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04/06 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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JOHANNES-LANG-GEDENKEN 6Johannes Lang unddie Reformation <strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong>Dr. Hans Jochen GentheDas Johannes-Lang-Haus ist den <strong>Erfurt</strong>ernbekannt, weniger aber vermutlich JohannesLang selbst. Das Jahr se<strong>in</strong>er Geburtist nicht sicher festzustellen. Spätestensmuss es 1488 se<strong>in</strong>.Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen.Se<strong>in</strong> Elternhaus, das den August<strong>in</strong>erngehörte und später käuflich erworbenwurde, lag neben dem Kloster. Wir wissennur, dass se<strong>in</strong>e Mutter dort e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>enHandel betrieb. Über se<strong>in</strong>en Vater istnichts bekannt, wohl aber wissen wir, dasser Geschwister hatte.Über die bescheidenen Verhältnisse wollteer h<strong>in</strong>auswachsen. Früh schon erfasste ihnder Geist des damals <strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong> sich regendenHumanismus, also die Liebe zu denalten Sprachen und zur Literatur des Altertums.Zum W<strong>in</strong>tersemester 1500, alsoe<strong>in</strong> Semester vor Mart<strong>in</strong> Luther, wurde eran der Universität <strong>in</strong>tituliert, also immatrikuliert.Hier studierte er an der Fakultätder Artes, der sieben freien Künste bei dengleichen Professoren wie Mart<strong>in</strong> Luther,nämlich Jodocus Trutvetter und BartholomäusArnoldi, der nach se<strong>in</strong>em Heimatortmeist „Us<strong>in</strong>gen“ genannt wurde.Besonders zog ihn aber der damals <strong>in</strong> <strong>Erfurt</strong>lehrende Humanist Nicolaus Marschalkan. Auf dessen Betreiben hatte derBuchdrucker Wolfgang Schenck im„Schwarzen Horn“ <strong>in</strong> der Michaelisstraßezum ersten Mal nördlich der Alpen mitgriechischen und hebräischen Lettern gedruckt.Durch Marschalk erwarb Lang se<strong>in</strong>espäter so bedeutenden Kenntnisse desGriechischen. Während se<strong>in</strong>es Studiumsfand er aber auch humanistische Ges<strong>in</strong>nungsgenossen:Crotus Rubianus, GeorgSpalat<strong>in</strong> und andere. 1503 erwarb er denuntersten akademischen Grad, den e<strong>in</strong>esBaccalaureus artium, vergleichbar mitdem heutigen Abitur.15<strong>06</strong> wird er als Mönch des Klosters derAugust<strong>in</strong>er-Eremiten erwähnt. Er dürftealso etwa gleichzeitig mit Mart<strong>in</strong> Luther<strong>in</strong> diesen Konvent e<strong>in</strong>getreten se<strong>in</strong>. Wasihn dazu bewogen hat, ist unbekannt.1508 ist er Priester; also dürfte auch se<strong>in</strong>ePriesterweihe ungefähr zu der Zeit erfolgtse<strong>in</strong>, zu der auch Mart<strong>in</strong> Luther Priesterwurde. Dass sich die beiden angefreundethaben, ergibt sich aus e<strong>in</strong>em späterenBrief Langs an den Gothaer ChorherrenMutian, das Haupt der <strong>Erfurt</strong>erHumanisten. Mart<strong>in</strong> Luther verdankt se<strong>in</strong>eersten Kenntnisse des GriechischenJohannes Lang. Doch dieser betont, dassauch er viel von Mart<strong>in</strong> Luther empfangenhaben. Mart<strong>in</strong> Luther kann man nichtals Humanisten im genauen S<strong>in</strong>ne bezeichnen,aber der Humanismus war ihmwichtig, weil er ihm die biblischen Sprachenerschloss. also e<strong>in</strong>e gründlicheSchriftauslegung erst möglich machte, unddie Auslegung der Schrift war für Mart<strong>in</strong>Luther die Erhebung des wörtlichen S<strong>in</strong>nes,also dessen, was die Verfasser derbiblischen Bücher geme<strong>in</strong>t haben im Gegensatzzu allegorischen und anderenübertragenen Bedeutungen.Bei e<strong>in</strong>em Konflikt <strong>in</strong>nerhalb des Ordens,<strong>in</strong> dessen Zusammenhang Luthers Romfahrtsteht, nahm Mart<strong>in</strong> Luther schließlichPartei für den Generalvikar Johann vonStaupitz. Johannes Lang trat ihm zur Seite,aber damit standen die beiden alle<strong>in</strong>im <strong>Erfurt</strong>er Konvent. Ihre Lage zwischenihren Brüdern war so schwierig, dass derGeneralvikar beide nach Wittenberg versetzte.Während Luther 1512 bereits zum Doktorder Theologie promoviert wurde, erlangteLang im gleichen Jahr erst den Grade<strong>in</strong>es Magisters der Philosophie, also der

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