JOHANNES-LANG-GEDENKEN 8es aber andere bedeutende, meist demHumanismus verpflichtete evangelischePrediger: Petrus Geltner an der Kaufmannskirche,Ägidius Mechler an derBartholomäuskirche, Justus Menius an derThomaskirche, Anton Musa an der Moritzkirche,Georg Petz an der Michaeliskircheund se<strong>in</strong> Nachfolger JohannesCuelsamer, Ludwig Platz an der Andreaskirche,um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Langselbst wurde 1525 Domprediger. Fünf Jahrespäter wurde den <strong>Evangelische</strong>n derDom durch den Hammelburger Vertragentzogen. Lang wurde nun Neunuhr-Prediger(Nonarius) erst an der Michaeliskirche,dann an der Predigerkirche.Das war die Zeit heftigster Ause<strong>in</strong>andersetzungenzwischen den beiden Konfessionen,bei der sich auf katholischer SeiteKonrad Kl<strong>in</strong>g hervortat. Der Rat derStadt, <strong>in</strong> dem die konfessionellen Mehrheitenwechselten, der sich vor e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>greifendes Kurfürsten von Ma<strong>in</strong>z schützenmusste, zugleich aber den Kurfürstenvon Sachsen nicht vor den Kopf stoßendurfte, war also nur ausnahmsweise e<strong>in</strong>eStütze der <strong>Evangelische</strong>n. Besondersschlimm wurde es, als Konrad Kl<strong>in</strong>g 1533öffentlich behauptete, die evangelischenPrediger seien gar nicht ordentlich berufen.Das war der Anlass für e<strong>in</strong>e BesuchMart<strong>in</strong> Luthers, der sich darüber empörte,dass der Rat nicht für die Prediger e<strong>in</strong>trat.In diesen und den verschiedenen Ause<strong>in</strong>andersetzungenwar Johannes Lang derführende Mann unter den evangelischenPastoren. Noch gab es ja ke<strong>in</strong>e evangelische<strong>Kirchen</strong>behörde für <strong>Erfurt</strong> und das<strong>Erfurt</strong>er Gebiet. Das <strong>Evangelische</strong> M<strong>in</strong>isteriumist erst nach Langs Tod als amtlicheInstanz gegründet worden. JohannesLangs ganz <strong>in</strong>formelles Wirken hat dieseGründung vorbereitet. Auf se<strong>in</strong>em Grabste<strong>in</strong>war er als „Superattendens“, alsoSuper<strong>in</strong>tendent tituliert, aber das war ke<strong>in</strong>eamtliche Dienstbezeichnung, sonderndie durchaus zutreffende Bezeichnung fürse<strong>in</strong> Wirken. Immerh<strong>in</strong> hat er 1537 für die<strong>Erfurt</strong>er Pastoren die SchmalkaldischenArtikel unterschrieben.Er war aber nicht nur für <strong>Erfurt</strong> tätig. 1533berief ihn Graf He<strong>in</strong>rich XXII. vonSchwarzburg zum Vorsitzenden der Visitationskommission,die <strong>in</strong> der schwarzburgisch-sondershäuserOberherrschaft,also <strong>in</strong> Arnstadt, die Reformation e<strong>in</strong>geführthat.Am 2. April, dem Ostermontag 1548 istJohannes Lang gestorben. Er wurde <strong>in</strong> derMichaeliskirche begraben, aber das Grabist nicht mehr vorhanden. Die Inschrift istaber bekannt. E<strong>in</strong> Bild von ihm existiertnicht mehr. Von demjenigen, das auf derGrabplatte angebracht war, ist ke<strong>in</strong>e Kopievorhanden.2. April 2008Vor dem Wohnhaus Johannes Langs,Michaelisstraße 2910 Uhr GedenkenMichaeliskirche / UniversitätskircheJohannes Langs Predigtstätte17 Uhr VespergottesdienstAnschließend Grußwort des <strong>Erfurt</strong>erOberbürgermeisters Andreas Bausewe<strong>in</strong>18 Uhr Empfang des <strong>Evangelische</strong>n<strong>Kirchen</strong>kreises19 Uhr Vortrag„Johannes Lang – der Reformator<strong>Erfurt</strong>s“Eberhard Immig, <strong>Erfurt</strong>, Archivar i. R.20.30 Uhr Podium „Verantwortung ausdem Gewissen – Handeln aus Glauben“Pröpst<strong>in</strong> Elfriede Begrich, Christ<strong>in</strong>eLieberknecht, Astrid Rothe-Be<strong>in</strong>lich,Pfr. Dr. Andreas L<strong>in</strong>dner, Mart<strong>in</strong>-Luther-Institut der Universität <strong>Erfurt</strong>Moderation Dr. Aribert Rothe
9 PERSÖNLICHKEITEN„Reformator des Nordens“Johannes Bugenhagen (1485-1558)zum 450. TodestagDr. Michael LudscheidtAls das Zentrum des Wittenberger Reformatorenkreiseskann e<strong>in</strong> Dreigestirnangesehen werden, zu dem neben Mart<strong>in</strong>Luther und Philipp Melanchthonauch Johannes Bugenhagen gehört, dessenTodestag sich im April dieses Jahreszum 450. Mal jährt. Der aus Pommernstammende Theologe zählt zu den bedeutendstenGestalten der Reformationszeitund hat mit se<strong>in</strong>em Lebenswerk e<strong>in</strong>eneigenständigen Beitrag zur Ausbreitungund Festigung der Reformation geleistet.Daß e<strong>in</strong>e modernen wissenschaftlichenAnforderungen genügende Biographiedes von den Zeitgenossen se<strong>in</strong>erHerkunft wegen ‚Doctor Pomeranus‘Genannten bislang fehlt, ist e<strong>in</strong>erseitsden <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht noch immer unzureichendenVorarbeiten geschuldet,verweist andererseits aber auch auf dieaugensche<strong>in</strong>lich ger<strong>in</strong>gere Beachtung,die Bugenhagen <strong>in</strong> der kirchengeschichtlichenForschung im Vergleich zu se<strong>in</strong>enbeiden verme<strong>in</strong>tlich berühmteren WittenbergerKollegen zuteil wird.Bugenhagens H<strong>in</strong>wendung zur lutherischenLehre, für die sich <strong>in</strong> der Forschungder Begriff der „reformatorischenWende“ (Hans-Günter Leder) e<strong>in</strong>gebürgerthat, erfolgte nicht spontan, sondernwar e<strong>in</strong>e bewußte Entscheidung im Ergebnisder e<strong>in</strong>gehenden Beschäftigungmit Luthers Schrift über die babylonischeGefangenschaft der Kirche, aus derenLektüre er nach anfänglicher Ablehnungdie E<strong>in</strong>sicht gewann, daß Luther alle<strong>in</strong>die Wahrheit des Evangeliums vertrete.Diese Erkenntnis veränderte se<strong>in</strong> Leben<strong>in</strong> der Folge tiefgreifend: Bugenhagenfaßte den Entschluß, nach Wittenberg zugehen, um die reformatorische Theologieaus erster Hand kennenzulernen.Bis dah<strong>in</strong> war se<strong>in</strong> Werdegang <strong>in</strong> den üblichenBahnen e<strong>in</strong>er Gelehrtenexistenzam Übergang zur Frühen Neuzeit verlaufen.Bugenhagen wurde am 24. Juni1485 als Sohn des Ratsherren GerhardBugenhagen <strong>in</strong> Woll<strong>in</strong> geboren und aufden Namen des Tagesheiligen, Johannes,getauft. Nach dem zu vermutenden,nicht aber durch Zeugnisse zu belegendenSchulbesuch <strong>in</strong> der Geburtsstadtwidmete sich Bugenhagen ab 1502 ander Universität <strong>in</strong> Greifswald dem Studiumder artes und wurde 15<strong>04</strong> zum Rek-