rund ums Wohnen. - Die Sargfabrik
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8-12leben_KulturCW.qxd 19.09.2006 11:31 Uhr Seite 11<br />
Martin Trojan ist Pensionist: „Ich sage immer ‚die orangene Hütt’n‘,<br />
aber das ist ein Ausdruck der Hochachtung“ / Foto: A. Fleischmann<br />
fall von dem Projekt erfahren. Ich sage immer ‚die orangene<br />
Hütt’n‘, aber das ist ein Ausdruck der Hochachtung. Wir sind<br />
hier so was wie ein Dorf.Wie man die, die hier leben, und jene,<br />
die nicht hier leben, auseinanderhalten kann? Bewohnerinnen<br />
und Bewohner, die Erwachsenen ebenso wie die Kinder<br />
würden niemals ‚Sie‘ sagen – so was gibt’s hier nicht. Als wir<br />
eingezogen sind, hatten wir auch noch keine abgesperrten<br />
Türen, aber das hat sich ein bisschen geändert. Wer es nicht<br />
gerade darauf anlegt, kann in der Gemeinschaft der <strong>Sargfabrik</strong><br />
nicht untergehen. Hier wär es undenkbar, dass man jemandem<br />
nicht abgeht. Ich brauch hier nur mit dem Lift run-<br />
SARGFABRIK 9<br />
terfahren, irgendwen treff ich immer, und im schlimmsten Fall<br />
heißt es halt:‚Tut mir leid,Martin,ich hab grad gar keine Zeit.‘<br />
Wenn hier irgendwo eine Türe aufgeht, dann mache ich meine<br />
auch auf. Das ist der Unterschied zu vielen anderen Wohnbauten,<br />
wo viele glauben, sie müssten sich verstecken. Das ist<br />
der Unterschied, den ich hier jeden Tag aufs Neue spüre. Und<br />
das Gute ist: Ich bin in meinem Grätzel geblieben, ich weiß,<br />
wo ich mein Brot und die beste Leberkässemmel der Stadt bekomme.<br />
Aber ich habe in den letzten zehn Jahren schon sehr<br />
an Lebensqualität dazugewonnen. Von meinem Balkon aus<br />
sehe ich direkt in den Dachgarten. <strong>Die</strong> schönste Zeit für mich<br />
ist, wenn der Zwetschkenbaum blüht.“<br />
Peter Berzobohaty, Restaurator:<br />
„<strong>Die</strong> letzten sechs Jahre habe ich eine sehr untypische Wohnung<br />
in der Miss bewohnt, zusammen mit meinem Adoptivsohn<br />
und einer Freundin. In der Miss gibt es Wohnungen mit<br />
vielen Fensterfronten oder eben welche mit eher weniger<br />
Fenstern, dafür mit mehr Raum – für die Extrovertierten<br />
und die eher Introvertierten, so lautet meine Interpretation.<br />
Ich habe in meiner Wohnung in der Miss beides, man könnte<br />
also sagen, dass ich ein eher ausgeglichener Mensch bin.<br />
Ich habe eigentlich niemals in einem Neubau wohnen wollen<br />
und war immer eher dieser Altbauwohnungsmensch,<br />
was wohl auch etwas mit meinem Beruf zu tun hat. Jetzt<br />
blicke ich aus meinen riesigen Fenstern auf die Fassaden der<br />
alten Häuser in meiner Straße. Das ist doch auch schön. Das<br />
Projekt <strong>Sargfabrik</strong> habe ich natürlich schon lange Zeit vor<br />
meinem Einzug gekannt, aber als Konsensprojekt war mir<br />
das immer zu schwer und wohl auch zu kompliziert. Hergezogen<br />
bin ich dann wegen der Architektur. Der Architekt, er<br />
ist ein Freund von mir und hat das Büro auch gleich hier unten<br />
im Haus, hat mir damals die ganz neue Miss <strong>Sargfabrik</strong><br />
gezeigt, mein erster Gedanke war: Du musst hier wohnen.<br />
Unbedingt. Heute ist mir alles andere hier wichtiger als die<br />
Architektur. Nämlich die Menschen, das Miteinander, die<br />
Möglichkeiten. Mein Adoptivsohn hat mittlerweile geheiratet<br />
und zieht demnächst gemeinsam mit seiner Frau ebenfalls<br />
in die <strong>Sargfabrik</strong>. Und ich selbst bewohne wohl bald<br />
eine kleinere Box in der Miss. Ich brauche ja jetzt nicht mehr<br />
so viel Platz.“<br />
„Miss“-Bewohner Peter Berzobohaty: „Hergezogen bin ich wegen der Architektur. Heute ist mir alles andere hier wichtiger“ / Foto: M. Fuchs