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LA GOMERA UNTER DEM ASPEKT VON…

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Perspektivität allen Wissens und damit für konstruktivistisches Denkenüberhaupt möglich. Dient Selbsterfahrung zur Selbstreflexivität folgt dasdrittens einem wichtigen Erkenntnisprinzip. Gemeint ist die Hinwendung desfragenden Blicks zum Wie der eigenen Beobachtung eines Problems. Undschließlich kann sich viertens der Grundüberzeugung eineserkenntnistheoretischen Konstruktivismus und einer handlungszentriertenGeographie eben nur eine konstruktive und handlungszentrierte Didaktikanschließen. Ist Selbsterfahrung und Selbstreflexivität mit einemExkursionskonzept intendiert, wird ein methodisches Konzept der Irritationunumgänglich. Dazu beispielhaft ein verstörender Moment der Exkursion:„Menschen tun, was sie tun!“ Oder wie erfinde ich eine Region?Menschen tun, was sie tun – diese berühmte Aussage des Soziologen Niklas Luhmann(Luhmann & Schorr 1981) regt dazu an, von Instruktionen in Form durchdeklinierterArbeitsanweisungen innerhalb eines Lernprozesses Abstand zu nehmen und wenn notwendiglediglich in Form von unterstützenden Maßnahmen hinzu zu füttern. Lernende tun zwarmeist, was der Lehrer sagt, aber warum wirklich und mit welchen Wirkungen sie dies tun,bleibt ihr Geheimnis. Es wäre also didaktisch zu arrangieren, dass die Lernenden etwas tun,was zu ihnen wie zu ihrer Sache „passt“. Dieses Eindringen in die (vermutete)Motivationslage wurde mit einer zunächst ganz klassisch anmutenden Kartierungsübungversucht. Der Auftrag lautete: Kartieren des Untersuchungsgebietes. Dieser Auftrag schlossaber nicht ein, dass die Lehrenden die Grenzen oder den Inhalt dieser Region vorgegebenhätten; diese würden sich vielmehr aus der jeweils unterstellten Problemdefinition ergebenund konnten von den unmittelbaren Grenzen des Zeltplatzes (also Nettofläche) über das Tal(als Immissionsregion) bis hin zum Verkehrsnetz (als Folge der Erschließung bzw.Erweiterung eines Zeltplatzes) weit in die Insel hinein reichen. Als Hilfestellung bereitgestelltwurde nur technisches Wissen zu den Gütekriterien einer geographischen Karte (Winkeltreue,Formtreue, Flächentreue) sowie zu einfachen Kartierungstechniken (Kompass, Schrittmaß,Faustskizze). Im Areal des El-Cedro-Hochtals wurden die Studierenden also gebeten, eineeigene kleine Kartierung auszuprobieren und ihre Ergebnisse in einer Faustskizze zudokumentieren. Durch das eigenständige Arbeiten lieferte diese Übung zunächst dieMöglichkeit, den Entstehungsprozess einer Karte selbst nachzuempfinden. Die Studierendenmachten sich auf den Weg, spürten einen Tag lang angestrengt und engagiert den Tücken desMessens nach und taten, was sie taten. Mehr oder weniger stolz und erstmalig irritiertnahmen die jungen Kartographen am Abend die Variationsbreite der Faustskizzen zurKenntnis. Unverkennbar wurde das Nebeneinander vieler kartographischer Wirklichkeiten.Die eigenen Faustskizzen gaben ein anschauliches Zeugnis zutiefst subjektiverKartenprojektionen, d.h. einer technisch durchaus versierten Produktion der eigenenRaumbilder. Was war passiert? Die „Falle des Messens“ wurde für jeden erfahrbar, in derArt, dass die Fragen, was und wozu überhaupt gemessen wird, vollkommen ausgeblendetwurden. Resultat war, dass ein tradiertes geographisches Normalverständnis – die Annahme,einen Ausschnitt der materiellen Welt objektiv abbilden zu können – aus der Versenkunggeholt, kritisch reflektiert und als zutiefst problematisch erkannt wurde. Nun war mit einersolchen Übung nicht intendiert, jeglicher Form kartographischer Weltbeschreibung eineAbsage zu erteilen. Ziel war es vielmehr, für die Probleme einer möglichen Regionalisierungzu sensibilisieren und damit zu erkennen, dass Regionen gemacht werden, also immer nur imKontext eines Problems beschrieben und abgegrenzt werden können. Das beförderte die

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