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LA GOMERA UNTER DEM ASPEKT VON…

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Nun scheint es mit Blick auf die Reisedidaktik in Schule und Hochschule,dass eben jener Zusammenhang nur selten berücksichtigt wird.Wenn man bedenkt, dass „leibliche Erfahrungen die vorbegrifflicheGrundlage von Sprache und Denken [bilden]“ (Gugutzer 2002, S. 139)erscheinen diese auch für Lernprozesse, die auf kognitive Reflexivität setzen,nicht unwichtig. Es ist also erkenntnisfördernd, vor-bewusste körperlichePraktiken – bezeichnet als Körpereigensinn (Gugutzer 2007, S. 19) – alsBedingungen für bewusste, zielgerichtete und reflexive Handlungen und damitfür kognitive Leistungen zu akzeptieren. „Denn an Beispielen eigensinnigenkörperlichen Handelns wird deutlich, dass der Körper keineswegs jederzeitkontrollierbar ist. Er ist eben auch eigenwillig und widerspenstig. DasEntscheidende dabei ist, dass er gerade weil er nicht jederzeit willentlichkontrollierbar ist, sinnhaft ist und soziale Relevanz erlangt“ (Gugutzer 2007, S.19). Somit konstruieren Menschen niemals allein durch intentionale Praktiken,sondern auch im Medium eigensinnigen körperlichen Handelns ihreWirklichkeit(en), einschließlich der geographischen.Nun lässt sich „Körper als Objekt der Identitätskonstruktion absichtsvolleinsetzen“ (Gugutzer 2002, S.14), wenn in didaktischer Hinsicht Körper ebenauch als erkennendes Subjekt konzipiert wird. Die Auffassung desvorbewussten, eigensinnigen Körperhandelns impliziert lohnende methodischeAnschlusspunkte für das dargestellte Prinzip der Irritation. Es geht dann um diegezielte Integration körperlich-spürbarer Widerstände in ein Exkursionskonzept,die den Prozess von Selbsterfahrung und Selbstreflexivität in Gang setzen undim gesamten Verlauf unterstützen können.Spürbare Widerstände ergaben sich für die Studierenden insbesondere durchdas Aufbrechen alltäglicher Gewohnheiten wie das Reisen mit Zelt- undRucksack. Es kam einer „Erdung“, einer „Befreiung von Zivilisationslasten“,aber auch einer „Grenzerfahrung“ gleich, wie es einige Studierende sehranschaulich formulierten. Als Reisen mit Zelt und Rucksack war die Exkursiondominiert von Wanderungen, einer teilweise angst-, schmerz-, aber zugleichfreud- und glücksbetonten Aneignung von Raum. Die materielle Welt wurde sozu einer Art spürbarer Widerstand, die es bei Auf- und Abstiegen, bei Irrwegen,bei „herrlichen Aussichten“, „dem Passat zum Anfassen“, auf„Erinnerungspfaden“ und unter „Glückstränen“ zu überwinden und zu genießengalt. Das individuelle Bild der Insel wurde so erst einmal geprägt durch eigeneKörpererfahrungen und Sinneseindrücke. Für den einen wurde La Gomera zum„Paradies“, für den anderen zur „Qual“ mit entsprechender „Erlösung“.Insbesondere die Wanderungen auf „eigene Faust“, initiiert als räumlicheOrientierungsschulung, vermittelten einen Eindruck der Insel, indem dieExistenz vieler Wirklichkeiten hautnah erlebt wurde. Die Wirklichkeit derkörperlichen Konstitution, die Wirklichkeit von Wegweisern, die Wirklichkeitder Karte sowie diejenige von Kompass und Sonnenstand galt es zu erkennen,aufeinander abzustimmen und gemeinsam auszuhandeln, um das ersehnte Zielzu erreichen.

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