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Inklusion – nur ein neuer Trend? - Franziskanerbrüder

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<strong>Franziskanerbrüder</strong>vom heiligen kreuzDie Ewige Profess wiehier bei BruderTimotheus Telega FFSCist die endgültige Entscheidungfür das Lebenin der Ordensgem<strong>ein</strong>schaft.Qualität des „Mit<strong>ein</strong>ander-S<strong>ein</strong>s“ ist nichtso sehr <strong>ein</strong>e Frage des eigenen Wohlbefindens,sondern <strong>ein</strong> Wesenszug der Sendungselbst. Deshalb kann und darf sich dasApostolat nicht im Tun- und Leistenwollenerschöpfen, sondern findet s<strong>ein</strong>en tiefstenAusdruck im gelungenen gem<strong>ein</strong>schaftlichenMits<strong>ein</strong> und Offens<strong>ein</strong> nach innenund außen, gemäß der geschichtlichen Prägung<strong>ein</strong>er jeweiligen Gem<strong>ein</strong>schaft undder damit verbundenen Tradition.Gerade durch <strong>ein</strong>e solch gelebte underlebte Geschwisterlichkeit könnten Ordensgem<strong>ein</strong>schaftenzu <strong>ein</strong>em ermutigendenModell in <strong>ein</strong>er Gesellschaft werden,deren Menschen immer mehr an Beziehungsarmutund Beziehungslosigkeit leiden.Ausgehend von diesen grundlegendenÜberlegungen lassen sich <strong>ein</strong>e spezifischeStruktur, Spiritualität und auch Inhalte für<strong>ein</strong> wesens- und zeitgemäßes Noviziatcaritativ-tätiger Ordensgem<strong>ein</strong>schaftenableiten.„Das wichtigste Aufnahmekriterium fürdas Noviziat sehen wir in der Entscheidungdes Bewerbers, sich ernsthaft mitder Lebensform nach den evangelischenRäten und der Lebensweise der ganz konkretenGem<strong>ein</strong>schaft aus<strong>ein</strong>andersetzenzu wollen.[...] Ausbildungskommunitätenmüssen zum Schutzraum für Nachreifungenwerden, indem sie Lernerfahrungendurch „Versuch und Irrtum“ ermöglichen.[...]Wenn es um die Gestaltung der Zukunftgeht, dann haben die jungen Menschen,die zu uns kommen, <strong>ein</strong> Recht auf aktiveEinbeziehung, geht es doch um die Verwirklichungihres Lebensentwurfes. AktiveMitgestaltung fördert die Eigenverantwortungund weckt Motivationen. Die Kritikjunger Menschen an Althergebrachtemdrückt oft mehr <strong>ein</strong>e Sehnsucht nach erfahrbarerStimmigkeit oder identitätsförderndemLebenswissen aus, als <strong>ein</strong>e bloßeKritik oder gar Verurteilung. Kritik als Sehnsucht<strong>–</strong> enthält jedoch stets prophetischeElemente.“Leitung und BegleitungLeitung und Begleitung ist auch, oder besondersheute, <strong>ein</strong>e wichtige Aufgabe, besondersin Postulat und Noviziat. Folgendnun <strong>ein</strong>ige Gedanken, die erläutern sollen,was wir unter prozessorientiertem Begleitenverstehen und welche Ziele die Zeitder Formation prägen.Prozessorientierte BegleitungBegleitung verstehen wir nicht als manipulierendesFühren und Drängen in <strong>ein</strong>ebestimmte Richtung, sondern als prozessorientiertesMitgehen. ProzessorientiertesBegleiten versteht den Menschen als„Werde-Wesen“ und s<strong>ein</strong> ganzes Lebenmit s<strong>ein</strong>en mannigfachen Bezügen als<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>zigartige Lerngeschichte. Es setztauf Entwicklung und damit auf möglicheVeränderungen. Es geht davon aus, dassgegenwärtige Konflikte und Krisen <strong>ein</strong>eVorgeschichte haben, es vertraut bei ihrerLösung auf die in der Psyche wirkendenSelbstheilungskräfte und ermutigt zu Veränderung.Prozessorientiertes Begleitenholt die Menschen dort ab, wo sie im Augenblickwirklich stehen und glaubt zutiefstan ihre Entfaltungsmöglichkeiten.Wie in <strong>ein</strong>em kl<strong>ein</strong>en Weizenkorn bereitsÄhre und Halm vollständig angelegt sindund bei günstigen Umweltbedingungen,bei genügend Sonne, Regen und Windwirksam zur Entfaltung kommen, so auchbeim Menschen:„In jedem ist <strong>ein</strong> Bild, des‘, was er werdensoll, solange er’s nicht ist, ist nicht s<strong>ein</strong> Friedevoll“ (Angelus Silesius).Theologisch ausgedrückt: S<strong>ein</strong> Bild, dasGott in jeden <strong>ein</strong>zelnen Menschen hin<strong>ein</strong>gesenkthat, drängt und wirkt in jeder Einzelpsycheals unbewusster Selbstentwurfauf Realisierung. Auf diese Weise ist derMensch „Eben-Bild“ Gottes. Deshalb gilt:Wo Gott zum Zuge kommt, da wird derMensch immer mehr Mensch <strong>–</strong> und woder Mensch verkümmert, da widerfährtauch Gott dieses Schicksal.Prozessorientiertes Begleiten im pastoralenBereich versucht im Hören auf GottesWort und im Wissen um die psychischenMechanismen von Übertragung und Abwehrmit dem Partner gem<strong>ein</strong>sam „dasBild, das er werden soll“ behutsam nachzuzeichnen.Tastend bemüht es sich mitdem Partner, s<strong>ein</strong>e inneren Regungen alsStimme Gottes in ihm buchstabieren unddeuten zu lernen.BEGLEITUNG verstehen wir als <strong>ein</strong> nondirektivesMitgehen, wobei wir an dieEinzigartigkeit des Gegenübers und s<strong>ein</strong>eBereitschaft und Fähigkeit zur Eigenverantwortlichkeitglauben. Deshalb wollenwir auf Bemächtigungsstrategien sowiejegliche Art von Manipulation verzichten<strong>–</strong> mögen sie auch noch so guten undfrommen Zwecken dienen. Stattdessensind wir bemüht, Bedingungen des Mit<strong>ein</strong>anderszu schaffen, unter denen echte undmenschliche Lebensäußerungen wachsenund reifen können. Das bedeutet nicht, zuallem Ja und Amen zu sagen. Eine wichtigeAufgabe von Begleitung sehen wir imkritischen Hinterfragen, verbunden mittaktvoller Einfühlung und wertschätzenderZuwendung. •15

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