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Angenommen – und was nun?

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16 BUDAPESTER ZEITUNG PANORAMA 5. - 11. JULI • NR. 27KOMPAKT Artikel „antisemitisch“. Laut Kurie istder im Januar 2011 in der rechtskonservativenZeitung Magyar Hírlap erschieneneMei<strong>nun</strong>gsartikel „Ugyanaz a büz“ („DerselbeGestank“) von Zsolt Bayer antisemitisch.Er hatte gegen den Journalisten <strong>und</strong> RadiomoderatorGyörgy Bolgár, den ehemaligenVorsitzenden der jüdischen GlaubensgemeindeMazsihisz, Péter Feldmájer, sowieKlubrádió noch geklagt, weil sie denArtikel als antisemitisch bezeichneten. ZurUrteilsbegründung hieß es: Die ÄußerungFeldmájers sei durch die Mei<strong>nun</strong>gsfreiheitgedeckt, seine Schlussfolgerung in Bezugauf den Artikel „sachgerecht“.NEUES VOMFranz-Liszt-Flughafen 75 Jahre Warschau-Budapest. Am1. Juli 1938 startete die erste Maschineauf der Strecke, am Montag wurden 75Jahre später die ersten Passagiere amBudapester Flughafen feierlich begrüßt.Die heute 84jährige polnische AirlineLOT beförderte bisher insgesamt über3,8 Mio. Gäste auf der Strecke, alleineder 2. Weltkrieg sorgte für eine mehrjährigeUnterbrechung, aber ab 1947 flogman die Route wieder, die aufgr<strong>und</strong> ihrerBeliebtheit sogar noch um Städte wieKrakau, Belgrad <strong>und</strong> Rom erweitert wurde.Am 28. Juli startet das 28. Formel-1-Rennenin Mogyoród.Durch die Zusammenarbeit der nationalenTransportunternehmenkönnen die Besucher wie schon imvergangenen Jahr kostenlos an- <strong>und</strong>abreisen. Das Programm trägt denTitel „Straight to Hungaroring 2“<strong>und</strong> beinhaltet Rabatte von MÁV,GYSEV, Volánbusz <strong>und</strong> der BKK.Ziel sei es, so die Ministerin, dassBesucher aller Landesteile anreisen<strong>und</strong> nicht nur diejenigen aus der näherenUmgebung. Mit dem Erwerbeiner Zuschauerkarte zum GroßenPreis von Ungarn können alle Besuchermit den genannten Reiseunternehmenzum Nulltarif an- bzw. abreisen.Die Tickets für das Rennen kostenzwischen 9.900 Forint (Stehplätze)<strong>und</strong> 19.990 Forint (Sitzplätze). DieTransfermittel sind dabei den ganzenTag im Einsatz <strong>und</strong> damit auch fürdie Besucher bereit. Und das Programmzeigt seine Wirkung: Seit derPressemitteilung des Ministeriumsfür nationale Entwicklung stieg derKartenverkauf schlagartig um zehnProzent im Vergleich zum Vorjahr an.Zsuzsa Németh beschrieb denHungaroring, neben dem GenussKostenloser Transfer zum 28. Großen Preis von UngarnEntspannt zum EventBereits Ende Juni teilte Zsuzsa Németh, Ministerin für nationaleEntwicklung, mit, dass auch beim diesjährigen 28. Formel-1-Grand Prix,r<strong>und</strong> zwanzig Kilometer von Budapest entfernt, für die Zuschauer ausganz Ungarn ein kostenloser Transfer zur Rennstrecke angeboten wird.erstklassigen <strong>und</strong> internationalenSports als einen bedeutenden Wirtschaftsstandort,der den Betreiberneine professionelle Steuerung abverlangt.Durch die Erhöhung derstaatlichen Anteile am Hungaroringsteige auch die Verantwortung <strong>und</strong>die finanzielle Bereitschaft. Man seidurchaus gewillt, hier langfristig zuinvestieren, so Németh.Und es gibt mehr Erfreulichesr<strong>und</strong> um den Hungaroring zu berichten:Demnach wird am Sonntagdes Rennens sogar der Vertrag mitBernie Ecclestone, Geschäftsführerder Formel-1-Holding SLEC, verlängert<strong>–</strong> bis 2021. Was bedeutet,dass der Hungaroring für weitereacht Jahre Austragungsort der Formel1 sein wird. Bedingung für diesenVertrag war unter anderem einumfangreiches Infrastrukturprogramm,in dessen Rahmen vereinbartwurde, den Asphalt zu erneuern,das Mediencenter zu verbessern<strong>und</strong> die Modernisierung desMedical Centers. Auch im Bereichder Rennstrecke selbst wird es kleinereVeränderungen geben, so wirdman zum Beispiel die Start-Ziel-Gerade umbauen. Ansonsten bleibendie Schwierigkeitsgrade nahezuMTI / Imre FöldiZsolt Gyulay, Zsuzsa Németh, Péter Gerstl <strong>und</strong> Péter Márton (v.l.)bei der Pressekonferenz.unverändert. Die Strecke gilt unterKennern als überaus anspruchsvoll<strong>und</strong> bietet nur wenige Möglichkeitenzum Überholen. Und auchdie Pokale für die Sieger werdenmodifiziert. Hauptgr<strong>und</strong> dafür istder Wegfall des Hauptsponsors Eni.Hungaroring seit 1986 Teil desFormel-1-ZirkusDer Hungaroring kann inzwischenauf eine beachtliche Geschichtezurückblicken. Nordöstlich vonBudapest gelegen gastiert die Formel1 im Rahmen des Großen Preisesvon Ungarn bereits seit 1986 imLand. Der Große Preis von Ungarnwar damit der erste Grand Prix, derin einem Ostblockstaat ausgetragenwurde. Das Land investierte 1985umgerechnet r<strong>und</strong> 7,67 MillionenEuro in den Neubau der Strecke <strong>und</strong>errichtete auch einen dazugehörigenErlebnispark (Hungaroring AdventurePark). Die Rennstrecke bietetfast optimale Sichtbedingungen fürdie Zuschauer: In einem Tal gelegensind gut achtzig Prozent der Rennstreckevon den Tribünen aus zu sehen.So hat der Hungaroring nichtumsonst den Beititel „flacher Teller“.FRANZISKA DÖRING/ADÉL HULESCH Eigener Sicherheitsdienst. SeitMontag sind die 65 Angestellten derBUD Security Kft., des flughafeneigenenSicherheitsdienstes im Einsatz. Siesollen laut dem Airportbetreiber diebisherigen Sicherheitskräfte in denBereichen Flughafensicherung <strong>und</strong>Sicherheitsberatung ergänzen. Im kommendenJahr könne die Tochter noch expandieren,teilte der Betreiber amMittwoch mit, <strong>und</strong> können auch für andereFirmen am Flughafen sowie in anderenLändern tätig werden. Neue Destination mit Wizz Air.Wie die Airline auf einer Pressekonferenzam Mittwoch mitteilte, werde abdem 2.November der beliebte ägyptischeBadeort Hurghada jede WocheSamstag angeflogen. One way-Ticketskosten ab 19.990 Forint. Daneben wirddie bestehende Route nach Malta auchauf die Wintersaison erweitert, der Hinflugkostet hier ab 8.990 Forint. Aufgr<strong>und</strong>des ganzjährig angenehmen Klimasder beiden Destinationen erhofft mansich eine permanent starke Nachfrage. Reisepakete über Wizz Tours. Aufeiner Pressekonferenz am Mittwochteilte die ungarische Fluggesellschaftmit, dass ab Oktober in Ungarn <strong>und</strong>Polen über den neuen GeschäftsbereichWizz Tours komplette Reisepakete (Flug+ Hotel) gebucht werden können. InSachen Hotels ist das amerikanischeReiseunternehmen Expedia Partner,den Vertrieb über seine dreisprachigenCall-Center wird die paneuropäischeOpodo Travelling abwickeln.Der ungarische TrickfilmFiguren, die die Welt erreichenJeder Ungar kennt <strong>und</strong> liebt sie: Die Familie Mézga,Vuk, Ludas Matyi <strong>und</strong> die ungarischen Volksmärchen(magyar népmesék). Serien <strong>und</strong> Filme, dieweltweit erfolgreich waren <strong>und</strong> sich auch inDeutschland einer großen Anhängerschaft erfreuen.Doch wie entwickelte sich die ungarische Trickfilmkunstin den vergangenen Jahrzehnten?Bis zum Ende der achtziger Jahre funktionierteder ungarische Animationsfilm als staatlich geförderterKunstzweig. In den 1970er Jahren besaßUngarn mit dem Pannónia Studio sogar eine der einflussreichsten<strong>und</strong> wichtigsten Produktionsstättender Welt, neben dem amerikanischen Walt Disney<strong>und</strong>Hanna-Barbera-, dem russischen Sojusmultfilm-<strong>und</strong> dem japanischen Toei-Studio. Dabei wardie größte Leistung des Pannónia nicht einfach dasKreieren eines einheitlichen ungarischen Stils, sonderndas Schaffen einer erfolgreichen <strong>und</strong> fruchtbarenKoexistenz eigentlich selbständiger <strong>und</strong> unterschiedlicherKunstrichtungen. Diese dynamischeProduktionspolitik gewährte jungen aufstrebendenTalenten der Branche viel Spielraum, stellte Mittelfür Experimentierfreudige bereit <strong>und</strong> leistete dabeidennoch qualitativ anspruchsvolle Arbeit. GáborCsupó in etwa, ein in Ungarn ausgebildeter Animationstechniker,zeichnete <strong>und</strong> produzierte später dieweltweit erfolgreichen „Simpsons Shorts/The Simpsons“<strong>und</strong> die „Rugrats“. Auch zahlreiche Kollegenaus dem Ausland wurden damals unterstützt. So leistetedas Studio unter anderem Hilfestellung für denfranzösischen Film „Asterix bei den Briten“ oder esfungierte als ausführendes Studio bei dem amerikanischenComic-Streifen „Felix the Cat“. Wohl deswegenwurde auch von Anfang an zwischen ungarischenProduktionen für das Ausland <strong>und</strong> denen fürUngarn selbst unterschieden. Bei der Finanzierungletzterer Sparte gab es neben der staatlichen Förderungaber auch ein zweites wichtiges Standbein: Das ungarischeFernsehen. So entstanden viel beachtete Serienwie die „Volksmärchen“ oder „Die Familie Mézga“.Weg vom Handwerk, hin zum FließbandNach der Wende änderte sich die Situation jedochvöllig. Das Pannónia verlor seine staatliche Monopolstellung,die Produktion verteuerte sich drastisch, dieAufträge gingen zurück, <strong>und</strong> aus der Filmschmiedespalteten sich viele kleine Unternehmen ab. So löstesich Csaba Varga mit dem Varga Studio bereits 1989aus dem B<strong>und</strong>, Ferenc Mikulás wiederum gründete1991 das Filmstudio Kecskemét. Besonders hart trafendie Branche jedoch die wegfallenden Aufträge ausden R<strong>und</strong>funkanstalten. Die immer häufigerenSynchronisationen ausländischer Trickfilme waren beiweitem günstiger als heimische Produktionen, weshalbehemals feste Gelder plötzlich wegfielen. MikulásFerenc folgend verschob sich der früher in Ungarn alswerteschaffende geltende Trickfilm immer mehr inRichtung Unterhaltungsindustrie <strong>und</strong> wurde mit demAuftreten der multinationalen Konzerne gänzlich zurFließbandarbeit. Ebenso gab es, so Mikulás, für nationaleProduktionen nur noch einen finanziellen Rahmenfür „billigen <strong>und</strong> anspruchslosen Einheitsbrei“.Da ohne Aufträge weitere Projekte nicht mehr möglichwaren, wurden die künstlerischen <strong>und</strong> fachlichenFähigkeiten der ungarischen Animationskünstler fürUngarn selbst kaum noch genutzt. Dies bekam auchdie besonders beliebte Serie „Familie Mézga“ Jahrespäter zu spüren, als der für einen Neustart der Seriekomplett von Hand gezeichnete Pilot zwar 2005 produziertwurde <strong>und</strong> großen Anklang in der Bevölkerungfand, jedoch von den Anstalten letztlich nichtgekauft <strong>und</strong> so nicht in Auftrag gegeben wurde.Doch trotz Krise ging es weiter. 1995 arbeitetenschätzungsweise 500 Trickfilmer in dieser Sparte<strong>und</strong> verzeichneten im Ausland weiterhin zahlreicheErfolge: Das Varga Studio beispielsweise war verantwortlichfür Serien wie „Mr. Bean, the animated series“,„Gingers Welt“ <strong>und</strong> das The Simpsons Musikvideo„Bartman“, während das Studio in Kecskemétdie seit 1977 laufenden Volksmärchen sogar bisJapan exportieren konnte.Der ungarische Trickfilm ist also weiterhin erfolgreich<strong>–</strong> dennoch ist er im heutigen Ungarn wenigerpräsent als früher. Natürlich gibt es „klassische“ Produktionenfür das hiesige Fernsehen wie Serien <strong>und</strong>Reklamefilme. Produktionen, die ihren Fokus aberausschließlich auf den ungarischen Markt richten,verbleiben zumeist auch dort <strong>–</strong> <strong>was</strong> das Budget umsostärker schmälert <strong>und</strong> heimische Produktionenoftmals billig erscheinen lässt. Dies ist aber ausschließlicheine Frage des Geldes <strong>und</strong> nicht der Fähigkeiten,denn im Ausland geht das ungarischkünstlerischeKonzept durchaus auf <strong>und</strong> findet großeBeachtung. Nur werden diese Erfolge eben nich denUngarn zugeschrieben, sondern dem jeweiligenProduktionsland angerechnet. „Die Rugrats“ <strong>und</strong>„Die Simpsons“ sind auf den ersten Blick amerikanischeSerien mit amerikanischen Themen <strong>–</strong> würdeman die ungarischen Namen im Abspann einer jedenFolge nicht sehen, würde man ihnen gar jede<strong>nun</strong>garischen Einfluss absprechen. Er ist aber da.ANDRÁS WEKLER

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