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Inklusion – nur ein neuer Trend? - Franziskanerbrüder

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<strong>Franziskanerbrüder</strong>vom heiligen kreuzInterview mit Andi Weilandzum Thema <strong>Inklusion</strong>Andi Weiland ist Pressesprecher der Internetplattform „Leidmedien“, die sichmit der Berichterstattung über behinderte Menschen befasst. Das Thema<strong>Inklusion</strong> spielt dabei täglich <strong>ein</strong>e Rolle.„Leidmedien.de“ ist <strong>ein</strong> Projekt der Sozialhelden in Kooperation mit derAktion Mensch. Die Sozialhelden sind in Berlin ansässig und wurden vonden beiden Cousins Raul und Jan Krauthausen gegründet. Sie beschlossen,sich sozial zu engagieren und zwar so unmittelbar wie möglich mitumsetzbaren Projekten. Raul hat die Glasknochenkrankheit und benutztaus diesem Grund <strong>ein</strong>en Rollstuhl. So boten sich Projekte aus dem sozialenBereich an. Mit „Leidmedien“ haben die Sozialhelden <strong>ein</strong>e Internetseite fürAndi WeilandJournalistinnen und Journalisten etabliert, die über Menschen mit Behinderungenberichten wollen. Hintergrund ist die Beobachtung, dass behinderte Menschen oft<strong>ein</strong>seitig dargestellt und auf ihre Behinderung reduziert werden. Pax et Bonum sprach mitAndi Weiland, dem Pressesprecher von „Leidmedien“.PeB: Was genau ist das Ziel von „Leidmedien“?A. W.: Wir wollen Journalistinnen undJournalisten, aber auch anderen Interessiertenzeigen, wie sie abseits von <strong>ein</strong>seitigenSprachbildern und Floskeln überbehinderte Menschen berichten undsprechen können. Formulierungen wie„an den Rollstuhl gefesselt“ oder „leidetan“ lassen negative Bilder im Kopf entstehen,die behinderte Menschen auf dasHäufige Urteile zum Thema <strong>Inklusion</strong> <strong>–</strong>und die Einschätzung von „Leidmedien“ dazu:„<strong>Inklusion</strong> ist <strong>nur</strong> <strong>ein</strong> neues Wort fürIntegration.“Oft wird tatsächlich <strong>ein</strong>fach <strong>nur</strong> das Wort„Integration“ durch „<strong>Inklusion</strong>“ ausgetauscht<strong>–</strong> zum Beispiel weil es modernerklingt. Das ist aber nicht „im Sinne derErfinder“: <strong>Inklusion</strong> m<strong>ein</strong>t mehr als diebloße Integration von „Abweichenden“in <strong>ein</strong>e sonst gleichbleibende Umgebung<strong>–</strong> sondern umgekehrt die Anpassung dieserUmwelt an die jeweiligen Voraussetzungender Menschen.reduzieren, was sie nicht können. Vielmehrmuss es doch darum gehen, Fähigkeitenhervorzuheben. Dazu möchten wir Tippsgeben, ohne jedoch zu verwirren. Dennniemand soll Angst haben, über Menschenmit Behinderung zu berichten. Uns geht es<strong>ein</strong>fach darum, gegen das weit verbreiteteBild von Behinderung in unserer Gesellschaftzu arbeiten: Das schwere Schicksal,das überwunden werden muss oder aufder anderen Seite auch den Heldenstatus,„<strong>Inklusion</strong> ist ja <strong>ein</strong>e nette Vorstellung,aber nicht machbar.“Das dachte man bisher bei vielen gesellschaftlichenNeuerungen. Sicherist wirkliche <strong>Inklusion</strong> noch <strong>ein</strong> weitentferntes Ideal. Doch wenn man dieletzten Jahrhunderte betrachtet, ist eserstaunlich, wie viele der <strong>ein</strong>stigen IdealeRealität wurden <strong>–</strong> weil sie gesellschaftlichgewünscht waren und alledaran mitgearbeitet haben.den Behinderte bekommen,wenn sie Dinge tun, die eigentlichzu <strong>ein</strong>em „normalen“Alltag gehören. Dafürmöchten wir mit unseremInternetangebot sensibilisieren.PeB: Selbst die Verwendung des Wortes„Behinderte“ wird teilweise als problematischempfunden und deshalb oftdurch „Menschen mit Handicap“ ersetzt.Was ist hier denn nun „politisch korrekt“?A. W.: Für uns ist immer maßgebend, inwelcher Beziehung Behinderung und Themastehen. Beiträge, die all<strong>ein</strong>e die Behinderung<strong>ein</strong>es Menschen thematisieren,wirken reduzierend. Denn Behinderung istimmer <strong>nur</strong> <strong>ein</strong> Merkmal <strong>ein</strong>es Menschenunter anderen. Ein Rollstuhl beispielsweiseist in erster Linie <strong>ein</strong>fach <strong>nur</strong> <strong>ein</strong> Fortbewegungsmittel.Die Behinderung entsteht„<strong>Inklusion</strong> ist nicht finanzierbar.“Auch hier stellt sich die Frage nach gesellschaftlichenZielen und der Bereitschaft,etwas zu verändern. Wenn <strong>ein</strong>e inklusiveGesellschaft von allen gewollt ist, werdensich Wege der Finanzierung finden. Abgesehendavon ist <strong>ein</strong>e wirklich inklusive Infrastrukturauf lange Sicht kostensparend:Wenn gleich barrierefrei gebaut wird,spart man sich die Umbaukosten. Wenngenügend Pädagoginnen und Pädagogenan Schulen <strong>ein</strong>gestellt werden, spart diesdie Kosten der Sonderbeschulung.Quelle: www.leidmedien.de9

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