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Die Relevanz des Konzils von Nikaia für die Gegenwart

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12Birgitta Kleinschwärzer-MeisterIch möchte mich im Folgenden anschließen an einige Thesen <strong>von</strong> Matthias Haudel,<strong>die</strong> er in seiner Habilitationsschrift „<strong>Die</strong> Selbsterschließung <strong>des</strong> dreieinigenGottes“ 44 erarbeitet. Anhand der Untersuchung zahlreicher theologischer Entwürfezum Trinitäts- und Kirchenverständnis sowohl aus der westlichen als auch ausder östlichen Tradition 45 kommt Haudel zu folgendem Ergebnis: Im Laufe der Zeitentfernten sich <strong>die</strong> west- und ostkirchliche Theologie „durch <strong>die</strong> Interdependenz<strong>von</strong> theologischen, kirchenpolitischen und kulturellen Aspekten in jeweils einseitigerEntwicklung“ wieder <strong>von</strong> der stimmigen und in sich differenzierten Basis,wie sie im Anschluss an das Konzil <strong>von</strong> <strong>Nikaia</strong> insbesondere in der neunizänischenTheologie gelegt wurde. 46Ein Beispiel: Zwischen Ost und West lassen sich insbesondere unterschiedlicheGewichtungen <strong>des</strong> sogenannten intrapersonalen und <strong>des</strong> interpersonalen Aspektsin der Trinitätslehre ausmachen. Der Blick auf <strong>die</strong> Ursprünge der Trinitätstheologiezeigt jedoch, dass intra- und interpersonaler Aspekt der Trinität in Gott gleichzeitigbestehen, 47 so dass es sich bei den sich herausbildenden westlichen undöstlichen „Mustern“ jeweils um einseitige Reduktionen <strong>des</strong> Gottesbil<strong>des</strong> handelt.<strong>Die</strong>s wird sichtbar auch in der jeweiligen Ekklesiologie – selbst das über <strong>die</strong> Konfessionsgrenzenhinaus bestehende Bemühen um eine sogenannte Communio-⎯⎯⎯⎯⎯⎯44 Vgl. Anm. 42 u. 43.45 Als zentral und strittig erweisen sich zwischen der sich entwickelnden west- und ostkirchlichenTradition im Blick auf <strong>die</strong> Trinitätslehre nach Haudel vor allem drei Problemkreise: 1) das Verhältnis<strong>von</strong> ökonomischer und immanenter Trinität, das nicht nur mit der Art und Weise heilsgeschichtlicherGotteserkenntnis zusammenhängt, sondern auch mit dem Problemfeld der Energienlehre unddem Verhältnis <strong>von</strong> natürlicher Theologie und Offenbarungstheologie; 2) <strong>die</strong> Relation <strong>von</strong> Christologieund Pneumatologie und das filioque-Problem; <strong>die</strong> entsprechenden Schwierigkeiten liegen begründetin der Frage nach der Beziehung zwischen innertrinitarischen Ursprungs- und Existenzrelationen;3) <strong>die</strong> Einschätzung der intra- und interpersonalen Dimension Gottes. Vgl. M. Haudel (Anm.42), 452.46 Vgl. M. Haudel (Anm. 43), 262. <strong>Die</strong> neunizänische Theologie weist nach Haudel noch ein Offenbarungsverständnisauf, das dualistische oder identifizierende Tendenzen im Verhältnis <strong>von</strong> natürlicherTheologie und Offenbarungstheologie überwindet; gegenüber einer Vereinseitigung der natürlich-rationalenTheologie mit ihrem Akzent auf dem kataphatischen Aspekt (später: westliche Theologie),aber auch gegenüber einer Vereinseitigung <strong>des</strong> anaphatischen Aspekts (dualistische Trennung<strong>von</strong> übernatürlicher Trinitätsoffenbarung und energetischer Unerkennbarkeit <strong>des</strong> Wesens Gottesin der Heilsgeschichte; später: östliche Theologie) vermag <strong>die</strong> neunizänische Theologie dasGleichgewicht zwischen beiden zu halten. <strong>Die</strong> Kappadokier konnten so zwischen den innertrinitarischenUrsprungsbeziehungen und den weiteren ewigen Beziehungen auf der Ebene der trinitarischenExistenz unterscheiden, <strong>die</strong>se gleichwohl miteinander verbinden (Beispiel: ebd., 264). Späterbrach <strong>die</strong>se Verbundenheit auseinander: <strong>Die</strong> rationale westliche Theologie egalisierte <strong>die</strong> trinitarischenRelationen und ließ <strong>die</strong> ewigen Existenzrelationen zu Ursprungsrelationen werden; darausfolgte eine Orientierung an der intrapersonalen Wesenseinheit Gottes, in welcher der Geist seinespezifische Eigenständigkeit verlor. Im Osten dagegen kam es zur Verabsolutierung der apophatischenTendenz. <strong>Die</strong> Existenzbeziehungen erhielten „nur noch energetische Qualität und <strong>die</strong> Trinitätwurde auf <strong>die</strong> wenigen Ursprungsbeziehungen reduziert, mit der Folge, dass <strong>die</strong> Anbindung <strong>des</strong>Geistes an den Sohn verloren ging (...). Es entstand <strong>die</strong> <strong>von</strong> der spekulativen Energienlehre geprägteinterpersonale Trinitätslehre mit ihren bis heute wirksamen pneumatozentrischen und patromonistischenTendenzen“: ebd., 265. – <strong>Die</strong>se Verallgemeinerungen hinsichtlich der theologischen Entwicklungenin Ost und West schließen selbstverständlich nicht aus, dass es auf allen Seiten einzelneEntwürfe gegeben hat und gibt, welche jeweils <strong>die</strong> skizzierten Einseitigkeiten zu überwindenversuchen.47 Vgl. M. Haudel (Anm. 42), 441.

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