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04/06 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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GOTTESHAUS KIRCHE 20E<strong>in</strong> Crash-Kurs für dieInnenstadtkirchen ?Prof. Dr. Hermann SaitzEs fällt Christenmenschen meist schwer,sich <strong>in</strong> die Denk- und Erlebniswelten e<strong>in</strong>esNichtchristen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen undnachzuvollziehen, wie diese unsere Kircheund ihre <strong>Kirchen</strong>gebäude sehen. UnsereRiten, Gebräuche, Gottesdienste,Gotteshäuser s<strong>in</strong>d atheistisch Aufgewachsenenund Erzogenen – und das ist ja diegroße Mehrheit unserer Mitmenschen –meist ziemlich fremd. So stehen für e<strong>in</strong>enNichtchristen unsere Gotteshäuser <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Reihe mit den profanen öffentlichenGebäuden <strong>in</strong> ihrer Nachbarschaft, also mitdem Bahnhof, dem „Anger 1“ oder demRathaus. Der Vergleichsmaßstab ist alle<strong>in</strong>die Gebrauchsfähigkeit des jeweiligenGebäudes.Im allgeme<strong>in</strong>en schneiden unsere <strong>Kirchen</strong><strong>in</strong> diesem Vergleich ziemlich schlecht ab:Sie s<strong>in</strong>d im W<strong>in</strong>ter ausgesprochen kalt, ihrInneres ähnelt eher e<strong>in</strong>em Museum, sies<strong>in</strong>d, <strong>in</strong>sbesondere im E<strong>in</strong>gangsbereich,meist dunkel und haben oftmals rumpeligeFußböden, sie haben ke<strong>in</strong>e Toilettenoder Garderoben, ihre Türen ähneln eichenverkleidetenTresortüren und lassensich nur mit e<strong>in</strong>er gewissen Kraftanstrengungöffnen. Und die Sitzbänke: Es ist e<strong>in</strong>eTortur, auf ihnen länger als e<strong>in</strong>e Viertelstundesitzen zu müssen.In dem der Kaufmannskirche benachbartenE<strong>in</strong>kaufzentrum „Anger 1“ ist das allesanders: Durch die Türen kann manselbst dann h<strong>in</strong>durch sehen, wenn der„Anger 1“ geschlossen ist, und man kannsich zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Augenblick holen.Natürlich ist es <strong>in</strong> diesem Konsumtempelwarm und Toiletten gibt es auch. Auf dieGestaltung der E<strong>in</strong>gangsbereiche wurdebesonderer Wert gelegt, sie s<strong>in</strong>d hell undtransparent, e<strong>in</strong>ladend eben.Oder als anderes Vergleichsbeispiel: E<strong>in</strong>erster Blick auf das neu gestaltete Angermuseumzeigt, dass auch die Stadtverwaltung(endlich) vom Handel gelernt hat undPassanten auf dem Anger durch die Glasfrontvor der geöffneten dunkelgrünen Flügeltüre<strong>in</strong>en vollen Blick <strong>in</strong> die Herrlichkeitder neuen E<strong>in</strong>gangshalle werfen können.Zum neugierig Machen auf die imHause gezeigten Kunstschätze reicht dasallemal.Jetzt kommen ganz gewiss die ach so oftvorgebrachten E<strong>in</strong>wände: Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>Konsumtempel, die Maßstäbe der Händlers<strong>in</strong>d nicht die unseren, und dann istda noch der Denkmalschutz mit se<strong>in</strong>enAuflagen und, und, und. Ich mag demnicht folgen. Unser Auftrag ist doch Menschenfängerzu se<strong>in</strong>. Und da müssten wiruns auch anschauen, <strong>in</strong> welche Netze dieMenschen am ehesten gehen. Zwischendem missionarischen Auftrag und denzeitgemäßen Mitteln zu se<strong>in</strong>er Erfüllungsehe ich solange ke<strong>in</strong>en Widerspruch wiedie Grundfrage unseres Glaubens nicht<strong>in</strong>frage gestellt wird.Erst zaghaft oder für das e<strong>in</strong>fache Geme<strong>in</strong>demitgliedkaum wahrnehmbar reagiertdie Kirche mit e<strong>in</strong>er gewissen Modernisierungihrer <strong>Kirchen</strong>gebäude. Die Thomaskirchez.B. hat e<strong>in</strong>e bemerkenswerteKur erlebt, hell ist sie geworden, freundlich,die Sitzbänke s<strong>in</strong>d bequem, sie hatToiletten und ist so temperiert, dass manim W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>en Gottesdienst gut aushält.In ihr ist gut Sitzen und Zuhören.Die Türen der Predigerkirche s<strong>in</strong>d meistoffen und durch die Glaswand könnenStadtführer während der W<strong>in</strong>termonatedas <strong>Kirchen</strong><strong>in</strong>nere wenigstens erklären.Die <strong>in</strong> der Predigerkirche gewählte technischeLösung zeigt, was selbst <strong>in</strong> altenGemäuern möglich ist.Ich f<strong>in</strong>de, für unsere <strong>Kirchen</strong> sollte e<strong>in</strong>e

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