nichts mehr an.“ 31 Faszination für Bunt zeigte er zeit seines Lebens, sowollte er in seiner frühen Ouvertüre in B-Dur dem „Leser der P<strong>art</strong>itur“ ein„energisches Farbenspiel“ vor Augen führen, indem er die Blechbläser inschwarzer Tinte, die Streichinstrumente in roter und die übrigen Blasinstrumentein grüner Tinte notieren wollte. 32 Er liebte das Verspielte,Bänder, Blumenmuster, Rosetten und Ähnliches, Bettdecken mit üppigemBlumenmuster und Rosa-Band 33 , Lampenschirme von Pariser Blumen(Rosen) 34 , Blousen-Jacken von rosa Atlas 35 , oder Kissen in Rosenbouquets,36 immer wieder bestellt er in den Farben Rosa, Lila und Violett– für einen Mann eher ungewöhnlich. Pfauen stolzierten im G<strong>art</strong>en vonTribschen und Wahnfried umher, und seiner ersten Ehefrau Minna gegenüberberichtete er einmal ganz enthusiastisch von einer wundervollenArt von Straußen im Londoner Zoo mit rosa Flügeln. 37 Wagner schriebgewöhnlich auf lila Briefpapier, und Cosima gegenüber erwähnte er, Tristanhabe eine eigentümliche Farbe, „es ist alles wie violett, lila“ 38 , dieParsifal-P<strong>art</strong>itur hat er mit violetter Tinte ins Reine geschrieben. 39 Unddann Rosa, mit dem das Leben für Wagner beginnt. Bei ihm hat diesesauch mit Rosa geendet, so jedenfalls umschreibt Glasenapp pathetischWagners Sterbezimmer in Venedig: „Es war zwischen 5 und 6 Uhr; durchdie rosa Gardinen fiel ein mattes Dämmerlicht und warf einen sanftenSchein auf das geliebte bleiche Antlitz; sein Kopf war zurückgeneigt, dieAugen fest geschlossen, durch die Lider hindurch aber vermeinte mandas gütige Lächeln auf den Seinen ruhend wahrzunehmen.“ 40Vielleicht hat dieses verklärte Bild zur Legende beigetragen, Wagner seiin einem pinkfarbigen Schlafrock gestorben. Dies lässt sich allerdingsnicht belegen, die verfügbaren Quellen sprechen jedenfalls von einem„schwarzen Seidenrock mit Barett“ 41 , worin Wagner gekleidet wurde.Sicher ist, dass die Edition der Briefe und Bestellungen Wagners an seinePutzmacherin seit ihrem ersten Erscheinen zu karikierenden Fantasienangeregt hat. Schon der erste Herausgeber Daniel Spitzer überbot sichmit bösen Bemerkungen zu Wagners farblichen Vorlieben, dichtete ihm„rosa und weiße Atlashöschen“ an 42 und bezeichnete ihn satirisch als„Schlafrock-Tintoretto“ 43 . Ein zumindest aufschlussreicher Spitzname,denn „Tintoretto – Der kleine Färber“ war ein venezianischer Maler desCinquecento. Wagner mit diesem in Verbindung zu bringen, gibt einenHinweis auf den Farbensinn von 1877, dem Erscheinungsjahr von SpitzersSpottedition, zumal Wagners Schwiegersohn Henry Thode in seinerTintoretto-Biographie in dessen Gemälde „Letztes Abendmahl“ eine „imtieferen Sinne religiöse Kunst ausmacht – eben ein Bühnenweihfestspielwie ‚Parsifal‘“. 44 Tintoretto war berühmt für seine lichtdurchfluteten Bilder,die zum Anknüpfungspunkt für die französischen Impressionistenwurden. Allerdings waren sie mit Brauntönen durchsetzt und farblichweit gedämpfter als diejenigen der Impressionisten. Wagner scheint alsoauch mit seinen farblichen Kleidervorlieben durchaus an der Schwelle zurneuen Zeit gestanden zu haben. Ein karikaturistisches Beispiel der besonderenArt gibt da Ernst Benedikt Kietz, der 1850 den 37-jährigenRichard farbenfroh als türkischen Großwesir darstellt (Abb. 6), vordergründig,weil der damals in Jessie Laussot Verliebte in den Orient entfliehenwollte, wohl aber auch, weil Wagner schon zu jener Zeit im privatenKreis Buntheit liebte. Wagner in Farbe – eine reizvolle Vorstellung.Verena Naegele– 42 –
Dr. Verena Naegele ist Autorin, Kuratorin und Dozentin für Musikgeschichte und lebt in derNähe von Zürich. Sie hat über Wagner und Ludwig II. dissertiert und mehrere Bücher undAusstellungen zu Wagner-Themen realisiert. Soeben erschienen ist beim Verlag Rüffer undRub unter dem Titel „Die Beidlers – Im Schatten des Wagner-Clans“ eine Studie zur erstenTochter Wagners, Isolde, und dessen Sohn Franz Wilhelm Beidler, dem enterbten EnkelWagners.www.<strong>art</strong>es-projekte.ch1 Vgl. Michel Frizot, „Autochrome-Platten“, in: ders. (Hg.), Neue Geschichte der Fotografie, Köln 1998, S. 423.2 M<strong>art</strong>in Geck, Die Bildnisse Richard Wagners, München 1970 und Solveig Weber, Das Bild RichardWagners. Ikonographische Bestandsaufnahme eines Künstlerkults, Mainz u.a. 1993, 2 Bde.3 Richard Wagner, Tagebuchblätter und Briefe an Mathilde Wesendonk [sic!] 1853–1871,hg. v. R. Sternfeld, Berlin, o. J., S. 362 f.4 Zit. nach M<strong>art</strong>in Geck, S. 26.5 Solveig Weber, Das Bild Richard Wagners, Mainz u. a. 1993, Bd. 1, S. 101 f.6 Willi Schuh, Renoir und Wagner, Zürich und Stuttg<strong>art</strong> 1956, S. 7.7 Ebd.8 Cosima Wagner, Die Tagebücher [fortan zitiert als CWT], hg. u. kommentiert v. M<strong>art</strong>inGregor-Dellin und Dietrich Mack, 2 Bde., München 1976/77, 15. Januar 1882, Bd. 2, S. 873.9 SBr. 10, N° 50 (RW an Eliza Wille, Venedig, 30. September 1858), in: Richard Wagner,Sämtliche Briefe [fortan zitiert als SBr], hg. v. der Richard-Wagner-Stiftung Bayreuth,Bd. 1 bis ff., Leipzig, Paris, Wiesbaden 1967 ff., S. 89.10 SBr. 11, N° 15 (RW an Mathilde Wesendonck, Luzern, 26. April 1859), S. 50.11 Wagner an Ludwig II. von Bayern (24. Februar 1869), in: König Ludwig II. und RichardWagner. Briefwechsel, hg. vom Wittelsbacher Ausgleichs-Fonds und v. Winifred Wagner,bearb. v. Otto Strobel, 5 Bde., Karlsruhe 1936, Bd. 2, S. 260.12 CWT (6. Juni 1869), Bd. 1, S. 104 und CWT (6. Juni 1878), Bd. 2, S. 109.13 Ludwig Karpath, Briefe Wagners an eine Putzmacherin. Unterredungen mit der PutzmacherinBertha; ein Beitrag zur Lebensgeschichte Richard Wagners, Berlin 1906, S. 24 ff.14 Privatbesitz Armin Trösch, Zürich.15 CWT (11. April 1872), Bd. 1, S. 510.16 Heinrich Habel, Festspielhaus und Wahnfried, München 1985.17 Ebd., S. 532.18 Susanne Schinkel war die Tochter von Karl Friedrich Schinkel und die Tante von Hansvon Wolzogen, dem Redakteur von Wagners „Bayreuther Blättern“, der zum engeren Familienkreisin Wahnfried gehörte. „Tante Schinkel“, wie Cosima sie in ihren Tagebüchern nennt (CWT,25.08.1878), leitet die Kinder in Wahnfried zum Aquarellzeichnen an, und es darf daher davonausgegangen werden, dass ihre Darstellung des Bibliotheksaals die originalen Farben des Salonsin Wahnfried wiedergibt. Vgl. Weber, Bd. 1, S. 195.19 Habel, S. 535.20 Zit. nach Habel, S. 531.21 Habel, S. 550, Anm. 366.22 CWT (17. Juli 1880), Bd. 2, S. 571 f.23 CWT (22. Juli 1880), Bd. 2, S. 575. Seit Dezember 2010 sind die originalen Tagebücherleider aus dem Nationalarchiv in Bayreuth ausgelagert und für die Wissenschaft nichtgreifbar, sodass der Stoff nicht eingesehen werden konnte.24 Abgebildet in Dagny R. Beidler, Für Richard Wagner! Die ,Rosenstöcke-Bilder‘ seinerTochter Isolde. Köln 2013, S. 149.25 Karpath, S. 25.26 CWT (18. Januar 1881), Bd. 2, S. 668.27 CWT (3. Oktober 1882), Bd. 2, S. 1014.28 Briefe Richard Wagners an eine Putzmacherin, veröffentlicht v. Daniel Spitzer, Wien 1906, S. 22.29 Spitzer, S. 57. Die Menge entspricht ca. 60 Meter.30 Ludwig Kusche, Richard Wagner und die Putzmacherin oder Die Macht der Verleumdung,Wilhelmshaven 1967, S. 120 f.31 SBr. 3, N° 63 (RW an Theodor Uhlig, Bordeaux, 26. März 1850), S. 266.32 Richard Wagner, Mein Leben, hg. v. M<strong>art</strong>in Gregor-Dellin, München 1963, S. 59.33 Spitzer, S. 34.34 Kusche, S. 115.35 Ebd.36 Spitzer, S. 58.37 SBr. 7, N° 29 (RW an Minna Wagner, London, 7. April 1855), S. 97.38 CWT (3. Juni 1878), Bd. 2, S. 107.39 Schuh, S. 23.40 Carl Friedrich Glasenapp, Das Leben Richard Wagners in sechs Büchern dargestellt, 6 Bde.,4. Aufl., Leipzig 1905, hier Bd. 6, S. 775.41 Joachim von Kürenberg, Carneval der Einsamen. Richard Wagners Tod in Venedig, Hamburg1947, S. 299 ff.42 Spitzer, S. 36.43 Ebd., S. 49 f.44 Henry Thode, Tintoretto, Bielefeld 1901, S. 112.– 43 –
- Seite 1 und 2: OTTMAR HÖRLWAGNER DIRIGIERT BAYREU
- Seite 3 und 4: S. 04 … Wagner dirigiert Bayreuth
- Seite 5 und 6: LE PROJET - EN BREFL’artiste conc
- Seite 7 und 8: Vorwort von Oberbürgermeisterin Me
- Seite 9 und 10: Richard, mir graut vor dir -Oder: D
- Seite 11 und 12: Menschen wie Georg Büchner hervorg
- Seite 13 und 14: - 13 -
- Seite 15 und 16: sofort, wenn ich tot bin, und lebt
- Seite 17 und 18: Richard, you give me the creeps -or
- Seite 19 und 20: writing his works explicitly for a
- Seite 21 und 22: - 21 -
- Seite 23 und 24: Can you - from the point of view of
- Seite 25 und 26: Richard, tu m’épouvantes -Ou : B
- Seite 27 und 28: ques génies comme Georg Büchner q
- Seite 29 und 30: - 29 -
- Seite 31 und 32: leur dirai ceci : mes chers, oublie
- Seite 33 und 34: „WAGNER FINDET INNENSTADT“Leben
- Seite 35 und 36: - 35 -
- Seite 37 und 38: zumeist dunklen Farben gehalten, im
- Seite 39 und 40: Abbildung 1: Cäsar Willich, Portr
- Seite 41: ucheintrag Cosimas bestätigt: „E
- Seite 45 und 46: sheds more light on the subject. Ca
- Seite 47 und 48: Abbildung 3: Stoffmuster aus Wagner
- Seite 49 und 50: page. 23 There is a remarkable anal
- Seite 51 und 52: Dr. Verena Naegele is an author, cu
- Seite 53 und 54: deau de velours pelucheux vert somb
- Seite 55 und 56: Abbildung 5: Isolde Wagner, „Rose
- Seite 57 und 58: de cette page du journal. 23 L’am
- Seite 59 und 60: Dr. Verena Naegele e auteur, commis
- Seite 61 und 62: RICHARD WAGNER - LIVE & WORKS1813 -
- Seite 63 und 64: DIE INSTALLATION „OTTMAR HÖRL /
- Seite 65 und 66: PROJEKT-BEGLEITUNGProject-accompani
- Seite 67 und 68: OTTMAR HÖRL - WAGNER DIRIGIERT BAY
- Seite 69 und 70: Ottmar Hörl - Biography1950 Born i
- Seite 71 und 72: Ottmar Hörl / RICHARD WAGNER - COM