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Kommunikation Global . Communicating Globally - A Monthly Journal

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REPORTAGE23Kolumbianische "Samariter“ helfen DrogenkonsumentenVon Knut HenkelJahrelang wurde der Drogenkonsumin Kolumbien unter den Teppichgekehrt. Ein Drogenproblem gäbe esin Europa und den USA, nicht aberin Kolumbien, so der offizielle Tenor.Doch die Realität sieht anders aus.Längst sind die Schätzungen über dieZahl der Drogenabhängigen in Kolumbienhöher als jene in den so genanntenKonsumentenländern. AmEingang der Einrichtung "Samariterder Straße" steht Angel Solís undfordert die Wartenden zur Geduldauf. Das Wort des 65-Jährigen mitdem weißen Bart hat Gewicht in Calbarrio,dem heruntergekommenenViertel mitten in der Altstadt vonCali. Selbst die Halbwüchsigen hörenauf zu rangeln und stellen sich mürrischin die Schlange, die sich vor derstählernen Eingangstür gebildet hat.Darüber prangt das große Schild aufdem in fetten Lettern "Samaritanosde la Calle", Samariter der Straße, zulesen ist.Einzeln müssen die Menschen, zumeistFrauen und Kinder, eintretenund nahezu ausnahmslos werden sieauf Drogen kontrolliert. Der Drogenkonsumist in dem Elendsviertel weitverbreitet."Schon Halbwüchsigelaufen mit der Plastikflasche durch dieStraßen und schnüffeln Klebstoff",sagt Angel, der seit 11 Jahren imViertel lebt und als Schuster seinGeld verdient."Um der Kinder willen muss mannach Lösungen suchen", fordert Angel,den alle nur Pacho nennen. Derist in Calbarrio ein Art graue Eminenz.Er wird oft um Rat gefragt undist auch wichtiger Ansprechpartnerfür Padre José González, zu dessenGemeinde die wenigen runtergekommenenHäuserblocks gehören, indenen rund 13.000 Menschen leben.Wasser, Kanalisation, Strom und die Müllabfuhr funktionierennur sporadisch in dem Viertel, das selbst von der Polizei nachtsgemieden wird. Calbarrio ist quasi ein rechtsfreier Raum mitten inder zweitgrößten Stadt Kolumbiens. Doch Gesetze gibt es auch inCalbarrio - die einer Notgemeinschaft, die allem Externen misstrauischbegegnet. Die ungeschriebenen Gesetze werden mit allenMitteln verteidigt und der Padre ist seit langem der erste "Auswärtige",der im Viertel akzeptiert wird. Er steht unter demSchutz derjenigen, die in Calbarrio den Ton angeben. Angel gehörtdazu und auf die Samariter lässt er nichts kommen. Wenn esseine Arbeit erlaubt, hilft er wie heute in der sozialen Einrichtung,die genau gegenüber seiner kleinen Werkstatt liegt. Sorgfältigausgebesserte und frisch besohlte Schuhe stehen dort auf einemStänder. Neue Schuhe können sich nur wenige aus Calbarrioleisten und deshalb arbeitet Angel gebrauchte Schuhe wieder auf.Viviendo - Drogenprävention auf GemeindeebeneSeinen Job habe er in letzter Zeit vernachlässigt, erzählt der sympathischePadre. "Angel arbeitet viel mit uns und sorgt dafür,dass Kinder und Jugendliche 'sauber' sind, wenn sie das Samariterhausbetreten, um zu essen, zu duschen oder ihre Kleidung zuwaschen". Drogen sind tabu bei den Samaritern und auf Präventionwird Wert gelegt. Infoabende für Eltern haben die Samaritergemeinsam mit den Spezialisten vom katholischen Drogenpräventionsnetzwerk"Viviendo" organisiert. In nahezu allen Regionendes Landes ist das 1998 initiierte Netzwerk mittlerweile aktiv undleistet Präventionsarbeit in einer Gesellschaft, die nicht allein vonder mit dem Drogenhandel einhergehenden Kriminalität, sondernauch durch den Konsum geprägt ist. Ansatzpunkt ist die Gemeindeebene."Dort versuchen wir Ansprechpartner zu finden und sie zu motivieren,aktiv in Sachen Drogenprävention zu werden", erklärtClaudia Buitrago, eine Repräsentantin von Viviendo in Cali. Einerfolgreicher Ansatz, denn die Organisation, die von der deutschenCaritas unterstützt wird, kann sich auf das effektivste undglaubwürdigste Netzwerk Kolumbiens stützen: die Kirchen. DiePadres, helfen die richtigen Leute im Viertel anzusprechen. Diejenigen,die über genug Ansehen verfügen, um ein Selbsthilfeprojektanzustoßen, sind es, die die Leute von Viviendo suchen. Mitihnen beginnen die Fachleute wie Frau Buitrago zu arbeiten. Kursewerden angeboten, Erfahrungen weitergegeben, wie man sichorganisieren kann und welche vorhandene Infrastruktur genutztwerden kann. "Am Ende dieses Prozesses haben wir dann meisteine neue Präventionsgruppe, die in ihrem Viertel aktiv wird",schildert die Viviendo-Frau das Konzept in groben Zügen. Dochauch spezialisierte Einrichtungen, wie die DrogenhilfeeinrichtungCaminos gehören zum Netzwerk. ‣‣‣JAHRGANG III / NR. 35 NOVEMBER 2002 VOLUME III / NO. 35

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