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Kommunikation Global . Communicating Globally - A Monthly Journal

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COVER STORY / TITELTHEMAColtan ist die Abkürzung für Columbit-Tantalit, ein Erz aus dem die Metalle Tantalum [Ta] und Columbium[Cb] extrahiert werden. Die Nachfrage nach Tantal und damit nach Coltan ist seit 1992 beständig gewachsen."Als feines Pulver dient Tantal zur Herstellung leistungsstarker Elektrolyt-Kondensatoren, die in Handys, Personalcomputernoder CD-Spielern eingesetzt werden", erklärt der Bayer-Geschäftsbericht 2000.15COVER STORYHandy-BoomLaut POLE-Studie wuchs die Zahl der weltweit produzierten Tantalkondensatoren zwischen 1988 und 1997 vonfünf auf 15 Milliarden. 1999 führte die Explosion der globalen Mobilfunkindustrie in Zusammenhang mit denVersteigerungen von Mobilfunknetzen für Milliardenbeträge in den Industrieländern zu einem rasanten Nachfrageanstieg.Allein im Jahr 1999 wurden auf der ganzen Welt 283 Millionen Handys hergestellt und der internationaleTantalverbrauch stieg im Jahr 2000 um 38 Prozent.Im Laufe des Jahres 2000 verdreifachten sich die Tantalpreise auf dem Weltmarkt bis durchschnittlich 365 US-Dollar pro Pfund im November 2000. Zwischen 2000 und 2001 sank die Nachfrage nach Tantal um 35 Prozent.Hauptgrund hierfür war ein Einbruch in der Weltproduktion von Handys.Hauptproduzent von Tantalit ist Australien, wo die Firma 'Sons of Gwalia' Erz mit einem Tantalgehalt von etwasüber eine Million Pfund pro Jahr fördert. Die größten Reserven sollen sich jedoch in Afrika befinden, hauptsächlichin der Demokratischen Republik Kongo.Exportmonopol für RebellenDas Exportmonopol für Coltan, das die lokalen Behörden zwischen November 2000 und April 2001 der vonden im Ostkongo herrschenden RCD-Rebellen gegründeten Bergbaufirma Société Minière des Grands Lacs[SOMIGL] einräumten, schürte Konflikte. SOMIGL bekam das Exportmonopol für sämtliches auf RCD-Gebietproduziertes Coltan. Dieses Monopol entzog allen 19 bislang im Osten des Kongo operierenden Coltan-Handelsfirmen die Exportrechte. "Das Coltan-Geschäft favorisiert das Aufkommen einer Mafiaökonomie imUmfeld der Rebellenarmeen, ihrer Alliierten und den bewaffneten Milizen", so die Studie.Mitte 2001 fielen bedingt durch einem Einbruch in der Weltproduktion von Handys auch die Preise für Coltan.Dadurch gingen auch die Exporte der Firma SOMIGL stetig zurück und sie konnte der RCD nicht mehr die versprochenenSteuern von einer Million Dollar im Monat zahlen. Die Firma wurde schließlich aufgelöst und derColtan-Handel wieder freigegeben."Blut auf meinem Handy"Hinzu kamen noch internationale Kampagnen, die die Verbindung zwischen Coltanförderung im Ost-Kongo unddem Kongo-Krieg anprangerten. Belgische Nichtregierungsorganisationen agierten unter dem Motto "kein Blutauf meinem Handy" und deutsche Gruppen kritisierten die Aktivitäten der Bayer-Gruppe. Am 12. April 2001erschien zudem der UN-Bericht über die illegale Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der DemokratischenRepublik Kongo.Im September 2001 verabschiedete das US-Repräsentantenhaus eine Resolution, die Coltan-Importe aus demKongo suspendierte. Als Ergebnis annullierten zwei US-Firmen, Kemet und Cabot, ihre Coltan-Bestellungen ausder Region der Großen Seen. In Deutschland weigerte sich der Studie zufolge die deutsche Firma H.C. Starckmonatelang zu bestätigen, dass sie kongolesisches Coltan kauft und gab erst im Oktober 2001 nach, nachdem ineiner Buchveröffentlichung Branchenquellen zitiert wurden, denen zufolge die Firma 80 Prozent des Coltan desKongo abnimmt.Auf internationaler Ebene vom UN-Sicherheitsrat bis zum belgischen Parlament diskutiere man über möglicheMaßnahmen, um die Verbindung zwischen Rohstoffausbeutung und Kriegsfinanzierung zu unterbrechen. Vonvielen Gruppen wurde dabei immer ein Boykott des kongolesischen Coltan-Handels vorgeschlagen. "Wir sind derMeinung, dass dies dem Frieden nicht förderlich wäre", so die Autoren der Studie. Die betroffenen Unternehmenwürden ihre Geschäfte weiter betreiben oder den Coltan-Handel in andere Regionen verlagern. Die Bevölkerungwürde dadurch nichts gewinnen, sondern bloß eine ihrer wenigen verbliebenen Einkommensquellen verlieren."– <strong>Kommunikation</strong> <strong>Global</strong>Die Studie kann im Internet unter www.eed.de heruntergeladen werdenJAHRGANG III / NR. 35 NOVEMBER 2002 VOLUME III / NO. 35

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