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Kommunikation Global . Communicating Globally - A Monthly Journal

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22INTERVIEW / DAS GESPRÄCH<strong>Kommunikation</strong> <strong>Global</strong>: Die afrikanischen Staaten haben im Rahmen der OAU [Organisation of AfricanUnity] im November 2000 ein 'Afrikanisches Modellgesetz' vorgestellt. Das Gesetz hat zum Zielder generellen Ausweitung des Patentsystems ein alternatives Schutzsystem gegenüber zu stellen undder Biopiraterie Einhalt zu gebieten. Wäre ein ähnliches Gesetz nicht auch für Lateinamerika denkbar?Yolanda Kakabadse Navarro: Ja, wobei ich jedoch nicht glaube, dass es mit Gesetzen allein getan ist. EinGesetz wird von einigen wenigen Personen erarbeitet, gilt jedoch für Millionen von Menschen. Wenndiese Millionen von Bürgern nicht verstehen, was das Ziel des Gesetzes ist, dann wird es auch kaumzur Anwendung kommen. Dies nur vorweg. Ich denke, dass das Modellgesetz der OAU visionär istund ein gutes Beispiel, aber ich kann nicht beurteilen, ob die Bevölkerung so weit ist, dass Gesetz auchin die Tat umzusetzen. Davon hängt alles ab, denke ich. Die Partizipation der Bevölkerung ist entscheidendund erst wenn die Bevölkerung mit dem Problem vertraut ist und für gesetzliche Bestimmungeneintritt, ist die Zeit reif für derartige Gesetzesvorhaben. Ich denke nicht, dass wir in Lateinamerikaschon so weit sind.<strong>Kommunikation</strong> <strong>Global</strong>: In vielen Regionen der Welt ziehen sich die Regierungen auf das Argumentzurück, dass es ihnen an Geld für den Umweltschutz fehlt. Die wirtschaftliche Entwicklung und dieAnwerbung von Auslandsinvestoren hat deshalb Vorrang. Was halten Sie von dieser Argumentation?Yolanda Kakabadse Navarro: Leider entspricht diese Position oftmals der Wahrheit. Gleichwohl lassensich auch internationale Mittel über Vereinbarungen, bi- wie multilaterale Verträge und Abkommeneinwerben. Ich bin allerdings der Meinung, dass wir in der letzten Dekade nicht genug in nationale wieinternationale Fonds für den Umweltschutz investiert haben.Kein ökologischer Prozess weltweit ist lokaler Natur, alle haben Auswirkungen, die über die Landesgrenzenhinausgehen, darüber sind wir uns noch viel zu wenig im Klaren. Es ist eine große internationaleHerausforderung, Mittel für die Forschung und den Schutz der Umwelt, den Erhalt der Artenvielfaltund des ökologischen Gleichgewichts bereitzustellen – denn davon profitieren wir alle.Gleichwohl haben die nationalen Regierungen auch die Verpflichtung, aus ihren Mitteln in den Schutzder Umwelt zu investieren, aber das ist wesentlich schwieriger angesichts eines hohen Bevölkerungsanteilsvon Analphabeten und Armen. Die logische Frage, die sich daran anschließt, ist die Frage nachder Korruption. Es ist notwendig, die Korruption zu bekämpfen und auch das ist ein internationalesProblem und kein regionales. Es sind immer zwei, einer der nimmt und einer der gibt, daran beteiligt.Es hilft nichts über die Korruption in Ecuador oder Nigeria zu klagen, denn wir stehen vor einem internationalenProblem, denn Korruption gibt es überall. In einigen Ländern werden die Gesetze jedocheingehalten und die Korruption bestraft, in anderen hingegen nicht. Dort haben die Straftäter kaumetwas zu befürchten – das ist das eigentliche Problem und nicht die Korruption als solche. Der Wunschreich zu sein und ein luxuriöses bequemes Leben zu führen, diesen Traum verfolgen die meisten Menschenweltweit. – <strong>Kommunikation</strong> <strong>Global</strong>Das Interview führte Knut Henkel Ende August 2002 im Hamburg.Die World Conservation Union [IUCN] wurde 1948 mit dem Ziel gegründet, die Natur und die Artenvielfalt zu erhalten. Unter den 980Mitgliedern aus 140 Ländern finden sich 79 Staaten, 112 Regierungsorganisationen, rund 760 Nichtregierungsorganisationen und etwa10.000 Experten aus aller Welt. Sitz der Umweltorganisation ist Gland, in der Nähe Genfs in der Schweiz. www.iucn.org. Präsidentin derIUCN ist seit 1996 Yolanda Kakabadse Navarro. Die in Quito geborene Psychologin, widmet sich seit ihrem Studium dem Naturschutz. Siehat in mehreren nichtstaatlichen Naturschutzorganisationen in Ecuador gearbeitet, bevor sie in die Vorbereitung des Weltgipfels über Umweltund Entwicklung in Rio de Janeiro einstieg. Zudem war sie von August 1998 bis Januar 2000 Umweltministerin ihres Landes.IUCN Environmental Law Centre, Godesbergerallee 108-112, 53175 Bonn.E-Mail: Secretariat@elc.iucn.org ∙ Internet: http://www.iucn.org/themes/law/JAHRGANG III / NR. 35 NOVEMBER 2002 VOLUME III / NO. 35

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