Energie, <strong>Klimaschutz</strong>, Atomaufsicht,StrahlenschutzKaiser-Friedrich-Straße 155116 Ma<strong>in</strong>zTelefon: 06131/16-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.mufv.rlp.deStädtetag Rhe<strong>in</strong>land-PfalzFreiherr-vom-Ste<strong>in</strong>-HausDeutschhausplatz 155116 Ma<strong>in</strong>zTelefon: 06131/2 86 44-0E-Mail: <strong>in</strong>fo@staedtetag-rlp.deHomepage: www.staedtetag-rlp.deSaarlandM<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Energie und VerkehrAbteilung B: <strong>Klimaschutz</strong>, Energie und VerkehrKeplerstraße 1866117 SaarbrückenTelefon: 0681/501-00E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.saarland.de/m<strong>in</strong>isterium_umwelt_energie_verkehr.htmLandesamt für Umwelt- und ArbeitsschutzDon-Bosco-Str. 166119 SaarbrückenTelefon: 0681/85 00-0E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.saarland.de/landesamt_umwelt_arbeitsschutz.htm502


AnsprechpartnerAnhangSaarländischer Städte- und Geme<strong>in</strong>detagTalstraße 966119 SaarbrückenTelefon: 0681/9 26 43-0E-Mail: geschaeftsfuehrung@ssgt.saarland.deHomepage: www.ssgt.deLandkreistag SaarlandObertorstraße 166111 SaarbrückenTelefon: 0681/95 09 45-0E-Mail: <strong>in</strong>fo@LKTSaar.deHomepage: www.landkreistag-saarland.deSächsischer Städte- und Geme<strong>in</strong>detagGlacisstraße 301099 DresdenTelefon: 0351/81 92-0E-Mail: post@ssg-sachsen.deHomepage: www.ssg-sachsen.deSächsischer LandkreistagKäthe-Kollwitz-Ufer 8801309 DresdenTelefon: 0351/3 18 01-21E-Mail: slkt@landkreistag-sachsen.deHomepage: www.landkreistag-sachsen.deSachsenSächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt undLandwirtschaft (SMUL)Abteilung 5: Naturschutz, Klima, Immissions- undStrahlenschutzArchivstraße 101097 DresdenPostanschrift: Postfach 10 05 1001076 DresdenTelefon: 0351/56 40E-Mail: Poststelle@smul.sachsen.deHomepage: www.smul.sachsen.deM<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr(SMWA)Wilhelm-Buck-Straße 201097 DresdenPostanschrift: Postfach 10 03 2901073 DresdenTelefon: 0351/56 40E-Mail: Kontaktformular auf der HomepageHomepage: www.smwa.sachsen.deLandesamt für Umwelt und Geologie (LfUG)Abteilung 5: Klima, Luft, Lärm, Strahlen, Referat 55:<strong>Klimaschutz</strong>, KlimawandelSöbrigener Straße 3a01326 DresdenPostanschrift: Postfach 54013701311 DresdenTelefon: 0351/8 92 80E-Mail: abt5.lfulg@smul.sachsen.deHomepage: www.smul.sachsen.de/lfulgSachsen-AnhaltM<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft und Umwelt (MLU)Abteilung 3: <strong>Klimaschutz</strong>, Erneuerbare Energien,Kreislaufwirtschaft, Technischer UmweltschutzOlvenstedter Straße 439108 MagdeburgTelefon: 0391/567-01E-Mail: poststelle@mlu.sachsen-anhalt.deHomepage: www.sachsen-anhalt.de/LPSALandesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU)Fachbereich 3: Immissionsschutz, <strong>Klimaschutz</strong>, Fachgebiet31: Luftre<strong>in</strong>haltung, Klima, VerkehrReideburger Straße 4706116 Halle (Saale)Telefon: 0345/57 04-0E-Mail: poststelle@lau.mlu.sachsen-anhalt.deHomepage: www.sachsen-anhalt.de/LPSAStädte- und Geme<strong>in</strong>debund Sachsen-AnhaltSternstraße 339104 MagdeburgPostanschrift: Postfach 400939015 MagdeburgTelefon: 0391/5 92 43 00E-Mail: post@sgsa.komsanet.deHomepage: www.komsanet.deLandkreistag Sachsen-AnhaltAlbrechtstraße 739104 MagdeburgPostanschrift: Postfach 366339011 MagdeburgTelefon: 0391/565-310E-Mail: mail@lkt.komsanet.deHomepage: www.komsanet.de503


AnhangAnsprechpartnerSchleswig-Holste<strong>in</strong>M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt undländliche Räume (MLUR)Abteilung 6: Technischer Umweltschutz, <strong>Klimaschutz</strong>Mercatorstraße 324106 KielTelefon: 0431/98 80E-Mail: Homepageredaktion@mlur.landsh.deHomepage: www.schleswig-holste<strong>in</strong>.de/MLURM<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr(MWV)Düsternbrooker Weg 9424105 KielTelefon: 0431/988-4760E-Mail: mwvHomepage@wimi.landsh.deHomepage: www.schleswig-holste<strong>in</strong>.de/MWVStädteverband Schleswig-Holste<strong>in</strong>Reventlouallee 624105 KielTelefon: 0431/57 00-5030E-Mail: <strong>in</strong>fo@staedteverband-sh.deHomepage: www.staedteverband-sh.deSchleswig-Holste<strong>in</strong>ischer LandkreistagReventlouallee 624105 KielTelefon: 0431/500 50 10E-Mail: <strong>in</strong>fo@sh-landkreistag.deHomepage: www.sh-landkreistag.deSchleswig-Holste<strong>in</strong>ischer Geme<strong>in</strong>detagReventlouallee 624105 KielTelefon: 0431/57 00-5050E-Mail: <strong>in</strong>fo@shgt.deHomepage: www.shgt.deThür<strong>in</strong>genThür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft,Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN)Abteilung 5: ländlicher Raum und Klima, Referat 53:Klimaentwicklung, Klimafolgenanpassung, Umweltund EnergieBeethovenstraße 399096 ErfurtPostanschrift: Postfach 90 03 6599106 ErfurtTelefon: 0361/3 79 00E-Mail: poststelle@tmlfun.thuer<strong>in</strong>gen.deHomepage: www.thuer<strong>in</strong>gen.de/de/tmlfunThür<strong>in</strong>ger M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Arbeit undTechnologie (TMWAT)Abteilung 5: Energiepolitik, Technologie- und ForschungsförderungMax-Reger-Straße 4-899096 ErfurtPostanschrift: Postfach 90 02 2599105 ErfurtTelefon: 0361/3 79 79 99E-Mail: mailbox@tmwat.thuer<strong>in</strong>gen.deHomepage: www.thuer<strong>in</strong>gen.de/de/tmwatThür<strong>in</strong>ger Landesanstalt für Umwelt und Geologie(TLUG)Abteilung 4: Immissionsschutz, Kreislaufwirtschaft,KlimaGöschwitzer Straße 4107745 JenaTelefon: 03641/6 84 10E-Mail: Poststelle@TLUG.Thuer<strong>in</strong>gen.deHomepage: www.tlug-jena.deGeme<strong>in</strong>de- und Städtebund Thür<strong>in</strong>genRichard-Breslau-Straße 1499094 ErfurtPostanschrift: Postfach 80035199029 ErfurtTelefon: 0361/2 20 50-0E-Mail: gstb-thuer<strong>in</strong>gen@t-onl<strong>in</strong>e.deHomepage: www.gstb-thuer<strong>in</strong>gen.deThür<strong>in</strong>gischer LandkreistagRichard-Breslau-Straße 1399094 ErfurtTelefon: 0361/2 20 64-0E-Mail: poststelle@TLKT.Thuer<strong>in</strong>gen.deHomepage: www.th-landkreistag.de504


AnhangVerzeichnis der Praxis-BeispielePraxis-Beispiele aus Städten und Landkreisen(<strong>in</strong> alphabetischer Reihenfolge)Aachen (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 258.000 EW): Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen, StadtwerkeAachen AG (STAWAG) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115Aalen (Baden-Württemberg, 66.000 EW): „Grüner Aal“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360Ahaus (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 39.000 EW): Auszug aus dem Erläuterungsbericht zur 17. Änderung desFlächennutzungsplans – Flächen für W<strong>in</strong>denergieanlagen – der Stadt Ahaus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82Ansbach (Bayern, 40.000 EW): Potenzialanalyse und Flächenmanagement für erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415Aschheim (Bayern, 8.000 EW): Geothermisches Heizwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Augsburg (Bayern, 264.000 EW):Branchenkonzepte für Gastgewerbe, Handwerk und E<strong>in</strong>zelhandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384„e+haus – Gebäude energetisch modernisieren“ der Stadt Augsburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168Umweltvere<strong>in</strong>barung Stadt – Wirtschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384Bad Hersfeld (Hessen, 30.000 EW): <strong>Klimaschutz</strong>manager Bad Hersfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Berchtesgadener Land, Landkreis (Bayern, 102.000 EW): Bürgersolarwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418Berl<strong>in</strong> (Berl<strong>in</strong>, 3.442.000 EW): „KWK Modellstadt Berl<strong>in</strong>“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403Bielefeld (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 323.000 EW): Anschaffung von Elektrofahrzeugen für den kommunalen Fuhrpark . . . . . . . . . . . . 458Bocholt (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 73.000 EW): Darstellung von W<strong>in</strong>dkonzentrationszonen im FlächennutzungsplanBocholt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83Bochum (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 376.000 EW): Abwasserwärmenutzung Nordwestbad Bochum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481Böbl<strong>in</strong>gen (Baden-Württemberg, 46.000 EW): Kommunaler <strong>Klimaschutz</strong>kongress <strong>in</strong> Böbl<strong>in</strong>gen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161Bonn (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 320.000 EW):Aufbau e<strong>in</strong>er Naturstrom-Tankstelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457Pilotprojekt Smart Meter<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372Bremen (Bremen, 548.000 EW):Umweltladepunkt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464„Solardachbörse NordWest“ der Metropolregion Bremen-Oldenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146Verbesserung der Akzeptanz von Repower<strong>in</strong>g-Projekten: „Dialogverfahren Repower<strong>in</strong>g“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417Burbach (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 14.000 EW): Klimaforum Burbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137Detmold (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 73.000 EW):Detmolder Förderprogramm zur energetischen Sanierung von Altbauten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Energiesparauflagen bei Grundstücksverkäufen und Passivhausstandard für städtische Gebäude . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394Dresden (Sachsen, 517.000 EW):Energiekonzept für die Kläranlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 481Güterstraßenbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465Düsseldorf (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 586.000 EW):Energiesparberatung für e<strong>in</strong>kommensschwache Haushalte mit Abwrackprämie für Kühlschränke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372LED-Stadtbeleuchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361Eisenach (Thür<strong>in</strong>gen, 43.000 EW): „Runder Tisch <strong>Klimaschutz</strong>“ <strong>in</strong> Eisenach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137Erlangen (Bayern, 106.000 EW):Initiative EnergieeffizientER – Erlanger Allianz zur Energieeffizienz und zum <strong>Klimaschutz</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385Energieworkshop für Hausmeister und Mitarbeiter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361Feldkirchen (Bayern, 6.000 EW): Geothermisches Heizwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Fellbach (Baden-Württemberg, 44.000 EW): Runder Tisch Radverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441Flensburg (Schleswig-Holste<strong>in</strong>, 89.000 EW): Projekt KWKplus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403505


AnhangVerzeichnis der Praxis-BeispieleFrankfurt a.M. (Hessen, 672.000 EW):Abteilung Energiemanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360Radverkehrsförderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440Stadt Frankfurt am Ma<strong>in</strong> – Die Gesamtkostenberechnung als Instrument zur wirtschaftlichen Optimierung . . . . . . . . . . . . . . . 104Freiburg i. Br. (Baden-Württemberg, 222.000 EW):Beschluss zum <strong>Klimaschutz</strong> 2007 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327Exemplarisches Anforderungsprofil der Stadt Freiburg i. Br. für e<strong>in</strong> Energiekonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40Freiburg-Vauban: Wohnungsbezogenes Mobilitätsmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 450GuT Bike K<strong>in</strong>g . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346Nachhaltigkeit als Lebenskunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 488Friesland, Landkreis (Niedersachsen, 99.000 EW): Wärmeschutzpartner Wilhelmshaven – Friesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168Gelsenkirchen (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 260.000 EW):Energiee<strong>in</strong>sparen <strong>in</strong> der Stadtverwaltung Gelsenkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148Solarstadt Gelsenkirchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418Goslar (Niedersachsen, 41.000 EW): „Goslar mit Energie e.V.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139Greiz (Thür<strong>in</strong>gen, 22.200 EW): Hausmülldeponie Greiz-Gommla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Griesheim (Hessen, 26.000 EW):Anruf-Sammel-Taxi für den suburbanen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430Mobilitätsmanagement im kommunalen Fuhrpark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern, 30.000 EW): Sondergebiet „Bioenergiepark“ <strong>in</strong> Güstrow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90Hagen (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 190.000 EW): Energieberatung der Stadt Hagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164Hamburg (Hamburg, 1.774.000 EW):Fahrtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für energiesparendes und umweltschonendes Fahrverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346Hamburger <strong>Klimaschutz</strong>konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115Hammelburg (Bayern, 12.000 EW): Bürgerkraftwerke/-energieanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418Hannover (Niedersachsen, 521.000 EW):„Klima-Allianz Hannover 2020“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<strong>Klimaschutz</strong>fonds proKlima – Der enercity-Fonds. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336Vertragsmuster für B<strong>in</strong>dung an bestimmte Energiestandards . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48Heidelberg (Baden-Württemberg, 146.000 EW):„Heidelberg Kreis <strong>Klimaschutz</strong> und Energie“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135KliBA Heidelberg: <strong>Klimaschutz</strong>- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Nachbargeme<strong>in</strong>den . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336Netzwerk Energieberatung <strong>in</strong> Heidelberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165Herne (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 166.000 EW): „Ruhig mal abschalten“ – „mission E“ <strong>in</strong> Herne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149Hirschberg (Baden-Württemberg, 9.500 EW): Umweltförderprogramm Hirschberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114Jena (Thür<strong>in</strong>gen, 104.000 EW): „200-Dächer-Initiative“ der Stadt Jena. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145Kassel (Hessen, 195.000 EW): Kasseler Solararchitekturpreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393Kirchheim (Bayern, 12.000 EW): Geothermisches Heizwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Koblenz (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 106.000 EW): Der Vere<strong>in</strong> „Bau- & EnergieNetzwerk Mittelrhe<strong>in</strong> e.V.“ der Stadt Koblenzund des Landkreises Mayen-Koblenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130Köln (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 998.000 EW):Individuelle Mobilitätsberatung – Empfehlungsmarket<strong>in</strong>g „PatenTicket“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449Mobile Depots . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465Kulmbach, Landkreis (Bayern, 75.000 EW): „EnergieFenster“ – e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Initiative und „WissensPlattform“ . . . . . . . . . . 373Langenzenn (Bayern, 10.000 EW): Klima- und Umwelttag 2009 <strong>in</strong> Langenzenn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158Leipzig (Sachsen, 519.000 EW): Energieberatungszentrum <strong>in</strong> Leipzig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142Lemgo (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 42.000 EW): Stetige Erhöhung des Anteils von Fernwärme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403Lörrach (Baden-Württemberg, 48.000 EW): Interkommunales Energie-E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g, Stadt und LandkreisLörrach, Weil am Rhe<strong>in</strong> und Geme<strong>in</strong>deverwaltungsverband Denzl<strong>in</strong>gen-Vörstetten-Reute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118Lüneburg (Niedersachsen, 73.000 EW): <strong>Klimaschutz</strong>leitstelle für Hansestadt und Landkreis Lüneburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Magdeburg (Sachsen-Anhalt, 230.000 EW): Dachflächenbörse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415506


Verzeichnis der Praxis-BeispieleAnhangMa<strong>in</strong>z (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 198.000 EW):Strom und Fernwärme aus Siedlungsabfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476Verknüpfung ÖPNV und Radverkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen, Landkreis (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 202.000 EW): Landkreis Ma<strong>in</strong>z-B<strong>in</strong>gen – EnergieDienstleistungsGesellschaft Rhe<strong>in</strong>hessen-Nahe mbH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108Mannheim (Baden-Württemberg, 312.000 EW):<strong>Klimaschutz</strong>kalender der Stadt Mannheim „12 Monate – e<strong>in</strong> Klima“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155<strong>Klimaschutz</strong>leitstelle Mannheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Marburg (Hessen, 80.000 EW): Förderprogramme der Stadtwerke Marburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143Mayen-Koblenz, Landkreis (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 211.000 EW): Der Vere<strong>in</strong> „Bau- & EnergieNetzwerk Mittelrhe<strong>in</strong>e.V.“ der Stadt Koblenz und des Landkreises Mayen-Koblenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130Mönchengladbach (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 258.000 EW): Pilotprojekt erneuerbare Energieerzeugung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416Morbach (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 11.000 EW): „Morbacher Energielandschaft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170Mörfelden-Walldorf (Hessen, 34.000 EW): Bürgersolarstromanlagen <strong>in</strong> Mörfelden-Walldorf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146München (Bayern, 1.330.000 EW):„Am Ackermannbogen“ <strong>in</strong> München . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Grüner Strom aus Bioabfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 476München für <strong>Klimaschutz</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385Münster (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 276.000 EW):Kommunale <strong>Klimaschutz</strong>kampagne „Klima sucht Schutz <strong>in</strong> Münster … auch bei Dir!“ und „Münster packt´s!Der Bürgerpakt für <strong>Klimaschutz</strong>“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371Netzwerk „AltbauPartner Handwerk Münster“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394Niedrigenergiehausstandard im Neubau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392Neumarkt i. d. OPf. (Bayern, 39.000 EW): Städtisches Förderprogramm „Faktor 10“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393Norderstedt (Schleswig-Holste<strong>in</strong>, 72.000 EW): Aktionen zur Förderung e<strong>in</strong>er umweltbewussten Mobilität derNorderstedter Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159Nordhausen (Thür<strong>in</strong>gen, 44.000 EW): Nordhäuser Energieforum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138Nürnberg (Bayern, 504.000 EW):„EnergieSparProjekt“ für Hilfeempfänger und Ger<strong>in</strong>gverdiener <strong>in</strong> Nürnberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169Energieworkshop für Hausmeister und Mitarbeiter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361Metropolregion Nürnberg: Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465Oederan (Sachsen, 7.600 EW): Tag der Erneuerbaren Energien <strong>in</strong> Oederan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159Offenbach a.M. (Hessen, 119.000 EW): Umweltschutz als Teamarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337Oldenburg (Niedersachsen, 161.000 EW):„Solardachbörse NordWest“ der Metropolregion Bremen-Oldenburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146Verbesserung der Akzeptanz von Repower<strong>in</strong>g-Projekten: „Dialogverfahren Repower<strong>in</strong>g“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417Osnabrück (Niedersachsen, 164.000 EW):Beratungsprojekt SUN-AREA/SUN-POWER zur Nutzung des vorhandenen Dachflächenpotenzials fürSolarenergie <strong>in</strong> der Stadt Osnabrück. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402<strong>Klimaschutz</strong>manager Osnabrück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Ökologische Standards <strong>in</strong> der Bauleitplanung der Stadt Osnabrück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392Osnabrück gentechnikfrei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487Ottersberg (Niedersachsen, 12.000 EW): Eigenverpflegung an der FH Ottersberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487Regensburg (Bayern, 134.000 EW): Ökoschulprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346Remscheid (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 111.000 EW): „AltbauNEU im Dialog“ – Interdiszipl<strong>in</strong>äres Netzwerk mitEnergieberatern, Handwerkern, Architekten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394Rhe<strong>in</strong>berg (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 32.000 EW): Dr. Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393Rosenheim, Landkreis (Bayern, 249.000 EW): Bürgersolarwerke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418Rostock (Mecklenburg-Vorpommern, 201.000 EW): Stetige Erhöhung des Anteils von Fernwärme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403Saarbrücken (Saarland, 176.000 EW): Stadt- und grenzüberschreitende Energieberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372Saerbeck (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 7.200 EW): Geme<strong>in</strong>de Saerbeck – Integriertes <strong>Klimaschutz</strong>- und Klimaanpassungskonzept . . . . 329507


AnhangVerzeichnis der Praxis-BeispieleSchwalm-Eder-Kreis (Hessen, 184.000 EW): „Energie sparen an Schulen“ im Schwalm-Eder-Kreis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148Ste<strong>in</strong>furt, Kreis (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 444.000 EW): Das Agenda 21-Büro im Kreis Ste<strong>in</strong>furt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129Stuttgart (Baden-Württemberg, 602.000 EW):Stadt<strong>in</strong>ternes Contract<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Stuttgart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108Teilnahme an unterschiedlichen Netzwerken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328Traunste<strong>in</strong>, Landkreis (Bayern, 170.000 EW): Bürgersolarwerke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418Trier (Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, 105.000 EW): Stadt- und grenzüberschreitende Energieberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372Tüb<strong>in</strong>gen (Baden-Württemberg, 88.000 EW): „Tüb<strong>in</strong>gen macht blau“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157Ulm (Baden-Württemberg, 60.000 EW): Pilotprojekt erneuerbare Energieerzeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416Unna, Kreis (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 414.000 EW):„mobil&Job“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171Kommunale Mobilitätsberatung und <strong>in</strong>novatives Angebot für Mitarbeiter und Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448Viernheim (Hessen, 33.000 EW): Bebauungsplan der Stadt Viernheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44Weil am Rhe<strong>in</strong> (Baden-Württemberg, 30.000 EW): Interkommunales Energie-E<strong>in</strong>spar-Contract<strong>in</strong>g, Stadt undLandkreis Lörrach, Weil am Rhe<strong>in</strong> und Geme<strong>in</strong>deverwaltungsverband Denzl<strong>in</strong>gen-Vörstetten-Reute. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118Weilheim (Baden-Württemberg, 9.000 EW): Erstellung e<strong>in</strong>es „Mobilitätskompasses“ für die Stadt Weilheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171Wettenberg (Hessen, 12.000 EW): Der Wettenberger Energiebeirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135Wiesbaden (Hessen, 277.000 EW):Forcierung des Aufbaus von Nahwärme<strong>in</strong>seln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403Solarstromkampagne „Sonne sucht Dach“ aus Wiesbaden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169Wilhelmshaven (Niedersachsen, 81.000 EW): Wärmeschutzpartner Wilhelmshaven – Friesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168Wuppertal (Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, 351.000 EW): Arbeitsgruppe „Örtliches Energieversorgungskonzept“ (ÖEVK)<strong>in</strong> Wuppertal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Würzburg (Bayern, 133.000 EW): Neuer Fachbereich Umwelt- und <strong>Klimaschutz</strong> der Stadt Würzburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20508


Verzeichnis der Praxis-BeispieleAnhangWeitere Praxis-Beispiele nach Themen (<strong>in</strong> chronologischer Reihenfolge)Kapitel A:Vertragliche Verpflichtung zur Nutzung e<strong>in</strong>es Fernwärmenetzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53„AltbauNEU“: E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Initiative von Städten und Kreisen <strong>in</strong> NRW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166Kapitel B:Vorstellung von Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186Zeit- und Kostenplanung <strong>in</strong> Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200Aktivitätsprofil von Klimastadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204Netzwerkanalyse für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208Umgang mit Daten der Energieversorger <strong>in</strong> Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228Schornste<strong>in</strong>fegerdaten <strong>in</strong> Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229Erdgasverbrauch <strong>in</strong> Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243Witterungskorrektur im Sektor Private Haushalte <strong>in</strong> Klimastadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244Endenergieverbrauch für Klimastadt (stationär) nach Zusammenfassung und Aufbereitung der Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245Ermittlung des regionalen Strommixes für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249Detailbilanz Verkehr mittels kommunenspezifischer Daten für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253CO 2 -Bilanz für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255Darstellung der regionalen Stromversorgung für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256Ermittlung der Energie-E<strong>in</strong>sparpotenziale <strong>in</strong> Klimastadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281Szenarienentwicklung für Klimastadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288Maßnahmenblatt für Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306Prioritäten- und Zeitplan für Klimastadt (Ausschnitt) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307Regionale Wertschöpfungspotenziale <strong>in</strong> Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309Maßnahmencontroll<strong>in</strong>g am Beispiel der Energieagentur Klimastadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313Kapitel C:Vere<strong>in</strong> „Strategische Partner – <strong>Klimaschutz</strong> am Oberrhe<strong>in</strong> e.V.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 328Beschluss der Mitglieder des Klima-Bündnisses für 100-prozentig ökologische, soziale und faire öffentliche Beschaffung . . . . . . . 353Anschaffung energieeffizienter Bürogeräte und Gebrauchsgüter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353Beschaffung kommunaler Fuhrpark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354Beschaffung von Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354Regionalwerk Bodensee: Kommunale Stromnetzübernahme bei auslaufenden Konzessionsverträgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404Energiegenossenschaft Odenwald eG: Förder- und F<strong>in</strong>anzierungsmechanismen für erneuerbare Energien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415Hotzenwald: Halb-flexibles ÖPNV-Angebot für den ländlichen Raum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 430Entschleunigung durch Shared Space . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 440Öffentlichkeitsarbeit und Awareness-Kampagnen für Nahmobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441RADforum Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441Region Frankfurt/Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>: Wenig motorisierte Elektromobilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457Vernetzungsstelle Schulverpflegung Thür<strong>in</strong>gen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 486509


AnhangAbkürzungsverzeichnisADFCA/Ve-WertAVVBAFABauGBBauNVOBayStrWGBbgBOBBRBBSRBDEWBfNBGBBGBI.BHKWBImSchGBiomasseVBMBFBMELVBMUBMVBSBMWiBUNDBVerfGBVerwGCH 4CMCOCO 2CO 2 -Äq./JahrdenaDGEDHDifuDINDLRDSTDStGBDTVDUHDWDE-DienstleistungenEDUeeaEEGEEWärmeGEFEFHEMEMASEnEff:StadtEnEGEnEVEnWGEUEVUEWAllgeme<strong>in</strong>er Deutscher Fahrrad-Club e.V.Verhältnis der Wärme abstrahlenden Außenhülle A zu dem zu beheizenden Volumen Ve e<strong>in</strong>es GebäudesAllgeme<strong>in</strong>e VerwaltungsvorschriftBundesamt für Wirtschaft und AusfuhrkontrolleBaugesetzbuchVerordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung)Bayerisches Straßen- und WegegesetzBrandenburgische BauordnungBundesamt für Bauwesen und RaumordnungBundes<strong>in</strong>stitut für Bau-, Stadt- und RaumforschungBundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft e.V.Bundesamt für NaturschutzBürgerliches GesetzbuchBundesgesetzblattBlockheizkraftwerkBundes-ImmissionsschutzgesetzBiomasseverordnungBundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und ForschungBundesm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und VerbraucherschutzBundesm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitBundesm<strong>in</strong>isterium für Verkehr, Bau und StadtentwicklungBundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und TechnologieBund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.BundesverfassungsgerichtBundesverwaltungsgerichtMethanCovenant of Mayors (EU-Konvent der Bürgermeister<strong>in</strong>nen und Bürgermeister)KohlenstoffmonoxidKohlenstoffdioxidKohlenstoffdioxid-Äquivalente pro JahrDeutsche Energie-Agentur GmbHDeutsche Gesellschaft für ErnährungDoppelhausDeutsches Institut für UrbanistikDeutsches Institut für Normung e.V.Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtDeutscher StädtetagDeutscher Städte- und Geme<strong>in</strong>debundDurchschnittliche tägliche VerkehrsstärkeDeutsche Umwelthilfe e.V.Deutscher WetterdienstEnergiebezogene DienstleistungenEnergiedienstleistungsunternehmenEuropean Energy Award®Erneuerbare-Energien-GesetzErneuerbare-Energien-WärmegesetzEmissionsfaktorE<strong>in</strong>familienhausEnergiemanagementEco-Management and Audit Scheme (EU-Öko-Audit)„Forschung für die energieeffiziente Stadt“ (Forschungs<strong>in</strong>itiative des BMWi)Energiee<strong>in</strong>sparungsgesetzEnergiee<strong>in</strong>sparverordnungEnergiewirtschaftsgesetzEuropäische UnionEnergieversorgungsunternehmenE<strong>in</strong>wohner511


AnhangAbkürzungsverzeichnisFAOFKWFNPFOPSFUSS e.V.Fz-kmWelternährungsorganisation (Food and Agriculture Organization)Vollständig halogenierte FluorkohlenwasserstoffeFlächennutzungsplan„Forschungsprogramm Stadtverkehr“ (Forschungsprogramm des BMVBS)Fachverband Fußverkehr Deutschland e.V.Verkehrsdichte (Fahrzeuganzahl pro Kilometer)gGrammGbRGesellschaft bürgerlichen RechtsGdWBundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.GemO BW Geme<strong>in</strong>deordnung für Baden-WürttembergGFHGroßes MehrfamilienhausGFRGentechnikfreie RegionenGHDGewerbe, Handel, Dienstleistungen und übrige VerbraucherGJ Giga-Joule (1 GJ = 10 9 J)g/kWhGramm pro KilowattstundeGRGrundflächeGRZGrundflächenzahlGtGigatonne (e<strong>in</strong>e Mrd. Tonnen)GTZGradtagszahlenGuD-Kraftwerk Gas- und Dampfturb<strong>in</strong>en-KraftwerkGVZGüterverkehrszentrumGWGigawatt (= 1.000 Megawatt = 1 Mio. Kilowatt = 1 Mrd. Watt)GWhGigawattstundeGWh/aGigawattstunden pro JahrHFCH-FKWHaKiBaBoHBEFAHBOHeizAnlVHGTHmbGVBIHmbKliSchVOHTSICLEIIEKPifeuIKKKIOIPCCISOIuKIWUJk-WertKAVKdKEAKEMKEP-DiensteKfWKfz-kmKGkKhKliBAKMUkm-WertKrW-/AbfGKSKHydrofluorocarbons (Fluorkohlenwasserstoffe)Teilhalogenierte FluorkohlenwasserstoffeHannover-K<strong>in</strong>der-Bauland-BonusHandbuch für Emissionsfaktoren des StraßenverkehrsHessische BauordnungHeizanlagen-VerordnungHeizgradtageHamburgisches Gesetz- und VerordnungsblattHamburgische <strong>Klimaschutz</strong>verordnungHigh-Tech-Strategie des BundesLocal Governments for Susta<strong>in</strong>ability (Internationaler Rat für kommunale Umwelt<strong>in</strong>itiativen)Integriertes Energie- und KlimaprogrammInstitut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbHIntegriertes <strong>Klimaschutz</strong>- und KlimaanpassungskonzeptInnerortsIntergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe der Vere<strong>in</strong>ten Nationenüber Klimaänderungen)International Organization for Standardization (Internationale Organisation für Normung)Informations- und KommunikationstechnologieInstitut Wohnen und UmweltJouleWärmedurchgangskoeffizient (heute: U-Wert)KonzessionsabgabenverordnungKelv<strong>in</strong> day (Kelv<strong>in</strong> pro Tag, Kelv<strong>in</strong>*d, Kelv<strong>in</strong>-Tag)<strong>Klimaschutz</strong>- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbHKommunales Energiemanagement der Stadt NürnbergKurier-Express-Paket-DiensteKreditanstalt für WiederaufbauFahrleistungKommanditgesellschaftKilo-Kelv<strong>in</strong>stunde<strong>Klimaschutz</strong>- und Energie-BeratungsagenturKle<strong>in</strong>e und mittelständische UnternehmenMittlerer WärmedurchgangskoeffizientKreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz<strong>Klimaschutz</strong>konzept512


AbkürzungsverzeichnisAnhangKSLkWkW elkW thkWhkWh/akWh/m 2kWh/(m 2 a)KWKKWKGKWK-StromkWpLBO BWLEDLfULIVLNfzl/sLUBWMAPMBAMFHMIDMIVMKULNVMtMUNLVMVAMWMWhMWh/a<strong>Klimaschutz</strong>leitstelleKilowattKilowatt elektrischKilowatt thermischKilowattstundeKilowattstunde pro JahrKilowattstunde pro QuadratmeterKilowattstunde pro Quadratmeter und JahrKraft-Wärme-KopplungKraft-Wärme-KopplungsgesetzKraft-Wärme-KopplungsstromKilowatt-PeakLandesbauordnung Baden-WürttembergLight Emitt<strong>in</strong>g Diode (Leuchtdiode)Bayerisches Landesamt für UmweltLandes<strong>in</strong>nungsverbandLeichte NutzfahrzeugeLiter pro SekundeLandesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-WürttembergMarktanreizprogramm des BundesMechanisch-biologische AbfallbehandlungsanlageMehrfamilienhausMobilität <strong>in</strong> Deutschland (Studie des BMVBS)Motorisierter IndividualverkehrM<strong>in</strong>isterium für <strong>Klimaschutz</strong>, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-WestfalenMegatonne (= e<strong>in</strong>e Mio. Tonnen)M<strong>in</strong>isterium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-WestfalenMüllverbrennungsanlageMegawatt (= 1.000 Kilowatt = 1 Mio. Watt)MegawattstundeMegawattstunde pro JahrNStickstoffN 2 ODistickstoffmonoxid (Lachgas)NABUNaturschutzbund Deutschland e.V.NEHNiedrig-Energie-HausNIRNationaler Treibhausgas<strong>in</strong>ventarberichtNMVNichtmotorisierter VerkehrNMVOC-Emissionen Emissionen flüchtiger organischer Verb<strong>in</strong>dungen ohne MethanNOStickstoffmonoxidNO xStickstoffdioxidOECDÖEVKÖPFVÖPNVÖVPersonen-kmPHPHPPPHVPPM 10PVQuBOrganisation for Economic Co-operation and Development (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung)Örtliches EnergieversorgungskonzeptÖffentlicher PersonenfernverkehrÖffentlicher PersonennahverkehrÖffentlicher VerkehrVerkehrsleistungPassivhausPassivhaus-Projektierungs-PaketPassivhaus-VorprojektierungFe<strong>in</strong>staub, Immissionen mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 10 MikrometerPhotovoltaikZertifikat (Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe)513


AnhangAbkürzungsverzeichnisRECSRGRERHRLMSF 6SO 2STAWAGSWOT-AnalyseZertifizierungssystem zum Herkunftsnachweis für Strom aus erneuerbaren Energien (Renewable Energy CertificateSystem)Rat der Geme<strong>in</strong>den und Regionen EuropasReihenhausRegistrierte LeistungsmessungSchwefelhexafluoridSchwefeldioxidStadtwerke Aachen AktiengesellschaftStrengths, Weaknesses, Opportunities und Threats (Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken)tTonneTA LärmTechnische Anleitung zum Schutz gegen LärmTAR The Third Assessment Report (Dritter Sachstandsbericht des IPCC 2001)TEHGTreibhausgas-EmissionshandelsgesetzTGTrockengewichtTHGTreibhausgasTWhTerrawattstundeU-WertUBAUNEPUNFCCCVDIVGVKUW/(m2K)WEAWhWKWMOWSchVZAE BayernWärmedurchgangskoeffizient (Wärmedämmwert)UmweltbundesamtUmweltprogramm der Vere<strong>in</strong>ten NationenUnited Nations Framework Convention on Climate Change (Rahmenübere<strong>in</strong>kommen der Vere<strong>in</strong>ten Nationenüber Klimaänderungen)Vere<strong>in</strong> Deutscher Ingenieure e.V.VerwaltungsgerichtVerband kommunaler Unternehmen e.V.Watt pro Quadratmeter und Kelv<strong>in</strong> (E<strong>in</strong>heit des Wärmedurchgangskoeffizienten/U-Wertes)W<strong>in</strong>denergieanlageWattstundeHamburgische WohnungsbaukreditanstaltWeltorganisation für MeteorologieWärmeschutzverordnungDas Bayerische Zentrum für angewandte Energieforschung e.V.514

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