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rund ums Wohnen. - Die Sargfabrik

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04_6architekVerwaltungCW.qxd 19.09.2006 11:27 Uhr Seite 5<br />

Falter Special SARGFABRIK 5<br />

Farben der Wände bei sämtlichen denkbaren Details mitreden.<br />

Außerdem sollte die Anlage barrierefrei, also auch für<br />

Menschen mit Behinderung nutzbar sein.<br />

Im Endeffekt planten die Baukünstler 70 individuell zugeschnittene<br />

Wohnungen (15 davon sind für soziale und integrative<br />

Zwecke reserviert), von denen praktisch keine der<br />

anderen gleicht. Um die Raumaufteilungen möglichst flexibel<br />

zu halten, verpassten die Architekten den Wohnungen zentrale<br />

Versorgungsschächte für die Installationen, die so spätere<br />

Boxenzusammenlegungen oder -abtrennungen erlauben.<br />

Ausgezeichnete Architektur:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Sargfabrik</strong>-Wohnungen bekommen<br />

Dank großer Fenster ausgiebig Licht<br />

und wirken durch die galerieartigen<br />

Wohnzonen mitunter richtig luxuriös<br />

/ Fotos: A. Fleischmann (2), M. Fuchs<br />

<strong>Die</strong> kleinste der auf einem 4,80-Meter-Raster basierenden<br />

Einheiten ist <strong>rund</strong> dreißig Quadratmeter groß, die größte 130<br />

Quadratmeter.<br />

<strong>Die</strong> mit 2,26 Metern verhältnismäßig niedrigen Nebenräume<br />

merkt man den <strong>Sargfabrik</strong>wohnungen kaum an. Als Ausgleich<br />

sind den niedrigen Bereichen 4,60 Meter hohe, doppelgeschoßig<br />

angelegte Räume vorgelagert. <strong>Die</strong> Wohnungen bekommen<br />

so durch die großen Glasfenster ausgiebig Licht und<br />

wirken durch die galerieartigen Wohnzonen mitunter richtig<br />

luxuriös. Dafür sparte man dann an anderer Stelle. Wer beispielsweise<br />

statt der standardmäßig vorgesehenen Dusche<br />

eine eigene Badewanne haben wollte, musste dafür extra zahlen.<br />

Gemütlich Baden kann man schließlich auch im gemeinschaftlichen<br />

Badehaus: drei in den Boden eingelassene Wannen<br />

stehen hier zur Verfügung.<br />

Durch die großen hofseitigen Glasfronten hat man in<br />

viele Wohnungen auch von außen eine gute Sicht. So<br />

viel Offenheit mag für Außenstehende auf den ersten<br />

Blick ungewohnt sein und ist sicher auch nicht immer unproblematisch.<br />

Doch wer nicht will, dass man ihm ins Wohnzimmer<br />

stiert, kann ja immer noch die Rollos herunterlassen. Zur<br />

Straße hin gibt sich die Fassade mit viereinhalb geradlinigen<br />

Fensterreihen dafür eher verschlossen. <strong>Die</strong> neutrale, regelmäßige<br />

Außengestaltung sorgt für maximale Flexibilität bei<br />

der Raumaufteilung der Wohnungen. Den Fenstern haben die<br />

Architekten schmale Alurahmen verpasst – die Glasflächen<br />

scheinen so fast direkt aus der massiven Wand heraus geschnitten<br />

zu sein.<br />

Überhaupt dürfte BKK-2/BKK-3 das Massive, Monolithische<br />

eher liegen als filigrane Detailspielereien. <strong>Die</strong> Betonbrüstungen<br />

der Balkone im Hof sind beispielsweise ebenfalls<br />

recht massiv ausgefallen. Zur Erschließung der gesamten<br />

Anlage schlängelt sich in den oberen Geschoßen ein<br />

Laubengang wie ein Weg an den Wohnungen vorbei. <strong>Die</strong><br />

Geländer sind dabei wie bei den Balkonen nach außen ge-<br />

neigt. So ist der 1,60 breite Laubengang zusätzlich als Balkonfläche<br />

nutzbar. Wer hier lebt, breitet sich mit Bänken,<br />

Blumen und Sesseln auch eifrig auf die Vorbereiche der<br />

Wohnungen aus.<br />

Wenn Architekten ihre Bauten erklären, ist Kommunikation<br />

dabei eine beliebte, aber oft inhaltsleere Floskel. Bei den<br />

Architekten der <strong>Sargfabrik</strong> spielt die Kommunikation aber<br />

tatsächlich eine elementare Rolle – nicht nur im Planungsprozess.<br />

Aus dem Hof haben BKK-2 nicht nur dank der Balkone<br />

eine echte Kommunikationszone gemacht. In einer<br />

Sandkiste wüten lautstark ein paar Kinder, ohne dass das jemanden<br />

groß stören würde (in Wien auch eher die Ausnahme<br />

als die Regel), daneben lädt ein Biotop zum Pritscheln ein.<br />

Was im Erdgeschoß, auf den Balkonen und Laubengängen<br />

nicht mehr Platz hatte, haben die Baukünstler einfach aufs<br />

Dach verlagert – zum Beispiel einen riesigen Garten, in dem<br />

sogar Bäume wachsen und in dem die Menschen, die hier leben,<br />

Ruhe und Entspannung finden.<br />

Im Vergleich zur offenen, weitläufigen Ur-<strong>Sargfabrik</strong> ist das<br />

im Jahr 2000 eröffnete Nachfolgeprojekt „Miss <strong>Sargfabrik</strong>“<br />

verhältnismäßig kompakt ausgefallen.Mit etwa fünfzig Quadratmetern<br />

sind die Wohnungen in dem Eckhaus in der nahegelegenen<br />

Missindorfstraße im Durchschnitt wesentlich<br />

kleiner als die recht großzügig dimensionierten Räume im<br />

Goldschlagstraßen-Haus. Überhaupt war beim Schwesterprojekt<br />

wirtschaftliche Optimierung angesagt. <strong>Die</strong> Architekten<br />

lagerten bestimmte Funktionen aus den Wohnungen<br />

in Gemeinschaftsräume aus, wie etwa in die Waschküche<br />

oder die einer begehbaren Rauminstallation ähnelnden Bibliothek.<br />

So sparte man pro Wohnungsg<strong>rund</strong>riss wieder ein<br />

paar Quadratmeter ein. Zusätzlich schachtelten die Planer<br />

verschiedene Wohnungstypen über- und ineinander. Dabei<br />

stemmen sich die Wohnungswände mit vertikalen Knicken<br />

gleichsam gegen die strenge Rasterung.Auf diese Weise gibt<br />

es in der Miss <strong>Sargfabrik</strong> wieder die unterschiedlichsten<br />

Wohneinheiten und -typen – von der Maisonette bis zur Triplexwohnung.<br />

<strong>Die</strong> solcherart „raumoptimierte“ Miss <strong>Sargfabrik</strong><br />

wirkt noch intimer als das Original. Der kleine Hof,<br />

um den sich die Wohnungen gruppieren, übernimmt hier<br />

noch stärker die Funktion einer Pufferzone zwischen privaten<br />

und gemeinschaftlichen Bereichen – und sorgt dafür,<br />

dass die Kommunikationswege zwischen den Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern und ihren Architekten auch weiterhin<br />

kurz bleiben. Mit ihrem Büro haben sich BKK-3 nämlich<br />

quasi in Rufweite angesiedelt, direkt im Erdgeschoß der<br />

Miss <strong>Sargfabrik</strong>. ❑

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