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Kommunikation Global . Communicating Globally - A Monthly Journal

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24REPORTAGEDie bereits 1973 gegründete Einrichtung bietet Entgiftung, Therapieund Rehabilitation an und arbeitet gemeinsam mit Viviendoin den Gemeinden innerhalb und auch außerhalb der zweitgrößtenStadt Kolumbiens. Ein Grundproblem der Drogenarbeit istdie weitverbreitete Individualisierung des Drogenproblems. "DieAbhängigen werden in unserem Land nicht wie Kranke behandelt,sondern wie Aussätzige. Ihnen wird die menschliche Würdeverwehrt und die Hilfsangebote sind sehr dünn gesät", erläutertAngela Tello von Caminos.Steigende KonsumentenzahlenDas jahrelange Verdrängen eines besonders in den Armenvierteloffensichtlichen Problems hat die Zahl der Abhängigen in Kolumbienanschwellen lassen. Doch Drogenkonsum in Kolumbien istbeileibe kein Armutsphänomen. "Das Problem ist eng verknüpftmit den sozialen Konflikten. Die bringen die Leute aus demGleichgewicht", analysiert Kolumbiens bekanntester DrogenspezialistAugusto Pérez Gómez. Flucht aus dem tristen, von Gewaltund Kriminalität geprägten Alltag, hält der kleingewachseneMann mit der großen Brille für eines der zentralen Motive dessteigenden Drogenkonsums. Dies gilt nicht nur für die verarmteBevölkerungsmehrheit, sondern auch für die Angehörigen derzahlenmäßig kleinen Oberschicht. Dort findet sich Rumbos-Schätzungen zufolge die höchste Konzentration von Drogenkonsumenten,so der 50-Jährige Direktor des nationalen Drogenpräventionsprogramms[Rumbos].Das Programm wurde von dem im August aus dem Amt geschiedenenPräsidenten Andrés Pastrana initiiert und am 26. Oktober1998 der Öffentlichkeit vorgestellt. In den vergangenen vierJahren hat sich Pérez einen Überblick über die im Land tätigenPräventions- und Hilfseinrichtungen verschafft und Grundlagenfür die Präventionsarbeit gelegt. Dem agilen Mann ist es zu verdanken,dass über breit angelegte Umfragen, Studien und Feldforschungendlich genug Material zusammengetragen wurde, umzumindest annähernd ein Bild der kolumbianischen Drogenrealitätzu zeichnen.Und die größte Rumbos-Studie, die auf Basis von 287.000 Befragtenin 27 Städten des Landes erstellt wurde, zeichnet eindüsteres Bild. Vor allem in der Gruppe der 17-24jährigen mitguter Schulbildung ist ein Anstieg der Konsumentenzahlen festzustellen.Zu jener Gruppe gehören auch die Studenten. "Kokainrückständein den Toiletten der Universitäten sind keine Seltenheit",sagt Pérez, der bis 1998 an der Andenuniversität Psychologielehrte und die Situation dort besonders gut kennt.Professoren, Lehrer, <strong>Journal</strong>isten, Gemeindevertreter, aber auchHaus- und Marktfrauen will er mit seiner Aufklärungskampagneerreichen und für die Prävention gewinnen. Geeignetes Informationsmaterial,Broschüren, aber auch Radiospots, eine interaktiveCD-Rom für Jugendliche, ein Buch für Eltern, Videos und einigeStudien wurden in den letzten beiden Jahren erstellt. Doch damiterreicht die dem Präsidenten direktunterstellte Organisation nur einenkleinen Teil der Bevölkerung.Harte Drogen im VormarschAuf rund 400.000 Abhängige wirddie Zahl der von harten Drogen Abhängigenin Kolumbien geschätzt[zum Vergleich: die deutsche Drogenbeauftragtegeht bei ungefährdoppelter Bevölkerungszahl von rund150.000 Abhängigen aus]. ZehnProzent der Jugendlichen unter achtzehnJahren haben der Rumbos-Studie zufolge Erfahrungen mit hartenDrogen. Und die Hälfte von ihnenhat schon Kokain geschnupft, bevorsie das 14. Lebensjahr vollendet hatten.Alarmierende Zahlen, die eineIntensivierung der Präventionsbemühungenwie den Ausbau der bestehendenDrogeneinrichtungen nahelegen. 420 Einrichtungen, davon 15staatliche, gibt es derzeit in Kolumbien."Der Staat muss mehr im Therapiebereichtun", gab auch Pérez imRahmen einer von der Caritas Internationalfinanzierten Drogenkonferenzim April in Bogotá zu. Doch wie sooft fehlt es an Ressourcen. Kolumbiendurchlebt seit 1999 eine hartnäckigeWirtschaftskrise und die Etats im Gesundheits-wie Sozialbereich habeneine rückläufige Tendenz.Priorität genießt das Problem angesichtsdes sich verschärfenden Bürgerkriegsohnehin nicht. Viel zu langewurde es unter den Teppich gekehrt.Von der Politik wurden die steigendenKonsumentenzahlen lange ignoriertund als übertrieben abgetan.Drogenkonsum sei als Problem derreichen Staaten definiert worden, soPérez. In Kolumbien werde nichtkonsumiert und die armen Bauern,die Koka anbauen, bauten es für denExport an, so der Tenor, der jahrelangvon offizieller Seite zu hörenwar, erinnert sich Pérez. Den Verantwortlichenging es allein um dieKontrolle des Angebots und nicht umeine Senkung der Nachfrage. ‣‣‣JAHRGANG III / NR. 35 NOVEMBER 2002 VOLUME III / NO. 35

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