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Lenin 1 Wladimir Iljitsch Uljanow (russisch Владимир ... - Ura-linda.de

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<strong>Lenin</strong> 10und <strong>de</strong>r Partei gegen die Kirche. Als Vorwand diente die in weiten Teilen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s herrschen<strong>de</strong> Hungersnot.Führen<strong>de</strong> Kirchenleute hatten als Hilfe für die Hungern<strong>de</strong>n freiwillig Teile <strong>de</strong>s Kirchenbesitzes als Spen<strong>de</strong>nfreigegeben. <strong>Lenin</strong> verschärfte diese Maßnahme dadurch, dass er die notfalls gewaltsame Konfiskation sämtlicherKirchengüter, inklusive geweihter Gegenstän<strong>de</strong>, im Februar 1922 anordnete. Diese Maßnahmen trafen bei Teilen <strong>de</strong>rBevölkerung auf Wi<strong>de</strong>rstand. [51]So äußerte sich <strong>Lenin</strong> in einem Brief an das Politbüro vom 19. März 1922 bezüglich <strong>de</strong>s Vorgehens in <strong>de</strong>r StadtSchuja, wo es zu gewalttätigen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen zwischen Soldaten, die Kirchenbesitz einziehen sollten, undGläubigen gekommen war, folgen<strong>de</strong>rmaßen: [52] „Je mehr Vertreter <strong>de</strong>s reaktionären Priesterstands und <strong>de</strong>rreaktionären Bourgeoisie an die Wand gestellt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto besser für uns. Wir müssen all diesen Leutenunverzüglich eine solche Lektion erteilen, daß sie auf Jahrzehnte hinaus nicht mehr an irgendwelchen Wi<strong>de</strong>rstand<strong>de</strong>nken wer<strong>de</strong>n“. Dieses Vorgehen führte im ganzen sowjetischen Staatsgebiet zu staatlich gelenkten Pogromengegen Gläubige, Priester und religiöse Einrichtungen. Die Zahl <strong>de</strong>r geöffneten orthodoxen Gotteshäuser fiel vonrund 80.000 auf 11.525. Über 14.000 orthodoxe Geistliche, Nonnen und Laien wur<strong>de</strong>n dabei von staatlichenOrganen erschossen. Auch die katholischen, jüdischen und muslimischen Min<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Staates waren davonbetroffen. Auf <strong>Lenin</strong>s Initiative wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r einflussreiche Patriarch von Moskau, Tichon, per Politbürobeschlussinhaftiert. [51]Die orthodoxe Kirche war seit Gründung <strong>de</strong>s Russischen Reiches immer eine Stütze <strong>de</strong>s Zarentums gewesen. Auch<strong>de</strong>swegen richtete sich <strong>de</strong>r Kampf <strong>de</strong>r Bolschewiki gegen sie. In seinem Geheimbrief vom 19. März 1922 legte<strong>Lenin</strong> seine Befürchtung einer vom Klerus geleiteten Konterrevolution dar und bekräftigte, dass dieser alsehemaliger Teil <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Klasse im Zarismus bekämpft wer<strong>de</strong>n müsse. [53]<strong>Lenin</strong> war auch an <strong>de</strong>r Kontrolle <strong>de</strong>s intellektuellen Lebens im Sinne <strong>de</strong>r Partei maßgeblich beteiligt. Im Juni 1922fasste das Politbüro unter seinem Vorsitz <strong>de</strong>n Beschluss, wissenschaftliche Kongresse nur noch nach Genehmigung<strong>de</strong>r Geheimpolizei zuzulassen. Im selben Jahr dirigierte <strong>Lenin</strong> eine Repressionswelle gegen führen<strong>de</strong>Wissenschaftler, Künstler und Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Ein Teil <strong>de</strong>r Opfer wur<strong>de</strong> ins Ausland o<strong>de</strong>r innerhalb <strong>de</strong>sSowjetstaates verbannt. Es kam auch zu Gefängnisstrafen und zu Erschießungen. <strong>Lenin</strong> redigierte die vom hohenGPU-Offizier Josef Unschlicht erstellten Listen <strong>de</strong>r Opfer selbst. [54] Auf Beschwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s sozialistischenSchriftstellers Maxim Gorki rechtfertigte sich <strong>de</strong>r Parteiführer in einem Brief wie folgt: „Die intellektuellen Kräfte<strong>de</strong>r Arbeiter und Bauern wachsen im Kampf gegen die Bourgeoisie und ihre Helfershelfer, die so genanntenIntellektuellen, die Lakaien <strong>de</strong>s Kapitals, die sich als Gehirn <strong>de</strong>r Nation wähnen. In Wirklichkeit sind sie doch nur<strong>de</strong>r Unrat <strong>de</strong>r Nation.“ [55] <strong>Lenin</strong> ist aber auch bestrebt gewesen, die so genannte „bürgerliche Intelligenz“ für dieRevolution zu gewinnen, so meinte er im November 1919: „Die neue Gesellschaft kann nicht aufgebaut wer<strong>de</strong>n ohneWissen, Technik und Kultur, diese aber sind im Besitz <strong>de</strong>r bürgerlichen Spezialisten. Die meisten von ihnensympathisieren nicht mit <strong>de</strong>r Sowjetmacht, doch ohne sie können wir <strong>de</strong>n Kommunismus nicht aufbauen. Man musseine kameradschaftliche Atmosphäre um sie schaffen.“ Die Spezialisten müssen also von „Dienern <strong>de</strong>s Kapitalismus,zu Dienern <strong>de</strong>r werktätigen Masse, zu ihren Ratgebern gemacht wer<strong>de</strong>n.“ Im Januar 1922 for<strong>de</strong>rte <strong>Lenin</strong> sogar von<strong>de</strong>r kommunistischen Partei, „dass wir je<strong>de</strong>n Spezialisten, <strong>de</strong>r gewissenhaft, mit Sachkenntnis und Hingabe arbeitet,auch wenn seine I<strong>de</strong>ologie <strong>de</strong>m Kommunismus völlig fremd ist, wie unseren Augapfel hüten.“ [56]Dort wo die Arbeiter <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r Bolschewiki nicht folgen wollten, zeigten diese wenig Hemmungen,auch gegen Angehörige <strong>de</strong>r Arbeiterklasse mit Gewalt vorzugehen: Nach<strong>de</strong>m 1919 in <strong>de</strong>n Petrogra<strong>de</strong>rPutilow-Werken mehrere tausend Arbeiter in <strong>de</strong>n Streik getreten waren, sich in ihren For<strong>de</strong>rungen gegen diediktatorische Herrschaft <strong>de</strong>r Bolschewiki gewandt hatten und <strong>Lenin</strong>s Versuch, sie persönlich mit einer Re<strong>de</strong> zudisziplinieren, in <strong>de</strong>n Protestrufen <strong>de</strong>r Belegschaften untergegangen war, wur<strong>de</strong>n Panzerwagen in die Werke entsandtund Einheiten <strong>de</strong>r Tscheka herbeigeor<strong>de</strong>rt, die 200 Streikführer festnahmen und erschossen. [57]Gegenüber <strong>de</strong>r Landbevölkerung verfolgte <strong>Lenin</strong> eine variable Politik. Im Juni 1918 befahl er die Gründung vonKomitees <strong>de</strong>r Dorfarmut. <strong>Lenin</strong> teilte zur damaligen Zeit das Dorf in ärmere Bauern und Landarbeiter ein, welchemittelständischen Bauern und wohlhaben<strong>de</strong>n „Kulaken“ gegenüberstün<strong>de</strong>n. Mithilfe <strong>de</strong>r Komitees wollte er die

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