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4 - VSETH - ETH Zürich

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ReportageDer HochbegabteDer 10-jährige Maximilian Janisch ist das bekannteste Mathe-Genie der Schweiz.Neben dem Alltag im Gymnasium erhält er an der Uni <strong>Zürich</strong> Privatunterrichtin Mathematik. Seine Geschichte wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet: Wiesollen Eltern, Universität und Gesellschaft mit seinem Talent umgehen?von Philipp PauliInfoboxUnruhig hampelt der zehnjährige Maximilian auf seinemStuhl herum. Er zieht seinen rechten Schuh aus und wackeltmit den Beinen, als ob es ihm zu langsam ginge. Wirsind im Büro von Prof. Dr. Camillo De Lellis, es ist endlichwieder Mittwoch, die nächste Sitzung in Linearer Algebrabeginnt. Zu Hause hat Maximilian in den zwei Wochenseit dem letzten Treffen sechs Übungsblätter gelöst,für die durchschnittliche Studenten sechs Wochen brauchen.Heute hat sein Vater ihn von Meierskappel nach <strong>Zürich</strong>gefahren, eine Stunde dauert das, aber er macht dasgern. Er ist stolz auf seinen Sohn, sein Sohn ist stolz aufihn; das ist eine gute Kombination für die Mathematik.Maximilian Janisch, 10, wächst inMeierskappel (LU) am Zugersee alsjüngstes Kind seiner Eltern ThomasDrisch und Monika Janisch auf. SeineSchullaufbahn gleicht bisher einemSenkrechtstart: Nachdem er mehrereKlassen übersprungen hat, besuchtMaximilian nun die zweite Stufe desGymnasiums Immensee (SZ). Dort hater die schriftliche Matura in Mathematikmit neun Jahren abgelegt. SeinVater, der Mathematik-Professor imRuhestand ist, erkannte und fördertedie Hochbegabung des Jungen früh.Die <strong>ETH</strong> macht keine AusnahmenNach seinem Senkrechtstart hatte sich Maximilian zuweit von seinen Altersgenossen entfernt, um in den Grenzendes Gymnasiums zu bleiben. Es war klar, dass derlogische Weg für ein Mathe-Talent wie ihn an die <strong>ETH</strong>führt. Auch Maximilian, der sich meistens schnell fürneue Ideen begeistert, wurde das klar.Als der Vater an das Rektorat herantrat und die Immatrikulationseines Sohnes provozieren wollte, wurde dieZukunft des Zehnjährigen zunehmend auch in den Mediendiskutiert. Die <strong>ETH</strong> geriet unter Zugzwang. Es kamzu einem langen internen Entscheidungsprozess, der bisin die obere Hierarchie reichte. Als die Entscheidung getroffenwar, lud man die Familie zu einem Treffen ein,bei dem mehrere Vertreter der Hochschule dem Jungendeutlich machten, dass die <strong>ETH</strong> ihre Prinzipien einhält.Der Weg, den Maximilian sich vorgestellt und gewünschthatte, existiert nicht. Eine reguläre Immatrikulationgibt es nur für Vollzeit-Studenten, die das Basisjahrmit anschliessender Basisprüfung absolvieren. IndividuelleFörderung oder ein Studium ‹à la carte›, wie die <strong>ETH</strong>es offiziell formulierte, ist nicht möglich; Ausnahmengibt es keine. Als nach einer halben Stunde Meeting derGroschen gefallen war, zückte Maximilian ein DonaldDuck-Heft. Die trägt er meistens bei sich, um vor Langeweilezu flüchten.Die erste Person PluralDie Lektion beginnt heute wie immer mit der Besprechungder Übungen, die Maximilian am Tag zuvor bereitsper E-Mail geschickt hat. Prof. De Lellis hat ihm dieses Malnur die Note 4 gegeben. Das überrascht. Doch Maximilianmöchte sich nichts anmerken lassen, vielleicht auch,weil ich heute dabei bin, der Student von der <strong>ETH</strong>.Die Mathematik, diese «elegante, schnelle Sprache»,die ihn so fasziniert, hat er bei einigen Aufgaben etwasumständlich formuliert. Darum zeigt De Lellisihm zu Beginn an der Wandtafel einen schnellerenWeg zur Diskretisierung einer harmonischen zweidimensionalenFunktion. Maximilian wackelt undnickt; er verteidigt sich, obwohl nicht er kritisiertwird, sondern der Lösungsweg. Der Lösungsweg,den er mit einem Tipp des Vaters gefunden hat.Weiter geht es mit der Darstellungstheorie. Auch16 Polykum Nº 4/13-14 Campus

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