ottmar hörl wagner dirigiert bayreuth - Maisenbacher-art.com

– 38 –richten, das niemand anders betreten durfte als er: „Ein einzigerRaum [...] wurde nach den genauesten Angaben Wagners mit verschwenderischerPracht eingerichtet. Die Wände wurden mit Seide ausgeschlagenund rings herum wurden Guirlanden angebracht. Vom Plafond herableuchtete eine wundervolle Ampel mit gedämpftem Licht. [...] sagte ermir einmal, dass er sich in einem solchen Zimmer besonders wohl fühle,weil ihn die Farbenpracht sehr zur Arbeit anrege.“ 13 Zur Zusammensetzungder „Farbenpracht“ machte Berta Goldwag allerdings keine näherenAngaben. Sie können aber abgeleitet werden dank eines größeren Briefkonvolutesmit Bestellungen und Rechnungen, die Wagner an seine Putzmacherinschickte und worin er genaue Angaben zu Farbe und Stoffmachte. Immer wieder erscheinen darin die Farben Rosa, Lila und Violett.Dazu hat sich ein Stoffmuster aus der Tribschener Zeit erhalten, dasgenau dieser Farbigkeit entspricht (Abb. 3). 14 Interessant ist die Assoziation,die Wagner offenbar mit den Farben Violett und Grün gemäßeinem Tagebucheintrag Cosimas verband: „[Bücher] von Schiller und Lessing,die er hat neu binden lassen, machen ihm Freude; was ihn zu violettund grün für Schiller gebracht hat, ist eine Kinder-Erinnerung aneine Vorstellung der ‚Braut von Messina‘, worin der Don Manuel [...] inviolettem Sammet und grüner Seide erschienen sei, so daß diese zweiFarben für ihn das Sinnbild Schiller‘s – des zarten Männlichen – gewordensind.“ 15Über die Gestaltung von Wagners Wohnräumen in Bayreuth haben wirgenauere Kenntnis dank Heinrich Habels umfassender Studie zu HausWahnfried. 16 Allerdings gilt auch hier, dass das Augenmerk mehr aufArchitektur, Aufteilung der Zimmer und Möbel gelegt wurde als auf diefarbliche Ausgestaltung. Die Eingangshalle prangte nach Angaben vonWagners erstem Biographen Carl Friedrich Glasenapp in feurigem pompeianischemBraunrot. 17 Susanne Schinkel malte ein Aquarell des großenBibliotheksaals mit roten Vorhängen und einem gemusterten Teppichin hellen, warmen Tönen (Abb. 4). 18 Jahre später bemalte Paul vonJoukowsky, der Schöpfer der Parsifal-Dekorationen, die Wandbespannungdes Saales von Wahnfried 1882 in meerfarbiger, grüner Seide mit reichenchinesischen Ornamentmustern, die Wagner liebte. 19 Der Komponist benutzteden Saal zuweilen auch zum Arbeiten. Das eigentliche Arbeitszimmer,Wagners Wahnfried-Kabinett also, in dem er die „Ring“-Partiturvollendete und den „Parsifal“ schrieb, befand sich aber in der oberenEtage. Gemäß Überlieferung des Malers Franz Stassen, der zum UmkreisSiegfried Wagners zählte und häufig in Wahnfried verkehrte, hatte Wagner„diesen schlichten Raum mit grauem Atlas ausschlagen lassen; nurein Bild [...] Lenbachs, Frau Cosima in jungen Jahren zeigend, war in dieWand gesenkt worden“. 20 Diese Beschreibung steht in seltsamem Gegensatzzu den Äußerungen Bertha Goldwags über Wagners prunkhafteKabinette in Penzing, München und Tribschen, und so ist die Überlieferungeines Zeitgenossen, wonach im Arbeitszimmer eine Art Rolleau-Tapetenexistierten, die wechselweise herabgezogen werden konnten, sodassWagner je nach Wunsch und Stimmung rosé-farbene oder blaueWände um sich hatte, 21 durchaus glaubwürdig.Wagner liebte in seiner Privatsphäre bunte Farben, dies übermittelt auchCosima im Tagebucheintrag vom 17. Juli 1880: „In der Frühe spricht erheiter von dem Vergnügen an Farben, und daß mit Rosa eigentlich dasLeben begänne. Gelb, Blau etc., alles übrige sei Haltung und Freundlichkeitund was man wolle, Rosa aber sei Leben.“ 22 Rosa ist die Farbe desLebens, die Wagner offenbar besonders faszinierte, wie ein anderer Tage-