13.07.2015 Aufrufe

04/06 - Evangelische Kirchen in Erfurt

04/06 - Evangelische Kirchen in Erfurt

04/06 - Evangelische Kirchen in Erfurt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

7 JOHANNES-LANG-GEDENKENFreien Künste (Artes). Während Luther diebiblische Professur erlangte, die bis dah<strong>in</strong>v. Staupitz <strong>in</strong>ne gehabt hatte, las LangMoralphilosophie und wurde 1515 Baccalaureusbiblicus. Das war der untersteGrad an der theologischen Fakultät.Als Johannes Lang nach <strong>Erfurt</strong> zurückkehrte,bemerkte er, dass sich nicht nur dieKlosterzucht bedenklich gelockert hatte,sondern dass auch das Generalstudium,das <strong>in</strong> diesem Kloster bestand, arg <strong>in</strong> Verfallgeraten war. In diesem Jahr kam auchMart<strong>in</strong> Luther nach <strong>Erfurt</strong>, wo er als Distriktsvikardas Kloster zu visitieren hatte.Er bemängelte verschiedene Missständeund sorgte dafür, dass Lang Prior wurde.Der kümmerte sich nicht nur um das Generalstudiumim Kloster, sondern setzteauch se<strong>in</strong> Studium an der Universität fort.Er wurde Lizentiat, was damals e<strong>in</strong>e Vorstufezum Doktorat war. Dies letztere aberwurde ihm hartnäckig verweigert.E<strong>in</strong>erseits missfiel manchen Professorense<strong>in</strong> Humanismus, was zugleich e<strong>in</strong>erAbsage an die herrschende Scholastikgleichkam. Er sei unwissenschaftlich, hießes da. M<strong>in</strong>destens ebenso verdächtig warse<strong>in</strong>e offensichtliche Zuneigung zu Lutherund dessen Theologie. Denn nach derVeröffentlichung der 95 Thesen über denAblass, die ihm se<strong>in</strong> alter Freund am11. November 1517 zugeschickt hatte,war Luther <strong>in</strong> den Verdacht der Ketzereigeraten.1519 konnte Johannes Lang doch denDoktorgrad erwerben, zumal der ihmfreundschaftlich zugetane Justus Jonas <strong>in</strong>diesem Jahr Rektor war.Lang hatte schon 1518 Mart<strong>in</strong> Luther zumGeneralkapitel des Ordens nach Heidelbergbegleitet. Bei dieser Versammlungwurde er zum Nachfolger Luthers als Distriktsvikarbestellt. Auch bei der LeipzigerDisputation war er 1519 anwesend,als Helfer Luthers, wie Dr. Eck schrieb.Das <strong>Erfurt</strong>er Pfaffenstürmen im Jahre 1521beunruhigte ihn ebenso wie Mart<strong>in</strong> Luther.Denn Gewalttätigkeit konnte derAusbreitung des Evangeliums nur schaden.In dieser unruhigen Zeit übersetzteJohannes Lang das Matthäusevangelium.Diese Übersetzung hielt sich enger an dengriechischen Wortlaut als diejenige, dieMart<strong>in</strong> Luther etwa zur gleichen Zeit aufder Wartburg <strong>in</strong> Angriff nahm.Mart<strong>in</strong> Luther, der von dieser Arbeit se<strong>in</strong>esFreundes erfuhr, ermutigte ihn zurWeiterarbeit.Inzwischen schien sich der Orden derAugust<strong>in</strong>er-Eremiten allmählich aufzulösen.Johannes v. Staupitz legte se<strong>in</strong> Generalvikariatnieder und trat <strong>in</strong> den Benedikt<strong>in</strong>erordene<strong>in</strong>. Der Nürnberger WenzeslausL<strong>in</strong>k, der sich zu e<strong>in</strong>em Anhängerder Reformation entwickelte, wurde se<strong>in</strong>Nachfolger. Das Generalkapitel, das 1522<strong>in</strong> Wittenberg tagte, stellte es jedem frei,den Orden zu verlassen, hob also die Verb<strong>in</strong>dlichkeitder Gelübde auf. JohannesLang machte davon Gebrauch, aber nun„hatte er nichts als sich selbst“, d.h. erwar völlig mittellos. Nun heiratete er diewohlhabende und k<strong>in</strong>derlose Witwe desWeißgerbermeisters He<strong>in</strong>rich Mattern imHause zum Ste<strong>in</strong>bock <strong>in</strong> der Michaelisstraße.Sie war deutlich älter als er, undes ist nicht verwunderlich, dass er mitSpott und Verdächtigungen überschüttetwurde. Als se<strong>in</strong>e Frau 1527 starb, schriebihm Mart<strong>in</strong> Luther, er wisse nicht, ob erihm kondolieren oder ihm gratulieren solle.Sehr ärgerliche Erbstreitigkeiten folgten,aber am Ende fiel ihm e<strong>in</strong> Teil desErbes zu. E<strong>in</strong> Jahr später heiratete erwieder. Aus dieser Ehe g<strong>in</strong>gen mehrereK<strong>in</strong>der hervor.Als 1525 aufständische Bauern <strong>Erfurt</strong> bedrängten,war derjenige, der den Aufruhr<strong>in</strong> maßvolle Bahnen lenkte, nicht JohannesLang, sondern e<strong>in</strong> anderer evangelischerPrediger: Eberl<strong>in</strong> von Günzburg, deraber nicht lange <strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong> blieb. Hier gab

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!